Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg
Tagebuch Wetter und Pilze Oktober 2024
Dienstag, 01. Oktober – Miracle Of Life – 3. Exkursionstag in Vorbereitung unserer Großpilzausstellung vom 03. – 06.10.2024 im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21. Gegen 09.00 Uhr starteten die Pilzfreunde Thomas und Reinhold zur Tagesexkursion in die Griese Gegen. Genauer in die Lübtheener Heide bei Teewswoos. Also genau in die Ecke, in der zur Zeit unsere Mittwochsexkursionen anberaumt sind und in der vom 18.- 20. Oktober unser diesjähriges Pilzwochenende in Mecklenburg stattfinden soll. Das regnerische Wetter spielte für uns günstig mit. Während es in anderen Landstrichen immer wieder und zum Teil kräftig regnete, hatten wir nur zu Beginn einen kräftigeren Schauer.
Zunächst waren wir direkt im Bereich Teewswoos unterwegs, später auch dichter bei Lübtheen. An den Straßenrändern im Wald Unmengen von Pilzen in großen Schaaren. Hier schienen wir genau richtig zu sein. Bei den großen Schaaren handelte es sich zumeist um größtenteils überständige Butterpilze. Aber auch Kuhpilze waren dabei, und wie es sich gehört, mit ihrem Partner, dem Rosenroten Schmierling. Sandröhrlinge gab es einige, Birkenpilze säumten Wege und Straßenränder wie die Soldaten in allen Größen und Altersstadien. Dazwischen immer wieder Täublinge, Milchlinge und einige Wulstlinge. Vertreten durch Pantherpilze, Rote Fliegenpilze und einigen Perlpilzen. Auch mal Fälblinge, Rißpilze oder Ritterlinge. Vor allem aber auch Steinpilze in aller erster Güte.
Wirklich erhaben präsentierten sie sich zwischen tiefen Moospolstern und Rentierflechte oder gleich direkt im blanken Sand der Kiefernforste. Thomas war Happy! Es war der Steinpilz – Tag seines Lebens. Noch nie hatte er das Glück so eine üppige Pracht von Herrenpilzen in seinen großen Korb befördern zu dürfen. Bezüglich Steinpilzen sind wie hier gerade zum richtigen Moment aufgetaucht. Wir haben sie so ziemlich am Beginn ihres dortigen Wachstumsschubes in optimale Qualität erwischt. Nur selten schon mal einige überständige Herrenpilze. Und vor allen bildschön! Kaum mal zerfressen und daher fast alles Bilderbuch – Exemplare. Thomas wird seine Beute verschenken, so an seine Mutter, und den Rest trocknen bzw. einfrieren. Ich habe natürlich auch welche für unsere Ausstellung mitgenommen, denn was wäre eine Pilzausstellung im Steinpilz Wismar ohne seinem Namensgeber.
Mittwoch, 02. Oktober – Yes – Maginfication – Heute habe ich mit dem Aufbau der Pilzausstellung begonnen. Das heißt, der Teil der pflegeleichten Arten war ja schon aufgetragen. Bis heute Abend liegen zunächst 149 Arten auf den Moosflächen. Reichlich Material befindet sich noch in den Kühlschränken und fleißige Vereinsmitglieder landeten weitere Frischpilze an. So brachte mir Angeli tolle Exponate aus der Haushalt Forst mit. Bernhard und Margret aus dem Spreewald beglückten mich mit einem Prachtstück eines Zunderschwamms, der ihren Nussbaum über die Jahre als Nahrungsquelle nutze. In dem Maße, wie der Fomes fomentarius an Fülle zunahm, ging es mit dem Nussbaum abwärts. Alfred und Silke waren in den Redentiner Tannen unterwegs und brachten ihre Ausbeute entlang. Auch Catrin war wieder sehr fleißig. Neben restlichem Einkauf für unseren Imbiss war sie auch wieder in der Natur und beglückte mich, bzw. unsere Ausstellung, mit weiteren Frischpilzen. Darunter auch die gelbe Form des Flockenstieligen Hexen – Röhrlings. Wunderbar duftende Anis – Zähling und kapitale Birken – Rotkappen, um nur einige zu nennen. Noch sind große Lücken auf den Ausstellungsflächen, diese werden sich aber in den nächsten Tagen noch schließen.
Donnerstag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Zum Frühstück heute wieder Yes: The Calling – Gefeiert haben wir heute nicht, denn viel Arbeit stand für einige Pilzfreundinnen und Freunde auf dem Programm. Grund war der 1. Tag unserer diesjährigen Großpilzausstellung im Mykologischen Informationszentrum, in der ABC Straße 21. Und es gab heute auch schon unseren Imbissstand mit leckerer Waldpilzsuppe, frischen Waffeln und manches mehr. Ganz herzlichen Dank diesbezüglich an Irena, die wieder wie in früheren Zeiten den Hut im Kochtopf – und Pfannensegment aufgesetzt hatte. Desgleichen ein großes Dankeschön an Angeli, die mit Irena Hand in Hand den Imbisstand meisterte. Danke auch unserem Christian, der mit dem Aufbau und dem drumherum fleißig war. Nicht zu vergessen Catrin, die früh` s schon wieder im Wald war und frische Pilze organisiert hatte und dann beim weiteren Aufbau der Ausstellung behilflich war und die Fragen der Besucherinnen und Besucher sehr kompetent beantwortete. Zudem bekamen wir Besuch aus Rostock. Ria und Wilfried Bütow, ihres Zeichens langejährige Pilzberater im Botanischen Garten. Sie brachten uns auch einige Fundstücke mit, die wir teils nicht im Bestand hatten.
Schließlich musste ich dann noch Frage und Antwort stehen für in Interview vom Wismar – tv. Bis heute Abend liegen nun 218 Großpilzarten auf unseren Ausstellungsflächen. Morgen ab 10.00 Uhr darf sie wieder in Augenschein genommen werden und weitere Pilzarten werden hinzu kommen und vorhandene teils wieder mit frischeren ausgetauscht. Ab dem Mittag ist auch wieder unser Imbissgeschäft mit dabei. Morgen wird es schwerpunktmäßig das Hähnchenschnitzel für Vegetarier geben: gebratenen Schwefelporling.
Freitag, 04. Oktober Awaken – 2. Tag unser diesjährigen Großpilzausstellung in Wismar. Trotz des Wochentages war die Ausstellung heute gut besucht. Es gab wieder unseren Imbiss, Schwerpunkt mit Schwefelporlingen. Pilz- und Vereinsfreund Phillip brachte noch reichlich Ausstellungsmaterial mit und betreute die Pilzausstellung bezüglich des weiteren Aufbaus und stand bei Fragen Rede und Antwort. Die Pilzberatung wurde eher dezent in Anspruch genommen, aber das könnte sich morgen und am Sonntag möglicherweise steigern. Vereinsmitglied Perki hatte unseren großen Regenschirm, der als Überdachung des Imbissstandes bei schlechten Wetter dient, repariert wieder reingereicht. Zuvor war er noch zu einer Exkursion in den Questiner/Panzower Tannen unterwegs und stieß auf eine ergiebige Steinpilz – Stelle. Das schönste Exemplar, ein wirklich ungewöhnliches Prachtstück, spendierte er für unsere Ausstellung. Der Rest wird getrocknet oder Tiefgefroren. Gegen 17.00 Uhr fanden sich weitere Vereinsmitglieder zur Küchenarbeit ein. Zwiebeln Pellen, Möhren schneiden usw. Catrin versorgte uns des weiteren mit neuen Pilzfunden. Aktuell liegen mindesten 286 Arten auf den Flächen, die ab morgen 10.00 Uhr wieder in Augenschein genommen werden können.
Sonnabend, 05. Oktober – Ein letztes mal erklang heute Morgen die Progressiv – Rockband – Yes – Yours Is No Disgrace – Ein wunderschöner und sonniger Herbsttag ging heute an den Start. Ideal, um in der Natur unterwegs zu sein. Aber es gab wichtigeres. Die 31. Großpilzausstellung ging in die nächste Runde. Viel Arbeit wartete auf die Pilzfreundinnen und Freunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Insbesondere unser Imbissgeschäft, bei dem wieder Irena den Hut aufhatte, lief auf Hochtouren. Auch die Ausstellung mit derzeit knapp 300 Arten war gut besucht. Gelegentlich wurde auch die Pilzberatung in Anspruch genommen. Immer wieder wechselte und erneuerte ich unsere Exponate, denn sie sollen möglichst frisch und mit ihren markanten Merkmalen präsentiert werden. Dazu brachte Michael noch Frischpilze mit, u. a. den Ästigen Stachelbart. Catrin war auch noch in Wald und Park unterwegs, und lieferte reichlich Nachschub an. Besondere Hingucker waren darunter zwei Klapperschwämme und ein Riesenporling. Zu besichtigen ist unsere Ausstellung noch morgen zwischen 10.00 und 18.00 Uhr.
