Wetter/Pilze September 2024
Tagebuch Wetter/Pilze September 2024
Sonntag, 01. September – Whitesnake – Crying In The Rain – Aber damit es endlich richtig los gehen kann, brauchen wir dringend Regen. Egal, ob wir dann. so wie bei Whitesnake, im Regen Schreien möchten, auf jeden Fall aber Jubeln, so er denn richtig ergiebig ausfallen sollte. Am Dienstag und Mittwoch können nun doch wieder einige Schauer und Gewitter auf Mecklenburg übergreifen. Aber ich glaube kaum, dass damit ein allgemeiner Aufbruch verbunden sein dürfte. Allenfalls regional könnten erste Akzente gesetzt werden. Flächigere Regenfälle werden derzeit frühestens in der übernächsten Woche in dann deutlich kühlerer Herbstluft in den Wettermodellen gezeigt. Zunächst geht es jedoch in den nächsten Tagen mit den Temperaturen wieder steil bergauf. Vor Mitte September wird es demnach kaum besser an der Pilzfront. Heute Vormittag schaute ich seit längerem mal in die Parkanlage am Seeblick, in Wismar – Wendorf vorbei. Tote Hose, bis auf einen vertrockneten Hexen – Röhrling.
Montag, 02. September – My Wild Irish Rose – Allerdings waren die Stücke auf dieser CD alle instrumental und fast meditativ. – Sommer, Sonne, Sonnenschein, so stellt sich die Witterung dieser Tage auch weiterhin über M-V dar. In trockener Luft war es dieser Tage aber sehr angenehm, mit erholsam frischen Nächten zum Durchlüften. Damit ist jetzt aber wieder Schluss. Es wird zunehmend heißer und schwüler, mit weniger schlaftauglichen Nachttemperaturen. Der Hochsommer im Spätsommer dreht jetzt bei uns im Nordosten nochmal richtig auf. Gleichzeitig steigt ab morgen, besonders in Westmecklenburg, die Gewitterneigung zumindest etwas an. Das hoch aufgelöste Super – HD zeigt aber diesbezüglich kaum Signale und belässt Starkregen und Gewitter im wesentlich westlich von Mecklenburg. Andere Modelle lassen auch bei uns Schauer und Gewitter aufkommen. Die Modelle haben weiterhin so ihre Schwierigkeiten, die Auslöse richtig einzuschätzen. Heute Nacht bis in den Vormittag gab es einen großräumigen Gewittercluster über Süddeutschland. Keines der verfügbaren Modelle hatte den in seiner Rechnung. So sind also durchaus Überraschungen möglich und es heißt einmal mehr Nowcasting ist angesagt. Also der Blick in den Himmel scheint mitunter viel wichtiger und aufschlussreicher, als nur auf die Regeradarbilder zu schauen.
Wo sich Gewitter bilden, können sich diese aber schnell zu Unwettern auswachsen, teils bis in den Extrembereich, durch heftigen Starkregen mit Überflutungsgefahr! Einen allgemeinen Durchbruch, sollte es relevantes geben, sehe ich jedoch nicht. Das werden dann wohl eher wieder regionale bis örtliche Geschichten sein, so sie denn überhaupt stattfinden, zumindest auf unserem Territorium. Wie es danach weitergeht, da gibt es nach wie vor in den Wettermodellen große Unterschiede. Von zunehmend trockenem Hochdruckeinfluss bis hin zu unwetterartigen Regenmengen, besonders auch über M-V. Das GFS rechnete heute beispielsweise bis zum 09. September mit 60 bis 100 Liter, die über unsere Einzugsgebiete ausgeschüttet werden sollen. Das wäre der Paukenschlag für den Pilzherbst 2024. Andere Modelle lassen es trocken. Am wahrscheinlichsten scheint zu sein, dass über Westeuropa ein Tief nach Süden abtropft und über Süddeutschland ein weiteres sich einfindet. Diese sollen dann zu uns in den Norden auch weiterhin sehr warme Sommerluft herum holen. Am Wochenende können in diesem Zusammenhang dann auch wieder Schauer und Gewitter aufkommen. Insbesondere wenn dazu noch ein Höhentief über dem Ostseeraum mit einbezogen wird. Dann könnte es tatsächlich zu den oben erwähnten und unwetterartigen Starkregenfällen bei uns kommen. Es bleibt also sehr spannend!
Mögliche Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 17.09.: minimal 1,1; maximal 129,2 und im Mittel 38,8 l/qm.
Dienstag, 03. September – Lynn Anderson – Snowbird – Um es vorweg zu nehmen, die Chancen auf nennenswerten Regen für unser Einzugsgebiet in absehbarer Zeit sind gegen null geschrumpft. Waren in den letzten Tagen doch immer auch sehr vielversprechende Berechnungen auch für uns dabei, ist nun davon nichts mehr übrig geblieben. Statt dessen bleibt uns der Hochsommer nach aktuellem Stand noch bis mindestens Mitte nächster Woche erhalten. Hitze und Trockenheit ohne Ende und die Urlauber, die jetzt ihren Urlaub an der Ostsee verleben, dürften hocherfreut sein. Heute purzelten in Ostdeutschland schon wieder alte Hitzerekorde, die teils seit fünfzig Jahren für die erste Septemberdekade bestand hatten. Morgen dürfte es diesbezüglich erst richtig zur Sache gehen, denn es soll noch heißer werden! Die trockene Hitze schiebt dann auch rasch die schwüle Gewitterluft nach Westen zurück.
In Nordwestdeutschland, bis Schleswig – Holstein, kann es jedoch schwere Gewitter und sintflutartige Regenfälle geben. Das Super HD lässt es gerade noch bis zum Morgen vereinzelt über Mecklenburg zünden, bevor ein heißer Föhn Wüstenstimmung aufkommen lässt. Der Ostwind soll vorübergehend stark auffrischen. Vergessen wir, dass wir uns eigentlich in bester Pilzzeit befinden. Aber wir können uns zumindest mit anderen Pilzfreunden freuen, die nun zunehmend in Hochstimmung geraten, da endlich auch die beliebten Steinpilze zum Hauptschub des Jahres ansetzen. So beispielsweise in Baden – Württemberg oder auch in Bayern, dort wo die intensiven Niederschläge der letzten Zeit nun im Zusammenspiel mit der Jahreszeit ihre Wirkung entfalten. Und andere Regionen, die dieser Tage ordentlich gewässert werden und wurden, werden demnächst aufschließen. Der Abendlauf des GFS zeigte erst im laufe der nächsten Woche leichte Regenfälle in unseren breiten. Die nützen uns herzlich wenig, es muss richtig schütten! Und die derzeit anhaltende und sich noch verschärfende Trockenheit und Hitze würde sich dann in einer regelrechten Pilzexplosion wieder spiegeln. Aber nur, wenn es wirklich massive Niederschläge geben würde, die dann möglichst auch in der Fläche niedergehen sollten.
Heute Abend bin ich noch zu einer kleinen Exkursion in die Züsower Forst aufgebrochen. Ich kann ja hier nicht nur Parkanlagen oder Seebrücken zeigen, sondern wenn möglich auch den einen oder anderen Pilz. Aber dass wird natürlich immer schwieriger, denn auch die Parkanlagen bringen kaum noch was zustande. Allerdings waren heute Urlauber von der Insel Poel im Infozentrum, die gestern vermeintlich jede Menge Falscher Schwefelröhrlinge im Eichenpark Schwarzer Busch eingesammelt haben und die für den Winter getrocknet werden sollen. Mir wurden Handy – Bilder gezeigt und darauf waren nicht die vermuteten Gelben Hexenröhrlinge zu sehen, sondern Wurzelnde Bitter – Röhrlinge, die dort bekanntlich gut unterwegs sind und die auch ziemlich Resistent gegen Trockenheit sind. Also bitte nicht für den Weihnachtsbraten trocknen, dass würde nicht gut kommen!
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 18.09.: minimal 2,4: maximal 75,6 und im Mittel 29,8 l/q.
Mittwoch, 04. September – Bobby Bare – Music City USA – Das Super HD hatte zum hell werden die Auslöse eines Gewitters über Mecklenburg in der Rechnung. Entsprechend habe ich am Abend meinen Radiowecker bemüht und ihn so eingestellt, das mich das Knistern möglicher elektrischer Aktivität wecken würde. Und das hochauflösende Modell für signifikantes Wetter hatte recht. Es war schon hell und die Geräusche der Blitze in nicht weiter Entfernung weckten mich und diese sind immer Musik in meinen Ohren. Der Blick aus dem Fenster zeigte ebenfalls Labilität an. Schnell das Regenradar eingeschaltet und es waren zwei Gewitterzellen zu sehen, die von Süd nach Nord über Mecklenburg in Richtung Ostsee zogen.
Ein Gewitter auf der Linie Parchim – Crivitz – Ostsee und leider knapp östlich an der Hansestadt vorbei. Das andere Donnerwetter weiter östlich, aber westlich von Rostock in der Region Bad Doberan auf die die Ostsee ziehend. Beide mit teils heftigen Starkregenkernen bis hin zu kleinem Hagel. Schade, Wismar wurde nur mit wenigen Tropfen bedacht, aber schließlich hatte Petrus noch ein Einsehen und ließ es kurz danach noch einmal zünden. Jetzt wurde die Innenstadt kurz mal ordentlich abgeduscht. 8,5 Liter fanden sich in meinem Regenmesser ein. Eine Wohltat, aber leider alles in allem nur der berühmte Tropfen auf dem Heißen und nur sehr regional.
Da Mittwoch ist, stand heute auch wieder die obligatorische Exkursion auf dem Programm. Es ging in den dritten Quadranten des Messtischblattes Wessin. Hier traf ich mich gegen 16.00 Uhr mit unserer neuen Vereinsfreundin Petra, die noch ihren Nachbarn mitgebracht hatte und auch Maria aus Lübstorf war mit dabei. Und welch eine Freude, wir brauchten bei der Hitze nicht durch ein stabtrockenes und rascheldürres Revier laufen, denn das morgentliche Donnerwetter hatte auch hier ordentlich Wasser abgelassen.
Der Wald duftete und es war eine tolle Stimmung. Die Erwartungen waren nicht hoch, wurden am Ende aber übertroffen. Zwar keine Täublinge, aber endlich Arten, auf die viele schon gewartet haben. So wie die nach Hühnerstall „duftenden“ Ranzigen Trichterlinge, die zu dieser Jahreszeit eigentlich Standard an vielen Waldwegen sein sollten. Dazu seit langer Zeit einige der sehr schmackhaften Rosablättrigen Helmlinge an Laubholzstubben und endlich auch wieder der eine oder andere Waldfreund Rübling. Na wenn das nichts ist!? Aber Spaß bei Seite, auch diese Kleinarten gehören dazu und verbreiten in solch mageren Zeiten Freunde. Wer es etwas größer bevorzugt, es gab auch mal einen Perlpilz oder Gelben Knollenblätterpilz. Einige Breitblätter und sogar die in Gartenkatalogen unter der Bezeichnung Braunkappe angebotenen Rotbrauen Riesenträuschlinge zum selber anbauen. Hier natürlich Ausgewildert. Auch die allgegenwärtigen Kartoffelboviste ohne Ende und da wir uns teils in einem sauren, anmoorigen Mischwald, mit vielen Fichten und Birken befanden, machte ich auf den Parasitischen Röhrling aufmerksam, der uns wenig später auch hoch erfreuen sollte. Kurz um, es war eine schöne Mittwochsexkursion, heute im Wald bei Friedrichsruhe/Dorf.
Donnerstag 05. September – Johnny Russle – Goodhearted Woman – Heute besuchte mich wieder unser Berliner Pilzfreund Egon. Er macht ein 2. mal in diesem Sommer Urlaub mit seiner besseren Hälfte in Boltenhagen und schaut bei der Gelegenheit immer mal vorbei. Gebe es derzeit mehr in Wald und Flur zu finden, wäre er sicher auch gestern wieder dabei gewesen. Aber bei so einem tollen Strandwetter hat er sich natürlich als Ostseeurlauber anders entschieden. Und die Hitzerekorde für September fallen im Osten Deutschlands dieser Tage massenhaft. Man kann gut und gerne von einer historisch Hitzewelle für die Jahreszeit bei uns im Nordosten sprechen. Und die Hitze geht noch bis Sonntag und danach setzt der Geier zum Sturzflug an.
