Pilze und Wetter 2022

Jahresbericht Pilzberatung 2022

Jahresabschlussbericht zur Pilzberatung 

Jahresbericht 2022

Winterimpressionen aus Mecklenburg

Winterimpressionen 2022/23

Über Nacht hat es geschneit! So sah es am Morgen von Maria Empfängnis vor meiner Haustür aus. 

So wie in den Vorjahren auch, möchte ich in dieser Rubrik in loser Folge einige Eindrücke aus den Wintermonaten unterbringen. Nicht nur mögliche Pilzfunde, sondern auch sehenswerte Bilder aus Natur und Umwelt. Zumindest scheint der Dezember in diesem Jahr ein echter Wintermonat zu werden. Mal schauen, wie es im Verlauf des Winters weiter gehen wird.

Auch im Raum Lübeck hatte es am 08. Dezember geschneit.  Vielen Dank an Christopher Engelhardt für dieses stimmungsvolle Bild.

Auch das Dach von St. Nikolai in Wismar ist angezuckert. Der Nikolaus legt ja nicht nur braven Kindern eine Überraschung an jedem 6. Dezember in die gut geputzten Schuhe und Stiefel, nein, er ist auch der Schutzpatron der Seefahrer.

Sonntag, 11. Dezember (3. Advent). Der Winter hat sich fest gesetzt und die Binnengewässer beginnen zuzufrieren. Hier der Ziegeleipark in Wismar.

Ja, da Schauen die Möwen doch einigermaßen dumm aus den Federn. Es ist nichts mehr mit Schwimmen, dafür dürfte es an den Füßen ziemlich kalt werden.

Aber ansonsten ist Vogel ja ganz gut eingepackt.

Auch die Fließgewässer beginnen mit Eisansatz, so wie hier die Köppernitz im Ziegeleipark in Wismar.

Die Stockenten, nein Erpel, dürfen also noch planschen.

Ist er nicht schick, unser schnatternder Stock – Erpel?

Sternenhimmel von Christopher Engelhardt am Abend des 14.12.2023 im Bild festgehalten. Er schrieb dazu: Orion geht auf bei Bardowiek.

Winterliche Stimmung am 16. Dezember im Wismarer Lindengarten.

Tolle Kontraste!

Wie mit Watte eingepackt.

In der bitterkalten und nebeligen Nacht vom 16. auf den 17. Dezember 2022 ging Väterchen Frost um und verzauberte mit seinem Kristall – Zepter alle Bäume und Sträucher in ein betörendes Winterkleid.

Und auch den Weihnachtsmann sah ich am Vormittag mit seinem Rentiergespann schon an meinem Wohnungsfenster vorbei galoppieren.

Nach Nebelauflösung strahlte die tief stehende Mittagssonne über die Schneelandschaft des 17.12.2022.

Der Ziegeleiteich in Wismar ist zugefroren und mit Schnee bedeckt.

Die Enten sind zum Landgang verdonnert worden.

Und mit der Nahrungssuche ist es für sie schwieriger geworden. Sie sind hier zwar an Menschen gewöhnt, halten aber gerne einen gewissen Sicherheitsabstand ein. Heute jedoch war alle Ängstlichkeit vergessen. Als sie mich erblickten, watschelten sie mir zielstrebig bis vor die Füße, in der Hoffnung, ich hätte etwas Futter zu vergeben. Ich muss gestehen, es tat mir richtig leid, dass ich nichts für sie dabei hatte.

Und auch diese Möwen wirken etwas verloren im Schnee.

Dieser „Tannenbaum“ trägt bereits ein festliches Kleid und fiebert der Weihnacht entgegen.

Fast mystisch liegt die Kuhweide in Wismar am Mittag des 17. Dezember 2022 im dunstigen Sonnenlicht eines herrlichen Wintertages.

Blick von den Wallgärten aus auf das Gerhart – Hauptmann – Gymnasium und dem Marienkirchturm. In grauer Vorzeit versuchte man mir in dieser Bildungseinrichtung 10 lange Jahre lang ein gewisses Maß an Bildung beizubringen, welches sich aber gehörig schief ging. Wie sang Dieter Hallervorden schon damals: „Doof bleibt Doof, da helfen keine Pillen!“

Immer wieder wunderbare Motive am 17.12.2022.

Einfach traumhaft, aber leider nicht mehr lange! Übermorgen schlägt das Wetter um. Es wird grau, regnerisch und windig und dazu fast schon vorfrühlingshaft mild. Das berühmte Weihnachtstauwetter hält Einzug. Wäre doch heute schon Weihnachten gewesen! 17.12.2022.

Aber es gibt natürlich auch bei Frost und Schnee noch Pilze. Hier sehen wir einen Feuerschwamm, den Catrin Berseck für uns im Bild festhielt.

Selbst Speisepilze sind vertreten, so wie hier einige Hüte des ältesten Kulturpilzes der Menschheit, dem Samtfuß – Winterpilz, in Kultur Enoki genannt.

Oder der Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus), ebenfalls ein beliebter Kulturpilz. Beide Arten haben auf die Kälte gewartet und werden in den nächsten Wochen erst so richtig loslegen.

Kein Speisepilz ist selbstredend, dieser Schichtpilz. Alle Fotos von Catrin Berseck.

Mein Dienstfahrzeug ist eingeschneit und der Gasgriff eingefroren. Ich ahnte nicht, dass er seine letzte Fahrt bereits hinter sich hatte. Ich konnte ihn nicht mehr zum Leben erwecken und eine Reparatur würde den Restwert des Fahrzeuges deutlich übersteigen. Lebe wohl, es war einer der wenigen Roller in Wismar, die seit 2014 mit die meisten Kilometer auf dem Tacho zu stehen hatten. Und er hatte mich nie im Stich gelassen. Aber alles hat einmal ein Ende!

Der Steinpilz-Wismar wünscht einen schönen 4. Advent.

Pünktlich zum kalendarischen Winteranfang machte sich der Winter aus den Staub und einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. trafen sich am 22. Dezember zu einer vorweihnachtlichen Abschlussexkursion durch das Drispether Moor und der Haushalt Forst bei Zickhusen.

Das Drispether Moor ist das älteste Naturschutzgebiet Mecklenburg – Vorpommerns. Das enthaltene Torfmoor wurde trotz dem zur Torfgewinnung genutzt.

Catrin, Chris und im Hintergrund Michael waren gemeinsam mit Reinhold vom Steinpilz – Wismar heute bei feuchtkühlem Wetter unterwegs.

Einen farbenfrohen Anblick boten diese Striegeligen Schichtpilze.

Catrin hat etwas entdeckt und Chris ging gleich der Hut hoch.

Es sind nur etwas verkümmerte Hexeneier der Stinkmorchel (Phallus impudicus).

Und das sieht ganz nach Samtfuß – Winterrübling (Flammulina velutipes) aus.

Welches sich hiermit bestätigt hatte.

Ergiebiger waren aber frische Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus).

Mitunter kann der Austern – Seitling aber auch mit kreisrunden Hut und zentralem Stiel daher kommen.

Wie hier im Vergleich gut zu sehen.

Auch der hübsche Orange – Seitling (Phyllotopsis nidulans) war hier an stark vermorschtem Birkenholz vertreten.

Giftig ist der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans).

Bei Kaffee, Glühwein und slowenischem Gebäck tauschten wir wir schließlich noch kleine Weihnachtspräsente aus. Aber halt, das Meinige war alles andere als klein!

Es handelte sich um das hochwertige Pilzkompendium von Ehrhardt Ludwig! Mich haute es fast um, denn dass hatte wirklich einiges gekostet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinen Pilzfreundinnen Catrin, Bea und Monika sowie bei meinen Pilzfreunden Michael, Christian und nochmal Christian, Martin, Christopher, Hans – Peter und Phillip! Ich muss schon lange zurückdenken, je ein so wertvolles Weihnachtsgeschenk erhalten zu haben! Natürlich steht es uns allen zur Verfügung.

Und Reinhold hatte für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen kleinen Weihnachtsgruß vorbereitet.

Michael verabschiedete sich schließlich und der Rest durchstreifte in Teil 2 unserer Vorweihnachtsexkursion noch einen kleinen Bereich der ehemaligen Haushalt Forst.

Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen aber die Regentropfen hingen wie Perlen von den Ästen und Zweigen.

Ganz besonders gut kommen sie hier im Gegenlicht zur Geltung.

Irgendwie stimmungsvolle Bilder!

Auf dem bereits bemoosten Stamm einer gefallenen Rotbuche gab es einiges zu entdecken.

So auch diese besonders üppig geratenen Spaltblättlinge (Schizophyllum comune).

Bei dem feuchten Wetter fühlen sich auch die Gallertpilze so richtig wohl.

Oder auch der Orangerote Kammpilz (Phlebia radiata), hier von Christopher Engelhardt in das richtige Licht gesetzt.

Aber Chris hatte wie immer nicht nur zwei Augen für Pilze, sondern auch für diesen Bunten Springschwanz (Orchesella flavescens).

Oder auch diesen Gekörnten Laufkäfer (Carabus granulatus).

Und mit der Gewöhnlichen Schriftflechte (Grophus scripta) nähern wir und wieder den Pilzen an. Foto und Bestimmung Christopher Engelhardt.

Ruhe und Stille ist in unseren Wäldern eigekehrt und das Jahr geht auf die Neige.

Was könnte unser Hutträger Chris hier wohl wieder im Zoom seiner Olympus haben?

Ja, klar, was wohl? Den Buchen – Hütchenträger (Phleogena faginea).

Chris hat Austern – Seitlinge im Fokus.

Nämlich Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) vom feinsten!

Und hier sehen wir einen alten Bekannten aus dem Herbst und Frühling, den Tonfalben Schüppling (Pholiota lenta).

Und auch der Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma lateritium) findet sich vorzugsweise im Herbst und Frühling.

Und Catrin freute sich über diese frischen sowie riesigen Judasohren (Hirneola auricula – judae).

In der Nachuntersuchung konnte Chris, von dem auch dieses Foto stammt, noch diesem Parasiten auf einem Flachen Lackporling einen Namen geben: Brinkmanns – Vielsporrindenpilz (Sistotrema brinkmannii). Vielen Dank!

Die Wintersonne steht schon tief am Horizont. Zeit sich auf den Heimweg zu machen.

Wir sagen der Haushalt Forst auf Wiedersehen. Auf ein neues vielleicht im nächsten Jahr.

Der Gabentisch hat sich bereits gefüllt obwohl erst übermorgen der Weihnachtsmann kommt.

Danke Catrin, für dieses schöne und wertvolle Weihnachtssträußchen. Es gehört schon einiges an Fingerfertigkeit dazu! Ganz lieben Dank!

Und auch ich möchte mich ganz doll bei euch bedanken. Es war das tollste Weihnachtsgeschenk für mich seit vielen Jahren!

Bei Catrin gibt es zu Weihnachten frische Judasohren und…

Austern- Seitlinge zum Festtagsbraten.

Ein naturnahes Weihnachtsgesteck hatte Catrin noch für mich gebastelt. Ganz lieben Dank! Es wird seinen Platz zwischen all den anderen Gestecken finden, die derzeit das Info – Zentrum in eine Weihnachtsstube verwandelt haben.

Der Steinpilz-Wismar wünscht ein besinnliches, friedliches sowie glückliches und gesundes Weihnachtsfest 2022!

Weihnachtspilze auf Rindenmulch am 25.12.2022 im Wismarer Ziegeleipark. Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

Am 2. Weihnachtsfeiertag fand sich dieses süße Schneemännchen bei mir ein. Sohn Jonas, seine Mama und seine Freundin schauten zum Weihnachtsbesuch vorbei. Natürlich hatte für sie der Weißbärtige auch Geschenke unter dem Weihnachtsbaum gelegt.

Am 30. Dezember trafen sich einige Pilzfreundinnen und Freunde am Forstamt Gädebehn zu einer Vereinsexkursion außer der Reihe, die unsere Catrin organisiert hatte.

Zur Einstimmung hatte Catrin uns schon mal reichlich Frischpilze mitgebracht.

So diesen Gelbstieligen Muschelseitling (Sarcomyxa serotina).

Oder auch diese Raritäten. Dicht bei ihrem Zuhause bei Bützow hatte sie ein riesiges Massenvorkommen des sehr seltenen Teichrand – Schwefelkopfes (Hypholoma subericaeum) entdeckt. So möchte sich das Jahr 2022 so kurz vor Toresschluss nicht lumpen lassen und präsentiert uns noch solch tolle Funde!

Sie ähneln tatsächlich etwas dem leckeren, aber an Nadelholz – Stubben vorkommenden Rauchblättrigen Schwefelkopf. Aber damit kein Missverständnis aufkommt, wir sehen hier die Teichrand – Schwefelköpe! Der Teichrand – Schwefelkopf ist kein Speisepilz.

An einem mächtigen und toten Buchenstamm stimmten uns diese überständigen Ästigen Stachelbärte (Hericium clathroides) gleich richtig ein.

Und so starteten wir zu einer Exkursion durch das dortige Warnowtal.

Buchenstrunk mit Zunderschwämmen im mystischen Licht der Dezember – Sonne.

Phillip hat etwas interessantes entdeckt.

Und erläutert seinen Fund.

Es ist ein Gelbstieliger Muschelseitling.

Aber es kommt noch deutlich besser mit dem Harzigen Sägeblättling (Neolentinus adhaerens). Foto von Phillip Müller.

Der Harzige Sägeblättling zeichnet sich durch einen schwachen, aber sehr angenehmen Duft aus und er fühlt sich in der warmen Hand richtig klebrig und harzig an. Die Art ist in Mecklenburg mit wenigen Fundpunkten bekannt. In Norddeutschland zerstreut bis selten, häufig im Südwesten der BRD. Er findet sich an Nadelholz, gerne, so wie hier, an Fichte und ganzjährig, vor allem aber in der kalten Jahreszeit.

Die Warnow ist in diesem Bereich sehr naturbelassen.

Hier sehen wir den Großsporigen Gallertbecherling (Ascocoryne cylichnium).

Das Wetter ist wunderbar am vorletzten Tag des Jahres 2022.

Richtig im Gange sind nun auch die an Laubholz vorkommenden und büschelig fruktifizierenden Winter – Hemlinge (Mycena tintinabulum).

Und natürlich auch die beliebten Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Sie haben nach der Frostperiode nun zum großen Halali geblasen.

Und das muss natürlich auch dokumentiert werden.

Austern – Seitlinge satt, wie sie schöner kaum sein können.

Eine Traube schöner als die andere.

Immer wieder tolle Motive!

Welch eine Pracht!

Und schnell noch einmal drauf gehalten, denn die Mykophagen wetzten schon ihre Messer.

Ein Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweinitzii).

Entlang der Warnow hat das Forstamt mit tierischer Konkurrenz zu rechnen.

Und wir müssen aufpassen, dass uns kein Baum auf den Kopf fällt.

Auch Irena war seit längerer Zeit mal wieder dabei.

Und die Späne, die Förster und Tischlermeister Biber zurück gelassen hat, können im Garten oder zum Kamin anheizen noch Verwendung finden.

Und für diesen schönen Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) hatte ich Verwendung.

Der Herbe Zwergknäuling (Panellus stypiticus) darf seiner Aufgabe der Holzzersetzung weiter nachkommen.

Die Winterpilze (Flammulina velutipes) werden allerdings den Gaumen der Feinschmecker beglücken.

Und am Ende der Warnow – Exkursion gab es noch einen satten Imbiss, den Irena für uns servierte. Herzhafte Pilzsuppe, frisch geräucherten Fisch oder Plattenkuchen. Dazu Kaffee, Tee oder Glühwein. Ich denke, dass war ein würdiger Jahresabschluss!

Mit prachtvollen Austernseitlingen (Pleurotus ostreatus) eröffneten am 07. Januar 2023 Catrin Berseck, Christopher Engelhardt, Christian Boss sowie Reinhold Krakow das Pilzjahr 2023 mit einer Neujahrsexkursion am Aubach bei Schwerin.

Hier sind es besonders fette Winter – Trompetenschnitzlinge (Tubaria fururacea) an liegendem Totholz.

Zwar gelbrandig, aber trotzdem sehr fotogen, sind diese Rotrandigen Baumschwämme (Fomitopsis pinicola).

Natürlich sind am Aubach auch die leckeren Samtfuß – Winterrüblinge (Flammulina velutipes) zu hause.

Überhaupt gibt es in milden Witterungsphasen im Winter sehr viel zu entdecken. Für einen echten Hobby – Mykologen herrscht jetzt Hochsaison!

Aber auch der Kochtopf – Mykologe kommt im Dezember und Januar voll auf seine Kosten. Schnell können die Sammelbehältnisse an ihre Kapazitätsgrenze gelangen.

Wieder sind es Austern – Seitlinge, die dieser alten Rotbuche an die Substanz gehen.

Was für die Buche das Todesurteil ist, erfreut den Pilzfreund.

Eine Nachbarsbuche hat es bereits hinter sich. Der Ästige Stachelbart (Hericium clathroides) und der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) geben ihr den Rest. Zu sehen ist noch ein Langstieliger Knoblauchschwindling, der dem Waldboden entstammt.

Der Stachelbart ist natürlich zu überständig zum verspeisen. Er sollte ohnehin geschont werden.

An einem alten Haselstrauch ein resupinater Feuerschwamm. Ich vermute den Polsterförmigen Feuerschwamm (Phellinus punctatus).

Ein animalisches Pilzgebilde ist hier auf Nahrungssuche. 

Es handelt sich um den Fadenfruchtschleimpilz (Badhamia utricularia). Fotos und Bestimmung: Chris Engelhardt.

Endlich etwas zu fressen gefunden. Die Schichtpilze werden sicher vortrefflich munden. Foto: Catrin Berseck.

Chris hat zu hause noch mal nachgeprüft, um unsere Vermutung zu bestätigen. Wir sehen den Eichen – Stromabecherling (Rutstroemia firma).

Auf einer Wiese unweit des Aubachs ein herrlicher Solitär – Baum.

Es ist eine „deutsche“ Eiche.

Vor ihr versucht sich ein Garten – Riesenschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis) aus der Laubschicht empor zu schieben.

Die Eiche ist ein unter Schutz stehendes Naturdenkmal.

Mächtig gewaltig, oder? Von links: Reinhold, Christian, Catrin und Christopher. 07. Januar 2023.

Hier noch einmal die Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) vom Beginn am Aubach. Die Pilze zeigten sich in einer besonders hübschen Farbe, welche Chris mit seiner Kamera gut einfangen konnte. Es war ein wunderbarer Anblick.

Auf ein Neues heißt es so schön zum Jahresbeginn. Am 09. Januar 2023 konnte ich mein neues Dienstfahrzeug in Empfang nehmen. Finanziert von der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Ein Nachfolgemodell meines alten Yamaha – Leichtkraftrollers. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Pilzfreundinnen und Freunde sowie Spender, die über die Jahre den Steinpilz – Wismar unterstützten. So kann ich auch weiterhin aktuell aus Wald und Flur für euch berichten.

Hier ein schöner Fund von Chris aus Lübeck am 10. Januar 2023 in einer Gehölzinsel an der Travemünder Allee.

Wunderschöne Judasohren (Hirneola auricula judae) hier von Catrin Berseck im Bild festgehalten.

Catrins verlängerter Arm bei der Ernte von Austern – Seitlingen.

Am Sonnabend, dem 14. Januar 2023, trafen sich Catrin, Chris und Reinhold im Tarnewitzer Urwald zu einer weiteren Winterexkursion. Gleich zu Beginn, an einer toten Eiche, diese Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Eiche als Substrat kommt bei ihm nicht so oft vor.

Aus dem Holz selbiger, toter Eiche, brechen unzählige Gallertfleischige Stummelfüßchen (Crepidotus mollis) hervor.

Der Tarnewitzer Urwald ist bekannt für seine reichen Vorkommen an Holzkohlenpilze. Chris bringt seine Kamera in Stellung.

Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica).

So aneinander gereiht sieht man Daldinia concentrica eher selten. Jung sind die Schlauchpilze übrigens noch rotbraun gefärbt.

Catrin hat Judasohren entdeckt.

Trotz des trüben Wetters leuchten sie in einem warmen braun und fordern regelrecht zum Fotografieren auf.

Chris an einem liegenden Stamm mit etlichen Rotrandigen Baumschwämmen. Auch an ihnen kommt man nur selten vorbei, ohne die Kamera zu aktivieren.

Hier steigen sie an einem noch stehenden Stamm hinauf. Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Auch das Abendbrot für Catrin und Chris ist gesichert. Winter – Rüblinge (Flammulina velutipes) gab es immer mal wieder. Übrigens tastet sich Chris gerade an die Zubereitung von Speisepilzen heran. Niemals zuvor hat er auch nur daran gedacht, aus dem Wald mit einer Pilzmahlzeit heim zu kehren. Sein Interesse an Pilzen ist eher wissenschaftlicher Natur.

Hier sehen wir den schwarzen Drachendreck. Besser bekannt unter Warziger Drüsling (Exidia plana).

So wie obiger Drachendreck, gehört auch der Goldgelbe Zitterling (Tramella mesenterica) zu den Gallertpilzen. Beide Arten kommen ganzjährig vor, benötigen aber viel Feuchtigkeit. Daher sind sie im Winter präsenter als in der warmen Jahreszeit.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Gemeinen- oder Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

Gelbstieliger Muschelseitling (Sarcomyxa serotina). Wir befinden uns immer noch im Tarnewitzer Urwald.

Zwar auch ganzjährig, aber doch mit deutlicher Vorliebe für das Winter – Halbjahr findet sich an feuchteren Stellen des Waldes der nach Anis duftende Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans). Trotz seines angenehmen Geruches ist er leider giftig!

Eine tolle Entdeckung machte Cartrin am Waldrand. Am unteren Stammbereich einer alten Buche wuchsen einige Konsolen des Kupferroten Lackporlings (Ganoderma pfeifferi). Er ist zwar weit verbreitet, aber dennoch wesentlich seltener als der Flache Lackporling, den Catrin so gerne zum bemalen nutzt.

Er war etwas belegt und ich opferte einen Schluck aus meiner Wasserflasche. Ja, so muss ein Lackporling aussehen. Kupferroter Lackporling (Ganoderma pfeifferi). Foto: Catrin Berseck.

Gleich zwei Arten dicht bei einander hat Chris hier vor die Linse bekommen. Während die Zimtbraune Kohlenbeere (Hypoxylon howeianum), links, zu den echten Schlauchpilzen gehört, wird die rechts zusehende Gemeine Schriftflechte von solchen dominiert. Teils Alge, teils Schlauchpilz, wobei die Pilze das Sagen haben.

Und da wir schon mal beim Thema Flechten sind, hier ebenfalls ein Bild und eine Bestimmung von Christopher Engelhardt. Wir sehen die Gefleckte Punktschüsselflechte (Punctelia subrudecta).

Ein Hingucker waren auch diese leuchtenden Orange – Seitlinge (Phyllotopsis nidulans).

Die ursprünglich bei uns seltene und offensichtlich wärmeliebende Art breitet sich in M-V immer mehr aus.

Wenig verknotet zeigt sich hier der Knotige Schillerporling (Inonotus nodulosus) an einem liegenden Ast von Rotbuche.

Ein kleiner Pilz, unterm Mikroskop aber ganz groß. Großsporiger Gallertbecherling (Ascocoryne cylichnium). Foto: Chris Engelhardt.

Und Catrin hat bessere Augen als sie immer behauptet. In mehreren Meter Höhe, an einem Laubbaumstamm, hat sie diese winzigen Pilze entdeckt. Chris hat sie gut heran Zoomen und dadurch auch bestimmen können. Es handelt sich um auf Baumrinde lebende Blaue Rindenhelmlinge (Mycena pseudocorticola).

Chris hat ja nicht nur zwei Augen für Pilze, sondern für fast alles was kreucht und fleucht. Aber ohne Pilze geht es bei diesem Käfer auch nicht, welches schon allein seinem wissenschaftlichen Namen zu entnehmen ist: Tetratoma fungorum, zu deutsch: Blaugrüner Laubbaum – Schwammkäfer. Nur wenige Millimeter groß, dafür aber unglaublich hübsch! Er lebt bei Porlingen und Schichtpilzen.

Und noch ein wenig Käfer – Kunde von Chris. Hier sehen wir ein sogenanntes Milbentaxi. Als Transportunternehmer betätigt sich der Große Grablaufkäfer (Pterostichus niger). Milben lassen sich so von einer versiegenden Nahrungsquelle zu einer anderen Transprotieren.

Siehe auch unter Probiose

Zur Erinnerung an eine schöne Winterexkursion durch den Tarnewitzer Urwald. Catrin, Reinhold und Chris. 14. Januar 2023. Fotograf war Christopher Engelhardt.

Hier ausnahmsweise mal kein Blick auf den Waldboden, auf dem es ja manchmal auch Sterne aus dem Pilzreich zu entdecken gibt. Christopher Engelhardt blickte in der Nacht vom 17. auf den 18.01.2023 mit seiner Kamera in den Nachthimmel und das besonders helle Licht ist keinem Stern, sondern dem Kometen C 2022 E3 (ZTF) zu verdanken.

Kein Komet sondern die Sonne bricht hier gerade am nebelgrauen Vormittag des 21. Januar 2023 durch die Wolken und lässt durch ihre Strahlen das Paradies hell erleuchten.

Genau in dem Moment, wo eine 8 – köpfige Gruppe von Pilzfreundinnen und Freunden zu einer Exkursion durch das Paradies aufbrechen.

Aber bereits kurz vorher sind wie fündig geworden.

Die leuchtenden Winterpilze (Flammulina velutipes) waren ja kaum zu übersehen.

Übrigens war auch der große Korb am Ende gut gefüllt.

Blick auf den Schwarzen See hinunter.

Bis auf einen kleineren Fichtenbestand linker Hand, finden sich im Paradies meist Rotbuchen.

Zwischenstopp am Schwarzen See.

Der seinem Namen heute nicht so recht Ehre machen wollte.

Am Stubben gibt es offensichtlich etwas interessantes zu fotografieren.

Es waren Winter – Helmlinge (Mycena tintinabulum). Dieser an Buchenstubben häufige Winterpilz erlebt gerade einen bemerkenswerten Wachstums – Aspekt. Schön ist auch seine Farbvariabilität zu sehen. Einzig die Farbe weiß, die er besonders jung zeigen kann, ist hier nicht zu sehen. Winterhelmlinge können also über weißhütig, verschiedene Grau- bis Braunschattierungen oder auch fast schwarz gefärbt sein.

Aus der Stammrinde einer bereits geschädigten Rotbuche brechen ausnahmsweise mal braunhütige Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) hervor.

Und die mussten natürlich mit.

Sehr farbfreudige Laubholz – Blättlinge (Lenzites betulinus).

Fast wie ein Schmetterling. Foto: Christopher Engelhardt.

Im graubraunen Winterwald.

Ein Blick, der die Fantasie beflügeln kann.

Und bevor es einen Regenschauer gab, nochmals einen Moment paradiesischen Sonnenscheins.

Die tief stehende Wintersonne wirft lange Schatten selbst am Mittag.

Diese roten Verfärbungen auf Krausen Aderzählingen (Plicatura crispa) sollen durch Bakterien verursacht werden. Das Bild hat Chris Engelhardt im Paradies aufgenommen.

https __www.pilzforum.eu_board_thread_32225-rosarote-flecken-auf-plicatura-crispa_

Sind es Guttationströpfchen, die Chris Engelhardt hier auf der Unterseite eines Laubholz – Harzporlings (Ischnoderma resonosum) im Bild festgehalten hat?

Immer wieder eine Freude, der Anblick des Orange – Seitlings (Phyllotopsis nidulans). Hier von Chris in Szene gesetzt.

Auch diesen schönen Myxomyceten hat Chris für uns fotografiert und zu hause nachbestimmt. Danke, für das tolle Porträt!

Blick auf den, dem Schwarzen See gegenüber liegenden Weißen See.

Unser paradiesisches Erinnerungsfoto an eine Winterexkursion am 21. Januar 2023 vor dem Hintergrund des grauweißen Schwarzen Sees. Den Auftrag dazu erteilte Chris Engelhardt seiner guten Kamera und brachte sie auch entsprechend in Stellung.

Im Anschluss an unsere Exkursion durch das Paradies, brachen Catrin, Chris und Reinhold noch zu einer Inspektion an die Warnow bei Klein Raden auf.

Silbern spiegelt sich das Tageslicht auf der in diesem Bereich recht naturbelassenen Warnow wieder.

Ein weißrandiger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an einer alten Fichte direkt an der Warnow.

Das Ziel unserer Warnow – Inspektion waren Grauweiden – Gebüsche, in denen Chris vor Jahren einmal die seltene Trollhand entdecken konnte. Sie siedelt auf alten Tabakbraunen Borstenscheiblingen (Hymenochaete tabacina). Diese waren, wie wir sehen, reichlich vertreten, nur die Hände der Trolle wollten sich uns nicht zeigen.

Lebe wohl, Warnow! Vielleicht klappt es ja ein anderes mal!

Diese Rötlinge hat unsere Catrin Berseck am 23. Januar 2023 auf einer Rasenfläche in Bützow gefunden und fotografiert. Gut möglich, dass es sich um den Seidigen Glöckling (Entoloma sericeum) handeln könnte.

Die Lamellen sollen laut Erhardt Ludwig abgerundet bis ausgerandet und mehr oder weniger mit Zähnchen angewachsen sein.

Am 29. Januar 2023 waren Catrin, Chris und Reinhold im Löwitzer Holz bei Rehna unterwegs. Hier konnten wir einige schöne Funde tätigen. Schön, aber eher banal, sind diese Samtfuß – Winterrüblinge. Oder nicht? Sie waren an Weide und hier wächst oft eine Art des Winterpilzes, der vom normalen Samtfuß – Rübling, außer vom Substrat her, nur mikroskopisch unterschieden werden kann (längere Sporen und nicht kreuzbar mit anderen Samtfußrüblingen). Der Weiden – Samtfußrübling (Flammulina elastica).

Eine tolle Entdeckung konnten Catrin, Chris und Reinhold am 29.01.2023 im Löwitzer Holz an einem liegenden Laubholzstamm machen. Den offensichtlich recht seltenen Fleckenden Wachsröhrenschwamm (Ceriporiopsis gilvescens). Einige Mecklenburger Funde sind bereits älteren Datums.

Mottenkugel – Lederrindenschichtpilz (Scytinostroma hemidichophyticum). 29.01.2023 im Löwitzer Holz.

Auch den Ockerrötlichen Resupinat – Stacheling (Steccherinum ochraceum) habe ich am 29. Januar 2023 im Löwitzer Holz an liegendem Laubholz fotografiert. Streng genommen müsste er mikroskopiert werden, denn der Rundsporige Resupinat – Stacheling kann ähnlich aussehen. Er soll aber längere Stacheln besitzen.

Interessant gewachsen! Direkt aus einem kleinen Zweig entspringt dieser Winter – Stielporling (Polyporus brumalis) im Löwitzer Holz.

Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) am 29. Januar 2023 im Löwitzer Holz.

Holunder – Rindenschichtpilz (Lyomyces sambuci) in großer Ausdehnung. 29.01.20ß23 im Löwitzer Holz.

Auch dieser winzige Scheibchenhelmling (Mycena clavularis) wurde im Löwitzer Holz am 29.01.2023 gefunden. Foto und Bestimmung von Christopher Engelhardt.

Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus) im Grauweiden – Gebüsch am Moorsee bei Käselow. 29.01.2023.

Tabakbraune Borstenscheiblinge (Hymenochaete tabacina) am Neukloster See von Catrin Beseck am 04. Februar 2023 fotografiert.

Winterabend am Neukloster See. Ein stimmungsvolles Foto mit fast Vollmond von Catrin Berseck. 04.02.2023.

Und Catrin hat auf der Halbinsel im Neukloster See und mitten im Hochwinter bereits den Vorfrühlings – Aspekt eröffnet. Sie fand die ersten Frühlingsmürblinge (Psathyrella spadiceogrisea). Kein Wunder, denn anderswo wurden sogar die ersten Mini – Morcheln gesichtet.

Und noch einmal in der Draufsicht.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) muss nicht immer in seinem tristen Grau daher kommen. Er kann auch schön warm braun gefärbt sein, wie dieser Foto von Catrin Berseck beweist.

Unsere Vereinsfreundin Hella Wobst sandte mir Anfang Februar dieses Foto mit frischen Samtfuß – Winterpilzen (Flammulina velutipes) aus Ostfriesland zu. Sie haben vortrefflich gemundet!

Blick von Lübeck – Israelsdorf in den Februar – Sternenhimmel. Aufgenommen und beschriftet von Christopher Engelhardt.

Der Februar – Vollmond am 06.02.2023 in Lübeck von Chris Engelhardt im Bild festgehalten.

Alte Rotbuchen im Winter. 11. Februar 2023 am Keezer See.

11. Februar – Einige Pilzfreund*innen und Vierbeiner starten zu einer Exkursion an den Keezer See.

Chris am Keezer See.

Riesiger Wurzelteller einer durch Wind zu Boden gegangener Rotbuche. 11.02.2023 am Keezer See.

Einen wirklich starken Baumriesen hat es hier umgeweht. Kein Wunder, vor nicht all zu langer Zeit wurde hier mächtig Holz eingeschlagen und die Windlast im ausgelichteten Bestand wurde nun zu groß.

In der Wildnis am Keezer See. 11. Februar 2022.

Biber – Revier am Keezer See.

Und er war fleißig!

Interessante Pilzkultur auf Tierkot am Keezer See. 11.02.2023.

Chris hat nach wenigen Minuten, in Folge digitaler Rücksprache mit Experten, das Rätsel lösen können. Es handelt sich um den Grünkopfschimmel Penicillium vulpinum auf Marderkot. Wieder etwas dazu gelernt und eine tolle Entdeckung. Das Foto stammt von Christopher Engelhardt am 11.02.2023 am Keezer See.

Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica) am 12.02.2023 im Warnow – Durchbruchstal bei Sternberger Burg. Foto: Hanjo aus Rühn.

Auch dieses Foto hat Hanjo am 12. Februar im Warnowtal aufgenommen. Es zeigt Kleiige Haselbecherlinge (Encoelis furfuracea).

Im Warnow – Durchbruchstal bei Sternberger Burg am 12. Februar 2023. Foto: Hanjo Herbort.

Und noch einmal der Kleiige Haselbecherling (Encoelia furfuracea) ganz nah. Fotografiert von Hanjo Herbort am 11.02.2023 Warnow – Durchbruchstal.

Schneeglöckchen im Wismarer Gehölzgarten am 12. Februar 2023.

Der Gehölzgarten unweit des Bürgerparkes und der Hochschule wurde in den 1990er Jahren vom Amt für Umwelt und Grünflächen der Hansestadt Wismar angelegt, dem damals auch ich mit meiner Pilzberatungsstelle angegliedert war. Im Vordergrund sehen wir den 1941 in China entdeckten Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides).

Gleich dahinter ein Riesenmammutbaum (Seqoiadendorn giganteum). Beheimatet im mittleren Kalifornien auf 1000 – 2000 m über Meereshöhe.

Frische Samtfuß – Winterrüblinge (Flammulina velutipes) bei Zülow am 12. Februar 2023.

Da sie so frisch waren, gingen sie mit.

Aber sie landeten nicht im Kochtopf oder auf der Ausstellung. Nein, sie wurden vernagelt. Auf einem bereits etwas älteren Kloben Erlenholz auf dem Hof des Info – Zentrums. Ob das wohl was wird?

Auf die Idee brachte mich dieses Geburtstagsgeschenk. Damit keine Missverständnisse aufkommen. Der Kiefern – Feuerschwamm ist auf dem Foto nicht zu sehen. Vielmehr liegt hinter dem Namenschild der Mottenkugel – Lederrindenpilz.

Das Grundsubstrat ist gut vom Pilzgeflecht des Zucht – Champignons durchwachsen. 13. Februar.

Anschließend die mitgelieferte Deckerde mit etwas Wasser vermengt aufgebracht, Pappdeckel wieder drüber und dann auf die Moosfläche meiner Pilzausstellung gestellt.

Am 27. Februar erscheinen die ersten Champignons und zahlreiche Primordien.

2. März – nur wenige Braune Champignons gehen in Richtung Erntereife. Soll es die Vorhut sein?

Stattliche Pilze am 04. März! Allerdings haben sich nur 5 Exemplare durchgesetzt.

Wirklich schöne Pilze! Die braunen Zuchtchampignons sollen angeblicher aromatischer als die Weißen sein. Ich habe es nicht ausgetestet.

Da ich am 04. März zu einer Geburtstagsfeier eines alten Jugendfreundes, der auch begeisterter Pilzsucher ist, eingeladen war, besorgte ich mir in einem Garten – Center einen Mooskorb mit Frühlingsblumen und integrierte die frischen Champignons in diesen.

Einige Tage später kündigt sich Nachwuchs an.

Am 16. März war dann der 2., ebenfalls recht bescheidene Schub, soweit.

6 Stück an der Zahl. Sie fanden zum Belegen einer Pizza Verwendung.

Am 27.03. waren nochmals zwei stattliche Exemplare heran gewachsen. Sie dienten als Ausstellungsexponate.

Immer wieder ein Genuss für` s Auge im tristen Wintergrau, der Österreichische Prachtbecherling (Saroscypha austriaca). Am 12. Februar 2023 unweit von Zülow an der Warnow gefunden und am Standort fotografiert.

14. Februar – Sonnenflecken über Israelsdorf (Lübeck) von Chris Engelhardt im Bild festgehalten.

Porträt von Christopher Engelhardt. 19.02.2023 bei Kneese.

Gefunden im Erlenbruchwald bei Kneese in Nordwestmecklenburg. Foto C. Engelhardt.

Und noch eine Arbeit von Chris Engelhardt.

Ein mehrfach septierter Schlauchpilz bei Kneese am 19.02.2023. Darstellung natürlich wieder von Chris aus Lübeck.

Die Saale bei Bernburg am 06. März 2023. Im Hintergrund die Soda- und Zementwerke. Meine Mutter lebte und arbeitete in den 1940er Jahren hier und erzählte uns Kindern von den alliierten Bombenabwürfen auf Bernburg. Wie des Nachts die Tannenbäume nicht nur den Himmel erleuchteten, bevor die Bomben u. a. auch auf diese Anlagen fielen. Bomben und Raketen werden aktuell gerade wieder von Menschen, gegen Menschen eingesetzt. Der Mensch ist leider das schädlichste Lebewesen, welches die Evolution hervor gebracht hat! 

Aber Catrin, Chris und Reinhold sind nicht wegen der Geschichtsaufarbeitung an diesem winterlichen 06. März nach Bernburg gefahren. Vielmehr interessierten uns seltene Pilze, die wir bisher noch nicht zu Gesicht bekommen haben. So begaben wir uns unter Führung des Ortsansässigen Pilzfreundes Leon in diesen Busch an der Saale. Einer Auwald – Restfläche.

Und es dauerte nicht lange, bis wir den ersten „Blumenstrauß“ entdeckt hatten und die Kameras gezückt wurden.

Die „Blumensträuße“ werden von solch farbfreudigen Kelchen aus dem Reich der Pilze gebildet. Tulpen – Becherling (Microstoma protractum).

Die Ähnlichkeit mit einem Blütenkelch ist nicht zu verläugnen.

Die Tulpenbecherlinge scheinen sich in der Restaue an der Saale bei Bernburg wohl zu fühlen. Wir entdeckten sie gleich an mehreren Stellen.

Und wie es sich gehört, kommen sie auch als Blumenstrauß daher.

Sehr fotogen auch diese Gruppe von Scharbockskraut – Sklerotienbecherlingen (Sklerotinia binucleata) in der Rest – Aue bei Bernburg.

Und dann stolperte Catrin fast über die zweite Rarität, für die wir die lange Anfahrt auf uns nahmen. Chris war sogleich für ein Foto zur Stelle.

Und da stehen sie, zwei Teufelsurnen (Urnula craterium)! Welch eine Freude, stand der Schlauchpilz doch seit längerem auf meiner Wunschliste.

Dieser Ascomycet, mit seinen außen rostig – graubraunen und innen schwarzen Apothezien wurde in M-V bisher noch nicht nachgewiesen.

Urnula craterium wird auch Schwarzer Tulpenbecher genannt.

Eine Rarität in mecklenburgischen Gefilden ist auch dieses Struppige Gebilde an totem Laubholz. Der Gezonte Ohrlappenpilz (Auricularia mesenterica). 06. März 2023 bei Bernburg.

Die Unterseite der gallert- bis gummiartig biegsamen Konsollen. In M-V liegen bisher nur fünf Nachweise vor. Einer davon in Wismar am 19.01.1990, im MTB 2034/4. Gefunden und bestimmt von Jürgen Schwik im Wendorfer Wäldchen an der Kegelbahn. Damals laut „Großpilze der Hansestadt Wismar“ der bisher einzige und damit erste Nachweis in unserem Bundesland. Rote Liste M-V: 4!

Klaus Warning, altgedienter Pilzberater der Stadt Bützow und langjähriger Pilzfreund sandte mir am 09. März dieses Foto zu. Wir sehen darauf Flaumige Zwergseitlinge (Resupinatus applicatus). Ein toller Fund, wie ich meine, denn die Art wurde in M-V bisher nur selten nachgewiesen. Auffällig ist die Konzentration von Fundpunkten bei Rostock. Hier hat der Pilzexperte Joe Duty in den 1980er Jahren offensichtlich gezielt nach dieser Art gesucht, die auf der Unterseite toter Äste ihre Fruchtkörper ausbildet. Also sicher keine Seltenheit, wenn man gezielt nach ihr sucht.

Auch diesen Schnappschuss sandte mir Klaus Warning zu. Er zeigt wunderschöne Orange – Seitlinge (Phyllotopsis nidulans).

Chris Engelhardt erkundet in diesem Frühling zusammen mit seiner Frau die wunderschöne Mittelmeerinsel Korsika und sandte mir einige Impressionen von seinen Entdeckungen zu. Freilich nicht nur Pilze und diese auch eher am Rande. Diesen Wiedehopf (Upupa epops) fotografierte er am 17.03.2023. Der wärmeliebende Vogel unterliegt in Europa einer starken Rückgangstendenz. Er war Vogel der Jahre 1976 und 2022.

Chris und Andrea am 17. März an der Moulin Mattei, einer von ursprünglich 13 Windmühlen, die als einzige noch erhalten ist und mehrmals saniert wurde.

Und hier etwas kleinpilziges auf Rizinus namens Melampsora ricini. Von Chris am 18. März in Albo Cap Corse auf der Westseite gefunden, bestimmt und fotografiert.

Und hier etwas kriechend-laufendes, der Korsische Feuersalamander (Salamandra corsica). 19.03.2023 Camping Savaggio bei Tattone. Foto: Engelhardt.

Diesen Phytoparasiten hat Chris an der Straße Tattone – Canaglia auf Korsika entdeckt, bestimmt und fotografiert. Er fand ihn auf Nabelkraut. Es handelt sich um Puccinia umbilici.

Romantischer Regenbogenblick in die wilde Bergwelt Korsikas am 20. März 2023. Im Bild festgehalten von Christopher Engelhardt.

Blick in den Mittelmeer – Himmel auf das Milchstraßensystem am morgen des 20.03.2023 von Corte Süd auf Kreta. Foto und Beschriftung von Chris Engelhardt.

Der Aspekt der Schneeschmelze befindet sich im letzten März – Drittel auf dem Rückzug und macht dem Vorfrühling (Ende März – Anfang Mai) Platz. Neben der Frühjahslorchel (Gyromitra esculenta), hier von Pilzfreund Hanjo Herbort am 23. März bei Bützow gefunden und fotografiert, stehen die beliebten Morcheln an erster Stelle im Vorfrühling.

Und in den Vorfrühlings – Aspekt gehört auch dieser häufige Hellsporer hinein. Der Voreilende Helmling (Mycena abramsii). Von Hanjo am 23.03.23 bei Rühn gefunden und fotografiert.

Am letzten März – Wochenende war auch unser Schweriner Pilzfreund Michael Junge schon mal auf der Nadelwald – Pirsch, um nach ersten Frühlingsboten Ausschau zu halten und wurde durchaus fündig. Hier sehen wir eine Scheiben – Lorchel (Gyromitra ancillis).

Und auch die nah verwandte Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) konnte er sichten und fotografieren.

Der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) zählt ohne Zweifel zu unseren delikatesten Speisepilzen. So bald es im Laufe des April wärmer wird, verabschiedet er sich, um ab Oktober um so zahlreicher an Nadelholz – Stubben zu erscheinen. Foto: Michael Junge.

Auch dieser Fichten – Nagelschwamm (Strobilurus esculentus) ist durchaus essbar und schmackhaft, wie seine wissenschaftliche Bezeichnung uns bereits verrät. Im Winterhalbjahr mitunter massenhaft in der Nadelstreu auf alten Fichtenzapfen. Im Bild festgehalten von Michael Junge.

So wie bei uns nun der Frühling in den Startlöchern steht, beginnt auf der Südhalbkugel der Erde der Herbst. Ob er dort auch die meisten Pilze hervorbringt, vermag ich nicht zu beurteilen. Saskia ist eine Freundin von unserer Catrin und diese weilt derzeit auf Neuseeland. Wir sehen hier so etwas wie ein Nationalheiligtum des Inselstaates am anderen Ende der Welt: Entoloma hochstetteri im März 2023.

Wo sonst auf der Welt wird schon einem Pilz die Ehre zu Teil auf einem Geldschein verewigt zu werden. Auf dieser 50 Neuseeländische Dollar – Note ist nicht nur der hübsche Rötling abgebildet, sondern auch ein Vogel (Callaeas wilsoni), der seine Färbung durch Berührung dieses Pilzes erhalten haben soll.

Der schöne Rötling wurde nach dem deutsch – österreichischen Naturforscher Ferdinand von Hochstetter benannt. Zu deutsch also Hochstetters Rötling. Die Art ist in den Wäldern ganz Neuseelands verbreitet, wo sie auf den Böden in der Streu von Laub bzw. Steineichenwäldern fruktifizieren soll. Es wird erforscht, ob der blaue Farbstoff des Pilzes als Lebensmittelfarbstoff genutzt werden kann.

Brandaktuell: Neue Pilzart entdeckt

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Eine Dankeschön an Tobias Fuest!

Adventsgestecke im Steinpilz – Wismar

Adventsgestecke 2022

Diese stimmungsvolle Weihnachtskrippe ist für 50.00 € zu haben.

Wie bereits seit vielen Jahren soll es auch in diesem wieder im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar Gestecke zur Advents- und Weihnachtszeit geben. Jedes von ihnen ist ein Unikat. Ob 1er – Gesteck oder 4er, für jeden Geldbeutel und Geschmack sollte etwas dabei sein. Von kitschig bis naturnah, von klein bis groß. Oft auch ausgestattet mit echten Pilzen, insbesondere mit Porlingen, Zapfen, Moss oder Rentierflechte. Auf Baumscheiben, Kanthölzern oder stabiler Baumrinde.

1. Etwa 40 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf Holzunterlage, mit roten Stumpen, Rentierflechte, Weihnachtswichtel, Kiefernzapfen und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

2. Etwa 90 cm langes, 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde und roten Stumpen, reichlich Rentierflechte, Weihnachts – Elch und Tannenbäumen, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration für 30,00 €.

3. Etwa 25 cm langes, bis 15 cm tiefes 1er – Gesteck auf Baumscheibe, Ast mit goldenem Vogel, cremeweißer Sternkerze, goldener Perlenumrandung, eingeschneit mit Schneemann und Kiefernzapfen zu 8,00 €.

4. Etwa 20 cm langes 1er – Gesteck auf Baumstumpf, mit Hartriegelbogen, violetter Stumpenkerze und Weihnachtsdekoration für 4,00 €.

5. 26 cm langes, 7 cm tiefes 1er – Gesteck mit LED – Teelicht, auf Kantholz mit goldener Perlenumrandung, Weihnachtskrippe, Rentierflechte, Pilzen und weiterer Dekoration für 12,50 €.

6. Rundlich – ovales 1er – Gesteck auf Baumscheibe, mit goldener Perlenumrandung, roter Tafelkerze, Moos, Kiefern – Zapfen, Strohengel und weiterer Dekoration zu 6,00 €.

7. Gut 26 cm langes 1er – Gesteck auf stabiler Baumrinde mit roter Stumpenkerze, winterlich angezuckert, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 6,00 €.

8. 15 cm langes, 5 cm tiefes 1er – Gesteck auf Kantholz, mit LED – Teelicht, goldener Perlenumrandung, Weihnachtsmann und Strohengel sowie weiterer Dekoration für 5,00 €.

9. Gut 30 cm langes, 6 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde und weißen Stumpen, winterlich angezuckert und mit Stechpalme sowie weiterer Dekoration versehen zu 12,50 €.

10. Knapp 30 cm langes, 6 cm tiefes 4er – Gesteck mit roten Pyramiden – Kerzen auf Holzbrett, mit Tannenbäumen und weiterer Dekoration für 10,00 €.

11. Adventskranz aus Flechtwerk, ca. 25 cm im Durchmesser, mit roter Stumpen Kerze, winterlich angehaucht, mit Kiefern – Zapfen und roten Weihnachtsglocken sowie weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

12. Adventskranz aus Flechtwerk, mit 4 roten Stumpen, etwa 30 cm im Durchmesser, mit künstlicher Tannendekoration, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

13. Quadratisches 4er Gesteck auf Holzplatte, ca. 33 mal 33 cm, roter Perlenumrandung, vorweihnachtlich belebter Szene, roten Pyramidenkerzen, Winterhaus und einem Wald aus Kiefernzapfen in verschneiter Landschaft zu 25,00 €.

14. Knapp 20 cm langes, 10 cm tiefes 1er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich weiß, mit roter Pyramiden – Kerze, Strohengel, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 5,00 €.

15. Rundlich – ovales 1er – Gesteck auf Holzscheibe, roter Perlenumrandung, Moos, Glitzersternen und Weihnachtsmütze zu 6,00 € – Verkauft.

16. Etwa 30 cm langes, 7 cm tiefes 1er – Gesteck auf Kantholz mit goldener Perlenumrandung, Weihnachtswichtel, Winterhaus und Pilzkerze, Kiefernzapfen, Steinpilzen und weiterer Dekoration für 12,50 € – Verkauft.

17. 25 cm langes, 7 cm tiefes 2er – Gesteck auf Kantholz, mit goldener Perlenumrandung, musizierendem Engel, Striegeligen Trameten, Rentierflechte, weißen Stumpen, Pilzen und weiterer Dekoration zu 10,00 €.

18. Kompaktes 4er Gesteck auf massiver Baumscheibe, mehr als 30 cm im Durchmesser, winterlich weiß, mit gelber Perlenumrandung, petrolfarbenen Stumpenkerzen, Weihnachtsmann, weißen Vögeln und weiterer Dekoration zu 30,00 € – Verkauft.

19. Etwa 40 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich weiß, mit Moos, roten Stumpen, Zapfen von Kiefer, Mammutbaum und Lärche, Geschenken sowie weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

20. Etwa 35 cm langes, bis 10 tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich angezuckert, mit weißen Stumpenkerzen, Rentierflechte und Blaugräsern sowie weiterer Dekoration zu 12,50 €.

21. Etwa 40 cm langes, 8 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich angezuckert, mit Tannenbaum und Weihnachtsmann, silbernen Stumpen, Glitzerpilzen, Rose und weiterer Dekoration für 12,50 € – Verkauft.

22. Rundliches 1er – Gesteck auf Baumscheibe, goldener Perlenumrandung, Weihnachtsmann, Weihnachtshaus mit roter Pilzkerze drinnen, Tannenbäumen und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

23. Gut 40 cm langes, 8 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Stumpenkerzen, Moos und roten Beeren , Fliegenpilzen sowie weiterer Dekoration zu 10,00 €.

24. 22 cm langes, 6 cm tiefes, hochwinterliches 4er – Gesteck auf Holzbrett, mit Motiv – Teelichtern und Tannenbäumen zu 10,00 € – Verkauft.

25. Gut 40 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Stumpenkerzen, winterlich weiß, mit Weihnachtsmann, Kiefernzapfen, Rentierflechte, Fliegenpilzen, silbernem Hirsch und weiterer Dekoration zu 20,00 € – Verkauft.

26. Etwa 60 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpenkerzen, reichlich Rentierflechte, Blaugräsern, Weihnachtsfiguren, Kiefern – Zapfen, Tannenbäumen, Fliegenpilzen, Hirschen und weiterer Dekoration zu 30,00 €.

27. 26 cm langes, 5 cm tiefes 4er – Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, roten Pyramidenkerzen, Schneemann, Haustieren und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

28. 80 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, goldenen Stumpen, reichlich Rentierflechte, Schleifen – Elch, musizierenden Engel, Kiefern – Zapfen, goldener Glitzerkugel und weiterer Dekoration zu 30,00 €.

29. Sehr großes (zentrale Ansicht), 1,30 m langes, bis 30 cm tiefes 4er – Gesteck mit Adventsstumpen in Weiß, auf stabiler Baumrinde und üppiger Dekoration, mit Rotrandigen Baumschwämmen, Birkenporling, reichlich Rentierflechte, Blaugräsern, Rehgeweih und mehreren Weihnachtsfiguren und Tieren, Zapfen sowie weiterer Dekoration zu 60,00 €.

30. 50 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck mit roten Baumkerzen, auf leichter Baumrinde, recht natürlich gehalten, mit Weihnachtsstern- und Wichtel, Maronen, Zapfen, Striegeliger Tramete, Birken – Blättling, Rotrandigem Baumschwamm und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

31. 40 cm langes, bis 25 cm tiefes Gesteck auf Baumscheibe und Holzbrett, tief winterlich, mit beleuchteten Häusern und zentralem Weihnachtsmotiv, silbernen Hirschen, blauer Perlenumrandung, Tannenbäumen und weiterer Dekoration zu 25,00 €

32. 22 cm langes, 9 cm tiefes 1er – Gesteck auf Holzbrett, roter Stumpenkerze, Moos, Tannenbäumen und Weihnachtswichtel, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

33. Etwa 40 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Stumpenkerzen, reichlich Rentierflechte, Weihnachtsfigur, Birkenblättling und Trompeten – Pfifferlingen, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration für 12,50 € – Verkauft.

34. Etwa 50 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich bereift und weißlichen Stumpenkerzen, Kiefern – Zapfen, roten Weihnachtskügelchen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

35. Etwa 55 cm langes, bis 30 cm tiefes und kompaktes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, weißen Stumpen, Rotrandigen Baumschwämmen, Striegeliger Tramete, Rentierflechte, Hirschen, Weihnachtsfigur mit Geschenken, Tannenbaum, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration für 40,00 € – Verkauft.

36. 60 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck mit goldenen Stumpenkerzen, auf stabiler Baumrinde, Striegeligen Trameten, Flaschen – Stäubling, Rentierflechte, Blaugräsern, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

37. 45 cm langes, 25 cm tiefes und kompaktes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, rosa Stumpenkerzen, reichlich Rentierflechte, Kiefern- und Fichten – Zapfen, Weihnachtsmann und Silberhirsch, Strohengel, verschiedenen Pilzen und weiterer Dekoration zu 30,00 € – Verkauft.

38. Etwa 25 cm langes, über 10 cm tiefes 1er – Gesteck auf Holzscheit, mit reichlich Rentierflechte, roter Stumpenkerze, Weihnachtswichtel, Zapfen, Strohstern, Weihnachtskugeln und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

39. 50 cm langes, gut 10 cm tiefes 4er – Gesteck mit roten Adventskerzen, auf Ast – Stück, mit Weihnachtsmann auf Rentier, Zapfen, Rädern, Fliegenpilz, Schneebällen und weiterer Dekoration für 25,00 € – Verkauft.

40. 45 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf Astgabel, natürlich gehalten, mit sahneweißlichen Stumpen, Rotrandigen Baumschwämmen, Rentierflechte, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

41. 75 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit sahneweißen Stumpenkerzen, Rotrandigen Baumschwämmen, Birkenporling, Wurzelschwamm, künstlichen Pilzen, reichlich Rentierflechte, Kiefern – Zapfen, Prinzessin und Vogelhaus, Vogel, Hirsch und weiterer Dekoration zu 25,00 €.

42. Gut 60 cm langes, bis zu 25 cm tiefes und kompaktes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Adventsstumpen, Moos, Rentierflechte, Rotrandigen Baumschwämmen, Kiefern – Zapfen, goldenem Hirsch, Weihnachtsfiguren, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 40,00 €- Verkauft..

43. Etwa 40 cm langes, bis 8 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Stumpen, mit Rentierflechte, Striegeliger Tramete, Kiefern – Zapfen, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 12,50 €.

44. 45 cm langes, 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkel – weinroten Glanzstumpen, winterlich weißlich, mit Kiefern – Zapfen, Weihnachtsfiguren, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 17,50 € – Verkauft.

45. 30 cm langes, 7 cm tiefes 1er – Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, Kiefern – Zapfen, zentrierter Weihnachtsszene, mit Motiv – Teelicht zu 12,50 €.

46. Knapp 60 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Adventsstumpen, winterlich weiß und reichlich dekoriert mit Weihnachtsfiguren, Vögeln, Tannenbäumen, Kiefern – Zapfen, Moos und Rentierflechte, Silberhirsch, Räucherkerze und weiterer Dekoration für 35,00 € – Verkauft.

47. Gut 30 cm langes, 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde und Motiv – Teelichtern, winterlich weiß, mit Kiefern – Zapfen, Tannenbaum, Strohengel, Silberhirsch, Weihnachtsmann, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 10,00 €.

48. Adventskranz aus Flechtwerk, mit 4 roten Stumpen Kerzen, zentralem Weihnachtsstern, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 10,00 € – Verkauft.

49. Gut 30 cm langes, 12 cm tiefes 1er – Gesteck, auf stabiler Baumrinde, mit Pilzgruppe, Kiefern – Zapfen, Walnussschalen mit Besucher, Weihnachtsmännchen und Sternen, roter Sternenkerze, Moos und Rentierflechte sowie weiterer Dekoration zu 12,50 €.

50. 45 cm langes, 8 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Stumpen, Rentierflechte, Kiefern – Zapfen, Weihnachtsmann, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 12,50 €.

51. 60 cm langes, bis 20 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit Rotrandigem Baumschwamm, Kiefern – Zapfen, Weihnachtsmann, goldenen Glitzervögeln, Stern, Fliegenpilzen, mit Rentierflechte, Blaugräsern und weiterer Dekoration zu 25,00 €.

52. Gut 30 cm langes, bis 10 cm tiefes 2er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Stumpen, Rentierflechte, Kiefern – Zapfen, Tannenbaum und Weihnachtswichtel, Rotrandigem Baumschwamm und weiterer Dekoration für 12,50 €.

53. Gut 50 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Adventsstumpen, Rentierflechte, Weihnachtsmann und Weihnachtswichtel, Kiefern – Zapfen, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 25,00 € – Verkauft.

54. Gut 80 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Stumpen, reichlich Rentierflechte, Rotrandigen Baumschwämmen, Wurzelschwämmen, Striegeliger Tramete, verschiedenen Weihnachtsfiguren, Kiefern – Zapfen, goldener Glitzerkugel und weiterer Dekoration zu 35,00 €.

55. 25 cm langes, 6 cm tiefes 1er – Gesteck auf Kantholz in Bronze, mit goldener Perlenumrandung, goldenen Hirschen und Motiv – Teelicht Pilz, Steinpilzen und weiterer Dekoration zu 12,50 €.

56. 15 cm langes, bis 8 cm tiefes 1er – Gesteck auf Baumstumpf, mit silberner Sternkerze und silbernen Kiefern – Zapfen sowie weiterer Weihnachtsdekoration zu 5,00 €.

57. 28 cm langes, 7 cm tiefes 4er – Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, schwarzen Stumpen, Winterhaus mit Straßenlaternen und Straßen – Szene für 12,50 €.

58. 28 cm langes, 7 cm tiefes 4er – Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, roten Motiv – Teelichtern, Spaziergänger, Kiefern – Zapfen und Pilzen zu 10,00 €.

59. rundlich – ovales 1er Gesteck auf Baumscheibe, mit roter Perlenumrandung, Moos, roter Sternkerze, Engel, Fichten- und Kiefernzapfen, großer Stern und Fliegenpilzen für 12,50 € – Verkauft.

60. 50 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf Baumrinde, mit roten Stumpen Kerzen, Striegeligen Trameten, Rentierflechte, verschiedenen Zapfen, Tannenbaum mit Weihnachtsmann, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

61. 45 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit goldbraunen Stumpen, Rentierflechte, Striegeliger Tramete, Kiefern – Zapfen, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

62. Gut 30 cm langes, bis 12 cm tiefes 2er – Gesteck mit Pyramiden und Stumpen Kerze, auf Rotrandigem Baumschwamm, mit Engel, Moos, und Rentierflechte, weißen Vögeln, goldener Schleife und weiterer Dekoration für 15,00 € – Verkauft.

63. 35 cm langes, etwa 6 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, golden gehalten, mit roten Stumpen Kerzen, Sternen, Kiefer – Zapfen, Hirschen und Tannenbäumen zu 10,00 €.

64. 50 cm langes, 20 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, Weihnachtsmann und Weihnachts – Wauwau, mit Rotrandigen Baumschwämmen, Rentierflechte, Rötender Tramete mit Räucherkerzen – Häuschen oben drauf und weiterer Dekoration zu 25,00 € – Verkauft.

65. Gut 40 cm langes und 20 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Stumpen – Kerzen, Weihnachtsmotiv und Weihnachtsfiguren, Pilzen, Schneebällen, reichlich Rentierflechte und weiterer Dekoration zu 30,00 €.

66. 55 cm langes, bis 20 cm tiefes 4er – Gesteck auf Astgabel, mit dunkelroten Glanzstumpen, reichlich Rentierflechte, goldenem Herz an der linken Flanke, zentralem Engel, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration zu 17,50 €.

67. 40 cm langes, 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit Zapfen, Tannenbaum, trinkfestem Waldwichtel, winterlich angezuckert, Rentierflechte, Steinpilz, weißen Stumpen – Kerzen und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

68. 30 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit grauen Stumpen – Kerzen, verschiedenen Zapfen, Rentierflechte und weiterer Dekoration zu 10,00 €.

69. 50 cm langes, 12 cm tiefes und 35 cm hohes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde und mit Astgabel, roten Stumpen – Kerzen, Moos und Rentierflechte, bemaltem Flachen Lackporling, Weihnachtswichtel, Strohengel, Vogelhäuschen und Vogel sowie weiterer Dekoration zu 20,00 € – Verkauft.

70. Rundes 1er Gesteck, etwa 20 cm im Durchmesser, auf Holzscheibe, mit Moos, silberner Perlenumrandung. Kiefern – Zapfen, Fliegenpilzen, goldenem Glitzerstern und roter Sternkerze für 5,00 €.

71. Kompaktes 4er – Gesteck auf stabiler Holzscheibe, mit roter Glockenumrandung, roten Stumpen – Kerzen, Moos, Eichen – Wirrling, Krippe, Tannenbäumen, Kiefern – Zapfen, Hirsch, Fliegenpilzen und weiterer Deko zu 17,50 € – Verkauft.

72. Kleines, rundes 1er – Gesteck auf Baumscheibe, Perlenumrandung, Tannenbaum – Wichtel, Fliegenpilz, Zapfen, mit Schnee und LED – Teelicht zu 5,00 €.

73. 25 cm langes, 7 cm tiefes 4er – Gesteck auf Holzbrett, mit silberner Umrandung, tief verschneit, mit Motiv – Teelichtern, Tannenbäumen mit Weihnachtswichteln, Winterhaus zu 10,00 € – Verkauft.

74. Rundes 1er – Gesteck auf kleiner Holzscheibe, mit Perlenumrandung, Moos, Weihnachtswichtel und Weihnachtsmann mit Geschenken. goldenem Glitzerhirsch zu 6,00 € – Verkauft.

75. Rundliches 4er – Gesteck auf Baumscheibe von Birke, etwa 30 cm im Durchmesser, roten Stumpen Kerzen, Väterchen Frost im Beeren – Gestrüpp, Kiefern – Zapfen, Birnen – Stäublingen, Rentierflechte mit Fliegenpilzen, Perlenumrandung und weiterer Dekoration für 15,00 € – Verkauft.

76. 50 cm langes, 6 cm tiefes 4er – Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, Kiefern – Zapfen, Tannenbäumen und Winterfiguren sowie weiterer Dekoration zu 15,00 €.

77. Kleines, rundes 1er Gesteck auf Holzscheibe, mit roter Perlenumrandung, Moos, Kiefern – Zapfen, roter Pyramidenkerze und weiterer Dekoration für 4,00 €.

78. Kleines 1er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich angezuckert, mit Kiefern – Zapfen und weißer Stumpen Kerze sowie weiterer Dekoration zu 5,00 € – Verkauft.

79. Etwa 25 cm langes, 7 cm tiefes 3er – Gesteck auf stabiler Baumrindet, mit Kiefern – Zapfen, weißen Stumpen – Kerzen, Rentierflechte und weiterer Dekoration zu 7,50 €.

80. 45 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit Tannenbaum – Wichtel, Kiefern – Zapfen, Rentierflechte, winterlich weiß, Grünlings – Pilz, dunkelroten Stumpen – Kerzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

81. 75 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Adventskerzen, reichlich Rentierflechte, Kiefern – Zapfen, Weihnachtsmann auf Schlitten mit Geschenken, Weihnachtswichtel und Waldschratt, Räucherkerze, Holz- und Fliegenpilz sowie weiterer Dekoration für 40,00 €.

82. 45 cm langes, 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf grünem Holzbrett, Motiv – Teelichter Pilz, Wald aus Kiefern – Zapfen, winterlich angehaucht, Fliegenpilzen und silberner  Umrandung für 15,00 €.

83. 45 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weißen Stumpen Kerzen, Flachem Lackporling mit Tintlings – Motiv und Elch mit Schleife im Hintergrund, reichlich Rentierflechte, Kiefern – Zapfen und weiterer Dekoration für 25,00 €.- Verkauft.

86. 13 cm langes, 4 cm tiefes 1er – Gesteck auf Holzbrettchen, roter Pyramiden – Kerze, verschiedenen Umrandungen, , Kiefern – Zapfen, Tannenbaum und Weihnachtsmann zu 4,00 €.

87. 60 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Stumpen – Kerzen, Kiefern- und Lärchenzapfen, Rentierflechte, Buchenfruchtschalen, Tannenbaum, Flachem Lackporling mit Stäublings – Motiv, Striegeliger Tramete und weiterer Dekoration für 17,50 €.

88. 35 cm langes, 6 cm tiefes 2er – Gesteck auf Holzbrett, mit doppelter Perlenumrandung, Kiefern- und Lärchenzapfen, Weihnachtshäuschen mit Schneemann davor, roten Motiv – Teelichtern – Pilz, Fliegenpilzen zu 10,00 €.

89. Etwa 30 cm langes, 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit goldenem Flechtball, Rentierflechte, lesendem Weihnachtsmann mit Geschenken, Fliegenpilzen, weißen Stumpen – Kerzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

90. 50 cm langes, 12 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, roten Stumpen – Kerzen, Moos und Rentierflechte, Rotrandigem Baumschwamm, Zapfen, Tannenbaum mit Weihnachtswichtel und Weihnachtsstern, Strohengel und weiterer Dekoration zu 17,50 €.

91. Rundes 4er – Gesteck auf Baumscheibe, mit blauer Perlenumrandung, roten Motiv – Teelichtern – Pilz, reichlich Zapfen und Weihnachtsmann auf Schneeball und weiterer Dekoration für 10,00 € – Verkauft.

92. 50 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich weiß, mit roten Stumpen – Kerzen, Strohsternen und Strohengel, Kiefern – Zapfen, Striegeliger Tramete und weiterer Dekoration zu 12,50 €.

93. 45 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit Kiefern- und Lärchenzapfen, Rentierflechte, weißen Stumpenkerzen, Fliegenpilzen, Waldwichtel und weiterer Dekoration zu 12,50 €.

94. 30 cm langes, 15 cm tiefes 1er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit rotem Motiv – Teelicht – Pilz, Rentierflechte, Moos, Kiefern- und Fichtenzapfen und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

95. 80 cm langes, bis 20 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, weißen Adventskerzen, vielen Zapfen, Rentierflechte, Moos, Väterchen Frost, Weihnachtswichtel und Strohengel und zentraler Weihnachtsfigur sowie weiterer Dekoration für 35,00 €.

96. 35 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit reichlich winterlich angezuckerten Zapfen, Rentierflechte, boletoid bemaltem Flachen Lackporling mit Weihnachtsgruß, schwarzen Stumpen – Kerzen und weiterer Dekoration für 15,00 €.

97. Kleines, rundes 1er – Gesteck auf Baumscheibe, mit LED – Teelicht, Perlenumrandung, Winter – Wichtel, Kiefernzapfen, Rotrandigem Baumschwamm und Steinpilzen in künstlichem Moos zu 8,00 €.

98. 30 cm langes, bis 15 cm tiefes 1er – Gesteck auf stabiler Baumrinde, kitschig – bunt, mit Rentierflechte, Rotrandigen Baumschwämmen, Zapfen, Weihnachtswichtel, roter Sternkerze, Sternen und weiterer Dekoration für 12,50 €.

99. Großes und kompaktes 4er – Gesteck auf massiver Baumscheibe, etwa 50 cm im Durchmesser, mit Rotrandigem Baumschwamm, Reh, Elch und Winterwanderin durch Rentierflechte, Kiefern – Zapfen, grauen Adventskerzen und Perlenumrandung zu 40,00 €.

Allmählich füllen sich die Präsentationsflächen im inneren des Mykologischen Informationszentrums.

Zunächst wurden jedoch die Schaufenster bestückt.

Schaufenster Nummer 2

Bald nun ist Weihnachtszeit!

In diesem Sinne wünscht der Steinpilz – Wismar eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit!

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im November 2022

Der November ist oft ein grauer Monat, der Trauer zu tragen scheint. Das Naturjahr neigt sich dem Ende zu und wir gedenken auch den Verstorbenen. Aber er kann auch ganz anders, so wie heute, mit recht sonnigen und milden Eindrücken. Das Foto ist allerdings am 30. Oktober 2022 im Sophienholz entstanden.

Der Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) ist eine wärmeliebende Art, die aber trotzdem die kalte Jahreszeit bevorzugt. Die Aufnahme hat Catrin Berseck mir kürzlich zugesandt.

Dienstag, 01. November (Allerheiligen) – Wie doch die Zeit verrinnt. Das Jahr geht allmählich auf die Neige und wir starten in die letzte Runde der Pilzsaison 2022. Was wird uns der November noch bringen? Wir lassen uns einfach überraschen. Die Oktoberwärme könnte noch die eine oder andere Überraschung hervor bringen. So tauchten heute in der Pilzberatung wieder frische Fransige Wulstlinge auf. Das sind nun wirklich wärmeliebende Vertreter der Gattung Amanita, die im Spätherbst eigentlich nichts mehr zu suchen haben! Sollte ich vorsorglich nochmals meine Sommersteinpilz – Stellen kontrollieren? Und der November scheint dort anknüpfen zu wollen, wo der Oktober aufgehört hat. Glaubt man den Mittelfrist – Berechnungen der Wettermodelle, bleibt ein großes Tiefdrucksystem über dem Ostatlantik und Westeuropa und wir liegen an seiner Vorderseite, so dass wir nach einer vorübergehenden Abkühlung zum Wochenende hin, wieder in eine straffe Südwest – Strömung geraten, die bis weit in die Mitte des Monats bestand haben soll. Damit werden ab der nächsten Woche neuerlich subtropische Luftmassen nach Mitteleuropa gelenkt, so dass auch der November möglicherweise ein überdurchschnittlich milder werden könnte. Heute wurden an einigen Orten nochmals Temperaturen bis 24 Grad gemessen. Natürlich lässt die Sonneneinstrahlung immer weiter nach, so dass die 20 Grad immer schwieriger werden. Aber Tageswerte um die 15 Grad sind für diesen späten Herbstmonat, der durchaus schon das Potential für tiefwinterliche Witterungsphasen hat, immer noch bemerkenswert. Was fehlt ist mal endlich wieder eine kräftige Überregnung. Der Oktober hatte gerade mal 16,6 Liter in meinen Messbecher gespült. Weit unter dem Durchschnitt. Das war nicht einmal ein Drittel des für Oktober üblichen an Niederschlag für Wismar.

Junge, frische Edelreizker (Lactarius deliciosus) am 31. Oktober 2022 im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen am Standort fotografiert.

Regen würde vor allem den Streuzersetzern nochmals gut tun und sie könnten noch einmal stärker zulegen. Bei meinem Besuch im Sophienholz am letzten Sonntag besuchte ich beispielsweise einen Standort, der eigentlich um diese Zeit mit einem überaus üppigen Vorkommen von Graukappen und teils auch von Violetten – Rötel – Ritterlingen besticht. Hier liegen um massivem Altholz herum mächtige Laubpackete, in denen die Graukappen in großen Mengen und teils in monströsen Riesenformen auftreten. Nicht die Spur war von ihnen zu sehen. Dass soll nicht heißen, dass diese Art bisher nicht fruktifizierte, aber optimal war es für diese Gruppe von Großpilzen in diesem Herbst bisher nicht.

Kiefern – Täubling (Russula cessans) gestern unweit des Wustrowsees, der zum Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg gehört. Der Sprödblättler soll essbar sein, aber nach Bon von unangenehmem Geschmack. Standortfoto am 31.10.2022.

Einige zarte und frische Wiesen – Champignons (Agaricus campestris) auf dem Parkplatzrasen am Campingplatz Beckerwitz. 02.11.2022.

Mittwoch, 02. November (Allerseelen) – Der 4. und damit letzte Quadrant des Messtischblattes Boltenhagen – 2033/4 – stand heute auf dem Programm. Noch einmal führte die Exkursion an die Wohlenberger Wiek. Wieder ging es an den Campingplatz Beckerwitz, wie bereits schon vor 14 Tagen. Hier traf ich mich gegen 10.00 Uhr mit einem Pilzfreund aus der Ukraine. Er ist vor wenigen Tagen der Gruppe der Pilzfreunde in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar beigetreten. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres  war er zwei Mal Gast unserer Mittwochsexkursionen, damals bei Schwerin und Lübeck. Viel Wald gibt es in diesem Quadranten nicht, so dass wieder der Küstenstreifen her halten musste. War es bereits vor zwei Wochen hier nicht besonders gut im Hinblick auf Frischpilze bestellt, war es heute, wie ich befürchtet hatte, noch trostloser. Es ist hier einfach viel zu trocken. Da wird richtig deutlich, wie trocken auch der diesjährige Herbst ist. Außerdem weht hier noch ein permanenter Seewind, der zusätzlich abtrocknet. Einzig auf Rasenflächen oder in den Moospolstern des Kiefernkopfes kann sich Feuchtigkeit halten und hier gab es dann auch die einzigen Frischpilze.

Blick auf die Wohlenberger Wiek am heutigen 02. November 2022.

Da mein Gast nun immerhin eine Handvoll Speisepilze zusammensammeln konnte, diese aber für eine Mahlzeit mit seiner Familie nicht ausreichten, schlug ich vor, noch in den nahen Prosekener Grund zu fahren. Aber das ist wirklich nur im Winter oder Frühling eine gute Idee. Der Pflanzenwuchs innerhalb des bewaldeten Bachtals ist hier immer noch viel zu üppig und in den trockeneren Laubwäldern sah es nicht viel anders wie im Küstenwald aus. So gut wie nix!

Die Tage der vorderen Kiefer an der Steilküste scheinen gezählt zu sein. Wird sie die kommenden Winterstürme überstehen?

Herrliche Regenbögen begeisterten uns. Die freundliche Seite der dunklen Gewitterwolken.

Dafür bot uns das Wetter wenigstens keine lange Weile. Am Strand ein steifer Wind und am Nachmittag überquerte uns ein Blase mit höhenkalter Luft. Das führte zu teils kräftigen Schauern und Gewittern. April – Wetter wie es im Buche steht und ganz und gar nicht November – Typisch. Dafür ein schnell wechselnder Kontrast am Himmel mit mächtigen und mehr oder weniger dunklen Quellwolken, etwas blauem Himmel und kräftigen Regengüssen. Dazu traumhafte Farbspiele der Regenbögen. Akustisch untermahlt wurde das Naturschauspiel dazu noch mit rollenden Donnerschlägen. Das nenne ich Wetter! Wetter, das einfach Spaß macht. Eine Entschädigung für das armselige Pilzaufkommen.

So stellt man sich den tristen November wirklich nicht vor. Es könnte im Frühling sein! 02.11.2022 bei Zierow.

Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) gestern auf dem Rasen am Campingplatz Beckerwitz.

Donnerstag, 03. November (Hubertustag) – Die Hochsaison liegt nun hinter uns. Heftig, aber kurz! Arbeitsreiche Wochen waren das für mich mal wieder. Ein Termin jagte den Nächsten. Die große Pilzausstellung stand natürlich im Mittelpunkt und war entsprechend zeitaufwendig. Öffentliche Wanderungen wurden sehr gut besucht. Auch individuelle Termine und Pilzexkursionen mit Schülern sowie zeitweise größerer Andrang in der Pilzberatung sorgten für kurze Weile. Diesbezüglich ist es nun ruhiger geworden aber Arbeit steht weiterhin reichlich auf der Agenda. Inzwischen habe ich unsere Ausstellungsflächen abgebaut, bis auf eine, die ständig zu besichtigen bleibt. Sie wurde heute von einem Pilzfreund des NABU besonders bewundert und gewürdigt. Er stammte aus der Region Bingen und machte nur einen kurzen Zwischenstopp in unserer Hansestadt. Dabei stolperte er förmlich über diese ungewöhnliche Einrichtung. Er war auf dem Wege zur diesjährigen Boletus – Tagung, die von der AMMV (Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns) organisiert wird. Sie findet unweit des Kumerower Sees statt und dort wird von heute bis zum Sonntag reichlich Prominenz zu gegen sein. Es wird Vorträge und Exkursionen geben. Eigentlich hätte auch ich daran teilnehmen sollen, aber ich muss mich um mein Info – Zentrum kümmern.

Noch ein Mistpilz. Der Milchweiße Mistpilz soll eine dunklere Hutmitte zeigen. Hier ist nichts mit dunkel! Also nur ein Albino des Verschiedenfarbigen Mistpilzes (Bolbitius titubans)? Standortfoto am 02.11.2002 am Campingplatz Beckerwitz.

In gut drei Wochen feiern wir bereits den 1. Advent. Kaum zu glauben, aber wir gehen bereits mit großen Schritten auf die Vorweihnachtszeit zu. So hatte und habe ich auch weiterhin alle Hände voll zu tun. In den letzten Tagen groß Reinemachen, vor allem Staub wischen, denn viele Frischpilze in den Ausstellungen produzieren reichlich Sporen, die sich als feiner Staub auf alles erdenkliche niederlegen. Schaufenster umgestalten und vorweihnachtlich herrichten, damit dort wieder unsere Adventsgestecke auf sich aufmerksam machen können. Heute war es schließlich soweit. Das erste ist im Angebot und in den nächsten Tagen und Wochen werden weitere folgen.

Das erste Gesteck der Saison ist hergerichtet und steht im Schaufenster. Es ist für 10.00 € recht preisgünstig, da es bereits im vergangenen Jahr gebraucht wurde und ich habe es etwas aufbereitet.

Freitag. 04. November – Heute klapperte ich Drogerie-, Bau- und Billigmärkte auf der Suche nach Bastelzubehör ab. Vieles habe ich zwar noch auf Lager, aber Kerzenhalter und die zugehörigen Kerzen müssen natürlich zugekauft werden. Die Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahr sind teils enorm. Die Inflation galoppiert aller Orten und unser Geld wird immer weniger wert. Wer weiß, wo das noch hinführen soll!

Bastelmaterial aus der Natur. Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) eignet sich für Adventsgestecke ganz hervorragend. 02.11.2022 im Wald bei Proseken.

Am besten man geht in Wald und Flur und genießt die Ruhe des Spätherbstes. Aber diese Ruhe könnte in den nächsten Tagen und Wochen trügerisch sein. Gestern war Hubertustag und die Zeit der großen Gesellschaftsjagden ist angebrochen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich privat, wie auch mit einer geführten Wanderung, in eine solche gerate. Also Obacht beim Waldbesuch und am besten das Revier wechseln, wenn die hochherrschaftliche Jagdgesellschaft ihrer Leidenschaft frönt. Die vornehmeren Jäger sind ohnehin die Pilzsucher!

Auch diesen Violetten Rötel – Ritterlingen (Lepista nuda) ist die Trockenheit in der Fichtenforst anzusehen. Kurz nach dem Fototermin öffnete der Himmel in Form eines heftigen Gewittergusses seine Pforten. 02.11.2022 im Wald bei Proseken.

Auch der Fahlgelbe Rötel – Trichterling (Lepista gilva) hätte es gerne feuchter. Trotz seines Trichterlings – Habitus gehört er zu den Rötelritterlingen. Essbar. 02.11.2022 im Wald bei Proseken.

Und was gibt es jetzt zu suchen? Hat der zunehmende Mond noch einen zaghaften Abschiedsschub aus dem Waldboden locken können oder eventuell noch in den kommenden Tagen? Sicher, es tut sich etwas! Am Mittwoch frische Wiesen – Champignons, die Fransigen Wulstlinge in der Beratung. Unser Pilzfreund Andreas Herchenbach hat frische Goldröhrlinge und junge Parasole gesichtet! In südlicheren Gefilden sind die Sommersteinpilze wieder durchgestartet. Kein Wunder, bei Temperaturen Ende Oktober bis zu 29 Grad! Die Sommersteinpilze müssen sich aber in den Nächten im Süden Deutschlands jetzt warm anziehen, denn es kann verbreitet zu Bodenfrost, vielleicht sogar Luftfrost kommen. Nicht bei uns im Norden. Hier wird es in der kommenden Nacht zwar auch recht frisch, aber von frostigen Verhältnissen bleiben wir vorerst verschont. Ganz im Gegenteil. Ein Ex – Hurrikan bestimmt nun zunehmend das Wetter in der kommenden Woche. Er kurbelt den Zustrom sehr milder Luftmassen aus den Subtropen erneut an und uns stehen für die Jahreszeit wieder sehr milde Tage und Nächte ins Haus. Viel Regen ist jedoch nicht in Aussicht und der wäre eigentlich wichtig, um in den immer noch viel zu trockenen Buchenwäldern nochmals einige Steinpilze wachsen zu lassen. Dort, wo es aber feucht genug ist, könnte noch etwas möglich sein. Also Augen auf bei den nächsten Waldspaziergängen!

Frische Wiesen – Champignons (Agaricus campestris) am letzten Mittwoch bei Beckerwitz, an der Wohlenberger Wiek.

Hin und wieder noch ein recht ordentlicher Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) im Buchenwald am Garrensee.

Sonnabend, 05. November – Gegen 07.45 Uhr hieß es bei mir Aufsitzen auf meinen Yamaha – Leichtkraftroller. Gegen 09.00 Uhr hatte ich bei Ratzeburg eine Verabredung mit 19 Pilz- und Naturfreundinnen und Freunden sowie zugehörigen Kindern. Ich hatte also wieder mal einen Termin zu einer individuellen Pilzwanderung im Programm. Treff war auf dem Parkplatz am Garrensee. Kurz vor Erreichen meines Ziels bemerkte ich am Straßenrand Menschen mit zünftiger Kleidung und Gewehr über der Schulter. Natürlich in grüner Tarnkleidung und mit Feder im Hut. Ganz klar, nicht nur wir vornehmen Jägerinnen und Jäger, nein, auch der heilige Hubertus hat hier zum Halali und Weidmanns Heil geblasen. Wie wenn ich es gestern nicht schon geahnt hätte. So musste zunächst geklärt werden, welcher Bereich des Waldes von der Jagd betroffen sein wird und ob wir es wagen können, das Revier um den Garrensee für unsere Lehrwanderung zu nutzen. Wir erhielten grünes Licht und alles konnte wie geplant von statten gehen.

Auf, auf zum vornehmen Jagen, auch ohne Jagdhorngebläse, dafür mit goldener November – Sonne.

Der wichtigste Pilz, den ich heute wohl vorgestellt habe, war der stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina).

Das Wetter war traumhaft mit strahlendem Sonnenschein. Nichts mit trüben November. Der Garrensee ist komplett von Wald umsäumt und gehört zum Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig – Holstein, unweit der Landesgrenze zu Mecklenburg – Vorpommern. Das Gebiet ist ein beliebtes Ausflugsziel der Ratzeburger. Das war auch heute bei dem schönen Wetter zu merken. Wir kamen allerdings nicht sehr weit am Ufer des Sess, da ich immer wieder mit dem Vorstellen und Besprechen der Pilzfunde beschäftigt war. Ob Erwachsene oder Kinder, die Wissbegier war hoch und ehe wir uns versahen waren knapp 3 Stunden wie im Fluge vergangen. Das Frischpilzaufkommen war zwar eher bescheiden, aber für eine Lehrveranstaltung durchaus ausreichend. Einige Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge bis hin zum stark giftigen Pantherpilz. Beeindruckend riechende und hochbeinige Knoblauchschwindlinge, Rüblinge, Helmlinge, Trichterlinge u. s. w. Angedacht wurde eine Neuauflage im nächsten Jahr und dann vielleicht auch etwas früher.

In Ufernähe des Garrensees.

Schopf – Tintling (Coprinus comatus) am Standort im Woitendorfer Wald am 05.11.2022.

Das Wetter war schön und im Anschluss stattet ich noch kurz dem Woitendorfer Wald einen Besuch ab. Liegt ja fast auf der Strecke. Immerhin suchte ich noch flaches und gut verfilztes Moos, welches sich meist auf alten Stubben und  bereits länger liegenden Baumstämmen findet. Ich parkte den Roller am Röggeliner See und wanderte ein Stück weit die sogenannte Betonspur hoch. Hier war ich oft im Rahmen der Tage der Pilze in Rehna mit der mir zugeteilten Truppe zu Pilzwanderungen unterwegs. Und es wimmelte in manchen Jahren hier vor Frischpilzen. Massenhaft Totentrompeten, Hallimasch und viele andere, oft auch sehr interessante Arten, bis hin zu den prächtigsten Herrenpilzen. So trostlos wie heute habe ich den Laubmischwald selten gesehen! Einfach viel zu wenig für Anfang November. Schwerer Boden und hier fehlt die tiefer gehende Feuchtigkeit. Es ist in unseren Buchenwäldern leider viel zu trocken, um noch größeres hervor zu Zaubern.

Spätherbstlicher Buchenwald im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald). Leider ungewohnt Pilz arm am 05. November 2022.

Sonntag, 06. November (Leonardstag)„Wie sich der heilige Leonhard stellt, in Nebelung das Wetter hält“. So ein Spruch aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“. Weiter heißt es hier in einer Wettertendenz: „Vom 07. – 12.11. mildes, wechselhaftes, windiges und regenreiches Wetter“.

Hier noch ein Nachtrag vom Mittwoch. Zu sehen sind Schmutzige Rötel – Ritterlinge (Lepista sordida) im Prosekener Grund. Gerne werden sie mit dem Violetten – Rötel – Ritterling verwechselt. Macht nix, beide sind essbar!

Eine recht helle Variante der Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) gestern im Woitendorfer Wald fotografiert.

Nun, an beiden Bauern – Weisheiten scheint in diesem Jahr etwas dran zu sein. Zumindest zum Teil. In der kommenden Woche macht sich nämlich ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa breit. Da wir größtenteils auf der westlichen Seite zu liegen kommen, wird im Zusammenspiel mit kräftigem Tiefdruck über dem Ostatlantik sehr milde Luft zu uns gesteuert. Solange der Wind dabei kräftig mitspielt, können sich die hohen Temperaturen auch bei uns am Boden durchsetzen. Schläft er im Zentrum des Hochs jedoch ein, könnte es trüb und nebelgrau bleiben. Dabei würde es am Boden immer weiter abkühlen, während es in höheren Lagen der Gebirge sehr mild bleibt und oft auch sonnig. Es entsteht eine sogenannte Inversionswetterlage, da die Sonne kaum noch die Kraft hat, die Nebelsuppe richtig weg zu heizen und der eingeschlafene Wind kann die Luft nicht mehr entsprechend durchmischen. Das könnte in der nächsten Woche vielfach der Fall sein. Besonders in der Südosthälfte Deutschlands. Wir im großen Nordwesten verbleiben jedoch in der kräftigen Südwestströmung und reichlich Wind ist zunächst auch noch mit dabei. Regen wird allerdings nicht viel zusammen kommen. Heute Nacht zieht wohl etwas Niederschlag durch und einige Tropfen können auch in den nächsten Tagen immer mal dabei sein. Viel zu wenig, um an der Pilzfront nochmals größeres zu ermöglichen. Es wird wohl mehr oder weniger unentschlossen vor sich hin dümpeln. Die Streuzersetzer bräuchten mehr Feuchtigkeit, die letzten Mykorrhiza – Pilze noch deutlich mehr und für ein nennenswertes Durchstarten von Winterarten ist es wohl immer noch viel zu warm.

Welch eine Rarität in diesem Jahr! Glänzten im vergangenen die Leistlinge mit teils üppigen Massenbeständen, waren Pfifferling (Cantharellus cibarius) und Co. in diesem Jahr kaum vertreten. Es musste erst November werden, bis sie in den diesjährigen Tagebüchern mal auftauchen. Die Pilze hat Catrin Berseck gestern im Kaarzer Holz gefunden und fotografiert.

So hatte ich heute wirklich keine Lust diverse Zeigerstellen aufzusuchen, nur um zu schauen, ob irgendwo vielleicht doch noch ein frischer Steinpilz oder ähnliches das Licht der Welt erblickt. Ich habe sinnvolleres zu tun, denn ich muss mich auf die Adventszeit konzentrieren. So habe ich mich nach einem kurzen Frühschoppen mit drei Bierchen (erstmals nach Monaten) in meiner ehemaligen Stammkneipe, in das Info – Zentrum begeben und mich um weitere Gestecke gekümmert. Das erste Schaufenster füllt sich allmählich.

Blick auf den Röggeliner See gestern Nachmittag. Die Insel mit der dort ansässigen Kormoran – Kolonie ist hier leider nicht zu sehen.

Sammelsurium zu einer leckeren Mischpilzpfanne am Wochenende bei unserer Catrin aus Bützow. Ich hoffe, es hat gemundet!

Montag, 07. November – Oben sehen wir viel Wasser. Ob der Röggeliner See in den letzten Jahren mit den zunehmend trockenen Verhältnissen nennenswerten Wasserverlust hinnehmen musste, vermag ich nicht zu beurteilen. Wasserverlust haben wir aber nach wie vor in den Böden und natürlich auch in unseren Wäldern. Hinter uns liegt wieder ein sehr trockenes Jahr. Viel geregnet hatte es im Winter, insbesondere auch im Februar, aber der Rest war ausgesprochen trocken. Ausnahmen gab es natürlich in Verbindung mit konvektiven Wetterlagen, die örtlich bis regional mal höhere Regenmengen in kurzer Zeit brachten. Insbesondere auch an der Mecklenburgischen Seenplatte bereits im Hochsommer und im Herbst (16.09.) dann auch bei uns in Westmecklenburg, bzw. eigentlich in ganz M-V. Dieser Regen war dann auch für uns Pilzfreundinnen und Freunde ein Segen. Ja, er hat sogar den Bestand des Mykologischen Informationszentrums in Wismar bis zum nächsten Jahr gerettet! Der Regen kam genau rechtzeitig, um unsere diesjährige Großpilzausstellung entsprechend vielseitig und sehenswert zu ermöglichen. Tage vorher konnten wir noch rasch unsere Wildpilzbestände hinsichtlich des traditionellen Pilzimbisses auffüllen.

Vorrat frisch gesammelter Wald- und Wiesenpilze für unser Imbissgeschäft zur Pilzausstellung. Viele Stunden haben wir gesammelt, gesäubert, blanchiert und weggefroren.

Wie erwartet gab es eine regelrechte Explosion an der Pilzfront, die dann auch das Interesse der Menschen, die sich für das Pilze Sammeln begeistern können, weckte. Dieser Umstand garantierte eine gut besuchte Ausstellung, viele Pilzberatungen und großen Andrang zu unseren Lehrwanderungen. So konnte in den zurückliegenden Wochen etwas Geld eingenommen werden, mit dem ich versuchen kann, den Steinpilz – Wismar über den kommenden und wahrscheinlich besonders teuren Winter zu retten. Wer am Erhalt dieser Einrichtung interessiert ist, kann auch gerne eine Spende auf das Konto der Pilzfreunde in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. überweisen. Die Konto – Daten finden sich ganz oben, über dem Wetter – Widget, unter „Förderer und Sponsoren“.

Dieses Foto von Catrin Berseck erinnert mich daran, dass ich für mein Adventsbasteln auch noch solch dekorative Pilzarten wie diese Schmetterlings – Trameten bräuchte. Also Augen auf, bei den nächsten Exkursionen!

Diese eigenartig deformierten Nebelkappen (Clitocybe nebularis) hat Catrin Berseck am Freitag gefunden und fotografiert. Hervorgerufen von einem Parasitischen Scheidling. Noch sind zwar keine Pilze zu sehen, aber es ist die Vorstufe dazu.

Apropos Trockenheit. Der Nordosten Deutschlands, speziell auch Mecklenburg – Vorpommern, zählt momentan wieder zu den trockensten Regionen in Deutschland. Bis mindestens Mitte November wird sich daran kaum etwas ändern. Stärkere Regenfälle könnten frühestens ab Mitte kommender Woche möglich sein, wenn der Atlantik mit seinen kräftigen Tiefs es schaffen sollte, dass sich nun bildende, kräftige Hochdruckgebiet, nach Osten hin abzudrängen. Die Wettermodelle tendieren jeden Falls in diese Richtung. Das wird aber nicht mehr viel nützen. Wer noch auf einen abschließenden Schub von Steinpilz und Co. hoffen sollte, der ist gut beraten, die Hoffnungen auf das nächste Jahr zu verschieben. Sicher wird es noch den einen oder anderen Ausrutscher in diese Richtung geben, ganz sicher aber keinen, der den Begriff Schub verdient. Einfach viel zu trocken! Hoffen wir also darauf, dass es mittelfristig kälter wird, damit die Winterpilze an den Start gehen. Aber auch feuchter, denn Spätherstliches ist weiterhin möglich und mit Sicherheit bis in die Weihnachtszeit hinein.

Grau- oder Nebelkappe (Clitocybe nebularis) mit Fremdbefall durch Volvariella surrecta.

Hier noch ein Foto von Catrin Berseck, welches sie am vergangenen Freitag bei Perniek aufgenommen hat. Es zeigt Kuhmäuler (Gomphidius glutinosus) und eindeutig auch, warum der Pilz zu den Gelbfüßen gehört. Jung ein sehr guter, zarter Speisepilz.

Dienstag, 08. November – Von November war zumindest vom Wetter her heute nichts zu merken. Altgoldener Herbst oder sollte es sogar schon Vorfrühling sein? Sonne und Wolken teilten sich den Himmel und es war für die Jahreszeit wieder einmal sehr mild. Auch die kommende Nacht wird ausgesprochen lau. Über dem Ärmelkanal liegt aber bereits eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern. Diese schleift nun recht langsam auch nach Deutschland herein und wird stellenweise auch Regen bringen. Für Mecklenburg steht jedoch nicht viel in Aussicht. Auch den Begriff Kaltfront sollte man nicht so wörtlich nehmen. Es wird in den nächsten Tagen nur unwesentlich kühler. Und das, obwohl heute Schneemond ist. So nennt man den Vollmond im November. Ja, der Mond ist voll und wo bleiben die Steinpilze bei uns? Mag sein, das hier und dort noch einer steht, aber hier sieht man mal wieder, ohne auslösende Niederschläge kann auch der Mond nichts bewirken. Obwohl eigentlich im Spätherbst dieses auslösende Niederschlagsereignis eher eine untergeordnete Rolle spielen sollte, da die Böden eigentlich feucht genug sein sollten.

Eine sehr häufige Art sehen wir hier, die besonders im Spätherbst an Nadelholz – Ästen (Fichte) zu beobachten ist. Es handelt sich um den Milden Zwergknäuling (Panellus mitis). Fotografiert von Catrin Berseck.

Blickt man in die Mittelfrist der Wettermodelle, so ist bis über die Monatsmitte hinaus nicht mit nennenswerten Niederschlägen zu rechnen. Das Hoch scheint dem Ansturm der atlantischen Störungen gewachsen zu sein und kann sie wohl bis in die nächste Woche hinein abwehren. Wie so oft eine Wetterlage unter dem meteorologischen Begriff Blocking. Unsicherheiten bietet noch ein Kaltlufttropfen, der in der Atmosphäre über Europa herum eiert. Dort, wo er uns tangiert, kann er für Schauer und Gewitter sorgen. So wie es aussieht aber nicht über M-V. Sollte das Hoch für längere Zeit durchhalten und es aufklaren sowie der Wind einschlafen, werden zumindest die Nächte allmählich kühler und Bodenfrost könnte ein Thema werden.

Der bittere Gegenspieler des oben gezeigten Milden Zwergnäulings ist der hier ebenfalls von Catrin Berseck fotografierte Herbe Zwergknäuling (Panellus stypticus), den wir an Laubholz, bevorzug von Eiche, ebenfalls recht häufig und sogar ganzjährig finden können.

Und hier ein Hinweis zur Zubereitung von Speisepilzen. Es gab ja in diesem Herbst Vergiftungen nach Hallimasch – Genuss. Sowohl ich, wie auch Phillip Müller wurde damit konfrontiert. Das machte ihn nachdenklich und er hat einen Handzettel zu diesem Thema entworfen, der auf seiner Homepage zu finden ist und hoch geladen werden kann. https _butterbeidiepilze.de

Hier noch ein Nachtrag von meiner individuellen Wanderung am vergangenen Sonnabend am Garrensee bei Ratzeburg. Zwei Kinder bestaunen einen jungen Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).

Der Herbe Zwergknäuling (Panellus stypticus) von unten. 09.11.2022 im NSG Warnowtal Karnin.

Mittwoch, 09. November – Es ist gerade einmal zweieinhalb Wochen her, als der Steinpilz – Wismar im kleinen Örtchen Karnin mit seinem diesjährigen Herbstseminar zu Gast war. Heute führte mich mein Weg wieder dorthin. Im Rahmen der Mittwochsexkursionen. Das MTB Boltenhagen wurde abgearbeitet und heute stand der erste Quadrant des Messtischblattes Langen – Brütz auf dem Programm. In ihm findet sich auch das Naturschutzgebiet Warnowtal Karnin. Das 122 ha umfassende, abwechslungsreiche und hügelige Gebiet, mit den teils tief eingeschnittenen Hangterrassen zur Warnow hin, wurde am 22. März 1982 unter Schutz gestellt.

Warnowtal Karnin am 09. November 2022.

Ledergelber Schwindling (Marasmius torquescens) heute im Warnowtal Karnin.

Wer dieses Gebiet durchwandert, kann gut nachvollziehen warum. Wir finden hier eine der schönsten Landschaften unseres Bundeslandes. Bewaldete Hänge mit mächtigen Eichen und Buchen. Moorgebiete mit Moorbirke, umsäumt u. a. von Zitterpappeln, Fichten- und Lärchen Forste, Weiden und Erlenbrüche bis hin zu Ginster – Heide. Hügelige und teils nährstoffarme Wiesen, auf denen u. a. Ellerlinge und Saftlinge zu Hause sind. Einfach eine großartige Landschaft! Der Gebietszustand wird als gut eingestuft. Das Warnowtal Karnin gehört zum Naturpark Sternberger Seenlandschaft und ist vernetzt mit den FFH – Naturräumen.

Hügelige Wiesen und bewaldete Täler im Naturschutzgebiet Warnowtal Karnin. 09.11.2022.

Gift – Häubling (Galerina marginata) am 09. November 2022 im Warnowtal Karnin.

Heute traf ich mich gegen 10.00 Uhr am Haus der Natur in Karnin mit zwei Ehepaaren aus der Region Pinnow und Godern/Raben – Steinfeld. Das Wetter war herrlich. Für November ausgesprochen mild! Das Frischpilzaufkommen hielt sich jedoch eher in Grenzen. Es ist inzwischen deutlich reduziert und da es seit Wochen kaum noch geregnet hat, für mehr Pilze einfach viel zu trocken. Dennoch gab es gut etwas zu entdecken und zu erläutern. Das Ehepaar aus Pinnow war bereits vor zwei Wochen im Wald bei Thorstorf/Parin Mittwochs mit dabei und hatte damals Stockschwämmchen für sich als Speisepilze neu entdeckt. Sie zählen seit dem zu den leckersten Waldpilzen auf ihrer Speisekarte. So fanden sie es heute ganz wunderbar, dass ich ihnen den gefährlichen Doppelgänger des Stockschwämmchens vorstellen konnte, den Gift – Häubling!

Ein ganz frischer Ästiger Stachelbart (Hericium clathroides). Ein Pilz, der hier auf alten, umgestürzten Rotbuchen einfach her gehört. 09.11.2022 im Warnowtal Karnin.

Donnerstag, 10. November – Zitat aus dem Bauernregelbuch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels: „Gibt es im ersten Novemberdrittel viele Frosttage, so ist häufig die Zahl der Regentage im Januar überdurchschnittlich hoch, etwa 80 %, bzw. es gibt sehr wenige Schneefalltage. – Friert im November zeitig das Wasser, wird es im Januar umso nasser.“ Nun, davon sind wir in diesem Jahr meilenweit entfernt. Das erste Novemberdrittel wird eher überdurchschnittlich mild ausfallen. Hoffentlich bedeutet das nicht, dass auch schon der erste Monat des kommenden Jahres viel zu trocken ausfällt. Wenn schon die Sommer immer trockener werden, so sollte doch wenigstens im Winter einiges an Wasser den Erdboden erreichen. Aber warten wir es ab.

Auch diesen Kahlen Kremplingen (Paxillus involutus) ist das trockene Wetter deutlich anzusehen. Ich fotografierte sie heute Morgen auf dem Weg zum Infozentrum unter Linden an der St. Nikolaikirche in Wismar. Ich finde aber auch, hier ist gut nachvollziehbar, warum Kremplinge nicht zu den Blätterpilzen, sondern zu den Röhrlingen gehören.

Wird es in der nächsten Woche wirklich kalt, dürften sich die letzten Steinpilze (Boletus edulis) des Jahres warm anziehen. Einmal durchgefroren, wachsen sie nicht weiter und die Fruchtkörper sterben ab. Das Bild hat Catrin Berseck am Dienstag aufgenommen. Auch meine gestrigen Gäste auf der Mittwochsexkursion hatten noch einen wunderbaren Herrenpilz mitten auf einem Waldweg gefunden.

Einige Wettermodelle berechneten zuletzt immer mal wieder eine Umstellung der Großwetterlage. Besonders für den Osten und Nordosten Deutschlands könnte das interessant werden. Nordöstlich der Elbe kann demnach die Strömung auf Ost bis Südost drehen und uns Luftmassen von der kalten Seite des Hochdruckgebietes erreichen. Kommt es so, könnte in der zweiten Hälfte der nächsten Woche tatsächlich ein erster Wintergruß möglich sein. Selbst leichter Dauerfrost am Tage scheint im Bereich des Möglichen. Auch eines der führenden Wettermodelle, das amerikanische GFS, hatte solche Lösungen in den letzten Tagen immer mal mit dabei. Der heutige Abendlauf des GFS wollte davon aber nichts mehr wissen. Die Atlantik – Tiefs sollen deutlicher dagegen halten und auch uns im Nordosten weiterhin mit milden Luftmassen versorgen.  Die kalte Variante ist damit aber noch nicht vom Tisch, wird aber wieder etwas unwahrscheinlicher. Das dürften wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen. Natürlich ist die milde Wetterlage angenehmer und auch hinsichtlich der steigenden Heizkosten die wünschenswertere Option. Im Gegenzug könnte eine deutliche Abkühlung die Winterpilze allmählich aus der Reserve locken. Auch würde frühwinterliche Kälte das Gefühl für die kurz bevorstehende Vorweihnachtszeit beflügeln.

Ein weißes Winterkleid tragen bereits diese essbaren Elfenbein – Schecklinge (Hygrophorus eburneus). Am Standort gestern im Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin fotografiert.

Ehrlich geschrieben, komme ich mir derzeit schon etwas komisch vor, wenn ich mich mit meinen Adventsgestecken beschäftige. Ab heute ist auch das zweite Schaufenster mit ihnen bestückt und auch mit entsprechend stimmungsvoller Beleuchtung ausgestattet. Bei den derzeitigen Temperaturen doch schon ein wenig verwirrend. Aber es nützt nichts. Beim Blick auf den Kalender wird ersichtlich, in gut 2 Wochen zünden wir bereis das erste Lichtlein an!

Rosablättriger Helmling (Mycena galericulata) gestern im Warnowtal bei Karnin am Standort abgelichtet. Ein wichtiges Merkmal dieses sehr wohlschmeckenden Helmlings sind u. a. die Anastomosen (Querverbindungen) am Grunde der Lamellen, die sich erst im fortschreitenden Alter des Pilzes rosa verfärben.

Am 11.11. beginnt die närrische Zeit. Hier sehen wir die „Zwei Musketiere“ auf dem Braunschweiger Straßenkarneval des Jahres 2018. Ein Dankeschön nochmals an unsere Pilzfreundin Sabine Kock aus Schwerin, für die tollen Kostüme!

Freitag, 11. November (Martinstag) – Heute wurde also nicht nur um 11.11 Uhr die Faschings- und Karnevalssaison eröffnet, sondern es wird auch der Gedenktag des heiligen Martin begangen. Ihm zu Ehren werden Laternenumzüge durchgeführt oder es gibt die traditionelle Martinsgans zum Essen. In Asien ist es der Tag der Singles und es beginnt bei uns die dunkelste Zeit des Jahres, die nicht nur vom Fasching geprägt ist, sondern vor allen durch die Advents- und Weihnachtszeit. Diese endet schließlich mit Maria Lichtmess am 02. Februar. St. Martin ist auch ein wichtiger Lostag im Bauernkalender. Ich zitiere einmal mahl mehr aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot: „Ist die Martinsgans am Brustbein braun, wird man mehr Schnee als Kälte schauen; ist sie aber weiß, so kommt weniger Schnee als Eis.“ Eine Feststellung, die man bei lokal gemästeten und natürlich gehaltenen Gänsen gerne überprüfen kann. Vergleichen Sie die Ergebnisse mit ihren Freunden oder Nachbarn. „Ist es an Martini nicht trocken und kalt, die Winterkälte nicht lange anhält. Zieht an Martini die Spinne ins Gemach, kommt ihr gleich der Winter nach. Wenn um Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind. Ist um Martini der Baum schon kahl, macht der Winter keine Qual; wenn das Laub nicht vor Martini abfällt, sich ein harter Winter lange hält.“

Vom Geruch her eigentlich passend in die Vorweihnachtszeit ist der Duft der Anis – Tramete (Trametes suaveolens). Wir fanden den Porling am 09.11.2022 im Warnowtal bei Karnin. In diesem Falle nicht wie meist üblich an Salix, sondern an Populus.

Ja, so kann man mich nicht selten in unseren Wäldern am Boden liegend finden. Hier wird Einsatz im Warnowtal Karnin gezeigt, beim Ablichten von Runzligen Korallenpilzen. Ich wurde bei dieser Gelegenheit von Renate Neubert im Bild festgehalten.

Soweit einige Wettersprüche aus dem Bauernkalender zu Martini. Was davon eventuell zutrifft, oder auch nicht, mag jeder selbst heraus finden. Wie gut, dass es heute eine ausgefeilte Technik für Wettervorhersagen gibt. Dabei versuchen sich einige Computer – Modelle auch mit längerfristigen Trends wie beispielsweise Jahreszeitenvorhersagen. Relativ verlässliche Vorhersagen sind aber höchstens 10 Tage im Voraus möglich. Das amerikanisch GFS rechnet sogar bis zu 16 Tage in die Zukunft. Das grenzt dann manchmal schon eher an die Glaskugel. Trotz dem lasse ich das Modell in der Regel zwei Mal täglich durchlaufen und es ist schon ein recht brauchbarer Trend abzulesen, der allerdings von Lauf zu Lauf recht sprunghaft sein kann. So wird derzeit immer mal angedeutet, dass sich bei uns im Nordosten im Verlauf kältere Luft bemerkbar machen soll. Es wird sogar die Herausbildung eine Luftmassengrenze im Laufe der nächsten Woche berechnet. Frühwinterlich nordöstlich der Elbe und eher weiterhin ziemlich mild südwestlich davon. An dieser Luftmassengrenze werden auch Niederschläge gezeigt und im Mittagslauf war daran sogar der erste Schnee zu sehen.

Runzliger Korallenpilz (Clavulina rugosa) im Warnowtal Karnin am Standort fotografiert. 09.11.2022. Ohne Speisewert.

Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) im Wald am Homberg. 12. November 2022.

Sonnabend, 12. November – Die letzte öffentliche Lehrwanderung des Mykologischen Informationszentrums Steinpilz – Wismar in diesem Jahr führte heute durch den Wald am Homberg, unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin. Dazu hatten sich 7 Pilzfreundinnen und Freunde eingefunden. Es hätten sicher etwas mehr sein können, aber ich habe die Veranstaltung nicht in den obligatorischen Tageszeitungen wie die Ostsee – Zeitung und die Schweriner Volkszeitung beworben bzw. ankündigen lassen. Wohl bedacht, weil ich mir nicht sicher war, ob wir hier so ohne weiteres öffentlich Wandern dürfen. Vor wenigen Jahren wurde mir dieses nämlich vom Waldbesitzer des benachbarten Paradieses verweigert. Er hatte keine Lust wegen uns vor einem Gericht zu erscheinen. Er führte und führt dort auch weiterhin häufig Holzeinschlag durch und das teils starke Astmaterial bleibt im Wald liegen. Es kann leicht zur Stolperfalle werden. So wollte ich unsere heutige Tour nicht an die große Glocke hängen und verzichtete auf weitere Werbung. Grünes Licht für unsere Lehrwanderungen haben wir jedoch in allen Landesforsten.

„Bunt sind schon die Wälder…“, heißt es in einem alten Volkslied. Nun, über die wirklich bunte Phase sind wir eigentlich hinaus. Altgolden erstrahlt der Wald am Homberg im warmen Sonnenlicht des 12. Novembers 2022.

Auch im Wald am Homberg wurde vor einigen Jahren viel Holz geschlagen. Aber wie wir heute feststellen konnten, sind immer noch reichlich alte Baumriesen vorhanden. Insbesondere zu den Waldrändern hin. Wir finden hier vorwiegend Buchen und Eichen, in den Senken Erlenbrüche und vereinzelt auch etwas Nadelforst, vor allem Lärchen. Vor einigen Jahren gerieten Sohn Jonas und seine Mama hier in eine kaum vorstellbare Steinpilz – Schwämme, so dass wir damals nahezu das gesamte Imbissgeschäft zu den Tagen der Pilze in Rehna aus Steinpilzen bestehend anbieten konnten.

Altbuchenbereich mit reichlich Totholz. 12.11.2022.

Nun, Steinpilze waren heute nicht dabei, aber im Vergleich zu anderen Buchenwald – Standorten war hier doch noch einiges an Frischpilzen vertreten. Sicher, nicht überschwänglich, aber es war ja eine Lehrwanderung und diesbezüglich können wir durchaus zufrieden sein. Und es gab auch Speisepilze, so dass bei einigen eine frische Waldpilz – Beilage zum morgigen Sonntagsbraten gesichert ist.

Eigentlich beginnt Mitte November der Pilzwinter. Also der Wachstums – Aspekt des Winters (Mitte November – Januar). So starten um diese Jahreszeit eigentlich die klassischen Austern – Seitlinge durch. Angesichts des dauermilden Wetters sprießen hier aber wieder junge Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius), die wir aus dem Sommer kennen. 12.11.2022 im Wald am Homberg.

Das Wetter hätte kaum schöner sein können. Angenehm mild, kaum Wind und dazu lachte uns auch noch die Sonne in einem milden Licht. Einfach herrlich! Selten haben wir so eine schöne und freundliche und dazu noch angenehm temperierte Wanderung zum Saison – Abschluss erlebt.

Ja, heute lohnte es sich mal wieder, den Blick nicht nur über den Waldboden schweifen zu lassen, sondern auch mal Himmelwärts zu richten. So einen wundervollen Anblick von unzähligen und harmonisch angeordneten Schäfchenwolken sieht man wahrlich nicht jeden Tag! 12. November 2022.

Feuer am Horizont könnte man dieses Bild taufen. Aufgenommen hat es Cartrin Berseck gestern Abend in der Nähe von Warin. Ich denke, es passt ganz gut zum heutigen Gedenktag.

Sonntag, 13. November (Volkstrauertag)Heute gedenken die Völker vor allem den Toten der Weltkriege. Den Soldaten, die ihr Leben dem Willen von Militaristen unterordnen mussten und per Befehl zum Töten gezwungen wurden, aber auch denen, die sich den Aggressoren zur Wehr setzten und ihr Leben dabei verloren. Der zentrale Volkstrauertag der Europäer findet in diesem Jahr in Lettland mit einer Gedenkveranstaltung seine Würdigung. Lettland war eine Unionsrepublik der UdSSR. Seit den Gorbatschow – Reformen wurde das Land wieder in die Freiheit entlassen. Das schon in der Sowjetunion dominante Russland hat seit Februar einen verbrecherischen Überfall (jeder Krieg ist ein Verbrechen, egal von wem und aus welchem Grunde entfacht) gegen die Ukraine entfesselt, in dem wieder viele Menschen ihr Leben ließen und lassen werden. Nicht nur durch Befehl gezwungene russische Soldaten und die sich wehrenden Ukrainischen Soldaten, sondern auch viele Zivilisten sind Opfer des Kriegstreibers aus dem Kreml! Gestern war unser Pilzfreund aus der Ukraine, der schon seit 20 Jahren in Deutschland lebt, mit zur Wanderung und schilderte uns die Rücksichtslosigkeit, mit der die Russen in seiner Heimat wüten. Seine Eltern hätte er gerne nach Deutschland geholt, aber sie wollen im Alter nicht mehr in die Fremde. Sie sehen Putins Raketen über ihren Köpfen fliegen, die derzeit auch gezielt die Infrastruktur der Ukraine zerstören. Schließlich geht es auf den Winter zu. Er ist Verzweifelt und muss jeden Tag um das Leben seiner Eltern fürchten. Ganz zu schweigen von den Familien und deren Kindern, die gerade das Leben für sich entdecken. Sie werden gleich mit dem Scheußlichsten konfrontiert, was Menschen, Menschen antun können. Inzwischen zündet man auch in M-V Ukrainischen Flüchtigen das Dach über dem Kopf an, so geschehen in Groß Strömkendorf, bei Wismar. Ein Bekannter meinerseits hatte das Hotel vor etwa 30 Jahren eröffnet und betrieben, jetzt ist es eine Ruine. Ob es Russen, deutsche oder andere waren, egal. Ich hoffe, die Täter werden zur Rechenschaft gezogen!  

Laubholz – Harzporlinge (Ischnoderma resinosum) und Flache Lackporlinge (Ganoderma lipsiense) am 12. November 2022 im Wald am Homberg. Die Harzporlinge dufteten wunderbar nach Anis, welches nicht immer der Fall ist.

Als ich ein Kleinkind war, habe ich zum Glück nicht mitbekommen, dass damals die Welt bereits kurz vor ihrer Auslöschung stand. Die Kuba- Krise hätte vor 60 Jahren um ein Haar einen alles vernichtenden Atom – Krieg nach sich gezogen. Zum Glück haben die USA und die Sowjetunion noch in letzter Minute zur Vernunft zurück gefunden.

Der Seidige- oder Erdblättrige Rißpilz (Inocybe geophylla) ist einer der leicht zu bestimmenden Rißpilze. Wie viele weitere Vertreter seiner Gattung enthält auch er Muskarin und ist daher giftig! 12.11.2022 im Wald am Homberg.

Diese noch relativ jungen Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) habe ich am vergangenen Mittwoch am Straßenrand in Neuhof fotografiert. Gestern standen sie immer noch dort, ihr Hut war aber hoch gekrempelt und die schwarze Sporenflüssigkeit tropfte herunter.

Eine andere Katastrophe habe ich im Kindesalter sehr wohl als beängstigend miterlebt. Zum Glück geschützt in der Altstadt von Wismar. Das Heulen der gewaltigen Orkan Böen zwischen den Häusern und die umherfliegenden Dachziegel waren für mich mehr als unheimlich. Es war genau heute vor 50 Jahren, als Quimburga über Deutschland ihr Unwesen trieb. 70 Menschen hatte sie auf dem Gewissen und 10% der Walder in deutschen Landen zu Boden gebracht. Besonders betroffen war Niedersachsen. Auf dem Brocken wurden Spitzenböen von bis zu 245 km/h gemessen! Deshalb wird dieser November Sturm auch Niedersachsenorkan genannt. Ein beeindruckendes Erlebnis für mich damals und ich begann mich für das Wetter zu interessieren, welches mich bis heute nicht los gelassen hat. Ich legte mir einen Tag danach, am 14. November 1972, eine Wettertabelle an und klebte sie bei uns an die Zimmerwand. Jeden Tag trug ich von nun an ein, ob es regnete oder schneite, Nebel war, wie stark der Wind bliess und natürlich auch Höchst- und Tiefsttemperatur des jeweiligen Tages. Und die Auswirkungen des Orkans waren damals auch in meinem Hauswald, den Rohlstorfer Tannen, dramatisch. Schon zu damaliger Zeit hatte mich das Pilzfieber erfasst und ich war erschüttert, dass ein kompletter Fichtenbestand des Waldes, der auf einer Anhöhe stand, entwurzelt oder abgeknickt wurde. Hatte ich hier doch so schöne Filzröhrlinge finden können.

Der Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysentheron) ist der häufigste aller Filzröhrlinge und wird gerne als Ziegenlippe eingesammelt. Die Ziegenlippe hätte niemals rötliche Tönungen auf dem Stiel. 12.11.2022 im Wald am Homberg.

Sollte der Winter bei uns im Nordosten bald ernst machen, ist es auch mit der Blütenpracht vorbei. So gesehen gestern am Waldrand unweit des Hombergs. Es grünte und blühte hier, fast wie im Frühling.

Zur aktuellen Wetterentwicklung. Heute war es hochnebelartig bewölkt und gelegentlich nieselte es daraus auch etwas. Dazu weiterhin recht mild. So wird es bis etwa Mitte der nächsten Woche bleiben. Dann kommt aber Spannung auf. Tiefs wollen von Westen dem Hoch an die Gurgel, dieses möchte aber seine Position halten und mit zunehmend kaltem Südostwind verteidigen. Ausgetragen wird das Kräftemessen, der Wetterkrieg West gegen Ost, möglicherweise direkt über unseren Köpfen. Derzeit läuft es auf eine Luftmassengrenze bei uns hinaus. Ein erster Hauch des kommenden Winters wäre also möglich. Ganz sicher ist dieses Szenario zwar immer noch nicht, aber wenn die Kaltluft Deutschland tangieren sollte, dann hat Mecklenburg – Vorpommern die besten Chancen dafür. Einige Wettermodelle deuten sogar an der sich dann ausbildenden Luftmassengrenze Schneefälle an. Es wäre schon sehr ungewöhnlich, dass der erste Schnee des Winters nicht auf den Gipfeln der Mittelgebirge fallen könnte, sondern im Flachland von M-V.

Austern- und Lungenseitling sind manchmal nicht leicht auseinander zu halten. Die hier gezeigten Lungenseitlinge (Pleurotus pulmonarius) geben sich nicht nur durch ihre meist hellere Färbung und ihr dünneres Fleisch, sondern vor allem auch durch ihr gilben zu erkennen. 12.11.2022 im Wald am Homberg.

Diese Rotbuchen wollen Leben. Mit aller Kraft wurzeln sie in ungünstiger Hanglage im NSG Warnowtal Karnin. 09. November 2022.

Dienstag, 14. November – Der November ist ja der Monat der Toten – Gedenktage. Und es hat den Anschein, dass auch gerade zu dieser, immer dunkler werdenden Jahreszeit, mehr Leute sterben, als in anderen, freundlicheren Jahreszeiten. Wir sind ja auch natürliche Wesen und vielleicht wirkt sich der Herbst in der Natur auch auf den Herbst unseres Lebens aus? Wie dem auch sei, auch meine Mutter ist im November des Jahres 2008 an Krebs im Endstadium mit 83 Jahren verstorben. Das sind nun auch schon 14 Jahre her! Kaum zu glauben, aber so ist es. Sie verstarb im Krankenhaus in der Nacht vom 13. zum 14. November 2008. Ich war am Abend vorher noch an ihrem Krankenbett und hielt zum letzten Mal ihre noch warme Hand. Ansprechbar war sie in diesem Stadium nicht mehr, aber ich denke, sie hat es noch gespürt. Ich ahnte, dass es wohl das letzte Mal gewesen ist, die letzten Stunden ihres Lebens! Kein einfaches und in ihrer Jugend von Krieg und Vertreibung gekennzeichnetes Leben ging zu Ende. Auch sie war 1945 Flüchtling und wurde aus ihrer Heimat, dem Hauerland, in der Slowakei, vertrieben. Haus und Hof in  Flammen gesetzt. Deutsche waren Nazis und wurden entweder umgebracht oder rausgeschmissen aus dem Dorf in den Karpaten. Eine Generation, der man die Jugend genommen hat, durch deutschen Größenwahn! Aber Größenwahn ist nicht nur eine deutsche „Tugend“. Sie kommt überall dort vor, wo Menschen unterdrückt und verblendet werden von autoritären Regimen. Wann merkt die Menschheit endlich, dass solche Typen wie Hitler, Stalin oder jüngst Trump oder Putin nicht an Spitzenpositionen eines Staates geduldet, geschweige denn erst dorthin gelangen dürfen!  Aber ich gleite schon wieder in die Politik ab.

Dieses Bild eines durch die Trockenheit gezeichneten, völlig aufgesprungenen und zerzausten Steinpilzes (Boletus edulis), möchte ich den Leserinnen und Lesern des Tagebuches nicht vorenthalten. Wind und Wetter ausgesetzt, fand und fotografierte ihn Catrin Berseck am 13. November am Waldrand des Rühner Holzes.

Im Rühner Holz haben sich die Steinpilze (Boletus edulis) offensichtlich noch einmal entschlossen zu schieben. Die bevorstehende Winterkälte wird ihnen dieses Vorhaben erschweren. Foto: Catrin Berseck.

Anmerken möchte ich aber noch, dass ich mich am Abend des 13. November 2008 auf meinen Roller setzte und in der Dunkelheit nach Keez fuhr. Ich weiß noch genau, dass es eine besondere Fahrt für mich war, was mir damals alles im Kopf herum ging, mit der Beklemmung, meine Mutter niemals mehr lebend wieder zu sehen. Damals war Sohn Jonas gerade mal 4 Jahre alt und ich fuhr fast täglich die 40 Kilomater abends zu ihm. Meine Mutter hatte ihn sehr lieb gehabt. Ein Mensch startet in das Leben, der andere geht. So ist der Lauf der Natur. Und im tristen und dunklen November wird uns das Ende bewusster. Und nicht immer blasen dazu auch die entsprechenden Pilze ihren Trauermarsch. Nichts mit Totentrompeten in diesem Jahr, zumindest nicht in M-V. Da hätten wir einen deutlich feuchteren Sommer haben sollen. Aber nicht nur der Sommer war viel zu trocken. Auch der Herbst ist es in diesem Jahr. Dabei hatten wir in den zurück liegenden Wochen von den Temperaturen mehr als optimale Bedingungen, um nach der großen Pilz – Schwämme der ersten Oktoberhälfte auch weiterhin einiges an Frischpilzen, durchaus auch an Wärme liebenden Arten, erwarten zu können. Der Zug scheint nun aber abgefahren zu sein. Der Winter hält bei uns im Nordosten Einzug! Spätesten am Freitag soll er eingetroffen sein. Selbst Schneefälle sind bei uns in M-V an einer Luftmassengrenze möglich!

Dieses Exemplar des Gemeinen Steinpilzes (Boletus edulis) besitzt ein gut ausgebildetes Stielnetz, fast wie bei einem Sommersteinpilz. Am 13.11.2022 von Catrin Berseck fotografiert. Nicht nur die nun noch schiebenden Steinpilze sollten sich in den kommenden Tagen warm anziehen!

Kann gut sein, dass die altgoldene Färbung unserer Buchenwälder bald von einem schneeweißen Winterkleid abgelöst wird. Märchenhaftes aus dem Wald am Homberg vom vergangenen Sonnabend.

Dienstag, 15. November – Wichtiger Lostag im Bauerkalender. Ich zitiere mal wieder Bernhard Michels „Abendrot – Schönwetterbot“: „Der heilige Leopold ist dem Altweibersommer hold“. Nun, davon sind wir nun schon ein Stück entfernt! Ferner heißt es dort in einer historischen Wetterbeobachtung vom Anfang des 19. Jahrhunderts: „War der Oktober in seiner ersten Hälfte mäßig kalt und mäßig nass, trat nachher am 24. Oktober der Winterregen ein und folgen nach dem 01. November scharf kalte und heitere Tage, so hat man auf den 15. November als einen ziemlich entscheidenden Wendepunkt zu achten. Dann tritt nämlich an diesem Tage (um diese Zeit herum) leicht der erste bedeutendere Schneefall ein. Ist dieser Schneefall mit Frost verbunden, so ist mit fast völliger Sicherheit auf einen strengen Vorwinter zu rechnen; nicht selten erstreckt sich der mit diesem Tage eintretende Winterfrost bis zum 24. Januar, und in manchen Fällen hat der 15. November unter solchen Umständen auch einen langen, bis in den Februar und März hinein dauernden Winter verkündet. Ist der 15. November milder vorüber gegangen, so ist Frost und Schnee nur selten vor dem 12. Dezember zu erwarten.“

Frische und essbare Morgenrot – Täublinge (Russula aurora) am 12. November 2022 im Wald am Homberg. Eigentlich Sommerpilze! Wie werden sie wohl den bevorstehenden Wintereinbruch finden?

Grobscholliger Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii) am 12. November am Homberg.

Anfang des 19. Jahrhunderts mag das vielleicht so gewesen sein. Seit dem sind zwei Jahrhunderte ins Land gegangen und wir reden von der Klima – Erwärmung. Der diesjährige 15. November ist mild vorüber gegangen, aber die erste Winterkälte pirscht sich in Richtung Wochenende zu uns in den Nordosten heran. Ob sie sich länger halten kann? Das sieht eher nicht danach aus. Es werden hier aber Tatsachen geschaffen, die für unsere Entwicklung an der Pilzfront entscheidendes bringen dürften. Die dauermilde Witterung findet ihr Ende und der Winter setzt ein erstes Zeichen. Es sollte ein Fingerzeig für die noch in Arbeit befindlichen, normalen Herbstpilze sein, endlich ihre Aktivitäten zu beenden und in die Winterruhe zu gehen. Andererseits dürfte es der entscheidende Startschuss für unsere Winterarten sein. Mehr Feuchtigkeit wäre aber auch hier angebracht. Diese pirscht sich zögerlich bis nach M-V heran. Der Regen könnte sogar in Schnee übergehen und strichweise eine dünne Schneedecke hinterlassen. Gut möglich, dass die Höchsttemperaturen von  Sonnabend bis Montag kaum noch über dem Nullpunkt liegen und nachts kann es erhebliche Minusgrade geben. Es wird also durchgegriffen und viele oberirdische Fruchtkörper werden dieses frühwinterliche Intermezzo nicht überleben. Freuen wir uns auf den Winteraspekt, der ab sofort ohnehin auf dem Pilzkalender steht!

Die Weißstieligen Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) schoben am Sonnabend am Homberg nochmals frisch aus alten Baumwurzeln heraus. Sie werden sich wohl bald verabschieden.

Der Frauensee bei Weberin. Zwar keine Kirche, aber sicher auch ein stiller Ort zum Beten und Meditieren. 16. November 2022.

Mittwoch, 16. November (Buß- und Bettag) – Bis 1994 auch in M-V gesetzlicher Feiertag. Heute nur noch in Sachsen. Trotzdem soll dieser Tag zum stillen Gebet genutzt werden. Er soll daran erinnern, das Scheitern zum Leben gehört und Mahnung sein soll, sich immer wieder neu auf das Leben zu besinnen. Mit dem Beten habe ich es leider nicht so doll, aber das Besinnen auf das Leben steht bei mir jeden Tag auf dem Zettel, oder besser im Kopf. Sicher nicht in jungen Jahren, aber im fortgeschrittenen Alter, wo das eigene Ende immer absehbarer wird, sollte es sehr wichtig sein. Eigentlich schon viel früher. Gerne und wehmütig erinnere ich mich an meine Kindheit und bin dankbar dafür, dass ich Kind sein durfte. Straßenkind und mit immer neuen Ideen im Kopf. Verträumt war ich und  romantisch veranlagt. Konnte es mir leisten, jede Menge Blödsinn zu machen und wurde von zu Hause nicht auf Gehorsam gegenüber der Obrigkeit oder auch Kariere – Bewusst erzogen. Kleinbürgerliche Verhältnisse, aber nicht in Spießigkeit! Nur Straßenfeger sollte ich nicht werden, welches mir meine Eltern prophezeiten, wenn mein Zeugnis wieder mal zu wünschen übrig ließ. Das aus mir nichts werden würde, war mir schon in jungen Jahren klar. Ich werde es nie zu etwas bringen und man versuchte mich sogar in eine Förderschule zu schieben. Hilfsschule hieß es damals. Kein Wunder, wenn man (ich) im Schulunterricht mit den Gedanken nicht beim Lehrstoff, sondern von Wald und von großen Steinpilzen träumte. Schließlich wurde es sogar mein Berufswunsch, mich mit Pilzen intensiver zu befassen. Nun, dieser Wunsch, dieser Traum, wurde schließlich auch war. Aber es wurde ein steiniger Weg und zum Glück fanden sich auch immer Menschen, die mich auf diesem Weg wohlwollend begleiteten, aber auch sehr viele, die hinter vorgehaltener Hand über mich lachten oder lästerten. Insbesondere als ich die Idee hatte, mich mit der kleinen Ich – Ag „Steinpilz – Wismar“ selbstständig zu machen. Geworden ist aus mir aber trotzdem nichts. Bin ganz unten, bin Bodensatz! Darf mich jetzt auf Bürgergeld freuen. Habe zu wenige Teller gewaschen um Millionär zu werden. So war mir der Sinn des Lebens wichtiger als das große Geld und egoistische Karriere. Aber ich schweife ja schon wieder ab. Es geht hier doch um Wetter und Pilze. Ohne diese Vorgeschichte wäre natürlich auch nicht dieses Tagebuch möglich.

Heute machte der November seinen Namen alle Ehre. Trüb, grau und es wehte ein unangenehmer Ostwind. Der Frauensee lag heute, mit Wald umsäumt, recht windgeschützt in Spätherbstlicher Ruhe.

Chris fotografiert Erlen – Schillerporlinge. Die Pilze gingen hier jedoch fremd und haben sich eine Birke ausgesucht, obwohl die nächste Erle nur drei Meter entfernt stand.

Zu meiner obligatorischen Mittwochs – Exkursion traf ich mich heute Nachmittag in Weberin mit einem Pärchen aus Frankfurt am Main, das bei Warin ein Ferienhaus betreibt: Glammseehaus Ulla a (1), Alisa aus Beidendorf, die ihre Dienste als Begleitung durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett anbietet: Doula Alisa E-Mail r.alisa@posteo.de und Chris aus Lübeck. Alisa hatte ich jedoch aus Bobitz abgeholt und wir fuhren in windiger Ungemütlichkeit auf meinem Zweirad zum Zielgebiet. Abhärtung für uns beide! Alisa badet gelegentlich sogar Eis (Eisbaderin), aber die heutige Fahrt war doch ein wenig hart! Zwar war es noch relativ mild, aber der Windchill – Effekt war nicht zu verachten. Der 2. Quadrant des MTB Langen – Brütz war angesagt. Viel Zeit bis zum dunkel werden hatten wir leider nicht. Laub- und Mischwald durchstreiften wir und teils ging es am Ufer eines Waldsees entlang. Alisa ging es in erster Linie um Vital- oder Heilpilze, die Gäste aus dem Süden waren allgemein interessiert, und etwas spezieller beäugten  Chris und meine Wenigkeit alles, was irgendwie nach Pilz aussah. An Frischpilzen war nicht mehr viel sehen, aber immerhin genug, um nur langsam unter Erklärungen und Erläuterungen voran zu kommen. Am Ende stand sogar eine kleine Mahlzeit von jungen und wunderbar frischen Stockschwämmchen zu Buche.

Das paßte heute zum Vergleich zum Weißstieligen Stockschwämmchen oben. Wunderbar frische Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) an einem liegenden Birkenstamm. 16.11.2022 am Frauensee bei Weberin.

Erlen – Schillerporling (Inonotus radiatus). Fremd gegangen am Frauensee mit der Birke. Ich hoffe, die Frauen im oder am See nehmen es nicht so tragisch. 16. November 2022.

Donnerstag, 17. NovemberDie Vorhut der kalten Frostluft aus Russland hat uns heute schon frösteln lassen. Aber so kalt war sie eigentlich nicht. Es ist der Windchill – Effekt, der es uns gefühlt kälter erscheinen lässt. Das Osteuropa – Hoch wehrt sich gegen die von Westen anlaufenden Tiefausläufer und hält sie vom Nordosten Deutschlands fern. So wie auch schon gestern, laufen die aufziehenden Tiefausläufer mit milderer Luft und Regen gegen eine Wand und kommen kaum über das Elbegebiet weiter nach Nordosten voran. Im Laufe der kommenden Nacht gewinnt nun die Frostluft und die entstandene Luftmassengrenze wird wieder zurück gedrückt. Vielleich gibt es im äußersten Südwesten Mecklenburgs in der Nacht noch etwas Schneeregen oder Schnee. In milderer, aber höhenkalten Luft, gab es heute im Südwesten der BRD sogar kräftige Regengüsse und Gewitter. Im Saarland trat dabei sogar ein Tornado auf. Gebietsweise hat es in vielen Regionen Deutschlands nun auch kräftig geregnet. Nur wir gingen mal wieder leer aus. Vielleicht bekommen die Küstennahen Gebiete ab morgen und am Wochenende noch einige Liter ab, denn über dem relativ warmen Wasser der Ostsee bildet sich ein kleines Tief, dass den sogenannten Ostseestrich in Gange bringen soll. Kräftige Schneeschauer können dabei sogar für eine Winterlandschaft sorgen. Insbesondere nachts könnte der Schnee zumindest abseits des direkten Küstensaums liegen bleiben. Bei Aufklaren kann es mit den Temperaturen im Binnenland sogar runter bis auf Minus 10 Grad gehen. Das sind für Mitte November schon beeindruckende Werte!

Diese filigranen Baumwoll – Stielkügelchen (Physarum nutans) wuchsen auf feucht liegendem Totholz in der Nähe des Frauensees. Chris Engelhardt fotografierte und bestimmte diese Pilztierchen (Myxomyceten). 16.11.2022.

Im weiteren Verlauf deutet sich allmählich wieder milderes Wetter an und zum 1. Adventswochenende rechneten die Vorläufe des amerikanischen GFS sogar wieder fast vorfrühlingshafte Temperaturen. Der Abendlauf ruderte aber entschieden zurück. Demnach bleibt bei uns im Nordosten eher die Kaltluft wetterbestimmend und es könnte am 1. Advent sogar Schnee geben. Der Ausbruch des Frühlings wurde auf die ersten Dezember – Tage verschoben.

Lacktrichterlinge der Gattung Laccaria. Ich denke, es handelt sich um den Rötlichen Lacktrichterling (Laccaria laccata). Der gerippte Hut ließe auch den Zwerg – Lacktrichterling vermuten. Aber dafür waren die Pilze eigentlich zu groß. 16.11.2022 im Wald unweit des Frauensees.

Die letzten Champignons in freier Wildbahn werden wohl den Frost nicht so ohne weiteres überleben. Diesen jungen Schiefknolligen – Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus) fand und fotografierte Catrin Berseck vor wenigen Tagen im Rühner Holz.

Freitag, 18. November – Ich wusste kaum noch, wie frische Winterluft duftet! Der erste Schub trockener Kaltluft des Winterhalbjahres hat uns heute erreicht. Es war ein schöner, oft sonniger Tag, bei leichten Plusgraden. Allerdings blies der Ostwind immer noch unangenehm. Da ich auch im Winter bei an geklapptem Fenster schlafe, fiel dieser für mich besonders erholsam aus. Ja, ich hatte sogar einen wunderbaren Traum, aus dem ich am liebsten gar nicht so schnell aufgewacht wäre. Es kommt ja recht selten vor, dass ich mich an meine Träume erinnere. Natürlich meine ich die Schlafträume. Tagträume haben wir alle ja hoffentlich noch reichlich, nur dass sie meist nur selten in Erfüllung gehen (die im Schlaf allerdings noch seltener und manchmal ist das auch gut so). Aber am Vormittag ging dann doch der Alltag weiter und ich fuhr nochmals zum Einkauf bezüglich etwas Bastelmaterial. Insbesondere kleinere Stumpen Kerzen für meine Gestecke fehlten mir noch. Ich hatte Glück und konnte endlich welche zu günstigen Preisen ergattern. Nicht so einfach, denn auch Kerzen sind meist unverschämt teuer geworden, wie vieles andere ja auch.

Der Innenbereich des Mykologischen Informationszentrums mutiert derzeit immer mehr von einer Pilzausstellung zu einer Weihnachtsstube mit der Präsentation meiner ganz besonderen Adventsgestecke. Jedes ein Unikat. Sie können selbstverständlich erworben werden und helfen die Pilzberatungsstelle auch weiterhin zu erhalten.

Zurück zum Wetter: Heute Nacht geht es endgültig in den Frostbereich. Insbesondere im Binnenland und wo der Himmel klar bleibt. Da die Kaltluft direkt über die „warme“ Ostsee herangeführt wird, kann sie reichlich Feuchtigkeit aufnehmen. Teils hochreichende Quellwolken bilden sich und es entsteht der sogenannte Ostsee – Strich. Auch als Lake – Effekt bekannt. Besonders intensiv entsteht dieser im Winter in den USA, an den großen Seen. Auch dieser Tage wieder, analog zu unserem Ostsee – Lake – Effekt. Nur das an den Großen Seen mit 1 – 2 Meter Neuschnee gerechnet wird. Von diesen Dimensionen bleiben wir aber weit entfernt. Obwohl es auch bei uns vorkommen kann, dass in kurzer Zeit bis über ein halber Meter Schnee fallen kann. Schaut man sich das aktuelle Niederschlagsradar an, sieht man gut die zahlreichen Niederschlagsechos, teils sogar örtliche Gewitter über der Ostsee. Erste, teils kräftige Schneeschauer, sind auch schon in Vorpommern unterwegs, verhungern aber über ihren Weg ins Landesinnere zunächst. Aber ein kleines Tief wird für die weitere Intensivierung der Schauer sorgen, so dass es Regional sogar weiß werden kann. 1 – 7 cm werden derzeit berechnet, die regional in M-V liegen bleiben könnten.

An diesem Maronen – Röhrling haben sich hungrige Mäuler schon reichlich zu schaffen gemacht. 16. November im Wald am Frauensee.

Am Sonntag steht ja noch eine Vereins – Exkursion auf dem Programm. Siehe unter „Termine“. Diese kann nur stattfinden, falls die Straßen nicht glatt sein sollten, da ich ansonsten nicht mit meinem Zweirad unterwegs sein werde. Falls jemand doch Lust hat zu einer kleinen Winterexkursion durch den Wald bei Krönkenhagen, sollte er sich vorher bei mir melden. Ansonsten sage ich den Termin schon einmal vorsorglich ab. Allerdings kann eine winterliche Exkursion bei Eis und Schnee auch ihre Reize haben. Siehe unter „Kartieren im Winterwunderwald“ im Jahre 2016.