Sonntag, 06. Oktober – Yngwie Malmsteen – How Many Miles To Babylon – 4. und somit letzter Tag der 31. Großpilzausstellung im Mykologischen Informationszentrum der Hansestadt Wismar. Nach morgentlichen Nebelfeldern schälte sich wieder ein ausnehmend schöner und sonniger Sonntag aus dem Nebel. Klar und hell und kaum ein Windhauch. Perfekt, um in Wald und Flur unterwegs zu sein. Das ging heute natürlich nicht, denn viel Arbeit stand wieder an. Ab 10.00 Uhr öffnete sich die Tür zur Besichtigung der Innenausstellung und wir bauten draußen wieder Tische und Stühle auf, um den Imbiss vorzubereiten. Gegen Mittag war dann auch unsere Köchin Irena wieder vor Ort und alsbald zog der herzhafte Duft frisch zubereiteter Pilzpfanne und der auf dem Dreibock vor sich hin köchelnden Waldpilzsuppe durch die ABC Straße und ließ den Passanten das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Angeli bediente das Waffeleisen und wer eher auf süßes stand, durfte hier zuschlagen. Oder am besten beides und dazu einen Kaffee, aber auch Pils oder Wein war im Angebot. Natürlich war die Ausstellung auch wieder gut besucht. Immer wieder zeigten sich die Besucherinnen und Besucher erstaunt, beeindruckt und verwundert, über so eine Fülle von frischen Pilzen. Viele realisieren erst beim Durchgang unserer Pilzausstellung, wie viel Arbeit in einer solchen Exposition liegt. Aber ich bin nun auch ein wenig froh, dass dieser alljährliche Höhepunkt im Steinpilz – Wismar und im Vereinsleben der Pilzfreundinnen und Freunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. hinter mir/uns liegt. Hatten doch andere große Ausstellungen am vergangenen Wochenende (Rostock, Schwerin) noch große Probleme ihre Ausstellungsstücke zu finden, so konnten wir doch wieder eine bunte Vielfalt präsentieren und unsere Ausstellungskapazitäten waren am Ende bis zu 100 % ausgelastet.
Montag, 07. Oktober – Yusuf – In The End – Eigentlich hatte ich vor, heute einen Ruhetag einzulegen, denn der Vormittag (09.00 – 12.00 Uhr) fiel ohnehin einem Arztbesuch zum Opfer. Aber am Nachmittag war dann doch noch unsere Großpilzausstellung ein letztes mal zu besichtigen. Am Abend landeten die meisten Exponate aber in der Biotonne. Es gab auch heute nochmals einen Pilzimbiss mit frischen Waffeln. Am Waffeleisen stand Sohn Jonas. Mama Irena wieder hinter der Pilzpfanne. So konnte sich Jonas einen Teil seiner ersten Miete für seine neue Wohnung in Neumünster erwirtschaften. Er hat ein Studium in Kiel begonnen und ein ganz neuer Lebensabschnitt liegt nun vor ihm. Bis alle Anträge, beispielsweise bafög, durch sind, dauert es schließlich auch seine Zeit.
Aber nun ist die 21. Großpilzausstellung in Wismar endgültig Geschichte. An dieser Stelle nochmals einen ganz herzlichen Dank an alle beteiligten, die dieses arbeitsreiche und zeitaufwendige Unterfangen auch in diesem Jahr zum Erfolg werden ließen. Nun werde ich auch bald wieder in der Natur unterwegs sein können und wieder aktueller über Pilze und Wetter berichten können.
Das Wetter zeigte sich in letzter Zeit ja sehr freundlich und ruhig. Das wird sich in dieser Woche ändern, denn der Tiefdruckeinfluss wird stätig zunehmen. Schon heute drehte die Anströmung auf Südwest. Damit wird mildere und feuchtere Luft heran geführt. Und im weiteren Wochenverlauf soll der Ex – Hurricane Kirk das Mitteleuropäische Wetter ganz schön durcheinander Wirbeln. Donnerstag soll er Deutschland mit viel Regen und seinem Sturmfeld erreichen. Betroffen davon soll, Stand heute, vor allem die Westhälfte, bis zu uns in den Nordosten sein.
Dienstag, 08. Oktober – Heute morgen um 09.00 Uhr hatte ich eine Verabredung mit Tu Hus, einem ambulanten Pflegedienst in Wismar. Mit Klienten war eine kleine Pilzwanderung durch das Köppernitztal in Wismar angedacht. Leider konnte der Betreuer nur einen interessierten dazu motivieren. Wie dem auch sei, wir drehten durch das fast naturbelassene Bachtal (Wilde Natur mitten in Wismar) unsere Runde. Mischwaldbestände, nahezu ausschließlich von Laubbäumen, auf besseren Böden, boten zumindest für mich eine durchaus interessante Pilzflora. Ich muss zugeben, viel zu selten bin ich hier unterwegs. Ein Gebiet, dass sicherlich noch die eine oder andere mykologische Kostbarkeit zu Tage fördern würde, wenn man doch öfters hier unterwegs sein würde und dann aber auch ernsthaft mykologisch arbeiten müsste.
Ziel war aber auch, die gesammelten Speisepilze, sofern vorhanden, im Tu Hus gemeinsam zuzubereiten. Aber diesbezüglich zog es sich zunächst. Ich stellte den Pilz des Jahres 2024 vor, der dann auch schon mal mitgenommen wurde. Nelkenschwindlinge kamen hinzu. Zum Schluss leuchtete von weiten noch ein hochbeiniger Schopftintling auf einer Rasenfläche in parkartigem Gelände. Aber er wies uns nur den Weg zu einer imposanten Pilz – Oase. Hexenringe von Gemeinen Fälblingen und Gilbenden Erdritterlingen erfreuten unsere Augen. Und kaum zu glauben, jetzt war klar, es wird eine ausgiebiges Pilzmahlzeit zum Mittag geben, denn etliche Büschel ganz frischer Raslinge füllten nun das mitgeführte Sammelgefäß. Danach ging es für mich in` s Infozentrum. Nachwehen unserer Ausstellungstage beseitigen, wobei es sich noch ziehen wird, bis ich mit dem Rückbau der Ausstellungsflächen fertig sein werde.
Und kaum legen die Pilze wieder richtig los, so klingelt auch schon wieder das Telefon mit der Bitte um Hilfe unter Vermittlung der Gift – Notrufzentrale. Gestern war es ein noch ganz kleines Mädchen, welches womöglich von Pilzen auf dem Grundstück in Lübeck von vom Rasenmäher zerstückelten Pilzen genascht haben könnte. Ich bat um Fotos, aber es ähnelte doch eher einem Salatteller. Genaues weiß man nicht. Eventuell Gilbende Erdritterlinge, aber auch ein Täubling wäre möglich. Das Kind beobachten und Ruhe bewahren. Bei Auffälligkeiten in einer Klinik vorstellig werden.
Gleiches Anliegen heute Nachmittag. Ein Anruf einer jungen Mutti aus Bad Schwartau. Ihr 4 1/2 – jähriger Sohn hat im Kindergarten von einem oder mehreren Pilzen gegessen. Er kam mit erweiterten Pupillen und verwaschener Aussprache nach hause. Endlich mal konkreteres, dachte ich mir, und hatte sogleich das Muskarin – Syndrom im Hinterkopf. Wieder die Bitte, mir Bilder zuzusenden. Und meine Vermutung bestätigte sich: Risspilze, und wenn das schon nicht genug wäre, auch der Sachsenschreck, manche sagen auch Sachsentod, obwohl er kaum jemanden Tod macht, war auf dem Bild zu sehen. Die sächsischen Mitbürgerinnen und Bürger möchten mit den schwarzen Humor verzeihen, die Begriffe habe nicht ich mir ausgedacht. Also der stark giftige Pantherpilz wäre auch noch als Übeltäter dabei. Ich empfahl sofort mit dem Kind in einer Klinik vorstellig zu werden. Am Abend dann noch ein großes Dankeschön per Telefon von der Gift – Notrufzentrale, für meine schnelle Diagnose. Auch im Namen des Ärzteteams der in Anspruch genommenen Klinik.