Schaut man sich heute mal das Sattelitenbild an, sieht man ein kräftiges Tief über Westeuropa, welches einen eindrucksvollen wolkenlosen und mit hochreichend kalter Polarluft angefüllten Streifen weit nach Süden zieht. Im Gegenzug sorgt es dafür, dass der Zustrom für die Jahreszeit sehr heißer Luftmassen, besonders zu uns in den Nordosten, aufrecht herhalten wird. Dazu hat heute der trockene Ostwind ordentlich aufgedreht und die labile Gewitterluft weit nach Westen zurück geschoben. Der klassische Kampf zwischen Hoch und Tief. Das blockierende Russland Hoch ist ja oft im Zusammenspiel mit der Ostsee bei uns der Sieger und lässt die feuchteren Luftmassen aus dem Westen nur etwa bis in Höhe der Elbe nach Nordosten voran kommen. Wir haben es auch in den zurückliegenden Monaten immer wieder erlebt. Aber jetzt scheint dem Westeuropatief endlich der Kragen zu platzen. Es geht ab dem Wochenende mit aller Kraft gegen den Hochdruckblock vor und sorgt dann auch dafür, dass uns herbstlich kühle Meeresluft in der nächsten Woche um die Ohren weht. Das Ganze geht mit Pauken und Trompeten einher. Diese Orchesterklänge haben wir ja besonders im Westen und Süden schon seit Tagen, aber nach kurzer Beruhigung, geht es damit ab Sonntag zunächst in Westdeutschland wieder los.
Wieder ziehen starke Gewitter und teils ergiebige Regenfälle auf. In einigen Regionen ist es inzwischen wirklich schon zu viel des Guten. Es wäre nun wirklich mal an der Zeit, dass auch wir im Nordosten an der Reihe sind. Ja, dieses mal könnte es womöglich klappen. Besonders für Mecklenburg werden für Montag und Dienstag enorme Regenmengen berechnet. Bei Wetter – Online zwischen 45 – 110 l/qm! (Wismar). Ich habe heute Karten gesehen, die teils noch höhere Mengen auf der Agenda haben! Aber abwarten ist die Mutter der Porzellankiste. Möglich könnte diese Entwicklung aber werden, da besagtes Tief noch ein weiteres von Südosten her zu uns herum holt, mit einbezieht. So treffen die Wasserdampf gesättigten Subtropikluftmassen genau bei uns mit der polaren Meeresluft aufeinander. Es ähnelt einer 5 – b – artigen Entwicklung und die birgt bekanntlich häufig ein erhöhtes Unwetterpotenzial durch große Regenmengen. Kommt es so, dann wird endlich der Grundstein auch bei uns für die Hauptsaison an der Pilzfront gelegt werden. Im Zusammenspiel mit der längeren Trockenheit und der langen Hitze, könnte es nach solch hohen Regenmengen, so sie denn tatsächlich kommen, regelrecht zu einem massiven Aufbruch an der Pilzfront kommen. Die Körbe für die dann im Massen sprießenden Herrenpilze und vieler anderen Arten können dann nicht groß genug sein.
Freitag, 06. September – Willie Nelson – Go Away – Die Spannung steigt! Bekommen wir Anfang nächster Woche Grundsteinlegendes? Anderswo hat es ja längst an der Pilzfront gezündet, nur wir dürfen noch Fiebern. Natürlich auch der große Nordosten allgemein. Das wäre natürlich auch im Hinblick auf unsere alljährliche Großpilzausstellung am 1. Oktober – Wochenende vonnöten. Die Vorbereitungen laufen seit Montag bei mir im Infozentrum. Herbstputz ist angesagt. Heute war das erste Schaufenster dran. Fensterputz und auf herbstliche Deko umstellen. Morgen folgt das 2. und der Umlauf geht weiter mit Staub(Sporen)wischen und auch die Nebenfenster glänzend Polieren. Schließlich dann das Wichtigste, die zusätzlichen Ausstellungsflächen aufbauen und frisches Moos organisieren und, und, und….
Viel ist zu tun! Ich hoffe, dass ich etwa um den 20. des Monats damit fertig sein kann. Denn sollten die auslösenden Niederschläge, so wie sie derzeit von vielen Wettermodellen gerechnet werden, tatsächlich kommen, ist das praktisch der Stichtag um unsere Pilzreviere, die zunächst wichtig für Speisepilze sind, in Augenschein zu nehmen. Wir haben zwar aus dem Frühling mit reichlich Maipilzen vorgesorgt, aber das dürfte maximal für einen Imbisstag reichen. Kommt es so, wäre es ähnlich wie vor zwei Jahren. Dann haben noch eine Woche Zeit, um Speisepilze für unser Imbissgeschäft in ausreichender Menge und guter Qualität zu sammeln. Gleichzeitig muss ich die Situation nutzen, um noch ordentlich Herrenpilze zum trocknen heran zu schaffen. Es dürfte ab nun und bis zum Ende der Saison richtig stressig für mich werden.
Aber das ist zunächst nichts weiter wie Wunschdenken, denn ganz sicher ist es nicht, dass die Niederschläge in ausreichender Intensität auch über Mecklenburg niedergehen. Genau so gut kann der Schwerpunkt auch in Richtung Oder, also Berlin/Brandenburg und Vorpommern liegen. So rechnen es einige Wettermodelle und auch der Abendlauf des GFS liegt aktuell auf dieser Schiene. Dann wird das nix mit uns! Der überwiegende Teil Modellwelt ist heute aber noch auf unserer Seite.
Wetter – Online simuliert heute Abend bis Mittwoch nächster Woche zwischen 34 und 79 Liter für Wismar!
Das ECMWF ist sehr differenziert für die Hansestadt und berechnet im Minimum 4,6; maximal 122,9 und im Mittel 45,3 l/qm bis zum 21.09.2024. Ja, dass wird noch ein richtiger Wetter – Krimi!
Sonnabend, 07. September – „Egal was passiert, bewahre immer die Unschuld deiner Kindheit. Es ist das Wichtigste“. Dieses Zitat stammt von dem italienischen Filmemacher Federico Fellini und ist am Freitag auf einem meiner Kalenderblätter vom Hardenberg – Verlag zu lesen gewesen. Und in der Tat, gerne denke ich an meine Kinderzeit zurück, in der ich allmählich die Welt zu entdecken Begann, bzw. in diese mit Schulbeginn geworfen wurde. Eine Zeit, in der sich auch die Liebe zu den Pilzen bei mir heraus kristallisierte. Da passte auch die heutige Morgen – CD ganz gut in `s Konzept. Hier erklangen Lieder, die mich in meine frühe Schulzeit zurück versetzten, mit Liedern, die wir im Musik – Unterricht teilweise lernen und singen mussten. Es ist schon sonderbar, wie sehr mich einige dieser Lieder jetzt im Alter immer noch, oder jetzt erst recht berühren. Wir lieben das fröhliche Leben. Die Welt war damals für mich noch hell und in Ordnung, obwohl ich zunächst auch meine Schwierigkeiten mit dem Schulalltag hatte.
Themen – Wechsel. Ich verfüge im Info – Zentrum Kistenweise über mehr oder weniger jüngere, wie ältere, durchaus antiquarische Pilzbücher, die ich im ständigen Austausch auch zum Verkauf anbiete. Oft stammen sie aus Privatbeständen, beispielsweise durch Haushalts – Auflösungen und werden mir herein gereicht. Da sind durchaus echte Schätze aus längst vergangener Zeit dabei. Heute fiel mir bei dieser Gelegenheit ein kleines Büchlein in die Hände, welches aus dem Jahre 1956 stammt. „Das kleine Pilzbuch“ mit gezeichneten Abbildungen von Willi Harwert. Es ist erstmals 1937 erschienen. Im Insel – Verlag Leipzig. Neu bearbeitet von Alfred Birkfeld. Ein wunderschönes, kleines Tafelwerk mit ganz vorwiegend vorzüglichen Abbildungen. Weitere Autoren lieferten Textbeiträge. Hier möchte ich einige Farbtafeln davon mal vorstellen. In chronologischer Reihenfolge.
Erneuter Themenwechsel. Ein weiterer Hitzetag liegt hinter uns. Es war der vorletzte in diesem Jahr. Also morgen noch einmal hochsommerliches Wetter genießen, bevor es rasant in den Vollherbst geht, mit Temperaturen wie sie Mitte Oktober als die Norm zu nennen wären. Von viel zu hohen Werten für die Jahreszeit hin zu viel zu kalten. Das wird zu spüren sein und schon bald werden viele an die warmen Tage wehmütig zurück denken. Aber das ist das geringere Übel. Wichtig ist, dass mit dem Wetterwechsel ergiebige Regenfälle verbunden sind, denn die Temperaturen werden sich im Verlauf auch wieder auf angenehmere Werte erholen.
Die ganz große Sintflut wird es zwar nicht werden, aber zur Grundsteinlegung sollte es allemal reichen, was bis Dienstag oder Mittwoch vom Himmel kommen soll. Bei Wetter – Online reicht die Spanne speziell für Wismar von 34 – 80 l/qm. Los könnte es ab morgen Abend gehen, wenn erste Schauer und Gewitter aufkommen sollen. Richtig zur Sache geht es aber erst ab Montag morgen, wenn von Süden her allmählich die schauerartigen und von Gewittern durchsetzten Starkregenfälle aufkommen. Die sind an ein Bodentief gekoppelt, welches sich morgen über Bayern bildet und unter Verstärkung zur Ostsee ziehen soll. Dabei könnte ein stark auffrischender Wind das Herbstfeeling noch unterstützen. Weitere Schauer und Regenfälle können besonders in der ersten Wochenhälfte noch folgen. Die Kaltluft soll dann bis in das Mittelmeer rutschen und dort für eine neuerliche Zyklogenese sorgen. Diesbezüglich war der Vormittagslauf des GFS heute besonders progressiv aufgestellt und lies das Tief auf 5 – b – Zugbahn zur Ostsee ziehen. Hier sollte es sich zu einem schweren Herbststurm mausern, mit Regenmengen, da sind die jetzt zu erwartenden nichts weiter wie ein feuchter Hauch. Der Abendlauf hatte diese Entwicklung auch noch gezeigt, aber deutlich harmloser und weiter östlich. Die Grundtendenz scheint mittelfristig jedoch wieder mehr in Richtung Hochdruck zu gehen, mit zumindest dezent ansteigenden Temperaturen.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 22.09.: minimal 15,7; maximal 139,2 und im Mittel 49,5 l/qm.
Sonntag, 08. September – Wishbone Ash – Goodbey Baby Hello Friend – Ja, das war er dann wohl, der letzte Hochsommertag in Mecklenburg in 2024. Noch einmal richtig warm, vielen zu warm. Denen wird es aber in der neuen Woche definitiv gleichfalls zu lausig werden! Zumindest nach dem Durchzug einer Kaltfront ab Mittwoch. Hochreichend kalte Polarluft fließt dann ein und in den Nächten wird es schon mal empfindlich frisch werden. Richtig Herbst und für September viel zu kalt! Der Wetterumschwung ist jetzt am Abend schon gut auf den Regenradarbildern zu sehen. Regen und Gewitter werden immer mehr und ziehen von Süd nach Nord. Aber wie könnte es auch anders sein, die größten Regenmengen sollen mal wieder westlich von uns niedergehen. Hamburger Raum und Schleswig – Holstein. Westmecklenburg kann noch gestreift werden. Gestreift von den regenintensivsten Gewittern. Das rechnen inzwischen viele Wettermodelle so. Ich hoffe jedoch, dass wir bis morgen Abend zumindest in der Fläche noch 10 – 20 Liter bekommen. Danach soll es ab morgen Nachmittag noch richtig stürmisch werden!
Wetter – Online ist jedoch weiterhin sehr optimistisch in der Regenprognose für Wismar mit 36 – 80 Liter in der kommenden Woche. Wie gestern schon erwähnt, rauscht die hochreichend kalte Polarluft gleich bis über das Mittelmeer hinauf und löst sehr wahrscheinlich die Entwicklung eines Genua – Tiefs aus. Die Anzeichen dafür verdichten sich inzwischen deutlich. Der Golf von Genua ist die Wiege der berüchtigten V – b Wetterlagen. In einigen Wettermodellen sind in diesem Zusammenhang auch schon wieder Karten zu sehen, die, wenn sie so eintreffen, in einigen Regionen Deutschlands Land unter bedeuten würden. Insbesondere in der Osthälfte, aber auch bis weit in die Mitte hinein. In den extremsten Varianten, die heute auf Kachelmannwetter gezeigt wurden, können gebietsweise über 200 Liter Regen vom Himmel kommen. Betroffen wäre laut dieser Grafik auch M-V, allerdings mit „nur“ 60 – 100 Liter auf den Quadratmeter! Jedoch nur, sollte das Tief eine recht westliche Zugbahn einschlagen und nicht zu weit nach Osteuropa ausscheren. Aber das ist noch alles Spekulation. Hoffen wir auf Realeres in den nächsten Stunden.