Christopher Engelhardt beim Fototermin mit einem Rosablättrigen Helmling im verschneiten Winterwald bei Dalliendorf am 13. November des Jahres 2016.

Glatt war es heute Morgen auf den Straßen in Wismar. Eine dünne Graupelschicht war dafür verantwortlich.

Sonnabend, 19. November – Die für morgen geplante Vereinsexkursion habe ich definitiv abgesagt. Heute Morgen war es bereits weiß in Wismar und teils sehr glatt. Kein Schnee, sondern feiner Graupel sorgte für die frühwinterliche Anzuckerung. Der dafür verantwortliche Lake – Effekt, der von der Ostsee ausgelöst wird, hält auch weiterhin an. Immer wieder bilden sich über dem verhältnismäßig warmen Wasser dicke Wolken mit schauerartigen Niederschlägen. Direkt in Ostsee – Nähe fallen sie oft als Regen oder Schneeregen. Im Binnenland gehen sie rasch in die feste Form über. In der Nacht wahrscheinlich auch direkt am Meer. So dürfte auch morgen früh wieder mit Glätte zu rechnen sein. Anders wie bei unserer Winterexkursion im Jahre 2016, stehen vergleichsweise wenige Pilze mit Hut und Stiel im Wald, wegen der zu lange trockenen Witterung, so dass so schöne Bilder wie damals kaum zu erwarten sein dürften. Übrigens hat der Lake – Effekt in den USA im Umfeld der Stadt Buffalo, im Bundesstatt New York, 1,70 m Neuschnee in 24 Stunden gebracht! Mindestens 2 Menschen fanden dabei den Tod durch Erschöpfung beim Schneeräumen. Also werde ich mich morgen in mein Info – Zentrum begebenen und weiter Adventsgestecke anfertigen. Ich fühle mich fast wie in der Werkstadt des Weihnachtsmannes.

Die Graukappe (Clitocybe nebularis) wird in einigen Regionen auch Herbstblattl genannt. Das passt doch, oder? 16. November 2022 im Wald am Frauensee.

Die weitere Wetterentwicklung scheint wieder auf Milderung bedacht zu sein. Allerdings bei uns im Nordosten noch recht zögerlich. Aber der Trend geht in Richtung milderer Westwetterlage. Zum Monatswechsel könnten die Tiefs über dem Atlantik nach dem Abendlauf des GFS immer stärker werden und gegen das Osteuropäische Blockadehoch anlaufen. Dabei können nach jetzigem Stand immer mildere Luftmassen heran transportiert werden und auch ein ausgewachsener Sturm ist möglich. Mit 10 – 15 Grad könnte es in den ersten Dezembertagen ungewöhnlich warm werden. Aber Abwarten, vielleicht kommt es auch anders. Kältere Ost – Luft ist im Verlauf auch möglich.

Letzte Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) am 16. November 2022 direkt am Ufer des Frauensees. Natürlich überständig und kein Fall mehr für den Kochtopf.

Die Sonne blinzelt zaghaft durch die dunklen Schneewolken hindurch. So passt dieses Bild von heute Vormittag doch noch ganz gut zum heutigen, Trauer tragenden Sonntag.

Sonntag, 20. November (Totensonntag) – Dieser Sonntag trug so ganz und gar nicht Trauer. Jedenfalls vom Wetter her. Der Lake Effekt der Ostsee hatte das Umfeld von Wismar in eine weiße Winterlandschaft verzaubert. Zwischen den Schneeschauern kam zeitweise auch die Sonne heraus und sorgte für wunderbare Winterstimmung, Zwar verwandelte sich der Schnee im Stadtgebiet schnell in Matsch, aber in freieren Lagen wurden uns heute doch tolle Bilder geboten. Und die kleinen Kinder in meinem Wohngebiet waren aus dem Häuschen, im wahrsten Sinne des Wortes. Konnten es kaum erwarten, die weiße Pracht für eine Schneeballschlacht mit ihren Eltern zu nutzen und auch die ersten Schneemänner zu bauen. Aber vielleicht waren es ja auch Schneefrauen?

Es sind doch schon einige Zentimeter an Neuschnee heute zusammen gekommen, die hier bereits wieder am abtauen sind.

Wie mit Watte ausgestattet wirkt diese Hecke mit ihrem Herbstlaub. 20.11.2022.

Die Absage der für heute geplanten Vereinsexkursion kann man mit einem lachenden oder weinenden Auge betrachten. Es wäre sicher eine schöne Tour im verschneiten Winterwald geworden. Andererseits gibt es nicht sehr viele Frischpilze, die man unter der Schneedecke hätte erahnen können, anders als am 13. November 2016. So nutzte ich den Vormittag zu einem Besuch in der Gaststätte „Zum Nikolaiblick“ in Wismar. Fast ein letztes Mal, denn im Dezember ist hier Schluss. Die Lichter gehen aus und Wismar hat eine Traditionsgaststätte weniger.  Ein kleiner Frühschoppen mit 4 Bierchen und danach ging es in mein Info – Zentrum und das Basteln von Gestecken nahm die zweite Tageshälfte ein. Außerdem musste ich meine Bio – Tonne vom Hof holen, da Montags bereits sehr früh die Abfuhr in der ABC Straße stattfindet. Beim Blick in meinen Regenmesser, es hatte ja auch schon getaut, fand ich immerhin 14 Liter vor. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Es ist der höchste Wert seit dem 16. September. Aber man sollte die Summe nicht verallgemeinern. Es heißt ja Ostsee – Strich und so ziehen die Schneeschauer oft linienartig (strichweise) über immer dieselben Regionen, wobei links und rechts nicht viel passieren muss. Bei Wetter – Online ist heute ein schönes Video zum Lake – Effekt in den USA zu sehen. Dieses mal waren die Schauergebiete bei uns allerdings recht verbreitet unterwegs.

Zauberhafte Winterstimmung am Ewigkeitssonntag 2022 in Wismar.

Hier noch ein stimmungsvolles Frühwinterbild von gestern Vormittag am neuen Gebäudekomplex unweit des Bürgerparks in Wismar.

Montag, 21. November – Der Winter hat Mecklenburg voll im Griff. Zumindest heute und auch morgen ist das noch so. Im Verlauf soll es auch bei uns wieder milder werden und der aktuell noch liegende Schnee ist dann bald schon der Schnee von gestern. Immerhin haben die Schneeschauer vom Wochenende wenigstens etwas an Feuchtigkeit für die oberen Humusschichten gebracht. Ob das für einige Spätherbstarten, ich meine hier die Streu zersetzenden, noch rechtzeitig genug war, um in den nächsten Wochen vielleicht noch einmal einen kleinen Anlauf zu wagen? Sicher werden noch hier und dort frische Violette – Rötelritterlinge, Fuchsige Rötel – Trichterlinge und auch Nebelkappen möglich sein. Diese können ohne weiteres bis zum Jahresende und darüber hinaus vorkommen. Für viele andere Arten dürfte das frostige Winterwetter den Schlussstrich gezogen haben. Dafür sollte es die Initialzündung für die echten Winter – Arten gewesen sein. Also in erster Linie dem normalen Austern – Seitling und dem Samtfuß – Winterrübling.

Und im Forst Schönberg beginnt gar schon der Vorfrühling. Wir sehen ein junges Exemplar des Österreichischen Kelchbecherlings (Sarcoscypha austriaca). Gefunden am 17.11.2022 und im Bild festgehalten von Christopher Engelhardt. Mit diesem farbenfrohen Ascomyceten eröffne ich normalerweise die neue Saison im April.

Winter heute Morgen vor meiner Haustür in Wismar – Wendorf.

Wie die erweiterte Mittelfrist beim Wettergeschehen aussehen wird, darüber herrscht in den Wettermodellen Uneinigkeit. Das amerikanische GFS favorisierte ja in den letzten Tagen immer den Atlantik mit seinen Tiefdruckgebieten, die zunehmend wieder sehr milde Luftmassen mit Regenfällen nach Mitteleuropa schaufeln sollten. Andere Modelle rechnen eher mit der Rückkehr kälterer Luftmassen aus Osten. Das würde dann nicht nur erneut frostiges Wetter bedeuten, sondern es geht dann auch niederschlagsarm weiter. Bei uns im Nordosten ist auch weiterhin nicht viel Niederschlag zu erwarten. Und je länger sich über Nord- und Osteuropa das blockierende Hoch halten kann, umso mehr Kaltluft kann sich dort ansammeln. Kalte Luft ist bekanntlich schwerer als warme und somit müssten die gegen den Hochdruck – Block anlaufenden Tiefs immer stärker und dynamischer werden. Das heißt, es müssten schwere Stürme die Regie übernehmen. Ein derartiges Exemplar bildet sich derzeit über dem Golf von Genua und wird im gesamten Mittelmeerraum für schwere Unwetter sorgen und in den Alpen wird es massive Schneefälle geben.

Chris Engelhardt schreibt zu seiner Grafik: Um ihn vom ab dem Sommer vorkommenden, sehr ähnlichen Erysiphe syringae-japonicae zu unterscheiden, muss man unterm Mikroskop auf die nur an der Basis etwas bräunlichen Anhängsel achten. Das Bild stammt vom Nordostufer des Dassower Sees, also aus Nordwest – Mecklenburg. Ob wohl die Mehltaue Frosthart sind? 19.11.2022.

Hans – Heinrich Stamer vom BUND Herzogtum Lauenburg sandte mir diese Kolumne aus der Süddeutschen Zeitung zu. Was die Klimaerwärmung auch für uns Pilz- und Naturfreunde bedeutet, bekommen wir ja immer drastischer zu Spüren. Der Klima – Gipfel, der dieser Tage in Ägypten stattfand, wird diesem Trend nun endlich ein Ende setzen, oder? Ob wir noch zu retten sind? Lest selbst und viel Spaß! 

Dienstag, 22. November – Auch heute war der Frühwinter in Mecklenburg präsent. In Wismar liegen nach wie vor einige Zentimeter Schnee. Tagsüber stiegen die Temperaturen knapp über 0 Grad, so dass der Schnee allmählich zusammenschnurrt. Die Tiefausläufer aus Westen prallen immer noch an dem Hoch mit seiner kalten Luft ab. Schaffen es klassischer weise mal wieder nicht über die Elbe. Einen schönen Ausdruck gibt es dafür. Sie landen auf dem Frontenfriedhof. Sie verpuffen einfach und die Luft ist raus. Aber wie dem auch sei, die Kaltluft wird in den nächsten Tagen auch bei uns durch mildere Meeresluft ersetzt. Die kurze Tuchfühlung des bevorstehenden Winters wird beendet. Und wie soll es weiter gehen? Hier frage ich mal wieder bei Bernhard Michels in „Abendrot – Schönwetterbot“ nach. So ist hier in einer Witterungsprognose zu lesen „Ist es vom 21. bis 24.11. sehr mild, so sind in den folgenden 14 Tagen keine stärkeren Fröste zu erwarten“. Soweit eine Bauernregel, die für uns höchstens bedingt zutreffen könnte. Denn sehr mild ist es keinesfalls, aber es wird milder. So müssen wir uns doch eher wieder den realen Trends der mittelfristigen Wettermodelle anvertrauen. Und die sind sich weiterhin nicht einig, wie es weiter gehen könnte. Eines scheint jedoch vom Tisch zu sein. Der Ausbruch des Vorfrühlings zum Monatswechsel. Es geht eher moderat weiter, das heißt nicht besonders mild, aber auch nicht besonders kalt. Der letzte Lauf des GFS sieht es eher wechselhaft mit zum Teil nasskaltem Wetter mit zeitweiligen Regen- und Schneefällen. Die grobe Tendenz geht aber eher in Richtung Hochdruck und damit verbunden weiterhin wenig Niederschlag. Im Verlauf könnte sich dann auch wieder Kaltluft aus Russland breit machen. Wir gehen eben mit großen Schritten in Richtung Winter. Damit wird auch die Saison der Winterarten zunehmend Fahrt aufnehmen. Feuchtkühle Witterung wäre hier wohl die besten Variante.

Nach Klima – Erwärmung sieht es hier ja nicht gerade aus. Der Herbst wurde etwas verfrüht vom Winter überrascht. Trotz dem werden die Winter bei uns tendenziell immer milder, einschließlich auch weiterhin möglicher Eis- und Schneewinter. Wer weiß, vielleicht war es sogar der erste und letzte Schnee des Winters 2022/23?

Mittwoch, 23. November – Aufgrund des Adventsgeschäfts hatte ich heute keine Mittwochsexkursion im Programm. Die Woche vor dem 1. Advent habe ich durchgängig das Info – Zentrum geöffnet. Es gibt seit vielen Jahren Stammkunden, die sich jedes Jahr bei uns für die stimmungsvollsten Wochen des Jahres mit entsprechender Dekoration eindecken. Andere stolpern zufällig über meine Weihnachtsstube. Mitunter sind es auch Kurzurlauber oder Tagesgäste aus anderen Regionen, die sich eines meiner einzigartigen, wenn oft auch recht kitschigen Gestecke mit nach Hause nehmen. So heute auch wieder ein Paar aus Niedersachsen. Eine andere Dame kauft gleich 4 an der Zahl. Zwischendurch entstehen immer wieder neue, alles Unikate. Der Steinpilz – Wismar ist in diesen Tagen und Wochen eine Außenstelle der Weihnachtsmann – Werkstadt oder Manufaktur.

Etliche Tage hatte ich den Massengutfrachter Sun Vill II im Blick, immer wenn ich mein Zweirad unweit des Hafens parkte. Heute Vormittag kam ich zufällig drauf zu, wie er den Hafen der Hansestadt Wismar unter Begleitung von Schleppern verließ. Länge 190 m! Eine Erinnerung an Kindertage, wo große Frachter zu Hauf an den Kaianlagen des Alten Hafens vor Anker lagen.

Bald sind auch die letzten Schneereste von den Dächern der St. Georgenkirche zu Wismar abgetaut. Der monumentale Kirchenbau wurde im Jahre 1295 begonnen. Im 2. Weltkrieg durch alliierte Luftminen schwer beschädigt, wurde die Kathedrale erst nach der Wende aufwendig restauriert und gilt heute als das Wunder von Wismar. Reguläre Gottesdienste finden hier nicht mehr statt. Sie ist ein Ort für kulturelle Veranstaltungen geworden. So trieb in ihr im Sommer Graf Dracula (Nosferatu) sein Unwesen.

Derzeit ist es auch nicht weiter von Bedeutung, dass ich nicht in Feld und Flur unterwegs bin. Es lag ohnehin Schnee. Dieser taut nun zusehends ab und wie geht es dann weiter? Ich blicke mal wieder in mein Büchlein „Abendrot – Schönwetterbot“: „Dem hl. Klemens traue nicht, denn selten hat er ein mildes Gesicht. St. Clemens uns den Winter bringt.“ Nun, mild war er besonders in der Westhälfte Deutschlands und bei uns geht er der Kälte und dem Schnee an den Kragen. Er verscheucht also eher den Winter, als er ihn bringt. Zu lesen ist auch noch folgende Witterungstendenz: „Vom 23. bis zum Ende des Monats überwiegend regnerisches, frostfreies und nebelarmes Wetter mit milder Meeresluft.“ Diese Tendenz scheint ja mal zuzutreffen. Regen kommt allerdings auch weiterhin bei uns im Nordosten nicht sehr viel an. Im Süden der BRD schon eher. Mild soll es jedoch auch bei uns bis zum Monatswechsel bleiben. Wobei  zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit schon alles als mild bezeichnet werden kann, welches oberhalb von 5 Grad plus liegt. Wie es ab dem Monatswechsel weitergeht steht immer noch nicht fest. Hier möchte ich mal wieder den Modellauf des GFS erwähnen. Im Mittagslauf ließ er besonders in Richtung Nikolaus und Maria Empfängnis den Frühling mit Temperaturen von 10 Grad und mehr, plus versteht sich, ausbrechen. Der Abendlauf präsentierte das genaue Gegenteil. Immer eisiger und auch der Ostsee – Strich soll wieder an den Start gehen. Dieser Lake Effekt hatte uns am Wochenende ja den Schnee gebracht. Heftiger traf es aber jetzt strichweise Schwedisches Gebiet. Dort fielen bis zu einem halben Meter Schnee und das sorgte dort natürlich für große Behinderungen. Kurz geschrieben, wie es ab dem meteorologischen Winterbeginn weiter gehen soll, steht mal wieder in den Sternen.

Oder weiß es vielleicht der Sternenwald, der dieser Tage ganz plötzlich am Alten Hafen in Wismar aufgeforstet wurde? Ab dem Wochenende lädt er seine Besucher ein. Wenn die Holzhäcksel noch einige Monate liegen bleiben würden, hätte es sicher auch Sinn, hier mal nach Pilzen Ausschau zu halten. Bis dahin wird man wohl eher mit einem Pils aus dem Fass oder der Flasche vorlieb nehmen müssen. Besser noch mit Glühwein!

Der Konsolenrand des Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola) ist oft so ganz und gar nicht rot, sondern grauweißlich bis gelblich. Es sind die frischen Zuwachsränder, die sich erst später rotbräunlich verfärben. Ich verarbeite sie gerne in einigen Gestecken.

Donnerstag, 24. November – Heute habe ich seit längerem mal wieder kurz den Ticker bei Passion Pilzsammeln durchgeblättert. In einigen Regionen weiter südlich war in den zurückliegenden Novembertagen und Wochen ja noch einiges los. Die herrlichsten Steinpilze oder Rotkappen, auch mal Semmelstoppelpilze, Trompetenpfifferlinge usw. Was aber von einigen Pilzfreunden als Sommersteinpilz verkauft wird, sollte man nicht für bare Münze nehmen. Ich sehe meist nur Gemeine Steinpilze auf den Bildern. Aber nach den frostigen Temperaturen sollte man in unseren Breiten derartige Ambitionen zu den Akten legen. Ich möchte nicht ausschließen, dass hier und dort noch ein Herrenpilz die erste Aktion von Väterchen Frost überlebt hat oder sogar von allem verschont im Erdboden steckt und die kommenden Tage noch für einen Abschiedsgruß nutzten könnte. Ansonsten stehen nun andere Arten in Aussicht, die für den Winter – Aspekt typisch sein sollten. Immerhin gehen die Herrenpilze in 6 Monaten ja wieder an den Start. Dann mit tatsächlichen Sommersteinpilzen, falls es die dann herrschende Witterung zulassen sollte. Vor allem mit dem nötigen Wasser sollte nicht gespart werden. Wir brauchen also im neuen Jahr keine Blockade – Hochs, sondern kräftigere Tiefs, die ihnen deutlicher Paroli bieten können. Allerdings gibt es die heftigsten Schübe von Steinpilzen meist in solchen Blockade – Jahren, mit monatelanger Trockenheit, wie es uns in dieser Saison wieder bewiesen wurde.

Adventsgesteck u. a. mit Rotrandigen Baumschwämmen. Leider ist es bereits verkauft.

Bunt sind an der Schwelle zum Winter meist nicht mehr die Wälder, sondern der Untergrund, auf dem sie stehen. Dieses Foto habe ich allerdings nicht im Wald aufgenommen, sondern gestern Morgen vor meiner Haustür, nach dem der Schnee die ausgedienten Blätter wieder frei gegeben hatte.

Die Großwetterlage bleibt wohl auch in den kommenden Wochen eingefahren. Zwar mogeln sich immer mal schwache Fronten mit etwas Niederschlag bis zu uns durch. Nennenswertes an Wasser ist von ihnen nicht zu erwarten. Sie lassen sich bei uns auf dem Frontenfriedhof bestatten, dank des Osteuropa – Hochs. Und dieses soll sich in der nächsten Zeit immer weiter verstärken, mit einem fast rekordverdächtig hohen Luftdruck. Und nicht nur dieses. Es wird eine riesige Ausbreitung dieser Hochdruckbrücke berechnet. Praktisch von den Britischen Inseln bis nach China, an den Pazifik. Ein gewaltiges Hoch, dass um diese Jahreszeit immer mehr Kälte produziert. Und diese Sibirische Kaltluft könnte unter Umständen im Laufe des Dezembers bis zu uns vorankommen. Steht uns demnach ein Eiswinter bevor? Die Tendenz ist jedenfalls derzeit dahin gehend. Interessant dabei ist, dass die eisigste Luftmasse nicht in den Polarregionen lagern soll, sondern südlicher, auf unseren Längengraden. In den Nordpol nahen Gebieten soll es demnach überdurchschnittlich „warm“ werden. Das könnte nicht nur „lustig“ bezüglich der hohen Energiekosten werden, sondern eine derartige Konstellation kann auch ein gewisses Überraschungspotenzial beinhalten. Vielleicht beschert uns diese mögliche Großwetterlage ja endlich mal wieder Weiße Weihnachten! Obwohl, in Nordwestmecklenburg hatten wir diesbezüglich im letzten Jahr mal wieder Glück. An Heilig Abend schneite es kräftig und der Schnee blieb auch liegen.

So lieben Kinder und Romantiker das Weihnachtsfest. Das Foto entstand vor wenigen Tagen in Wismar. Frau Holle hat schon mal geprobt. Hoffen wir, dass an Weihnachten nicht die Pechmarie, sondern ihre fleißige und schließlich goldige Schwester bei ihr zu Gast sein wird.

Nebelige Novemberstimmung heute Vormittag in der Hansestadt Wismar.

Freitag, 25. November – Dichter Nebel in der vergangenen Nacht und auch bis in den Vormittag hinein. Richtig ungemütlich trotz moderater Plusgrade ist es bei der hohen Luftfeuchtigkeit. Aber das ist November wie er klassischer kaum geht. Der Entwicklung unserer Winterarten soll es entgegen kommen. Dazu zog am Nachmittag und am Abend noch etwas Regen durch. Ähnlich soll es auch in den kommenden Tagen weiter gehen. Also nicht richtig mild, aber auch nicht sonderlich kalt. Meist wird es dabei trüb und grau bleiben. Nur selten lässt sich auch mal die Sonne blicken. Mit etwas Glück könnte das morgen der Fall sein.

Stichwort morgen. Am morgigen Sonnabend, dem Vorabend zum 1. Advent, wird nicht nur im Steinpilz – Wismar Großkampftag angesagt sein. Auch im Umfeld der Nikolai – Kirche, der Schweinsbrücke bis zu uns, Ecke ABC Straße. Hier findet nämlich wieder die inzwischen fast schon traditionelle „Steern – Wiehnacht“ statt. Organisiert von Petra Lubiger, der netten jungen Dame vom Brausekontor, gleich schräg gegenüber dem Info – Zentrum. Dazu heißt es in der offiziellen Ankündigung „Kleiner nostalgischer und maritimer Adventsmarkt im historischen Nikolaiviertel. In Kerzenlicht getaucht unter dem Sternenhimmel werden im Schatten der Nikolaikirche und des Schabbel (Stadtgeschichtliches Museum) regionale Köstlichkeiten und Handwerkskunst angeboten.“

Und am Alten Hafen lädt der Sternenwald zum gemütlichen Glühwein unter dem Tannenbaum ein.

Nun, die Kerzen werden wohl nicht ausgepustet, so wie in den Vorjahren, als es oft sehr stürmisch war. Ob der Sternenhimmel soll hell erstrahlt, dass die monumentale Nikolai – Kirche Schatten auf uns wirft, bleibt abzuwarten. Ob es Handwerkskunst ist, wenn ich auf meine oft viel zu kitschigen Gestecke blicke, sei dahingestellt. Ebenfalls dahin gestellt ist, ob die Pilzsuppe köstlich sein wird. Früher hatte wir noch eine gute Seele namens Irena, die in vorzüglicher Weise den Gaumen der Feinschmeckerinnen und Feinschmecker verwöhnte. Jetzt muss ich selber an den Topf. Aber es ist nicht das erste mal. Die Generalprobe vor wenigen Jahren aus Anlass der Stuhlparade in der ABC Straße war durchaus gelungen. Eigenlob stinkt, so sagt man, aber die Pilzsuppe hat nicht nur mir damals vorzüglich gemundet. So hoffe ich, morgen gelingt mir dieses nochmals. Mit Stockschwämmchen und Hallimasch bin ich eigentlich aus der sicheren Seite. Wir werden also wieder einen kleinen Imbissstand vor dem Info – Zentrum aufbauen. Auf der Freifläche gegenüber werden Tische zum Verweilen platziert. Alles wird entsprechend illuminiert. Die Pilzsuppe wird allerdings limitiert sein. Wenn alle, dann alle! Die „Steern – Wiehnacht“ wird in der Zeit zwischen 16.00 und 21.00 Uhr gefeiert.

Eine Möwe unweit des Alten Hafens. Ob sie wohl schon die Ankunft des Weißbärtigen erwartet? Morgen soll nämlich der Weihnachtsmann mit seinem Gefolge per Schiff anlanden und den offiziellen Weihnachtsmarkt der Hansestadt Wismar, auf einem der größten Marktplätze Norddeutschlands, vom Balkon des Rathauses aus eröffnen. Das war auch schon zu meinen Kindertagen so.

Steern – Wiehnacht am Vorabend des 1. Advent im Nikolai – Viertel der Hansestadt Wismar.

Sonnabend, 26. November – Etwas Regen am Nachmittag hätte heute nicht sein müssen. Aber ansonsten war das Abendwetter mehr als optimal für die diesjährige „Steern – Wiehnacht im Nikolai – Viertel der alt – ehrwürdigen Hansestadt Wismar. In den Vorjahren stand dieser nostalgische Weihnachtsmarkt ja nicht gerade unter einem guten Stern, was das Wetter anbelangte. Insbesondere der erste vor einigen Jahren direkt im Umfeld der großen St. Nikolai Kirche hätte die Organisatorin zum Verzweifeln bringen können. Eisiger Ostwind bei gefühlten minus 10 Grad. Wind ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, Sturm trifft es wohl eher. Bei diesem ungemütlichen Wetter konnte damals beileibe keine gemütliche Adventsstimmung aufkommen. Auch in den Folgejahren war Sturm und Regen ein ständiger Begleiter der Sternen – Weihnacht.

Das Brause – Kontor heute Abend. Leider schließt es demnächst für immer seine Pforten.

Unsere Walpilzsuppe ging weg wie am Schnürchen. Ich hätte gut und gerne noch mehr kochen können. Etwa 5 große Einhängetöpfe waren es insgesamt. Und es gab wieder viel Lob dafür. „Hier waren wenigsten richtig Pilze drin und ein tolles Aroma“! So oder ähnlich bekamen wir es immer wieder zu hören.

Heute zeigte sich das Wetter  versöhnlich. Recht milde Temperaturen und fast windstille. So wurde die diesjährige Steern – Wiehnacht zumindest aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Wie bereits oben geschrieben, beteiligte sich auch der Steinpilz – Wismar aktiv daran. Wir bauten vor dem Infozentrum einen kleinen Stand auf und boten herzhafte Waldpilzsuppe feil. Dieses mal wieder traditionell auf dem Dreibock über Grillkohle. Vier große Kochtöpfe hatte ich vorgekocht. Mit Hallimasch als dominante Art, aber auch Wiesen – Champignons und Lungen – Seitlinge waren darin enthalten. Diese steuerte uns Phillip Müller bei. Mit drei Leuten waren wir zwar recht dünn besetzt, aber alles klappte wunderbar. Und durch das Nikolai – Viertel strömten regelrecht Menschenmassen. Es war eine wunderbare und einzigartige Atmosphäre! Ich glaube stimmungsvoller war bisher keiner unserer Imbisstage. Ganz besonders möchte ich mich bei Kerstin Freyer und Christian Boss bedanken, die maßgeblich zum Gelingen dieser vorweihnachtlichen Aktion beigetragen haben. Am Schluss waren wir uns einig, es war einfach toll und wer nicht dabei war hat wirklich etwas verpasst. Ganz großen Dank und Bewunderung auch der Organisatorin des nostalgischen Weihnachtsmannes,  Frau Lubiger vom Brausekontor Wismar.

Die drei von der Pilzberatungsstelle zur Steern – Wiehnacht 2022 (von rechts: Kerstin, Christian und Reinhold).

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern des Tagebuches einen schönen 1. Advent!

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…

Sonntag, 27. November (1. Advent) – Na dann ein Prosit auf das neue Jahr! Heute ist nämlich Neujahr im Kirchenkalender. Das Kirchenjahr endet am Totensonntag und der 1. Advent bedeutet so viel wie Ankunft im neuen Jahr oder besser die Vorbereitung auf die Geburt des Jesuskindes in der Heiligen Nacht. Unabhängig davon ist der 27. November auch ein Lostag im Bauernkalender. So findet sich im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ folgendes dazu: „Wenn es friert auf St. Virgil, bringt der März noch Kälte viel“. Nun, bis März ist es noch ein Weilchen hin. Das der erste Frühlingsmonat bei uns nur selten mit Wärme auftrumpft, ist uns ja hinlänglich bekannt. In den zurückliegenden Jahren war er teils kälter als die Hochwintermonate Januar und Februar. Heute hat es nicht gefroren und vielleicht wird der kommende März mal ein echter Frühlingsmonat mit reichlich Niederschlägen in milder Luft. Dann hätten wir durchaus günstige Wachstumsbedingen zum Saisonstart am 01. April. Der 27. November ist darüber hinaus ein ganz wichtiger Tag für die Meteorologen. Vor über 300 Jahren (1701) wurde nämlich Herr Celsius geboren! Wir messen unsere Temperaturen ja in der Regel nach Grad Celsius. Andere Gradeinteilungen wurden ebenfalls nach den Wissenschaftlern benannt, die sie entwickelt haben. So das Grad Kelvin. 0 Grad Celsius entsprechen beispielsweise 273,15 Grad Kelvin. Weitere Messeinheiten wären noch das Grad Fahrenheit, Rankine oder Reaumur.

Anders als meine Wenigkeit hatte unsere Pilzfreundin Catrin sich Zeit genommen und mal wieder nach dem Rechten in Wald und Flur geschaut. Die feuchtkühle Witterung bringt nun auch Judas seine Lauscher wieder in Stellung. Judasohr (Hirneola auricula judae). Foto: Catrin Berseck.

Montag, 28. November – Grau in Grau und zum späten Nachmittag und Abend auch regnerisch zeigte sich dieser vorweihnachtliche Spätherbsttag. Der Regen hängt mit einem Tiefausläufer zusammen, der milde Meeresluft nach Osten schieben möchte. Das Blockade – Hoch wirkt aber entschieden dagegen und weiter bis ins westliche Mecklenburg kommen die Niederschläge nicht voran. Die Front zerfällt und löst sich schließlich auf. Landet mal wieder auf dem Frontenfriedhof. Und damit sind die Atlantik – Tiefs bis auf weiteres abgemeldet.

Catrin sandte mir dieses Foto vom Wochenende zu. Es zeigt einen jungen Narzißengelben Wulstling (Amanita gemmata). Die schöne und leicht giftige Art ist so ziemlich der letzte Knollenblätterpilz im Jahr und durchaus typisch für November. Andererseits gehört er zu den ersten Wulstlingen und wir finden ihn bereits ab Mai.

Eine zunehmend kältere Ostströmung setzt sich in den kommenden Tagen durch. Das passt dann ganz gut zum am Donnerstag beginnenden, meteorologischen Winter. Und erst recht zum Weihnachtsmonat Dezember! Und dieser könnte ein richtiger Wintermonat mit Frost und Schnee werden. Zwar soll die Temperatur zunächst noch im recht „lauen“ Frostbereich verharren. Tags knapp über null, nachts leichter Frost. Aber im weiteren Verlauf soll sich vom Mittelmeer aus Tiefer Luftdruck annähern. Dabei frischt der Ostwind auf und die Luft fühlt sich deutlich kälter an, wie sie eigentlich ist. Dabei könnte es in Richtung Wochenende auch zu Aufgleitniederschlägen kommen, die sowohl in flüssiger, wie auch fester Form fallen können. Ja, es kann sich diagonal über Deutschland mal wieder eine Luftmassengrenze ausbilden. Das amerikanische Wettermodell GFS rechnete heute in einigen Regionen über Mitteldeutschland sogar regional bis zu 40 cm Neuschnee! Das wäre dann schon wieder mal eine zumindest kleine Schnee – Katastrophe. Ob es so dick kommt, steht längst noch nicht fest. Die eventuell davon betroffenen Regionen auch noch nicht. Der Abendlauf des GFS hatte die Schneefälle auch in der Rechnung, teils bis zu uns hoch an die Küste. Im Verlauf soll es dann immer kälter werden. Der Winter scheint sich richtig fest zu setzen. Es wird noch Spannend!

Auch der Specht – Tintling (Coprinus picaceus) kann schon im Mai auftreten. Das ist aber eher eine Ausnahme. Wir finden ihn ansonsten in basenreichen Laubwäldern im Herbst und Spätherbst. Zu sehen ist auch noch ein filigraner Buchenblatt – Helmling (Mycena capillaris). Foto: Catrin Berseck.

Hier sehen wir frische Kaffeebraune Scheintrichterlinge (Pseudoclitocybe cyathiformis). Der essbare Pilz gehört zum Spätherbst und tritt ziemlich häufig in Wäldern auf. Das Foto hat Catrin Berseck am Wochenende aufgenommen.

Dienstag, 29. November – Nennenswerter Regen ist gestern auch nicht zusammen gekommen. In meinem Messbecher waren es allenfalls 0,2 Liter. Vielmehr ist zunächst auch nicht zu erwarten. Sogenannte Kaltlufttropfen, die in der Höhe über Mitteleuropa herum eiern, könnten in Richtung Wochenende noch einige Regentropfen oder Schneeflocken liefern. Derweil macht sich aus Richtung Osten immer kühlere Luft auf den Weg zu uns. Es geht in Richtung „Winter – Light“. Also eher nasskaltes Wetter, weder richtig Winter, noch als mild zu bezeichnen. Wie es dann weiter geht, steht in den Sternen. Der derzeit bevorzugte Trend geht eher zu immer kälterem Wetter. Der letzte Lauf des GFS ist aber zunehmend unentschlossen. Da waren in den letzten Tagen deutlich winterlichere Berechnungen zu sehen. Der Abendlauf schwankt nun ziemlich deutlich zwischen Winter und Vorfrühling hin und her. Entscheidendes könnte sich in Richtung Mitte Dezember tun. Entweder es kommt zum großen Arctic – Ausbruch oder von Südwesten her erreichen uns sehr milde Luftmassen. Das wäre der Fall, wenn der mögliche Kälteausbruch über dem Nordatlantik nach Süden verläuft. Bricht die Kaltluft jedoch über Skandinavien und Nordwest Russland nach Süden aus, dürfen wir uns warm anziehen. Dabei wären auch Schneefälle möglich. Einige Wettermodelle berechneten beispielsweise auch bei uns Schneehöhen von über 30 cm.

Nun, bei 30 cm Schnee wären dieses Ascomyceten sicher zugeschüttet gewesen. Dennoch tragen sie eine kleine Schneehaube vom ersten Wintereinbruch am vorletzten Wochenende. Die Bischofsmützen (Gyromitra infula) hat Johanna Davids am Standort im Schlaubetal bei Berlin fotografiert.

Hier noch mal ein Foto von Catrin Berseck. Es zeigt deutlich, wie Frischpilze aussehen, die einen Frostschaden erlitten haben. Das Exemplar in der Mitte und die Gifthäublinge (Gallerina marginata) rechts oben. Die gesunden Pilze sind nach dem Frost gewachsen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Gesund sind auch die gesunden Gift – Häublinge für uns keinesfalls. Sie enthalten tödlich wirkende Knollenblätterpilz – Gifte!

Wie dem auch sei, es ist Winter und wir müssen es ohnehin nehmen wie es kommt. Den Winterarten dürfte es gut tun, nur dass sie bei Dauerfrost auch konserviert sind. Sollte es ein richtiger Eis- oder Schneewinter werden, könnte der Wachstumsaspekt der Winterarten verzögert und in die Länge gezogen werden. Ich erinnere mich an den Eiswinter 1995/96. Das Eis auf unseren Binnenseen taute erst um Ostern ab und als ich bei frühsommerlichen Temperaturen jenseits der 20 Grad – Marke während einer Exkursion durch den Wald bei Roggow im Monat Mai ins Schwitzen kam, starteten die Austern – Seitlinge endlich durch. Wohlgemerkt Austern- und keine Lungen – Seitlinge! So können die Wachstumsaspekte sich immer mal verschieben, je nach Verlauf der Witterung. Da es im letzten Sommer vielfach viel zu trocken war und der Herbst mit regional mehr Feuchtigkeit und überdurchschnittlich hohen Temperaturen aufwartete, gab es besonders in Süddeutschland bis in den Spätherbst hinein noch Sommerarten, allen voran Sommer – Steinpilze.

Hier noch ein Bild, welches mir Johanna Davids zusandte. Es zeigt Eichen – Stromabecherlinge (Rutstroemia firma), welche sie kürzlich auf einer Kartierungsexkursion mit den Berliner Pilzfreunden fand und fotografierte.

Falsche Pfifferlinge (Hygrophoropsis aurantiaca) am 30.11.2022 im Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg“.

Mittwoch, 30. November – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes 2335 = Langen Brütz. Dazu traf ich mich mit Christopher Engelhardt gegen 09.00 Uhr in Wismar und wir fuhren mit dem Auto zum Zielgebiet. Somit brauchte ich bei nur wenigen Grad über null und Nieselregen nicht mit meinem Zweirad die nicht gerade kurze Strecke fahren. Die Topographische Karte Langen – Brütz verfügt über eine Vielzahl landschaftlich höchst interessanter und abwechslungsreicher Gebiete. Gerade auch der dritte Quadrant hält landschaftlich einzigartige und auch pilztechnisch interessante Perlen bereit.

Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg“ am 30. November 2022.

So statteten wir zunächst dem Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg“, unweit des Flughafens Pinnow, einen Besuch ab. Vor einigen Jahren konnten wir hier auch im November noch die exotischen Tintenfischpilze bewundern. Die waren heute leider nicht dabei, aber Frischpilze gab es in dieser heideartigen Landschaft noch reichlich. Allerdings hätte sich der Kochtopf – Mykologe mit einer Handvoll Frostschnecklinge und Schneepilze zufrieden geben müssen. Noch vorhandene Butterpilze und Parasole wiesen leider Frostschäden auf.

Diese Butterpilze (Suillus luteus) sehen zwar noch recht ordentlich aus, sie sollten aber keinesfalls mehr gegessen werden. Sie waren schwer, glasig und vollkommen verwässert. Sie sind verfroren! 30.11.2022.

Junger Specht – Tintling (Coprinus picaceus) am Ufer des Pinnower Sees. 30. November 2022.

Im Anschluss fuhren wir noch an das mit Laubwald bestandene Ufer des Pinnower Sees. Das Frischpilzaufkommen lag hier weit unter dem, des auch Ende November hier noch möglichen. Der trockene Herbst trägt dafür die Verantwortung. Insgesamt konnte wir noch knapp 50 Arten notieren. Damit endet für mich auch die Pilzsaison 2022. Wieder sind damit acht Monate mit ihrer Wetterentwicklung und dem daraus resultierenden Frischpilzaufkommen ausführlich dokumentiert. Unter dem Strich liegt ein  bescheidenes Pilzjahr hinter uns. Da ändert der Massenaspekt Ende September bis weit in den Oktober hinein nicht wirklich viel. Natürlich werden viele Mykophagen sehr zufrieden sein, die ohnehin nur im Herbst auf die Pirsch gehen. Aber die Saison geht über acht Monate und ist daher nicht auf nur vier Wochen komprimiert. Reduziert wurde sie vor allem durch die Dauertrockenheit.

Goldener November am Pinnower See. 30.11.2022.

Hier sind meine Messwerte des Niederschlags der zurück liegenden 8 Monate. Natürlich nur grobe Werte aus meinem privaten Messbecher, die aber sicher einen recht ordentlich Aussagewert besitzen. Allerdings ist es ein stationärer Becher, der die im Sommer häufig konvektiven Platzregen, die nur wenige Kilometer entfernt niedergehen, nicht erfassen kann. Somit können die Werte in unserem Einzugsgebiet durchaus erheblichen Schwankungen unterliegen und fallen auch in dieser Saison differenziert aus. Hier meine Messwerte und in Klammern dahinter die Durchschnittswerte im Klimamittel für die Hansestadt Wismar: April: 15,5 l/qm (17,9); Mai: 29,00 l/qm (38,2); Juni: 6,2 l/qm (51,7); Juli: 36,8 l/qm (57,0); August: 25,0 l/qm (73,7); September: 52,5 l/qm (26,6); Oktober: 16,6 l/qm (31,4); November 24,7 l/qm (25,3).

Austern – Seitling (Pleurotus ostreatus). 30.11.2022 am Pinnower See.

Im April fiel zwar fast das übliche an Niederschlag, aber es ist zu bedenken, dass im März so gut wie nix vom Himmel fiel! Der Mai etwas zu trocken und im Juni extrem trocken. Juli etwa die Hälfte des üblichen und der August wieder viel zu trocken. Einzig der September kann mit deutlich mehr Wasser auftrumpfen. Am 16.09. fielen 40 Liter in meinen Becher. Das war die Initialzündung für Westmecklenburg, während diese in der Müritz – Region bis nach Vorpommern teilweise bereits im August gelegt wurde. So brach hier schon Anfang September regional ein Sturm an der Pilzfront los. Im Oktober fiel nicht einmal die Hälfte des üblichen und im November lagen wir etwa im Mittel. Das gilt aber auch nur für die Region um Wismar herum, wo der Ostseestrich durch kräftige Schneeschauer einiges einbrachte. Insgesamt, auf Deutschland gesehen, war der Herbst 2022 zu sonnig, viel zu warm und auch zu nass! Zu nass in Süddeutschland, aber viel zu Trocken in der Nordhälfte. Trotz der in die Daten einfließenden Trockenheit bei uns, war er auf das ganze Land gesehen immer noch zu nass! Das mehr an Regen im Zusammenspiel mit der Wärme hat den südlicheren Regionen noch einen langen und ergiebigen Pilzherbst beschert, in dem einige Sommerarten das nicht mögliche des Sommers nachholen konnten.

Braunrote Lacktrichterlinge (Laccaria proxima) auf den Trockenhängen am Petersberg unter Kiefern.

Das soll es gewesen sein. Viele, viele Stunden habe ich wieder jeden Abend von April bis November am Computer gesessen und diese Tagebücher geschrieben. Sie sind seit dem Jahre 2009 zu einem Selbstläufer geworden. Ich hoffe, ich habe damit nicht zu sehr gelangweilt und genervt, wenn das Wetter häufig im Vordergrund stand und das pilzliche überlagerte. Aber Wetter ist natürlich das A und O und die Grundvoraussetzung aller Entwicklungen an der Pilzfront.

Frost – Schnecklinge (Hygrophorus hypothejus) am 30. November 2022 im Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg.“

Übrigens verspricht der Dezember noch sehr spannend werden. Eine Luftmassengrenze könnte sehr viel Schnee bringen, eisige Luft aus der Arktis aber auch brühwarme Luftmassen aus den Subtropen. Der Abendlauf des GFS hatte beides auf der Agenda. Erst teils richtig frostig und um die Monatsmitte den Ausbruch des Vorfrühlings. Aber der für uns relevante Vorfrühling beginnt ja erst im April. Wenn nichts dazwischen kommt startet das Tagebuch wieder am Sonnabend. dem 1. April 2023. Sehr wahrscheinlich wird es aber auch in diesem Winter wieder die Rubrik „Winterimpressionen“ geben. Natürlich nicht mit täglichen Einträgen, aber in loser Folge werde ich mich sicher auch hier bezüglich Wetter und Pilze zu Wort und vor allem zu Bild melden.

Die Rentiere müssen sich noch etwas stärken für die Heilige Nacht, um den Weihnachtsmann mit seinen Geschenken zu den Menschen zu fliegen bzw. auf dem Schlitten ziehen zu können. Foto Chris Engelhardt in Schweden.

Somit wünsche ich allen Leserinnen und Lesern des Tagebuches eine entspannte und stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit sowie einen gesunden guten Rutsch in das neue Jahr 2023. 

Mit diesem wunderbaren Polarlicht möchte ich nun das Tagebuch für 2022 beschließen. Das Foto hat Christopher Engelhardt vor wenigen Wochen im Norden Schwedes aufgenommen.

Wir startet höchstwahrscheinlich wieder am 01. April 2023!

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Oktober 2022

Wir starten in den hoffentlich goldenen Oktober.

Diesen prachtvollen Drilling von Schönfuß – Röhrlingen (Boletus calopus) hatte heute Phillip Müller mitgebracht. Zu bewundern auch morgen in der ABC Straße 21 in Wismar.

Sonnabend, 01. Oktober – Das obige Bild habe ich gestern Morgen von meinem Wohnungsfenster aus aufgenommen, als die Sonne so schön die herbstliche Laubfärbung hervor hob. Es soll auf den Oktober einstimmen und in der nächsten Woche könnten vorübergehend einige goldene und trockene Oktobertage mit etwas höheren Temperauren anstehen. Heute war es jedoch ziemlich regnerisch und suboptimal für unser Imbissgeschäft im Zuge der Großpilzausstellung. Hoffen wir auf Besserung morgen. Die Ausstellung als solches war jedoch gut besucht. Mit derzeit 271 Arten auch sehr vielfältig. Besonders Phillip Müller brachte heute noch einiges an Material aus Wald und Flur mit, welches wir an den Vortagen nicht finden konnten. Viele fleißige Hände waren gefragt, um alles auf die Reihe zu bekommen. Es wurden ständig Frischpilze ausgewechselt und hinzu gefügt. In der Küche wurde geschmort, gebacken und gekocht und auch schon der Imbiss für morgen vorbereitet. Die Pilzberatung wurde rege in Anspruch genommen, so dass wir eine durchaus positive Bilanz der bisherigen Ausstellung ziehen können. Von Ratsuchenden oder auch Besuchern wird immer wieder von reichhaltigen Pilzfunden berichtet, aber auch, dass es immer noch Wälder oder Teilbereiche derselben gibt, die wenig Erfolg bringen. Waren es an den Vortagen zumeist die schwach giftigen Karbol – Champignons, so überwog heute schon eine etwas buntere Mischung.

Die Ausstellung ist auch morgen wieder zwischen 10.00 und 18.00 Uhr zu bewundern. Eintritt: 2,00 €.

Über die vielen Frischpilze und interessierten Besucher freute sich auch dieser kleine Kobold.

Sonntag, 02. Oktober – Viel Arbeit stand heute auch wieder für die aktiven Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. auf dem Programm. Natürlich auch für die Mitgliederinnen, die eigentlich in der Erwähnung vorne stehen müssten. Zunächst sah es jedoch nicht gut aus. Es regnete wieder, aber die Schauer verzogen sich schließlich. Auch in der Ausstellung blieb es bis zum Mittag recht entspannt. Aber dann wurde es doch wieder voll. Mit etwa 280 Großpilzarten haben wir fast die Grenzen unserer Kapazitäten erreicht. Auch die Pilzberatung wurde gut in Anspruch genommen. Besonders Filz – und Schmierröhrlinge wurden vorgelegt. Dazwischen auch immer mal ganz wunderbare, knackige und frische Steinpilze wie man sie nur selten findet. Auch Riesenschirmpilze und natürlich Champignons waren häufig dabei. Es gab Pilzpfanne und Suppe aus Wildpilzen, Kürbissuppe und frischen Waffeln. Auch morgen ist die Ausstellung noch ganztätig zu besichtigen.

Zwischen 10.00 und 18.00 Uhr besteht noch einmal die Möglichkeit unsere 29. Großpilzausstellung in Augenschein zu nehmen.

Ein Blick auf die Mittelfläche unserer Ausstellung.

Montag, 03. Oktober (Tag der deutschen Einheit) – Die 29. Großpilzausstellung ging heute in ihre letzte Runde. Wieder war sie ganztätig zu besichtigen. Imbiss gab es heute aber nicht mehr. Dennoch war wieder großer Andrang, sowohl was die Besichtigung der Ausstellung anbelangt, wie auch in der Pilzberatung. Pünktlich um 18.00 Uhr begann ich mit dem Abräumen der meisten Pilzarten. Insgesamt gelangten 292 Großpilze aus der Region zur Auslage. Das heißt natürlich Arten und nicht Einzelfruchtkörper. Ich denke, damit können wir  zufrieden sein. Mehr als zwei arbeitsreiche Wochen liegen nun hinter mir und den Pilzfreundinnen und Freunden der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Und es war knapp, denn der Regen Mitte September kam gerade noch rechtzeitig und war ergiebig genug, um die Frischpilze endlich teils im Überfluss aus dem Wald – und Wiesenboden zu locken. Das betrifft sowohl die Speisepilze für unseren Imbiss, wie auch die Ausstellungsexponate.

Besonders auch die Täublinge sorgten für eine bunte Vielfalt auf den grünen Moosflächen. Hier sehen wir den extrem scharf schmeckenden Zedernholz – Täubling (Russula badia), der dem essbaren Roten Heringstäubling sehr ähnlich sieht. Daher im Zweifel immer vorher etwas von den Lamellen kosten.

Viel Farbe bringt auch der Pilz des Jahres 2022, der Rote Fliegenpilz, in die Ausstellung ein.

Der Wachstumsschub hat sich allgemein herum gesprochen und viele Pilzsucherinnen und Sucher in heimische Wälder gelockt. Immer wieder kommen Menschen voller Begeisterung in das Info – Zentrum und können den Pilzreichtum, den sie gesehen haben, kaum fassen. Steinpilze werden von manchen fast bis zum Bandscheiben – Vorfall eingesammelt. Aber immer noch gibt es Waldbereiche oder auch Wälder, die sich recht bedeckt halten. Hier dürfte es in den nächsten Tagen oder Wochen noch richtig los gehen. Sehr schön, dass es differenziert ist, so haben wir länger die Chancen auf gute Erfolge. Das Wetter spielt auch mit. Am Wochenende hat es überall geregnet und nun wird es sogar noch warm. Auch der Mittelfristtrend von heute Abend sieht pilzfreundliche Verhältnis bis zur Monatsmitte. Überwiegend eine milde West – bis Südwestlage mit Sonne, aber auch Regenfronten. Nachtfrost ist höchstens weit im Binnenland kurzeitig mal am Boden möglich. Weniger in M-V, als über Mittel- oder Süddeutschland.

Das war unsere 29. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar. 292 Pilzarten waren in Augenschein zu nehmen.

Wir bedanken uns auch bei den Medien für entsprechende Hinweise auf unsere Pilzschau. So beispielsweise beim NDR 1 Radio M-V, der Ostsee – Zeitung und der Schweriner Volkszeitung!

Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist der gefährlichste Giftpilz. Die meisten Todesfälle durch Pilzvergiftung gehen auf sein Konto. Das scheint jedoch für einige Tiere des Waldes nicht zuzutreffen, wie man sieht.

Dienstag, 04. Oktober – Heute morgen hatte ich Termin mit der Schule am Rietberg in Steinhausen – Neuburg. Seit vielen Jahren steht hier im Herbst mit den Schülern der vierten Klassen eine Pilzwanderung auf dem Stundenplan. In diesem Jahr sind es wieder 2 vierte Klassen und heute war die erste von ihnen an der Reihe. Nach kurzer Begrüßung starteten wir in die Ortsnahe Forst Farpen. Den Wallberg hinauf, umrundeten wir den Ort zu Hälfte durch vielseitigen Mischwaldbestand. Es gab allerhand zu entdecken für die Kinder, die in diesem Alter noch voller Begeisterung dabei sind. Schwindlinge, die nach Knoblauch riechen, Rüblinge, die Freunde des Waldes sind. Rötelritterlinge, die nach Veilchenwurzel duften und andere, fast unwirklich grüne, die einen intensiven Anis – Duft ab gaben, sowie ein Schnitzling, der nach frischen Gurken roch. Milchlinge, die teils einen scharfen Saft absonderten, der die Zunge fast taub machte. Die Kinder waren mit allen Sinnen dabei. Es gab gelb anlaufende Gift – Champignons und grünhütige Knollenblätterpilze, die gefährlichsten überhaupt! Natürlich stellte ich letzteren ausführlich vor.

Auch diese Pilze, aus zwei verschiedenen Gattungen, können in entsprechender Menge potenziell töten. Die beiden Schirmlinge (Lepiota spec.) sind zumindest verdächtig Knollenblätterpilze – Gifte zu enthalten. Bei mittigem Gift – Häubling (Galerina marginata) ist dieses sicher.

Die Sammelbehältnisse der Schüler füllen sich allmählich.

Nach der Schulspeisung folgte noch eine Unterrichtsstunde im Klassenzimmer. Die Schülerinnen und Schüler breiteten ihre Pilze auf den Tischen aus, und wir besprachen nochmals die Fundstücke. Essbare Pilze durften auch mit nach Hause genommen werden. Am Nachmittag öffnete ich das Info – Zentrum zur regulären Sprechzeit und am Abend fuhr ich noch zu einem Lokaltermin nach Tollow. Einem kleinen, verträumten Ort, in hügeliger Wiesen und Waldlandschaft, unweit des Züsower Forstes. Auf der grundstückseigenen Wiese wuchsen verschiedene Pilzarten, die ich begutachten sollte: Wiesen – Champignons, Nelkenschwindlinge, Glimmer- und Schopftintlinge waren es. Nun, es ist nicht unbedingt üblich, dass ich hinaus in die Weltgeschichte fahre, um eine Beratung durchzuführen. Aber es bot sich an, da mir im nahen Neukloster noch ein Korb voller Steinpilze übergeben werden sollte. Die landeten schließlich zusammen mit noch wunderbar frischen und knackigen Herrenpilzen aus dem Kühlschrank, die noch von unserem Auswechselmaterial zur Großpilzausstellung übrig geblieben waren, auf dem Trockner. So erfüllt sich während des Schreibens dieser Zeilen das Info – Zentrum mit dem wunderbaren Duft trocknender Steinpilze.

Und in der Vorbereitung auf unsere Wanderung wurde aufgepasst. Die Pantherpilze wurden von den Mädchen auf der Stelle und auf den ersten Blick erkannt. Sie wussten Bescheid, um diesen stark giftigen Knollenblätterpilz. 04.10.2022 in der Forst Farpen. 

Der Pilz des Jahres 2022 ist auch im Paradies zuhause. Standortbild am 5.10.2022.

Mittwoch, 05. Oktober – Da keine Anmeldungen vorlagen, habe ich heute meine eigene Veranstaltung geschwänzt. Im Zuge der Mittwochsexkursionen wäre der letzte Quadrant des MTB Mestlin an der Reihe gewesen. Nicht das ich nicht im Kartierungsgebiet gewesen wäre, aber anstatt einer Inventur der Natur im entsprechenden Quadranten, legte ich heute den Fokus auf Fresspilze, vornehmer ausgedrückt, auf Speisepilze für den Trockner und den Tiefkühlschrank. Die kürzlich erst gesammelten Speisepilze gingen mehrheitlich am Wochenende unter die Leute. Der Gefrierschrank ist also fast schon wieder leer. So stehen inzwischen noch zwei Mittwochsexkursion im Messtischblatt Mestlin aus, die ich in den kommenden Wochen versuchen werde nachzuholen.

Die Roten Fliegenpilze (Amanita muscaria) schieben ganz frisch im Paradies am 05. Oktober 2022.

Da waren natürlich auch die Steinpilze (Boletus edulis) nicht fern. Standortfoto im Paradies am 05.10.2022.

So besuchte ich heute zunächst das Hegholz und das Paradies. Teils in den letzten Jahren stark ausgelichtete Altbuchenbereiche. Hier waren einige Steinpilze für das Dörrgerät im Angebot. Anschließend fuhr ich in Richtung Mestlin. Ich besuchte das Große Holz, welches kürzlich regulär zur Mittwochsexkursion angesagt war. Damals gab es kaum Frischpilze, heute war es selbstredend eine ganz andere Geschichte. Hier fand ein Schopf – Tintlings – Stockschwämmchen – Aspekt statt. Die Waldwege waren garniert mit unzähligen der schnell in Autolyse übergehenden Spargelpilze. Diese zarten Speisepilze waren für meine Zwecke jedoch ungeeignet und ich stürzte ich mich auf die üppig mit Stockschwämmchen besetzten Buchenstubben. Es kamen einige Kilo dieser vorzüglichen Gourmet – Pilze zusammen. Nebenbei auch noch einige Steinpilze, aber ansonsten war das Angebot an hochwertigen Speisepilzen eher begrenzt.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) heute in großen Mengen und in hervorragender Qualität im Großen Holz bei Mestlin.

Schließlich interessierte es mich, was in den sandigen Kiefernforsten der Schwinzer Heide so los ist. Ich spekulierte auf Maronen – Röhrlinge. Das Fazit war aber ernüchternd. Es gibt sie natürlich, aber zumindest in dem Bereich, in dem ich heute unterwegs war, eher in bescheidenen Mengen. Ich denke, hier sollten im Laufe der kommenden Wochen noch Reserven mobilisiert werden. Das war noch nix!

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) heute in der Schwinzer Heide.

Inmitten zahlreicher Fliegenpilze wuchsen auch diese rothütigen Gesellen. Buchen – Speitäubling (Russula mairei). Zum Speien scharf! 05.10.2022 im Paradies.

Donnerstag, 06. Oktober – Die Pilzberatung läuft derzeit auf Hochtouren. Die Ratsuchenden geben sich fast die Türklinke in die Hand, jedenfalls sinnbildlich geschrieben. Die Eingangstür ist nämlich offen. Ganz überwiegend waren es heute wieder die leicht giftigen Karbol – Champignons, die für lange Gesichter sorgten. Diese werden meist aus Zufall entdeckt oder sie wachsen plötzlich im eigenen Garten oder auf dem Grundstück. Aber auch echte Pilzsucherinnen und Sucher waren durchaus erfolgreich. So musste ich beispielsweise einen großen Korb voller Röhrlinge durchsehen, um eine mögliche, bittere Überraschung, auszuschließen. Eigentlich sollte ich nur kurz einen Blick rauf werfen, aber sicher ist sicher und die glückliche Finderin war am Ende froh, dass ich darauf bestand, das gesamte Röhrlings – Sammelgut in Augenschein zu nehmen. Es waren ganz überwiegend Maronen – Röhrlinge und Steinpilze. Aber, als hätte ich es geahnt, zwei knackige Gallen – Röhrlinge hatten sich doch eingeschlichen. Das wäre bitter geworden!

Bereits beim letzten Besuch im Paradies vor gut zwei Wochen fand ich an gleicher Stelle unter Buchen und Lärchen diese Wachsblättler. Ich vermutete zunächst den Wiesen – Ellerling. Angesichts des Standortes bin ich mit meiner Bestimmung nicht glücklich. Wahrscheinlicher ist der ähnliche Waldschneckling (Hygrophorus nemorensis), um den es sich hier wohl handeln dürfte. Ein sehr schöner Fund auf jedem Fall. Standortfoto am 05.10.2022.

Wald – Schneckling (Hygrophorus nemorensis).

Wie der Zufall es wollte, ich hatte gerade Urlauber aus Süddeutschland zu Gast, die vor einigen Jahren schon mal auf einer Pilzwanderung dabei waren. Einer von ihnen, daran konnte ich mich noch erinnern, schmeckt die ziemlich extremen Bitterstoffe des Gallen – Röhrlings nicht heraus. Wir testeten es auf der damaligen Wanderung und auch heute wieder. Die Sammlerin musste nach einer Kostprobe auf die Straße gehen und diese dort ausspucken. Besagter Urlauber schmeckte keine Bitterkeit. Im Prinzip könnte er diesen übel schmeckenden Burschen essen, aber ich denke, nach der Zubereitung dürfte das Aroma noch intensiver rüber kommen. Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee wäre.

Nicht nur weil er eine Augenweide darstellt, auch weil er der Pilz des Jahres 2022 ist, hier nochmals der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) am 05. Oktober 2022 im Paradies am Standort aufgenommen.

Und noch ein Hinweis in eigener Sache. Vom 21. – 23. Oktober 2022 soll unser diesjähriges Herbstseminar zum Thema Großpilze im Warnowtal bei Karnin stattfinden. Dafür habe ich das Haus der Natur gebucht. Im Frühling waren wir schon einmal hier zu Gast. Die Örtlichkeit liegt ruhig und Idyllisch im tief eingeschnittenen Durchbruchstal der Warnow. Wir haben das Haus also ganz für uns allein, müssen uns aber selbst verpflegen. Küche ist vorhanden und reichlich Wald auch. Wer Lust hat ein Pilzwochenende in Mecklenburg zu verbringen, kann sich gerne noch anmelden und im Haus der Natur einbuchen. Auch Pensionen in der Nähe wären als Unterkunft denkbar, denn es sind dort meist Mehrbettzimmer auf dem Niveau einer Jugendherberge vorhanden. Ich habe den Anmeldeschluss auf den 15. Oktober 2022 festgelegt. Sie unter Termine!

Sind es letzte Lungenseitlinge des Sommers oder schon erste Austernseitlinge des Winters? Wie dem auch sei, ein wunderschönes Stimmungsfoto des goldenen Oktobers ist es allemal. Am 05.10.2022 im Paradies aufgenommen.

Der Oktober ist der Monat vieler Stubbenpilze. Hier sind es die an alten Eichen – Stümpfen häufigen Gefleckten Helmlinge (Mycena maculata). Ohne Speisewert. Heute in der Haushalt Forst abgelichtet.

Freitag, 07. Oktober – Eine individuell gebuchte Pilzwanderung stand heute in meinem Termin – Planer. Die Wanderung war ein Geburtstagsgeschenk an eine junge, pilzbegeisterte Frau. Eltern und Bekannte begleiteten sie. Ziel sollte ein Waldgebiet zwischen Schwerin und Wismar sein. Ich suchte die Haushalt Forst zwischen Zickhusen und Drispeth aus. Das Waldgebiet gehört zu unseren artenreichsten Buchenwäldern und ist besonders bei Raritäten – Freunde zum Pilgerort geworden. Nun, diesbezüglich sah es leider, wie erwartet, trübe aus. Überhaupt ein für dieses Revier sehr dürftiges Angebot. Aber das war ohnehin nicht unbedingt das Ziel der heutigen Wanderung. Vielmehr ging es um Speisepilze und vielleicht einige neue dazu kennen zu lernen.

Gleich zu Beginn ein besonders mastiges Exemplar des Schwarzblauenden Röhrlings (Cyanoboletus pulverulentus). Ein an sich essbarer Röhrling, der aber Dimethylarsinsäure enthalten soll. Eine arsenhaltige Substanz, die im Vietnamkrieg zum Abtöten von Maisfeldern unter der Bezeichnung „Agend Blue“ eingesetzt wurde. Daher wird empfohlen, nicht mehr als 90g des Pilzes im Jahr zu verzehren. Dieses Exemplar wog 230g! 07.10.2022 in der Haushalt Forst.

Gift – Häubling (Galerina marginata). Enthält Knollenblätterpilz – Gifte und kann in größerer Stückzahl tödlich wirken. Lebensgefahr soll ab 100 – 150g Gifthäublinge bestehen. Das wäre schon eine ansehnliche Menge dieser Leichtgewichte! 07. Oktober 2022 in der Haushalt Forst.

So konnte das Wissen über Stockschwämmchen und seinem stark giftigen Gegenspieler, dem Gifthäubling, vertieft werden. Beide Arten konnten gegenüber gestellt werden. Es ging um das Erkennen der verschiedenen Hallimasch – Arten und dessen Abgrenzung zu ähnlichen Schüpplingen, wie dem Pinsel – Schüppling. Die Unterschiede zwischen essbaren Lacktrichterlingen und ähnlichen, leicht giftigen Rettich – Helmlingen konnten heraus gearbeitet werden. Auch der deutliche Unterschied zwischen dem sehr leckeren Rosablättrigen Helmling und dem giftigen Rosa – Helmling war Thema der heutigen Wanderung. Ansonsten füllten Klassiker wie Steinpilze und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge die Körbe. Rotfuß – Röhrlinge, sowohl das Derbe, wie auch das Gemeine, fungierten über weite Strecken als Bodendecker. So waren die Körbe zum Ende gut gefüllt und alle waren zufrieden, außer ich, der sich doch ein wenig mehr Vielfalt gewünscht hätte. Das windige Wetter der letzten Tage hat allerdings bereits an vielen Frischpilzen seine Spuren hinterlassen. Auch gab es in der Haushalt – Forst Bereiche, die nur wenige Frischpilze enthielten. Es ist immer noch differenziert. Von Himmel hoch jubelnd bis traurig betrübt.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) in Gesellschaft mit Langstieligen Knoblauch – Schwindlingen in der Haushaltforst am 07.10.2022. Ausgezeichneter Speisepilz, aber gut Erhitzen!

Ein Steinpilz (Boletus edulis), wie man sich ihn wünscht. Gefunden von Catrin heute in den Seetannen bei Dabel.

Sonnabend, 08. Oktober – Nach einer etwas längeren Pause stand heute wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Ziel waren die Forste bei Dabel. Geplant waren eigentlich die Kukuksbuchen. Durch einen Fahrfehler meinerseits, landeten wir jedoch in den nahen Seetannen, in denen wir im Sommer schon einmal unterwegs waren. Damals gab es bis auf wenige Täublinge kaum weitere Frischpilze. Grund war nicht nur die relativ frühe Jahreszeit, sondern vielmehr die Trockenheit. Heute  befanden wir uns nicht nur in der Hauptsaison, es ist nun glücklicherweise auch feuchter geworden und seit Ende September läuft auch die Pilzsaison im westlichen Mecklenburg auf Hochtouren. Die Seetannen sind ein Mischwaldrevier mit Nadelholz – Dominanz. Kiefern und Fichten, aber es gibt natürlich auch Laubholz, vor allem Buchen, Eichen und Birken.

Die essbaren Buckel – Täublinge (Russula caerulea) finden sich ausschließlich unter Kiefern auf sandigem Untergrund. 08.10.2022 in den Seetannen.

Die Artenvielfalt war zwar nicht überbordend, so wie anderswo auch, aber Frischpilze, vor allem Röhrlinge, gab es in größeren Mengen. So füllten sich, neben lehrreichen Erläuterungen der drei anwesenden Pilzsachverständigen aus Renzow, Hamburg und Wismar, die Körbe der meisten Teilnehmer nicht nur mit volkstümlichen Klassikern wie Rotfuß – Röhrlingen, Maronen, Sandpilzen, Steinpilzen und Krausen Glucken, sondern auch mit Perlpilzen, Scheidenstreiflingen, Riesenschirmpilzen, essbaren Täublingen und manchem mehr. Mit gut 25 Teilnehmern war die Wanderung heute sehr gut besucht.

So manch ein Sammlerkorb war heute gut gefüllt.

Das Wetter war nahezu ideal, bevor am Nachmittag, nach Beendigung der Lehrwanderung, auch mal kräftige Regengüsse, teils mit Blitz und Donner durchzogen. In Sternberg schüttete es kurzzeitig wie aus Kübeln. In Wismar fand ich allerdings nur 1,5 Liter in meinem Messbecher. Die Witterung in der Mittelfrist soll pilzfreundlich weiter gehen. Wir verbleiben weiterhin in einer südwestlichen Anströmung und daher in recht milden Luftmassen. Erst zum kommenden Wochenende könnte es ungemütlicher mit Regenfällen und Wind werden. Ein Kaltlufteinbruch ist jedoch nicht auszumachen.

Im Anschluss an die öffentliche Führung war ich mit Catrin und Martin aus Hamburg noch an einem Sonderstandort bei Sternberg. Dort fanden wir u. a. auch diese recht seltenen Stink – Champignons (Agaricus impudicus). Den Geruch empfand ich eher als angenehm – würzig. Es gibt nahezu geruchlose Formen, wie auch solche, die einen stechenden Geruch haben sollen, der an den Stink – Schirmling erinnern soll. Essbar.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) in der Schlemminer Forst am Standort fotografiert. 09.10.2022.

Sonntag, 09. Oktober – Mit  der Gemeinschaft Leben in Bützow war ich heute im Rahmen einer individuellen Wanderung am Fernsehturm Schlemmin verabredet. Bei goldenem Oktoberwetter vom feinsten, durchstreiften wir einen kleinen Bereich der Schlemminer Staatsforst auf der Suche nach Speisepilzen, aber vor allem auch, um Wissen über Speisepilze zu vermitteln, die im allgemeinen von vielen Pilzsucherinnen und Suchern stehen gelassen werden. Im Anschluss der Wanderung sollten die gesammelten Werke in Gemeinschaft zubereitet und verzehrt werden.

Hier kann man vor Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) kaum treten.

An diesem Steinpilz (Boletus edulis) hat schon jemand vorgekostet. 09.10.2022 in der Schlemminer Staatsforst am Standort.

Unter fachkundiger Führung wanderten nun Pilze in die Sammelbehältnisse, die sonst sicher nicht für eine besonders bunte Mischung gesorgt hätten. Gleich zu Beginn stellte ich das Stockschwämmchen vor. Niemand hätte gedacht, das diese Stubbenpilze zu den leckersten gehören, die unsere Wälder zu bieten haben. Sogleich etliche Büschel des Hallimasch. Auch dieser Holzbewohner war eigentlich nur vom Namen her ein Begriff. Dazwischen Violette Rötel – Ritterlinge. Erstaunen, dass auch dieser ein Speisepilz sein soll, trotzt seiner markanten Färbung und den Lamellen unter dem Hut. Derweil wurden natürlich allerhand im Überfluss stehende Rotfuß – Röhrlinge eingesammelt, die meist für Maronen gehalten wurden. Richtig kriminell wurde es, als wir  Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen begegneten. Aus der Gruppe heraus wurde eindringlich vor diesem Pilz, der Satanspilz genannt wurde, gewarnt. Ungläubiges Staunen, als ich erklärte, dass dieser so giftig aussehende Pilz einer unserer besten Speisepilze sein soll. Keinem der Teilnehmer wäre jemals in den Sinn gekommen, so ein buntes Zeug, dass zudem noch so intensiv blau anläuft, in den Korb zu legen, geschweige denn auf den Teller zu bringen.

So unterschiedlich können Hallimasch aussehen. Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) und eine braunhütige Art dieser Gattung links im Bild. Oben links sehen wir einen Buchenmilchling. 09.10.2022 in der Schlemminer Staatsforst.

Als dann die erste Gruppe von Steinpilzen auftauchte, war natürlich Begeisterung angesagt. Ein weiterer, sehr guter und wichtiger Speisepilze war der Frauen – Täubling. Ich stellte den Perlpilz vor und die leicht giftigen Gelben Knollenblätterpilze. Zwischen ihnen dann aber ein deutlich grünhütiges Exemplar, über das besonders ich hoch erfreut war. Ein Grüner Knollenblätterpilz! Der wurde natürlich ganz besonders gewürdigt und vorgestellt.

Ein buntes Sammelsurium ist zusammen gekommen.

Nach dem wir uns verabschiedet hatten, sammelte ich noch Hallimasch zum Einfrieren für einen zukünftigen Pilz – Imbiss ein. Ich wollte gerade nach Wismar fahren, als mich Catrin von zu Hause anrief. Sie wohnt gleich um die Ecke und sie fragte mich, ob ich noch weiteren Hallimasch gebrauchen könnte. Auch Steinpilze und Flockenstielige Hexenröhrlinge zum Trocknen hätte sie noch im Angebot. Natürlich, nehme ich dir gerne ab und so trafen wir uns auf dem Parkplatz am Fernsehturm. Ich bedanke mich ganz herzlich! So habe ich wieder bis in die Nacht hinein zu tun, die gesammelten Werke zu verarbeiten.

Familie Steinpilz (Boletus edulis) von Catrin aufgespürt, standortversetzt in der Schlemminer Staatsforst fotografiert. 09.Oktober 2022.

Kompakt und mastig wie ein Dickröhrling, kommt diese Marone (Xerocomus badius) daher. Der unkundige Pilzsammler würde denken, einen Steinpilz gefunden zu haben. 08.10.2022 in den Seetannen.

Montag, 10. Oktober – Volles Programm auch an diesem Montag wieder in der Pilzberatungsstelle in Wismar.  Die Hochsaison läuft weiterhin auf vollen Touren. Allerdings geht der Trend allmählich weg von den giftigen Karbol – Champignons, hin zu gesammelten Waldpilzen. Während die Karbol – Champignons auf Zufallsfunde oder plötzlichen Auftretens in Gärten oder auf Grundstücken beruhen, ist nun gezieltes Pilze Suchen in Wald und Flur und die damit verbundenen Unsicherheiten der Anlass eine Pilzberatung in Anspruch zu nehmen. Das heißt aber nicht, dass diese Egerlinge nicht mehr vorgelegt werden. Es sind nun meist aber bereits ältere Semester und weniger junge Pilze. Das verdeutlicht das Abflauen des heftigsten Wachstumsschubes dieses Jahres. Insbesondere von Champignons und den obligatorischen Röhrlingen, insbesondere Schmierröhrlingen und Steinpilzen. Für den Mondtheoretiker ohnehin klar. Wir hatten gestern Vollmond. Er nimmt nun wieder ab und mit ihm auch das Pilzwachstum, so ihre Theorie. Das allgemeine Pilzaufkommen wird sich dessen unbeeindruckt zeigen.

Der Sparrige Schüppling (Pholiota squarrosa) wird gerne mit dem Hallimasch verwechselt. Das ist aber unproblematisch, denn der Pilz ist nicht giftig. Kann sogar gegessen werden, erreicht aber geschmacklich nicht die Qualitäten des Hallimasch. Standortfoto am 08.10.2022 in den Seetannen.

Der Vollmond heute im morgendlichen Dunst am westlichen Horizont aufgenommen.

Es wird auch in den nächsten Tagen und Wochen viele Pilze in Wald und Flur gegen. Nur dass sich die Artenzusammensetzung allmählich mehr und mehr in Richtung Spätherbst ausrichtet. Immer dominanter werden nun Hallimasch, Rötelritterlinge, Nebelkappen und Arten, die es kühler mögen, so wie die wunderbaren Rauchblättrigen Schwefelköpfe. Auch das Heer der echten Ritterlinge wird zulegen und auch Milchlinge lieben den späteren Herbst. Allen voran die delikaten Edel – Reizker. Ohne Unterlass bilden derzeit aber die Herbst – Rotfüße in trauter Eintracht mit den Gemeinen Rotfüßchen Massenbestände in Laub- und Nadelwäldern aus. Auch Maronen – Röhrlinge könnten noch stärker zulegen.

Etwas ungewöhnlich zoniert zeigte sich am Sonnabend dieser hervorragende Würzpilz in den Seetannen. Bruch – Reizker oder Maggipilz (Lactarius helvus). Als selbstständiges Pilzgericht kann er giftig wirken!

Ob die Kälte liebenden Arten wir Frost – Schnecklinge bereits Lust auf Wachsen haben, gilt zu beobachten. Die mittelfristige Wetterentwicklung sollte ihnen nicht gerade entgegen kommen. Es bleibt mild und in der nächsten Woche könnte sogar der Spätsommer noch einmal ein Gastspiel liefern. Die Südwestströmung soll immer mehr auf steilen und sehr warme Subtropikluft könnte Deutschland fluten. Glaubt man der Mond – Theorie, kann dann vielleicht zum nächsten Neumond, ab 25. Oktober, nochmals ein Schub von Champignons und Steinpilzen aus dem Boden gekitzelt werden. Gerade Steinpilze haben an manchen Standorten, die bis jetzt noch zu trocken waren, ein gewisses Potenzial. Ob es genutzt wird, bleibt abzuwarten.

Dieses schöne Bild von unserer Tagebuchleserin und Naturfreundin Renate Blaudszun aus dem Süden Deutschlands möchte ich den Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten. Sie hat es Stiefelchen genannt. Damit hat sie eine neue Spezies entdeckt oder soll es doch nur der Dreieckige Filzporling (Onnia triqueter) sein? Eine weitere, weniger spektakuläre Art findet sich auf den Kiefernnadeln (schwarze Flecke). Die Kiefernnadel – Spaltlippe (Lophodermium pinastri).

Die ersten Graublättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides) der Saison waren das für mich heute. Der Nadelholz – Bewohner zählt zu den wohlschmeckendsten Speisepilzen. 11.10.2022 im Wald bei Grebbin.

Dienstag, 11. Oktober – Dienstag und Freitag ist bei mir immer etwas Haushalt angesagt. Wäsche in die Maschine, eine CD eingeordnet in meine sehr umfangreiche Sammlung, etwas Bad reinigen und dann aber los. Kurz in das Info – Zentrum, Korb und vorbereitete Exkursionstasche geschnappt und ab auf den Leichtkraftroller. Ich musste mich sputen, denn es war bereits halb 10 und um 14.00 Uhr sollte ich wegen regulärer Sprechzeiten, zu der sich bereits Ratsuchende angemeldet haben, wieder im Steinpilz – Wismar sein. Ich hatte ein ehrgeiziges Ziel, denn ich wollte heute noch schnell eine der noch ausstehenden Mittwochsexkursionen im Messtischblatt Mestlin nachholen. Im MTB 2437/3 findet sich nur wenig Wald. Zwei kleine Reviere nur. Ich wählte eines bei Grebbin aus. In Grebbin entspringt übrigens ein Fluss, der bei Warnemünde als breiter Strom in die Ostsee mündet. Die Warnow, versteht sich. Aber das nur am Rande.

Der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) ist eher etwas für das Auge. Obwohl er essbar ist, soll im kulinarischen Sinne mit ihm kein Staat zu machen sein. Standortfoto am 11.10.2022 im Wald bei Grebbin.

Ich war gegen 11.00 Uhr dort und hatte nur wenig Zeit, denn gegen 12.30 Uhr sollte ich wieder aufbrechen. Das nur wenige ha große Waldgebiet stellt um diese Jahreszeit für ein solches Unterfangen in so kurzer Zeit trotz dem eine Herausforderung dar, denn Pilze überdeckten den gesamten Waldboden. Mit fotografieren und notieren dauert es doch etwas und die Zeit lief mir davon. Immerhin schaffte ich gut 50 Arten, welches um diese Jahreszeit keine sonderlich große Leistung ist. Fichtenforst, etwas krautreicher Kiefernwald und Buchenbestand mit einer schönen Sonnenkannte. Derbe Rotfüßchen in Massen, Täublinge und viele frische und mastige Perlpilze waren hier neben Kahlen Kremplingen und Gelben Knollenblätterpilzen dominant. Die Steinpilze waren hier wohl schon durch oder werden etwas später starten. Aber vielleicht geht in dieses Wäldchen auch mal der eine oder andere Anwohner nach dem Rechten schauen.

Recht kräftige, schuppige Mürblinge, mit süßlichem Geruch, an einem Fichtenstubben im Wald bei Grebbin.

Bemerkenswert waren für mich heute die ersten, herrlichen Graublättrigen Schwefelköpfe an Fichtenstubben und eine Pilzart, die seit meiner Jugend auf meiner Wunschliste stand. Das ich sie je einmal zu Gesicht bekommen werde, die Hoffnung hatte ich schon lange begraben, obwohl ich immer wieder mal an den Pilz dachte. Neben den Schwefelköpfen ein Büschel ungewöhnlich aussehender, mir fremd erscheinender Pilze. Ich löste ein Exemplar vorsichtig aus dem Verband und sofort war mir klar, dass es sich um einen Mürbling handelte. Wie üblich und reflexartig mal drann riechen. Ein starker, süßlicher Duft (ähnlich Hebeloma sacchariolens) schien die Bestimmung leicht und für mich eindeutig zu machen. Ich notierte Psathyrella suavissima, den Süßriechenden Mürbling, den ich vor etlichen Jahren schon einmal fand. Eine sehr seltene Art! Ich war glücklich und der lange Anfahrtsweg, mit kurzer Exkursionszeit, hat sich für mich gelohnt.

Auf Grund des Geruches hielt ich die Pilze zunächst für sehr seltene Süßriechende Mürblinge.

Am Abend wertete ich die Bilder aus und musste meine Bestimmung noch am Fundmaterial nachprüfen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass ich auf dem Holzweg war. Es gibt noch einen weiteren Mürbling, der diesen süßlichen Duft absondern kann. Die Betonung liegt auf kann, denn im allgemeinen kommt der Verdächtige eher geruchlos daher oder soll gasartig riechen. Die Informationen entnahm ich dem Pilzkompendium von Erhard Ludwig, Bd. 2. Er zeigt hier auch eine Kollektion, die diesen typischen Duft aufgewiesen haben soll. Ich verglich sogfältig und kam zu dem Entschluss, es kann sich nur um das Medusenhaupt handeln. Meine Freude darüber kann ich kaum in Worte fassen. Ein Leben lang wünscht man sich, diesem Pilz einmal zu begegnen und dann erkennt man ihn noch nicht einmal im Feld! Schuld war der starke süßliche Duft, den ich so nur beim Süßriechenden Mürbling verortet hätte. Das aber das Medusenhaupt auch so duften kann, hatte ich nicht auf dem Sender. Man lernt nie aus!

Medusenhaupt (Psathyrella caput – medusae). Ein Traum ging in Erfüllung! Der Pilz soll ausschließlich an Fichte vorkommen und ist eher montan oder nordisch verbreitet. Im Norden Deutschlands allerdings nur sehr wenige Nachweise. In den Mittelgebirgen etwas häufiger. Kein Speisepilz.

Eschen – Sterben auch im Tarnewitzer Urwald. Holzkohlenpilze und Hallimasch machen sich über die Baumleichen her.

Mittwoch, 12. Oktober – Heute stand wieder eine reguläre Mittwochsexkursion auf dem Programm. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2033 = Boltenhagen. Bereits im letzten Jahr war diese Topographische Karte schon einmal mittwochs an der Reihe. Damals jedoch im Frühling. Heute ging es in den ersten Quadranten. Der Tarnewitzer Urwald zieht sich von Klütz/Boltenhagen bis Eulenkrug und verlängert sich noch etwas in südöstlicher Richtung. Schwerer, gehaltvoller Boden herrscht im Klützer Winkel vor. Ich war hier nicht allein unterwegs, sondern hatte wissbegierige Gäste aus Süddeutschland mit dabei. Vater, Mutter und Sohn. So suchten vier Augenpaare nach allem, was im Feld für mich bestimmbar scheint. Zielsetzung waren mindestens 50 Arten. Und diese magische Grenze war nach etwa 3 Stunden erreicht. Genau der Zeitrahmen, den die Urlauber für sich gesetzt hatten. Es wurde aber nicht nur allerhand Pilzkunde von mir vermittelt, auch ein herzhaftes Pilzgericht steht heute Abend in ihrer Ferienwohnung auf dem Tisch. Überwiegend von Hallimasch und zwei mastigen Fahlen Röhrlingen.

Hoffentlich stört der Phenol – Geruch des Fahlen – Röhrlings (Boletus impolitus) im Pilzgericht nicht zu sehr. Er ist eben ein Speisepilz von ganz besonderem Wohlgeschmack. 12.10.2022 im Tarnewitzer Urwald.

Der Top – Fund war heute dieser Bepuderte Holztrichterling (Ossicaulis lignatilis). Er wuchs an totem Buchenholz und meine bisherigen Funde dieses seltenen Holzbewohners kann ich an den Fingern einer Hand ablesen.

Nach der Verabschiedung drehte ich noch weiter meine Runden und füllte dabei auch meinen großen Weidenkorb reichlich mit Hallimasch vom feinsten. Er wandert in den Gefrierschrank. Am Ende kam ich schließlich noch auf 77 Arten. Wir finden im Tarnewitzer Urwald wirklich auch uralte Baumriesen von Rotbuchen, aber auch Hainbuchen, Eichen und Bruchwälder mit Erlen und Eschen. Etwas Fichtenforst ist auch dabei. Das Eschensterben  schreitet auch hier voran und sorgt auch dafür das die hier beheimateten Holzkohlenpilze genug Nahrung vorfinden. Auch der Hallimasch macht sich dankbar über das viele Totholz her. An gestürzten Buchenstämmen leuchten etliche Stachelbärte. Überhaupt verdient dieses Gehölz die Bezeichnung Urwald zu recht. Über weite Strecken wäre hier schon ein Buschmesser angebracht, um sich den Weg zu bahnen. Das Wetter war dazu ein Traum. Viel Sonne und milde Temperaturen und dazu so gut wie kein Wind.

Interessante Wuchsformen beim Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) heute im Tarnewitzer Urwald.

Hallimasch – Straße gestern im Tarnewitzer Urwald. Die mussten natürlich mit.

Donnerstag, 13. Oktober – Am Abend, wenn andere schon längst Feierabend haben, ist es für mich noch lange nicht soweit. Zumindest muss das Tagebuch noch aktualisiert werden. Dass die Konzentration dann meist nicht mehr die Beste ist, versteht sich von selbst. Daher, aber nicht nur, auch meiner wohl altersbedingten Zerstreutheit geschuldet, schleichen sich nicht selten Fehler ein. So auch gestern wieder, bei der wissenschaftlichen Bezeichnung meines Top – Fundes im Tarnewitzer Urwald. Natürlich ist es nicht Ossicaulis lignicola, sondern O. lignatilis. Der aufmerksame Tagebuchleser und natürlich auch die Leserinnen, werden es bemerkt haben. Ich bitte um Verzeihung! Dem echten Mykologen stehen angesichts meiner wissenschaftlichen Bezeichnungen ohnehin die Haare zu Berge, weil ich meist die veralteten Gattungs-, teils auch Artnamen verwende. Nicht weil ich mich nicht darum kümmere, sondern eher deswegen, weil ich keine Lust habe, mich täglich darüber zu informieren, wie die auf meinen Fotos gezeigten Pilzarten heute gerade mal wieder heißen. So wird der Maronen – Röhrling, um ein Beispiel anzuführen, bei mir weiterhin auf Xerocomus badius hören und nicht auf Imleria. Aber ein Mykologe, selbst der versierte Hobby – Mykologe, wird sich ohnehin nicht mit meiner volkstümlichen Pilzkunde beschäftigen. Der arbeitet auf einer höherer Stufe.

Hallimasch ist eine Gattung mit mehreren, teils schwer voneinander zu trennenden Arten. Hier sehen wir die Typus Art, junge Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea). Der unerfahrene Pilzfreund würde dieses Büschel eher für den Dunklen Hallimasch halten, der hätte aber eine deutlich stärkere Beschuppung auf dem Hut.

Honiggelber Hallimasch (Armillaria mellea) vom selben Myzel gestern im Tarnewitzer Urwald. Hier mit typischer Färbung und den spärlichen, fast verschwundenen Hutschüppchen und dem häutigen, abstehenden Ring im oberen Stielbereich.

Die Inanspruchnahme der Pilzberatung hat sich inzwischen wieder auf ein für den Herbst durchschnittliches Niveau eingepegelt. Der große Andrang ist abgeflaut. So tauchte heute auch die Frage auf, was denn mit der großen Pilzschwämme sei, wie die Mundpropaganda es zelebriert und die Medien es verbreitet haben. Man muss doch ganz schön suchen, um eine Mahlzeit zusammen zu bekommen. Ich versuchte es der Ratsuchenden zu erläutern, worauf es in diesem Herbst ankommt und dass es sehr differenziert sein kann. So auch gestern im Tarnewitzer Urwald. In den vielversprechenden Buchenbereichen kaum mal ein Frischpilz. Dafür in den feuchteren Erlen – Eschenbereichen oder im moosigen und ebenfalls etwas feuchteren Fichtenstandort ein ganz anderes Bild. Pilze mitunter als Bodendecker. Die relative Trockenheit an vielen Standorten wird dafür sorgen, dass sich die Saison wohl noch bis in den Winter hinein ziehen wird, falls es nicht zu kalt, zu frostig werden sollte.

Hier sehen wir den Gelbschuppigen Hallimasch (Armillaria bulbosa, neu gallica). 12. Oktober 2022 am Standort im Tarnewitzer Urwald. Alle Hallimasch sind gute Speisepilze, wenn sie hinreichend durchgegart werden.

Leider ist dieses Bild etwas überbelichtet. Aber über ein Wiedersehen mit dem Haselmilchling (Lactarius hortensis) habe ich mich gestern im Tarnewitzer Urwald sehr gefreut. Milch scharf und daher ungenießbar. Immer unter Haselsträuchern.

Wettertechnisch wird es mittelfristig jedoch spannend. Subtropische Spätsommerluft und polare, teils sogar arktische Winterluft, versuchen in der kommenden Woche über Deutschland Fuß zu fassen. Zunächst gewinnt die Warmluft, aber dann könnte es mit den Temperaturen auf Talfahrt gehen. Nach einem warmen Montag, zieht zum Dienstag eine Kaltfront durch und es kühlt bei uns im Nordosten schon mal deutlich ab. Aber noch nichts großes. Zumindest könnte das Bodenfrost – Risiko etwas zunehmen. Zum übernächsten Wochenende wird es aber wirklich spannend. Der Abendlauf des amerikanischen GFS deutet einen massiven Kaltlufteinbruch mit ersten Schneeflocken und knackig kalten Nächten an! Andere Modelle lassen die sehr milden Luftmassen, subtropischen Ursprungs, eher wieder bis zu uns gelangen. Es wird also ein Luftmassengerangel geben und ob der Spätsommer oder der Frühwinter als Sieger hervor geht, steht in den Sternen.

Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Haselmilchling weist der Brennreizker (Lactarius pyrogalus) auf. Er findet sich jedoch meist unter Hainbuche, ist kompakter und seine Milch schmeckt ebenfalls sehr scharf (Name!). 12.10.2022 im Tarnewitzer Urwald.

Wie wenn es die Natur wusste. Angesichts des Nieselregens ließ sie uns gleich zu Beginn einen Schirm entdecken, einen Parasol (Macrolepiota procera).

Freitag, 14. Oktober – Heute Vormittag stand eine individuelle Pilzwanderung in meinem Termin – Planer. Ich traf mich um 09.00 Uhr auf dem Parkplatz Kopenhagener/Stockholmer Straße in Wismar, unweit des Omnibus – Bahnhofes, mit einem kleinen Familienverband, der mich gebucht hatte. Dort, wo auch morgen gegen 08.00 Uhr der Ersttreffpunkt  zur Lehrwanderung durch die Barniner Tannen sein soll. Mit zwei Autos starteten wir in Richtung Warin. Über Graupenmühle und Weiße Krug ging es hinaus, bis in die sandig – sauren Nadelforste zwischen Labenz und Klein Görnow. Die moosigen Reviere mit Kiefern und Fichten in unterschiedlicher Altersstruktur sind bei vielen Pilzsuchern eine gute Adresse. Als ich hier vor knapp vier Wochen Moos für meine Ausstellungsflächen holte, herrschte hier bezüglich Frischpilzen noch tote Hose. Ein völlig anderes Bild offenbarte sich uns heute. Die Hochsaison tobt hier mit aller Macht und Fülle! Frischpilze praktisch als Bodendecker.

Ein schönes Revier aus Sicht des Pilzfreundes. Zwischen älteren Kiefern Jungaufwuchs ausnahmsweise mal nicht von Douglasien, sondern ganz klassisch, von pilzfreundlichen Fichten. Das sehen wir doch gerne!

Da darf der Pilz des Jahres 2022 natürlich auch nicht fehlen.

Helmlinge, Rüblinge, Trichterlinge, Schleierlinge Falsche Pfifferlinge und unzählige Milchlinge. So Rotbraune Milchlinge, Flatter – Milchlinge, Leberbraune Milchlinge, Bruchreizker mit ihrem intensiven Maggi – Duft und an den kalkhaltigen Wegrändern sogar Edel – Reizker. Wulstlinge vor allem in Form der leicht giftigen Gelben Knollenblätterpilze, aber auch essbare Perlpilze. An Stubben vor allem giftige Schwefelköpfe und bittere Flämmlinge. Kahle Kremplinge in größeren Mengen und, und, und… Natürlich auch der Pilz des Jahres in seiner roten und orangegelben Variante. Stellenweise Dunkle Hallimasch in bester Qualität und an volkstümlichen Klassikern Maronen – Röhrlinge praktisch überall und in allen Alterststadien. Mit etwas Glück auch mal ein Steinpilz dazwischen. Schade, dass ich kaum Zeit habe, um diese leckeren Speisepilze für meine Dörrgeräte in größeren Mengen zu sammeln. Einfach zu viele andere Termine. Aber für einen Trockner voll reichte es heute ganz nebenbei, denn auf einer Lehrwanderung muss ich mich schließlich um meine Begleiter kümmern, die nicht nur ihre Körbe füllen möchten, sondern auch etwas dazu lernen wollen.

Und natürlich durfte auch der Steinpilz (Boletus edulis) nicht fehlen. Hier in trauter Eintracht mit Maronen – Röhrlingen (Xerocomus badius).

Der Regen verhalf diesen Maronen – Röhrlingen (Xerocomus badius) zu ganz besonderem Glanz.

Das Wetter war leider nicht ganz optimal. Es regnete zeitweise in unangenehmer Form. Bei milden Temperaturen aber Pilzwetter vom feinsten. Stichwort mild. Es wird in den nächsten Tagen noch milder und vor allem am Montag kann der Nordosten sogar die Wärmehochburg Deutschlands werden. Besonders in Sachsen – Anhalt und Berlin Brandenburg kann es sogar noch einen Sommertrag mit 25 Grad im Schatten geben. Wir an der Küste brauchen mit 20 Grad auch nicht gerade frieren. Danach kühlt es wieder etwas ab. Ob uns die seit Tagen angekündigte Kaltluft erreicht, steht noch nicht fest. Die Modelle haben zurück gerudert und die Zeichen stehen meist weiterhin auf milde Luft aus dem Süden. So kann es statt des massiven Kaltluftvorstoßes, welchen das GFS im gestrigen Abendlauf andeutete, eher nochmals einen kräftigen Warmluftvorstoß aus dem Mittelmeerraum geben. Aber das letzte Wort scheint hier noch nicht gesprochen. Nordöstlich der Elbe ist die Kälte noch nicht ganz vom Tisch!

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) satt heute in der Revier Weiße Krug. Teils dick und mastig wie Steinpilze. 14.10.2022 am Standort.

Mit Steinpilzen (Boletus edulis) brauchte ich zu Kindertagen nicht bei meinen Verwandten in Demen nach Hause kommen. Was der Bauer nicht kennt, frist er nicht! Sie landeten auf dem Misthaufen. 15.10.2022 im Wald Demen/Buerbeck.

Sonnabend, 15. Oktober – Eine öffentliche Lehrwanderung führte heute zurück in meine Kindheit. In den Wald, in dem ich meine ersten Begegnungen mit Pilzen hatte. Zwischen Demen und Buerbeck im Landkreis Ludwigslust – Parchim. Damals wahrscheinlich zum Kreis Schwerin im gleichnamigen Bezirk der DDR gehörig. Ich entsinne mich an gelbe Teppiche mit Eierschwämmen und bunten, großen Pilzen, in deren vertiefter Mitte das Regenwasser stand. Alles Giftpilze wurde mir gesagt und Fußballspielen mit ihnen war angesagt und es hat Laune gemacht! Nun  ja, was weiß ein kleiner Erdenbürger schon, der gerade das Licht der Welt erblickt hat. Heute denke ich, es waren vor allem Täublinge, also keineswegs Giftpilze, und teils sicher sogar essbar. Als Stadtkind konnte ich es damals kaum erwarten, wenn es hieß, wir fahren zur Oma nach Demen. Nächte vorher bekam ich kaum ein Auge zu, so sehr freute ich mich darauf. Später half ich in der Ernte, es wurde geangelt und natürlich in den nahen Wald zum Pilze suchen gegangen. Manchmal auch mit getrübter Freude, wenn meine mit Stolz entdeckten Steinpilze statt in der Bratpfanne, auf dem Misthaufen landeten. Auf den Tisch kamen nur Pfifferlinge, sonst nix!

Und schon gar nicht so eine buntes Zeug wie dieser Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) heute im Wald zwischen Demen und Buerbeck.

So starteten wir heute genau am Familieneigenen Waldgrundstück am Ortsrand von Demen. Genau 1 ha Wald erhielt die Familie Krakow 1946 im Ramen der Bodenreform, welcher auch heute noch in unserem Besitz ist. Überwiegend Kiefernforst. Es fanden sich gut 30 Pilzbegeisterte aus nah und fern am Waldrand in Demen ein und wir brachen bei wunderbar goldenem Oktoberwetter zu einer pilzreichen Wanderung durch die auf sandigem Untergrund stehenden Mischwälder, mit Dominanz von Kiefern und Fichten, auf.

Hallimasch (Armillaria cf.) gab es heute auch auf unserer Wanderung. Die Mengen hielten sich aber in Grenzen. Ganz anders am Schlossgarten in Schwerin. Hier wuchsen sie sogar aus den Zwischenräumern des Straßenpflasters heraus. Foto: Christian Boss.

Das Angebot war recht vielseitig und von einigen Röhrlings – Klassikern wie Rotfüßchen, Marone oder Stein- und Hexen – Röhrlingen, standen beispielsweise Perl- und Pantherpilze im Mittelpunkt des Interesses. Sie konnten heute wirklich in allen Altersstufen und Variationen vorgestellt werden. Vertreter der Riesenschirmpilze waren dabei und einiges mehr. Am Ende der Tour waren die meisten Körbe gut gefüllt. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle an Phillip Müller, der mich tatkräftig unterstützte, denn mit einer so ansehnlichen Zahl an wissbegierigen Pilzfreundinnen und Freunden wäre es sonst doch sehr anspruchsvoll geworden.

Und so sah es auf den Rasenflächen im Park am Schlossgarten in Schwerin aus. Keine Blätter, alles Hallimasch! Dem dürfte nur mit einem Mähdrescher beizukommen sein! Das tolle Bild hat Christian Boss für uns heute aufgenommen.

Marzipan- oder Wohlriechender Schneckling (Hygrophorus agathosmus) am Standort bei Perniek. Essbar.

Im Anschluss an unsere Wanderung fuhr ich noch mit Catrin aus Bützow und Martin aus Hamburg in die Aufforstung am Kiestagebau bei Perniek. Wir steuerten den Sonderstandort mit Kiefern und Fichten an, um vielleicht noch ganz besonders interessante Arten zu finden. Es wuchs auch reichlich, aber nicht so üppig wie beispielsweise im Oktober des letzten Jahres. Es liegt hier an den noch relativ trockenen Kiesböden. Aber dennoch waren beispielsweise die Unmengen von Marzipan – Schnecklingen überwältigend. Immerhin eine Art der Wachsblätter, die eigentlich auf montanen Lagen zu finden ist und bei uns im Flachland nur selten einmal vorkommt. Es gab natürlich auch schöne Edel – Reizker und manches mehr.

Der nach Marzipan duftende Wohlriechende Schneckling (Hygrophorus agathosmus) in seiner weißen Albino – Form. 15.10.2022 am Sonderstandort bei Perniek.

Ein wunderbarer Duft einströmt auch dem essbaren Grünen Anis – Trichterling (Clitocybe odora). 16.10.2022 in den Sehlsdofer Tannen.

Sonntag, 16. Oktober – Eigentlich wäre ich heute wieder ausgebucht gewesen. Eine individuelle Pilzwanderung im Raum Ratzeburg und am Nachmittag mit einem Drehteam von Wismar – tv in den Wald. Corona sei Dank oder Fluch, die individuelle Geschichte musste eben wegen diesem Virus abgesagt werden. Der Vormittag war plötzlich frei. Was fangen wir (ich) mit ihm an. Eine Option wäre gewesen, Phillip Müller auf seiner heutigen Lehrwanderung zu begleiten und etwas zu entlasten, so wie er es bei mir gestern getan hat, oder aber die noch ausstehende Mittwochsexkursion im  vierten und damit letzten Quadranten des MTB Mestlin nachzuholen. Das Wetter war schön und ausgesprochen mild und bis in das Kartierungsgebiet ist es von Wismar aus nicht gerade ein Katzensprung. Da ich immer an frischer Luft mobil auf meinem Zweirad unterwegs bin, fand ich es einfach vernünftig, dieses Wetter auszunutzen. Es wird schon noch früh genug ungemütlich. Außerdem habe ich es nicht gerne, wenn ich noch eine Veranstaltung in der Warteschleife habe.

Diese Grünen Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) habe ich heute zwischen Jesendorf und Neuhof gefunden und fotografiert. Sie sollten später noch für einen Fernsehbeitrag von Bedeutung werden. Nicht diese, sondern ein weiters Vorkommen im Sophienholz.

Stimmungsvoll in Szene gesetzt habe ich diesen Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) heute in den Sehlsdorfer Tannen.

Gedacht und getan, ich fuhr in die Sehlsdorfer Tannen. Vor einigen Jahren schon einmal zu den Mittwochsexkursionen und ebenfalls im Oktober das Ziel. Heute war es dort wesentlich pilzreicher. Frischpilze sozusagen als Bodendecker. Nur die Artenvielfalt ließ etwas zu wünschen übrig. Das relativ kleine Waldgebiet ist von landwirtschaftlichen Nutzflächen umgeben und auf weite Strecken entsprechend mit Nährstoffen angereichert. So ziemlich verkrautet, allen voran mit Him- und Brombeeren. Dort, wo sie nicht so wucherten, dicke saftig grüne Moospolster in den Fichten und Kiefern. Viele Helmlinge, Zapfen – Rüblinge, Kahle Kremplinge und Falsche Pfifferlinge sowie manches mehr. Die vorhandenen Maronen – Röhrlinge größtenteils überständig. Überhaupt hat es hier nicht gereicht, etwas für den Gefrierschrank oder für das Dörrgerät einzusammeln. Aber das war auch nicht das vordergründige Ziel, wäre aber schön gewesen, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu erschlagen. Viel Zeit hatte ich ohnehin nicht und nach knapp 2 Stunden hieß es bereits wieder aufsitzen und zurück nach HWI. Pünktlich um 15.00 Uhr traf ich am verabredeten Treffpunkt am ZOB mit dem Team von Wismar – t-v zusammen. Wir fuhren in einen Stadtnahen Wald, um vor Ort einige Szenen zum Thema Pilze – Sammeln zu drehen.

Junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) in den Sehlsdofer Tannen. Das rechte, stehende Exemplar, ist vom Goldschimmel befallen und etwas deformiert.

Der Pilz des Jahres 2022 heute in den Sehlsdofer Tannen am Standort abgelichtet.

Ich hatte das Sophienholz ausgesucht. So gleich beim Einparken im Wald begrüßte uns der Pilz des Jahres 2022. Genau an einer mir bekannten Steinpilz – Stelle und der Pfeffer – Röhrling war ebenfalls anwesend. Wer fehlte, war jedoch der Chef, also der beliebte Herrenpilz. Macht nichts, dafür ein Prachtkerl von einem Perlpilz für die Fernsehkamera, der von mir fachgerecht geerntet wurde und ich machte auf seine markanten Merkmale aufmerksam. Wenige Meter weiter, der wichtigste Pilz überhaupt, eine Gruppe Grüner Knollenblätterpilze! Welch ein Glück, auch ohne Steinpilz ganz wunderbar. Nun sollte der Korb der Moderatorin schließlich auch noch mit Inhalt gefüllt werden. Herrlichste Stockschwämmchen und reichlich frischer Hallimasch boten sich dafür an. Alles im Umkreis von maximal hundert Metern und alles war im Kasten und der Korb gut und fernsehtauglich gefüllt. Der Beitrag soll von Dienstag bis Freitag in der Sendeschleife von wismar-tv laufen. Ich bin gespannt, was ich mir hier zusammen genuschelt habe.

Eine leckere Hallimasch – Pfanne wird das heute Abend für die Moderatorin von Wismar – tv.

Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) mit Goldschimmel. Beim Sammeln, insbesondere von Filzröhrlingen, sollte man unbedingt darauf achten. keine mit Schimmelansatz mitzunehmen. Die Pilze werden dadurch giftig!

Montag, 17. Oktober – Ich hoffe doch sehr, dass die Hallimasch – Pfanne der Mitarbeiterin von Wismar – tv gut bekommen ist. Bei fachgerechter Zubereitung sollte das auch so sein. Wenn nicht, kann es nach Verzehr von Hallimasch durchaus zu Komplikationen kommen. So bei einer Wismarer Familie heute Morgen. Pünktlich um 09.00 Uhr erwartete mich bereits der Mann der Familie. Er wurde von der Gift – Notrufzentrale in Freiburg an den Steinpilz – Wismar verwiesen. Gestern Abend stand eine üppige Mahlzeit Hallimasch auf der Speisekarte. Im eigenen Garten gesammelt. Nicht angebaut, sondern ganz von selbst an einem alten Obstbaum gewachsen. Die Stiele wurden mit verwertet, obwohl sie strohig und besonders schwer verdaulich sind! Zudem gehe ich davon aus, dass die Pilze möglicherweise nicht lang genug erhitzt worden sind. Trotz allem sollen sie gut geschmeckt haben. Bis heute Morgen, als ihnen schlecht wurde und Erbrechen einsetzte. Die Frau erlitt sogar einen Schwächeanfall. Nun war guter Rat teuer. Noch in die Notaufnahme oder das ganze aussitzen? Wir entschieden uns für letzteres, denn im Garten unter Obstbäumen sind keine hochgiftigen Knollenblätterpilze zu erwarten.

Auch beim Sammeln von leckeren Stockschwämmchen sollte man Obacht walten lassen. Der Gift – Häubling (Galerina marginata) enthält Knollenblätterpilz – Gifte und kann in größerer Anzahl tödlich wirken!

Bedenklich war jedoch die relativ lange Latenzzeit. Diese kann laut Flammer und Horak durchaus eine Spanne von einer viertel bis 24 Stunden betragen! Bei langen Latenzzeiten sollten die Alarmglocken klingeln, da eine Knollenblätterpilzvergiftung nicht ausgeschlossen werden kann. Der Hallimasch gehört in eine Gruppe, die  Pilzindigestionen hervor rufen können. Nicht verursacht durch Giftpilze im engeren Sinn, aber durch Arten, die toxisch unter bestimmten Bedingungen wirken können. Diese Bedingungen sind: Rohgenuss, falsche Zubereitung, verdorbene Speisepilze, Schwerverdaulichkeit, übermäßiger Genuss, individuelle Unverträglichkeiten, Allergie auf Pilzeiweis oder auch Intoleranz gegenüber von Pilzeiweiß. Die Pilzgifte werden beim Kochen oder ausreichendem Erhitzen zerstört. Speisepilze können aber auch durch Zersetzung alter Pilzfruchtkörper, Verunreinigung mit Bakterien, Herbiziden, Pestiziden oder Schwermetallen giftig wirken. Erste Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Bauschmerzen, Brechreiz, Brechdurchfälle, rascher Puls, Angstreaktionen. Eine selten auftretende Sonderform ist akuter Hirntod bei Kindern nach Genuss roher Speisepilze! So zu Lesen im Buch „Giftpilze – Pilzgifte“ der Schweizer Autoren Flammer und Horak.

Gelbschuppiger Hallimasch (Armillaria gallica). Er bevorzugt Laubholz und wächst in lockeren Büscheln und oft auch einzeln, scheinbar aus der Erde heraus.

Hallimasch (Armillaria cf.).

Empfohlen wird bei Hallimasch überbrühen und das Wasser wegschütten. Auch sollen die verschiedenen Hallimasch – Rassen unterschiedlich giftig sein. Der Honniggelbe Hallimasch soll der giftigste unter ihnen sein und um diesen handelte es sich auch bei dem heutigen Geschehen. Auch soll der Giftgehalt des rohen Pilzes je nach Standort schwanken können. Ich friere ja für unsere Pilzsuppen auch im größeren Stil Hallimasch ein. Ich säubere die Pilze ohne Stiel, wasche sie kurz und fülle sie in eine Kochtopf ohne Wasser. Hebe die Pilze dort hinein und füge ein wenig Speiseöl dazu. Dann lasse ich sie mindestens eine halbe Stunden auf mittlerer Hitze köcheln, ohne den Sud weg zu schütten. Es geht mir darum, nicht zu viel Geschmack zu verlieren. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Unbedingt sollte aber eine ausreichende Garzeit von mindesten 20 Minuten eingehalten werden! Übrigens liegt die abführende Wirkung des Hallimasch bereits in seiner Namensgebung, abgeleitet von Heil im A…

Der Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) bevorzugt Nadelholz und wächst meist büschelig. Er duftet nach Camembert und soll der bester aller Hallimasch – Arten sein. Standortfoto am 14. Oktober 2022 im Revier Weiße Krug.

Auch Phillip Müller berichtete mir heute von einer Vergiftung nach Hallimasch – Genuss! Wir wissen nicht, ob die oben genannten Regeln eingehalten wurden, oder ob es sich um individuelle Unverträglichkeiten handelt. Diese können praktisch bei jedem Speisepilz auftreten. Auch bei Steinpilzen oder Pfifferlingen. Ganz besonders aber auch bei Butterpilzen und Körnchen – Röhrlingen. Das hat dazu geführt, dass die beliebten Butterpilze in jüngerer Literatur bereits als giftig geführt werden. Wer also Unverträglichkeiten gegen bestimmte Wildpilze an sich beobachtet, sollte diese zukünftig meiden.

Der Honniggelbe Hallimasch (Armillaria mellea) wächst in großen Bündeln an und um Laubholz. Gerne auch Obstbäume und deren Stubben. Er trägt einen häutigen, abstehenden Ring und soll am giftigsten sein. Nichts desto trotz, mein Lieblings- Hallimasch!

Dienstag, 18. Oktober – Heute war ich nochmals mit einer 4. Klasse im Rahmen des Schulunterrichtes im Wald unterwegs. Selbstverständlich wieder mit Schülern der Schule am Rietberg in Steinhausen – Neuburg. Wie immer waren die Kinder mit voller Begeisterung dabei und sie haben wohl selten in ihrem noch jungen Leben derart viele Pilze gesehen. Hallimasch ohne Ende und haufenweise! Die Körbe und Eimerchen füllten sich in Windeseile. Aber unser Augenmerk lag natürlich auch auf andere Vertreter des Pilzreichs. So wurde, welch ein Glück, auch heute, wie schon vor 14 Tagen auch,  der Grüne Knollenblätterpilz gefunden. Ich rief alle Schüler zusammen und stellte den wichtigsten aller Giftpilze ausführlich vor. Es schloss sich, wie üblich, eine Auswertung der Pilzexkursion im Klassenzimmer an.

Hallimasch erlebt in diesem Herbst einen besonders üppigen Wachstumsschub. Die beiden Schüler einer 4. Klasse aus Steinhausen – Neuburg sind begeistert.

Auch diesen beiden Schülerinnen ist die Freude über ihren Pilzfund ins Gesicht geschrieben.

Wir befinden uns inzwischen in der Aspekt Abfolge eines Pilzjahres bereits im Spätherbst. Dieser wird charakterisiert durch zahlreiche Milchlinge, Ritterlinge, Rötelritterlinge, Trichterlinge und Helmlinge. Röhrlinge und Wulstlinge treten den Rückzug an, werden aber nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. Täublinge dünnen aus, aber einige Arten halten bis zum Winter durch. Typisch für diesen Aspekt sind laut Michael – Hennig – Kreisel folgende Arten: Schmutzbecherling, Staubfüßiger Trichterling, Weicher Trichterling, Winter – Fälbling, Dunkelscheibiger Fälbling, Frost – Schneckling, Marmorierter Rötelritterling, Graukappe, Violetter Rötelritterling, Lilastieliger Rötelritterling, Überhäuteter Helmling, Buchen – Schleimrübling, Orangeroter Kammpilz, Kaffeebrauner Scheintrichterling, Gelbstieliger Muschel – Seitling, Grünling, Schnee – Ritterling und der Graue Erdritterling. Einige Arten, die wir bereits aus dem Frühling kennen, tauchen nun wieder auf: Graublättriger Schwefelkopf, Ziegelroter Schwefelkopf, Zäher Faden – Helmling oder der Fichten – Zapfenrübling. Letzterer erlebt zur Zeit ein fast bodendeckenden Wachstumsschub. In der Fülle anderer und ansehnlicherer Arten geht dieser leckere Winzling fast unter. Im Frühling ist er jedoch sehr willkommen und für ein Pilzsüppchen immer gut.

Unser Pilzfreund Christopher Engelhard befindet sich für einige Wochen in Schweden und lässt ganz herzlich grüßen. Dieses Stimmungsfoto vom Ziegelroten Schwefelkopf (Hypholoma lateritium) hat er in Lappland aufgenommen. Dort ist es schon richtig frisch und die spätherbstlichen Arten sollten sich Pudelwohl fühlen.

Blutroter Weidenscheibenpilz (Cytidia salicina). Von Chris am 15. Oktober 2022 in Lappland fotografiert.

Das Wetter scheint sich allerdings noch nicht bewusst zu sein, dass wir in Richtung Spätherbst gehen. Es hat anderes mit uns vor. Laut GFS und anderer Wettermodelle verbleiben wir den Rest des Monats in einer ausgesprochen milden Südwestströmung, mit der immer wieder subtropische Luftmassen zu uns gelenkt werden. Nur kurzzeitig bekommen wir nordöstlich der Elbe einen Streifschuss kühlerer Polarluft ab. So ist in der übernächsten Nacht verbreitet mit Bodenfrost zu rechen. Es kann stellenweise bis auf minus 4 oder minus 5 Grad am Erdboden kalt werden! Das sollte den Frostschnecklingen gefallen, andere Arten werden es übel nehmen. Aber der kurze Kälteschock wird schnell vergessen sein. Es soll meist 5 – 8 Grad zu warm für die Jahreszeit weitergehen. Der Nachmittagslauf des GFS hatte heute sogar zu Beginn des Novembers noch Werte bis 20 Grad berechnet. Das wird der spätherbstlichen Pilzflora sicher nicht sonderlich gefallen. Vielleicht gibt es ja nochmals einen leichten Schub von Champignon, Steinpilz und Co.?

Und noch ein Foto – Gruß von Chris Engelhardt aus Lappland. Zu sehen ist der elegante Natternstielige Schwefelkopf (Hypholoma marginatum), den wir auch in Mecklenburgischen Kiefernwäldern gelegentlich beobachten dürfen.

Mittwoch, 19. Oktober – Im Bauernregelbuch  „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels fand ich diese Bauernweisheit: „Ist der Oktober um den 18. herum zu warm, so wird der Januar meist sehr kalt“ Weiter heißt es: „Ist der Oktober mild und warm, kommt ein Winter, dass Gott erbarm“.

Geheimnisvolle Lichtstimmung heute an der Wohlenberger Wiek. Düstere Vorahnung auf einen eisigen Winter?

Ob die Vögel es schon spüren können?

Nun, wir werden es erleben, was der kommende Winter für uns bereit hält. Noch ist es nicht soweit. Zunächst schickt sich der diesjährige Oktober an, einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Ja, es besteht sogar die Möglichkeit, das er der Wärmste überhaupt werden könnte. Grund ist die eingefahrene Großwetterlage. Wir bleiben sehr wahrscheinlich mindestens bis zum Monatswechsel auf der Vorderseite eines sich immer wieder regenerierenden und weit nach Süden austrogenden Tiefdrucksystems über dem Ostatlantik und vor den Küsten Westeuropas. Hoher Luftdruck östlich von uns. Dabei werden mit eingelagerten Störungen immer wieder warme Luftmassen subtropischen Ursprungs nach Mitteleuropas geführt. In Spanien war deshalb heute bei 36 Grad nochmals Schwitzen angesagt. Von solchen Temperaturen bleiben wir zu dieser Jahreszeit natürlich verschont. Aber mit Werten zwischen 15 und 20 Grad lässt sich der Oktober durchaus aushalten. Örtlich ist sogar in den wärmsten Regionen Deutschlands noch mal ein Sommertag mit 25 Grad möglich.

Da fühlt sich dann der goldene Oktober richtig gut an. Stimmungen am 19.10.2022 an der Wohlenberger Wiek.

Aber ganz ohne Frischpilze ging es heute dennoch nicht. Hier sehen wir Rißpilze. Möglicherweise den Strohgelben Rißpilz (Inocybe cookei). 19.10.2022 an der Wohlenberger Wiek.

So brauchen wir am kommenden Wochenende, während unseres Pilzwochenendes in Mecklenburg, nicht frieren. Allerdings ist das Wetter nicht ganz beständig. Am Freitag und in der Nacht zum Sonnabend kann es zeitweise mal kräftiger regnen und gewittern. Aber zu unseren Exkursionen sollte es meist trocken bleiben. Trocken war es auch heute zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion. Sie führte mich in den 2. Quadranten des Messtischblattes Boltenhagen = 2033/2. Da das Quadrat zu etwa 90 % mit Ostseewasser gefüllt ist, blieb nicht viel Festland zur Bestandsaufnahme übrig. Am interessantesten wäre es sicher im NSG Tarnewitzer Huk geworden. Leider ist der dortige Wald als Sperrzone ausgewiesen, da wegen langjähriger, militärischer Nutzung, noch mit Gefahren für Leib und Leben zu rechnen sein soll.

Pappel – Ritterling (Tricholoma populinum). Entfernt man die Huthaut, die Bitterstoffe enthält, kann er als ergiebiger Speisepilz genutzt werden. Der Ritterling gilt auch als sogenannter Heil- oder Vitalpilz, da er die Beschwerden von Heuschnupfen – Allergikern lindern soll. 19.10.2022 an der Wohlenberger Wiek.

So blieb nur ein kleines Küstenzipfelchen zwischen dem Campingplatz Beckerwitz und Hohen Wieschendorf, an der Wohlenberger Wiek, übrig. Ein Küstenschutzstreifen von etwa 1 Kilometer Länge. Laubmischwald mit viel Ahorn, aber auch Erlen, Weiden und Pappeln. Ich war gespannt, was der Spätherbst hier für mich bereit halten würde. Kenne ich das Revier doch meist nur aus dem Frühling. Und ich muss schreiben, ich war enttäuscht! Sehr wenige Frischpilze! Keine Streuzersetzer wie Rötel – Ritterlinge oder Trichterlinge, keine Helmlinge oder was sonst noch so zu dieser Jahreszeit zu erwarten wäre. Vielleicht ist es für diese Arten noch zu trocken, da der permanente Seewind die Oberböden immer noch gut abtrocknen kann. Ich finde, im Winter und Frühling ist es hier interessanter! Dafür herrschte sehr schönes Wetter mit tollen Stimmungen am Ostseestrand und im Küstenwald.

Sparrige Schüpplinge (Pholiota squarosa) gab es in großen Büscheln am Fuße alter Laubbäume. Er wird gerne mit dem Hallimasch verwechselt, welcher heute selbstredend auch vertreten war. Auch der Sparrige Schüppling kann nach Überbrühen und ohne Stiele gegessen werden, soll aber nicht den Wohlgeschmack des Hallimasch erreichen. 19.10.2022 im Küstenwald zwischen Beckerwitz und Hohen Wieschendorf.

Donnerstag, 20. OktoberHeute morgen waren die Dächer in Wismar teils mit weißem Reif überzogen. Nicht nur am Erdboden, sondern auch deutlich darüber, gab es den ersten nennenswerten Frost dieses Herbstes. Teils sank die Temperatur in 2 m Höhe bis auf minus 2 Grad. Am Erdboden waren sicher in ungünstigen Lagen bis zu minus 5 Grad dabei. Das dürfte dort so mancher Frischpilz nicht überlebt haben und matschig zusammen gesackt sein. Aber alles nicht dramatisch. Völlig normal zu dieser Jahreszeit! Normal ist aber bis auf diesen Ausrutscher die Großwetterlage bis zum Monatswechsel nicht. Der kurze Gruß kühlerer Luft wird heute Nacht schon wieder Geschichte sein.

Der dickfleischige und unangenehm riechende Salzwiesen – Champignon (Agaricus bernadii) gestern im Küstenschutzstreifen an der Wohlenberger Wiek.

Eine Warmfront überquert gerade Norddeutschland mit etwas Regen und morgen liegt auch der Nordosten wieder voll in der Subtropikluft. Der Abendlauf des GFS ändert dann bis zum Monatswechsel kaum etwas daran. Ganz im Gegenteil, es wird Staffelweise immer wärmer. Bis zum Monatswechsel soll demnach Schwitzen angesagt sein, mit Temperaturen bis 20 Grad. In der Südhälfte Deutschlands zum Teil noch deutlich darüber. Dazu wird es wechselhaft bleiben und es können zeitweise immer mal Regenfälle durchziehen, die häufig auch konvektiver Natur sein können, fast wie im Sommer. So tobt sich heute Abend ein Schwergewitter – System über Frankreich aus, welches im Verlauf auch nach Deutschland herein zieht. Freilich unter Abschwächung, aber auch bei uns kann es morgen und in der Nacht zum Sonnabend noch kräftig Schütten, teils mit Blitz und Donner! Schauer und Gewitter werden uns auch bis zum Monatswechsel treu bleiben.

Auch der zartfleischige und leckere Wiesen – Champignon (Agaricus campestris) war gestern zwischen Beckerwitz und Hohen Wieschendorf im Küstenwald vertreten.

So dürfte der kleine Kälteschock schnell vergessen sein und wir sollten ihn sogar positiv sehen. Frostschneckling und Co. sollten sich sehr darüber gefreut haben und vielleicht bringt die Dauerwärme ja noch so manch andere Überraschung mit sich. Zunächst wird es aber in unseren Wäldern zunehmend miefig. Die vielen Pilzfruchtkörper, die in den letzten Wochen die Böden bedeckten, werden verrotten und verschimmeln.  Das Tagebuch macht für einige Tage Pause, da am Wochenende unser kleines Pilzseminar im Warnowtal bei Karnin auf dem Programm steht.

Hier noch ein schönes Foto von Christopher Engelhardt, das er am 09.10.2022 in Lappland aufgenommen hat. Es zeigt den Starkriechenden Körnchenschirmling (Cystoderma carcharias).

Catrin hat auf der Hinfahrt nach Karnin noch kurz in einem Wald angehalten und dieses bunte Sammelsurium für uns zusammen gesucht.

Freitag, 21. Oktober – Heute starte unser diesjähriges Herbstseminar wie immer unter dem Oberbegriff „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg„. Austragungsstätte war das Haus der Natur im kleinen Ort Karnin, direkt am dortigen Warnow – Durchbruchstal. Gegen 13.00 Uhr wurden mir die Schlüssel vom zuständigen Hausmeister übergeben und nach und nach reisten die Teilnehmer aus nah und fern an. Aus Hamburg, Berlin und Brandenburg,  Schleswig – Holstein oder sogar aus dem fernen China! Nach der Belegung der Zimmer (einige fuhren auch zum Schlafen nach Hause oder übernachteten in einer Pension) starte ich mit einem Beamer – Vortrag zum Thema „Großpilze mit unterschiedlich Bodenansprüchen“. Beispielsweise kalkholde Arten, zu denen der Karbol – Egerling gehört. Zu den kalkfremden Arten zählt die Frühjahrs – Lorchel und der Pilz des Jahres 2022 gehört zu den sandholden Pilzarten. Bodenvag ist der Grüne Knollenblätterpilz und nitrophil liebt es der Riesenbovist. Zu den einzelnen Rubriken gehören selbstverständlich viele weitere Großpilze. Ich möchte es an dieser Stelle aber bei den genannten belassen. Ein großes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle unserer Catrin aus Bützow aussprechen. Ohne sie hätte ich meine sperrige Leinwand nicht von Wismar nach Karnin transportieren können. Catrin hatte im Übrigen schon einiges an teils sehr interessanten Frischpilzen mitgebracht, so dass wir am Abend in gemütlicher Runde schon mal einiges vorstellen und besprechen konnten.

Unter anderen ein Schlauchpilz, der überall dort vorkommen kann, wo es Kuhfladen gibt. Den Körnigen Rinderdungbecherling (Cheilymenia granulata).

Start zur ersten Exkursion im Wald bei Basthorst.

Sonnabend, 22. Oktober – Nach dem Frühstück starteten wir zu unseren Exkursionen. Zunächst hatte ich ein Revier in der Nähe von Basthorst heraus gesucht. Einen Bereich der weitläufigen Wälder und Forste südlich der Ortschaften Kritzow und Weberin. Überwiegend Kiefern- und Fichtenforst. Den Böden nach fanden sich in erster Linie kalkfremde und sandholde Arten. An einem nitrophilen Platz erfreute uns der Gift – Riesenschirmpilz. Ansonsten oft typische Pilzarten wie Maronen, Flämmlinge, Täublinge, Trichterlinge und vieles mehr. Leider waren hier die Waldböden häufig von Brombeergestrüpp überwuchert.

Natürlich durfte dieser Dickröhrling der Gattung Boletus nicht fehlen, wenn schon der Steinpilz – Wismar zu einem „Pilzwochenende in Mecklenburg“ einlädt.

Zum Mittagstisch fuhren wir in die Blockhütte am Roten See. Silja aus Hamburg hatte direkt aus dem Wald über Handy reservieren lassen. Beim Pils und herzhaften Speisen ließen wir es uns für ein Stündchen gut gehen, bevor wir gestärkt zu einer Runde um den Roten See aufbrachen. Dazu gesellte sich für mich völlig unverhofft auch Phillip Müller aus Renzow.  An interessanten Arten wuchsen hier beispielsweise schöne Seidige Ritterlinge oder auch die fleischigen und ebenfalls essbaren Pappel – Ritterlinge.

Seidiger Ritterling (Tricholoma columbetta). Ein essbarer Faserblätterpilz, aus der Gattung derer mit dem Burggraben. Gefunden und fotografiert heute am Roten See.

Nach dem Abendbrot ging es gemeinsam an die Auswertung und Bestimmung unserer Funde. Auch hier war Phillip noch mit dem ihm eigenen Elan dabei. Ganz zum Abschluss stellte ich die wichtigsten Pilzarten nochmals vor. Wie immer, konnten wir natürlich nicht allen Fundstücken einen Namen geben. So hatten wir bei einer Kollektion durchaus recht markanter Täublinge unsere Schwierigkeiten.

Diese, zwar durch Nachtfrost etwas verblassten, aber dennoch recht farbfreudigen Ockersporer bereiteten uns einiges an Kopfzerbrechen. Kann gut sein, dass der Sprödblättler der Sektion Insidiosae angehört. Meist scharf schmeckende Arten mit orangefarbenen Sporenpulver. So besteht zumindest eine gewisse Ähnlichkeit zum Gefleckten Täubling (Russula maculata), welcher auch mild schmeckende Formen ausbildet. Eine wärmeliebende und seltene Art, die in Westmecklenburg aber bereits an verschiedenen Lokalitäten kartiert worden sein soll. Sein Stiel war allerdings zellig hohl, welches eher nicht für die Art spricht. Am Standort im Wald bei Basthorst. – Martin Amberger aus Hamburg hat ihn mikroskopisch untersucht und tippt auf den Scharfen Honigtäubling (Russula veternosa). Tatsächlich gehören beide in die erwähnte Sektion und sind daher eng miteinander verwandt.

Dottergelber Spateling (Spathularia flavida). In M-V sehr selten und seit vielen Jahren nicht mehr nachgewiesen! 23.10.2022 in den Jülchendorfer Buchen.

Sonntag, 23. Oktober – Unser kleines Pilzwochenende in Mecklenburg neigte sich heute bereits wieder seinem Ende zu. Nach der Räumung unserer Quartiere im Haus der Natur im Warnowtal Karnin, starteten wir zur Abschluss – Exkursion durch die Jülchendorfer Buchen. Das Wetter war herrlich und angenehm mild, ja warm! Goldener Oktober, wie er im Buche steht. Auch hier war der große Schub bereits durch und viele Pilze waren überständig. Nichtsdestotrotz gab es hinreichend zu entdecken und zu bestimmen. Für mich persönlich war sogar ein Erst Fund dabei. Eine kleine Art, die ich bereits seit meiner Jugend vor Augen, nein, im Kopf gespeichert hatte. Vor Augen kam sie mir tatsächlich heute zum ersten mal. Und das noch ganz zufällig, als ich mir andere Pilze für ein Foto im Moos zurecht legte. Dabei fiel mir im tiefgrünen Moss ein gelbes Etwas auf, das ich beinahe ignoriert hätte. Es hat sich aber gelohnt, das Etwa, etwas näher zu betrachten. Ich traute meinen Augen kaum und musste tatsächlich mehrmals hinschauen, bis sich mein, nun immer konkreter werdender Verdacht, erhärtete und schließlich bestätigte. Ich hatte den Dottergelben Spateling entdeckt! Zwar hatte ich ihn nie direkt gesucht und wusste eigentlich auch nicht, wo ich hätte schauen müssen. Sein Bild, seine Erscheinung, hatte ich aber immer vor Augen. Der Fund des Tages für mich und selbstverständlich weit darüber hinaus!

Gut gelaunt in den Jülchendorfer Buchen: von links Christian aus Berlin, Catrin aus dem Raum Bützow und Vanessa sowie Katrin mit K aus Schleswig – Holstein.

Goldene Oktoberstimmung in den Jülchendorfer Buchen.

Nach dem ich am Ende der Exkursion unser Pilzwochenende in Mecklenburg ganz offiziell beendete, brachen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Heimfahrt auf. Ein kleinerer Rest besuchte im Anschluss noch einen Sonderstandort im Kaarzer Holz. Es ging in erster Linie um Edel – Reizker, die gerne mal mit nach Hause ins Schleswig – Holsteinische genommen werden wollten. Immerhin ein Edelpilz, der über weite Strecken nur mal sporadisch auftaucht. Ein Kiefernstandort, der durch vormalige militärische Nutzung noch reichlich Kalk im Boden aufweist. Ich hoffe, wir leben ja noch, keine anderweitigen Altlasten.

Schnee – oder Schwarzfaseriger Ritterling (Tricholoma portentosum). Im Spätherbst vorwiegend unter Kiefern, auch unter Fichten und im Buchenwald. Meist auf armen Sandstandorten. Sehr guter und schmackhafter Speisepilz.

Grünling oder Echter Ritterling (Tricholoma equestre). Der sehr schmackhafte Pilz ist leider seit geraumer Zeit vom Speiseplan gestrichen. Er kann bei wiederholten Genuss das Muskelgewebe schädigen, auch den Herzmuskel und dann kann es zappen duster werden!

Und unser Besuch war alles andere als umsonst. Ich muss ehrlich eingestehen, dass es hier gelegentlich Reizker noch und noch gibt, ist für mich kein Geheimnis. Aber was uns heute geboten wurde, habe ich noch nicht erlebt. Leider waren viele Lactarius deliociosus schon recht überständig, aber es waren noch genügend junge und frische Exemplare dort, so dass sich jeder bis zum Anschlag bedienen konnte. Dazu herrlich frische Schneepilze und die ersten Frostschnecklinge. Hier gibt es mitunter auch einiges an Grünlingen. Einen derart üppigen Schub der echten Ritterlinge hatte ich aber noch nicht gesehen. Grünlinge als Bodendecker, zu hunderten Exemplaren! 

Der harte Kern unseres diesjährigen Herbstseminars im Warnowtal bei Karnin. 23. Oktober 2022.

Edel – Reizker im Überfluss gestern im Kaarzer Holz.

Montag, 24. Oktober – Heute kehrte der Alltag wieder ein. Ganztätig das Info – Zentrum öffnen und nicht nur auf Ratsuchende warten, die meist sogar ausblieben. Und das bei dem schönen Wetter am Wochenende und den vielen Autos, die noch an den Straßenrändern diverser Wälder abgestellt waren. Aber ganz ohne Beratung verstrich der erste Wochentag dann auch nicht. Frische Karbol – Champignons wurden mir vorgelegt. Nach einem Weilchen der Ruhe vor diesen leicht giftigen Vertretern der Egerlinge, scheint es mit ihnen allmählich wieder los zu gehen. Sollten sie den nächsten Wachstumsschub ankündigen? Sicher, den wird es in Kürze geben, denn auch der Mond geht wieder in seine pilzfreundliche Phase über!? Morgen ist Neumond! Blättert man sich durch den Pilzticker von Passion Pilze, so hat es den Anschein, dass es in anderen Regionen bereits soweit ist. Immer wieder werden frische Steinpilze gesichtet oder auch junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Letztere unterliegen auch bei uns einem Aufwärtstrend!

Junge und mastige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) gestern in den Jülchendorfer Buchen.

Dienstag, 25. Oktober – Wie gestern bereits erwähnt, ist heute Neumond. Das dürfte den Mondtheoretiker wieder auf den Plan rufen. Oder auch nicht, denn einige denken, es gab schon mal Nachtfrost und somit ist ohnehin Schluss. Das ist natürlich Aberglaube! Der kurze Frost in der letzten Woche spielt so gut wie keine Rolle. Ganz im Gegenteil, es ist für die Jahreszeit viel zu warm und so bleibt es auch noch bis mindestens Anfang November. In den nächsten Tagen geht es sogar noch einmal nach oben mit den Temperaturen. Der Oktober ist auf Rekordkurs und ein Kaltlufteinbruch ist weit und breit nicht in Sicht!

Ja, seinen deutschen Namen hat der Schwarzblauende Röhrling (Boletus pulverulentus) ganz augenscheinlich verdient. Man möge mir nachsehen, dass er bei mir noch unter Boletus läuft. Für den Kochtopf – Mykologen ohnehin nicht von Bedeutung, höchstens das der Pilz wegen seines geringen Arsen – Gehaltes gemieden werden sollte. 22. Oktober 2022 am Roten See.

In der Schweiz und im Süden Deutschlands tauchen sogar die Sommersteinpilze wieder auf. Ob diese es auch bei uns nochmals wagen, darf eher bezweifelt werden, denn dort kann es durch Föhneinfluss und exponierten Südlagen noch deutlich wärmer werden. Fakt ist jedoch, dass die Sommersteinpilze wegen des trockenen Sommers bei uns in Westmecklenburg ein großes Defizit aufholen müssen. Das wird aber erst im nächsten Jahr möglich sein. Der Gemeine Steinpilz sollte aber in den kommenden 14 Tagen nochmals aus der Reserve gelockt werden können. Dafür kommen zwar keine auslösenden Niederschläge mehr in Betracht, aber die normale, 4 – wöchentliche Rhythmik der Wachstumsschübe. Die Erwartungen sollten jedoch flach gehalten werden. Vielleicht sind es nur Einzelstücke, vielleicht aber auch in einer Anzahl, dass man von einem Schub sprechen kann. So wie es vor drei – vier Wochen war, wird es sicher nicht mehr werden. Muss es ja auch nicht, wir haben Spätherbst und hier sollten andere Arten im Fokus stehen.

So beispielsweise der Graue Erdritterling (Tricholoma terreum). Der essbare Ritterling ist in jüngerer Zeit allerdings ins Gerede gekommen, weil er ähnlich dem Grünling, das Muskelgewebe schädigen soll. Um dieses tatsächlich zu schädigen, müssten große Mengen (46 Kg) des Pilzes verzehrt werden. Er ist allerdings nur von mäßiger Qualität, obwohl er in einigen Ländern sehr beliebt ist und auf Märkten gehandelt wird. Sauer eingelegt aber durchaus zu empfehlen.

Die Milch des Rauchfarbenen Milchlings (Lactarius azonites) bleibt beständig weiß und schmeckt brennend scharf. 

Mittwoch, 26. Oktober – Nach dichtem Nebel am Morgen, entwickelte sich wieder ein sehr schöner und goldener Oktobertag. Obwohl die Buchenwälder im heutigen Exkursionsgebiet noch gar nicht so goldig daher kamen. Eher grün wie im Sommer. Nur an den Rändern des Waldes begannen sie sich goldig zu verfärben. Andere Wälder im weiteren Binnenland und auf sandigeren Böden gehen durchaus schon stärker in Richtung Altgolden und werden in Kürze gar kahl daher kommen. Liegt es vielleicht an der Nähe zur noch recht warmen Ostsee oder am besseren, schweren Boden des Klützer Winkels? Die frostige Nacht in der letzten Woche dürfte hier etwas abgemildert gewesen sein.

Von goldenem Oktober war im Wald bei Thorstorf/Parin heute kaum etwas zu bemerken. Passend zum Wetter sah der Buchenwald aus wie im Sommer.

Der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea) hat es sich am Fuße dieser Baumleiche gemütlich gemacht. Jetzt am Abend steht er gekocht in einem großen Topf auf dem Herd, um später im Gefrierschrank zu verschwinden.

Wie dem auch sei, heute war Mittwoch und meine gleichnamige Exkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes Boltenhagen. Hier suchte ich einen kleineren, kompakten Laub- und Nadelwald zwischen den Ortschaften Thorstorf und Parin aus. Nicht das erste Mal Ziel einer Mittwochsexkursion und auch eine öffentliche Lehrwanderung führte hier vor wenigen Jahren schon einmal her. Damals in Begleitung vom Wismar – Fernsehen. Es war an einem 01. November mit spätsommerlichen Temperaturen von knapp 20 Grad! Da konnten wir heute ganz gut mithalten, denn es war ähnlich warm wie damals. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war an besagter Lehrwanderung zwar etwas besser als heute, aber dennoch konnten wir ganz zufrieden sein. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit drei Urlauberinnen und ein Ehepaar aus Pinnow, bei Schwerin. Ich glaube und denke, es hat allen viel Spaß gemacht, nicht nur nach braunen Hutträgern mit Schwamm unten drunter Ausschau zu halten, sondern nach allem, welches irgendwie nach Pilz aussah. Schließlich galt die Aktion ja vordergründig der Kartierung unserer Großpilze. Aber sowohl meine Gäste und auch ich, hatten am Ende einiges an Küchen – tauglichem in ihren Körben. Einzelne Maronen und Rotfüßchen, kiloweise Hallimasch und wunderbare Stockschwämmchen, um nur einige zu nennen. So konnte ich noch einmal eine ordentliche Ladung an frischem Hallimasch zum Einfrieren einsammeln.

Auch wunderbar frische Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) sorgten heute für Begeisterung. 26.10.2022 im Wald zwischen Thorstorf und Parin.

Als frischer Birkenporling zu unserer Großpilzausstellung gesammelt und präsentiert, hat sich auf ihm inzwischen flächig der Birkenporling – Kissenpustelpilz (Hypocrea pulvinata) ausgebreitet. Kein Schimmel, sondern ein Schlauchpilz und damit Verwandt mit unseren Morcheln und Lorcheln.

Donnerstag, 27. Oktober – Laut alter Bauernregeln klopft zwischen dem 26. und 29. Oktober oft schon der Winter an die Tür. Nicht in diesem Jahr, denn der Sommer hält noch einen Fuß in jener. Spätsommerliche Wärme bis zum letzten Tag des Monats. Der Oktober befindet sich auf Rekordkurs und könnte sogar der Wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Selbst die Nächte sind dieser Tage ungewöhnlich mild, teils sogar warm. An einigen Nordrändern der Mittelgebirge kann es mit Föhnunterstützung teils kaum unter 20 Grad abkühlen. Das sind selbst im Sommer nicht gerade häufig vorkommende Werte, die einer Tropennacht zugeordnet werden. Morgen kann es in diesen Regionen fast sogar noch einmal heiß werden. Bis zu 28 Grad sind möglich! Natürlich nicht bei uns, aber mit 21 Grad bis hinauf an die Küste sind wir für Ende Oktober mehr als gut bedient.

Meine Artauffassung zu diesem Korallenreizker muss ich wohl korrigieren. Viele Jahre haben wir ihn unter Breitblättriger Rußmilchling aufgeschrieben. Aber diesbezüglich scheint in der Systematik wohl einiges an Unsicherheit zu bestehen. So nenne ich ihn einfach mal Rußfarbener Milchling (Lactarius fuliginosus). Unter Buchen, gestern im Wald zwischen Thorstorf und Parin. Seine weiße Milch schmeckt nach einer Weile brennend scharf.

Mit Beginn des Novembers soll es dann allmählich etwas abkühlen, denn atlantische Wetterfronten können mit frischerer Meeresluft und ihren Regenfronen auf Deutschland übergreifen. Aber auch dann bleibt es noch zu mild für die Jahreszeit. Ein Wintereinbruch ist weiterhin nicht auszumachen. Vor Mitte November ist also kaum mit negativen Temperaturen zu rechnen. Wie sich das viel zu warme Wetter auf die spätherbstliche Pilzflora auswirken wird, bleibt abzuwarten. Für die Klassiker dieses Aspektes ist es einfach viel zu warm und ob die eher wärmeliebenden Arten nochmals etwas zulegen, werden wir sehen. Großes ist selbstverständlich nicht mehr zu erwarten.