Zum Wetter: sehr milde Subtropikluft ist nun eingeflossen. Die ist sehr feucht, hat viele Wolken und auch Regen im Gepäck. Teils kann es besonders ab morgen Abend und in der Nacht zu Donnerstag durch Ex – Hurricane Kirk kräftig und sehr ergiebig schütten. Stürmisch kann es auch werden, aber nichts großes diesbezüglich ist für uns in Sicht. Danach fließt vorübergehend nochmals Polarluft ein und am Wochenende kann es bei Aufklaren sogar geringen Bodenfrost geben. Das ist aber kaum für unsere Belange relevant, lockt vielleicht aber erste Frostschnecklinge und andere, Kälte liebende Arten aus den Böden. Das sollten sich diese jedoch gründlich überlegen. Glaubt man den Berechnungen, nicht nur des amerikanischen GFS, so kommen wir im Verlauf in eine kräftige Südwestströmung, die bis gegen Ende Oktober anhalten könnte. Warme Aussichten und die 20 Grad – Marke könnte im Verlauf zur Tagesordnung werden.
Mittwoch, 09. Oktober – Michael Holm – Mendocino – Einer der ersten Ohrwürmer die ich damals registrierte! – Mein Pilzfreund und Rechtsbeistand Hartmut fragte nach, ob wir nicht gemeinsam mal wieder in die Pilze gehen bzw. fahren können. Ich schlug die für heute geplante Mittwochsexkursion vor. Vorschlag angenommen und wir starteten am Vormittag in Richtung Griese Gegend. Hier stand schließlich der dritte Quadrant des Messtischblattes Tewswoos auf dem Programm. Zunächst hatte ich jedoch eine Verabredung in Alt Jabel. Dort soll vom 18. – 20. Oktober unser diesjähriges Pilzwochenende in Mecklenburg stattfinden. In der Waldschule Alt Jabel, siehe unter Termine! Ich ließ mir die Unterkünfte zeigen, zumeist mit 5 Betten Belegung und zwei Betreuer – Zimmer. Die Unterkünfte sind einfach, aber für unsere Zwecke durchaus ausreichend.
Wir dürfen die Gemeinschaftsküche nutzen, Mittagstisch gibt es jedoch nicht, so dass wir uns diesbezüglich gastronomisch bewirten lassen wollen. Auf Anruf können wir jedoch von einem Privatbecker frische Backwaren anfordern. Er würde uns dann beispielsweise des morgens auch mit frischen Brötchen beliefern. Der Ort liegt in waldreicher Umgebung und unweit der Lübtheener Heide. Da erst gegen 14.00 Uhr der Treff zur Mittwochsexkursion anberaumt war, nutzten Hartmut und ich noch die Möglichkeit in den Forsten bei Alt Jabel nach dem rechten zu schauen. Nicht kartieren, sondern ganz ordinär Speisepilze suchen und sammeln. Schwerpunkt Maronen – Röhrlinge. Und das hat dann auch schon ganz gut gepunktet. Hartmut hatte schon mal einen großen Weidenkorb füllen können und auch ich hatte einiges für den Trockner eingefangen.
Dann aber los, wir waren schon knapp dran. Treff war am Abzweig zur Hohen Wooser Ziegelei. Trotz leichter Verspätung war jedoch noch keiner vor Ort. Kurz drauf landete Dorit aus Ratzeburg an und Michael musste kurzfristig absagen, da wieder ein dienstlicher Termin in die Quere kam. Hartmut ist nicht unbedingt an der Vielfalt interessiert und drehte auch hier seine Runden, um den zweiten Korb mit Maronen – Röhrlingen und teils kapitalen Steinpilzen zu füllen. Dorit und ich widmeten sich jedoch vorwiegend der Kartierung, nicht ohne auch auf Speisepilze zu achten. So war Dorit über eine ansehnliche Anzahl von Steinpilzen nicht unerfreut, konnte jedoch auch eine eine Menge interessanter Arten für sich neu entdecken und zum Studium mit nach hause nehmen.
Das allgemeine und bunte, sowie vielfältige Frischpilzaufkommen war nun voll erblüht. Besonders an den Wegrändern eine Vielzahl bunter Täublinge, aber auch Milchlinge, Ritterlinge, Risspilze und Schleierlinge legten nun ordentlich los. Es war die bisher und mit Abstand pilzreichste Mittwochsexkursion in diesem Jahr. Topp – Fund war der in Mecklenburg bisher nur selten nachgewiesene Heide – Milchling. Wie gut, dass Hartmut mich mit seinen Auto mitgenommen hat. Denn zweitweilige Regenfälle hätten das Fahren auf meinem Zweirad sicher nicht zum Vergnügen gemacht oder ich hätte die Exkursion sogar abgesagt.
Donnerstag, 10. Oktober – Zeitgeist – Musik auch heute morgen bei mir. Das Jahr 1971. Dieser Musiktitel zählt zu meinen Lieblingsliedern und ich freute mich sehr, wenn er im Radio zu hören war: Randolph Rose – Nur ein Flirt – Gestern und heute hatte uns der Ex Hurricane Kirk voll im Griff. Weniger mit Sturm, eher mit ergiebigen Regenfällen. In meinem Messbecher fand ich heute Mittag 37 Liter vor! Die Schlagzeilen im Netz verwundern dann doch immer wieder und sind oft nur auf Klicks geschaltet, mit reißerischen Schlagzeilen „Wie Hurricane rast auf Europa zu“. Das eigentliche Rasen ist ihm jedoch meist schon abhanden gekommen, denn in der Regel wandeln sich diese tropischen Wirbelstürme, bevor sie unsere Breiten erreichen, in ganz normale Tiefdruckgebiete um. Kein Vergleich, mit dem, welches beispielsweise in Florida derzeit abgeht.
Dennoch können diese ehemaligen Tropenstürme auch bei uns sehr turbulentes Wetter bringen. Da sie viel Feuchtigkeit mitführen, gab es auch besonders in der Westhälfte bis nach Mecklenburg ergiebige Regenfälle. Trockenheit ist für uns nun kein Thema mehr. Allerdings sieht es in der Mittelfrist sehr regenarm aus. Ein kleines Sturmtief sorgt zwar noch zum Sonntag für heftigen Wind und auch noch für moderate Regenfälle, aber danach soll es bis gegen Ende Oktober im wesentlichen trocken bleiben. Über Ost/Nordosteuropa baut sich ein mächtiges und blockierendes Hochdruckgebiet auf und über Westeuropa und dem Atlantik soll weiterhin eine rege Tiefdrucktätigkeit stattfinden. Dabei verweilen wir zumeist auf der Westseite des hohen Luftdrucks und von Süden her kann sehr milde Luft nach Deutschland geführt werden.
Kommt es so, könnte der goldene Oktober durchstarten, mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen. Zunächst wird jedoch kühle Luft dominieren und in einzelnen Nächten kann es Bodenfrost geben. Völlig normal zu dieser Jahreszeit und kein Grund zur Besorgnis. Dem Pilzwachstum wird dieser kaum etwas anhaben können. Aber wo zu es bei längerem Hochdruck in der schon fortgeschrittenen Jahreszeit auch kommen kann, sind zähe Nebel – und Hochnebelfelder. Lösen diese sich nicht auf, weil sich eine Inversionswetterlage wegen zu geringer Durchmischung der Luft bilden kann, so könnte es deutlich kühler bleiben.
Freitag, 11. Oktober – Zeitgeist war auch heute morgen bei mir zu hören. Das Jahr 1972. Hier habe ich ein Lied ausgesucht, welches mir ganz besonders aus dieser Zeit im Gedächtnis hängen geblieben ist und welches ich auch heute immer noch mit nostalgischen Erinnerungen verknüpfe. Dieses Lied von Juliane Werding – Am Tag als Conny Kramer starb, im Original von Bob Dylan, lief oft im Radio und entwickelte sich zu einem Ohrwurm. Ich erinnere mich, wie ich das Fahrrad fahren auf dem Vorplatz der Feuerwehr in der Scheuerstraße erlernt hatte. Es muss also im Jahr 1972 gewesen sein! Ein kleines Fahrrad von den Kindern gegenüber der Scheuerstraße 2b. Ich erinnere mich an die Bodenwellen des gepflasterten Vorplatzes. Ob diese auch heute noch drin sind? Ich muss mal schauen, schleiche ich doch fast täglich als ergrauter Tattergreis dort vorbei.