Übrigens wollte ich ja die schönen Zeichnungen aus dem kleinen Pilzbuch hier vorstellen. Daraus wird nun leider nichts mehr, denn heute interessierte sich jemand für dieses Buch. Da ich es zum Verkauf angeboten habe, ging es auch über den Ladentisch. Ich hatte gestern mal im Netz geschaut, wie es derzeit gehandelt wird. Von über 50 € bis rund 5 €. Es ging für 5 € weg. Ich bin eben kein wirklicher Geschäftsmann. Zum Glück hatte ich kurz vorher noch den Amanita phalloides abfotografiert, wie weiter oben zu sehen ist.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 23.09.2024: minimal 16,8; maximal 137,8 und im Mittel 50,0 l/qm.
Montag, 09. September – Valediction – Ist heute nun aller Tage Abend oder nicht? Wurde der Grundstein für den zu erhoffenden Herbstschub gelegt? Jaein! Wie gestern Abend vermutet, im Westen von Mecklenburg durchaus, in unseren eher östlichen Revieren wohl kaum. Der Spätlauf des Super HD zeigte etwa ab Mitternacht eine Schwergewitterlage für Westmecklenburg an, obwohl auf den Regenradarbildern eigentlich nur Regen mit ganz vereinzelten Blitzen zu sehen war. Da muss dann ja noch ordentlich was gehen, dachte ich mir und schaltete gegen Mitternacht mein Radioradar bezüglich elektrischer Aktivität ein. Blitze waren reichlich im Hintergrund zu hören, aber weit weg. Hat nichts mit uns zu tun. Dann so gegen 0.30 Uhr vereinzelte Entladungen deutlich dichter, noch nichts großes, aber es scheint sich etwas zu entwickeln. Dann ging es rasant. Blitze in immer kürzeren Abständen und so dicht, dass auch schon Wetterleuchten am südwestlichen Horizont zu sehen war. Alles bestens, genau die richtige Himmelsrichtung, obwohl die Gewitterzellen ein leichten Drall nach Nordwesten zeigten.
Schnell entwickelte sich nun ein kleiner Cluster über Westmecklenburg, der mit seiner Nordverlagerung immer stärker wurde. Schließlich war das Knistern der Entladungen kurz vor Wismar derart chaotisch, wie ich es in dieser Form noch nie mitbekommen hatte. Ganz merkwürdig hörte sich das an, sehr ungewöhnlich! Der Blick auf die Blitzanalyse bei Kachelmannwetter zeigte mehrere Zellen, von denen zwei Rotation aufwiesen. Diese starken Turbulenzen in den Wolken könnten für das merkwürdige verhalten der Blitze möglicherweise verantwortlich zeichnen. Es hatten sich zwei kurzlebige Mesozyklonen eingelagert und das bedeutet immer ein Achtungszeichen, denn diese können die berüchtigten Tornados hervor bringen. Es ging nun alles sehr schnell. Die blitzreichen Zellen waren noch auf Abstand, als plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ein greller Erdblitz um 0.43 Uhr und 10 Sekunden vor meinen Augen, im wenige Kilometer entfernten Stoffersdorf, einschlug. Sofort erste Regentropfen, aber schnell war nun auch das Hauptgewitter hoch. Ein heftiger Wolkenbruch ergoss sich über die Hansestadt Wismar. Auch westlich von Schwerin über Grevesmühlen zur Ostsee hoch Wasserbomben artige Sturzfluten. Auch östlich der Hansestadt zogen ähnlich heftige Zellen zur Mecklenburger Bucht. Dabei erhielt die Insel Poel einen Doppelttreffer. Hier einige Stationswerte von Kachelmannwetter 8.00 Uhr: Carlow 20, Redefin 22, Dodow 24, Boltenhagen 28, Grevesmühlen 31, Kirchdorf/Poel 41, und Wismar, Stand 18.00, Uhr 24 l/qm. In diesen Regionen Daumen hoch! Hier darf nun die Uhr gestellt werden.
Das nachfolgende Regengebiet erbrachte ansonsten nicht die erhofften Mengen. Hier müssen wir nun sehen, was der Kaltfrontdurchgang in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch selbst noch zustande bringen kann. Dabei soll es durchaus ordentlich schütten, so dass 10 – 20 l/qm möglich sind. Diese Kaltfront rauscht gleich bis zum brühwarmen Mittelmeer durch, mit sehr kalter Höhenluft im Gepäck. Es besteht dort rasch ein hohes Unwetterpotential (Vb – Tief). Es zieht sehr feuchte Warmluft dabei nach Nordosten und es entstehen sehr intensive Regenfälle. Es läuten durchaus schon die Alarmglocken in Österreich, Slowenien, Tschechien und wahrscheinlich auch in der Südosthälfte Deutschlands. Die Wettermodelle berechnen enorme Regenmengen, die, so sie den kommen sollten, katastrophale Ausmaße annehmen können. Je nach dem, wie das Tief zieht, kann auch der gesamte Osten Deutschlands mit einbezogen werden. Einige Karten sehen auch über M-V bis zu 100 Liter, vorzugsweise eher in Richtung Vorpommern. Aber sicher ist das noch lange nicht, zumindest für uns im hohen Nordosten. Es müssen ja nicht gleich 100 Liter sein, halb so viel würde auch reichen und wir könnten einen massiven Wachstumsschub, u. a. so beliebter Speisepilze wie den Herrenpilzen bekommen. Aber auch so dürfte es im Verlauf der nächsten Woche bergauf gehen.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 24.09.: minimal 28,8; maximal 116,9 und im Mittel 53,4 l/qm.
Dienstag, 10. September – Wishbone Ash – Come Rain, Come Shine – Bedeutung von Come Rain, Come Shine – Nun ist es schon recht herbstlich geworden. Und in der kommenden Nacht zieht die nächste Kaltfront auf, mit schauerartigen und verbreiteten Regenfällen. Zwischen 10 und 20 Liter werden prognostiziert, wobei die größten Mengen eher in Richtung Nordwestmecklenburg berechnet werden. Das könnte dann für längere Zeit der letzte nennenswerte Regen für unsere Region gewesen sein. Allerdings folgen morgen Nachmittag durch klassisches Rückseitenwetter, in hochreichend kalter Polarluft, noch Schauer und Gewitter nach, die zumindest örtlich nochmals mit einigen Litern punkten könnten. Westmecklenburg sollte dann recht gut bedient worden sein und im laufe der nächsten Wochen dürften die Resultate zu Tage treten.
Heute habe ich weitere Vorbereitungen für unsere Ausstellung getroffen und am Abend traf sich der Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar, um organisatorische Dinge zu besprechen. Nicht nur im Hinblick auf unsere Anfang Oktober stattfindende Großpilzausstellung, sondern beispielweise auch um einen gestellten Förderantrag zu erläutern und zu konkretisieren. Schwerpunkt war dann aber doch die Planung der Ausstellung. Es muss Moos für die Ausstellungsflächen geholt werden. Wer hat wann Zeit in Wald und Flur auszuschwärmen, um unsere Exponate zu finden und zu sammeln, die dann in mehreren Kühlschränken zwischengelagert werden? Es geht um den Einkauf für unseren Pilzimbiss, wer an welchen Tagen dabei sein kann und, und, und.
Ganz besonders froh bin ich, dass wir unsere langjährige gute Seele Irena mit ins Boot holen konnten, denn Pilzfreundin Monika, die in den letzten Jahren den Hut in der Küche auf hatte und das doch ziemlich arbeitsreiche und stressige Imbissgeschäft ganz hervorragend meisterte, mit ihren fleißigen Helferinnen und Helfern, ist dieses Jahr leider verhindert. Irena war es ja auch, die vor vielen Jahren die Idee zu dieser, seit dem sehr beliebten, kulinarischen Abrundung unserer großen Ausstellung hatte. Immer wieder, so auch heute, fragen einige Leute nach, wann es wieder unsere herzhafte Waldpilzsuppe oder Pilzpfanne geben würde. Schwefelporlinge, Maipilze, Speise – Täublinge und Lungenseitlinge haben wir bereits tiefgefroren und vielleicht kommen ja ab Mitte nächste Wochen auch noch andere Waldpilze dazu.
Mittwoch, 11. September – Und auf diesem Album ist auch mein Lieblingsstück von Wishbone Ash zu hören. Ich hatte es in grauer Vorzeit schon auf einem meiner Magnetbänder vom Radio mitgeschnitten und mich damals schon in diese Perle der Rockmusik verliebt. Der Titel strahlt eine tolle, entspannte Atmosphäre aus: Leaf And Stream – Gestern Abend setzte der meist leichte bis mäßige Regen ein, der im Zusammenhang mit einer polaren Kaltfront stand. Da sie nur langsam durchschleifte, dauerte es bis zum Vormittag, dass wir auf deren Rückseite in der nun für die Jahreszeit viel zu kalten Luft gelangten. Es folgten Auflockerungen, teils auch vorübergehende Aufheiterungen, bevor rasch typisches Aprilwetter mit Schauern und vereinzelten Gewittern aufkam. Wie erwartet fiel der meiste Regen ganz im Nordwesten von Mecklenburg. Hier waren es zwischen 10 und 15 Litern, weiter südöstlich oft weniger als 10 Liter. Um 19.00 Uhr fand ich in meinem Regenmesser in der Altstadt von Wismar 15 Liter eingefüllt. Zusammen mit den 24 Litern vom Montag, sind damit 39 Liter zusammen gekommen. Damit Daumen hoch, dass sollte reichen für einen nachhaltigeren Schub an der Pilzfront zumindest im Nordwestmecklenburger Raum. In den anderen Regionen wird sicher auch etwas in Gange kommen, aber wohl nicht so intensiv und nachhaltig wie in den gut gewässerten Regionen. Ich denke, spätestens ab dem übernächsten Wochenende wird es klassisch starten.
Da wir heute mal wieder die Woche teilten, stand auch wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Der letzte Quadrant der Topographischen Karte Wessin. Da sich keiner weiter dafür angemeldet hatte, war ich alleine im Felde, oder besser im Walde. Und das war auch gut so. Nicht nur dass das Schauerwetter für eine ungemütliche Rahmenbedingung sorgte, es war für mich auch kein Zugang zum anvisierten, recht umfangreichen Nadelforst, östlich der Ortschaft Severin, auszumachen. Von dort führt ein unbefestigter Feldweg in` s Revier, der aber nach dem Regen sehr aufgeweicht erschien und den ich mit meinem Zweirad nicht befahren wollte. So schaute ich nochmal auf die Karte und wählte ein kleineres Mischwaldrevier bei Frauenmark aus.
Kaum war ich vor Ort, zog auch schon ein Gewitter auf. Regenschirm aufgespannt und dann im Platterregen durch die Wildnis. Ja. es war schon ein recht wildes Revier, mit gut gemischten Baumarten. Und dazu auch meist in allen Alterstufen bzw. Stockwerken. Buchen, Eichen, Kiefern, Fichten, Douglasien, Lärchen, Tannen, Ahorn, Birken, leider auch reichlich Traubenkirschen, und manches mehr. Das ich bei der Nässe keine Lust hatte, mich durch das triefende Dickicht zu wurschteln, ist nachvollziehbar. So blieb ich auf den Wegen und machte eher einen Spaziergang, um mir das Revier ein wenig zu erschließen. Daher sind auch kaum Arten für meine Fundliste zusammengekommen. Bis auf Waldfreund – Rüblinge und Kartoffelbovist waren auch kaum weitere Frischpilze zu sehen.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 26.09.2024: minimal 11,9; maximal 94,6 und im Mittel 26,3 l/qm.
Donnerstag, 12. September – Wishbone Ash – The King Will Come – Das ist schon eine sehr frische Luftmasse, die nun nach der Hitze eingeflossen ist. In klarer Nacht, der Wind schläft ein, geht es mächtig in den Keller. In ungünstigen Lagen könnte es sogar Bodenfrost geben. Ja, da werden einige wieder sagen, viel zu kalt für Pilze. Das ist natürlich Quatsch. Wir haben gerade eine längere Hitzewelle hinter uns, die Böden sind gut erwärmt. Lassen wir nun erst einmal den Regen einwirken und in der nächsten Woche soll es auch wieder wärmer werden. Speziell bei uns im Norden, denn das Unwettertief im Alpenraum und östlich davon, holt im großen Bogen die Warmluft vom Mittelmeer herum und lässt sie von Osten besonders nach Norddeutschland wehen. Stichwort wehen. Das Vb- Tief und ein Hoch bei uns bzw. über Westeuropa geraten in den nächsten Tagen ganz schön aneinander. Das Tief möchte durchaus weiter nach Westen ausgreifen, aber das Hoch lässt es nicht zu. Daher wird der Wind in den nächsten Tagen mächtig aufdrehen. Und wir wissen ja, Wind ist für unsere Belange kontraproduktiv. Allerdings zunächst eher im Hinblick des Abtrocknens der Oberböden in exponierten Lagen. Bis auf die wenigen Pilze, die hier und dort schon mal schieben, kann er diesbezüglich kaum schaden anrichten. Erst müssen sich nun die Primordien bilden und entwickeln und die warmen Tage in der nächsten Woche könnten schon mal den Treibstoff liefern.