Noch komplizierter wie bei obigem Milchling scheint es sich mit den Erdritterlingen im kalkreichen Buchenwald zu verhalten. Gezeigte Art wuchs gestern in Halbkreisen im Wald zwischen Thorstorf und Parin. Er gehört der Sektion Atrosquamosus an. Sein Fleisch rötete etwas und die Stielbasis weißt grünliche Verfärbungen auf (sind einen Tag später recht deutlich zu sehen). Es könnte ein Hinweis auf den Rötenden Erdritterling (Tricholoma orirubens) sein.

Einige Pilzfreunde halten derzeit auch Ausschau nach Herbsttrompeten. Kann gut sein, das vereinzelt mal ein kleines Blasorchester aufspielt, aber ein Trompeten – Herbst wird es genau so wenig, wie es in diesem Jahr in Mecklenburg einen Pfifferlings – Sommer gab. Es ist einfach kein Jahr für Leistlinge. Die brauchen einen wesentlich feuchteren Sommer. Bleibt dieser zu trocken, halten sich auch die Totentrompeten ziemlich bedeckt. Dafür bliesen sie ihre Trauermärsche im letzten Jahr teils gewaltig. Und das bereits ab dem Hochsommer. Soll es ein gutes Trompetenjahr werden, wachsen sie oft schon ab August in größeren Mengen.

Der Spätherbst ist Helmlings – Zeit. Hier ein schönes Stimmungsfoto von Rillstieligen Helmlingen (Mycena polygramma) gestern im Wald zwischen Thorstorf und Parin, an einem alten Eichenstubben.

Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) gestern auf einer Rasenfläche in Wismar – Wendorf fotografiert. Eigentlich bevorzugen sie den Sommer. Da dieser viel zu trocken war, haben sie sich nun nochmals gezeigt. Sehr guter Speisepilz!

Freitag, 28. Oktober„Am Tag Simon und Juda soll einst die Sintflut hereingebrochen sein; er galt allgemein als Winteranfang“. Ein Zitat aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Weiter ist hier zu lesen: „St. Simon und Juda kein Wind und Regen da, so bringt ihn erst St. Cacilia (22.11.)“. Nun, ich denke, so lange brauchen wir nicht auf Wind und Regen zu warten. Ab der nächsten Woche könnte es soweit sein. Zunächst bleibt es aber meist trocken und weiterhin viel zu warm für die Jahreszeit. Heute fühlte es sich tatsächlich noch einmal nach Sommer an. Über das verlängerte Wochenende hinweg bleibt es auch so. Allerdings könnte es morgen von den Temperaturen her bei uns im Norden etwas gedämpfter sein, da uns ein Tiefausläufer mit vielen Wolken und einzelnen Regentropfen streift.  Aber am Sonntag soll es nochmals ähnlich warm wie heute werden.

Hier ein pilziger Gruß von Christopher Engelhardt aus dem hohen Norden Schwedens. Eine Pilzart, die wir in M-V vergebens suchen. Der Helm – Kreisling (Cudonia circinans). Auch im Rest Deutschlands extrem selten und nur ganz im Südwesten, in der Schwarzwald – Region, etwas öfter nachgewiesen. Er siedelt in der Nadelstreu von Fichtenwäldern im hohen Norden oder in Gebirgslagen.

Der Flaumige Milchling oder Blasse Zottenreizker (Lactarius pubescens) heute in der Wismarer Kanalstraße am Standort fotografiert. Er wuchs unter einer Birke direkt neben der Gehweg – Begrenzung. Gut ist zu erkennen, dass dieser Sprödblättler ein Weißsporer ist.

Mitte kommender Woche dürfte sich die Großwetterlage aber umstellen. Die Grundströmung zonalisiert zunehmend und damit wird es deutlich unbeständiger und kühler. Regenfronten könnten durchziehen und zeitweise kann es auch windig werden. Da es zunächst aber bei einer Westwetterlage bleiben soll, kann es vorläufig auch keinen frühwinterlichen Kaltlufteinbruch geben. Es geht eher auf einem der Jahreszeit üblichem Temperatur – Niveau weiter. Wichtig ist dabei, dass es deutlich feuchter werden soll, da immer wieder Regengebiete durchziehen. Dass sollte den spätherbstlichen Streuzersetzern nochmals auf die Sprünge helfen, denn besonders in vielen Laubwäldern ist es weiterhin viel zu trocken. Aber auch in den dichteren Nadelwäldern ist es sehr trocken. Das war heute eindeutig den mir aus dem Everstorfer Forst vorgelegten „Frischpilzen“ anzusehen.

Während wir den Restsommer genießen dürfen, lässt sich Chris Engelhardt mit seiner Frau bereits von den winterlichen Polarlichtern des hohen Nordens verzaubern. Vielen Dank für dieses wunderbare Stimmungsfoto!

Dieses imposante Naturdenkmal einer „deutschen“ Eiche befindet sich in Neuhof, zwischen Hasenwinkel und Ventschow. Aber auch ihre Jahre scheinen gezählt zu sein.

Sonnabend, 29. Oktober – 19 Pilzfreundinnen- und Freunde durchstreiften heute Vormittag im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung die Wälder um Ventschow. Vom Bahnhof aus ging es los, in einen Bereich, der in früheren Jahren zu meinen Standard – Revieren zählte. Aber es sind mindestens 15 Jahre vergangen, dass ich hier letztmalig unterwegs war. Natürlich hat sich der Bereich verändert. Damalige Jungfichten sind in den Himmel gewachsen oder sind der Trockenheit und schließlich der Säge zum Opfer gefallen. Bereits in meiner Jugend führten uns Pilzwanderungen hier her. Klassiker wie Steinpilze, Maronen und Pfifferlinge waren hier zu hause. Diese gab es heute zwar kaum, aber sie werden auch weiterhin hier zu finden sein. Damals waren hier auch Schnee – Ritterlinge, Grünlinge und Edel – Reizker zu hause. Diese konnten wir heute leider nicht aufspüren, aber für eine spätherbstliche Lehrwanderung gab es dennoch reichlich zu entdecken und zu besprechen. Leider sind viele Pilze bereits überständig, so dass man kritisch aussuchen muss, was noch am Abend im Kochtopf oder in der Bratpfanne landen soll.

Am Grunde der oben gezeigten, altehrwürdigen Eiche, hat sich „Fußpilz“ eingestellt. Mehrere Büschel des Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea). Standortfoto am 29.10.2022.

Im Anschluss fuhr ich noch mit Catrin aus Bützow und Martin aus Hamburg in das Kaarzer Holz. Zunächst besuchten wir einen kalkreichen Buchenstandort, der uns mit allerlei, für solche Standorte charakteristischen Arten, verwöhnte. Verschiedene Schleierlinge, Schnecklinge, Täublinge, Milchlinge und manches mehr. Martin packte reichlich zur Untersuchung für zu Hause ein.

Verfärbender Schneckling (Hygrophorus cossus). Der ähnliche Elfenbein – Schneckling, welcher ebenfalls am Standort im Kaarzer Holz vorhanden war, bleibt auch im Alter weiß. Gezeigter Wachsblättler verfärbt sich jedoch zunehmen orangegelb. 29.10.2022

Zu guter Letzt begaben wir uns noch zu dem Sonderstandort, der am vergangenen Sonntag mit reichlich edlen Reizkern aufwarten und die Körbe füllen konnte. Heute war leider kaum noch frisches Material zu holen. Der Schub ist nicht nur hier durch. Frisch wuchsen allerdings Frostschnecklinge, aber noch recht zurückhaltend. Angesichts der hohen Temperaturen auch kein Wunder.

Kegelschuppiger Schirmpilz (Lepiota aspera). Mit seinem stechenden Geruch ist dieser Schirmling nicht genießbar. Außerdem gibt es in seiner Verwandtschaft kleinere, aber sehr giftige Arten. Standortfoto am 29.10.2022 im Wald bei Ventschow.

Die violette Variante des Seidigen Rißpilzes (Inocybe geophylla var. lilacina) heute am Standort im Sophienholz fotografiert. Mit meiner alten Kompaktkamera Panasonic TZ – 41. Wurde inzwischen sogar auf den Rang einer eigenständigen Art erhoben.

Sonntag, 30. Oktober – War das heute wieder ein Wetterchen! Noch einmal goldener Oktober bei mollig warmen Temperaturen! Schaft der Oktober den Allzeitrekord als Wärmster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen? Morgen sind wir schlauer! So gab es an einigen Orten in der Mitte und im Süden Deutschlands sogar wieder einen Sommertag mit mehr als 25 Grad im Schatten! Aber damit ist nun Schluss für dieses Jahr. Derartig hohe Temperaturen werden wir wohl frühestens im nächsten Frühling erwarten dürfen. Im April oder Mai, mit ganz viel Glück vielleicht auch schon im März. Zwar bleibt es morgen und auch am Dienstag noch deutlich zu warm für die Jahreszeit, aber ab der 2. Wochenhälfte sollen die Temperaturen auf Talfahrt gehen. Vorübergehend sogar mal auf für die Jahreszeit übliche Werte, bevor es im weiteren Verlauf wieder milder werden kann. Der Abendlauf des GFS hatte für Mitte November mal eine ganz andere, spannendere Variante, zusammen gerechnet. Demnach könnte ein kräftiges Tief einen markanten Kaltluftvorstoß über Westeuropa bis ins Mittelmeer und Nordafrika in Gang setzen. Ungemach für die Anrainer – Staaten des Mittelmeeres. Schwere Regenfälle und Gewitter wären dort die Folge und auch bei uns würde es deutlich abkühlen. Die meisten Wettermodelle rechnen es aber auch im November eher zu mild für die Jahreszeit.

Goldene Oktoberstimmung heute im Buchenwald des Sophienholzes, mit meinem Dienstfahrzeug. Aufgenommen mit der Panasonic DMC – GX 80.

Und noch einmal die Farbe violett. Während oben gezeigter Rißpilz giftig ist, steht die violette Farbgebung in diesem Fall für einen guten Speisepilz, dem Violetten – Rötel – Ritterling (Lepista nuda). 30.10.2022 in der Kiefernforst bei Perniek. Mit meiner Panasonic TZ – 41 aufgenommen.

Da heute so wunderbares Wetter herrschte und ich ausnahmsweise keinen offiziellen Termin im Kalender stehen hatte, nutzte ich den Nachmittag zu einem privaten Waldbesuch. Heute stand die Jagd nach unseren Großpilzen mal im Hintergrund. Ich wollte in erster Linie die goldige Oktoberstimmung im Bild festhalten und auch meine hochwertigere Panasonic DMC-GX 80 – Systemkamera austesten, oder besser, mich mal an ihr intensiver versuchen. Ich hatte sie mir bereits vor knapp 3 Jahren zugelegt, aber nur selten mit ihr gearbeitet. Gute Fototechnik scheint einfach nichts für mich zu sein, denn mir geht es in erster Linie um das Dokumentieren und nicht um Super – Geile Foto – Kunstwerke zu schießen. Apropos Schießen, ja, es muss bei mir zügig gehen, mit dem Dokumentieren und ich möchte keine zeitaufwendige Prozedur an den Tag legen, um entsprechende Kunstwerke zu erhalten. So nutze ich am liebsten eine Kompaktkamera, ebenfalls von Panasonic. Die DMC – TZ 71. Ein älteres Modell, mit dem ich sehr zufrieden bin. Vor allem wegen der Tiefenschärfe und ihr ausgesprochen leistungsfähiges Zoom – Objektiv, wenn ich einmal mehr den Mond fotografieren möchte. Und das ist auch der Nachteil dieser Kamera. Das weit ausfahrbare Objektiv ist sehr empfindlich gegen Staub und winzigste Sandkörnchen. Keine Kamera für den Wald, es sei denn, man geht äußerst vorsichtig mit ihr um. So kam es mal wieder, wie es kommen musste. Sie ist defekt. Das Objektiv steckt fest. So nutzte ich in den letzten Wochen ein älteres Vorgänger – Modell, die Panasonic TZ 41. Auch diese Kamera hat schon ihre Störungen und oft werden die Bilder unscharf. So habe ich mich nun wieder stärker der Systemkamera zugewandt. Landschaftsbilder und auch ganz normale Motive werden ganz hervorragend aufgenommen. Nur mit den Pilzfotos war ich bisher nur selten zufrieden. Sicher liegt es nicht an der Kamera, sondern an dem Unvermögen ihres Nutzers.

Stimmungsfoto von Weißstieligen Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) mit der Panasonic DMC – GX 80 und dem Olympus – Makro aufgenommen. 30.10.2022 im Sophienholz.

Der ungenießbare Gallen – Täubling (Russula fellea) im Sophienholz. Fotografiert mit der kleinen Panasonic TZ 41.

So hatte ich mir vor einiger Zeit ein hochwertiges Makro – Objektiv von Olympus besorgt und experimentierte in jüngster Zeit immer öfter damit. So auch heute. Immer wieder Objektiv – Wechsel. Für die goldene Oktoberstimmung das normale Standard – Objektiv, für Pilze das Makro. Immer wieder Wechseln, bis schließlich das Makro irgendwo im Wald verschwunden war.  Ich wusste ziemlich genau, wo ich das letzte Mal gewechselt hatte, aber in den tiefen Laubschichten des Buchenwaldes entzog sich das schwarze Etwas gekonnt meinen suchenden Blicken. Schließlich dämmerte es und ich fuhr schweren Herzens heim. Fazit: ich brauche so einen Objektiv – Wechsel – Zirkus nicht! Ich brauche eine intelligente Kamera, die alles kann! Mit intelligenter Automatik, wenn es schon seinem Besitzer an solcher mangelt.

Das selbe Motiv Gallen – Täublinge, abgelichtet mit der größeren Panasonic DMC – GX 80 und dem Olympus – Makro – Objektiv.

Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) mit der DMC – GX 80 und Olympus – Objektiv heute im Sophienholz.

Die Garantie meiner TZ 71 ist abgelaufen und wahrscheinlich wäre sie ohnehin nicht auf Garantieleistung repariert worden, weil unsachgemäßer Umgang mit dieser empfindlichen Technik. Also – Makro – Objektiv weg, eine neue TZ 71 muss her! Aber es ist ein älteres Modell, dass gar nicht mehr so einfach zu besorgen ist. Zum Glück habe ich einen Anbieter gefunden, der die Kamera noch im Sortiment hat. Wie gut, dass es den Online – Handel gibt. Ohne funktionstüchtige Kamera brauche ich nicht in Wald und Flur zu gehen. Sicher, ich habe auch ein Handy, dass recht ordentliche Bilder macht, aber auf eine Kamera lasse ich nichts kommen! Einfach die Macht der Gewohnheit.

Ein goldener und spätsommerlich warmer Oktobernachmittag im Sophienholz. Aufgenommen mit der DMC – GX 80.

Birken – Speitäubling (Russula betularum) am Standort Obere Seen. Ungenießbar.

Montag, 31. Oktober (Reformationstag) – Den heutigen Feiertag nutzte ich dafür, dem Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg einen Besuch abzustatten. Regelmäßig bin ich hier Ende Oktober oder Anfang November zu Gast, nicht nur um nach dem ansässigen und interessanten Frischpilz – Aufgebot zu schauen, sondern auch um Material zum nun wieder anstehenden Advents – Basteln zu besorgen. Vor allem ging es mir um die büschelig wachsenden und in Gestecken sehr dekorativen Blaugräser. Aber wie ich es bereits vermutet hatte, gab es diese nur in vertrockneter, brauner Form. Es ist ein sehr sandiger, armer und besonders warmer Kiefernstandort auf blankem Sand. Der Dürre – Sommer lässt grüßen! Zumindest haben die ebenfalls sehr dekorativen Bestände an Rentierflechte nicht sonderlich gelitten. Sie standen mit ihren silbergrauen Teppichen in voller Pracht auf dem Sand. Da ich mich bereits im Sommer, während einer Mittwochsexkursion in der Griesen Gegend, reichlich mit Rentierflechte eingedeckt hatte, nahm ich heute nur noch eine kleine Menge davon mit.

Silbergraue Teppiche von Rentierflechte mit rotweißen Tupfen heute an den Oberen Seen bei Sternberg.

Nicht nur der Pilz des Jahres fühlt sich in der Rentierflechte wohl, auch Butterpilze, so wie dieses junge Exemplar. 31.10.2022.

Die großen Zapfen der Schwarzkiefer habe ich im Frühling auf dem Wismarer Friedhof eingesammelt. Kleinere Zapfen der Waldkiefer folgten etwas später. Bucheckern – Fruchtschalen nahm ich kürzlich aus der Schlemminer Staatsforst mit. Fehlt nur noch flaches Moos, wie es sich gerne auf alten Baumstümpfen ansiedelt. Das werde ich sicher während der nächsten Exkursionen noch finden. Weitere Zutaten gibt es in Baumärkten. Vor allem Kerzenhalter, Kerzen und etwas Weihnachtskitsch, der bei mir unbedingt mit eingebastelt werden muss. Völlig naturell gehaltene Gestecke sind nicht mein Geschmack, deshalb bleiben sie bei mir in der Minderzahl.

Butterpilze (Suillus luteus). Sie gehören zu den ersten und letzten Röhrlingen des Jahres (April/Mai und wieder August bis November). 31.10.2022 Obere Seen.

Ein Glückssymbol und der Pilz des Jahres 2022 – Amanita muscaria. 31. Oktober 2022 an den Oberen Seen bei Sternberg.

Und ja, natürlich habe ich mich auch nach den Pilzen umgeschaut. Völlig klar, wenn ich schon mal an diesen Sonderstandort fahre. Aber diese wuchsen nicht in der Üppigkeit, wie ich es hier gewohnt bin. Es fehlt der Regen, denn der Sand ist teils immer noch staubtrocken. Pilze wuchsen meist dort, wo Moos, Gräser und Rentierflechte die Feuchtigkeit binden oder auch in den Nadelpaketen unter den dichter stehenden Kiefern – Gruppen. Milchlinge, einige Täublinge, Horngraue Rüblinge, Mäuseschwänzchen und an Speisepilzen vereinzelt frische Butterpilze, Perlpilze oder auch der eine oder andere Edel – Reizker. Auch einen Steinpilz konnte ich sichten, der allerdings nicht mehr meinem Qualitätsstandard entsprach. Er stand in einem Bereich von vielen Pilzen des Jahres 2022. Auffallend war, und das nicht nur in diesem Jahr, dass hier jemand fleißig am Ernten der Roten Fliegenpilze zu sein scheint. Meist waren die Hüte verschwunden und die Stielbasen lagen heraus gerissen auf dem Waldboden.

Von den meisten Fliegenpilzen lagen nur noch die Stielbasen herum. 31.10.2022.

Kann das eventuell mit Halloween zusammen hängen? Sollen die Amanita muscaria für einen temperamentvollen Hexentrunk verwendet werden? Oder für eine deftig – heftige Teufelspfanne? Wie dem auch sei, es wird schon einen Grund dafür geben. Ich glaube kaum, dass der Mensch, den ich Fliegenpilz getauft habe, extra dorthin fährt. Der klaut mir die Glückspilze eher von meinen Ausstellungsflächen. Es mag aber auch angehen, dass Wild dafür verantwortlich zeichnet. Ich glaube mal gelesen zu haben, dass Rehwild auch ganz gerne mal Fliegenpilze äst.  Außerdem gab es einige Grünlinge und delikate Schnee – Ritterlinge. Inselweise auch schöne Frost – Schnecklinge und das trotz der Wärme!

Frost – Schnecklinge (Hygrophorus hypothejus). Angesichts der Temperaturen werden sie wohl eher das Gefühl haben, sich in der Jahreszeit geirrt zu haben. Standortfoto heute an den Oberen Seen.

Einen tollen Fund konnte am Sonnabend noch Catrin Berseck im Kaarzer Holz machen. Sie fand die Puppenkernkeule (Cordyceps militaris). Kernkeulen zählten bis vor einigen Jahren noch zu dem am teuersten gehandelten Vitalpilzen. Inzwischen sind sie für jedermann erschwinglich. Pilz des Jahres 2007.

Mit der Wärme ist es nun aber vorbei. Obwohl, heute war es trotz des auf den November einstimmenden Dauergrau, immer noch recht angenehm. Auch morgen wird zu uns in den Nordosten nochmals etwas Warmluft vor einem schwachen Tiefausläufer verfrachtet. Dann geht es aber nach und nach mit den Temperaturen bis zum Wochenende nach unten. Auch Regen ist in Sicht. Am Freitag könnte möglicherweise sogar ein erster Herbststurm auf der Agenda stehen. Im weiteren Verlauf deutet sich allerdings für die nächste Woche schon wieder ein Temperaturanstieg an. Nach dem Abendlauf des GFS könnte es in den wärmsten Regionen sogar wieder bis in Richtung 20 Grad gehen! Auf jeden Fall aber wohl viel zu warm für den November! Ob dann zum übernächsten Wochenende ein Streifschuss kälterer Luft erfolgen kann, steht noch nicht fest. Ein richtiger Wintereinbruch ist aber nicht in Sicht.

Catrin steht auf Orange! Auch dieser Fund + Bild stammt von ihr. Wir sehen den Orangebecherling (Aleuria aurantia).

Nun ist es amtlich. Der Oktober war ein Rekordmonat. Gemeinsam mit dem Oktober des Jahres 2001 war er mit einer Mitteltemperatur von 12,5 Grad der Wärmste seit Beginn  der Wetteraufzeichnungen. Bei uns in M-V aber sicher auch einer der trockensten. Die tiefsten Temperaturen deutschlandweit wurden am 20.10. in M-V gemessen. Minus 2,3 Grad in Karlshagen auf Usedom. Am Erdboden ging auf minus 6 Grad herunter. Die höchste Temperatur wurde mit 29 Grad in Müllheim am 28. Oktober gemessen. Wohl gemerkt, ganz am Ende des Monats!

Diese recht seltene Art sorgte gestern bei Phillip Müller aus Renzow für Begeisterung. Er fand den Violettlichen Mehlschirmling (Cystolepiota bucknallii). Toller Fund!

Und was ist mit dem Pilzaufkommen? Der Oktober 2022 war der Pilzmonat des Jahres schlechthin! Besonders in der ersten Hälfte mit vielen volkstümlichen Klassikern und schließlich mit unglaublichen Massenbeständen von Hallimasch. Der Kochtopf – Mykologe kam also doch noch auf seine Kosten. Der über den Tellerrand hinaus blickende Hobby – Mykologe kann auch von diesem Monat einigermaßen enttäuscht sein. Viele interessante Arten blieben wegen der langen Trockenheit einfach aus. Dennoch gab es auch Raritäten, die das Herz höher schlagen ließen.

Mit diesem traumhaften und farbenfrohen Landschaftsgemälde möchte ich das Oktober – Tagebuch 2022 schließen. Aufgenommen am 31.10.2022 im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg.

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze November 2022“.

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze September 2022

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am 01. September 2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Der Madenbefall hielt sich heute weiterhin in Grenzen. Ganze Kollektionen waren sogar komplett ohne Maden. Fast eine Ungehörigkeit für Sommersteinpilze. 01.09.2022.

Donnerstag, 01. September – Eigentlich ist der Donnerstag, genau wie der Montag, langer Tag im Info – Zentrum. Aber heute habe ich die Tür abgeschlossen. Catrin hatte mich zu einer weiteren Exkursion an die Mecklenburgischen Seenplatte eingeladen. Sie suchte dieses mal einen anderen Wald aus, der ebenfalls reichlich mit Regen bedacht worden sein soll. Mitte August, also noch vor dem letzten großen Regen, in der vergangenen Woche. Grund war vor allen die Suche nach Frischpilzen, da sie an diesem Wochenende nach Teterow fährt. Dort findet, ausgehend vom Landes – Gesundheitsamt, eine Schulungstagung für angehende Pilzsachverständige statt. So wollte sie weitere Pilze von mir erläutert bekommen und bereits erlerntes festigen. Schließlich hatte sie auch vor, Frischpilze als Anschauungsmaterial mit nach Teterow zu nehmen, falls diese dort Mangelware sein sollten.

Einer der interessantesten Pilze, die Catrin mit nach Teterow nehmen kann und die sie heute kennen gelernt hat, waren diese Würzigen Tellerlinge (Rhodocybe truncata).

Zu uns gesellte sich auch noch Katharina aus der Nähe von Rostock, die wir während einer öffentlichen Wanderung vor einigen Wochen im Gespenstwald kennen lernten. Eine begeisterte Pilzfreundin und eine sehr engagierte, international agierende Unternehmerin, mit Firmensitz in den USA. Übrigens lebte sie auch einige Jahre dort und tourte als weiße Soul – Sängerin mit eigenem Orchester. So wurde es heute durchaus auch etwas unterhaltsam bezüglich Gesang. Sie hatte es noch nicht verlernt. Aber unterhaltsam wurde es auch ohne musikalischem Rahmenprogramm.

Neu für Catrin waren diese Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Da sie zu den besten Speisepilzen gehören, eine sehr wichtige Art auf dem Wege zur Pilzsachverständigen.

Catrin konnte so manches neu in ihren Gesichtskreis aufnehmen und bereits gelerntes weiter festigen. Kathi war natürlich in erster Linie auf Speisepilze aus, denn sie hatte von unseren Erfolgen am vergangenen Sonntag gehört. Bereits bei unserer ersten Begegnung im Gespensterwald schwärmte sie von beeindruckenden Steinpilz – Funden vor wenigen Jahren bei Berlin. Das, welches sie heute geboten bekam, stellte das damalige Erlebnis weit in den Schatten. Selten habe ich zwei Frauen erlebt, die sich derart über die herrlichsten Pilze freuten. Insbesondere Kathi konnte es kaum fassen und die Begeisterung kannte keine Grenzen. Es war wirklich märchenhaft! Allerdings dauerte es ein wenig, bis wir auf diese Oasen gestoßen sind. Wir kannten den Wald ja nicht, aber als an einer Waldweg – Kreuzung unter Eichen und Buchen die schönsten Perlpilze auftauchten, war die Freude groß.

Eine Gruppe Perlpilze (Amanita rubescens) entfachte das Sammelfieber, aber es sollte noch besser kommen.

Freude über eine Gruppe von Sommersteinpilzen bei Catrin und Katharina. Aber das war erst der Anfang!

Die Freude wurde größer, als uns gleich daneben Sommersteinpilze anlachten. Euphorisch wurde die Umgebung abgesucht und immer neue tauchten gut getarnt im Eichen- und Buchenlaub auf. Wenige Schritte weiter gesellten sich erstklassige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge dazu. Eingestreute Kiefern riefen große Scharen von Körnchen – Röhrlingen rechts, links und mittig des Weges auf den Plan. Schließlich schloss sich eine Nadelbaum – Anpflanzung an. Keine Fichten, keine Douglasien, es waren junge Nordmanntannen, also Weihnachtsbäume. Und unter diesen schien das Fest der Liebe voll im Gange zu sein. Kathi hat die Bescherung entdeckt und war außer sich. Sie traute wirklich ihren Augen kaum und drängte uns, dass wir dort mal einen Blick hinein werfen. Ich gebe zu, ich habe ja schon einiges erlebt, aber dieser Märchenwald verschlug auch mir den Atem.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) dick, fett und mastig im Moos unter Nordmanntannen.

Catrin in ihrem Element. Hexen und nochmals Hexen. Catrin liebt die Hexerei und auch an ihrem Auto findet sich ein süßes Hexlein auf  einem Besenstiel.

Flockenstielige Hexen – Röhrlinge inselweise wie angesät. Dazu bildschön und im ideal – Zustand. Sommersteinpilze in allen Größen, wo man auch hinblickte. Massenbestände von Perl- und Pantherpilzen. Wo Kiefern dabei waren, Teppiche von Körnchen – Röhrlingen. Ja, es war Weihnachten, keine Frage! Leider hatte ich tags zuvor die Lebkuchen und Stollen ignoriert, die bereits in den Supermärkten angeboten werden. Kerzen hatte wir auch keine dabei. Ist im Walde ja auch nicht unbedingt angebracht. Es war trotz dem ein Fest! Diese Bilder wird niemand von uns mehr aus dem Kopf bekommen und wenn, wir haben es in vielen Fotos fest gehalten. Natürlich gab es nun kein halten. Katharinas bessere Hälfte kommt morgen aus Amerika und die isst für ihr Leben gerne Steinpilze. Diesbezüglich herrschte kein Mangel und auch ich deckte mich ein, um meine Trockenpilz – Bestände endlich ein wenig aufzufüllen, da meine Standorte den ganzen Sommer einfach kein Wasser bekommen haben und somit nichts hervor bringen.

Dazu eignen sich selbstverständlich diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge ebenfalls bestens.

Dieser wunderbare Tag bei Kaiser Wetter wurde dann noch mit einem Besuch in einer Waldgaststätte gekrönt. Es gab unter anderem Pfifferlinge aus der Umgebung, die der Hausherr und Koch höchst persönlich aus den heimischen Wäldern organisiert. Es muss hier also Bereiche geben, in denen tatsächlich auch Pfifferlinge in nennenswerten Mengen zu finden sein sollten. Vielen Dank auch auf diesem Wege noch einmal an Kathi, die uns ganz spontan zum Dinner einlud! Übrigens, Sommersteinpilze unter Nadelbäumen? Wie kann das angehen? Am Rande der Weihnachtsbäume wuchsen größere Eichen und Buchen und das Wurzelwerk, inklusives Pilzgeflecht, kann durchaus 20 – 30 Meter von diesem ausstrahlen. Mich würde interessieren, ob hier später auch Gemeine Steinpilze auftauchen?

An der Mecklenburgischen Seenplatte gab es zwei Starkregenereignisse in kurzer Folge. Den Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) ist es anzusehen. Sie strotzen vor Kraft und Üppigkeit, so wie es nach massiven Niederschlägen üblich ist.

Dieses Pärchen brachte zusammen ein halbes Kilo auf die Wage. Nach dem sie zunächst die Ausstellung bereicherten, landeten sie schließlich auf dem Trockner. Sie waren absolut Madenfrei.

Freitag, 02. September – Heute war ich als Ausgleich für gestern ganztägig im Info – Zentrum. Nach dem ich zunächst einige der schönsten Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge auf der Ausstellungsfläche präsentierte, landeten sie gegen Abend mit den restlichen auf dem Trockner. Zumindest ist nun endlich ein Anfang gemacht bezüglich Trockenpilz – Vorrat. Hoffen wir nun auf baldige Niederschläge, dass es endlich auch allgemein besser wird. Übrigens war und ist der Wachstumsschub an der Seenplatte eindeutig dem Sommer – Aspekt zuzuordnen. Hier wird in einem heftigen Wachstumsschub der gesamte Sommer in geballter Ladung nachgeholt. Ob im laufe der Woche dort bereits der Herbst ausbricht, bleibt abzuwarten. Schließlich sind diese Erträge den Niederschlägen Mitte August zuzuschreiben. Vor einer Woche gab es dort bekanntlich nochmal massive Regenfälle. Diese stützten selbstverständlich den aktuellen Schub ganz hervorragend und gerade auch die Sommersteinpilze profitierten dadurch ganz besonders. Sie konnten sich nun wirklich prächtig und zahlreich und in außergewöhnlich guter Qualität entwickeln. Der Spätsommer – Schub war und ist geprägt von großen Mengen an Filzröhrlingen, KörnchenRöhrlingen, Dickröhrlingen, allen voran Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge, Perl- und Pantherpilzen sowie einigen Täublingen wie Camembert- und Widerlicher Täubling.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) an der Seenplatte. Im Bild festgehalten von Katharina Wild am 01. September 2022.

Ja, es ist vielleicht Angeberei, immer wieder solche Bilder hier anzubieten. Aber wir wollen nur die Tagebuchleserinnen und Leser an unserem tollen Erlebnis an der Mecklenburgischen Seenplatte teilhaben lassen. Foto von Katharina Wild.

Sonnabend, 03. September – Heute stand wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Die weitläufigen Wälder und Forste bei Borkow und Schlowe waren vorgesehen. Trotz Presse – Mitteilung fanden sich auch dieses mal nur wenige Interessenten ein. Kein Wunder, die Trockenheit hält in weiten Teilen an, so auch in dem für heute ausgesuchten Gebiet.  Auf Anraten unseres Pilzfreundes Phillip Müller, der gerade von seinem Kroatien und Österreich – Urlaub zurück gekehrt war, entschlossen wir uns in das Kaarzer Holz zu fahren. Hier ist am Abend des 18. August ein Gewitter rüber gezogen und vielleicht haben wir hier etwas größere Chancen, dem einen oder anderen Frischpilz habhaft zu werden. Auch im Interesse eines 4 jährigen Pilzsuchers, der zusammen mit seinem Opa und einem großem Korb erschienen war. Auch Phillip war auf der Suche nach dem einen oder anderen Frischpilz, der noch nicht in seiner umfangreichen Sammlung, die er teils aus seinem Urlaub mitgebracht hatte, enthalten ist. Schließlich geht es am Nachmittag nach Rehna. Der dortige Pilzverein lädt zum Grillen und Pilze Bestimmen, mit gemeinsamen Aufbau einer Pilzausstellung ein. Nun, viel war es nicht, welches Phillip an neuen Arten einsammeln konnte. Dafür füllte sich der doch recht große Korb von Enkelsohn und Opa zusehends mit zahlreichen Filzröhrlingen und wenigen Täublingen. Der Gewitterregen hatte hier tatsächlich einen leichten Wachstumsschub ausgelöst, aber in keinem Verhältnis zu dem, welches an der Mecklenburgischen Seenplatte abgeht.

Reichlich Filzröhrlinge entlang der Waldwege heute im Kaarzer Holz. Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron). Standortfoto am 03.09.2022.

Vorsicht beim Sammeln von Sommersteinpilzen! Der Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus) besitzt eine wirklich unglaubliche, wie ungenießbare Würzkraft! 03.09.2022 im Kaarzer Holz.

Noch kurz zur Wetterentwicklung. Wie befürchtet, hat inzwischen der trockene Ostwind ganz gut aufgedreht. Gift fürs Frischpilzwachstum! Es herrscht Kräftemessen der Druckgebilde. Das Nordosteuropäische Hoch möchte dem Atlantik – Tief nicht weichen und dadurch verschärft sich der Gradient. Aber der Atlantik dreht in der nächsten Zeit immer mehr auf und im Laufe der kommenden Woche dürfte dieser Sieger im derzeitigen Machtkampf werden. Immer wieder versucht labile Gewitterluft bis in den Nordosten Deutschlands voran zu kommen, wird aber von der trockenen Kontinentalluft unterwandert und ihrer Energie beraubt. Aber Mitte nächster Woche sollte das Eis gebrochen sein. Schauer und Gewitter können über die Elbe springen und endlich eine regnerische Periode einleiten. Zwar werden die Niederschläge zunächst wieder in konvektiver Form niedergehen, also punktuell reichlich, anderswo spärlich. Aber es sollen mehrere Tiefausläufer folgen, so dass doch auch mit flächigerer Überregnung gerechnet werden kann.

Zurück in den Märchenwald der Mecklenburger Seenplatte. Nicht nur Sommersteinpilze und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge begeisterten uns. Auch diese wunderschönen Pantherpilze (Amanita pantherina) ließen unsere Herzen höher schlagen. Stimmungsvoll von Kathi Wild im Bild festgehalten.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 18.09. – 2.00 Uhr: minimal 11,4 l/qm, maximal 100,9 l/qm und im Mittel 45,0 Liter.


Sonntag, 04. September – Schönes Spätsommerwetter mit trockenem Ostwind. Nicht das beste Wetter für den derzeitigen Pilzschub in einigen Regionen unseres Bundeslandes. Und bis mindestens Dienstag oder Mittwoch bleibt es auch dabei. Allerdings steigen die Temperaturen nochmals auf sommerliches Niveau an. Spätestens am Donnerstag soll das Hochdruck – Bollwerk gebrochen werden. Mit etwas Glück können in Mecklenburg schon am Mittwoch Nachmittag oder Abend erste Schauer und Gewitter aufziehen. In der 2. Wochenhälfte sollen weitere Folgen und wenn alles gut läuft, kann es auch mal länger am Stück regnen. Für September rechnen die Mittelfrist – Modelle mit überdurchschnittlichen Regenfällen bei uns im Norden. Der erste Herbstmonat soll demnach also zu nass ausfallen. Hoffen wir, dass die Rechnung auch aufgeht und somit vielleicht auch im westlichen Mecklenburg noch ein ordentlicher Pilzherbst möglich wird.

Dieser wird dann natürlich auch von zahlreichen Champignons eröffnet werden. Ganz besonders tun sich in diesem Zusammenhang dann sicher wieder diese giftigen Karbol – Egerlinge (Agaricus xanthodermus) hervor. Ein Mitbringsel von der Teterower Pilzschulung.

Schwarzhütiger Steinpilz oder Bronze – Röhrling (Boletus aereus). In M-V bisher nur in Wismar und Schwerin sowie dazwischen einige Fundstellen bekannt. Auch bei Rehna gefunden. Das Teterower Vorkommen ist in der Verbreitungskarte der DGfM noch nicht verzeichnet.

Die Post geht inzwischen ja schon im zentralen Mecklenburg ab. So fand an diesem Wochenende ein Ausbildungskurs für möglichen Pilzsachverständigen –  Nachwuchs in Teterow statt. Auch unsere Interessentin aus der näheren Umgebung von Bützow nahm daran teil. Diese Pilztagungen setzen sich aus Theorie und Praxis zusammen. Die Praxis spielt sich natürlich im Wald ab. Diesbezüglich wurde möglicherweise ein besonders interessantes Waldgebiet begangen, in dem im vergangenen Jahr der in Mecklenburg extrem seltene und stark giftige Riesenrötling gefunden wurde. Unser Phillip brachte ihn mir damals sogar noch für meine Ausstellung mit. Einmal im Leben hätte auch ich ihn einmal gerne am Standort gesehen. Das ist Geschichte, aber auch in diesem Jahr zeigte sich der hier nicht näher zu nennende Wald von seiner besten Seite. Nicht nur, dass das Angebot von Steinpilzen die angehenden Pilzberater hoffnungslos überforderte, nein, auch die Raritäten unter den Röhrlingen hielten sich nicht zurück. Herrenpilze waren in Form von Sommer-, Gemeinen- und Schwarzhütigen Steinpilzen vertreten. Besonders zahlreich und in allen Größen zeigte sich der sehr seltene Bronze – Röhrling (Schwarzhütiger Steinpilz) den Teilnehmern. Hexenpilze waren durch Netz- und Flockenstielige vertreten. Vermutlich waren aber auch seltene Trügerische Hexen – Röhrlinge dabei, welches noch nachgeprüft werden soll. Des Weiteren zeigten sich Hainbuchen – Röhrlinge und die wiederum seltenen Gelben Rauhfüße. Alles überragend glänzte der legendäre Satans – Röhrling mit seiner Anwesenheit. Ich durfte am Nachmittag noch einige Exponate in Empfang nehmen, die ab morgen unsere Dauerausstellung beglücken werden. Auch Steinpilze für den Trockner und Champignons (keine Karbol!) für die Tiefkühltruhe waren dabei. Vielen Dank auch an dieser Stelle für unsere angehende Pilzsachverständige aus dem Raum Bützow!

Hier wieder ein schönes Stimmungsfoto von Kathi Wild vom vergangenen Donnerstag an der Mecklenburgischen Seenplatte. Es zeigt zwei häufige Arten, die gerne den Standort unter Eichen teilen. Den Pantherpilz (Amanita patherina) und den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 19.09.2022: minimal 18,7 l/qm, maximal 97,6 l/qm und im Mittel: 51,0 Liter.


Montag, 05. September„Die Hitze des Hochsommers ist vorbei und die Nächte werden wieder kälter. Grillfeste und Badevergnügen werden unter freiem Himmel bald nur noch Erinnerung sein. Der Herbst macht seine ersten Gehversuche und wehmütige, gedrückte Stimmung kommt auf. Der September, welcher wegen vergleichbarer Temperaturen auch Mai des Herbstes genannt wird, scheidet am 23. zwischen Sommer und Herbst.“ Soweit ein Auszug aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“.

Wundervolle Spätsommer – Stimmung am vergangenen Donnerstag an der Mecklenburger Seenplatte.

Hainbuchen – Röhrling (Leccinum griseum). Der Raufuß – Röhrling stammt aus einem Wald bei Teterow. Ich habe ihn gestern standortversetzt im Rühner Holz fotografiert.

Nun, die Hitze ist bei uns bereits gegangen. Die Temperaturen sind einfach angenehm und so ließe es sich den ganzen Herbst über aushalten. Aber das ist Wunschdenken und wir werden uns der Realität stellen müssen. Die Realität verabschiedet sich nun vom Sommer mit dem Durchstarten des Herbstes im Laufe dieser Woche. Mit anderen Worten, die Westwetterlage wird zunehmend durchbrechen und in feuchter Meeresluft kann es immer häufiger regnen. Erste Tropfen ziehen heute Abend bereits nach Westmecklenburg herein. Aber noch sind es nur die berühmten Tropfen auf dem temperierten Stein. Es dauert, bis sich das blockierende Hoch endlich beiseiteschieben lässt. Aber ab Mittwoch wird es den anlaufenden Tiefdruckwellen nicht mehr stand halten können. Ab dem Nachmittag sollen von Südwesten Schauer und Gewitter aufkommen. Da die subtropischen Luftmassen, die damit heran transportiert werden, reichlich Wasserdampf getankt haben, kann es zunächst örtlich Starkregenfälle bis in den Unwetterbereich geben. Natürlich wieder regional bis örtlich. Also sehr differenziert. Vielleicht hat die Schiene Schwerin – Wismar endlich mal Glück! Im Verlauf sollen die Fronten stärker werden und besonders zum Donnerstag und Freitag werden gerade bei uns im Nordosten hohe Regenmengen berechnet. Zumindest von einigen Wettermodellen. Andere sind hingegen sehr zurückhaltend und lassen die teils starken Regenfälle südlich von M-V nach Osten ziehen. Das amerikanische GFS hat in der Mittelfrist weitere Tiefdruckgebiete auf der Agenda, die uns bis zum letzten September – Drittel mit Regen regelrecht zuschütten sollen. Das ECMWF lässt es ruhiger und zumindest vorübergehend wieder Hochdruck lastiger weitergehen.

Krause Glucken (Sparassis crispa) haben jetzt Hochsaison. Sie können auch in trockeneren Gebieten gefunden werden. Standortfoto am 01. September 2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Etwas reifere Sommersteinpilze am 01. September 2022 an der Seenplatte. Fotografiert von Kathi Wild.

Die Pilzsaison läuft unter dessen an der Seenplatte weiter und die Artenvielfalt wird dort nun immer dichter. In anderen Regionen, die erst am Freitag/Sonnabend der letzten Woche ergiebige Niederschläge bekommen haben (Raum Rostock, östlich und südlich davon, Griese Gegend), wird sich ab der 2. Wochenhälfte b. z. w. zum Wochenende Aufbruchstimmung einstellen. Zunächst dürfte sich die trockene Ostwindlage jedoch als Hemmschuh erweisen. Warten wir den Regen ab. Hier können dann auch die Steinpilze frisch loslegen. Immerhin stehen sie an der Spitze eines jeden Wachstumsschubes. Sommersteinpilze haben großen Druck, ist es für sie doch die letzte Chance. Gemeine Steinpilze sind sowieso an der Reihe. Es wird also in geballter Form losgehen. Allerdings spielt der Mond nicht mehr mit. Demnach wäre nicht mit optimalen Ergebnissen zu rechnen? So hoffen wir also auf die angekündigten Regenfälle, die könnten dann das inzwischen Vorbereitete aus dem Boden Kitzeln.

Das wäre der Durchbruch zu einem opulenten Pilzherbst 2022. Wieder soll die Seenplatte bis in den Raum Neubrandenburg das meiste abbekommen.

Die Hochsaison startet also in diesem Jahr gestaffelt. Bekommen die bisher noch sehr trockenen Regionen in den nächsten Tagen die vorhergesagten ergiebigen Regenmengen, so geht es ab dem letzten Septemberdrittel auch hier mächtig zur Sache. Der Herbst könnte noch groß werden! Das wäre dann auch absolut klassisch, denn Ende September/Anfang Oktober ist in der Regel der Höhepunkt eines Pilzjahres erreicht. Das könnte in diesem Jahr klappen und die großen Pilzausstellungen, die in der Regel in vielen Region zu diesem Zeitpunkt stattfinden, könnten aus dem vollen schöpfen. So sollte es kommen, bewahrheiten sich die berechneten Regenmengen bis Mitte September der neben stehenden Grafik vom ECMWF.  http://www.kachelmannwetter.de

Auch die wärmeliebenden Raritäten haben derzeit Hochsaison. Junge Satans – Röhrlinge (Boletus satanas) von Phillip Müller am vergangenen Wochenende im Draguner Holz fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 20.09.2022: minimal 10,9 l/qm, maximal 102,0 l/qm und im Mittel 50,0 Liter.

Gelber Rauhfuß (Leccinum crocipodium) standortversetzt im Rühner Holz fotografiert. Der Pilz stammt aus einem Wald bei Teterow.

Dienstag, 06. September – Heute Abend fand im Steinpilz – Wismar unser Vorbereitungstreffen für unsere 29. Großpilzausstellung vom 30. 09. – 03.10.2022  statt. Sie stellt den alljährlichen Höhepunkt in unserem Vereinsleben dar. Geplant ist neben der Frischpilzausstellung auch wieder der traditionelle Imbiss. Viele Ideen wurden diskutiert und ich muss am Ende konstatierten: wir haben viel vor! Eine möglichst hohe Artenvielfalt soll auf den Moosflächen präsentiert werden. Es soll Pilzpfanne, Pilzsuppe und Pilzgulasch geben. Frische Waffeln und erfrischende, wie erwärmende Getränke. Aber können die Ideen auch in die Realität umgesetzt werden? Unseren Blick müssen wir deshalb zunächst in den Himmel richten. Wir brauchen nämlich Wasser! Und davon nicht zu knapp. Ohne dem keine sehenswerte Frischpilzausstellung. Ohne dem keine Pilzgerichte aus einheimischer Natur. Der Imbiss müsste durch zugekaufte Zuchtpilze ergänzt werden und die Ausstellung würde kümmerlich ausfallen. Aber es scheint so, als hätte das Wetter Mitleid mit uns. Regen ist im Anmarsch und wahrscheinlich nicht zu knapp.

Auch diese Satans – Röhrlinge (Boletus satanas) stammen aus der Region Teterow. Der schöne und seltene Röhrling kann heftige Verdauungsstörungen hervor rufen, insbesondere bei Rohgenuss.

Tatsächlich steht jedoch immer noch nicht fest, welche Regionen wirklich satt bedient werden. Da gehen die Wettermodelle immer noch auseinander. Das ECMWF rechnet in M-V und Berlin/Brandenburg mit den höchsten Regenmengen, das Super – HD sieht bei uns nur halbherzige Niederschläge. Demnach soll vor allem Schleswig – Holstein gut gewässert werden. Nach einer anderen Variante bekommt Vorpommern und die Seenplatte den meisten Regen und auch die Märkische Schweiz, wo übernächstes Wochenende wieder ein Pilzseminar stattfinden soll, könnte reichlich Wasser bekommen. Die Unterschiede liegen wieder in der Natur der Sache. Die höchsten Regenmengen kommen dort zustande, wo die kräftigsten Schauer und Gewitter niedergehen. Und wo das sein wird, können die Modelle einfach nicht genau eingrenzen. Es wird also wieder Lotto gespielt. 

Hier noch ein Bild von Kathi Wild. Es zeigt die stark giftigen Pantherpilze. 01.09.2022 an der Seenplatte.

Die akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21.09.2022: minimal 27,5 l/qm, maximal 101,1 l/qm und im Mittel 56,4 Liter.

Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) und Gemeine Wurzel – Schleimrüblinge (Xerula radicata) waren hier und dort an und um alte Laubholz – Stubben zu finden. Im Bild auch noch junge Schmetterlings – Trameten. 07.09.2022 Im Hohen Holz.

Mittwoch, 07. September – Nach dem ich und einige Pilzfreundinnen und Freunde praktisch den ganzen Sommer über in der staubtrockenen Griesen Gegend zu unseren Mittwochsexkursionen unterwegs waren und leider nur selten auch mal einen Frischpilz sahen, wechselte heute die Region. Der 1. Quadrant der Topographischen Karte 2437 im Maßstab 1: 25 000 = Mestlin war an der Reihe. Dazu traf ich mich mit Catrin am Nachmittag am Forsthof bei Mestlin. Umfangreiche Wälder standen uns zur Auswahl. So der Ochsenkamp, die Torfheide oder „Im großen Holz“. Wir entschieden uns für das Große Holz. Waren also „Im Großen Holz“ unterwegs. Es ist nicht zum ersten Mal, dass dieses Waldgebiet zu einer Mittwochsexkursion ausgewählt wurde. Im Oktober des Dürre – Jahres 2018 war ich hier schon einmal zur Bestandsaufnahme. Allerdings artete diese damals in eine Hallimasch – Ernteaktion aus. Gewaltige Büschel von Honiggelben Hallimasch ohne Ende! Ich rief Irena zur Hilfe, weil ich die Massen nicht abtransportieren konnte. Irena ist tags drauf nochmals hin und hat noch mehrere große Weidenkörbe voll geholt, die blanchiert und für unsere Imbisstage eingefroren wurden. Leider wird es vor unserer Großpilzausstellung sehr wahrscheinlich nichts mit großen Mengen von Hallimasch, so dass wir auf andere Waldpilze in entsprechenden Größenordnungen noch vor Monatswechsel hoffen. Ich hatte damals also kaum Zeit, mir dieses Revier zu erschließen. Irena meinte tags drauf nur zu mir, dass es ein sehr schöner Wald sei. Dieses konnten wir heute nur bestätigen. Ein wirklich tolles Revier! Sollten in den nächsten Wochen beispielsweise die Steinpilze auch bei uns richtig durchstarten, dann auweia! Hallimasch gibt es hier in Massen und ich denke die Herrenpilze dürften in den kommenden Wochen ebenfalls zu einer Herausforderung werden. Aber nicht nur hier, sondern überall an geeigneten Standorten. Ich zumindest habe mich heute in das große Holz regelrecht verliebt! Und das, obwohl es kaum Frischpilze gab. Dürre leider auch hier. Wir gerieten allerdings in einen leichten Aspekt von Wurzel – Rüblingen und Rehbraunen Dachpilzen. Vereinzelt einige Waldfreund – Rüblinge und sehr wenige Filzröhrlinge. Für den Kochtopf waren allerdings schöne und frische Lungen – Seitlinge im Angebot.

Im großen Holz am 07.September 2022.

Auch das Schwarzwild sollte sich Im großen Holz richtig wohl fühlen.

Zum Wetter: Heute zog schon mal ein kleines Regengebiet durch, dass aber unrelevant für die zukünftige Entwicklung an der Pilzfront war. Der Blick richtet sich auf morgen. Bereits in der Frühe können sich vereinzelt Schauer oder Gewitter bilden. Spätestens ab dem Mittag sollen von Süden her auf breiter Front Gewitter und massive, flächige Regenfälle aufziehen! Für unser gesamtes Bundesland werden zwischen 20 und 50 Liter pro Quadratmeter gerechnet. Örtlich können auch noch höhere Mengen dabei sein. Bis in die Nacht zum Freitag soll es noch regnen. Freitag und Sonnabend folgen dann zahlreiche Schauer und Gewitter. Im Verlauf soll sich das Wetter zumindest vorübergehend beruhigen, der Wind fast vollständig einschlafen und des Nachts kann es einnebeln. Die Feuchtigkeit kann sich also gut entfalten. Dazu könnte es in der nächsten Woche nochmal hochsommerlich warm werden. Fallen die vorhergesagten Regenmengen, so dürfte großes ausgebrütet werden! Wir können auf einen Pilzherbst hoffen, der sich gewaschen hat!

Der Speisepilz des zu Ende gehenden Sommers 2022 schlecht hin. Der Lungen Seitling (Pleurotus pulmonarius). 07.09.2022 Im großen Holz.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 22.09.2022 – 2.00 Uhr: minimal 27,5 l/qm, maximal 108,6 l/qm und im Mittel 67,0 Liter.

Donnerstag, 08. September – Darauf haben wir lange gewartet! Endlich ergiebiger Regen für das Flächenland Mecklenburg – Vorpommern! Auch Berlin – Brandenburg wurde gut bedient. Das ist für den Steinpilz – Wismar insofern von Bedeutung, da am übernächsten Wochenende in der Märkischen Schweiz ein Pilzseminar stattfinden soll. Gerade noch rechtzeitig hat es dort heute auch kräftig geregnet. Zwar nicht in den Mengen, wie beispielsweise in unserem Einzugsgebiet, aber es sollte reichen, um zumindest einige Frischpilze auf den Plan zu rufen.

Ein Vorgeschmack dessen, welches uns in den nächsten Wochen erwarten könnte. Foto Kathy Wild an der Mecklenburgischen Seenplatte am 01. September 2022.

Der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) ist giftig! 01.09.2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Aber nun zu uns. Ab heute kann die Zeitschaltuhr gestellt werden! Ab dem übernächsten Wochenende Kleinarten und möglicherweise Champignons im Überfluss. Kurz danach Start von Körnchen Röhrlingen und Co. in entsprechenden Kiefernbereichen. Spätestens ab Mitte übernächster Woche das Winken vieler großer Parasole an Straßenrändern und lichten Wäldern, teils auf Wiesen. Sie signalisieren uns die Explosion an der Front von Steinpilz und Co. Sowohl der Sommersteinpilz, wie auch der Gemeine Steinpilz, werden für unvergessliche Anblicke und gefüllte Körbe sorgen. Den Mondanbetern sei gesagt: Neumond ist am 25. September. Natürlich geht es dann richtig los, aber das Beste könnte euch möglicherweise entgehen! Den zu erwartenden Start aber bitte nicht weiter Sagen an geile Behörden, die nur darauf warten, die Pilzsucher abzukassieren, wenn sie einmal mehr als erlaubt in die Körbe füllen. Die Kriminellen seit nicht ihr, sondern die behördlichen Abzocker! Der Natur wird dadurch kein Schaden zugefügt! Es sind in der Regel Wirtschaftswälder und da fragt kein Forstwirt oder Naturschutzbeauftragter, ob unter den zu fällenden Bäumen Steinpilze wachsen. Bitte nur daran denken. die Schätze sinnvoll zu nutzen und zu verarbeiten! Und den Start bitte nicht verpassen, denn wenn sich erst herum gesprochen hat, dass es viele Pilze gibt, sind auch die Abzocker auf der Matte! Ein jeder Pilzschub wird beispielsweise von Röhrlingen und Champignons eröffnet. Etwas später folgt dann die bunte Artenvielfalt und bald geht es auch in den Vollherbst über. In den kommenden Wochen wird also der verhungerte/verdurstete Sommer nachgeholt und der Herbst startet ebenfalls durch. Das wird beindruckend werden!

Einer unserer schönsten Sprödblättler ist der Blutrote Täubling (Russula sanguinea). Wir finden ihn unter Kiefern auf sandigen, aber mit Kalk angereicherten Böden. Ungenießbar. 01.09.2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Auch ich bekomme nun leider Stress, da ich meine Steinpilze in der Regel in den Sommermonaten einsammle und wegtrockene. Nun kommt alles auf einmal, welches ich nicht zu sehr liebe. Dem entsprechend werde ich auch meine Sprech- und Öffnungszeiten im Info – Zentrum anpassen. Im restlichen September wird also nur noch Montags und Donnerstags geöffnet sein. In der kommenden Woche muss unsere Großpilzausstellung vorbereitet werden. Also es müssen die Ausstellungsflächen aufgebaut und frisches Moos aus dem Wald geholt werden. In der Folgewoche starten Sammelaktionen, um unseren Pilzimbiss abzusichern und ich auch noch meine Trockenpilz – Bestände auffüllen möchte. In der Woche drauf heißt es sich um eine möglichst große Artenvielfalt zu bemühen. Es werden also die Frischpilze für unsere Große Pilzausstellung, die vom 30.09. – bis 03.10.2022 zu sehen sein soll, gesammelt.

Unter Fichten finden wir gelegentlich diesen Kleinen Kakao – Fälbling (Hebeloma truncatum). Er riecht nach Kakao und hat auch eine schokoladenbräunliche Hutoberfläche. 01.09.2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Übrigens erreichte mich heute Vormittag, kurz vor Einsetzen des Regens, ein Anruf direkt aus dem Wald. Einem Wald unweit der Hansestadt Wismar. „Ich stehe hier im Wald und um mich herum die schönsten Sommer- und Gemeinen Steinpilze in sehr guter Qualität.“ Das Waldgebiet wird an dieser Stelle nicht verraten, aber es zeigt den jahreszeitlichen Wachstumsdruck, der vorhanden ist. Wo irgendwie etwas möglich ist, dort ist etwas möglich! Aber der allgenmeine Aufbruch wird in Kürze diesem Lotteriespiel ein Ende setzen. Der Fahrplan dazu steht und stellenweise kann es auch gleich direkt nach dem Regen schon zur Sache gehen. Beispielsweise ab sofort in einigen Regionen in der Griesen Gegend!

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) können mitunter sehr dunkelhütig daher kommen, so wie hier am 01. September 2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte. Links unten ein eher normal gefärbter Vertreter dieses häufigen Dickröhrlings unter Eichen und Buchen. Aber in den nächsten Wochen können Steinpilze in allen ihren Erscheinungsformen studiert werden.

Hier einige Wasserstandsmeldungen von 20.00 Uhr: Rostock/Warnemünde 15,0 l/qm; Boltenhagen: 21,0 l/qm; Schwerin 22,0 l/qm; Kirchdorf/Poel: 29,0 l/qm.

Um 14.00 Uhr hatte ich in meinem Messbecher in der Altstadt 14,0 Liter und bis 21.45 Uhr waren nochmal gut 26,0 Liter enthalten. Das macht 40 Liter und es regnet noch. Morgen und am Sonnabend können Schauer und Gewitter noch einige Liter dazu liefern!

Pilz -Heil! – Pilzreiche Wochen sind unausweichlich!

Freitag, 09. September – Am 18. August zogen abends, ausgehend vom Parchimer Raum, kräftige Gewitter noch Norden. Sie erreichten gegen Mitternacht die Ostsee. Dabei gab es örtlich, besonders auch nordwestlich von Parchim, sehr heftigen Starkregen, aber auch auf ihrem weiteren Weg legten sie eine ergiebige Regenspur. Die Wälder, die auf dieser Linie liegen, haben also schon mal den umliegenden Regionen einiges voraus und hier konnte sich schon ein leidliches Frischpilzaufkommen entwickeln. Wir hatten deshalb auch am vergangenen Sonnabend von Schlowe zum Kaarzer Holz im Zuge unserer öffentlichen Wanderung umgesetzt. Insbesondere Filzröhrlinge haben auf die Niederschläge heftig reagiert.

Viele Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) heute in der Züsower Forst.

Ein Bilderbuch – Steinpilz (Boletus edulis) schiebt sich durch die Laubstreu des Buchenwaldes in der Züsower Forst. 09.09.2022.

Auf der Zug bahn dieser Gewitter lagen auch Teile der Züsower Forst. So begab ich mich heute dorthin und drehte meine Runden. Besagte Filzröhrlinge, allen voran das gemeine Rotfüßchen, waren Aspekt – Bestimmend und in Menge vertreten. Es war keinesfalls vergleichbar mit der Seenplatte, aber hier gab es zumindest Frischpilze. Für die Jahreszeit zwar auch recht dürftig, aber nicht so trostlos wie auf den meisten unserer bisherigen Exkursionen in diesem Jahr. Schließlich wurde mir gestern telefonisch mitgeteilt, dass hier auch Herrenpilze wachsen. So dachte ich an meinen Trockner. Der wartet auf Nachschub. Aber ich hatte Bedenken, ob es dafür reichen würde. Unter dem Motto Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen (übrigens habe ich heute eine wunderschöne Postkarte mit Eichhörnchen und Fliegenpilz geschenkt bekommen) läpperte es sich schließlich zusammen. Am Ende hatte ich meine gesamte Tragekapazität ausgelastet und mein großer Weidenkorb wurde immer schwerer. Gut gefüllt mit Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen, Sommer – und Gemeinen Steinpilzen.

Man könnte denken, diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus erythropus) wären bereits weich, schwammig und überständig. Mit Nichten, das trockene Wetter hat sie geschützt und selbst nach dem vielen Regen waren sie noch poch – hart, also festfleischig. 09.09.2022 in der Züsower Forst.

Der Steinpilz – Nachwuchs (Boletus edulis) dürfte sich über den Regen mehr als gefreut haben. Es darf geschoben werden! 09.09.2022 in der Züsower Forst.

Herrenpilze gab es in allen Altersstadien und auch junge Köpfe schauten hier und dort noch aus dem Moos oder Buchenlaub. Wie gesagt, es war aber mühselig. Nichts mit dem schnellen Ramschen, sondern Geduld und Glück war gefragt. Die Züsower Forst ist kein unbekanntes Revier. Zahlreiche Standorte von Steinpilzen habe ich abgespeichert, aber nicht einen von denen besucht. Ich ließ mich einfach treiben. Immer wenn Täublinge, Perlpilze oder Graue Wulstlinge auftauchten, hieß es inne halten und Obacht geben. Meist war zumindest ein Steinpilz nicht fern. Ich nenne so etwas Oasen. Kleine Pilzoasen, an denen plötzlich gleich mehrere Arten wachsen und dann ist wieder Schluss und der Wald wirkt wie tot. Allerdings waren diese Oasen heute nicht unbedingt selten. Die Qualität der Steinpilze, mal abgesehen von einigen Trockenschäden, war hervorragend. Fest und madenfrei! Aber die richtige Würze brachten zwei relativ seltene Arten in die Suppe: Anhängsel – Röhrlinge und Weiße Blutchampignons.

Und hier schieben zwei Anhängsel – Röhrlinge (Boletus appendiculatus). 09.09.2022 Züsower Forst.

Zum Wetter. Das hat also gestern geschafft. 40 Liter in meinem Messbecher in Wismar und unsere Pilzfreundin Angelika hat im wenige Kilometer entfernten Hagebök gar 44 Liter im Becher gehabt! Zwar hat es nicht überall derartige Mengen gegeben (örtlich auch noch mehr), aber es sollte in jedem Fall der Durchbruch zum Pilzherbst 2022 eingeläutet sein. Wollen wir gespannt sein, was uns nach dem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Europa so geboten werden wird.

Der Hit meiner heutige Exkursion waren diese Egerlinge. Der Weißschuppige Blutchampignon (Agaricus benesii). Eine Art, die immer häufiger zu werden scheint. 09.09.2022 in der Züsower Forst am Waldwegrand.

Heute entwickelten sich stellenweise wieder heftige Schauer und Gewitter. Ein Schwergewittersystem zog beispielsweise über die Griese Gegend. Auch um Rostock herum hat es heftig gewittert und auch dazwischen, möglicherweise auch über der Züsower Forst, gab es starke Gewitterschauer. In Wismar gelangten gerade mal 1 Liter in meinen Messbecher.

Stimmungsfoto heute in der Züsower Forst. Erstmals in diesem Jahr überwogen die Gemeinen Steinpilze (Boletus edulis).

Immer wieder ein schöner Moment einem der elegantesten Großpilze unserer Wälder zu begegnen, dem Kegelhütigen Knollenblätterpilz (Amanita virosa). Standortfoto am 10.09.2022 im Radebachtal. Tödlich giftig!

Sonnabend, 10. September – Traditionell Ende August oder im früheren September ist Treff am Roten See bei Brüel. Mitglieder des einzigen Pilzvereins in Mecklenburg – Vorpommern namens Heinrich Sternberg Rehna e.V. und die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. treffen sich hier seit vielen Jahren zu gemeinsamen Exkursionen. Eingeladen dazu sind natürlich auch interessierte Gäste, die sich uns gerne Anschließen dürfen. So war es auch heute wieder und es wurde eine sehr nette Truppe, die den frühherbstlichen Großpilzen auf der Spur war. Nun hatte es ja am Donnerstag endlich flächendeckend und ergiebig geregnet, aber vorher war es natürlich auch um den Roten See herum ziemlich trocken und ein großartiges Frischpilzaufkommen war nicht zu erwarten. So entschlossen wir uns in das nur wenige Kilometer entfernte Radebachtal zu fahren. Bachtäler sind geschützter und haben dadurch gerade auch in ungünstigen Zeiten einen Vorteil zu planaren Lagen. Die Entscheidung war richtig, auch wenn es für die Verhältnisse des sehr artenreichen Bachtals und im Hinblick der Jahreszeit auch hier sehr bescheiden zuging. Wir konnten allerdings mit vielen Augenpaaren dies und jenes entdecken und die/der eine oder andere konnte sogar eine Frischpilzmahlzeit mit nach Hause nehmen. Täublinge, Perlpilze, mal eine Krause Glucke oder auch mal ein Steinpilz wären zu nennen. Natürlich auch einige andere Arten, die durchaus begeisterten. So wurde der erste Grüne Knollenblätterpilz der Saison gefunden und auch der wesentlich seltenere Kegelhütige Knollenblätterpilz sorgte für Freude.

Es war auch ein Wiedersehen mit dem seltenen Trügerischen Hexen – Röhrling (Boletus mendax). Viele Jahre konnte ich die Art hier im Radebachtal nicht zuordnen, weil sie nirgendwo beschrieben war. Daher fehlt eine Darstellung und Beschreibung in nahezu allen gängigen Pilzbüchern. Flockig ist der obere Stielbereich, netzig der untere. Er versucht uns zu betrügen. Speisewert unbekannt.

Das Wetter hatte ein Einsehen mit uns die dicken Gewitterwolken ließen ihre feuchte Last nicht über dem Roten See und ihrer Blockhütte ab, in der wir zum Mittagstisch einkehrten. Wir durften allerdings romantisches Donnergrollen als Ohrenschmaus vernehmen, während unsere Gaumen delikat zubereitetes vom Team der Blockhütte, genossen. Dazu ein süffiges Bierchen vom Fass. Gebietsweise gab es aber auch heute wieder heftige Regengüsse.

Mächtige Konvektion während wir am Mittagstisch an der Blockhütte am Roten See saßen. Donnergrollen signalisierte uns auch akustisch, dass das Reifestadium der Überentwicklungen erreicht worden war.

Im Anschluss machten sich noch Catrin, Chris und Reinhold auf dem Weg zum Deichelsee, um eventuell den dort beheimateten Satans – Röhrling zu Gesicht und vor allem vor die Fotolinse zu bekommen. Es glückte leider nicht. Nur einige Laichen waren vorhanden und die sehr ähnlichen Wurzelnden Bitter – Röhrlinge.

Zum Vergleich mit Boletus mendax hier noch ein ganz normaler Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus erythropus) heute am Hohlsee fotografiert.

Auf den Wiesen der Griesen Gegend leuchteten hin und wieder weiße Knöpfe von Wiesen – Champignons (Agaricus campestris).

Sonntag, 11. September – Ich hatte heute Morgen ganz schön mit mir gehadert. Warum? Es gibt im Info – Zentrum jede Menge zu tun. Die 29. Großpilzausstellung gilt es vorzubereiten. Klar Schiff machen, Fenster Putzen und neu gestalten. Die alte Ausstellungsfläche leer Räumen, damit frisches Moos drauf kommt. Die übrigen Ausstellungsflächen aufbauen und, und , und… Auch die Internetarbeit hinkt hinter her. Aber diese muss in der Hochsaison etwas zurück gesetzt werden, weil einfach nicht zu schaffen. Die Veranstaltungsrückblicke werden also mit Verzögerung aufgearbeitet und Online gestellt. Zumindest versuche ich das Tagebuch möglichst aktuell zu halten. Andererseits wollte ich mich über die Entwicklung an der Frischpilzfront in der Griesen Gegend informieren. Immerhin herrscht hier ein niederschlagstechnischer Vorlauf und entsprechend sollte die, den gesamten Sommer angehaltene Funkstille, gebrochen sein.

An Straßen- und Wegrändern der Griesen Gegend Leuten die Butterpilze (Suillus luteus) die Hochsaison ein. 11.09.2022 bei Teewswoos.

Natürlich musste auch der „Chef“ im moosigen Kiefernforst schon mal nach dem Rechten schauen. Ein Begriff aus meiner Jugendzeit, denn gut bürgerlich wird er Herren- oder Steinpilz (Boletus edulis) genannt. 11.09.2022 bei Alt Jabel.

Meine Neugier überwog also und ich machte mich auf den langen Weg in den Süden Mecklenburgs. Zunächst besuchte ich ein vielseitigeres Waldgebiet am Buchenberg, dass ich zusammen mit Pilzfreund Michael und im Zuge einer Mittwochsexkursion vor etlichen Wochen abarbeitete. Es gehört zum MTB Eldena. Da hier nicht nur monotoner Kieferforst vorherrscht, hatte ich mir dieses Revier für bessere Zeiten vorgemerkt. Aber es enttäuschte mich. Es gab zwar einige Rotfüßchen, auch vereinzelte Täublinge und Wulstlinge, aber bis auf eine Krause Glucke nichts weltbewegendes. Ich fuhr weiter nach Süden und landete im Messtischblatt Teewswoos, welches in den Folgejahren auch zu unseren Mittwochsexkursionen auf dem Programm steht. Umfangreiche, äußerst arme Kiefernforste sind hier dominant. Sie grenzen an die Lübtheener Heide und dem dortigen Truppenübungsplatz. Auch für Freundinnen und Freunde von Heidelbeeren ein Paradies. Fast wie in der norwegischen Telemark, nur das der felsige Untergrund fehlte. An den Straßenrändern teils Pilze über Pilze! Viele Täublinge und Wulstlinge. Auch Gruppen von Butterpilzen und mit Glück auch der eine oder andere Steinpilz. Hier ist der Damm gebrochen und die Hochsaison ist eröffnet. Es handelt sich natürlich auch in erster Linie um klassische Maronen – Standorte, die hier fast in jedem Herbst die Körbe bis zum Überlaufen füllen. Diesbezüglich herrscht allerdings noch die Ruhe vor dem Sturm. Überhaupt war es im Waldesinneren noch sehr bescheiden. Nur einen trockengeschädigten Maronen – Röhrling konnte ich ausfindig machen und vereinzelt auch mal Täublinge oder Perl- und Pantherpilze. Dominant waren an den Straßenrändern aber sehr viele Graue Scheidenstreiflinge. Ein beeindruckender Aspekt!

Gleich im Familien – Verband schieben diese Steinpilze (Boletus edulis) die Moospolster beiseite. Steinpilze an derartigen Standorten besitzen meist sehr schlanke und lange Stiele. 11.09.2022 bei Alt Jabel.

Hier sehen wir den Top – Fund meiner gestrigen Rundreise durch die Griese Gegend. Tatsächlich das erste Mal konnte ich der Becher – Koralle (Artomyces pyxidata) in freier Wildbahn begegnen. Standortfoto nördlich Teewswoos am 11.09.2022 an morschem Kiefernstubben. Pilz des Jahres 2015!

Montag, 12. September – Eine grenzwertige Wetterlage braut sich in dieser Woche über Deutschland zusammen. Ein Ex – Hurricane und ein kräftiger, Nordeuropäischer Tiefdruck – Komplex kämpfen um die Vorherrschaft über Mitteleuropa. Der Tropensturm pumpt extrem heiße Luft nach Norden, in Frankreich wurden heute 36 Grad gemessen, und der Tiefkomplex nördlich von uns schickt eine Kaltfront nach Süden. Beide Luftmassen treffen bei uns zusammen und lösen über der Mitte und dem Süden Deutschlands starke Regenfälle und Gewitter aus. Im Südwesten kann es nochmals bis 30 Grad heiß werden, während wir im Norden immer mehr von kühler, ja für die Jahreszeit regelrecht kalter Luft, heimgesucht werden. Diese wird zum Wochenende auch den Sommer im Süden endgültig beenden. Dort wird es wie ein Schock empfunden werden, denn nach monatelangem Hochsommer folgt ein fast schon frühwinterlicher Absturz der Temperaturen. Hochreichend kalte und labil geschichtete Meeresluft wird Mitteleuropa fluten. Bis in die Mittelgebirgslagen können erste Schneeflocken rieseln. Für uns bedeutet das ab der 2. Wochenhälfte und über das kommende Wochenende hinweg unterkühltes Schauerwetter vom feinsten. Regelrechtes April – Wetter mit vielen Regenschauern und Graupel – Gewittern. Dazu zeitweise ein stürmischer Wind. Mögliche Randtiefentwicklungen können sogar ergiebige Regenfälle nach sich ziehen. Es wird also richtig ungemütlich. Erst in der kommenden Woche soll sich das Wetter unter zunehmenden Hochdruck Einfluss beruhigen. Dann könnte oft die Sonne scheinen und der Wind immer weiter abnehmen. In der eingeflossenen Polarluft kann es des Nachts stark auskühlen und erste Bodenfröste sind möglich. Zwar schützt uns das warme Wasser noch vor dem Schlimmsten, aber in den klassischen Kältelöchern und Muldenlagen kann es trotzdem ziemlich frisch werden.

Krause Glucke (Sparassis crispa) im Wald am Buchenberg bei Glaisin am 11. September 2022. Natürlich nicht an Buche, sondern am Fuß einer alten Kiefer.

Was wird das für die Entwicklung an der Pilzfront bedeuten? Nun, ich denke, die Fruchtkörperanlagen werden bereits gebildet und diese werden sich auch strecken. Zwar etwas verlangsamt, aber aufhalten kann diese Entwicklung den expandierenden Pilzschub nicht. Auch wärmeliebende Sommerarten, die noch ein Nachholebedürfnis haben, nicht. Sie werden ohnehin nach einem kurzen Wachstums – Piek ihre Aktivitäten herunter fahren b. z. w. einstellen.

Frische Milde Wachstäublinge (Russula puellaris) gestern in der Griesen Gegend am Standort fotografiert. Das typischen Gilben setzt an der Stielbasis des liegenden Sprödblättlers ein. Essbar.

Den klassischen Herbstarten mag diese Entwicklung nur recht sein. Auch die Qualität wird davon profitieren. Wer auf einen massiven Schub von Maronen – Röhrlingen hofft, der kann froh über diese Entwicklung sein, denn gerade dieser beliebte Speisepilz mag es ziemlich frisch. Ich erinnere an den Oktober 2016. Er war von Beginn an lausig kalt. Wir schwärmen heute noch von der damaligen Maronen – Schwämme in der Griesen Gegend. Nachzulesen unter dem Oktober – Tagebuch zu Wetter und Pilze des Jahres 2016.

Ganz besonders habe ich mich gestern über diese großen und prächtigen Apfel – Täublinge (Russula paludosa) gefreut. Sie stachen in der moosigen Kiefernforst bereits von weiten hervor. Der prachtvolle Sprödblättler zählt zu den besten Speisepilzen unter den Täublingen und wächst gerne mit dem Orangeroten Graustiel – Täubling zusammen. Natürlich im klassischem Maronen – Revier am 11.09.2022 bei Teewswoos.

Hier noch ein detailreicheres Foto von der Becherkoralle (Artomxces pyxidata) vom vergangen Sonntag bei Teewswoos.

Dienstag, 13. September – Weiter klar Schiff machen im Info – Zentrum und Moos holen für unsere Ausstellungsflächen stand heute im Mittelpunkt meiner Aktivitäten. Bei letzterer unterstützte mich unser Vereinsmitglied Christian Boss. Immerhin galt es 6 Säcke Moos zu füllen und in sein Auto zu verladen. Fündig wurden wir im Revier Weiße Krug. Frischpilze sahen wir dort kaum. Es herrscht die Ruhe vor dem Sturm, der in etwa einer Woche losbrechen dürfte. Bei der Gelegenheit besuchten wir eine weitläufige Wiesen- und Weidefläche im Naturpark Sternberger Seenland. Die Trockenhänge wirkten heute noch trist, mit zaghaftem grün, welches sich nach den Regenfällen allmählich durchsetzt. Frischpilze waren auch hier nicht auszumachen, welches sich aber auch ab nächster Woche schlagartig ändern dürfte. Dann wird der Bereich mit weißen Pilzfruchtkörpern übersät sein, soweit das Auge reicht. Acker – Schirmpilze, Riesen – Schirmpilze und viele, viele Champignons werden die Wiesen in ein  Wunderland verzaubern. Vielleicht eine Adresse, um für unseren Pilzimbiss zur Großpilzausstellung zum Monatswechsel vorzusorgen. Hier herrschen Gedrungene Champignons und die seltenen Strohgelben Champignons vor. Letztere sind dort natürlich in manchen Jahren alles andere als selten.

Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) ähnelt zwar den Korallenpilzen, ist mit ihnen aber nicht verwandt. Das „Zwergenfeuer“ brannte heute in der Forst Weiße Krug bei Warin.

Hier sehen wir den Pilz des Jahres 2007, die Orangegelbe Puppenkernkeule (Cordyceps militaris). Der Pilz entwickelt sich auf Schmetterlingslarven. Gefunden und im Bild festgehalten von Torsten Richter am 10.09.2022 im Radebachtal. Krebshemmend, Aphrodisiakum und Dopingmittel. Kernkeulen zählten bis vor kurzem zu den teuersten Pilzen der Welt. Vitalpilze für Millionäre.

Wir fuhren wieder in Richtung Wismar und drehten auf halber Strecke noch eine Runde in der Forst Weiße Krug, die eigentlich bereits zur Neukloster Forst gehören sollte. Sandige Mischwaldbereiche und eine durchaus beliebte Pilz – Ecke für die Kochtopfmykologen. Christian liebt Krause Glucken und ich wusste, dass es diese hier auch gibt. Tatsächlich fanden wir zwei Küken, die noch am Kiefernstubben bleiben durften. Ansonsten auch hier noch eine fast unheimlich Ruhe vor dem großen Aufbruch. Allerdings wuchsen hin und wieder doch schon einige Frischpilze. Ziegenlippen, Perlpilze, einige Täublinge, Rüblinge, Trichterlinge und der erste Birkenpilz, den wir in dieser Saison zu Gesicht bekamen.

Die Tiegel – Teuerlinge (Crucibulum laeve) gehören zu den Nestlingen. Wie man sieht, sind die Nester gut mit Peridiolen gefüllt. Standortfoto am 11.09.2022 am Buchenberg bei Glaisin, in der Griesen Gegend.

Weil er so schön ist, hier nochmal ein Apfel – Täubling (Russula paludosa) am Sonntag in der Griesen Gegend am Standort fotografiert. Guter Speisepilz.

Themenwechsel: Unser Pilz- und Vereinsfreund Phillip Müller hat im letzten Jahr sowohl beim Landes – Gesundheitsamt in M-V, wie auch bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie die Prüfung zum Pilzberater erfolgreich abgelegt. Innerhalb weniger Jahre konnte er sich ein solides Wissen über die einheimische Großpilzwelt aneignen und ist zu einem der besten Pilzkenner unseres Bundeslandes und sicher auch darüber hinaus geworden. Nun ist Phillip seit einigen Tagen auch Online. Pilzberatungen bietet er beispielsweise in Renzow, bei Schwerin, an. Allerdings sollte vorher mit ihm Kontakt aufgenommen werden, um nicht vor verschlossener Tür zu stehen. Phillip hat auch bereits einige Termine für Lehrwanderung auf seiner Homepage. Wer also unter seiner kompetenten Führung einige Wälder in Nordwestmecklenburg auf der Suche nach allen möglichen Großpilzen durchstreifen möchte, sollte sich ebenfalls bei ihm anmelden. Die Termine finden sich unter: https _butterbeidiepilze.de

Phillip Müller, rechts im Bild, während einer Beratung auf einer öffentlichen Lehrwanderung durch den Gespensterwald im Juni des vergangenen Jahres.

Voll begeistert haben mich heute mal wieder die Geweihförmigen Schleimpilze (Ceratiomyxa fructiculosa var. porioides).

Mittwoch, 14. September – Heute wurde mal wieder die Woche geteilt, und was das bedeutet, brauche ich nicht weiter zu erörtern. Es ging hinaus zu einer weiteren Mittwochsexkursion. Der 2. Quadrant der Topographischen Karte Mestlin war an der Reihe. Hier findet sich das Mühlenholz und ein größeres Wald- b. z. w. Forstrevier südlich von Techentin. Ich war mit mir im Zwiespalt, hatte ich doch mal wieder Lust auf das Mühlenholz, weil ich mit diesem Wald schöne Erinnerungen verbinde. Sohn Jonas war noch klein und zusammen mit seiner Mama fuhren wir damals den Zentralweg des Waldes entlang. Irena sagte, hier müssen wir mal schauen, dass sieht gut aus. Es dauerte nicht lange bis ich ihren Freudenschrei vernahm, als die schönsten Sommersteinpilze vor ihr standen. Einige Jahre wurde der Wald fast zum Wallfahrtsort, wenn es um das Sammeln von Steinpilzen ging. Nicht nur der Sommer – Variante, sondern auch des ganz gemeinen Herrenpilzes. Das Mühlenholz steht auf besseren Böden und so gibt es hier auch eine sehr interessante Artenvielfalt zu bewundern bzw. zu kartieren.

Der Specker wird in den kommenden Wochen zum Massenpilz mutieren. Besser bekannt unter Kahler- oder Empfindlicher Krempling (Paxillus involutus). In Hungerjahren half er Leben retten, heut zu Tage wird vor ihm als potenziell tödlich gewarnt. 14.09.2022 im Wald bei Friedrichsruhe.

Allerdings hatte ich im Jahre 2018 das Mühlenholz im Rahmen einer Mittwochsexkursion im Programm, so dass ich mich heute für das Waldgebiet südlich Techentin entschied. Das kannte ich nur Ansatzweise und wollte es mir heute gründlicher erschließen. Ich konnte meinen Radius hier zwar deutlich erweitern, aber ich habe nach gut drei Stunden abgebrochen, weil auch hier noch die Ruhe vor dem Sturm herrscht. Natürlich waren auch hier die Frischpilze auf dem Vormarsch. Insbesondere entlang der Wege wo es krautig, moosig oder grasig war. Rüblinge, Schwindlinge, Mürblinge, Tintlinge, Teuerlinge usw. Ein kleiner Bericht folgt später.

Ausschließlich unter Erlen findet sich der Erlen – Krempling (Paxillus filamentosus). Auch er wird verdächtigt, in seltenen Fällen eine allergische Reaktion auslösen zu können. Diese kann durchaus lebensbedrohlich werden. 14. September 2014 im Wald bei Friedrichsruhe.

Danach fuhr ich in Richtung Friedrichsruhe und suchte den dortigen Wald noch zu einer kleineren Runde auf. Hier ein ähnliches Bild, aber schon öfters mal auch größere Mykorrhiza – Arten. Wulstlinge waren durch vereinzelte Perlpilze, Pantherpilze und Gelbe Knollenblätterpilze vertreten. Ganz selten auch mal ein Täubling, dafür punktuell Kahle Kremplinge und ein Massenvorkommen des Erlen – Kremplings. Einige Halskrausen Erdsterne waren gerade frisch am Öffnen. Ansonsten ein ähnliches Spektrum von kleineren Arten, so wie oben bereits erwähnt. Dazu noch einige Rißpilze und Schuppige Träuschlinge. Röhrlinge waren nur durch einige Filzröhrlinge vertreten, die fast alle komplett vom sporenreifen Goldschimmel befallen waren und dadurch ein farbenfrohes Bild abgaben.

Sporenreifer Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus) – Befall auf Filzröhrlingen im Wald bei Friedrichsruhe am 14.09.2022. Der Goldschimmel besiedelt ausschließlich Röhrlinge. Auch obige Kremplinge werden von ihm befallen. Sie gehören also, trotz ihrer Lamellen, den Röhrlingen an.

Donnerstag, 15. September – Heute habe ich als Langzeitarbeitsloser wieder alle Hände voll zu tun gehabt. Zum Glück hatte ich gestern, wie heute, Hilfe von unserem Vereinsmitglied Christian Boss. Wir bestückten die großen Ausstellungsflächen mit Moos und umrandeten sie mit grüner Stoffverkleidung. Soll ja schließlich einen soliden und ordentlichen Eindruck machen. Zuvor brachte ich noch eine ganze Menge Restpilze aus meinen Frischhaltedosen aus dem Kühlschrank, für einen Tag auf die alte Ausstellungsfläche.

Die noch kleine Frischpilzausstellung am heutigen Donnerstag.

Hier sehen wir keine Wiesen – Champignons, sondern die giftigen Schuppigen Träuschlinge. So schön, wie gestern im Wald bei Friedrichsruhe, sehe ich sie nur selten.

Während dessen besuchten mich Journalisten (weiblich/männlich) von der Schweriner Volkszeitung im Info – Zentrum für ein ausführliches Interview zu gut 7 Jahrzehnte Pilzberatung in der Hansestadt Wismar. Dazu stoß dann tatsächlich auch noch ein Ratsuchender, der mit einer ordentlichen Portion frisch gesammelter Wiesen – Champignons meinen Rat haben wollte, zwecks Bestätigung seiner Vermutung. Optimal zum Thema Pilzberatung für einen Zeitungsartikel! Es geht also los. Die Champignons starten bereits durch! Thema war natürlich auch ganz allgemein das Pilzwachstum in diesem Jahr und in der nächsten Woche haben wir auch noch einen Lokaltermin im Wald. Am Abend wurden die Frischpilze der heute Morgen ausgelegten Ausstellung leider in den Bio – Eimer verfrachtet, da am Wochenende das Info – Zentrum geschlossen bleibt. Es geht in die Märkische Schweiz, in das Umweltzentrum Drei Eichen zum Pilzseminar. Geregnet hatte es auch dort, allerdings nicht so ergiebig wie bei uns. Wir lassen uns überraschen.

Diese großen und kompakten Champignons wachsen auch auf Wiesen, insbesondere wenn diese einen gewissen Salzgehalt aufweisen. Es handelt sich um den Salzwiesen – Champignon (Agaricus bernardii). Unangenehmer Geruch und scheußlicher Geschmack zeichnen diesen schönen Egerling aus. Die Pilze wurden am Sonntag zu unserem Treffen am Roten See mitgebracht.

Das Wetter wird dazu richtig herbstlich, oder besser, wie im April. In hochreichend kalter Polarluft aus arktischen Regionen wechseln sich Sonne und dicke Quellwolken ab und es kann bei starken Winden immer wieder Schauer geben. Teils werden durch das warme Meerwasser auch Gewitter ausgelöst die an den Küstenregionen entlang schleifen und strichweise sogar recht viel Regen abladen können. Auch im Brandenburgischen können zweitweise Schauer und Gewitter durchziehen, aber auch die Chancen auf sonnige Abschnitte sind nicht schlecht. Hoffen wir es für unsere Exkursionen. Auch soll es in der Nordosthälfte Deutschlands nicht ganz so kalt werden, wie beispielsweise im Süden der Republik.

Kleine Schönheiten in großer Menge auf toten Laubholzästchen. In der Masse ist der Ästchen – Schwindling (Marasmiellus ramealis) ganz groß. 14.09.2022 im Wald bei Friedrichsruhe.

Das Umweltzentrum Drei Eichen in der Märkischen Schweiz.

Freitag, 16. September – Heute morgen setzte ich mich auf meinen Kleinkraftroller und fuhr in Richtung Bützow. Im Vorort Steinhagen stieg ich in das Auto von Catrin um, parkte mein Zweirad und wir starteten in das Nachbarland Berlin/Brandenburg. Genauer in die Märkische Schweiz. Hier fand zum 3. mal ein Pilzseminar im dortigen Umweltzentrum Drei Eichen statt. Oliver Justus organisierte dieses Pilzwochenende wie immer vorbildlich. So wie in den Vorjahren fuhren wir mit gemischten Gefühlen dort hin, weil es hier noch weniger geregnet hatte als bei uns in Mecklenburg. Als wir bei unserer Ankunft direkt vor dem Umweltzentrum einparkten, begrüßten uns, genau wie im Vorjahr, die großen Hüte von Riesen – Champignons. Wir waren erleichtert, es wird also Frischpilze geben. Das Wochenende könnte wieder spannend werden.

Die Riesen – Champignons (Agaricus augustus) standen so wie im Vorjahr an ihrem angestammten Platz. 16.09.2022.

Nach der Begrüßung und Belegung der Zimmer starteten wir etwas verspätet mit unseren Vorträgen. Zunächst ging ich in Wort und Bild auf die wichtigsten Vergiftungssyndrome ein und stellte entsprechende Pilzarten vor. Im Anschluss übernahm Phillip Müller und führte in die systematische Pilzbestimmung ein. Das heißt, an die makroskopische Herangehensweise. Nach dem Abendbrot wurden schon mal mitgebrachte Pilzarten sortiert und besprochen.

Es hatte sich herumgesprochen, dass sich hier Pilzfreunde ein Wochenende gönnen und jemand hat schon mal seinen Fund auf der Umzäunung des Hauptgebäudes abgelegt. Schöne Schwefelporlinge, aber für kulinarische Zwecke ein wenig zu weit.

Ein wunderschöner Täubling (Russula spec.) unter Eichen und Hainbuchen. Er bereitete uns Kopfzerbrechen.

Sonnabend, 17. September – Heute starteten wir nach dem Frühstück zu einer Tagestour durch die Märkische Schweiz. Oliver Justus hatte dafür eine sehr interessante Route ausgesucht. Wir fuhren in den Ort Buckow und der Ausgangspunkt stellte das Schweizer Haus dar. Dort entspringt auch die Günter – Quelle. Anders als die häufig monotonen Kiefernforste in der Mark Brandenburg, finden sich hier vielfach Laubwälder auf basenreichen, kalkhaltigen Böden. Es dominieren Rotbuchen, Eichen, Hainbuchen, aber auch Robinien, Eschen und Erlen. Das Gelände ist hügelig und darin eingebettet liegt der Kleine und der Große Tornowsee. Südlich dieser Gewässer, mäandert das Flüsschen Stöbber und hat hier ein wildromantisches Bachtal in die Landschaft gegraben.

Der Schöne Zonen – Milchling (Lactarius zonarius) war mir bisher nur aus dem Pilzbuch bekannt. Das erste Mal begegnete ich ihm in freier Wildbahn, obwohl er vereinzelt auch in Mecklenburg gefunden wurde. Heute wuchs er immer wieder unter Eichen. Ungenießbar. 17.09.2022 an der Stöbber.

Dieser Dickröhrling ging zunächst als Sommersteinpilz durch (es wurden heute nur Gemeine Steinpilze gefunden). Aber weit gefehlt!

Es dauerte nicht lange und wir rieben uns die Augen. Vor allem Phillip und meine Wenigkeit. Wollten wir doch den Teilnehmern die frühherbstliche Großpilzwelt etwas näher bringen, so mussten wir schnell feststellen, dass uns dieses Vorhaben in Teilen vor unlösbare Aufgaben stellte. Wir gerieten in ein Raritäten – Kabinett, wie wir es in dieser Artenzusammensetzung in Mecklenburg noch nie gesehen haben. So wurde die Exkursion für uns eine Herausforderung. Natürlich gab es ganz gemeine Arten, aber beispielsweise bei einigen Täublingen mussten wir passen.

Es handelte sich um den Blasshütigen Röhrling (Boletus depilatus). Ein sehr seltener Dickröhrling aus der Verwandtschaft des Fahlen Röhrlings.

Mittag wurde von Olivers Eltern am Großen Tornowsee gereicht. Erbsensuppe mit Bockwurst. Dafür ganz herzlichen Dank! Gestärkt ging es weiter zum Kleinen Tornowsee, an dessen Ufer sich der Kalkberg erhebt. Bis auf einen kurzen Regenschauer hatten wir bestes Exkursionswetter. Am Abend wurden alle Funde auf Pappteller sortiert und auf Bestimmungstischen ausgebreitet. Phillip hatte dazu wunderbare Gattungskarten hergestellt, so dass wir recht schnell eine grundlegende Struktur aufbauen und zuordnen konnten. Bis in die Nacht hinein wurde nun bestimmt, besprochen und vorgestellt. Natürlich beim Pils, Wein oder Sekt.

Der Hut kann durchaus recht blass sein, aber die meisten Fruchtkörper dieses hier recht häufigen Pilzes waren eher satt dunkelbraun gefärbt. Typisch sind die Dellen auf dem Hut. So lauten weitere Bezeichnungen auch Marmorierter oder Gehämmerter Röhrling (Hemileccinum depilatum). Der Pilz ist essbar, mit säuerlichem Geschmack, sollte aber aufgrund seiner allgemeinen Seltenheit geschont werden. 

Große Freude am Rande der Magischen Wiese unter Kiefern über diese Verwandten des Geselligen Glöckchennabelings, des Hochmoor – Glöckchennabelings (Xeromphalina cornui). In M-V die absolute Rarität, im östlichen Brandenburg recht häufig nachgewiesen.

Sonntag, 18. September – Nach dem Frühstück starteten wir von Drei Eichen aus zu unserer Magischen Wiese, wie Gastgeber Oliver Justus sie genannt hat. Die Trockenwiese begeisterte uns in den Vorjahren durch ihre außergewöhnliche Artenzusammensetzung. Insbesondere Rötlinge, Saftlinge, Ellerlinge oder Erd – Zungen sorgten für Erstaunen. An den Rändern im Vorjahr viele Täublinge und die seltenen Großen Kakao – Fälblinge. Der heutige Besuch der Magischen Wiese fiel deutlich bescheidener aus. Es gab einige Gedrungene Champignons und Acker – Schirmpilze, wenige Täublinge und wir hatten es fast schon aufgegeben, als uns endlich die hübschen Zärtlinge, namens Braungrüner Rötling unter die Augen kamen. Einige Saftlinge erfreuten unsere Augen. Auch der Winzigste Erdstern war, wie in den Vorjahren, auf seinem angestammten Platz. Ein Höhepunkt waren auch die Hochmoor – Glöckchennabelinge aus der Verwandtschaft des meist im Gebirge vorkommenden Geselligen Glöckchennabelings.

Nicht nur für mich war es heute die erste, beeindruckende Begegnung mit dem Pelzigen Muscheling (Hohenbuehelia mastrucata). In Deutschland nur sehr zerstreut nachgewiesen. Wenige Fundpunkte aber auch in M-V. 

Knackiger Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) in der Nossentiner/Schwinzer Heide. In kürze dürfen wir ihn als Massenpilz begrüßen. 18.09.2022.

Nach dem Mittag, es gab Stampfkartoffeln mit Buletten und selbst gesammelten Waldpilzen vom Vortag, brachen alle zur Heimfahrt auf. Da ich mit Catrin mitfuhr, hielten wir auf der Rücktour noch in der Nossentiner/Schwinzer Heide an. In der integrierten Wooster Heide war noch Funkstille. Nur einen Maronen – Röhrling konnten wir im Buchenwald entdecken. In einem anderen Bereich des Naturparkes sah es schon etwas bunter aus. Im Moos und Gras der Kiefernforst verschiedene Täublinge, die Catrin bisher noch nicht zu Gesicht bekam: Blutrote Täublinge, Zedernholz – Täublinge, Buckel – Täublinge oder auch der Birken – Speitäubling war dabei. Vereinzelt schon eine schöne Marone und am Straßenrand in Büscheln Zweisporige Champignons. Hier wurde vor zwei Jahren die Straße erneuert und neue Erde aufgeschüttet. Das brachte die Wildform unseres Zucht – Champignons auf den Plan. Dabei kamen uns zwei Pilzsucher mit gefülltem Korb entgegen, u. a. mit Krauser Glucke und Pfifferlingen.

Zweisporiger- oder Garten – Champignon (Agaricus bisporus) am Straßenrand in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Guter Speisepilz an ungünstiger Stelle.

Die bunten Blumen unter den Großpilzen, die Saftflinge oder Glasköpfe, wie sie früher genannt wurden. Ist es der Gelbrandige Saftling (Hygrocybe insipida)? Keine Ahnung, ein Experte muss her. 18.09.2022 auf der Magischen Wiese in der Märkischen Schweiz.

Montag, 19. September – Heute war wieder langer Tag im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar. Für den Rest des Monats habe ich die regulären Sprechzeiten verkürzt und dahin gehend geändert, dass nur noch Montags und Donnerstags nahezu ganztägig geöffnet ist. Grund ist die Vorbereitung unserer Großpilzausstellung. Neben Ausstellungs – Exponaten müssen auch Speisepilze für unseren Imbiss besorgt werden. Noch ist es relativ ruhig in der Beratungsstelle, aber allmählich findet doch schon der eine oder andere den Weg zu mir. So auch heute Pilzsucherinnen aus Rehna. Sie legten mir Maronen – Röhrlinge, Gold – Röhrlinge und Steinpilze vor. Nur die Steinpilze waren recht ordentlich, der Rest bereits meist überständig. Ein anderer Pilzfreund kam freudestrahlend in die Beratungsstelle und fragte mich, ob ich mal kurz mit raus kommen und einen Blick in den Kofferraum seines PKW werfen könne. Er habe eine riesige Krause Glucke gefunden. Im Wald bei Warin. Es war wirklich ein wunderbares Exemplar. Ein echter Glückspilz!

Sehr gefreut haben wir uns am Sonnabend auch über diese Leberbraunen Ackerlinge (Agrocybe erebia). Schließlich darf man diesen schönen Dunkelsporer nicht allzu oft bewundern.

Ein Glückspilz mit seinem Glückspilz, einer Fetten Henne aus dem Wald bei Warin.

Zur Wetterlage. Am Wochenende und auch heute hatte uns für die Jahreszeit ausgesprochen kalte Polarluft im Griff. Diese war sehr feucht und hochreichend labil geschichtet. Im Zusammenspiel mit der noch warmen Nord- und Ostsee konnte sich ein großer Temperatur – Unterschied aufbauen. Mächtige Konvektion war die Folge. Es kommt ziemlich selten vor, dass diese in Kaltluft so viel Wasserdampf speichern und aufnehmen kann. Fast wie subtropische Luftmassen. Die Folge waren regional teils sehr heftige Regenfälle, Schauer und Gewitter. Gebietsweise gab es hohe Regenmengen. In Wismar ging am Abend noch ein kräftiges Gewitter nieder. Es hatte aber nur 4 Liter in meinen Messbecher gefüllt. An den kommenden Tagen soll sich das Wetter beruhigen und auch der Wind schläft fast gänzlich ein. Sehr ruhige, aber auch sehr frische Nächte mit Bodenfrostgefahr stehen bevor. Das windschwache Wetter wird viel Tau produzieren, so dass die Wachstumsbedingungen nahezu ideal sein dürften. Zumindest was die Qualität der nun immer stärker hervorbrechenden Pilzflora anbelangt. Allerdings geht es auf Kosten der Entfaltung. Es geht also etwas langsamer als bei feuchtwarmer Witterung. Der große Pilzschub wird also höchstens etwas verzögert, aufzuhalten ist er nicht mehr!

Und weil sie so selten und schön sind, hier noch zwei junge Gehämmerte Röhrlinge (Boletus depilatus) am Standort in der Märkischen Schweiz am 18.09.2022.

Birkenpilz (Leccinum scabrum). 20.09.2022.

Dienstag, 20. September – Heute war ich zunächst kurz in der Parkanlage am Seeblick in Wismar/Wendorf nach dem Rechten schauen. Seit Juni war ich hier nicht mehr unterwegs und der große Sommerschub dürfte hier nahezu komplett ausgefallen sein. Bis auf den kleinen Wachstumsschub Ende Mai/Anfang Juni. Es gab so gut wie nichts! Nur wenige Wiesen – Champignons und einige Waldfreund – Rüblinge. Die Parkanlagen sind zwar über dem Berg, aber dennoch sollte es hier in den kommenden Wochen noch einiges geben. Nun sind Wälder und Wiesen an der Reihe. So hatte ich heute Mittag einen Termin mit der Schweriner Volkszeitung. Dort soll in den nächsten Tagen ein größerer Artikel zum Thema Beratung und Pilzwachstum erscheinen. Das textliche hatten wir bereits in der letzten Woche besprochen und heute sollten entsprechende Bilder in Wald und Flur folgen. Wir suchten das Revier um Perniek auf. Der Zeitplan für einen Journalisten ist meist eng begrenzt, so auch heute.

Die Birkenpilze (Leccinum scabrum) wussten, dass sie sich heute von ihrer besten Seite zeigen sollten. 20.09.2022 in der Forst Perniek.

Es sollte möglichst schnell gehen und dabei kamen uns die Pilze entgegen. So, als hätten sie es gewusst. Kaum hatten wir die ersten Schritte zurückgelegt, eine Gruppe von Olivbraunen Rißpilzen. Nun, die sind nicht gerade Pressetauglich. Aber das sollte sich sogleich ändern, als wir mitten in einem Trupp wunderschöner Birkenpilze standen. Es schien so, als wollten sie auch gerne mal in die Zeitung. Natürlich mit mir zusammen, als glücklichen Finder. Wir drehten eine weitere Runde und stießen auf wunderbar frische Butterpilze. Auch die sind durchaus tauglich für ein Bild für die Zeitung. Schließlich befanden sich genügend Fotos im Kasten und wir verabschiedeten uns. Ich drehte noch einige Runden, aber es war noch nicht sonderlich ergiebig. Die Ruhe vor dem Sturm, denn heute gab es nur inselweise Frischpilze. Es dauert hier wohl noch bis zum Wochenende, bevor der große Pilzsegen losbricht.

Büschelige Mürblinge (Psathyrella multipedata) am 20.09.2022 in der Forst Perniek.

Die Steinpilze (Boletus edulis) sitzen in den Startlöchern. 20.09.2022 im Klaasbachtal bei Neukloster.

Viel Zeit hatte ich nicht mehr, da ich in Wismar noch einen Termin hatte. Ich fuhr aber doch noch kurz in das Klaasbachtal bei Neukloster. Hier herrschte bereits etwas mehr Leben. Immer wieder Kleinarten und stolze Knoblauchschwindlinge. Frische Riesenporlinge. Entlang des Wanderweges wurde ein madenfreier Steinpilz abgeschnitten. Im Gebüsch dazu weitere Herrenpilze, die bereits jenseits von Gut und Böse waren. In flachen Moospolstern leuchteten gelbe Knöpfchen. Es ist amtlich, auch die Pfifferlinge starten jetzt verspätet durch. Im nächsten Moospolster die noch winzigen weißlichen Köpfe junger Steinpilze. In den kommenden drei bis vier Wochen werden sie ihren ganz großen Auftritt hinlegen.

Auch die Butterpilze (Suillus luteus) starten nun in allerbester Qualität. Butter- und Birkenpilze sammelte ich heute zum Einfrieren für unseren Pilzimbiss.

Riesenschirmpilz oder Parasol (Macrolepiota procera) heute am Standort im Naturpark Sternberger Seenland fotografiert. Erscheinen sie vermehrt, weisen sie auf den Beginn einer neuen, in diesem Fall der Hauptwachstumswelle des Jahres hin.

Mittwoch, 21. September – Die für heute geplante Mittwochsexkursion im dritten Quadranten von Mestlin habe ich auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Ich hätte hier sicher nicht so entspannt wie üblich unterwegs sein können und nach allem möglichen, welches im Feld bestimmbar wäre, Ausschau halten können, wenn mir nicht der Druck unserer 29. Pilzausstellung im Nacken säße. Wir brauchen Wald- und Wiesenpilze für unseren Imbiss. Anders als in den Vorjahren ist der Gefrierschrank nur sehr halbherzig gefüllt. Das reicht nicht hinten und vorne. Ich sehe es schon kommen, wir müssen noch Zuchtpilze aus dem Handel dazu kaufen. Das wären vor allem Champignons. Und das ist auch schon das Stichwort des heutigen Tages. Ich startete also mit dem Ziel, Speisepilze zu suchen und für unseren Imbiss zu sammeln. Zunächst schaute ich kurz in einem ehemaligen Kiestagebau bei Klein Warin wegen möglicher Butterpilze nach. Fehlanzeige! Ich steuerte eine Schirmpilz und Champignon – Wiese im Raum Sternberg an. Die steht zeitweise so voll, dass man denken könne, die Pilze wären hier angesät worden. Auf den ersten Blick nichts. Sieht man die weißen Pilze doch sonst schon von der Straße aus. Aber nach einer kleinen Runde im Gelände entdeckte ich den ersten Trupp der dickfleischigen Gedrungenen Champignons.

Gedrungener Champignon (Agaricus spissicaulis). Eine fettere Version des Wiesen – Champignons, heute am Standort fotografiert.

Weitere Ansammlungen sollten folgen. Dazu auch immer wieder essbare Acker – Schirmpilze und von weitem bereits zu erahnen, ein  prächtiger Trupp teils noch geschlossener Riesenschirmpilze. Ein Teil meiner mitgeführten Sammelbehältnisse füllte sich nun. Hier sollte ich/wir in den kommenden Tagen sicher noch einmal vorbei schauen. Ich fuhr weiter zu einer meiner besten und thermophil begünstigten Sommersteinpilz – Plätze. Tote Hose! Einzig ein Riesenschirmpilz beglückte mich. Sonst keinerlei Frischpilze! Ich begab mich schließlich nochmals in die Nossentiner/Schwinzer Heide, um zu schauen, ob sich die Maronen – Röhrlinge auf den Weg machen. Auch eine Nullnummer. Nur einige Zweisporige Champignons konnten mich erfreuen.

Zweisporiger Egerling (Agaricus bisporus). Die Wildform unseres Zucht – Champignons. 21.09.2022 in der Nossentiner/Schwinzer Heide am Standort fotografiert.

Zaghafte Aufbruchstimmung! Erste Signale der diesjährigen Hauptwachstumswelle zeigen sich, aber es zieht sich. Sicher spielt hier die unterkühlte Witterung eine Rolle. Des nachts geht es an ungünstigen Stellen teils in den leichten Frostbereich am Boden. Hätten wir tags beispielsweise 25 Grad und des nachts 10 – 15 Grad, würde sicher der Turbo – Gang eingelegt werden. Aber solche Werte sind nicht auszumachen, obwohl zum Wochenende hin eine pilzfreundlichere Luftmasse aus Südwesten, zumindest vorübergehend, Wetterwirksam werden soll. Die Mond – Theoretiker würden ohnehin sagen, wir müssen noch bis zum 26. September (kommender Montag) warten. Dann ist nämlich Neumond. Sie werden wohl dieses Mal recht behalten.

Meine Ausbeute heute von einer Champignon – Wiese bei Sternberg. Die Pilze werden vorgekocht und eingefroren für unseren Imbiss am 1./2. Oktober im Rahmen der 29. Großpilzausstellung.

Donnerstag, 22. September – Das war heute auch auf dem Kalender der letzte Sommertag des Jahres. Der Pilzherbst begann bereits Mitte August und der Meteorologische am 1. September. Wir gehen jetzt also allmählich in den Vollherbst. Und der wird vor allem in den Regionen, die seit Beginn der Pilzsaison, im Frühling, viel zu trocken waren, in geballter Ladung über uns hereinbrechen. Zunächst wird hier noch kurz der Sommer aufflackern, um zügig in den eigentlichen Herbst überzugehen. Es dürfte nicht lange dauern, und der Spätherbst hält Einzug. Mehrere Wachstumsaspekte werden also komprimiert. Es kann gut sein, dass sich die Hochsaison noch bis in den Winter verlängert. Dieser Beginnt laut Aspekt Abfolge ja bereits Mitte November.

Egerlinge haben derzeit Hochsaison. Hier sehen wir einen Waldbewohner unter ihnen, den Breitschuppigen Champignon (Agaricus lanipes). Standortfoto in der Märkischen Schweiz am 17.09.2022. Guter Speisepilz.

Hoffentlich halten sich die Steinpilze (Boletus edulis) in der nächsten Woche noch zurück. Ich fürchte aber, sie werden sich nicht daran halten. 17.09.2022 in der Märkischen Schweiz.

Der Startschuss ist in regenreicheren Regionen ja bereits Anfang des Monats gefallen. Bei uns, im Großraum Nordwestmecklenburg, erfolgt er dieser Tage. Die Luft ist heute bereits wieder etwas wärmer geworden und auch die Nächte werden wieder deutlich milder. Dazu stehen besonders in der nächsten Woche auch Regenfälle auf der Agenda. Es wird sogar die Möglichkeit einer 5b – artigen Entwicklung gesehen, die teils hohe Regenmengen bringen kann. Diese Entwicklung sehe ich meist ausgesprochen gerne, aber dieses Mal hoffe ich, dass der Starkregen östlich an uns vorbei zieht. Warum? Weil wir in der kommenden Woche viel unterwegs sein werden, um unsere Großpilzausstellung mit entsprechendem Material zu versorgen. Besonders am Dienstag und Mittwoch werde ich ganztags in Wald und Flur zubringen, um eine möglichst große Bandbreite zusammen zu suchen. Regen wäre dabei suboptimal. Hoffentlich hält mich kein heftiger Steinpilz – Schub davon ab, denn dann gerate ich in einen Zwiespalt. Ausstellungspilze oder Pilze für den Trockner? Ich ahne schon, es wird wohl so kommen. Wenn doch bloß der Sommer nicht so versteppt gewesen wäre, ich hätte meine Ernte längst unter Dach und Fach.

Und hier noch einmal Champignon – Kunde. Dieses mal aus dem Raritäten – Kabinett. Wir sehen den Perlhuhn – Champignon (Agaricus placomyces). Die Kalk liebende und schöne Art ist recht selten und ich freue mich immer, wenn ich ihn mal vor meine Fotolinse bekomme. In den Kochtopf sollte er lieber nicht geraten, denn er gehört der leicht giftigen Sektion der Karbol – Egerlinge an. 17.09.2022 in der Märkischen Schweiz.

Pilzfreundinnen, die heute im Revier Weiße Krug unterwegs waren, berichteten mir, dass die Maronen – Röhrlinge mit ihren kleinen, kastanienbraunen Köpfchen, an den Start gehen. Schaut man sich derzeit im Pilzticker um, so kann festgestellt werden, dass es auch anderswo in Deutschland kräftig bergauf geht. Besonders Krause Glucken und Steinpilze füllen die Körbe. Und dass, obwohl der Mond doch erst ab Montag wieder grünes Licht geben soll!

Recht selten bekomme ich auch diesen Nadelholz – Bewohner zu Gesicht. Den Schwarzschneidigen Dachpilz (Pluteus atromarginatus). 18.09.2022 in der Märkischen Schweiz. Essbar.

Hier noch ein Hinweis! Am kommenden Sonnabend findet in der ehemals Großherzoglichen Forst Moidentin eine Lehrwanderung statt. Siehe unter: https _butterbeidiepilze.de

Raufuß – Röhrling (Leccinum cf.) heute auf dem Sonderstandort bei Sternberg fotografiert.

Freitag, 23. September (Herbstanfang) – So, nun sind wir auch ganz allgemein im Herbst angelangt. Der Herbst ist die Hauptpilzzeit und das Gro der Mykophagen durchstreift eigentlich nur zu dieser Jahreszeit Wald und Flur, um der vornehmen Jagd zu frönen. Ja, nicht der Weidmann mit dem Schießgewehr ist gemeint, sondern der Pilzsucher b. z. w. Sammler. Aber von ihrem Selbstverständnis her, fühlen sich die Jäger eher auf dem Hohen Ross und würden Spaziergänger, und vor allem auch Pilzsucher, aus ihrem Revier möglichst fern halten. Dazu lassen sie sich die aberwitzigsten Abschreckungsschilder einfallen. Vorsicht Fuchsbandwurm – Lebensgefahr! Die Wege bitte nicht verlassen und nur mit Handschuhen Früchte oder Pilze ernten, am besten gleich gar nicht. Es wird in teils grotesker Form vor Wildschweinen gewarnt. Und nicht zu vergessen Rotkäppchen und der Wolf. Wölfe sind wieder heimisch geworden, so dass vor diesen Monstern eindringlich gewarnt werden muss. Nun, ich finde, gewarnt werden sollte eher vor solchen Einfaltspinseln, die den Wald am besten nur für sich haben wollen, um ihren Eitelkeiten zu frönen. Davon lassen wir uns natürlich nicht beirren. Aber ich möchte nicht über die Jägerschaft im allgemeinen herfallen. Wie überall im Leben gibt es solche und solche.

Der Anfang ist gemacht.

Zunächst waren also Champignons und Riesenschirmpilze angesagt.

So ließen wir uns heute auch nicht beirren und suchten Wiesen- und Waldflächen im Großraum Sternberg auf. Wir, das waren Monika, Viola, Hans – Peter und Reinhold von der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und vom Steinpilz – Wismar. Zum kommenden Wochenende (30.09. – 03.10.2022) soll im und vor dem Mykologischen Info – Zentrum, in der ABC Straße 21, wieder unsere alljährliche Großpilzausstellung stattfinden. Nicht nur eine Vielzahl heimischer Großpilze sollen hier vorgestellt werden, sondern wir bieten auch wieder unseren Imbiss an. Pilzgerichte und frische Eierwaffeln und vieles mehr sollen im Angebot sein. Wenn möglich, natürlich nicht aus dem Gemüsemarkt, sondern aus Wald und Flur. Die Feinfrostware im Gefrierschrank ist in diesem Jahr leider sehr dürftig, so dass heute eine große Sammelaktion von Wildpilzen auf dem Programm stand.

Der Birkenpilz (Leccinum scabrum) wird auch Kapuziner genannt. 23.09.2022 bei Sternberg.

Nicht nur Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge gab es in ungeheuren Massen, auch diese eher selteneren Ringlosen Butterpilze (Suillus collinitus) tauchten immer mal wieder auf. 23.09.2022 Sonderstandort bei Sternberg.

Es waren genau 15 Tage nach den auslösenden Niederschlägen vergangen und dass sollte uns die Körbe füllen. Zunächst suchten wir Champignons und Riesenschirmpilze auf einer größeren Weidefläche. Danach ging es zu einem Sonderstandort bei Sternberg. Ein ehemaliges Kiesabbaugebiet. Eutrophierter Niederwald und nähstoffarmer Sand, der mit Kiefern bestanden ist. Junge Riesenboviste füllten im Handumdrehen einen großen Weidenkorb. Die hier in Mengen stehenden Kompost – Champignons waren leider bereits überständig, so dass wir in die Kiefern umsetzten. Hier ging es dann rund. Unsere Pilzfreundin Viola hatte so etwas noch nie gesehen. Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge wo hin das Auge blickt. Dazwischen auch mal schöne Birkenpilze und selbst die ersten Edel – Reizker waren erschienen.

Die ersten Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) der Saison. Heute am Sonderstandort Sternberg fotografiert.

Wirklich riesige Kremplinge heute am ehemaligen Kiestagebau. Es handelt sich um den Großen Krempling (Paxillus validus).

Riesenkremplinge (nicht zum Imbiss) und auch weiterhin stolze Parasole waren dabei. Unter Eichen prachtvolle Fahle Röhrlinge vom feinsten. Wirklich stramme Burschen! Korb für Korb füllte sich. Wie gut, dass wir genügend dabei hatten. Aber nicht nur Viola war begeistert. Auch Monika und Hans – Peter hatten eine derartige Schwämme von Schmierröhrlingen noch nie gesehen. Unmöglich, alles ab zu ernten. Die vorausgesagte Pilzexplosion ist eingetreten. Der Pilzherbst läuft zur Hochform auf! So berichtete mit Phillip von einer zunehmenden Artenvielfalt und Catrin konnte sich gut mit Steinpilzen eindecken. Dazu fand sie auch den ersten Glückspilz der Saison. Glückspilze wird es in den nächsten Tagen und Wochen viele geben, mit und ohne rote Kappen mit den weißen Flocken darauf.

Prall und kraftvoll kommen diese Fahlen Röhrlinge (Boletus impolitus) daher. Sie sind nah mit dem Gehämmerten Röhrling verwandt und unterscheiden sich von diesem u. a. durch ihren Phenol – Geruch. So gilt der Ungenetzte Steinpilz, wie er auch genannt wird, als Speisepilz von ganz besonderem Wohlgeschmack. 23.09.2022 bei Sternberg.  

Wir haben gestern nicht nur einen Blick für schlabberige Speisepilze gehabt. Viola hat diese kronenartigen Schlauchpilze im Sand unter Kiefern entdeckt. Es dürfte sich um Sandborstlinge der Gattung Geopora handeln.

Sonnabend, 24. September (Europäischer Pilztag) – Es ist Mitternacht durch. Seit heute Vormittag habe ich ununterbrochen Wald- und Wiesenpilze geputzt, geschnitten und abgekocht. Mehrere große Töpfe voll sind es geworden, die wir gestern von unserer Sammelaktion zusammen bekommen haben.  Damit nicht genug, Monika hatte auch noch zwei Körbe mit nach Hause genommen und dort vorbereitet. Wir sollten nun gewappnet sein für unseren Pilzimbiss am nächsten Wochenende. Das war gerade noch rechtzeitig. Die Einlage in meinem Gefrierschrank hätte hinten und vorne nicht gereicht. Wir brauchen also nicht auf handelsübliche Kulturpilze zurück greifen. Mit den bereits vorher eingefroren Wald und Wiesen Bewohnern stehen uns für Pilzpfanne und Pilzsuppe nun folgende Arten in Mischung zur Verfügung: Hallimasch, Nelkenschwindling, Maipilz, Gedrungener Champignon, Kupferroter Gelbfuß, Zweisporiger Champignon, Weißer Anis – Champignon, Birkenpilz, Fahler Röhrling, Krönchen – Träuschling, Riesen– und Acker Schirmpilz, Riesenbovist, Butterpilz, Ringloser Butterpilz und Körnchen Röhrlinge. Den Löwenanteil bilden vor allem Gedrungene Champignons und die erwähnten Schmierröhrlinge. Hoffen wir, letztere werden niemanden auf den Magen schlagen, denn sie können bei einigen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Wir sollten versuchen, darauf hinzuweisen. So, dass soll es in aller Kürze gewesen sein, denn ich muss ins Bett. Morgen früh geht es schließlich zeitig aus den Federn. Das Schleswig – Holsteinische Ritzerau steht mal wieder auf dem Plan.

Den ganzen Tag habe ich heute Wiesen- und wie man sieht, Waldpilze gesäubert und vorgekocht für unser Imbissangebot zur 29. Großpilzausstellung am kommenden Wochenende.

Da strahlt die glückliche Pilzsucherin über beide Wangen. Eine Glückspilzlerin, denn der Prachtkerl von Steinpilz (nur einer von mehreren) brachte sicher deutlich über ein halbes Kilo auf die Waage, die wir leider nicht dabei hatten. Ihr Korb war zum Glück groß genug, aber im Handumdrehen auch schon gefüllt.

Sonntag, 25. September – Heute morgen starteten Sohn Jonas und meine Wenigkeit bei ungemütlichem Nieselwetter mit meinem Leichtkraftroller in das Nachbarland Schleswig – Holstein. Der BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg lud Pilz- und Naturfreunde zum wiederholten Male in die Lübsche Forst nach Ritzerau ein. Ab 10.00 Uhr sollten auch in diesem Jahr wieder geführte Wanderungen durch diesen ganz besonderen Wald stattfinden. Besonders deshalb, da hier ein naturnahes, besonders schonendes Forstkonzept seit Jahrzehnten zum Tragen kommt. Großartig geholzt wird hier nicht mehr und der Nadelholz – Anteil wird schrittweise zurück gedrängt. Ein naturnaher Wald ist hier inzwischen entstanden. Die Fachkompetenz zum Thema Pilze lag heute fast ausschließlich bei den angereisten Mecklenburgern. Neben uns beiden war das noch Phillip Müller aus Renzow. Wie jedes Jahr wurden mehrere Gruppen gebildet, die jeweils in unterschiedliche Bereiche der Lübschen Forst ausstrahlten. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war zwar etwas unterschiedlich, aber in dem Bereich, in dem ich mit meiner Truppe unterwegs war, recht beachtlich. Angereist waren etwa 50 Menschen aus dem Großraum Hamburg und Lübeck sowie umliegenden Ortschaften. Neben allerlei Erklär –  Arten, fanden sich auch leckere Speisepilze. Hier hat der Herbst bereits Einzug gehalten, denn neben den prächtigsten Steinpilzen gab es auch schon ordentlich Stockschwämmchen und erste Hallimasch. Selbst der Mörder unter den Pilzen, der Grüne Knollenblätterpilz war vertreten. Anschließend wurden die Fundstücke an der Köhlerhütte auf Tischen ausgebreitet und nochmals vorgestellt. Die essbaren durften selbstverständlich mit nach Hause genommen werden.

Auch der Korb eines etwas 10 -jährigen Jungen ist bis zum Überlaufen mit Steinpilzen gefüllt. 

Wie gesagt oder geschrieben, der Herbst ist voll ausgebrochen in der Lübschen Forst Ritzerau am 25. September 2022.

Nach dem ich Jonas zu Hause in Keez abgesetzt hatte und wir uns bei Mac Donalds gestärkt hatten, besuchte ich noch kurz das Paradies, zumindest was noch davon übrig geblieben ist. Seit Jahren werden hier permanent alte Buchen entnommen. Ein derartiges Treiben wäre im Wald bei Ritzerau nicht möglich. Das Frischpilzaufkommen war in diesem Buchenbestand noch recht differenziert. Es gab durchaus Oasen, mit einer recht ordentlichen und durchaus interessanten Artenvielfalt, aber auch Bereiche, in denen kaum ein Frischpilz zu sehen war. Auch die hier reichlich beheimateten Steinpilze hielten sich noch bedeckt, obwohl ganz frische Mehlpilze ihr baldiges Erscheinen ankündigten. Was Steinpilze anbelangt, befinden wir uns bereits mitten in ihrer Wachstumswelle. Sie zeichnet sich in dieser Saison, zumindest derzeit, durch punktuelle Hott Spots aus. Längst nicht alle Plätze sind besetzt, dafür aber dort wo sie wachsen, sind sie in voller Pracht zu bewundern. Solche herbstlich differenzierten Wachstumsschübe gab es auch in zurück liegenden Jahren. Es liegt wohl immer noch an den unterschiedlichen Regenmengen des Sommers. Derartige Schübe dauern erfahrungsgemäß über Wochen an und die Steinpilze überraschen mal hier und mal dort, ohne überall gleichzeitig zu fruktifizieren. Sehr gut, da hat man länger etwas davon.

Auch unser Ostseepilz Christian Ehmke ist heute auf eine Steinpilz – Oase gestoßen.

Dichtblättriger Täubling (Russula densifolia) am 25.09.2022 am Standort im Paradies fotografiert. Er gehört zu dem Schwarztäublingen und kann allenfalls als Mischpilz Verwendung finden.

Montag, 26. September – Heute war wieder langer Sprechtag im Steinpilz – Wismar. Es macht sich bemerkbar, dass wir uns im Herbst befinden. Die Leute gehen verstärkt in die Natur zum Pilze suchen oder stolpern über sie im Garten, auf dem eigenen Grundstück oder in städtischen Anlagen. Gerade in letzteren tauchen nun klassischer Weise wieder zahlreiche giftige Karbol – Champignons auf. Die werden wohl der Renner in der Pilzberatung in dieser Woche sein. Allerdings ist das Informationszentrum nun wieder für zwei Tage geschlossen, da ich in Wald und Flur unterwegs sein werde, um ausreichend und vielseitig Frischpilze für unsere, am kommenden Wochenende stattfindende 29. Großpilzausstellung, zusammen zu tragen. Auch weitere Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. werden sich umschauen, um unsere Ausstellung so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu ist Werbung unverzichtbar, denn so eine Veranstaltung ist mit viel Zeit und Arbeit verbunden. Da bot sich an, dass uns heute Dana Zelck vom NDR besucht hat.

Ein Schmierröhrling, den wir ausschließlich unter Lärche antreffen. Der Gold – Röhrling (Suillus flavus) gestern am Standort im Paradies fotografiert. Essbar.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) in der Lübschen Forst bei Ritzerau gestern fotografiert.

Frau Zelck ist begeisterte Pilzliebhaberin und wir waren schon gelegentlich für das Fernsehen in Wald und Flur unterwegs. Wie sie mir heute erzählte, spielte sie vor Jahren sogar mit dem Gedanken, sich als Pilzsachverständige ausbilden zu lassen. Auf jeden Fall ist sie pilztechnisch immer auf dem neuesten Stand, nicht zuletzt auch wegen des Tagebuches vom Steinpilz – Wismar. Jedes Jahr möchte sie einen neuen Speisepilz dazu lernen, den sie in ihren Gesichtskreis aufnehmen möchte. So hatte sie auch frisch gesammelte Waldpilze mit dabei. Die Parasole kannte sie und große Riesen – Champignons hatte sie aus Neugier mitgebracht. Aber es ging ihr um Stubbenpilze namens Stockschwämmchen. Die Art soll in diesem Jahr neu in ihren Speisepilz – Katalog aufgenommen werden und ich konnte ihr bestätigen, dass sie Stockschwämmchen gefunden hatte und wies auf die Verwechslungsmöglichkeit mit dem Gift – Häubling hin. Wie der Zufall es wollte, waren auch gerade Monika und Hans – Peter vom Verein im Infozentrum, so dass gleich ein Interview für den Hörfunk angesagt war. Es ging um die aktuelle Entwicklung an der Pilzfront und natürlich auch um die bevorstehende Pilzausstellung. Der Beitrag wird im Frühprogramm von NDR II – Radio Mecklenburg – Vorpommern in den nächsten Tagen ausgestrahlt. Werbung, die wir gut gebrauchen können und ganz herzlichen Dank nochmals an Dana Zelck!

So wie das Stockschwämmchen ist auch der Getiegerte Sägeblättling (Lentinus tigrinus) ein Holzbewohner. Er ist aber eher ein Augenschmaus, als ein kulinarisches Vergnügen. Standortfoto am 25. September 2022 im Paradies.

Dienstag, 27. September –  Von 10.00 – 19.00 Uhr im Wald. Sammelexkursionen zur Vorbereitung unserer Großpilzausstellung. So fuhr ich zunächst in die Pilzgründe bei Perniek. Frischpilze ziemlich reichlich, Artenvielfalt armselig. Das war auch der Tenor des Tages. Wer Speisepilze sammeln mochte, konnte teils richtig zuschlagen. Bei Perniek vor allem Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge. Auch Birkenpilze waren keine Mangelware, teils aber bereits überständig.

Birkenpilze (Leccinum scabrum) im Wald bei Perniek am 27.09.2022.

Ich setzte um in das nahe Klaasbachtal. Auch dieses Gebiet blieb weit hinter seinen Möglichkeiten. Vor allem Rotfußröhrlinge waren für den Kochtopfmykologen im Angebot. Auch mal eine Krause Glucke oder ein Steinpilz. Ansonsten sehr mühselig. Einfach noch zu früh. Erst in den kommenden Wochen wird es hier viel bunter werden, aber vieles wird nicht mehr kommen, welches dieses Raritäten – Kabinett auszeichnet.

Den Mangel an Artenvielfalt versuchten prächtige Ästige Stachelbärte (Hericium clathroides) etwas auszugleichen. Standortfoto im Klaasbachtal.

Während ich hier unterwegs war, stießen Monika und Hans – Peter zu mir. Am Nachmittag setzten wir in die Züsower Forst um. Auch hier ein sehr schleppendes Suchen nach Vielfalt. Der Kochtopfmykologe wäre hier bezüglich frischer Rotfuß – Röhrlinge voll auf seine Kosten gekommen. Größtenteils frisch und in bester Qualität. In einem moosigen Fichtenbestand waren sie fast ein Bodendecker. So schön und frisch, dass ich vorübergehend noch für unseren Imbiss zu sammeln begann.

Junge und festfleischige Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) nahezu als Bodendecker in der Fichtenforst der Züsower Forst.

Schließlich fuhren wir noch in die Höltingsdorfer Forst. Auch sehr schwach, was uns hier geboten wurde. Vor allem der Kochtopf- Mykologe konnte sich hier mit Goldröhrlingen eindecken. Dort wo Lärchen standen, immer wieder große Trupps dieser Schmierröhrlinge. Mehlpilze signalisierten immer wieder Steinpilz – Alarm. Bis auf Perniek, in allen aufgesuchten Wäldern. Und es funktionierte auch heute. Inne halten und sich umschauen und oft ist der Steinpilz nicht fern.

Dieser Lärchen Begleiter ist in Mecklenburgischen Wäldern höchst selten anzutreffen. Es handelt sich um den Grauen Lärchenröhrling (Suillus viscidus). Noch niemals hatte ich ihn in so üppigen Exemplaren finden können, wie heute in der Höltingsdorfer Forst. Er benötigt Kalk und ist in der Regel eine montane Art, die im Flachland weitgehend fehlt. Essbar. 27.09.2022.

Über diese orangefarbenen Milden Milchlinge (Lactarius mitissimus) habe ich mich heute sehr gefreut. Sie standen am trocken gefallenen Uferbereich eines Waldsees bei Jesendorf. Essbar.

Mittwochen, 28. September (Wenzelstag) – Um es vor weck zu nehmen, der heilige Wenzel schickt in der Regel die Hallimasch in die Spur. Und tatsächlich wurden vor eilende Exemplare schon vor Tagen gefunden. Heute und auch gestern konnte ich ihm nicht habhaft werden. Er wird möglicherweise auf unserer Großpilzausstellung fehlen, es sei denn, er wird in den kommenden Tagen noch gefunden. Ich werde nun nicht mehr unterwegs sein. Zweit Tage lang durchstreifte ich mit Monika und Hans – Peter Wald und Flur um Ausstellungsexponate  zu ergattern. Heute fuhr ich zunächst alleine in den Wald bei Jesendorf. Hier gibt es einige Seen. Einer von ihnen liegt mitten im Wald und beherbergt eine interessante Pilzflora. Eigentlich fast immer ein Muss zu unseren großen Ausstellungen. Heute war es hinsichtlich der Vielfalt sehr reduziert. Der See hat durch die Trockenheit erheblich an Wasser eingebüßt. Und genau am direkten Ufersaum, der trocken gefallen ist, wimmelte es regelrecht von Frischpilzen. Allen voran einige Täublinge und Milchlinge.

Der Welke Milchling (Lactarius fluens) trat am Waldsee bei Jesendorf quasi als Bodendecker in Erscheinung. Geringer Speisewert.

Viele junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) im Wald bei Weberin kündigen großes an! 28.09.2022.

Ich fuhr weiter in Richtung Weberin. Der Ort ist von umfangreichen Forsten auf meist sandigen Böden umgebenen. Klassische Reviere für den Kochtopfmykologen, aber auch sonst für den Hobby – Pilzkundler mit interessanten Bereichen ausgestattet. Ich begab mich in den sauren Kiefern und Fichten – Mischwald, mit moosigem Untergrund. Typische Reviere für Maronen – Röhrlinge und der zugehörigen Täublings – Flora. Es war sehr bescheiden, welches mir auch hier zunächst geboten wurde. Aber ich war trotzdem guter Dinge, denn es gibt hier einen von Natur aus feuchteren, anmoorigen Bereich, der schon in Vorjahren selbst bei sehr großer Trockenheit unsere Ausstellung entscheidend bereichern konnte. Wächst sonst kaum etwas, so hat man dort meist einiges an Frischpilzen. Und dieses bestätigte sich heute wieder eindrucksvoll. Plötzlich tauchte ich in ein Pilzparadies ein.

Ein Steinpilz (Boletus edulis), wie man sich ihn wünscht. Es sollte nicht der einzige bleiben. Standortfoto im Wald bei Weberin am 28.09.2022.

Gesuchte Täublinge verschönerten mit ihren bunten Farben den Waldboden und auch meinen Sammelkorb. Wäre ich nur auf Speisepilze aus, hier hätte ich zu tun gehabt. Immer wieder Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge längst und mittig des Waldweges. Abseits, in den Moospolstern und zwischen Drahtschmiele, kündigten die kleinen, kastanienbraunen Köpfchen der Maronen – Röhrlinge großes an. Das rief Erinnerungen an eines der Vorjahre wach, als es auf einer damaligen Pilzwanderung hier ähnlich war und eine Woche später setzte allgemein eine große Maronen – Schwämme ein. Die Maronen – Röhrlinge haben also großes vor! Neben erwähnten Schmierröhrlingen auch noch eine weitere Art aus dessen Verwandtschaft, nämlich wunderbar frische Sandröhrlinge. Die herrlichsten Fliegenpilz dekorierten ebenfalls das Grün des Waldes, in trauter Eintracht mit Steinpilzen vom feinsten! Dick, mastig und kerngesund! Es war eine Pracht, die ich kaum in Worte fassen kann. Die Steinpilze gingen natürlich mit, aber beim Anblick der vielen Schmierröhrlinge in bester Qualität und auch der vielen jungen Maronen, blutete mir doch schon ein wenig das Herz. Aber ich musste auf Artenvielfalt gehen. Der nächste wird sich freuen.

Diese beiden Herrenpilze (Boletus edulis) sind eng miteinander verbunden. 28.09.2022 bei Weberin.

Große Mengen des an sich ziemlich seltenen und kalkliebenden Ringlosen Butterpilzes (Suillus collinitus) sorgten bei mir heute für Begeisterung. Zur Abgrenzung zum Körnchen – Röhrling: ein dunkleres braun und ein satteres Gelb in den Röhren. Ganz wichtig, die rosafarbene Stielbasis. 28.09.2022 Sonderstandort bei Sternberg.

Am Nachmittag stießen dann wieder Monika und Hans – Peter zu mir und wir setzten in das Kaarzer Holz um. Hier war es über weite Strecken immer noch sehr bescheiden, so dass wir uns entschlossen, nochmals zu dem Sonderstandort bei Sternberg zu fahren, wo wir am Freitag für unseren Imbiss bereits körbeweise geerntet haben. Ich dachte mir, hier ging es vor Tagen schon richtig zur Sache und dass sollte heute nicht anders sein. Möglicherweise hat sich der Artenreichtum hier verbessert. Was soll ich sagen? Am besten nichts, denn das muss man mit eigenen Augen gesehen haben. Welch ein Überfluss und eine Verschwendung! Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge zu vielen tausenden, stellenweise, soweit man das Gebiet einsehen kann. Teils kann man kaum den Fuß zwischen all den Fruchtkörpern setzen. Mich begeisterten vor allem auch die vielen Ringlosen Butterpilze in einer hervorragenden Qualität. In der Tat hatte sich die Vielfalt erhöht und mein großer Weidenkorb füllte sich im Handumdrehen. Dort wo Birken eingestreut waren, standen Birkenpilze wie die Soldaten und viele von ihnen noch jung und knackig. Übrigens waren im Kaarzer Holz auch noch wunderschöne Rotkappen mit dabei.

Die Fichten – Steinpilze (Boletus edulis) waren heute eine Pracht! Ich war hier jedoch nicht allein unterwegs. Ein weiterer Pilzsucher hatte ebenfalls Erfolg. Ich schenkte ihm sogar noch einen großen Steinpilz, der bereits etwas gelblich in den Röhren war. Ich brauche für die Ausstellung möglichst junge, knackige Exemplare.

Espen – Rotkappe (Leccinum rufum) gestern am Standort in den Jülchendorfer Buchen. Auch dieser Rauhfuß erlebt derzeit einen starken Wachstumsschub. 28.09.2022.

Donnerstag, 29. September – Heute war wieder langer Tag im Info – Zentrum. Auch die kommenden Tage werden es nicht nur für mich sein. Einige Mitglieder der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. und weitere Helferinnen und Helfer werden alle Hände voll mit der 29. Großpilzausstellung zu tun haben. So habe ich heute begonnen mit dem Aufbau der Präsentation. Bis zum späten Abend liegen 110 Arten auf den Flächen. Morgen geht es weiter und ab 14.00 Uhr kann die Ausstellung besichtigt werden. Aufgebaut und ausgewechselt wird auch an den kommenden Tagen, so dass auch am Sonntag und Montag noch eine aussagekräftige Ausstellung zu sehen sein dürfte. Allerdings werden wir nicht so artenreich und vielseitig daher kommen, wie in einigen anderen Jahren. Grund ist die immer noch recht zurückhaltende Artenvielfalt. Dafür erleben wir derzeit ein Massenwachstum vieler klassischer Speisepilze. Immer wieder wird von großen Steinpilzerfolgen berichtet und in der Pilzberatung ging es heute Schlag auf Schlag. Wie üblich zu Beginn starker Wachstumsschübe dominierten die giftigen Karbol – Champignons die Beratungstätigkeit. Sie sind jetzt allerorten in Massenbeständen zu finden und laden einfach zum Mitnehmen ein. Bei einigen Ratsuchenden landeten sie auch schon im Kochtopf, aber wegen des unangenehmen Geruchs und der Gelb – Verfärbungen werden sie dann doch stutzig und kommen lieber zu mir, um Gewissheit zu erlangen. Auch kontaktierte mich heute ein junge Mutti aus Schleswig – Holstein, weil ihr Kleinkind einen Pilzhut im Mund hatte und dieser gerade noch rechtzeitig vor dem Verschlucken ausgespuckt werden konnte. Ich bat um eine Standortbeschreibung und um aussagekräftige Fotos. Es waren Nelkenschwindlinge und ich konnte Entwarnung geben!

Der bekannteste Raufuß dürfte der Birkenpilz (Leccinum scabrum) sein. Gestern Abend zusammen gesammelt am Sonderstandort bei Sternberg. Die Pilze werden unsere Ausstellung bereichern.

Freitag, 30. September – Gegen 14.00 Uhr öffnete sich die Pforte für unsere 29. Großpilzausstellung im Steinpilz – Wismar.  Inzwischen liegen 167 Arten auf den Flächen. Weitere werden in den nächsten Tagen hinzu kommen. Die Frauen waren fleißig und bereiteten schon herzhafte Pilzpfanne und Waldpilzsuppe vor. So gibt es ab morgen Mittag wieder unseren Pilzimbiss. Nur das Wetter spielt wohl nicht so ganz mit. Zunächst überquert uns ein Regengebiet und Nachmittags sollen in höhenkalter Luft noch kräftige Schauer und Gewitter folgen, die auch ordentliche Windböen im Gepäck haben könnten.

Natürlich wird auf unserer Ausstellung auch der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) zu sehen sein. Er ist der gefährlichste Giftpilz in unseren Breiten und darf nach Möglichkeit auf einer herbstlichen Pilzausstellung nicht fehlen. 28.09.2022 bei Sternberg fotografiert.

Der September liegt nun hinter uns. Er startete vielfach trocken und entsprechend armselig sah es in vielen Regionen hinsichtlich eines nennenswerten Pilzaufkommens aus. Aber ein flächiges Regengebiet Mitte des Monats lies doch Hoffnung auf Besserung aufkommen. Während der erste Herbstmonat in den mit Regen bereits früher gesegneten Regionen an der Seenplatte, zwischen Waren an der Müritz und Neubrandenburg, bereits überwältigend startete, hat sich in vielen Regionen Mecklenburgs erst in den letzten Septembertagen ein gutes Pilzaufkommen eingestellt. Örtlich bis gebietsweise explodierte es regelrecht, während es an anderer Stelle immer noch recht dürftig aussieht. Das wird sich aber im Oktober auch noch ändern. Er dürfte der pilzreichte Monat des Jahres werden.

Und auch der Pilz des Jahres 2022 darf nicht fehlen. Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria). Fotografiert am 28. September im Wald bei Weberin.

Weiter geht es im Tagebuch „Wetter/Pilze Oktober 2022“ 

Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg

Tagebuch Wetter un2 Pilze im August 2022

Eröffnen möchte ich den Monat mit einer Arbeit von Catrin Berseck. Sie zeigt den Strubbelkopf auf der Unterseite eines Flachen Lackporlings. Im August beginnt die Zeit vieler, teils durchaus seltener und interessanter Großpilze.