Ein schöner Oktobertag mit viel Sonne und nur vereinzelten, schwachen Schauern. Die zurückliegende Nacht war klar und am Himmel konnte man ein ausgesprochen starkes Aurora – Spektakel bewundern. Nicht ich, denn ich hatte meine Augen geschlossen. Aber viele Nachtschwärmer konnten tolle Fotos schießen. So auch Phillip aus Renzow und Chris aus Lübeck.
Nach einem Augenarztbesuch am morgen, mit sehbehindernden Augentropfen, durfte ich zunächst noch einige Zeit mit getrübten Augen bei mir im Stadtteil Wendorf herum laufen. Um etwas einzukaufen und auch um Frischpilze auf Rasenflächen, in parkartigem Gelände zu erspähen und zu fotografieren, hat es dennoch gereicht. Am frühen Nachmittag schärfte sich mein Sehvermögen wieder und ich fuhr in die Forst Jamel. Hier war ich zu einer individuellen Pilzwanderung mit dem Gesundheitsamt Nordwestmecklenburg verabredet. 7 Verwaltungsleute waren es an der Zahl. Wir durchstreiften Laub- und Nadelwaldbereiche auf bessern Böden. Die Pilzflora ist auch hier jetzt so richtig aufgeblüht. Unter Nadelbäumen Unmengen von Rostfleckigen Helmlingen. An Wegrändern verschiedene Mürblinge und Tintlinge. Drei verschiedene Champigon – Arten, Perlpilze, einige Täublinge, Röhrlinge waren durch Derbe Rotfüßchen und Wollstiel – Raufüße vertreten. Viele junge Flaschen- und Beutelstäublinge landeten mit anderen, essbaren Arten, in den Körben. Ein wichtiger Speisepilz ist aber wohl in den Gesichtskreis einiger Teilnehmerinnen eingedrungen, der Perlpilz.
Durch diese Aktion konnte ich erst später im Info – Zentrum sein und hatte den heutigen Freitag vorsichtshalber als geschlossen deklariert. Und zum Abend wieder ein Hilferuf eines besorgten Kindesvaters. Der kleine Sohn könnte von einem Pilz gekostet haben. Auf den zugesandten Bildern war ein kleines Büschel Hallimasch zu sehen. Eines der Hüte war angebrochen. Ob tatsächlich ein winziges Stückchen gekostet worden war, ist und bleibt fraglich.
Sonnabend, 12. Oktober – Zeitgeist auch am heutigen Morgen. 1973. Ein sehr schöner Schlager von Gitte – Junger Tag. – Der Tag war noch jung und es stand mal wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Plan. Sie führte durch die Haushalt Forst bei Schloss und Ort Wiligrad, in der Nähe von Lübstorf, unweit des Schweriner See. Das Wetter war recht kühl, aber sehr schön und sonnig. Ich fuhr allerdings mit gemischten Gefühlen zum Zweittreffpunkt nach Wiligrad. Da ich meine Veranstaltungen nicht deckele, rechnete ich mit einer hohen Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Von einer Vorab – Presse – Info habe ich deshalb auch abgesehen, sonst wären es sicher noch deutlich mehr geworden. Mit insgesamt 37 Pilzfreundinnen- und Freunde war die Truppe wie erwartet mehr als ansehnlich. Böse Zungen könnten behaupten, mehr Leute als Pilze. Aber das traf mitnichten zu. Der Wald wimmelte vor Frischpilzen, von denen freilich nur die wenigsten den Weg in die Körbe fanden.
Es soll nicht verschwiegen werden, ohne fachmännische Führung wäre bei den allermeisten kaum etwas im Korb gelandet, denn die volkstümlichen Klassiker hielten sich arg in Grenzen. Meist waren es Perlpilze, Täublinge, einige Milchlinge, Stockschwämmchen, Fuchsige Röteltrichterlinge, Riesenschirmpilze, auch mal ein Champignon und einiges mehr. Auch zwei Steinpilze waren dabei. Ansonsten viele, viele bodendeckende Schwindlinge, Mürblinge, Risspilze, aber auch interessante Cortinarien, die selbstverständlich nicht in der Küche zum Einsatz kommen werden.
Nach kurzer Pause im Garten – Cafe Wiligrad fuhr ich anschließend noch mit unserem Pilzfreund Martin aus Hamburg zum Fichten – Sonderstandort bei Perniek. War es vor zwei Wochen hier noch ausgesprochen leer, so war inzwischen der Reigen der vielen, verschiedenen Gattungen und Arten gut zu Gange. Ein Pilz – Paradies der Sonderklasse für den interessierten Hobby – Mykologen, und ein wissenschaftlich arbeitender Vollblut – Mykologe hätte hier ein unersättliches Betätigungsfeld. Martin nahm einiges Material zum Studium nach Hamburg mit und ich lag immer wieder im feuchten Moos lang, um meine drittklassigen Fotos zu schießen.
Schließlich wurde es Zeit nach Wismar aufzubrechen, denn ab 16.00 Uhr sollte die Pilzberatung geöffnet werden. Aber daraus wurde zunächst nichts. Ohne Schlüssel geht die Tür nicht auf! Mein dickes Schlüsselbund war nicht in der Tasche. Es musste im Wald liegen. Zum Glück im recht überschaubaren Fichtenareal. Das kommt davon, wenn man sich auf dem Waldboden wälzt. Da kann schon mal das Schlüsselbund aus der Tasche rutschen. Also nichts wie zurück zum Tatort und nochmals gründlich schauen. Glücklicherweise wusste ich, wo ich Pilze fotografiert hatte und die lagen bzw. standen auch noch so dort, wie ich sie mir für meine Bilder zurecht gelegt hatte. Es dauerte einige Minuten. Gerade dort, wo die schönsten Fliegenpilze standen, sah Martin schon aus einiger Entfernung mein kaum zu übersehendes Schlüsselbund mit rotem Taschenmesser liegen. So wurden die wunderschönen Fliegenpilze tatsächlich noch zu Glückspilzen. Erst mit einer Stunde Verspätung konnte ich schließlich das Info – Zentrum öffnen. Und die letzte Beratungsstunde wurde auch in Anspruch genommen.
Sonntag – 13. Oktober – Zeitgeist auch heute morgen wieder. Das Jahr 1974: Mary Roos – Hamburg im Regen – Alle Jahre wieder Ritzerau. Der BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg hatte wieder zu seinem alljährigen Pilztag in die Lübschen Forst Ritzerau eingeladen. Im vergangenen Jahr fiel die Veranstaltung wegen Trockenheitsbedingter Ermangelung an Frischpilzen jedoch aus. Etwa 70 interessierte Pilzfreundinnen und Freunde, teils mit ihrem Nachwuchs, fanden sich gegen 10.00 Uhr an der dortigen Köhlerhütte am Forsthof ein. Nach kurzer Eröffnung durch den Forstamtsleiter starteten wir wie gewohnt in mehreren Gruppen in verschiedene Bereiche des Lübecker Stadtwaldes, zu dem auch dieser Bereich gehört. Aber was wäre diese Veranstaltung ohne die kompetenten Pilzführer aus dem benachbarten Mecklenburg.
Seit viele Jahren ist Irena Dombrowa dabei und zu ihrer Gruppe gesellen sich gerne auch die Jüngsten mit ihren Eltern. Seit einigen Jahren übernimmt auch der mit Abstand beste Jung – Pilzberater – Nachwuchs in M-V, Phillip Buchfink, eine Truppe. Der dritte im Bunde aus Mecklenburg wäre dann noch der Verfasser dieser Zeilen aus dem Steinpilz – Wismar. So stiefelte ich bei kühlem Schauerwetter wieder mit den sich zu mir gesellten Pilzfreundinnen – und Freunde meine obligatorische Runde durch den Laubmischwald auf besseren, teils recht kalkhaltigen Böden ab. Von Mangel an Frischpilzen konnte nicht die Rede sein. Der Waldboden war von unzähligen Pilzfruchtkörper von Zwergenwuchs bis hin zu wahren Riesen nahezu übersät. Kein Quadratmeter ohne Pilze! Natürlich ganz überwiegend Arten, die der durchschnittliche Sonntagssammler links liegen lässt. Freilich gab es auch Volkstümlichkeiten wie meist übergroße und überständige Herrenpilze, aber auch wenige frische Maronen – Röhrlinge oder auch Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Aber viel interessanter hingegen Unmengen verschiedenen Cortinarien. Ob Gürtelfüße, Dickfüße oder Klumpfüße. Wer auf die Königsklasse der Mykologie abfährt, hätte hier heute ein Fest feiern können.