Wichtig ist, dass wir dann ab der übernächsten Woche keine windigen Verhältnisse mehr haben oder wieder bekommen. Während andere Regionen in den kommenden Tagen regelrecht absaufen und die Flüsse wahrscheinlich ein katastrophales Hochwasser führen werden, ist bei uns kaum noch ein Tropfen Regen in Sicht. Es soll sich eine High – over – Low Wetterlage einstellen. Hoch im Norden, Tief im Süden. Wir an das Hoch angedockt und trocken, im Süden feuchter. Das GFS rechnet dann jedoch in der Woche drauf, wenn es allmählich ernst wird mit der Organisation unserer Ausstellungsexponate, wieder zunehmenden Tiefdruckeinfluss, der dann vielleicht auch bei uns wieder etwas Wasser im Gepäck haben könnte. Aber das ist noch Spekulationsbereich. Kann gut sein, dass der Hochdruckblock dagegen hält und wir wieder in eine sehr windige Wetterlage kommen, im schlimmsten Fall mit Ostwind. Wie dem auch sei, es wird sich etwas entwickeln, aber der ganz große Aufbruch bzw. Schub, wird es wohl nicht werden. Schon die Nachfolgewitterung ist dafür nicht optimal. Macht auch nichts, so powert es nicht gleich zu stark aus, denn der Herbst hat schließlich noch einen langen Weg vor sich.
Neue Nässe rückt für uns jedoch nun in weite Ferne. Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 27.09: minimal 0,8; maximal 28,3 und im Mittel 9,4 l/qm. Eine derart geringe Niederschlagsprognose hatte ich bisher noch nicht gesehen!
Freitag, 13. September – Warrior – Ja, dass ist ja mal wieder ein Tag des Aberglaubens. Freitag, der 13.! Bei mir ist zum Glück bis 19.00 Uhr alles O.K. und ich hoffe bei allen Tagebuchleserinnen und Lesern ebenfalls. Ist hoffentlich kein Missgeschick oder schlimmeres eingetreten. Allerdings wird dieser Tag und das kommende Wochenende für großes Ungemach sorgen. Dort, wo sich das Vb – Tief eingedreht hat, über Österreich, Slowenien, Tschechien und dem Süden Polens, teils auch noch bis in den Osten und Südosten Deutschlands, werden bombastische Wassermassen abgeladen und es wird mit katastrophalen Überflutungen, Erdrutschen und in höheren Lagen mit Schneebruch zu rechnen sein. Insbesondere an den entwässernden Flüssen wird eine große und gefährliche Hochwassersituation zustande kommen. Ähnlich dem Oder – Hochwasser von 1997 und der Jahrhundert – Elbe – Flut von 2002. Davon könnte abgemildert auch noch Mecklenburg – Vorpommern betroffen sein.
Es wird also große Wettergeschichte geschrieben und die Klimaerwärmung wird immer offensichtlicher. Aber Leute, die es bisher nicht wahr haben wollten, werden auch diese Katastrophe herunterzureden wissen und auf andere Ursachen verweisen. Und auch ich muss nun wohl meine Verantwortung übernehmen, da ich einfach zu stur bin und Anette blockiere, sie nicht weiter nach Westen oder Nordwesten ziehen lassen möchte. So muss sie nun ihre Kummertränen immer über den selben Regionen weinen. Mein Gegenhalten war heute durch auffrischenden Wind zu spüren. Ja, auch für den Wind trage ich also die Verantwortung. Warum gerade ich? Das Westeuropahoch wurde auf den Namen Reinhold getauft und die Vb – Dame heißt Anette. Taufpate ist die FU Berlin. Aber eigentlich sind es ja zwei Damen. Ein Höhentief und ein Bodentief, die bestens zusammen interagieren.
Ich sehe noch die erste Modellrechnung zu dieser Entwicklung vor gut einer Woche. Demnach sollte das Genua – Tief ziemlich rasch nach Nordosten ziehen und über Polen auf die westliche Ostsee hinaus eindrehen und sich dort zu einem schweren Sturm mausern, ebenfalls mit enormen Regenmengen im Gepäck. Da war Reinhold, also ich, noch nicht in der Planung. Aber immerhin sorgte der auf Nord drehende Wind am Morgen im Zusammenspiel mit der hochreichend kalten Luft und dem warmen Meereswasser über der küstennahen Ostsee für Konvektion, die rasch landeinwärts triftete, so dass heute morgen einige kurze, aber durchaus kräftige Regenschauer aufkamen. Das war ein wenig Ostseestrich, der kurz mal 4,5 Liter in meinen Regenmesser einfüllte. Während also anderswo die Sintflut niedergeht, werden wir nun für längere Zeit wieder auf dem trockenen sitzen. Wie gut, dass wir zu Wochenbeginn noch einiges an Regen abfangen konnten. Ansonsten hätten wir unsere Großpilzausstellung wohl absagen müssen. Heute habe ich die restlichen Ausstellungsflächen aufgebaut. Nun muss noch Moos geholt werden und dann hoffen wir mal, dass in gut zwei Wochen einiges in Wald und Flur zu finden sein wird und wir unsere Ausstellung vielfältig und farbenfroh präsentieren können.
Die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form bis zum 28.09. nach dem ECMWF: minimal 0,6; maximal 24,2 und im Mittel 7,5 l/qm.
Sonnabend, 14. September – Wishbone Ash – Cosmic Jazz – Beim Durchblättern des Pilztickers ist festzustellen, dass es anderswo, nach teils hoffnungsvollen Aufflackerns von beispielsweise Steinpilzen, derzeit ebenfalls ernüchternd, auch in Gebieten mit reichlich Regen, aussieht. Immer noch geben Pfifferlinge den Takt an, oder auch mal Semmelstoppelpilze. Jedoch, wer zu dieser Zeit den richtigen Riecher hat und Krause Glucken liebt, geht jetzt in die entsprechenden Reviere. In älteren Kiefernforsten und gerade auch dort, wo in besseren Zeiten viele Kochtopfsammlerinnen und Sammler auf der Suche nach Maronen – Röhrlingen das Gelände durchstreifen. Gerade wenn es längere Zeit vorher zu trocken war, und kaum jemand auf der Suche nach den leckeren Kobolden die Wälder durchstreifte. Das kennen und wissen wir ja aus Jahren, wo es ebenfalls trostlos bis weit in den September war. Da können die Sparassis crispa schon mal als Trostspender fungieren. Kann jedoch gut sein, dass nach den Regenfällen Anfang der Woche einige Ungeduldige, die nicht mit den Wachstumsinterwallen der allgemeinen Pilzwelt nach Trockenheit vertraut sind, schon mal diesbezüglich einen korbfüllenden Glückstreffer landen konnten, der die Enttäuschung über das fehlen ihrer braunhütigen Lieblinge schnell vergessen machen lässt. Also, bevor es in der übernächsten Woche bergauf gehen soll, noch schnell in die Glucken gehen. Es könnte sich lohnen!
Fette Hennen sind uns heute allerdings nicht in` s Netz, oder besser, in die Körben gegangen. Und Körbe hatten einige der insgesamt 6 Pilzfreundinnen und Freunde mit dabei, die im Rahmen einer geführten Lehrwanderung die Schlemminer Forst durchstreiften. Ein wirklich herausragendes Pilzrevier und auch Glucken wachsen hier, wenn es auch nicht gerade aller erste Adresse für diese nussig schmeckenden Köstlichkeiten ist. Frischpilze waren auch heute absolute Mangelware. Natürlich waren Kartoffelboviste gut vertreten, sogar mit ihren Parasitischen Röhrlingen. Ansonsten gab es aus dieser Richtung nur noch einen Eichen – Filzröhrling. Einen einzigen Gelben Knollenblätterpilz, ganz wenige Täublinge und sonst nichts weiter an ansehnlichen Arten. Ach so, ein recht üppiger und frischer Sklerotienporling war noch dabei, der nun verkostet werden soll. Ein zaghaftes aufflackern war jedoch von kleineren Hutträgern zu verzeichnen. Besonders an Straßenrändern zeigten sich filigrane Tintlinge, Schwindlinge und Mürblinge. Auch einige Helmlinge nicht zu vergessen.
Unangenehm war heute jedoch der starke und trockenkalte Wind. Welch ein abrupter Wetterwechsel vom hitzegeplagten Hochsommer fast schon in den Spätherbst! Sehr gewöhnungsbedürftig! Aber nächste Woche wird alles besser! Der Spätsommer hält von Osten her Einzug mit angenehm warmen Tagen und auch wieder deutlich milderen Nächten.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zu 14.09.: minimal 0,4; maximal 40,7; und im Mittel 13,7 l/qm.
Sonntag, 15. September – Wishful Thinking – Und es gibt ja den Hit der Band, der zu den absoluten Kult – Titeln meiner Jugend gehörte: Hiroshima. In der Schulzeit war er einer der beliebtesten Nummern auf den Kassettenrekordern. Ein schönes Lied mit tief traurigem, erschütternden Hintergrund zum Thema was Menschen, Menschen antun können. Wie sind wir doch hochentwickelte Wesen und spielen auch weiterhin mit dem tödlichsten aller Pilze herum. Aus Gründen der Abschreckung und allzeit bereit, die Pilze gezielt zu beimpfen und absolut tödlich!
Heute war ich um 11.00 Uhr mit einem Pärchen aus Hamburg zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Der Wanderung lag ein Gutschein zu Grunde, der bereits im letzten Jahr bei mir im Info – Zentrum erworben wurde.
Ein Geburtstagsgeschenk so zu sagen. Das es bezüglich Frischpilze nicht berauschend werden würde, hatte ich vorher bereits angekündigt. Aber der Termin stand in Verbindung mit einem seit längeren geplanten Kurzurlaub im mecklenburgischen Teterow. So schlug ich als Ziel die Nossentiner/Schwinzer Heide vor. Wir starteten und endeten die dreistündige Wanderung in Neu Sammit. Die moosreichen Nadelforste sind besonders im Herbst eine gute Adresse, aber auch im Sommer bezüglich der beliebten Eierschwämme. Diese gab es auch heute, zumindest vereinzelt. Uns begegnete ein Pilzsucher aus Krakow am See, der seinen Korb zumindest am Boden mit Pfifferlingen ausgelegt hatte.
Auch einen Birkenpilz hatte er ergattern können. Er meint, der Grund dafür, dass es nach dem Regen immer noch so wenige Pilze gäbe, lege an der Temperatur. Dafür sei es jetzt einfach zu kalt geworden. Das ist natürlich Aberglaube, denn er scheint einfach nicht mit der Rhythmik der Wachstumsintervalle nach längerer Trockenheit vertraut zu sein. Klar, ist es wärmer, sprießen die Waldkobolde natürlich schneller aus den Böden. Aber nun müssen ja erstmal die Primordien gebildet werden. Nächste Woche wird es wärmer und ab Ende dieser sollte es dann los gehen. Er wird auf seiner Theorie sicher weiter beharren, denn die Wärme in der nächsten Woche treibt die Pilze heraus und wird ihm recht geben. Ganz unrecht hat er natürlich nicht. Das wäre aber auch so gekommen, wenn es kühler geblieben wäre, vielleicht jedoch etwas verzögert. Und immerhin sind Pilze die bei kühler Witterung wachsen in der Qualität oftmals auch besser.
Aber genug philosophiert. Es war sehr dürftig heute, aber dennoch haben die beiden sich sehr über diesen märchenhaften Wald gefreut und sich gleich in ihn verliebt. Und zum Erläutern und zum Erweitern des Gesichtskreises fanden wir dann noch mal den einen oder anderen Frischpilz. So zeigten erste Mehlpilze auf dem grasigen Mittelstreifen eines Waldweges das baldige Erscheinen der Herrenpilze an. Wir fanden einzelne Scheidenstreiflinge und Milchlinge. Täublinge waren mit einem einzelnen Ocker – Täubling vertreten. Röhrlinge mit einem frischen Goldgelben Lärchenröhrling. Leider keine Krause Glucke, obwohl es ein erstklassiges Revier dafür ist. Mir scheint, sie haben in unseren Breiten wohl auch noch keine Lust.