Montag. 01. August – „Der August ist benannt nach Julius Cäsar Neffen Octavian, der als erster römischen Kaiser den Namen Augustus (der Erhabene) annahm (63 v. bis 14 n. Christus). Er hatte in diesem die meisten seiner Siege errungen und änderte den alten Monatsnamen in seinen eigenen Namen Augustus um. Früher hatte der August nur 30 Tage. Um Cäsar ebenbürtig zu sein, nahm Kaiser Augustus einen Tag vom Februar hinzu. Vor dieser Zeit war der August der sechste Monat im Jahr und hieß Sextilis = der Sechste. Der 1. August ist ein Los- und Schwendtag. Alte Bauernregel: bis zum 10.08. herrscht im Allgemeinen noch eine Schönwetterperiode, Temperaturrekorde sind möglich“. Soweit einige Zitate aus dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels.

Für diejenigen, die mit dem Gattungsnamen Entoloma nichts anfangen können, sei der deutsche Namen Rötling erwähnt. Catrin Berseck auf Ganoderma lipsiense.

Spiegelbilder im Mühlenholz bei Naschendorf am 02.08.2022.

Dienstag, 02. August – Was wird uns dieser Hochsommermonat bringen? Den Rest des Sommeraspektes, der praktisch in diesem Jahr nicht stattfindet und den Beginn des Pilzherbstes Mitte des Monats. Der Begriff praktisch bedeutet ja nichts absolutes. Es kann also hier und da noch etwas möglich sein bis Mitte des Monats, also im Rest des Pilzsommers 2022. Dort, wo es punktuell am 21. Juli Starkregen gab zum Beispiel. Das sind jetzt 11 Tage her. Es sollte sich also etwas tun. Zumal am 28. Juli Neumond war. Das passt somit wieder wie die Faust aufs Auge. Die Gewitter vom 22. Juli habe ich im Raum Warin live erlebt. Hier kam einiges in kurzer Zeit aus der Konvektion. Das sollte zumindest in einigen Parkanlagen mal den einen oder anderen Frischpilz sprießen lassen. Besonders viel hatte an besagtem Juli – Tag ein Streifen zwischen Wismar und Grevesmühlen abbekommen. Hier sollen bis zu 50 Liter gefallen sein.

Das Mühlenholz am 2. August 2022.

Keine Pilze, so muss die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) herhalten, die mich heute am Wegesrand, wie soll es auch anders sein, anlachte.

So fuhr ich heute in ein Laubwaldgebiet auf besseren Böden bei Naschendorf, und zwar in das Mühlenholz, welches wir im Frühling im Rahmen einer Mittwochsexkursion schon einmal besucht hatten. Zuzüglich der Nachfolge – Niederschläge wirkte das Waldgebiet tatsächlich ausgesprochen nass. Hier konnte von trockenen Verhältnissen absolut keine Rede sein. Nach einer etwa einstündigen Runde brach ich ab. Tote Hose! Nicht ein einziger Frischpilz! Nicht einmal Kleinarten. Aber der Wasserspeicher des Waldbodens ist hier gut gesättigt. Vielleicht, nein ganz sicher, dürfte sich das noch ändern. Ich fuhr weiter in ein parkähnliches Gelände bei Schloss Plüschow, Linden und Kiefern. Es zeigte sich das gleiche Bild. Ich muss jedoch dazu schreiben, ich kenne hier leider keine Zeigerstelle. Es war jedenfalls nichts von einem Wachstumsschub zu sehen. Kommt Zeit, kommt Rat! Kommen tut zunächst aber die nächste, knackige Hitzewelle. Zwar nur kurz, aber heftig. Morgen um 30 und am Donnerstag bis 35 Grad im Schatten. Dann folgt schon wieder die nächste Kaltfront. So geht das eingefahrene Spiel dieses Sommers munter weiter.

Kleinpilze sind fast immer zu finden. Hier sehen wir den Brombeerrost (Phragmidium violaceum). 02.08.2022. 

Und hier die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 17.08.2022 – 2.00 Uhr in akkumulierter Form nach dem ECMWF: minimal 1,9 l/qm, maximal 105,8 l/qm und im Mittel 23,6 Liter.


Mittwoch, 03. August – Angesichts der wieder hohen Temperaturen von 30 Grad +, sahen wir heute davon ab, in das angesagte Gebiet der planmäßigen Mittwochsexkursion zu fahren. Staubtrockene Sandergebiete in lichten Kiefernforsten im MTB Eldena. Es würde eher einer Tortur nahe kommen, als einer entspannten Exkursion. So werde ich dem Revier bei Altona möglicherweise am Sonntag einen Besuch abstatten.

An Fichtenstubben sind nun endlich auch die ersten Samtfuß – Kremplinge (Paxillus subtomentosus) erschienen. Catrin hat sie entdeckt und heute mitgebracht. Sie war darüber sehr erfreut, stand die Art seit einiger Zeit doch auf ihrer Fahndungsliste.

Frische Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) im Radebachtal bei Blankenberg am 03.08.2022 am Standort fotografiert. Essbar.

Kurzfristig bot ich ein Ausgleichsgebiet an. Schattigere Buchenwälder im Revier Weiße Krug bei Blankenberg. Gegen 10.00 Uhr an der Wendeschleife zum Radebachtal. Dort fanden sich schließlich Catrin und Michael ein. Eine Urlauberin aus Süddeutschland zeigte Interesse an dieser Pilztour, so dass ich sie auf meinem Leichtkraftroller mit nahm. Ihre Schwester leitete einstmals einen Pilzverein im Süddeutschen Raum, der sich aber inzwischen wieder aufgelöst hat. Das Zielgebiet wurde zwar auch am 21. Juli vom Starkregen getroffen, aber die Ergebnisse an der Frischpilzfront hielten sich sehr in Grenzen. Es braucht schon einiges an Glück und Geduld, um den einen oder anderen der dadurch zum Wachstum angeregten Frischpilze zu entdecken. So fanden wir eine Gruppe frischer Waldfreund – Rüblinge oder auch mal ein einzelnes Rotfüßchen sowie einen frischen Riesenbovist. An Speisepilzen waren ansonsten nur einige Lungenseitlinge oder recht massige Riesenporlinge im Angebot.

Wie die „Hühner“ auf der Stange. Ein Erinnerungsfoto an eine frischpilzarme Tour im Hochsommer durch das Radebachtal bei Blankenberg, am 03. August 2022. Von links: Reinhold, Catrin, Kerstin und Michael.

Am frühen Nachmittag, die Hitze begann sich zu entfalten, waren wir hier durch und Michael musste ohnehin noch zur Arbeit. Mit den beiden Frauen fuhr ich noch in den Schlosspark Hasenwinkel. Parkanlagen sind im Sommer ja meist die bessere Adresse. Trotz imposanten Baumbestandes mit Exoten, aber auch reichlich Linden und mächtigen Alteichen, nicht die Spur eines Frischpilzes! Catrin schlug vor, noch in ihre Region bei Bützow zu fahren. Dort hätte es etwas mehr geregnet und sie hatte in den letzten Tagen auch einige Frischpilze finden können. Aber Kerstin wollte noch an die Küste fahren. Klar, im Süden gibt es keinen Ostseestrand und bei der Hitze auch durchaus angebracht. So fuhr ich Kerstin wieder nach Wismar, habe mich aber zum Abend hin dann doch noch mit Catrin im Rühner Holz verabredet.

Im Radebachtal fanden wir zwei Stunden vorher einen jungen und festen Riesenbovist. Catrin schmorte ihn gut gewürtzt und brachte mir eine Kostprobe mit. Sehr lecker nach ihrer Zubereitungsart!

Catrin brannte darauf, mir ihren Hauswald etwas näher zu bringen. Das heißt, ihre Plätze in diesem tollen Revier, denn unbekannt ist mir das Rühner Holz keineswegs. Tolle Bereiche mit Buchen und Eichen, auch etwas Fichte. Ein uriger Waldrand mit mächtigen Traufbäumen. Auch hier mussten wir uns auf Glück und Geduld verlassen, um die wenigen Frischpilze ausfindig zu machen. Einige Täublinge, auch mal ein Perlpilz und ein Scheidenstreifling. An einem liegenden Buchenstamm zahlreiche Lungen – Seitlinge und gleich daneben ein ebenfalls liegender Eichenstamm, an dem die 2. Generation von Schwefelporlingen heraus quoll. 

Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) starten zu ihrer 2. Wachstumswelle des Jahres durch. Hier an totem Eichenstamm im Rühner Holz am 03.08.2022.

Wie geht es beim Wetter weiter?: noch heißer! Morgen könnte tatsächlich wieder Extremhitze auf dem Thermometer stehen, bevor ab Freitag eine Kaltfront wieder für eine deutliche Abkühlung sorgen wird. Genannte Kaltfront, und wie so oft bei derartigen Wetterlagen, eine vorlaufende Konvergenz, lassen ab morgen Abend das Gewitterrisiko ansteigen. An der Konvergenz können zunächst am Abend einzelne, durchaus heftige Gewitter entstehen. Da gute Scherungsverhältnisse herrschen, besteht auch die Möglichkeit zur Bildung von Super – Zellen, also Schwergewittern. Superzellen sind die gefährlichsten Gewitter der Erde. Eine derartige Traf bei der letzten, sehr ähnlichen Wetterlage, Dömitz an der Elbe, in der Griesen Gegend. Viele Beschädigungen an Gebäuden waren die Folge. Bäume stützten gleich reihenweise um und Riesenhagel beschädigte sicher nicht nur Autos. Es war sogar von einem Tornado die Rede. Ähnliches könnte uns morgen Abend und in der Nacht zum Freitag wieder bevorstehen. Also ab morgen Abend lieber Wälder meiden!

Hier ein buntes Bild mit einem Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) an einem Weidenstubben. Ugur Acikcesme aus Kulmbach hat es mir zugesandt.

Nervöser Gewitterhimmel heute Abend über Wismar.

Donnerstag, 04. AugustGedonnert hat es heute Abend im Zuge einer Konvergenz stellenweise recht ordentlich. In Wismar war allerdings nicht viel los. In den Messbecher gelangten höchstens 2 Liter. Spitzenreiter war Boltenhagen mit 17 Liter. Überhaupt wurde der Westen von Nordwestmecklenburg am besten bedient. Hier zog doch eine anständige Gewitterzelle rüber, die neben Starkregen vor allem viel Wind dabei hatte. Der Höhenwind wurde kräftig herunter gemischt, so dass viele Straßen von abgerissenen Blättern sowie mehr oder weniger großen Zweigen und Ästen übersät waren. Ich unternahm nämlich noch eine kleine Tour nach dem Gewitter bis nach Boltenhagen. Zuvor herrschte das 2. mal in diesem Sommer eine tierische Hitze. Während in Süddeutschland örtlich wieder die 40 Grad geknackt werden konnte, reichte es in Mecklenburg – Vorpommern immerhin noch für bis zu 37 Grad!

Das Gewitter zieht nach Nordosten ab.

Überall entlang der Wohlenberger Wiek bis nach Boltenhagen lagen unzählige abgerissene Äste auf und neben den Straßen, so wie hier in einem Eichenpark in Boltenhagen.

Die Hitze ist aber nun wieder Geschichte. Hinter einer Kaltfront fließt ab morgen Nachmittag frischere Nordseeluft ein. Zuvor ziehen jedoch bis morgen Nachmittag weitere Schauer und Gewitterzonen durch, die ohne weiteres noch einiges an Regen über Mecklenburg abladen können (15 – 30 l/qm). Dann wars das mit Regen wohl für längere Zeit. Trockenes Hochdruckwetter soll sich wieder durchsetzen und im Laufe der kommenden Woche steigen die Temperaturen auch wieder an. Auch eine neue Hitzewelle ist im Verlauf wieder möglich. Chancen auf zumindest etwas Regen gibt es dann wohl erst ab dem übernächsten Wochenende wieder. Es könnte sich schaueranfällige Gewitterluft breit machen, die aber nur die örtlichen Regengüsse dabei haben sollte. Der Abendlauf des amerikanischen GFS lies die Wetterlage in Richtung Monatsmitte kippen. Ein kräftiges Skandinavientief lässt nach nochmaliger Hitze einen kräftigen Schub hochreichender Kaltluft von Norden her über Westeuropa bis in das ungewöhnlich hoch temperierte Mittelmeer strömen. Das würde dort für reichlich Sprengstoff sorgen und die Ausbildung einer 5b – ähnlichen Wetterlage wäre möglich. Aber ob es tatsächlich so kommt, steht in den Sternen.

Romantische Abendstimmung nach dem Gewitter über der Wohlenberger Wiek. 04. August 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 19.08.2022 – 14.00 Uhr: minimal 2,5 l/qm, maximal 73,5 l/qm und im Mittel 22,0 Liter.


Hier sehen wir das Lieblingsfoto von Michaela aus dem Süden, aufgenommen im Odenwald. Ihre liebe Husky – Dame Bones ist leider bereits verstorben. Michaela betreibt eine Hundeschule und hat mich heute im Info – Zentrum besucht und es entwickelte sich ein sehr herzliches Gespräch. Auch sie ist begeistert von Pilzen und fotografiert diese sehr gerne. http://www.canemio.de

 

Freitag, 05. August – Oswaldtag, ein Lostag im Kalender der Bauernregeln. „Oswaldtag muss trocken sein, sonst wird teuer Korn und Wein. Regen an Maria Schnee, tut dem Korne richtig weh“. Trockenheit herrscht allgemein schon seit Monaten und ausgerechnet am Oswaldtag muss es regnen. Nun, der Regen war in jeder Hinsicht willkommen und auch die Bauern dürften darüber kaum sauer gewesen sein. Höchstens, dass mit der restlichen Getreideernte heute mal pausiert werden musste. Viel war es allerdings nicht, welches in Wismar vom Himmel fiel. Das Gewitter von gestern Abend streifte uns nur mit 2 Litern und heute tagsüber kamen nochmal 6,5 Liter zusammen. Wieder nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein! Westlich und östlich gab es jedoch, wie bereits bei den voran gegangenen Gewitterlagen, teils deutlich mehr. So zogen von der Seenplatte bis zur Vorpommerschen Ostseeküste an einer Konvergenz die ganze Nacht Schauer und Gewitter wie auf einer Perlenkette immer wieder über die selben Regionen. Das bringt natürlich Punkte. In Westmecklenburg war es mehr das starke Gewitter von gestern Abend und ein kräftiges Regengebiet ausgangs der Nacht. Wer nun auf ein nennenswertes Aufflackern von Sommerpilzen hofft, wird wohl auch dieses mal enttäuscht werden. Sicher ist hier und dort der eine oder andere Frischpilz möglich, zumal der vor herbstliche Wachstumsdruck allmählich in Gange kommen sollte, aber großes ist nicht in Sicht! Das wird schon allein Hoch Oscar zu verhindern wissen, der ab dem Wochenende und die gesamte nächste Woche die Regie in der Großwetterlage über Europa übernehmen wird. Die Urlauber wird es freuen. Strandwetter vom feinsten. Viel Sonne, angenehme Temperaturen, die sich jedoch im laufe der Woche steigern dürften. Die Luft kommt dann aus Osten und ist trocken. Gift fürs Frischpilzwachstum!

Diesen Weißen Scheidenstreifling (Amanita cf.) hat Catrin am Mittwoch während unserer Abendexkursion im Rühner Holz entdeckt. Er wuchs aus einer Fahrspur eines Forst- Nebenweges unter Buchen und Fichten heraus. Es gibt einen Weißen Scheidenstreifling, der soll aber nur in höheren Lagen der Alpen vorkommen. Vielleicht eine Albino – Form des Grauen Scheidenstreiflings (Amanita vaginata var. alba).

Diese Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) habe ich gestern Abend nach dem Gewitter in Boltenhagen gefunden und fotografiert. Es sind die ersten dieser leckeren Speisepilze, denen ich in diesem Jahr begegnet bin.

Erst zum Wochenende könnte ein Höhentief den Gebieten an der polnischen Grenze einige Schauer oder auch Gewitter bringen. Die werden aber nicht viel ändern, so sie denn überhaupt kommen. Nach dem amerikanischen Mittelfristmodell (GFS) besteht im Verlauf auch wieder die Möglichkeit auf eine Hitzewelle. Zwar war der Abendlauf gegenüber dem von heute Morgen diesbezüglich etwas verhaltener, aber es könnte Mitte August durchaus wieder sehr heiß werden. Der Abendlauf bevorzugte jedoch das Vertreiben von Oscar durch kräftigerer Tiefentwicklungen in der übernächsten Woche und diesbezüglich wurden sogar ergiebige Regenfälle für weite Teile der BRD simuliert. Wie dem auch sei, sicher ist auf jeden Fall, den Pilzsommer 2022 können wir getrost zu den Akten legen. Da wird nicht mehr viel gehen. Ein wichtiger Aspekt scheint dabei auch eine Rolle zu spielen, dem wir bisher kaum Beachtung schenkten. Das diesjährige Frühjahr und der bisherige Sommer zeichnen sich durch viel zu geringe Luftfeuchtigkeit aus. Noch nie soll der Hochsommermonat Juli so wenig Luftfeuchtigkeit besessen haben, wie in diesem Jahr. Und so ist es bei uns in M-V bereits seit März. Die Luft ist einfach viel zu trocken. Deshalb auch kaum Bewegung an der Frischpilzfront, trotz der  örtlich ergiebigeren Starkregenereignisse. Wir brauchen über einen längeren Zeitraum eine erhöhte Luftfeuchtigkeit! Das macht sehr viel aus. Jetzt bekommen wir Knochen trockene Kontinentalluft! Gehen wir doch lieber an den Strand, statt in die Wälder!

Dieses Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) fanden wir am Mittwoch als einzigen Röhrling im Revier Weiße Krug bei Blankenberg.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für die Hansestadt Wismar bis zum 20.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,4 l/qm, maximal 111,3 l/qm und im Mittel 20,3 Liter.


Eine kleine Gruppe von Fallschirmen – Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) – wird von einer Jungspinne inspiziert. 06.08.2022 im Walkmüllerholz.

 

Sonnabend, 06. August – Das Walkmüllerholz war heute Ziel einer öffentlichen Lehrwanderung. Allerdings verspürte die Öffentlichkeit keine Motivation dieses Angebot des Mykologischen Informationszentrums Steinpilz – Wismar in Anspruch zu nehmen. Einzig unsere Pilz- und Vereinsfreundin Catrin war am Zweittreffpunkt am Doberaner Münster gegen 09.00 Uhr erschienen. Sicher ist das Desinteresse der miserablen Situation an der Frischpilzfront geschuldet. So steuerten wir beide das Zielgebiet zwischen Bad Doberan und Rostock an. Das Walkmüllerholz steht auf besseren, schweren Böden und ist überwiegend von Laubbäumen bestanden. Das Revier kann zu bester Pilzzeit mit einer großen Artenvielfalt aufwarten. So geriet eine Kartierungsaktion am 07.10.2001 mit Jürgen Schwik und Benno Westphal zu einer unserer Erfolgreichsten überhaupt. Heute war daran nicht zu denken und der Wald war ziemlich frischpilzfrei. So entschlossen wir uns nach etwa 1 Stunde hier abzubrechen und in das benachbarte Nienhäger Holz mit dem integrierten Gespensterwald umzusetzen.

Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) im Walkmüllerholz am 06. August 2022.

Der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea) war neu für Catrin. Fasst immer unter Eichen, purpurroter Hut mit schwarzen Bereichen besonders in der Hutmitte. Weißliche bis leicht chremefarbene Lamellen mit etwas schärflichem Geschmack. Allenfalls als Mischpilz zu gebrauchen. 06.08.2022 im Gespensterwald.

Catrin ist ja am lernen und im Gespensterwald könnte es vielleicht etwas besser aussehen. Das war auch so, obwohl ich mir mehr versprochen habe. Ich hätte zumindest einiges mehr an Täublingen erwartet. Es war recht bescheiden. Dafür Lungen – Seitlinge und nochmals Lungen – Seitlinge! Dieser Speisepilz, der noch vor einem Jahrzehnt eine Rarität in unseren Wäldern war, entwickelt sich immer mehr zu einem allgegenwärtigen Massenpilz in entsprechenden Buchenwäldern mit reichlich starkem Totholz. Und wie es der Zufall so wollte, nun entwickelte sich die Wanderung tatsächlich noch zu einer kleinen Lehrwanderung, denn wir trafen hier auf zwei sehr interessierte junge Damen, mit Körbchen und Pilzen darin. Wie sich schnell heraus stellte, durchaus bewandert in der Materie und mit voller Begeisterung und Leidenschaft dabei. Sie fragten, ob sie sich uns anschließen dürfen und übernahmen schließlich sogar die Führung durch den Gespensterwald, weil sie uns zu Lokalitäten führen wollten, an denen sie verschiedene Frischpilze entdeckt hatten und diese teils kannten, teils aber auch näher bestimmt haben wollten. So eine Gruppe roter Täublinge, die sich als Harte Zinnobertäublinge entpuppten. Sie zeigten uns einen sehr fotogenen Leberpilz, satte und sehr junge Riesenporlinge und eine etwas versteckt liegende und mächtige Rotbuche, die über und über mit Lungen – Seitlingen besetzt war. In allen Altersstadien und allen Farbvarianten, von weißlich, über grau bis zu einem leuchtenden chromgelb. Mit weißlichen, gräulichen und zart rosa Lamellen. So entwickelte sich die heutige Wanderung doch noch zu einem kleinen Highlight in pilzarmer Zeit.

Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) etwas beige getönt und nahezu völlig weiße Exemplare. 06.08.2022 im Gespensterwald.

Täublinge werden in verschiedene Kategorien unterteilt. So gibt es beispielsweise Schwarz- und Weißtäublinge. Der Blaublättrige Täubling (Russula delica) gehört zu letzteren. Essbar, aber minderwertig. 06.08.2022 im Gespensterwald.

Das Wetter war heute sehr exkursionsfreundlich. Keine Wärme oder gar Hitzebelastung. Frische Meeresluft wehte in Küstennähe und die Wälder waren vom Regen der Vortage gut gewässert worden. Nebenwege des Waldes waren ohne Gummistiefel kaum trockenen Fußes begehbar. Von Trockenheit, zumindest hier, keine Spur. So hat sich die Situation bezüglich Trockenheit gebietsweise etwas entspannt, aber nur vorübergehend, denn jetzt scheint der Sommer erst richtig in Fahrt zu kommen. Die Urlauber können sich auf bestes Strandwetter freuen. Sommer, Sonne und Wärme ohne Ende, möchte man meinen. Dazu Knochen trockene Kontinentalluft aus Osteuropa sowie von Tag zu Tag wärmer, bis in Richtung kommendes Wochenende neuerlich das ganz große Schwitzen angesagt ist. Der Heißluft – Föhn wird wieder angestellt! Regen ist in der Mittelfrist nach den meisten Wettermodellen nicht mehr auszumachen. Schon jetzt ist das Frühjahr und der Sommer trockener als im Dürrejahr 2018. In M-V vielleicht nicht gerade, aber in großen Landstrichen der BRD ist die Lage mehr als besorgniserregend. Das wird schlimme Folgen haben! Hoffen wir, dass der Abendlauf des amerikanischen GFS recht behalten soll. Hier bahnt sich bereits seit einigen Läufen zwar auch die nächste Hitzewelle an, aber ab der übernächsten Woche unter verstärkter Tiefdrucktätigkeit. Diese Tendenz ist seit Tagen dort zu erkennen. Der heutige Abendlauf hatte sogar verstärkte Regenfälle im Programm.

Leberpilz oder Ochsenzunge (Fistulina hepatica) an einem toten Eichenstrunk im Gespensterwald bei Nienhagen. 06. August 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21.08.2022 -14.00 Uhr: minimal 0,2 l/qm, maximal 88,9 l/qm und im Mittel 14,7 Liter.


Die Sievers – Tannen grenzen direkt an die Ortschaft Altona.

 

Sonntag, 07. August – Da am vergangenen Mittwoch hochsommerlich heißes Wetter angesagt war, sah ich davon ab, zu unserer geplanten Mittwochsexkursion in die Kiefern- und Heideregionen bei Eldena zu fahren und schlug vor, als Ausgleich in etwas schattigere Laubwälder bei Blankenberg auszuweichen. So holte ich heute den Termin nach. Zuvor öffnete ich aber noch das Infozentrum und es wurde auch von einigen, sehr interessierten Leuten besucht. Dabei kommt man auch immer wieder ins Gespräch und manchmal sind diese sehr konstruktiv, wohltuend und interessant. Insbesondere wenn die Menschen begreifen, welch wertvolle und einmalige Einrichtung der Steinpilz – Wismar eigentlich ist. Selten sind es einheimische, meist Urlauber und Besucher unserer Stadt, die derartiges hier nicht vermutet hätten. So besuchte mich beispielsweise ein begnadeter Schachspieler, der schon mit den größten der Welt vor dem Brett saß. Er legte mir nahe, vielleicht mal bei der EU wegen einer Förderung nachzufragen, denn so ein Projekt muss unbedingt unterstützt und gefördert werden. Wir werden im Vereinsvorstand darüber beraten, zumal er mir noch Kontaktdaten zukommen lassen möchte. Das wird auch bitter nötig werden. Unsere einstmals gute Seele Irena ist ausgeschieden. Trotz des Vereins im Hintergrund bin ich mehr oder weniger Einzelkämpfer geworden und angesichts der dramatischen Teuerungsrate, die auf uns zukommen wird, steht die Zukunft des Infozentrums einmal mehr den Sternen. Die Trockenheit lässt kaum Pilze wachsen und zu den Wanderungen kommen daher auch wenig Leute. Ich kann meine Trockenpilz – Bestände nicht auffüllen und es gibt keine Waldpilze für unser Imbissgeschäft. Da tut es besonders gut, wenn Menschen den Wert meiner und dieser einzigartigen Einrichtung erkennen und mir Mut machen, nicht aufzugeben.

Freunde des Birken – Zungenporlings (Piptoporus betulinus), die diesen Vitalpilz gerne nutzen möchten, können ab sofort wieder auf die Pirsch gehen. Die frischen Fruchtkörper machen sich auf den Weg. 07. August 2022 in den Sievers Tannen.

Der Top – Fund meiner heutigen Exkursion in den Sievers – Tannen war dieser Kiefern – Feuerschwamm (Phellinus pini) in unmittelbarer Nähe des NSG Blaues Wasser.

Am Nachmittag startete ich dann endlich zum Zielgebiet. Der letzte Quadrant des MTB Eldena (2734/4) stand noch aus. An Wäldern und Forste mangelt es innerhalb der Quadranten – Grenzen keinesfalls. So standen das Krohner Holz, die Zieber Tannen oder auch ein umfangreiches Waldgebiet im Südosten des Quadranten zur Auswahl. Ich entschied mich allerdings für die Sievers Tannen mit dem integrierten Naturschutzgebiet „Blaues Wasser“ bei der kleinen Ortschaft Altona und gleich östlich von Eldena. Auch wegen der guten Verkehrsanbindung. Nicht besonders groß, dafür kompakt und gerade richtig für eine Kartierungsexkursion. Zu Kartieren gab es für mich hier wegen der weiterhin trockenen Verhältnisse nicht besonders viel. Das soll aber nicht bedeuten, dass es hier keine Großpilze gab. Ganz im Gegenteil, selten habe ich so eine Fülle von Zunderschwämmen und Birkenporlingen gesehen. Wir leben ja in Zeiten des Eschensterbens, aber hier hat es die Birken getroffen. Ich weiß nicht ob das Dürrejahr 2018 dafür verantwortlich zeichnete, aber es war schon recht beängstigend. Ansonsten dominieren neben einigen Eichen, die wir in der Griesen Gegend allenthalben vorfinden, eindeutig Kiefern. Es handelt sich um Blaubeer – Kiefernwald, teils hügelig, wie wir es von den Dünenkiefernwäldern des Elbe – Gebietes her kennen.

Teils üppige Blaubeerbestände in den Sievers – Tannen.

Es gibt fast kniehohe Blaubeer – Bestände, aber auch saubere Kiefernforste mit Moosen und Flechten. Fans von Maronen – Röhrlingen dürfen hier im Herbst mit entsprechender Erntetechnik anrücken und auch Freunde von interessanten, teils seltenen Großpilzen dieser nährstoffarmen Standorte könnten hier ins Feiern geraten. Teilweise große Bestände von Rentierflechten. Ein tolles Revier! Bis zur Adventszeit ist es ja noch ein Weilchen hin, aber bei soviel tollen Flechten konnte ich nicht an mich halten und sammelte schon einen Vorrat für meine Gestecke, denn gerade Rentierflechte wirkt besonders edel in unseren Weihnachtsgestecken.

Die Sieverstannen am 07. August 2022.

Viele tote Birken gestern besonders am Rande der Sievers Tannen. Hier mit Echtem Zunderschwamm (Fomes fomentariuis).

Montag, 08. August – Noch kurz zu meiner nachgeholten Mittwochsexkursion durch die Sievers Tannen am gestrigen späten Nachmittag und Abend. Kaum einmal habe ich eine derartige Ruhe und Stille genießen können. Es waren, bis auf einige hohe Flieger, nahezu keine Stör- oder Fremdgeräusche zu hören. Das kleine Örtchen Altona scheint in einem der ruhigsten Landstriche Deutschlands zu liegen. Es war eine ganz besondere Atmosphäre, eine Stille, die fast schon weh tat! Zeit um in sich zu gehen. Über das Gewesene und das, welches noch kommen mag, nachzudenken. Viel bleibt mir ja nicht mehr und ich ertappe mich immer öfter beim Nachdenken über Gott und die Welt und welche Aufgabe mir auf Erden zugedacht war und immer noch ist. Ein Außenseiter, der so gar nicht in das normale Leben hinein zu passen scheint. Das habe ich schon als sensibles Kind gespürt, dass in einfachen Verhältnissen groß geworden ist. Ein Träumer, der sich nach Harmonie, Achtung und Verständnis sehnt. Der gerne an unbeschwerte Kindertage zurück denkt und auch dankbar zurück blicken darf.

Das ist kein Bovistähnlicher Schleimpilz. Die Kugel ist sehr fest. Es handelt sich um einen Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius). 07.08.2022 in den Sievers Tannen an Birkenstumpf.

Auch der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum) macht sich über dem vielen, toten Birkenholz in den Sieverstannen her.

Pilze waren und sind der Rote Faden in meinem Leben und sie gaben und geben mir Schönheit, gaben und geben mir Freude und Lebensmut, wenn ich mich wieder einmal mit mir und den Menschen überworfen habe. Ich passe nicht in ein vorgegebenes Schema, passe nicht in ein „normales“ Durchschnittsleben. Bin kein Mensch für Haus und Garten. Habe zwei linke Hände! Hatte mal eine kleine Familie, die sich von mir abgewandt hat, da mein Charakter wohl doch zu sehr zu Wünschen übrig lässt? Weil emotionale Tiefe, zuhören und den anderen verstehen, nicht gelungen ist? Weil ich zu lange arbeite? Oder weil ich zum Bodensatz gehöre? Nicht aufgestiegen bin und auch keine Ersparnisse anzuhäufen vermochte? Ein Mensch, der „Arbeiten“ geht, um seinen Arbeitsplatz zu finanzieren, nicht dem großen Geld hinterher läuft. Der obendrein noch  Sozialleistungen in Anspruch nimmt. Eine gescheiterte Existenz, die im Sumpf der Altersarmut den Rest seines Lebens fristen wird. Ja, so ist es, wenn jemand nicht den konventionellen, den vorgegeben Weg einschlägt und mit dem Kopf durch die Wand seiner Berufung nachgeht. Ein echter Beruf, kein Hobby! Und das alles wäre ohne die vielen Menschen nicht möglich gewesen, die mich auf meinem Weg begleiteten und unterstützten und es hoffentlich auch weiterhin tun werden. Danke also an alle, die es möglich machten und noch machen, dass der Steinpilz – Wismar wachsen und gedeihen konnte! Ganz besonders auch unserer einstigen, guten Seele Irena!   

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) unter dem Einfluss der Schwerkraft, genannt Geotropismus. Welches ich noch nicht so oft beim Zunderschwamm beobachtet habe, ist die Fähigkeit, Fremdkörper zu umwachsen. Gestern in den Sievers Tannen fotografiert.

So, nun aber zum Thema Wetter und Pilze. Ich habe heute seit längerem mal wieder den Pilzticker, also Passion Pilze Sammeln, durchgeblättert. Überschwängliches geht auch anderswo nicht ab, obwohl immer mal recht ordentliche Erfolge angezeigt werden. So sind Pilzfreunde aus Hamburg in punkto Pfifferlinge recht erfolgreich gewesen und hoffen auf ein ähnlich gutes Jahr für Eierschwämme wie 2021. Das wird es bei uns im Norden in den meisten Wäldern jedoch nicht geben! Da bräuchten wir immer wieder kräftige Regenfälle und die sind auch bis auf weiteres nicht in Sicht. Anders beispielsweise im Jahre 1978, als es am 08. August enorme Regenfälle, besonders in Brandenburg, gab. Bis zu 170 Liter fielen damals aus den Wolken. In Wismar waren es 8 und in Gadebusch 60 Liter. Ganz im Süden Mecklenburgs sogar punktuell über 80 Liter. Es dürfte sich damals um eine 5b – Wetterlage gehandelt haben. Es müssen ja nicht gleich solche Sintfluten von 170 Litern sein, aber eine 5b ähnliche Wetterlage wäre das Beste, welches uns passieren könnte. Nennenswerter Regen ist bis auf weiteres nicht in Sicht. Zwar wird konstant in der nächsten Woche Tiefdruck gerechnet, mit mal mehr, mal weniger Regen. Größeres ist aus heutiger Sicht allenfalls örtlich möglich, also in kräftigen Schauern und Gewittern. Vorerst bleibt es jedoch trocken und es wird von Tag zu Tag wärmer und ab dem Wochenende auch wieder heiß! 

Aber es gibt derzeit auch „richtige“ Pilze mit Hut und Stiel. Hier sehen wir den im Hoch- und Spätsommer häufigen Harten Zinnobertäubling (Russula rosacea). Er fruktifiziert in besseren Buchenwäldern, so wie hier am Standort im Gespensterwald am 06.08.2022 fotografiert. Essbar, aber geringwertig.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 23.08.2022 – 2.00 Uhr für Wismar: minimal 0,0 l/qm, maximal 73,1 l/qm und im Mittel 25,2 Liter.


Passend zum derzeitigen Seitlings – Aspekt sehen wir hier eine Arbeit von Catrin Berseck auf Flachem Lackporling.

 

Dienstag, 09. August – Gestern hatte ich, wie oben erwähnt, mal wieder den Pilzticker durchgeblättert. Das Bemalen der Unterseiten von Flachen Lackporlingen scheint derzeit wohl schwer in Mode gekommen zu sein. Auch dort fanden sich interessante Arbeiten. Sicher auch geschuldet den unermüdlichen Aktivitäten vieler Pilzfreunde in den sozialen Medien. Da bin ich mit meinem Tagebuch sicher etwas altbacken und nicht schnell und flexibel genug. Nicht auf der Höhe der Zeit! Das möchte ich auch nicht. Ich habe einfach keinen Bock darauf, alle fünf Minuten vielleicht Fragen nach den vor wenigen Sekunden gefundenen und fotografierten Pilzen zu beantworten. Dies tue ich natürlich gerne, aber dann bitte per Mail und ganz entspannt und nicht gleich auf der Stelle. Auch scheint das Bestimmen von Pilzen anhand von speziellen Apps in Mode gekommen zu sein. Eine sehr hilfreiche Sache, aber dennoch mit Vorsicht zu genießen. Und es scheint so, als seien von diesen Pilz – Bestimmungs – Apps weitere in Entwicklung. So ist derartiges auch vom BUND geplant. Heute erreichte mich eine diesbezügliche Mail dazu. https _www.bund-niedersachsen.de_ueber-uns_bund-projekte_aktuelle-projekte_id-pilze_

Diese Apps sind sehr hilfreich, aber die 100 % Sicherheit bieten sie natürlich nicht. Die Fruchtkörper der einzelnen Arten können recht variabel sein und ändern Farbe und Struktur, besonders auch unter dem Einfluss von Witterung.

Mal schauen, welches Motiv Catrin auf diesen gar nicht so flachen Flachen Lackporling zaubern wird. Gefunden am Sonnabend neben weiteren im Walkmüllerholz.

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist zwar schön anzusehen, aber für die Malkunst weniger geeignet. 07.08.2022 in den Sievers Tannen.

Zur aktuellen Lage an der Wetter und Pilzfront. Hoch Oscar hat uns nun voll im Griff. Tolles Sommerwetter bis einschließlich dem Wochenende für alle Sonnenanbeter und Ostsee – Urlauber. Strandwetter vom feinsten in den nächsten Tagen. Die Tage werden auch zunehmend wärmer und am Wochenende auch wieder heiß. Zum Glück kühlt es in den Nächten zunächst noch ordentlich ab, so das entspannter Schlaf angesagt ist. Oscar wird im Verlauf aber von zwei Höhentiefs bedrängt. Das eine liegt über Osteuropa und nähert sich in den nächsten Tagen dem Osten Deutschlands an. Bis hinauf zu Berlin – Brandenburg könnte es einzelne Schauer und Gewitter bringen, allerdings nichts großes. Das zweite Höhentief liegt, wie so oft in diesem Sommer, vor der Iberischen Halbinsel und pumpt afrikanische Heißluft nach Norden. Dank des östlichen Exemplars wird diese Deutschland aber wohl nicht erreichen. Das bedeutet, dass am Wochenende maximal „nur“ 30 – 35 Grad auf der Agenda stehen. Aber dann soll mehr Bewegung in das Mitteleuropäische Wettergeschehen kommen. Wie das GFS schon seit Tagen berechnet, wird der Hochdruck zur nächsten Woche abgebaut und Tiefdruckgebiete können auf uns übergreifen. Zumindest vorübergehend. Flächigen Landregen bringen diese aber eher nicht. Es werden abermals die konvektiven Niederschläge sein. Also Schauer und Gewitter. Diese treffen nicht jeden, aber besser als nichts. Möglich scheint auch eine ausgewachsene Schwergewitterlage, die mit etwas Glück zumindest gebietsweise mal etwas mehr Wasser zu Boden bringen könnte. Der Abendlauf hatte im Vergleich zu heute Mittag mal wieder etwas mehr Wasser auf der Karte.

Die einjährigen Rötenden Trameten (Daedaleopsis confragosa) sind jetzt wieder im kommen. Sie laufen auf dem Hymenophor bei Berührung sofort rotbräunlich an, wie rechts unten zu sehen ist. 06.08.2022 in den Sievers Tannen.

Das Frischpilzaufkommen wird sich stellenweise, wo die jüngsten Niederschläge ergiebiger ausfielen, sicher etwas verbessern, aber im großen und ganzen wird es auf Sparflamme weiter gehen b. z. w. es passiert so gut wie nichts. Allerdings nimmt der jahreszeitliche Wachstumsdruck von Tag zu Tag zu und dort, wo es möglich ist, wird es langsam, aber sicher, etwas vielfältiger. Vielleicht auch mal wieder einige Sommersteinpilze und Co.

Wäre das nicht eine schöne Vorlage für unsere Malkünstlerinnen und Künstler? Diese vollkommen luftgetrockneten Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) habe ich am 05. August 2022 im Gespensterwald fotografiert.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 24.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,3 l/qm, maximal 64,0 l/qm und im Mittel 27,3 Liter.


Heute in der Hasenbrücke.

 

Mittwoch, 10. August – Heute wurde im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen ein neues Messtischblatt in Angriff genommen: Redefin = 2633/1. Es geht also weiterhin in die Griese Gegend. Bekannt ist der Ort ja durchaus überregional wegen des dortigen Landgestütes. Gegen 15.00 Uhr traf ich mich dort mit Andrea und Chris Engelhardt. Weite Teile des ersten Quadranten sind von Wald bestanden, so dass wir eine reichliche Auswahl hatten. Da wären die Redefiner Tannen zu nennen (Kiefernforst), die Wildbahn oder der feuchte Bültensaal. Wir entschieden uns jedoch zu einer Exkursionen durch die Hasenbrücke und den Meisenstrang. Hasen und Meisen konnte wir leider nicht beobachten, aber auch in Bezug auf Pilze sah es wie erwartet eher düster aus. Zwar hatte es hier in der vergangenen Woche durchaus mal kräftig geregnet, aber der graue Staub der Griesen Gegend hat das Wasser schnell geschluckt oder auch verdunsten lassen. Nur an schattigeren Plätzen war zu spüren, dass der Sand doch einiges an Regen abbekommen haben muss. Aber das bringt hier bei der derzeitigen Witterung kaum etwas. Da reicht ein heftiger Gewitterregen nicht aus, zumindest wenn es vorher und nachher nichts mehr gibt und Sonne, Wärme oder sogar Hitze das Zepter schwingen.  Das umfangreiche Waldgebiet war aber recht abwechslungsreich und es ist vor allem ein Revier für Liebhaber von Heidelbeeren. Es gibt hier umfangreiche und oft kniehohe Bestände dieser beliebten und zeitweise Früchte tragenden Pflanzen. Frischpilze gab es nur wenige, aber wir haben zumindest eine sehr schöne und erholsame Waldwanderung absolviert. Wir brauchen dringend Regen!

Diese Wurzel – Schleimrüblinge (Xerula radicata) gehören zu den wenigen Frischpilzen, die wir heute entdecken konnten. 10.08.2022 Hasenbrücke/Meisenstrang.

Mehrere Wurzel – Rüblinge (Xerula radicata) schoben sich aus dem blanken, lockeren Sand, wie er für die Griese Gegend typisch ist. Hüte essbar.

Vorerst ist Regen leider nicht in Sicht, dafür startet nun die nächste Hitzewelle. Waren die Temperaturen heute noch erträglich, so geht es in den nächsten Tagen meist in Richtung 30 Grad und teils sogar darüber. Erst in der nächsten Woche werden Tiefdruckgebiete für ein Aufleben der Schauer und Gewittertätigkeit sorgen. Zumindest örtlich kann es dann kräftig schütten. Der Abendlauf des GFS rechnete die Tiefdrucktätigkeit wieder etwas stärker als in den Vorläufen und lässt sie auch in der erweiterten Mittelfrist, bis in die übernächste Woche, bestehen. Eigentlich sollte sich rasch wieder Hochdruck und trockeneres Wetter durchsetzen, aber heute Abend musste ich mir mal die Augen reiben, was dort gerechnet wurde. Dem nach soll sich der Luftdruck derart vertiefen, dass ein ausgewachsener Sturm entsteht und direkt vor unseren Küsten seine Kreise ziehen soll. Mit sehr viel Regen im Gepäck! Diese Tendenz ist auch bei den unten stehenden Werten der möglichen Niederschläge auszumachen. Insbesondere bei den maximal möglichen Niederschlägen. Es ist zumindest ein Hoffnungsschimmer, der morgen jedoch schon wieder vom Tisch sein könnte. Drücken wir die Daumen! Ein derartiges Ereignis, mit hohen Regenmengen, wäre genau das, worauf wir schon lange warten. Immerhin beginnt Mitte August ja bereits der Pilzherbst. Da könnte, kommt es so, großes auf uns zukommen!

Klebriger Hörnling (Calocera viscosa) in der Hasenbrücke am 10.August 2022.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 25.08.2022 – 14.00 Uhr: minimal 4,1 l/qm, maximal 166,6 l/qm und im Mittel 30,9 Liter.


Rotrandige Baumschwämme (Fomitopsis pinicola) gestern Abend im Meisenstrang bei Redefin.

 

Donnerstag, 11. August – Im Bauernregelbuch von Bernhard Michels „Abendrot – Schönwetterbot“ habe ich heute folgende Weisheit gefunden: „Der Herbst fällt mit einer Sicherheit von 80 % zu trocken aus, wenn um den 10. August überdurchschnittlicher Sonnenschein herrscht“. Na dann Prost! Trockene Luft und kaum ein Wölkchen am Himmel. Die Sonne kann derzeit ihr maximal mögliches an Sonnenschein zu uns bringen. Mehr geht nicht. Trocken ist es jetzt schon seit Monaten und nun soll es auch im Herbst so weiter gehen. Das wäre das Todesurteil für den Steinpilz – Wismar! Aber warum Trockenheit? Ja, in größeren Teilen von M-V ist es zu trocken. Insbesondere in den Sandergebieten. Der äußerste Westen von Nordwestmecklenburg dürfte aber etwas besser weg kommen. Heute wurden bei http://www.kachelmannwetter.de  Grafiken vorgestellt, die die Niederschlagsdefizite der letzten Monate in weiten Teilen Deutschlands aufzeigen, die teils gravierend sind. Nicht aber im Nordwesten von Niedersachsen, in Hamburg und Schleswig Holstein. Hier ist alles im grünen Bereich und diese Regionen haben bisher den üblichen Regen bekommen. Völlig normale Verhältnisse und daran könnte eben auch der äußerste Zipfel unseres Einzugsgebietes gekoppelt sein. Warum jammern wir eigentlich? Fakt ist aber auch, dass wir seit dem Frühjahr viel zu trockene Luftmassen bekommen haben und das macht viel aus. Einfach keine Luft, um das Pilzwachstum zu fördern. Nein, es wird unterdrückt! Dazu gibt es natürlich strichweise viel zu wenig Regen, so wie in Wismar. Die Verdunstungsrate ist sehr hoch und die teils extremen Hitzespitzen trocknen zusätzlich aus.

Außergewöhnlich fette Vielgestaltige Kohlenbeeren (Hypoxylon multiforme) gestern in der Hasenbrücke an der Stirnfläche von Birkenstämmen eines Holzstapels.

Hier sehen wir eine resupinat wachsende Art auf der Unterseite eines liegenden Holzstammes. Es handelt sich um das Gefranste Steccherinum (Steccherinum fimbriatum). Einfach mal liegendes Holz im Wald drehen und mitunter sehenswerte Schichtpilze und Porlinge entdecken! 07.08.2022 in den Sievers Tannen.

Aber es scheint sich endlich etwas zu ändern in der Großwetterlage. Das könnte sogar nachhaltiger sein. Das amerikanische GFS deutete es ja schon seit einiger Zeit an. Tiefdruckeinfluss in der nächsten Woche ist uns nun sicher. Diesbezüglich scheint Einigkeit in allen 50 Wettermodellen zu herrschen. Das GFS rechnet aber auch in der übernächsten Woche mit kräftigen Tiefentwicklungen bei Island, den Britischen Inseln und teilweise bis nach Westeuropa austrogend. Wir gelangen somit ab Montag in eine südwestliche Strömung, mit der die Luftmassen zunehmend feuchter werden und darin eingelagert können uns immer wieder gewittrige Störungen überqueren. Auch der gestern angedeutete Sturm, ein kleineres Randtief, ist immer noch im Programm. Allerdings etwas schwächer und mit weniger Regen. Dafür können die anlaufenden Regen- und Gewitterfronten immer stärker werden und die konvektiven Niederschläge, vor allem in der übernächsten Woche, größere Regenmengen im Gepäck haben. Es könnte der Auftakt zu einem vielleicht viel versprechenden Pilzherbst werden, der ja in wenigen Tagen beginnt (Mitte August).

Hier sehen wir das Birken – Eckenscheibchen (Diatrypella favacea). Ein Schlauchpilz aus der Verwandtschaft der Kernpilze. 10.08.2022 im Meisenstrang.

Zum Schluss noch die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 26.08.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF in akkumulierter Form: minimal 4,0 l/qm, maximal 171,6 l/qm und im Mittel 28.0 Liter.


Ein deutliches Stummelfüßchen ist zu sehen, aber der rötliche Schimmer lässt eher einen Räsling oder Rötling vermuten. Die Nachbestimmung dieses Pilzes ergab den Weißen Holz – Stummelfußrötling (Entoloma jahnii), aus der Untergattung Claudopus. Solche Momente sind Sternstunden und werten die Mittwochsexkursion vom 10.08.2022 in der Hasenbrücke und im Meisenstrang ungemein auf.

 

Freitag, 12. August – Heute habe ich den Bericht von unserer Exkursion am vergangenen Mittwoch geschrieben und hochgeladen. Bei dieser Gelegenheit beschäftige ich mich dann oft noch mit dem möglichen Nachbestimmen einiger im Feld nicht zweifelsfrei ansprechbarer Arten. Manchmal auch durchaus erfolgreich, so wie heute. Ich habe dabei auch eine für mich neue Art in mein Gesichtsfeld aufnehmen können. Ein Blätterpilz, den es noch gar nicht so lange gibt. Ist natürlich quatsch, gibt es schon sehr lange, wurde aber erst im Jahre 1993 erkannt und beschrieben.  Nämlich von den Mykologen Wölfel & Winterhoff. Dank des Pilzkompendiums von Ehrhardt Ludwig ging es recht fix. Ein kleiner Rötling, der auf der Unterseite von feucht liegenden Laubholzästen fruktifiziert und daher natürlich nur auffindbar ist, wenn man sich die Mühe macht, Holz im Wald zu drehen. Dort unter gibt es eine Vielzahl von Pilzarten, allen voran Schichtpilze und kleine Ascomyceten. Bereits im Feld fielen mir die rötlichen Tönungen am Lamellenansatz und das kleine Stummelfüßchen auf. Zunächst dachte ich an die Gattung Clitopilus, also an einen Verwandten unseres berühmten Steinpilz – Anzeigers, des Mehlpilzes. Die Gattung steht den Rötlingen nah, aber warum sollte es sich nicht auch um einen echten Rötling handeln?, dachte ich mir und dann ging die Bestimmung auch recht fix von statten. Eine Art, die sogar makroskopisch recht gut ansprechbar zu sein scheint. Es handelt sich um den Weißen Holz – Stummelfußrötling. Allgemein bisher nur selten in Deutschland nachgewiesen. Für M-V sollte es laut Verbreitungskarte der DGfM der dritte Fundnachweis sein. 

Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) an Pflaume am 12. August 2022 zwischen den Ortschaften Wisch und Zierow.

Mitte August, dieses Jahr sogar schon etwas früher, erscheint bekanntlich die zweite Welle von Schwefelporlingen. So fuhr ich am Abend eine Pflaumenallee zwischen Wisch und Zierow ab, um vielleicht ein farbenfrohes Foto für dieses Tagebuch zu bekommen. Es war recht dürftig. Nur an einem Pflaumenbaum wurde ich fündig. Trotzt des massiven Befalls dieser Obstbäume von Schwefelporlingen und Pflaumen – Feuerschwämmen, widerstehen die Bäume schon Jahrzehnte ihren Peinigern und hängen in diesem Jahr satt voller Früchte, so dass sich die Äste teils unter der Last der blauen Pflaumen beugen. Sehr lecker und teils sogar schon zum Naschen geeignet.

Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus). 12.08.2022 zwischen Wisch und Zierow.

Trotz langjährigen Pilzbefalls reichlich Früchte in diesem Jahr. Einige sind bereits reif und sehr lecker!

Zur Wetterentwicklung. Der Hochsommer zeigt sich nicht nur für die Urlauber derzeit in Hochform. Sonne von früh bis spät, warm und nun auch zunehmend heiß. Bisher war die Luft sehr trocken, aber das ändert sich nun. Ein Kaltlufttropfen hat heute im Südosten Deutschlands schon einige Schauer und Gewitter ausgelöst. Dieser soll sich nun aber nach Süden zurück ziehen, führt aber eine Feuchteschliere von Osten heran. Gleichzeitig soll sich zum Sonntag der Spanientrog auf den Weg nach Frankreich machen. Dieser schaufelt ebenfalls sehr feuchte und heiße Subtropikluft nach Deutschland. Somit nimmt die Schauer und Gewitteraktivität in den nächsten Tagen zu. Am Montag und Dienstag sollen sich bei uns im Norden und Nordosten Windkonvergenzen ausbilden und der Trog, der dann wohl über dem Ärmelkanal liegen könnte, sorgt zusätzlich für Hebungsimpulse. Mit anderen Worten, es kann besonders bei uns im Nordosten mächtig brodeln und es können sich teils schwere Gewitter entladen. Diese können durchaus Starkregen bis in den Unwetterbereich dabei haben. Hohe Regenmengen werden aber wohl auch bei dieser Lage nur regional dabei sein. Im Wochenverlauf können weitere Gewitter und Regenfälle durchziehen. Das GFS Model von heute Abend hat aber den regenträchtigen Sturm der Vorläufe nicht mehr im Programm. Dennoch könnte es in der nächsten Zeit zu größeren Regenmengen kommen. Die Hoffnung auf eine endlich durchstartende Pilzsaison scheint tatsächlich Nahrung zu bekommen.

Dieser Räuber aus dem tierischen Pilzreich hat fette Beute gemacht. Er sitzt auf einem mastigen, bereits abgestorbenen Zunderschwamm im Prosekener Grund, unweit von Zierow. 12.08.2022. Schleimpilze bilden den Übergang vom Pilz-, zum Tierreich und können echte Pilze überfallen und mitunter aufzehren. Dieser Brocken dürfte allerdings für die Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) zu fett sein.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 27.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 5,0 l/qm, maximal 128,7 l/qm und im Mittel 35,9 Liter.


Am Nachmittag zogen auch über dem Strand der Insel Poel einige Quellwolken auf. Die feuchtere Luft aus dem Osten hielt Einzug. Es wurde schwüler und in Berlin – Brandenburg zogen im Verlauf auch erste Schauer und Gewitter auf.

 

Sonnabend, 13. August – Wir in M-V leben ja in einem Urlaubsland. Zumindest ist unser Bundesland in den Sommermonaten Ziel vieler sonnenhungriger Menschen und Freunden von Strand und Meer. So dachte ich mir heute, bei den hochsommerlichen Verhältnissen, diesem Umstand mal wieder Rechnung zu tragen und legte einen Strandtag auf der Insel Poel ein. Natürlich in meinem Stamm – Revier östlich von Timmendorf. Etwas abseits des großen Trubels und an einem etwas naturbelasseneren Strandabschnitt. Natürlichkeit ist angesagt und auch dieser Bereich ist von Badehungrigen und Sonnenanbeterinnen und Anbetern gut besucht. Jedoch rückt man sich doch nicht ganz so sehr auf die Pelle, wie an den Massenstränden. Das hätte dann mit Entspannen nur noch wenig zu tun. Das Ostseewasser hat inzwischen seine höchsten Temperaturen erreicht. Bei auflandigem Nordost war es heute fast brühwarm, kaum noch erfrischend. Das erledigte eher der mäßig wehende Seewind. Beinahe hätte ich noch das Öffnen des Infozentrums verpasst.

Erotik – Seiten gibt es ja zur genüge. Trotz allem möchte ich den Tagebuchleserinnen und Lesern diesen Schnappschuss von Christopher Engelhardt nicht vorenthalten. Er ist ihm im Zuge unserer letzten Mittwochsexkursion in der Hasenbrücke gelungen (irgendwie passend). Er zeigt zwei Flockenblumen – Flohkäfer (Sphaeroderma rubidum) beim Liebesspiel. Einfach niedlich, oder?

Naturbelassener Strandabschnitt auf der Insel Poel am 13. August 2022.

Sonnabends ist regulär von 16.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Es wurde leider ein viertel Stündchen später, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Ratsuchende mit vollen Körben Schlange stehen, ist derzeit denkbar gering. Ob sich das in absehbarer Zeit ändern könnte? Das steht nach wie vor in den Sternen oder in den derzeit gehäuft in Richtung Erde stürzenden Sternschnuppen, den Perseiden. Um diese zu beobachten, hat man bei uns in Mecklenburg-Vorpommern beste Chancen. Abseits der größeren Städte hält sich die Lichtverschmutzung in Grenzen. Vielleicht sollten wir uns auf die Lauer legen und falls wir eine sehen, uns Regen wünschen. Aber Regen ist ja tatsächlich in Sicht. Vielleicht auch richtig satt! Aber wer so richtig Wasser gesättigt wird und wer nur den berühmten Tropfen oder im „besten“ Fall gar nix abbekommt, steht tatsächlich in den Sternen. Auf Wetter – Online war heute zu lesen, es gleicht einem Lotteriespiel, welche Regionen in Deutschland in der kommenden Woche wie viel Regen abbekommen. Ein flächendeckendes Ende der in weiten Teilen der BRD andauernden Dürre ist demnach nicht in Sicht! Im heutigen Wetter – Video auf http://www.kachelmannwetter.de wurden einige Grafiken diesbezüglich gezeigt und erläutert. Demnach hat der Nordosten Deutschlands, insbesondere auch M-V, ganz gute Chancen auf nennenswerte, wenn auch sicher wieder sehr differenzierte Regenmengen. So ist beispielsweise der Sturzflut – Index am Montag deutlich erhöht. Es werden allerdings keine schweren Gewitter mehr erwartet, da die Windscherung zu gering ist. Dort, wo sich aber Gewitter entwickeln, können sie teils sehr viel Wasser bis in den Unwetterbereich ablassen. Örtlich durchaus 50 – 60 Liter. Das erklärt das erhöhte Sturzflut – Risiko. Zum anderen wurden zwei Farbkarten der möglichen, akkumulierten Regenmengen für die nächste Woche gezeigt. Das ECMWF rechnet demnach in Mecklenburg, also unserem Einzugsgebiet, mit 30 – 90 l/qm. Das amerikanische GFS setzt die Schwerpunkte ganz anders und wir dürften demnach mit 2 – 10 l/qm abgespeist werden. Womit wir wieder bei Wünsch dir was wären oder eben genau so gut Lotto spielen können.

Ein herzliches Dankeschön möchte ich zu Chris Engelhardt nach Lübeck schicken. Er hat zu unserem Top – Fund vom vergangenen Mittwoch noch diese schöne Grafik angefertigt.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 28.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 11,7 l/qm, maximal 90,6 l/qm und im Mittel 41,8 Liter.


Unten junger, oben alter Fruchtkörper des Riesenporlings (Meripilus giganteus) heute im Reppener Holz fotografiert.

 

Sonntag, 14. August – Die heutige Vereinsexkursion der Pilzfreunde führte in den Klützer Winkel. Ziel war das Reppener Holz bei Klein Voigsthagen und Tankenhagen. Also die ehemalige Staatsforst Tankenhagen. Das Laub- und Nadelwaldgebiet, oder besser die Forst, steht auf den guten, fruchtbaren Böden um Boltenhagen und Klütz herum. Also bessere und schwere Bodenverhältnisse. Das macht die Wälder, allem voran den angrenzenden Lenorenwald, recht launisch und gerade auch im Sommer sieht es hier bezüglich Frischpilze oft sehr dürftig aus. Das ist in diesem Sommer aber ohnehin kaum von Bedeutung, da es anderswo nicht viel besser zugeht. Und so war unsere heutige Exkursion weitgehend frei von bodenbewohnenden Waldpilzen, insbesondere von Mykorhizza – Arten. Weitgehend bedeutet nicht ganz. Vereinzelt wuchs ein Wurzel – Rübling und auf Baumstümpfen auch mal ein Rehbrauner Dachpilz oder Sklerotien – Porling. Das Reppener Holz kann auch mit echt alten Baumriesen aufwarten, von denen, vor allem Rotbuchen, hin und wieder mal eine zu Boden geht. An diesen gab es herrlich frische Lungen – Seitlinge.

Junge und zarte Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) am Standort, an totem Buchenstamm, heute in der ehemaligen Staatsforst Tankenhagen.

Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) am Waldwegrand heute Vormittag.

Nun wurde dieses Gebiet vor 10 Tagen durchaus im Zuge eines schweren Gewitters und auch etwas Nachregens nennenswert gewässert. 10 – 14 Tage lautet ja meine Faustregel und diese wurde zumindest im Hinblick auf Champignons mal wieder bestätigt. So wurde die Tour für unsere lernende Catrin eine Champignon – Exkursion. An den Wegrändern fanden sich Weiße Anis – Champignons. Es gab den Stadt – Egerling am Waldweg und schließlich eine Gruppe Sommer – Champignons. Letztere waren auch der Hit der heutigen Tour, denn die Art zählt zu den Seltenheiten. Schließlich erfreute noch ein großer Riesen – Champignon direkt am Wegrand eines Feldgehölzes. Die Champignons sind also im Klützer Winkel durchgestartet und vielleicht erscheinen in den kommenden Tagen in dortigen Parkanlagen auch einige Dickröhrlinge, Täublinge und Wulstlinge.

Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis) heben die Humusauflage.

Die Lamellen junger Agaricus arvensis sind nie rosa, eher grau mit rosa Schimmer. Die Pilze neigen zum gilben und riechen Anis-, oder bittermadelartig und sind natürlich schmackhafte Speisepilze. Allerdings mit erhöhter Schadstoff – Belastung. Also keine zu häufigen und üppigen Mahlzeiten! 14.08.2022.

Zur Wetterlage. Heiß und recht schwül war es heute, aber weiterhin trocken. Die Hitze bleibt noch bis mindestens Mittwoch, aber feuchter könnte es ab morgen werden. Labile Gewitterluft nähert sich vom Norden Polens und gleichzeitig auch von Südwesten her. Beide Systeme treffen morgen über M-V zusammen und es kann zumindest örtlich ganz schön zur Sache gehen. Da sich die Gewitter mangels Höhenströmung nur sehr langsam bewegen, können sie dort, wo sie entstanden sind, einiges an Wasser, vereinzelt auch Hagel abladen. Richtig interessant in Sachen Regen soll es aber ab Mittwoch – Abend bis zum Freitag werden. Eine 5b – ähnliche Tiefdrucklage soll sich ausbilden und was das bedeutet, wissen wir ja. Schwere Regenfälle und Gewitter stehen auf der Karte. Einige Wettermodelle rechnen bis an die 200 Liter pro Quadratmeter! Das wäre nach der extremen Dürre, ein extremes Unwetter mit Überschwemmungsgefahr. Aber ob es tatsächlich so kommt, steht noch lange nicht fest! Die stärksten Regenfälle könnten auch über Polen niedergehen und wir bleiben außen vor. Eine heute auf Wetter – Online gezeigte Grafik rechnete für unser Einzugsgebiet zwischen 27 bis 57 Liter. Damit wären wir gut bedient und zufrieden und es könnte der Startschuss zur diesjährigen Hochsaison, zum Pilzherbst 2022, erfolgen. Noch ist es jedoch Wunschdenken und wir wollen Tatsachen sehen!

Auf dem ersten Blick ähnlich oben gezeigtem Anis – Egerling, sehen diese Sommer – Champignons (Agaricus aestivalis) aus. Auch unter Agaricus altipes geführt. Die Hüte können zwar unter Umständen auch etwas gilben, gehören aber einer Sektion an, die eher zum röten neigt. So bei Reibung am Stiel oder im Schnitt im oberen Bereich. Da die Pilze etwas unangenehm riechen können, sind sie als Speisepilze eher nicht zu empfehlen. Der Top – Fund unserer heutigen Exkursion!

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 29.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,8 l/qm, maximal 160,9 l/qm und im Mittel 49,2 Liter.


Flockiges Gewölk deutete schon am Vormittag auf labile Verhältnisse und mögliche Gewitter hin.

 

Montag, 15. August – In überwiegend katholisch geprägten Landstrichen wird heute der Große Frauentag gefeiert. Auch Maria Würzweih oder Büschelfrauentag genannt. Am bekanntesten dürfte jedoch der Begriff Maria Himmelfahrt sein. So war heute in einigen Bundesländern sogar Feiertag. Im Bauernkalender ist der 15. August ein Lostag: „Maria Himmelfahrt; Kräuterweihe; Beginn der Frauen Dreißiger“. Die Frauen Dreißiger sind die überleitenden Tage zum Herbst. Also bis Mitte September, um den 13.09. herum. Der nun (Mitte August) beginnende Pilzherbst dauert hingegen wesentlich länger, bis Mitte Oktober. Wir dürfen nun also Abschied vom Pilzsommer 2022 nehmen, der keiner war. Er gehört zu den pilzärmsten Sommer – Aspekten, die ich je erlebt habe! Das bedeutet jedoch nicht, dass Küchenmykologen nicht auf ihre Kosten kommen konnten. Natürlich gab es kaum Klassiker, aber die in jüngerer Zeit immer häufiger werdenden Lungen – Seitlinge konnten seit Juni immer wieder frische Mahlzeiten liefern. Und sie waren sehr produktiv. An vielen ihrer befallenen Totbäume, meistens Rotbuchen, lieferten sie unermüdlich Naschschub.

Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) gestern im Reppener Holz.

Anders als der Winter – Austernseitling, der oft nur einen Wachstumsschub bekommt. Lungen Seitlinge werden aber im laufe des Septembers ihre Fruchtkörperproduktion zurück fahren. Hoffen wir, dass dann viele andere Arten für Ausgleich sorgen mögen. Im Normalfall beginnt nun die pilzreichste Zeit des Jahres und die könnte in diesem Jahr besonders üppig ausfallen und sie könnte in ihrer ersten Phase noch stark von sommerlichen Arten geprägt sein, da diese bisher kaum eine Chance hatten. Vorausgesetzt sind massive Regenfälle! Kommen diese nicht in sehr satten Mengen, wird es gemächlicher von statten gehen. Heute zogen und ziehen derzeit noch recht verbreitet teils kräftige Gewitterschauer durch. Wismar hat bis gegen 20.00 Uhr, wie in diesem Sommer üblich, keine nennenswerten Mengen abbekommen. Mit 4,5 Litern ist leider kein Staat zu machen. Aber vielleicht kommt in den nächsten Stunden noch etwas nach. Es gab auch stellenweise deutlich mehr. Es war und ist eben nach wie vor ein Lotto – Spiel. Zumindest haben jetzt Teile der Griesen Gegend einiges abbekommen und in diese geht es ja noch drei mal zu Mittwochsexkursionen. 

Lungen – Seitling (Pleurotus pulmonarius). Übrigens besitzt der Pilz die Eigenschaft welk zu werden, um bei einetzendem Regen oder in einem kurzen Wasserbad schnell wieder aufzuleben, ähnlich den Schwindlingen. Standortfoto am 14.08.2022 im Reppener Holz.

Ab dem Mittag setzt in schwülwarmer Luft Konvektion ein. Erste Gewittertürme schrauben sich in den Himmel.

Da der Wachstumsdruck wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit immer höher wird, gibt es doch schon etwas Hoffnung, dass doch mal einige Frischpilze mehr sprießen könnten. Entscheidend ist nun jedoch, was machen die Regen- und Gewittertiefs vom Mittwoch bis Sonnabend. Bringen sie uns hohe Regenmengen oder auch nur den berühmten Tropfen. Der Abendlauf des GFS hatte nur ein Paar schlappe Schauer für uns übrig. Andere Modelle lassen zumindest noch Hoffnung auf 20 – 40 Liter. Es ist also noch völlig offen, wo, wieviel Regen vom Himmel fällt. Vielleicht kann ja Maria etwas bewirken, da sie heute frisch aufgestiegen ist. Leider bin ich nicht katholisch. Wenn ich sie nun anbeten würde, würde mir das wohl nicht viel nützen. Lassen wir lieber. Dann schon eher an Petrus!

Einer der wichtigsten und beeindruckensten Funde der gestrigen Vereinsexkursion im Reppener Holz waren diese, in vielen Regionen Deutschlands bisher nur selten nachgewiesenen Kupferroten Lackporlinge (Ganoderma pfeifferi).

Was das amerikanische GFS heute im Abendlauf aber auch rechnete, war ein riesiges Hochdruckgebiet ab nächster Woche über weite Teile von Europa bis Ende August. Ein kräftiges Islandtief soll demnach die neuerliche Zufuhr sehr warmer, ja heißer Subtropikluft ankurbeln. So eine satte und anhaltende Hitzewelle, wie dort heute Abend berechnet wurde, habe ich in den Läufen dieses Sommers bisher kaum gesehen. Kommt es so, wird es nix mit einem Durchbruch an der Pilzfront. Soll auch der Pilzherbst in diesem Jahr zum Hungeraspekt werden? Dann bleibt uns nur noch der Spätherbst mit einem restlichen Rattenschwanz. Mal große Hoffnung, das andere mal wieder großer Pessimismus. Ich kann auch nichts dafür. Es bleibt spannend!


Hier noch einige Werte von Kachelmannwetter von 19.00 Uhr, die für uns von Interesse sein sollten: im Raum Grevesmühlen, teils eng begrenzt 30 – 50 Liter; Sternberg/Kaarzer Holz 20 – 30 Liter; Crivitz/ Forstrevier Gädebehn 30 – 50 Liter; Holthusen bis östlich Renzow 20 – 60 Liter; Kalißer Heide bis westlich Ludwigslust: 20 – 50/60 Liter! Später noch weitere Regenfälle.


Diesen tollen Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) brachte mir gestern Catrin mit zur Vereinsexkursion. Er bereichert nun die Innenausstellung im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar. Ich bedanke mich ganz herzlich!

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 30.08.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF in akkumulierter Form: minimal 13,9 l/qm, maximal 95,5 l/qm und im Mittel: 43,9 Liter.


Auch heute Nachmittag brodelte es wieder, aber nur ganz vereinzelt hat es zur Schauer- und Gewitterauslöse gereicht.

 

Dienstag, 16. August – Lostag im Sinne des Bauernkalenders. So heißt es im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ für den 16. August: „Wenn St. Rochus trübe schaut, dann kommt die Raupe in das Kraut. Wenn es zu St. Joachim regnet, folgt ein warmer Winter“. Nun, trübe war es allenfalls in Wismar heute morgen ein wenig und danach wurde es recht freundlich, mit Quellwolken am Nachmittag. Ganz vereinzelt entwickelten sich daraus auch kleine Schauer, teils mit Blitz und Donner. So hat es nur örtlich kurz geregnet und ein richtig trüber Tag sieht anders aus. Vergessen wir den Wetterspruch! Ob die Raupen nun das Kraut meiden? Wer weiß! Wichtiger wäre da schon an die armen Schnecken in Wald und Flur zu denken. Fressen doch einige von ihnen für ihr Leben gerne Pilze. Es wird also Zeit, dass sie endlich aus dem vollen Schöpfen können, dass ordentlich aufgetischt wird. Auch der Gemeine Weidenkorb- und Bratpfannen- sowie Kochtopfmykologe möchte endlich mal wieder ramschen, ich auch! Aus dem vollen Schöpfen! Ich brauche Pilze zum trocknen und zum einfrieren! Aber hat der gestrige Regen diesbezüglich Hoffnung entfacht? Hier einige Messwerte ausgewählter Wetterstationen: Goldberg: 0,1 l/qm; Boltenhagen: 0,7 l/qm; Rostock – Warnemünde: 2,3 l/qm; Kirchdorf auf der Insel Poel: 4,3 l/qm; Schwerin: 14,0 l/qm; Waren an der Müritz: 25,2 l/qm und Sohn Jonas meldete mir heute morgen 12,0 Liter im Messbecher der Keezer Schmiede.

Dieses Foto sandte mir Catrin vor wenigen Tagen zu. Es zeigt einen Vertreter der Schwarztäublinge. Hier wäre jetzt der Geschmacksinn gefragt. Schärflich oder richtig scharf. Belassen wir es bei Russula cf.

Ein, wie ich finde, schönes Stimmungsfoto ist Catrin mit diesem Schnappschuss gelungen. Es zeigt bereits recht ausgereifte Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus).

Nun, es waren konvektive Niederschläge und da sind solche feststehenden Messeinrichtungen ganz sicher nicht sehr aussagekräftig. Sehr viel mehr Aufschluss bringen da schon die Radarbilder, die beispielsweise auf Kachelmann – Wetter verfügbar sind. Schaut man sich im Regenradar die einzelnen Gewitterzellen an, gut eingefärbt beispielsweise bei Wetter – Online, so fällt der oft heftige Niederschlagskern der Gewitter auf. Vergleichbar mit einem Spiegelei. Der eigentliche Treffer ist meist mit entsprechenden Farben wir lilarötlich oder pink gekennzeichnet. Nun können die Gewitter mitunter zu größeren Clustern zusammen wachsen und sich schließlich allmählich abregnen, so wie gestern Abend auch. Wirklich gepunktet haben gestern nur die „Eigelbe“ und die sind doch wieder sehr stark eingegrenzt. Soll heißen, falls es einen größeren Wald getroffen haben sollte, dürfte es auch in diesem sehr differenziert werden. Mit anderen Worten, örtlich könnte ein kleiner Hot Spott in den kommenden 10 – 14 Tage möglich sein, ansonsten ist nichts großes zu erwarten. Ich möchte aber nochmals betonen, der Wachsumsdruck wird aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit größer. Dort wo was möglich ist, wird etwas möglich sein.

In den Lamellen dieses Täublings, ich vermute mal eine blasse Form des Morgenrot- oder Rosa – Täublings (Russula aurora), haben Unmengen von Springschwänzen vor der Hitze Schutz gesucht. Foto: Catrin Berseck.

Ob uns die Regen- und Gewitterlage am Donnerstag und Freitag tatsächlich zum Durchbruch verhilft sei dahin gestellt. Es sind wieder nur konvektive Ereignisse. Der meiste Regen wird derzeit in Westdeutschland und am Freitag in Ostdeutschland berechnet. Wir liegen zwischen den möglichen Starkregenzonen und können nur Hoffen, dass auch wir von stärkeren Entwicklungen nicht ausgespart bleiben. In der nächsten Woche soll sich ja nach der Tiefdruck – Delle der Hochsommer wieder durchsetzen und es könnte sogar nochmals richtig heiß werden. Rechnete der Abendlauf des GFS heute Abend für kommenden Donnerstag und Freitag nur mit auffallend wenigen Niederschlägen, so hatte er allerdings im letzten August – Drittel, im Gegensatz zu heute morgen, wieder satte Regensignale bei dann feuchtwarmen Verhältnissen drin. Es ist und bleibt also spannend und ganz so trostlos wie in den zurück liegenden Wochen und Monaten wird es ganz gewiss nicht weiter gehen.

So hatte Catrin am Freitag letzter Woche doch ein kleines und buntes Sammelsurium im Rühner Holz zusammen tragen können. Die Pilze sollten eigentlich für die Ausstellung gedacht sein, überlebten allerdings nicht die Hitze im abgestellten Auto am vergangenen Sonntag.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 31.08. – 2.00 Uhr: minimal 4,1 l/qm, maximal 94,9 l/qm und im Mittel 44,7 Liter.


Die Strohkirchener Tannen waren heute Ziel einer Mittwochsexkursion.

 

Mittwoch, 18. August – Am Nachmittag startete ich zu meiner heutigen Mittwochsexkursion. Natürlich ging es wieder in die staubtrockene Griese Gegend. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Kurz vor meinem Zielgebiet, im 2. Quadranten des MTB Redefin, ich befuhr eine untergeordnete Landstraße, war ein Traktor beim Pflügen seines Ackers zugange. Er wirbelte derartig Staub auf, dass ich plötzlich sozusagen in den Nebel des Grauens fuhr. Eine graue Staubwolke querte die Fahrbahn in einer derartigen Verdichtung, dass ich fast anhalten musste. Sichtweite vielleicht noch einen Meter! Der Staub der Griesen Gegend! Schließlich erreichte ich mein Exkursionsziel, die Strohkirchener Tannen. Tannen sucht man hier vergebens, aber es sind damit in Mecklenburg umgangssprachlich Nadelwälder b. z. w. Forste gemeint. In diesem Fall, wie meist in der Griesen Gegend, bestehend aus Kiefer und nochmals Kiefer. Heute absolut Frischpilzfrei! Wieder ein Gebiet für den späteren Herbst für Fans von Maronen – Röhrlingen. Hoffen wir für diese Region, dass es dort noch bis Ende September trocken bleibt. Wenn dann aber nennenswerte Regenmengen einsetzen, so darf der Mähdrescher anrücken. Ja, es darf dann geramscht werden. Von wegen ein Kilo! Jeder darf sich eindecken mit so vielen Maronen  wie er möchte. Bedingung, es muss alles verarbeitet werden, gerne auf Vorrat (trocknen, einfrieren). Das ist natürlich meine ganz persönliche Ansicht, da ich auch nicht anders handele. Diese Röhrlinge wachsen in manchen Jahren in den Monokulturen in einem derartigen Überfluss, dass sie ohnehin nicht alle abgesammelt werden können. In diesem Jahr steht die Norm dafür günstig.

Die Strohkirchener Tannen heute Nachmittag. Man achte auf das Häuflein links unten im Bild!

Am frühen Abend, es wurde Zeit die Exkursion zum Ende zu führen, schien sich über den Strohkirchener Tannen etwas zusammen zu brauen.

Apropos Regen. Es hat auf dem Acker zwar mächtig gestaubt. Mein Zielgebiet war jedoch noch mindestens 10 Km entfernt und hier hatte es bei der letzten Gewitterlage am Montag durchaus heftig geschüttet. Das hat dort aber in solch trockenen Sommern nicht viel zu bedeuten. Jedoch, es soll ja noch Nachschub im Anmarsch sein. Auch heute hatten sich vereinzelt kurze Schauer und Gewitter entwickelt und Westmecklenburg wurde am Abend noch von einem größeren Gewittercluster gestreift, der zwischen der Nordsee, Hamburg und Schleswig – Holstein tobte. Richtig interessant könnte es jedoch morgen und am Freitag werden. Ab morgen Nachmittag können sich auch über M-V teils starke Gewitter entwickeln. Diese können dann bis Freitag anhalten. Die Wettermodelle sind sich zwar fast alle einig, dass es gerade auch über M-V mächtig zur Sache gehen soll, aber der zeitliche Ablauf wird noch etwas unterschiedlich berechnet. So sehen einige Modelle das große Donnerwetter morgen Nachmittag bis in die Nacht zum Freitag. Andere Modelle lassen es besonders am Freitag so richtig krachen und vor allem Schütten. Es gibt Wettermodelle, die rechnen wahre Wasserbomben mit bis zu 60 Liter innerhalb nur einer Stunde! Da kann ich nur sagen, Wasser marsch für die Feuerwehr. Sie wird wohl zumindest regional alle Hände voll zu tun haben. Nicht nur wegen durch Blitzeinschläge ausgelöste Brände. Ich denke da eher an mögliche Sturzfluten oder für uns Flachländer vielleicht anders formuliert, Überschwemmungen und voll gelaufene Keller. Regelrechte Schwergewitter stehen aber nicht auf der Karte. Dafür, also für Super – Zellen, sind die Scherungsverhältnisse zu flau. Dennoch kann es im Bereich extremer Wasserbomben zu Down Burst kommen, also schweren Gewitter – Fall – Böen! Wenn man sich die Niederschlagsprognose auf die Fläche für unser Einzugsgebiet auf Wetter – Online, in den dortigen Farbkarten, anschaut, wird auf die Fläche am Freitag mit 20 – 50 Liter gerechnet. Hier kann das mögliche Potenzial für schwere Regenfälle erahnt werden. Es handelt sich ja nicht um flächigen Landregen, sondern um konvektive Umwälzungen! Das soll schon was heißen! Dennoch, es kann Gebiete geben, wo trotz allem nur drei Tropfen fallen!

Und tatsächlich gingen örtlich einige Schauer, teils mit Blitz und Donner, nieder. Von meinem Standort bei Strohkirschen aus fotografiert. Natürlich Strohkirschen in der Griesen Gegend und nicht in Nordwestmecklenburg! 17.08.2022.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 01. September 2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,0 l/qm, maximal 83,0 l/qm und im Mittel 36,2 Liter.

Der Gespensterwald Nienhagen war heute mal wieder Ziel einer kleinen Abendexkursion.

Donnerstag, 18. August Bis in die Nacht hinein zogen über Schleswig – Holstein und Westmecklenburg noch kräftige Schauer und Gewitter nach Norden. Insbesondere im benachbarten Bundesland gab es strichweise recht hohe Regensummen. So etwa von Mölln, östlich Lübeck bis hoch nach Fehmarn. Hier gab es örtlich zwischen 20 und 50 Liter. Dort sollte es durchaus positive Effekte mit sich bringen. Zumindest dort, wo bereits bei vormaligen Schauerlagen etwas Substanz im Boden war. Ansonsten gilt wieder die 10 – 14 Tage Regel. So fand unser Lübecker Pilzfreund Stephan Drabner in der Nähe der Palinger Heide einige Körnchen – Röhrlinge und auf seinen Grundstück starten die Rotfuß – Röhrlinge durch. Ganz klar, wir hatten ja auf Mecklenburger Seite am letzten Sonnabend auch verschiedene Champignons. Gebietsweise tut sich also etwas. So berichtete mir heute ein Besucher unserer Ausstellung, dass er dieser Tage bei Rerik Riesen – Schirmpilze gesehen hat. Wie pflegte unsere einstige gute Seele Irena zu sagen, wenn die Parasole zu sehen sind, gibt es auch Steinpilze! Also, dort, wo es in den zurück liegenden 2- 3 Wochen mal stärker geschüttet hat. Insbesondere Sommersteinpilze sollten höchstem Wachstumsdruck unterliegen!

Vom sicher auch im Gespensterwald herrschenden Wachstumsdruck bodenbewohnender Mykorrhiza – Pilze war heute leider nichts zu spüren. Dafür sind die Lungenseitlinge (Pleurotus pulmonarius) weiter heftig am fruktifizieren. Hier mal wieder mit leicht rosa – Reflexen. 18.08.2022.

Ansonsten warten wir ja auf weiteren Regen. Eigentlich sollten ab etwa 15.00 Uhr, nach gestrigem Super HD, die Gewitter gerade auch in Mecklenburg richtig zünden. Heute war von diesen Ambitionen im erwähnten Vorhersagemodell nichts mehr zu sehen. Die westlichen Gewitter von gestern Abend haben an der Schraube gedreht und etwas stabilere Luft nach Westmecklenburg gezogen. Überhaupt ist die derzeitige Wetterlage für die Meteorologen ziemlich unberechenbar. Gegen Abend, ich fuhr mal wieder in Richtung Gespensterwald, frischte der Wind von See her etwas auf und drückte die Temperaturen ein wenig. Das freute mich, denn Luftfeuchtigkeit und Cape – Werte sind eigentlich ideal für Gewitter, aber da wir keine Berge haben, die häufig die Gewitterbildung anfachen und entsprechende Hebung generieren, könnte der Wind diese Aufgabe übernehmen. Nordwestwind gegen Südostwind, das könnte funktionieren. Und da Gewitter gegen die Windrichtung am Boden ziehen, sollten diese auch zu den Küsten voran kommen. Zwar hatte Super HD auch weiterhin nichts für uns auf der Karte, aber auch so ein gutes Modell kann sich mal irren. Während der Fahrt begann sich bereits teils hochreichende Konvektion zu bilden. Für unwetterartige Gewitter reichte es zunächst aber nur in Vorpommern.

Die abendlichen Lichtstimmungen im Gespensterwald sind einzigartig und bei jedem Besuch anders. Einer der schönsten Orte in M-V für Naturfotografen, zu denen ich mich mit meinen minderwertigen Fotos und meines Unvermögens nicht zähle. Auch heute waren Profis mit guter Technik vor Ort, um die einzigartige Stimmung einzufangen.

Als ich die Heimfahrt von Nienhagen antrat, war es bereits dunkel, aber ich konnte noch erkennen, dass weiterhin hochreichende Quellungen bemüht waren, etwas auf die Beine zu stellen. Aber erst am späten Abend zündete es, wie schon häufiger in den letzten Tagen im südlichen Mecklenburg, zwischen Ludwigslust – Parchim und Lübz. Schnell bildete sich ein pulsierendes Multizellen – System, welches nach Norden zog. Auf seiner Linie lagen Sternberg – Blankenberg – Warin und Neukloster, bis hinauf zur Ostsee. In den stärksten Zellen kamen meist 15 – 30 Liter zusammen. Es waren aber auch Wasserbomben mit 40 bis 60 Liter auf den Quadratmeter dabei!

Blick in Richtung der Holz – Cluster und Alter Hafen der Hansestadt Wismar gegen Mitternacht von der Wendorfer Seebrücke aus. Ich war zur Blitzshow hier, konnte aber leider keinen einfangen. Dafür die Scheinwerfer vom Festplatz am Alten Hafen. Wismar feiert mal wieder sein Schwedenfest.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 02. September 2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,4 l/qm, maximal 101,1 l/qm und im Mittel 25,4 Liter.


Der Alte Hafen gestern Vormittag.

 

Freitag, 19. August – Wismar feiert wieder sein Schwedenfest. Warum Schwedenfest? Weil Wismar von 1648 (Westfälischer Frieden) bis zum Jahre 1903 zum Königreich Schweden gehörte. Daran sollen die Schwedentage erinnern. Seit gestern herrscht nun in der alten Hansestadt festliches Treiben, welches heute allerdings einigermaßen feucht von statten ging. Es regnete zeitweise. Ein kleiner Landregen. Mit 8 Litern, die ich gegen 17.00 Uhr in meinem Messbecher vorfand, nichts weiter wie der schon oft zitierte Tropfen auf den heißen Stein. Zwar besser als nichts, bewirken in unserem Interesse wird der Niederschlag herzlich wenig. Etwas anders ist es hingegen, wo die teils heftigen Regengüsse der Gewitter schon vorher einiges brachten. Aber auch dieses darf nicht überbewertet werden, da der Boden solche Sturzfluten nicht schnell genug aufnehmen kann. Allerdings können Wälder das Wasser etwas stärker binden, als ausgetrocknete Ackerflächen.

Holzbewohnende Arten, so wie dieser seltene Leuchtende Weichporling (Pycnoporellus fulgens) haben es da einfacher. Gestern Abend im Gespensterwald fotografiert. Schon alleine dafür lohnte sich die Anfahrt, obwohl der Pilz von dort bereits bekannt war.

Hier die Niederschlagskarte für M-V bis heute morgen. Inzwischen dürften noch einige Liter hinzu gekommen sein. Sie unter:http://www.kachelmannwetter.de 

Wie dem auch sei, der erhoffte Durchbruch zum Start in den Pilz – Herbst 2022 ist das noch nicht! Eher kann es zu einem kleinen Aufflackern von Sommerarten gereicht haben. Vereinzelt vielleicht auch mal zu etwas mehr. Nur in den satten Gebieten Vorpommerns könnte ein nennenswerter Schub bevor stehen. Zumindest war die Luft in den letzten Tagen deutlich feuchter und könnte dadurch zusätzlich anregender für ein mögliches Frischpilzwachstum gewesen sein. Auf jeden Fall sollten Freunde von essbaren Champignons demnächst auf ihre Kosten kommen. Gerade auch die zarten und köstlichen Wiesen – Champignons mögen heiße und trockene Sommer. Hier sollten bekannte Stellen durchaus in Augenschein genommen werden. Wir dürfen auf einen differenzierten, verspäteten Sommeraspekt zumindest regional hoffen. Ein Grund für Zurückhaltung ist auch die eher ungünstige Nachfolgewitterung. Aufbau einer neuen, hochsommerlich warmen bis heißen Wetterwoche. Ob zum nächsten Wochenende eine neue Gewitterlage bevorsteht ist zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sicher. Eher rechnen einige Wettermodelle einen trockenen Kaltfront – Durchgang und es könnte frühherbstlicher werden, ohne große Regenfälle. Es gibt Langfrist – Modelle, die berechnen einen groben Trend über drei Monate. Hier wird ein eher trockener Herbst simuliert! Hoffen wir, sie haben sich verrechnet. Auf jeden Fall in den nächsten zwei Wochen mal die bekannten Stellen im Auge behalten. Vorgestern erkundigten sich ältere Leute, wie es mit Pfifferlingen rund um Warin herum aussieht. Ich konnte ihnen keine Hoffnung machen.  

Entschuldigung, ich möchte nicht nerven, aber sie liefern immer wieder schöne Motive, die Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) gestern Abend im Gespensterwald.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 03.09.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,6 l/qm, maximal 105,9 l/qm und im Mittel 35,7 Liter.


Ein Rotfuß – Röhrling schiebt sich im günstigen Kleinklima zwischen Totholz empor. 20.08.2022 im Draguner Holz.

 

Sonnabend, 20. August – Ohne große Öffentlichkeit musste auch die heutige, als öffentliche Lehrwanderung geplante Veranstaltung vorlieb nehmen. Nur Pilzfreundin Catrin und meine Wenigkeit durchstreiften das Draguner Holz auf der Suche nach allerlei Waldkobolden. Ursprünglich hatte ich die Rosenower Fichten als Zielgebiet ausgesucht. Allerdings merkte Pilzfreund Phillip im Frühling an, dass weite Teile des Forstes neuerdings vor dem Betreten bewarnt werden, wegen möglicher Munitionsbelastung. Ein Team für Kampfmittelbergung war inzwischen wohl hier unterwegs. Wie dem auch sei, ich disponierte um und suchte ein Waldgebiet in der näheren Umgebung aus. Da bot sich das Draguner Holz bei Neu Dragun bestens an. Fichten gibt es auch hier, aber größere Teile des Waldes sind von Laubgehölzen bestanden. So drehten wir hier heute unsere Runden. Großes war unserer Meinung nach nicht zu erwarten, aber wir wurden gleich bei unserer Ankunft eines besseren belehrt. Noch nie wurden wir so eindrucksvoll und besonders für Catrin, überwältigend von wirklich Gigantischem aus der Großpilzwelt empfangen. Genau an unserer ausgesuchten Parkmöglichkeit am Waldrand und direkt schon aus dem Auto heraus ein toller Anblick, der Catrin gleich außer Rand und Band versetzte. Um einem dicken Buchenstubben herum mehrere Rosetten von wirklich gigantischen Riesenporlingen. Klar, dass ein Teil zum Ende der Tour ins Auto verladen werden musste, um als Blickfang vor dem Info – Zentrum in Wismar auf unsere Dauerausstellung hinzuweisen.

Catrin kann es kaum fassen und blickt voller Bewunderung auf diese überdimensionalen Kunstwerke.

Verschiedenfarbiger Dachpilz (Pluteus plautus) im Draguner Holz.

Auch sonst wurde es die frischpilzreichste Wanderung des Jahres bisher. Die Niederschläge zeigen endlich ihre Wirkung. Es gab einen ausgesprochen reichhaltigen Aspekt von Waldfreund – Rüblingen, die bekanntlich essbar sind. Catrin sammelte fleißig ein. Auch immer wieder Trupps und Büschel von den niedlichen Halsbandschwindlingen. Es gab also unerwartet viele Frischpilze! Ich schrieb ja bereits weiter oben, dort, wo etwas möglich ist, wird etwas möglich sein. So war es hier auch. Am interessantesten wurde es an einem geschützten Waldweg, an dem viel Totholz herum lag. Dort ging es Schlag auf Schlag. Rehbraune Dachpilze, Verschiedenfarbige Dachpilze, Blutmilchpilze, Schmetterlings – Trameten. Ein tolles Nest von Gemeinen Hundsruten ließ das Fass der Begeisterung überlaufen. Dazu eine Handvoll Stockschwämmchen. Ja, wirklich Stockschwämmchen! Es gibt diese leckeren Edelpilze noch. Auch ein kleiner Tintling und ein bis dato noch unbekannter Trichterling fanden sich neben einem Sklerotienporling an diesen pilzreichen Ort ein. Auch auf einen Rotfuß – Röhrling und drei Violettbraune Täublinge brauchten wir nicht zu verzichten. Der Wald war feucht und es herrschte echtes Pilzwetter. Das war heute mal ein echter Kontrast zu dem, welches wir bisher in diesem Jahr geboten bekommen haben und ein Hoffnungsschimmer zum Beginn des Herbst – Aspektes. Und da wird in den Gebieten, die mit höheren Regenmengen bedacht worden sind, noch deutlich mehr möglich sein. Hoffen wir nicht nur für ein kleines Aufflackern, sondern nachhaltiger. Aber gegen Nachhaltigkeit sprechen die mittelfristigen Wetteraussichten. Sommer, Sonne und zunehmende Hitze stehen erneut auf dem Programm. Der August schickt sich an, der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Etwas Hoffnung gibt es jedoch zum kommenden Wochenende hin. Es bahnt sich eine mögliche Schwergewitterlage an!

Die größte Freude bereitete uns jedoch ein Nest von Hexeneiern und einigen geschlüpften Hundsruten (Mutinus caninus) an einer von starkem Totholz geschützten Stelle. 20.08.2022 im Draguner Holz.

Wohl nur selten dürften die von vielen Pilzsucherinnen- und Pilzsuchern missachteten und als minderwertig angesehenen Waldfreund – Rüblinge zu solchen Ehren kommen. Stilvoll serviert von Catrin für Catrin. 

Sonntag, 21. August – Heute wurde in der Hansestadt Wismar der finale Tag des Schwedenfestes gefeiert. Schwedenlauf und Schwedenweg waren angesagt und dazu wurden einige Straßen in der Altstadt gesperrt b. z. w. die Straßenführung geändert. So musste ich mich sputen, dass ich gerade noch rechtzeitig vom Infozentrum, in der ABC Straße, die motorisierte Flucht ergreifen konnte, damit ich pünktlich gegen 12.00 Uhr am Fernsehturm in der Schlemminer Staatsforst sein konnte. Hier hatte ich mich mit Catrin verabredet zu einer Tour durch ihren neu entdeckten Täublingswald, dem Fadernhorst, nördlich von Schlemmin. Zunächst war jedoch für mich ein kleiner Imbiss dabei. Catrin hatte die gestern eingesammelten Waldfreund – Rüblinge zur Verkostung geschmort. Gut und herzhaft gewürzt, durchaus nicht uninteressant. Jedoch stand der Eigengeschmack im Verhältnis zu dem wunderbaren, pilzigen Duft frischer Waldfreund – Rüblinge, deutlich zurück. Als Mischpilze durchaus zu empfehlen.

Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). 20. August 2022 im Draguner Holz.

Wir fuhren sogleich zum Fadernhorst. Ein hügeliges Buchenwaldgebiet mit Mooren und etwas Nadelforst. Sicher ein einträglicher Bereich für Freunde von Steinpilzen und Co. Davon jedoch keine Spur, es sei denn, man hätte den einzigen Gallen – Röhrling für einen Steinpilz gehalten. Ansonsten tatsächlich hier und dort mal ein Harter Zinnober – Täubling oder ein Frauen – Täubling. Aber etwas Geduld war schon gefordert, denn die Pilze standen nur sehr vereinzelt.

Der erste Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus), den ich in dieser Saison zu Gesicht bekomme. Wie sehr doch die armen Schnecken hungern müssen, dass sie sich sogar schon an diesen galligen Gesellen heran machen müssen. 21.08.2021 im Fadernhorst.

Im Anschluss fuhren wir noch zu einer Stippvisite in das Radebachtal bei Blankenberg. Hier herrscht weiterhin, so wie in den meisten Wäldern auch, eine ziemliche Flaute. Natürlich war zwar auch hier der eine oder andere Frischpilz aufzuspüren, aber eine erkennbare Tendenz zur Besserung war nicht auszumachen. So bleibt nichts weiter übrig, als abzuwarten, was die Regenfälle der letzten Tage bewerkstelligen können. Und wir müssen hoffen, dass in Richtung Wochenende in zunehmend schwülwarmer bis heißer Luft, neue Niederschläge aufziehen. In den bisher regenreichsten Regionen könnte durchaus schon eine erhöhte Chance auf ein nennenswertes Frischpilzaufkommen bestehen oder sich innerhalb der nächsten 10 Tage entwickeln. Ähnliches gilt auch für Teile von Schleswig – Holstein.

Hier haben allerdings die Feinschmecker schon mal vorgekostet. Zählt doch der Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) zu den echten Delikatessen, zu den besten und köstlichsten Speisepilzen, die wir in heimischen Wäldern und Parkanlagen finden können. 21.08.2022 im südlichen Fadernhorst.

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 05. September – 2.00 Uhr: minimal 1,0 l/qm, maximal 56,5 l/qm und im Mittel 22.0 Liter.


Übrigens sind noch für unser diesjähriges Pilzseminar in der Märkischen Schweiz einige Plätze frei: 2022-09_Pilzseminar_Märkische_Schweiz 

Harter Zinnobertäubling (Russula rosacea) mit Besuch, gestern im Fadernhorst. Höchstens als Mischpilz brauchbar.

Montag, 22. August – Heute besuchte mich unser Berliner Vereinsmitglied und Pilzfreund Egon. Seit vielen Jahren macht er mit seiner besseren Hälfte Ende August/Anfang September Urlaub im Ostseebad Boltenhagen. Egon ist Physiotherapeut in Berlin und betreibt dort eine eigene Praxis. Außerdem war er in seinem früheren Leben Mitglied der DDR – Nationalmannschaft im Eishockey. Derzeit hat er in der Bundeshauptstadt eine Ausstellung mit großformatigen Fotos seiner schönsten Pilzfbilder etabliert. Leider habe ich derzeit kein Link dazu. Es sind auch Fotos von unseren gemeinsamen Exkursionen dabei. So ein Bild von außergewöhnlich vielen und besonders hübschen Grünblättrigen Schwefelköpfen. die wir vor einigen Jahren im Sachsenwald bei Hamburg fanden und natürlich im Bild festhielten. Auch weil es eine sogenannte sterile Form dieses außerordentlich häufigen Stubben – Bewohners war. Egon zeigte mir das beeindruckende Standortfoto und fragte mich, ob ich noch wüste, wo dieses Bild entstanden sei. Natürlich wusste ich es, das ist eingebrannt und nicht vergessen. Eigentlich würde ich mich wohl kaum an ein Foto dieses oft inflationär fruktifizierenden Blätterpilzes erinnern, wenn es nicht diese besondere Form des Hypholoma fasciculare gewesen wäre. Aber auch der Grünblättrige Schwefelkopf, der inzwischen ganzjährig wächst, war seit Saisonbeginn nur selten einmal mit wenigen Exemplaren vertreten. Und der braucht noch nicht einmal übermäßige Feuchtigkeit, wächst er doch aus Stubben heraus. Das untermauert nur meine These, dass die in diesem Jahr außergewöhnlich geringe Luftfeuchtigkeit, die natürlich auch mit der Trockenheit zusammenhängt, dafür mit verantwortlich zeichnen könnte, dass auch dieser Pilz bisher nur so zurückhaltend wuchs.

Ein von hungrigen Schnecken stark in Mitleidenschaft gezogener Getropfter Saftporling (Oligoporus guttulatus) gestern im Fadernhorst.

Das bevorstehende Treibhausklima sollte in Verbindung mit möglichen Regenfällen ab Freitag endlich auch die Dickröhrlinge aus der Reserve locken. Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) gestern im Radebachtal bei Blankenberg.

Nun hat es zumindest in M-V örtlich bis gebietsweise kräftigere Niederschläge gegeben (trotz dem noch viele, zu trockene Landstriche), so dass nicht nur dadurch ein wenig mehr Wasserdampf in der Luft steckt. Wir haben auch seit einiger Zeit keinen Zustrom von außergewöhnlich trockenen Luftmassen mehr. Zum anderen geht die Verdunstung allmählich zurück. Die Nächte werden länger, können stärker auskühlen und dadurch kann auch die Taubildung begünstigt werden. So auch in der letzten, recht kühlen Nacht. Aber dieser Aspekt tritt in den nächsten Tagen zunächst wieder in den Hintergrund. Der Taupunkt soll kontinuierlich ansteigen und sich in der zweiten Wochenhälfte bis fast zur Unerträglichkeit steigern. Treibhausluft ist also im Anmarsch und die Tage und Nächte können tropisch werden. Je höher der Taupunkt, um so drückender und schwüler empfinden wir das Ganze. Der Taupunkt könnte in Richtung Freitag bei uns in M-V bis über 20 Grad steigen. Es dürfte tierisch schwül werden! Und es bleibt nicht ohne Folgen. Die Luftmasse wird immer energiereicher und es können sich regional heftige Gewitter bilden. Gerade auch bei uns im Nordosten stehen den Gewittern durch die hohen Taupunkte sehr viel Wasserdampf und Energie zu Verfügung und somit auch reichlich niederschlagbares Wasser. Da kaum Windscherung vorhanden sein soll, können dort, wo sich Gewitter bilden, große Wassermassen zu Boden rauschen, da die Zellen nur langsam ziehen oder sogar stationär bleiben können. Es kann also durchaus zu Unwettern durch hohe Regenmengen kommen und diese könnten dann gebietsweise für uns auslösend werden. Anzeichen für mögliche, hohe Niederschlagsmengen, finden sich auch unten, bei den vorherberechneten Niederschlagssummen für Wismar. Man beachte den sicher übertriebenen Maximalwert! Gewittergefährdet ist aus heutiger Sicht der Freitag und Sonnabend bei uns in M-V. Diese Entwicklung könnte allerdings die geplante Nachtwanderung am 26. August in Bedrängnis bringen! Wie dem auch sei, auf jeden Fall gibt es in dieser Woche zunehmend Pilzwetter vom feinsten! Treibhaus – Klima, dass sollte sich auf alle Fälle positiv bemerkbar machen. Auch besonders in den Regionen. die in der vergangenen Woche nennenswert mit Wasser bedacht worden sind.

Die kalibrierten Regensummen der letzten drei Wochen über Mecklenburg – Vorpommer. In den grün bis blau eingefärbten Regionen sollte es allmählich aufwärts gehen. Grafik von http://www.kachelmannwetter.de

Hier die möglichen Regenmengen in akkumulierter Form nach dem ECMWF für Wismar bis zum 06. September 2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,2 l/qm, maximal 189,0 l/qm und im Mittel 30,5 Liter.


Dienstag, 23. August (Ende der Hundstage) – „Was die Hundstage gießen, muss die Traube büßen. August ohne Feuer, macht das Brot teuer und nasser August bringt teure Kost. Der August muss Hitze haben, sonst wird des Obstbaums Segen begraben. Gute Weinjahre sind gute Nussjahre“. So zu Lesen im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels.

Das Abendrot ist hier höchstens an den Quellwolken im Hintergrund zu erahnen. Das Bild entstand heute Abend am Farpener Stausee.

Wie dem auch sei, die Hundstage haben gegossen, aber nur örtlich bis regional. So beispielsweise von der Seenplatte bis Vorpommern, wie obiger Grafik zu entnehmen ist. Allgemein haben die in diesem Jahr wirklich hitzigen Hundstage aber die Austrocknung der Böden oft weiter verschärft. Feuer hat der August natürlich auch begünstigt. Es gab wieder teils größere Wald und Feldbrände, gemeint ist hier aber sicher das Himmelsfeuer der Sonne. Diesbezüglich gab es fast zu viel des Guten. Das Brot bleibt billig! Oder doch nicht? Menschlicher Wahnsinn macht es teuer! Immerhin kann nicht der August dafür verantwortlich gemacht werden, war er doch alles Andere als nass. Des Obstbaums Segen wird zum Glück nicht begraben, der August hatte Hitze und viele Obstbäume, so Pflaumen oder Äpfel, tragen schwer unter der Last ihrer Früchte. Wie es mit dem Wein aussieht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht sollte ich mir die Nussbäume näher anschauen. Über Pilze ist dem Buch leider nichts zu entnehmen. Auf jeden Fall reiht sich der August unter den schlechten Vorgängermonaten nahtlos ein. Allerdings kann die Hitze und die lange Trockenheit noch einen bombastischen Pilzherbst zu Stande bringen. Massive Regenfälle wären dafür erforderlich. Auf die Fläche und nicht immer nur punktuell.

Ein alter und eher etwas untypischer Wurzelnder Bitter – Röhrling (Boletus radicans) heute Abend am Farpener Stausee.

So sah es auf unserer kleinen Abendwanderung in der Farpener Forst und den Rohlstorfer Tannen entsprechend und erwartungsgemäß äußerst dürftig aus. Gleiches gilt für die Beteiligung. Nur Catrin und ich wanderten an diesem warmen, schönen und ruhigen Hochsommerabend am Ufer des Farpener Stausees entlang. Frischpilze so gut wie keine! Eigentlich sollte die Wanderung durch die Forste rund um die Ortschaft Neuburg führen, aber da auf Catrins Fahndungsliste unbedingt der auch bei Trockenheit wachsende Wurzelnde Bitter – Röhrling ganz oben stand, entschlossen wir uns zum nahen Farpener Stausee zu fahren. Dort gibt es an exponierter, südlicher Hanglage, unter Eichen, einen recht zuverlässigen Standort dieses ungenießbaren Dickröhrlings. Und tatsächlich erwartete uns dort zumindest ein Exemplar dieser Art, allerdings keinesfalls mehr in aussagekräftigem Zustand. Wunsch 2 von Catrin konnten wir leider nicht umsetzen, den Fund einer Krausen Glucke. Schließlich fuhren wir noch in einen Buchenwald innerhalb der Rohlstorfer Tannen. Es war schon ziemlich dunkel und Catrin wollte erkunden, wie es sich mit Stirnlampe im düsteren Wald wandert und wie es zugeht, wenn im Lichtschein der Lampen die Pilze ausfindig gemacht werden können. Was soll ich sagen, sie fand tatsächlich einen Frischpilz, nämlich einen Wurzel – Schleimrübling und war nun überzeugt, dass auch eine Nachtwanderung diesbezüglich funktionieren könnte.  

Zu den wenigen Frischpilzen unserer diesjährigen Abendwanderung zählten auch diese Dickschaligen Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum). Giftig!

Kiefern über Kiefern im dritten Quadranten des MTB Redefin.

Mittwoch, 24. August – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes 2633 = Redefin. Ziel war ein umfangreiches Forstrevier südlich der Ortschaft Belsch. Kiefernforste vom feinsten für Freunde von Maronen – Röhrlingen. Natürlich bei feuchteren Verhältnissen im späteren Herbst. Zwar hatte auch ein Streifen in der Griesen Gegend bei den letzten Gewitterlagen etwas mehr Regen abbekommen, aber das nützt in diesen Zeiten mit viel Sonnenschein und hohen Temperaturen gleich achter an kaum etwas. Der staubige Sand hält keine Feuchtigkeit und Kiefernforste heizen sich bei intensiver Sonneneinstrahlung richtig gut auf. Trotz entsprechender Vorwarnung meinerseits, hatten sich doch einige Interessenten zur heutigen Tour angemeldet. Da wären unsere Vereinsmitglieder Michael aus Schwerin und Egon aus Berlin zu nennen. Des weiteren eine junge Dame aus Freiburg und ein sehr interessierter Mann mittleren Alters aus Wismar. Der Kiefernforst war überaus monoton und  selbst an den Wegen nur selten mal ein Laubbaum. Wir entschlossen uns zu einem Abstecher zum nahen Zornbach, in der Hoffnung, hier vielleicht etwas mehr Abwechslung und Feuchtigkeit vorzufinden. Aber Pustekuchen! Ein Bach war der Zornbach wohl in grauer Vorzeit. Selbst sogar recht zornig und agil, denn er hatte ein kleines Bachtal hervorgebracht. Sicher, hätten wir uns mit dem vielen Totholz beschäftig, welches zumindest teils noch recht feucht lag, hätten wir Dies & Jähnes an Schichtpilzen und vielleicht auch kleinen Schlauchpilzen finden können, die wir aber größtenteils ohnehin nicht hätten bestimmen können. Aber wir hatten ja auch zahlende Gäste dabei, die vielleicht auch mal einige Pilze mit Hut und Stiel erklärt bekommen hätten. So entschieden wir uns schließlich, das Gebiet zu wechseln. Einen eher belaubten Wald auf besseren Böden aufzusuchen. Mir fiel ein, dass der Woitendorfer Wald bei Rehna in der letzten Zeit auch mal ganz gut Wasser abbekommen hat und alle waren mit diesem Vorschlag einverstanden. Schließlich lag dieser ja fast auf dem Weg, wenn es wieder in Richtung Norden geht.

Der Zornbach ist versiegt.

Endlich, wir starten in die Hochsaison! Die Behangenen Mehlschirmlinge (Cystolepiota sistrata) sind erschienen. Wir finden sie oft in großen Mengen entlang von Waldwegen.

Dort angelangt, gleich ein ganz anders Klima. Schattiger und temperierter und auch der Waldboden eher feuchter und keinesfalls so staubig wie in der Griesen Gegend. Ja, hier waren wir richtig und es gab dazu tatsächlich auch Frischpilze. Zwar sehr dezent, aber immerhin auch mit Hut und Stiel. Der Regen lockte an den Wegrändern erste, winzige Mehlschirmlinge hervor und auch erste Stinkschirmlinge machten sich auf den Weg des Wegrandes. Hier und dort delikate Lilablättrige Mürblinge. Da schlägt Herz des Pilzfreundes doch höher. Darauf haben wir doch nur gewartet, oder? In diesem Moment wurde auch ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling entdeckt, leider überständig! Einige Täublinge erfreuten uns und auch ein Perlpilz oder ein Rehbrauner Dachpilz war mit dabei. Außerdem setzte gerade ein frischer Schub von Sklerotienporlingen ein. Auf der Heimfahrt durch Rehna leuchteten uns auf einem Parkrasen Champigons an. Jung und noch geschlossen! Vielleicht hätte wir lieber in den Parkanlagen schauen sollen.

Etwas größer werdend und zu den echten Schirmlingen gehörig sind die ebenfalls entlang von Waldwegen überaus häufigen Stink – Schirmlinge (Lepiota cristata), mit ihrem stechenden Geruch. Ungenießbar.

Das Wetter war sehr sonnig und warm, obwohl am Morgen einige Hochnebelfelder herum waberten. Die letzten Nächte kühlten noch ganz gut ab und reichlich Tau bildete sich. Aber der Taupunkt steigt nun deutlich an und dadurch wird die Luft immer feuchter und schwüler.

Der schönste Fund des Mittwochs war dieser Kiefern – Braunporling, besser Nadelholz – Braunporling (Phaeolus schweintzii), an einer alten Lärche im Woitendorfer Wald.

Der Traum eines wirklichen Pilzfreundes ist es sicherlich, einmal im Leben dem wunderbaren und giftigen Satans – Röhrling zu begegnen. Zumindest in Form einer Schautafel kann der Wunsch in Erfüllung gehen. Gedruckt und heraus gebracht vom Kronen – Verlag Hamburg.

Donnerstag, 25. August„Cramers Naturkundliche Anschauungstafeln“ nennt sich eine Serie von Schautafeln im Großformat von etwa 100 mal 50 cm, mit wunderbaren, farbigen Zeichnungen von wichtigen ungenießbaren und giftigen Pilzen. Diese wurden mir heute herein gereicht von der Betreiberin des sogenannte Brausekontors, schräg gegenüber dem Info – Zentrum. Sie beteiligt sich mit ihrer Geschäftsidee an Haushaltsauflösungen und dort kommen immer wieder spannende und interessante Dinge zum Vorschein, die mitunter über Jahrzehnte in der Versenkung schlummerten. So auch diese relativ alten, sehr gut erhaltenen Schautafeln. Ich habe diese nun im Steinpilz – Wismar ausgelegt und wer eines dieser hervorragenden Pilzporträts sein Eigen nennen möchte, kann es für 25 € pro Stück käuflich erwerben. Der Erlös geht je zur Hälfte an das Brausekontor und dem Mykologischen Informationszentrum Wismar.  

Zur Wetterlage: heute ist die Luft zunehmend feuchter und schwüler geworden. Über Deutschland bildet sich eine Tiefdruckrinne aus. Eingelagert darin das Gewittertief Ornella. Eigentlich sind es gleich drei Systeme, die hier für das deutlich ansteigende Gewitterrisiko sorgen. Zum einen die sehr feuchte und schwüle Luft aus Osten, die Tiefdruckrinne selbst und eine Kaltfront, die sich sehr langsam von Westen her nähert. Ornella sorgt hier für den erforderlichen Hebungsantrieb, da ansonsten kaum auslösende Faktoren dafür in Frage kommen. Kaum Windscherung, keine Orografie und die Konvergenzen sind auch nur schwach ausgebildet. Für Mecklenburg sind Unwetterwarnungen der Stufe rot für kräftige Gewitter zwischen morgen 13.00 Uhr bis in die Nacht zum Sonnabend 2.00 Uhr ausgegeben! Das bedeutet, dass unsere für morgen geplante Nachtwanderung leider ausfallen muss! Schade, die Genehmigung von der zuständigen Forstbehörde liegt inzwischen vor. Aber vielleicht auch ganz gut so, denn Frischpilze wären ohnehin kaum im Lichtschein unserer Lampen zu entdecken gewesen. 

Die großformatigen Pilztafeln liegen im Info – Zentrum, in der ABC Straße 21 aus.

Die Gewitter können es durchaus in sich haben. Weniger durch Sturmböen, dafür mit hohen Regenmengen. Auf Kachelmannwetter wurde heute eine Grafik gezeigt, die das mögliche Sturzflutrisiko verdeutlicht. Derart hohe Werte wurden in diesem Jahr bisher bei keiner Gewitterlage gerechnet! Auch stehen hohe Cape – Werte zur Verfügung. Das Super HD hat örtlich satte Zellen in der Rechnung, mit bis zu 50 Litern innerhalb einer Stunde in den stärksten Zellen! Auch können diese heftigen Gewittern schnell mit weiteren Zellen verclustern und zu stundenlang anhaltendem Starkregen führen. Der Abendlauf des Super HD hat aber für Westmecklenburg, im Gegensatz zu gestern, deutlich zurück gerudert. Demnach soll bei uns zunächst bis auf einzelne Schauer und Gewitter nicht viel passieren. Im zentralen Mecklenburg soll morgen aber richtig die Post abgehen und auch westlich, über Schleswig – Holstein, sollen teils schwere Gewitter niedergehen. Erst in laufe der 2. Nachthälfte auf Sonnabend soll sich der Unwetterschwerpunkt in das westliche Mecklenburg verlagern, mit ebenfalls sehr hohen Regenmengen. Regen und Gewitter sollen demnach erst Sonnabend Abend in Richtung Vorpommern abziehen. Ob sich das Wetter an diesen Fahrplan hält? Könnte auch umgekehrt kommen! Auf jeden Fall stehen uns wahrscheinlich die intensivsten Regenfälle und Gewitter dieses Sommers bevor!

Dieser Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) hat es gut. Er kann zu seiner Nährstoffaufnahme noch reichlich Wasser dem Holz entziehen und überschüssiges gleich wieder ausschwitzen. Wir brauchen dringend Wasser für unsere Bodenbewohner! 24.08.2022 in der Kiefernforst südlich Belsch.

Hier die möglichen Wassermengen für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 09.09.2022 – 2.00 Uhr: minimal 6,4 l/qm, maximal 111,4 l/qm und im Mittel 37,2 Liter.

Hier aktuelles über Radioaktivität in Speisepilzen: Bericht 2022

Diese Rarität brachte uns Michael Junge am Mittwoch mit zur Exkursion. Er hatte die Pilze an der alt bekannten Stelle auf Schelfwerder gefunden. Stachelschuppiger- oder Igel – Wulstling (Amanita solitaria). Im Norddeutschen Flachland sehr selten!

Freitag, 26. AugustDie ganz große Waschküche, mit extremer Schwüle, so wie vor einigen Tagen geschrieben, war und ist es ja nicht gerade geworden. Trotz allem war es heute recht warm und drückend. Ab dem Mittag tauchten dann von Süden her die ersten Regenfälle und Gewitter auf. Besonders von der Seenplatte bis hinauf in den Großraum Rostock regnete und gewitterte es zum Teil heftig. Vor allem auch im zentralen Mecklenburg – Vorpommern hat es gebietsweise richtig geschüttet. Im großen und ganzen auch wieder in den Regionen, die bei der letzten Gewitterlage, siehe oben, schon gut bedient worden waren. Zumindest regional sollte hier das Eis, oder besser formuliert, die Funkstille an der Frischpilzfront gebrochen worden sein. Kann gut sein, dass wir in den nächsten Wochen in der Zeitung lesen: „Große Pilzschwämme in den Wäldern von M-V“. Großer Nachholebedarf könnte es möglich machen.

Eine andere Region, die heute Abend reichlich Wasser bekommen hat, war die Griese Gegend. Auch hier zogen starke Gewitter in Form von Multizellensystemen durch, b. z. w. entwickelten sich an Ort und Stelle. Und das war das Besondere an der heutigen, fast Deutschland weiten Gewitter- und Unwetterlage. Die Zellen zogen kaum und wenn, dann in allen möglichen Richtungen. Immer dort hin, wo die günstigsten „Lebensbedingungen“ für die konvektiven Umlagerungen gegeben waren. Der Raum Wismar ging mal wieder leer aus. Nachschlag könnte es morgen noch geben. Weiterhin besteht die Gefahr von starken Regenfällen und Gewittern. Aber weiterhin meist sehr regional bis gebietsweise. Ob die Niederschläge jedoch in der Griesen Gegend bereits größeres bewirken, möchte ich eher bezweifeln. Es wird aber auf jeden Fall auch dort schon mal ein erstes, frühherbstliches Aufflackern geben. Vieles hängt auch von der Nachfolgewitterung ab und die sieht, stand heute, nicht allzu rosig bezüglich nennenswerter Niederschläge aus. 

Auch diesen Wurzelnden Bitter – Röhrling (Boletus radicans) brachte uns Michael von Schelfwerder mit. Es scheint so, dass Igel Wulstling und gezeigter Dickröhrling die selben Standortansprüche haben und gerne gemeinsam vorkommen. Allerdings ist der giftverdächtige Amanita solitaria wesentlich seltener!

Die 24 stündige Regensummenkarte für M-V. Im östlichen Bereich sind heute nochmals teils erhebliche Mengen dazu gekommen. Sie unter: http://www.kachelmannwetter.de

Sonnabend, 27. August Regen gab es in der Nacht vor allem noch ganz im Westen von Mecklenburg. Ansonsten war es das bis auf einige Schauer, die in den nächsten Tagen von der Ostsee herein ziehen können, aber keine relevanten Mengen mehr im Gepäck haben. So finden sich die Gewinner dieser Gewitterlage in der Griesen Gegend und östlich einer Linie Rostock – Güstrow. Im zentralen Mecklenburg – Vorpommern zwischen Waren/Müritz und Neubrandenburg. Dort fielen in der letzten Woche schon verbreitet hohe Regenmengen. Gestern wieder und auch heute hat es dort gebietsweise massive Regenfluten gegeben!

Im zentralen M-V ist der Pilzherbst eingetütet! Die Ouvertüre wird in den kommenden Tagen erfolgen und könnte nachhaltig sein. Warten wir auf die Schlagzeilen in der Tagespresse! Wer also von herrlichen Champignons, Steinpilzen und Co. , sowie vielen anderen Speisepilzen träumt, wohnt entweder dort oder muss einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Ich glaube, auch mir wird nichts anderes übrig bleiben, denn ich muss schließlich endlich meine Kapazitäten an Lagerpilzen zum trocknen und einfrieren auffüllen. Die erste Stippvisite in der Müritz – Region steht morgen auf dem Programm.

Zarte Wiesen – Champignons (Agaricus campestris) heute im Parkrasen von Domsühl. Ausgezeichneter Speisepilz.

Riesen – Champignon (Agaricus augustus) am Nadelwaldrand zwischen Möderitz und Garwitz. Auch Marzipan- oder Mandel – Champignon genannt. Sehr guter Speisepilz.

Heute inspizierte ich beispielsweise einen kleinen Niederschlags – HotSpot nordwestlich von Parchim vom 18. des Monats. Siehe Grafik weiter oben. Das sind zwar erst 9 Tage her, aber vielleicht tut sich ja schon etwas, dachte ich mir. Und es Tat sich was! Ich hatte das Gebiet ganz gut eingrenzen können, welches von den höchsten Regenmengen getroffen worden ist. Zwischen Friedrichsruhe, Domsühl und Garwitz. Im Friedrichsruher Wald sorgte ein filigraner Scheibchen – Tintling für Freude. Im dortigen Buchenwald, außer Sklerotien – Porlingen, noch keinerlei Anzeichen. Faustregel lautet ja 10 – 14 Tage! Aber entlang der Straßenränder und in Parkanlagen waren die Auswirkungen schon sichtbarer. Champignons sind durchgestartet und stattliche Riesen – Schirmpilze grüßten mit ihren imposanten Gestalten. Auch mal ein Täubling oder ein Perlpilz. Und was nicht so oft vorkommt, an jeder neuen Stelle mit Champignons eine andere Art dieser teils schwierigen Gattung. Glücklicherweise aber keine zum Kopfzerbrechen, sondern alles alte Bekannte.

Schiefknolliger Anis – Champignon (Agaricus essettei). Sehr guter Speisepilz. Heute im Parkrasen in Domsühl am Standort fotografiert.

Grund meiner Inspektion war eine individuelle Wanderung, die am nächsten Wochenende auf dem Plan steht. Mit der Gruppe des Wismarer Rechtsanwalts Hartmut Perlebach. Nicht unbedingt eine Lehrwanderung, sondern eher eine Sammelaktion soll das Ganze werden. Die Waldpilze würden im Anschluss in einer Wariner Gaststätte gemütlich bei einem Glas Pils verkostet werden. Daraus wird wohl leider nichts! Diese Region hat keine Nachfolgeniederschläge abbekommen und ich glaube kaum, dass sich bis dahin ein entsprechendes Pilzaufkommen entwickelt.   

Ein besonders kompakter und massiger Egerling ist der Dünen- oder Salzwiesen – Champignon (Agaricus bernadii). Wir finden ihn auf den Salzwiesen entlang der Küsten oder, so wie hier, am Straßenrand zwischen Möderitz und Garwitz. Sicher begünstigt durch Ausbringung von Laugen durch die Straßenmeisterei im Winter. Wegen seines unangenehmen Geruchs als Speisepilz nicht zu empfehlen. 27.08.2022 am Standort.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 11.09.2022 – 2.00 Uhr: minimal 6,0 l/qm, maximal 79,8 l/qm und im Mittel 30,6 Liter.


Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) am 28.08.2022 an der Mecklenburgischen Seenplatte.

 

Sonntag, 28. August – Das war heute mal eine der seltenen Sternstunden in der verhungerten Pilzsaison 2022. Insbesondere unsere mögliche Anwärterin zur Pilzsachverständigen, Catrin, ist genervt von der Pilzarmut und möchte dringend ihren Gesichtskreis erweitern. So beobachtete sie genau anhand der Niederschlagsanalysen, wo in den zurück liegenden Wochen ausreichend Regen gefallen ist. Wo es also anhand unserer 10 – 14 Tage Regel möglicherweise aufwärts gehen könnte. Das war beispielsweise nördlich von Waren an der Müritz der Fall. Hier wurden bereits ab Anfang August teils hohe Regenmengen registriert. Weitere Regenfälle sollten folgen und auch am Freitag und Sonnabend  hatte es allgemein in dieser Region sehr viel Regen gegeben. Welch ein Unterschied zu unserer verdorrten und Knochen trockenen Landschaften. Senken in Wiesen und Feldern standen teils unter Wasser. Feld- und Waldwege in hügeligem Gelände sind teilweise nicht mehr passierbar, weil das Wasser tiefe Furchen ausgespült hat und Schwemmsand auf Straßen und Wege gespült wurde. Die Äcker glänzten und sind schwammig voll Wasser gesogen. Das war nur der Regen vom Wochenende, der erst in knapp 2 Wochen seine Wirkung entfalten wird. Besonders in einem Streifen zwischen Neubrandenburg und Stralsund (von Nord nach Süd oder umgekehrt), hat es gebietsweise extreme Regenmengen gegeben. Die Region wurde, zwar in differenzierter Form, in letzter Zeit wiederholt von Starkregen getroffen und hier wurde somit ein solider Grundstock für einen nachhalten und massiven Pilzschub gelegt. Also für eine eindrucksvolle Ouvertüre zum Pilzherbst 2022. 

Nicht nur heute, auch in den kommenden Wochen wird man solch einen Anblick des öffteren an der Mecklenburgischen Seenplatte oder anderswo sehen können, wo an diesem Wochenende hohe Regenmengen zusammen gekommen sind. 28.08.2022.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) vom feinsten in einem schattigen Jungbuchenbestand, nach dem Mehlpilze unsere Blicke schärften. 28.08.2022.

So lud mich Catrin heute zu einer Stippvisite an die Mecklenburgische Seenplatte ein. Sie hatte sich für uns einen entsprechenden Wald ausgesucht.  Nadelforste- und Laubwaldbereiche mit vielen Sumpflöchern und Waldtümpeln. Eingelagert vielversprechende Buchenwaldbereiche. Gleich zu Beginn begrüßte uns eine prächtige Krause Glucke, stand sie doch auf der Fahndungsliste von Catrin ganz weit oben. Eine toller Anfang und schon alleine dafür hätte es sich für sie gelohnt. Aber es stand ja Lernen auf dem Programm. Zwar war es bezüglich Artenvielfalt auch noch sehr dezent, aber für Catrin durchaus schon herausfordernd. Sie konnte etliche Arten neu in ihren Gesichtskreis aufnehmen. So das Gallertfleischige Stummelfüßchen, den Buchenwald – Wasserfuß, den Kleinen Bluthelmling und den niedlichen Postament – Helmling, den Erlen – Krempling, Nadel – Scheidlinge, den Rosablättrigen Egerlings – Schirmpilz und einiges mehr. Enttäuscht war sie über das Angebot von Täublingen. Nur ein Grüngefelderter war dabei.

Der Mehlpilz (Clitopilus prunulus), selbst ein sehr guter Speisepilz, ist der ideale Steinpilz – Anzeiger. Heute hat es bestens funktioniert, allerdings bezüglich Sommersteinpilze.

Bei 22 hörte Catrin auf zu zählen.

Die wichtigste Art, die Catrin heute in ihren Gesichtskreis aufnehmen konnte, war jedoch der Mehlpilz! Er stand direkt an einem geschotterten Waldweg und ich rief sofort Steinpilz – Alarm aus. Catrin wird gedacht haben, der hat einen Vogel. Ich erklärte ihr den Pilz ausführlich und wies auf seine Bedeutung als Steinpilz – Anzeiger hin. Einen kurzen Blick in den angrenzenden Jungbuchenbestand und da standen sie vor uns. Wie die Soldaten! Allerdings lief hier etwas quer. Ja, es waren Steinpilze, aber keine gemeinen, sondern Sommersteinpilze vom feinsten. Wir waren auf den Tag genau richtig! Es folgte ein Altbuchenbereich, der diesbezüglich auch vielversprechend aussah. Nur das die Steinpilze hier bereits geschnitten waren. Eine Ortskundige Sammlerin war gerade dabei, ihren 2. Eimer mit Herrenpilzen zu füllen. Wir freuten uns derweil über einen Anhängsel – Röhrling.

Der Anhängselröhrling (Boletus appendiculatus) ist leider etwas von Schnecken in Mitleidenschaft gezogen. Aber die müssen ja auch leben! 28.08.2022.

Vor einigen Wochen bereits wurde bemängelt, das ich in diesem Jahr zu wenige Bilder von Steinpilzen in das Tagebuch mit einbinde. Das soll nun nachgeholt werden. Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) vom feinsten heute an der Mecklenburgischen Seenplatte.

Wir drehten weiter unsere Runden, bis uns schließlich wieder einige Mehlpilze anleuchteten. Und gleich daneben zahlreiche orangebraune, rundliche Hüte. Es waren Netzstielige Hexen – Röhrlinge. Vorsicht war geboten, um keine zu zertreten. Und plötzlich fast ein Aufschrei von Catrin. Da stehen die Steinpilze, und solche schönen! Bei 22 hörte Catrin auf zu zählen. Es war eine Pracht und sie hatte so etwas noch nie gesehen. Das bleibt ihr für immer im Gedächtnis. Auch hier waren es Sommersteinpilze und nur ein Gemeiner Steinpilz war dabei. Die haben es ja auch eiliger, denn der Sommer ist bald vorbei. Der Echte Steinpilz kann sich noch Zeit lassen, wächst er doch bis fast in den Winter hinein. Aber ich denke, spätestens in 2 Wochen wird auch dieser hier seinen großen Auftritt haben. Gleich neben der Sommersteinpilz – Pracht sogar noch junge Hainbuchen – Röhrlinge. Die hatte ich schon während der gesamten Exkursion im Hinterkopf, da der Hainbuchen – Anteil hier stellenweise recht hoch ist. Wir waren mehr als zufrieden und brachen am frühen Abend zur Heimfahrt auf. Aber es sollte nicht ganz reibungslos von statten gehen. An einem Wegrand noch etwa 10 frische Riesenboviste. Die mussten auch noch mit. Zum verschenken, selbst essen und für die Ausstellung.

Ein Prachtstück von einer Krausen Glucke (Sparassis crispa) begrüßte uns gleich zu Beginn und soll an dieser Stelle den Tagebucheintrag beschließen. 28. August 2022 in der Mecklenburgischen Seenplatte am Standort fotografiert.

Blutrote Röhrlinge (Xerocomus rubellus) gestern in einem Wald an der Mecklenburgischen Seenplatte gefunden und fotografiert.

Montag, 29. August – Heute kam eine junge Dame in mein Infozentrum und zeigte mir ihre Hände vor. Welche Pilze habe ich wohl gesammelt? Sie waren ziemlich dunkel eingefärbt (ihre Hände) und sie bekomme das auch nicht so richtig ab. Ich meinte eventuell Butterpilze. „Nein, Körnchen – Röhrlinge in Massen“. Alle Achtung! Sie kannte den Unterschied zwischen Butterpilzen und Körnchen – Röhrlingen! „Es gab unglaublich viele und die färben natürlich über Tage die Finger unschön ein“. Aber sie sieht das nicht so verbissen. Ist nur äußerlich, es kommt auf andere Werte an. Körnchen – Röhrlinge in Massen? Dort beginnt nun auch die Hochsaison! Dort sind die Kiefernforste bei Fürstenberg, im nördlichen Brandenburg, südlich der Mecklenburgischen Seenplatte. Ja, es gibt Landstriche, da ist jetzt der Reibach angesagt! Wir dürfen neidisch werden! Aber auch in unserem Einzugsgebiet ist es punktuell bis regional schon etwas besser geworden oder wird ab dem kommenden Wochenende. Insbesondere in Teilen der Griesen Gegend. Auch die kleinen Niederschlagsinseln bei Parchim können in dieser Woche noch etwas versprechen. Ab nächstes Wochenende vielleicht auch etwas südwestlich von Rostock. Großes (nicht mehr unser Einzugsgebiet) sollte ab nächste Woche  östlich von Neubrandenburg abgehen. So wird der diesjährige Pilzherbst in M-V sehr differenziert verlaufen. Freudentaumel hier, lange Gesichter dort. Sollten bis spätestens Ende September starke Niederschläge auch die jetzt noch viel zu trockenen Gebiete beehren, könnten diese dann gerade noch so in die vollen gehen, während in den anderen Regionen das Ganze bereits in den Spätherbst – Aspekt übergehen würde.

Entlang von feuchteren Waldwegen, wo sich das Regenwasser besser sammeln konnte, waren die Blutroten Röhrlinge (Xerocomus rubellus) teils in größeren Gruppen zu finden. Essbar. Mecklenburgische Seenplatte nördlich Waren/Müritz.

Ach so, Steinpilze solle ich doch bringen! Hier ein am Beginn der Sporenreife stehender Sommersteinpilz (Boletus reticulatus). Gestern bei Waren/Müritz.

Flächendeckende oder überhaupt ergiebige Regenfälle sind weit und breit nicht auszumachen (Ich fand heute in meinem Messbecher 3 Liter vor). Im Gegenteil! Ein kräftiges Hoch über Nordosteuropa übernimmt nun zunehmend die Regie. Die Sonneneinstrahlung geht bereits deutlicher zurück und im Hoch kann sich in den länger werdenden Nächten die Luft im Norden immer mehr abkühlen. Es wird herbstlicher auch bei uns, da wir in den nächsten Tagen von dieser immer trockeneren und kühleren Luft aus Russland versorgt werden. Gegenspieler ist ein Tief über dem Ostatlantik und den britischen Inseln. Es versucht feuchtwarme Gewitterluft nach Deutschland zu schaufeln. Das führt zu einer Verschärfung der Luftdruckgegensätze und bei uns setzt trocken – kühler Ostwind ein. Ich hoffe nur, der Wind dreht nicht all zu stark auf, denn das wäre der Super Gau, insbesondere für die Regionen, in denen es jetzt richtig los geht. Wir sparen uns dann die Dörrgeräte. Das übernimmt die Natur. Ganz anders im Südwesten der Republik. Dort wird die feuchtwarme Luft für einige Regenfälle und Gewitter sorgen. Pilzwetter vom feinsten also, so es denn nicht zu trocken sein sollte und dass ist es nämlich in weiten Teilen des Südwestens.

Das Bild stammt ebenfalls von gestern bei Waren/Müritz. Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus).

Und zu aller Zufriedenheit, so hoffe ich zumindest, wieder ein (zwei)  Sommersteinpilz (Boletus reticulatus), nördlich Waren/Müritz am 28.08.2022.

Erst zum kommenden Wochenende berechnen die Wettermodelle, dass sich das Tief stärker gegen das blockierend Hoch durchsetzen könnte. Feuchtwarme Luft würde auch bei uns wieder Einzug halten und vielleicht auch mit einigen Schauern und Gewittern. Man sollte aber nicht zu viel erwarten. Hoffnung kann aber das viel zu warme Mittelmeer machen. Dort ist in den nächsten Wochen und Monaten mit schweren Unwettern zu rechnen. Insbesondere wenn hochreichend kalte Luft über die brühwarme Badewanne zieht. Die Gefahr einer Niederschlagsträchtigen 5b – Wetterlage ist durchaus gegeben und vielleicht zieht so ein Exemplar auch mal in Richtung Ostsee. Eine andere Variante, die unsere Großwetterlage mal richtig durcheinander wirbeln könnte, wären tropische Stürme, die in die Westwindtrifft mit einbezogen werden können. Ein solches Exemplar tauchte in den letzten Läufen des GFS immer wieder auf. So, dass soll es für heute gewesen sein, ich muss noch Steinpilze auf den Trockner schneiden. 

Und über diese Raufüße, die Catrin gestern fand, habe ich mich am meisten gefreut. Zwar nicht unbedingt selten, aber so oft bekomme ich den Hainbuchen – Röhrling (Leccinum griseum) auch nicht zu Gesicht. Sein Fleisch läuft intensiv grauschwärzlich an, was sich optisch nachteilig zum ähnlichen Birkenpilz auswirkt, jedoch soll der Hainbuchen – Röhrling diesem geschmacklich überlegen sein. 28.08.2022 nördlich Waren/Müritz.

Hier die möglichen Regenmengen bis zum 13.09. – 2.00 Uhr nach dem ECMWF für Wismar in akkumulierter Form: minimal 2,0 l/qm, maximal 82,9 l/qm und im Mittel 27,6 Liter.


Dienstag, 30. August – Witterungstendenz nach „Abendrot – Schönwetterbot“: Ab der letzten Augustwoche bildet sich in fast 80 % der Jahre ein hoher Luftdruck aus, mit einer Schönwetterlage, die bis zum ersten Septemberdrittel anhalten kann. Morgendunst zeigt an, dass der so genannte Spätsommer angebrochen ist, die Nächte werden kälter. 

Hier noch eine weitere Art von meiner unverhofften Champignon – Tour am vergangenen Sonnabend. Wir sehen den Gedrungenen Champignon (Agaricus spissicaulis). Er bevorzugt trockene Standorte, so wie Trockenrasen oder auch grasige Stellen in Kiefernforsten. Guter Speisepilz, der dem Wiesen – Egerling ähnlich sieht, aber fleischiger und kompakter gebaut ist. Eben gedrungen!

Damit hat der alte Bauernkalender zumindest bei uns im Norden durchaus mal recht. Eine Schönwetterlage baut sich zunehmend auf. Für uns und die Natur eher eine Fortsetzung der „Unwetterlage“ seit Beginn des Frühjahres. Das Unwetter besteht in der viel zu trockenen Großwetterlage allgemein. Zwar nicht überall, aber in vielen Regionen. Übrigens nimmt der Mond seit dem Wochenende wieder zu. War da nicht etwas mit verstärktem Steinpilzwachstum bei wieder zunehmenden Mond? Am Sonntag passte das wie die Faust aufs Auge!

Ja, nützt nichts, wir müssen wieder ein wenig ernsthafte Pilzkunde betreiben. Hier sehen wir einen Vertreter der Gruppe der Kammtäublinge. Direkt am Weg und wie auf dem Präsentierteller am Sonnabend bei Damm unter Eiche. Augenscheinlich zunächst ein Camembert – Täubling, aber kein entsprechender Geruch. Auch der sehr ähnliche Widerliche Täubling kam nicht in Frage. Nichts widerliches an ihm. Milder, angenehmer Geschmack. Da kommt nur der Milde Kammtäubling (Russula insignis) in Frage. Die essbare Art ist mir bisher kaum untergekommen. Auffällig war zu dem die gelbliche Steilbasis. Toller Fund, über den ich mich sehr gefreut habe. 27.08.2022 am Standort.

Tatsächlich geht es in den nun feuchteren Regionen steil bergauf und in den nächsten 2 – 3 Wochen werden einige Pilzsucherinnen und Sucher möglicherweise unvergessliches erleben! Nicht bei uns in Nordwestmecklenburg. Wir werden zunächst weiter in die Röhre gucken. Auch meine morgige Mittwochsexkursion, die in den letzten Quadranten des MTB Redefin, also noch einmal in die Griese Gegend führen wird, dürfte weitgehend frischpilzfrei verlaufen. Aber dann, eine Woche später, sollte es auch dort Erfolge geben. Jeden Falls in den Bereichen, die von dem starken Gewitterregen am Freitag/Sonnabend am meisten profitiert haben. Leider steht dann Mittwochs eine andere Region auf dem Programm. Es geht wieder in die Trockenheit.

Es waren nicht nur die dicken Steinpilze oder Riesenboviste, die uns am Sonntag begeisterten. Auch dieser, von den meisten Pilzsucherinnen und Suchern missachtete und kaum eines Blickes gewürdigte Pupurschneidige Bluthelmling (Mycena sanguinolenta) ist eine nähere Betrachtung wert. Seine Schönheit liegt im Detail. 28.08.2022.

Und noch ein Bild von Sonntag. Catrin war glücklich am Ende des Tages. Nicht nur wegen der Riesenboviste ganz zum Schluss. 28.08.2022.

Die nächsten Tage bestimmt ein kräftiges Hoch nordöstlich von Deutschland das Wetter in der großen Nordhälfte der BRD. Aus Osten wird trockene und recht kühle Kontinentalluft heran geweht und auch der Ostwind kann zeitweise auffrischen. Die Nächte werden erfrischend und sollte der Wind mal einschlafen, kann zumindest nennenswerter Tau Fall einsetzen. Der Taupunkt liegt also ziemlich niedrig. Erst zum Wochenende und in der nächsten Woche soll dieser wieder ansteigen und die Luft behält das Wasser länger für sich. Das bedeutet, dass diese dann auch feuchter und wärmer wird. Die Strömung dreht auf Südwest und im Verlauf wird es wieder sommerlich warm. Ob dann, so wie derzeit angedeutet, auch neue Schauer und Gewitter bis zu uns vorstoßen können, bleibt abzuwarten. Das Hoch möchte dieses vereiteln und dem Tief bleibt zu wünschen, dass es stark genug wird, um dieses Ansinnen nicht zuzulassen. Dann wird es aber interessant. Seit Tagen sehen die Mittelfristmodelle einen sehr starken Tropensturm, vielleicht sogar einen Hurricane, über dem Atlantik gen Europa heran rasen. Der könnte die eingefahrene Großwetterlage nachhaltig umkrempeln und die Karten vielleicht ganz neu Mischen. Die Regensignale, auch bei uns im Norden, nehmen in der nächsten Woche wieder zu.

Sommersteinpilze für den Trockner. Etwas stimmte mit ihnen aber nicht. Sie waren nahezu madenfrei. Da könnte man vielleicht ins Grübeln kommen, wenn eines ihrer wichtigsten Merkmale kaum vorhanden ist. Ein weniger kundiger Pilzfreund (oder auch Freundin) sollte auf jeden Fall stutzig werden. Lieber noch mal dran lecken, denn die sehr ähnlichen Gallenröhrlinge sind so gut wie nie madig. Also, liebe Sommersteinpilze, das nächste mal wollen wir wieder mehr Proteine sehen! So etwas kann doch verunsichern!

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 13.09.2022: minimal 3,2 l/m, maximal 100,8 l/qm und im Mittel 29,9 Liter.