Allerdings berichtete Phillip mir, dass in seinem Bereich diesbezüglich nicht viel los war. Hier herrschen offensichtlich andere Bodenverhältnisse vor. Gegen 13.00 Uhr fanden sich alle wieder an der Köhlerhütte ein und die gesammelten Werke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden nochmals begutachtet und besprochen. Dazu gab es Kaffee und hausgebackenen Kuchen. Irena, ihr Freund Eckart und ich fuhren dann am Nachmittag noch in die Griese Gegend bei Lübtheen, um Maronen – Röhrlinge für unsere Trockenbestände einzusammeln.
Montag, 14. Oktober – Langer Tag im Steinpilz – Wismar. Nach dem Wochenende herrscht zu bester Pilzzeit eigentlich meist ein hoher Beratungsbedarf. Aber derzeit ist es ziemlich ruhig, Klar, es kamen einige Leute zu mir mit ihren gesammelten Werken. Aber ich höre immer wieder, dass in den Wäldern nicht fiel los sei. Nicht nur die Klassiker tun sich schwer, auch „Giftpilze“ gibt es nicht sehr viele. Es ist derzeit tatsächlich recht differenziert. Was die Buchenwälder auf schweren Böden anbelangt, in denen ich am Wochenende zumeist unterwegs war, konnte von einem Mangel an Frischpilzen nicht die Rede sein. Klar, meist Arten, die vom gemeinen Mykophagen kaum beachtet werden. Und viele streben immer nur die selben, ihnen bekannten Fundplätze an. Sieht es hier trübe aus, werden die Gesichter lang.
Jedes Pilzjahr hat seine Eigenarten. Aber im Vergleich zum Oktober des letzten Jahres ist tatsächlich oft ein reduziertes Pilzaufkommen zu verzeichnen.
Gestern Nachmittag waren wir noch in die Griese Gegend bei Lübtheen gefahren, um Maronen – Röhrlinge zum trocknen zu sammeln. Wir machten in einem Areal halt, wo wir zur selben Zeit im vergangenen Jahr im Rahmen einer Mittwochsexkursion zu Gange waren. Damals war auch Irena, mein Anwalt Hartmut und Michael mit dabei. Insbesondere Irena und Hartmut wollten in erster Linie die „Braunkappen“ ernten und Michael und ich hatten es eher auf die Kartierung abgesehen. Der Pilzreichtum in diesem Bereich war zum Vergleich zu gestern um ein vielfaches höher und bunter.
Es war gestern deutlich trister. Was die leckeren Maronen – Röhrlinge anbelangt, war es jedoch wesentlich besser. Es gab sie als Massenpilze. In weitaus höherer Qualität als im Vorjahr. Kaum Madenbefall! Allerdings, wie üblich, immer mal vom Goldschimmel befallen und auch schon viele überständige. Das ist dann nichts für mich. Da verliere ich schnell die Lust, wenn 80 % bereits drüber sind. Wenn sie weich und schwammig sind.
So drehte ich eine etwas größere Runde und stieß zufällig auf ein Areal, wo die Qualität mich überzeugte. Dicke, fette Braunkappen, fast so mastig wie Steinpilze. Selbst viele der großen waren noch fest und kernig. Das macht Laune und es dauerte keine habe Stunde und mein wirklich beachtlich großer Weidenkorb war gefüllt. Ich schleppte mich mit der eingesammelten Bleischwere zum Auto. Auch Irena und Eckart waren fleißig, so dass der Abstecher in die Griese Gegend am Ende den Erfolg erbrachte, den wir uns erhofft hatten. Das bescherte mir gestern Abend und auch heute reichlich zusätzliche Arbeit, denn die Trockner mussten bestückt werden.
Dienstag, 15. Oktober – Ich höre meine Morgen – CD` s ja in alphabetischer Reihenfolge. Inzwischen bin ich beim letzten Buchstaben Z angelangt. Und hier nun auch ganz am Schluss mit der amerikanischen Blues – und Hardrock – Band ZZ Top – Nightmare O A Wise Man.
Auch heute kann ich mit dem Slogan „Alle Jahre wieder“ den Tagebuchentrag eröffnen. Seit vielen Jahren fahre ich zwei mal im Oktober in den Ort Neuburg, bei Wismar, um mit Schülern der jeweils 4. Klasse in den Wald zum Pilze suchen aufzubrechen. So auch heute geschehen mit der Klasse, die gerade die Frau meines Jugendfreundes Andre unterrichtet. Auch er war mit dabei. Es war ein zwar kühler, aber wunderbar sonniger Oktobermorgen und Vormittag, bei nahezu windstillen Verhältnissen. Ein goldener Oktobertag wenn man so will, obwohl die Wälder noch wenig goldene Aspekte zeigen.
Mischwald auf meist sauren, sandigen Böden, teils aber auch mit Kalkeinlagerungen. Wie immer sind die meisten Kinder in diesem Alter noch voll mit Begeisterung dabei. Und nahezu jeder entdeckte Pilz wird mit viel Aufmerksamkeit und Freunde bedacht. Unzählige male höre ich die Rufe nach meinem Namen, und die Entdeckung ist immer mit der Frage „Kann man den Essen“ verbunden. Klar, waren auch immer mall essbare Pilze dabei. Die meisten Fragen musste ich jedoch mit einen nein beantworten. Um so größer die Freude, wenn das Wörtchen ja über meine Lippen kam. Am Schluss fand sich ein buntes Sammelsurium in den Körben und Eimer wieder, welches dann nach der Mittagspause auf den Bänken im Klassenzimmer ausgebreitet wurde. Der Hit waren die Langstieligen Knoblauchschwindlinge schon allein wegen des beeindruckenden „Duftes“.
Aber auch Eselsohren, Erdstern oder Korallenpilze wussten zu begeistern. Bunte Lacktrichterlinge, Violette Rötel – Ritterlinge und Grünspan – Träuschlinge sorgten für außergewöhnliche Farbaspekte. Vereinzelt waren auch Klassiker wie Rotfuß – Röhrlinge, Maronen, Butterpilze und sogar ein Steinpilz dabei. Zu dem Riesenschirmpilze und einige Anis – Champignons. Aber auch der mit Abstand wichtigste Pilz erfreute uns und ganz besonders mich. Der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz! Er wurde besonders sorgfältig behandelt, denn er sollte im Klassenzimmer noch mal ausführlicher vorgestellt werden.
Mittwoch, 16. Oktober – The Moving Sidewalks – Gegen 09.00 Uhr startete ich heute mit meinem Pilzfreund und Rechtsanwalt Hartmut von Wismar aus in die Griese Gegend. Lübtheen war zunächst unser Ziel. Auch mit der Option, bei einem Privatbäcker, der am dortige Lidl – Markt im letzten Jahr so tolles Brot im Angebot hatte, vorbei zu schauen. Hartmut hat sich darauf wieder gefreut, aber wie das so ist! Auch dieser kleine Handwerksbetrieb hat sein Geschäft nach vielen Jahrzehnen schließen müssen. In diesem kranken Wirtschaftssystem haben die kleinen kaum noch eine Chance. Die großen, leider auch die Discounter, machen die Vielfalt, die es früher einmal gab, gerade auch im Bäcker – Handwerk, kaputt. Natürlich auch die Menschen, die meist dort kaufen, wo es am billigsten ist.