Mögliche Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 30.09.: minimal 1,1; maximal 49,8 und im Mittel 16,0 l/qm.
Montag, 16. September – Hier ein großer Star der damaligen Zeit: Catarina Valente – Ganz Paris träumt von der Liebe – Vor wenigen Tagen (09.09.) ist sie leider verstorben!
Gestern Abend fiel mir auf, dass der Mond fast schon wieder voll ist. Nämlich übermorgen, am 18. September. Die Mondgläubigen Mykophaginnen und Mykophagen werden sich fragen, was denn los ist? Zumindest diejenigen unter ihnen, die die zunehmende Mondphase als die Entscheidende für ein erhöhtes Frischpilzaufkommen ansehen. Es gibt aber auch die gegenteilige Fraktion, die bei abnehmendem Mond auf die Pirsch geht. Enttäuschung also bei ersteren und die 2. Fraktion wird sich bestätigt fühlen, wenn es zu der von ihnen favorisierten Mondphase besser werden wird. Aber der aufgeklärte Pilzfreund, natürlich auch die Freundin, weis ja, worauf es ankommt. Dass der Mond darauf keinen Einfluss hat und diese These in` s Reich der Märchen und Mythen verwiesen werden darf. So fiebern wir nun endlich dem Erwachen der Hauptsaison entgegen. Zarte, filigrane Kleinarten sind ja schon gestartet und in Richtung Wochenende, und vor allem darüber hinaus, sollte es dann ernst werden. Schauen wir mal, was uns der Herbst in diesem Jahr zu bieten hat.
Wettertechnisch war heute der Übergangstag von fast schon spätherbstlicher Frische, zu deutlich wärmeren Spätsommerwetter. Das dürfte der Entwicklung entgegen kommen, auch wenn in dieser Woche kaum mit einem Tropfen Regen gerechnet werden kann. Hochdruck ist angesagt. Eine erneute Umstellung der Großwetterlage deutet sich dann erst in der nächsten Woche an. Es soll unbeständiger werden und damit verbunden können dann auch für uns endlich wieder Regenfälle sein. Hoffen wir, dass der Ostwind während der nun bevorstehenden Schönwetterperiode keine prominente Rolle übernehmen wird. In Teilen Deutschlands wird es aber so sein. Zwar ist in dieser Woche noch Zurückhaltung an der Pilzfront geboten, aber trockener Ostwind ist trotz allem nicht gerade vorteilhaft. Deshalb hoffe ich auf feuchteres Wetter in der nächsten Woche, dass würde dem beginnenden Wachstumsschub Nachdruck verleihen. Der Abendlauf des GFS lässt die Westwetterlage richtig durchgreifen, mit wiederholten Regenfronten, die durchziehen würden. Zugleich aber auch wieder kühler. Schließlich geht es dann ja auch schon mit großen Schritten in Richtung Oktober.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 01.10.: minimal 2,2: maximal 60,6 und im Mittel 20,5 l/qm.
Dienstag, 17. September – Heute morgen nochmals Wirtschaftswunderhits – Catarina Valente – Wo meine Sonne scheint
Ja, ich muss gestehen, dass heute der Tag des Apfelkuchens ist, habe ich leider erst am späten Nachmittag erfahren, sonst hätte ich mich sicher zu Ehren dieses denkwürdigen Tages um ein Stück beim Bäcker bemüht. Aber ich bin mir sicher, die Leserinnen und Leser des Tagebuches waren besser auf Zack und haben den Tag des Apfelkuchens entsprechend gewürdigt. Ich hoffe, es hat gemundet, natürlich mit einem heißen und duftenden Kaffee. Den habe ich gerade hinter mir, und ich sollte es vielleicht nicht schreiben, mit einen Stück Weihnachtsgebäck. Ja, so ein unmöglicher Typ bin ich eben, oder liegt es daran, dass mein erlernter und bürgerlicher Beruf Konditor lautet. Da haben wir in der Wismarer Großbäckerei schließlich auch schon im September die Weihnachtsbäckerei eröffnet. Heut zu Tage ist es ja in einschlägigen Betrieben noch deutlich früher, denn mitten im Hochsommer, bei Temperaturen von 30 Grad, so wie in diesem Jahr, liegen ja schon Stollen, Lebkuchen und Schokoladen – Weihnachtsmänner in den Regalen diverser Discounter. Warum denn nicht schon mal ein Stückchen probieren? Allerdings, Apfelkuchen hätte es auch getan.
Themenwechsel. Im Zuge der Vorbereitungen für unsere Großpilzausstellung waren Monika und Hans – Peter heute schon mal Einkaufen für unser Imbissgeschäft. Im Anschluss fuhren wir in das Westenbrügger Holz, um Moos für die Ausstellungsflächen zu holen. In der Fichtenforst mit dicken und großflächigen Moospolstern. Natürlich ist auch der Blick auf Pilze bei dieser Gelegenheit geschärft. Es war äußerst dürftig und der Waldboden unter den Moosteppichen war auffallend trocken. Es hat fast gestaubt! Geregnet hatte es hier auch, wovon noch Pfützen auf den Waldwegen zeugten. Allerdings wohl nicht vergleichbar mit den westlicheren Revieren, die deutlich stärker gewässert wurden. Das Westenbrügger Holz findet sich östlicher, zwischen den Kleinstädten Neubukow und Kröpelin. Besonders in den besser beregneten Regionen dürfte es ab dem Wochenende bergauf gehen. Gestartet wird dann ja in der Regel mit Champignons, Parasolen und einigen Röhrlingen, wie Schmerlingen und Steinpilzen.
Eben habe ich noch kurz den Pilzticker durchgeblättert. Auch in den anderen Bundesländern sieht es noch nicht viel besser aus. Allerdings starten im Südwesten der Republik, in höheren Lagen des Schwarzwaldes, nun die Fichtensteinpilze durch. Viele kleine sollen in den Startlöchern stecken. Das nehmen wir uns mal zum Vorbild, denn in kürze dürften auch viele andere Regionen, so auch Westmecklenburg, diesem Beispiel folgen. Genießen wir also noch die Ruhe vor dem Sturm. Zurückhaltung an der Pilzfront bis nächste Woche bitte ich mir aus. Ich habe noch mit Vorbereitrungen für unsere Ausstellung zu tun. Danach darf und wird es los gehen, keine Frage!
Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 02.10.: minimal 1,0; maximal 95,3 und im Mittel 22,5 l/qm.
Mittwoch, 18. September – Joachim Witt – Die Flut – Verkehrte Welt, möchte man meinen, angesichts der derzeitigen Wetterlage. Die Höhenströmung kommt von Nordosten. In der Regel eher kühl oder kalt und meist auch ziemlich trocken. Derzeit ist sie jedoch warm und vor allem bei uns in M-V auch feucht. Die Luft strömt über das noch warme Ostseewasser und nimmt Feuchtigkeit auf. Anfangs war höhenkalte Luft dominant und es bildeten sich Quellwolken, die zu Beginn auch einige Schauer brachten. Das Unwettertief im Süden holte jedoch im weiten Bogen Warmluft aus dem östlichen Mittelmeer weit nach Norden herum. Warmluftadvektion nennt man dieses. Also auch wärmere Luft in der Höhe. Keine Quellwolken mehr, sondern eine feuchte Hochnebeldecke bildete sich über der Ostsee und breitete sich bis weit in das Binnenland aus. Glücklicherweise lichtete sich diese dann ab dem Mittag und bescherte uns einen warmen und sonnigen Spätsommer – Nachmittag. Das machte dann auch unsere heutige Mittwochsexkursion zu einem ausnehmend angenehmen uns heiteren Unterfangen.
Gegen 14.00 Uhr trafen sich dazu Dorit und Michael, sowie Reinhold auf dem Friedhof von Laupin, in der Griesen Gegend. Ganz im Südostzipfel des ersten Quadranten des MTB 2733 = Tewswoos. Erste Frischpilze auf dem kleinen und sonnigen Dorffriedhof ließen hoffen, auf zumindest ein dezentes Frischpilzaufkommen. Nahezu der gesamte Quadrant ist von Wald bzw. Forst bestanden. Fast ausschließlich von Kiefern auf sehr armen, Moos- und Flechtenreichen Sandböden. Das Revier gehört zur Lübtheener Heide. Hier wüteten im Dürrejahr 2018 auch die großen Waldbrände. Da das Gebiet lange militärisch genutzt wurde, ist es zum Teil Munitionsbelastet und man sollte möglichst auf den Waldwegen bleiben. Darauf weisen Schilder immer wieder hin.
Im Herbst ist es ein Paradies für jede Kochtopfmykologin und jeden Kochtopfmykologen. Zumindest bei ausreichend guten Wachstumsbedingungen. In der Aspekt – Abfolge der Wachstumsschübe befinden wir uns ja seit Mitte August im Herbst. Kalendarisch sind wir noch im Sommer und unter dieser Prämisse stand auch unsere heutige Exkursion. Warm, sonnig und recht trocken. Entsprechend wenig war hier zu holen. Dennoch läpperte es sich bezüglich Funddaten zusammen. Der Pilzsammler/Sammlerin, wäre aber weitgehend leer ausgegangen. Nicht einmal eine Krause Glucke, jedoch eine kleine Handvoll Pfifferlinge, um zwischen das Rührei zu mischen. Die Griese Gegend muss erst noch richtig gewässert werden. Hier war es bisher einfach zu wenig des lebensnotwendigen Nass. Dennoch waren wir am Ende den Umständen entsprechend zufrieden.
Donnerstag, 19. September – Wizzard – Rock `n` Roll Winter – Wieder haben sich des Nachts kompakte Hochnebelfelder über der Ostsee gebildet, die ins Binnenland trifteten. Auch heute dauerte es bis zum späten Vormittag, bis sich die Sonne den Platz am Himmel erobern konnte. Die Luft ist warm und feucht. Das ist genau richtig, um die Entwicklung an der Pilzfront zu begünstigen. Heute sind es 10 Tage nach den ersten auslösenden Niederschlägen im Nordwestmecklenburger Raum her. Nun wird es langsam, aber sicher, spannend und wir dürfen, zumindest in den gut mit Regen bedachten Gebieten, mit dem Beginn des Pilzherbstes in der Realität rechnen. Erste Anzeichen sind nun auch zu verzeichnen. So wurden mir heute frische Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze aus dem Klützer Winkel in der Pilzberatung vorgelegt. Zusammen mit sicher nun auch durchstartenden Champignons eröffnen sie den Reigen des herbstlichen Treibens in Wald und Flur.
Dieser Tage werden erste Regenschirme an Wald – und Straßenrändern aufgespannt werden und auch Röhrlinge werden sich zeigen. Natürlich auch Steinpilze und Co. und im weiteren Verlauf sollte es immer bunter und vielfältiger werden. Die Regionen, die noch nicht sonderlich viel Regen abbekommen haben, werden sich zunächst hinten anstellen müssen. Das ist auch ganz gut so. Es darf durchaus etwas differenziert zur Sache gehen, damit es nicht gleich überall auspowert. Und die Witterung sollte perfekt mitspielen. Die warmen Tage noch bis zum Wochenende und danach Umstellung der Großwetterlage auf West. Der Atlantik soll in der nächsten Woche mit Regenfällen, Wind, vielleicht auch Sturm, über- bzw. durchgreifen. Es wird richtig herbstlich und auch die Temperaturen werden im Verlauf in den Keller gehen. Aber keine Angst, dass tut dem Aufbruch an der Pilzfront keinen Abbruch. Gerade habe ich ein Spekulation – Video auf Kachelmann – Wetter gesehen, wo mal wieder ein wenig in die Glaskugel geschaut wurde. Der Trend soll dann zur ersten Oktober – Dekade wieder wärmer aussehen, aber weiterhin eher unbeständig mit Niederschlägen. Kommt es so, ist es Pilzwetter vom feinsten.
Der Pilzherbst ist nun nicht mehr aufzuhalten und legt in den nächsten Tagen seine Ouvertüre hin. Entsprechend laufen auch die Vorbereitungen zu unserer Großpilzausstellung auf Hochtouren. So habe ich heute (fast) alle Ausstellungsflächen mit dem am Dienstag organisierten Moos ausgelegt und ich bin zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr wieder eine sehenswerte Frischpilzausstellung auf die Beine stellen werden.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 04.10.: minimal 9,5: maximal 57,7 und im Mittel 26,9 l/qm.