Mittwoch, 31. August – Ich muss mich kurz fassen, da die Speicherkapazität dieser Rubrik am Limit ist. Heute war ich ein letztes mal regulär in der Griesen Gegend. Der 4. Quadrant des MTB Redenfin war an der Reihe. Kiefernforste bei Groß Krams. Wie bereits zuvor, waren diese Forste so gut wie frischpilzfrei. So gut wie, denn gleich zu Beginn begrüßte mich am Wegrand, der mit Eichen gesäumt ist, eine Gruppe von Eichen – Filzröhrlingen. Ein Rotfuß – Röhrling und ein Widerlicher Täubling sollten noch folgen und den „Reigen“ der Frischpilze beschließen. Welch eine Überraschung, denn damit habe ich nicht gerechnet. Geregnet hatte es im Zusammenhang mit den Gewittern in der vergangenen Woche reichlich. Am kommenden Wochenende sollte auch hier etwas mehr möglich sein.

Diese Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) machen ihrem Namen alle Ehre. 31.08.2022 bei Groß Krams.

Die August ist nun Geschichte und er reiht sich in die Dürre – Monate seit April ein. Zwar hat es nun gebietsweise starke Regenfälle gegeben und der Daumen geht dort nach oben, aber mit 25 Litern in meinem Messbecher auf dem Hinterhof in Wismar ist wirklich kein Staat zu machen. Hoffen wir, dass der September endlich ordentlich gewässert wird, ansonsten dürfen wir die Pilzsaison 2022 wohl zu den Akten legen.   

Die kalibrierten Regenmengen in M-V des August 2022. In den orange bis rot eingefärbten Landstrichen zeigt der Daumen nach oben! Grafik von Kachelmannwetter. 

Weiter geht es mit „Wetter/Pilze September 2022“

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Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch Juli 2022/2

Das Logo der Leipziger Messe.

Sonnabend, 30. Juli – Nach dem Frühstück setzten wir uns in den Zug und fuhren in die Messestadt Leipzig. Sohn Jonas konnte es kaum erwarten uns durch die Innenstadt zu führen und uns einige, wichtige Sehenswürdigkeiten dieser schönen Stadt zu zeigen. War er doch bereits wenige Wochen zuvor im Rahmen einer vom Gymnasium aus erfolgten Bildungsreise hier unterwegs. Das Wetter war zwar regnerisch, dafür aber nicht so unerträglich schwül wie am Vortag.

Ankunft auf dem Leipziger Hauptbahnhof.

Kreative Fassadengestaltung unweit des Hauptbahnhofes.

Fassadengestaltungen ganz anderer Art werden hier in Augenschein genommen.

Stadt- und Pfarrkirche St. Nikolai. Das älteste und größte Gotteshaus der Stadt. Keimzelle der friedlichen Revolution in der damaligen DDR im Jahre 1989.

Das Leipnitzdenkmal im Innenhof der Universität.

Hier ist der Mitteldeutsche Rundfunk beheimatet.

Hans im Glück.

Das Leipziger Opernhaus.

Der Mendebrunnen auf dem Augustusplatz.

Die Thomaskirche. Weltberühmt ist der Thomanerchor und auch die Gebeine von Johann Sebastian Bach sollen hier ruhen.

Und am Abend war es dann soweit. Wir streben der Messe Arena in Halle zu.

Welche Menschenmenge die Band aus Birmingham doch auf die Beine bringt.

Ein riesiger Lindwurm schlängelt sich dem „Rockpalast“ entgegen.

Geschafft! Wir stehen ziemlich weit vorne und warten auf unsere Metal – Legende.

Aber zunächst heizte diese Vorband die Stimmung an.

Endlich, die Teufelsgabel beginnt zu glühen. Die Metal – Götter erscheinen so gleich auf der Bühne und das höllische Spektakel kann beginnen!

Der Blitz schlägt ein und eine gewaltige Druckwelle lässt die Messe – Arena und unsere Brustkörbe vibrieren. Nicht vom Blitz, vom Donner der E – Gitarren, Schlagzeug und Bass.

Das Feuer ist entfacht.

Und es begann eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte Judas Priest. Hier steht eine Legende auf der Bühne! Ein Lebenswerk, dass sich mehr als sehen lassen kann. Es berührte mich zutiefst, meine Idole wohl ein letztes mal zu erleben. Sie können aus einem unglaublichen Fundus an hervorragenden Kompositionen schöpfen. Ein Lebenswerk vor dem nicht nur ich, sondern alle die heute zugegen waren, ihren Hut ziehen. Musik, die mich fast ein Leben lang begleitete, durch alle Höhen und Tiefen, durch die auch diese Band gehen musste. Danke, für so viele Jahre unglaublich toller Musik! Mein erster Song, aufgenommen auf Spulentonbandgerät Ende der 1970 Jahre von NDR 2 „Musik für junge Leute“ war „Take On The World“ – ein Stampfer vom Album „Killing Machine“. Dann der große Durchbruch Anfang der 1980er mit dem Album „British Steel“. Ich höre noch heute den Kommentar eines Rundfunk – Moderators von Stimme der DDR oder war es dt 64?: „Eines der besten Rock – Platten der letzten Jahre!“ Wie war, die neue Welle des britischen Heavy – Metal hat den Turbo – Gang eingelegt. Eine neue Ära begann.

Das Höllenfeuer ist entfacht. Scott Travis seit 1990 am Schlagzeug.

Legendär die Metal Stunde jeden Sonnabend zwischen 15.00 und 16.00 Uhr auf Stimme der DDR – „Hallo, das Jugendjournal“. Vorher war meist einarmiges Reißen während des Frühschoppens in der Wismarer Kneipe „Schlabenpaul“ angesagt. Mittag Essen, kurzes Schläfchen und ja nicht die Metal – Stunde zum mitschneiden verpassen. Ich weiß noch wie uns so manches mal die Kinnlade herunter klappte, wenn ein neuer Titel von Priest aus dem Lautsprecher schallte und den Weg auf unsere Tonbänder nahm. Ja, wir lebten alternativ, so dass so manches mal der kleinbürgerliche Spießer fluchte und uns verteufelte, weil wir uns so ein Teufelszeug reinzogen. Schließlich stand sogar die Anlage von Ingo in meinem Zimmer und wir coverten die Songs von Priest, Ufo, AC/DC, Black Sabbath u. a. bis die Polizei kam.

In der Metal – Schmiede von Judas Priest.

Als die Grenzen offen waren und Priest zur Painkiller – Tour starteten, gab es endlich auch für uns die Möglichkeit, unsere Idole live zu sehen. 1991 in der Hamburger Sporthalle. Ja, dass sind auch schon gut drei Jahrzehnte her!

Der Gott – Vater des Heavy – Metal, Rob Halford, war heute unerwartet gut drauf und traf auch seine legendär hohen Tonlagen bestens. Das war heute Abend eine glanzvolle Altersleistung, womit wohl kaum noch jemand gerechnet hatte.

Mister Halford in Aktion.

Danke für das tolle Metal – Gewitter! Jonas stand ganz vorne und konnte es kaum fassen, das Rob zu ihm Blickkontakt aufnahm. Die Jugend ist mit dabei und das muss so einem Veteran doch mit Dankbarkeit erfüllen. Ein grandioses Lebenswerk! Ja, das war und ist Musik für Generationen. Mit Herzblut und Leidenschaft, mit viel Rhythmus und Melodie. Ein melodischer, rhythmischer Lärm vom feinsten und vor allem ein göttliches Teufelszeug!  

http://www.judaspriest.com

Sonntag, 31. Juli – Nach dem Frühstück räumten wir unser Quartier und begaben uns zum Bahnhof. Die Rückfahrt stand an und von Wittenberge bis Schwerin war dichtes Gedränge im Zug angesagt. Damit endete auch mein kleiner Sommerurlaub in diesem Jahr. Mehr ist einfach nicht drin. Ab sofort bin ich praktisch rund um die Uhr wieder im Dienst.

Mit 36,8 Litern Monatsniederschlag in meinem Messbecher auf dem Hinterhof des Steinpilz-Wismar haben wir gerade gut ein Drittel des im Monat Juli in Wismar laut Klimatabelle durchschnittlichen erreicht. Das wären 100,8 Liter. Bei nahezu dem höchsten Sonnenstand im Jahr ist die Verdunstungsrate sehr hoch und somit herrschte Trockenheit in Wismar. Zwar hat es bei uns in Mecklenburg auch einige Hotspotts in punkto Regen gegeben, aber auch diese haben im Endeffekt in den vom Starkregen betroffenen Regionen nicht den Monatsmittelwert erreichen können. Entsprechend schlecht, ja trostlos sah es an der Frischpilzfront aus. Ich befürchte, der August wird so weiter machen, wie der Juli und auch die Vormonate aufgehört haben.

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Sonnenuntergang im Gespensterwald

Abendstimmung am Ostseestrand

Am schönen Sommerabend des 24. Juli 2022 entschloss ich mich zu einem Besuch des Gespensterwaldes Nienhagen. Ich weiß, dass der Ort besonders zum Tagesende mit wunderbaren Lichtstimmungen aufwarten kann und Pilze gibt es hier obendrein. Hier einige Impressionen von einem wunderbaren Sommerabend an der Ostseeküste.

Kaum hatte ich den Küstensaum des Gespensterwaldes erreicht, begeisterte mich sogleich diese goldige Lichtstimmung über der Ostsee.

Einzigartige Lichtspiele in ständiger Veränderung.

Ohne Worte!

Ein Märchenhafter Ort um einen schönen Sommertag ausklingen zu lassen.

Stinktäublinge (Russula foetens) schieben sich aus dem ausgeharten Boden des Gespensterwaldes.

Ich wusste nicht, wo ich mich zuerst hinwenden sollte. Zu den Pilzen, oder den immer neuen Stimmungen über der Ostsee.

Andere Naturfotografen waren da entspannter bei der Sache.

Einfach traumhaft!

Aber auch die Waldkobolde warteten mit einigen schönen Motiven auf, so wie dieser Perlpilz (Amanita rubescens).

Das trockene Sommerwetter hat seine Spuren an diesem Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) hinterlassen.

Auch an diesen Grüngefelderten Täublingen (Russula virescens) ging das Sommerwetter nicht spurlos vorüber.

Bald wird die Sonne im Meer versinken.

Romantik pur!

Und nochmal eine tolle Meeresspiegelung.

Mit seichten Wellen dazu.

Blutrotes Spektakel über dem Meer.

Der Feuerball taucht ab.

Gute Reise, morgen früh sehen wir uns wieder!

Übrigens feiert die Gemeinde Nienhagen vom 19. – 21. August 2022 ihr 22. Gespensterwaldfest!

Zeit zum Nachhause fahren!

Wetterentwicklung und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Juli 2022

Mit dieser künstlerischen Arbeit auf Ganoderma lipsiense möchte ich das Juli – Tagebuch eröffnen. Angefertigt hat sie unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen.

Phillip Müller sandte mir gestern dieses Bild zu. Er konnte tatsächlich schon zwei Riesen – Champignons (Agaricus augustus) entdecken.

Freitag, 01. Juli – Mit einem regnerischen Tag starteten wir in den Hochsommer, welcher den Sommer – Aspekt an der Pilzfront darstellt. Am 13. des Monats, um 20.37 Uhr, ist Vollmond. Der Mond nimmt also zu und somit soll das Pilzwachstum auch wieder zulegen, so die Mondgläubigen unter uns. Aber ohne Wasser funktioniert das nicht. Und Wasser hat es seit dem Wochenende tatsächlich gegeben, wenn auch höchst differenziert, wie so oft bei konvektiven Wetterlagen. Auch die heutigen Niederschläge waren vor allem konvektiver Natur, weshalb die tatsächlich flächig aufgetretenen Regenfälle wieder sehr ungerecht verteilt wurden. Die 8 Liter, die ich gegen 18.00 Uhr in meinem Messbecher in der Altstadt vorfand, können wir eher als Witz ansehen. Das wird kaum etwas bewirken. Aber dort, wo beispielsweise am Wochenende schon höhere Regensummer dabei waren und nun möglicherweise auch noch mal nennenswertes dazu kam, kann man getrost die Uhr stellen. Wobei es sicher nur ausgewählte Bereiche geben dürfte, wo sich tatsächlich ein leichter bis mäßiger Schub von Sommerpilzen entfalten könnte. Vielleicht wird dann mal ein Körbchen mit Champignons, Sommersteinpilzen oder Hexen – Röhrlingen drin sein. Der Kenner kann sich auf einige Edel – Täublinge freuen. Freunde von Pfifferlingen soll es ja auch nicht wenige geben. Die brauchen sich wohl kaum große Hoffnungen machen. Die Nachfolgewitterung scheint diesbezüglich nicht optimal zu werden.

Ein Gewitter wird von der Morgensonne angestrahlt. Es zog über den Lübecker Raum, mit Streifschuss im äußersten Nordwestmecklenburg, auf die Ostsee hinaus. Weitere, meist leichte Gewitter sollten folgen. Schwergewitter gab es später im äußersten Vorpommern.

Am Wochenende wird es nochmal richtig warm, aber dann soll es sich schrittweise abkühlen. Zwischen Hochdruck über den britischen Inseln bis zu den Azoren und einem Tief über Nordosteuropa dreht die Anströmung auf Nordwest. Kühle Subpolarluft von der Nordsee übernimmt das Zepter. Das bedeutet oft viele Wolken, wenig Regen und alles andere als hochsommerlich. Das ist nichts halbes und nichts ganzes. Zeitweise könnte es sogar windig werden. Weder uns Pilzfreunden, noch den Urlaubern dürfte eine solche Witterung gefallen. Dazu deutet sich im weiteren Verlauf sogar eine blockierende Omega – Wetterlage an. Dann rückt Regen in weite Ferne! Ob in diesem Zusammenhang die sich dann über Südwesteuropa aufbauende Extrem – Hitze auch zu uns gelangen könnte, hängt ganz davon ab, was das Omega vor hat. Ein wenig Hoffnung für etwas Regen besteht zumindest in nächster Zeit noch für den Nordosten Deutschlands, da wir näher an dem Tiefkomplex dran sind. So rechnet das Super – HD beispielsweise am Sonntag Abend mit einigen kräftigen Gewittern, speziell auch in Mecklenburg – Vorpommern. In der nächsten Woche könnten zumindest schwache Schauer oder etwas Regen durchziehen. Aber schon wieder zu viel spekulatives. Bleiben wir bei den Fakten und diese erlauben uns etwas Optimismus. Wir werden in den nächsten 14 Tagen schon öfter mal wieder den einen oder anderen Frischpilz zu Gesicht bekommen. Die Weichen für einen pilzreichen Sommeraspekt wurden für Mecklenburg aber keinesfalls gestellt.  

Catrin konnte unterdessen ihren Horizont erweitern und den Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweintzii) in ihren Gesichtskreis aufnehmen. Ich glaube Mecklenburg – Vorpommern bekommt bald eine kompetente Pilzsachverständige hinzu.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 16. Juli – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 13,3 l/qm, maximal 63,3 l/qm und im Mittel 30,7 Liter.


Heute besuchte mich eine nette Dame vom Pilzverein Stuttgart. Wir unterhielten uns längere Zeit sehr angeregt über die Zukunft der Hobby – Mykologen und Pilzberater in Deutschland und natürlich auch über unsere Lieblinge. Ihre Spezialstrecke ist die wissenschaftliche Erforschung (Kartierung) von Porlingen und Schichtpilzen in den Südwestdeutschen Wäldern und sie hält u. a. Kontakt zu solchen Größen wir dem Asco – Experten Hans – Otto Baral oder auch zu Björn Wergen, von der Schwarzwälder Pilzlehrschau. http://www.pilzfreun.de Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) an Fichtenstubben am 30.06.2022 im Wald westlich Püttelkow.

 

Sonnabend, 02. Juli – Ab gestern flatterte mir wieder die Ostsee – Zeitung in meinen Postkasten. Ich hatte das Abo ab Anfang des Jahres ruhen lassen, um mein Haushalts – Konto etwas zu entlasten. Schließlich hatte sich Irena privat, wie auch aus der Gruppe der Pilzfreunde, verabschiedet. Ihre tatkräftige Unterstützung wird in Zukunft fehlen. Außerdem musste ich noch über 1.350.00 € dem Job – Center zurück zahlen, weil ich mich vor Jahren erdreistet habe, drei Positionen aus dem stärkeren 2. Halbjahr, in das schwächere 1. Halbjahr des Folgejahres zu verrechnen, um meine Verpflichtungen auch im Winter und Frühling bedienen zu können. Ansonsten wird mir, bis auf einen kleineren Betrag, der Gewinn mit den ALG II – Aufstocker – Leistungen jeweils halbjährig verrechnet und gegebenenfalls überschüssiges abgezogen. Darauf hin wurden mir alle Leistungen des damaligen 2. Halbjahres in Rechnung gestellt. 6 Monate um sonst gearbeitet! Wie ich meinen Geschäftsraum unterhalten kann und privat klar komme, interessiert nicht. Gesetz ist Gesetz und dort ist so etwas, wie es dieser Querkopf aus Wismar veranstaltet, einfach nicht vorgesehen. Es ging bis vor Gericht und es lief auf einen Vergleich hinaus. Ansonsten wären  gut 2.700.00 € fällig gewesen. Selbst der Richter fand eine derartige Handhabung des Gesetzgebers befremdlich und ermutigte uns (Meinen Anwalt und mich) diese Praxis zu beklagen. Es laufen mittlerweile zwei Klageverfahren gegen das Job – Center. So hatte ich Ende des Jahres einen Weiterbewilligungsantrag für 12 Monate gestellt. Natürlich für jeweils 6 Monate, weil es keine anderen Vordrucke gibt. Bewilligt wurden wieder nur 6 Monate. Widerspruch und Gegen – Widerspruch folgten, eine weitere Klage wurde fällig. Nun hat das 2. Halbjahr begonnen, aber eine Bewilligung liegt bis heute nicht vor. Immerhin hatte sich die Sachbearbeiterin vor 2 Tagen bei mir gemeldet, ich solle nochmals einen Weiterbewilligungsantrag stellen. Das ist unsere deutsche Bürokratie!

Unförmiger Weichporling (Sketetocutis amorpha). Eine recht häufige und markante Art an totem Kiefernholz. 30.06.2022 im Wald westlich Püttelkow.

Echter Hausschwamm (Serpula lacrimans) – Pilz des Jahres 2004. Die Abbildung habe ich Michael – Hennig – Kreisel „Handbuch für Pilzfreunde, Bd. 1, entnommen. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, diesem Pilz in natura zu begegnen. Und er dürfte sogar immer seltener werden. Nicht das er noch auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten gelangt. Vielleicht sollte man das befallene Gebäude der Musikschule unter Naturschutz, statt unter Denkmalsschutz stellen!?

Aber ich verfalle schon wieder in Gemecker. Hatte ich mich vor Zeiten nicht schon selbst zur Besserung ermahnt? Auf jeden Fall stach mir im Lokalteil der OZ ein größerer Bericht ins Auge, der mit dem Pilz des Jahres 2004 zusammen hängt. Er hat die Wismarer Musikschule befallen. Zumindest das Obergeschoss, so dass es ab sofort nicht mehr genutzt werden darf. Hier hat der Hausschwamm, als Folge des 2. Weltkrieges, um sich gegriffen. Damals hatte das historische Gebäude am Turnplatz Zerstörungen abbekommen und diese wurden zwar behoben, aber es hatte sich Feuchtigkeit in dem alten Gebälk breit gemacht. Damals hatte man sicher andere Probleme, als darüber nachzudenken, so zu Sanieren, dass Serpula lacrimans keine Chance hat, den Naturstoff Bauholz mit Braunfäule auszustatten und „Fettlebe“ zu betreiben. Das Schadensbild kennen wir ja alle, wenn wir mit offenen Augen durch Wald und Flur laufen. Auch der Schwefelporling löst Braunfäule aus. Das Holz wird braun, leicht und löst sich in Würfel auf (Würfelfäule). Klar, dass hier jeder damit rechnen muss, schneller wieder in der unteren Etage zu landen, als er empor gestiegen war. Hoffentlich hat mein Jugendfreund Ingo nun nicht seinen Lehrraum verloren, denn er gibt hier Gitarren – Unterricht. Ende Juli wollen wir zum Konzert unserer Lieblings Metal – Band „Judas Priest“ nach Halle an der Saale fahren. Nicht das ihm dann das nötige Kleingeld fehlt! Ingo ist auch Kopf der Wismarer Schwer – Metaller „Pride ’n Rock“.

Eine der ersten Pilzarten, die wir am Mittwoch im Wald bei Püttelkow entdecken konnten, waren diese wunderbaren Vielgestaltigen Kohlenbeeren (Hypoxylon multiforme) an einem toten Birkenstamm. Für die Ernährung ohne Bedeutung.

Ein anderes Thema, welches in der OZ diskutiert wurde, war die Möwenplage in den Küstenorten. Insbesondere an den Häfen mit ihren Fischständen und dem Kutterverkauf. Die Möwen werden immer frecher und stehlen den Leuten die besten Happen gleich im Sturzflug aus der Hand. Tatsächlich haben die Möwen in den letzten Jahren immer mehr Zuwachs bekommen. Hatte ich doch gerade kürzlich meine Fenster zu hause geputzt, keinen Tag später waren sie bereits wieder beschissen! Ich bin kein Freund von Waffen, aber manchmal habe ich wirklich Lust, hier mal ein Preisschießen zu veranstalten. Auch ihr Gekreische und Gelächter ist fast Tag und Nacht zu hören. Die Zunahme ist sicher auch unserem Wohlstandsmüll geschuldet. Die Populationen können sich prächtig entwickeln und die Vögel sind nicht dumm, lernen schnell, wie und wo sie an die besten Happen kommen können und haben die Scheu vor dem Menschen verloren.

Dieses Bild habe ich vor wenigen Tagen an der Wismarer Mühlengrube aufgenommen. Die Möwe macht sich an einem Gelben Sack zu schaffen und ließ sich von ihrem Vorhaben nicht beirren. Sie ignorierte mich, ich stand direkt neben ihr.

Noch kurz zur Wetterentwicklung.  Der gestrige, etwas unterkühlte, regnerische und frühherbstliche Eindruck beim Wetter war heute schon wieder vergessen. Es war überwiegend sonnig und auch wieder angenehm warm. Noch etwas wärmer kann es morgen werden, bevor am Nachmittag und Abend zunehmend Schauer und Gewitter aufkommen. Diese werden wohl in erster Linie schöne Himmelsmotive liefern, viel Regen sollen sie jedoch nicht im Gepäck haben. Allenfalls mal eine kurze Dusche mit viel Wind oder auch mal kleinerem Hagel. Auch an den Folgetagen kann es immer mal unbedeutend regnen, bei stätig zurück gehenden Temperuren. Etwas mehr regnen könnte es aus heutiger Sicht am Donnerstag. Dann kann ein Skandinavien – Tief stärkeren Einfluss auf unser Wetter ausüben und schauerartige Regenfälle nach Deutschland schicken. Ob es in der weiteren Entwicklung trocken und zunehmend wärmer weitergeht, oder ob es doch wechselhafter mit Regenfällen wird, steht noch nicht fest. Auch Hitze könnte Mitte Juli wieder ein Thema werden.

Purpurrot wurden die Wolken gestern Abend von der untergehenden Sonne in Szene gesetzt.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 17. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 6,4 l/qm, maximal 46,5 l/qm und im Mittel 21,6 Liter.


Hinter dem Lacktrichterling sehen wir Christopher Engelhardt. Wir schreiben den 23.10.2011 und befinden uns im Wald bei Kneese. Es war eine Vereinsexkursion, die auch recht gut besucht und pilzreich war.

 

Sonntag, 03. Juli – Heute bin ich in die Hansestadt Lübeck gefahren. Natürlich mit dem 9 Euro – Ticket. Mit dem Zug bis Bad Kleinen. War OK und der Zug auch nicht voll. Von Bad Kleinen bis Lübeck wurde es jedoch recht eng, ich konnte aber noch einen Sitzplatz ergattern. Wenn man nicht mit überfüllten Zügen und somit auch mit Stress während der Fahrt rechnen müsste, könnte man diese Gelegenheit auch nutzen, um in interessante Regionen innerhalb Deutschlands zu fahren. Interessant natürlich zu erst im Hinblick auf entsprechende Pilzreviere. Pilze standen nicht nur im Mittelpunkt meines kleinen Abstechers nach Schleswig – Holstein. Auch Flechten, Wildbienen und Vögel. Und in welchem Zusammenhang? Chris Engelhardt feierte kürzlich seinen 65. Geburtstag und hatte zu einer gemeinsamen Feier einige seiner Weggefährten eingeladen, die mit ihm in den zurückliegenden Jahren auf naturkundlichen Expeditionen und Exkursionen unterwegs waren. So gereichte auch mir die Ehre einer Einladung. Es gab Kaffee und Kuchen und danach kleinere Vorträge zu jeweils etwa 20 Minuten über die oben erwähnten Themenbereiche. Ich hatte einen Beamer – Vortrag zum Thema „Gemeinsame Wanderungen und Exkursionen“ vorbereitet. Gleich zu Beginn meiner Präsentation stellte Chris die Frage an mich, wann er denn zum ersten mal mit den Wismarer Pilzfreunden unterwegs gewesen sein mochte? Das konnte sogleich mit dem ersten Bild beantwortet werden. Am 23. Oktober diesen Jahres werden es genau 12 Jahre sein. Wir doch die Zeit vergeht! Im Anschluss lud Chris alle seine Gäste zum Abendessen in das Taj Mahal ein. Das erste mal, dass ich indisch Essen war, sicher nicht das letzte mal.

Chris am 10.10.2015 im Brümmersal. „Da haben wir sie doch, die Fichtenkoralle!“ Aber meist ist es nicht so einfach und das Mikroskop muss befragt werden. So manchem Geheimnis konnte er für uns im nachhinein auf die Schliche kommen. Lieber Chris, alles Gute für die nächsten 65!

So hatte Chris unsere Vermutung im Feld nochmals mikroskopisch abgesichert. Auch wenn diese Art recht markant ist, in der Gattung Conocybe läuft ohne Mikroskop meist nicht viel. Der giftverdächtige Pilz wird auch gerne in die Gattung Pholiotina gestellt. 21.04.21 – Mittwochsexkursion bei Hohen Wieschendorf.

Und wie entwickelte sich das Wetter? Es war im wesentlichen schön und sommerlich warm. Wie schon erwartet, bildeten sich im laufe des Tages immer mehr hochreichende Quellwolken und bereits am Nachmittag gab es vereinzelt stärkere Regengüsse. Besonders um Schwerin herum und bis Wismar hoch regnete es vorübergehen kräftig. Davon habe ich in Bad Schwartau natürlich nichts mitbekommen, aber während der Rückfahrt musste ich wieder in Bad Kleinen umsteigen und hatte noch eine halbe Stunde Aufenthalt. So schlenderte ich noch einen Moment durch den Ort bis zur angrenzenden Haushalt Forst. Mir fiel auf, dass der Boden entlang der Straße richtig feucht, ja völlig durchnässt war. Am Montag (ich schrieb diesen Eintrag einen Tag später) waren Pilzfreunde von der Insel Poel kurz zu Besuch im Laden. Sie haben ihren Kleingarten jedoch in Groß Stieten, zwischen Wismar und Bad Kleinen. Sie freuten sich sehr über den gestrigen Regen. „Endlich hat es in unserem Garten mal richtig geregnet“, so ihre Worte. Nun, dass waren leider wieder nur lokale Ereignisse. Spät Abends zogen zwar noch einige Gewitterschauer durch, die aber auch nur punktuell eine kurze Dusche im Gepäck hatten. Besser bedient wurden da mal wieder die östlicheren Landesteile, von der Müritz – Region bis nach Vorpommern. Hier zogen umfangreichere Regen- und Gewittercluster durch, die recht flächig beregneten, auch wenn die Mengen, im Verhältnis zur Trockenheit, eher bescheiden waren. Einige Liter dürften es jedoch recht flächig gewesen sein.

Gewitterstimmung heute Abend am Lübecker Hauptbahnhof.

In meinen Messbecher gelangten in Wismar 4,5 Liter.

Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe Chris natürlich auch ein kleines Präsent mitgebracht. Ganz im Sinne des Steinpilz – Wismar. Inhalt: 20 Motiv – Servietten „Boletus edulis“.

Montag, 04. Juli – Neues von der Pilzfront kann ich kaum vermelden. Werde erst Mittwoch im Rahmen der gleichnamigen Exkursion wieder im Feld, oder besser, im Holz, unterwegs sein. Immerhin hatte Phillip bereits Riesen – Champignons gesichtet. Pilzfreund Andreas Herchenbach informierte mich darüber, dass er im Großherzoglichen Forst Moidentin einige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge gefunden habe. Das waren sicher keine Auswirkungen der jüngsten Regenfälle. Diese Dickröhrlinge können mitunter auch noch bei größerer Trockenheit ihre Fruchtkörper ausbilden, starten aber bei den beginnenden Wachstumsschüben meist in vorderster Reihe durch. Und dieses Durchstarten kann im laufe dieser Woche beginnen, in den Regionen, wo es die ergiebigsten Regenfälle gab. Vielleicht könnte diesbezüglich und punktuell auch mal ein nennenswerter Hotspot erfolgen. Meist wird es wohl recht zurückhaltend bis minimalistisch laufen. Immerhin reagieren inzwischen einige Kleinarten. So hat unsere Pilzfreundin Catrin dieser Tage eine ganze Menge Mürblinge im Schlemminer Staatsforst entdecken können.

Dieses Bild sandte mir Catrin Bersek zu. Es dürfte sich um den Lilablättrigen Mürbling (Psathyrella candolleana) handeln, einem mutmaßlich vorzüglich schmeckenden Suppenpilz.

Diesen Egerling fand Catrin in ihrem Garten. Hier würde ich auf den Zweisporigen Egerling oder auch Garten – Egerling (Agaricus bisporus) genannten Champignon tippen.

Und welche Auswirkungen könnte das Wetter in dieser Woche auf den möglichen Wachstumsschub haben? Ich denke, nicht die schlechtesten! Es gibt keine Sonne pur von früh bis spät und somit auch keine Hitze. Die Temperaturen gehen im laufe der Woche sogar noch etwas nach unten und was besonders positiv ist, am Donnerstag schiebt ein Tief verbreitet Regenwolken nach Deutschland herein. Es kann also recht flächig regnen und besonders in eingelagerten Schauern und Gewittern könnte es auch mal kräftiger Schütten. Je weiter noch Osten und Nordosten, um so ergiebiger könnten die Niederschläge sein. Man sollte es aber nicht überbewerten. Wenn 5 – 10 Liter zusammen kommen, wären wir schon gut bedient. Nach Vorpommern kann es aus heutiger Sicht etwas mehr geben. Der Abendlauf des GFS lässt in Richtung Wochenende oder zu Wochenbeginn nochmal Regen aufziehen. Das war in den Vorläufen in dieser Form nicht drin. Als einziger Nachteil könnte sich der Wind erweisen. Er weht wohl die gesamte Woche über recht lebhaft. Wie es dann Mitte Juli weitergeht, steht noch nicht fest. Über Südwesteuropa baut sich wieder eine afrikanische Hitzeglocke auf. Was der Abendlauf des GFS gestern simulierte, war schon recht beeindruckend. Demnach würde sich die Hitze über ganz Deutschland ausbreiten und mehrere Tage anhalten. Am wahrscheinlichsten ist jedoch, dass sie die Südhälfte Deutschland beehren könnte und der Norden in nur mäßig warmer Sommerluft verbleiben würde. Die Hitze wird in den Läufen der letzten Tage immer wieder mal bis zu uns hochgerechnet. Der letzte Lauf von heute Abend sieht es wieder etwas gemäßigter. Demnach würde nur hochsommerlich warme und zunehmend gewitteranfällige Luft nach Mitteleuropa schwämmen. Also, alles noch offen und auf jeden Fall spannend, was der Hochsommer in der nächsten Zeit mit uns vor hat. Ob die Pilzfront mit ähnlicher Spannung aufwarten kann?

Der Zweisporige Champignon (Agaricus bisporus) stellt die Wildform unseres Zuchtchampignons dar. Foto: Catrin Berseck.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 19.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,5 l/qm, maximal 43,4 l/qm und im Mittel 18,3 Liter.


Catrin schrieb mir, dass sie die künstlerische Ader schon immer besaß, aber auf den frischen Lackporlingen muss man sich besondere Mühe geben. Mit Radieren ist da nichts! Hier zwei weitere Motiv – Arbeiten auf Ganoderma lipsiense.

 

Dienstag, 05. Juli – Bernhard Michels zitiert in seinem Buch „Abendrot – Wetterbot“ folgende Witterungstendenz (Bauernregel): Vom 05. – 11.07. häufig wechselhaftes Westwetter mit kühler Meeresluft und Niederschlägen. Herrscht in Süddeutschland in der Zeit vom 06. – 11. Juli hoher Luftdruck (über 1020 hPa), so werden die Niederschläge bis Mitte August mit großer Wahrscheinlichkeit unter dem Regelwert bleiben“ Betrachten wir uns die gegenwertige Witterung, die für den genannten Zeitraum vorher gesagt wird, so verblüfft doch eine recht gute Übereinstimmung. Zumindest in der Nordosthälfte ist mit kühler Meeresluft und gelegentlichen Niederschlägen zu rechnen, während in der Südwesthälfte der Bundesrepublik eher trockenes, hochdruckgeprägtes Wetter überwiegen soll. Und betrachtet man sich die erweiterte Mittelfrist, die derzeit berechnet wird, stehen tatsächlich bis weit in die Mitte des Juli keine nennenswerten Regenfälle in Aussicht. Ausnahme vielleicht noch die Nacht zum Donnerstag und der Donnerstag selbst. Hier kann es doch noch mal verbreitet regnen, Schauern und Gewittern. Für Mecklenburg werden auf der Fläche 10 – 20 Liter berechnet. Ich denke, bis zu 10 Liter könnte dabei der nächtliche Warmfrontregen des Tiefs bringen, da es sich um ein flächiges Regengebiet handelt. Mit Annäherung der Kaltfront werden die Regenfälle immer konvektiver, gehen also in Schauer und Gewitter über. Die 20 Liter sind dann in punktuellen Schauern möglich. Auf jeden Fall zunächst eine günstige Entwicklung, die dem in dieser Woche beginnendem Frischpilzwachstum in einigen, regentechnisch gut bedienten Regionen, auf die Sprünge helfen sollten. Es kann noch bis zu Beginn der nächsten Woche bei uns im Nordosten einige Schauer geben, da uns immer wieder schwache Tiefausläufer streifen, aber größere Mengen sind bis in die Mittelfrist nicht mehr auszumachen.

Konnte ich kürzlich einen knalligen, purpurroten Sonnenuntergang im Bild festhalten, war gestern Abend die Farbe orange angesagt.

Unsere Vereinsfreundin Monika Timm aus Rostock bat mich gestern um eine Bestimmungshilfe per zugesandter Bilder. Auf einem, im Frühling mit Pferdemist bestückten Gartenbeet, tauchte dieser Pilz auf, den sie zunächst wegen der fleischrötlichen Lamellen für einen Rötling hielt. Tatsächlich handelt es sich um den essbaren Ansehnlichen Scheidling (Volvariella speciosa), der auf organischen Abfällen wächst. Im Spätherbst stehen mitunter ganze Felder mit tausenden dieser Pilze voll.

Im weiteren Verlauf verdichten sich allmählich die Anzeichen auf die vom GFS – Modell bereits seit Tagen gerechneten Hitzewelle. Trockene, afrikanische Hitze macht sich in den nächsten Tagen über Spanien breit und kann sich dort, über den trockenen Böden, immer weiter aufheizen. Sollte es dann über der Atlantikküste austrogen und dadurch das Omega – Hoch nach Osten geschoben werden, wird die Hitze auch bis nach Deutschland verfrachtet. Beim heutigen Morgenlauf des GFS – konnte man sich schon mal die Augen wischen. 44 Grad im Schatten in Nordwestdeutschland! Das gab es noch nie! Der Abendlauf hat wieder etwas zurück gerudert. Dort war eher eine für unsere Breiten ganz normale Hitzewelle bis 35 Grad im Schatten gerechnet worden. Dabei wird auch der Luftdruck abgebaut und es entstehen kleine Hitzetiefs über Europa, die das Potenzial von heftigen Gewittern besitzen. Die Frage scheint nur zu sein, wird auch entsprechend Feuchtigkeit den Weg in die knochentrockene Sahara – Hitze finden. Hier könnte das für die Jahreszeit viel zu warme Mittelmeer (5 Grad wärmer als üblich) die Zutaten liefern. Sollte es in diesem Sommer mal hochreichende Kaltlufteinbrüche über Westeuropa geben, die in das Mittelmeer strömen, könnten wir uns auf einiges gefast machen. Über dem Golf von Genua können sogenannte 5b – Tiefs entstehen und sich richtig mit Wasser vollpumpen. Diese ziehen gerne nach Nordosten (Österreich, Tschechien. Polen und manchmal auch nach Deutschland). Ich erinnere an das katastrophale Oder – Hochwasser im Juli 1997 oder an das spätere Elbe – Hochwasser. Wenn alles passt, kreisen diese Tiefs dann noch über der Ostsee und ziehen erneut jede Menge Wasser. Auch die Ostsee ist für die Jahreszeit ebenfalls viel zu warm. Vor allem die nördlichen Bereiche, da es in Schweden und Finnland in der letzten Zeit viel zu heiß war. So unwetterträchtig diese Tiefs auch sein mögen, sie könnten tatsächlich mal einen echten Grundstein für ein stärkeres Pilzaufkommen liefern. Ansonsten sind die Aussichten zunächst alles andere als optimistisch, auch wenn sich jetzt vorübergehend mal eine gewisse Aufbruchstimmung breit macht.

Und diese wird natürlich durch den in Zunahme begriffenen Mond entsprechend gestützt. Foto von heute Nacht.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 20.07.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 9,1 l/qm, maximal 51,8 l/qm und im Mittel 24,6 Liter.


Mein Exkursionsgebiet heute. Der Wald nordöstlich Dreilützow.

 

Mittwoch, 06. Juli – Der Weg führte mich heute in den vierten und damit letzten Quadranten der Topographischen Karte Wittenburg, im Maßstab 1 : 25 000. Viel Wald findet sich in diesem letzten Quadrat leider nicht. Ein kleiner Stiefel nordwestlich Dreilützow. Ein etwas größerer Waldbereich nordöstlich des genannten Ortes, oder aber ein kleines Walddreieck östlich Wölzow. Ich entschied mich für den größten Bereich, nämlich nordöstlich Dreilützow. Nadelforste, teils gemischt mit Laubgehölzen und teils torfmoorartige Birkenbrüche. Sandiger Boden, wie für die Griese Gegend üblich. Geregnet hatte es hier in der letzten Zeit auch, aber ob in den Mengen, wie im nur wenige Kilometer entfernten Wald bei Püttelkow, ist schwer zu sagen. Sind immerhin um die 10 Tage her. Um es gleich vorweg zu nehmen, von einem, auch nur leisesten Aufbruch bezüglich Frischpilzen, war hier nichts zu spüren, sieht man mal von einem fast schon verwelktem Goldmistpilz ab. Also blieb mir nichts weiter über, als mich auf die mehr oder weniger üblichen Holzbewohner zu konzentrieren. Immerhin konnte ich mich diesbezüglich über den Zweifarbigen Knorpelporling freuen, den man gewiss nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Der Forstbereich ist über weite Strecken ziemlich stark verkrautet. Dennoch dürften für Ortsansässige, die nicht weiter weg fahren möchten, einige Bereiche durchaus hinsichtlich von volkstümlichen Speisepilzen vielversprechend sein. Ein jüngerer Eichenbestand könnte bei günstigerer Witterung einige Pfifferlinge bereit halten und in den Fichtenbereichen, wo der Waldboden im wesentlichen nur mit Moos und Nadelhumus bedeckt ist, gibt es sicher  Maronen – Röhrlinge. Natürlich waren auch einige Stellen dabei, die den einen oder anderen Steinpilz auf den Plan rufen dürften. Im großen und ganzen aber kein Waldgebiet mit großem Empfehlungswert.

Darüber habe ich mich sehr gefreut. An einem trockenen Eichenast wuchs der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous). Er gehört offensichtlich zu den Arten, die sich in der letzten Zeit immer mehr ausgebreitet haben. 

Ein Phytoparasit fiel mir heute immer wieder ins Auge, der Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella). Hier sehen wir ihn in seiner häufigen Normalausprägung.

Das Wetter war heute leicht durchwachsen. Recht wolkig und auch ziemlich windig, bei gedämpften Temperaturen. Ab dem späteren Abend zieht nun der angekündigte Regen auf. Immer noch werden für Mecklenburg 10 – 20 Liter erwartet. Schauen wir mal, es könnte für längere Zeit der letzte, nennenswerte Regen sein. Wir werden im Nordosten Deutschlands noch eine Weile in der Nordwestströmung liegen, mit der uns in Staffeln immer wieder frische Subpolarluft erreicht und es ziemlich windig bleiben wird. Ab und an kann es mal einen Schauer gegen, mit meist unerheblichen Regenmengen. Im laufe der nächsten Woche könnte es dann allmählich wärmer werden. Ob uns heiße Luft erreicht, ist nicht sicher. Das dürfte zunächst der Südhälfte Deutschlands vorbehalten sein. Wir können eher immer mal von über Skandinavien ziehenden Tiefs gestreift werden. Viel Regen haben die nicht im Gepäck, eher immer mal Wolken und Wind. Es ist also möglich, dass es bei uns mit den Temperaturen erträglich bleibt, während es jetzt schon ziemlich sicher ist, das Süddeutschland eine länger anhaltende Hitzewelle bevor steht, die sich in Richtung Mitte bis Ende Juli immer weiter steigern kann und es ist nicht ganz unmöglich, dass es dann auch extrem heiß werden könnte. Es wird daran gekoppelt sein, wie sich das Omega – Hoch verhält. Es scheint sich aus heutiger Sicht nur sehr langsam von Westeuropa in Richtung Osten verlagern zu wollen. Der Trend für die erweiterte Mittelfrist sieht ein für lange Zeit sehr trockenes und heißes Mitteleuropa! Und dann beginnen auch bald die Hundstage. Sollte es so kommen, dürfen wir vom diesjährigen Sommer – Aspekt nicht mehr viel erwarten. Hoffen wir auf den Herbst!

Ist das nicht eine Pracht, ja ein bildschönes Kunstwerk, auf Breitblättrigem Ampfer? Soll es sich auch um den gewöhnlichem Ampferblatt – Rost handeln oder ist hier noch ein anderer Kleinpilz am Werk? Ich war begeistert! So schön kann unsere wilde Natur sein. 06.07.2022 im Wald nordöstlich Dreilützow.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 21.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 12,3 l/qm, maximal 54,0 l/qm und im Mittel 23,4 Liter.


Dieses Stillleben möchte ich den Tagebuch – Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten. Unsere Pilzfreundin Catrin Berseck hat offensichtlich nicht nur für schön gezeichnete Pilzmotive auf Pilzen ein Händchen, sondern auch für  ansprechende Basilikum – Pilz – Arrangements.

 

Donnerstag, 07. Juli – Heute endet der Zeitraum des Siebenschläfers. Zwischen dem 27. Juni  und dem 07. Juli sollen die Weichen für den Hochsommer bei der Wetterentwicklung gestellt werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit dieser Regel bei uns an den Küsten nur bei 50 % liegen soll, b. z. w. nicht zutreffen soll, ist doch etwas dran. Es bildet sich oft ein gewisses Grundmuster im Witterungsverlauf aus. Eingespielte Wetterlagen neigen oft zur Erhaltung. Wir sahen es seit März immer wieder, dass wir an den Küsten meist auf einer unterkühlten, trockenen Anströmung aus Norden bis Nordwesten lagen. Mit kurzen Unterbrechungen hat sich das bis jetzt auch fortgesetzt. Hoch über den Britischen Inseln lässt die Tiefs einen weiten Borgen über Nordskandinavien machen, um dann über das Baltikum nach Osteuropa zu rutschen. Manchmal werden wir besonders im Nordosten davon gestreift, so auch heute. Ausnahmsweise gab es dabei auch mal einige Liter Regen auf den Quadratmeter. In meinem Messbecher landeten bis heute Abend 18.00 Uhr 6,8 Liter. Für die Natur natürlich ein Segen, für uns Pilzfreunde einmal mehr ungenügend. Trotz allem könnte in einigen Wäldern in den nächsten Tagen doch der eine oder andere Frischpilz das Licht der Welt erblicken. Es kann also ein kurzes Aufflackern möglich sein, mehr sicher nicht. Zurück zum Siebenschläfer oder vielleicht auch schon mal den Blick in Richtung Hundstage schweifen lassen (23.07. – 23.08.). Bis zum 23. August vermag auch der klügste Wettercomputer nicht in die Zukunft zu blicken. Aber bis etwa zum Beginn der heißesten Zeit des Jahres schon. Die Hitze wird schon vor dem 23. Juli auf Deutschland übergreifen. Los geht es wohl ab nächste Woche Dienstag. In Schüben wird dann in der nächsten Zeit immer heißere Luft zu uns geführt. Schwerpunkt Süddeutschland, hin und wieder aber auch bis hoch an die Küste. Das GFS blickt diesbezüglich am weitesten in die Zukunft und lässt aus heutiger Sicht (das ist natürlich noch spekulativ) zu Beginn der übernächsten Woche auch mal die 38 Grad bis zu uns an die Küste kommen. Anderswo kann auch die 40 Grad erreicht oder leicht überschritten werden. Niederschlagsignale sind in den nächsten Wochen nur spärlich in den Karten. Vielleicht mal ein Schauer oder ein Hitzegewitter. Es wird immer wahrscheinlicher, wir müssen uns wohl bis zum Herbst gedulden. Fans von Pfifferlingen werden nicht begeistert sein.

Einige Eierschwämme (Cantharellus cibarius) schaffen es trotz der widrigen Bedingungen an geschützten Plätzen. Auch dieses Bild hat mir Catrin zugesandt.

Oben sehen wir den Ansehnlichen Scheidling, leider ohne die typische Volva am Stielgrund. Darauf muss geachtet werden, denn an und auf Totholz wächst der ähnliche Seidige Dachpilz (Pluteus petasatus). Ohne Scheide an der Stielbasis. Essbar sind jedoch beide. Foto und Finder Phillip Müller.

Im Netz habe ich dieser Tage eine private Homepage http://www.pilzradar.de entdeckt. Eine schöne Sache, denn hier kann jeder seine aktuellen Funde kurz im Bild vorstellen. Nun möchte ich nicht als Oberlehrer auftreten, mache auch meine Fehler und bin schon gar nicht Dr. Allwissend, aber den Betreibern wünschte ich mir schon ein wenig mehr Sachkenntnis. So werden hier beispielsweise auch einige Edelpilze kurz in Wort und Bild vorgestellt. Auch die drei häufigsten Steinpilze: Fichtensteinpilz, Kiefernsteinpilz und Sommersteinpilz. Auf den dazu gelieferten Bildern sehen wir jedoch nur den Fichtensteinpilz. Als Birkenrotkappe wird die Espen – Rotkappe angeboten. Auch die Bilder + Bestimmungen der Pilzfreunde, die hier ihre Funde vorstellen, ist teilweise ziemlich daneben. Der Breitblättrige Rübling vom 06.07. aus dem Odenwald ist ein Rehbrauner Dachpilz, der Dünen – Champignon aus dem Grunewald ein durch Trockenheit rissig gewordener Anis – Champignon und die Goldgelbe Koralle aus dem Erzgebirgskreis, ein Klebriger Hörnling! Sicher, auch auf dieser Homepage mag die eine oder andere Fehlbestimmung zu finden sein, aber bei diesen Allerweltspilzen sollte man sich doch vielleicht etwas mehr Mühe geben. Zum Glück ist nichts giftiges dabei, aber wenn demnächst ein Pantherpilz anstatt eines Perlpilzes als solcher in Wort und Bild vorgestellt wird, wäre das doch schon ein wenig bedenklich. Also nichts destotrotz, eine schöne Idee, aber bitte etwas mehr Gewissenhaftigkeit würde dem Unterfangen gut zu Gesicht stehen. 

Phillip hat hier den Seidigen Dachpilz (Pluteus petasatus) noch mal am Standort in Renzow für uns abgelichtet.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 22.07.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 8,9 l/qm, maximal 43,2 l/qm und im Mittel 17,2 Liter.


Bis an die 70 Liter Wasser sollen am 26. und 27. Juni im nördlichen Teil der Lübberstorfer Forst vom Himmel gefallen sein. Die Auswirkungen waren noch heute zu sehen.

 

Freitag, 08. Juli – Heute sind es 11, b. z. w. 12 Tage her, dass einige, kräftige Gewitterschauer über einige Teile Mecklenburgs zogen. Das war am 26. und 27. Juni. Also genau 11 – 12 Tage her. Meine Devise lautet ja immer, basierend aus langjährigen Erfahrungswerten. dass nach 11 – 14 Tage die Niederschläge ihre Wirkung entfalten, was größere, fleischigere Pilzarten anbelangt. Nun wurden bei weitem nicht alle unsere Pilzgebiete von auslösenden Regenmengen beehrt. So auch Wismar. Hier dürften die geringeren Niederschläge der letzten Zeit nichts größeres bewirken. Aber dort, wo zur genannten Zeit mindestens 20 l/qm oder mehr gefallen sind, sollten jetzt die ersten Anzeichen zu beobachten sein. So entschloss ich mich heute in eine Region im Nahbereich von Wismar zu fahren, wo offensichtlich der Hotspot damals aus den Wolken fiel. Phillip hat über http://www.kachelmannwetter.de die Regensummen genau einsehen können und teilte mir mit, das vor allem die Lübberstorfer Forst, ein Teilbereich der Neukloster Forst mit besonders viel Wasser bedacht wurde. Und hier vor allem der Nordteil, wo bis an die 70 Liter herunter gekommen sein sollen.

Halsband – Schwindling (Marasmius rotula) am Standort in der Lübberstorfer Forst am 08.07.2022.

Also begab ich mich heute dort hin, um die Lage zu Peilen. Ja, es kann gut sein, dass sich hier damals eine regelrechte Sintflut über das Waldgebiet ergoss. Immer noch stehen in Senken der Wege oder Furchen große Pfützen und der Wald wirkt regelrecht durchweicht. In einem nasseren Wald war ich in dieser Saison noch nicht unterwegs. Nach einer etwa 2 – stündigen Runde durch die Laub- und Nadelforst machte sich Ernüchterung breit. Es hat lange gedauert, bis ich zumindest mal einige Winzlinge von Frischpilzen zu Gesicht bekam. Es war eine größere Stelle mit geselligen Halsband – Schwindlingen. Endlich, dachte ich, die Erlösung und ein Zeichen des Anfangs! Richtige Pilze mit Hut und Stiel. Ich war begeistert! Aber es kam noch besser, eine kleine Gruppe von Gelbbräunlichen Trichterlingen wuchs am Straßenrand.

Der Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba) ist genau wie seine ähnlich gefärbten Verwandten essbar. Aber nur für Kenner, denn es gibt in dieser schwierigen Gattung durchaus Giftpilze! 08.07.2022 in der Lübberstorfer Forst am Standort fotografiert.

Die Lübberstorfer Forst steht auf besseren Böden und diese Wälder tun sich ohnehin schwer. Schließlich haben wir Sommer, ich sollte in einer Parkanlage schauen, aber wo finde ich hier eine? Ich fuhr ein Stückchen in Richtung Bützow und bog in Göllin links ab. Einfach mal über die Dörfer und mal schauen, wo ein kleiner Park mit enstsprechenden Bäumen in Sichtweite kommt. In Käterhagen war es soweit. Ein Minipark mit wenigen Bäumen (Linde, Eiche, Rosskastanie). Bereits von der Straße aus lachte mich ein imposanter Hexenröhrling an. Also Stopp und fotografieren. Ich musste verdammt aufpassen, dass ich die jungen, knackigen Netzstieligen Hexen nicht zertrete, die überall im Umfeld sprossen. Der Große ist wohl dem Gewitter am 26. Juni und die kleinere Nachhut den Sturzfluten vom 27. Juni geschuldet. Pünktlich wie die Maurer! Aber nun musste ich mich sputen, um 15.00 Uhr beginnt die Sprechzeit im Info – Zentrum.

Dieses Prachtstück von Netzstieligem Hexen – Röhrling (Boletus luridus) lachte mich bereits von der kaum befahrenen Dorfstraße aus in Käterhagen an. Standortaufnahme am 08. Juli 2022.

Aber halt, die Kiefernforst bei Perniek lag ja fast auf dem Weg. Ob hier Körnchen – Röhrlinge durchstarten? Wer weiß, es liegen ja einige Kilometer dazwischen. Dass kann für Gewitterlagen schon eine große Entfernung sein, kann damals durchaus trocken geblieben sein. Ja und sicher hat es hier nicht in diesen Größenordnungen geschüttet, aber geregnet hat es auch hier, so dass es zumindest für einzelne dieser Schmierröhrlinge gereicht hat. Nichts großes, aber immerhin ausreichend für ein Belegfoto. Ich hatte auch keine Zeit mich weiter umzuschauen. Musste mich ja sputen.

Einzelne Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) sind nun auch in der Kiefernforst bei Perniek erschienen. 08.07.2022 am Standort.

Zwar war es in der Lübberstorfer Forst heute klatschnass, aber die Schnecken finden kaum weichfleischige Frischpilze und müssen hier mit den holzigen, wenn auch jungen Buckel – Trameten (Trametes gibbosa) vorlieb nehmen. 08.07.2022.

Und noch kurz zum Wetter. Heute Vormittag fühlte ich mich fast in den Oktober versetzt. Kühl, wolkenverhangen und etwas Nieselregen. Feuchte Nordseesuppe. Wir liegen schließlich weiterhin in einer Nordwest – Anströmung und das bleibt bis auf weiteres wohl auch so. Dabei können uns immer wieder schwache Tiefausläufer streifen, die hin und wieder auch mal einen unergiebigen Schauer oder etwas Regen bringen können. Immer wieder frischt dabei der Wind stark auf. Manchmal kann es aber auch für einige Stunden sonnig werden, dass sei dann leichtem Föhneffekt vom Skandinavischen Gebirge gedankt. Und was ist nun mit der Hitzewelle? Für den Südwesten Deutschlands kommt sie mit großer Wahrscheinlichkeit, bei uns eher nicht. Wir bleiben meist in der eingefahrenen Nordwest – Rutsche, in der es höchsten vorübergehend mal etwas sommerlichere Temperaturen geben kann. Erst in der übernächsten Woche ist die Hitze auch bei uns noch nicht von Tisch. Das ECMWF rechnet heute in seinen heißesten Lösungen auch für Wismar Höchstwerte zwischen 35 und 39 Grad über mehrere Tage! Die Wetterküche macht es spannend und wartet offensichtlich den richtigen Zeitpunkt ab, nämlich den Beginn der Hundstage.

Eigentlich wollte ich keine Speisepilze sammeln, konnte dann aber doch nicht an mich halten, als ich merkte, das genügend dort waren, um ein Dörrgerät in Betrieb zu nehmen. Netzstielige H. trocknen zwar nicht ganz so gut wie Flockenstielige H., aber für Pilzpulver sind sie allemal gut genug. 08.07.2022 Käterhagen.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 23.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,7 l/qm, maximal 35,5 l/qm und im Mittel 12,4 Liter.


Das war eine tolle Überraschung heute morgen, dass Klaus Warning aus Bützow nach langer Pause mal wieder dabei war. Fünf Jahre sind es fast her, als wir zuletzt auf einer Wanderung am 05.08.2017 im selben Gebiet, nur von Friedrichswalde aus, unterwegs waren.

 

Sonnabend, 09. Juli – Eine öffentliche Lehrwanderung führte heute in die Forste unweit Klein- und Groß Labenz und des gleichnamigen Sees in der Nähe der Mecklenburgischen Kleinstadt Warin. Eine kleine Gruppe von 6 Pilzfreundinnen und Pilzfreunden trafen sich dazu gegen 8.45 Uhr am Waldrand in Groß Labenz. Nach längerer Unterbrechung war endlich auch wieder mein langjähriger Freund und Pilzberaterkollege Klaus Warning aus Bützow mit von der Partie, worüber ich mich sehr gefreute habe. Wir lernten uns am 10. Oktober 1998 während einer Weiterbildungsveranstaltung in Ueckermünde kennen. Klaus hatte sich damals entschieden, für das Landesgesundheitsamt als Sachverständiger für Bützow eine Ausbildung als PSV zu beginnen. Da Wismar und Bützow nicht sonderlich entfernt von einander liegen und auch die damals schon regelmäßig durchgeführten Lehrwanderungen nicht selten zwischen den beiden Orten stattfanden, waren wir seit dem oft gemeinsam unterwegs und ergänzten uns schließlich auf vielen Wanderungen. Klaus entlastete mich dadurch auch, wenn mal wieder viel zu viele Leute mit dabei waren. Ich entsinne mich noch gut an eine Pilzwanderung bei Neukloster. Damals kamen zu bester Pilzzeit sage und schreibe 50 Menschen zusammen. Und es gab damals viele Pilze, und besonders oft auch wunderbare Grüne Knollenblätterpilze (ist wirklich einer unserer schönsten Großpilze)! Es war auch eine Gruppe von russischen Aussiedlern dabei, die kaum ein Wort deutsch verstanden. Immer wieder landeten diese hochtoxischen Wulstlinge in ihren Sammelkörben. Ich weiß nicht, ob ich Herr der Lage geworden wäre, wenn Klaus nicht mit dabei gewesen wäre.

Ähnlich wie bei mir, haben die Pilze ihm viele Jahre einen tieferen Sinn im Leben gegeben, ihn mit ihrer Schönheit und Vielfältigkeit betört und viele schöne Momente geschenkt. Unzählige, tolle Fotos kamen in dem viertel Jahrhundert seiner Beschäftigung mit diesem Naturreich zusammen. Für seine Kinder hat er zwei Bücher in Auftrag gegeben. Als Erinnerung und kein Bestimmungsbuch, mehr ein Bildband mit den schönsten Fotos von auch  teils seltenen Arten, die man vielleicht nur einmal im Leben zu Gesicht bekommt.

Und in einem der beiden Bücher enthalten ist auch dieser imposante und sehr schöne Blätterpilz, der hier am Fuße einer Birke aus dem Ei schlüpft. Es ist der Wollige Scheidling (Volvariella bombycina). Einer unserer schönsten Großpilze, der sogar essbar ist. Er blieb stehen und darf sich weiter entfalten. 09.07.2002 am Waldrand bei Groß Labenz.

Am Abend dieses Tages wurde ich dann noch in eine Wismarer Klinik gerufen. Es bestand der Verdacht einer Pilzvergiftung. Die diensthabende Schwester zeigte mir einen Widerlichen Täubling und einen grauen Trichterling als mögliche Ursache, die der Patientin auf den Magen geschlagen sein könnte. Es war keine Russin, sondern eine Chinesin! Aufatmen war angesagt, aber nur für einen kleinen Moment. Ich bat um ein Gespräch mit der Patientin und hatte ein Buch mit der Abbildung des Grünen Knollenblätterpilzes mit, um auszuschließen, dass dieser Mörder nicht ursächlich für ihre Beschwerden sein möge. Ich hielt ihr die Abbildung von Amanita phalloides vor und sie zeigte begeistert auf die schönen Pilze „Ja, diese waren auch dabei, habe ich bei Neukloster gesammelt. Bei uns in China isst man gerne Pilze, die so schön aussehen.“ Der diensthabende Arzt ordnete eine Überweisung in die Rostocker Universitätsklinik an! Was daraus wurde, kann ich leider nicht sagen, fällt wohl unter das Ärztegeheimnis. Ich habe allerdings auch nicht weiter nachgeharkt und in der Presse war auch nichts von einem Todesfall im Zusammenhang mit einer Pilzvergiftung zu lesen.

Und ebenfalls am Waldrand unter Birken und Eichen, diese beiden leckeren Fleischroten Speise – Täublinge (Russula vesca). Ungewöhnlich waren die zart rosa angehauchten Stiele. Das hatte ich bei diesem Edelpilz so noch nicht beobachtet. 09.07.2022 Wald bei Groß Labenz.

Und Bilder werden auch weiterhin gemacht. Klaus heute in Aktion am Ufer des Lofsees beim fotografieren eines kleinen Büschels von Lungen Seitlingen.

Ja, es sind 24 Jahre her, dass ich Klaus kennenlernte und es hat mir gut getan, heute mal wieder gemeinsam mit ihm unterwegs gewesen zu sein. Sicher hat daran auch unsere Catrin aus Katelbogen, unweit von Bützow, ihren Anteil. Beide trafen sich im letzten Herbst zufällig im Wald und kamen ins Gespräch. Klaus bemerkte ihr Interesse an den Pilzen und Catrin wandte sich nun immer öfter an ihn, um ihre Fragen bezüglich unbekannter Arten los zu werden. Klaus war nicht unglücklich darüber. Ist er doch nicht mehr der Jüngste und wäre sehr angetan davon, wenn er eine Nachfolgerin im Raum Bützow für die Pilzberatung gewinnen könnte. Schließlich wird es auch immer schwieriger Nachwuchs für diese verantwortungsvolle, ehrenamtliche Aufgabe zu gewinnen. Der Altersdurchschnitt der Pilzberater in M-V soll 74 Jahre betragen. Ja, da gehöre ich ja fast immer noch, wie seit Anbeginn im Jahre 1981, zu den Küken. Den Altersdurchschnitt, so scheint es jedenfalls, vermag ich so schnell nicht einzuholen. Er läuft noch immer vor mir her. Wenn das so weitergeht, könnte es sein, dass mir vorher die Puste ausgeht. Aber bevor es soweit ist, hatte Klaus eine Idee! Da ist ja noch der Steinpilz- Wismar und dort gibt es jemanden, der ihr (Catrin) durchaus weiter helfen könnte. So wandte sie sich im Frühjahr auf Anraten von Klaus an den Steinpilz – Wismar und fragte, ob sie sich unseren Wanderungen und Exkursionen anschließen darf. Wurde Mitglied in der Gruppe der Pilzfreunde und ist nun mit Begeisterung dabei. Catrin entschied sich aber erst nach einer gewissen Anlaufzeit zu diesem Schritt, um sich vorher persönlich zu testen und einzuschätzen, ob es ihr gelingen könnte, die Prüfung zur Pilzsachverständigen zu meistern. Ich denke, die Aussichten stehen bestens!

Und es gab noch eine weitere Überraschung heute. Speziell für mich und für den Steinpilz-Wismar überreichte mir Catrin diese wunderschöne Arbeit auf Flachem Lackporling. Liebe Catrin, ganz herzlichen Dank dafür und deine Arbeit hat einen würdigen Platz im Info – Zentrum gefunden. Sie begrüßt die Besucher gleich am Eingangsbereich. Wir schaffen es schon, dich ebenfalls zu einer PSV – lerin zu machen.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 24.07.2022 in akkumulierter Form des ECMWF: minimal 1,9 l/qm, maximal 59,4 l/qm und im Mittel 16,1 Liter.


Sonntag, 10. Juli – Heute vor zwei Wochen unternahm ich wegen der spannenden Wetterentwicklung an diesem Tag (26. Juni) eine Rundfahrt im Raum Sternberg – Demen – Dabel. Damals brauten sich im Nachmittagsverlauf einige, teils kräftige Schauer und Gewitter zusammen. Örtlich brachten diese auch nennenswert Wasser auf den Boden. So verfolgte ich ein Gewitter im Raum Dabel, das seinen Ursprung bei Parchim nahm. Am folgenden Montag kam es neuerlich zu teils starken Gewittern. Teilweise wurden die selben Gebiete getroffen, so dass zumindest punktuell ein Grundstein für ein Aufflackern an der Pilzfront gelegt werden konnte. Eine ähnliche, aber etwas erweiterte Runde stand heute auf dem Programm. Die Erweiterung erfolgte bis in den Raum Mestlin und Goldberg. Mestlin hatte damals ganz gut etwas abbekommen. So schaute ich mich zwischen Zölkow und Mestlin kurz in einem Waldbereich um, von dem ich weiß, dass er besonders artenreich und interessant ist. Auch im Hinblick auf Klassiker wie Steinpilze oder Gold – Röhrlinge. Auch einige interessante Täublinge sind hier zu hause. Nicht einen Frischpilz!

Diese beiden Frischpilze fand und fotografierte ich heute auf einer Wiese im Ort Goldenbow. Es handelt sich um Halkbkugelige Ackerlinge (Agrocybe semiorbicularis). Ohne Speisewert.

Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) am 10. Juli 2022 in der Schwinzer Heide.

Über Goldberg fuhr ich in die Nossentiner/Schwinzer Heide und beehrte meine Standard – Stellen bezüglich Sommersteinpilzen und vielen anderen Arten. Wenn es Frischpilze geben sollte (auch über der Nossentiner/Schwinzer Heide zogen vor 2 Wochen Gewitter hinweg), dann hier. Aber der Naturpark ist groß, da muss es nicht gerade an meiner Stelle ausreichend geregnet haben. Ausreichend geregnet hat es in so fern, um zumindest einige Frischpilze aus dem Waldboden zu locken. Ich hatte außerdem den optimalen Tag erwischt, für einige wunderbare Sommersteinpilze. Aber ausreichend für einen nennenswerten, kräftigen Wachstumsschub war es nicht. Die Stellen waren dürftig besetzt. Nur ein Standort, eine Senke mit viel Moos, hatte ihren ganz normalen Schub hervorgebracht, der etwa bei 5 – 6 Sommersteinpilzen liegt. Es standen fünf Exemplare. Dazu auch ein sehr schöner Körnchen – Röhrling in Mitten der Steinpilze. Einige Standorte waren unbesetzt und an einer anderen Stelle waren es nochmals drei Exemplare. Ansonsten an einer humusreichen Stelle wie erwartet einige Rotbraune Riesen – Träuschlinge. Es gab Lilablättrige Mürblinge und zwei Zweisporige Champignons, das war alles.  Aber nichts destotrotz, ich war zufrieden. Fotos für das Tagebuch des Steinpilz – Wismar. Die Ausstellung im gleichnamigen Info – Zentrum kann seinen Namensgeber präsentieren und auch für den Trockner hat es so leidlich gereicht, ohne das er auch nur annähernd ausgelastet wäre.

Die Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) befanden sich heute im optimalen Zustand zum ernten.

So lange ich in die Pilze gehe, praktisch seit dem ich laufen gelernt habe, bin ich nur einmal auf die Idee gekommen, mir eine Mahlzeit von diesen Edelpilzen zuzubereiten. Essen tritt für mich in den Hintergrund. Es ist die Erscheinung, die Ästhetik dieser Pilze, die mich fasziniert. Kein Steinpilz gleicht dem anderen. Jeder hat seine eigene Erscheinung. Seine eigene Persönlichkeit. 10.07.2022 Schwinzer Heide.

Das Wetter zeigte sich eher herbstlich. Für hochsommerliche Verhältnisse viel zu kühl, reichlich Wind, aber besonders zum Nachmittag wenigstens etwas Sonne. An den kommenden Tagen soll es schrittweise wärmer werden, um in der zweiten Hälfte der neuen Woche wieder etwas abzukühlen. Ohne Regen! Ob im Verlauf dann die Super – Hitze kommt? Sicher ist das immer noch nicht, wird aber immer wahrscheinlicher. Da können wir nur hoffen, dass sich das amerikanische GFS heute verrechnet hat. Es simulierte Anfang der übernächsten Woche Temperaturen für Norddeutschland, die selbst schon für spanische Verhältnisse extrem wären. In BENELUX und dem Nordwesten Deutschlands bis zu 45 Grad im Schatten! Das gab es noch nicht einmal annähernd für Norddeutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Aber auch in einem breiten Bogen über dem Norden bis rüber zu Berlin und Brandenburg 40 Grad und mehr! Da dürfen wir im Küstenumfeld noch froh sein, dass die Temperatur mit knapp 39 Grad in Wismar fast schon eine Erfrischung darstellen. Aber ich denke, hier wird doch etwas über das Ziel hinaus geschossen. Das auch ziemlich weit in die Zukunft blickende Schweizer Model wollte zumindest gestern von Hitze in der Mittelfrist bei uns in Norddeutschland nichts wissen. Maximal normale Sommertemperaturen (25 – 30 Grad), eher sogar für die Jahreszeit etwas zu kühl. Das schlimmste von allem ist jedoch, dass bis auf weiteres kein nennenswerter Regen mehr in Sicht ist.

Vater, Mutter und Kind. Früher hätte ich es auch so formulieren können: Mama Irena, Papa Reinhold und Sohn Jonas. Sommer – Steinpilz – Familie am 10. Juli 2022 im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 25.07.2022 – 14.00 Uhr: minimal 0,9 l/qm, maximal 37,7 l/qm und im Mittel 13,1 Liter.


Rotbraune Riesenträuschlinge (Stropharia rugosoannulata) gestern am Standort in der Schwinzer Heide fotografiert. Typisch für einige Träuschlinge, ihre blaugrauen Lamellen. In Gartenkatalogen wird er unter der Bezeichnung Braunkappe vermarktet.

 

Montag, 11. Juli – Heute habe ich mal kurz wieder in den Pilzticker herein geschaut. Es heißt, besonders im Südwesten der Republik soll es derzeit sehr trocken sein. Allerdings ist Baden – Württemberg ein großes Bundesland und hier gab es in den zurückliegenden Wochen durchaus Regionen, die von kräftigen Regenfällen und Gewittern getroffen wurden. Dort, wo sich besonders viel Aufsummierte gibt es zur Zeit eine regelrechte Sommersteinpilz – Schwämme. Die Edelpilze werden körbeweise nach hause getragen. Sicher auch mit dem obligatorischen Proteingehalt, der ohne Frage den Nährwert erhöht. Übrigens waren meine Sommersteinpilze gestern von fast total vermadet (1 Exemplar) bis fast Madenfrei. Ja, da hat der Mond im Südwesten großes geleistet!? Bei uns gibt er sich zwar auch Mühe, aber so einen Überfluss wird er kaum aus den Böden unter Eichen und Buchen locken können.

Der Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) braucht Laubbäume, in der Regel Eichen oder Buchen, der Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) ist auf Kiefern angewiesen. Sie wuchsen nur wenige Dezimeter von einander entfernt. Immer mal darauf achten, welche Baumpartner in der Nähe stehen. 

Handbuch für Pilzfreunde, Band 1: in Gruppen wachsend, sehr gebrechlich, trocken tonweißliche, durchfeuchtet gelbbräunliche Hüte mit violetten Blättern, sehr dünnfleischig. Rand von weißen Flocken behangen. Lilablättriger Mürbling (Psathyrella candolleana). Vorzüglicher Suppenpilz! 10.07.2022 in der Schwinzer Heide.

Aber noch ist bekanntlich nicht aller Tage Abend. Warten wir ab und lassen erst einmal den Hochsommer richtig aufdrehen. Aber er macht es einfach spannend. Eigentlich sollte bereits in dieser Woche eine rekordverdächtige Hitzewelle über uns hereinbrechen. Aber dieses Szenario ist erst einmal vom Tisch. Heute hatten wir echtes Wohlfühlwetter, dank dem Norwegischen Gebirge. Wir erlebten eine selten gut ausgeprägte Föhnlage. Die harte Nordwest – Anströmung ist eigentlich recht feucht und wolkenreich. Fast wie mit dem Lineal war heute die Grenze zwischen dieser Nordseesuppe und dem trockenen, sonnigen Föhn über Norddeutschland gezogen. Der Nordwesten unter Wolken, bei uns strahlender Sonnenschein in angenehmer Luft. Aber die Hitze gibt sich längerfristig wohl nicht geschlagen. Schubweise nimmt sie immer wieder Anlauf um Deutschland mit ihrer Gluthitze endlich abzukochen. Ein erster Schub macht sich bis Mitte der Woche auf den Weg. Es wird vor allem in Süddeutschland bis zu 35 Grad heiß. In der zweiten Wochenhälfte schießt die Nordsee wieder mit fast empfindlich kühler Polarluft zurück. Es wird besonders bei uns an den Küsten neuerlich windig und mit unter 20 Grad für die Jahreszeit deutlich zu kalt. Aber die Heißluft will sich das nicht gefallen lassen. Nach aktuellem Stand nimmt sie Anfang der nächsten Woche einen weiteren Anlauf. Das GFS – Modell hatte für Dienstag nächster Woche den Hitzeschwerpunkt von Schwerin bis Leipzig in der Rechnung mit über 40 Grad im Schatten. Wismar kommt mit 37 – 39 Grad noch glimpflich davon. Danach drückt wieder die kühlere Luft zurück, aber nicht lange. Zum dann folgenden Wochenende schlägt die Extremhitze erneut zu. So der mittelfristige Fahrplan aus heutiger Sicht. Ob es tatsächlich so oder ähnlich kommt? Warten wir mal ab. Und wo bleibt der Regen? Leider sieht es weiterhin schlecht aus. Zwar kann das Luftmassengerangel immer mal einige Schauer oder Gewitter produzieren, aber großes ist nicht in Sicht. Sollte es aber im laufe des Sommers tatsächlich mal zu großflächigen und ergiebigen Niederschlägen kommen, dürfte auch uns eine Sommersteinpilz – Explosion bevor stehen. Immerhin ist seit Mai Wachstumsperiode dieser Dickröhrlinge, aber viel war bei uns bisher nicht möglich. Je länger es heiß und trocken bleibt, um so größer die Aussichten auf einen pilzreichen Spätsommer und Herbst. Vielleicht erleben wir als Ausgleich in dieser Saison noch großes, in geballter Ladung! 

Steckbrief nach Michael – Hennig – Kreisel: fleischrötliche, vom Rand oft ganz wenig (manchmal auch mehr) zurück gezogene Oberhaut, weißliche, oft rostfleckige Blätter, am Grund zugespitzter Stiel, der stets weiß ist! Die Evolution schreitet voran, der Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca) wird rosastielig! 09.07.2022 am Waldrand bei Groß Labenz. Einer der wohlschmeckensten Speisepilze, der auch zum roh essen mit Salz auf Brot empfohlen wird.

Hier die akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 26.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,9 l/qm, maximal 60,4 l/qm und im Mittel 16,00 Liter.


Seit Freitag haben sie mir ein Baugerüst vor das Info – Zentrum gestellt. Es bleibt bis Ende des Monats. Eigentlich hatte ich vor, viele Urlauber sind nun in der Stadt, gelegentlich Waffeln vor dem Laden zu backen, da Tote Hose an der Pilzfront. Das wird erst einmal nichts.

 

Dienstag, 12. Juli – Eigentlich nahm ich an, dass erst im Jahre 1946 die Bodenreform in den Ostdeutschen Ländern der damaligen sowjetischen Besatzungszone stattfand. Die Gutsbesitzer hatten sich entweder von selbst  aus dem Staub gemacht, oder wurden größtenteils enteignet. Betriebe und Ländereien gingen in Volkseigentum über. So sollte es grundsätzlich sein und zwar überall auf der Welt. Wie kann es angehen, dass mit Land Handel getrieben wird, Geld mit Grundstücken verdient wird? Mit unser aller Eigentum spekuliert wird. Ein Aberwitz, aber leider mehr denn je die Realität in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Und das treibt manchmal seltsame Blüten. So wollte mir Anfang April jemand, während meiner ersten Mittwochsexkursion, das Betreten des angeblich ihm gehörenden Privatwaldes bei Großklützhöved, ohne sich mir gegenüber auszuweisen, verbieten. Statt dessen sollte ich ihm meine Personalien nennen. Ich ignorierte ihn und verwies auf das Waldgesetz. Außerdem war nirgendwo ein Hinweis zu finden, dass dieses Waldstück privat wäre und nicht betreten werden darf. Und dass ist in der Regel auch nicht üblich. Egal ob Privatwald, in Besitz der Kommunen oder der Länder. Wälder sind im allgemeinen als Erholungsraum für jedermann zu Betreten und das auch abseits der Wege! Ausgenommen besonders sensible Gebiete oder Naturschutzgebiete. Aber auch aus letzteren darf der Mensch keinesfalls fern gehalten werden. Auch er ist Teil der Natur und verweilt er in einem Naturschutzgebiet, ist er Teil des ganzen und sollte eigentlich selbst unter Schutz stehen. Naturschutzgebiete dürfen nicht als Verbotszone für uns  Menschen missbraucht werden, auch wenn sie mal die Wege verlassen. Niemand braucht sich also von Privatwaldbesitzern, Jagdpächtern oder selbst ernannten Naturschützern oder auch radikalen Naturschutzbeauftragten einschüchtern lassen. Ein Spaziergänger oder auch ein Pilzsucher richtet in der Regel keinen Schaden an. Naturschutzgebiete (oft besonders wertvolle und sensible Landschaftsbereiche) sind deshalb deklariert worden, um sie vor wirtschaftlicher Ausbeutung und damit Zerstörung zu bewahren. Nicht um den Menschen auszugrenzen, sondern um sein zügelloses Treiben aus Gewinnsucht zu regulieren und auszugrenzen. 

An der Frischpilzfront wird es auch weiterhin sehr verhalten bleiben. Zu empfehlen sind jedoch Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) an totem Laubholz. Je heißer der Sommer, um so besser für diesen Speisepilz und die Trockenheit macht ihm nichts aus. Das Bild habe ich am 09.07.2022 am Loofsee an Birke aufgenommen.

Für Pfifferlinge ist dieser Sommer jedoch in unseren Breiten ein Debakel. Diese Blassen Laubwaldpfifferlinge (Cantharellus cibarius var pallidus) habe ich am 10.07.2022 im Kaarzer Holz fotografiert. Es waren die einzigen. Im letzten Sommer konnte ich an dieser Stelle in zwei Wellen gut drei Kilo ernten.

Aber ich bin schon wieder völlig abgeschweift. Ich wollte doch eigentlich auf die Bodenreform nach dem 2. Weltkrieg in der Ostzone hinaus. Heute hatte ich Termin beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt  Westmecklenburg in Schwerin. Ich bin nämlich auch Grundbesitzer, wo für ich persönlich aber nichts kann. Ja, ich besitze eine Wiesenfläche (ab heute nicht mehr) und einen Hektar Wald in der Gemarkung Buerbeck, an der Landstraße zwischen Demen – Buerbeck – Dabel. Hier wurde heute im Ramen eines Flurneuordnungsverfahrens die Erbengemeinschaft geladen. Erschienen waren nur drei, eine Cousine aus Güstrow sowie mein Bruder. Er brachte die original – Urkunde der damaligen Landverteilung mit. Nicht 1946, sondern am 30.12.1945 wurde die Familie Krakow stolze Land- und Waldbesitzer, eben Volkseigentümer. Das ehemalige Gut Buerbeck wurde  unter den Ortsansässigen Häuslern aufgeteilt. So kam ich also bereits vor meiner Geburt an diese Ländereien. Was nun damit anfangen? Auf die Wiese habe ich verzichtet und der Wald bleibt in unserem Besitzt. Mein Bruder wird ihn nutzen und schonend Holz heraus holen. Nur ein Erbberechtigter meldete noch Ansprüche auf das Waldstück an, war heute aber nicht erschienen. Oft gibt es ja größere Streitigkeiten innerhalb einer Erbengemeinschaft. Da zeigt sich dann oft der Urinstinkt des haben Wollens und nicht Gönnens, schlicht Neid und Missgunst. Darauf habe ich einfach keinen Bock. Außerdem, in unserem Wald darf jeder spazieren gehen und auch Pilze suchen und mitnehmen. Nur die Bäume sollten stehen bleiben und bricht sich jemand die Gräten, hat er es selbst zu verantworten.

Aber hin und wieder kann man Glück haben und eine Handvoll Eierschwämme (Cantharellus cibarius) finden. So auch unser Vereinsmitglied Michael Junge. Er sandte mir heute dieses Bild zu.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 27.07.2022 – 20.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 1,7 l/qm, maximal 38,9 l/qm und im Mittel 13,5 Liter.


Heute Nacht ist Super – Mond. Erst im Jahre 2034 wird es ihn wieder in dieser Pracht geben. Das Foto habe ich aber bereits vorletzte Nacht geschossen.

 

Mittwoch, 13. Juli – Erst in 12 Jahren dürfen wir ihn wieder so groß und prachtvoll bewundern wie heute Nacht. Es ist Super – Mond! Da freut sich auch der Werwolf, also Vorsicht heute Nacht beim beobachten oder fotografieren unseres Erdtrabanten! Hinsichtlich der Auswirkungen an der Pilzfront hat der Supermond zumindest bei uns in Mecklenburg versagt. Ganz anders regional im Süden der Republik. Hier hat er eine Super – Wachstumswelle von Sommersteinpilzen hervor gebracht. Aber weg von Mythen und Märchen. Werwölfe spuken nur in der Fantasie des Menschen und auch die Mond – Theorie scheint ähnlichen Ursprungs zu sein. Aber sie bestätigt sich immer wieder, wie wir sehen. Andererseits eben auch nicht, sieht man mal von einigen Hexen – Röhrlingen oder Sommersteinpilzen ab, die den örtlich heftigen Regengüssen vor knapp zweieinhalb Wochen geschuldet waren. Es zeigt sich einmal mehr, das A und O sind auslösende Niederschläge und wenn diese ausbleiben, kann der Mond hier leider auch nichts bewirken. Am ehesten reagieren im Sommer noch Parkanlagen. Die Wäldern sind träger und hier braucht es wohl über längere Zeit regnerisches Wetter, um dann aber nachhaltiger etwas in Gange zu bringen.

Waldgebiet am Buchenberg südöstlich Glaisin. Das Ziel der heutigen Mittwochsexkursion.

Wie auch schon vor einer Woche bei Dreilützow, erfreute ein einzelner und halb verwelkter Gold – Mistpilz (Bolbitius vitellinus). Es hat schon was, in diesen Zeiten einen richtigen Pilz mit Hut und Stiel zu finden.

Doll war es auch nicht, was der Mond in der Griesen Gegend zustande brachte. Ist es hier noch schwieriger, auf den im Sommer meist staubtrockenen Sandböden. War ich in den zurück liegenden Wochen an der nördlichen Grenze der Griesen Gegend Mittwochs unterwegs, ging es heute deutlich südlicher. Das MTB Eldena ist an der Reihe. Und wie der Ortsname schon vermuten lässt, ist Elde und Elbe recht nah. Das Gebiet liegt zwischen Ludwigslust und Dömitz. Auch unweit unseres ehemaligen Maronen – Hotspots in der Kalißer Heide, mit ihrem Reuter Stein. Aber dieser Bereich liegt außerhalb der aktuellen Kartierungsregion. Gegen 10.00 Uhr traf ich mich mit unserem Vereinsmitglied Michael am Waldrand des Buchenbergs, südöstlich des Ortes Glaisin. Bis auf wenige Kleinarten, gab es keine Frischpilze. Der sandige Wald war sehr trocken, dafür aber sehr vielseitig und interessant strukturiert. Ein schönes Waldgebiet, mit durchaus ungewöhnlichen Bereichen. Und dass er durchaus etwas besonderes hat, konnten wir auch an einer geführten Lehrwanderung festmachen, die hier mit einer Gruppe von Urlaubern vom Revierförster oder eines Naturschutzbeauftragten durchgeführt wurde. Gerne hätten wir uns angeschlossen, aber die Urlauber aus Berlin, Hamburg oder Zwickau mussten sicher dafür einen kleinen Obolus entrichten. Auf jeden Fall eine wunderbare Gegend, auch wenn die Bezeichnung dieser Landschaft etwas anderes vermuten lässt. Wer Ruhe sucht in waldreicher Umgebung, ist hier an der richtigen Adresse. 

Bereits auf der Hinfahrt, heute morgen, habe ich diese Monstertraube von Schuppigen Porlingen (Polyporus squamosus) an einem Straßenbaum zwischen Jesendorf und Tarzow gesehen. Auf der Rücktour waren sie fällig. 13.07.2022.

Das Wetter war für eine Waldexkursion bestens, fast schon zu warm, aber Dank des bewölkten Himmels noch einigermaßen auszuhalten. Auf der Rückfahrt frischte der Wind in Höhe Schwerin plötzlich spürbar auf und es zeigten sich lockere Quellwolken am Himmel. Die Kaltfront hatte uns erreicht. So wird es in den nächsten Tagen wieder unterkühltes Herbstwetter geben und mitunter kann auch mal ein Schauer oder Gewitter der Marke Kaltluft dabei sein. Das markanteste am Wetter der nächsten Tage wird der Wind sein. 

Ich hatte Glück, die Pilze hingen nicht hoch und einige male rhythmischen Druck ausgeübt, bekam ich die mindestens 10 Kg schwere und gut einen halben Meter breite Traube in Gänze vom Baum. Der Gigant passte nicht in meinen Korb, aber ich hatte ja noch einen Gepäckkoffer am Roller. Der ist zwar nur für 5 Kilo zugelassen, aber es ging alles gut. Ein Ausstellungstück vom Feinsten und ein Blickfang. Übrigens ganz frisch und an den Rändern noch so zart, dass man ihn Essen könnte. Aber Straßenbaum!

Hier noch die akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 28.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,7 l/qm, maximal 142,4 l/qm und im Mittel 20,3 Liter. Die Prognosen werden wieder günstiger!


Donnerstag, 14. Juli – Heute habe ich mal nachgeschaut, was in den letzten 14 Jahren um diese Zeit an der Pilz- und Wetterfront so los war.

  • 2009: insgesamt artenarm am 14. Juli, aber ich war zum Ernten von Pfifferlingen verurteilt worden. Natürlich nicht gerichtlich, sondern das Angebot zwang mich irgendwie dazu.
  • 2010: Unwetterwarnung in der Nacht zum 15.07. vor schweren Gewittern.
  • 2011: kräftige Regenfälle gebietsweise und viele Pilze besonders in Parkanlagen.
  • 2012: das Frischpilzaufkommen entwickelt sich.
  • 2013: Wälder teils schlammig vom vielen Regen. Pilzaufkommen zufriedenstellend.
  • 2014: viele Pilze in Parks, pilzarme Wälder.
  • 2015: Es hat gut geregnet. Pilze wachsen in der Hoffnung auf mehr.
  • 2016: Viele Pilze in Parkanlagen, wenig in Wäldern auf schweren Böden. Besser in sandigen Forsten.
  • 2017: Gutes Frischpilzaufkommen in Parkanlagen, weniger in Wäldern. Tendenz steigend.
  • 2018 (legendäres Dürrejahr): trotz dem einige Frischpilze in unseren Wäldern.
  • 2019: 44 Liter in Schwerin. Zur Zeit sehr verhaltenes Frischpilzwachstum.
  • 2020: Ein neuer Wachstumsschub setzt in den Parkanlagen ein.
  • 2021: viele Sommersteinpilze und Pfifferlinge!

Die Schuppigen Porlinge von gestern dienen nun als Blickfang und zum neugierig machen auf unsere Pilzausstellung, die zur Zeit leider recht dürftig ausfällt, wegen Ermangelung an Frischpilzen.

Näher und viel ausführlicher ist alles in den entsprechenden Tagebüchern nachzulesen. Mir kommt vor, so schlecht, wie in diesem Jahr Mitte Juli, war es bisher kaum. Betrachtet man sich die kalibrierten Niederschlagsmengen seit März, ist das nicht verwunderlich. Dazu die meist ungünstigen, unterkühlten Luftmassen aus nördlichen Breiten. Setzt sich mal kurz wärmere, sommerliche Luft durch, dauert es nicht lange und wir erleben einen Unterkühlten und oft auch windigen Rückfall, so auch derzeit wieder. In Staffeln kommen immer kühlere Luftmassen aus Nordwesten zu uns. Sie haben zum Teil einige Schauer im Gepäck, aber das wenige an Feuchtigkeit, die diese zu Boden bringen, wird durch die intensive Sonneneinstrahlung gleich wieder verdunstet oder der starke Wind trocknet zusätzlich ab. Und der Wind wird in den nächsten Tagen gut drauf sein.

Frischpilze fanden sich gestern in der sandigen und trockenen Region am Buchenberg, die zur Griesen Gegend gehört, leider kaum. Dieser Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila) beglückte uns als Einzelexemplar.

Catrin aus Katelbogen hat für uns das Küken des Wolligen Scheidlings (Volvariella bombycina) vom Sonnabend in seiner Entwicklung weiter beobachtet und es soll sogar noch Gesellschaft bekommen haben.

Am Abend zogen einige Schauer durch. Ich hatte 0,5 Liter im Messbecher. In der Nacht zum Sonnabend soll eine weitere Schauerstaffel, teils auch in Begleitung von Gewittern, von Nordwesten her durchschwenken. 5 – 10 Liter wären hier tatsächlich mal möglich. Insgesamt geht es in Deutschland aber sehr trocken weiter. Am ehesten kann es mittelfristig, einschließlich der erwähnten Schauer, noch bei uns im Norden regnen. Und wo bleibt die gefühlt schon seit einer halben Ewigkeit angekündigte Hitze? Die kommt nun tatsächlich und das ist sicher. Darin sind sich inzwischen alle Wettermodelle einig. Ab Montag geht es los und Stand heute dürfte besonders der kommende Mittwoch der heißeste Tag des Jahres bisher bei uns im Nordosten werden. Die 40 Grad werden wir wohl nicht schaffen, aber bis jenseits der 30 Grad – Marke geht es auf jeden Fall. Die Modelle rechnen dann auch besonders bei uns im Norden mit ersten Gewittern. Die können durchaus schwer geladen haben und es besteht Unwettergefahr.  Überhaupt sieht es aus aktueller Sicht so aus, sollte es im Juli noch nennenswert regnen, so dürften die größten Chancen dafür der Norden haben. Aber es sind wieder konvektive Wetterlagen. Überschwemmungen hier, Sandsturm in Form von trockenen Gewitterböen dort, oder so ähnlich.

Scheibchen – Tintlinge (Coprinus spec.) gestern in der Grasnarbe eines schattigen und etwas feuchteren Waldweges am Buchenberg bei Glaisin.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 29.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,4 l/qm, maximal 88,9 l/qm und im Mittel 21,2 Liter.


Freitag, 15. Juli – Heute war ich ganztägig im Info – Zentrum, obwohl am Freitag regulär erst ab 15.00 Uhr geöffnet sein sollte. Ich hätte auch zu einer Info – Tour aufbrechen können, aber mir fehlte einfach die Motivation. So habe ich lieber die Ausstellung gepflegt und vor allem auch den Bericht von der letzten Mittwochsexkursion geschrieben. Morgen steht Schreibkram für das Steuerbüro an. Alle halbe Jahre. So werde ich erst am Sonntag wieder im Feld sein, besser geschrieben, im Warnowtal bei Gädebehn, im Ramen einer Vereinsexkursion.

Trotz des Baugerüstes vor dem Laden, verirren sich doch immer mal einige interessierte Menschen in den Steinpilz – Wismar, um sich meine leider immer noch recht bescheidene Ausstellung von aktuell 72 Großpilzarten anzuschauen. Dazu nur wenige Frischpilze, meist pflegeleichte Porlinge, Schichtpilze, Bauchpilze oder Pyrenomyceten. Wir befinden uns schließlich in der Hochsaison und viele Urlauber sind nun wieder an der Ostsee. Da das Wetter derzeit bezüglich Strandbesuche nicht so toll ist, eher frühherbstlich daher kommt, schauen sich viele die historische Altstadt an. Wismar zählt zum Weltkulturerbe. Und wer Kultur der besonderen Art genießen möchte, kann sich ab heute im altehrwürdigen Gemäuer der St. Georgenkirche eine Gruselkomödie zum Thema Blutsauger anschauen. Gemeint sind natürlich nicht die Minivampire, die uns auf unseren Wanderungen durch die Wälder häufig belästigen, sei es in Form von Mücken oder Zecken, sondern Graf Dracula. In Wismar nahm nämlich der Film – Kult dieser Fantasie – Figur des Autors Bram Stoker seinen Ursprung. Der Gruselklassiker Nosferatu wurde vor gut 100 Jahren u. a. in Wismar von Friedrich Wilhelm Murnau in Szene gesetzt. Die Titelrolle verkörperte der Schauspieler Max Schreck. Wismar hieß in dem Film Wisborg. Gedreht wurde unter anderem am Wassertor, auf dem Marktplatz, mit seiner Wasserkunst, am Hof der Heiligen Geist Kirche und auch am Aufführungsort der Komödie heute Abend St. Georgen. Dazu wurden in letzter Zeit auch Großfiguren angefertigt, die gelegentlich in der Altstadt unterwegs sein können. Mit drei Metern Höhe sind sie kaum zu übersehen und durchaus eine schöne Idee.

So sollte man auf der Hut sein. So manches mal treibt Nosferatu auch heute noch sein Unwesen in der Stadt. Und der alte Herr scheint recht blutleer. Insbesondere die Damen sollten sich in acht nehmen.

Ich habe ja auch meine Kindheit in Wismar verbracht, aber die erste Begegnung mit dieser Fantasy – Gestalt verschafften mir meine Spielkameraden, als sie eines abends zu mir sagten, sie müssten jetzt nach hause, denn heute Abend komme Dracula im Fernsehen. Ein gruseliges Monster! Das machte mich neugierig und ich setzte mich auch vor die Flimmerkiste und fieberte im Westfernsehen mit gemischten Gefühlen diesem Ungeheuer entgegen. Hoffentlich wird es nicht so schlimm, ich muss es mir ja nicht bis zum Ende anschauen. Statt eines scheußlichen Monsters erschien Graf Dracula als vornehmer Herr im schwarzen Gewand auf der Mattscheibe, der einen ungeheuren Durst auf Blut verspürte. Die Figur war mir auf Anhieb sympathisch unsympathisch und ihr Darsteller hieß nicht Max Schreck, sondern Christopher Lee. Er wurde ab diesem Moment zu einem meiner Lieblingsschauspieler. Das war auch die Rolle seines Lebens und er wurde fast immer auf böse Gestalten in vielen weiteren Filmen festgelegt. Das ging bis zum russischen Märchenfilm „Mio, mein Mio“, „Herr der Ringe“ oder „Star – Wars“. Er wurde die dunkle Erhabenheit in vielen Fantasy-, Märchen- und Gruselfilmen. Immerhin wurde der kluge Schauspieler, der mehrere Sprachen nahezu perfekt beherrschte, von der Queen geadelt. Vielleicht nicht zuletzt auch wegen seiner Dracula – Darstellung und nun war er auch im wahren Leben blaublütig, obwohl das Blut, welches er in seiner Paraderolle trank, immer rot war. Die Dracula – Filme der Produktionsfirma Hammer sind auch heute noch sehr sehenswert, auch wegen ihrer liebevollen Machart. Im hohen Alter, kurz vor seinem Tod, wurde er gar noch zum Heavy – Metal Musiker. Dem ältesten der Welt. Eine beeindruckende Kariere! Wer sich also gruselig – komisch unterhalten lassen möchte, leider nicht mit Christopher Lee, die Aufführungstermine finden sich unter: http://www.theatersommer-wismar.de 

Die Wasserkunst auf dem Marktplatz.

Noch kurz zum Wetter. Die Hitzewelle kommt und sogar recht forsch ab Montag schon. Der heißeste Tag für uns wird wohl der Mittwoch mit bis zu 39 Grad im Süden von Mecklenburg. Und wo bleibt der Regen?Heute Nacht zieht eine recht wetteraktive Kaltfront über M-V. Besonders in Küstennähe und Richtung Vorpommern kann es ganz gut zur Sache gehen. Immer stärker werdende Schauer und Gewitter können in die Spitze bis zu 35 Liter pro Quadratmeter bringen. Das meiste wohl aber über der Ostsee. Realistischer sind zwischen 10 und 20 Liter. Wir in Westmecklenburg können auf etwa 5 Liter hoffen. Über dem warmen Ostseewasser ist die Gefahr von Wasserhosen erhöht, also Tornados über dem Meer. Es ist heute Nacht also einiges los und es lohnt sich früh aufzustehen und den Blick in Richtung Ostsee schweifen lassen. Morgen Vormittag ist der Spuk größtenteils schon wieder vorbei.

Die St. Georgenkirche ist nicht nur heute Abend Aufführungsort von Nosferatu.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 30.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,00 l/qm, maximal 66,3 l/qm und im Mittel 22,1 Liter.


Ein junger Perlpilz (Amanita rubescens) hat das Licht des Waldes erblickt. Das Foto sandte mir unser Lübecker Pilzfreund Stephan Drabner gestern zu.

 

Sonnabend, 16. Juli – Heute Mittag wurde der Juli geteilt. Der halbe Monat liegt hinter uns. Gut zwei Wochen Sommer – Aspekt und bis örtliche Erfolge in punkto Hexen – Röhrlinge oder auch Sommersteinpilze, natürlich auch Kleinarten, einige Täublinge und Wulstlinge, wenige Pfifferlinge und sicher auch noch dies und jenes, denn ich kann nicht überall sein, war und ist nicht viel in Wald und Flur zu finden. Im großen und ganzen also äußerst bescheiden. Und so dürfte es auch weiter gehen. Es ist nichts großes zu erwarten, trotz der gelegentlichen Niederschläge. In Wismar konnte ich kalibriert seit Monatsbeginn 23,2 Liter in meinem Regenmesser in der Altstadt einfangen. Heut Nacht b. z. w. am Morgen fand ich 4 Liter darin vor, die in obiger Summe bereits eingerechnet sind. Normal für den ganzen Juli sollen im langjährigen Mittel 100,8 l/qm für Wismar sein. Davon sind wir noch weit entfernt und es sieht auch nicht so aus, als würden wir diesen Wert im Rest des Monats noch erreichen können. Übrigens kamen heute in Goldberg 4 l/qm, in Rostock 7 l/qm und in Boltenhagen 10 l/qm zusammen. Spitzenreiter war Kirchdorf, auf der Insel Poel, mit 11 Liter!

In Stephans Hauswald, bei Lübeck, starten nun wieder die Goldröhrlinge (Suillus flavus) durch. Bereits Anfang Juni erlebten sie hier einen Wachstumsschub. Foto: Stephan Drabner.

Auch einige Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) schieben sich durch das Buchenlaub. Sie haben es in diesem Jahr bei uns besonders schwer. Auch dieses Bild hat Stephan für uns geschossen.

Leider wieder nur der Tropfen auf den eher unterkühlten Stein. Außerdem trocknete der starke Wind schnell wieder ab und die in den nächsten Tagen bevorstehende Hitzewelle wird ihr übriges tun. Sie wird den Stein gut aufheizen und die Trockenheit steigern. Am Mittwoch Abend kann es in Mecklenburg zwar Gewitter geben, aber regentechnisch dürfen wir von diesen nicht viel erwarten. Die Heißluft ist Knochen trocken und so ist nur wenig an niederschlagbarem Wasser in der Atmosphäre verfügbar. Allerdings soll die Luftfeuchte bei uns am Abend vorübergehend stark ansteigen. Die Hitze kann dann zwar mit Pauken und Trompeten vertrieben werden aber uns wird es wenig helfen. Auch mittelfristig ist wohl nicht viel drin, obwohl die Wettermodelle immer mal einige Niederschläge anzeigen. Der eine Lauf lässt es zwischendurch auch mal kräftiger regnen, im nächsten Lauf ist davon kaum noch etwas zu sehen. Genau so verhält es sich mit den Temperaturen. In Süddeutschland dürfte weiterhin Hitze auf der Agenda stehen. Bei uns im Norden wird das alte Muster wieder angedeutet. Die Anströmung dreht auf Nordwest und kühle Subpolarluft, mit wenig Regen, übernimmt wieder. Immer das selbe Muster leicht abgewandelt und dieses Muster ist seit dem Frühling ursächlich, dass es an der Frischpilzfront bei uns nicht vorwärts geht. In kürze beginnen die Hundstage. Der eigentliche Hochsommer mit den heftigsten Hitzewellen des Jahres. Typisch wäre hier ein Wechsel aus sehr warmen bis heißen Tagen mit durchziehenden Gewitterfronten, die dann auch mal richtig was an Wasser im Gepäck haben könnten. Eine Südwestwetterlage also, mit schwülen Luftmassen. Das wäre das Optimale, aber wie so oft sind wir hier ja nicht bei Wünsch dir was. Allerdings ist zum oben angedeuteten Rückfall zu Nordwest noch nicht das letzte Wort gesprochen. Einige Abendmodelle lassen die Hitze auch bald wieder bis zu uns ausgreifen. Vielleicht geht es ja tatsächlich mal in die oben angedeutete Richtung. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ausschnitt aus einem Artikel in der Ostsee – Zeitung vom 14. Juli 2022. Abgebildet ist der Krokodil – Ritterling, der Tiger – Ritterling wäre stark giftig!

So ist es mit Fachwissen, wenn jemand diesbezüglich nicht bewandert ist. Unter der Überschrift Es ist eine wilde Welt geht es in diesem Artikel um wildwachsende Kräuter, Beeren, Pilze, Bäume u. s. w., die vom Menschen genutzt werden. Es wird darauf hingewiesen, dass die Ressourcen begrenzt sind. Die Welt sollte gerechter werden, damit beispielsweise weniger hungernde oder frierende Menschen auf unserer Erde, die Bio – Diversitätskrise nicht noch vergrößern. Zu schonen sollten daher wild lebende Tiere, Pflanzen und Pilze sein.

Fakt aus meiner Sicht ist, dass nicht die Menschen, die auf Nahrungsmittel aus der Natur angewiesen sind oder Holz zur Energiegewinnung im kleinen Stil nutzen, dafür verantwortlich sind, dass das Artensterben auf unserem Planeten immer schneller voran schreitet. Es ist der Raubbau der großen Konzerne und korrupte Regierungen, die unseren Planeten rücksichtslos ausplündern und ihn immer weniger lebenswert für nachfolgende Generationen machen. Aber vielleicht sollten es uns auch wir zu Herzen nehmen. Anstatt in den Wald, lieber in den Supermarkt zu gehen. Frische Champignons gibt es dort täglich. Unabhängig von Regen und Wind. Übrigens ist der Tiger – Ritterling ein in Mecklenburg seltener Giftpilz unter Buchen auf Kalkböden. Nutzen könnte man ihn höchstens, wenn man seinen Körper mal richtig entschlacken möchte. Er löst nämlich heftige Brechdurchfälle aus, gehört also in das Vergiftungssyndrom Gastroindestinale Pilzintoxikation, wo er diesbezüglich einer der effektivsten, sprich giftigsten Arten ist! Gefährlich könnte am ehesten ein Dehydrieren des Körpers werden. Aber bedenke, seltene Art! Es handelt sich in dieser Gruppe um Pilzarten, die roh und gekocht toxisch wirken, aber bei aller Dramatik in der Regel relativ harmlos sind. Es werden keine Organe geschädigt. Der beliebte, essbare Krokodil – Ritterling kommt bei uns kaum vor.

Der Tiger – Ritterling (Tricholoma pardinum) löst heftige Verdauungsstörungen aus. Das Foto habe ich dem Buch „Giftpilze – Pilzgifte“ von Flammer und Horak entnommen. Die Aufnahme stammt von F. Waldvogel.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 31.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 5,7 l/qm, maximal 71,1 l/qm und im Mittel 27,2 Liter.


Unser heutiges Exkursionsgebiet ist Teil des Naturparks Sternberger Seenland.

 

Sonntag, 17. Juli – Eine Vereinsexkursion führte heute durch das Warnowtal bei Gädebehn. Der Verein, sprich die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. mit ihrer Gruppe der Pilzfreunde, war heute leider nur in Form von Catrin und meiner Wenigkeit vertreten. Liebe Vereinsmitglieder, derer zählen nicht gerade wenig, es muss besser werden! Aber einige würden ja gerne, schaffen es altersmäßig leider nicht mehr zu Exkursionen, die wie heute, durchaus mal 7 Kilometer auf den Zähler bringen. Andere wohnen fern ab vom Schuss in Berlin oder Hamburg und der Rest wird sich gedacht haben, es gibt ohnehin kaum Frischpilze, da nutze ich den Sonntag Vormittag für andere Dinge. Wie dem auch sei, dieser Trend ist ja schon seit längerem zu beobachten. Das Wetter war Topp! Nicht zu warm, nicht zu kalt, recht sonnig und trocken. Trocken war nicht nur das Wetter, sondern auch der Waldboden, somit sah es mit Frischpilzen tatsächlich mehr als bescheiden aus. Hätte jemand tatsächlich, obwohl in erster Linie Kartieren angesagt war, auf Speisepilze spekuliert, er hätte sich mit zwei Hände voll Lungen – Seitlingen, zwei/drei Wurzel – Rüblingen und vielleicht noch mit zwei etwas zäheren Sklerotien – Porlingen zufrieden geben müssen. Dennoch war es eine schöne Exkursion, schon alleine wegen der herrlichen, urwüchsigen Landschaft. Der Bericht folgt in Kürze.

Wir haben hier heute natürlich nicht das erste mal kartiert. Neu, zumindest in meiner Datenbank, ist auf jeden Fall dieser Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) an einem trockenen Eichenast. Catrin hat diesen schönen Fund getätigt.

Den kennen wir ja insbesondere aus dem Winter. Bei feuchtem Wetter oder an Luft – feuchten Standorten können wir ihn auch ganzjährig antreffen. Goldgelber Zitterling (Tremella mesenterica).

Zur Wetterentwicklung: Ein kurzer, hochsommerlicher Hitze – Schub macht sich nun endlich ab morgen auch zu uns in den Norden auf. Während die höchsten Temperaturspitzen mit bis zu 40 Grad im äußersten Westen der BRD am Dienstag erreicht werden sollen, verschiebt sich der Hitze – Schwerpunkt am Mittwoch in den Nordosten. Mit bis zu 39 Grad im Schatten kann es besonders von Mecklenburg bis in den Raum Leipzig am heißesten werden. Das war es dann auch für uns an der Ostsee schon wieder mit großer Sommerwärme. Die Strömung dreht auf Nordwest zurück und wir sitzen wieder in kühlerer Nordseeluft, so wie wir es seit dem Frühjahr gewohnt sind. Geändert zur gestrigen Prognose hat sich jedoch, dass das für die Hitze verantwortliche Höhentief viel stärker gerechnet wird. Es kann daher am Mittwoch tatsächlich deutlich feuchtere Luft einspeisen, so dass besonders in Nordwestdeutschland eine knackige Gewitterlage mit hohen Niederschlagsmengen angedeutet wird. Besonders zwischen Bremen, Hamburg und Schleswig – Holstein kann es punktuell sehr heftig schütten oder gar Hageln! Westmecklenburg bekommt eventuell am Abend schon mal einen Donnerschlag ab und in der Nacht zum Donnerstag sollen dann auch bei uns Schauer und Gewitter durchdonnern. Deutlich schwächer und nicht vergleichbar mit dem, welches nur ein klein wenig weiter nach Westen hin geboten werden soll. Aber es sind ja noch einige Tage hin. Warten wir ab. Noch ist nicht aller Tage Abend!

Hier sehen wir junge Seitlinge mit gerillten Stielen an Buche. Nicht zu verwechseln mit dem Rillstieligen Seitling! Dezenter Anis – Duft und das Gilben der Fruchtkörper verraten den Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius). Der Rillstielige Seitling soll anatomisch abweichen und meist zentral gestielt sein. 17.07.2022 am Standort im Warnowtal Gädebehn.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 01. August 2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF für Wismar: minimal 1,6 l/qm, maximal 76,1 l/qm und im Mittel 29,2 Liter.


Diese liebevoll in einer Frischhaltedose gebetteten und im Kühlschrank aufbewahrten Pfirsich Täublinge brachte mir Catrin für unsere Pilzausstellung gestern mit zur Vereinsexkursion. Sie bereichern nun die aktuell 77 Arten umfassende Ausstellung im Info – Zentrum.

 

Montag, 18. Juli – (Welt – Zuhörtag) – Heute ist also der Tag des Zuhörens. Schade, dass dieser nicht im Herbst auf dem Kalender steht. Warum? – Weil ich mir manchmal fast den Mund fusselig rede, um manchen Zeitgenossen zu erläutern, woran man ihren gerade gefundenen Pilz am besten erkennt. Die wichtigsten Merkmale hervorhebe und vielleicht auch noch zum möglichen Doppelgänger einige Bemerkungen anfüge. Statt dessen wird auf Durchgang geschaltet und nur darauf gewartet, ob endlich das erhoffte Wort essbar meinen Lippen entspringt. Wenn nicht, fliegt der Pilz schon mal im hohen Bogen in den Wald zurück, um kurze Zeit später mit selbiger Art von mir grünes Licht zur Essensfreigabe zu erhoffen. Aber es sind natürlich nicht alle so „gut“ drauf. Immerhin läuft das Ganze ja unter der Bezeichnung Lehrwanderungen, auch wenn diese nicht selten, insbesondere in Zeiten der Trockenheit, bezüglich Speisepilze leer ausgehen können. Aber lernen kann man immer etwas, wenn man dazu bereit ist und über den Tellerrand hinaus blicken und vor allem zuhören kann. Aber in unserer aufgedrehten, reizüberfluteten Zeit scheinen viele Menschen überhaupt nicht mehr in der Lage zu sein, einander zuzuhören. Warten bis der Gesprächspartner seine in Worten gefassten Gedanken seinem Gegenüber mitgeteilt hat, scheint manchmal ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Wie dem auch sei, wir sollten etwas mehr einander zuhören und vielleicht auch mal die Gedanken des Anderen in sich hinein lassen. Und auch Rechthaberei bei Seite legen, denn niemand hat das alleinige Recht für sich gepachtet und die absolute Wahrheit gibt es nicht, oder? Wer weiß, ein Grüner Knollenblätterpilz, bleibt ein Grüner Knollenblätterpilz, auch wenn er mal weiß daher kommen kann!

Pfirsich- oder Violettstieliger Täubling (Russula violeipes) gestern kurz der Dose entnommen und wie es sich gehört, im Buchenwald fotografiert. Gefunden hatte Catrin die Sprödblättler im Rühner Holz bei Bützow. Ein wohlschmeckender Täubling, wie unser Phillip im vergangenen Jahr bei reichlichem Vorkommen austesten konnte.

Apropos Grüner Knollenblätterpilz. Ab Juli ist dieser Mörder eigentlich schon wieder in unseren Wäldern und Parkanlagen unterwegs und wird sicher hier und dort auch schon aufgeschlagen sein. Zwar ist es mit dem Frischpilzaufkommen nach wie vor mehr als dürftig, aber durch die zwar regional sehr unterschiedlichen Niederschläge der letzten Wochen, kann immer mal der eine oder andere Frischpilz auftauchen. Warum also nicht auch schon mal Amanita phalloides.

Zwei Amanitas sehen wir auch hier. Catrin brachte sie mir gestern ebenfalls mit. Schön sind die typischen, weinroten Färbungen ausgeprägt, die dem essbaren Perlpilz als eines seiner markantesten Merkmale dienen. Gefunden ebenfalls im Rühner Holz.

Catrin brachte mir gestern außerdem noch 10 Flache Lackporlinge mit von ihr bemalten Pilzmotiven mit. Ich habe sie auf Bastelholz geklebt und eine kleine, zusätzliche Präsentation auf einem meiner Schau – Tische eingerichtet.

Aber jetzt wird erst einmal die Heizplatte so richtig hochgefahren und exponiert stehende Exemplare, nicht nur von Amanita phalliodes (der ist gekocht genau so toxisch wie roh), schon mal gleich vor Ort gegart. Es hat ja wirklich gedauert, bis die angekündigte Hitze sich endlich entschlossen hat, ihren Weg auch bis zu uns anzutreten. Der Brückentag war heute. Immerhin findet gerade ein extremer Luftmassenwechsel statt. Von Polarluft zu afrikanischer Heißluft. Dem geschuldet war der bewölkte Wettercharakter des heutigen Tages. Meteorologisch unter der Bezeichnung Warmluftadvektion geführt. Heute wurden schon mal Frankreich und die britischen Inseln abgekocht. Morgen und insbesondere am Mittwoch sind wir an der Reihe. Während am morgigen Dienstag die Temperaturen mit bis zu 35 Grad in Mecklenburg noch halbwegs  „erfrischend“ daher kommen, wird der Backofen am Mittwoch bis an den Anschlag hoch gefahren. Mecklenburg, Hamburg, und das nördliche Sachsen – Anhalt werden die heißesten Regionen nicht nur in Deutschland, sondern wahrscheinlich sogar von ganz Europa. In Mecklenburg könnten Allzeit – Hitzerekorde ins Wanken geraten, denn besonders in der Griesen Gegend sind bis zu 40 Grad im Schatten möglich. Das gab es, sollt es so kommen, noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen! Und ausgerecht dort, in die Griese Gegend, soll es am Mittwoch hin gehen. Ob ich mir das wirklich antun möchte? 

Jeder Porling ist mit einem anderen Pilz – Motiv versehen. Bei Interesse können ihre Arbeiten für eine kleine Spende im Steinpilz – Wismar erworben werden. Ich ziehe den Hut vor ihrem ruhigen Händchen und dem Talent für die plastische Darstellung der ausgewählten Pilze.

Und was machen Regen und Gewitter? Die haben sich stand heute entschlossen, lieber im Nordwesten zu bleiben und nicht nach M-V zu ziehen. Zumindest nicht Mittwoch Abend. Vielleicht kommt in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag selbst noch ein Rest davon mit moderaten Regenmengen an. Aber abwarten, die Lage ist ziemlich unberechenbar, vielleicht kracht es doch noch ganz ordentlich, mit uns nützenden Niederschlagsmengen.

Gestern Abend war ich noch kurz zum Wismarer Friedhof, um auf dem Grab meiner Mutter ein Licht zu entfachen. Sie wäre 97 Jahre geworden. Je älter ich werde, um so mehr muss ich an sie denken. Warum dauert es nur so lange, bis man die Einzigartigkeit und Dankbarkeit zu schätzen weiß, dass Licht der Welt erblickt haben zu dürfen und was Kinder doch insbesondere für ihre Mütter bedeuten. Gerade auch für die damalige Generation, die so viel Leid erleben musste. Bei dieser Gelegenheit stolperte ich fast über diese Wurzelnden Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) unter einer Birke!

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 02.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 6,2 l/qm, maximal 71,0 l/qm und im Mittel 24,5 l/qm.


Lungen – Seitling einmal anders, auf Flachem Lackporling, von Catrin Berseck in Szene gesetzt.

 

Dienstag, 19. Juli (Los-und Schwendtag) – „Vinzens Sonnenschein, füllt die Fässer voll mit Wein. Hat St. Vinzenz starken Regen, kommt das alles ungelegen.“ So heißt es in dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Nun, dann werden ja wohl die Fässer gut mit Wein gefüllt werden können, denn die Sonne schien heute ungestört von früh bis spät. Dazu hochsommerliche Temperaturen. Ein phantastischer Strandtag, den ich auch für mich ausnutzte. Da wäre Regen ganz sicher ungelegen. Des weiteren ist in diesem Buche eine Witterungstendenz in Form einer  Bauernregeln für den Zeitraum vom 19. – 29.07. zu lesen. Demnach sollen in den folgenden 10 Tagen Regen und kühle Meeresluft vorherrschen. Liebe Bauern, die ihr diese Regel aufgestellt habt, daraus wird nichts!

Dieses Standortfoto sandte mir Katarina Dominka am Sonntag zu. Es zeigt junge Wurzelnde Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) am Ostufer des Schweriner Sees. Diese Dickröhrlinge bevorzugen den Hoch- und Spätsommer und fruktifizieren auch bei großer Trockenheit.

Blasser Laubwald – Pfifferling (Cantharellus cibarius var. pallidus) von Catrin Berseck gefunden und fotografiert.

Das Grundmuster der Mittelfrist wird sich nicht viel ändern zu dem, welches wir schon seit Monaten erleben. Bei den Ausführungen zur Großwetterlage (Wetter – Widget oben) des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach wurde heute ausführlich erläutert, warum das so ist und auch warum die Hitzespitzen in diesem Sommer am oberen Anschlag liegen. Ursächlich ist die seit Ende Februar/März vorherrschende Blocking – Wetterlage. Der Atlantik ist abgeriegelt und so kann beispielsweise auch nicht der für den Hochsommer in West- und Mitteleuropa so typische Sommermonsun durchbrechen. Normal wäre jetzt Tiefdruckeinfluss und immer wieder würden Regenfronten durchziehen. Das war in früheren Zeiten oft unser ganz normales Sommerwetter. Es kommt anscheinend immer seltener vor. Dadurch herrscht in weiten Teilen Europas, auch ganz besonders im Westen und Süden, große Dürre. Die Böden sind ausgetrocknet, die Vegetation ist vertrocknet. Die Böden heizen sich folglich stärker auf. Es können extreme Hitzeblasen entstehen und einer dieser Blasen liegt morgen mit ihrem Zentrum praktisch nordöstlich der Elbe, mit Schwerpunkt Mecklenburg, Hamburg, Sachsen – Anhalt und angrenzende Randgebiete. So dürfen wir uns in Mecklenburg morgen auf einen historischen Wettertag „freuen“. Bis zu 40 Grad in der Griesen Gegen! Hoffentlich erleide ich keinen Hitzschlag, denn dort soll ausgerechnet meine Mittwochsexkursion hin führen. Stand gestern herrscht in der Region die Waldbrandwarnstufe 3, die Wälder dürfen demnach betreten werden.

Zusammen mit einigen, von der Trockenheit gezeichneten Sommersteinpilzen, fand Catrin den blassen Pfifferling am Montag morgen in Bützow.

Welchen Vertreter der Dickröhrlinge Catrin auf diesem Lackporling gezaubert hat, darüber mag der Betrachter seine jeweils eigene Philosophie anstellen.

Am morgigen Abend erreicht uns eine Konvergenz. An ihr treten bei sommerlichen Wetterlagen normalerweise die heftigsten konvektiven Umlagerungen, also die stärksten Schauer und Gewitter auf. Nicht morgen (trockene Atmosphäre), es soll nur zu einer plötzlichen Winddrehung kommen (Südost auf Nordwest), mit starken Böen und plötzlichem Temperatursturz in Westmecklenburg, von fast 40 auf unter 30 Grad. Unmittelbar danach steigt die Luftfeuchte aber markant an und es besteht die Gefahr von einzelnen Gewittern. Aber das alles ist immer noch nicht ganz klar. Das für alles verantwortliche Höhentief ist schwer berechenbar. Stand heute Abend kommen im Nordwesten, bis etwa in den Raum Hannover, starke Gewitter in der Nacht zu Donnerstag auf. Diese können gebietsweise in mehrstündigen Starkregen übergehen und Nordwestdeutschland stellenweise hohe Regenmengen bringen. Es werden wahrscheinlich Sturzflutwarnungen nötig sein! Am wahrscheinlichsten scheint heute Abend, dass das Höhentief am Donnerstag in Richtung westliche Ostsee zieht und demnach zumindest strichweise starke Regenfälle und Gewitter auch auf M-V übergreifen können. 

Die Traube von Schuppigen Porlingen, die ich am vergangenen Mittwoch geerntet habe und als Blickfang vor dem Info – Zentrum platziert habe, wird durch Wind, Sonne und Hitze allmählich konserviert.

Hier wieder die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 03.08.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 6,5 l/qm, maximal 70,7 l/qm und im Mittel 20,5 Liter.


Die Sonne brannte auch am frühen Abend noch erbarmungslos vom Himmel. Bei ablandigen Winden war es selbst an der Ostsee nicht wirklich angenehmer. Nur im Wasser, versteht sich, konnte man der Hitze entkommen.

 

Mittwoch, 20. JuliWie es sich schon angedeutet hat, es war heute ein historischer Wettertag in Mecklenburg! Die 40 Grad wurden wohl in Mecklenburg knapp verfehlt, dennoch purzelten an vielen Orten im Osten und Norden Deutschlands allzeit Temperaturrekorde. Die 40 war  beispielsweise in Hamburg dabei! Tatsächlich waren wir heute die Hitzehochburg von ganz Europa. Nur im inneren von Spanien war es ähnlich heiß wie bei uns. So wurden beispielsweise an den Wetterstationen in Boltenhagen, Rostock – Warnemünde oder Schwerin noch nie so hohe Temperaturen gemessen wie heute. Der Allzeitrekord beispielsweise für Schwerin stammte vom 09.08.1992 mit 36,9 Grad. Heute wurde er mit 38,4 Grad eingestellt! Fast 2 Grad mehr. Bereits am Vormittag zeichnete es sich ab, dass es unerträglich heiß werden würde und ich schließlich von meinem Vorhaben zur Mittwochsexkursion in die mit 40 Grad vorhergesagte  Griese Gegend zu fahren, absah. Auf den Sanderflächen, umrahmt von reifen Getreidefeldern und lichten Kiefernforsten, wäre ich regelrecht abgekocht worden. Es hätte lebensgefährlich werden können. Die Exkursion wird in Kürze nachgeholt.

Ein durch die trockene Hitze felderig aufgesprungener Wurzelnder Bitter – Röhrling (Boletus radicans) heute im Eichenpark der Insel Poel.

Ich schrieb statt dessen den Rückblick von unserer Vereinsexkursion am vergangenen Sonntag und hatte am späteren Nachmittag noch vor, in einen schattigen Laubwald bei Lübberstorf zu fahren. Aber beim vor die Tür treten schlug mir eine derartige Backofenhitze entgegen, dass ich auch davon absah. Schließlich wäre es etwas ungemütlich wegen der Mücken in luftiger Bekleidung und kurzen Hosen im Wald aufzuschlagen. Ich fuhr auf die Insel Poel und stattete dem Eichenpark einen Besuch ab. Dort erhoffte ich mir einige Fotos für dieses Tagebuch. Ich rechnete nicht wirklich mit nennenswerten Frischpilzen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es zumindest Wurzende Bitter – Röhrlinge geben dürfte. Die sind schließlich Trockenheitsresistent. Und so war es auch. Außer einem aus Neugier heraus gerissenen Anis – Champignon und auch einem zerstückelten Bitter – Röhrling, fanden sich schließlich zwei junge, fotogene Exemplare. Sonst nichts! An den Strand begab ich mich heute nicht, weil mir dort zu viele Menschenmassen bei dieser Hitze verweilten. So fuhr ich am Abend noch etwas die Küstenstraße am Salzhaff, bis zum Aussichtspunkt bei Boinstorf, entlang und wartete auf die Windkonvergenz. Lockere Wolken am Himmel ließen sie vermuten, aber sie kam noch nicht. Der heiße Wind wehte weiter von Südost.

Trotz ihres appetitlichen Aussehens schmecken die Pilze bitter und sind ungenießbar.

Inzwischen haben sich im Westen Deutschlands schon zahlreiche. teils schwere Gewitter ausgebreitet. Sie kommen aber zunächst nicht in den Nordosten voran, sondern drehen sich im Laufe der Nacht über dem Nordwesten ein, wo es gebietsweise zu hohen Regenmengen kommen kann. Reste des Gewittertiefs können morgen im Tagesverlauf auch auf M-V übergreifen. Bis in die Nacht zu Freitag kann es dann örtlich zu Schauern und Gewittern kommen. Für Wismar werden 2 Liter berechnet, was eigentlich Blödsinn ist, da konvektive Zellen so genau nicht berechnet werden können. Genau so gut kann es nichts geben oder es landen 20 Liter oder mehr im Becher. Wir werden sehen.

Die Netzzeichnung des linken Pilzes ist besonders gut ausgebildet. Übrigens entstehen die netzartigen Maschen auf den Stielen einiger Dickröhrlinge durch Verlängerung ihrer Röhren. Wurzelnde Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) am heißesten Tag dieses Sommer im Eichenpark Schwarzer Busch auf der Insel Poel.

Außerdem ist laut Bauernregel heute wieder ein wichtiger Lostag, der Margaretentag: „Der Margaretentag ist ein gefürchteter Lostag, dem die Bauern mit entsprechender Sorge entgegen sehen. Daher auch der alte Spruch: „Margaretenregen bringt keinen Segen“. Die armen Bauern im Süden und Westen, wo es am Abend und in der Nacht kräftig schütten wird. Außerdem galt der Margaretentag als günstiger Tag für die Herbstrübenaussaat. Daher war der Regen jetzt nicht gern gesehen. Mancherorts war in der Margaretenwoche sogar das Arbeiten verboten! So zu lesen wieder in „Abendrot – Schönwetterbot“!

Hitzewetter über der Mecklenburger Bucht und dem Salzhaff am Abend des 20. Juli 2022.

Hier die akkumuliert möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 04.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,2 l/qm, maximal 52,3 und im Mittel 20,8 Liter. 


Mammatus – Wolken heute Nachmittag von Göllin aus fotografiert. Diese mitunter spektakulären Wolkenbeutel, die an eine weibliche Brust erinnern, sind nicht selten im Umfeld schwerer Gewitter zu beobachten. Es war leider nur ein schwacher Schauer.

 

Donnerstag, der 21. Juli – Wie Montags, ist auch am Donnerstag ganztags das Info – Zentrum geöffnet. Siehe Öffnungszeiten b. z. w. Sprechzeiten. Pilzberatungen finden angesichts der Trockenheit kaum statt. Die Dauerausstellung hat ihren Namen verdient, da bisher in dieser Saison meist nur pflegeleichte, haltbare, dauerhafte Arten (Porlinge, Schichtpilze, Bauchpilze oder Kernpilze) und nur wenige Frischpilze gezeigt werden können. So ist das Interesse auch recht begrenzt. Natürlich gibt es Bücher, Info – Material oder auch Pilzwürze. So kann man sich mit Pilzwürzpulver eindecken, wie auch heute Urlauber, die sich jedes Jahr im Sommer bei mir diesbezüglich bevorraten. So macht es natürlich Sinn, sich an die Öffnungszeiten auch in ungünstigen Zeiten zu halten.

Drei ältere Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysentheron) an einer Eichen/Ahorn – Feldwegkannte bei Göllin.

Auf dem Weg zum Schwarzen See fanden sich heute noch Restpfützen auf den verfestigten Waldwegen von stärkeren Schauern in der letzten Zeit. Frischpilze fand ich trotzdem keine!

Heute jedoch schloss ich am Nachmittag den Laden ab und begab mich zu einer kleinen Tour in den Raum Neukloster, Bützow und Warin, um die Lage dort zu peilen. Eigentlich wollte ich die ausgefallene Mittwochsexkursion nachholen, also in die Griese Gegend, südwestlich von Ludwigslust, in den 2. Quadranten des MTB Eldena fahren. Aber beim Blick auf Kachelmanns Super HD bezüglich signifikanten Wetters, wurden stündlich immer mehr und immer stärkere Gewitter simuliert, die sich am Nachmittag und Abend über Mecklenburg bilden sollen. Das hielt mich schließlich davon ab, so weit weg zu fahren. Es hieße möglicherweise immer mal Schutz suchen und außerdem kenne ich mich im Zielgebiet nicht gut aus. Deshalb also in mir geläufigeren Gefilden verbleiben und immerhin könnte es auch wieder eine interessante Wetter – Tour werden. Das Tagebuch nennt sich schließlich Wetter und Pilze!

Und es wurde ein wunderbarer Wettertag! Am Abend kochte der Himmel und ein schwarzes Monster zieht auf Warin zu. Ich kann es kaum in Worte fassen, wie glücklich mich ein solcher Anblick macht. Nicht nur wegen des dringend benötigten Regens.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich schwang mich am Nachmittag auf meinen Kleinkraftroller (125er) und fuhr in den Raum Neukloster, mit dem Ziel Lübberstorfer Forst, die ja Ende Juni einiges an Wasser abbekommen hat. Der Wald war inzwischen nicht feuchter als anderswo und mit Frischpilzen sah es mehr als dürftig aus. Nach einer halben Stunde mit nur einem Eichen – Filzröhrling, mittig eines grasigen Waldweges, brach ich hier ab. An einer Eichen/Ahorn – Weg – Böschung, bei der Ortschaft Göllin, fand ich immerhin noch drei leidliche Rotfuß – Röhrlinge.

Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus) auf dem grasigen Mittelstreifen eines Waldweges in der Lübberstorfer Forst. Standortfoto 21.07.2022.

Natürlich hatte ich das Wetter immer im Blick und es zogen auch zeitweise etwas dunklere Wolken auf, ja sogar bis hin zu den oft spektakulären Mamammatus – Beuteln, die sich im Umfeld von schweren Gewittern zumeist finden. Es reichte aber nur für ganz genau drei Tropfen, die ich fühlbar abbekommen habe. Die Wolken lockerten sich wieder etwas auf und ich fuhr in die nahe Schlemminer Staatsforst. Die Hohe Burg und der Schwarze See war angesagt. Unsere Pilzfreundin Catrin sagte mir, der dortige Steg durch das Naturschutzgebiet sei wieder hergerichtet worden und das reizte mich. Natürlich ist das Umfeld auch ein beliebtes und ertragreiches Pilzrevier, aber mit Frischpilzen konnte es heute nicht dienen. Dafür war es um so schöner, wieder mal durch die dem höchstgelegen See von M-V umgebende, einzigartige Moorlandschaft zu streifen. Wie wertvoll das Gebiet ist, wurde sogar von den Machthabern des 3. Reiches erkannt und es wurde im Jahre 1939 unter Naturschutz gestellt.

Nach Jahren des Zerfalls, an dem auch der Zaunblättling maßgelblichen Anteil hatte, ist der Steg durch das einzigartige Moorgebiet wieder, wenn auch in recht rustikaler Form, hergerichtet worden. Ein Paradies für jeden Naturliebhaber.

Doch am späten Nachmittag keimt Hoffnung am Himmel auf und ein Gefühl der Freude und Dankbarkeit machte sich schon mal in mir breit. Die Konvektion schraubt sich endlich in größere Höhen und wir sehen einen klassischen Gewitterturm im Zentrum des Bildes.

Enttäuscht war ich zunächst jedoch über die Wetterentwicklung. Sollte sich das sonst doch so verlässliche Super HD so geirrt haben? Es brodelte zwar am Himmel, aber so sehr sich die Konvektion auch mühte, sie scheint nichts hin zu bekommen. Inzwischen war es bereits fast 17.00 Uhr. Schon ab 15.00 Uhr hätte es kräftig Schauern und Gewittern sollen. Schade, es klappt wohl nicht. Wieder eine Chance auf nennenswerten Regen verspielt. Ich setzte mich auf mein Zweirad und fuhr zurück in Richtung Neukloster. Noch im Wald fing es tatsächlich während der Fahrt an zu Tröpfeln. Am Waldrand befindet sich ein rustikales Buswartehäuschen, denn konvektiver Niederschlag kann ganz plötzlich in einen Wolkenbruch ausarten. Aber es war nur ein wenig Vorgeplänkel, zu dem was noch kommen sollte und die Sonne kam sogleich nochmals heraus. Mein Thermometer zeigte 28 Grad an und es wurde immer schwüler.

Die Gewitterzone baut sich immer mehr auf und erste Niederschlagsschleier sind zu erkennen.

Schließlich bricht eine kleine Sintflut über die Mecklenburgische Kleinstadt Warin herein.

Ich fuhr nun in Richtung Warin und hatte somit den südlichen Horizont im Blick, wo sich plötzlich hochreichende Konvektion in den Himmel zu schrauben begann. War jetzt die Auslösetemperatur endlich erreicht? Es sah jeden Falls so aus und auch das Höhentief hatte sich nochmal ganz gut eingedreht und lieferte zusätzliche Hebung. Es begann endlich spannend zu werden und der Tag schien sich doch noch zu einem wundervollen für mich zu entwickeln. Die Königin der Wolken könnte es möglich machen. Ja, es schien sich etwas aufzubauen, welches das Potenzial für größeres haben könnte. Minütlich veränderte sich nun das Himmelbild und es zeichnete sich rasch die Bildung einer Gewitterzone ab. Ich fuhr dieser Entwicklung entgegen und hielt zwischendurch immer wieder an, um es fototechnisch zu dokumentierten. In Warin angelangt, kaufte ich schnell noch einige Lebensmittel bei einem der dortigen Discounter ein und hoffte, dass sich das Geschehen am Himmel inzwischen in Richtung Gewitter ausbauen würde. Als ich den Discounter verließ, hörte ich, wie eine Verkäuferin aus dem gegenüber liegenden Bäckerladen einer anderen im Nebengeschäft zurief, es geht los, schnell noch die Werbeaufsteller herein holen. Der Sturm hielt sich in Grenzen, aber der Himmel öffnete unter Blitz und Donner seine Schleusen derart, dass man hätte denken können, der jüngste Tag sei herein gebrochen und die Sintflut nimmt ihren Lauf. Warin landete einen Volltreffer. Herzlichen Glückwunsch! Zwar nur etwa 10 Minuten lang, aber in dieser Zeit kam doch einiges an Wasser zusammen. Auf Schlag hörte es auf, aber rings herum schossen weitere Gewittertürme in den Himmel.

Und darum hörte es schlagartig auf? Man schaue sich die schroffe Wolkenwand an. Gut nachzuvollziehen, warum es später in einem Waldabschnitt, oder auf der einen Seite eines Waldweges, Pilze gibt und auf der anderen Seite keine! Etwas überspitzt natürlich, aber so können konvektive Niederschläge schon für scharfe Grenzen sorgen.

Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Parkplatz am Einkaufszentrum in Warin in eine Wasserwüste verwandelt.

Mir war klar, so einfach komme ich jetzt nicht nach Wismar, ohne komplett abgeduscht zu werden. Ich fuhr in Richtung Hasenwinkel, da ich ohnehin über Jesendorf fahren muss, da die direkte Straße nach Wismar wegen Bauarbeiten gesperrt ist. In Nisbill legte ich zunächst einen Stopp ein, da sich zu meiner Fahrtrichtung eine neue, dunkle Gewitterwand in Blickrichtung Wismar aufgebaut hatte. Endlich bekommt auch Wismar sein Wasser ab, dachte ich. Aber beim Blick in meinen Regenmesser kam die Ernüchterung. Ein ganzer Liter befand sich in diesem. Wetter – Online hatte recht mit 1 – 2 Liter für Wismar! Ich fotografierte die beindruckende Gewitterfront in Richtung Nordwesten, aber auch rings um mich herum sah es nicht viel anders aus. Fasst übersah ich, dass sich auch über meinem Standort eine neue Zelle entwickelt, die sogleich los legen dürfte.

Ich musste mich sputen. Schnell ins trockene und zumindest halbwegs sichere Buswartehäuschen in Nisbill einchecken.

Also schnell zum Buswartehäuschen in Nisbill. Ein Blitz, ein Donnerschlag und der Duschhahn wurde erneut bis zum Anschlag aufgedreht. Im Raum Warin darf die Uhr gestellt werden! Ich war mitten drin im Geschehen und gefühlt sollte die magische Grenze von 20 l/qm durchaus erreicht worden sein. Beim auswerten der Radarbilder zeigte sich, dass auch weiter westlich starke Gewitter durchgezogen sind, die mit örtlich bis zu 50 Litern noch teils deutlich höhere Regensummen zustande brachten.

Und das ist die Gewitterlinie, die aus Sicht von Nisbill aus im Raum Grevesmühlen, bis hinauf zur Wohlenberger Wiek, besonders viel Wasser auf die verdorrte Landschaft brachte, welches leider meist so schnell gar nicht richtig aufgenommen werden kann. Gut sind die Niederschlagskerne und eine schön ausgebildete Böen – Linie zu erkennen. 21. Juli 2022.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form für Wismar bis zum 05.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,4 l/qm, maximal 52,0 l/qm und im Mittel 20,8 Liter.


Es kochte über dem Himmel zwischen Warin und Nisbill gestern Abend.

 

Freitag, 22. Juli – Ja, dass war gestern ein schöner Tag, der mich besonders gegen Abend begeisterte. Schön, dass ich in meinem ziemlich trist gewordenen und auslaufenden Leben noch so schöne Momente in der Natur erleben darf. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit und Ehrfurcht. Die ewige Dunkelheit, die bald über mich hereinbrechen wird, wird zumindest nicht langweilig, dass wissen wir ja alle aus Erfahrung. Vor unserer Geburt, da war es ja auch schon so und nichts anderes folgt nach dem Tod. Mir fehlte es an nichts! Kein Himmel, keine Hölle, kein Paradies, einfach das Nichts! Das oben Genannte dürfen wir zu Lebzeiten genießen oder auch ertragen. Für mich war es gestern Abend ein wenig Paradies und Romantik pur. Für andere Menschen sind solch dunkle Gewitterwolken eine Ausgeburt der Hölle. Dabei brauchen wir alle die Hölle, genau so wie das Paradiesische. Was wäre das Leben ohne all dem? Mit der Hölle meine ich nicht, dass höllische, welches der Mensch, dem Menschen antut. Siehe Ukraine. Der Satan hat das Land überfallen, um den Satan zu bekämpfen! Wehe dem, wir Reden noch von Humanismus. Den wird es unter uns Menschen nie in Vollendung geben. Das wäre ja das wahre Paradies und dieses wäre unerträglich langweilig. Was wäre das Leben ohne das Böse? Wir brauchen das Böse, um Leben zu können. Kein Tag, an dem im Fernsehen keine Krimis laufen. Ganze Städte werben für sich auf der Basis des Bösen, des Kriminellen, des Verbrechens! Die Medien brauchen möglichst negative Schlagzeilen, an denen es sich gut verdienen lässt, unter dem Motto: „Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht“.

Mächtige Turbulenzen gestern Abend über dem Himmel zwischen Nisbill und Hasenwinkel. Viele sehen darin das Böse, ich die Schönheit!

Ich stehe im trockenen und mein Dienstfahrzeug wird endlich mal richtig abgeduscht.

Vielen ist Wismar erst durch die seit Jahren andauernden Ermittlungen der SOKO Wismar ein Begriff geworden. Ja, die Ganoven sind wichtig, sind Werbeträger einer schönen Stadt an der Ostsee. Aber das Böse ging hier ja schon vor über 100 Jahren auf die Leinwand! Einigen, wenigen, ist Wismar auch dadurch in das Bewusstsein gedrungen, weil es hier einen Steinpilz gibt. Den Steinpilz – Wismar. So, nun habe ich endlich wieder den Bogen zum eigentlichen Thema dieses Tagebuches hin bekommen. Weg von meinen geistigen Ausdünstungen über Gott und Teufel, über gut und böse. Steinpilze, in Form ihrer Sommer – Variante, dürften in 11 – 14 Tagen wieder erwartet werden. Sehr punktuell und diese Punkte gilt es zu erwischen. Insbesondere in Parkanlagen oder entsprechend begünstigen Standorten unter Eichen und Buchen, mit möglichst etwas Kalk im Boden. Unter Linden werden, womit wir wieder beim vermeintlich Bösen wären, Netzstielige Hexen aufschlagen und auch Champignons können starten. Kleinarten schon früher und etwas später auch einige Täublinge und Wulstlinge, einschließlich einiger schwerer Jungs unter ihnen. Ein allgemeiner Durchbruch steht nicht in Aussicht. Ein wirklich nennenswertes Pilzaufkommen wird es in diesem Sommer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben. Da müssen wir uns bis zum Herbst gedulden. Der Pilzherbst beginnt Mitte August.

Der Starkregen setzt sogleich die Dorfstraße unter Wasser.

Gefährliche Straßenverhältnisse! Von einem abschüssigen Waldweg wurde zusätzlich zum schmierigen Laub der Kastanien, Schlamm auf die Straße gespült und das ausgerechnet in einer Kurve. Besonders gefährlich für Zweiradfahrer, insbesondere aus der Gegenrichtung kommend.

Auf http://www.kachelmannwetter.de wurde heute eine Grafik gezeigt, mit den bisher im Juli gefallenen Niederschlägen. Da gehört Mecklenburg – Vorpommern zumindest strichweise zu den feuchteren Regionen der BRD. Viel schlimmer ist es im großen Südwesten, dem Süden und Teilen Mitteldeutschlands. Dort herrscht wirklich Dürre. Nur regional bis gebietsweise hat es im Süden stärker geregnet, insbesondere in den dafür prädestinierten Region am Alpenrand und inneralpin. In unseren Breiten am meisten Niederschlag fiel strichweise in den Regionen zwischen Wismar, Neubukow und Bad Doberan mit bis zu 60 Litern. Auch westlich der Hansestadt vom Schweriner See bis hoch zur Wohlenberger Wiek mit bis zu 50 Litern. Das sind also die Regionen, in denen es zum Monatswechsel wieder ein zumindest kurzes Aufflackern in der oben beschriebenen Form geben sollte. Allerdings auch hier in sehr differenzierter Form. Am besten stehen die Chancen noch im Raum Grevesmühlen, wo das gestrige Gewitter bis zu 50 Liter abgeladen hat. Aber auch von Ratzeburg, über Rehna und Gadebusch ist einiges aus den Wolken gefallen.