Wenn ich an meine Kindheit denke, da gab es in Wismar etliche Privatbäcker, die alle ihre besonderen Vorzüge hatten. Am Spiegelberg Bäcker Jans mit einfachen, aber schmackhaften Marmeladen – Ecken aus Hefeteig. Was der eine nicht so gut hin bekam, das gab es um so leckerer beim nächsten Bäcker. Ich erinnere Bäcker Brand, unweit des Gerhart – Hauptman Gymnasiums, welches damals als Allgemeinbildete polytechnische Oberschule 10 Jahre versuchte, mir einen Hauch von Bildung zu verschaffen. Nach der Schule zu Bäcker Brand und ein fast noch warmes Rosinen- oder Mohnbrot gekauft, mit Knuspserkruste und herrlichem Duft. Zu Hause angelangt, war es fast schon aufgegessen. Aber ich schweife ab. Wir wollten ja eigentlich in den Wald gleich bei Lübtheen. Hartmut sammelte reichlich Maronen, ich nur wenige, ströperte aber wegen anderen Pilzarten durch die Gegend, die Griese. Danach kurz einen Imbiss und Kaffee in Lübtheen einnehmen und dann Aufbruch zum heuten Zielgebiet unserer Mittwochsexkursion. Hier erwartete uns schon Pilzfreundin Dorit aus Ratzeburg und wir nahmen den letzten Quadranten des MTB Tewswoos in Angriff. Ein Kiefernforst bei Niendorf an der Rögnitz. Vielfalt gab es hauptsächlich an den Waldwegen. Im Kiefernforst Maronen, Maronen, Maronen und eine begrenzte Anzahl anderer Arten.
Donnerstag, 17. Oktober – Dreams – Inzwischen befinden wir uns im Fahrplan der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres am Übergang vom Herbst zum Spätherbst. Der diesjährige Pilzherbst ist aus meiner Sicht als recht bescheiden bis durchschnittlich einzustufen. Jedenfalls im Hinblick auf das Wachstum der volkstümlichen Klassiker. Viele Leute sind nicht zufrieden mit dem, welches ihnen in der letzten Zeit in Wald und Flur geboten wurde. Das ist allerdings, wie meist, differenziert zu betrachten und variiert von Region zu Region. Mal schauen, was der Spätherbst uns zu bieten hat. Und die dafür typischen Arten wachsen zwar zum Teil auch schon, aber meist noch recht verhalten. Einige Nebelkappen, Violette Rötel – Ritterlinge oder auch Hallimasch sind bereits im Gange, aber hier ist noch Steigerungspotenzial angesagt. Ansonsten ist derzeit doch ein recht hohes Artenspektrum zu verzeichnen.
Das Wetter spielt ja auch ganz gut mit. Zwar gab es schon recht kalte Nächte mit Bodenfrösten, aber im großen und ganzen herrscht doch gutes Pilzwetter, sieht man mal vom recht ruppigen Ostwind von gestern und teils auch noch heute ab. Ab morgen sind wir für drei Tage in der Griesen Gegend zu unserem diesjährigen Pilzwochenende in Mecklenburg zu Gast. In der Waldschule Alt Jabel. Morgen Anreise und Theorie, Samstags Exkursionen und Bestimmungsarbeit und am Sonntag nochmals eine Exkursion durch die Lübtheener Heide. Zwar bin ich derzeit gesundheitlich angeschlagen, ich hoffe jedoch dieses Event einigermaßen durchstehen zu können. Aus diesem Grunde pausiert nun auch das Tagebuch für eine Weile.
Freitag, 18. Oktober – El Diablo – Am Vormittag starte ich zusammen mit unserem Pilzfreund Christan Boss von Wismar aus in die Griese Gegend. Alt Jabel war unser Ziel. Dort hatte ich die Alte Schule für unser diesjähriges Herbstseminar gebucht. Wir hatten für drei Tage das gesamte Objekt für uns alleine. Der erste Gast (Dr. Wulf Schultze) war bereits einen Tag früher eingezogen. Nach und nach trafen im Laufe des Nachmittags die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein. Aus näherer und fernerer Umgebung (Wismar, Zickhusen, Lübstorf, Bad Kleinen, Lübeck, Berlin, Kiel, Hamburg und Essen). Nach dem die meisten eingetrudelt waren gab es an frischer Dorf- und Waldluft Kaffee und hausgebackenen Kuchen.
Pilzfreundin Vera aus Bad Kleinen hatte extra für uns einen sehr leckeren Apfelkuchen aus saftigem Hefeteig mit Streusel und Walnüssen gebacken. Unglaublich lecker! Da das Wetter bestens und für Mitte Oktober ziemlich warm war, stellten wir kurzer Hand unser Programm um. Wir brachen zu einer ersten Exkursion in und um Alt Jabel auf. Hier wurde uns gleich klar gemacht, dass wir pilztechnisch in nahezu paradiesischer Umgebung unterwegs sind und auch weiterhin sein werden. Schnell ist dabei schon ein ansehnliches Sammelsurium an Frischpilzen zusammen gekommen, die später im Arbeitsraum auf Papptellern ausgelegt und besprochen wurden.
Selbst so viele Speisepilze sind auf die Schnelle dabei herum gekommen, dass sie zum Abendbrot gereicht werden konnten. Schließlich hatten wir ja auch einen ausgebildeten Koch in unserer Mitte. Der beste Fund aus mykologischer Sicht war der seltene Rosa – Trichterling, von dem mir leider kein schönes Foto gelungen ist. Auch Dr. Wulf Schultze hatte sich darüber sehr gefreut, da er sich vor einiger Zeit sehr intensiv mit dieser sehr schönen, aber möglicherweise auch übersehenen Art beschäftig hatte. Siehe unter Pilzbeschreibungen von Dr. Wulf Schultze Im gemütlichen Beisammensein bei Pils und Wein klang schließlich der erste Seminartag in der Griesen Gegend aus.
Sonnabend, 19. Oktober – Nach dem Frühstück starteten wir in den 2. Tag unseres Pilzwochenendes in Mecklenburg. Exkursionen standen auf dem Programm. Im Zuge dieser hatte ich zunächst einen Bereich ausgesucht, der noch von unseren Mittwochsexkursionen im vergangenen Jahr ausstand. Nämlich der 4. Quadrant des Messtischblattes Lübtheen – Süd. Flusslandschaft bei Vielank im MTB 2732/4. Nicht weit von Alt Jabel, ja wir hätten von dort auch zu Fuß in` s Exkursionsgebiet starten können, fuhren jedoch mit Autos nach Vielank, da wir nach dem Mittag gleich von dort aus in das 2. Exkursionsgebiet starten wollten.
Der Hintergedanke war, im Alten Brauhaus Vielank zu Mittag einzukehren. Das erwies sich jedoch als Wunschtraum, so dass wir schließlich nach Lübtheen zum Döhner – Imbiss Aladin fahren mussten, um uns zu stärken. Dort wurden wir sehr freundlich und zuvorkommend bedient und für uns extra Tische und Stühle zusammen gestellt. Eine normale Speisegaststätte war für 16 Leute leider nicht zu finden. Aber zunächst durchstreiften wir das sandige Nadelwaldrevier und weil es eine noch ausstehende Mittwochsexkursion war, wurde auch kartiert. Gut 80 Arten konnte ich notieren. Einiges wird eventuell noch mikroskopiert werden und Nachträge sind wahrscheinlich. Am Nachmittag fuhren wir in einen Quadranten, der im aktuellen Messtischblatt von Tewswoos noch ausstand. In den MTBQ 2733/2 = Fahrenstücke bei Leussow.
Ebenfalls ganz überwiegend arme Kiefernforste auf griesem Sand. Auch hier stand die Kartierung im Vordergrund, aber auch immer wieder Fundbesprechungen. Insbesondere die Fülle von Täublingen hatte es uns angetan. Wie immer sind natürlich auch Pilzfreundinnen- und Freunde dabei, die an den volkstümlichen Speisepilzen nicht vorüber gehen können. Schließlich standen nahezu alle Bereiche voll von Maronen – Röhrlinge. Zwar viele überständige, aber am Abend war dann doch eine größere Menge dieser sehr guten Speisepilze zusammen gekommen. So wurde fleißig geputzt und geschmort. Schließlich waren wir Selbstversorger und so gab es am Abend Maronen – Röhrlinge satt und der Rest wurde gekühlt bis zum nächsten Tag aufbewahrt. Ausführliche Fundbesprechungen bei Pils und Wein bis zum späten Abend schlossen sich an.