Freitag, 20. September – Wolf Maahn – Rosen im Asphalt – Ein weiterer, schöner und warmer Altweibersommertag heute, nicht nur in Mecklenburg. Auch Nebel bzw. Hochnebel lichteten sich sehr rasch, so dass die Sonne praktisch den ganzen Tag strahlen konnte. In der Nacht war reichlich Tau gefallen, und dass ist besonders in der schon recht fortgeschrittenen Jahreszeit nicht ganz unwichtig und kann auch seinen Teil für die Entwicklung frischer Pilze liefern. So fühlen sich die Fruchtkörper der Nelkenschwindlinge auf der Rasenfläche vor meiner Haustür, trotz ausbleibender Regenfälle, richtig wohl. Von Tag zu Tag werden sie zahlreicher in ihren Halbkreisen und Hexenringen. Die feuchte Luft der letzten Tage und der Tau machen es möglich.
Nach dem ich mich darüber gefreut habe, setzte ich mich am morgen auf mein Zweirad und fuhr in die Jamelner Forst. Hier hatte ich mich auf dem Parkplatz (Hühnengräber) an der Bundesstraße mit einigen Menschen (männlich 1, der Rest weiblich 4) zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Natürlich war ich dazu das 2. Männchen im Bunde und wir drehten eine knapp 4 – stündige Runde durch das sogenannte Gebirge. Hügeliges Gelände mit Laub- und Nadelforste. Hier war ich in diesem Jahr nun schon mehrmals im Ramen von Veranstaltungen unterwegs. Letztmalig im August zu einer öffentlichen Lehrwanderung. Und damals gab es zum Vergleich zu heute schon mal deutlich mehr an ansehnlichen Großpilzen, insbesondere Täublinge. Es war also äußerst bescheiden, auch im Hinblick auf die mitgeführten Körbe.
Aber damit die Enttäuschung am Ende nicht so bitter ausfallen möge, habe ich ihnen gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln genommen. Dennoch war es eine Tour, an der man doch dies uns jenes lernen konnte und auch einige Pilzarten vorgestellt bekam, denen man ansonsten meist keine Beachtung geschenkt hätte und die geschweige denn in den Körben gelandet wären. Vielleicht gerade noch so die vereinzelt ganz jung startenden Flaschen – und Stinkstäublinge. Ein erster Hinweis, dass sich etwas tut. Ein Hauch von Aufbruch, möchte ich meinen. Das wurde dann auch sogleich bestätigt, als ein Steinpilz vor uns stand. Ein erster Vorposten, der schon mal die Lage zu peilen schien. Ansonsten wenige Zapfenrüblinge, verschiedene Helmlinge, einige Langstielige Knoblauch – Schwindlinge, die natürlich mit ihrem eindrücklichen Duft beeindruckten. Leider aber nur zwei Täublinge. Auch so, nicht zu vergessen unter Fichten zwei Porphyrbraune Wulstlinge. So konnte ich zumindest einen Vertreter der wichtigen Gattung der Knollenblätterpilze vorstellen und die markantesten Merkmale dieser Gattung erläutern.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 05.10.2024 in akkumulierter Form: minimal 11,3: maximal 53,6 und im Mittel 29,2 l/qm.
Sonnabend, 21. September – Wolfgang Ambros – Der Sinn des Lebens
– 10 – 14 Tage nach auslösenden Niederschlägen startet ein neuer Schub. Das ist die seit vielen Jahren gültige Faustregel. Seit den Regenfällen zwischen dem 09. und 11. September befinden wir uns jetzt in der Startphase. Noch sind die Anzeichen diesbezüglich nichts weiter wie ein zarter Hauch. Zumindest in den Wäldern, in denen ich gestern und heute unterwegs war. Gestern in der Forst Jamel, wenige Kilometer westlich von Wismar und heute im Dobbertiner Seenland, gut 50 Kilometer südöstlich der Hansestadt. In beiden Regionen darf der Pilzsammler aktuell noch zu hause bleiben. Will er jedoch Suchen, nach ersten, kleinen Zuckungen, kann er gerne losgehen. Das es zumeist wohl nicht zu einem explosionsartigen Massenwachstum kommen wird, war schon klar. Dafür waren die Regenfälle, bis auf einige Regionen im Nordwesten Mecklenburgs, einfach zu dürftig und auch die Nachfolgewitterung hätte nicht mit Wasser sparen sollen. Dann hätte sich sicherlich fundamentaleres entwickeln können. Dennoch stehen die Zeichen ganz eindeutig auf Aufbruch.
So waren heute auch ein winziger, junger Flaschen – Stäubling und ganz junge Butterpilze vereinzelt auf und an Waldwegen zu sehen. Wirklich noch embrionale Stücke, aber klare Hinweise auf mehr in den kommenden Tagen. Und es kann bei der derzeit noch warmen Witterung recht schnell besser werden. Und kommt in der nächsten Woche noch Regen drauf, sollte es verstärkt treiben. Heute war ich in den herrlichen Pilzwäldern unweit von Dobbertin, im Mildenitzgebiet und der Alten Mühle, mit 14 weiteren Pilzfreundinnen und Freunden im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung unterwegs. Leider wurde es ein Leerwanderung, welches den Füllungsgrad der mitgeführten Körbe anbelangt. Das hatte ich mir während der Planung meiner Termine im letzten Winter doch anders vorgestellt. Ist doch das heute durchwanderte Revier eigentlich eines der besten überhaupt, auch gerade im Hinblick auf volkstümliche Speisepilze, aber auch was die Artenvielfalt anbelangt.
Dennoch wurde das Ziel einer Lehrwanderung zumindest halbwegs erreicht. Ich konnte Täublinge vorstellen und wie man essbare von ungenießbaren, scharfen Arten, unterscheiden kann. Ließ eindrucksvoll vom Zedernholz – Täubling kosten. Konnte über Boviste aufklären und darauf eingehen, wo man welche Speisepilze am ehesten erwarten kann. So wie wir die heute gefundenen Butterpilze stets unter Kiefern finden. Das der fette Steinpilz, den wir heute im gemischten Bestand fanden, vor allem unter Buchen und Fichten, aber auch bei Eichen oder Kiefern wachsen kann. Wie dem auch sei, das Wetter war herrlich und die Wandertruppe war eine ganz tolle, sodass die heutige Tour, trotz der wenigen Frischpilze, eine sehr schöne und angenehme, sicher nicht nur für mich war. Im Pilzticker sind brandneue Einträge von heute. In Niedersachsen ist man bezüglich frischer Birkenpilze und Edel – Reizker fündig geworden. In Rheinland – Pfalz landeten herrlich frische Steinpilze in den Körben. Der Pilzherbst starte durch. So nach und nach überall!
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 06.10.: minimal 11,2; maximal 69,7 und im Mittel 31,9 l/qm.
Sonntag, 22. September (Herbstanfang) – Ja, ab heute haben wir endgültig Herbst. Für uns Pilzfreundinnen und Freunde begann er ja bereits Mitte August. Für die Meteorologen am 01. September und für die Astronomen am heutigen 22. September. Und selbst das Wetter scheint zu wissen, welche Jahreszeit ab heute auf unseren Kalendern steht. Zwar hat uns heute noch der Spätsommer verwöhnt, aber ab morgen beginnt die Umstellung zum Herbst. Dabei dürfen wir uns in M-V noch auf einen letzten warmen Spätsommertag freuen. Ab Dienstag wird dann die Rennbahn Atlantischer Tiefdruckgebiete eröffnet. Zunächst bleiben wir jedoch in Südwestlicher Anströmung und damit noch in recht milden Luftmassen, die zudem über der Karibik sehr viel Feuchtigkeit aufgenommen haben.
Wir dürfen uns also auch auf teils ergiebige Regenfälle freuen und selbst ein Herbststurm ist im Bereich des möglichen. Besser könnte es nun im Hinblick auf unsere Interessen kaum laufen. Seit den letzten, nennenswerten Niederschlägen, sind nun zwei Wochen vergangen und damals haben wir ja die Uhren gestellt. Ab diesem Wochenende und vor allem in der Folge sollte es an der Pilzfront zünden. Champignons, Schirmpilze und Röhrlinge sollen wie immer die Ouvertüre zum Wachstumsschub einleiten. Und wie sollte es auch anders sein, darauf war auch dieses mal verlass. Da die Zwischenwitterung jedoch fast durchweg trocken war, gibt es jedoch gebietsweise noch Ladehemmungen, insbesondere dort, wo die Regenfälle vor 14 Tagen noch zu dürftig ausgefallen sind. Ansonsten sollte es ab der kommenden Woche steil bergauf gehen.
Die zu erwartenden Regenfälle werden ihren Teil dazu beitragen. Der Pilzherbst 2024 ist ab sofort eröffnet! Champignons sprießen, die Körnchen – Röhrlinge sind am Start und auch das Geschäft mit den „Sonnenschirmen“ hat begonnen. So kennen wir es, so haben wir es erwartet. Und die kommenden Wochen werden dann mit einer überschwänglichen Artenvielfalt aufwarten können. Knapp wird es diesbezüglich jedoch noch für die Landespilzschau in Rostock, die am kommenden Wochenende im Botanischen Garten der Hansestadt stattfinden soll. Ich hoffe jedoch, dass wir in zwei Wochen schon besser dran sind, um eine möglichst vielfältige Exposition an bunter Vielfalt im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar präsentieren zu können.
Heute morgen war ich kurz im Seeblickpark in Wismar nach dem rechten schauen. So gut wie Tote Hose, bis auf zwei Wiesen – Champignons. Aber in der Nähe, unter einer Rosskastanie, ein Hexenring mit Weißen Anis – Champignons. Danach kurz für ein Stündchen in den Nikolai – Blick auf ein Bierchen. Kaum hatte ich mir das erste Grundnahrungsmittel bestellt, klingelte das Handy. Der Klassiker! Ein Kleinkind könnte von einem Pilz genascht haben. Der für die Eltern beängstigende Vorfall ereignete sich in Wismar und ich bat darum, mit den restlichen Pilzen zu um 12.00 Uhr in die Pilzberatungsstelle zu kommen. Es wurde also nichts mit einem gemütlichen Frühschoppen. Vorgelegt wurden mir zerstückelte Reste von Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilzen. Entwarnung und Aufatmen bei den Eltern. Am Nachmittag fuhr ich schließlich nach Perniek, um die Lage zu peilen. Hier herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm und auf den ersten Blick leer von Frischpilzen. Auf dem zweiten jedoch, wie nicht anders zu erwarten, inselweise die ersten Körnchen – Röhrlinge. Jung und knackig, kaum madig und daher wurde gesammelt für unseren Imbiss.
Unterdessen war auch Catrin auf der Pirsch im Warnowtal bei Gädebehn. Das Resultat war ein großer Weidenkorb voller Lungen – Seitlinge und etliche Parasole. Catrin war wirklich sehr fleißig! Sie landete ihre Ausbeute am Abend bei mir im Infozentrum an und einen Teil der Ausbeute putzten wir sogleich zum blanchieren und Einfrieden. Um den Rest werde ich mich morgen kümmern müssen.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 06.10.: minimal 11,2: maximal 69,7 und im Mittel 31,9 l/qm.
Montag, 23. September – Ein langer Tag liegt wieder hinter mir. Zunächst wurden am Vormittag einige Reparaturen an Gegenständen ausgeführt, die wir für unser Imbissgeschäft benötigen. Ein ausziehbarer Tisch war defekt und konnte nun wieder in Ordnung gebracht werden. Die Abwäsche hatte sich vorzogen, auch das wurde gerichtet und schließlich war noch eine Strebe unseres großen Sonnen – und Regenschirmes gebrochen, die geschient werden konnte. Er ist notwendig zur Überdachung unseres Imbisstandes. Dafür konnte ich ein handwerklich begabtes Mitglied des Vereins gewinnen. Schließlich musste auch noch eine größere Menge von Frischpilzen gesäubert und zum Vorkochen und Einfrieren gebracht werden. Catrin war gestern sehr fleißig und deckte mich mit unzähligen Lungen – Seitlingen ein. So blieben weitere Vorbereitungen bezüglich der eigentlichen Pilzausstellung auf der Strecke. Daher werde ich mich morgen darum kümmern müssen und schon mal den pflegeleichten Teil unserer Großpilzausstellung aufbauen (Porlinge, Schichtpilze, Pyrenomyceten, Bauchpilze).
Inzwischen machen sich die Organisatoren der Landespilzausstellung im Botanischen Garten Rostock große Sorgen, angesichts der bis dato fast frischpilzleeren Wälder und Fluren. Es rührt sich nun zwar etwas und der Startschuss zum Pilzherbst ist auch bei uns gefallen, jedoch dürfte es sehr schwer werden, eine wirklich vielfältige Ausstellung hin zu bekommen. Am ehesten wären noch die Reviere in Westmecklenburg zu empfehlen, da hier vor zwei Wochen doch etwas mehr Regen gefallen war.