Der Starkregen hat die geschädigten Blätter der Rosskastanien zu Boden befördert. Die Sonne kommt kurz durch und sogleich setzt Verdunstung ein. Straße zwischen Warin und Nisbill am 21.07.2022.

Hier noch die möglichen Regenmengen des ECMWF für Wismar in akkumulierter Form bis zum 06.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,9 l/qm, maximal 56,9 l/qm und im Mittel 18,4 Liter.


Dieses schöne Motiv sandte mir gestern unser Pilzfreund Stephan Drabner aus Lübeck zu. Er hat es im Lauer Holz aufgenommen. Es zeigt einen Täubling (Russula cf.) den ich leider nicht genau, nur anhand eines Bildes, zuordnen kann.

 

Sonnabend, 23. Juli (Beginn der Hundstage) – Lostag nach dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot„: „Ab heute geht der Hundsstern Sirius bis zum 23. August zusammen mit der Sonne auf. Mit den Hundstagen begann nach früherem Aberglauben auch eine sprichwörtliche Unglückszeit. Die Witterung war jetzt besonders wichtig. Waren die Hundstage trübe und bewölkt, so ängstigte man sich vor pestartigen Krankheiten; waren sie schön und klar, so hegte man die Hoffnung auf ein gesundes Jahr. Ob Hundstage kalt oder heiß, trocken oder nass, in den Nächten zwischen Juli und August strahlt der Sirius als hellster Stern über unseren Dächern“ – „Hundstagsbeginn hell und klar, zeigt ein gutes Jahr. Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird`s bleiben bis er untergeht“

Auch dieser Schnappschuss ist Stephan Drabner zu verdanken. Er zeigt eine Feinschmecker – Schnecke, die an einem Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) die gehobene Küche des Waldes genießt.

Ein viel sagendes Foto zum Thema Breitblatt (Megacollybia platyphylla). Gut nachvollziehbar, warum der deutsche Name Breitblättriger Rübling lautet. Richtigerweise müsste er zu deutsch sogar Breitblättriger Großrübling heißen. 23.07.2022 in Nähe des Radebachtals bei Blankenberg. 

Soweit alter Aberglauben, auf den wir uns lieber nicht verlassen sollten. Ganz so einfach sind die viel zu komplexen Vorgänge in der Natur nicht. Heute gelten die Hundstage als die heißeste Zeit des Jahres. So beginnt heute der bis zum 23. August reichende Hochsommer, mit oft den höchsten Temperaturen des Jahres, im Wechsel mit durchziehenden Gewitterfronten, die vorübergehend etwas kühlere Luft einschieben. Die größte Hitzespitze des Jahres haben wir zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit hinter uns, aber der nächste Schub von Heißluft steht unmittelbar bevor. Schon am Montag erreicht die Blitzhitze, mit zahlreichen Blitzen gegen Abend, ihren Höhepunkt. Regional kann es wieder bis 38 Grad heiß werden. Also starten die Hundstage durchaus standesgemäß. Eine Kaltfront bringt dann besonders bei uns im Norden wieder eine deutliche Abkühlung, aber schon in Richtung nächstes Wochenende macht sich ein neuer Wärmeschub auf den Weg nach Deutschland.

Catrin und ich entdeckten, im Anschluss an unsere öffentliche Wanderung durch die Seetannen, im Radebachtal tatsächlich eine kleine Oase mit Frischpilzen. Das Breitblatt, Waldfreund – Rüblinge und als Besonderheit diese Herben Dachpilze (Pluteus ephebeus).

Eine dicht feinschuppige Hutoberfläche können teilweise auch andere Dachpilze aufweisen. Eine durchaus schwierige Gattung und oft muss zur Fundabsicherung auch das Mikroskop bemüht werden. Bei dieser Art hilft allerdings ein zwingend notwendiger Geschmackstest. Der Pilz schmeckt charakteristisch herb und seifig zusammenziehend, ähnlich eines rohen Hallimasch.

Heute stand eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Plan. Ziel waren die Seetannen zwischen Dabel und Borkow. Sandige Mischwaldflächen, die eigentlich auch recht vielversprechende Bereiche nicht nur für Kochtopf -Mykologen bereit halten. Keiner von beiden Fraktionen konnte heute auch nur annähernd auf seine Kosten kommen. Der Wald war nahezu Frischpilzfrei. Der Bericht folgt in Kürze und der Situation angepasst waren wir heute auch nur drei Menschen, die in den Seetannen unterwegs waren. Während Phillip am Mittag die Heimfahrt antrat, bin ich mit Catrin noch zu einer Kurzvisite in das Radebachtal bei Blankenberg gefahren. Hier sah es im großen und ganzen auch nicht viel anders aus, aber doch (wir sind ja sehr bescheiden geworden) etwas erfolgreicher und interessanter als in den Dabeler Seetannen.

Magen- und Gaumenmykologen können ab sofort mit fetter Beute rechnen. Die jung essbaren Riesenporlinge (Meripilus giganteus) machen sich auf den Weg in Laubwäldern mit alten Buchen oder Eichen und deren Stubben, welches ihren Liebhabern auch zu empfehlen sei. Wer sich am Schwärzen des Pilzfleisches nicht stört, kann sich an diesen, durchaus recht schmackhaften Porlingen, satt essen. 23.07.2022 im Radebachtal.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar in akkumulierter Form nach dem ECMWF bis zum 07.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,0 l/qm, maximal 73,5 l/qm und im Mittel 18,9 Liter.


Christian spielt Frau Holle. Der vorjährige Birkenporling (Piptoporus betulinus) wird im Inneren von speziellen Käfern zerbröselt.

 

Sonntag, 24. Juli – Unser Pilzfreund und Vereinsmitglied Christian Boss hatte heute, trotz des schönen Strandwetters, Lust und Zeit für einige Stunden in den Wald zu fahren. Da ich noch die wegen der Extremhitze ausgefallene Exkursion vom vergangenen Mittwoch in der Warteschleife hatte, schlug ich vor, dort hin zu fahren. Das es im Zielgebiet wohl kaum Frischpilze geben dürfte, darauf waren wir eingestellt. Der 2. Quadrant des Messtischblattes Eldena war abzuarbeiten. Wobei der Begriff abarbeiten wirklich nicht wörtlich zu nehmen ist. Wir haben dort in keiner weise gearbeitet, sondern uns vielmehr das Waldgebiet angeschaut und bewertet. Im Herbst sicher ein Paradies für Maronen – Freunde und Pilzarten ausgesprochen armer Kiefernwaldgesellschaften. Wäre im Oktober sicher eine Freude, hier unterwegs zu sein. Freude nicht nur wegen der freundlichen Wälder b. z. w. Forste, sondern auch in Betracht einer möglichen Fülle von Frischpilzen. Diese gab es heute in den Eulenbergen, wie sich das Revier nördlich der Müritz – Elde – Wasserstraße nennt, so gut wie nicht. So sind die Gebiete in der Griesen Gegend eigentlich erst viel später im Jahr vielversprechend. Aber ich habe nicht immer ein Auto zur Verfügung und muss meine Exkursionsziele so planen, dass ich hier auf meinem Zweirad nicht schon völlig durchgefroren ankomme.

Kiefernforst, wie er typisch in der Griesen Gegend ist. Im Hintergrund ein grüner Streifen von Jungbirken.

Die Müritz – Elde – Wasserstraße.

Frieren war heute nicht angesagt. Im Gegenteil, bestes und sonniges Sommerwetter. Morgen wird es nochmal richtig heiß, bevor am Abend Schauer und Gewitter aufziehen sollen. Höhere Regenmengen werden sie wohl kaum im Gepäck haben. Signifikant können aber andere Unwetterkriterien werden. Hier sind heftige Gewitterböen bis hin zur  Sturmstärke möglich und aufgrund guter Scherungsverhältnisse besteht bei uns im Norden sogar eine erhöhte Gefahr von Tornados. Mit anderen Worten, es könnten sich auch einige Superzellen bilden. Die Königen aller Gewitter, aber auch die gefährlichsten! Großhagel könnte in diesem Fall sogar ein Thema werden.

Aber es muss in den letzten Wochen auch hier mal etwas kräftiger geregnet haben, denn dieser mumifizierte Schmierröhrling stammt keinesfalls aus dem letzten Jahr. Die trockene Hitze hat ihn gut konserviert. Es dürfte sich um einen Butterpilz (Suillus luteus) handeln. 24.07.2022 in den Eulenbergen.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 08.08.2022 – 2.00 Uhr. minimal 5,0 l/qm, maximal 58,3 l/qm und im Mittel 18,7 Liter.


Abendrot – Schönwetterbot gestern Abend über der Ostsee vom Gespensterwald aus fotografiert.

 

Montag, 25. Juli – Jakobstag – Laut  dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ ein wichtiger Lostag. „Jetzt, am Monatsende, sind die ersten Äpfel und Kartoffeln erntereif. Deswegen werden sie im Volksmund auch Jakobsäpfel und Jokobskartoffeln genannt.“ Habe ich es mir doch gedacht! Bevor ich oben genanntes Buch aufschlug, habe ich ich um 20.30 Uhr auf dem Hof des Info – Zentrums meinen Regenmesser abgelesen, und dort habe ich auch einige Pflanzenkübel stehen. In einem hatte ich im Frühling mal zwei drei stark ausgekeimte Kartoffeln gesteckt und das üppige Kraut fängt sich allmählich an zu legen und gilbt bereits etwas. So dachte ich mir, ob sie wohl schon Nachwuchs, sozusagen knollige und erntereife Metastasen gebildet haben? Nun, ich werde noch nicht nachschauen.

Herrliche Lichtstimmungen am Abend des 24. Juli 2022 im Gespensterwald.

Diese Grüngefelderten Täublinge (Russula virescens) sind natürlich auch etwas von Trockenheit und Hitze gezeichnet. Fast könnte man sie auch in Braungefelderter Täubling umbenennen. Dieser Täubling gehört zu den edelsten Speisepilzen! 24.07.2022 im Gespensterwald.

Im Regenmesser befanden sich 4 Liter. Ich dachte mir, allmählich muss sich die gebeutelte Vegetation in Wismar doch verschaukelt vorkommen. Das können wir wieder in den Skat drücken. Kaum zu Ende gedacht, öffnete der Himmel nochmals kurz final seine Schleusen, aber mehr als + 1 Liter dürften es nicht gewesen sein. Aber es gab natürlich anderen Orts durchaus wieder etwas mehr. Es waren doch teils starke Gewitter unterwegs, aber da die Zellen zügig zogen, kamen höchstens vereinzelt vielleicht auch mal 10 – 15 Liter zusammen. Besser als gar nichts! Ich denke, ab dem Monatswechsel könnte regional einiges an der Pilzfront möglich sein. Schwerpunkt in Parkanlagen und dort wo die Gewitter vom Donnerstag entsprechend gepunktet haben. Auch sonst kann immer mal ein Frischpilz auftauchen, und seien es nur Kleinarten.

Ein bildschöner Perlpilz (Amanita rubescens) im Abendlicht des Gespensterwaldes am 24. Juli 2022.

Mehr geht nicht an Meer – Romantik! Der Gespensterwald, ein Ort der Superlative für Romantikerinnen und Romantiker.

Gestern Abend bin ich noch einmal in den Wald gefahren. Um die Mittagszeit war ich ja mit unserem Pilzfreund Christian in den Eulenbergen zu Gange und danach im Info – Zentrum. Ich dachte mir, fahr doch mal wieder in den Gespensterwald bei Nienhagen. Bestes und warmes Sommerwetter und die Stimmung ist dort am Abend, direkt am Ostseestrand, mit dem beindruckenden Baumbestand oberhalb der Steilküste, einfach einzigartig. Es loht sich eigentlich immer, besonders zum Sonnenuntergang, dem Gespensterwald einen Besuch abzustatten. Zumindest wenn nicht gerade bedecktes Wetter herrscht. So hatte ich tatsächlich bedenken, weil Wolkenfelder einer Warmfront die Küstenregionen entlang zogen. Sollten diese aber durchbrochen sein, könnten durchaus herrliche Motive mit der Kamera einzufangen sein. Und ich konnte mein Aufschlagen hier auch gleich mit Pilzen verbinden.  Allerdings ist es immer ein Stück Wegstrecke. Aber es war phantastisch, welch wunderbare Lichtstimmungen über der Ostsee nicht nur ich geboten bekommen habe. Und dazu gab es, wie erhofft und erwartet, auch noch einige Frischpilze. Der Gespensterwald hat immer mal den einen oder anderen Regenguss abbekommen. Bei dieser Gelegenheit schaute ich auch gleich wegen einer Parkmöglichkeit für unsere Fahrzeuge zur nächsten Pilzwanderung, die durch das wenig entfernte Walkmüllerholz führen soll. 

Mal goldig, mal smaragdgrün, feuerrot oder so wie hier, in altgolden bis Kupfer. Sonnenuntergang über der Ostsee vom Hochufer des Gespensterwaldes aus ist ein unvergessliches Erlebnis. 24. Juli 2022.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 09.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 7,8 l/qm, maximal 82,1 l/qm und im Mittel 26,4 Liter.

Übrigens feiert die Gemeinde Nienhagen vom 19. – 21. August 2022 ihr 22. Gespensterwaldfest!


Dienstag 26. Juli (Lostag St. Anna)„Werfen die Ameisen an St. Anna höher auf, so folgt ein strenger Winter drauf. An St. Anna fangen die kühlen Morgen an“. Weiter heißt es in „Abendrot – Schönwetterbot“ – „Etwa ab dem heutigen Tage herrscht oft eine sonnige, warme und trockene Witterungslage, die 1 – 2 Wochen anhalten kann“.

Durchgang der 2. Kaltfront von Tief Daniela mit schwachen Schauern heute Vormittag in Wismar – Wendorf.

Hier noch ein Bild zum Thema Grünschuppiger/Braunschuppiger Täubling. Natürlich sehen wir hier zwei Grüngefelderte Täublinge (Russula virsecens), die unter Hitze ihre typischen Farben ändern können. Standortfoto am 25.07.2022 im Gespensterwald.

Dann werden wir morgen mal schauen, wie hoch die Ameisen aufwerfen, falls entsprechende Hügel vorhanden sein sollten. Es geht zur Mittwochsexkursion in den 3. Quadranten des MTB Eldena. Aber ich glaube, es macht wenig Sinn, denn wir haben dafür nicht den richtigen Blick, weil wir auf diesen Sachverhalt bisher noch nicht geachtet haben. Weiter heißt es, dass nun die kühlen Nächte anfangen. Das stimmt, betrachtet man die kommenden Nächte. Sie sind zum Durchlüften bestens geeignet, da wir auf der Rückseite eines Tiefs und seinen Kaltfronten liegen. Bei klaren Verhältnissen und Windabschwächung kann es tatsächlich recht frisch werden. Allerdings trifft das für uns an der Küste nur bedingt zu. Wir haben ja unsere Warmwasserheizung vor der Tür und eigentlich stehen uns die wärmsten Nächte erst noch bevor. Im August erreichen die Wassertemperaturen, die derzeit bei etwa 20 Grad liegen, ihre höchsten Werte im Jahreslauf. Sonniges und meist warmes Wetter steht dann tatsächlich im weiteren Verlauf auf der Karte. Aber das ist keine Kunst, befinden wir uns ja im Hochsommer und dazu noch in den Hundstagen. So kann es durchaus möglich sein, dass es in der nächsten Woche mit den TEMPERATUREN WIEDER STEIL BERGAUF GEHEN KÖNNTE. Es ist zwar nur ein erster, zaghafter Trend, der morgen schon wieder vom Tisch sein könnte, aber was das amerikanische GFS heute wieder geboten hat, kam mir sehr bekannt vor. Schließlich standen dort, gerade auch bei uns im Norden, wieder die 40 Grad bis hinauf in die Griese Gegend auf der Temperaturkarte.

Auch diese Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) haben stark unter Hitze und trockener Luft gelitten. 24.07.2022 im Gespensterwald bei Nienhagen.

Und was erwartet uns an der Pilzfront? Nichts großes, aber in der nächsten Woche könnte es in den niederschlagsreichsten Regionen einen kleinen Wachsumspiek geben. Röhrlinge und Champignons, einige Wulstlinge und Täublinge im Schlepptau und natürlich Kleinarten sowie dies und jenes. Es hat nun ja doch einiges an teils heftigen Schauern gegeben. Und komplett trocken soll es mittelfristig auch nicht werden. Es können immer mal einige Schauer und Gewitter durchziehen, die ein gewisses Wachstumspotenzial aufrecht erhalten können.

Weil es gestern Abend so schön war, hier noch ein wunderbares Stimmungsfoto vom Sonnenuntergang über der Ostsee vom Gespensterwald aus fotografiert.

Hier die möglichen Regenmengen in akkumulierter Form des ECMWF für Wismar bis zum 10.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,2 l/qm, maximal 76,2 l/qm und im Mittel 24,1 Liter.


Catrin konnte den Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis) als für sie neue Art in ihren Gesichtskreis aufnehmen. Andrea hält dieses denkwürdige Ereignis im Bild fest.

 

Mittwoch, 27. Juli – Vier Pilzfreundinnen b. z. w. Pilzfreunde und vier Hündinnen b. z. w. Hunde trafen sich am Vormittag, gegen 10.00 Uhr, am Ortsrand von Malk Göhren zu der für heute anberaumten Mittwochsexkursion. Wir waren also im 3. Quadranten des Messtischblattes 2734 = Eldena unterwegs. Ausgesucht hatten wir uns die Kiefernforste südöstlich Malk Göhren b. z. w. südwestlich von Eldena. Wir starteten am Tannenberg und exkursierten quer Forst ein bis zur Müritz – Elde – Wasserstraße und ein Stück des Dammes entlang. Wir, das waren außer den vier Vierbeinern noch Catrin aus Katelbogen, Andrea und Chris aus Lübeck und Michael aus Schwerin. Da Chris dabei war, hatten wir nicht nur Großpilze im Visier, sondern allerlei was kreucht und fleucht. Die wunderbare Ruhe und die freundliche Landschaft machten die Exkursion zu einem besonderen Erlebnis. Wer Ruhe sucht, hier findet er sie. Wir suchten natürlich auch ganz in Ruhe nach den Objekten der Begierde. Dass es kaum Frischpilze gab, versteht sich angesichts der Trockenheit von selbst. Im Herbst sollte hier jedoch nicht nur für den Küchen – Mykologen die Post abgehen. Ausgesprochen armer Sandboden und die teils sauberen, unverkrauteten Kiefernforste dürften in manchen Jahren mit Maronen – Röhrlingen aufwarten, dass man hier gut und gerne statt eines Pilzmesser, eine Sense zur Hand haben sollte. Wir kennen es ja bereits aus der Kalißer Heide, gleich neben an. Ein Bericht folgt demnächst.

Ein Paradies für Kochtopf – Mykologen. Maronen im Hochwald, Butterpilze im Schonungsbereich. Hoffen wir, dass es hier noch lange trocken bleibt und dann Ende September bis Mitte Oktober herum starke Regenfälle einsetzen. Man wird sich vor erwähnten Röhrlingen kaum retten können.

Die Gelbflechte (Xanthorina parientina) kam mir hier gelber als anderswo vor.

Das Wetter war heute morgen sehr frisch, ja es roch sogar in der eingeflossenen Polarluft etwas nach Winter. Ich überlegte, ob ich bei der Fahrt in das Exkursionsgebiet mit meinem Leichtkraftroller Handschuhe anziehen sollte. Die kommende Nacht kann gerade auch in der Griesen Gegend, zu der unser Exkursionsgebiet gehört, für hochsommerliche Verhältnisse ausgesprochen frisch werden, Bis auf 5 Grad in 2 m über dem Erdboden kann es abkühlen. Das ist für die Jahreszeit durchaus bemerkenswert. Auch sonst mutete das Wetter heute eher wie im Oktober an. Windig und viele Wolken trieb der Wind über den blauen Himmel. Der Wind nervte aber vor allem während der Fahrt.

Der Weinrötliche Kiefern – Gloeoporling (Gloeoporus taxicola) siedelt auf totem Kiefernholz.

Auf der Heimfahrt eine Notbremsung zwischen Ventschow und Jesendorf. Ein weißer Ball direkt am Fahrbahnrand, dass dürfte entweder ein großer Anis – Champignon oder ein Riesenbovist (Langermannia gigantea) sein. Wie wir sehen, war letzteres zutreffend.

In den kommenden Tagen wird es aber wieder wärmer und damit sommerlicher. Ein Gewittertief bringt in Richtung Wochenende besonders in Süd- und Mitteldeutschland einige Regengüsse und Gewitter, die stellenweise durchaus ergiebig ausfallen können. Bei uns im Norden können zu Beginn der nächsten Woche einige konvektive Umlagerungen in schwülwarmer Luft auf der Agenda stehen, bevor Mitte nächster Woche mit einiger Wahrscheinlichkeit wieder enorme Hitze auf der Karte stehen könnte. Diese hält bei uns im Norden aber nicht lange durch und soll mit Schauern und Gewittern bald wieder vertrieben werden. Wieder dürfte sich frische Nordseeluft durchsetzen. Der Sommer bleibt seinem Grundmuster treu.

Wir steuern in großen Schritten auf den August zu und langsam, aber sicher, geht es in Richtung Pilzherbst. Es wird unweigerlich bunter und vielfältiger. Diesen Leberpilz (Fistulina hepatica) brachte mir heute Catrin für die Pilzausstellung mit.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 11.08.2022 – 14.00 Uhr: minimal 2,5 l/qm, maximal 54,4 l/qm und im Mittel 18,6 l/qm.


Catrin sandte mir vor wenigen Tagen dieses Bild zu. Sie ist ja beim lernen und hat ihren Fund als Behangenen Faserling (Psathyrella candolleana) bestimmt. Das ist natürlich richtig!

 

Donnerstag, 28. Juli (Earth Overshoot Day) – Heute ist also der Welt – Überschuss – Tag. Am heutigen Tag soll die Menschheit die für dieses Jahr  maximal vertretbare Nutzung der natürlichen Ressourcen der Erde erreicht haben. Natürlich kümmert sich das Wirtschaften der Menschheit nicht darum und es geht unter Gewinnmaximierung und auf Wachstumskurs bis Silvester so weiter. Gemeint ist das Wachstum an Profit, nicht das der Bäume unserer Wälder. Hier wird munter weiter abgeholzt. Aber ich möchte hier nicht schon wieder in das Negative abrutschen. Ändern kann ich am Verhalten der alles überragenden Lebensform auf unserem blauen Planeten ohnehin nichts. Menschen bauen Vernichtungswaffen gegen die eigene Art und alles andere Leben wird gleich mit zu Nichte gemacht. Welch ein Kleingeist herrscht nur in solch perversen Köpfen, die Macht und Einfluss über alles andere stellen? Dabei sind wir doch allen anderen Lebensformen auf dieser Erde überlegen? Selbst so ein winziges und hübsches Corona – Virus kann uns, wenn es das möchte, dahin raffen. Aber es ist ja clever, wird es nicht tun. Würde sich ja seine eigene Lebensgrundlage abgraben. Aber ich denke, es könnte sich durchaus auch mit anderen Lebewesen zufrieden geben. Fledermäuse oder ähnlichem. Also, nur Mut, die Erde würde aufatmen. Aber keine Sorge, dass schaffen wir schon selber.

Den Riesenporling (Meripilus giganteus) hatte ich mit Catrin am Sonnabend im Radebachtal gefunden und ihn ihr erläutert. Jetzt hat sie den Gigant selber entdeckt und natürlich auch gleich richtig angesprochen.

1980 veröffentlichte Judas Priest ihr bahnbrechendes Album British Steel. Schneidig und rasierklingenscharf kommt der Sound daher und hat bis heute nichts an seiner Dynamik und frische eingebüßt. Seit dem bin ich absoluter Fan der Band und viele weitere, einflussreiche Meisterstücke sollten bis heute folgen.

So, Schluss! Warum rutsche ich bloß immer mal in so banale und oberflächliche Gedanken ab? Habe ich doch von Tuten und Blasen keine Ahnung und klopfe hier große Sprüche, wie am Biertisch in der Stammkneipe! Ich sollte bei dem bleiben, von dem ich zumindest ansatzweise meine, mitreden zu können. Zu Wetter und Pilze, aber auch hier bin ich nicht viel mehr wie ein oberflächlicher Dilettant. Deswegen wird der Dilettant nun eine kleine Pause einlegen. Morgen geht es nach Halle an der Saale. Ein Konzert Ereignis der besonderen Art steht auf dem Programm. Mit Sohn Jonas und meinem Jugendfreund Ingo geht es zum Judas Priest Konzert. Im November soll die Band nach 50 Jahren endlich in die heiligen Hallen des Rock ´And Roll aufgenommen werden. Das hat aber gedauert! Was sitzen dort nur für Typen in der Jury? Es ist zwar nur Heavy Metal, also nichts Welt verändern wollendes, sondern nur Spaß an fetziger Musik in einer knallharten Nische. Aber es gibt hier nicht nur ein ohrenbetäubendes Metal – Gewitter, sondern handwerklich meisterhaftes Liedmaterial aus 50 Jahren Bandgeschichte. http://www.judaspriest.com

Diesen jungen Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweintzii) hatte mit Catrin gestern zur Mittwochsexkursion mitgebracht und ihn selbstverständlich auch bereits im Vorfeld als Nadelholz – Braunporling bestimmt. Ist auch richtiger, denn er kommt nicht nur im Wurzelbereich von Kiefern vor, aber immer an Koniferen.

Jedoch sollten wir den Regenschirm dabei haben. Ein Höhentief zieht über der Mitte und dem Süden Deutschlands seine Kreise und es kann gebietsweise kräftig Schauern und Gewittern, stellenweise bis in den Unwetterbereich durch Starkregen. Und der Regen ist natürlich auch dort sehr willkommen. Hoffentlich bekommen auch die Gebiete mit den großen Waldbränden einiges an Löschwasser ab.

Nadelholz – Braunporling (Phaeolus schweinitzii). Kein Speisepilz.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 12.08.2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,2 l/qm, maximal 97,2 l/qm und im Mittel 20,7 Liter.


Freitag, 29. Juli – Der Rest des Monats stand ganz im Zeichen einer kleinen Konzertreise nach Halle/Saale. Mit dem 9 € Ticket preisgünstig mit der Bahn. Allerdings mit gemischten Gefühlen wegen möglicher, überfüllter Züge. Und so begann das Ganze auch schon mal wenig erfreulich, da unser Zug um 9.24 Uhr ausfiel und wir erst 2 Stunden später starten konnten. Wir, das waren mein Jugendfreund Ingo und Sohn Jonas. Schließlich wurde die Zugfahrt mit mehrmaligem Umsteigen wider erwarten doch ganz entspannt mit Sitzplatz. Am frühen Abend bezogen wir unsere Unterkunft in der Jugendherberge in Halle. Freundlich und modern eingerichtet. Zum Abend unternahmen wir noch einen Spaziergang durch die Parkanlagen auf der Peißnitz – Insel. Dort sollte ursprünglich das Konzert von Judas Priest stattfinden, welches aber aufgrund technischer Gegebenheiten in die Messehallen verlegt wurde. Heute Abend spielten dort The Bosshoss. Bis auf einen Wulstigen Lackporling und Echten Zunderschwämmen waren keine Pilze zu sehen. Es war ausgesprochen trocken in der Region. Deutlich trockener als in den meisten Regionen in Mecklenburg. Viele Bäume begannen schon ihre Blätter abzuwerfen. Aber es war am Abend unangenehm schwül und gegen Mitternacht fielen die ersten Regentropfen. Es hat bis in den Sonnabend hinein teils ergiebig geregnet.

Hier sehen wir jedoch keine Regentropfen. Es sind Guttations – Tröpfchen, die dieser Riesenporling absondert. Sie erhöhen die Nährstoffaufnahme. Standortfoto am 23.07.2022 im Radebachtal. Blankenberg.

Aus technischen Gründen gibt es den Rest in „Wetter/Pilze Juli 2022/2“

Wetterfahrt rund um Sternberg

Ein gewittriger Sonntag

Am Sonntag, dem 26. Juni 2022, entschloss ich mich mal wieder zu einer kleinen Wettertour durch Mecklenburg. Es ist viel zu trocken, die Landschaft sieht in vielen Regionen braun aus, dass heißt, die Wiesen, und Rasenflächen, Weg- und Straßenränder sind verdorrt. Entsprechend armselig sieht es an der Frischpilzfront aus, die quasi nicht vorhanden ist. Also begab ich mich an die Wetter- und Gewitterfront. Es soll ein labiler Tag mit zahlreichen Schauern und Gewittern werden. So setzte ich mich auf meinen Kleinkraftroller, um ein wenig auf Sturmjäger zu machen. Um den Königen der Wolken, den gemeinen Gewitterwolken, meine Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist nämlich nicht nur bezüglich möglicher Starkniederschläge von Interesse. Nein, konvektive Wetterlagen versprechen viel Spannung und meist auch wunderbare Fotomotive. Sie sind die Krönung allen Wetters, so dass es kaum etwas schöneres gibt, wie ihnen bei ihren Himmelsspielen zu zuschauen und wenn man dann noch einen Volltreffer landen kann, und einem heftigen Gewitter so nahe wie möglich kommen kann, ist es ein wunderbarer Moment und ein echtes Geschenk des Himmels. 

Gegen Mittag ist die Auslösetemperatur erreicht. Es brodelt über dem Alten Hafen in Wismar. Zeit zum Aufbruch zu meiner kleinen Sturmjagd.

Die Wolkentürme schrauben sich immer höher in den Himmel.

Erste Gewitterzellen sind im Raum Schwerin entstanden und ziehen in Richtung Norden, in den Großraum Wismar. Das Foto entstand zwischen den Ortschaften Keezer Schmiede und Golchen bei Brüel.

Regenvorhänge bei Brüel. Die verdorrte Vegetation sehnt sich danach.

Aber ich möchte unsere Pilze nicht ganz vergessen. Flechten bestehen ja zum überwiegenden Teil aus Pilzen. Hier sehen wir die gewöhnliche Mauerflechte (Lecanors muralis) auf dem Gehweg eines Gewerbegebietes bei Brüel fotografiert (Siehe oben).

Ich hatte Sternberg und die beiden Kobrows (I und II) hinter mir gelassen und hielt bei diesem Schild inne. Meine Kinder- und Jugendzeit holte mich ein. Bin ich hier doch damals, wenn ich zu meiner Oma, Onkel und Tanten nach Demen fuhr, eingebogen. Der Zug brachte mich bis nach Sternberg und von dort ging es mit dem Fahrrad weiter. Wie freute ich mich, wenn mich an den Rändern dieses Weges die ersten Parasole grüßten.

Hier ist wirklich kein grüner Grashalm mehr ausfindig zu machen. Ob die Wolken wohl gleich für Abhilfe sorgen?

Es braut sich einiges zusammen. Ich überlegte, ob ich in den Demer Sandweg einfahre. Es geht aber durch Wald und Feld, ohne schützende Unterstellmöglichkeit.

Aber ich zog es vor, auf schnellstem Wege zurück nach Sternberg zu fahren. Ich musste ohnehin Tanken. In wenigen Minuten könnte es sehr ungemütlich werden.

Erste große Tropfen fallen in Sternberg. Während der Ortsausgang in Richtung Osten eine kräftige Dusche abbekommen hat, blieb der Westausgang der Kleinstadt, zu dessen Tankstelle ich fuhr, komplett trocken.

Ich fuhr aus der direkten Gewitterzone raus, wieder nach Brüel und dieses Bild entstand kurz vor Golchen.

Schließlich bin ich durch die Hintertür doch noch in Demen gelandet und habe mich dem nun stark entwickelten Gewitter nochmals bis zum Getröpfel und unruhigen Winden genähert. Es war recht blitzreich und der Donner grollte fast ununterbrochen. Nun musste ich erst einmal inne halten.

Zeit, mich ein wenig umzuschauen und in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.

Seniorentreff. Ich erinnere mich (Demen war für einige Monate mein Zuhause im Vorschulalter) dass wir Kinder hier damals auch einmal zum Kino gingen. Ein für mich totlangweiliger Film Namens “ Drei Italiener in…?“Ob es wohl in diesem Gebäude war?

Origineller Wegweiser. Leider war Sonntag, aber die Dorfchronik in schriftlich Form, wollte ich mir schon lange einmal zulegen.

Ob es wohl unsere Wasserpumpe ist, die hier vor dem Gemeindehaus steht? Mein Vaters Familie waren kinderreiche Häusler und Wasser zum Kochen und Waschen wurde aus so einer Pumpe gezogen, die in einer Art kleiner Waschküche zum Hühnerhof hinaus stand. Mindestens noch bis in die 1970er Jahre.

Gedenkstein mit Tafel zur Erinnerung an die Gefallenen zweier Weltkriege in der Fritz – Reuter Straße.

Der Name Krakow ist leider nicht enthalten. Ich weis aber, dass ein Onkel von mir im 2. Weltkrieg blieb und im Wohnzimmer in Demen ein großes Porträtfoto von ihm in Wehrmachtsuniform an der Wand hing. Einzig an den Namen Breetzmann kann ich mich erinnern, da er in Gesprächen gelegentlich erwähnt wurde.

Die alte Backsteinkirche zu Demen hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Blitzgott „Namargon“, wie die australischen Ureinwohner es ausdrücken würden, war ihr zwischenzeitlich nicht wohl gesonnen und ließ sie abbrennen oder es wurde ihr in kriegerischen Zeiten die Glocke gestohlen.

Kirche und Ort gehörten einige Jahrhunderte zum Kloster Dobbertin. Hier empfing ich auch meine Taufe.

Diese mächtige Linde hat das denkwürdige Ereignis, im Gegensatz zu mir, sicher noch in Erinnerung.

Zurück zum Wetter. Die Sonne kommt in Demen wieder heraus, aber das Gewitter rumpelt immer noch vor sich hin, nicht weit vom Ortrand entfernt in Blickrichtung Nordosten.

De ol Dörpschaul – die alte Dorfschule. Ob hier mein Vater die Schulbank drückte? Ist anzunehmen!

Auf einen alten Baumstumpf halten Feuerwanzen eine Großversammlung ab.

Den Winkelkrug gab es bereits zu meiner Kindheit. Die Stammkneipe meines Onkels Günter. Manchmal musste ich hier auch Flaschenbier für ihn holen.

Die alte Molkerei ist heute ein Wohnhaus. Von unserem damaligen Grundstück gegenüber, hatte ich sie immer im Blick. Auch hier schlug bei einem heftigen Morgengewitter der Blitz ein. Es war eine denkwürdige Gewitternacht damals. Rein in die Federn und raus aus den Federn und das Gewitter gab den Takt dazu.

Ein altes Foto aus den 1960er Jahren von unserem Grundstück aus fotografiert. Jeweils morgens und abends wurden die Kühe der einzelnen Häusler auf die Weide gebracht. Eine Asphaltstraße gab es damals noch nicht. Im Hintergrund die Molkerei.

Geangelt habe ich damals in Demen und im näheren Umland auch viel. Nicht nur im Tiefen See, auch im Dorfsee und im Faulen See. Manchmal setze ich mich abends, wenn ich hier gerade mal wieder unterwegs bin, auf einen Steg am Dorfsee und schwelge in wehmütigen Erinnerungen an die schönste Zeit, in meinem damals noch jungen Leben.

Reife Getreidefelder speichern an sonnigen und warmen Hochsommertagen besonders viel Wärme. Das kommt möglicher Konvektion sehr entgegen.

Ich fuhr schließlich doch noch in Richtung Dabel. Kurzer Halt am ehemaligen Forsthof Turloff. Der kurz zuvor noch staubtrockene Sandweg ist nun gut gewässert.

Kaum das der Regen aufgehört hat, begann er sogleich wieder zu verdunsten.

Kaum ist ein Gewitter abgezogen, baut sich sogleich das Potenzial für ein weiteres auf.

Die jungen Gewitterschirme verdecken die Sonne.

Am Abend bin ich wieder trocken in Wismar angekommen. Landschaft am südöstlichen Stadtrand.

Eine ganze Menge Graugänse weideten auf einer Wiesenfläche vor den Klußer Fischteichen.

In südöstlicher Blickrichtung steht noch ein Gewitter am Horizont.

Soweit einige Impressionen von meiner kleinen Wetterreise am heutigen Sonntag. 

Tagebuch zu Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch zu Wetter und Pilze im Juni 2022

Mächtige Wolkengebirge türmten sich heute immer wieder über Mecklenburg – Vorpommern auf. Das Foto entstand am Abend des 1. Juni auf der Insel Poel in Blickrichtung Osten.

Eine freundliche Sonne lacht Passanten und potentielle Besucher unserer Ausstellung im Eingangsbereich vom Steinpilz-Wismar an.

Mittwoch, 01. Juni (Kindertag) – Meteorologisch endete gestern der Frühling. Laut Deutschem Wetterdienst war es das 9. zu trockenene Frühjahr in Folge und der dritt sonnigste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Dem zufolge beginnt heute der Sommer 2022. Hoffen wir, dass er nicht zu den trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wird. Sein Einstand war jedenfalls versöhnlich, mit zahlreichen Schauern und Gewittern.  Bereits aus der Nacht heraus zogen teils Multi – Cluster – Systeme von Süden her auf. Besonders der äußerste Nordwesten hat örtlich wieder einiges abbekommen. Aber auch im Großraum Rostock hat es um die Mittagszeit ordentlich gewittert. Auch im Raum Nossentiner/Schwinzer Heide war ein Clustersystem aktiv und ebenfalls im Vorpommerschen gab es regional einiges von oben. Wie bei konvektiven Wetterlagen üblich, gab es in der Regenbilanz große Unterschiede. In meinen Messbecher gelangte nur 1 Liter! Wismar hat also nicht viel abbekommen. Anderen Ortes war sicher das 10 fache oder sogar mehr im Becher. Das verantwortliche Höhentief zieht morgen allmählich nach Nordosten ab. In seiner Schleppe streift uns morgen noch einmal ein Schwall höhenkalter Luft und es kann letzte Schauer geben. Besonders in Richtung Vorpommern.

Allmählich tut sich etwas. Ein erste Weißer Anis – Champignon (Agaricus arvensis) kündigt die Vorhut eines ersten, frühsommerlichen Wachstumsschubes an. Standortfoto am 01.06.2022 im Küstenwald der Insel Poel.

Das war dann erst einmal alles an Regen für uns Fisch(Pilz)köppe an der Küste. Ein Hoch macht sich in Richtung Pfingstwochenende auf zu uns. Das dürfte die zahlreichen Pfingsturlauber freuen, denn es soll in Verbindung mit viel Sonne endlich auch wärmer werden. Angenehme Frühsommertemperaturen werden vorhergesagt. Anders in der großen Südhälfte Deutschlands. Dort wird es zwar noch wärmer, aber die Luft ist feucht und damit schwül. Teils schwere Gewitter lassen nicht lange auf sich warten. An Pfingsten zieht dann voraussichtlich ein Höhentief zu den BENELUX – Staaten und facht den Zustrom schwülwarmer Gewitterluft noch einmal an und kann diese aus heutiger Sicht bis zum Pfingstmontag auch bis zu uns in den Nordosten schaufeln. So können wir in der Folge sogar der Wärmepol Deutschlands werden. Regen und Gewitter inklusive!

Eigentlich stand heute wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Aber da das Wetter sehr wechselhaft mit Gewittergefahr angesagt war und es auch so kam, haben wir uns entschlossen, die Exkursion auf den Pfingstsonntag zu verschieben. Wir, das sind Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen und Naturfreund Chris aus Lübeck.

Auch einige Maipilze (Calocybe gambosa) konnte ich noch entdecken. Es wurde ihnen in diesem Frühjahr viel abverlangt. Pfingsten und Weihnachten müssen vergehen, dann träumen sie wieder von besseren Zeiten und selbstverständlich auch wir.

So öffnete ich heute unser Info – Zentrum und schrieb den Bericht vom letzten Sonnabend, als wir öffentlich im Radebachtal unterwegs waren. Aber ganz ohne in die Natur zu gehen, ging der Tag dann doch nicht über die Bühne. Im Regenradar tauchten immer wieder neue Schauer und Gewitterzellen auf und ich entschied mich, nicht zu weit weg zu fahren. Ziel war einmal mehr die Insel Poel. Im Eichenpark Schwarzer Busch herrschte Tote Hose, so dass ich nochmals in den Küstenschutzwald im nördlichen Bereich der Insel fuhr. Hier gab es bis auf einen frischen Anis – Champignon nichts neues. Letzte Maipilze und wieder Hexeneier von Stinkmorcheln. Das war alles, was mir in punkto Frischpilze heute geboten wurde.

Blick auf das Salzhaff, hinweg über die Vogelschutzinsel Langenwerder und bis hinüber zum Boinsdorfer Werder, vom Strand der Insel Poel bei Gollwitz aus, am Abend des 01. Juni 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 16. Juni 2022 – 2.00 Uhr. Im Minimum 7,4 l/qm, im Maximum 70,5 l/qm und im Mittel 33,7 Liter.


Donnerstag, 02. Juni – Seit meiner Jugend, als ich bei Annalotte Heinrich, ihres Zeichens Kreisbeauftragte für Pilzaufklärung des damaligen Kreises Wismar, in die Lehre ging, galt der 2. Juni als der Stichtag für die erste Pfifferlings – Brut. Nun ist das mit den Stichtagen so eine Sache. Die Pilze halten sich nicht immer an das vorgegebene Datum. Es stellt vielmehr einen Richtwert dar. Da ist es nicht anders wie beispielsweise am 23. April (Maipilz) oder am 28. September (Hallimasch). Wenn jedoch alles stimmt, kann man sich schon ganz gut daran orientieren. In diesem Jahr halten sich die Eierschwämme peinlich genau an diese Vorgabe. Gestern wurden die ersten „Erbsen“ gesichtet.

Phillip Müller schreibt zu seinem Standortfoto: „Was gibt es schöneres als das Plätschern des Regens auf den Waldboden und die ersten Pfifferlinge des Jahres (Cantharellus cibarius) zu finden“!

Pilzfreundin Catrin Berseck fotografierte gestern Abend in ihrem Hauswald diesen jungen Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am Standort. „Es tut sich allmählich etwas“, schrieb sie dazu.

An klimatisch günstigen Standorten können Pfifferlinge bereits ab Mitte bis Ende Mai ihre Brut ansetzen oder sie kommen verspätet im laufe des Sommers. Falls es zu trocken ist, sogar erst zum Herbst hin. Pfifferlinge sind also vom Spätfrühling bis in den Winter zu finden. Aber sie bevorzugen eindeutig die Sommermonate. Besonders günstig sind verregnete Sommer, so wie vielfach im letzten Jahr. Da gab es doch in einigen Regionen Deutschlands eine regelrechte Rekord – Ernte. Diese Jahre sind aber oftmals nicht die ganz großen Steinpilz – Jahre, weil relativ ausgeglichenes Feuchteangebot herrscht und viele Pilze (nicht nur Steinpilze) nicht in Stress geraten, welches sie in trockenen Hitzejahren tun. Über Wochen, ja gar Monate zu trocken, da staut sich einiges auf und treten dann plötzlich ergiebige Niederschläge auf, explodiert es an der Pilzfront. Diese Jahre gelten allgemein hin als besonders gute Pilzjahre, welches aber meist ein subjektives Empfinden ist. Gute Pilzjahre zeichnen sich meiner Meinung nach durch ein ausgeglichenes und vielfältiges Frischpilzaufkommen aus, und dass möglichst die gesamte Saison über. Soll 2022 ein gutes, ja überdurchschnittliches Pilzjahr werden, so muss es sich doch sehr sputen. Ich halte es für kaum noch möglich, denn das Frühjahr war bei uns im Nordosten kaum der Rede wert, höchstens im negativen Sinne. Außerdem gab und gibt es in diesem Frühling viele Schwefelporlinge. Das war noch nie ein gutes Zeichen! Aber wollen wir lieber nicht dem Aberglauben anheim fallen. Wie es letztendlich wird, weis niemand und das ist auch gut so. Kein Jahr gleicht dem anderen und es ist immer ein mehr oder weniger spannender Krimi. Am Ende der Saison, am 30. November, (natürlich auch schon einige Tage früher) sind wir schlauer. So stehen uns hoffentlich noch 6 ereignisreiche Monate an der Pilz – und Wetterfront bevor.

Unser Vereinsmitglied Michael Junge sandte mir dieses Foto zu. Gleich eine ganze Gruppe Fahler – Röhrlinge (Boletus impolitus) konnte er in Schwerin unter einer Eiche entdecken.

Apropos Wetterfront: bei unserem Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt ging gestern um die Mittagszeit fast die Welt in Lübeck unter. Genau wie das westlichste Mecklenburg wurde auch der Hamburger Raum bis hinauf nach Schleswig – Holstein von einem Multi – Cluster – System beehrt und in dieses integriert waren auch einzelne stärkere Zellen. Eine dieser Zellen verwandelte Chris seinen Garten in eine Winterlandschaft. Es war also ganz gut, dass wir unsere, für gestern geplante Mittwochsexkursion, verschoben haben. Niemand weis im voraus, wo und wen es bei Gewitterlagen besonders heftig trifft.  

Eigentlich sollte es zu dieser Jahreszeit heißen: „Hol die Badehose raus, nimm dein kleines Schwesterlein…“ Bei Chris in Lübeck galt gestern „Hohl den Schlitten aus dem Keller“.

Gewitter stehen in den nächsten Tagen nicht auf der Agenda. Zumindest nicht bei uns. In der großen Südhälfte Deutschlands sollte man hingegen immer mal einen Blick zum Himmel richten oder zumindest einen Blick auf das Regen- und Blitz – Radar werfen. Dort sorgt schwülwarme Gewitterluft für Turbulenzen. Bei uns sind stabilere und trockenere Luftmassen  wetterbestimmend. Tagsüber wird es angenehm warm, nachts kühlt es nach wie vor stark ab. Erst ab Sonntag Abend könnte sich das auch bei uns ändern. Von Südwesten sollen uns erste Schauer und Gewitter erreichen, die uns auch am Montag noch beschäftigen könnten. Aber die Gewitter sollen schwächer ausfallen, ohne Unwetterpotenzial. Allerdings hatten einige Modelläufe, insbesondere das Schweizer, in der Niederschlagsprognose durchaus einige saftige Starkniederschlagssignale für Mecklenburg drin. Da sage ich mal, ran kommen lassen. 

Ja, gestern war meteorologischer Sommerbeginn. Nicht in Lübeck, der Winter hielt Einzug! Foto: Christopher Engelhardt.

Hier noch die möglichen Schnee- und Graupel/Hagel/Regenmengen für Wismar, akkumuliert nach dem ECMWF bis zum 17. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,7 l/qm, maximal 76,2 l/qm und im Durchschnitt 30,6 Liter.


Das Schlosshotel Wendorf an diesem strahlend schönen 03. Juni 2022.

 

Freitag, 03. Juni – Eine individuelle Wanderung stand heute auf dem Programm. Im Raum Kuhlen – Wendorf, zwischen Brüel und Crivitz. Durch Vermittlung von Irena wurde ich zu einer naturkundlichen Führung vom Team des Schlosshotels Wendorf gebucht. Zu DDR – Zeiten befand sich in diesem ein Kinderheim und Irenas Arbeitsplatz. Inzwischen ist es ein 5 – Sterne – Hotel, also vor allem etwas für betuchtere Leute, um die Ruhe und Schönheit der Mecklenburgischen Natur zu genießen. Derzeit kann man hier sogar für einen Schnäppchenpreis von 149.00 € pro Person und Nacht königlich ruhen. Oder man Mietet ein Chalet für 2 Nächte zu 229.00 €. Dafür darf man sich wie Gott in Frankreich, nein, im armen Mecklenburg fühlen. Auf jeden Fall aber hoch herrschaftlich, mit entsprechender Bedienung.

Blick in den Schlosspark.

Der Höhepunkt der heutigen Führung und von einem jungen Mädchen begeistert entdeckt – Eichen – Feuerschwämme (Phellinus robustus). Spechte wissen die Anwesenheit der Pilze zu schätzen. Ansonsten wäre Eichenholz für ihre Zimmermanns – Arbeiten ein zu harter Brocken.

An diesem Pfingstwochenende hatte der Chef einer Berliner Firma zum 20 – jährigen Jubiläum, sich und seine Mitarbeiter in dieses fürstliche Quartier eingemietet. Dazu soll es ein Rahmenprogramm geben, welches ich nach einer hochherrschaftlichen Kaffee – Tafel eröffnen durfte. Eigentlich hatte das Hotelpersonal eine Führung mit einem Förster angedacht. Die waldreiche Umgebung schrie förmlich danach. Ich machte ihnen aber klar, dass ich eher in punkto Mykologie etwas zum besten geben kann. Aber Wald-/Forst-/Park- und Pilzkunde sind untrennbar mit einander verbunden und deshalb sollte es mir schon gelingen, einen entsprechend interessanten Bogen zu schlagen. Ich wies auf die Bedeutung des Waldes und der Pilze nicht nur für uns Menschen hin, erklärte Zusammenhänge und erläuterte natürlich auch die wenigen Pilzarten, die wir auf unserer Wanderung durch den Schlosspark, dem angrenzenden Wald und bei der Umrundung des Sydowsees fanden. Das Wetter konnte kaum schöner sein. Sonnig, angenehm temperiert und kaum Wind. Echtes Wohlfühlwetter. Es war eine nette Truppe mit Kind und Kegel, wie man so schön sagt. Am Sydowsee wären einige, insbesondere die Kinder, gerne länger geblieben. An der Badestelle kurz mal die Füße erfrischen.

Ein wenig Baumkunde. Wir sehen hier keine Rotbuche, sondern eine sogenannte Blutbuche. Rotbuchen sind die ganz normalen Waldbuchen mit den grünen Blättern.

An der kleinen Badestelle am Sydowsee, ein echter Waldsee. Viel schöner als der See im Schlosspark, vernahm ich aus der Truppe.

Zur Wetterentwicklung: Bis Sonntag Abend soll es bei uns schön und sonnig bleiben. In der Nacht auf Montag können dann von Süden her Schauer und Gewitter auch auf M-V übergreifen. Die großen Unwetter beschränken sich aber eher auf die große Süd- oder auch Westhälfte Deutschlands. Insgesamt sieht es mittelfristig so aus, als sollte sich die Großwetterlage allmählich umbauen und immer pilzfreundlicher gestalten. Soll heißen, dass sich im Isländischen Raum ein steuernder Tiefkomplex aufbaut, anstatt immer wieder ein blockierendes Hoch und Tiefdruckgebiete über Nordosteuropa, die dann immer die kühlen Luftmassen von Norden her anzapfen. Das Islandtief kann dann häufiger weit nach Süden, über dem Ostatlantik, austrogen und somit eine Südwest – Wetterlage anfachen. Diesen Trend sehen momentan alle Wettermodelle. Das würde bedeuten, dass häufig warme, vielleicht auch mal heiße Luftmassen, subtropischen Ursprungs, im Wechsel mit mäßig warmer Luft nach Mitteleuropa geführt werden können. Diese Luft ist dann auch ziemlich feucht und durch kurzwellige Anteile, die die Strömung flatterhaft gestalten können, auch immer mal gewitteranfällig. Feuchtwarm und gewittrig, das wärs doch, was wir Pilzfreunde uns wünschen. Hoffen wir, dass es kein Wunschdenken von uns und den Wettermodellen bleibt und die Natur es wie angedacht in die Realität umsetzen kann.

Ein Blickfang wie immer, der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Natürlich erläuterte ich, was man mit dem im jungen Zustand anfangen kann. Es wurde gleich gefragt, wann es den in Wismar wieder zu verkosten gäbe?

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 18. Juni – 2.00 Uhr: im Minimum 11,5 l/qm, maximal 79,5 l/qm und im Mittel 40,7 Liter.


Die Mondsichel des zunehmenden Mondes gestern Abend gegen 23.00 Uhr.

 

Sonnabend, 04. Juni – Da passt ja mal wieder alles. Seit vorgestern sticht mir am Abend die Sichel des wieder zunehmenden Mondes ins Auge. Die Fenster meiner Wohnung legen den Blick in westlicher Richtung frei und so habe ich den Mond in dieser Phase bei entsprechenden Bewölkungsverhältnissen des Abends immer im Blick. Das animiert mich dann oft dazu, ihn auch mal im Bild festzuhalten. So Geschehen gestern Abend. Ja, ihr merkt es schon, worauf ich hinaus will. Die Theorie der Mondanbeter ist es. Geregnet hat es ja, wenn auch in deutlichen, regionalen Unterschieden. Das erste mal nennenswert um den 20. Mai herum. Das sind 2 Wochen her und es gab auch noch Nachfolgeniederschläge. Das passt perfekt, dachte ich mir und schaute heute Vormittag mal kurz an einigen Zeigerstellen im Wismarer Seeblickpark vorbei. Um es vorweg zu nehmen, es tut sich zwar etwas, aber doch sehr verhalten. Das liegt zum einen an den leider immer noch sehr ungünstigen Luftmassen, die seit März fast ständig bei uns lagern. Kalte, häufig trockene Polarluft, wenig Regen, unterkühlte Nächte. Zum anderen reichten die Niederschläge in Wismar nicht aus, um tatsächlich größeres zu bewirken. Aber es schoben einige junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und auch Sommersteinpilze. Nicht viele, jeweils drei junge Kirsch- bis walnussgroße Köpfe. Die Pilze blieben natürlich stehen. Überrascht war ich hingegen, dass die Sommersteinpilze an einer für mich neuen Stelle wuchsen. An den bekannten Plätzen war nichts zu sehen. 

Junger Flockenstieliger Hexen -Röhrling (Boletus luridiformis) heute am Standort im Seeblickpark in Wismar – Wendorf.

Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) an einer für mich neuen Lokalität im Seeblickpark. Drei waren es an der Zahl.

Zum Wetter: heute Vormittag hielt sich noch Gewölk, bevor die starke Juni – Sonne dieses rasch weg zu heizen vermochte. Ein weiterer Wohlfühltag war geboren. Die Luft ist jedoch immer noch kühl und trocken. Aber die Wetterumstellung kommt! Morgen wird es schon etwas wärmer und in der Nacht zu Pfingstmontag kommen von Südwesten schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter auf. Sie leiten eine Umstellung hin zu einer Südwestwetterlage ein. Ich hoffe, sie wird nachhaltig sein. So werden die Luftmassen generell wärmer und feuchter. Immer wieder können mal Schauer und Gewitter durchziehen. Auch eine kurze Hitzewelle ist mal möglich. Dass sollte von nicht geringem Vorteil für die Entwicklung an der Pilzfront sein. Insbesondere die Pfifferlinge werden dann auch bei uns in Gange kommen. Im Südwesten der Republik können die Mykophagen ja nicht mehr an sich halten und sind schon fleißig beim Ernten, obwohl die Masse der Eierschwämme auch dort noch recht klein ausfällt. Meine Devise lautet, vor Mitte Juni lohnt es meist nicht, in die Pfifferlinge zu gehen. Erst dann macht es Spaß, weil nicht nur die kleinen „Erbsen“ oder „Kirschen“ in den Sammelbehältnissen landen.

Auch sind im Seeblickpark die Maipilze (Calocybe gambosa) frisch erschienen. Da es kein Optimalstandort für diese Art ist, kommen die Mai – Schönköpfe an solchen Lokalitäten meist später. Dann kann man gelegentlich auch an Steinpilz – Plätzen einige Fruchtkörper finden. 04. Juni 2022 im Seeblickpark.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 19. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 8,6 l/qm, maximal 85,0 l/qm und im Mittel 40,1 Liter.


Acker – Kratzdiestelrost (Puccinia punctiformis) – Ein Phytoparasit. 05. Juni 2022 am Neumühler See.

 

Sonntag, 5. Juni (Pfingsten) – Heute begehen wir nicht nur das Pfingstfest, mit seinem christlichen Hintergrund, sondern die Hansestädte Wismar und Stralsund auch den 20. Jahrestag ihrer Aufnahme in das Unesco – Welterbe. Wismar hat einen der am besten erhaltenen Altstadtkerne in Norddeutschland. Dank der Wende konnte er größtenteils vor dem Zerfall bewahrt werden. Der Welterbe Status ermöglichte auch Förderungen und der Titel zieht zusätzlich Besucher in unsere Stadt. Viel wichtiger jedoch die Tatsache, dass wir heute den Welt – Umwelttag begehen. Auch ein Jubiläum. Er feiert seinen 50. Geburtstag!  Nach der Wende, als es in Wismar noch ein Umweltamt gab, dem ich mit meiner Pilzberatungsstelle angegliedert war, wurde an diesem Tag durchaus öffentlichkeitswirksames auf die Beine gestellt. Veranstaltungen auf dem Marktplatz und vor dem Rathaus zählten dazu. Unsere Umwelt zu erhalten und vor der immer schnelleren Zerstörung und Ausbeutung zu bewahren, war und ist das Ziel des weltweiten Umwelttages. Sicher ist seit dem die Sensibilisierung für unsere gemeinsame Wohnung Erde in vielen Staaten gestiegen, aber trotz allem scheint die Menschheit noch lange nicht begriffen zu haben, wie wichtig dieser Aspekt für uns alle ist. Immer noch wird die Umwelt ausgebeutet und zerstört. Und oftmals steckt pure Profitgier dahinter. Geht es nach der Ansicht der jugendlichen Umwelt – Aktivistin Greta Thunberg, ist seit Gründung des Welt – Umwelttages, am 05. Juni 1972, nicht viel erreicht worden. Was von den Staaten – Lenkern verkündet wurde und wird bezeichnet sie als nichts weiter wie bla, bla, bla…  

Herrliche Umwelt, knapp westlich unserer Landeshautstadt Schwerin. Der Neumühler See, am 50. Welt – Umwelttag.

Noch einmal Kleinpilzkunde: wir sehen den Brombeerrost (Phragmidium violaceum). Kleinpilze verzichten auf den Luxus Stiele mit Hüten auszubilden. Minimalistisch ist ihre Devise und beim genaueren hinsehen oftmals wunderhübsch anzusehen. 05.06.2022 am Neumühler See.

Zu den Pilzen. Heute traf ich mich mit meiner Pilzfreundin Catrin Berseck und meinem Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt am Südende des Neumühler Sees bei Schwerin. Da aufgrund der unbeständigen Wetterlage am 01. Juni unsere Mittwochsexkursion ausgefallen war, holten wir diese heute nach. Und auch das Wetter konnte kaum beständiger, sprich schöner sein. Echtes Sonntags- und Feiertagswetter. Ein strahlend schöner und warmer Frühsommertag. Wir umwanderten den Südteil des lang gezogenen Neumühler Sees. Um ihn ganz zu umrunden, wäre eine Tagesreise/Wanderung nötig gewesen. Das habe ich vor vielen Jahren einmal hinbekommen, als mir nicht bewusst war, wie sehr sich dieser See hinzieht. Außerdem gehört der bewaldete Nordteil in ein anderes Messtischblatt. Am Ufer erstreckt sich im Süden nur ein schmaler, bewaldeter Ufersaum. Viele Weiden, Schlehen, Eichen, Erlen und nur wenige Buchen sowie einige andere Gehölze. Für eine Frühlingsexkursion an sich ein sehr vielversprechendes Revier. Nun war das Frühjahr viel zu trocken und die Niederschläge bisher zu spärlich, um eine einigermaßen angemessene Kollektion an bodenbewohnenden Frühaufstehern zu ermöglichen. Aber immerhin haben wir eine Art gefunden, die ich hier um diese Jahreszeit vermutet habe, als wie vor Jahren schon einmal hier, in einem noch trockenerem Frühjahr, im Rahmen einer regulären Pilzwanderung unterwegs waren. Den Blassen Pflaumen- oder Schlehen – Rötling. So schauten wir insbesondere an Bäumen und Stümpfen, versuchten Phytoparasiten zu finden und zu bestimmen. Chris hatte extra sein schlaues Buch mitgebracht. Es ging um Mollusken und Insekten u. s. w. Es ist unglaublich, was es zu dieser Jahreszeit alles zu entdecken gibt, wenn man mit offenen Sinnen durch die Natur streift. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Großpilzkunde: Wir sehen den Blassen Schlehen- oder Pflaumen – Rötling (Entoloma sepium). Eine neue und wichtige Art für Catrin auf ihrem Wege zur Pilzsachverständigen, weil ein leckerer Speisepilz des Frühlings- und Frühsommers. Immer unter Rosengewächsen und oft sehr gesellig. 05.06.2022 am Neumühler See.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 05. Juni 2022 nach dem ECMWF: minimal 12,6 l/qm, maximal 90,1 l/qm und im Mittel 42,0 Liter.


Brigitte Schurig während einer Herbsttagung der Pilzberater in Plau am See um das Jahr 2010 herum.

 

Montag, 06. Juni (Pfingsten) – Gestern erreichte mich die traurige Nachricht, dass meine langjährige Pilzfreundin Brigitte Schurig im Alter von 81 Jahren verstorben ist. Besonders in den 1990er Jahren war ich mit ihr und zusammen mit Jürgen Schwik so manches Wochenende im Feld, um unsere Mecklenburgische Welt der Großpilze zu kartieren. Brigitte übernahm zu DDR – Zeiten den Posten der Bezirkspilzsachverständigen des damaligen Bezirkes Schwerin. Nach der Wende kämpfte sie an der Seite von Frau Dr. Ingeborg Schmidt aus Stralsund darum, dass es in Mecklenburg – Vorpommern, als Urlaubsregion, wieder eine vom Land gestützte und geförderte Riege von ehrenamtlich tätigen Pilzberaterinnen und Berater gibt. Seit 1994 ist diese Aufgabe beim Landesgesundheitsamt angesiedelt und damit nimmt M-V im Vergleich zur restlichen Bundesrepublik eine vorbildliche Sonderstellung ein. Brigitte engagierte sich in der  Naturforschenden Gesellschaft Mecklenburg e.V., leitete eine Fachgruppe Mykologie in der Naturschutzstation Schwerin – Zippendorf und führte nicht nur dort ihre Pilzberatungen und Ausstellungen durch. Sie war bis zuletzt aktives Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns im Naturschutzbund Deutschland (AMMV). Zeitweise brachte sie sich auch im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ein. Brigitte unterhielt freundschaftliche Kontakte zu namhaften Mykologinnen und Mykologen wie Hanns Kreisel, Frieder Gröger oder auch Rosemarie Dähnke, die sie gelegentlich auch auf La Palma besuchte. Gerne war sie auch bei Veranstaltungen der Wismarer Pilzfreunde dabei. Sei es auf Exkursionen, bei Themenabenden oder bei unseren Weihnachtsfeiern in Keez.

Von links: Reinhold Krakow, Hannelore Michael, Brigitte Schurig und Torsten Richter während der Tage der Pilze in Rehna. Liebe Brigitte, du wirst uns sehr fehlen! 

Heute morgen war ich nochmals zu einen kleinen Besuch in den Wismarer Seeblickpark aufgebrochen. Zaghaft entwickelt es sich, aber fast nur Röhrlinge! Sommersteinpilze und Hexen – Röhrlinge sind auf dem Vormarsch, aber kein Vergleich zu den heftigen Schüben, die hier nach höheren Niederschlagsmengen möglich sind. Ansonsten noch einige junge Maipilze, zwei Frühlings – Ackerlinge und einen Waldfreund – Rübling. Keine Täublinge, keine Wulstlinge, keine Egerlinge!

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) am Pfingstmontag im Seeblickpark Wendorf. Nur etwas fürs Auge und schön anzusehen, völlig fertig im Inneren!

Auch bei diesem Exemplar war der Stiel bereits völlig hohl. Mehr oder weniger starker Madenbefall ist ein Markenzeichen des Sommer – Steinpilzes (Boletus reticulatus). 06.06.2022.

Ich begab mich in mein Info – Zentrum, machte mir Mittag und dachte mir, schau am Nachmittag doch mal in den Nienhäger Gespensterwald vorbei, was die Lungen – Seitlinge dort machen. Es wird heute sicher eine Völkerwanderung dort herrschen, aber die wenigsten Sommerfrischler interessieren sich für Pilze. Gedacht, getan. Ich saß auf und startete in Richtung Rostock. Während der Fahrt dachte ich, schau doch mal in den mitunter pilzreichen und interessanten Buchenkopf bei Panzow rein. Liegt ja praktisch auf dem Wege. In den letzten beiden Jahren waren wir hier um diese Zeit im Zuge von Pilzwanderungen recht erfolgreich. Von den Klassikern gibt es hier Hexen – Röhrlinge, Sommersteinpilze, Pfifferlinge, viele tolle Täublinge und als Besonderheit Fahle Röhrlinge. Knochen trocken war es hier! Der Wind pustete durch das ziemlich exponiert gelegene Holz und weit und breit nicht die Spur eines Frischpilzes. Ich saß erneut auf und fuhr schließlich in mein eigentliches Zielgebiet.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am Pfingstmontag im Seeblickpark Wismar – Wendorf am Standort fotografiert.

Voller Besatz heute bei dieser, noch stehenden Rotbuche, mit Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmarius). Verwendbar analog zu Austern – Seitlingen. 06. Juni 2022 im Gespensterwald.

Kurz vor Nienhagen und in Waldesnähe kühlte es plötzlich spürbar ab. Seewind dachte ich mir, aber weit gefehlt. Hier hatte es heute morgen kräftig geschüttet. Welch ein Unterschied zu dem Wald bei Panzow, dem ich gerade vor 20 Minuten ein Besuch abgestattet hatte. Das Nienhäger Holz war völlig durchgeweicht, große Pfützen auf dem schlammigen Waldwegen und es duftete wunderbar frisch nach würziger Waldluft. Die Kühle wurde durch die sogenannte Verdunstungskälte hervorgerufen. Im Wald selbst war es  nicht kalt, im Gegenteil, ziemlich warm und schwül. Und die Verdunstung war enorm, denn als ich mit meiner Tour fertig war, haben sich wieder mächtige Schauer und Gewitterwolken aufgetürmt. Ich konnte dem Starkregen gerade noch entfliehen. Und was zu dieser Jahreszeit mit dem hohen Sonnenstand durchaus nicht üblich ist. Es gab für einen kurzen Moment einen tollen Regenbogen zu bewundern.

Manchmal kommen mir leise Zweifel an meiner Diagnose, wenn ich nämlich einen Rosa – Hauch in den Fruchtkörpern zu sehen glaube. Derartige Farbreflexe werden nämlich dem Rillstieligen Seitling zugeschrieben. 06. Juni 2022 im Gespensterwald.

Und wie sah es pilztechnisch aus? Äußerst mager und kein Vergleich zu dem, welches wir in den Vorjahren zu dieser Zeit hier gewohnt waren. Der moosige, ausgehagerte Waldboden ist oft schon im Juni von einer Vielzahl von Täublingen und Wulstlingen bevölkert. Von genannten Gattungen war nur ein winziger Perlpilz zu sehen. Ansonsten nur junge Sommersteinpilze, an denen sich, dem Regen sei dank, zahlreiche Schnecken gütlich taten. Und was machten die Lungen – Seitlinge? Sie überzeugten, auf sie ist Verlass! Zwar allgemein weniger tote Buchenstämme mit Besatz, im Vergleich zum Juni letzten Jahres, aber eine kranke, noch stehende Rotbuche, saß voll von zahlreichen Büscheln dieser Speisepilze. Das war schon von weitem ein Blickfang.

Und die Lamellen laufen tatsächlich sehr weit den Stiel herunter. Durch nichts anderes entstehen die Rillen des Rillstieligen Seitlings. Pfingstmontag im Gespensterwald.

Noch kurz zum Wetter. Die Luft ist nun feuchter und wärmer geworden. Regen gab es in der Nacht und heute auch. Zwar kaum in Wismar, aber regional bis gebietswiese hat es wieder kräftig geschüttet. Schauer und Gewitter werden uns auch weiterhin erhalten bleiben.

Gewitterstimmung am Nachmittag des Pfingstmontag 2022 im Gespensterwald, mit Blick auf die Ostsee. Dieses mal ohne Saharastaub! Siehe Tagebuch Wetter/Pilze Juni 2019.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 21. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 3,7 l/qm, maximal 66,6 l/qm und im Mittel 33,7 Liter.


Dienstag, 07. Juni – Ja, dass war eine traurige Nachricht, die uns Pilzfreunde an Pfingsten erreichte. Brigitte Schurig hat ihr Lebenswerk vollendet. Lange hat sie sich gegen Krankheit und persönliche Schicksalsschläge zur Wehr gesetzt. Immer gab ihr auch die Beschäftigung mit unseren geliebten Pilzen Kraft und Lebensmut. So ist unser aller Dasein nur auf Zeit. Ist vergänglich, wie alles Leben auf der Erde. Mir scheint, vielen Menschen ist der wahre Wert ihres Daseins gar nicht richtig bewusst. Auch das eigene Ende ist unausweichlich. Geburt – Leben – Tod.

Kaum sind diese jungen Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) geboren, geht es ihnen auch schon an den Kragen. Schnecken sind zur Stelle. Die dürfen das, die Leben im Wald, können nicht einkaufen gehen! Viel schlimmer, der gemeine Mykophage bedroht sie ebenfalls, oft schon im embryonalen Alter, weil er fürchtet, ohne ihren Genusswert nicht auskommen zu können. Standortfoto am 06.06.2022 im Gespensterwald.

Das wahre Gesicht des Steinpilz – Wismar. Irena feiert heute Geburtstag. Viel Glück und Gesundheit im neuen Lebensjahr!

Geburtstag feiert heute unsere ehemals gute Seele Irena. Ende des Jahres 2021 hat sie sich von den Pilzfreunden zurückgezogen und auch unsere private Beziehung abgebrochen. Es hat lange gedauert, bis sie endlich realisiert hat, mit welch einem Typen sie sich eingelassen hat. Ein Taugenichts, der noch nie im Leben richtig gearbeitet hat und entsprechendes Geld nach hause gebracht hat, so wie es sich für einen richtigen Mann gehört. So oder zumindest so ähnlich, habe ich ihr gegenüber von Anfang an argumentiert, aber ich konnte es ihr nicht ausreden, die Finger von mir zu lassen. Nun hat sie endlich erkannt, wie Recht ich schon damals hatte. Liebe macht eben Blind! Ein richtiger Mann steht ihr nun zur Seite und ich wünsche ihr Glück im weiteren Leben.

Trotzdem ist die Geschichte des Steinpilz – Wismar untrennbar mit ihrem Namen verbunden. Wir lernten uns 2003 kennen und lieben, als die Idee des Steinpilz – Wismar bei mir bereits geboren war. Ich hatte mir schon einen Laden ausgesucht und meinen ersten Steinpilz – Aufsteller und Aushänge – Schilder für die Schaufenster gebastelt. Alleine hätte ich vielleicht ein Jahr überlebt, wäre da nicht Irena gewesen, mit ihren Ideen. Advents- und Ostergestecke, Imbisstage- und Wochenenden und zusätzlich unterstützte sie mich noch mit den Erlösen von Fischereischein – Lehrgängen. Das es diese Homepage gibt, ist ebenfalls ihr zu verdanken. Sie arbeitete damals bei der Caritas e. V. in Schwerin und auf Vermittlung durch diesen Verein stellten wir einen Förderantrag bei der „Aktion Mensch“, der über einen Betrag von 4.000.00 € bewilligt wurde. Dadurch konnte u. a. diese Homepage eingerichtet werden, die den Steinpilz – Wismar über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machte. Flyer wurden gedruckt, ein Laptop und ein Beamer wurden gekauft. Sohn Jonas kam darüber zur Welt.

Jonas im dritten Lebensjahr. Die Pilze haben uns zusammen geführt. Ohne sie kein Steinpilz – Wismar, ohne sie kein Jonas!

Wir traten der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bei und es entstand die Gruppe der Pilzfreunde innerhalb dieses Vereins, zu dem heute auch die Plattdütschrund und die Puppenbühne Firni gehören. Auch eine Kräutergruppe wurde damals auf betreiben von Irena und Tischlermeister sowie Altrocker Helmut Meier ins Leben gerufen. Aber wir lebten uns auseinander. Irena hat in Keez ein großes Grundstück zu versorgen. Kümmerte sich um Jonas und zuletzt um ihren an Demenz erkrankten Vater. Ich versuche in Wismar, dass unser Steinpilz nicht das Zeitliche segnet. Übe meine Berufung aus, kein Hobby, ein echter Beruf, der nur keine Gesellschaftliche Anerkennung erfährt. Es war mein Wunschberuf bereits als Jugendlicher! Trotzdem erlernte ich den handwerklichen Beruf des Konditors. So habe ich bis zur Wende im Dreischichtsystem in einer Großbäckerei gearbeitet. Je nach Schichtdienst  öffnete ich entweder Vormittags oder Nachmittags die städtische Pilzberatungsstelle. Als mein Betrieb während der Wendezeit, im Jahre 1990 geschlossen wurde, gab es die Beratungsstelle noch und ich kümmerte mich nun darum, dass diese mit Hilfe der Stadtverwaltung auch noch bis zum Jahr 2002 erhalten werden konnte. Dann war Schluss. Der Fall in ein tiefes Loch voller Depressionen, bis die Idee vom Steinpilz – Wismar aufkeimte und Irena zur Stelle war, wie durch ein Wunder!

Übrigens neigen Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) zum gilben. Insbesondere im Alter oder wenn sie trocknen. Rillstielige Seitlinge sollen meist zentral gestielt sein. Auch ist der Lungen – Seitling nicht mit dem herkömmlichen Austern – Seitling kreuzbar und somit tatsächlich eine eigenständige Art. 06.06.2022 im Gespensterwald Nienhagen.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 22.06.22 – 02.00 Uhr: im Minimum 8,6 l/qm, maximal 62,5 l/qm und im Mittel 29,1 Liter.


Nur einen jungen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) konnten wir in einem Gebiet entdecken, dass zu besseren Zeiten korbfüllende Erträge abwerfen kann. Standortfoto am 08.06.2022 unweit des Schweriner Schlossgartens.

 

Mittwoch, 08. Juni – Wie doch die Zeit vergeht! Bald haben wir das erste Halbjahr 2022 schon hinter uns gebracht. Die Pilzsaison hat aber noch fast 6 Monate vor sich. Trotz dem endete heute im Zusammenhang mit unseren Mittwochsexkursionen bereits das Schweriner Messtischblatt 2334 mit seinem vierten Quadranten. Wir suchten uns das angrenzende Gebiet zum Schweriner Schlossgarten aus. Ein Park mit altem Baumbestand und der in Fachkreisen, aber auch bei einigen Mykophagen, bekannt für sein vielfältiges Frischpilz – Aufkommen ist. Besonders der Hochsommer verspricht hier eine hohe Dichte von verschiedenen, teils seltenen Pilzarten, aber auch reichlich Speisepilze bis hin zu Steinpilzen und Pfifferlingen. Auch im Juni kann es hier schon einiges geben, falls es nicht zu trocken in den Wochen zuvor war. Und das war es leider! Zwar hatte auch Schwerin einige Regenfälle in der letzten Zeit abbekommen, aber für ein nennenswertes Frischpilzaufkommen hat es keineswegs gereicht. Es war also sehr dürftig, was uns heute hier geboten wurde. Dass Beste gleich zu Beginn. An einem Baumstumpf ein fetter Wulstiger Lackporling. Für Chris aus Lübeck und einem Biologen aus Rostock die erste, bewusste Begegnung mit dieser Ganoderma – Art.

Gleich zu Beginn ein Fund, der begeisterte. Ein Wulstiger Lackporling (Ganoderma adspersum). Eine für Chris neue, noch nicht registrierte Art. Der Porling ist zwar nicht selten, wir finden ihn aber nur selten in Wäldern. Meist in Parks oder am Fuße von Allee – Bäumen, gerne Linde.

Auf dem ersten Blick einem Frauen Täubling oder Fleischroten Speise – Täubling ähnlich sehen, kann der seltene Honig – Täubling (Russula melliolens). Die Blätter sind allerdings recht spröde im Vergleich zu erst genanntem. Standortfoto am 08.06.2022 unter Eichen in Schlossgarten – Nähe Schwerin.

Der zweite Höhepunkt war für mich ein zunächst ungläubiges Wiedersehen mit einem Täubling, den ich hier vor wenigen Jahren das erste mal überhaupt gefunden habe. Er stand genau wieder dort, wie auch damals schon. Auf den ersten Blick dachte ich zunächst aber an den Frauen – Täubling, der hier auch verbreitet und auch an der selben Stelle vorkommt. Aber es kam mir spanisch vor und ich dachte an den damals hier gefundenen Honig – Täubling. Hielt mich mit meiner Vermutung jedoch noch bedeckt, denn ich wollte es erst in Ruhe nachprüfen. So konnten wir den bemerkenswerten Fund leider nicht vor Ort entsprechend würdigen. Ansonsten einige mumifizierte Fahle Röhrlinge und einen Netzstieligen Hexen – Röhrling. Kaum mal einen Sommersteinpilz, Frühlings – Ackerling oder ein winziges Büschel von Glimmer – Tintlingen. Dafür aber ein stattliches Büschel von Spindeligen Rüblingen. Ja, es hätte besser sein können, aber ich empfahl hier nach stärkeren Regenfällen im Hochsommer noch mal aufzuschlagen. Schließlich umrundeten wir noch die Faulen See.

Vielfarbiger, meist hochroter bis purpurbrauner Hut, milder Geschmack, Stiel, Blätter und Fleisch ockerbraun fleckend und trocken stark nach Honig riechend, schreibt M.-H.-K. in Band V, Nr. 130. Mit Eisen(II)- Sulfat im Fleisch fleischrosa verfärbend. Bis auf einige ältere Funde um Rostock, bisher keine weiteren Nachweise dieser Art in Mecklenburg in der Verbreitungskarte der DGfM, und in der deutschlandweiten Roten Liste in Kategorie 2 geführt. Honig – Täubling (Russula melliolens).

Donnerstag, 09. JuniGestern Nachmittag, abends und bis in die Nacht hinein gab es stellen- bis gebietsweise Schauer, Gewitter oder auch leichten, schauerartigen Regen. Ein etwas größerer Gewittercluster war von der Seenplatte bis hinauf zur Üeckermünder Heide unterwegs. In Mecklenburg zogen am Nachmittag und am späteren Abend örtlich, teils durchaus auch mal kräftigere Regengüsse, auch mal mit Blitz und Donner, durch.

Der seltene Honig – Täubling (Russula melliolens) kann auch stark entfärben. Verantwortlich sind Sonneneinstrahlung, Wind und trockene Luft. Auch die Huthaut dehnt sich nicht mehr mit aus und es kommen Assoziationen zum Speise – Täubling auf. Standortfoto am 08.06.2022 am Schweriner Schlossgarten.

Hier die Regenmengen einzelner Orte von http://www.kachelmannwetter.de Malchow/Insel Poel: 1,8 l/qm; Steinhausen – Neuburg: 4,7 l/qm; Bernitt: 5,1 l/qm; Ventschow: 5,9 l/qm; Malk Göhren: 6,9 l/qm; Schwerin: 11,8 l/qm; Lübstorf: 12,0 l/qm und Spitzenreiter Zemitz in Vorpommern mit 15,0 l/qm. In meinem Messbecher ,in der Altstadt von Wismar, fanden sich 3,8 Liter ein. Alles nichts dolles, aber zumindest punktuell hilfreich.


Unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen hat sich getraut, so schrieb sie mir heute mit entsprechenden Bildern. Getraut das „Eigelb“ der Hexeneier von der Stinkmorchel zu verkosten. Wirklich wie aus dem Ei gepellt!

Ein ausgereifter Phallus impudicus von Catrin Berseck fotografiert. Ein Leckerbissen stellt die sporenreife Stinkmorchel allerdings nur noch für Fliegen dar, die mit Begeisterung den olivgrünen Sporenschleim aufsaugen und somit die Verbreitung dieser Pilzart übernehmen.

Und wie soll es mit dem Wetter mittelfristig weitergehen? Zunächst kommt kaum noch Regen dazu. Die Temperaturen steigen etwas an und es geht eher in Richtung Strandwetter. Am Montag liegen wir aber schon wieder auf der Rückseite einer kaum wetteraktiven Kaltfront. In höhenkalter Luft kann es dann einige Schauer und Gewitter geben. Kein Wetter mehr für Sonnenanbeter und Strandliebhaber. Auch für uns Pilzfreunde nur bedingt brauchbar, bis auf die örtlichen Regengüsse. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht endgültig fest. Bevorzugt wird eine eher kühle und wechselhafte Variante, in der es immer mal regnen, Schauer oder auch mal ein Gewitter geben kann. Eigentlich gar nicht so schlecht, wobei höhere Regenmengen eher nicht dabei sein dürften. Eine ganz andere Möglichkeit tischt uns das amerikanisch GFS auf. Und zwar nun schon in mehreren Läufen. Demnach könnte in Richtung zweiter Wochenhälfte eine Hitzewelle bevor stehen. Über Südwesteuropa baut sich dieser Tage extreme Hitze auf. Nach dem GFS könnte diese Hitze dann auch in leicht abgeschwächter Form auf Deutschland übergreifen. Ich gestehe, diese Variante reizt mich. Das würde unseren wärmeliebenden Sommerarten zu Gute kommen. Immerhin stehen dann wohl auch wieder unwetterartige Gewitter auf der Agenda und je nach Gemengelage, könnten die dann auch sehr viel an niederschlagbarem Wasser im Gepäck haben. Unten habe ich wieder die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF angefügt, dass ebenfalls entsprechende Signale im Maximum der bis zum 24. Juni möglichen Niederschläge für Wismar andeutet.

Sieht das nicht lecker aus? Schön knusprig in der Pfanne gebraten und nach belieben würzen. 


Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 24. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 8,8 l/qm, maximal 135,1 l/qm und im Mittel 30,3 Liter.


Catrins Serviervorschlag! Es war lecker und es gibt tatsächlich Feinschmecker, die lassen nichts auf gebratene Hexeneier kommen. Und das nicht nur bei der Weiblichkeit, wie man vermuten möchte!

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) heute am Standort im Seeblickpark in Wendorf.

Freitag, 10. Juni – Heute Vormittag begab ich mich mal wieder in zwei Parkanlagen, um die Lage zu peilen. Nach wie vor noch sehr artenarm. Aber allmählich wird es etwas vielfältiger. Vereinzelt nun junge Perlpilze und erste Pantherpilze. Nach wie vor kaum mal ein Champignon. Einzig Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze schieben nach wie vor in eher dezenten Mengen. Von letzteren habe ich heute 19 Stück mitnehmen können. Keine Walnuss – Köpfe, sondern Sommersteinpilze in bester Erntereife. Allerdings, so wie es sich für diesen frühen Steinpilz auch gehört, mit reichlich Madenbesatz, insbesondere in den Stielen. Mit etwas Glück sind die Köpfe noch frei von Mädchen. Wer also Steinpilze ohne die nahrhafte Protein – Zugabe möchte, braucht derzeit nicht los gehen. Leicht bis mäßig durchzogene Steinpilze landen bei mir auf dem Trockner und daraus wird Pilzpulver hergestellt. Anders wird in der Großindustrie auch nicht verfahren und wenn man Trockenpilze beispielsweise auf Italienischen Pilzmärkten kauft, sind sie fast immer gut durchlöchert. Für viel Geld!

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am Standort im Eichenpark Schwarzer Busch auf der Insel Poel. 10. Juni 2022.

Ich hoffe, ich habe jetzt einigen Gaumen- und Magen – Mykologen/Mykophagen nicht den Appetit verdorben. Als Wiedergutmachung hier ein Rezeptvorschlag aus dem zu DDR – Zeiten erschienen „Kochbuch für Pilzsammler“ von Maria Hallebach und Jochen Kurt:

Bunter Sommersalat 

250g Steinpilze, 150g Spargel, 150g Gurke, 150g Tomaten, 150g Tomatenpaprika, 2 Köpfe Blattsalat, 2 bis 3 Esslöffel Salatöl, 1 Esslöffel 5%iger Speiseessig, Pfeffer und Salz.

Die kleinen, festen Steinpilze säubern, blättrig schneiden, schnell in heißem Öl anbraten, pfeffern, salzen, und kalt stellen. Die Paprikafrüchte überbrühen, abziehen, Kerngehäuse entfernen und in Streifen schneiden.  Die Tomaten ebenfalls überbrühen, abziehen, halbieren und vorsichtig ausdrücken, den Stielansatz entfernen und die Tomaten in Scheiben schneiden. Die zarten Spargelstücke in Salzwasser kochen und abtropfen lassen. Die Gurken in Scheiben schneiden und unter Beigabe von Essig, Pfeffer sowie Salz vorsichtig vermengen. Nun die zarten Blätter des Kopfsalates möglichst unzerdrückt in eine Schüssel legen, das vorbereitete Gemisch darauf verteilen und zum Schluss mit dem zum Braten der Pilze verwendeten Öl begießen.   

Sommersteinpilze vom 10. Juni 2022. Sie landeten auf dem Trockner.

Allmählich machen sich die Perlpilze (Amanita rubescens) bereit. Standortfoto am 10.06.2022 Eichenpark Schwarzer Busch.

Zur Wetterentwicklung: Heute war es ein freundlicher und angenehm temperierter Tag. Zum Nachmittag und Abend zog Warmfrontbewölkung auf und es wurde leicht schwül. Angenehm warm soll auch das Wochenende werden, bevor uns ab Montag von Westen her schwache Tiefausläufer streifen können. Sie führen zur nächsten Woche wieder kühlere Luft heran und gelegentlich kann es auch mal schauern oder ein Gewitter der Marke Kaltluft geben. Größere Regenmengen sind damit nicht verbunden. Zum nächsten Wochenende verdichten sich allmählich die Signale für eine kurze Hitzewelle. Kommt es so, sind Deutschlandweit Spitzenwerte von 35 Grad und mehr zu erwarten. Die größte Hitze wird nach derzeitigem Stand den Südwesten und den Nordosten treffen. Besonders in Berlin/Brandenburg drohen Temperaturen jenseits der 35 Grad im Schatten! Schnell soll es dann aber zu einer markanten Abkühlung kommen. Einem regelrechten Temperatursturz hin zu für Juni ungewöhnlich kaltem Wetter (Schafskälte?). Das ganze soll mit einer ausgewachsen Schwergewitterlage ein her gehen. Besonders bei uns im Norden deuten die mittelfristigen, signifikanten Wettermodelle viel Musik an.

Ebenfalls im Eichenpark der Insel Poel diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Ausgezeichneter Speisepilz, aber gut erhitzen!

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum  25.06.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 3,8 l/qm, maximal 61,1 l/qm und im Mittel 24,9 Liter.


Erläuterungen zum Kaarzer Holz.

 

Sonnabend – 11. Juni – Eine öffentliche Lehrwanderung war heute wieder angesagt. Sie führte durch das Kaarzer Holz bei Kobrow. Es war für mich eine recht emotionale Tour, da in mir viele Erinnerungen an dieses umfangreiche Forst- und Waldrevier schlummern und immer mal wieder wach werden, wenn ich hier unterwegs bin. Nun war es hier in der letzten Zeit besonders trocken geblieben und es gab kaum Frischpilze und wir waren kaum eine Handvoll Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, die hier heute unterwegs waren. Also gab es wenig Pilze zu erläutern, um so mehr war in Erinnerung schwelgen angesagt. Schon als Schulkind durchradelte ich dieses Revier, wenn ich zu meinen Verwandten in den Ort Demen unterwegs war. Mein Vater stammt schließlich von dort. Damals existierte noch die Zugverbindung von der Hansestadt Wismar bis nach Karow in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Ich fuhr damals mit dem Zug bis Weitendorf und von hier aus etwa 10 Km durch das Kaarzer Holz. Als Stadtkind liebte ich die weiten Wälder hier und entdeckte dort meine Liebe zu den Pilzen. Noch heute sehe ich beispielsweise meine erste Begegnung mit einer, meinen Weg kreuzenden Ringelnatter, vor mir. Gerne habe ich damals einige Wochen meine Sommerferien in Demen verbracht. Habe in der Ernte geholfen, bin am Dorfsee, Tiefen See oder Faulen See angeln gewesen. Habe in den Wäldern nach Pilzen geschaut und mich gefreut, wenn abends oder nachts mal Gewitter aufzogen. Romantik pur! Als ich eines Tages, nach getaner Arbeit am Dreschkasten, mit dem Fahrrad in den Wald fuhr und mehrere, schöne Sommersteinpilze entdeckte, war ich wirklich stolz, aber bei meiner Verwandtschaft stießen die Pilze auf wenig Gegenliebe. In die Pfanne gelangten nur Pfifferlinge und nicht solche Absonderlichkeiten wie Steinpilze, Maronen oder ähnliches Zeug. So landeten die stattlichen Pilze auf dem Misthaufen!

Im Kaarzer Holz am 11. Juni 2022.

Noch bis kurz vor der Wende wurden im Kaarzer Holz großflächige Fichtenschonungen angelegt. Bis zur Jahrtausendwende gab es in diesen  mitunter große Mengen von Fichtensteinpilzen. Meine Körbe waren manchmal schwer wie blei, wenn sie vor jungen und knackigen Steinpilzen fast überliefen. Nun ist die Pracht vorbei und vor allem die Dürre des Jahres 2018 ging auch an den Kaarzer Fichten nicht spurlos vorbei.

Später zog die Nationale Volksarmee hier ein und das Kaarzer Holz wurde zu großen Teilen Sperrgebiet. Schon als kleines Kind beobachtete ich um Demen herum verstärkte Aktivitäten der Russen. Immer wieder fuhren die Militärfahrzeuge der Roten Armee durch den Ort und wir Kinder durften den damaligen Befreiern zuwinken und freuten uns darüber, wenn unser Gruß erwidert wurde. Erst später, nach der Wende, wurde mir bewusst, was die hier wohl zu tun gehabt haben. Im Kaarzer Holz wurden die modernsten Raketensysteme des Ostblocks stationiert. Zuletzt auch SS 20 Atomraketen gegen den Klassenfeind im Westen. Nun, dass ist lange her. Eine Zeit lang nutzte die Bundeswehr noch den Standort und heute ist alles wieder für die Öffentlichkeit frei gegeben. Da sicherlich noch Altlasten für gewisse Gefahren sorgen könnten, hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Kaarzer Holz übernommen. Ich war vor wenigen Jahren in deren Auftrag zu Kartierungen hier unterwegs. Damals auch auf der Insel Rügen und in der Ückermünder Heide. Das Kaarzer Holz soll längerfristig sich selbst überlassen werden und die aktive Forstwirtschaft wird schrittweise zurück gefahren. Das Revier verfügt derzeit bereits über einen hohen Totholzeintrag und stellenweise beginnt sich der Wald auf ganz natürlicher Weise zu verjüngen. Wölfe sind hier zu hause. Von ihnen war heute nichts zu bemerken. Nur ein Schwarzkittel beäugte uns skeptisch und suchte rasch das Weite, bevor ich es auf meiner Kamera verewigen konnte. Da lobe ich doch meine Pilze. 

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist ein Nutznießer des Fichtensterbens. Zwar kommt er mit anderen Laub- und Nadelhölzern ebenfalls gut klar, aber die Fichte ist durchaus eines seiner Lieblingssubstrate (Fichten – Porling). 11.06.2022 im Kaarzer Holz.

19. April 2009. Irena und Jonas servierten uns Nudeln mit Tomatensoße am Rande des Kaarzer Holzes. Das schmeckt an frischer Waldluft doppelt gut!

Sonntag, 12. Juni – Noch einmal zum Kaarzer Holz und unserer gestrigen Wanderung. Wir starteten und endeten unsere Runde bei Kobrow. Von hier aus sind wir schon einmal zu einer Exkursion unter gleicher Wegführung aufgebrochen. Am 19. April 2009. Damals als Vereinsexkursion. Ein sonniger Apriltag mit starkem, kalten Ostwind. Es gab zwar auch wenig Frischpilze, aber Frühjahrs- und Scheibenlorcheln waren zumindest zum Zeigen und Erläutern dabei. Am Ende der Tour erwarteten uns Irena und klein Jonas zum Mittag. Sie hatten für uns Nudeln mit Tomatensoße mitgebracht. Ich weis noch genau, wie Jonas immer wieder rief „Papa, komm schnell, die Nudeln werden kalt“. Ich hing damals noch mit einem Pilzfreund etwas zurück, da wir einige Porlinge fanden und fotografierten. Ja, Jonas war damals noch im zarten Kindesalter und wir spielten nebenbei Versteck und Greif um die Autos herum. Auch das waren Erinnerungen, die in mir gestern wieder aufkeimten. Auch als Baby schoben Irena und ich ihn hier im Wagen die Waldwege entlang, gab es hier im April doch ausgesprochen üppige Frühjahrslorcheln. Nun, das ist zwar noch nicht ganz so lange her, aber auch diese Zeiten sind Geschichte. Irena bringt uns kein Süppchen mehr in den Wald und Jonas ist mit Pilzexkursionen auch nicht mehr aus der Reserve zu locken. Ich hoffe nur, dass später etwas davon in ihm wieder zurück kommt. Vielleicht, wenn es Mama und Papa nicht mehr gibt! Ich merke es ja an mir selbst, wie mir meine, aus heutiger Sicht schöne und glückliche Kindheit im Rückblick immer wertvoller wird. Ich bin schließlich in einem Alter angelangt, wo man auf sein Leben zurück blicken darf, kann und sollte. Es ist fast vollbracht! Was noch kommt, weiß niemand, aber was war, sollte man werten dürfen. Und wie das so ist, zum Glück drängt sich in mir das Schöne nach vorne, nicht das hässliche und böse, welches jeder Mensch auch zu ertragen hat. Und ich bin froh, dass sich in mir seit frühester Kindheit ein Bezug zur geheimnisvollen Welt der Großpilze und damit zum Wald und zur Natur heraus gebildet hat. Bin froh, dass es damals in Wismar schon eine Pilzberatungsstelle gab und das mich meine damalige Spielkameradin und Kinderfreundin Conny an die Hand nahm und mich bei Fräulein Heinrich vorstellig machte. Geboren wurde die Liebe zu den Pilzen, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben zog, in den Wäldern um Demen herum. In den Barniner Tannen und im Kaarzer Holz.

Noch eine Erinnerung. Wir schreiben das Jahr 1998 mit seinem  Super – Pilzsommer. Die Fichten links waren damals Schonung. Mitten im Kaarzer Holz und ein heftiges Gewitter zog auf. Wie es sich gehört, rein in die Schonung, weg von hohen Bäumen und Füße zusammen, um mögliche, tödliche Schrittspannung zu vermeiden. Als alles vorbei war, kam die Sonne heraus. Der Waldboden dampfte regelrecht. Erst jetzt offenbarten sich mir die vielen, kleinen, noch weißlichen Köpfe der Fichtensteinpilze, die mir signalisierten, hier drei Tage später nochmals aufzuschlagen.

Der Mond gestern Abend. Er ist bald voll und hat seine Arbeit so gut er konnte verrichtet. Hat den ersten Röhrlingsschub der Saison angekurbelt. Wenn auch nur sehr verhalten, dort wo es die Niederschläge ermöglichten. Und auf diese kommt es an!

Noch kurz zur Wetterentwicklung: Regen, zumindest in nennenswerten Mengen, steht in der kommenden Woche nicht auf der Agenda. Heute zogen örtliche Schauer und Gewitter durch, die punktuell mal eine kurze Dusche brachten. Schauer und Gewitter werden morgen zwar zahlreicher, aber auch sie werden nicht viel zustande bringen. Zumal der Wind wieder kräftig auffrischt und einen neuen Schwall subpolarer Kaltluft mitbringt. Im Laufe der Woche soll es dann wieder schrittweise sommerlicher werden. Dieser Trend könnte zum Wochenende hin in eine erste Hitzewelle oder zumindest in einer Blitz – Hitze enden. Blitz – Hitze nicht nur wegen der möglichen Blitze in diesem Zusammenhang, sondern weil die Heißluft schnell wieder von deutlich frischeren Luftmassen verdrängt werden könnte. Jedenfalls kann es für Mitte Juni ungewöhnlich heiß werden. Mit etwas Glück kommen wir In Mecklenburg mit dem blauen Auge davon und die Temperaturen steigen nicht über die 33 Grad hinaus an. Berlin/Brandenburg darf sich aber wohl auf 35 – 40 Grad im Schatten freuen.

Und nicht nur Pilze, auch Feuerwerk liebe ich über alles. Ob natürliche Blitze des Himmels oder die Kunstformen der Pyrotechniker. Seit zwei Jahren Corona – bedingter Zwangspause fanden an diesem Wochenende wieder die Wismarer Hafentage statt. 11. Juni 2022.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 27. Juni – 2.00 Uhr: minimal 3,9 l/qm, maximal 120,5 l/qm und im Mittel 27,9 Liter.


Unser Tagebuchleser Stephan Drabner sandte mir vor wenigen Tagen einige Fotos aus seinem Hauswald bei Lübeck zu. Hier hat es in der letzten Zeit ganz gut geregnet und die Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) setzen nun dort an. Außer dem sind zahlreiche Goldröhrlinge erschienen.

 

Montag, 13. Juni – Ich habe heute mal kurz den Pilzticker durchgeblättert. Es sind fast immer die selben, südlichen Bundesländer, die dort die aktuellsten Ergebnisse von der Fresspilzfront einstellen. Welch ein derber Ausdruck mal wieder, aber ich habe nur korrekt das wissenschaftliche Wort Mykophage übersetzt. Mykophage = Pilzfresser. Einen echten Mykologen interessiert kaum, ob ein Pilz essbar oder giftig ist. Aber leider ist es so. Die meisten, ja fast alle Menschen, sehen nur diese beiden Aspekte. Nun ja, ist sicher der Urinstinkt, der uns allen noch zu eigen ist. Denn in der Natur dreht sich praktisch alles ums Fressen und gefressen werden. So werden in den niederschlagsreichsten Regionen bereits reichlich Pfifferlinge nach hause getragen. Oft aber noch ziemlich kleine Gesellen, aber man kann es einfach nicht abwarten. Meine These ist jedenfalls, vor Mitte Juni macht es kaum Sinn. Schließlich möchte man ja auch halbwegs entwickelte Eierschwämme in den Korb legen und nicht solche Winzlinge, die noch Gefahr laufen, durch die Maschen der Weidenkörbe gleich wieder verloren zu gehen. Aber inzwischen haben wir ja auch schon Mitte Juni. Da ließe sich schon mal nachschauen, was sich entwickelt hat. Ich fürchte nur, in Mecklenburgischen Wäldern dürfte noch nicht viel zu holen sein. Am Sonnabend waren wir ja in einem klassischen Revier für Pfifferlinge. Nichts dergleichen konnten wir entdecken. Einfach viel zu trocken! Einzig die Regionen, die in den letzten Wochen etwas stärker mit Wasser bedacht worden sind, könnten vielleicht schon etwas diesbezüglich im Angebot haben. Das ist vor allen der Nordwestlichste Teil Mecklenburgs und die direkten Küstenregionen. Pilzsucher, die im Schwarzwald unterwegs sind, schwärmen bereits von einem guten Pfifferlingsjahr. Nun, dass mag dort der Fall sein, in Mecklenburg jedenfalls nicht! Da brauchen wir Regen, Regen und nochmals Regen, und der ist so leider nicht in Sicht. Zum anderen würde dass eine ordentliche Vielfalt auch anderer Arten hervorbringen, geht letztendlich aber auf Kosten von Freunden von Steinpilz und Co. Ausgeglichene Feuchtigkeit über Wochen oder gar Monate lässt sie ebenfalls ausgeglichen wachsen. Keine heftigen Schübe (höchstens zu Beginn), sondern immer mal der eine oder andere oder auch kleinere Wachstumswellen.

Apropos Steinpilze. Dieser Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) musste sich gegen einen kleinen Stein behaupten, der ihn ganz in seinem Interesse formte. Standortfoto am 10. Juni 2022 im Park am Seeblick.

Typisch für den Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) ist auch das grobe, bis zur Stielbasis ausgeprägte Stielnetz. Beim Gemeinen Steinpilz ist dieses meist feinmaschiger und zur Basis oft schon sehr verwaschen.

Die heutigen aprilwetterhaften Schauer und Gewitter haben, wie erwartet, kaum gepunktet. Und das war erst einmal alles. Bis zum Wochenende bleibt es weitgehend trocken, bei moderaten Temperaturen. Ob die Hitze am Wochenende tatsächlich bis nach Mecklenburg voran kommt, ist derzeit noch nicht ganz sicher. Der Abendlauf des GFS lässt sie auch zu uns kommen. Demnach kann es besonders am Sonntag auch im Nordosten brütend heiß werden. Andere Wettermodelle sehen es am Sonntag schon wieder deutlich kühler bei uns im Norden. Wie weit uns in diesem Zusammenhang Regen und Gewitter beehren, steht ebenfalls noch nicht fest. Das GFS zeigte heute Abend Sonntag/Montag fette Niederschlagssignale auch bis zu uns hoch. Nach anderen Berechnungen würden teils unwetterartige Gewitter und Starkniederschläge wieder mehr den Süden Deutschlands beehren. Eine Abkühlung nach Durchzug der Blitz – Hitze, Anfang der kommende Woche, scheint jedoch sicher. Beim Abendlauf des GFS wurde heute bereits die nächste Hitzespitze angedeutet. Zum übernächsten Wochenende und dann vielleicht sogar noch heißer! Aber das ist jetzt Kaffeesatz – Leserei!

Am vergangenen Freitag konnte ich an einer der zahlreichen alten Eichen in Schwarzer Busch noch speisetaugliche Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) entdecken. Pilze von noch lebenden Eichen sollen herb – säuerlich schmecken. Sie sollten vor dem Verzehr lieber gewässert oder ganz darauf verzichtet werden. Wie man sieht, hat sich oben schon jemand bedient.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 28.06.2022 – 2.00 Uhr: Minimal 3,1 l/qm, maximal 70,2 l/qm und im Mittel 29,4 Liter.

In meinem Messbecher, in der Wismarer Innenstadt, befanden sich gegen 18.00 Uhr 1,0 Liter!


Junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) können völlig gelb gefärbte Hüte aufweisen. Standortfoto am 10. Juni 2022 im Park am Seeblick.

 

Dienstag, 14. Juni – Wir haben nun schon wieder fast die Hälfte des Juni hinter uns gebracht. Somit verabschieden wir uns nun endgültig vom Frühling 2022. Der Frühlingsaspekt nach M.H.K. Bd.1 (Anfang Mai bis Mitte Juni) endet nun. Es war leider nur sehr dürftig, was er uns an der Frischpilzfront geboten hat, bis auf Schwefelporlinge! Maipilze und essbare Rötlinge sehr dürftig, aber schließlich punktuell immerhin schon einige Sommersteinpilze und Hexenröhrlinge, die auf den Sommer, zunächst aber auf den Frühsommer, einstimmten. Der Frühsommer – Aspekt (Mitte bis Ende Juni) beginnt jetzt. Es erscheinen vereinzelt Röhrlinge (sind schon längst da!), Milchlinge, Täublinge, Rißpilze, Streiflinge u. a. Mykorrhizapilze, ferner die ersten Stinkmorcheln (sind auch schon eine Weile unterwegs). Häufig sind jetzt (ausreichende Feuchtigkeit voraus gesetzt): Waldfreund – Rübling, Schuppiger Sägeblättling, Breitblättriger Rübling, Zäher Faden – Helmling, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling und Schildförmiger Borstling. In Mooren sind jetzt häufig: Sumpf – Ackerling, Sumpf – Häubling und Sumpf – Graublatt. Die Angaben habe ich, wie schon erwähnt, dem Band 1 des „Handbuches für Pilzfreunde“ von Michael – Hennig – Kreisel entnommen.

Im Verlauf bilden sich immer mehr bräunliche Farbpigmente auf der Hutoberfläche des Flockenstieligen Hexen – Röhrlings (Boletus luridiformis). 10.06.2022 Seeblickpark Wismar – Wendorf.

Auch die Hüte junger Steinpilze sind zunächst weißlich, insbesondere die des Gemeinen Steinpilzes. Hier sehen wir jedoch einen jungen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus), der einfach zu trocken, in Sonne und Wind steht. Unter diesen Umständen entwickeln sie erst gar nicht ihre bräunliche Färbung b. z. w. sie entfärben und werden zu dem rissig auf dem Hut. 10.06.2022 Park am Seeblick.

So wie es aussieht, wird auch dieser Aspekt eher ein Hungeraspekt werden. Nur punktuell dürfte ausreichend Feuchtigkeit in einigen Wäldern vorhanden sein, um dies und jenes Sprießen zu lassen. Regen ist in den kommenden Tage nicht mehr in Sicht. Erst zum Wochenende hin könnten einige Schauer und Gewitter aufziehen, die aus heutiger Sicht das Potenzial besitzen, örtlich bis zu 15 l/qm zu liefern. Auch nichts großartiges, aber besser als nichts. Bis Freitag ist alles eingetütet, was das Wetter anbelangt. Sicher scheint auch zu sein, dass die Spanische Hitze auch nach Deutschlang kommen soll. Zwar nicht mit 45 Grad, aber immerhin bis zu 40 Grad beispielsweise in Berlin! Wenn alles gut läuft! Und das tut es aus heutiger Sicht eben nicht. Die einzelnen Wettermodelle pendeln sehr stark hin und her. So sieht das eine Modell am Beispiel Berlin für Sonntag angenehme 20 Grad und das andere extrem schweißtreibende 40 Grad vor. Ähnlich sieht es für Mecklenburg – Vorpommern aus. Es gibt Lösungen, die lassen die heiße Luft nicht bis zu uns hochstoßen und wir werden mit sommerlichen 25 Grad abgespeist. Das nächste Modell gesteht uns zumindest für den Sonnabend auch die 30 Grad zu, um am Sonntag bei unter 20 Grad fast schon wieder zu bibbern! Ein weiteres Modell integriert uns gleich in die Berlin/Brandenburgische Extremhitze, zwar wegen der Ostsee – Nähe nicht mit 40, aber immerhin mit bis zu 37 Grad im Schatten! Ein ähnliches Chaos herrscht bei den möglichen Niederschlagsignalen. Die sich von Nordwesten nähernde Kaltfront soll am Wochenende zunächst über der Nordsee schleifen und nicht besonders wetteraktiv sein. Sollte sie jedoch progressiver gegen die Hitze vorstoßen, drohen Unwetter in Form von Schwergewittern. Ein Modell (CH) rechnet damit ab Sonnabend Abend bei uns in Küstennähe und die Gewitter würden dann in der Nacht zum Sonntag oder am Sonntag selbst durchschwenken. Ein anderes Modell lässt es bei uns nur etwas regnen und die starken Gewitter entstehen erst über der Mitte und dem Süden Deutschlands. Also alles noch sehr unberechenbar und genaueres weis man noch nicht.

Manchmal können die Hüte junger Steinpilze auch besonders zu den Rändern wie bereift wirken. Insbesondere junge Kiefern – Steinpilze neigen dazu. Hier sind es jedoch Eichen – Steinpilze, wie der Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) auch genannt wird. Etwas unglücklich, da er zwar ganz eindeutig die Eiche als Lebenspartner bevorzugt, aber auch gerne mit der Rotbuche und vereinzelt sogar mit der Linde oder dem Haselstrauch eine Mykorrhiza eingehen kann. Standortfoto am 10.06.2022 unter Eichen in Schwarzer Busch.

Hier noch die möglichen Regenmengen in akkumulierter Form für Wismar bis zum 29.06.2022: im Minimum 3,0 l/qm, maximal 70,1 l/qm und im Mittel 29,4 Liter.


Kaum haben die Eichen ihr Laub voll entfaltet, legt sich bereits der erste Mehltau (Erysiphe alphitoides) über ihre Blätter. 15.06.2022 Wald bei Raguth und Boddin.

 

Mittwoch, 15. Juni (St. Vitus – Tag) – Wikipedia: „Der Veitstag oder St. Vitustag am 15. Juni ist im Kirchenjahr der Gedenktag des heiligen Veit. In Teilen der Ostkirche, in denen der julianische Kalender verwendet wird, entspricht er im 20. und 21. Jahrhundert dem gregorianischen 28. Juni.“ Er gilt auch als Lostag bei den Wetter- und Bauernregeln. Früher gehörte der Vitus – Tag zu den Feierlichkeiten zur Sommer – Sonnenwende. Jetzt beginnt auch die Haupterntezeit. Davon kann allerdings an der Pilzfront  nicht die Rede sein. So gab es auf meiner heutigen Mittwochsexkursion auch kaum etwas zu Ernten. Einzig eine Handvoll frischer Täublinge waren vertreten. Ansonsten die üblichen Verdächtigen an Totholz. Angemeldet hatte sich niemand, so dass ich heute alleine in den ersten Quadraten des Messtischblattes 2432 = Wittenburg fuhr. Ich suchte mir ein sandiges Mischwaldgebiet südlich des Woezer Sees aus. Das Gebiet liegt am östlichen Rand des Biosphärenreservat Schaalsee, flankiert von den Ortschaften Raguth im Westen und Boddin im Osten. Auch das Flüsschen Schilde tangiert diesen schönen Wald. Hier stehen zwar auch monotone Kiefernforste, aber naturnahe Mischwaldbereiche mit reichlich Totholz dominierten zumindest auf meiner Route. Wenn die Jahreszeit nicht so früh und es feuchter gewesen wäre, sicher auch eine gute Adresse für den Mykophagen. Bereichsweise standen in der Fantasy auf und längst der Wege die herrlichsten Stein- und Fliegenpilze, Birkenpilze und Rotkappen. Natürlich auch die gelb leuchtenden Eierschwämme, Maronen oder Butterpilze. Ein wirklich schönes Gebiet und wenn ich es nicht vergesse, können wir hier vielleicht auch mal öffentlich unterwegs sein. Das wunderbare Wetter tat das seine, so dass ich die heutige Tour als besonders schön an angenehm empfand. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Jungfichten und Douglasien. Nicht nur im Dickicht, auch längst des Weges und auf dem Mittelstreifen sollten hier im Herbst die schönsten Pilze stehen. Wald südlich des Woezer – Sees am 15. Juni 2022.

Wunderbar entwickelt sehen wir hier das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) an totem Birkenast im Waldgebiet an der Schilde. 15. Juni 2022.

Zur Wetterentwicklung. Noch immer schwanken die Modelle hin und her, wie heiß es denn wirklich auch bei uns in M-V am Wochenende werden wird. Beim durchklicken der verschiedenen Wettermodelle am Abend zeichnet sich inzwischen ein einheitlicherer Trend für uns ab. Demnach kann die große Hitze vielleicht noch den Süden unseres Bundeslandes kurz tangieren. Im Großraum Nordwestmecklenburg wird es wohl nur am Sonnabend sehr warm, aber nicht heiß. Am Sonntag von Nordwesten her abkühlend. Dabei sind ab Sonnabend Nachmittag erste Schauer und Gewitter möglich. Den aktuellen Läufen der meisten Wettermodelle nach, schleift die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag entlang der Küstenregionen und kann zeitweise kräftige Regenfälle bringen. Andere Modelle sehen eine ausgewachsene Gewitterfront, die immer mal über die Küstennahen gebiete streift und im Laufe des Sonntags allmählich südlicher ausgreift. Es gilt also die Lage im Auge zu behalten, denn am Sonntag Vormittag steht eine Vereinsexkursion durch den Brümmersaal auf dem Programm. Spätestens Freitag Abend werde ich entscheiden, ob wir es wagen können oder doch lieber wegen möglicher Unwettergefahr absagen. Im Zuge der Kaltfront wird auch mal wieder eine ordentliche Schliere an Saharastaub mitgeführt, so dass vielleicht sogar Blutregen möglich ist. 

Diese Blaugrauen Reiftäublinge (Russula parazurea) waren heute die einzigen Frischpilze, die am Waldweg zu finden waren. Nicht unter Fichten und Douglasien, sondern bei Eichen und Buchen. 15.06.2022 im Wald unweit der Schilde. Die milden Sprödblättler sind übrigens essbar.

Hier die möglichen Regenmengen akkumuliert für Wismar bis zum 30. Juni 2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 3,1 l/qm, maximal 60,3 l/qm und im Mittel 28,8 Liter.


Hier zur Abwechslung mal eine ganz interessante Aufnahme von unserer Pilzfreundin Catrin Berseck. Wir sehen einen Lupen – Ausschnitt von der Fruchtschicht, den Poren, der Fenchel – Tramete (Gloeophyllum odoratum).

 

Donnerstag, 16. Juni (Fronleichnam) – So ist heute in den katholisch geprägten Bundesländern Feiertag. Gefeiert wird wohl der verbleib von Jesus in ihrer Mitte. Es gibt zahlreiche Prozessionen. Nun, unsere Prozessionen finden fast ganzjährig statt und führen in die Wälder und Heiden Mecklenburgs. So auch gestern wieder und laut Plan am kommenden Sonntag. Vereinsexkursion ist angesagt. Aber nach wie vor gilt es die Entwicklung an der Wetterfront im Auge zu behalten. Wie sich ja im allgemeinen schon herum gesprochen haben sollte, haben wir es zum Wochenende mit einer Extrem – Situation zu tun. Rekordverdächtig heiße Luft macht sich auf dem Weg nach Deutschland und wird große Teile der Republik am Sonnabend und Sonntag erfassen. Ziemlich sicher scheint inzwischen, dass der äußerste Nordwesten und allgemein die Küstenregionen von Nord- und Ostsee außen vor bleiben sollen. Hier schleift eine Kaltfront entlang und trennt auf engstem Raum die Heißluft von fast schon spätherbstlicher Kälte! Das diese Konstellation Sprengstoff beladen ist, kann sich wohl jeder denken. Allerdings ist immer noch unsicher, ob die Zündschnur heiß genug ist, um diesen auch hoch gehen zu lassen. Die Heißluft ist relativ trocken und auch gut gedeckelt. Berge haben wir keine, die zur Auslöse gut geeignet wären. Allerdings soll die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag von einen kleineren Trog sozusagen einen Tritt von hinten bekommen und dadurch aktiviert werden.

Hier sehen wir einen Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) der uns sein Fruchtlager präsentiert. 15.06.2022 im Wald bei Boddin.

Das Fruchtlager des Lilablättrigen Mürblings (Psathyrella candolleana) besteht aus Lamellen. Sie sind zunächst blass und werden mit zunehmender Sporenproduktion lilabräunlich. Diesen vorzüglichen Suppenpilz hat ebenfalls Catrin für uns fotografiert.

Laut hoch aufgelöstem Super HD – geht es ab Sonnabend Abend von BENELUX und den Küsten her mit Gewittern los. Stand heute Abend rechnet das Modell mit dem übergreifen der ersten Zellen auf Westmecklenburg gegen Mitternacht. Sollte es tatsächlich dem entsprechend zünden, könnten die Gewitterzellen auch schnell unwetterträchtig werden. Es soll eine gute Windscherung vorhanden sein und diese könnte sogar Superzellen hervorbringen. Dann würden sogar Großhagel und orkanartige Böen auf der Karte stehen. Extremer Starkregen bis 55 Liter in kurzer Zeit ebenfalls. Das wäre allerdings das Extremereignis bezüglich Wetter für uns in Mecklenburg. Andere Modelle lassen es höchsten etwas regnen oder aber, es passiert so gut wie nichts! Das ganze könnte jedoch auch draußen auf der Ostsee stattfinden oder knapp südlich von M-V. So werden die Temperaturen wohl am Sonnabend auf sommerlichem Niveau liegen und am Sonntag könnte die Sommerluft komplett nach Süden abgedrängt sein. Berlin/Brandenburg könnten allerdings noch von fast 40 Grad „profitierten“, während wir in M-V bei nur rund 10 – 15 Grad im Regen stehen und frieren dürften. 

Etwas Kopfzerbrechen macht mir dieser Fund meiner gestrigen Mittwochsexkursion im Wald bei Boddin. Am Fuße eines toten Eichenstrunkes wuchsen diese beiden Porlinge. Für einen Eichen – Feuerschwamm sind mir die Fruchtkörper zu rötlichbraun. Sie erinnern mich eher an den Kupferroten Lackporling (Ganoderma pfeifferi). Den kenne ich jedoch am Fuße von Rotbuchen, aber laut Literatur darf er auch an Eiche vorkommen. Leider waren die Pilze nicht ohne weiteres vom Substrat zu lösen. Eventuell müsste das nochmal vor Ort nachgeprüft werden. Immerhin würde es sich um eine recht seltene Art handeln.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 01. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 4,8 l/qm, maximal 107,5 l/qm und im Mittel 32,4 Liter.


Feuerroter Himmel gestern Abend am westlichen Horizont.

 

Freitag, 17. Juni – (Welttag für die Bekämpfung der Dürre) – Im Jahre 1994 wurde dieser Tag eingeführt und von den meisten Staaten der Erde unterzeichnet. Es soll verhindert werden, dass die Wüstenbildung auf unserem Planeten weiter voran schreitet. Das geht natürlich nur, wenn wir entschieden gegen die vom Menschen gemachte Klimaerwärmung vorgehen. Es sind inzwischen 28 Jahre her, dass dieser Tag ausgerufen wurde. Trotzdem wird der Regenwald weiter abgeholzt und jeden Tag viele Hektar lebende und atmende Erdoberfläche versiegelt. Alleine in Deutschland geht es, zumindest meinem Empfinden nach, immer weiter damit voran. Immer neue städtische, wie ländliche Flächen, werden zu Bauland erklärt, um vor allem Eigenheime und Gewerbegebiete entstehen zu lassen. Die Städte und Gemeinden dehnen sich immer mehr aus und wachsen zusammen. Leider auch in M-V, dass zum Glück, im Vergleich zu vielen anderen Regionen in Deutschland, noch vergleichsweise dünn besiedelt ist. Deshalb, nicht nur wegen der Ostsee, ist es eines der beliebtesten, wenn nicht das beliebteste Urlaubsland der Deutschen. Auch an vielen Straßen werden in den letzten Jahren Radwege gebaut. Einerseits gut für die Gesundheit der Radfahrerinnen und Radfahrer und auch für die Umwelt hinsichtlich des Schadstoff – Ausstoßes. Schlecht für den Boden, da immer mehr versiegelt wird. Führen die Radwege durch Wälder, müssen hier auch gleich viele Bäume weichen. Ja, die Dürre schreitet voran und wir werden daran wohl immer weniger ändern können, weil zu wenig gegengesteuert wird. So erlebt beispielsweise Berlin/Brandenburg derzeit das trockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch vor dem extremen Dürrejahr 2018! Es herrscht bereits wieder sehr hohe Waldbrandgefahr und erste Brände waren auch schon zu verzeichnen. Aufgrund der Wasserknappheit denkt Thüringen über Einschränkungen des allgemeinen Wasserverbrauchs nach.

Meist an totem, noch berindeten Birkenholz, findet sich die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme). 15.06.2022 im Wald südlich des Woezer Sees.

Diese tote Rotbuche im Wald südlich des Woezer Sees ist großflächig vom Flächigen Eckenscheibchen (Diatrype stigma) überzogen, welches die Baumrinde sprengt. 15.06.2022.

Und Abhilfe kann zunächst nur das Wetter schaffen. Wir brauchen Regen, Regen, Regen! Und der kommt zwar, aber auch nur Häppchenweise und meist in Form von konvektiven Umlagerungen. Ergiebige, flächige Niederschläge, sind zunächst kaum auszumachen. Und nun wird es gerade in den trockensten Regionen auch noch tierisch heiß. Da haben wir in M-V am Wochenende noch mal Glück. Die größte Hitze verbleibt südlich unseres Bundeslandes. So müssen wir uns morgen mit 25 – 30 Grad zufrieden geben und am Sonntag könnten es gar nur 15 Grad werden! Zumindest an den Küsten und in Nordwestmecklenburg. So schleift in der Nacht zum Sonntag eine Kaltfront entlang der deutschen Küsten, die zunächst kaum Wetteraktiv ist. In der Nacht schiebt sich aber von Südwesten, im Vorfeld dieser Kältefront, eine feuchte Zunge, mit labilerer Luft herein. Sozusagen eine Feuchtekonvergenz, an der sich ein schmaler Streifen mit Regenfällen bis in den Unwetterbereich bilden soll. Darin eingelagert können auch einige Gewitter sein. Sollten diese tatsächlich auftreten, dann geht es mächtig rund! Schwere Sturmböen sind möglich und auch größerer Hagel. Und das Großhagel in der Nacht auftreten kann, verdeutlicht das ungewöhnliche und schwer berechenbare an dieser Wetterfront. Und da die Wetterlage so ungewöhnlich ist, haben auch die Wettercomputer ihre Schwierigkeiten, die Situation richtig zu begreifen und darzustellen. Also die Nacht auf Sonntag könnte für einige Überraschungen gut sein. Super HD hat auch heute die Gewitter ab Mitternacht auf der Agenda. Demnach können mehrere Zellen strömungsparallel zur Front von West nach Ost durchziehen und dadurch die gleichen Gebiete treffen. Und diese Gebiete liegen meist dort, wo es ohnehin schon mehr als feucht ist, nämlich draußen auf der Ostsee. Aber zumindest das nördliche Schleswig – Holstein kann strichweise gut bewässert werden. Bis zu 50 l/qm gibt die Luftmasse her. Entweder durch schauerartigen Starkregen oder durch eingelagerte Gewitter! Hoffen wir, dass sich die Parameter noch etwas nach Süden verschieben, so dass zumindest auch das nördliche Binnenland von M-V abgeduscht werden könnte.

Für die Vielgestaltigkeit dieses Fruchtkörpers eines Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola) zeichnet der Geotropismus verantwortlich. 15.06.2022 im Wald südlich des Woezer Sees.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 02.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,2 l/qm, maximal 84,1 l/qm und im Mittel 38,0 Liter.


Es ist schon erstaunlich! Diese Sommersteinpilze bereichern schon die gesamte Woche meine Pilzausstellung und sehen heute Nachmittag immer noch so aus wie am Tage ihres Sammelns, dem 10. Juni. Ich habe sie des nachts in einer Frischhaltedose im Kühlschrank aufbewahrt. Es spricht aber auch für die Super – Qualität der Pilze.

 

Sonnabend, 18. Juni (Internationaler Panik – Tag) – Ruhe bewahren, heißt wohl das Motto des Panik – Tages, sollte man einmal in brenzlige Situationen geraten. Diese Ruhe hat unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen hoffentlich gestern Abend bewahren können, denn sie rief besonnen die Feuerwehr an, als sie bemerkte, dass die Werkstadthalle der Firma eines ihrer Bekannten lichterloh brannte und die Rauchsäule weithin sichtbar war. Offiziell wird mitgeteilt, dass es auch zu Explosionen gekommen ist und die Feuerwehr schließlich das Objekt kontrolliert abbrennen lassen musste. Daher hat Catrin sich von unserer morgigen Vereinsexkursion abgemeldet, weil sie dort erst einmal bürokratische und vielleicht auch seelische Hilfe und Unterstützung leisten möchte.

Es ist Sommer geworden. Das Getreide reift auf dem Halm und Klatschmohn, aber auch Kornblumen, verschönern die Ränder. Das Foto habe ich heute auf der Insel Poel aufgenommen.

Erste Wattebausch – Wolken über mir am Strand der Insel Poel. Sie zeugen von der beginnenden Labilität in der Atmosphäre, die heute Nachmittag aber gut gedeckelt war. Ansonsten wäre es bei angekündigten Gewitterlagen ein erstes Achtungszeichen!

Ob unsere morgige Vereinsexkursion im Brümmersaal bei Rehna überhaupt stattfinden kann, steht heute Abend noch in den Sternen. Das Wetter könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Schauen wir mal, wie es morgen früh aussieht. Wie schon die Tage zuvor besprochen, schleift eine bis jetzt recht inaktive Kaltfront an der Nordsee und über Dänemark entlang. Diese soll aber in der kommenden Nacht aktiviert werden. Erste Regentropfen sind vereinzelt schon in Schleswig – Holstein gefallen. Auf dem Regenradar sieht man nun immer mehr Niederschlagsignale und in Höhe des Ärmel – Kanals sind auch schon Gewitter dabei. Die verschiedenen Wettermodelle sind sich immer noch nicht ganz einig, was wirklich passieren soll. Das es einen schmalen Regenstreifen geben soll ist sicher. Auch die Zutaten für Gewitter sind gegeben, nur braucht es die richtigen Auslösefaktoren. Diese können in der Nacht durch an die Front entlanglaufende, kleine Wellen oder Mini – Tiefs zu Stande kommen. Das hochauflösende Super HD lässt es gegen Mitternacht an der Grenze zu BENELUX zünden. Rasch entstehen weitere Gewitterzellen, die wie an einer Perlenschnur in Richtung Ost/Nordost an der Front entlang laufen sollen. Die meisten dieser Zellen ziehen auf die Ostsee hinaus. Das Modell für signifikantes Wetter des ECMWF lässt es bereits etwas früher und zahlreicher zünden. Und durchaus auch weiter südlich, also nicht nur entlang der Küsten, sondern bis in das südliche Binnenland M-V. Es hat auch zahlreiche Schwergewittersignale mit drin und lässt es die gesamte zweite Nachthälfte bis in den morgigen Tag hinein munter weiter schauern und gewittern. Die Unwetterzentrale hat inzwischen auch Vorwarnungen heraus gegeben. Aber erst ab 5.00 Uhr bis Nachmittags 16.00 Uhr vor gewittrigen Schauern der Stufe orange. Fakt ist, dass etwas passiert, aber wie heftig es wird, steht immer noch nicht fest. Sollte es jedoch zur Zündung kommen, erscheint mir das mit den gewittrigen Schauern etwas untertrieben. Denn dann ist mit dem vollen Programm zu rechnen, sprich Starkregen bis in den Unwetterbereich, schweren Sturmböen und auch Hagelschlag ist möglich. Also zumindest örtlich durchaus ernst zu nehmendes Unwetter. 

Strahlend blauer Himmel heute Vormittag über der Ostsee. Das wird sich bald ändern. In der kommenden Nacht könnte es über ihr rund gehen. Ich habe heute für mich die Strandsaison 2022 eröffnet und angebadet. Das Wasser war herrlich erfrischend und auch am Strand ließ es sich gut aushalten. Wie haben wir es doch gerade zu solchen Hitzezeiten gut in M-V!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 03. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 16,4 l/qm, maximal 121,0 l/qm und im Mittel 47,3 Liter.


Chaotischer Gewitterhimmel am frühen morgen von Wismar aus in Blickrichtung Westen.

 

Sonntag, 19. Juni  – Leider wurde es nichts mit dem Regen in der vergangenen Nacht und auch heute tagsüber tröpfelte es höchstens mal ein wenig. Nicht das die möglichen Schauer und Gewitter nicht entstanden sind. Die gab es auf der Linie, wie es das Super HD bereits seit 2 Tagen zuvor simuliert hatte. Nämlich in der Nordhälfte von Schleswig – Holstein bis hinaus auf die Ostsee. Wie an einer Perlenkette zogen die kräftigen Schauer und Gewitter stundenlang über immer die selben Gebiete. Hier ist Entspannung angesagt, wir müssen hingegen weiter in den Himmel blicken und hoffen, eines Tages öffnet er auch für uns ordentlich seine Schleusen. Zwar ziehen in der Nacht und morgen tagsüber noch Schauer und Gewitter über Mecklenburg, die werden aber nichts großartiges mehr bewerkstelligen können. Höchstens lokal, mit Mehrfachtreffern, könnten vielleicht einige Liter in den Becher kommen. So war heute von Hitze bei uns nichts mehr zu spüren. Es war für die Jahreszeit eher kühl.

Kurze Zeit später zogen diese eindrucksvollen Wolkenwellen auf. Ein aktiver Gewitterhimmel unterliegt stetiger Veränderung.

Gar nicht so weit weg, beispielsweise in Dresden, sind hingegen Allzeit – Temperaturrekorde aufgestellt worden. Mit 39 Grad im Schatten war es dort seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie so heiß an einem Juni – Tag! In Cottbus gab es sogar einen Allzeitrekord. Mit 39,2 Grad war es dort so heiß, wie nie zuvor! Aber die große Hitze wird nun auch dort von heftigen Gewittern ausgeräumt. Das bedeutet aber nicht, dass es gleich so kalt wird, wie heute bei uns an der Küste. Eigentlich sollte sich die kühlere Luft Schritt für Schritt bis nach Süddeutschland durchsetzen. So noch die Mittelfristprognose bis vor kurzem. Aber es kommt anders, auch für uns im Norden. Schnell erwärmt sich auch die zu uns eingeflossene Kaltluft wieder und spätestens am Dienstag oder Mittwoch sind auch wir wieder auf Sommerniveau mit Temperaturen zwischen 23 und 28, vielleicht auch mal  30 Grad. Wurde vor kurzem noch eine nordwestliche Anströmung und damit kühlere Anströmung für die kommende Woche berechnet, steht die Norm nun wieder auf Südwest. Das bedeutet, dass im Wochenverlauf neue Schauer und Gewitter aufziehen. Zunächst wohl nur in der Südhälfte der BRD, aber zum nächsten Wochenende auch hoch bis in den Nordosten. Es droht eine Schwergewitterlage mit hohen Regenmengen! Drücken wir die Daumen, dass endlich auch wir davon profitieren können und besonders auch die Dürre – Gebiete im Brandenburgischen. Vielleicht gewittert es dort schon in der kommenden Nacht mit entsprechendem Löschwasser für die Waldbrandgebiete bei Potsdam.

Der Brümmersaal bei Rehna am 19. Juni 2022.

Von der Wetterfront noch kurz zur Pilzfront. Heute stand eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Sie führte durch den wunderbaren Brümmersaal bei Rehna. Viel an Frischpilzen wurde uns, wie nicht anders zu erwartet war, nicht geboten. Diesbezüglich Aspekt – bildend traten Schuppige Porlinge und Lungen – Seitlinge in Erscheinung. Also weniger Niederschlagsabhängige Arten, da sie Nährstoffe und Wasser dem Holz entziehen. Ansonsten mal ein Frauen – Täubling, ein Papagei – Täubling, ein Grauer Wulstling und zwei überständige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Der Bericht dazu ist bereits Online.

Originell geformte Tüten des Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus) heute Vormittag im Brümmersaal bei Rehna.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 04.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 13,2 l/qm, maximal 91,8 l/qm und im Mittel 43,00 Liter.


Diesen Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum) hat uns Phillip gestern mit zur Vereinsexkursion gebracht. Er gehört zu den beliebtesten Vitalpilzen in der asiatischen Naturheilkunde. Reishi wird er dort genannt.

 

Montag, 20. Juni – Heute endet nun auch der astronomische Frühling 2022. Also das kalendarische Frühjahr. Frischpilztechnisch eines der schlechtesten, die ich je erlebt habe. Es war einfach kein Pilzwetter. Zu wenig Regen und fast nur ungeeignete, trockene und oft viel zu kühle Luftmassen. Typisch für den Nordosten, aber in diesem Jahr besonders ungünstig. Morgen steht nun auf dem Kalender Sommeranfang. Ob er das Defizit des Frühlings ausgleichen kann? Es wird schwer mit einem guten Pilzjahr 2022! Sollte der abergläubische Schwefelporling (und da gibt es wohl bloß meine Wenigkeit) recht behalten? Hoffen wir es nicht! Auf jeden Fall geht es zunächst trocken weiter. Somit wird die letzte Juni – Dekade nicht viel besser. Im Gegenteil, es wird tendenziell noch schlechter. Die Chance auf nennenswerten Regen haben wir mal wir verpasst. Immerhin hat es in der vergangenen Nacht bis in den Vormittag hinein in Berlin/Brandenburg gebietsweise einiges an dem dringend benötigten Nass gegeben. Auch die Waldbrandgebiete bei Potsdam wurden von kräftigem Regen erfasst. Angesichts der dort herrschenden Dürre, war das immer noch viel zu wenig, aber besser als nichts. Örtlich sind bis um die 20 Liter zusammen gekommen, auf der Fläche aber meist weniger. Unseren Niederschlag von gestern und heute dürfen wir getrost in den Skat drücken. Nicht der Rede wert, auch wenn es örtlich und kurzzeitig mal ganz ordentlich geschüttet hat. In meinem Messbecher befanden sich um 18.45 Uhr 0,5 Liter!

Einzig diese Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus), die ich gestern im Brümmersaal fotografiert habe, gab es genau so wie Schwefelporlinge in diesem Frühjahr reichlich. Beide sind jung essbar. Irgendwann fiel mir auf, dass in Jahren, wenn es im Frühling viele Schwefelporlinge gab, ein eher dürftiges Rest – Pilzjahr folgte. Hoffen wir gegenteiliges.

Aber es gibt noch einen Speisepilz, auf den ich hinweisen möchte. Lungenseitlinge (Pleurotus pulmarius) sind ganz gut im Gange. Also auf in ältere Buchenwälder mit reichlich Totholz – Anteil! 19. Juni 2022 im Brümmersaal. – Ich weiß nicht, wird Brümmersaal mit einem oder zweimal a geschrieben?

Und wie soll es wettertechnisch weiter gehen? Sommerlich und zunehmend auch wieder hochsommerlich. Die Temperaturen steigen in den nächsten Tagen kontinuierlich an und in Richtung Wochenende könnte der Nordosten sogar die wärmste, vielleicht sogar heißeste Region in Deutschland sein. Nach dem kurzen Kaltlufteinbruch gestern und heute, erholt sich die Temperatur schnell wieder und die Strömung dreht zurück auf Südwest bis Süd. Dabei wird zunächst in die Südhälfte der Bundesrepublik erneut schwülwarme, zu Gewittern neigende Luft geführt, während die Luftmasse in der Nordhälfte zunächst trocken bleibt. Spätestens Donnerstag oder Freitag soll die dann zunehmend schwülheiße Luft auch die Ostsee erreichen. Einher gehend damit auch die konvektiven Umlagerungen, wie es im Sprachgebrauch der Wetterfrösche lautet. Mit anderen Worten, es kommen Schauer und Gewitter auf. Das bedeutet, dass wir wieder genau hinschauen müssen, in welchen Regionen unseres Einzugsgebietes es entsprechend schütten wird, oder auch nicht! Flächendeckendes ist aus heutiger Sicht nicht zu erwarten. Bei Kachelmann – Wetter heißt es heute: „Keine Entspannung der Trockenheit für den Nordosten in Sicht“. Schaut man sich hingegen den aktuellen 14 – Tage Lauf des GFS an, so bleibt im Grundsatz die west- bis südwestliche Grundströmung erhalten und es werden im Wechsel sommerlich warme bis hochsommerliche Luftmassen zu uns geführt und immer wieder können gewittrige Störungen mit kräftigen Niederschlägen durchziehen. Und zwar überall in Deutschland. Es wird aber weiter ein Lotteriespiel sein, wer wann und wo von nennenswerten Regenmengen getroffen wird. Das wir im Nordosten meist die letzten sind, die in den Genuss diesbezüglich kommen, wissen wir ja schon seit langem. Das dürfte die Liebhaber von sommerlichen Röhrlingsschüben freuen. Je länger es trocken bleibt und dazu noch sehr warm bis heiß, um so heftiger und ergiebiger fallen die möglichen Wachstumsschübe aus, sollte es tatsächlich mal in unserem Einzugsgebiet zu Überentwicklungen mit stärkeren Regenereignissen kommen. Ganz anders das Lager der Pfifferlingsfreunde. Die dürften bei diesen Bedingungen meist in die Röhre schauen. Hier bräuchten wir konstantere Niederschläge.

Hoffen wir, dass die Konvektion in den nächsten Wochen und Monaten nicht nur dekorative Funktion am Himmel ausübt, so wie heute Vormittag über dem Wismarer Hafen, sondern uns öfter zeigt, was in ihr steckt, ganz unter dem Motto: Wasser marsch!

Apropos Wasser marsch. Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 05. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 14,6 l/qm, maximal 91,3 l/qm und im Mittel 43,2 Liter.


Eine Cumulonimbus – Wolke türmt sich im Abendlicht knapp südöstlich von Wismar auf. 20.06.2022. Schaft sie es noch zum Gewitter?

 

Dienstag, 21. Juni (Sommeranfang)Das wollte die Konvektion nun gestern Abend, kaum hatte ich meinen Tagebucheintrag geschrieben, nicht auf sich sitzen lassen. Die Bemerkung, dass sie nicht nur dekoratives am Himmel bieten möchte, sondern auch mal zeigen soll, was in ihr steckt. So hatte ich gerade mein Infozentrum verlassen und strebte an der mittelalterlichen Mühlengrube entlang in Richtung Bahnhof, weil dort der nächst gelegene Postkasten hängt, weil ich noch eine Geburtstagskarte einwerfen wollte. Sogleich bot sich mir diesbezüglich ein tolles Fotomotiv, mit einer, sich in die Höhe schraubenden Cumululonimbus Wolke. Zu deutsch, einer gemeinen Gewitterwolke, kurz vor dem Erreichen ihres Reifestadiums. Ich dachte mir, die Sonne ist gerade am untergehen, dass wird sie in der kalten Polarluft wegen nachlassender Thermik nicht mehr schaffen. Aber denkste! Kaum ein/zwei Minuten später, ich bog zum Bahnhof ein, hörte ich bereits erstes Donnergrollen.

Nur zwei Minuten später. Es wird zunehmend unruhiger. Wolkenfetzen werden in die Dynamik der Gewitterbildung einbezogen. Obwohl noch kein eindeutiger Amboss zu sehen ist, zucken bereits erste Blitze zu Boden, grollt der Donner und links sind Fallstreifen des einsetzenden Niederschlags zu erkennen.

Rasend schnell entwickelte sich der für Gewitter typische Eisschirm. der ihnen das Aussehen eines Hutpilzes verleiht. Aber selbst bevor dieses eindeutige Aussehen eines Gewitters erreicht wurde, zuckten die Blitze bereits zum Erdboden. Das hätte ich in der kühlen Luft nicht erwartet, dass es noch so rasant von statten geht. Da sieht man mal wieder, wie wichtig der Blick zum Himmel ist, wenn konvektive Wetterlagen angesagt sind. Sicher ist der Blick auf das Regenradar sehr sinnvoll, aber bei aktiver Konvektion ist es viel wichtiger, die Sprache der Wolken richtig zu deuten. Es hätte gestern unterwegs echt gefährlich werden können, denn das plötzlich entstandene,  heftige Kaltluftgewitter, war vorher auf keinem Niederschlagsradar sichtbar. Es zog über den Raum Neukloster/Sternberg weiter in die Nossentiner/Schwinzer Heide und unter Abschwächung weiter in die Seenplatte. Es hat im Kern auch heftig geschüttet oder sogar gehagelt, aber auch das war keine echte Entspannung für unsere trockenen Verhältnisse. Wir brauchen mehr!

Der Amboss (Eisschirm) des Gewitters bildet sich nun deutlicher heraus. Das frisch entstandene Gewitter ist in dieser Phase am heftigsten. Starkregen, Hagelschlag, Sturmböen und Blitzschlag –  Gefahr besteht nun.

Der Eisschirm ist nun deutlich ausgebildet und das Gewitter hat seinen Höhepunkt erreicht. Durch Höhenwind wird der Eisschirm in Richtung Südosten verweht. In Höhe der mittleren Straßenlaterne sieht  man Hagel aus der Wolke fallen.

Und mehr ist frühestens in Richtung Wochenende zu erwarten. Natürlich auch wieder in Form von Schauern und Gewittern, die vor allem auch wieder örtlich stark sein können. Außerdem beginnt ja heute der kalendarische Sommer und er scheint sich in diesem Jahr auch wettertechnisch genau daran halten zu wollen. So war es heute ein sehr angenehm temperierter Wohlfühltag mit viel Sonne und nur einigen, dekorativen Quellwolken. Nachts ist es derzeit gut frisch und das sollte man zum Durchlüften nutzen, denn ab morgen geht es schrittweise in Richtung Hochsommer. Es wird also von Tag zu Tage wärmer und in Richtung Wochenende könnte sich gerade auch bei uns im Nordosten teils brütende Hitze breit machen. Auch die Nächte werden fast tropisch. Von Südwesten anlaufende Gewitterstörungen haben es zunächst schwer, zu uns, in den Nordosten, voran zu kommen, da immer heißere und noch recht trockene Luft gegen die schwülwarme Gewitterluft gegen hält. Aber spätestens in der Nacht zum Sonnabend können die Gewitter auch bis zu uns voran kommen.