Sonntag, 20. Oktober – 3. und letzter Tag unseres diesjährigen Pilzwochenendes in Mecklenburg. Nach dem Frühstück, um welches sich auch ganz besonders die Frauen ganz hervorragend, wie auch zu den anderen Mahlzeiten, gekümmert hatten, wurden die Quartiere geräumt und schließlich nahm der im Ortsansässige Hausmeister die Schlüssel wieder entgegen. Wir brachen bei wunderbarem Kaiser – Wetter zur Abschlussexkursion auf. Ziel war das arme Sandergebiet zwischen Leussow und Tewswoos, welches kürzlich auch schon zur Mittwochsexkursion an der Reihe war. Auch im Zuge der Vorbereitung unserer Großpilzausstellung, Anfang Oktober, waren wir hier sehr erfolgreich unterwegs. Auch heute konnte uns das arme, teils mit Rentierflechte bestandene Revier, überzeugen.
Auf der Fahndungsliste stand beispielsweise der Heide – Schleimfuß, welcher auch gestellt werden konnte. Viele Täublinge beschäftigten uns und auch klassische Speisepilze waren mit dabei. Ganz besonders erfreut hat mich der Sachverhalt, dass die von mir hier vor zwei Jahren entdeckte Becherkoralle wiedergefunden werden konnte. Und das, obwohl die Stubben an der Fundstelle stark gehäckselt wurden. Unterdessen erreichte mich per Handy wieder ein Notruf bezüglich möglicher Pilzvergiftung. Eine Familie hatte am Abend zuvor selbst gesammelte Pilze verzehrt. Allen ging es gut, nur der 20 Jahre junge Sohn hatte mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen. Am Abend, ich war bereits im Info – Zentrum, wieder ein Hilfe – Ersuchen von einer Mutti, dessen vier Monate junges Baby einen Pilzhut im Mund hatte. Zugesandte Fotos von noch vorhandenen Exemplaren ließen auf grauweißliche Trichterlinge schließen. Das Kind, bis zu diesem Zeitpunkt ohne Auffälligkeiten, weiter beobachten und falls doch Symptome auftreten sollten, in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig werden, so mein Rat. Zur Zeit vergeht leider kaum ein Tag, an dem diesbezüglich mein Rat in Anspruch genommen wird.
Montag, 21. Oktober – Blue Jean Blues – Heute war dann mal wieder langer Tag im Steinpilz – Wismar. Nach dem sehr schönen und warmen Wochenende hielt sich der Strom von Ratsuchenden zunächst doch sehr in Grenzen. Erst zum späteren Nachmittag, ich wollte mir gerade meinen obligatorischen Nachmittags – Kaffee aufbrühen, ging es plötzlich Schlag auf Schlag mit Pilzberatungen. Es war schon kurios, denn ich brauchte in der Tat 4 Anläufe, um mir dann schon reichlich verspätet meinen verdienten Kaffee zu genehmigen. Auch ein Junge wurde von seinen Großeltern zur Pilzberatung geschickt. Eine größere Menge von Maronen, aber auch mal ein Steinpilz, Herbstrotfüßchen und Butterpilz, also Klassiker. Dazwischen in wenigen Exemplaren Brandige Ritterlinge.
Kein Wunder, bitte auch mal unter die Hüte schauen! Denn manche Braunkappen besitzen keinen Schwamm, sondern Fächer. Also keine Röhren, sondern Lamellen. Das wäre beim Brandigen Ritterling zwar nicht gefährlich, aber ein ausgewiesener Speisepilz ist er ja auch nicht gerade. Aber warum nun noch ein einzelner Grünblättriger Schwefelkopf dabei war, konnte der Junge mir nicht beantworten. Und dann fiel mir noch ein kleines, durchgeschnittenes Etwas in die Hände bzw. Augen. Mit bräunlichem Hut und weißen Tupfen drauf. Abgeschnitten, ohne Stielbasis. Aber wir kennen ihn ja nur zu gut, auch ohne die typische Knolle mit dem Bergsteigersöckchen. Den Pantherpilz! Nun, der Winzling hätte niemanden in die ewigen Jagdgründe befördert, aber ganz folgenlos wäre der Verzehr wahrscheinlich auch nicht geblieben.
Dienstag, 22. Oktober – I ´M Bad,I ´M Nationwide – Ein Kaltfront – Durchgang füllte in der vergangenen Nacht 14 Liter in meinen Messbecher. Mit soviel hatte ich nicht gerechnet, waren doch nur zwischen 5 und 10 Liter prognostiziert. Um so besser, die Feuchtigkeit ist sehr willkommen. Mehr gefreut hätte ich mich jedoch darüber, wenn entsprechender Regen auch in der Märkischen Schweiz vom Himmel gekommen wäre. Dort findet nämlich am kommenden Wochenende das nächste Pilzseminar statt. Regentechnisch wurde diese Region leider in letzter Zeit nicht so gut bedacht. Aber ich denke und hoffe, auch dort dürften wir auf unsere Kosten kommen. Auch das Wetter soll am Wochenende wieder mitspielen. Mit Sonne und sehr angenehmen Temperaturen, ähnlich mild wie am vergangenen Wochenende in der Griesen Gegend. Goldener Oktober also.
Pilztechnisch befinden wir uns derzeit auf dem Höhepunkt der diesjährigen Saison. Die Wälder und Fluren stehen voller Pilze! Mehr geht kaum. Auch der beliebte Hallimasch ist jetzt auf Touren gekommen. Auf der Fahrt von der Griesen Gegend nach Wismar sahen wir am Sonntag an den Straßenrändern unzählige Riesenschirmpilze. Die deuten darauf hin, dass jetzt die ergiebigen Regenfälle vor gut 10 Tagen ihre Wirkung entfaltet haben. Es gab ja immer noch Gebiete, in den nicht sonderlich viel los war. Das dürfte sich nun geändert haben. Und eines fiel uns in der Griesen Gegend auf. Der eigentliche Spätherbst hatte hier noch nicht so richtig Fuß gefasst. So fehlten auf weiten Strecken die Säufernasen, die Schnee – Ritterlinge, Grünlinge oder auch Frostschnecklinge.
Dieser Aspekt steht uns noch in` s Haus. Wer weiß, vielleicht ist ihnen einfach noch zu warm. Eine richtige Abkühlung ist allerdings zeitnah nicht in Sicht. Die Modelle deuten zwar immer wieder zum Monatswechsel einen ersten Kaltlufteinbruch an, sind diesbezüglich jedoch recht sprunghaft. Der Mittagslauf des GFS hatte ihn heute wieder in seiner Rechnung, andere Wettermodelle sind davon jedoch wieder abgerückt. Nun, wir werden sehen. Die experimentellen Langfristmodelle sehen die erste Novemberhälfte zu trocken und die zweite Hälfte zu nass für Norddeutschland. Mit anderen Worten, zunächst sollte Hochdruck überwiegen, bevor die Westwetterlage an Fahrt aufnehmen könnte. Aber das ist bekanntlich alles reine Spekulation.
Mittwoch, 23. Oktober – Pincushion – Nebel und Hochnebel hielten sich heute zunächst recht zäh. Erst am Nachmittag strahlte dann die goldene Oktobersonne. Herrliche Stimmungen dann auch wieder in unseren Wäldern. Erlebt während unserer heutigen Mittwochsexkursion im neuen Messtischblattquadranten von Carlow = 2231/1. Wenig Wald findet sich in diesem Quadranten. Aber der Söhren ist durchaus ausreichend für eine Bestandsaufnahme und auch ein interessantes und artenreiches Revier. 12 Uhr mittags trafen sich dazu 7 Pilzfreundinnen und Freunde unweit des Zielgebietes. Vereinsmitglieder, aber auch Gäste von der Insel Poel, die derzeit dort Urlaub machen. Begleitet wurden die drei auch von ihrem Vierbeiner, der aber ein auffallendes Desinteresse an Pilzen zeigte und lieber dem Wild auf der Spur gewesen wäre, wenn er denn gedurft hätte. Zunächst durchwanderten wir einen Feldweg, der von Gehölzen umsäumt war und schon einiges an zu notierenden und zu fotografierenden Großpilzen zu bieten hatte.