Und das Wetter kommt uns nun auch zu gute. Erste Schauer in der kommenden Nacht und ab morgen früh ziehen dann von Süden stärkere Regenfälle auf. Teils könnte es über Stunden kräftig schütten, selbst Gewitter sind möglich. Zuvor sorgt diese Zone in südlicheren Bereichen Deutschlands heute Nacht für teils unwetterartige Verhältnisse. Weitere Niederschläge sollen im Laufe der Woche folgen. Teils könnte es auch stürmisch werden. Zum Wochenende flutet uns dann polare Kaltluft und erste Bodenfröste liegen im Bereich des möglichen. Aber keine Angst, den nun beginnenden Aufbruch an der herbstlichen Pilzfront werden sie nichts anhaben können, so sie denn kommen sollten.
Ein Blick in den Pilzticker lässt hoffen. Nicht nur in Süddeutschen Gefilden brechen derzeit die Steinpilze in geballter Wucht aus den Waldböden. Auch im Norddeutschen Niedersachsen. Von Massensichtungen wird bebildert geschrieben. In Topp – Qualität! Ja, so eine Pilzexplosion hätte es auch bei uns geben können, wenn die Regenfälle intensiver und verbreiteter niedergegangen wären. Aber warten wir mal die Tage ab und lassen es nun erstmal raufregnen. Vielleicht sind ja ebenfalls reichlich Primordien angelegt worden, die dann sprichwörtlich wir die Pilze aus den Böden schießen werden. Der Herbst scheint noch groß zu werden, auch bei uns! Möglicherweise füllen sich schon in wenigen Tagen die Körbe nicht nur mit Champignons, Körnchen – Röhrlingen und Parasolen, sondern auch mit den herrlichsten Steinpilzen in Topp – Qualität.
Die Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 08.10.: minimal 15,9; maximal 76,8 und im Mittel 45,6 l/qm.
Dienstag, 24. September – Eine Okklusion brachte heute Pilzwetter wie es im Buche steht. Bedeckt, milde, feuchte Luft und fast den ganzen Tag leichter Regen. Zwar sind in meinen Messbecher nur 6,5 Liter eingefüllt worden, aber weitere Niederschläge sind ja in den kommenden Tagen zu erwarten. Und die von den Regenfällen vor zwei Wochen vorgebildeten Primordien sollten jetzt zünden! Am Abend ziehen von Südwesten noch einige kräftigere Schauer, örtlich auch mit Blitz und Donner durch. Auch morgen ist Schauerwetter angesagt. Mal sehen, ob ich daher die lange Fahrt in das für morgen vorgesehene Exkursionsgebiet in der Griesen Gegend antreten werde. Angemeldet hatten sich zunächst auch einige Pilzfreunde. Bei unserem Vereins – Chef Michael ist leider dienstliches dazwischen gekommen, so dass er absagen musste. Auch zwei Urlauber, die bereits am Sonnabend mit dabei waren und morgen mit wollten, haben heute abgesagt.
Abgesagt hatte kurzfristig auch der NDR, der uns begleiten wollte. Wenn möglich mit Kamerateam. Das war aber am Mittwoch nicht verfügbar, so dass dieses Vorhaben im Sande der Griesen Gegend verlief. Angesichts der Tatsache, dass außer meiner Wenigkeit keiner weiter dabei gewesen wäre, ist es auch gut so. Also, ich werde sehen, wie sich das Wetter morgen entwickelt, ob es Motorrad freundlich sein wird oder doch eher nicht. Wenn nicht anders, wird der 2. Quadrant vom MTB Teewswoos dann während unseres Pilzseminars im Oktober abgearbeitet. Auch vom letzten Jahr habe ich hier noch einen Quadranten offen. So brauchen wir nicht streiten und uns den Kopf zerbrechen, wo wir unsere Seminar – Exkursionen durchführen wollen. Unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“ findet vom 18. – 20.10.2024 in der Waldschule Alt Jabel statt. Es sind noch Plätze frei! Und ich bin mir sicher, wir werden dort im Pilzparadies schweben! Bis jetzt war es dort viel zu trocken und der viele Regen in dieser Woche wird bis dahin seine Wirkung voll entfaltet haben. Ich fürchte nur, dass dann das Sammeln von Speisepilzen Oberhand gewinnt, über den eigentlichen Sinn so einer Veranstaltung hinaus. Also Dörrgeräte für die vielen Maronen – Röhrlinge und Sandpilze nicht vergessen, zumindest wer solche Ambitionen hegen sollte! Aber es wird auch eine bunte Vielfalt geben und diese hoffe ich, wird schon ab dem kommenden Wochenende aufblühen. Zunächst sind aber die Frontsoldaten an der Reihe: Champignons, Parasole, Steinpilze und Co.
Die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form: minimal 22,3; maximal 127,9 und im Mittel 55,3 l/qm.
Mittwoch, 25. September – Yello – Vicious Games – Die hübschen Nelkenschwindlinge auf obigem Bild wurden heute morgen ihrer Hüte beraubt. Der Rasenmäher hat sie kopflos gemacht. So ist das in der Zivilisation nun mal. Ordnung muss sein!
Wie bereits gestern angedeutet, ist die für heute anberaumte Mittwochsexkursion ausgefallen. Zunächst galt es für mich heute Vormittag ganz kurzfristig einen Arzt – Termin wahrzunehmen. Das dauerte bis gegen Mittag. Dann in das Infozentrum, Mittag machen und einige andere Sachen erledigen. Gegen 14.00 Uhr startete ich dann doch noch zu einer Exkursion. Während dessen erwartete mich unsere Pilzfreundin Dorit in der Griesen Gegend. Leider vergebens und ich muss mich auch an dieser Stelle bei ihr entschuldigen. Ich hätte ihr bescheid geben sollen, dass der Kartierungstermin heute entfällt. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie heute mit dabei sein wollte, da sie sich am letzten Mittwoch eher reserviert und unentschlossen zu heute äußerste. Dumm gelaufen! Die Dummheit liegt allerdings bei mir.
Wie dem auch sei, ich wollte mich in der näheren Umgebung erkundigen, wie es sich an der Pilzfront entwickelt. Zwei Optionen hatte ich angedacht. Ein eher sandiges Revier, also mit leichteren Böden und eines mit gehaltvollerem, schweren Untergrund. So steuerte ich zunächst die Wälder am Farpener Stausee, mit den leichteren Sandböden an. Aber was heißt zunächst, es ging nicht darüber hinaus. Und warum nicht? Wie sah es hier aus? Bezüglich Artenvielfalt ein Flopp, bezüglich Korb füllender Speisepilze Topp! Ja, ich hatte mein Zweirad noch gar nicht aufgebockt, als mir schon schwindlig wurde. Es gibt Arbeit und ich wollte doch eigentlich nur schauen, wo sich bezüglich Artenvielfalt etwas tut. Aber nun war doch noch einmal Sammeln für unser Imbissgeschäft angesagt.
Unter Jungkiefern auf kalkhaltigen Kiesboden Unmengen von Schmierröhrlingen. Nein, keine Körnchen – Röhrlinge, sondern die eher seltenen Ringlosen Butterpilze wie angesät. Dazu in einer hervorragenden Qualität und absolut frei von Maden. Da konnte ich nicht nein sagen. Vereinzelt war auch mal ein Butterpilz mit dabei. Ich sammelte eine Frischebox voll und die Hälfte meines mitgeführten, großen Weidenkorbes. Gut und gerne hätte ich ihn komplett füllen können, aber ich wollte noch in andere Bereiche, um zu schauen, was dort so los ist. Nicht viel, absolut Artenarm! Ich hoffe nur, dass wird sich in den nächsten Tagen noch ändern. Es gab einige Waldfreund – Rüblinge, wenige Pantherpilze und ganz vereinzelt die hübschen Galligen Schleimfüße. Dafür allerdings Steinpilze! Sowohl Gemeine Herrenpilze, aber auch die Sommersteinpilze wollen es nochmal wissen. Tatsächlich waren von ihnen auch schon überständige dabei, die teils schon auf der Seite lagen. Zum Glück hatte ich noch Platz in meinem Korb gelassen. Die sind dann wieder für den Trockner gedacht.
Aber auch Dorit konnte trotz aller Frustration auf unser nicht kommen, den Tag noch erfolgreich abrunden. Zwar nicht in der Griesen Gegend, sondern in einem größeren und beliebten Waldgebiet in Nordwestmecklenburg. Sie war glücklich! So viele und so tolle und junge Steinpilze konnte sie schon lange nicht mehr finden! Ebenfalls kaum madig und es kommen sehr viele nach! Ich kann nur sagen, es läuft genau nach Plan. Die Frontsoldaten eröffnen den Pilzherbst 2024. Die Mittwochsexkursion wird dann zu unserem Seminar im Oktober nachgeholt. Und ich bin sicher, dort gibt es dann nicht nur Butterpilze und Steinpilze, sondern eine bunte Vielfalt!
Und das Wetter war heute für eine lange Motoradfahrt auch nicht gerade optimal. Gelegentlich zogen kräftige Schauer und auch einzelne Gewitter durch. Es wäre eine Stotterfahrt geworden. In meinem Messbecher fanden sich bis gegen 19.00 Uhr 2,5 Liter ein. Kaum hatte ich abgelesen, setzte Starkregen ein. Der wird dann morgen mit drauf geschlagen, denn es soll noch ein großes Regengebiet folgen.
Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 10.10.: minimal 18,7; maximal 66,2 und im Mittel 39,7 l/qm.
Donnerstag, 26. September – Yes – Sweetness – Nun hat der Run auf die Pilzberatung wieder begonnen. Alle Jahre wieder und immer nach dem gleichen Schema, wenn ein größerer Wachstumsschub einsetzt. Und da waren wie so oft heute die leicht giftigen Karbol – Champignons der Hit. Wie soll es auch anders sein! Nach dem sie sich bei den zumeist leichten Wachstumswellen im Sommer kaum zeigten, stehen sie nun wieder in voller Blüte und erregen auch gerade wegen ihres Individuen – Reichtums Aufmerksamkeit. Aber es waren auch Leute gezielt im Wald um Pilze zu suchen und schließlich auch zu sammeln. Ein recht bunter Korb wurde mir vorgelegt von schönen Steinpilzen über Riesenbovist und Parasolen bis hin zum stark giftigen Pantherpilz. Insgesamt 15 Arten in fast allen Wertigkeiten, bis auf tödlich.
Den Vogel abgeschossen hatte jedoch ein Mensch aus dem Wismarer Ortsteil Müggenburg. Er wollte einen Maulwurfshügel in seinen Garten beseitigen und staunte nicht schlecht, als er merkte, das dahinter nicht der nützliche, aber unbeliebte Wühler steckte, sondern mastige Pilze. Auch ich staunte nicht schlecht und hatte zunächst auch keine Idee, was mir von ihm vorgelegt wurde. Ein wenig Ähnlichkeit mit Pappel – Schüpplingen, aber die konnten natürlich ausgeschlossen werden. Ganz weit im Hinterkopf hatte ich aber das Gefühl, so etwas schon im Buch oder auf einem Pilzkalender gesehen zu haben. Ich schlug Erhard Ludwig auf und wurde auch sofort fündig. In Band 2 seines Pilzkompendiums.
Und tatsächlich gilt das Stichwort Maufwurf, denn es handelt sich um den Maufwurfs – Egerling. Hier steht:“ Entwickelt sich unterirdisch und bricht erst in späten Stadien maulwurshügelartig – meist in größeren Büscheln – an die Oberfläche“. „Die Fruchtkörper bleiben meist im Erdreich und gelangen nur vereinzelt von sich aus ans Tageslicht, man muss sie regelrecht ausgraben.“ Genau dieses hat der verblüffte Finder auch getan und ab zur Pilzberatung. Am liebsten hätte er die fleischigen und angenehm duftenden Pilze heute zu Mittag gegessen, da seine Frau nicht zu hause war. Unsere Pilze rochen im Schnitt sehr angenehm. Natürlich gab ich die Pilze nicht zum Verzehr frei, da nicht geklärt ist, ob der Pilz essbar oder gar giftig sei. Viel zu selten ist er bisher gefunden worden. Er ist weltweit der einzige Vertreter seiner Gattung.
Das Wetter spielt nun richtig mit. Der Regen und die milde Luft treibt die Pilze aus den Böden. Bis heute Abend wurden 22,5 Liter in meinen Messbecher gefüllt. Neue Schauer und Gewitter sind im Anmarsch und es kann sogar richtig stürmisch werden. Ab Sonnabend sind die feuchtmilden Temperaturen zumindest vorübergehend Geschichte. In Polarluft wird frösteln angesagt sein.