Die bereits unter gegangene Sonne taucht die Gewitterwolken in ein rosa Licht. So schön kann Wetter sein! Wismar, am Abend des 20. Juni 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 06.07.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 6,6 l/qm, maximal 76,8 l/qm und im Mittel 33,9 Liter.


Der Startpunkt meiner heutigen Mittwochsexkursion an den Woezer Tannen.

 

Mittwoch, 22. Juni – Meine heutige Mittwochsexkursion führte mich in den 2. Quadranten der Topographischen Karte im Maßstab 1: 25 000 – 2432/2 = Wittenburg. Hier suchte ich mir die Woezer Tannen aus. Praktisch die nordöstliche Verlängerung meines Exkursionsgebietes im 1. Quadranten vor einer Woche. Sandiger, armer Boden prägt das Gebiet, wenn man so will, der nördliche Rand der Griesen Gegend im Südwesten Mecklenburgs. Ich tangierte auch den Woezer See, der vom Flüsschen Schilde durchflossen wird. Hier hat es seit geraumer Zeit keinen nennenswerten Regen mehr gegeben, so dass es staubtrocken war. Es war überhaupt einer der pilzärmsten Exkursionen, die ich je unternommen habe. Es überwogen meist von Kiefern dominierte Standorte, in denen es häufig stark verkrautet war, durch Farne, Himbeeren oder Brombeeren. Daher auch schwierig zu begehen. Aber es gab durchaus auch interessante Teilbereiche mit vielen Birken oder Eichen. Auch einige Buchen und Fichten waren gelegentlich dabei. An den Rändern teils ideale Kannten und auch im inneren immer wieder Stellen, die zu besserer Zeit zumindest den gemeinen Kochtopfmykologen zufrieden stellen würden. Der Hobby – Mykologe darf hier wenig interessantes erwarten. Höchstens auf den Trockenrasen oder den lichteren Kiefernstandorten oder Birkengruppen. So war es heute mehr eine Erkundung des Waldgebietes und seiner Umgebung, als eine Pilz- b. z. w. Kartierungsexkursion.

Vom Waldrand ein herrlicher Blick in die weitläufige Landschaft mit ausgedehnten Trockenwiesen und einigen Baumgruppen. Hier dürfte es zu gegebener Zeit auch interessante Pilzarten zu entdecken geben.

Hier sehen wir die Auswirkungen der Eichen – Spaltlippe (Colpoma quercinum). Ein Schlauchpilz, der die Rinde dünner Eichenzweige lippenförmig aufsprengt. 22.06.2022 in den Woezer Tannen.

Das Wetter war, wie schon vor einer Woche, einfach herrlich. Ich liebe diese sandigen, lichtdurchfluteten Landschaften. Sie erinnern mich an meine Kinder- und Jugendzeit im Raum Sternberg – Demen – Crivitz. Und das kommt besonders bei sonnigem, warmen und daher besonders freundlichem Sommerwetter zur Geltung. Die Luft war heute noch sehr angenehm und nicht zu warm. Aber das ändert sich ab morgen. Es wird hochsommerlicher und am Freitag ist der Nordosten Deutschlands ausnahmsweise mal die Hitze – Hochburg mit bis zu 33 Grad im Schatten. Selbst bis direkt am Strand kann es an die 30 Grad hoch gehen. Im großen Rest der Republik muss man mit teils starken Schauern und Gewittern rechnen. Bei uns kommt davon ab Freitag Abend nur noch ein kläglicher Rest an. Auch an den Folgetagen bleibt es sehr warm. Ob dann am Sonntag und Montag auch der Osten und Nordosten von stärkeren Entwicklungen profitieren kann, muss abgewartet werden. Es sieht heute so aus, dass zu uns nochmals sehr warme Luft gedrückt wird, die sich dann in heftigen Schauern und Gewittern entladen kann. Dabei wären gebietsweise auch hohe Regenmengen möglich. In der nächsten Woche geht es sommerlich weiter. Die Wettermodelle rechnen in der 2. Hälfte der nächsten Woche, b. z. w. zum übernächsten Wochenende, sogar wieder mit extremer Hitze. Weit verbreitet, auch bei uns im Norden. kann es brütend heiß werden. Alles in allem eine Großwetterlage ganz nach meinem Geschmack. So muss Sommer sein! Und zwischendurch ziehen immer mal Gewitter durch, die zumindest punktuell auch mal einiges an Wasser abladen könnten. Wollen wir es zumindest hoffen.

Der Woezer See am 22. Juni 2022. Er ist 57 ha groß, recht flach und wird vom Flüsschen Schilde durchflossen. Ist von ausgedehnten Schilfgürteln und Bruchwäldern sowie Moorlandschaften umsäumt. Er gehört der sogenannten Schaalseelandschaft an.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für die Hansestadt Wismar bis zum 07.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 3,2 l/qm, maximal 115,4 l/qm und im Mittel 38,8 Liter.


Diesen Holzbewohner hat Phillip Müller gefunden. Es dürfte sich um den Grauen Dachpilz (Pluteus cinereofuscus) handeln. Nicht zu verwechseln mit dem etwas größeren und leicht giftigen Graublauen Dachpilz. Typisch für diese Art sind im Gegensatz zu P. salicinus u. a. die bauchigen Lamellen. Ohne Speisewert.

 

Donnerstag, 23. Juni (Tag der Witwen) – Es soll ja Frauen gegeben haben, die sich freiwillig zu Witwen gemacht haben und sich dabei hoch toxischer Pilze bedient haben. Allen voran natürlich des Amanita phalloides. Sollte es dieser Tage eine verheiratete Weiblichkeit geben, die solches im Schilde führt, hat sie zunächst schlechte Karten. Der grüne Mörder beginnt in der Regel ab Juli seine Tätigkeit der Fruchtkörper – Produktion aufzunehmen. Aber wie viele andere Poggenstöhl braucht er natürlich das lebensnotwendige Nass von oben. Es wachsen zwar vereinzelt einige Vertreter der Gattung Amanita, zumindest dort, wo es in den letzten zwei – drei Wochen mal nennenswerte Starkregenschauer gegeben hat und dann in schattigeren Wäldern auf besseren Böden. So hat Phillip gestern den einen oder anderen Amanita excelsa = Grauen Wulstling gefunden. Der erfüllt aber nicht die Eigenschaften des Witwenmachens, ist sogar ein Speisepilz, wenn auch mit sehr gewöhnungsbedürftigem Wohlgeschmack, wie mir kürzlich berichtet wurde. Aber Phillip ist dennoch mit einer ausgiebigen Mahlzeit heim gefahren. Lungen – Seitlinge hat er in großen Mengen und im Optimal – Zustand an einem toten Buchenstamm gefunden und ernten können. Sein Fazit beim Geschmackstest: kann man essen, aber die Oberklasse für den Feinschmecker stellen sie nicht dar. So zumindest sein Urteil, aber die Geschmäcker sind ja verschieden. Es soll ja auch Leute geben, die sammeln beispielsweise Rotfüßchen oder Ziegenlippen für die Pfanne. 

Ich habe heute meine Topographischen Karten nach Doppel – Exemplaren durchgeschaut und hatte drei in doppelter Ausführung finden können. Unsere neue Pilzfreundin Catrin hat Schwierigkeiten, diese Karten zu bekommen. Es sind Auslaufmodelle und werden nicht mehr neu aufgelegt. Das digitale Zeitalter lässt grüßen. Und das sind noch nicht einmal alle Karten, die in den nächsten 10 Jahren für unsere Mittwochsexkursionen verantwortlich zeichnen sollen.

Am Nachmittag traf eine Paketsendung von Catrin bei mir ein. Inhalt diese Röhrlinge aus dem Rühner Holz, die bereits stark in Fäulnis übergegangen waren. Catrin vermutet den Anhängsel – Röhrling. Das könnte gut sein, der passt in das Rühner Holz. Aber es gibt ja auch noch einen sehr seltenen Nadelholz – Anhängsel – Röhrling und dieser würde habituell, mit den bauchigen Stielen, besser passen. Fundort bitte im Auge behalten!

Und wann kommt nun endlich der Regen, nicht nur für unsere potentielle Witwenmacherin? Er kommt, und zwar teils sehr heftig! Heute Abend geht es im Westen und Südwesten Deutschlands los. Bis morgen Abend sollen sich Schauer und Gewitter bis in den Hamburger Raum und an die Südwestgrenze von M-V vorgearbeitet haben. Dann scheint aber zunächst die Luft raus zu sein. Kann sein, das einzelne Zellen auch noch abends oder in der Nacht unser Hoheitsgebiet beehren. Auf jeden Fall sind wir spätestens am Sonnabend voll und ganz in der Gewitterluft, so dass zumindest örtlich mal ein heftiger Regenguss drin sein kann. So geht es dann wohl auch bis in die gesamte nächste Woche weiter. Wir sitzen genau zwischen zwei Stühlen. Einem Trog mit einer Kaltfront über Westeuropa und hochsommerlich heißen Luftmassen im Osten. Also in einer Süd bis Südwestströmung. Darin laufen immer wieder Kurzwellen von Südwest nach Nordost durch und produzierten Schauer und Gewitter. Zum einen besonders entlang der polnischen Grenze, da dürfte Vorpommern bevorzug werden und zum anderen entlang der Bundesdeutschen Westgrenze. Wir liegen also zwischen beiden, besonders aktiven Wetterzonen, so dass es westlich, wie auch östlich von Mecklenburg die stärksten Niederschläge geben könnte. Aber die verschiedenen Modelle sind sich hinsichtlich des Niederschlags und der damit einher gehenden Unwettergefahr alles andere als einig. Fakt ist, es kann überall gewittern und es deutet einiges darauf hin, dass sich ein oder sogar zwei kleine, aber sehr intensive Gewittertiefs über Süddeutschland bilden und dann in dieser Tiefdruckrinne, in deren Zentrum wir wohl zu liegen kommen, nach Norden ziehen. So haben einige Modelle hohe Regenmengen auch bei uns an der Ostsee und in Mecklenburg auf der Karte. Das dürften dann sogenannte Multi – Clustersysteme sein, und die können auch großflächig für eine starke Überregnung bis in den Unwetterbereich sorgen. Auf jeden Fall bleiben wir in den nächsten Tagen (M-V und Berlin/Brandenburg) die Hitzehochburg Deutschlands. Werte zwischen 30 und 35 Grad sind zunächst an der Tagesordnung. Nur dort, wo Wolken oder starke Regenmengen nieder gegangen sind, kann es etwas kühler bleiben, aber keineswegs angenehmer, denn die Luft bleibt sehr schwül. 

Diese Fotoarbeit sandte mir gestern Christopher Engelhardt zu. Sie zeigt einen Kleinpilz auf Drüsenblättriger Kugeldiestel. Chris feierte gestern seinen 65. Geburtstag und deshalb an an dieser Stelle noch mal in aller Öffentlichkeit die herzlichsten Glückwünsche aus dem Steinpilz – Wismar.

Hier wieder die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 08.07.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,1 l/qm, maximal 171,6 l/qm und im Mittel dürfen wir mit 52,8 Litern rechnen!


Bis gegen Mittag wolkenloser, blauer Himmel.

 

Freitag, 24. Juni (Johannistag) – Auch Spargelsilvester genannt. Heute ist mit dem Spargelstechen Schluss. Nach früherem Glauben schützte man heute sein Haus mit Girlanden aus Efeu, Johanniskraut, Schafgarbe, Wegerich und Gelber Wucherblume, um sich vor den vielen Hexen und Feen zu schützen, die in der Johannisnacht unterwegs waren. Für Wünschelrutengänger war es in der heutigen Johannisnacht besonders wichtig, Haselnusszweige für ihre Arbeit zu schneiden; sie waren dann besonders wirkungsvoll. So steht es in dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels. Weiter ist hier zu Lesen: Wenn an Johanni die Linde blüht, ist an Jakobi (27.07.) das Korn reif. Die Linde blüht zumindest in Wismar und auch das Korn sieht mir auf einigen Schlägen jetzt schon sehr reif aus. Es steht ja nicht geschrieben, welches Korn, welche Getreideart gemeint ist.

Dieses Korn auf der Insel Poel ist bald reif. Im Hintergrund sieht man die Eisschirme der Hamburger und Schleswig – Holsteiner Gewitter.

Zwei Frachtschiffe begegnen sich auf der Fahrrinne.

Zum Wetter. Heiß war es heute und es wehte ein steifer, ablandiger Wind, der es auch am Strand sehr warm werden ließ. Ich war heute an selbigem auf der Insel Poel. Hinter dem Küstenschutzwald herrschte Ruhe, war vom Wind nichts zu spüren, bis auf das sich der Strandsand derart aufgeheizt hatte, das man sich auf ihm die Fußsohlen verbrennen konnte. Dafür war das Wasser erfrischender als am vergangenen Wochenende. Das warme Oberflächenwasser wurde auf die Ostsee verfrachtet. Das war wirklich erfrischend, angesichts der mehr als 30 Grad im Schatten. Am späteren Nachmittag und Abend zog es sich immer mehr zu, aber Regen ist bisher in Mecklenburg kaum gefallen. Anders in Schleswig – Holstein und Hamburg bis hinauf zur deutschen Bucht. Dort zogen teils kräftige Gewitter durch. Auf dem Radar ist weiterhin hochreichende Konvektionsbewölkung von Süden her unterwegs und nach dem aktuellen Super HD für signifikantes Wetter, können sich daraus in den nächsten Stunden auch noch einige Gewitter entwickeln, die Mecklenburg beehren könnten. Auch morgen kann es stellenweise Blitzen und Donnern. Schwülwarm, teils heiß geht es dann auch in die neue Woche. Immer wieder sind auch Schauer und Gewitter dabei. Besonders Montag/Dienstag und Donnerstag/Freitag besteht aus heutiger Sicht auch das Potential für größere Unwetter- und Schwergewitterlagen. Hoffen wir, dass auch unsere Einzugsgebiete davon betroffen sein werden und reichlich Wasser abgeladen wird. Denn die Tendenz geht dahin, dass sich ab übernächster Woche zunehmend ein starkes und umfangreiches Hoch festsetzen kann. Das fällt dann in die Siebenschläferzeit und könnte bedeuten, sieben Wochen Sommer, Sonne und  Urlaubsfreuden und große Trockenheit für die Natur!

Catrin hatte an selber Stelle bereits im vergangenen Jahr ihre mutmaßlichen Anhängselröhrlinge im Rühner Forst gefunden. Hier einer davon im Schnitt. Das Fleisch scheint nicht zu blauen, welches es in der Regel jedoch beim Anhängselröhrling tun sollte.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 09.07.2022 – 2.00 Uhr nach dem ECMWF: im Minimum 19,0 l/m, im Maximum 99,7 l/qm und im Mittel 52,6 Liter.

Besonders sehenswert im Lenorenwald sind diese beiden Mammutbäume.

Sonnabend, 25. Juni – Der Klützer Winkel, ganz im Nordwesten von Mecklenburg – Vorpommern, zeichnet sich durch besonders guten und fruchtbaren Boden aus. Das führte dazu, dass die hier einstmals vorhandenen Wälder der Landwirtschaft weichen mussten. Das bedeutet zwar nicht, dass es hier keinerlei Wälder mehr gibt. Neben kleineren Gehölzen und Forste, ist aber der Lenorenwald der mit Abstand größte in dieser Region. Er umfasst 2 600 ha. In ihm gibt es mehr oder weniger große Feuchtgebiete mit teils tieferen Senken, Sümpfen und Mooren. Größere Fichtenforste wechseln mit Buchenbeständen, Erlenbrüchen und Mischwaldbereichen ab. Es gibt hier Hühnengräber und Wendische Steinwälle. Der Lenorenwald war heute das Ziel einer öffentlichen Lehrwanderung. Gewandert sind allerdings nur zwei Leute. Catrin aus Katelbogen und Reinhold aus Wismar. Angesichts der Trockenheit und der daraus resultierenden Knappheit an zu erwartenden Frischpilzen auch kein Wunder. So wäre der Mykophage tatsächlich kaum auf seine Kosten gekommen. Das kaum bezieht sich auf sehr wenige Täublinge, an denen sich die Schnecken gütlich taten. Einige Tage früher wäre jedoch eine Mahlzeit Lungen – Seitlinge rüber gekommen. Sie waren heute dann doch schon etwas zu weit. So haben wir hier Kartiert, was wir finden und im Feld ansprechen konnten. Wie oben schon erwähnt, steht der Wald auf schweren, guten Böden und diese sind zumindest auf den Waldwegen derart verfestigt, dass von den letzten Regenfällen immer noch einige Pfützen standen, ja ganze Waldwege regelrecht gut durchfeuchtet erschienen. Nichts destotrotz, es muss auch hier regnen!

Die Waldwege waren hier stellenweise, auf den verfestigten Böden, noch recht schlammig. Der Klützer Winkel hat in den zurückliegenden Wochen etwas mehr Regen bekommen.

Sobald sich nur einer der wenigen Frischpilze zeigte, waren auch gleich die Schnecken zur Stelle. Violettbrauner Täubling (Russula bruneoviolacea). Essbar.

Und der Trockenheit scheint es nun tatsächlich an den Kragen zu gehen. Heute zogen regional schon mal recht kräftige Gewitter über Teile unseres Einzugsgebietes. Insbesondere vom Raum Parchim – Crivitz und etwas östlicher über die Nossentiner/Schwinzer Heide. Güstrow/Bützow bis hoch zur Ostsee. Auch in Westmecklenburg gab es örtlich mal ein Schauer oder kräftiges Gewitter. Die Konvektion machte aber um Wismar einen Bogen. Grund war die Wismar – Bucht. Hier wehte heute Nordwind, welchen ich auf der Heimfahrt von unserer Pilzwanderung an der Wohlenberger Wiek deutlich zu spüren bekam. Die Straße führt einige Kilometer direkt am Strand entlang und der Wind von der Ostsee war doch sehr erfrischend. Sobald sich die mächtigen Quellwolken von Südosten näherten, fielen sie in sich zusammen. Ihnen wurde die Energie entzogen. Schön beim Auswerten der Radarbilder nachzuvollziehen. Aber es geht ja unbeständig weiter. Eine ganze Woche soll uns diese Wetterlage im großen und ganzen erhalten bleiben. Das heißt, wir liegen an der Vorderseite des Westeuropäischen Troges in einer schwülwarmen bis heißen Südströmung, wo hingegen über Westeuropa, teils sogar Westdeutschland, kühlere Luftmassen lauern. Die dazugehörige Kaltfront kann aber durch Wellen – Bildung kaum nach Osten voran kommen. Kleine Gewittertiefs entwickeln sich an ihr und ziehen an dieser Luftmassengrenze immer wieder nach Norden bis Nordosten. Im Gepäck starke Schauer und Gewitter bis in den Unwetterbereich. Teils auch größere Starkregengebiete. Eine Woche lang eine derartige Wetterlage, da sollte doch eine Grundsteinlegung für alle unsere Pilzreviere drin sein. Ich denke, bis spätestens in einer Woche können wir allgemein die Uhr stellen für den ersten, größeren Frischpilzschub des Sommers 2022.

Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) waren natürlich in den Buchenbereichen auch heute dabei. Leider nicht mehr ganz frisch. Typisch ist auch ihr gilben, wenn sie beginnen trocken zu werden. Jung essbar. 25.06.2022 im Lenorenwald.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF in akkumulierter Form bis zum 10.07.2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 20,1 l/qm, maximal 121,1 l/qm und im Mittel 55,3 Liter.


Sonntag, 26. Juni – Schwül und heiß war es heute und die Atmosphäre über Mecklenburg – Vorpommern labil geschichtet mit hohen Cape – Werten und einem recht hohem Wasserdampfgehalt. Beste Zutaten für hochreichende Konvektion. Deshalb war heute weder der Wald, noch der Strand angesagt. Dieses Tagebuch nennt sich ja Wetter und Pilze im jeweiligen Monat, derzeit noch für einige Tage Juni 2022. Also standen meine sonntäglichen Aktivitäten ganz im Zeichen des Wetters, sprich der konvektiven Umwälzungen, die heute über unseren Einzugsgebieten statt fanden.

Blick auf den Alten Hafen in Wismar am Mittag. Die Konvektion setzt ein und ich startete zu meiner kleinen Wetter – Rundreise.

Ungemach braut sich in Fahrtrichtung Süden, in der Nähe der Ortschaft Kobrow, bei Sternberg, zusammen. Mein Ziel sollte Dabel sein, aber ich drehte zunächst wieder um und fuhr zurück in Richtung Sternberg. Wenige Minuten später entwickelte sich aus diesen Wolken ein starkes Gewitter, in das ich ansonsten genau hinein gefahren wäre.

Es gab doch einiges an teils kräftigen Schauern und Gewittern. Es entstanden auch kleinere Clustersysteme und eines davon zog vom Großraum Schwerin zur Mecklenburger Bucht hoch. Örtlich regnete es heftig, um gleich daneben allenfalls einige Topfen zum Besten zu geben. Vielfach blieb es auch komplett trocken. Jetzt am Abend (19.00 Uhr) hat sich im Raum Parchim das wohl stärkste Gewitter des Tages gebildet. Es zieht in Richtung Norden und soll auch noch den Raum Mestlin/Dabel beehren. Für Dabel wäre es dann der 2. Treffer des Tages, denn dort war am Nachmittag bereits ein heftiges, recht blitzreiches Gewitter zugange, welches ich von seiner Entstehungsphase an begleitete und welches ebenfalls seinen Ursprung im Raum Parchim fand. Ich unternahm also eine kleine Rundreise im Großraum Sternberg. Begab mich so zu sagen auf die Sturmjagd, wie es so schön in Fachkreisen heißt. Da ich nicht mit einem schützenden Auto, sondern nur mit meinem Motorrad unterwegs war, versuchte ich mich immer durch die besonders konvektiven Bereiche hindurch zu wurschteln, um nicht direkt in das Geschehen hinein zu kommen. Das gelang mir heute zwar bestens, aber man sollte immer die Möglichkeit im Auge behalten, einen geschützten Ort in der Nähe zu wissen. Zur Not geht ein Buswartehäuschen, aber sicherer ist da schon eine Tankstelle. Es hat also punktuell kräftig geschüttet, aber um die Uhr zu stellen, reicht es keinesfalls. Zwar ein Anfang, aber insgesamt leider nicht viel mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir dürfen ja weiter hoffen. Heute Nacht ist erstmal Westdeutschland mit Gewittern und teils ergiebigen Regenfällen an der Reihe.

Diese Aufnahme, die etwa eine halbe Stunde vor obiger entstand, nahm ich zwischen Keez und Golchen auf. Es zeigt das beginnende Clustersystem, samt Niederschlagsvorhang bei Schwerin, welches weiter zur Mecklenburger Bucht, also in den Großraum Wismar zog.

Bei uns in M-V wird es ab morgen Mittag wieder explosiv. Die Gewitter können durchaus heftiger ausfallen. Es besteht Unwettergefahr durch schwere Sturmböen, größerem Hagel und heftigen Wolkenbrüchen. In Mecklenburg besonders ab Mittag bis zum Nachmittag und etwas später auch Schwergewitter in Richtung Vorpommern. Dienstag soll sich die Lage vorübergehend beruhigen, bevor ab Mittwoch die schwülwarme Gewitterluft von Süden wieder in Richtung Norden voran kommen soll. Wieder sind starke Gewitter und dieses mal mit etwas Glück auch flächigere und ergiebige Regenfälle zu erwarten. Die nächste Gewitterfront droht dann schon wieder zum Freitag/Sonnabend!

Neue Gewitterbildung am frühen Abend bei Schwerin, weiter in Richtung Nordwestmecklenburg ziehend. Eisschirme der frischen Gewitter werden von der Sonne beleuchtet.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 11. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 14,2 l/qm, maximal 142.4 l/qm und im Mittel 70,8 Liter.


Wilder Gewitterhimmel gestern Nachmittag bei Sternberg.

 

Montag, 27. Juni (Siebenschläfer) – Nun, heute soll sich entscheiden wie das Wetter der nächsten Sieben Wochen werden soll. Also für den bevorstehenden Hochsommer. Geht es danach, was wir heute in Wismar für ein Wetter hatten, dann bleibt es trocken und sehr warm. Würde ich beispielsweise in Bützow oder Bad Doberan wohnen, so würde ich sagen, wir bekommen einen sehr nassen, unwetterträchtigen Hochsommer. Dort hat es heute Nachmittag und am frühen Abend schwere Gewitter gegeben. Extremer Starkregen und auch Hagelschlag war örtlich dabei. Über einige Regionen sind sogar mindestens zwei heftige Zellen gezogen. Los ging es ab 14.00 Uhr knapp nördlich von Parchim mit den ersten Zellen. Schnell bildeten sich weitere, teils auch verclusterte Gewitter im Raum der Seenplatte oder auch über der Nossentiner/Schwinzer Heide. Bei http://www.kachelmannwetter.de kann man genauer in die Unwetterregionen hinein Zoomen. Kann die genaue Blitzrate und Stärke sowie die Niederschlagsummen für die betroffenen Gebiete angezeigt bekommen. Besonders heftig hat es die Umgebung von Bützow bis knapp westlich von Rostock getroffen. Also beispielsweise unsere Pilzwälder wie das Rühner Holz. der Kellerswald, Hütter Wohld, Walkmüllerholz oder auch das Nienhäger Holz inklusive des Gespensterwaldes. In letzterem war ich am 06. Juni unterwegs. Damals hatte es dort auch kräftig geregnet. Das ist nun schon eine Weile her, aber das Waldgebiet hat im Vergleich zu den meisten anderen Revieren doch etwas mehr an Substanz und hier könnte es vielleicht auch in den nächsten Tagen einige Frischpilze mehr geben, als das „so gut wie nix“ in fast allen anderen Gebieten. Auf jeden Fall kann man ab sofort zumindest punktuell die Uhr stellen. Aber auch innerhalb der Gewitterzellen kann es sehr unterschiedlich niedergeschlagen haben, so dass es vielleicht nur für einen bestimmten Bereich eines größeren Waldes ausgereicht hat. Allerdings waren es Sturzfluten, so dass einiges an Wasser gleich wieder abgeflossen sein dürfte. Soll heißen, von einer echten Grundsteinlegung hinsichtlich eines nennenswerten Wachstumsschubes sind wir noch Meilenweit entfernt.

Die Rückseite des kräftigen Gewitters bei Dabel, gestern Nachmittag von Demen aus fotografiert.

Aber ich möchte unsere Pilze nicht ganz vergessen. Flechten bestehen ja zum überwiegenden Teil aus Pilzen. Hier sehen wir die Gewöhnliche Mauerflechte (Lecanora muralis). Gestern auf dem Gehweg eines Gewerbegebietes bei Brüel fotografiert.

Aber es gibt in der heute begonnenen Woche ja noch Nachschub. Nachdem es morgen trocken bleiben soll und auch die Hitze erst einmal ausgeräumt ist, zieht zum Mittwoch der nächste Unwetterbereich auf. Von Süden nähert sich ein intensives Gewittertief dem Nordosten. Davon betroffen ist aus heutiger Sicht vor allem Ostdeutschland. Besonders in Berlin/Brandenburg, die es wirklich bitter nötig haben, kann es auf der Fläche hohe Regenmengen geben. Verbreitet, nicht nur örtlich, können dort zwischen 20 und 50 Liter auf den Quadratmeter fallen. Einige Modelle lassen den Starkregen auch bis nach M-V voran kommen. Weniger nach Mecklenburg, mehr in Richtung Vorpommern. Die dürften sich auch in der kommenden Nacht noch auf einiges gefast machen. Hier können noch einige, heftige Gewitter durchziehen, während bei uns in Mecklenburg am Abend nur noch einige Schauer aufkommen, die nicht viel an der überwiegenden Trockenheit ändern. Eine weitere Gewitterfront ist für Donnerstag/Freitag angesagt. Auch an dieser kann es strichweise zu hohen Regenmengen kommen. Vielleicht hat dann auch Mecklenburg mal die Chance auf flächigere Starkregenfälle. 

Der Silberfleck (Phlyctis argena), den jeder Waldbesucher irgendwie kennt, bildet sich an glattrindigen Bäumen, so wie hier an Rotbuche im Lenorenwald. 26. Juni 2022.

Zumindest lassen die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 12.07.2022 – 2.00 Uhr hoffen. im Minimum 22,9 l/qm, maximal 131,0 l/qm und im Mittel 62,3 Liter.


Dienstag, 28. Juni – Der Siebenschläfer war nun gestern und örtlich goss es sintflutartig, vielfach blieb es trocken. Aber man darf natürlich nicht das Wetter eines einzigen Tages nehmen, denn häufig werden die Weichen des Grundmusters in der Großwetterlage Ende Juni/Anfang Juli gestellt. Folgendes habe ich dem Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ von Bernhard Michels entnommen: „Siebenschläfer Tag, der Tag der Wetterentscheidung für die schönsten Wochen des Jahres und der Erntezeit, ist seit der gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582 meteorologisch auf den 07. Juli verschoben. Die folgenden Wetterregeln sollte man heute nicht ganz so ernst nehmen. Die Wetterprognose steigt für diesen Zeitraum auf 70 Prozent.“

„Ist der Siebenschläfertag (gestern) nass, regnet es ohne unterlass.“ 

„Regnet es am Siebenschläfertag, so regnet es sieben Wochen nach.“

„Wenn das Wetter vor Johanni grob, ist es nach Johanni lind.“

Weiter ist hier zu lesen: Der Spruch von Regen und Sonne am Siebenschläfertag ist nicht überall zu belegen. Eine 70 %ige Wahrscheinlichkeit ergibt sich im Süden (Alpenvorland), ca. 60 % im Binnenland, im Küstenbereich ist es nicht eindeutig.

Zur Abwechslung mal ein wenig Landschaft mit Ententeich und Wiese bei Kluß, an der südlichen Stadtgrenze der Hansestadt Wismar am 26. Juni 2022.

Wir sind sowohl Küstenbereich, wie auch Binnenland! Ja, ob man dass alles als Kaffeesatz – Leserei ansehen möchte, es ist tatsächlich einiges dran, denn das Grundmuster des Sommers manifestiert sich nicht selten zwischen dem 27. Juni und dem 7. Juli. Und tatsächlich scheint sich die Großwetterlage jetzt umzustellen. Die markanten Hitzewellen mit der Gefahr von Schwergewitterlagen sind erst einmal (noch nicht ganz) vorbei. Das Azorenhoch soll ab der nächsten Woche verstärkt seine Fühler nach Mitteleuropa ausstrecken. So wie es derzeit aussieht, könnte davon vor allem die Südhälfte Deutschlands profitieren, mit schönem und warmen Sommerwetter. Die Nordhälfte könnte näher an über Skandinavien ostwärts ziehende Tiefdruckgebiete liegen und etwas wechselhafter und kühler sein. Aber wir warten ab. Wenn das Wechselhafter und kühler mit entsprechenden Niederschlägen einher gehen sollte, hätten wir Pilzfreunde, so glaube ich zumindest, nichts dagegen. Wechselhaft bedeutet ja nicht nur Regen und Wolken, sondern auch freundliche und sonnige Tage.  Aber dass ist jetzt natürlich nur spekulatives, letztendlich macht es die Natur doch ganz anders.

Die Graugänse würden sich wohl auch freuen, wenn die Wiese etwas saftiger wäre.

Und was macht die Natur in meteorologischer Hinsicht in den nächsten Tagen? Wo bleibt unser Grundsteinlegendes Regenereignis für alle? Nach der Niederschlagsprognose für Wismar auf Wetter – Online können wir am Donnerstag und Freitag zusammen mit 20 – 40 Liter rechnen. Und zwar dieses mal durchaus eher flächig, als punktuell. Ehrlich gesagt, derartige Mengen sehe ich nicht. Halbieren wir das Ganze! Ob die Starkregenfälle in der Nacht zum Donnerstag überhaupt Mecklenburg erreichen und nicht nur in Vorpommern vom Himmel prasseln, scheint noch nicht sicher zu sein. Mehr Hoffnung könnte vielleicht noch ein markanter Kaltfrontdurchgang am Freitag aufkeimen lassen. Vielleicht bring er tatsächlich 10 – 20 Liter zu Boden.

Hier noch einige Messwerte von Orten, die in den letzten beiden Tagen von Gewittern getroffen wurden. Sonntag: Ventschow: 14 l/qm; Parchim: 24 l/qm, Waren – Müritz: 34 l/qm und Spitzenreiter in M-V war Groß Kiesow – Schlagtow in Vorpommern mit 44 Liter. Gestern wurden in Rostock/Warnemünde 11 Liter registriert (knapp westlich dürfte mehr gefallen sein). In Goldberg waren 20 Liter im Messbecher der offiziellen Messstation. 

Nach trockengrüner Wiese und grauen Gänsen hier mal etwas mehr Farbe. Eine Großversammlung (Gottesdienst?) von Feuerwanzen auf einem alten Baumstumpf vor der Dorfkirche in Demen. 26.06.2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 13.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 5,6 l/qm, maximal 103,8 l/qm und im Mittel 38,6 Liter.


Die heutige Mittwochsexkursion führte wieder in das Biosphärenreservat Schaalsee.

 

Mittwoch, 29. Juni – (Peter und Paul) – „Ist es schön an Peter und Paul, füllt es uns Taschen und das Maul“, lautet ein Wetterspruch zu diesem kirchlichen Feiertag. Heute ist Wetterherrentag. Im Buch „Abendrot – Schönwetterbot“ findet sich folgendes: Im 16. Jahrhundert wurde bei anhaltender Dürre das Bild vom heiligen Petrus umhergetragen und in Wasser getaucht. In Thüringen z. B. betete man zu Petrus um Wasser. In den Küstengemeinden gab es an diesem Tag Prozessionen und das Meer wurde gesegnet. So, nun wissen wir, was zu tun ist, damit es endlich kräftig schüttet. Der Regen, der in der kommenden Nacht auch Mecklenburg beehren sollte, fällt, wie ich es gestern bereits ahnte, aus. Selbst Vorpommern bleibt wohl im wesentlichen außen vor. Wir dürfen aber auf Freitag hoffen. Nach wie vor werden recht flächig 10 – 20 Liter prognostiziert. Hoffen wir, dass es auch so kommt, ohne Prozessionen und Bilder des heiligen Petrus zu tauchen. Im großen und ganzen scheint es zunächst die letzte Chance auf nennenswerten Regen zu sein. Die Großwetterlage stellt sich um. Es sind zwar auch weiterhin einige Regensignale in den Modellen, aber das Wetter kommt dann mehr aus Richtung Nordwesten. Ergiebiges ist derzeit von dort eher nicht zu erwarten. Das amerikanische GFS hat im gestrigen, wie auch im heutigen Mittelfist – Lauf, nicht sehr viel Regen im Programm, dafür in Richtung Mitte Juli eine erneute Hitzewelle. Es kann sogar wieder extrem heiß mit bis zu 40 Grad werden. Aber abwarten heißt die Devise. Es ist nur ein erster, zaghafter Trend, der sich in den Läufen der nächste Tage erst bestätigen und festigen muss. Kann sein, dass er auch gänzlich verworfen wird.

Heute war Mittwoch und ausgesucht hatte ich ein Waldgebiet westlich der Ortschaft Püttelkow.

Es stand also die nächste Mittwochsexkursion auf dem Programm. Sie führte in den 3. Quadranten des MTB: 2432 = Wittenburg. Ausgesucht hatte ich hier einen sandigen Wald b. z. w. Forst westlich der Ortschaft Püttelkow. Püttelkow, war da nicht etwas? Na klar, „Fru Püttelkow ut Hagenow“, die neugierige Ollsch, der „De Plattfööt“ einst eines ihrer bekanntesten Lieder widmeten. Nun, es könnte natürlich auch Fru Püttekow ut Wittenburg gewesen sein. Oder auch von anderswo, denn neugierige Ollschen gibt es nicht nur in der Griesen Gegend.

Dass Zielgebiet.

Aber Spaß bei Seite. Am späteren Nachmittag traf ich mich hier mit einem neuen und jungen Vereinsmitglied namens Marvin zu unserer Bestandsaufnahme. Das diese äußerst dürftig ausfiel, kann man sich denken. Nicht die Spur eines Frischpilzes, wenn man mal von Schleimpilzen absieht. Pyrenomyceten, Schichtpilze und Porlinge mussten mal wieder herhalten und die Exkursion irgendwie rechtfertigen. Aber wer nun glaubt, wir sind durch den staubtrockenen Wald gelaufen, ist auf dem Holzweg. Das Gebiet wurde am Wochenende von Petrus gut bedient. Bevor er getaucht wird, hat er hier schnell die Schleusen geöffnet. Es war tiefgründig durchfeuchtet! Hier muss es richtig gut geschüttet haben. Hoffen wir, dass es im Nachbarswald, der am kommenden Mittwoch an der Reihe ist, ähnliches gegeben hat. Das kann, muss aber nicht sein. Dann würde zumindest mal wieder eine winzige Hoffnung auf den einen oder anderen Frischpilz bestehen.

Unser Zielwald wurde am Wochenende gut gewässert. Wir sehen hier die Reste einer ehemals wegeinnehmenden Riesenpfütze.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 14.07.2022 – 2.00 Uhr: minimal 8,6 l/qm, maximal 58,5 l/qm und im Mittel 29,7 Liter.


Donnerstag, 30. Juni – Der 3. Monat der diesjährigen Pilzsaison liegt hinter uns. Man möchte fast meinen, weniger wie im April und Mai geht kaum, aber der Juni belehrte uns einmal mehr eines Besseren. Nach einem kurzen Aufflackern einiger Dickröhrlinge in Parkanlagen in der ersten Monatsdekade, ging schließlich so gut wie nichts mehr an der Frischpilzfront. Es sei denn, man begab sich auf die Suche nach Holzbewohnenden Lungen – Seitlingen in Buchenwäldern mit entsprechendem Totholz – Anteil. So fiel ein ganzer Pilzaspekt, nämlich der des Frühsommers (Mitte bis Ende Juni) nahezu völlig aus.

Der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius) war wohl der Speisepilz des Monats Juni 2022. Hier am 06.06.22 im Gespensterwald fotografiert.

Ab morgen starten wir in den Sommer – Aspekt. Er findet in der Zeit von Juli bis Mitte August statt. An sich eine Zeit, in der die Artenvielfalt schon deutlich zulegen kann und es gab Jahre, da kamen wir uns wie im Herbst vor. Pilze aller Orten, manchmal sogar schon Herbstpilze. Ich muss diesbezüglich immer mal wieder das Jahr 1998 anführen. Ich weiß noch genau, als ich damals im Großherzoglichen Forst Moidentin Ende Juni unterwegs war, und in einer jungen Fichten- und Douglasien – Aufforstung lachten mich neben einigen Steinpilzen schon die schönsten Exemplare des Pilzes 2022 an, des Roten Fliegenpilzes. Im Juli bis Mitte August standen unsere Wälder voller Pilze jeglicher Couleur und selbst herbstliche Ritterlinge ließen sich nicht lumpen. Erst um Mitte August flaute es aufgrund einer Hitzewelle ab um im Herbst nochmals voll durchzustarten. Im Vorjahr erlebten wir einen Knochen trockenen Herbst und der Juni und Juli war im Folgejahr kühl und feucht. Aber ohne das es gleich in ein solches Extrem gehen muss, ab Juli können wir trotzdem einiges erwarten, so es denn die Witterung zulässt.

Anfang Juni gab es einen leichten Schub von Dickröhrlingen in einigen Parkanlagen. Hier sind es Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) im Eichenpark auf der Insel Poel.

Der Start in den Pilzsommer 2022 sieht derzeit eher bedingt optimistisch aus. In Wismar herrscht nach wie vor Dürre. Ich habe in meinem Messbecher in der Wismarer Innenstadt im gesamten Monat 6,2 Liter einfangen können. Das ist nix, nicht einmal das berühmte Mückenpinkeln! Aber es gab ja am Wochenende punktuell kräftige Regengüsse, so dass zumindest stellenweise in den nächsten 10 Tagen etwas in Gange kommen könnte. Phillip bestätigte mir heute meine gestrige Feststellung. Er wohnt in Renzow, nicht weit weg von meinen derzeitigen Mittwochs – Exkursionsgebieten. Es hat in seiner Region ganz gut was gebracht, so Phillip. In einem seiner Wälder sogar mehr als 30 Liter! Auch die Lübberstorfer Forst oder die Wälder zwischen Zölkow und Mestlin sollen gut gewässert worden sein. Und Nachschub ist in Arbeit. Man merkt es irgendwie an der mehr als unangenehmen Wärme des heutigen Tages. Diese Schwüle macht selbst mir zu schaffen. In Westdeutschland und im Süden der Republik rumpelt es am Nachmittag und Abend vielfach wieder recht ordentlich. Ganz im Süden zogen auch wieder Superzellen mit Großhagel durch. Aber auch im Westen bis hoch zur Nordsee sind jetzt am Abend zahlreiche Gewitter aktiv. Während sich die Gewitter im Süden im laufe der Nacht auflösen sollen, halten ihre nördlichen Exemplare wohl auch die Nacht über durch. Sie erreichen Mecklenburg leider in einer für Gewitter sehr ungünstigen Zeit, nämlich in den früh – und Vormittagsstunden, aber die Modelle simulieren sie trotzdem noch recht agil, ja sie könnten sich am Vormittag sogar noch etwas verstärken. Auf jeden Fall dürfte es in Richtung Nachmittag noch mal heftig zur Sache gehen, wenn die Gewitterfront nach Vorpommern hinein läuft. Dort drohen teils schwere Gewitter mit bis zu 40 l/qm in kurzer Zeit. Mecklenburg könnte mit etwas Glück von Regen in der Größenordnung zwischen 10 und 20 Litern bedacht werden. Auf jeden Fall soll es morgen ein regnerischer, ja fast herbstlicher Tag werden, mit einer spürbaren Abkühlung und auffrischenden Winden.

Hoffen wir, dass wir im nächsten Monat, neben blauem Himmel, auch immer mal solch ausgereifte Gewitterwolken am Himmel sehen, die unsere Pilzgründe dann zumindest regional bewässern können. Am Abend des 26. Juni von Wismar in südöstlicher Richtung aufgenommen.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 15. Juli 2022 – 2.00 Uhr: minimal 13,00 l/qm, maximal 58,1 l/qm und im Mittel 28,4 Liter.


Fortsetzung unter „Wetter/Pilze Juli 2022“.

Tagebuch zu Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Mai 2022

Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin am 01. Mai 2022.

Junger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit Guttationströpfchen. 01. Mai 2022 im NSG Warnowtal bei Karnin.

Sonntag, 01. Mai (Maifeiertag) – Dritter und letzter Tag unseres Pilzwochenendes in Karnin. Nach dem Frühstück starteten wir zu einer Abschlussexkursion durch das Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin. Eschen/Erlenwald, aber leider ohne Morcheln und imposante Hangterrassen mit Buchen und Eichen. Urwüchsige Haselsträucher, Weidengebüsche u. s. w. Sicher ein Paradies für den fortgeschrittenen Pilzliebhaber und Naturfreund, weiblich, wie männlich. Besonders im Herbst ist hier mit einer vielfältigen Pilzflora zu rechnen. Auch im Sommer können sicher neben Steinpilz und Co. auch weitere Röhrlinge auftauchen, die wir nicht so oft finden. Natürlich auch zahlreiche Täublinge und Schleierlinge können sicherlich den Hobby – Mykologen begeistern. Wie schon im April – Tagebuch geschrieben, wir waren ja schon einmal zu bester Pilzzeit im Rahmen einer Kartierungsexkursion der Arbeitsgemeinschaft Mykologie Mecklenburg – Vorpommerns in den 1990er Jahren hier sehr erfolgreich unterwegs. 

Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) in klassischer Ausführung im Warnotal Karnin am 01. Mai 2022.

Montag, 02. Mai (Tag der Trüffel) – Nun, wer jetzt an den begehrten und teuren sowie edlen Schlauchpilz denkt, befindet sich auf dem Holzweg. Gemeint ist die Trüffel – Praline! Und geehrt wird sie mit dem heutigen Datum in den USA. Verlockender Gedanke, aber Trüffelpralinen habe ich gerade nicht zur Hand, aber ich denke, ein Stückchen Schokolade sollte ich mir sogleich genehmigen. Aber nicht zu viel, denn morgen früh habe ich Termin zum Blut abnehmen, um nach gut einem viertel Jahr mal wieder auf meine Werte schauen zu lassen. Die Zuckerwerte waren in der letzten Zeit immer ein wenig grenzwertig. Liegt sicher auch an meiner zwar dezenten, aber regelmäßigen Nascherei von Keksen oder Kuchen, nahezu täglich zum Kaffee.

Vorjährige Birkenporlinge (Piptoporus betulinus) im NSG Warnowtal bei Karnin am 01. Mai 2022.

Nun, wie wird dann wohl der Mai an der Pilzfront? Das weiß jetzt noch keiner, aber ich bin eher pessimistisch. Bezüglich Morcheln ist wohl nicht mehr viel zu erwarten. Maipilz und Co. wollen zwar los legen, aber das Wasser fehlt. Sollte es bis spätestens Mitte des Monats ergiebig geregnet haben, könnte es noch etwas werden, mit einer halbwegs guten Ernte. Schließlich steht bei uns am 21. des Monats ein Maipilz – Wochenende auf dem Plan. Aber der Blick in die Mittelfrist verheißt nichts gutes. Die Republik ist und bleibt zweigeteilt. In Süddeutschland herrscht größtenteils bestes Pilzwetter. Fast täglich entladen sich irgendwo dort Schauer und Gewitter in feuchterer und auch etwas wärmerer Luft. Regenfälle sind dort also reichlich unterwegs, nur bei uns kommt nichts davon an. Wir verbleiben auch in dieser Woche in recht frischer Luft, auch wenn mal der eine oder andere Schauer im Laufe der Woche oder am Wochenende fallen könnte. Größere Regenmengen stehen nicht in Aussicht.

Noch vital aussehende Echte Zunderschwämme (Fomes fomentarius) an einer von den Februar – Stürmen gestürzten Birke im Warnowtal Karnin. Das Fruchtlager zeigt nach oben. Ob sie wohl noch die Kraft haben, dass selbständig zu ändern? Geotropismus wäre die Lösung.

Spannend wird es in der kommenden Woche, und in Richtung Eisheilige. Deuteten die Wettermodelle noch vor einigen Tagen weitere Kaltluftzufuhr aus dem hohen Norden an, tendieren die Wettermodelle in ihren letzten Läufen immer mehr auf eine Umstellung der Großwetterlage. So könnte erstmals in diesem Frühling die Warmluftzufuhr aus Südwesteuropa in Gange gesetzt werden. Und das nachhaltiger über zumindest einige Tage hinweg. Tageswerte von 20 – 25 Grad wären dann auch bei uns im Norden keine Utopie mehr. Während nach dem gestrigen Abendlauf des amerikanischen GFS dabei auch Regenfälle und Gewitter auf der Karte standen, wollten der heutige Mittags- und Abendlauf nichts mehr davon wissen. Bis zum 17. Mai also kaum nennenswerter Regen und ab nächste Woche sommerliche Temperaturen. Kommt es so, können wir den diesjährigen Pilzfrühling wohl endgültig zu den Akten legen. Ausgenommen natürlich Holzbewohner wie Schuppige- und Schwefelporlinge.

Der erste Frisch – Großpilz seit Wochen, den Chris Engelhardt auf seiner Südosteuropa – Reise am 29.04.2022 vor die Linse bekam, war diese Morchel (Morchella elata) im Valbona – Tal in den Albanischen Alpen. Ich denke, es handelt sich um eine Spitzmorchel wie aus dem Bilderbuch, obwohl man sich nicht ganz sicher sein kann, ob es dort nicht noch andere, sehr ähnliche Arten gibt. So zumindest der Kommentar von Chris.

Hier noch die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 17.05.2022: Im Minimum 0,5 l/qm, Maximum 37,1 l/qm und im Mittel 14,00 Liter.


Hier ein Bild von Chris Engelhardt aus Südosteuropa. Es zeigt die Dicke Schuppenkruste (Squamarina cartilagenea), die er am 15.04.2022 bei Niviva (Kurvelesh) fotografiert hat. Diese Flechte gehört zu den echten Schlauchpilzen und benötigt saubere Luft und einen kalkhaltigen Untergrund.

 

Dienstag, 03. Mai  (Welt – Asthmatag) – Asthmatiker könnten auch durch Pilzsporen beeinträchtigt werden. Wer in Pilzzuchtbetrieben, in denen beispielsweise Austernpilze gezüchtet werden, arbeitet, muss einen Mundschutz tragen. Mit Asthma habe ich glücklicherweise nichts zu tun, aber einige Sporen in zu hoher Konzentration können bei mir manchmal Reizungen der Bindehaut der Augen hervorrufen. Das fiel mir vor Jahren auf, immer wenn ich größere Büschel vom Hallimasch in meiner Ausstellung zu liegen hatte. Natürlich waren auch zahlreiche Sporen von anderen Arten im Info – Zentrum unterwegs. Aber ich schreibe es dem Hallimasch zu, weil er roh ohnehin recht seifig und im Hals kratzend schmeckt. Daher nehme ich an, dass auch die Sporen in zu hoher Konzentration Reizungen der Bindehaut auslösen könnten. Das äußerte sich bei mir dann mit Jucken und mit einem leichten Gefühl des Verklebens der Augen. 

So wie diese Zunderschwämme, die ich am 30. April am Schweriner See fotografiert habe, streut auch der Hallimasch massenhaft weißes Sporenpulver ab. Oft erscheint die Umgebung wie mit Mehl bepudert.

Auch der Sporenabwurf des Austernseitlings (Pleurotus ostreatus) ist weiß und wird in großen Mengen produziert. Am 30. April 2022 am Schweriner See gefunden und fotografiert.

Nun, Hallimasch steht noch nicht auf der Tagesordnung. Dafür aber als Massenpilze des Frühlings der Maipilz. Angesichts der Trockenheit bei uns im Norden, hat er einen schweren Stand und wenn es nicht zeitnah nennenswert regnet, wird er nur einen Hungeraspekt hinlegen. Ergiebiger Regen liegt für uns jedoch in weiter Ferne. Und auch die Luftmassen, die immer wieder zu uns gelangen, sind absolut pilzunfreundlich. So zog heute eine schwache Kaltfront durch und am Nachmittag heiterte es in wieder sehr kühler und trockener Luft von Norden her auf. Bodenfrost dürfte in der kommenden Nacht wieder auf der Agenda stehen. Hoffen wir auf eine Umstellung der Großwetterlage in der kommenden Woche. Zumindest soll es mit den Temperaturen nach oben gehen und da die Anströmung zonalisiert, dürften die Luftmassen, die zu uns gelangen, feuchter werden. Bodenfrost ist dann auch kein Thema mehr, es sei denn, die Eisheiligen überlegen es sich noch anders. Im Morgenlauf des GFS war trotz allem kaum Regen bis Mitte Mai in unseren Breiten in Sicht. Der heutige Abendlauf sah schon etwas optimistischer aus. Dem nach könnten uns doch einige Regenfronten zumindest streifen.

Die Sporen des Glimmer – Tintlings (Coprinus micaceus) sind schwarz und tropfen meist im Zuge der Autolyse als tintenartige Flüssigkeit ab. 30.04.2022 in der Haushalt Forst am Schweriner See.

Hier noch die vom ECMWF berechneten Regenmengen für Wismar bis zum 18. Mai 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 0,3 l/qm, das Maximum 45,5 l/qm und im Mittel 12,8 Liter.


Hasel – Rindensprenger (Vuilleminia coryli). 4. Mai 2022 im Radegasttal zwischen Büttlingen und Kastahn.

 

Mittwoch, 04. Mai – Nach einem Aussetzer in der vergangenen Woche, ging es heute wieder hinaus zu einer Mittwochsexkursion. In Bearbeitung ist weiterhin das Grevesmühlener Messtischblatt 2133. Der Dritte Quadrant war an der Reihe. Mit von der Partie waren Catrin aus Katelbogen und Phillip aus Renzow. Phillip hatte uns ein sehr schönes Gebiet ausgesucht, welches zu dieser Jahreszeit fast ein muss ist. Wir exkursierten demnach entlang der Radegast zwischen Büttlingen und Kasthan. Teils tief eingeschnittene Bachtäler mit steilen Hängen, teils wunderbarer Auwald mit zahlreichen Eschen. Erlenbrüchen und Pappelwäldchen, Weißdornhecken und sogar eine kleine Streuobstwiese. Obwohl das Revier kaum vielversprechender für Frühlings – Klassiker sein konnte, waren allerdings weder Morchel, Maipilz noch Schild – Rötling anzutreffen. An Frischpilzen gab es nur einige, kleine Büschel von Faltentintlingen. Dennoch konnten wir einiges notieren, wobei Holzkohlenpilze die bedeutsamsten waren. Schade, denn Catrin wollte unbedingt den Maipilz kennen lernen. Immerhin spielt sie mit dem Gedanken, die Prüfung zur Pilzsachverständigen beim Landes – Gesundheitsamt abzulegen.

An der Radegast am 04. Mai 2022.

Hier sehen wir die gelbhütige Form des Maipilzes (Calocybe gambosa). Er gehört der Gattung der Schönköpfe an. 04.05.2022 Insel Poel.

Daher schlug ich vor, im Anschluss noch zu einem recht zuverlässigen Revier für die Schönköpfe des Wonnemonats Mai zu fahren. In den Küstenschutzwald der Insel Poel. Auch hier hat die Trockenheit alles im Griff, denn eine weitere Pilzart, die auf ihrer Wunschliste stand und hier durchaus um diese Zeit zu finden gewesen wäre, zeigte sich leider nicht, die Käppchen – Morchel. Aber dafür gab es Maipilze! Catrin war Glücklich, diesen attraktiven Speisepilz des Frühlings in natura zu sehen und entdeckt zu haben. Einige Ringe haben durchbrochenen Besatz, leiden aber sichtlich unter der Trockenheit. Wir entnahmen nur wenige der größten Exemplare (knapp 4 cm Hutdurchmesser) für die Frischpilzausstellung, der Rest blieb stehen und wird sicherlich allmählich vertrocknen. Da wird auch nicht das wenige Wasser, welches ich ihnen von meiner Marschverpflegung opferte, etwas ändern. Unser für den 21. Mai geplantes Maipilz – Wochenende werden wir wohl zu den Akten legen dürfen. 

Als Belohnung für unseren abendlichen Ausflug auf die Insel Poel gab es nicht nur die erhofften Maipilze, sondern auch diesen farbenprächtigen Sonnenuntergang.

Der bemerkenswerteste Fund unserer kleinen Abendexkursion auf der Insel Poel war gestern im Küstenschutzwald an einem Pappelstubben dieser Treppenförmige Steifporling (Oxyporus populinus).  04.05.2022 am Standort.

Donnerstag, 05. Mai (Tag der Kissenschlacht) – Das waren noch Zeiten, als die Kissen in Kindertagen flogen. Leider werden in jüngster Zeit östlich von uns ganz andere Schlachten ausgetragen. Da darf man ein weiteres mal am Verstand des Menschen zweifeln. Aber ich möchte nicht schon wieder in diese Richtung abrutschen, sondern mich dem eigentlichen Anliegen dieser Homepage und speziell dieses Tagebuches widmen. Also der Wetterentwicklung und dem daraus resultierenden Frischpilzaufkommen. Da sieht es so aus, wer in den nächsten Wochen frische Wildpilze auf dem Teller haben möchte, sollte sich auf Holzbewohner konzentrieren. Die sind weniger auf Niederschläge angewiesen. Hier denke ich an die ergiebigen Schuppigen Porlinge oder auch die jetzt an den Start gehenden und auch schon gesichteten Schwefelporlinge. Gerade letztere sind kaum mit ihren mehr oder weniger großen Konsolen und ihrer orangeroten bis schwefelgelben Färbung zu übersehen. Wir finden sie meist an alten Weiden, Eichen, Robinien, aber auch Obstbäumen. Jung und saftig gelten sie als das Hähnchenschnitzel für Vegetarier.

Maipilze (Calocybe gambosa) am 04. Mai 2022 im Küstenschutzwald der Insel Poel. Wir sehen hier die sahneweißliche Normalform mit Sonnenbrand auf dem Hutscheitel. Sie haben mal wieder einen schweren Stand.

Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) ist auch in trockenen Zeiten keine Seltenheit. Er ist ein Holzbewohner und kann als Speisepilz Verwendung finden. Insbesondere wenn seine Lamellen noch weißlich gefärbt sind. 04.05.2022 Insel Poel.

Wer auf nennenswerten Regen hofft, wird wohl auch weiterhin in die Röhre gucken. Insbesondere für die Landwirtschaft dürfte es allmählich wieder kritisch werden. Anders in der Südhälfte der BRD. Dort hat es nicht nur immer wieder geregnet, nein, die haben auch die richtige, feuchte Luftmasse. Demnach werden dort auch die Freunde von Frühlingspilzen weit mehr auf ihre Kosten kommen oder schon gekommen sein, als wir im trocken – kalten Norden. Die Kalten Temperaturen könnten allerdings ab nächster Woche Geschichte sein und damit auch das permanente Bodenfrost – Risiko. Es soll deutlich wärmer werden, teils sogar richtig sommerlich mit 25 Grad und mehr. Diesbezüglich ist besonders das europäische ECMWF recht optimistisch und rechnete in den letzten Läufen besonders auch in der Norddeutschen Tiefebene mit Temperaturen bis an die 30 Grad im laufe der kommenden Woche. Dazu keinen Regen, wobei sich die Trockenheit dann erst richtig verschärfen dürfte. Viele andere Wettermodelle sehen es etwas anders. Auch das führende GFS des amerikanischen Wetterdienstes. Demnach würde der Sommeransatz mit viel Sonne schnell wieder kippen und die Strömung über Norddeutschland zonalisieren. Das heißt Tiefausläufer würden uns streifen und natürlich auch Regen im Gepäck haben. Große, ergiebige Mengen stünden aber auch dann nicht auf der Agenda. Immerhin hatte heute Nacht der Vorpommersche Raum einige Schauer mit maximal bis zu 5 Liter pro Quadratmeter abbekommen. Einige Schauer und Gewitter kann es auch am Sonnabend bei uns geben, die aber kaum mehr Regen bringen dürften und zudem auch nur punktuell eine Anfeuchtung der Oberböden für einen kurzen Moment bringen können.

Üppige und sporenreife Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) am 04. Mai 2022 an altem Pappelholz im Küstenschutzstreifen auf der Insel Poel.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 20. Mai – 2.00 Uhr: Im Minimum 5,5 l/qm, maximal 52,4 l/qm und im Mittel 10,2 Liter.


Freitag, 06. Mai (Internationaler Anti – Diät – Tag) – Diesen Aktionstag gibt es seit dem Jahre 1992. Ziele sind beispielsweise die Würdigung natürlicher Größen- und Gewichtsunterschiede und das kritische Hinterfragen von Schönheitsidealen. Er richtet sich gegen die Diskriminierung von Übergewichtigen und Fettsüchtigen und soll Aufklärungsarbeit bezüglich der Gesundheitsgefahren von Diäten und der Ineffizienz von kommerziellen Diäten und Diätprodukten leisten, so Wikipedia.

Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus), hier an Prunus spinosa an der Radegast am 4. Mai 2022.

Junger Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) an Pflaumenbaum zwischen den Ortschaften Wisch und Zierow bei Wismar. 06.05.2022.

Wer dennoch etwas Diät machen möchte oder sich eher vegetarisch Ernähren will, so findet er ab sofort auch wieder in freier Wildbahn das Hähnchenfleisch für Vegetarier, den Schwefelporling. Er ist also nicht nur ein Augenschmaus, sondern kann auch zu leckeren Pilz – Hähnchenschnitzel verarbeitet werden. Dazu müssen die Konsolen noch weichfleischig sein. Wir finden ihn besonders von Mai bis Mitte Juni und dann nochmals von Mitte August bis Ende September frisch an Weiden, Eichen, Pappeln, Robinien und Obstbäumen. Gelegentlich sogar an Nadelbäumen wie Lärche oder sogar Eibe. Roh gilt er als ungenießbar. Fruchtkörper von Eichen können etwas herb schmecken und die von giftigen Gehölzen wie Robinie oder Eibe, sollen auch Vergiftungserscheinungen wie Durchfälle und Erbrechen zur Folge haben. Das Fruchtfleisch ist reich an Kohlehydraten und verschiedenen Vitaminen. Auch viele organische Säuren sind enthalten: Apfelsäure, Zitronensäure, Ascorbinsäure, Weinsäure, Malonsäure, Bernsteinsäure, Oxalsäure u. a. Außerdem gilt er als sogenannter Vital- oder Heilpilz. So soll er in der traditionellen Volksmedizin zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen, Husten, Magenkrebs, Magen – Darm – Erkrankungen, Herz – Kreislauf – Erkrankungen und Rheuma Verwendung finden. Verschiedene Substanzen hemmen die Teilung von Krebszellen, so bei Lungen- und Brustkrebs. Auch diese Angaben habe ich Wikipedia entnommen, wo noch etwas Ausführlicher auf seine Inhaltsstoffe eingegangen wird.

Dieses Exemplar des Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) ist noch in Entwicklung begriffen und es wäre wenig sinnvoll, ihn jetzt bereits zu Ernten. Er braucht noch einige Tage, bis sich die einzelnen Konsolen deutlicher Zeigen. 06.05.2022 Wisch/Zierow.

Zum Wetter: heute war es etwas Wärmer und ein Hauch von Frühsommer machte sich bei überwiegend sonnigem Wetter breit. Nachts kühlt es am Wochenende besonders am Erdboden immer noch bis in den leichten Frostbereich ab. In der kommenden Woche werden Bodenfröste dann zunächst kein Thema mehr sein. Auch die Eisheilgen werden wohl eher milder gestimmt sein. Erst zum übernächsten Wochenende deutet das GFS wieder einen Vorstoß kalter Polarluft auf direktem Wege aus dem hohen Norden an. Die gestern noch mögliche große Wärme in der kommenden Woche wird wohl nicht bis zu uns vorankommen, da Tiefdruckgebiete die dafür verantwortliche Hochdruckzone nach Süden zurückdrängen sollen und somit kann zumindest in der Nordhälfte der BRD die Strömung auf West drehen und somit wäre der Weg frei für Tiefausläufer und kühlerer Luft. Diese wird aber nicht mehr so lausig sein, wie wir es aus den vergangenen Wochen gewohnt waren. Besonders auch die Nächte werden deutlich milder. Damit verbunden sind dann auch gelegentliche Regenfälle. Großes deutet sich allerdings nicht an. Es wird wohl nur eine Anfeuchtung der Oberböden geben und diese kann auch schnell wieder verdunsten. Örtliche Schauer oder Gewitter können höchstens punktuell mal etwas mehr liefern. Eine erste Front zieht morgen durch. Sie kann besonders im Binnenland einige Schauer produzieren.

Alte Pflaumenbäume an der Straße zwischen Wisch und Zierow. Nahezu jeder Baum ist hier von Pflaumen – Feuerschwämmen und Schwefelporlingen befallen. Trotzdem widerstehen die Bäume seit Jahrzehnten ihren Peinigern. Bereits seit meiner Jugend zeigten sich hier regelmäßig die Hähnchenschnitzel für Vegetarier.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 21.05. 2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,9 l/qm, maximal 45,2 l/qm und im Mittel 12,1 Liter.


Zweisporiger Champignon (Agaricus bisporus). Standortfoto am 07. Mai 2022 am Schweriner See zwischen Wiligrad und Lübstorf. Wildform des Zuchtchampignons.

 

Sonnabend, 07. Mai – Eine öffentliche Lehrwanderung stand heute auf dem Programm. Ziel war nochmals der Schweriner See und die Haushalt Forst zwischen Wiligrad und Lübstorf. Dazu fanden sich 8 Pilzfreunde auf dem Parkplatz in Wiligrad ein. Natürlich galt das Hauptinteresse den Morcheln. Aber ich musste gleich zur Begrüßung etwas Wind aus den Segeln nehmen. Durch die Trockenheit stehen die Chancen nicht besonders gut, ihnen habhaft zu werden oder zumindest mal am Standort zu sehen. Diese Befürchtung bestätigte sich schließlich, aber dennoch ging es nicht ganz ohne Frischpilze. So waren beispielsweise die Schuppigen Porlinge, die wir vor genau einer Woche dort im Zuge unseres Pilzseminars entdeckten und am Buchenstamm beließen, zu imposanten Exemplaren heran gewachsen. Sie machten echt Eindruck und wurden von mir ausführlich vorgestellt. Auch im Hinblick ihrer Verwendbarkeit als Speisepilz. So landeten sie schließlich im Kartoffelkorb eines Pärchens aus Bad Kleinen. Während er einer Speiseprobe nicht abgeneigt war, unter der Bedingung, dass sie ja nicht so schmecken würden, wie sie riechen, nämlich nach frischen Gurken, war seine Bessere Hälfte, die holde Weiblichkeit, doch sehr zurückhaltend.

Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). 07. Mai 2022 am Schweriner See.

Meiner Erfahrung nach verliert sich der Gurken – Geruch bei der Zubereitung und im Geschmack habe ich diesbezüglich auch nichts gurkiges bemerkt. Er darf die Pilze wohl alleine verkosten und unter dem Motto „Pilze braten und Symptome raten“ könnte seine Partnerin die Rolle der Protokoll – Führerin einnehmen und im Notfall auch erste Hilfe leisten. Symptome könnten sich allenfalls einstellen, wenn er die zu zähen Bereiche mit verzehrt. Die könnten doch etwas schwer im Magen liegen. Ein ausführlicher Bericht folgt später (ohne Verkostungs – Protokoll).

Nicht nur im Herbst können wir meist an Buche den Hochthronenden Schüppling (Pholiota aurivella) antreffen. Auch im Frühling ist er gelegentlich, so wie heute am Ufer des Schweriners Sees, zu beobachten. Der schöne Pilz stellt zwar einen Augenschmaus dar, ist jedoch in kulinarischer Hinsicht kaum zu empfehlen. 07. Mai 2022 am Standort fotografiert.

Zur Wetterlage: heute war es leicht durchwachsen. Häufig bewölkt aber kaum ein Tropfen Regen. Einige Schauer und auch Gewitter gingen südlich von M-V nieder. Hinter der Wetterfront fließt nun erneut kühlere und klare Luft von Nordwesten her ein. Unter wolkenfreiem Nachthimmel und einschlafenden Winden kann es heute und auch morgen Nacht nochmals kräftig auskühlen, so dass am Erdboden wieder Frost angesagt sein wird. Dann dürften wir zunächst die Bodenfrostgefahr hinter uns gelassen haben. Es fließt zumindest vorübergehend deutlich wärmere Luft ein. Auch die Nächte werden in der kommenden Woche eher lau. Dazu kann es bei uns im Norden über die Woche gelegentlich etwas regnen. Eine nennenswerte Entspannung der Trockenheit wird damit aber wohl nicht einher gehen.

Und hier etwas absolut Jahreszeit – typisches, welches Christian Ehmke in diesem Stimmungsfoto festgehalten hat. Die Fingerhut – Verpel (Verpa conica). Auch einige Käppchen – Morcheln und Maipilze konnte er finden. Allerdings von der trockenen Witterung gezeichnet.

Hier die möglichen Regenmengen bis zum 22. Mai 2022 – 2.00 Uhr für Wismar: minimal 1,8 l/qm, maximal 29,8 l/qm und im Mittel 11,7 Liter.


Sonntag, 08. Mai (Tag der Befreiung) – In der Nacht vom 08. zum 09. Mai 1945 unterzeichnete Generalfeldmarschall Keitel in Berlin Karlshorst die Kapitulation des Deutschen Reiches zum Ende des 2. Weltkrieges. Morgen feiert Russland dieses Ereignis. Leider ist das Land nun selber zum Aggressor geworden. 

Schuppiger Porling (Polyporus squamosus), gefunden und fotografiert von Michael Junge aus Schwerin.

Michael hat die zarten Bereiche der „Tellerpilze“ zu Pilzbouletten verarbeitet. Der mehlige Geschmack der Pilze kommt aber etwas durch, so seine Bewertung zum Speisewert dieses Holzbewohners. 

Zu unseren Pilzen und dem Wetter, welches uns schon wieder ganz schön ärgert. Gestern sollen in Wismar tatsächlich einige Tropfen gefallen sein, so dass sogar die Straße kurz mal feucht wurde. Habe ich gar nicht mitbekommen, nur im Regenradar war ein kleines Feuchtefeld für mich ersichtlich. Relevante, aber oft auch nur eng begrenzte Schauer und Gewitter gingen südlich von MV über Norddeutschland nieder. Die hatten es aber punktuell in sich, so dass es örtlich Land unter hieß. Bis zu 50 Liter stürzten stellenweise zu Boden und es dürfte zu entsprechenden Problemen gekommen sein. Es muss ja nicht gleich so heftig kommen, aber der Regen, der in der kommenden Woche auf der Agenda steht, wird vielleicht eine leichte Entspannung der Oberflächentrockenheit hinbekommen. Vielleicht kann auch mal ein stärkerer Schauer dabei sein, aber im großen und ganzen dürfte nicht viel zusammen kommen. Akkumuliert hatte heute das GFS zumindest bis um die 20 Liter auf die Fläche bis einschließlich nächstes Wochenende auf der Rechnung. Nach dem ECMWF waren es höchstens um die 5 Liter.

Hier ein nahezu zentral gestieltes Exemplar des Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus). Standortfoto am 08.05.2022 im Hellbachtal.

Eigentlich wollte ich heute für mich die Strandsaison eröffnen, aber die eingeflossene Kaltluft und ein lebhafter Wind hielten mich trotz viel Sonnenscheins davon ab. So ging es kurz auf drei Bierchen zum Frühschoppen in den Nikolaiblick, zum Mittag in den Laden und am späteren Nachmittag brach ich schließlich zu einer kleinen Exkursions – Rundfahrt auf. Sie führte mich zunächst in das Landschaftsschutzgebiet Hellbachtal bei Neubukow/Buschmühlen und auf die Insel Poel. Ziel waren für mich keine Morcheln oder Maipilze, sondern Ausstellungstücke von Schuppigen Porlingen, und vielleicht auch schon einen erntefähigen Schwefelporling. Erstere waren korbfüllend dabei, Schwefelporlinge hielten sich bedeckt.

In der Regel finden wir den Schuppigen Porling seitich aus dem Substrat heraus wachsend. Die „Teller“ können häufig enorme Größenordnungen erreichen. Das Vergleichsfoto stammt nochmals von Michael Junge.

Hier die akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 23. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,7 l/qm, maximal 52,9 und im Mittel 10,3 Liter.


Montag, 09. Mai – (Tag des Sieges) – In Moskau wurde er wieder mit einer Militärparade gefeiert. Die eigentliche Kapitulation der Wehrmacht wurde allerdings bereits am 07. Mai 1945 von Alfred Jodl unterzeichnet. Stalin pochte auf eine Wiederholung in Berlin.

Diese Pilzart hat immer Saison. Der Tintenstrichpilz (Bispora antennata). 30. April 2022 am Schweriner See.

Zur aktuellerem bezüglich Pilze und Wetter. Angesichts der Tatsache, dass es inzwischen bereits einen Monat her ist, dass es zum letzten mal bei uns nennenswert regnete, beschloss ich im Einvernehmen mit dem Vorstand der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., unser für den 21. Mai geplantes Maipilzwochenende abzusagen. Es besteht leider keine Chance, der dafür benötigten Menge an Maipilzen habhaft zu werden. Vielleicht können die an günstigen Standorten erschienenen Schönköpfe von etwas Regen in der begonnenen Woche noch profitieren, aber vielfach sind einfach noch keine erschienen. Und ich rechne auch nicht mehr damit, dass diesbezüglich noch großes in diesem Frühjahr möglich sein dürfte.

Beinahe hätte ich es doch vergessen. Christopher Engelhardt sandte mit kürzlich einige Bilder aus Albanien zu. Auf diesem Schnappschuss ist er besonders stolz und ich sollte ihn unbedingt berücksichtigen. Wir sehen den Nagelfleck (Aglia tau), denn er im Valbona – Tal auf 800 Metern in einem kalkreichen Buchenwald vor die Linse bekam. Er gehört zu den Pfauenspinnern und fliegt von Mitte April bis Mai auch in Deutschen Buchenwäldern. Etwas unglücklich scheint der Landeplatz des Falters gewählt zu sein. 27.04.2022.

Gestern habe ich noch einmal den Treppenförmigen Steifporling (Oxyporus populinus) vor die Linse bekommen. An einem mächtigen Ahorn im Hellbachtal. Den Pilz beobachte ich an diesem,  von einem Blitzschlag stark gezeichneten Baumriesen, schon seit vielen Jahren. 

Wenn es gut läuft, könnten wir bis zum Wochenende zwischen 5 und 10 Liter auf den Quadratmeter bekommen. Das ist schon sehr großzügig gerechnet, eher werden es weniger. Morgen Abend kann es zu einigen Schauern, vielleicht auch Gewittern kommen, so dass zumindest örtlich die oben genannten Mengen zustande kommen könnten. In der Mittelfrist ist dann kaum noch etwas an Niederschlag in Sicht. Über Mitteleuropa soll sich ein kräftiges Omega – Hoch aufbauen und diese Druckgebilde sind oft wie in Stein gemeißelt und halten meist alle Tiefausläufer auf Distanz. Noch ist jedoch nicht klar, ob wir eher an die kühle Ostflanke des Hochs geraten, mitten in ihm zu liegen kommen, oder an die warme, nein heiße Westseite des Omegas geraten. Liegen wir im Zentrum des Hochs, wird es sonnig und warm. Liegen wir östlich, könnten in kalter Polarluft einige Schauer drin sein. Liegen wir an der westlichen Seite, heißt es Schwitzen in heißer Saharaluft. Hier könnten dann eventuell heftige Gewitter nicht lange auf sich warten lassen. Es sieht also nicht gut aus für den Rest des diesjährigen Frühlingsaspektes. Schlimmes steht der Landwirtschaft bevor.

Hier noch etwas krabbeliges aus dem Warnowtal Karnin. Das Insekt des Jahres 2020. Der Blauschwarze Ölkäfer (Meloe proscarabeus). Sein Sekret kann für uns Menschen lebensgefährlich sein und auch sonst betätigt er sich als Räuber, der auf Sandbienen spezialisiert ist. Die Tiere stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. 01. Mai 2022.

Wir Pilzfreunde können uns wohl eher schon auf den Frühsommer fokussieren. Je länger uns das Hoch mit sonniger, warmer, vielleicht sogar heißer Witterung erhalten bleibt, um so höher werden die Wahrscheinlichkeiten für einen ersten Schub von Sommerarten, also besonders auch von wärmeliebenden Röhrlingen wie Sommersteinpilz und Co. Natürlich nur im Zuge ergiebiger, auslösender Niederschläge in der Folge. Aber dass ist aus heutiger Sicht reinste Spekulation. Warten wir es ab, es könnte vielleicht in den nächsten Wochen spannend werden.  

Und hier noch einmal ein Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). Die Poren sind bereits weit und groß. Ein Zeichen, dass er für die Verarbeitung in der Küche bereits drüber ist. Aber man merkt es ja schon an seiner gummiartigen Biegsamkeit. 08.05.2022 Insel Poel.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem europäischen ECMWF für Wismar bis zum 24.05.2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,1 l/qm, maximal 41,4 l/qm und im Mittel 13,3 Liter.


Ein echter Hingucker, leider nur für wenige Tage im Jahr, und derzeit ein beliebtes Foto – Motiv ist dieser blühende Baum (Zierapfel) in der ABC Straße, direkt vor dem Mykologischen Informationszentrum.

 

Dienstag, 10. Mai – Das war heute doch schon mal ein echtes Sommer – Feeling! Mollig warm war die Luft, mit einem satten Duft unzähliger Blüten, die jetzt überall in der Landschaft auf ihre Bestäuberinnen und Bestäuber warten. Bienen und andere Blütenspezialisten haben jetzt alle Flügel, Krabbelbeinchen und Saugrüssel voll zu tun und arbeiten im Akkord, um uns später mit den Früchten ihrer Arbeit zu belohnen.  Ganz klar, dass die gelben Rapspflanzen bei uns in Mecklenburg den Ton, oder besser, den Duft angeben. Der schwere Geruch der blühenden Rapsfelder liegt jetzt vielfach in der Luft. Ganz besonders bei dem heutigen Wetter, in der nicht nur wärmeren, sondern auch feuchteren Luftmasse. Und dazu wurde dieser erste Sommertag, wie es sich eigentlich auch gehört, gegen Abend mit einigen Regenschauern abgerundet. Diese hätten durchaus mehr Wasser ablassen dürfen, aber wir freuen uns ja schon mal über eine kleine Anfeuchtung der Oberböden. Vielleicht kommen morgen oder am Donnerstag ja noch einige Tropfen dazu.

An alten Haselnuss – Stämmen findet sich nicht selten, besonders im Winterhalbjahr, der Kleiige Haselbecherling (Encoelia furfuracea). Kein Gaumenschmaus, aber durchaus nett anzusehen und zu fotografieren. 04. Mai 2022 an der Radegast.

Im Verlauf baut sich das bereits erwähnte Omega – Hoch allmählich auf. Wir im Nordosten werden uns zunächst mit wieder kühleren Temperaturen abfinden müssen. Aber nach den neuesten Berechnungen können wir in der nächsten Woche recht schnell auf die warme, ja sogar heiße Seite des Hochs gelangen. Das ECMWF rechnet im heutigen Abendlauf am Mittwoch nächster Woche auch in Wismar mit Höchstwerten von 30 Grad oder sogar noch darüber. Anders als gestern, könnte sich aber schnell ein Gewittertief einmischen und im weiteren Verlauf die Temperaturen wieder drücken. Der Abendlauf des GFS sieht heute Abend zum Schluss der Mittelfrist (bis 16 Tage) wieder einmal eine unterkühlte Nordlage, die verspäteten Eisheiligen. Insgesamt hat der Abendlauf doch etwas wechselhaftere Witterung auf der Agenda, so dass es doch häufiger zu Niederschlägen kommen könnte. Aber das ist nur ein Wettermodell von etwa 50 verschiedenen, aber eines der führenden.

Hier zur Abwechslung mal wieder ein Kleinpilz, ein Phytoparasit an Stumpfblättrigem Ampfer. Der Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella). 04. Mai 2022 an der Radegast.

Aber wie es auch kommt, es wird am verhungerten Frühlingsaspekt in unseren Breiten nicht mehr viel ändern. Ganz anders am entgegen gesetzten Ende der Republik. Im wärmeren und feuchteren Baden – Württemberg werden derzeit noch letzte Morcheln zusammen mit ansehnlichen Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen gefunden und eingesammelt. Auch Schwefelporlinge scheint es zumindest regional reichlich zu geben. Diese können auch bei uns über die ansonsten sehr unbefriedigende Situation an der Frischpilzfront hinweg trösten. Also Augen auf, nach diesen, kaum zu übersehenden Schönheiten, den Hähnchenschnitzel für Vegetarier!

Heute Abend, unmittelbar nach dem Regenschauer, auf dem Hinterhof des Steinpilz – Wismar fotografiert. Seit Jahren erscheinen hier immer mal wieder an einem alten Holzscheit, der vom Keezer See stammt, diese Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). Es dürfte sich um Eschen – Holz handeln. Da der Scheit zeitweise in unserer Pilzausstellung stand und ich diese Pilze auf dieser als Dauerexponate zu liegen habe, die zeitweise, wenn erneuert, noch sehr viel schwarzes Sporenpulver an die Umgebung abgegeben haben, könnte es gut sein, dass das Holz dadurch infiziert wurde. 

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 25.05.2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,9 l/qm, maximal 71,4 l/qm und im Mittel 21,7 Liter.

In meinen Messbecher, in der Innenstadt von Wismar, gelangten heute knapp 1 Liter bis um 18.45 Uhr.


An einem alten Eichen – Stubben quollen an mehreren Stellen junge Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) heraus, 11.Mai 2022 im Mühlenholz.

 

Mittwoch, 11. Mai (Mamatus) – Wie soll es auch anders sein! Am Mittwoch geht es zur gleichnamigen Exkursion. Ziel war heute der 4. und somit letzte Quadrant der Topografischen Karte im Maßstab 1: 25 000 00 – Grevesmühlen = 2133/4. Dazu traf ich mich gegen 15.00 Uhr mit unserem Wismarer Pilzfreund Christian und mit seinem Auto fuhren wir zum Zielwald. Ausgesucht hatten wir uns das Mühlenholz an der Plüschower Mühle. Ansonsten wären im Quadranten noch etwas Wald bei Tressow, das wohl ziemlich nasse Kuhholz und einige, kleinere Waldinseln im Angebot gewesen. Das Mühlenholz ist ein kompaktes Waldgebiet in überschaubarer Größe und für eine Mittwochsexkursion geradezu ideal. Und nicht nur das, wir waren sofort angetan von diesem herrlichen Wald. Es duftete intensiv nach Frühling und der Regen von gestern Abend, sowie das schwülwarme Wetter von heute multiplizierten die würzige Waldluft zusätzlich. Und der Regen ist sogar ganz gut durchgeschlagen, zumindest die Obere Bodenschicht war gut angefeuchtet. Hier gibt es für das Frühjahr durchaus vielversprechende Bereiche mit Eschen und Pappeln, sowie Schlehengebüschen. Sicher, wäre es nicht über Wochen so trocken gewesen, hätten wir wohl mit Maipilzen und Schildrötlingen rechnen können. Für den Sommer und Herbst finden wir wunderbare Buchenbereiche mit eingestreuten Eichen und zahlreichen Hainbuchen vor. Viele mumifizierte Kohlentäublinge deuteten auf eine artenreiche und vielfältige Pilzflora hin. Nicht nur für Fans von Steinpilz und Co., sondern auch für den Hobby – Mykologen. Christian war begeistert und wird den Wald nicht aus den Augen verlieren, so seine Worte. Das Frischpilzaufkommen hielt sich heute natürlich sehr in Grenzen, war aber nicht gleich null. Ein gesonderter Bericht folgt demnächst.

Das Mühlenholz im MTB: 2133/4 am Nachmittag des 11. Mai 2022.

Junge Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus) im Mühlenholz.

Zur Wetterlage. Gestern Abend und nachts hat es noch ein wenig geregnet. Insgesamt wurden in Mecklenburg an den offiziellen Messstationen 1 – 3 Liter gemessen. Nicht mehr wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein! Heute Nacht soll dann die nächste Kaltfront durchziehen. Auch sie besitzt das Potenzial nochmals mit so „viel“ Regen aufzuwarten. Bis auf wenige Schauer in Richtung Wochenende, war es das zunächst wohl. Wie es in der nächsten Woche weitergeht, da scheiden sich die Geister. Die Wettermodelle sind sich darin alles andere als einig. Sah es kürzlich noch so aus, als ob sich ein mächtiges Omega – Hoch etablieren könnte und alles feuchte weitestgehend von uns fern halten sollte, so deutet sich heute doch eine wechselhaftere Variante an. Das heißt zunächst, die große Hitze kommt wohl nicht, dafür ziehen in der nächsten Woche immer wieder Schauer und Gewitter durch. Das GFS hatte in seinem Mittagslauf eine immer mehr von Tiefdruckgebieten geprägte Variante anzubieten, in der es bis gegen Ende Mai zu teils intensiven Regenfällen, praktisch überall in Deutschland kommen könnte. Der Abendlauf des selben GFS wollte davon schon nichts mehr wissen. Das ganze Gegenteil wird nun wieder berechnet, mit dem Blockade – Hoch und gerade in Norddeutschland würde demnach im Mai kaum noch ein Tropfen Regen zu erwarten sein. Es ist mal wieder ein echter Wetter – Krimi und wir dürfen gespannt sein.   

Das Mühlenholz im Frühling, einfach herrlich!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für die Hansestadt Wismar bis zum 26. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,2 l/qm, maximal 71,9 l/qm und im Mittel 25,0 Liter.

Um 18.45 Uhr befanden sich 1,5 Liter in meinem Messbecher.


Irena sandte mir heute morgen dieses Foto zu. Vier Liter waren es in Keez, bei Brüel, in der vergangenen Nacht!

 

Donnerstag, 12. Mai (Pankratius) – Der alles beherrschende wird er auch genannt. Der zweite Eisheilige, den wir heute auf dem Kalender stehen haben. Wegen seines Glaubens wurde er um 304 in Rom enthauptet. Er gehört also zu den sogenannten Gestrengen Herrn, die vom 11. bis zum 14. Mai eines jeden Jahres Eisheilige genannt werden. Im Bunde ist allerdings auch noch eine unterkühlte Dame, die kalte Sophia am 15. des Wonnemonats. Nun, die Eisheiligen kommen in diesem Jahr sehr versöhnlich daher. Zwar ist es bei uns im Norden nach dem nächtlichen Kaltfront – Durchgang deutlich kühler geworden, aber mit richtigen Eisheiligen hat das nicht viel zu tun. Soll heißen, Nachtfröste stehen dieser Tage nicht auf der Agenda, obwohl wir es mit subpolaren Luftmassen zu tun haben, die sich auf ihrem weiten Weg über den Nordatlantik erwärmt haben. Im Vorfeld der Kaltfront haben sich über Nordbrandenburg bis ins südöstliche Mecklenburg – Vorpommern gestern Abend unerwartet zahlreiche Schauer und teils kräftige Gewitter gebildet. Knapp nördlich von Berlin wurden beispielsweise 16 Liter gemessen. Der eigentliche Kaltfrontdurchgang brachte uns in Mecklenburg nur wenig Regen. Im Schnitt zwischen 1 und 3 Litern. Teils durchaus ergiebig hat es allerdings im nördlichen Schleswig – Holstein geregnet, mit bis zu 22 Liter pro Quadratmetern. Das ist schon eine recht ordentliche Hausnummer.

Noch einmal Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica).Diese Exemplare habe ich im vergangenen Monat frisch gesammelt und auf eine Holzrinde geklebt. Sie ahnten wohl ihr baldiges Ableben und schleuderten noch reichlich schwarzes Sporenpulver aus ihren Schläuchen. Das Bild habe ich heute in meiner Dauer – Ausstellung aufgenommen.

Unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen, bei Bützow, hat sich an Schuppigen Porlingen versucht. „Nur mit Zwiebeln, Salz und Pfeffer gebraten, schmecken sie leicht mehlig – aber trotzdem gut“

Nun, wie soll es mittelfristig mit dem Wetter weitergehen? Die Modelle sind sich bis Anfang nächster Woche einig. Kaum Regen bei uns im Norden, in Süddeutschland besonders in der kommenden Nacht und morgen schauerartige Regenfälle und Gewitter. Am Wochenende soll es sich überall beruhigen. Allerdings weht der Wind zunächst noch bei uns an der Küste ziemlich ruppig. Im laufe der nächsten Woche wird es dann spannend im Wetter – Krimi. Von Frankreich nähert sich eine gewittrige Tiefdruckrinne. Besonders im Südwesten Deutschlands ist mit schweren Gewittern zu rechnen. Die Gewitterluft soll sich am Dienstag auch bis nach Norddeutschland ausbreiten. Nach den aktuellen Berechnungen soll sie aber kaum über die Elbe voran kommen, da etwas weniger warme und trockene Luft dagegen hält. Das wäre dann mal wieder der Klassiker. Danach baut sich neuerlich Hochdruck auf und die Tage werden wieder sonniger und auch bei uns im Nordosten deutlicher wärmer. Aus heutiger Sicht könnte der Freitag nächster Woche der Knackpunkt sein. Hier könnten die Karten neu gemischt werden. Nach kurzer Hitze folgen wahrscheinlich heftige Gewitter auch bei uns. Der gestrige Lauf des signifikanten Wetters hatte sogar eine Schwergewitterlage auf der Karte. Danach könnte es kühler und feuchter weiter gehen. Der Abendlauf des GFS sieht im letzten Monatsdrittel Tiefdruckeinfluss über Zentral – Europa und hatte für ganz Deutschland, also auch für uns, teils sehr viel Regen im Angebot. Wollen wir hoffen, dass es sich auch so bestätigt. Die Natur und die Landwirtschaft kann das Wasser dringend gebrauchen.

Aber total lecker sind die Schuppigen Porlinge wie folgt, schreibt mir Catrin: „15 Minuten abkochen, danach panieren und braten. Schön saftig und keinen mehligen Geschmack mehr“.

Unsere Berliner Natur- und Pilzfreundin Johanna ist schon ganz verzweifelt, wo diese Entwicklung mit der zunehmenden Trockenheit noch hinführen soll. Gerade auch Berlin/Brandenburg, mit den sandigen Böden, droht wohl bald eine Versteppung, wenn das so weiter geht. Sie betreut in diesem Frühjahr auch einen Krötenzaun. Sie schrieb mir gestern Abend „Das deprimiert mich schon ganz schön doll (Trockenheit). Und es ist nicht nur katastrophal für die Pilze. An dem Krötenzaun, den ich zu betreuen mithelfe, sind vor ein paar Jahren noch 1. 600 Erdkröten gezählt worden. Letztes Jahr waren es etwas über 600. Dieses Jahr nur noch etwa 300. Die Entwicklung ist wirklich katastrophal. Um diese wunderbaren Tiere tut es mir sehr leid. Ihre Aussichten sind düster“. Drücken wir die Daumen, dass sich die Population wieder erholen möge. Wir brauchen Regen!

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus) haben mit der Trockenheit wohl kein so großes Problem. Sie waren auf nahezu allen meiner diesjährigen Exkursionen vertreten. Selbst im Hochwinter (Februar) wuchsen sie in großen Büscheln bei Grevesmühlen. Standortfoto am 11. Mai 2022 im Mühlenholz (Plüschower Mühle).

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 27. Mai 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 3,3 l/qm, im Maximum 69,9 l/qm und im Mittel 29,4 Liter.

In meinem Regenmesser sind heute Vormittag noch einmal 1 Liter enthalten gewesen.


Ausgerechnet an der sonnigsten und damit trockensten Böschung am Seeblick wuchsen einige Stadt – Champignons (Agaricus bitorquis). 13.05.2022.

 

Freitag, 13. Mai (Servatius) – Freitag, der 13! Bis jetzt ging alles gut, obwohl heute Nachmittag eine schwarze Katze (Kater?) vor uns, im Auto von Christian, die Straßenseite wechselte. Aber wir sind ja nicht abergläubisch. Der Heilige Servatius von Tongern hat heute seinen Gedenktag. Ein weiterer Eisheiliger, der gerne bei Fußleiden, Frostschäden, Rheumatismus oder einer Rattenplage angerufen wird. Nun, mich plagt nichts dergleichen und deshalb sah ich mich auch nicht veranlasst, nach ihm zu rufen. Ich hatte zwar ein kleines Problem, welches ich nicht alleine lösend bewerkstelligen konnte und rief anstatt Servatius, unseren Wismarer Pilzfreund Christian an, b. z. w. fragte an, ob er heute oder morgen etwas Zeit hätte, um einige Monsterpilze zu holen und um sie mit seinem Auto zur Ausstellung in den Steinpilz – Wismar transportieren zu können. Mit meinem Roller ein Ding der Unmöglichkeit. Servatius, nein Christian sei dank, er hatte Zeit!

Christian begutachtet das monströse Aufgebot an Schuppigen Porlingen (Polyporus squamosus) an einem Eschen – Stubben im Seeblickwäldchen in Wismar – Wendorf. 13.05.2022.

Diese Traube sollte möglichst zusammen hängend geerntet werden, welches uns auch gelang. Im Durchmesser über einen Meter und etwa 15 Kg Gewicht!

Wie kam es dazu? Ich fuhr am Vormittag kurz zum Seeblickpark, mit angrenzendem Wäldchen. Eigentlich wollte ich nach Schwefelporlingen schauen, die hier ziemlich sicher um diese Jahreszeit an den dortigen, alten Weiden, zu finden waren. Aber Pustekuchen! In den letzten Jahren wurden bereits einige von ihnen abgenommen und die bis zuletzt trächtigen Weichhölzer waren derart von der Braunfäule des Pilzes geschädigt, dass sie nun auch abgesägt b. z. w. von den Winterstürmen umgeworfen wurden. Totholz liegt noch einiges hier und daran können die Schwefelporlinge durchaus noch einige Jahre erscheinen. Heute war aber nichts zu holen. Dafür beglückten mich wahrlich riesige Exemplare des Schuppigen Porlings an einem dicken Eschen – Stubben. Für Speisezwecke schon zu weit, aber als Blickfang für meine Dauerausstellung bestens geeignet. Ich bedanke mich also sehr herzlich bei Christian! Die Pilze erfüllen nun ihren angedachten Zweck.

Ja, dass ist doch ein schöner Anblick. Danke dir, lieber Christian, für deine Hilfsbereitschaft!

Die Pilze haben nun ihren Platz als Blickfang vor dem Info – Zentrum gefunden.

Zur Wetterentwicklung: Heute zogen bei windigem Wetter und vielen Wolken noch einige Schauer über unser Land, ohne nennenswert Wasser abzulassen. Am Wochenende wird es auch nichts mehr geben. Ob die erste Gewitterlage am Montag und Dienstag auch Mecklenburg erfassen kann, ist weiterhin unsicher. Sicher scheint nur, dass Regen und Gewitter zumindest bis zur Elbe voran kommen können. Das signifikante Wettermodel der Schweiz ließ die Gewitter aber auch voll bis zu uns durchschlagen. Andere Modelle sind deutlich zurückhaltender. Klappt es nicht, können wir auf Freitag/Sonnabend hoffen. Da bahnt sich nämlich die nächste Gewitterlage an. Zuvor soll nochmal sehr warme Subtropikluft einfließen und danach zeigt der Temperatur – Trend nach unten. Hoher Luftdruck, dort wo eigentlich das Island – Tief liegen soll, und tiefer Luftdruck über Skandinavien und Nordosteuropa zapft dann wieder Polarluft an und vermischt sie mit warmer, ja heißer Luft, die über Osteuropa bis hoch zum Polarkreis gesteuert wird. Das könnte zumindest einiges an Regen erwarten lassen. Dann vielleicht auch mal bei uns im Nordosten.

Ja, ab Mai können einige Mykophagen durchaus mal wieder zum Mond blicken. Er nimmt zu und soll am 16. voll sein. Zwar kein Steinpilz, aber immerhin der erste Gold – Röhrling (Suillus flavus) im Lübecker Stadtpark von Stephan Drabner fotografiert. Er schreibt, dass er diese Pilze immer an der selben Stelle findet, nur in diesem Jahr etwas früher als sonst. Normalerweise Ende Mai/Anfang Juni.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 28. Mai – 2.00 Uhr: im Minimum 0,7 l/qm, im Maximum 64,1 l/qm und im Mittel 29,6 l/qm.

In meinen Messbecher, in der Wismarer Altstadt, gelangten bis um 18.15 Uhr mit gutem Willen 0,2 Liter.


Diese Blätterpilze an und um einen alten Pappelstubben machten mich heute stutzig. Schüpplinge, dass war klar. Grüngelbliche Färbungen, da fiel mir nur der der Grünliche- oder Gummi Schüppling (Pholiota gummosa) ein. Ein Herbstpilz im Frühling? Ja, dass kommt durchaus vor. Ungenießbar. 14.05.2022 Küstenwald auf der Insel Poel.

 

Sonnabend, 14. Mai (Bonifatius) – Bonifatius von Tarsus gilt als Wohltäter. Er trat dem Christentum bei, nachdem er vom Mut der Christen unter der Folter der römischen Herrscher beeindruckt war. Dafür wurde er unter siedendem Pech getötet. Vor Bonifatius keinen Sommer, so heißt es in einer Wetterregel. So kann Bonifatius, aber nein, nach Mitternacht übernimmt ja schon die Kalte Sophie das Zepter, gegen Morgen tatsächlich noch mal einen leicht frostigen Atem in Richtung Erdboden hauchen. In ungünstigen Lagen sind nochmal bis zu minus 2 Grad möglich! Aber dann wars das wohl hoffentlich mit negativen Temperaturen, obwohl ab nächstes Wochenende ein neuerlicher Kaltlufteinbruch bevor stehen soll. Bevor es soweit ist, steht uns zunächst eine sommerliche Woche bevor. In zunehmend südwestlicher Anströmung werden oft warme und feuchte Luftmassen im Wechsel mit etwas trockeneren heran geführt. Darin eingelagert sind gewittrige Störungen. Die erste zieht am Montag auf. In weiten Teilen Deutschland kann es Schauern und Gewittern, teils bis in den Unwetterbereich, kommen. Mecklenburg bleibt zunächst noch außen vor. Am Abend und in der Nacht könnte die Regen- und Gewitterzone aber auch zu uns herein ziehen. Die Modelle waren sich heute Mittag darin auch weitgehend einig und berechneten auch bei uns recht ansehnliche Regenmengen. Die Abendläufe rudern nun wieder zurück. Über die Elbe soll es zumindest bei uns im Norden nicht hinaus gehen! Es ist also noch alles offen!

Der Strohblasse oder Grünliche Schüppling (Pholiota gummosa) heute auf der Insel Poel. Ich war durchaus überrascht!

Im laufe der Woche wird dann zunehmend sehr warme Luft auch bis zu uns in Richtung Ostsee gesteuert. Mit Annäherung der für die Umstellung zu kühlerem Wetter verantwortlichen Kaltfront kann es dann von Donnerstag bis Sonnabend verbreitet zu starken Regenfällen und heftigen Gewittern kommen. Das Schweizer Modell für signifikantes Wetter hatte im heutigen Lauf besonders auch in der Nordwesthälfte bis hoch zur Ostsee einiges an Gewittern auf der Rechnung. Am Wochenende soll dann ein unterkühltes Tief über unseren Köpfen seine Kreise ziehen und es soll immer wieder regnen. Hoffnung keimt also auf und das Omega – Hoch scheint wohl endgültig verspielt zu haben. Drücken wir die Daumen, der Natur und auch unseren Pilzen zur Liebe.

Die chromgelbe Variante des Mai – Schönkopfes (Calocybe gambosa) am 14. Mai 2022 auf der Insel Poel.

Man muss sich schon wundern, wie mastig die Maipilze (Calocybe gambosa) trotz des Wassermangels durch den Humusboden drücken. 14.05.2022 Insel Poel am Standort abgelichtet.

Apropos Pilze. Es hatte ja in den letzten Tagen etwas geregnet und anscheinend auf der Insel Poel noch geringfügig mehr als beispielsweise in Wismar. Das bewog mich dazu, heute noch einmal auf die Insel zu fahren und zu schauen, ob es den wenigen Maipilzen, die dort im Küstenwald ausharrten, noch etwas genützt hat, Ja, es hat! Ich besuchte den Bereich, dem ich bereits am 4. des Monats mit Catrin einen Besuch abgestattet hatte. Damals fanden wir an mehreren Stellen junge Maipilze, die schon sichtlich unter der Trockenheit litten. Ich opferte damals sogar noch etwas Wasser von meiner Marschverpflegung. Der wenige Regen tat das Seine und ich konnte einige, kleinere Nester finden, an denen sich die Pilze richtig gut entwickelt haben. Den wenigen Litern Regen sei dank. An anderen Stellen waren sie zwar auch etwas aufgefrischt, aber trotz dem zu sehr durch die Trockenheit geschädigt, b. z. w. Pilzfliegen hatten sie schon mit ihrem Nachwuchs beimpft. So genoss ich den Tag heute und freute mich über einige, wirklich traumhaft schöne Maipilze. Seit Kindertagen ist dieser Schönkopf ja schon bei mir Kult. Lange bevor ich nach langem Suchen die ersten Mai – Schönköpfe in natura finden und einsammeln konnte, hatte ich mich bereits anhand ihrer Bilder in Büchern in sie verliebt. So genieße ich es jedes mal diese schönen Pilze in den Händen zu halten, Fotos von ihnen zu machen und möglichst auch in größeren Mengen in meine Sammelbehältnisse zu legen.

Die etwas angetrocknete Huthaut spielt mitunter ins bräunliche hinein. Mai – Ritterling (Calocybe gambosa) am 14.05.2022 Insel Poel.

Nun haben wir aber unser am nächsten Sonnabend geplantes Maipilz – Wochenende schon abgesagt. Und das ist auch gut so, denn für ein Imbissgeschäft lohnt es in diesem Jahr keinesfalls. Die Maipilze müssen in trockenen Frühjahren haushalten. Dort wo es ihnen möglich ist, bilden sie zwar Fruchtkörper aus, aber weitaus weniger als in normalen Jahren. Zum Vergleich: heute hatte ich 1,5 Kg einsammeln können. Im gleichen Areal wären es in normal feuchten Jahren das 10 fache gewesen. In kühlen, klatschnassen Frühjahren sogar das 20 fache von dem, was ich heute einbringen konnte!

Einfach ein Gedicht! Schade, dass wir keine Maipilz – Pfanne anbieten können. 14. Mai 2022.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 29. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,5 l/qm, maximal 70,9 l/qm und im Mittel 30,3 Liter.


Hier noch meine Wenigkeit mit dem Schuppigen Porlings – Blickfang vom Freitag. Foto: Christian Boss.

 

Sonntag, 15. Mai (kalte Sophia) – Die heilige Sophia starb um 304 als frühchristliche Märthyrerin und wird gerne gegen Spätfröste oder auch um eine gute Ernte zu erbitten, angerufen. Vielleicht sollten wir uns dem anschließen und um eine gute Pilzernte bitten. Dafür brauchen wir Wasser von oben, natürlich auch die Bauern und der Wald. Wasser scheint nun tatsächlich auch für unsere Breiten im Anmarsch zu sein. Zunächst dürfte dafür „Namargon“ verantwortlich zeichnen. So nennen die australischen Ureinwohner, die Arborigines, ihren Blitzgott. Sie sagen: „Wenn er einen Baum sieht, kann er ihn spalten. Wir können das mit unseren Werkzeugen nicht“. Heute ist das sicher schon anders, mit der modernen Forsttechnik. Wie dem auch sei. Niederschläge sind in der kommenden Woche oft konvektiver Natur, sprich in Form von schauerartigen Rehgenfällen und Gewittern. Morgen geht es im Westen Deutschlands los. Ab Mittag bilden sich recht verbreitet Gewitter. Einmal an einer vorlaufenden Konvergenzlinie und an der folgenden Kaltfront. Die Gewitterzone verlagert sich bis zum Abend etwa bis zur Elbe. Ob sie im laufe der Nacht dann noch bis auf Mecklenburg übergreifen kann, steht nach wie vor in den Sternen. Ein Hoch über der Ostsee hält dagegen. Das hat zur Folge, dass im laufe der Nacht die Kaltfront in die Konvergenz hinein läuft. Hier treffen dann die Ost und Westwinde aufeinander, die Zone wird nahezu stationär und die Wolken werden angehoben und ausgepresst. Es entsteht eine Patt – Situation, die Front ist eingeklemmt. Dadurch kann es in den betroffenen Regionen zur mehrstündigem Starkregen bis in den Unwetterbereich kommen. Große Regenmengen (im Extremfall bis zu 90 Liter) werden teilweise simuliert. Einige Wettermodelle lassen diese Zone auch gerade noch bis nach Westmecklenburg voran kommen, andere halten sie linksseitig der Elbe.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an einer alten Buche mit Spechtloch. Spechte lieben es, wenn das Holz vom Myzel des Zunderschwamms entsprechend „geschmeidig“ gemacht wurde. 15.05.2022 im Sophienholz.

Sollte es nicht klappen, müssen wir uns noch bis zum Wochenende gedulden. Dann aber scheint der Damm gebrochen. Zunächst wird es immer wärmer und schwüler und ab Donnerstag kann eine massive Gewitter- und Unwetterlage anstehen. Von Donnerstag bis Sonntag können dann auch gerade bei uns im Norden teils intensive Gewitter und Regenfälle auftreten. Sowohl der Mittags-, wie auch der Abendlauf des GFS simulierte heute bis Ende des Monats einen ausgeprägten Tiefdruck – Zirkus über Europa. Immer wieder kann es zu kräftigen Regenfällen kommen. Dabei wird aus heutiger nicht mehr ganz so kühles Wetter erwartet, wie gestern noch angedeutet.

Vorjährige Fruchtkörper der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa) heute im Sophienholz.

Heute Vormittag stand eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Ziel war das Sophienholz, auf halber Strecke zwischen Wismar und Neukloster. Zumindest im Herbst, mitunter auch schon im Sommer, ein sehr artenreiches und interessantes Revier. Klar, dass es hier im Frühling, so wie in den meisten Wäldern auch, noch sehr gedämpft ist, was das Frischpilzaufkommen angeht. Und dazu noch die langanhaltende Trockenheit. Trotzdem war es bei Kaiserwetter eine sehr schöne Tour. An Frischpilzen waren für den Küchen – Mykologen zumindest einige Stockschwämmchen und herrlich frische Schwefelporlinge im Angebot. Ein kleiner Bericht folgt demnächst.

Wirklich sehr spät in diesem Jahr, dass ich die ersten Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) zu Gesicht bekommen habe. Wir fanden sie an zwei Stubben und für ein kleines Pilzsüppchen hätte es gereicht. Aber die Übermacht der Schwefelporlinge siegte. 15. Mai 2022 im Sophienholz.

Hier die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 30. Mai 2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 5,5 l/qm, maximal 103,3 l/qm und im Mittel 33,8 Liter.


Montag, 16. MaiWenn ich an Kopfweh leide und Neurose, mich unverstanden fühle oder alt, dann greife ich nicht zur Pillendose, dann konsultiere ich den Doktor Wald. Er ist mein Augenarzt, mein Psychiater, mein Orthopäde und mein Internist; er hilft mir sicher über jeden Kater, ob er aus Kummer oder Kognak ist. Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen, doch um so mehr von Sonne und Licht. Behandeln wird er mich stets im Stillen, und ein Honorar verlangt er nicht! Er bringt mich immer wieder auf die Beine, den Blutdruck regelt er und das Gewicht, wirkt gegen Herzinfarkt und Gallensteine, nur Hausbesuche macht er nicht!

Die Praxis von Dr. med. Wald.

Ein Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) im besten Küchen -Alter, gestern an einem Eichenstubben im Sophienholz.

Ja, der Doktor Wald. Ich kann es nur bestätigen. Kürzlich war ich gerade bei meinem Hausarzt, um meine Blutwerte mal wieder anschauen zu lassen. Und was soll er dazu noch sagen? Immer das selbe, nichts großartiges zu Meckern, bis vielleicht ein etwas grenzwertiger Langzeit – Zucker. Aber das liegt an meinen Naschereien und meiner Kuchen und Keks – Verliebtheit. Ich nehme keine Pülverchen und keine Pillen. Allmählich kommt ihm das unheimlich vor. In meinem Alter braucht man doch wirklich schon Medikamente! Nein, nur wenn es unbedingt sein muss, wird mal eine Pille eingeworfen. Wenn meine Zähne sich mal melden, beispielsweise. Aber das kommt selten vor. Vielleicht morgen, denn ich habe Termin in der Zahnklempnerei. Den tollen Spruch vom Doktor Wald habe ich ständig in einem meiner beiden Schaufenster zu stehen und ich muss ihn immer mal für Leute kopieren, die ihn einfach toll finden. Von wem er stammt, kann ich leider nicht sagen. 

Heute war Vollmond und gegen morgen gab es sogar eine Mondfinsternis. In Hessen wurden die ersten Sommer – Steinpilze gesichtet! Foto gestern Abend.

Die Stinkmorcheln (Phallus impudicus) scheinen es trotz der Trockenheit in diesem Jahr eilig zu haben. Standortfoto am 14. Mai 2022 Küstenwald auf der Insel Poel.

Gestern und auch heute habe ich damit begonnen, meinen großen Gefrierschrank mit neuen Waldpilzen zu befüllen. Das Maipilz – Wochenende fällt zwar aus, aber im Herbst steht ja wieder unsere Großpilz – Ausstellung auf dem Programm. Dazu gibt es traditionell auch einen Imbiss. Pilzpfanne, Pilzsuppe oder Hähnchenschnitzel für Vegetarier. Zu unserer gestrigen Vereinsexkursion brachte mir nämlich Catrin aus Katelbogen eine Kiste frischer Schwefelporlinge mit, die sie am Abend zuvor extra für den Steinpilz – Wismar aus luftiger Höhe, von einer alten Weide geerntet hat. Die etwas zu zähen Teile bereichern nun meine Ausstellung, der Rest wurde in Scheiben geschnitten, blanchiert und weggefroren. Heute kamen noch die Maipilze von Sonnabend hinzu, und im letzten Herbst habe ich schon einige Beutel Hallimasch eingefroren. Immerhin ist während unserer großen Pilzausstellung, Anfang Oktober letzten Jahres, alle Tiefkühlware unter das hungrige Volk gebracht wurden. Übrigens habe ich mich vor wenigen Tagen mit einer Nachbarin unterhalten, die schräge gegenüber, in der ABC Straße, einen kleinen Laden namens Mandala betreibt. Sie schwärmt von unseren Waldpilzgerichten und kann es kaum erwarten, dass diese mal wieder angeboten werden. Schade, Sonnabend hätten wir es im Programm. Die Trockenheit hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Ganz herzlichen Dank an Catrin aus Katelbogen. Einen ganzen Karton voller Hähnchenschnitzel und dazu auch noch passend etikettiert. Um die Pilze aus luftiger Höhe zu ernten, war Spezialwerkzeug nötig und leidenschaftlicher Körpereinsatz!

Es ist ein großer Topf voll geworden. Unter mittlerer Hitze zusammen kochen, abkühlen lassen und dann einfrieren.

Und wann gibt es nun endlich Regen auch für uns? Ich hoffe, in dieser Woche und möglicherweise in Fortsetzung auch noch bis zum Monatsende. Im Westen und Süden Deutschlands hat es heute, wie vorher gesagt, kräftige gewittert. Örtlich sind Regensummen bis zu 70 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gestürzt! Das war schon extremes Unwetter und es hat ausgerechnet die Region besonders getroffen, die im letzten Jahr von einer verheerenden Sintflut verwüstet wurde. Die Regen und Gewitterzone arbeitet sich im laufe der Nacht weiter in Richtung Nordosten vor. Mit etwas Glück kann noch der Westen Mecklenburgs erreicht werden, vielleicht bis in Höhe Wismar. Örtlich kann es dabei bis zu 20 l/qm geben. Auch morgen können sich noch einige Schauer oder Gewitter daran bilden, mit bis zu 15 l/qm.  Die große Entspannung der Trockenheit wird das aber noch nicht sein. Hoffen wir auf Donnerstag und Freitag. Es bahnt sich eine Schwergewitterlage an. Es wird noch deutlich brisanter als heute! Die Gewitter sollen dann wirklich alles im Programm haben, was eine gewittrige Unwetterlage so zu bieten hat. Hohe Regenmengen, Großhagel und schwere Sturmböen! Welche Regionen am schlimmsten betroffen sein werden, muss noch abgewartet werden. Zunächst steht besonders der Nordwesten Deutschlands bis hoch zur Ostsee im Fokus des Geschehens.

Fünf große Gefrierbeutel sind es geworden. Ein großes Dankeschön geht zu Catrin nach Katelbogen!

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 31. Mai – 2.00 Uhr: Im Minimum 18,6 l/qm, maximal 92,6 l/qm und im Mittel können wir mit 45,1 Litern rechnen.


Einen Beutel Maipilze habe ich heute eingefroren. Kleingeschnitten, gewaschen, aus dem Wasserbad in einen Kochtopf und eine halbe Stunde köcheln. Abkühlen lassen, Eintüten und ab in den Gefrierschrank.

 

Dienstag, 17. MaiDer teils gewittrige Regen hat in der Nacht doch noch den Sprung bis nach Westmecklenburg geschafft. Etwa westlich einer gedachten Linie Lübeck – Schwerin hat es zeitweise geregnet. Die Mengen hielten sich aber in Grenzen. In Boltenhagen wurden drei Liter und in Boizenburg, an der Elbe, 6 Liter gemeldet. Mehr wie eine kleine Anfeuchtung der Oberböden war das nicht. Unrelevant für die Entwicklung an der Pilzfront. In Wismar und östlich davon blieb es im wesentlichen trocken. Wir brauchen deutlich mehr! Nach dem die Luft nun immer wärmer und schwüler werden soll, drohen ab Donnerstag Abend örtlich heftige Gewitter. Besonders in Westmecklenburg finden sich dann auch erhöhte Cape – Werte, die die für Gewitter zur Verfügung stehende Energie verdeutlichen (bis 500 J/Kg). So kann es zumindest örtlich ganz schön zur Sache gehen. Eine großflächige Überregnung dürfte damit eher nicht verbunden sein.

Eigentlich hatte ich vor die Maipilze zu trocknen. Aber da ich gestern wegen der Schwefelporlinge meinen großen Gefrierschrank „angeheizt“ habe, betrachtete ich es doch als sinnvoller, sie auf diese Weise für unseren möglichen Imbiss im Herbst zu konservieren.

Dann sollten wir aber unseren Blick auf den Freitag und die Nacht zum Sonnabend lenken. Da soll sich von den BENELUX – Staaten ein Gewittertief zu uns aufmachen. Betroffen davon dürfte vor allem Norddeutschland sein. Schwere Gewitter mit allen Schikanen stehen dann auf der Agenda. Insbesondere am südlichen Rand des kleinen Unwettertiefs. Mecklenburg könnte vom gröbsten schon außen vor bleiben, soll heißen, die heftigsten Gewitter könnten knapp südlich unseres Bundeslandes durchgehen. Aber für Details ist es noch zu früh. Einige Wettermodelle rechnen aber trotzdem auch bei uns mit hohen Regenmengen. Wenn alles gut läuft, bestehen dann reale Chancen auf Niederschläge, die ergiebig genug sein könnten, um einen ersten, zaghaften Schub von Sommerpilzen im Gefolge auszulösen. Vielleicht kommt es sogar noch den Maipilzen zu gute. Aber alles noch Zukunftsmusik und aus heutiger Sicht  zumindest theoretisch möglich.

Maipilze (Calocybe gambosa) von Phillip Müller am Standort fotografiert.

Apropos Maipilze: Pilzfreund Phillip Müller schrieb mir heute folgendes „Ich habe das schöne Wetter genutzt, um einige meiner bekannten Maipilz – Stellen zu kontrollieren. Was soll ich sagen, ich bin wohl noch verwöhnt vom letzten Jahr. Da sprossen sie ja quasi überall, selbst aus den Pflastersteinen bei mir. Dieses Jahr ist es schon etwas trauriger, einige Stellen sind gar nicht besetzt, an Anderen sind die vereinzelten Pilze luftgetrocknet. Da spart man sich den Dörrautomat… Aber meine beste Stelle brachte dann doch noch etwas Erfolg. Letztes Jahr zählte ich hier ziemlich spät im Jahr 8 vollbesetzte Hexenringe voller überständiger Fruchtkörper. Dieses Jahr ist es gemäßigter und trotzdem ist eine Mahlzeit dabei rumgekommen.  Die Stiele musste ich fast alle wegschneiden. Die Hüte sind kaum angefressen. Einen großen Teil junger Pilze habe ich noch zurück gelassen und hoffe, dass die nächsten Tage schön was vom Himmel kommt. Dann sollten die Kleinen nochmal ordentlich schießen.“ 

Phillip schreibt ferner: „Die Maipilze waren echt lecker und dadurch, dass sie nicht vom Wasser aufgeschwemmt waren, blieb auch ordentlich was in der Pfanne übrig! – Das Regengebiet hat sich in den Morgenstunden schön aufgehengt, bevor es sich aufgelöst hat. Schade, dass es nicht weiter gezogen ist.“

Hier die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 01. Juni 2022 – 2.00 Uhr: minimal 8,9 l/qm, maximal 80,5 l/qm und im Mittel können es 38,7 Liter werden.


Maipilze vom Sonnabend.

 

Mittwoch, 18. Mai – Auch Vereinsmitglied Andreas Herchenbach konnte noch einige Maipilze ergattern. Er schrieb mir: „Wir mischen die Maipilze inzwischen sehr gerne mit Brechbohnen und ein paar Möhren“. In dem alten BüchleinPilze und Wildfrüchte von Frieder Gröger fand ich folgenden Rezept – Vorschlag: „600g Maipilze, 600g Spargel, Salz, 40g Butter, holländische Soße oder 60 g Semmelmehl. Den geschälten Spargel wie üblich in Salzwasser weich kochen, abtropfen lassen, mit ausgelassener Butter oder holländischer Soße übergießen beziehungsweise mit geröstetem Semmelmehl überstreuen. Die gesondert gedünsteten Maipilze zusammen mit dem Spargel auf einer Platte anrichten“.

Mai – Schönköpfe (Calocybe gambosa) am 15. Mai 2022 am Standort fotografiert.

Milder Zapfenrübling (Strobilurus stephanocystis). 18.05.2022 im Buchholz. Der einzige Frischpilz heute!

Themawechsel: Heute stand wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Da sich niemand angemeldet hatte, startete ich am Nachmittag alleine in das Zielgebiet im ersten Quadranten des Messtischblattes 2334/1 = Schwerin. Ich habe also mit einer neuen Karte begonnen, die in den nächsten Wochen weiter abgearbeitet werden soll. Für meine Exkursion suchte ich mir das Buchholz bei Moorbrink aus. Tatsächlich dominieren hier vielfach Buchenbestände, aber auch Nadelforste, bestehend aus Douglasien, Fichten, Lärchen und einigen Kiefern sind eingestreut. Es finden sich im Gebiet durchaus beachtenswerte Baumriesen (Rotbuche, Eiche). Kleinere Waldtümpel sind vorhanden. Leider war der Wald knochentrocken und dadurch hatte er so gut wie keine Frischpilze im Angebot. Wir brauchen endlich Regen!

Das Buchholz bei Moorbrink am sonnigen und sommerlich warmen 18. Mai 2022.

Und dieser scheint nun endlich auch für uns in Arbeit zu sein. Mit etwas Glück kann es ergiebig regnen. Aber damit nicht genug. Morgen und auch am Freitag, bis in die Nacht zum Sonnabend, könnte in Deutschland mal wieder Wetter – Geschichte geschrieben werden. Es braut sich eine sehr gefährliche Wetterlage zusammen! So kann sich morgen Nachmittag und am Abend mit etwas Glück, oder auch Pech, eine Schwergewitterfront über Westdeutschland ausbilden, die bis in die mittleren Landesteile voran kommen soll. Allerdings gibt es noch Unsicherheiten, ob es tatsächlich zu einer langgezogenen Gewitterfront kommt oder ob sich doch eher Einzelzellen und Clustersysteme bilden. Ein Schwerpunkt zeichnet sich auch bei uns im Norden, bis nach Schleswig – Holstein und auch nach Mecklenburg hinein ab. Also morgen Nachmittag und Abend vielleicht die Wälder meiden! Mit etwas Glück können dann schon zumindest örtlich einige heftige Regengüsse für uns dabei sein.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) streut derzeit heftig mit seinem weißen Sporenpulver herum. 18.05.2022 im Buchholz an totem Buchenstamm.

Richtig dramatisch könnte es dann am Freitag werden! Die Meteorologen reiben sich die Augen, beim Auswerten der Computer – Daten! Erinnerungen an die schweren Pfingstunwetter vom 09. Juni 2014 werden wach. Es könnte ähnlich zu Sache gehen. Ganze Wälder wurden damals in Westdeutschland umgelegt. Die Wetterdaten deuten ähnliches für den Freitag an! Zumindest ist das Potential für eine hochgefährliche Schwergewitterlage gegeben. Ob die Natur das auch in die Praxis umzuwandeln versteht, wird sich zeigen. Bei http://www.kachelmannwetter.de wird es morgen und am Freitag Livestreams dazu geben.

Immer mal bemühe ich dieses Bild, welches ich am 03. Juli 2009 aufgenommen habe. Das Foto hat es zum Titelbild beim Wetterrückblick für den Juli 2009 bei Wetter – Online geschafft. Zu sehen sind zwei Gewitterzellen mit Blitz genau dazwischen. Kein Unwetter, nur zwei kleine Wärmegewitter! Es zeigt die schöne Seite von Gewittern. So beschaulich wird es wohl morgen und am Freitag nicht zugehen.

Ähnlich wie Pfingsten 2014 bilden sich über Südfrankreich und zugleich über dem Ärmelkanal zwei kleine, eigenständige Gewittertiefs. Vom nördlichen Exemplar wird dann frische Nordseeluft zwischen dem südlicheren, welches heiße und sehr schwüle Luft nach Norden lenkt, kanalisiert. Die heiße Luft hat einen sehr hohen Sättigungsgrad an Luftfeuchte und ist sehr energiereich. Eine wirklich explosive Mischung! Dazu hohe Windscherung, so dass sich rotierende Zellen und Multi – Clustersysteme bilden können. Auch besonders gefährliche Bow – Echos deuten die Wettermodelle an. An denen sich langlebige Gewitterzellen, sogenannte Superzellen bilden können. Da sie wie erwähnt rotieren, ist auch die Tornado – Gefahr erhöht. Großhagel ist wahrscheinlich und Gewitterstürme bis Orkanstärke! Aus heutiger Sicht ist die Mitte Deutschlands von West nach Ost am gefährdetsten. In Süddeutschland können sich einzelne, starke Gewitter bilden und bei uns an der Ostsee bleibt es am Freitag in etwas kühlerer Luft wohl meist ruhig und trocken. Interessant wird es dann am Abend und in der Nacht zum Sonnabend bei uns. Das Ärmel – Kanal – Gewittertief soll nämlich direkt auf M-V zusteuern! Trotzdem sollten die gefährlichsten Entwicklungen südlich unseres Bundeslandes vorbei ziehen. Dafür können wir mit teils gewitterigem Starkregen bis in den Unwetterbereich rechnen. Nahezu alle Wettermodelle lassen heute die stärksten Regenfälle genau nach Mecklenburg hinein laufen. Es könnte wie aus Kübeln schütten! Hoffen wir auf grundsteinlegende Mengen!

Wenn schon keine Frischpilze, so können doch gerade im Mai die unzähligen Blüten erfreuen. 18.05.2022 im Buchholz bei Moorbrink.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 02. Juni 2022 – 2.00 Uhr: minimal 2,2 l/qm, maximal 73,3 l/qm und im Mittel 39,2 l/qm.


Das Gewitter zieht, wie so oft, von Südwesten auf und streckt seine Fühler bereits bis zur Wismar – Bucht aus.

 

Donnerstag, 19. MaiGedonnert hat es am Abend in Wismar nur sehr dürftig. Anderen Ortes in Deutschland war doch deutlich mehr Musik drin.  Auch in unmittelbarer Nähe, über Ostholstein, der Lübecker- und Mecklenburger Bucht. Hier zog am frühen Abend doch noch ein heftiger Gewitter – Cluster vorüber, der Wismar knapp verfehlte. Seine Böen – Linie war aber auch in der Hansestadt nicht ohne. Die Sturmböen sorgten für einen regelrechten Staubsturm, der die Sicht teilweise erheblich beeinträchtigte. Die Regenmengen hielten sich meist sehr in Grenzen. Das war auch nicht anders vorhergesagt. Wir müssen den Fokus nun auf das Gewittertief von morgen legen. In Teilen Deutschlands gilt morgen die höchste Unwetterwarnstufe 4. Es wird also echt gefährlich! Leider werden es viele Menschen wieder auf die leichte Schulter nehmen und ich hoffe nicht, aber sehr wahrscheinlich, werden einige Menschen morgen ihr Leben lassen müssen. So bin ich heute Abend, kurz vor Aufzug des Gewitters zur Seebrücke am Wismarer Seeblick gefahren, um einige Panorama – Fotos des aufziehenden Gewitters zu schießen. Es drohten schon die dunklen Wolkenstrukturen, aber trotzdem gingen junge Leute noch an den Strand und Angler zogen an die Spitze der Seebrücke. Die Gefahren, die mit solch unberechenbaren und turbulenten Wetterereignissen einher gehen, werden einfach unterschätzt. Nun war das heute kein wirklich gefährliches Unwetter, aber der Gewittersturm dürfte einigen dann doch zu viel gewesen sein.

Panorama – Aufnahme von der Seebrücke aus auf das Seebad Wendorf am Abend des 19. Mai 2022 in Richtung Südwesten.

Auch morgen werden wir in M-V wohl vom gröbsten verschont bleiben. Dennoch kann es auch bei uns ganz ordentlich zur Sache gehen, denn das Zentrum des kleinen, aber sehr gefährlichen Gewittertiefs steuert genau auf M-V zu. Die schwersten Unwetter deuten sich aber südlich von M-V an. An der Südflanke des Tiefs also. Dort sind sehr schwere Gewitterstürme mit bis zu 180 Km/h Stunde möglich. Das ist selbst für Winterstürme schon eine sehr schadensträchtige Windmarke. Jetzt sind die Bäume belaubt! Oh, was werden einige Wälder morgen zu leiden haben! Sind sie nicht schon genug gebeutelt? Großhagel steht in den stärksten Superzellen auf dem Programm, extremer Starkregen und auch die Tornado – Gefahr ist erhöht.

Ich fuhr vom Seeblick wieder in die Innenstadt, zum alten Hafen. Wilde Wolkenformationen deuten auf hohe Turbulenzen hin. Es ist eine wenig organisierte und wilde Böen – Linie. An solchen Strukturen können auch Tornados entstehen oder es kann zu trockenen Gewittern kommen.

Für Mecklenburg – Vorpommern rechnet der Deutsche Wetterdienst nur mit von Gewittern durchsetztem Starkregen, der mit bis zu 40 Liter in kurzer Zeit ebenfalls bis in den Unwetterbereich gehen kann. Schwere Sturmböen bis Stärke 10 kann es auch bei uns gehen. Da stürzen dann wohl auch einige Bäume nieder. So wie auch in den gestrigen Modellläufen, zieht der intensivste und durchaus etwas flächigere Starkregen genau nach Mecklenburg herein. Wenn alles so kommt, wie prognostiziert, könnte morgen Abend und in der Nacht zum Sonnabend bei uns der Grundstein zum ersten, frühsommerlichen Pilzschub gelegt werden. Drücken wir die Daumen! 

Ein Staubsturm weht auf die Wismar – Bucht hinaus. Das Seeblick – Wäldchen gegenüber dem Alten Hafen ist kaum noch auszumachen. 19. Mai 2022.

Um 21.30 Uhr befanden sich in meinem Messbecher in der Wismarer Innenstad 4 Liter.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 03. Juni – 14.00 Uhr: Im Minimum 17,4 l/qm, maximal 88,8 l/qm und im Mittel 45,1 Liter.


Hoher Eiswolkenaufzug am späten Nachmittag kündigt das Gewittertief Emmelinde an. Im Foto ist sogar ein Ring um die Sonne zu erkennen, eine sogenannte Halo – Erscheinung.

 

Freitag, 20. Mai – Wie erwartet, und auch befürchtet, hat Gewittertief Emmelinde heute Wettergeschichte geschrieben. Viele verletzte, mindestens 1 Todesopfer und große Zerstörungen in Folge mehrerer Tornados und orkanartigen Sturmböen sowie Riesenhagel. Einige Superzellen waren dazu auch noch extrem blitzreich. Es entwickelte sich zwar kein so verheerender Gewitter – Cluster wie bei dem Pfingstunwetter im Jahre 2014, aber dennoch waren die Auswirkungen in den betroffenen Regionen enorm. Vor allem in Nordrhein – Westfahlen, so wie in Paderborn und im angrenzenden Umland. Dort zog mindestens ein Tornado der stärke F 3 durch den Ort. Das entspricht etwa dem, welches wir am 5. Mai 2015 in der Mecklenburgischen Kleinstadt Bützow erlebt haben. Siehe unter „Der Tag nach dem Tornado“. Auf http://www.kachelmannwetter.de wurde das ganze Live beobachtet und auch aufgrund der vorhandenen Radarechos erkannt. Wer den Livestream verfolgt und in gefährdeten Regionen wohnte oder unterwegs war, sollte also zeitnah gewarnt gewesen sein. Gewitter und noch mehr ein mögliches Tornado – Ereignis muss immer live verfolgt und und immer wieder neu bewertet werden, weil diese Strukturen fortwehrend in Bewegung sind und sich minütlich verändern. Aber auch der aufmerksame Blick in den Himmel kann dem Beobachter schon viel verraten und mit entsprechender Erfahrung kann er aus den Wolken schon so manches ableiten und sich darauf einstellen, sich eventuell in Sicherheit bringen. Trotzdem ist ein plötzlich auftretender Tornado immer eine große Gefahr. Deshalb bei derartigen Wetterentwicklungen nicht in die Wälder gehen. Wo und wann ein solches, im Wald meist tödliches Ereignis genau auftritt, kann niemand vorher sagen. Man kann nur entsprechende Vorwarnungen für besonders gefährdete Regionen heraus geben.

Ein kleiner Piepmatz bewundert die großen Schuppigen Porlinge vor dem Info – Zentrum. Interessiert er sich für Pilze?

In Mecklenburg zog Emmelinde eher gelinde auf. Aber es war schon bemerkenswert, wie schnell sich heute der Himmel veränderte. Am Vormittag noch typisches Rückseitenwetter mit etwas Sonne und Quellwolken in klarer Kaltluft, am Nachmittag plötzlich wieder ein sonniger Himmel mit Sommerfeeling und kurz darauf von Südwesten Eintrübung durch die Warmfront des Gewittertiefs. Schließlich etwas schauerartiger Regen, der besonders am späten Abend in Nordwestmecklenburg stärker ausfiel. Auf dessen Rückseite drehte der Wind in der Nacht plötzlich mächtig auf. Das Sturmfeld von Emmelinde hatte uns erfasst.

Nein, höchstens indirekt gilt sein Interesse den Pilzen. Das Innenleben der Schuppigen Porlinge hat es ihm angetan. Es dürfte sich um einen männlichen Haussperling (Passer domesticus) handeln. Vier wirklich schöne, fette Mädchen, fein im Schnabel geordnet, und sicher warten schon hungrige Mäuler auf die Delikatessen. Wir Menschen wissen das Gute, wirklich nahhafte im Pilz nicht zu schätzen, oder?

6,5 Liter waren es heute gegen 13.00 Uhr in Keez. Vielen Dank an Irena!

Sonnabend, 21. Mai –  Gewittertief Emmelinde hat uns heute noch etwas Nachschlag serviert. Besonders in der ersten Tageshälfte zogen noch einige, teils durchaus kräftige Schauer und Gewitter über uns hinweg. Auch ich bin während der Fahrt ordentlich nass geworden. Wie bei konvektiven Niederschlägen üblich, waren die Regenmengen wieder sehr unterschiedlich verteilt.


Hier einige akkumulierte Regenmengen für unser Einzugsgebiet der letzten drei Tage: Goldberg: 4,3 l/qm, Keez, bei Brüel: 6,5 l/qm, Wismar: 8,2 l/qm, Rostock/Warnemünde: 11,2 l/qm, Kirchdorf/Poel: 17,0 l/qm und Spitzenreiter Boltenhagen mit 30,0 Litern!


Glückwunsch an Boltenhagen – Klassenziel erreicht und sogar deutlich übertroffen! Das gilt aber wirklich nur für den äußersten, nordwestlichen Bereich Mecklenburgs. Überhaupt ist in den letzten Tagen der Küstensaum von Nord- und Ostsee flächig am besten bedient worden. Hier hat es vielfach 20 Liter und mehr gegeben. Die „große“ Grundsteinlegung hat also bei uns nur um Boltenhagen herum stattgefunden, aber überall ist zumindest so viel an Feuchtigkeit vom Himmel gekommen, dass demnächst wohl wieder mit einigen Frischpilzen zu rechnen sein kann. Seien es nur zarte Tintlinge, Mistpilze, Mürblinge oder ähnliches. 

Nanu, so schnell nach dem Regen am Donnerstag Abend, gleich Freitag früh schon gewachsen und sogar bereits von einem Drahtwurm durchbohrt. Alle Achtung, dass ging ja fix!

Das Gewitter am Donnerstag Abend hat zwar nur etwa 4 Liter in Wismar gebracht, aber es hat trotzdem für eine Überraschung gereicht. Direkt vor dem Info – Zentrum, in der ABC Straße, haben sich rasend schnell zwei überdimensionale Pfifferlinge gebildet. Und das ausgerechnet in so kurzer Zeit! Brauchen sie doch oftmals etliche Tage bis Wochen, um von winziger Brut zu ansehnlichen Eierschwämmen heran zu wachsen. Deshalb ist auch gerade Ende Mai/Anfang Juni feuchte, regenreiche Witterung wichtig, denn jetzt wird die erste Brut angelegt. In der Mittelfrist soll es ja wechselhaft und mit weiteren Niederschlägen auf meist gedämpften Temperatur – Niveau weitergehen. Also hoffen wir, dass dieser Witterungsverlauf nicht nur den Pfifferlingen entgegen kommen möge.

Anstatt Steinpilze, werben nun diese Riesenpfifferlinge vor dem Info – Zentrum für unsere Ausstellung.

Doch wo kamen die wundersamen Pfifferlinge so plötzlich her? Ich ging zu der netten jungen Dame vom Brause – Kontor schräg gegenüber. Es wäre nicht das erste mal, dass sie mir etwas zukommen ließ, welches sie meinte, dass es bei mir am besten aufgehoben wäre. Sie beteiligt sich an Haushalts – Auflösungen und bietet vieles davon, oft altes, verstaubtes und skurriles, sowie nostalgisches, in ihrem Laden zum Verkauf an. Aber weit gefehlt, die Pilze stammten nicht von ihr.

Ich war beim Mittagessen, als ein junger Mann das Info – Zentrum betrat und sich als der Spender dieser Cantharellen endpuppte. Sie sind etwas beschädigt, aber wenn man sie richtig hinstellt, so wie ich es getan habe, fällt das nicht so sehr auf und er dachte sich, die Teile wären bei mir noch ganz gut aufgehoben. Der Mensch gehörte zum Team von Soko – Wismar, die gerade wieder in unserem Altstadt – Viertel, Frische Grube, Nikolai – Kirchhof und auch in der ABC Straße, schwer auf Ganovenjagd sind.

Die Pfifferlinge dienen nun als Blickfang zusammen mit Schuppigem Porling, Zunderschwamm und Holzkohlenpilzen.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 05. Juni 2022 – 2.00 Uhr: minimal 11,1 l/qm, maximal 84,2 l/qm und im Mittel 35,5 Liter.


Eine besonders schöne und schützenswerte Art stellt das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) dar. Johanna Davids hat es für uns im Osterzgebirge fotografiert. Sie nannte es auch Breitblättrige Kuckucksblume. Die Orchidee blüht im Mai, welches auch dem wissenschaftlichen Namen zu entnehmen ist. Die Pflanze ist auf eine Mykorrhiza mit Pilzen angewiesen.

 

Sonntag, 22. Mai (Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt) – Alle paar Minuten stirbt eine Art von Lebensform auf unserer Erde aus. Es geht immer mehr Wildnis verloren, national, wie international. Die Bundesregierung hatte sich vor geraumer Zeit das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020, 2 % der Fläche Deutschlands zu geschützter Wildnis zu erklären. 0,6 % sollen es aktuell sein! Klassenziel verfehlt! Der höchste Anteil prozentual, im Vergleich zur Landesfläche, weist dabei mit 1,5 % Mecklenburg – Vorpommern auf. Alle anderen Bundesländer liegen deutlich zurück. Im Gegenzug geht die Versiegelung unserer Landschaft unvermindert weiter. Immer neue Bauflächen werden ausgewiesen, die Orte wachsen immer weiter über sich hinaus. Sterile Landwirtschaft soll die Erträge steigern, es muss sich rechnen. Alles muss sich rechnen, wozu brauchen wir Wildnis? Hier herrscht keine Deutsche Ordnung, sondern kreative Unordnung und das macht vielen Angst. „Um Gottes willen, ich gehe nicht mehr in den Wald, es gibt ja wieder Wölfe. Schade, früher bin ich auch gerne mal in die Pilze gegangen, kann man heute nicht mehr machen!“ Solches, oder ähnliches habe ich schon des öffteren von einigen Menschen gehört, die den Zugang zu ihrer eigenen Herkunft schon lange verloren haben. 

Diesen Maipilzen (Calocybe gambosa) sieht man an, dass sie schon länger am Standort verweilten und nach dem Regen wieder auflebten. Solche Pilze sollten mit Vorsicht genossen werden. Lieber meiden! 22.05.2022 Insel Poel.

Ein wenig Wildnis habe ich heute wieder genossen, so fern man überhaupt davon Reden kann. Aber der Küstenschutzwald auf der Insel Poel ist wahrlich keine gepflegte Parkanlage, sondern stellenweise tatsächlich fast undurchdringliche Wildnis. Dichter Unterwuchs, viele umgestürzte Bäume (auch aktuell wieder, von den kürzlichen Gewitterstürmen), Abbruchkannten zum Strand hin und manchmal auch Überflutungsfläche. So schlug ich mich heute wieder kämpfend gegen Gestrüpp durch den Poeler Busch, um einige Bilder für dieses Tagebuch zu Schießen und um ein letztes mal nach den Maipilzen zu schauen. Tatsächlich haben einige die lange Durstrecke überstanden. Maipilze sind wahre Überlebenskünstler, gilt es auf bessere Zeiten zu warten. Können schon mal fast verwelkt, wieder Feuchtigkeit ziehen und fast wie frisch gewachsen aussehen. Heute war aber nur noch ein kleinerer Teil für Speisezwecke tauglich. Vielen Pilzen sah man die ungünstige Witterung an und natürlich waren inzwischen auch die „Mädchen“ nicht inaktiv. Vereinzelt schieben noch frische Nachzügler. Es gibt auch traditionell Standorte, wo die Mai – Schönköpfe erst später durchstarten. Das sind aber häufig Plätze, die nicht gerade optimal für diese Pilze sind. Oft in ganz normalen Pilzwäldern (Buchenwald, Fichtenforst u. s. w.) und daher auch meist keine ergiebigen Mengen liefernd. Vielleicht starten nach den Regenfällen unter Schlehenhecken und Obstbäumen noch einige Schild- und Blasse Pflaumen – Rötlinge durch. Diese stellen ja bekanntlich für den sich auskennenden Feinschmecker besonders leckere Kandidaten dar.

Dick, fest und mastig kommen diese Mai – Ritterlinge daher. Sie sind kernig und wenn im Fleisch keine Auffälligkeiten zu finden sind, wären diese Kandidaten durchaus zu empfehlen. 22.05.2022.

Noch kurz zur Wetterentwicklung: Heute war es recht entspannt. Angenehmer, ja wohltuender Sonne/Wolken  – Mix, bei angenehmen Temperaturen. Morgen geht es aber in weiten Teilen der BRD wieder rund. Ein neues Gewittertief zieht auf. Wieder ist mit schweren Gewittern zu rechnen und mit allem was dazu gehört. Auch wenn das Tornado – Risiko nicht so hoch wie am Freitag sein soll, gefährliche Entwicklungen sind jedenfalls sicher! Betroffen wird vor allen die große Südwesthälfte Deutschlands sein. Schauer und Gewitter kommen zwar nach Nordosten voran, schwächen sich aber deutlich ab. So wird für uns in der Nacht zu Dienstag nur schauerartiger Regen übrig bleiben. Danach geht es wechselhaft, kühl und zweitweise sehr windig weiter. Zwar kann es gelegentlich weiteren Regen geben, aber richtiges Pilzwetter sieht anders aus. Jetzt muss aber erst der Niederschlag der letzten Tage, so er denn in entsprechender Menge gefallen ist, einwirken.