So fanden sich hier beispielsweise Mönchsköpfe, welche in junger Form auch in den Korb für Speisepilze wanderten. Ein üppig von Gifthäublingen bewachsener Laubholzast beeindruckte auf voller Länge. Pfannenfüllend und dem Stockschwämmchen zum Verwechseln ähnlich. Ein Klapperschwamm war dabei und sogar der recht selten zu findende Glänzende Lackporling. Im Söhren angelangt, steigerte sich die Artenzusammensetzung signifikant. Milchlinge, Täublinge und auch Schleierlinge dominierten das Geschehen. Dazu natürlich auch der allgemeine Reichtum von kleineren Hutträgern. Es war eine sehr schöne Runde und wir reizten die maximal eingeplanten 5 Stunden voll aus. Gut 80 Arten konnte ich notieren.
Donnerstag, 24. Oktober – Burger Man – Nach früher Nebelauflösung folgte heute ein weiterer goldener Oktobertag. Und davon werden noch einige folgen, so die Sonne es denn schaffen sollte, den Nebel weg zu heizen. Dazu kann es am Wochenende auch noch etwas wärmer werden. Genau wieder das richtige Wetter für ein Pilzseminar. Es soll morgen im Umweltzentrum Drei Eichen in der Märkischen Schweiz starten. Es ist schon seit einigen Jahren eine gute Tradition geworden. Die längerfristige Planung sieht jedoch vor, im nächsten Jahr einen anderen Ort zu wählen. Aber erstmal gilt es die Wälder der Märkischen Schweiz noch einmal unsicher zu machen.
So werde ich mich morgen früh in den Zug setzen und nach Berlin fahren. Ich hoffe, mich kann dort jemand in Empfang nehmen und mit nach Buckow nehmen, denn aus der Umgebung von Wismar fährt leider niemand mit dem PKW dort runter. Gesundheitlich bin ich leider angeschlagen und ich hoffe, dass ich auch dieses Pilzwochenende noch einigermaßen durchstehen werde. Themenwechsel. Die Spätherbst – Saison läuft weiterhin auf Hochtouren. Wer jetzt keine Speisepilze findet, dem ist wohl kaum zu helfen. Natürlich sind auch die Killer unter den Großpilzen weiterhin mit dabei. So wie gestern die Gifthäublinge, aber auch frische Grüne Knollenblätterpilze waren im Söhren mit dabei. Besonders Hallimasch ist derzeit schwer angesagt. Aber auch Röhrlinge sind weiterhin dabei. Herbstrotfüße, aber auch immer wieder frische Steinpilze. So auch gestern im Söhren, nachdem uns der Mehlpilz diesbezüglich sensibilisierte. Also am Wochenende, bei dem traumhaft goldenen Oktoberwetter, ab in die Pilze. Das Mykologische Info – Zentrum Steinpilz – Wismar bleibt aber nun wieder für einige Tage geschlossen.
Freitag, 25. Oktober – Vincent Price Blues – Am morgen setzte ich mich in den Zug nach Rostock, um unter Umwegen in Richtung Berlin zu fahren. Mit Unwegbarkeiten, denn der Umsteigezug in Rostock fiel leider aus. Bis Berlin wollte und sollte ich ohnehin nicht fahren, sondern nur bis nach Oranienburg. Dort holten mich Bea und Christian schließlich ab und wir fuhren in die Märkische Schweiz, zum Umweltzentrum Drei Eichen. Zwar etwas verspätet dort aufgeschlagen, aber alles noch im grünen Bereich. Christian hatte im Vorfeld reichlich Frischpilze eingesammelt und stellte eine Ausstellung zusammen, die er ausführlich erläuterte. Im Anschluss präsentierte ich per Beamer eine bebilderte Wanderung durch das Pilzjahr. In gemütlicher Runde klang der Abend aus.
Sonnabend, 26. Oktober – Nach dem Frühstück starteten wir zu einer Tageswanderung durch die Märkischen Schweiz. Durch Wälder und Wiesen, in hügeliger Umgebung. Ein Traumwetter begleitete uns dazu und die goldenen Oktoberstimmungen waren überwältigend. Nach kühlem, dunstigen Start wurde uns schließlich fast zu warm. Das Frischpilztaufkommen war vielseitig und interessant. Auf halber strecke gab es Erbsensuppe mit Bockwurst. Serviert vom Vater des Oliver Justus, der wie immer den Hut auf und die Organisation dieser Veranstaltung inne hatte. Da ich mich zu schwach fühlte, den 2. Teil mit in Angriff zu nehmen, fuhr er mich nach Drei Eichen, wo ich mich ein wenig auf` s Ohr legen konnte. Das tat gut, so dass ich Kraft für die abendliche Fundbesprechungen finden konnte.
Sonntag, 27. Oktober – Frühstück und dann Aufbruch zur magischen Wiese. Seit Jahren ein Pilgerort für uns, da hier interessante Arten wie Saftlinge, Ellerlinge oder sogar Erdzungen gefunden wurden. Aber auch vieles mehr. So auf den dortigen Sanddünen, mit Kiefernbewuchs im letzten Jahr auch zahlreiche Wurzeltrüffel. Heute konnte Christian Petzka aus Berlin hier den sehr seltenen Halsband – Ritterling entdecken. Ansonsten war es etwas artenärmer, aber dass kann auch der fortgeschrittenen Jahreszeit angelastet werden. Einige Körbe füllten sich jedoch für die Küche mit zahlreichen Edel – Reizkern, einigen Maronen, Steinpilzen oder Riesenschirmpilzen. Nach dem Mittag brachen dann alle zur Heimreise auf. Pilzfreunde, die in der Nähe von Oranienburg wohnen, brachten mich zum dortigen Bahnhof und ich trat in überfüllten Zügen die Heimreise an.
Montag, 28. Oktober – Consumption – Dieses wird der zumindest vorläufig letzte Tagebucheintrag sein. Ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern für die Treue über die Jahre hinweg. Ob und wann es möglicherweise weiter geht, steht in den Sternen und hängt von den weiteren Diagnosen der Ärzte ab. Ich rechne leider mit keiner guten. So schnell kann es gehen, aber schauen wir mal, vielleicht gibt es für mich ja noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Danke auch der Wunderwelt der Pilze, die mich immer glücklich gemacht hat. Einige Termine, wie die öffentlichen Wanderungen, werden zunächst nicht ausfallen und von Catrin übernommen. Die Mittwochsexkursionen könnten allerdings auf der Strecke bleiben. Morgen übernimmt diesbezüglich Chris Engelhardt. Dank allen Menschen, die dem Projekt Steinpilz – Wismar wohlgesonnen gegenüber standen. Alles gute und vor allem Gesundheit! Morgen früh geht es in` s Krankenhaus. Hoffentlich mit Wiederkehr. Dann würde ich mich freuen, wieder über Wetter und Pilze zu berichten zu dürfen. Vielleicht sehe ich zu schwarz, aber ich habe leider kein gutes Gefühl. Der Gewichtsverlust der letzten Monate muss abgeklärt werden. Möglich, dass eine Krebserkrankung dahinter steckt.
Euer Pilzfreund Reinhold Krakow.
Dienstag, 29. Oktober – Am morgen holte mich Irena ab und brachte mich samt meinem Gepäck in das Krankenhaus. Kurze Untersuchungen während der Aufnahme. Die Anzeichen auf eine Krebserkrankung erhärten sich.
Mittwoch, 30. Oktober – Am Vormittag zur Magenspiegelung, jedenfalls Schlauch schlucken unter Vollbetäubung. Keine auffälligen Befunde. Im Anschkuss zum CT, so war es vorgesehen. Aber daraus wurde nichts, weil man versäumt hatte, mir vorher das Kontrastmittel zu verabreichen.
Donnerstag, 31. Oktober (Reformationstag) – Also Feiertag, da läuft nicht viel in der Klinik. Telefonate und Krankenbesuche verkürzten mir die Einöde des Krankenhauses. Am morgen Besuch von Catrin. Dazu Spaziergänge an frischer Luft und auch immer wieder Pilze rund um das Klinikgelände, in parkartiger Landschaft. Sohn Jonas und Phillip Buchfink von den Pilzfreunden richteten für mich WhatsApp ein.
Nun liegt der Monat auch schon wieder hinter uns und ich denke, es war in unseren Breiten der Pilzmonat schlechthin. Zunächst noch zaghaft, erhöhte sich das Frischpilzaufkommen kontinuierlich.
In meinem Regenmesser fanden sich insgesamt 62 Liter ein. Normal wären nach der mir zur Verfügung stehenden Klimatabelle 74,3 Liter für Wismar gewesen.
Soweit einige Nachträge vom Krankenbett aus.
Weiter geht es im November – Tagebuch.