Freitag, 27. September – Aber hier schon eher Mainstream – Owner Of A Lonely Heart – Heute Vormittag begab ich mich in das Sophienholz, um zu schauen, was hier artentechnisch schon so an den Tag gelegt wird. Leider auch noch sehr bescheiden, aber es entwickelt sich. Der schönste oder für mich beste Fund war eine Gruppe der kleinen und kalkliebenden Violettlichen Schwindlinge. Aspektbildend gab es Waldfreund – Rüblinge. Junge Steinpilze waren meist völlig von Schnecken zerfressen. Hier traf ich auch seit langer Zeit unseren Vereinsfreund Andreas mit seiner Frau. Sie hatten bezüglich Steinpilze bereits wo anders Glück. Danach entschloss ich mich mal wieder auf die Insel Poel zu fahren. In den dortigen Eichenpark.
Auch hier sah es recht mau aus. Vor allem einige Champignons, aber auch der eine oder andere Röhrling, u. a. sehr schöne Neztstielige Hexenpilze. Kahle Kremplinge, Schopf – Tintlinge, Stinkschirmlinge und Leberpilze waren im Angebot. Auf der Fahrt, an Straßenrändern und auf Wiesen, leuchteten immer wieder Champignons, teils die leicht giftigen Karbol – Egerlinge, aber auch essbare Anis – Champignons. Um 15.00 Uhr öffnete ich das Info – Zentrum. Vereinsmitglied Wilfried aus Bad Kleinen brachte einige Exponate für unsere Ausstellung und auch Thomas aus Wismar war schon mal unterwegs. Er brachte neben Riesen – Schirmpilzen auch schon mal einen Riesenporling und einiges mehr mit. Irena brachte Tische und Stühle für unseren Imbiss und schließlich besuchte mich Catrin am Abend noch mit einem ziemlich umfangreichen Sammelsurium an Frischpilzen, die morgen auf der Landespilzausstellung im Botanischen Garten Rostock bewundert werden dürfen.
Catrin war sehr fleißig und konnte den Tag über doch schon eine beachtlichen Vielfalt zusammen tragen. Auch ich gab ihr noch einige Exponate mit, so den Erstfund für Mecklenburg – Vorpommern, den Maulwurfs – Egerling. Also morgen oder am Sonntag auf nach Rostock zur Landespilzausstellung. Den Maulwurfs – Egerling gab es dort noch nie zu sehen und es wird ihn so schnell wohl auch nicht mehr auf einer unsere Ausstellungen zu besichtigen geben.
Freitag, 28. September (Wenzelstag) – I See You – Wie haben wir Pilzfreundinnen und Freunde doch wieder diesem Tag entgegen gefiebert! Ich möchte nicht wissen, wie viele von uns heute in die Wälder geströmt sind, um die ihnen bekannten Plätze vom Hallimasch einen Besuch abzustatten. Heute ist nämlich Stichtag des Wenzelspilzes, aber das wissen wir ja alle. Trotz dem ist es jedes Jahr auch Thema im Tagebuch. Das gehört sich ganz einfach so. Ich denke aber, die meisten Hallimasch – Jäger werden heute mit langen Gesichtern aus Wald und Flur heimgekehrt sein. Zur Not mussten dann doch eher Steinpilz und Co., Parasole oder essbare Champignons zum Ausgleich herhalten. Und es kommt tatsächlich immer seltener vor, dass der Wenzelspilz sich an seine Vorgaben hält. Dieser Stichtag stammt nämlich aus Zeiten vor der Klimaerwärmung.
Die Sommer werden länger und der Herbst beginnt später. So startet gerade erst der Herbst – Aspekt durch, der mitunter bereits Mitte oder Ende August in dieser Form stattfinden sollte und wir mit dem Datum des Wenzelstages eigentlich in den Vollherbst starten. Also Steinpilze und Verwandtschaft sollten sich auf dem Rückzug befinden und die Spätherbstarten müssten durchstarten. Aber das war früher einmal. So müssen sich die Menschen, die den Hallimasch so lieben, wohl noch ein wenig gedulden, bis der Mainstream der Herrenpilze durch ist. Aber das wird schon, vielleicht überschlägt es sich in Kürze und Hallimasch – Fans dürfen Aufatmen. Es gab aber auch schon Jahre, da zeigte er sich erst im Laufe des Novembers in größerer Zahl. Und nicht zu vergessen, und in neuerer Zeit den Wenzelstag vielleicht auch überlagernd, begehen wir heute den Europäischer Pilztag. Immer der 4. Sonnabend im September!
Ich war heute Vormittag nur kurz mal im Park am Seeblick. Hier herrscht schon ein wenig Endzeitstimmung. Kein Vergleich zum Frühling oder Sommer, denn jetzt starten die Wälder richtig durch. Natürlich findet man auch im Herbst mitunter reichlich Pilze in Parkanlagen, aber auch hier ändert sich die Artenzusammensetzung entsprechend. Des weiteren Stand Einkaufen auf der Agenda, so auch Heidekraut zur Dekoration unserer Ausstellungsflächen. Und schließlich war noch mal Stuben und Revierreinigen angesagt. Das Info – Zentrum Ausfegen und Wischen, den letzten Schliff vor unserer Großpilzausstellung verschaffen. Ab morgen starten dann unsere Sammelexkursionen, um die Kühlschränke mit Ausstellungsmaterial zu füllen. Drei Tage werde ich nun zusammen mit anderen Pilzfreunden auf Tour durch verschiedene Wälder, Moore , Heiden und Wiesen, sowie auch Parks sein.
Sonntag, 29. September – Roundabout – Ja, das war heute wirklich ein Sonntag wie er im Buche steht. Nicht nur vom Wetter her. Sonnig, kaum Wind und trotz der Polarluft angenehme Temperaturen. Also vom Wetter her konnten wir es uns kaum schöner wünschen. Wir, das war Martin aus Hamburg (Mitglied der Pilzfreunde), und meine Wenigkeit vornamens Reinhold. Gegen 09.30 Uhr starteten wir von Wismar aus in den ersten Exkursionstag im Zuge der Vorbereitung unserer diesjährigen Großpilzausstellung am kommenden Wochenende (03. 06.10.2024). Das wir uns auch in diesem Jahr ganz schön strecken müssen, um eine möglichst hohe Artenvielfalt zu präsentieren, ist uns natürlich klar. Da bringt es nicht viel in einen x – beliebigen Wald zu fahren und ihn stundenlang zu durchstreifen. Sicher, 2 Wochen später wäre auch dieses ein Option, aber vieles steht erst am Anfang bzw. ist noch gar nicht erschienen.
Wir haben es in der Haushalt Forst auf besseren Böden wieder gemerkt. Eigentlich ein Topp – Revier, aber nicht heute. Wir setzten um in den Schlosspark Wiligrad. Auch ziemlich bescheiden, aber schon besser. Mastige Wurzelnde Bitter – Röhrlinge, einige Hexen – Röhrlinge, Schleierlinge und einiges mehr. Wir beschlossen in sandigere Gebiete zu fahren und steuerten das Kaarzer Holz, einschließlich den Jülchendorfer Buchen an. Eine gute Kalkbuchenwaldstelle enttäuschte auf ganzer Länge. Umsetzen in Richtung Jülchendorfer Trockenhänge/Jülchendorfer Buchen. Immer gezielt an ganz besonderen Stellen, ja meist auch Sonderstandorte. Hier beglückten uns auch einige Glückspilze, sprich Fliegenpilze, aber leider alle schon über den Berg. Dafür Birkenpilze, Parasole, Gold – Röhrlinge, Espen – Rotkappen, tolle Sommersteinpilze und einiges mehr. Im Kaarzer Holz die ersten Edel – Reizker.
Schließlich machten wir Schluss mit dem Stellengespringe und drehten eine größere Runde durch die Kobander Tannen. Nadelforst ganz überwiegend und eine meiner Standartrunden, geht es darum, die große Pilzausstellung vorzubereiten. Hier gibt es einen Märchenwald mit dicken Moospolstern, Kiefern und Fichten, Birken und Eichen gemischt in allen Altersstadien, ja so wie man sich eigentlich einen richtigen Wald vorstellt und nicht nur eintöniges Stangenholz. Allerdings ist besonders auch nur ein gewisser Bereich, der in ungünstigen Zeiten immer noch eine Bank ist. Wenn wo anders (auch in diesem Wald) kaum etwas zu finden ist, hier stehen die Chancen dann noch ziemlich gut. Und so war es auch. Endlich die schönsten Täublinge, Steinpilze, mit Maronen hätte sich Martin ohne weiteres eine schöne Mahlzeit einsammeln können. Einige Milchlinge und auch und immer hin drei Fette Hennen bzw. Krause Glucken, um nur einige Beispiele zu bringen.
Ganz zum Schluss wünschte sich Martin noch mal in die Fichteninsel bei Perniek zu fahren. Allerdings war es für ihn dann doch etwas enttäuschend, denn die große Artenvielfalt ist hier immer noch nicht gestartet. Ich denke Mitte Oktober darf hier wieder gefeiert werden. Zum Schluss waren wir selbst überrascht, was wir alles eingesammelt hatten. Ein durchaus erfolgreicher Sonntag liegt hinter uns und es hat bei dem schönen Wetter und den schönen Pilz – Funden, die in unseren Körben landeten, sehr viel Spaß gemacht.
Montag, 30. September – Dear Father – Nun liegt auch schon der September hinter uns. Nur noch 2 Monate und die Pilzsaison 2024 neigt sich ihrem Ende zu. Schon jetzt dürfte fest stehen, dass das Jahr 2024 nicht als berühmtes in die Analen eingehen wird. Auch wenn der weitere Herbst und Spätherbst noch richtig gut werden sollte. In diesem Jahr klemmt es ein wenig und auch das muss mal sein. War der August wesentlich zu trocken in Wismar, so war der heute zu Ende gehende September mit 86,5 Liter in meinem Regenmesser zu feucht. Normal wären nach der mir zur Verfügung stehenden Klima – Tabelle 77 Liter gewesen. Hier sind natürlich konvektive Ereignisse mit eingerechnet, die nicht für unser gesamtes Einzugsgebiet verallgemeinert werden können. Wie dem auch sei, hoffen wir auf einen pilzreichen Oktober.
Heute war ich mit unserem langjährigen Vereinsfreund Thomas den ganzen Tag unterwegs auf der Jagd nach Frischpilzen für unsere Großpilzausstellung am kommende Wochenende. Wir können konstatieren, es war und ist äußerst mühselig! Viele, viele Arten, die eigentlich in eine solche Präsentation zu bester Pilzzeit dabei sein sollten, werden fehlen, werden teils auch vermisst werden. Zunächst steuerten wir das sandige Revier Börzow/Questin bei Grevesmühlen an. Entlang des Bahndamms herrscht eigentlich eine abwechslungsreiche und üppige Pilzflora. Heute kaum der Rede wert. Erschwerend kommt dazu, das viele der zahlreichen Birken in Gleisnähe aus Sicherheitsgründen abgesägt wurden. Sie stehen einer perfekt zu funktionierenden Mobilität im Wege. Wir fuhren in Richtung Lübeck, in einen Wald bei Semlsdorf. Nach kurzer Stippvisite verließen wir diesen fluchtartig.
Nun soll es in ein Revier auf besseren Böden gehen, nämlich in das Röggeliner Holz bei Rehna. Eine Fundgrube, zumindest wenn es richtig zur Sache geht. Und das tat es leider auch hier nicht. Bis auf Steinpilze, die zumindest noch in den Nachwehen ein wenig schieben, kaum etwas nennenswertes. Dann holten wir noch eines unserer Asse aus dem Ärmel und schlugen eine große Runde um die Landeshauptstadt Schwerin und fuhren in die Crivitzer Ecke. Genauer formuliert in die Reviere bei Weberin. Ähnlich wie gestern in den Kobander Tannen, habe ich auch hier eine ähnliche Route, die mir schon oft aus der Klemme geholfen hatte. Ja, hier hat es dann doch noch gepunktet. Zwar lange nicht in der Form. wie ich es mir gewünscht hätte, aber am Ende waren wir dann doch den Umständen entsprechend zufrieden. Ich hatte ein buntes Sammelsurium für die Ausstellung und Thomas konnte am Abend noch seine Mutter mit einer frischen Mischpilzpfanne beglücken. Maronen, Steinpilze, Raufüße, Butterpilze, Sandpilze und manches mehr in nicht ganz so bunter bunter Mischung.
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