Diese Mai – Schönköpfe (Calocybe gambosa) sind durchaus noch vertrauenswürdig. Sie wirken recht gesund und dürfen unbedenklich verzehrt werden. 22.Mai 2022 Insel Poel.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 06. Mai 2022 – 2.00 Uhr. Im Minimum 9,5 l/qm, maximal 76,3 l/qm und im Mittel können es 33,5 Liter werden.


Montag, 23. Mai (Welt – Schildkröten – Tag) – Er soll auf die Gefährdung der Schildkröten aufmerksam machen. Auch ihnen macht Schädling Mensch immer mehr zu schaffen. Ja, wir Menschen sind eben die Größten, zeichnen uns durch Intelligenz und Menschlichkeit aus. Wir sehen es ja gerade in der Ukraine. Mensch vernichtet Mensch und alles unschuldige Leben drum herum gleich mit. Geld und Machtgier, Neid und Egoismus prägen das Verhalten des Homo sapiens. Ausbeutung und Ausnutzung des Menschen durch den Menschen. Verdummung der Massen durch religiöse wie politische und wirtschaftliche (kapitalistische) Herrschaftssysteme! So haben wir es ja schon in der Schule gelernt. Der Mensch versucht sich immer mal gegenseitig zu vernichten. Darin sind wir Deutschen sogar Weltmeister. Bürokratisch Korrekt und geordnet ging es in das Gas. Ich hoffe nur, die Natur wird sich rechtzeitig dieses Geschwürs entledigen, bevor dieser schöne, blaue Planet endgültig ruiniert ist! Ich glaube nicht, dass der Mensch noch rechtzeitig zur Vernunft kommt. Daran zu Glauben, dürfte leider utopisch sein. Es soll ja Menschen geben, die Träumen davon, ins Paradies zu kommen, merken aber nicht, dass sie seit dem Tag ihrer Geburt bereits dort angekommen sind. Aber auch in der Hölle! Beides bedingt einander. Ob Gott oder Teufel, im Menschen wohnen doch immer die Beiden!

Die jüngsten Regenfälle haben auch gleich die Schnecken auf den Plan gerufen. Die rehbraune Huthaut dieses Dachpilzes (Pluteus atricapillus) haben sie bis auf einige Fragmente fast vollständig abgeraspelt. Standortfoto am 22.05.2022 im Küstenwald der Insel Poel.

So, nun habe ich es uns aber wieder gegeben! So sind uns auch die niederen, wie höheren Pilze, haushoch überlegen. Ohne ihr Zutun wäre der Homo sapiens gar nicht möglich gewesen. Trotzdem werden sie von den allermeisten Menschen nur hochnäsig und überheblich von oben herab betrachtet. Als meist wertlos oder gar für gefährlich gehalten. Kann man die Essen oder sind sie giftig? Das scheint die einzige Frage zu sein, die interessiert. Tauchen sie unverhofft im Vorgarten auf, müssen sie sogleich bekämpft werden. Steriler Rassen ist gewünscht. „Um Gottes willen“, sagte mir mal eine Frau, „Stellen Sie sich vor, auf unserem Rasen sind plötzlich Pilze gewachsen. Wie kommen die dort hin? Wie bekomme ich die weg? Es besteht die Gefahr, dass ich auf ihnen ausrutschen könnte“. Wäre diese Sichtweise nicht so skurril, hätte ich sie mir sicher nicht gemerkt. Nun, wie kommen Pilze dorthin? Brauche ich an dieser Stelle nicht erläutern, denn der interessierte Pilzfreund weiß das natürlich.

Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus). Der reife Fruchtkörper, mit seinen fleischrosa Lamellen, wäre nicht mehr empfehlenswert. Er ist überständig! Die Lamellen sollten möglichst noch weiß sein. 22.05.2022 Insel Poel.

Ja und wann tauchen unsere Lieblinge endlich wieder verstärkt auf? Ich hoffe, in den nächsten Wochen sollte es besser werden. Der Löwenzahn hat sich in Pusteblumen umgewandelt und selbst diese haben sich oft schon von ihren Fallschirmen entledigt. Der Raps ist abgeblüht und somit neigt sich der Pilzfrühling dem Ende zu. Aber einen kleinen Rattenschwanz wird er wohl noch hinter sich herziehen. Soll heißen, dass die nun häufiger gewordenen Regenfälle noch einige Maipilze und Schildrötlinge aus der Reserve locken könnten. Ansonsten warten wir auf die ersten Sommerarten. Besonders dort, wo die jüngsten Regenfälle die magischen 20 Liter erreicht oder überschritten haben, sollte in gut 10 Tagen schon mal was möglich sein. Ansonsten wird es nach und nach etwas besser werden, denn es soll wechselhaft und mit Niederschlägen weiter gehen. So dürfen wir heute Nacht die Reste von Gewittertief Finja aus Südwestdeutschland erwarten. Dabei könnte es vorübergehen auch mal kräftiger regnen.

Im Küstenschutzstreifen der Insel Poel wurden vor wenigen Jahren zahlreiche Pappeln gefällt. Sämtliche Stümpfe sind von Unmengen des Flachen Lackporlings (Ganoderma lipsiense) in Besitz genommen. Der mehrjährige Porling bekommt zur Zeit seinen frischen Zuwachs. 22.05.2022.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 07. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 12,6 l/qm, maximal 98,9 l/qm und im Mittel 34,7 Liter.


Dienstag 24. Mai (Tag der Parke) – Damit sind nicht etwa die kleinen, besonders im Sommer pilzreichen Parkanlagen unserer Städte und Dörfer gemeint, sondern unsere weitaus größeren Naturparke, Nationalparke, Biosphärenreservate oder Nationale Naturlandschaften. Diese wertvollen Naturräume müssen erhalten bleiben. Sie müssen vom Menschen vor dem Menschen geschützt werden. Traurig aber wahr! Aber ich möchte nicht schon wieder an dieser Stelle meinen schrägen und unüberlegten, mitunter durchaus polarisierenden Gedanken freien Lauf lassen. Es soll ja nicht nur gejammert und überspitzt werden. Aber Überspitzungen müssen manchmal sein, sie sollen zum Nachdenken animieren. Auch der normale Pilzsucher sollte mitbekommen, dass es nicht nur um essbar oder giftig geht. Das das Interesse an unseren Pilzen auch über den Tellerrand hinaus blicken sollte. Geld regiert die Welt, heißt es so schön. Nein, Geld regiert keineswegs die Welt, es zerstört sie nur! Andererseits muss viel Geld aufgebracht werden, um wertvolle Naturräume vor der Ausbeutung und Zerstörung zu bewahren. Ich beteilige mich als Hartz IV – Empfänger mit 48 € jährlich daran, in meiner Eigenschaft als Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland (NABU).

Dieser Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) ist von Sonne und Wind bereits stark verblasst und verhärtet und für die Küche nicht mehr geeignet. 22.05.22 Malchow, auf der Insel Poel.

Zur Wetterentwicklung: Es ist nun unbeständiger geworden und dieser Trend scheint sich fortzusetzen. Tiefdruckgebiete werden mittelfristig unser Wetter gestalten. Diesbezüglich wird in den nächsten Tagen ein kräftiges, großräumiges Tief über Nordosteuropa die Regie übernehmen. Zwischen immer stärker werdendem, hohen Luftdruck über den Britischen Inseln bis hinauf nach Grönland, wird die zunächst zonalisierende Anströmung im Verlauf immer mehr auf Nord drehen und die zu uns gelangenden Luftmassen werden immer kühler. Zum Wochenende wird dann sogar hochreichend kalte Luft, direkt aus den Polarregionen, angezapft. In 5,5 Km Höhe ist diese um minus 30 Grad kalt. Die Ostsee hat inzwischen Temperaturen von 14 bis 17 Grad vorzuweisen. Das sind etwa 45 Grad vertikale Temperatur – Differenz. So wird die Luft ganz besonders bei uns in M-V labilisiert, durch das „warme“ Ostseewasser zum einen und die intensive Sonneneinstrahlung zum anderen. Viele, teils durchaus kräftige Schauer und Gewitter entstehen. Tagsüber besonders über dem Binnenland, nachts über der Ostsee und im angrenzenden Küstenumfeld, sowie auf den Inseln. So wird es nach und nach feuchter, aber die hohe Verdunstung zu dieser Jahreszeit und der immer stärker werdende Wind, werden vieles gleich wieder davon tragen. Richtiges Pilzwetter ist das nicht!

Am selben Baum, etwas höher, ein weiterer Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), an dem sich bereits jemand zu schaffen gemacht hatte. Die Pilze wuchsen an Robinie. Deren Holz ist giftig und es wird vermutet, dass er Toxine des Holzes mit aufnehmen kann. Leider waren auch diese Konsolen schon zu fest, ich hätte es gerne ausgetestet. 22.05.22.

Wie es mittelfristig, ab nächster Woche weitergeht, ist völlig offen. Das amerikanische GFS sieht es weiterhin unterkühlt und es soll sich über Mitteleuropa ein mit sehr kalter Luft angereichtes Höhentief einnisten. Das würde Aprilwetter in Fortsetzung bedeuten. Je nach Lage und Größe des Tiefs besteht die Möglichkeit, dass es in seine Zirkulation Wasserdampf gesättigte, feuchtwarme Mittelmeerluft einbezieht. Das wäre schon fast eine 5b – ähnliche Entwicklung und Regenmengen bis in den Unwetterbereich wären möglich. Das Europäische ECMWF sieht es ganz anders. Demnach soll sich ein Hoch über Mitteleuropa aufbauen und ein Tief über dem Ostatlantik würde wieder sommerlich warme bis heiße Luft nach Deutschland schaufeln, in der dann die nächsten Schwergewitter nicht lange auf sich warten lassen würden. Der Abendlauf des GFS sieht eine Lösung irgendwo dazwischen. 

Glückwunsch an Phillip Müller, hat er doch endlich die ersten Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum) unter Schlehen, wie es aussieht, gefunden. Auch einige Maipilze waren dabei. Frieder Gröger schreibt: “ Ein sehr schmackhafter Pilz, der viel mehr Beachtung verdient hat, zumal er sehr häufig vorkommt“.

In meinem Messbecher befanden sich gegen 18.00 Uhr 0,8 Liter!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen bis zum 08.Juni 2022 – 2.00 Uhr für Wismar: im Minimum 15,2 l/qm, maximal 102,8 l/qm und im Mittel 38,5 Liter.


Mittwoch, 25. Mai – Erst spät am Tag brachen wir heute zu unserer Mittwochsexkursion auf. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit Catrin und Michael. Ziel war Schelfwerder bei Schwerin. Der 2. Quadrant des Schweriner Messtischblattes. Der an sich artenreiche Lauwaldbestand war leider zu trocken, um nennenswert Frischpilze zu produzieren. An Bäumen gab es Schuppige Porlinge und reichlich Schwefelporlinge. Auf dem Erdboden ein einziger Frühlings – Ackerling. Die Schauer des heutigen Tages haben an der immer noch größeren Trockenheit in diesem Gebiet kaum etwas geändert. Soweit das wichtigste in Kürze. Ich bin etwas in Verzug geraten, weil wir Mittwoch erst spät aus dem Wald zurück waren und der morgige Herrentag wirft seine Schatten voraus. Mal schauen, ob Pils und Cocktails nicht zu sehr mein Denken vernebeln werden. Deshalb zu nächst etwas reduziert an dieser Stelle.

Schwefel – Porling (Laetiporus sulphureus) an einer alten Weide in mehreren Metern Höhe auf Schelfwerder.

Bei Boinstorf gibt es auf einer Anhöhe einen wunderbaren Ausblick auf das Salzhaff. Auch dieser alte Fischer blickt ständig dorthin und lädt zum Verweilen ein.

Donnerstag, 26. Mai (Christi Himmelfahrt) – Eigentlich hatten Pilzfreund Christian aus Wismar und meine Wenigkeit heute vor in den Müritz – Nationalpark zu fahren und dem alten Serrahner Buchenwald einen Besuch abzustatten. Da es nicht gleich um die Ecke ist, wollten wir dort für eine Nacht in einer Pension unterkommen, aber so kurzfristig war da nichts mehr zu machen. Nach der langen Corona – Zeit haben die Menschen wieder verstärkt Bock auf Urlaub in der gesunden Luft Mecklenburg – Vorpommerns. So entschlossen wir uns zu einer kleinen Tour durch die nähere Umgebung. Wir fuhren die Küstenstraße entlang des Salzhaffs bis zu den Höhenzügen der Kühlung. Besuchten den alten Leuchtturm Bastorf, machten Zwischenstopp im Hundehägener Holz. Schließlich fuhren wir noch auf die Insel Poel. Christian hatte noch nie Maipilze in natura gefunden, aber es gelang uns leider nicht, noch Exemplare zu ergattern. Er wird sich bis zur nächsten Saison gedulden müssen. Am Abend entschlossen wir den Vatertag würdig ausklingen zu lassen in einer beliebten, Wismarer Hafenbar bei Pils und exotischen Cocktails. Es wurde eine lange Nacht. Fast wie in alten Zeiten!

Der alte Leuchtturm Bastorf ist der höchst gelegene an der deutschen Küste. Er steht auf 98 Meter über dem Meeresspiegel, auf den Höhenzügen der Kühlung. Wir betrachteten uns die Landschaft mit Weitblick über die Ostsee, auf Kühlungsborn bis nach Warnemünde von seiner Aussichtsplattform aus. 

Freitag, 27. Mai Stürmisches Wetter war heute angesagt. Dazu trieb der Wind teils heftige Schauer und Gewitter über unser Bundesland. Örtlich gab es Graupel oder kleinkörnigen Hagel. Da die Zellen aber schnell zogen, hielten sich die über den Tag akkumulierten Regenmengen meist in Grenzen. In Wismar hatte ich 4,2  Liter im Messbecher.

Der erste Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) der Saison von Catrin Berseck bei Katelbogen gefunden. Ein erstklassiker Speisepilz und Pilz des Jahres 1997.

Unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen war in ihrem Hauswald unterwegs und konnte nochmals frische Schwefelporlinge ernten. Dazu gab es Flockenstliege Hexen – Röhrlinge in meist schlechter Qualität. Die meisten waren überständig oder vermadet. Auch den ersten Frauen – Täubling konnte sie ergattern. Mein persönlicher Stichtag für Hexen – Röhrlinge war seit meiner Jugend der 25. Mai. Aber meist starten sie durchaus auch schon etwas früher durch, welches Katrin heute feststellen konnte. Auch sind die Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge gegen Trockenheit recht resistent. Sie wachsen auch noch wenn es Wochenlang nicht geregnet hat.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) ebenfalls von Catrin gefunden.

Sonnabend, 28. Mai – Eine öffentliche Lehrwanderung stand heute wieder auf dem Zettel. Sie führte durch eines unserer artenreichsten Reviere, nämlich dem Radebachtal bei Blankenberg. In guten Pilzjahren im Sommer und Herbst nicht selten ein regelrechtes Raritäten – Kabinett. Das war auch heute so, da wir eine für Deutschland äußerst selten nachgewiesene Pilzart fanden, und dass trotz der frühen Jahreszeit. Die noch meist verhaltenen Niederschlagsmengen der letzten Zeit, zeigten bereits ihre Wirkung. Vor allem erste Kleinarten starteten durch. Da das Gebiet durch seine eingeschnittene Lage auch relativ windgeschützt ist, kommt es dieser Entwicklung zusätzlich zu Gute. Auch ein Flockenstieliger Hexenröhrling war schon mal dabei. Allerdings bereits jenseits von gut und böse. Ein Bericht folgt später.

Ein essbarer Frühlings- und Frühsommerpilz, der Voreilende- oder Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox). 28.05.2022 im Radebachtal.

Danach fuhr ich nach Wismar um das Info – Zentrum zu öffnen. Sonnabends wird von 16.00 – 18.00 Uhr noch mal die Möglichkeit gegeben, seine Fundsachen fachmännisch prüfen zu lassen, damit die selbst gesuchte Wildpilz – Beilage zum Sonntagsbraten auch gefahrlos und mit Appetit verzehrt werden kann. Aber dieses Angebot wird natürlich vor allem genutzt, zu Zeiten, in denen auch reichlich Pilze in Wald und Flur zu finden sind. Schwerpunkt im Herbst.

Auch zarte Tintlinge (Coprinus spec.) haben nun auf die jüngsten Regenfälle reagiert. 28.05.2022 im Radebachtal.

Am Abend fuhr ich noch mit unserem Wismarer Pilzfreund Christian in die Forste am Farpener Stausee. Er hatte heute Vormittag leider einen wichtigen Termin in Schwerin zu erledigen und bedauerte es zutiefst, dass er nicht bei unserer offiziellen Wanderung mit dabei sein konnte. Im Gegensatz zum Radebachtal ist dieses Revier planar, steht auf Sandboden und es dominieren Kiefern- und Fichtenforste. Dem entsprechend war in Bezug auf Frischpilze hier nichts zu holen. Nicht die Spur eines Frischpilzes! Dazu war es weiterhin sehr windig, ohne nennenswertem Regen.

Die Stürme der letzten Monate haben auch im Radebachtal ihre Spuren hinterlassen. 28. Mai 2022.

Irena meldete mir heute diesen Wasserstand. Vielen Dank in die ehemalige Außenstation des Steinpilz – Wismar, in die Keezer Schmiede.

Sonntag, 29. Mai Sehr kühle Luft bestimmt seit Tagen unser Wetter. Dazu war es zuletzt sehr windig bei aprilhaftem Schauerwetter. So wurden die teils kräftigen Schauerniederschläge zumindest in offenerem Gelände wieder schnell heraus geholt. Windgeschützte Areale wie das Radebachtal, in dem wir gestern unterwegs waren, sind da schon besser dran. Auch sind die Niederschläge recht unterschiedlich gefallen. Heute waren und sind auch wieder einige Schauer unterwegs. Da es deutlich ruhiger geworden ist, bewegen sich diese kaum von der Stelle und können regional doch einiges an Regen abladen. Betroffen seit dem Nachmittag und nun schon seit mehreren Stunden ist vor allem der äußerste Westen von Mecklenburg. Hier dürften inzwischen schon einige Liter zusammen gekommen sein. Auch an der Schleswig – Holsteinischen Ostseeküste gehen seit Stunden kräftige Regengüsse, teils mit Blitz und Donner nieder. Die Schauerregionen verlagern sich in der Nacht und morgen noch etwas weiter nach Mecklenburg herein. So können wir bis morgen Abend doch vielfach um die 10 Liter bekommen, vielleicht örtlich noch mehr. In den nordwestlichsten Gebieten hat es ja um den 20. Mai herum die ergiebigsten Regenfälle gegeben. Jetzt kommt noch einiges hinzu und so sollte sich im Laufe der kommenden Woche in diesen Regionen doch schon einiges mehr tun, als in den meisten anderen Revieren in unserem Einzugsgebiet.

In einer für diese Art etwas ungewöhnlichen Fruchtkörperanordnung präsentierten sich gestern im Radebachtal diese Fenchel – Trameten (Gloeophyllum odoratum). Gut zu erkennen an ihrem wohlriechendem Fenchel – Duft und dem Vorkommen an Fichten – Stümpfen.

Auch in der kommenden Woche soll es leicht wechselhaft weitergehen. Zumindest bis Donnerstag kann es immer mal schauern oder sogar gewittern. Dabei erwärmt sich die Luft allmählich, echte Sommerwärme scheint für uns Nordlichter aber nicht in Sicht zu sein. Anders als noch gestern erwartet, als die Wettermodelle schwülwarme Luftmassen auch bis zu uns hoch gerechnet haben, sind sie heute wieder zurück gerudert. Zwei Tiefs wollen sich behaupten und ringen über die Vorherrschaft in Deutschland. Eines bei den britischen Inseln und eines vor Spaniens Küsten. Das südliche Exemplar versucht feuchtwarme, ja heiße Luft nach Deutschland zu schaufeln und das nördliche Exemplar möchte neue Kaltluft zu uns herein schleusen. Das birgt Sprengstoff für die neue Woche. Zumindest Süddeutschland könnte eine neue Schwergewitterlage bevor stehen.

Das Radebachtal gilt ja als Raritäten – Kabinett bezüglich Großpilze. So wollte sich dieses Bachtal gestern auch nicht lumpen lassen und gab uns diese kopfzerbrechende Vorgabe. Als zu Tubaria gehörig war bereits im Feld klar. Aber das es sich um eine ausgesprochen seltene Art handelt, das natürlich nicht. Weißlicher Trompetenschnitzling (Tubaria hololeuca). Laut DGfM dürfte es sich um den fünften Nachweis dieser Art für die BRD handeln. So selten, dass sich selbst im Netz kaum eine vernünftige Abbildung dieser Rarität, geschweige denn in der Literatur, findet.

Hier noch die möglichen Niederschlagsmengen akkumuliert für Wismar nach dem ECMWF bis zum 13. Juni 2022 – 2.00 Uhr: minimal 9,6 l/qm, maximal 119,4 l/qm und im Mittel 33,2 Liter.


Montag, 30. Mai – (Weltuntergang) – „Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang“, heißt es so schön in einem Karnevalsschlager. Nun, seit Jahren lässt er, der Weltuntergang, allerdings auf sich warten. Das Lied soll eher zum feucht – fröhlichen Weiterfeiern animieren. Allerdings sind wir seit dem 23. Februar tatsächlich dem Weltuntergang ein großes Stück näher gekommen. Die Wahnsinngen sterben leider nicht aus!

Durch die ungünstige, pilzunfreundliche Witterung dieses Frühjahres hielten sich selbst die sonst auch schon früh im Jahr häufigen Stubbenpilze, wie die Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) zurück. 28.05.2022 im Radebachtal.

Wie schon am Freitag, herrschte auch heute vor dem Info – Zentrum Belagerungszustand durch ein Drehteam des ZDF für eine neue Folge von Soko – Wismar.

Das Wetter des heutigen Wochenbeginns hat doch mal eine Auszeichnung verdient. Seit gestern Nachmittag haben sich besonders in Mecklenburg immer wieder fast stationäre Regengebiete gebildet und somit für einen Landregen gesorgt, der endlich Hoffnung für die Entwicklung an der Pilzfront aufkeimen lassen dürfte. Nach den ergiebigen Niederschlägen um den 20. Mai im äußersten Nordwesten und entlang der Ostseeküste, haben nun auch die meisten unserer Reviere ausreichend Regen bekommen, um das frühsommerliche Pilzwachstum allmählich anzukurbeln. Verbreitet dürften es zwischen 15 und 20 Liter gewesen sein. Örtlich noch deutlich mehr. So hatte es in Schleswig – Holstein bereits gestern in nahezu ortsfesten Schauern und Gewittern örtlich bis zu 50 Liter gegeben! Außen vor blieben allerdings die südlichen Regionen Mecklenburgs. Hier ist deutlich weniger vom Himmel gekommen. Morgen soll es weitgehend trocken bleiben, aber am Mittwoch kann es noch Nachschlag geben. Verbreitet ist mit teils kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen.

In meinem Messbecher, in der Wismarer Innenstadt, fanden sich 14 Liter ein.

Hier die akkumulierten Regenmengen der letzten 72 Stunden (20.00 Uhr) von einigen offiziellen Messstationen unseres Einzugsgebietes: Rostock/Warnemünde: 8,8 l/qm, Kirchdorf/Poel: 22,0 l/qm, Boltenhagen: 23,4 l/qm und Schwerin 25,5 Liter.

In loser Folge möchte ich an dieser Stelle einige Rezepte aus dem Büchlein „Pilze und Wildfrüchte“ von Frieder Gröger anbringen.

Gebratene Pilze

Pilze und Wildfrüchte, erschienen ab 1976 im Verlag für die Frau, zu 7,50 Mark der DDR.

400g feinere Pilze, 40g Butter, Salz, nach belieben etwas Pfeffer, gehackte Petersilie. Die Butter zerlassen, die grob geschnittenen Pilze hinzu geben und etwa 12 Minuten bei starker Hitze braten, dabei gelegentlich umrühren. Salzen, nach belieben würzen und mit Petersilie bestreuen.

Liebhaber würzen Pilze nur mit ganz wenig Salz. Auf diese Weise wird der arteigene Pilzgeschmack nicht verdeckt. Jede Art wird einzeln probiert und verkostet.

Wer nicht so auf genaue Geschmacksunterschiede bedacht ist, kann die gebratenen Pilze selbstverständlich auch stärker würzen. Petersilie ist aus Geschmacksgründen nicht unbedingt erforderlich, an der festlichen Tafel aber als Farbzugabe, vor allem jedoch als Vitaminträger, immer erwünscht. 

Katarina Dominka sandte mit heute dieses Foto zu, mit der Frage, ob es sich um Austern – Seitlinge handeln könnte. Das steht außer Frage. Möglicherweise ausgewilderte Sommerformen aus Kultur, aber auch der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius) ist in Betracht zu ziehen. Er wächst in den Sommer – Monaten und wird immer häufiger.

Hier die möglichen Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 14. Juni 2022 – 2.00 Uhr: minimal 12,1 l/qm, maximal 82,5 l/qm und im Mittel 33,1 Liter.


Dienstag, 31. Mai (Welttag der Papageien) – Mit einem Rezept für knusprigen Papageienbraten kann ich leider nicht dienen, dafür aber mit einer Zubereitung für Austern – Seitlinge aus „Pilze und Wildfrüchte“ von Frieder Gröger: 

Kaninchengulasch mit Austernseitlingen

600g Austernseitlinge, 300g Kaninchenfleisch, 80g Margarine, 2 Zwiebeln, Salz, Pfeffer, 1/2 l Pilz- oder Knochenbrühe, 1 Eßl. Mehl, 1/8 l saure Sahne, 1 Teelöffel Butter, 1 gestrichener Teelöffel Paprika, nach belieben Majoran oder Kümmel.

Das Fleisch in Würfel schneiden, in erhitzter Margarine anbraten, die gewürfelten Zwiebeln zugeben, bräunen lassen, salzen, pfeffern, etwas Brühe zugießen und 1 Stunde schmoren. Die grob geschnittenen Austernseitlinge zugeben und 20 Minuten weiterschmoren. Das Mehl in der Sahne verquirlen, an das Gericht geben und 10 Minuten weiterkochen lassen. In die zerlassene Butter das Paprikapulver rühren und zum Gericht geben. Nach belieben beim Schmoren Majoran oder Kümmel zugeben. – Gulasch mit Pilzen kann selbstverständlich auch aus anderen Fleischsorten und Pilzarten hergestellt werden. Immer achte man aber darauf, dass mehr Pilze als Fleisch Verwendung finden, denn die Pilze fallen beim Zubereiten sehr zusammen.

Austern – Seitlinge nur im Winter? – Die Zeiten sind vorbei! Hier sehen wir blasse Sommerformen, sogenannte Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius), im Juni 2021 fotografiert. Sie werden derzeit in Deutschland viel gefunden und sie lieben gerade die warmen, ja heißen Sommermonate.

Irena und Jonas meldeten heute 12 Liter aus Keez bei Brüel. Die Bilanz des gestrigen Dauerregens.

Soweit zu kulinarischen Aspekten der Mykologie. Wenden wir uns den meteorologischen zu. Am meisten Regen viel im Monatsdurschnitt in den nördlichen Bereichen von Mecklenburg. Zwischen Lübeck und Rostock sowie im direkten Küstenumfeld waren es meist zwischen 40 und 80 Litern. Am meisten hat die Insel Rügen abbekommen. Im südlichen Mecklenburg, grob gesagt, südlich von Schwerin, war es deutlich trockener. Im Monatsmittel zwischen 20 und 30 Liter. Auch Wismar war nicht gerade gesegnet mit Regen. In meinem Messbecher waren es akkumuliert 30,2 Liter im gesamten Monat. Damit hat die Hansestadt weit weniger als die Hälfte des Monatsmittels (75,7 l/qm) bekommen. Die ergiebigsten Niederschläge fielen zum  letzten drittel des Monats hin, insbesondere um den 20. herum und in den letzten Tagen. Morgen kann noch etwas aufgestockt werden, welches natürlich schon den Bilanzen des Juni zugeschrieben werden wird. Es soll zu zahlreichen Schauern und Gewittern kommen.


Hier die möglichen Niederschlagsmengen für Wismar bis zum 15. Juni 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 6,1 l/qm, maximal 62,3 l/qm und im Mittel 25,3 Liter.


Auf Grund der viel zu trockenen Verhältnisse schließt der Mai an die ebenfalls zu trocken Monate März und April an. In der Bilanz haben wir somit ein sehr schlechtes Frischpilzaufkommen im gesamten Frühling zu verzeichnen gehabt. Morcheln gab es kaum, Maipilze nur an günstigen Standorten in deutlich reduzierter Quantität. Einzig Holzbewohner wie Schuppige- und Schwefelporlinge konnten dem Kochtopf – Mykologen doch recht üppige Ernten bescheren. Von letzteren habe ich heute noch welche für unseren Pilzimbiss weggefroren.

Mit diesem Standortfoto von Stephan Drabner aus Lübeck wollen wir uns vom Wonnemonat Mai verabschieden. Es zeigt Maipilze, die er am Wochenende im Lauer Holz fand und fotografierte.

Weiter geht es unter „Wetter und Pilze im Juni 2022“.

Tagebuch zu Wetter und Pilze in Mecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im April 2022

Nicht das erste mal eröffnet der Österreiche Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca) die neue Saison. Das Bild entstand während einer außerplanmäßigen Mittwochsexkursion im Februar am Moorsee zwischen Gressow und Krönkenhagen.

Freitag, 01. April – Winter ade heißt es mal wieder und wir starten pünktlich, wie es sich gehört, zum ersten April in das neue Pilzjahr 2022. Wie mag es wohl werden? Nun, dass weiß niemand! Wie heißt es in einem Sprichwort so schön: Am Ende der Schlacht zählen wir die Toten! Leider hat dieser Spruch derzeit einen bitteren Zeit – Bezug. In Europa wurde ein widerwertiger Krieg angezettelt, der den gesamten Weltfrieden in Gefahr bringt. Was geht nur in solchen Köpfen vor? Leider wird der Militarismus gerade in Russland immer noch ganz groß geschrieben. Haben die noch nicht bemerkt, dass der kalte Krieg seit gut drei Jahrzehnten der Vergangenheit angehört. Für jeden guten Militär ist Friede Frust, also lassen wir es mal wieder richtig krachen, schießen die Städte und Wohngebäude in Schrott und die Menschen gleich mit, sofern es ihnen nicht gelingt, sich aus dem Staub zu machen. Und dabei haben doch längst Bill Gates und weitere superreiche Konsorten einen Krieg gegen die gesamte Menschheit vor gut zwei Jahren angezettelt und das Corona Virus in die Welt gesetzt. Und dann werden schnell Impfstoffe entwickelt, nicht um den Menschen davor zu schützen, nein, diese sollen noch gefährlicher sein! Die Geimpften werden  in wenigen Jahren das Zeitliche segnen, so die hellseherischen Verschwörungs – Theoretiker. Nun, ich habe mich drei mal Impfen lassen und als mich im Winter das Corona – Virus ansprang, gab es nur ein wenig Schnupfen und Husten. Danke an die Entwickler der Impfstoffe! Leider hat die Bundesregierung es immer noch nicht geschafft, eine allgemeine Impfplicht auf den Weg zu bringen. Ist mir jetzt auch egal, denn das Zeitliche werde ich ohnehin bald segnen. Gehöre ich inzwischen doch fast schon zum alten Eisen. Mir bleibt also nicht mehr zu viel Zeit, mich an meinem Leben und vor allem an unseren Pilzen und der schönen Natur zu erfreuen. Wollen wir hoffen, dass nicht vorher schon die Atompilze zur Fruktifikation gelangen.

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Sie können nahezu ganzjährig auftreten. Dieses Foto entstand am 09. Februar 2022 am Vielbecker See bei Grevesmühlen. Essbar und wohlschmeckend. Allerdings nur ganz jung und ohne Alkohol.

Diese Schmutzigen- oder Fleischbrauen Rötel – Ritterlinge (Lepista sordida) fand und fotografierte Dr. Hella Wobst am 07. Februar bei Leer, während eines Waldspaziergangs. Essbar. Er ist noch bis Mai zu finden.

Lange Rede, kurzer Sinn, kommen wir zum eigentlichen Thema! Der zurück liegende Winter war mal wieder ein eher milder, mit wenig Schnee und Frost. Dafür im Januar und besonders im Februar mit viel Regen. Regional viel zu viel und ganze Wiesen und Äcker standen unter Wasser. Dann kam der März. Er drehte die Dusche ab und mutierte zum sonnigsten März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Regen Fehlanzeige! Dafür viele sonnige Tage und frostige Nächte. Die Sonne konnte an exponierten Stellen gut erwärmen, aber die fast täglichen Bodenfröste steuerten dagegen. So waren die Entwicklungsbedingungen der bereits in den Startlöchern sitzenden Lorcheln, Morcheln und Morchelbecherlinge alles andere als optimal und voreilige Exemplare gerieten ins Stocken b. z. w. erlitten Trockenschäden. Der viele Regen des Winters dürfte dem Wald aber gut getan haben und die Feuchtigkeit konnte bis in tiefere Bodenschichten vordringen. Für die Bäume sehr wichtig! Allerdings haben die Februar – Stürme ihnen zu schaffen gemacht. Gerade auch in Nordwestmecklenburg gab es schweren Windwurf in einigen Revieren, so beispielsweise um Grevesmühlen herum. Ganze Fichtenareal gingen zu Boden. Anderswo werden große Flächen abgeholzt, so dass sich sogar schon Bürgerinitiativen gebildet haben, um diesem Trend Einhalt zu gebieten. Dem wird wohl wenig Erfolg beschieden sein, gerade auch bei Privatwaldbesitzern. Von den Sturmschäden war wieder die Fichte, die schon unter der Trockenheit besonders zu leiden hatte, besonders betroffen. Es ist ein Trauerspiel, gerade auch für uns Pilzfreunde, da die Fichte doch einer der wichtigsten Waldbäume für uns darstellt. Auch jetzt im Frühling lohnt es sich, unter ihnen zu suchen. Essbare Zapfen – Rüblinge, Graublättrige Schwefelköpfe oder Scheiben – Lorcheln sind hier im April keine Seltenheit.

Der Grau- oder Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) liebt es kühl. Wir finden ihn von Oktober bis April an Nadelholzstubben. Wer also diesen sehr wohlschmeckenden Speisepilze noch finden möchte, bevor er bei steigenden Temperaturen sein Wachstum einstellt, sollte diesen Monat noch dafür nutzen. Standortfoto am 14. Februar 2022 im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Aber wir brauchen nach Wochen der Trockenheit endlich Regen. Und die Natur hat tatsächlich mit uns ein Einsehen. Die Großwetterlage hat sich begonnen, umzustellen. Der Hochdruck ist bereits abgebaut. Allerdings gibt dieser Tage der Winter noch einmal ein kleines Gastspiel. In Schleswig – Holstein und im Hamburger Raum hat es sogar noch einmal kräftige Schneefälle gegeben. Am Wochenende wird der Süddeutsche Raum von Frau Holle beehrt. Und dann beginnt sie wieder, die Regenzeit. Wie hieß es kürzlich bei http://www.kachelmannwetter.de: „Deutschland wird im April gebadet!“ Viel, viel Regen steht in Aussicht! Besonders im Westen Deutschlands und in den Staulagen der Gebirge. Am wenigsten im großen Nordosten, aber innerhalb der nächsten 10 Tage sind auch für Mecklenburg zwischen 40 – 60l/qm angesagt! Das ist eine gute Hausnummer und stimmt zuversichtlich. 

Auch der nicht seltene Winter – Helmling (Mycena tintinabulum) wird nun sein Wachstum einstellen. Standortfoto am 14. Februar im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Der Panzower Bach am 02.04.2022.

Sonnabend, 02. April – Heute wurde die Pilzsaison 2022 vom Steinpilz – Wismar ganz offiziell eingeläutet. Nämlich mit einer Öffentlichen Lehrwanderung. Ziel war ein Waldgebiet zwischen Neu Teschow und Panzow. Laubwald, in erster Linie mit Rotbuchen bestanden und tangiert vom Panzower Bach, der hier teils ein kleines Bachtal eingeschnitten hat. Das Flüsschen mäandert sehr stark, so dass eine reizvolle Landschaft entstanden ist. Direkt am Bachlauf hat sich eine Auwald – ähnliche, aber oft nur schmale Zone gebildet, die mit Erlen und Eschen bestanden ist, sofern letztere nicht bereits abgestorben oder umgestürzt sind. Aber es stehen noch einige und somit nicht ausgeschlossen, dass es hier in Kürze auch die eine oder andere Morchel geben könnte. Ansonsten ist der ausgehagerte und inzwischen auch schon wieder sehr trockene Waldboden des Buchenwaldes für den Sommer und Herbst vielversprechend. Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und Sommersteinpilze können hier bereits im kommenden Monat erscheinen. Später auch Gemeine Steinpilze, Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge und manches mehr. Heute konnten wir beispielsweise schwarze, mumifizierte Überreste von Dickblättrigen Schwarztäublingen finden. Viele alte Buchen wurden allerdings in den letzten Jahren heraus genommen oder sind den Winterstürmen zum Opfer gefallen. Daher ist der Wald recht licht geworden und es hat sich reichlich Buchen – Nachwuchs auf den Weg gemacht. Der Wald beginnt sich zu verjüngen. Frischpilze sahen wir heute keine. Dennoch war es eine recht pilzreiche Eröffnung der Saison. Pyrenomyceten, Schichtpilze und Porlinge waren reichlich vertreten. So gab es auch für eine interessierte Dame, die das erste mal mit dabei war und auch gleich der Gruppe der Pilzfreunde beigetreten ist, reichlich zu entdecken und zu lernen. Immerhin beabsichtigt sie, sich zur Pilzberaterin ausbilden zu lassen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Überbleibsel aus den Winter – Monaten, der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica). 02.04.2022 am Panzower Bach.

Ein häufiger Pyrenomycet auf der Rinde von totem und noch recht frischen Buchenholzes. Die Rotbraune Buchenkohlenbeere (Hypoxylon fuscum). Ein Schlauchpilz und daher mit den beliebten Lorcheln und Morcheln verwandt.

Zum Wetter: Heute war es für April ausgesprochen frisch. Kaltluft arktischen Ursprungs ist eingeflossen. Bis auf wenige Schneeflocken war das Wetter aber recht ordentlich und auch die Sonne kam zeitweise zwischen den Quellwolken hervor. Jetzt am Abend ziehen von der Ostsee nochmals einige Schneeschauer Land einwärts. Ansonsten klart es sich auf und wir erwarten eine frostig kalte Nacht. Während in Süddeutschland über Schneeflächen hochwinterliche minus 20 Grad möglich sind, kommen wir mit Werten um minus 8 Grad am Boden noch relativ glimpflich davon. Alles in allem, Gift für unseren Vorfrühlingsaspekt, in dem wir uns noch bis Anfang Mai befinden. Wir im Norden haben nach überstandener Nacht dann aber die größte Kälte hinter uns. Ab Morgen beginnt die Anströmung sich zu zonalisieren. Das heißt, wir bekommen eine straffe Westwetterlage mit viel Regen und teils auch stürmischen Winden. Selbst ein schwerer Sturm ist wieder im Bereich des möglichen. Die Witterung kippt also in nächster Zeit auf das Grundmuster des Februars. Mit anderen Worten, Pilzwetter steht uns bevor. Ob die Morcheln doch noch reichlich wachsen werden, müssen wir abwarten. Der März war ihnen sicher nicht sonderlich zuträglich. Für die ergiebigen und beliebten Maipilze wird auf jeden Fall ein solider Grundstock für eine reichliche Fruchtkörperproduktion gelegt werden. Wichtig ist dann die Nachfolgewitterung in der 2. April – Hälfte und im Mai.


Die möglichen, akkumulierten Regenmengen laut ECMWF bis zum 17.04.2022 für Wismar: Minimum: 29,4 l/qm; Maximum: 110,9 l/qm; Mittel: 59,1 

Zinnoberroter Pustelpilz (Nectria cinnabarina) und darunter das Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). 02.04.2022 am Panzower Bach.

Blühender Löwenzahn heute an der Seebrücke in Wismar – Wendorf fotografiert. Liebhaber von Morcheln wissen, was das bedeutet. Regen muss her!

Sonntag, 03. April – Leicht wechselhaftes Aprilwetter stand heute auf der Agenda. Am Nachmittag zogen einige unergiebige Schauer über das Land. In der kommenden Nacht setzt Warmluftadvektion ein, die sich durch Aufzug hoher Wolkenfelder bemerkbar macht. Ab morgen früh kann dann Regen einsetzen, der die Trockenheit lindern wird. Weitere Regengebiet werden im laufe der Woche folgen und besonders zum Donnerstag und Freitag könnte sich eine Unwetterlage zusammen brauen. Wie oben im Tagebuch bereits erwähnt, es scheint eine Neuauflage des nassen und stürmischen Februar – Wetters zu geben. Allerdings wird die ganz kalte Luft vertrieben und nächtliche Bodenfröste werden seltener und milder.

Blick vom Seebad Wendorf über die Wismar – Bucht zur Holz verarbeitenden Industrie. In Wismar befindet sich einer der größten Holz – Cluster Europas. Hier werden täglich ganze Wälder angeliefert und verarbeitet.


Die möglichen, neuen Berechnungen des ECMWF für Wismar bezüglich akkumulierter Regenmengen bis zum 18.04.2022, 02.00 Uhr: minimal: 30,3 l/qm, maximal: 94,2 l/qm und im Mittel: 56,0 l/qm.

Frühjahrs – Lorcheln (Gyromitra esculenta) wachsen bereits seit März. Dieses Foto hat unser Pilzfreund Michael Junge aufgenommen. Auch Phillip Müller hatte im Jesendorfer Kiefernforst am 22.03.22 etliche Mini –  Lorcheln in der Grasnarbe eines Waldweges entdeckt. Ihnen wird der Regen hoffentlich nicht zu spät gekommen sein.


Montag, 04. AprilEndlich Regen! Seit dem Vormittag regnete es flächig, meist in leichter bis mäßiger Intensität. Die großen Mengen waren es bisher nicht, aber die Bäume sind noch nicht belaubt und daher ist ein nennenswerter Anfang gemacht. Bis 18.20 Uhr gelangten 4 Liter in meinen Messbecher. Das mag aber nicht ganz korrekt sein, da er mit etwa 1 m Abstand von einer Hauswand steht und heute ein stürmischer Wind wehte. Somit kann dieser Wert ein wenig vom Winde verweht sein. Aber weiterer Regen folgt in den nächsten Tagen. Morgen soll es nicht viel werden, aber ausgerechnet am Mittwoch kann es wieder sehr regnerisch werden. Das könnte meine Mittwochsexkursion gefährden. Wenn nicht anders, kann sie auf das Wochenende verlegt werden, da keine weitere Veranstaltung auf dem Plan steht. Am Donnerstag deutet sich immer mehr ein schwerer Sturm an. Nicht der Tag, um unseren Wäldern einen Besuch abzustatten.

Auch erste Schwarzweiße Becherlorcheln (Helvella leucomelaena) quälten sich aus dem grobkörnigen Sandboden und litten sichtlich unter den ungünstigen, trockenen Verhältnissen. Standortfoto Phillip Müller am 22.03.22 im Kiefernforst Jesendorf.

Auf dem Plan steht zum Monatswechsel ein Pilzwochenende in Mecklenburg. Dafür habe ich uns in das Haus der Naturfreunde in Karnin eingemietet. Das Objekt liegt in malerischer und ruhiger Lage im Warnowtal Karnin. Es ist sehr preiswert, allerdings gilt Selbstversorgung. Siehe unter Termine! Bisher liegen erst wenige Anmeldungen vor. Wer also Lust auf ein pilziges Wochenende mit Morchel – Potenzial hat, sollte sich bei mir und im Haus der Naturfreunde anmelden. http://www.schwerinersee.de

Haus der Naturfreunde im Warnowtal Karnin.


Die akkumulierten, möglichen Regenmengen vom ECMWF bis zum 19.04.2022: Minimal: 28,00 l/qm, maximal: 77,1 l/qm und im Mittel: 47,2 l/qm.


An dieses Buch kann ich mich noch sehr genau erinnern. Abgebildet auf dem Umschlag der Sommersteinpilz. Nach dieser und weiterer Zeichnungen im Inneren des Buches lernte ich damals den Sommersteinpilz vom Gemeinen Steinpilz zu unterscheiden.

Dienstag, 05. April – Vor einigen Tagen brachte mir ein Verwandter der früheren Kreisbeauftragten für Pilzaufklärung und Beratung in Wismar, Annalotte Heinrich, noch einige Bücher aus ihrem Nachlass in das Info – Zentrum. Wie nicht anders gewohnt, mit reichlich persönlichen Notizen von ihr versehen. Auch alte Zeitungsartikel und Info – Blätter fanden sich zwischen den Buchseiten. Mit dabei waren alle sechs Bände von Michael – Hennig – Kreisels „Handbuch für Pilzfreunde“. Besonders gefreut habe ich mich über einen dicken Wälzer, den ich noch aus meiner Kinder- und Jugendzeit in Erinnerung hatte. Es handelt sich um ein Buch von Albert Pilat, welches mit 120 Farbtafeln von Otto Usak ausgestattet ist. Es stammt aus dem Jahre 1954 und wurde vom Artia – Verlag in Prag herausgebracht. Während ich einige Bücher dieses Verlages in Tschechisch besitze, ist dieses Buch allerdings mit deutschem Text versehen. Auch dieses Werk ist mit einigen Schriftzügen von Fräulein Heinrich versehen. Daraus geht beispielsweise hervor, dass sie vom 03.07.1954 bis zum 30.09.1981 Kreisbeauftragte für Pilzaufklärung war. Ab 01.10.1981 übernahm  Siegrid Steinbrecher die Amtsgeschäfte als Kreisbeauftrage und ich stieg als jüngster Pilzberater des Bezirkes Rostock in Form eines Ortsbeauftragten mit ein. Siegrid Steinbrecher übte diese Funktion bis zur Wende aus und danach kümmerte ich mich um den Fortbestand dieser Einrichtung.

Die Unterschiede beider Arten in Text und Bild erklärt und Gegenüber gestellt. Diese Abbildungen nahm ich im Kopf mit in den Wald und freute mich nun riesig, dieses Buch nach so langer Zeit mal wieder in den Händen zu halten. Auch hier finden sich  persönliche Anmerkungen von Fräulein Heinrich.

Auch den Kiefern – Steinpilz hat der Zeichner Otto Usak gut getroffen, wie ich finde.

Zur aktuellen Entwicklung: Heute war es vergleichsweise ruhig. Bei meist stärkerer Bewölkung tröpfelte es gelegentlich ein wenig. Um 18.10 Uhr befanden sich in meinem Messbecher 1 Liter. Kaum der Rede wert, aber in der kommenden Nacht soll sich der Regen etwas verstärken und in Form einer Warmfront nach Nordosten schwenken. Der größte Teil Deutschlands befindet sich am Mittwoch somit im Bereich eines Warmsektors und die Temperaturen können örtlich bis auf 17 Grad steigen, bevor am Donnerstag im Gefolge einer markanten Kaltfront die Temperaturen wieder auf Talfahrt gehen sollen. Die Kaltfront kann mit Pauken und Trompeten, vor allem über die Mitte Deutschlands ziehen. Kräftige Regengüsse mit Blitz und Donner und schwere Sturmböen werden damit einher gehen. Morgen wird die Warmfront aber weiterhin über die Küstenregionen schleifen und später in die Kaltfront übergehen. Das bedeutet, dass es bei uns immer wieder regnen kann. Ich werde morgen entscheiden, ob es für mich Sinn machen würde, zur Mittwochsexkursion aufzubrechen. Ansonsten wird sie auf das Wochenende verlegt, genauer gesagt auf Sonntag, da am Sonnabend ein neuer Schwall hochreichender Kaltluft einfließen soll. Bei Temperaturen von -35 Grad in 5 Km Höhe ist mit turbulentem Aprilwetter zu rechnen.

Ein aktuelles Frischpilzfoto von heute. Aufgenommen auf dem Hof des Info – Zentrums an einem alten Erlen – Stubben. Wir sehen das Gallertfleischige Stummelfüßchen (Crepidotus mollis). Gut lässt sich die gelatinöse Schicht unterhalb der Huthaut erahnen, die so charakteristisch für diese dadurch leicht kenntliche Art ist.


Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen vom ECMWF bis zum 20. April, 2.00 Uhr: Minimal 22,7 l/qm, maximal 64,1 l/qm und im Mittel: 37,9 l/qm.


Mittwoch, 06. AprilNennenswert geregnet hatte es in der vergangenen Nacht und tagsüber gab es nur hin und wieder kurze, unergiebige Schauer. Um 18.00 fand ich in meinem Messbecher am Standort Steinpilz – Wismar, in der historischen Altstadt, 5 Liter vor.

Der Wald bei Großklützhöved war heute das Ziel meiner ersten, planmäßigen Mittwochsexkursion des Jahres.

Start und Endpunkt meiner Exkursion. Liebe Pilz- und Naturfreundinnen und Freunde. Kommt hier bloß nicht vom Wege ab. Der Wald ist privat und darf nicht betreten werden!

So stand heute der geplanten Mittwochsexkursion fast nichts im Wege. Den Reigen der diesjährigen  Mittwochsexkursionen eröffnete das Messtischblatt 1933 = Großklützhöved. Es besteht zu 90 % aus Ostsee. Nur im dritten Quadranten findet sich ein Zipfel Landfläche, eben bei Großklützhöved. Somit habe ich heute auch gleich das gesamte MTB abgearbeitet, denn mit marinen Pilzen kenne ich mich leider nicht aus. Etwas Wald findet sich hier unweit der SwinGolf – Anlage und des Cafe Großklützhöved, welches hungrige Wanderer und Golfspieler zum Kaffee und Kuchen einlädt. Auch heute war geöffnet, aber ich verzichtete auf einen Besuch, da ich gleich zu Beginn meiner Exkursion aufgefordert wurde, meinen Namen und meine Anschrift zu nennen. Grund war, dass ich es wagte, meinen Fuß in den dortigen Wald zu setzen. Dieser sei Privat und daher habe ich dort nichts zu suchen. Weder ein Zaun, noch ein Hinweisschild wies auf diesen Umstand hin. Selbstverständlich weigerte ich mich, meine Personalien preis zu geben und wies meinerseits darauf hin, dass es nicht ersichtlich sei, dass dieses Waldgrundstück Privat sei und nicht betreten werden darf. Ich machte deutlich, dass Jedermann das Recht besitzt, unsere Wälder, sei es Landesforst oder Privatwald, zu betreten und das auch abseits der Wege. Es sei denn, es handelt sich um sensible Schutzgebiete oder es findet gerade Holzeinschlag oder eine Treibjagd statt.

Kaum hatte ich den Häutigen Lederfältling (Byssomerulius corium) entdeckt und fotografiert, wurde ich zur Rede gestellt, was ich auf dem Gelände eines Privatwaldes zu suchen hätte und wurde aufgefordert, meinen Namen und Adresse zu nennen, sowie den toten Ast sofort wieder in den Wald zu legen.

Liebe Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, lasst euch nicht von solchen Leuten einschüchtern! Sie besitzen nicht das Recht dazu, euch das Betreten von Wäldern zu untersagen und schon gar nicht, die Personalien zu verlangen. Dazu befugt sind einzig sich ausweisende Behördenmitarbeiter (Ordnungsamt, Forstamt oder Polizei). Waldregeln 5430072_t201902080

Selbstverständlich setzte ich meine Exkursion fort. Es handelt sich um gemischten Laubwald mit größeren Erlen und Eschenanteilen. Viele Eschen sind auch hier leider vom Eschen – Triebsterben in Mitleidenschaft gezogen und teils umgestürzt. Es steht aber noch ein nicht unerheblicher Teil, so dass es hier durchaus möglich sein könnte, dass zu gegebener Zeit (Löwenzahnblüte) die eine oder andere Morchel das Licht der Welt erblicken könnte. Heute war es dafür noch zu früh, aber es ist zu merken, dass der Regen der Natur bereits auf die Sprünge hilft. Sollte es, so wie es derzeit aussieht, ab nächste Woche deutlich wärmer werden, dürfte es kein halten mehr geben und die Natur wird regelrecht explodieren. Ein gesonderter Bericht von der heutigen Exkursion folgt in Kürze.

Die feuchtkühle Witterung der letzten Tage hat auch die Judasohren (Hirneola auricula – judae) wieder zum Leben erweckt. 06.04.2021 im Wald Großklützhöved.

Zuvor müssen wir noch einige Tage turbulentes Wetter, in wieder zunehmend kälterer Luft überstehen. Zumindest steht dadurch noch einiges an Wasser von oben auf der Agenda. Morgen herrscht in weiten Teilen Deutschlands Unwettergefahr. Besonders entlang einer Kaltfront kann es ordentlich zu Sache gehen. Die soll unser Einzugsgebiet gegen Mittag überqueren und kräftigen Regen mit Sturmböen im Gepäck haben. Aber erst auf ihrem weiteren Weg in Richtung Südosten wächst sie sich zu einer Unwetterfront mit zum Teil Schweren Sturmböen und Gewittern aus. Die nachfolgende Höhenkaltluft kann aber zum späteren Nachmittag und Abend auch bei uns kräftige Schauer und einzelne Gewitter auslösen. Es sollte also noch einiges an Regen zusammen kommen.

Ganz jung und frisch brechen diese Judasohren aus der Ritze des am Boden liegenden Holunderstammes heraus. Oberhalb erkennt man den kreideweißen Belag des Holunder – Rindenschichtpilzes (Lyomyces sambuci).


Das ECMWF berechnet heute bis zum 21.04.2022 – 2.00 Uhr folgende Regenmengen für die Hansestadt: Minimum: 19,5 l/qm, maximal: 89,3 l/qm und im Mittel: 37,2 Liter auf den Quadratmeter.


Bei der Osterdekoration war auch dieses kleine Gesteck dabei, welches ich vor etlichen Jahren in Keez gebastelt habe. Ganz einfach und sicher sehr kitschig, aber es ist mir an mein Herz gewachsen. Von Anfang an und es erinnert mich auch an eine schöne, gemeinsame Zeit mit Irena und Jonas in Keez.   

Donnerstag, 07. April – Langer Tag im Informationszentrum. Ich nutzte ihn, um unsere beiden Schaufenster zu putzen und neu zu gestalten. Immerhin rückt das Osterfest näher und ich entschloss mich, die Osterdekoration und alte Gestecke aus dem Keller zu holen. Richtig motiviert dazu war ich allerdings nicht. Nicht so wie vor Corona – Zeiten, als ich es kaum erwarten konnte, unseren Laden auf Ostern einzustimmen. In den letzten beiden Jahren machte es auch wenig Sinn, denn durch die Corona – Auflagen waren nicht viele Menschen zum Einkaufen oder zum Stadtbummel unterwegs. Auch Urlauber blieben aus b. z. w. durften erst gar nicht kommen. Die Stimmung war und ist leider auch derzeit immer noch sehr gedrückt. Aber was soll es, wir können nicht ewig in Lockdown – Stimmung sein, obwohl die Zeiten, in der wir gerade Leben, nicht gerade rosig sind. Eher bedrückend und beklemmend. Krieg im Osten und dazu wird noch vieles teurer. Besonders Energie und Sprit – Preise explodieren und im Gefolge viele andere Dinge des täglichen Bedarfs. Wie dem auch sei, im Steinpilz – Wismar ostert es jedenfalls.

Ostergesteck auf der Basis eines Eichenwirrlings.

Der Inhalt des Paketes von Catrin: Buckel – Tramete, Hölzchen mit Zinnoberroten Pustelpilzen, Laubholz – Harzporling mit zartem Anis – Duft, Pflaumen – Feuerschwamm und Holzkohlenpilzen.

Bevor ich mit den Schaufenstern anfing, öffnete ich noch ein Paket, welches mich gestern erreichte. Es stammt von unserer neuen Pilz- und Vereinsfreundin Catrin aus Katelbogen bei Bützow. Sie war bereits am Sonnabend mit zu unserer Wanderung und hatte im Anschluss noch bei Neukloster interessante Holzkohlenpilze entdeckt. Catrin möchte tiefer in die Materie einsteigen und war schon mit dem Bützower Pilzberater Klaus Warning einige male im Feld, um sich anlernen zu lassen. Klaus verwies sie zu uns und sie wurde sogleich Mitglied in der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. Ihr Ziel ist es, die Prüfung zur Pilzberaterin beim Landes Gesundheitsamt in Rostock abzulegen. Der Landespilzsachverständige, Dr. med. Oliver Duty, freut sich über jeden Nachwuchs. So ließ sie mir nicht nur die Holzkohlenpilze zukommen, sondern legte noch einige andere Arten in die Postsendung. Die Pilze werden unsere Dauerausstellung bereichern.

Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica). Gestern war ich im Raum Boltenhagen zu meiner Mittwochsexkursion unterwegs. Eigentlich die Heimat der Holzkohlenpilze, aber der Wald bei Großklützhöved hielt sie vor mir verborgen.

Zum Wetter: Sturmtief Nasim zog heute von Dänemark weiter nach Südschweden. Die Kaltfront überquerte Mecklenburg um die Mittagszeit mit kurzzeitig heftigem Regen und Graupel. Nach kurzer Wetterberuhigung folgte am Nachmittag klassisches Aprilwetter mit Schauern und einzelnen Gewittern. Dazwischen fand immer mal die Sonne Platz, so dass das heute ein Tag für Liebhaber von Regenbögen war. Auch in der Nacht kann es weiter schauern. Morgen soll es bei uns weniger regnen, bevor am Sonnabend ein neuer Schwall sehr kalter Höhenluft folgen soll und das aprilhafte Schauerwetter wieder kräftig aufleben lassen wird.

In der nächsten Woche soll es dann aber wärmer werden. Zeigten die Berechnungen der letzten Tage doch eine deutliche und nachhaltige Erwärmung an, so ruderten die Modelle inzwischen wieder zurück. Es wird zwar wärmer, aber wie nachhaltig das sein wird, steht eher in den Sternen. Auch sollte es für einige Zeit unter Hochdruckeinfluss trocken bleiben. Aber auch dieses Szenario steht auf wackligen Füßen. Heute sieht es eher wieder wechselhafter aus, mit weiteren Regenfällen. Ich denke, nichts ist uns lieber, wie Wasser von oben.  

Weniger auf Wasser von oben angewiesen ist das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma). Besonders dekorativ und kontrastreich macht es sich an Birke, mit ihrer hellen Rinde. Der Schlauchpilz entwickelt sich zunächst unter der Rinde und sprengt diese dann auf. 06.04.2022 im Wald bei Großklützhöved.


In meinem Messbecher befanden sich um 18.25 Uhr 6 Liter.

Nach dem ECMWF können wir bis zum 22.04. – 2.00 Uhr akkumuliert folgende Regenmengen erwarten: minimal 14,6 l/qm, maximal 75,2 l/qm und im Mittel: 37,7 l/qm.


Auch dieses antiquarische Büchlein stammt aus dem Nachlas von Annalotte Heinrich. Es dürfte aus den 1030er Jahren stammen, weil es im Text auf die Volksgesundheit anspielt. Die Begründung der Pilzberatung ist im wesentlichen auf diese Zeit zurück zu führen.

Freitag, 08. April – Heute Vormittag kurz zum Baumarkt b. z. w. dem integrierten Gartenmarkt, um, wie jedes Jahr zum Saisonbeginn, etwas grünes und blühendes für meine Außendekoration im Eingangsbereich des Info – Zentrums zu besorgen. In der Regel Männertreu, aber auch anderes Blühzeug, dass nicht nur für wenige Tage oder Wochen seine insektenfreundlichen und für uns Menschen augenfreundlichen Blüten entfaltet. Allerdings weiß ich nicht, wer von der Insektenwelt auf blau blühendes Männertreu abfährt. Ich hatte Glück, es waren gerade noch zwei kleine Paletten mit insgesamt 20 Pflanzen im Angebot. Dazu noch einen größeren Topf mit bereits farbig blühenden Margariten. Ansonsten habe ich vor der Tür auch Koniferen und säe zusätzlich noch Wildkräuter – Samen mit ein.

Am Nachmittag ging es dann im Laden mit Frühjahrsputz weiter und ich baute die Dauerausstellung ab, um sie aufzufrischen und zu erneuern. Dabei musste einiges in der Biotonne landen, denn einige Porlinge sahen einfach nicht mehr optimal aus b. z. w. sie waren innerlich von Insekten zerfressen und drohten zu zerfallen. Nun muss frisches Moos organisiert werden und dann wird die Ausstellung pünktlich zu Ostern wieder in frischem Glanz erstrahlen. Tolle Rotrandige Baumschwämme u. a. Porlinge hatte ich bereits am Sonnabend von unserer Wanderung am Panzower Bach mitgenommen. In welcher Form dann auch Frischpilze zu sehen sein werden, liegt nicht vordergründig an mir, sondern eher daran, was nach den Regenfällen, trotz der unterkühlten Witterung, in der nächsten Zeit schon mal in Wald und Flur angeboten wird.

Diese Pilze haben meinen „Tüv“ überstanden und werden wieder auf die Ausstellungsfläche gelangen.

Zur Wetterentwicklung: heute gab es vereinzelte Regen- und Graupelschauer, örtlich auch mit Blitz und Donner. Morgen wird die Schichtung durch bis zu minus 35 Grad kalte Luft in 5,5 Km Höhe noch deutlich labiler. Daher werden die Schauer wieder zahlreicher und stärker ausfallen. Auch Gewitter können auftreten.

Unsere Ausstellungsfläche ist ein kleines Universum des Lebens. Natürlich wird hier auch gesponnen und das ist auch sehr wichtig, denn durch die lebenden Exponate gelangen allerhand Insekten in die Ausstellung. Hier sehen wir allerdings eine Spinne, die auch sonst eine häufige Untermieterin in vielen Wohnungen ist. Also ein Haustier. Ich bin zwar kein Spinnenexperte, aber es könnte sich um die „Spinne des Jahres 2018“ handeln, der Gewöhnlichen Fettspinne (Steatoda triangulosa), die es sich hier auf einem alten Birkenporling gemütlich gemacht hat. Fettspinnen gehören in die Familie der Kugelspinnen. Tatsächlich glänzt das Tier, als wäre es gerade einem Fettnäpfchen entsprungen. Ich hoffe, ich habe mir hier nichts zusammen gesponnen.

Eigentlich wollte ich morgen kurz in den Wald, um frisches Moos zu holen. Mal schauen, ob ich zwischen den Schauern einen günstigen Moment erwische. Auch am Sonntag kann es in weiter sehr kühler Luft noch verbreitet Schauern. Montag stellt sich die Anströmung auf Südwest um und deutlich wärmere Luftmassen machen sich auf den Weg bis zu uns in den Norden. Im Zusammenspiel mit den gefallenen Niederschlägen sollte die Natur dann einen Satz nach vorne antreten.

Hier sehen wir gleich mehrere, sporenbildende Organismen in trauter Eintracht. Zunächst den Stoppligen Drüsling (Exidia truncata), der zu den Gallertpilzen gehört. Dann die Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthorina parietina) und nicht zuletzt noch Moose. 06.04.2022 im Wald bei Groß Klützhöved.

Das Wetter zu Ostern kann aus heutiger Sicht noch nicht sicher vorher gesagt werden. Das amerikanische GFS – Modell, welches jeder kostenlos auf http://www.wetter-online.de unter „Modelkarten für unsere Profis“  durchlaufen lassen kann, rechnet mit einem neuen Vorstoß polarer Kaltluft und wieder verbreiteten Nachtfrösten. Andere Modelle, so wie das ECMWF, lassen es auch über Ostern relativ warm. Dafür sieht das GFS beim heutigen Abendlauf in der Woche nach Ostern warme Luftmassen, die von einem Italien – Tief aus dem östlichen Mittelmeerraum zu uns gelangen sollen. Ganz astrein soll es aber nicht bleiben, so dass es zumindest gelegentlich bis in die Mittelfrist zu Niederschlägen kommen kann. Und das sollte für uns auch das wichtigste sein.

Pilze in Massen kann man jetzt auf den abgestorbenen Stängeln der Großen Brennnessel antreffen. Zum einen das Orangerote Brennnesselbecherchen (Calorina fusarioides) und zum anderen (die schwarzen Punkte) den Zugepitzten Kugelpilz (Letosphaeria acuta). Fotografiert am 06. April 2022 im Wald Großklützhöved.

  • In meinem Messbecher befanden sich um 18.00 Uhr 3 Liter.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 23.04.2022 – 2.00 Uhr: minimal 8,4 l/qm, maximal 79,2 l/qm und im Mittel 28,8 l/qm.


Auch die Ausrufung des Europäischen Pilztages geht auf das Konto des Tintling und somit auf Karin Montag zurück. Jeweils am 4. Sonnabend im September begehen die Pilze ihren Ehrentag.

Sonnabend, 09. April – Gestern flatterte mir der neue „Tintling“ in das Haus. Die „Bildzeitung“ für Laien und Fortgeschrittene bezüglich Pilze rundum http://www.tintling.com. Ausgabe 2/2022 im 27. Jahrgang. Herausgeberin ist Karin Montag im Saarland. Eine Powerfrau ohne Gleichen und welch eine Leistung diese Zeitschrift und viele andere Projekte in punkto Pilzkunde über so einen langen Zeitraum konstant und immer pünktlich aufrecht zu erhalten. Da darf getrost der Hut gezogen werden, sofern man einen auf hat! Schließlich sind es in Bälde drei Jahrzehnte! Ich weiß noch genau, als ich das erste Exemplar in den Händen hielt. Brigitte Schurig brachte es zu einer unserer gemeinsamen Kartierungsexkursionen mit Prof. Dr. Jürgen Schwik mit. Bereits kurz darauf abonnierte ich die Pilzzeitung und steuerte vor meiner digitalen Kariere auch zwei größere Artikel über die langjährige Pilzberatung in Wismar und schließlich über den Steinpilz – Wismar bei. Nicht immer ist alles korrekt bei den vielen Autoren und manches durchaus streitbar. So wurde hier auch schon so manch kleine Schlacht der Meinungsverschiedenheiten ausgetragen. Beispielsweise eine sehr konträre Diskussion über die sogenannten „Heilpilze“ und ob Pilzberater sich überhaupt mit diesem Thema beschäftigen b. z. w. diese bewerben und selbst verkaufen dürfen. Die kürzlich leider verstorbene und ehemalige Landespilzberaterin Mecklenburg – Vorpommerns, Frau Dr. Schmidt, war vehement dagegen und bezog ihrerseits heftige Kritik von Befürwortern dieser Praxis. Ich persönlich halte auch nicht viel davon, dass es die Aufgabe eines Pilzsachverständigen sei, sich diesem Thema beratungstechnisch zu verschreiben. So weit es mir möglich ist, gebe ich jedoch gerne Auskünfte diesbezüglich, würde aber nicht mit solchen Vitalpilzen Handel betreiben, denn das fällt sicher unter das Drogengesetz und dafür sind Apotheken oder Reformhäuser die bessere und vor allen befugtere Instanz. Und natürlich gibt es im www. allerhand Pülverchen und weitere Erzeugnisse diesbezüglich. Und manchmal habe ich den Eindruck, bei den Anbietern soll vor allem kräftig die Kasse klingeln. 

Pilzpülverchen gibt es freilich auch im Steinpilz – Wismar. Allerdings nicht bezüglich möglicher Heilwirkung, sondern zur Veredlung von Suppen und Soßen. Der Genusswert steht hier im Vordergrund.

Der Orangeseitling (Phylotopsis nidulans) hat besonders in jüngster Zeit einen deutlichen Zuwachs seiner Häufigkeit in Mecklenburg erfahren. Das Foto entstand im November 2020 in den Peeschen Tannen.

Aber nun bin ich ganz abgeschweift vom eigentlichen Thema, welches ich noch erwähnen wollte. So ist hier ein interessanter Artikel von Bernd Mühler aus Chemnitz über die fast explosionsartige Ausbreitung von fünf Pilzarten seit dem Jahr 2000 in Deutschland erschienen, welches ich auch für M-V bestätigen kann. Es handelt sich um folgende Arten: Krauser Adernzähling, Orangeseitling, Laubholz – Harzporling, Rosa – Helmling und  Blasse Borstentramete. Einzig letztere hat es noch nicht so recht bis zu uns geschafft. Dass heißt, angekommen ist die Blasse Borstentramete auch schon an der Ostseeküste, nämlich auf der Insel Poel, wo ich diesen markanten Porling vor wenigen Jahren an einer Buche im Eichenpark Schwarzer Busch fand. Alle anderen genannten Pilzarten sind in den letzten Jahren fast inflationär in Ausbreitung begriffen. Woran mag das liegen? Ist es die Klimaerwärmung? Außerdem wird die bekannteste Pilzvergiftung der Welt thematisiert. Um welche es sich handelt, brauche ich hier wohl nicht näher zu erwähnen, weil es ja ohnehin jeder weis. Wenn nicht, „Tintling“ besorgen! Auch gibt es in der aktuellen Ausgabe einen schönen, bildreichen Artikel von Dieter Wald, der neben Mykologischem auch weitere Flora und Fauna und noch etwas mehr Spinnerei, also Arachnologie, enthält.

Wesentlich häufiger ist in den letzten 10 Jahren der Krause Adernzähling (Plicatura crispa) in den Wäldern Mecklenburgs geworden. Foto im November 2020.

Aprilwetter klassisch war das heute mal wieder. Ich habe mir bei diesem ungemütlichem Wetter verkniffen, mit meinem Leichtkraftroller Moos aus dem Wald zu holen. Statt dessen entschloss ich mich, die gestern bereits weitgehend von Pilzen abgeräumte Dauerausstellungsfläche komplett abzubauen. Das heißt, im Hintergrund habe ich reichlich Baumstämme und Baumwurzeln zu liegen gehabt, die auch mal begutachtet werden mussten. Tatsächlich wurde einiges davon entsorgt, weil das Holz teilweise vollkommen vermorscht war und Streute wie eine Pulverbüchse. Das alte Moss wurde abgeräumt und insgesamt der Bereich aufgefrischt. 

Eine enorme Ausbreitung hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts auch der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) in unseren Wäldern erfahren. Das Foto entstand auf der ersten  Pilzwanderung diesen Jahres am 02. April 2022 am Panzower Bach.

Mal schauen, ob es mir morgen gelingt, kurz in den Wald zu fahren. Es soll ja immer noch mit reichlich Schauern zu rechnen sein. Die Höhenkaltluft hält sich bei uns im Nordosten noch bis Montag, wobei die Schauer allmählich weniger und schwächer werden sollen. Dann geht es für einige Tage mit den Temperaturen sprunghaft nach oben. Spätestens am Donnerstag soll uns die nächste Kaltfront überqueren. Die Temperaturen sinken also wieder und etwas Regen soll damit auch verbunden sein. Für die Woche vor und an Ostern tischen uns die meisten Wettermodelle wieder ziemlich unterkühlte Aussichten auf. Das amerikanische GFS sieht an Ostern sogar noch einmal einen markanten Kaltlufteinbruch mit Schneeflocken und empfindlichen Nachtfrösten! Allerdings war der heutige Abendlauf dieses Modells für Ostern etwas versöhnlicher. Deutlich wärmer und auch regionale Niederschläge. Der Kaltlufteinbruch wurde auf die Tage nach Ostern verschoben.

Der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) kann mitunter auch resupinate Fruchtkörperformen ausbilden. Manchmal duftet er sogar anisartig. Standortaufnahme am 02.04.2022 am Panzower Bach.

Mal schauen, wie weit sich zwei/drei wärme Tage auf die in den Startlöchern sitzende Vegetation auswirken. Ob die Löwenzähne dann schon vermehrt ihre gelbe Pracht entfalten werden. Ich könnte mir vorstellen, dass am langen Osterwochenende schon die eine oder andere Pilzfreundin und auch Pilzfreund kaum noch erwarten kann, die ersten Morcheln in das Osternest legen zu können. Nun, ich wäre diesbezüglich eher noch skeptisch.

Wenn nicht anders, kann man mit solchen Kandidaten vorlieb nehmen. Sie müssen aber ganz jung sein und unverzüglich verarbeitet werden. Auch sollte man auf das obligatorische Osterwasser im kleinen Schnapsgläschen verzichten. Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus) am 06. April 2022 am Standort Großklützhöved abgelichtet.

  • Um 17.35 Uhr befanden sich in meinem Messbecher 0,8 mm.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 24.04 – 2.00 Uhr: minimal 3,5 l/qm, maximal 48,00 l/qm und im Mittel 18,1 Liter auf den Quadratmeter.


Sonntag. 10. April – Bis heute in den späteren Vormittag war das Wetter noch recht stabil. So nutzte ich gleich nach dem Frühstück den Vormittag, um schnell in den Wald zu fahren und etwas Moos für die Erneuerung der Ausstellung zu organisieren. Da ich kein Auto habe, sondern nur meinen Leichtkraftroller, sind meine Transportkapazitäten ziemlich begrenzt. Zwei kleinere Müllbeutel bekomme ich aber schon mit. Das wird wahrscheinlich nicht ganz reichen, so dass ich sicher noch eine Tour fahren muss. Meine Wohnung befindet sich direkt am westlichen Stadtrand von Wismar und so fuhr ich auch in Richtung Westen. Nach gut 10 Minuten erreichte ich bereits den Zielwald, die ehemalige Staatsforst Jamel, zwischen Wismar und Grevesmühlen. Schnell zeigten sich mir die Auswirkungen der Februar – Orkane.

Viele Fichten sind hier zu Boden gegangen und einige hängen noch verkantet zwischen standhafteren Exemplaren fest.

Aus der Ferne leuchtete mich etwas goldgelbes an und machte mich neugierig. Es ist aber nur ein umgedrehter Fichtenstamm gewesen, mit einem, für ihn nun ungünstig liegenden Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). 10.04.2022 in der Staatsforst Jamel.

Die Fichte ist hier der wichtigste Waldbaum und ich schätze etwa 20% des Bestandes ging hier zu Boden. Es sah stellenweise wie auf einem Schlachtfeld aus und einige Bäume hingen noch in Schieflage oder haben sich an noch stehenden angelehnt. Es ist also stellenweise lebensgefährlich, in diesen Bereichen unterwegs zu sein. Besonders schlimm sah es gerade auch dort aus, wo ich schönes Moos in Erinnerung hatte. So fuhr ich den anvisierten Waldweg ein Stück weiter durch, bis in das Gebirge. Ein sehr hügeliger Bereich, in dem ich im vergangenen Jahr im Rahmen eines Schülerprojektes im Auftrag des Forstamtes Grevesmühlen unterwegs war. Dieser Abschnitt nennt sich auf den Forstkarten auch tatsächlich „Im Gebirge“ Eine wirklich wunderschöne Ecke und die Fichtenforste werden hier teils von Buchenbeständen abgelöst. Auch hier wurde reichlich Holz heraus geholt, welches aber schon vor den Stürmen geschah. Sicher durch die Trockenheit der Jahre 2018/19 geschädigte Fichten. Hier fand ich schließlich auch das erhoffte Moos in der mir vorschwebenden Qualität. Überhaupt sah es hier sehr günstig für Frühlingspilze, insbesondere für Lorcheln aus. Schließlich haben wir unweit von hier, auf unserer ersten Pilzwanderung zur Saisoneröffnung im Jahre 2009, ein ganzes Nest von Riesen – Lorcheln entdecken können. Im Fichtenforst! In den Folgejahren war leider am damaligen Fundort nie wieder etwas von ihnen zu sehen. Diese seltene und schöne Lorchel scheint sehr unstet zu sein, wird aber sicher immer mal wieder in diesem Revier auftauchen. Heute hatte ich diesbezüglich Pech und habe auch nicht lange gesucht. Das Moss war wichtig und bevor durch den Tagesgang angefacht das April – Wetter  erneut einzusetzen drohte, wollte ich wieder in Wismar sein, zum Frühschoppen in meiner Stammkneipe, in der ich bereits sehnsüchtig erwartet wurde.

Im Gebirge. Im Hintergrund erkennt man den Übergang zum Buchenbestand.

Zum Wetter: Morgen noch ziemlich kühl, aber dann geht es zumindest für 2/3 Tage steil nach oben mit den Temperaturen. Eitel Sonnenschein wird es nicht geben, da die starke Südströmung reichlich Saharastaub im Gepäck haben soll. Pünktlich zum Osterwochenende rutschen die Temperaturen dann wohl wieder in den Keller. Besonders nach Ostern kann es nochmals empfindlich kalt mit Regen und Schneefällen werden. Ich weis nicht so recht, in punkto gutes Morchel – Jahr habe ich so meine Bedenken!  

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) von oben. Er wird auch unter der deutschen Bezeichnung Fichten – Porling geführt. Eigentlich suboptimal, da dieser schöne Porling an verschiedenen Nadel-, wie auch Laubhölzern fruktifizieren kann. Hier ist es eine umgestürzte Erle im Wald Großklützhöved am 06.04.2022.

  • In meinem Messbecher befanden sich um 19.00 Uhr 0,5 Liter!

Die akkumuliert berechneten Regenmengen für Wismar des ECMWF bis zum 25.04.2022: minimal 2,4 l/qm, maximal 34,7 l/qm und im Mittel sind 13,2 l/qm möglich.


In der Bildmitte Annalotte Heinrich und Siegrid Steinbrecher während der Fundauswertung auf einer Pilzwanderung um 1980 herum.

Montag, 11. April – In den Büchern, die ich kürzlich aus dem Nachlas meiner Lehrmeisterin Annalotte Heinrich erhalten habe, finden sich auch einige Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit, insbesondere aus den 1970er Jahren. Vor allem auch aus der Ostsee – Zeitung oder aus Zeitschriften. So lange ich Denken kann, bezogen meine Eltern dieses Blatt und ich übernahm diese Tradition. Schließlich habe ich auch ein Interesse an dieser Tageszeitung, weil ich meine Veranstaltungen dort angezeigt wissen möchte. Bevor der Steinpilz – Wismar online ging, habe ich auch einige Artikel für verschiedene Blätter zum Thema Pilze geschrieben, die freundlicherweise auch veröffentlicht wurden. Schließlich ist man ja auch angehalten, Aufklärungsarbeit zu leisten. 

Kapitän Brass in der OZ zu DDR -Zeiten.

So habe ich jetzt einen kleinen Artikel entdeckt, der mir sehr viel Freude bereitete. War es doch ein Wiedersehen mit Käpten Brass. Zu DDR – Zeiten ein muss für meine Mutter, denn hier stand mitunter auch kritisches drin und das brachte den Seemann manchmal ganz schön in Brass! Aber es gab an dieser Stelle auch Lob, für besonders gelungene Aktivitäten in unserer Stadt. So wurde die Pilzberatungsstelle erwähnt, mit ihrer ständigen Dauerausstellung im Schaufenster. War sie zunächst noch recht zurückhaltend in ihrer Präsentation, so baute ich sie schließlich immer mehr aus. Anstatt locker verteilter 5 – 10 Frischpilzarten, gab es bei mir, je nach Angebot, zwischen 30 und 50 Pilzarten zu sehen. Oftmals hatte ich ganz schön zu tun, alles wichtige dort unterzubringen und es sollte trotzdem übersichtlich sein und ein ansprechendes Gesamtbild abgeben.  Unzählige dieser arbeitsintensiven Schaufenster – Ausstellungen habe ich bis Ende 2002 dort präsentiert. Man kann vielleicht erahnen, wie viel Zeit, Arbeit und vor allem Herzblut darin steckte.

Leserbriefe bei Kapitän Brass in der Ostsee – Zeitung.

Jede Ausstellung anders und nur für 3 bis 4 Tage ansehnlich. Danach alles ausgeräumt und wieder neu dekoriert. Zwei mal die Woche und zwischendurch in den Wald und Nachschub holen, der dann im Kühlschrank zwischen gelagert wurde. Und oftmals hatte ich damit noch zu tun, wenn viele andere Menschen bereits ins Bett gingen, um am nächsten Tag ausgeruht zur Arbeit zu gehen. Der Dank waren meist die Menschen, die sich hier ständig über das aktuelle Frischpilzaufkommen informierten oder die aus Zufall so ein ganz außergewöhnliches Schaufenster entdeckten und fotografierten. Ich möchte nicht wissen (oder doch?) in wie vielen Fotoalben noch Bilder von meinen damaligen Ausstellungen versteckt sind. Auf einer Pilzwanderung war damals eine Dame aus Rostock mit dabei, die mir erzählte, wenn sie mal in Wismar sei, muss sie unbedingt das Pilzfenster besuchen. Dort sei ein Künstler am Werk und es gibt dort tolle und tatsächlich echte Pilze zu bewundern. „Nun, sagte ich, ein Künstler ist es ganz gewiss nicht. Der Mensch präsentiert und inszeniert nur die vergänglichen Kunstwerke der Natur“. 

Einer meiner unzähligen Schaufensterausstellungen in den 1990 er Jahren.

Bis zur Wende habe ich im Dreischicht  – System in der Wismarer Konsum – Großbäckerei gearbeitet. Nach Feierabend oder wenn ich Spätschicht hatte Vormittags, war die Pilzberatung an der Reihe. Ja, auch schon damals war ich praktisch immer im Dienst und daran hat sich bis heute nichts geändert. Trotz allem bin ich wohl der am längsten Arbeitssuchend gemeldet Hartz IV – Empfänger in der Hansestadt Wismar. Ein Sozialfall! Nur soviel zur  Wertschätzung meiner Lebensleistung. Arm wie eine Kirchenmaus werde ich dereinst von dieser Welt scheiden, aber ich habe zumindest meinem Leben einen Sinn gegeben und vielleicht auch anderen Menschen etwas davon abgegeben.

Während ich in längst vergangenen Zeiten schwelge, hat unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids die Morchel – Saison 2022 eröffnet. Wir sehen eine Spitzmorchel (Morchella conica) am verschwiegenen Standort im Brandenburgischen. Anscheinend eine sehr zuverlässige Stelle, denn seit Jahren hat Johanna hier Glück. Allerdings meist nur wenige Exemplare. In diesem Jahr waren es drei, wobei die anderen beiden leider Trockenschäden aufwiesen, so Johanna.

  • Über Nacht gelangten noch 0,5 Liter Regenwasser in meinen Messbecher.

Das ECMWF berechnet akkumuliert bis zum 26.04 – 2.00 Uhr folgende, mögliche Regenmengen für Wismar: Im Minimum 2,6 l/qm, maximal 56,2 l/qm und im Mittel: 14,6 Liter.


Diese beiden Bitteren Zapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus) waren die einzigen Frischpilze, die ich heute in der Kiefernforst Jesendorf fand.

Dienstag, 12. April – Da noch etwas Moos für die Neuauslegung meiner Ausstellungsfläche fehlte, fuhr ich heute nochmals in den Wald. Nämlich in die Kiefernforst bei Jesendorf. Natürlich drehte ich auch meine Runden, denn um diese Zeit ist hier eigentlich allerhand los bezüglich Frühlingspilze. Verschiedene Lorchel – Arten sind hier mitunter in beachtlichen Mengen zu finden und selbst Morcheln können hier das Herz des Pilzfreundes erfreuen. In der Regel Spitzmorcheln, aber vor einigen Jahren fanden sich sogar einige schwachbrüstige Speisemorcheln zwischen Jungkiefern auf aufgeschüttetem Boden. Heute auf ganzer Länge Fehlanzeige! Es gab immer mal teils erhebliche Schwankungen ihres Wachstums, aber das ich nicht die Spur einer Scheiben – Lorchel, Frühjahrslorchel oder Schwarzweißen Becherlorchel vorfinden konnte, war schon bemerkenswert und das gab es bisher nur sehr selten. Ehrlich geschrieben, ich kann mich kaum Erinnern, ob es das für mich hier überhaupt schon mal gab. Woran mag das liegen? Sicher an der Witterung der letzten Wochen, ja Monate.

Gefreut habe ich mich heute über diese Erdsterne (Geastrum spec.). Der Größe nach vermute ich Halskrausen – Erdsterne. 

Der milde, regenreiche Februar lieferte beste Startbedingungen für unsere Frühlingspilze und sicher waren schon die Fruchtkörperanlagen in Vorbereitung. Dann kam der März, mit praktisch kaum einem Tropfen Regen, viel Sonne, kühle Tage und frostige Nächte in meist trockener Luft über Wochen hinweg, dass war einfach Gift! Lorcheln waren im März ja bereits gefunden worden, gerieten aber ins Stocken und nach den jüngsten Regenfällen waren sie oft soweit trockenheitsgeschädigt, dass sie gleich in Fäulnis übergingen. So könnte ich es mir zumindest erklären. Allerdings ist es nicht überall so, denn gestern berichtete mir unser Pilzfreund Phillip Müller, dass in seinem Hauswald die Frühjahrslorcheln wieder dort stehen, wo wir sie im letzten Jahr während einer Pilzwanderung entdeckt haben. Im Fichtenforst!

Erdsterne gehören genauso wie Stäublinge und Boviste zu den Bauchpilzen, deren Sporen im Inneren der Fruchtkörper gebildet werden. Der die Sporen enthaltende Kopfteil dieser Beutel – Stäublinge (Calvatia excipuliforme) ist bereits samt Inhalt vom Winde verweht. 12.04.2022 bei Jesendorf.

Nun bleibt abzuwarten, was die gefallenen Niederschläge noch aus dem Boden locken können. Für Morcheln, an feuchteren Standorten wie Seeuferbereichen, sehe ich jedenfalls noch ganz gute Ausgangsbedingungen. Die Trockenheit im März dürfte hier nicht die große Rolle gespielt haben, höchsten das pilzunfreundliche Wetter insgesamt.

Die ähnlichen, aber kleineren Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum) werden nicht so schnell kopflos. Es bildet sich auf dem Scheitel eine kleine Öffnung und durch mechanische Reize werden die Sporenwolken nach und nach an die Umgebung abgegeben. Standortfoto am 12.04.2021 Kieferforst Jesendorf.

Ähnlich der größeren Buckel – Tramete, neigt auch die Striegelige Tramete dazu, auf der Konsolenoberseite zu veralgen. Die Poren sind bei dieser Art aber nicht länglich – lamelloid, sondern fast kreisrund. 12.04.2012 bei Jesendorf

Nun ist es ja kurzzeitig wärmer geworden, aber bereits an Ostern flutet gerade den Nordosten wieder polare Kaltluft mit empfindlichen Bodenfrösten. Lassen wir uns überraschen, was uns die nächsten drei bis vier Wochen bezüglich Morcheln zu bieten haben. Überbordernd dürfte es wohl nicht werden. Morgen können die Temperaturen auch in Mecklenburg mal die 20 Grad – Schwelle erreichen. In der Nacht zu Gründonnerstag zieht jedoch schon wieder eine erste Kaltfront durch. Das Gute, sie könnte sich gerade bei uns im Norden etwas intensivieren und noch einmal nennenswerten Regen bringen. 5 – 10 Liter auf den Quadratmeter liegen im Bereich des möglichen. Die Wetterentwicklung im Mittelfristzeitraum, bis gegen Ende des Monats, sieht gar nicht so schlecht aus. Zeitweise sollen ab der Woche nach Ostern Tiefdruckgebiete mit Schauern oder gebietsweise auch mal flächigen Regenfällen das Sagen haben. Das GFS simulierte allerdings in Ostseeküstennähe die geringsten Regenwahrscheinlichkeiten. Es könnte sich also oft um konvektive Niederschläge handeln, die das noch kalte Ostseewasser auf Distanz halten könnte. Hoffen wir es nicht, denn ich fiebere einer hoffentlich ergiebigen Maipilz – Ernte entgegen. 

Massenbestände bildet an toten Kiefern- und Fichtenstämmen der Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum) aus. Die Poren gehen hier zwar ins bräunliche über, sind in der Regel aber mehr oder weniger violett gefärbt. 12.04.2022 Kiefernforst Jesendorf.

  • Inhalt meines Regenmessers: 0,0 Liter.

Das ECMWF rechnet bis zum 27.05. – 2.00 Uhr für Wismar minimal 1,7 l/qm, maximal 35,9 l/qm und im Mittel mit 13,6 l/qm. Tendenz also seit Tagen fallend!


Auch wenn ich gestern bei Jesendorf erfolglos nach ihnen Ausschau gehalten habe, es gibt sie doch, die Scheibenlorcheln (Gyromitra ancillis). Phillip brachte mir heute dieses Exemplar zur Mittwochsexkursion mit.

Mittwoch, 13. AprilDer wärmste Tag des Jahres war dieser 13. April 2022 bisher in Mecklenburg. Außerdem stand Mittwoch auf dem Kalender! Klar, dass somit wieder unsere obligatorische Mittwochsexkursion auf dem Plan stand. Ein neues Messtischblatt, im Maßstab 1: 25 000 00, ging an den Start, nachdem es noch in vier Quadranten geviertelt wurde. Es handelt sich um die Topographische Karte 2133 = Grevesmühlen. Im ersten Quadranten hatten wir reichlich Auswahl an Wäldern, Seeuferbereichen oder auch kleineren Bachtälern. So standen der Westteil der Everstorfer Forst zur Diskussion oder auch die Nordspitze der Wotenitzer Tannen. Das Ufer des Ploggensees genauso wie das des Vielbecker Sees. Wir entschieden uns jedoch (wir, das war Phillip Müller und meine Wenigkeit) für ein kleines Bachtal nördlich des Naturschutzgebietes Santower See und anschließendem Wäldchen, welches vorwiegend von Pappeln bestanden war. Schließlich untersuchten wir noch einen kleineren Bereich des Ufersaumes vom Santower See.

Kleines Bachtal nördlich des Santower Sees am 13.04.2022.

Scharbockskraut – Sklerotienbecherling (Sclerotinia binucleata). Praktisch nur mikroskopisch vom Anemonen – Becherling zu unterscheiden. Zumindes wenn sowohl Scharbockskraut wie auch Anemonen zu gegen sind. 13.04.2022.

Eigentlich genau das richtige für eine Frühlingsexkursion und durchaus auch ein Morchel – Erwartungsgebiet. Von ihnen fehlte heute jedoch jede Spur, obwohl im begünstigten Stadtklima der Hansestadt Wismar immer mehr Löwenzähne ihre gelbe Blütenpracht entfalten. Aber Morcheln – Sammeln stand ohnehin nicht auf der Agenda, auch wenn wir sie nicht verschmäht hätten. Kartierten war angesagt und möglichst einige Bilder für dieses Tagebuch und dem sich anschließenden Bericht. So war es diesbezüglich auch recht erfolgreich und Phillip konnte einige Arten neu in seinen Gesichtskreis aufnehmen. An Frischpilzen gab es im wesentlichen „nur“ Sklerotien – Becherlinge, sowohl an Scharbockskraut, wie auch an Anemonen. Diese, an ihren Wirtspflanzen schmarotzenden Schlauchpilze, erleben in diesem Jahr einen imposanten Aspekt, denn auch Phillip konnte sie in den letzten Tagen gehäuft beobachten.

Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa). 13.04.2022 Bachtal bei der Ortschaft Warnow.

Ein sehr schöner Fund waren auch diese Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). Schön sind die konzentrischen Zonen im Längsschnitt zu erkennen.

Zum Wetter. Heute war es doch schon mal sehr angenehm und in Wald und Flur gerieten wir fast schon ins Schwitzen. Das dürfte sich zumindest bei uns im Nordosten an den Osterfeiertagen wieder ändern. Es kühlt deutlich ab und in den Nächten stehen auch wieder Bodenfröste auf dem Programm. Bei http://www.kachelmannwetter.de sind heute Modellkarten der akkumulierten Regenmengen bis nächste Woche Sonnabend eingestellt und verdeutlichen, dass in großen Teilen Deutschlands nicht sehr viel Niederschlag bis dahin vom Himmel kommen soll. Was jedoch nicht so oft vorkommt, mit am meisten Regen kann noch bei uns in Mecklenburg erwartet werden. Das meiste davon soll in der kommenden Nacht und morgen fallen. Immerhin dürfte oder könnte es sich auf 10 – 20 l/qm summieren. Das wäre doch noch mal eine ganz gute Hausnummer. Zumindest berechnet es das ECMWF so. Das amerikanische GFS sieht die höheren Regenmengen eher in Vorpommern und andere Modelle berechnen kaum nennenswerte Mengen. Hoffen wir also darauf, dass das ECMWF recht behält.

Noch einmal Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica). Jüngere, vitale Fruchtkörper, schimmern zunächst rotbräunlich, um im Alter völlig schwarz zu werden. Da sie gerne an toten Eschenstämmen wachsen, könnten diese Schlauchpilze eventuell vom Eschen – Sterben profitieren. 13.04.2022 Bachtal bei Warnow.

  • Bis heute Abend 20.30 Uhr befanden sich 0 Liter in meinem Messbecher.

Trotzdem an dieser Stelle wieder die akkumulierten und möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 28.04.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 5,4 l/qm, maximal 56,5 l/qm und im Mittel 22,2 l/qm.


Gründonnerstag, 14. AprilWie erwartet kam der Regen auch in der vergangenen Nacht. Zwar regnete es strichweise über mehrere Stunden in unterschiedlicher, schauerartiger Intensität, die Mengen blieben aber doch unter den Erwartungen der optimistischsten Wetter – Modelle zurück. In meinem Messbecher, in der Wismarer Altstadt, landeten 4,5 Liter. Trotz allem besser als nichts und da die Wälder immer noch nicht belaubt sind, kam der Niederschlag auch noch gut zu Boden. Viel ist zunächst, abgesehen von einzelnen Schauern, nicht mehr zu erwarten. An Ostern stellt sich wieder pilzfeindliches Wetter ein, mit viel Sonnenschein tagsüber und frostig kalten Nächten am Boden, in trockener Polarluft. Einzig der Wind dürfte kaum eine Rolle spielen.

Der Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) kann als Charakterart des Monats April bezeichnet werden. Wir finden ihn recht häufig an Totholz oder auch noch lebenden Bäumen. Gerne in Erlen/Eschenwäldern. 13.04.2022 im Bachtal nördlich des Santower Sees bei Warnow.

Heute erreichte mich ein Päckchen von unserer Pilzfreundin Hella Wobst aus Ostfriesland, mit herzlichen Ostergrüßen und einem Osterkuchen, extra für mich nach hauseigener Rezeptur gebacken. Liebe Hella, ganz herzlichen Dank und ich werde ihn mir über die Feiertage schmecken lassen. Einen fleißigen Osterhasen auch dir und beste Grüße aus dem Steinpilz – Wismar von deinem Pilzfreund Reinhold.

Im laufe der nächsten Woche soll das Osterhoch dann von mehreren Tiefs in die Zange genommen und nach Norden abgedrängt werden. Da daran mehrere Tiefkerne beteiligt sein werden, hängt die weitere Entwicklung von ihren Positionen ab. Tendenziell soll sich bei uns im Norden eine eher östliche Anströmung einstellen, mit der zunehmend feuchtere, aber auch wärmere Luft einströmen kann. In dieser können sich dann immer mal Schauer und Gewitter entwickeln oder sogar mal ein geschlossenes Regengebiet eingesteuert werden. Selbst ergiebige Regenfälle stehen im Bereich des möglichen. Sollte sich diese Tendenz bestätigen, könnte das endlich der Durchbruch zum Pilzfrühling bei uns an der Ostsee sein. Im klimabegünstigten Südwesten ist es bereits soweit. Im Pilzticker werden aus Baden – Württemberg, speziell um Karlsruhe herum, reichlich Morchelbecherlinge, Spitz – und Käppchenmorcheln eingesammelt. Auch Speisemorcheln sind dabei. Der glückliche Finder spricht von rekordverdächtigen Erträgen! Sollten die zahlreichen Sklerotienbecherlinge, die derzeit bei uns fruktifizieren, auch ein Fingerzeig in diese Richtung sein? Warten wir es ab. Spätestens in drei Wochen werden wir schlauer sein. Das soll nicht heißen, dass wir noch drei Wochen warten müssen. Gewiss nicht, aber bis dahin sollte sich abgezeichnet haben, ob auch bei uns von einer guten Morchel – Saison sprechen können. Schließlich ist unser Klima doch ein wenig rauer.

Ein schöner Fund, über den ich mich während unserer gestrigen Mittwochsexkursion sehr gefreute habe, ist der Muschelförmige Feuerschwamm (Phellinus conchatus). Er findet sich in der Regel an alten Weiden. Standortfoto am Santower See – 13.04.2022.


Hier die möglichen, akkumulierten Niederschlagsmengen für die Hansestadt Wismar bis zum 29.04.2022 um 2.00 Uhr nach dem ECMWF: minimal 2,7 l/qm, maximal 63,8 l/qm und im Mittel 16,9 Liter.


Karfreitag, 15. April – Nach dem kurzen Wärmeeinschub, verbunden mit etwas Regen, also klassischem Pilzwetter, fanden wir uns heute in den Spätherbst zurück versetzt. Typisches, feuchtkaltes, hochnebelartiges Novembergrau mit etwas Sprühregen am Vormittag und dichtes, graues Gewölk am Nachmittag. Jetzt am Abend klart es von der Ostsee her allmählich auf und morgen werden wir wohl einen überwiegend sonnigen Karsamstag erleben dürfen. Dazu fließt zunehmend trockene Polarluft ein. Tagsüber, bei schwachen Windverhältnissen und intensiver Sonneneinstrahlung, dürfte es sich ganz gut aushalten lassen. Die kommenden Nächte werden jedoch wieder frostig kalt. Am Erdboden kann es empfindlich abkühlen, bis in den mäßigen Frostbereich! 

Der Apostel Judas solle sich an einem Holunder erhängt haben, nach dem er Jesus verraten hatte. Seine Lauscher aber schickt er immer noch aus dem Holz des Holunderstrauches. Jesus wurde darauf hin gekreuzigt und dessen Gedenken wir an Karfreitag. Standortfoto am 15.04.2022 (Karfreitag) im Prosekener Grund.

Gemeiner Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) am 15.04.2022 im Prosekener Grund.

Es wird also wieder giftiger bezüglich pilzfreundlicher Verhältnisse. Sowohl durch die trockene Luft, wie auch durch die negativen Nachttemperaturen. Was die Aussichten in die Mittelfrist betrifft, steht nach heutigem Stand nicht viel Regen auf der Agenda. Die Wettermodelle haben wieder zurück gerudert. Demnach wären nennenswerte Regenfälle erst in Richtung Monatswechsel möglich. Das Nordeuropa – Hoch scheint, wie so oft, nicht so leicht weichen zu wollen. Gestützt auch durch das kalte Ostseewasser. Dennoch werden es mehrere Tiefs bereits in der kommenden Woche versuchen, von Osten und Süden her sich ihre Zähne an dem Bollwerk hohen Lustdrucks auszubeißen. Somit kann ein Höhentief von Osten einige Regenwolken bis nach M-V herein schieben und ein Mittelmeertief gleiches für den Süden der BRD inszenieren. Die Chancen auf etwas Regen stehen daher auch bei uns nicht so schlecht, ergiebig dürfte dieser aber nicht werden. Zumindest zeigt sich eine ziemlich einheitliche Grundtendenz in der Temperaturentwicklung. Es wird schrittweise wärmer und in der letzten April – Woche könnte angenehme Wärme vorherrschen und die Luft zunehmend feuchter werden, welches in kräftigen Schauern und Gewittern zum Monatswechsel münden könnte. 

Der Gemeine Trompetenschnitzling und der Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea) sind identisch. Finden kann man den häufigen Pilz aus der Rißpilz – Verwandtschaft praktisch ganzjährig, mit Schwerpunkt im Winter. Während man sich vor Rißpilzen in acht nehmen sollte, ist dieser Blätterpilz harmlos und könnte sogar gegessen werden.

Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) als Massenpilz in diesem Jahr. Stellenweise regelrecht als Bodendecker. 15.04.2022 im Prosekener Grund.

Heute Vormittag bin ich zu einer kleinen Exkursion in den Prosekener Grund aufgebrochen. Ein klassisches Frühlingspilz – Revier. Natürlich habe ich gehofft, auch einen Morchelbecherling oder eine Mini – Morchel vor die Linse zu bekommen, aber Pustekuchen! Sicher steht hier irgendwo dergleichen, aber sie entzogen sich meinen Blicken. In erster Linie ging es mir um einige Fotomotive für dieses Tagebuch und da findet sich immer etwas. Da wäre beispielsweise ein Überangebot von Anemonen – Becherlingen zu nennen. Somit bestätigte sich, dass dieser interessante Schlauchpilz in diesem Frühling einen außergewöhnlichen Auftritt hinlegt. Hat man erst einmal eine Stelle entdeckt und geht in die Knie für ein Foto, offenbart sich einem erst das wahre Ausmaß an Apothezien, die das Auge erblickt und man kommt aus dem Staunen kaum noch heraus. Ich fotografierte was das Zeug hält und musste mich schließlich bremsen. Somit ist der Anemonen – Becherling die erste Großpilzart, die in diesem Jahr einen außergewöhnlich guten Auftritt hinlegt.

Ja, ich habe viele Fotos geschossen, deshalb hier nochmals die an Buschwindröschen schmarotzenden Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) an Karfreitag 2022 im Prosekener Grund.


  • in meinem Messbecher befanden sich um 17.50 Uhr 0,2 mm.

Hier die herunter korrigierten, möglichen Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 30.04.2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 1,0 l/qm, maximal 36,0 l/qm und im Mittel 11,3 Liter.


Der Prosekener Grund mit dem Prosekener Bach an Karfreitag des Jahres 2022. Ein klassischer Frühlingswald mit einem gewissen Morchel – Potenzial.

Am Selmsdofer Traveufer am Karsamstag.

Karsamstag, 16. April – 9 Pilz- und Naturfreundinnen und Freunde fanden sich heute zur 2. öffentlichen Lehrwanderung des Jahres ein. Ziel waren die Forste zwischen Selmsdorf und Teschow sowie das Selmsdorfer Traveufer, ganz im Nordwesten Mecklenburgs, an der Grenze zu Schleswig – Holstein. Das Traveufer ist als schützenwerter Landschaftsraum im Oktober 1990 unter Naturschutz gestellt worden. Bereits vorher war es 40 Jahre durch die innerdeutsche Grenze geschützt. Wir durchstreiften allerdings die Forste oberhalb der Schutzzone. Das Wetter war bestens! Die Sonne strahlte in klarer, aprilfrischer Luft vom blauen Himmel und alle waren gut gelaunt. Um so mehr, als sich doch hin und wieder einige Frischpilze zeigten. Zwar keine Lorcheln und Morcheln, aber dennoch waren wir mit Zapfen – Rüblingen, Glimmer – Tintlingen, Rehbraunen Dachpilzen, wunderschönen Kelchbecherlingen und einigem mehr gut bedient. Wir finden hier auf sandigen Böden vor allem Nadelforste, aber auch Buchenareale vor. Eigentlich auch ein Revier, welches Frühjahrs – Lorcheln beherbergen müsste und auch wird. Leider entzogen sie sich heute unseren Blicken.

Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Jung essbar, aber bitte ohne Osterwasser! 16.04.2022 im Waldgebiet südwestlich Teschow, unweit des Trave – Ufers.

Einige Nestlinge. Die Nester, oder besser, die Töpfe sind bereits leer, die Peridiolen vom Winde verweht. Topf – Teuerling (Cyathus olla) am 16.04.2022.

Zur Wetterentwicklung: Sonnige und trockene Ostertage mit Bodenfrösten sind eingetütet. Auch bis Mitte der kommenden Woche scheint der trockene Fahrplan fest zu stehen. Danach könnte es etwas wechselhafter mit einigen Schauern werden, welche von einem Kaltlufttropfen ausgelöst werden könnten, der von Osten her über Norddeutschland hinweg ziehen könnte. Die erweiterte Mittelfrist steht in den Sternen. Der GFS – Lauf von heute Nachmittag berechnete in Richtung Monatswechsel zunehmenden Tiefdruckeinfluss von Süden her, mit kräftigeren Niederschlägen in feuchtwarmer Luft. Der Abendlauf sieht zwar auch Tiefdruckeinfluss, aber von Norden her. Demnach würde es zu kräftigen Regen- und Schneefällen kommen, mit lausig kalten Nächten. Also das ganze Gegenteil. Nur in einem ähneln sich die beiden Läufe: Tiefdruckeinfluss entweder frühsommerlich warm oder spätwinterlich kalt.

Knackig frische Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) scheinbar aus dem Erdboden heraus. Holzreste sind sicher vorhanden, denn an dieser Stelle wurde vor längerer zeit gesägt, ein Baum zerlegt. Essbar. 16.04.2022 am Standort abgelichtet.


Die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF bis zum 01. Mai 2022, 2.00 Uhr: minimal 0,4 l/qm, maximal 35,00 l/qm und im Mittel 10,6 Liter.


Schon am Karfreitag bin ich im Prosekener Grund dem Osterhasen begegnet, als er es sich vom Eierlegen einen Moment zwischen allerhand Angebrannten Rauchporlingen erholte.

Sonntag, 17. April (Ostern) – Ein schönes Osterfest wünscht der Steinpilz – Wismar allen Tagebuchlesern. Bei aprilfrischen Morgentemperaturen, aber  viel Sonne, dürfte es in diesem Jahr nicht das schlechteste Wetter zur Eiersuche gewesen sein. Oder war der Eine oder Andere nach ganz anderen Ostereiern Ausschau halten? Ich war es jedenfalls nicht, hatte es aber vor, mal durch einige städtische Kleingarten – Anlagen zu streifen, denn am Nachmittag herrschte in der klaren Luft und bei den schwachwindigen und sonnigen Verhältnissen bestes Wohlfühlwetter. Aber ich bin nach einem kurzen Frühshoppen in den Laden und wurde dort schließlich von einem Bekannten in ein längeres Gespräch verwickelt, so dass ich von dieser Idee abließ und statt dessen den Bericht von der gestrigen Wanderung zusammen stellte.

Diese beiden Schnecken hatten sich gesucht und gefunden am Karfreitag im Prosekener Grund.

Allmählich wird es auch bei uns spannend, was sich an der Morchelfront in diesem Jahr wohl tun könnte? Der Löwenzahn blüht an exponierten, warmen Stellen, bereits in Massen.

Ach, beinahe hätte ich es vergessen! Ich habe heute doch ein Morchel – Plätzchen in Wismar besucht, wo seit vielen Jahren 1 – 3 Speisemorcheln im April das Licht der Welt erblicken. Auf einer naturnahen Rasenfläche auf dem Grundstück meines Computer – Experten Heino. Meistens ruft er mich spontan an, wenn er gerade beim Rasenmähen ist und plötzlich die Morcheln ihn daran hintern. Da ich täglich an seinem Objekt vorbei fahre, kam mir heute morgen ganz spontan in den Kopf, schon mal den Standort in Augenschein zu nehmen. Aber ich konnte leider nichts entdecken. So werde ich wohl wieder telefonisch informiert werden, sollte es soweit sein.

Diese Strukturen erinnern an die Fellzeichnung von Giraffen und finden sich nicht selten auf Knüppeln vom Ahorn. Hervorgerufen sollen sie von der Schlanken Ahorn – Holzkeule werden. An Karfreitag im Prosekener Grund fotografiert.   

Zur Wetterentwicklung: Der Abendlauf des GFS – Modells rechnet in der kommenden Woche mit zunehmendem, schwachen Tiefdruckeinfluss, so dass in der 2. Wochenhälfte vielleicht einige Schauer möglich sein könnten. In der letzten Aprilwoche soll es demnach vorübergehend deutlich wärmer werden und mögliche Schauer und Gewitter könnten sich verstärken und auf ganz Deutschland ausbreiten. Regional kann also bis Ende des Monats noch einiges an Regen möglich sein. Hoffentlich stabilisiert die Ostsee bei uns nicht zu stark. Anfang Mai wird aber weiterhin ein neuerlicher Kaltlufteinbruch gerechnet, wenn auch nicht mehr so drastisch, wie im gestrigen Abendlauf. 

Einen schönen Ostermontag wünscht der Steinpilz – Wismar.


Hier noch die berechneten, möglichen Regenmengen des ECMWF bis zum 02. Mai – 2.00 Uhr: im Minimum 0,2 l/qm, maximal 47,4 l/qm und im Mittel können es 13,2 Liter werden.


Schick sehen sie aus, die jungen Zapfen der Lärche heute in der Höltingsdofer Forst fotografiert.

Montag, 18. April (Ostern) – Heute Nachmittag unternahm ich eine Fahrt ins Blaue. Soll heißen, ich startete bei blauem Himmel und Sonnenschein eine kleine Rundfahrt von Wismar über Neubukow und zurück. Dabei machte ich Zwischenstopps in der Höltingsdorfer Forst und im Hellbachtal, zwischen Neubukow und Buschmühlen. In Bezug auf Frischpilze sah es äußerst mager aus. Dabei schwelgte ich auch wieder in Erinnerungen, da Neubukow während meiner frühen Kindheit vorübergehend mein zweites Zuhause war. Zur damaligen Zeit weilte meine Mutter für einige Monate in der Lungenheilstätte im Jagdschloss Gelbensande und wir Kinder wurden von Verwandten aufgenommen und betreut. So wohnte ich damals bei meiner Tante Helga und Onkel Adolf direkt am Markt in Neubukow. Die Häuserfront gibt es schon viele Jahre nicht mehr. Schon zu DDR – Zeiten wurden die alten, maroden Gebäude abgerissen und an deren Stelle eine Kaufhalle gebaut. Diese ist seit geraumer Zeit ebenfalls verschwunden und hat einer weiteren Bebauung Platz gemacht. Aber jedes mal, wenn ich durch diese Kleinstadt, unweit des Salzhaffs, fahre, muss ich an diese Zeit zurückdenken. Hier bekam ich aufgrund meiner starken Kurzsichtigkeit  meine erste Brille. Der Optiker befand sich ebenfalls am Markt und ich werde es nie vergessen, als ich erstmals die Häuser des Marktplatzes so klar und deutlich erkennen konnte.

Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) am Ostermontag in der Höltingsdorfer Forst.

Junge Käppchenmorchel (Morchella semilibera) mit Trocken- und Trampelschäden am 18.04.2022 im Landschaftsschutzgebiet Hellbachtal.

Es soll ja Menschen geben, denen die Vergangenheit egal ist, die nur nach vorne Leben. Nicht bei mir, die Erinnerungen sind mir gerade im fortgeschrittenen Lebensalter sehr wichtig. Wichtig auch, um das einzigartige Leben, welches uns geschenkt wurde, wert zu schätzen. Diese Wertschätzung scheint leider auch in der heutigen Zeit immer noch einigen Typen zu fehlen, weil sie die Menschheit mit Krieg überziehen. Allen solchen Typen sollte endlich der Garaus gemacht werden. Egal aus welcher Ideologie und Weltanschauung dieses geschieht. Jeder, der mit Gewalt gegen andere Menschen und Völker vorgeht, ist ein Krimineller und somit ein Verbrecher! Niemand sollte sich freiwillig oder per Pflicht zum Wehrdienst heran ziehen lassen. Konsequent den Dienst an der Waffe verweigern. Sollen es die Kopf – Kaputten Despoten doch selber richten. Schon aus diesem Grund heraus war es auch gerade in diesem Jahr wieder wichtig, die traditionellen Ostermärsche gegen Krieg und für Frieden auszurichten. Und Deutschland sollte sich nicht dazu heranziehen lassen, auch noch schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Hände weg davon!

Klassisches Morchelgebiet im Hellbachtal und Fundort obiger Käppchenmorchel. Sie stand direkt neben dem Wanderweg und war deshalb bereits Tritt- geschädigt.

So, nun bin ich leider etwas abgeschweift, aber Ostern ist ja auch die Zeit der Friedensmärsche. Ich hatte heute meine eigenen, sehr friedlichen Märsche und durfte den Frieden in heimischer Natur genießen. Im Hellbachtal, dass klimatisch begünstigt liegt und daher immer etwas in der Vegetationsentwicklung voraus ist, sah es heute für Mitte April doch noch ziemlich rückständig aus. Geschuldet der meist ungünstigen Witterung der zurück liegenden Wochen. Morchelbecherlinge gab es natürlich und auch die Morcheln scheinen in Lauerposition den richtigen Moment zur Fruchtkörper – Streckung abzuwarten.

Bereits vor mir waren die Mykophagen durch das Hellbachtal. Sicher nicht zum Ostereier suchen, wie diese Schnittstelle eines Morchelbecherlings beweist.

Zur Wetterentwicklung: Der Hochdruck soll im laufe der Woche allmählich von Süden her abgebaut werden. Ganz allmählich setzt sich bis zum Wochenende überall etwas wärmere und feuchtere Luft durch. Damit verbunden sind auch meist konvektive Regenfälle. Diese können sich am nächsten Wochenende über ganz Deutschland ausbreiten, einzig bei uns im Nordosten sieht es wohl schlecht aus. Bis auf wenige Tropfen im Wochenverlauf gehen wir wohl leer aus. Der Abendlauf des GFS rechnet erst Anfang Mai mit nennenswerten Niederschlägen bei uns in M-V. Ein kräftiges Skandinavien – Tief schickt dem nach Regen- und Schneewolken zu uns.  

Das Hellbachtal bei Buschmühlen am Ostermontag des Jahres 2022.


Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 03. Mai – 2.00 Uhr: minimal  1,3 l/qm, maximal 63,4 l/qm und im Mittel 18,9 Liter.


Gestern hatte ich einen jungen Lärchenzapfen vorgestellt und hier ein älterer, ausgereifter, der aktuell gerade seinen Samen entlassen hat. Die Lärche lag auf der Seite, vom Sturm umgeweht.

Dienstag, 19. April – Sonniges Wohlfühlwetter war das auch heute wieder. Die Luft ist trocken und Tagesgang bedingt kommen die ausgleichenden Windsysteme etwas in Gange. Diese gibt es im Winterhalbjahr nicht, da die Sonneneinstrahlung zu schwach ist. Trotz der derzeit sehr kühlen Luftmasse schafft es die kräftige Aprilsonne den Erdboden und unsere Betonwüsten kräftig aufzuheizen. Gleichzeit bleibt es im Schatten immer noch ziemlich frisch. Kaltluft ist schwerer als Warmluft und das muss ausgeglichen werden. Bei ungestörten Wetterlagen lässt im laufe des Abends der Wind wieder nach und schläft zur Nacht hin oft regelrecht ein. Bei uns in Küstennähe spielt natürlich auch noch das kalte Ostseewasser eine Rolle. Erwärmt sich das Binnenland, so dringt die schwere, kältere Luft vom Wasser her in das Binnenland ein. Der typische Seewind entsteht. In den nächsten Tagen verschärfen sich zu dem noch die Luftdruckunterschiede an der Großwetterlage. Das Skandinavien – Hoch möchte dem tiefen Luftdruck nicht weichen, aber die Tiefs wollen die Oberhand gewinnen. Die Luftdruckunterschiede werden durch auflebenden Ostwind deutlich. Es sind zunächst zwei Tiefdruckgebiete, die versuchen auf unser Wetter immer mehr Einfluss zu gewinnen. Da wäre ein sich wieder verstärkendes Höhentief über Osteuropa und ein Tief über Spanien. Von ersterem soll sich ein kleines, eigenständiges Tief lösen und über Norddeutschland nach Westen driften. Das Osteuropatief wird also für M-V von Bedeutung sein, und das Südwesteuropäische für den Süden Deutschlands. So kann es in den nächsten Tagen bei uns im Norden durchaus mal einige Regentropfen geben, vielleicht auch mal einen Schauer oder gar ein Gewitter. Große Regenmengen werden damit aber nicht verbunden sein. In Süddeutschland können die Schauer und Gewitter am Wochenende aber durchaus Starkregen im Gepäck haben. Insgesamt wird die Luft aber allmählich überall feuchter.

Ich habe gestern im Hellbachtal auch noch einige Morchelbecherlinge (Disciotes venosa) gefunden. Sie waren aber alles andere als fotogen und blieben auch stehen.  

Verwandte der beliebten Morcheln finden sich oft auf in der Laubstreu feucht liegenden Buchen – Fruchtschalen. Nur wenige Milimeter groß werden die Weißen Haarbecherchen (Dasyscyphus virgineus). 18.04.2022 in der Höltingsdorfer Forst.

Das GFS rechnet im heutigen Abendlauf für nächste Woche mit einer deutlichen Erwärmung, fast schon auf frühsommerliches Niveau. Dazu können neue Tiefs zeitweise Schauer und Gewitter produzieren, die dann regional durchaus auch mal einiges an Wasser bringen könnten. Aber das ist alles noch irgendwie Kaffeesatz – Leserei, denn gerade das GFS hatte in den Vorläufen eine viel kältere Variante berechnet, allerdings auch mit Niederschlägen. Wollen wir also hoffen, dass in den kommenden Wochen das von der Natur gerade jetzt so dringend benötigte Nass in ausreichender Menge vom Himmel, nein aus den Wolken fällt. Immerhin soll es im Mai bei uns in Wismar ein Maipilz – Wochenende geben. Ohne Regen keine Maipilze, ohne Maipilze kein Maipilz – Wochenende! Übrigens ist die Morchel – Saison in der Südhälfte Deutschlands auf ihrem Höhepunkt angelangt und nun werden auch die Morchel – Sichtungen im Norddeutschen Bereich zahlreicher. Den Höhepunkt bezüglich Morcheln werden wir in M-V sehr wahrscheinlich zum Monatswechsel erreichen.  

Während die obigen Haarbecherchen nicht einmal den hohlen Zahn auszufüllen vermögen, können für diesen, jung essbaren Holzbewohner, den wir hier noch im embryonalen Zustand sehen, die Teller mitunter nicht groß genug sein. Schuppiger Porling (Polyporus squamosus), im Volksmund „Tellerpilz“, im Hellbachtal am Ostermontag 2022 fotografiert.


Die möglichen Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 04. Mai 2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 1,8 l/qm, maximal 47,1 l/qm und im Mittel 17,4 Liter.


Mittwoch, 20. April – Heute Nachmittag traf ich mich mit Cartrin aus Katelbogen und Phillip aus Renzow zu unserer obligatorischen Mittwochsexkursion. Zumindest fast obligatorisch, denn am kommenden Mittwoch steht ausnahmsweise keine im Programm, da ich den Tag für die Vorbereitung unseres Frühlingsseminars im Warnowtal bei Karnin nutzen möchte. Das Pilzwochenende in Mecklenburg findet also statt und Nachmeldungen sind nun noch bis nächste Woche Mittwoch möglich.

Der Tressower See war heute Ziel einer Mittwochsexkursion.

Endlich sind nun auch diese typischen Frühlingsboten erschienen: Frühlings- oder Schmalblättriger Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea). Phillip hatte uns diese Kollektion mitgebracht, aber wir fanden die Pilze heute auch am Nordostufer des Tressower Sees.

Heute war der 2. Quadrant der Topographischen Karte Grevesmühlen im Maßstab 1 : 25 000 00 an der Reihe. Hier gibt es reichlich Wald- und Forstfläche durch die Everstorfer Forst und die Forst Jamel. Ganz das Gegenteil zu den zwei folgenden Quadranten des MTB. Aber die Jahreszeit führte unsere Gedanken dann doch in eine andere Richtung und wir entschieden uns für das Nordostufer des Tressower Sees. Teils wirklich vielversprechend aussehende Reviere mit Morchel – Erwartungspotenzial, mit oft noch richtig gesunden und vitalen Eschenbeständen. Natürlich auch Erlenbrüche, Pappelwald sowie Fichtenforst, aber auch einige Buchen inklusive. Teils sumpfige Feuchtbiotope. Also für eine Frühlingsexkursion genau das Richtige. Trotz allem entzogen sich die beliebten Morcheln unseren Blicken. Aber Phillip wird das Revier in den nächsten Wochen im Auge behalten, arbeitet er doch in Grevesmühlen und da kann man nach Feierabend immer mal schnell vorbei schauen. Aber wir waren ja wegen der Kartierung hier und diesbezüglich war es auch nicht umsonst. Der Kochtopf – Mykologe wäre allerdings kaum auf seine Kosten gekommen. Einzig einige, wenige Frühlings – Mürblinge für die Suppentasse wären drin gewesen. Der Bericht folgt in Kürze.

Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa) entpuppten sich auch heute wieder als Massenpilze am Tressower See.

Zur Wetterentwicklung: Es bleibt dabei, Deutschland wird von zwei Tiefs in die Zange genommen, die von Osten und Südwesten Einfluss auf unser Wetter nehmen möchten. Das Skandinavien – Hoch hält aber dagegen, auch wenn es, so wie heute im Osten, auch mal einige Regenwolken bis ins deutsche Hoheitsgebiet schaffen. Bei uns im Nordosten wird zunächst nicht viel ankommen, dafür soll der Ostwind immer stärker auffrischen und denkbar ungünstige Entwicklungsbedingungen für den möglichen Morchel – Schub schaffen. Aber in der Mittelfrist gibt es auch für uns immer mal einige Niederschlagssignale, da die Lage sich reichlich diffus darstellt. Es können immer mal schwer vorhersagbare Kaltlufttropfen herum eiern und diese Schwimmen wie Fettaugen auf der Suppe herum und keiner weiß so genau wie und wann und wen sie letztendlich mit Schauern beehren. 

Weitgehend intakter Eschenbestand am Tressower See. Ein Frühlingswald vom feinsten!

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar nach dem ECMWF bis zum 05. Mai 2022 – 2.00 Uhr: Im Minimum 1,0 l/qm, maximal 72,8 l/qm und im Mittel können 18,3 l/qm zusammen kommen.


Meist ist es ja unser Chris aus Lübeck, der ein Auge für allerlei Phytoparasiten hat. Aber auch Phillip hat gestern nach ihnen geschaut. So sehen wir hier den Moschuskraut – Rost (Puccinia adoxae) mit seinen dunkelbrauen Telien auf den Stängeln des Moschuskrautes. 20.04.2022 am Tressower See.

Donnerstag, 21. April – Montags und Donnerstag ist langer Tag im Wismarer Informationszentrum „Der Steinpilz“. So also auch heute. Weiterer Frühjahrsputz stand auf dem Plan. Seit wenigen Tagen ist die Dauerausstellung in neuem Glanz zu sehen. Frischpilze sind derzeit zwar kaum dabei, aber ich habe nun wieder meine Werbe- und Hinweisschilder auf unsere Ausstellung vor dem Steinpilz – Wismar postiert. So kommen nun zumindest hin und wieder mal interessierte Menschen herein, um zu schauen, was der Frühling so zu bieten hat. Leider ist es bis dato noch nicht viel. So müssen sie meist mit Ganzjahres – Exponaten vorlieb nehmen, die praktisch immer in Wald und Flur zu finden sind. Porlinge, Schichtpilze, alte Bauchpilze und Pyrenomyceten beispielsweise. An Frischpilzen liegen derzeit Anemonen – Becherlinge, Österreichische Kelchbecherlinge, Frühlings – Mürblinge oder auch Rehbraune Dachpilze auf der Moosfläche. Ab Mai könnte es vielfältiger werden und dann kann auch eine weitere Moos- und Ausstellungsfläche dazu kommen. Aber die Zeichen dafür sind eher ungünstig. 

Ein fetter Bovistähnlicher Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) gestern an einem Baumstamm im Wald am Tressower See. Er gehört zu den Myxomyceten.

Der Top – Fund unserer gestrigen Mittwochsexkursion am Tressower See dürfte der Körnige Flockenschüppling (Flammulaster grannulosus) gewesen sein. In M-V laut Verbreitungskarte der DGfM erst zwei Nachweise dieser Art.

Ergiebiger Regen ist für uns an der Küste weit und breit nicht auszumachen. Einzig einige Schauer sind in den nächsten Tagen möglich. Sollte das amerikanische GFS – Model recht behalten, können frühestens an den ersten Maitagen stärkere Niederschläge aufkommen. Zwar versucht ein südeuropäischer Tiefkomplex nach Norden voran zu kommen, aber das Skandinavien – Hoch und ein Osteuropa – Tief halten es auf Distanz. So können feuchtwarme, pilzfreundliche Luftmassen nicht bis zu uns in den Norden vordringen und zu allem Überfluss frischt der Ost – Nordostwind in diesem Zusammenhang  auch noch kräftig auf. Nennenswerte Regenfälle gibt es somit am ehesten im Süden und maximal bis zur Mitte der Bundesrepublik. So befürchte ich, wir könnten in diesem Jahr, wie so oft, wieder einen verhungerten, besser verdursteten Frühlingsaspekt bekommen. Zumindest haben die Morcheln keinen guten Stand. Trotz dem wird es natürlich welche geben. Viel wichtiger sind mir die Maipilze, denn ansonsten müssen wir unser, in diesem Jahr mal wieder geplantes Maipilz – Wochenende, absagen. Wäre schade! 

Und nochmals der Körnige Flockenschüppling (Flammulaster grannulosus). Gebietsweise wurde die Art in der BRD etwas häufiger nachgewiesen. So in Schleswig – Holstein, in den Mittelgebirgsregionen Mitteldeutschlands und vereinzelt auch im Süden der Republik. Der Pilz wuchs auf der Erde im feuchteren Laubwald. 20.04.2022 am Tressower See.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF bis zum 06. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,6 l/qm, maximal 50,2 l/qm und im Mittel 14,4 Liter.


Freitag, 22. April – Im Laden habe ich heute damit begonnen, die Osterdekoration abzuräumen. Es stimmt mich immer ein wenig wehmütig, denn ich mag die doch etwas verkitschte Zeit durchaus. Auch stimmt  Ostern auf den Vollfrühling ein, der in der Regel in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten statt findet. Ist dann auch Pfingsten vorüber, können wir sagen, wir sind im Sommer angekommen. Meteorologisch beginnt er am 01. Juni. Pfingsten fällt in diesem Jahr auf den 5./6. Juni. In der Abfolge der Pilzaspekte befinden wir uns derzeit noch im Vorfrühling. Dieser geht ab Anfang Mai in den Frühling über und der bleibt bis Mitte Juni. Ab dann befinden wir uns im Frühsommer – Aspekt (bis 30.06.).

Hier noch einmal sogenanntes Giraffenholz. Hervorgerufen durch die Schlanke Ahorn – Holzkeule. Fotografiert am 20. April 2022 am Tressower See.

Und hier sehen wir den Zeichner des Giraffen – Musters auf den toten Ahorn – Holzknüppeln. Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) am selben Stock fruktifizierend. 20.04.2022 am Tressower See.

Der Vorfrühling ist die Zeit der Lorcheln und Morcheln. Schon jetzt können wir wohl davon ausgehen, er wird nicht berühmt. Ein Hungeraspekt scheint so gut wie sicher. Natürlich wird es noch Morcheln geben, insbesondere an windgeschützten, begünstigten Standorten wie Bachtäler oder Seeufer – Bereiche. Aber nicht nur Morcheln machen den Vorfrühling aus. Auch einige andere Frischpilze wären für diesen Aspekt typisch, die sich bis jetzt gar nicht oder nur sehr verhalten zeigten. Ausnahme sind die Anemonen – Becherlinge. Die sind in diesem Jahr zur Höchstform aufgelaufen. Hoffen wir auf den Frühlingsaspekt mit Maipilzen, essbaren Rötlingen unter Rosengewächsen, Schwefel- und Schuppigen Porlingen. Alles Arten, die ergiebige Speisepilze darstellen. Dafür brauchen wir aber viel Regen im Mai, zumindest was die Erdbewohner anbelangt.

Auf toten Eschen – Knüppeln ist der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata) zu finden. 20.04.2022 am Tressower See.

Regen ist vorläufig höchstens sehr stiefmütterlich für unsere Breiten in Sicht. Der Süden Deutschlands, vielleicht auch die Mitte, könnten in den nächsten Tagen, zumindest regional, durchaus recht ordentliche Mengen abbekommen. Bei uns im Norden soll zwar zum Sonntag/Montag ein Kaltlufttropfen über unseren Köpfen herum eiern und einige Schauer produzieren, die werden aber keine größeren Regenmengen zustande bringen, weil es die relativ trockene Luftmasse nicht hergibt. Auch ist es in der Höhe, trotz Kaltlufttropfens, zu warm, um kräftige Entwicklungen bis hin zum Gewitter zu Stande zu bringen. Erst Anfang Mai soll uns richtig kalte Luft direkt aus den Polarregionen beehren. Damit nimmt die Nachtfrostgefahr zwar zu, aber da die Luftmasse dann auch hochreichend sehr kalt sein dürfte, könnte sie für kräftigere Schauer und Gewitter gut sein.

Die Zusammenfließende Kohlenbeere (Jackrogersella cohaerens) ist nicht selten auf toten, noch berindeten Buchenstämmen zu beobachten. 20.04.2022 am Tressower See.

Hier die möglichen, akkumulierten Regenmengen nach dem ECMWF für Wismar bis zum 07. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 1,3 l/qm, maximal 40,00 l/qm und im Mittel 11,8 Liter.


Junger und noch zartfleischiger Schuppiger Porling (Polyporus squamosus) im Köppernitztal heute am Standort fotografiert.

Sonnabend, 23. April (St. Georg) – Heute ist also der Tag des heiligen Georg. Was das bedeutet, dürfte wohl jeder Pilzfreundin und jedem Pilzfreund, der etwas auf sich hält, bekannt sein. Es ist der Stichtag des Georgs – Ritterlings. Auch Maipilz, Mai – Ritterling oder Mai – Schönkopf genannt. Um den 23. April herum soll er erscheinen. In südlicheren Gefilden wurde er ja bereits gesichtet, ich hatte noch nicht die Ehre, habe aber auch noch keine der mir bekannten Standorte in Augenschein genommen. Vielmehr unternahm ich heute Vormittag eine kleine Exkursion durch das Köppernitztal. Ein naturnahes, bewaldetes Bachtal in mitten der Hansestadt Wismar. Natürlich können hier auch Maipilze wachsen, zumindest aber im angrenzenden, städtischen Umland dieser grünen Oase. Mir ging es auch nicht vordergründig um Maipilze, sondern in erster Linie um einige Fotomotive für unser Tagebuch. 

Es waren etliche Fruchtkörper des Schuppigen Porlings an einem toten Laubholzstamm, so dass ich eine grandiose Idee hatte. Sie mussten mit!

Während dessen erreichte mich ein Anruf von den Betreibern des Hauses der Naturfreunde im Warnowtal Karnin. Ob ich heute Zeit hätte, dort vorbei zu schauen, damit mir der zuständige Hausmeister das Objekt vorstellen und notwendige Absprachen mit mir tätigen könne. Also vorzeitiger Abbruch meiner Exkursion im Köppernitztal und Abfahrt in Richtung Karnin, unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin. Am nächsten Wochenende soll hier unser diesjähriges Frühlingsseminar statt finden. Wir haben dann für fast drei Tage dieses schöne Objekt mit großzügiger Außenanlage ganz für uns allein. 

Jung sind die Schuppigen Porlinge durchaus recht annehmbare Speisepilze, und da Jürgen ohnehin ein großer Fan küchentauglicher Poggenstöhle ist, stellte ich für ihn ein kleines Körbchen zusammen.

Schließlich fuhr ich wieder nach Wismar, schnell noch Nachmittag im Infozentrum machen und um 16.30 Uhr wurde ich bereits abgeholt zu einer Geburtstagsparty. Grillen und einarmiges Reißen stand auf dem Programm. Pilse in flüssiger Form an frischer Luft in Petersdorf bei Bobitz. Geburtstag hatte ein ehemaliger Schulkamerad und Jugendkumpel namens Jürgen. In Berufung im Malerhandwerk tätig und auch gern mal im Steinpilz – Wismar gesehen, wenn es heißt, hier müsste mal wieder der Pinsel geschwungen werden. 

Das Pilzkörbchen schnell noch in Frischhaltefolie eingeschlagen, einen passender Karton gesucht, hübsch Verpackt und fertig war das Geburtstagsgeschenk.

Es war nicht das erste mal, dass Jürgen zu seiner Geburtstagsfeier mit frischen Pilzen von mir überrascht worden ist. Vor zwei Jahren musste die Party wegen Lockdowns und den entsprechenden Kontaktbeschränkungen in den Juni verlegt werden. Damals war die Überraschung perfekt und aufsehen erregend, beim Geburtstagskind, wie auch bei allen Gästen. Waren bis dahin die Anwesendinnen und Anwesenden nur klassische Mykophaginnen und Mykophagen, die erst in die Pilze gehen, wenn alle gehen, hat sich dieses seit dem doch ein wenig geändert. Damals war es ein Körbchen junger Sommersteinpilze vom feinsten. Das schlug ein wie eine Bombe! „So tolle Steinpilze fast noch im Frühling, dass haben wir in dieser Form noch nicht einmal im Herbst hinbekommen.“, so oder ähnlich die damaligen Kommentare. Siehe unter „Wetter/Pilze Juni 2020“. Damals, wie auch heute, war es unmittelbar passendes Finderglück meinerseits. Genau zum richtigen Zeitpunkt. 

Das naturnahe Köppernitztal inmitten der Hansestadt Wismar am 23. April 2022.

Sonntag, 24. April (Weißer Sonntag). Was ist das nun schon wieder für ein Tag? Mit Pilzen hat er jedenfalls nichts zu tun. Die Katholiken dürften bescheid wissen. Der weiße Sonntag ist der erste Sonntag nach Ostern, auch Sonntag der weißen Gewänder oder Barmherzigkeitssonntag genannt. Er wird auch gerne in katholischen Familien für die Erstkommunion ihrer Kinder genutzt.

Gemeiner Feuerschwamm (Phellinus igniarius) an einer Weide an der Köppernitz am 23.04.2022.

Frühlings – Samthäubchen (Conocybe aporos) am 23.04.2022 am Standort im Köppernitztal gefunden und fotografiert.

Zur Wetterentwicklung: bis zu den Gestrengen Herrn und der kalten Sophie ist es zwar noch eine weile hin (11. – 15. Mai = Eisheilige), aber kalte Nächte zählen ja seit März fast schon zum Standard. Nachts kühlt es am Boden noch fast täglich bis in den Frostbereich ab. In den kommenden Nächten wieder besonders stark, teils bis in den mäßigen Frostbereich! Zumindest wenn keine Wolken den Sternenhimmel verdecken und der Wind einschläft. Und ein Ende der unterkühlten Witterung ist nicht in Sicht. Anfang Mai können sogar noch kältere Luftmassen einfließen. Zumindest schafft es die kräftige Aprilsonne, die Temperaturen tagsüber auf recht angenehmes Niveau zu treiben. Regen ist zudem bei uns in M-V nicht in Sicht. In der großen Südhälfte, teils auch im Osten und im Nordwesten von Deutschland, kann zumindest gebietsweise bis regional einiges an Wasser vom Himmel fallen oder gar stürzen. So zieht heute Nacht ein Kaltlufttropfen in den Nordwesten der BRD und tropft morgen langsam weiter über Westdeutschland in Richtung Süd/Südwest ab. In der hochreichend kalten Luft können sich teils kräftige Schauer und Gewitter bilden. Durch nur langsame Zuggeschwindigkeit können sie örtlich hohe Regensummen bringen. Eigentlich sollte davon auch Mecklenburg etwas abbekommen, aber wie das so ist mit diesen Kaltlufttropfen, die in der Höhe wie Fettaugen auf der Oberfläche eines Suppentellers herum eiern, sind diese oft schwierig in ihrer Zugbahn vorher zu sagen. So gehen wir also wieder leer aus und nennenswerter Niederschlag ist bei uns frühestens in den ersten Maitagen möglich. Das amerikanische GFS rechnete im heutigen Mittagslauf mit stärkeren Regen- und Schneefällen auch bei uns an der Ostsee. Der Abendlauf war diesbezüglich deutlich zurückhaltender und hatte in der ersten Mai – Dekade allenfalls einige Schauer auf der Rechnung. Auch bei Kachelmannwetter war man heute Skeptisch, ob für uns die dringend benötigten Niederschläge bei dieser Nord – Anströmung überhaupt möglich sein werden. Aber genaues lässt sich so weit im Voraus ohnehin nicht vorhersagen. Wir dürfen unsere Erwartungen an diesen Pilz – Frühling wohl nicht mehr zu hoch ansetzen. 

Der Stiel des giftverdächtigen Frühlings – Samthäubchens ist deutlich beringt. Besonders zu späteren Jahreszeiten wachsen auch noch ähnliche, beringte Arten dieser Gattung. 23.04.2022 Köppernitztal.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 09. Mai 2022 – 2.00 Uhr: minimal 0,3 l/qm, maximal 43,5 l/qm und im Mittel 13,5 Liter.


Moritz Baettig sandte mir heute dieses Foto zu und schrieb: „Auch in der Schweiz hatten wir, wie schon häufig in den letzten Jahren, einen trockenen Frühling. Trotzdem konnte ich in einem steilen Waldstück mit offener Wasserquelle am 22.04.22 endlich die ersten Speisemorcheln finden. Standort 600 m ü. M. in der Zentralschweiz, Kanton Luzern“.

Montag, 25. April (Tag des Baumes) – Ja, eigentlich ein ganz wichtiges Datum auch für uns Pilzfreundinnen und Pilzfreunde, denn die meisten Pilze suchen wir unter oder an Bäumen. Laut Wikipedia verdanken wir, oder besser die Bäume, ihren Ehrentag dem amerikanischen Politiker Julius Sterling Morton. Ursprünglich am 10. April wurde er später auf den Geburtstag seines Schirmherrn, dem 22. April,  verlegt. In den USA wird der Tag des Baumes inzwischen am letzten Freitag im April begannen und in Deutschland am 25. April. Es werden Feierstunden abgehalten, um den Menschen die Bedeutung des Waldes näher zu bringen. Wenn doch bloß viele Waldbesitzer und Forstbetriebe den Wert der Bäume nicht gleich immer in bares umrechnen würden. Der Mehrwert der Bäume und des Waldes liegt für uns alle doch auch ganz wo anders. Zum Beispiel als Klima – Stabilisator, Luftreiniger oder auch Sauerstoffproduzent. Unter Eschen wollen wir Morcheln finden. Unter Birken Rauhfuß – Röhrlinge, unter Kiefern Butterpilze, unter Buchen und Eichen Steinpilze und Pfifferlinge u. s. w. In Deutschland wurde der Tag des Baumes erstmals am 25. April 1952 ausgerufen. Der Naturschutzbund (NABU), in dem auch ich organisiert bin, wirbt am Tag des Waldes für seine Aktion „Wald – Pate“, um die Urwälder b. z. w. urwaldnahen Relikte in Deutschland zu schützen. 

Hier ein Standortfoto von Moritz Baettig von seinen Speisemorcheln (Morchella esculenta) in Hanglage auf 600 m Höhe im Kanton Luzern. Anscheinend richtig satter Kalkboden, den wir im Alpenraum ohnehin oft vorfinden. Das mögen Morcheln. Der Kalk- und Basengehalt der Böden muss stimmen.

Trotzdem haben unsere Bäume und die daraus bestehenden Forste und Wälder einiges auszuhalten. Saurer Regen durch giftige Industrie – Abgase in den 1980er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, Trockenheit und Borkenkäferbefall, Stürme u. a. schwächen die deutschen Wälder. Ein groß angelegter Waldumbau hat begonnen, um unsere grünen Lungen für den Klimawandel zu wappnen. Leider werden hier mitunter Baumarten gepflanzt, die uns Pilzfreunden wenig Freude bereiten werden. Aber wir müssen es hinnehmen. Machen wir das Beste daraus. 

Nun, es müssen nicht immer kalkreiche Berghänge sein. Auch hier sehen wir ein klassisches Morchel – Revier direkt vor meiner Haustür in Wismar – Wendorf. Eine großzügig angelegte Streuobstwiese. Leider eingezäunt, da Betriebsgelände.

Von der Hochschule Fulda veröffentlichte Graphik zur Bodenkontamination durch Caesius 137 im Jahre 1986. Wir sehen gebietsweise leicht bis knapp mäßige Belastungen in weiten Teilen der BRD. Wirklich kritische Werte finden wir praktisch nur im Südosten von Bayern bis runter zum Bodensee. Sicher bedingt durch Stauniederschläge auf der Alpen – Nordseite. Etwas erhöhte Werte auch im südlichen Mecklenburg bis nach Sachsen – Anhalt.

Dienstag, 26. April (Tschernobyl – Gedenktag) – Ja, heute vor 36 Jahren explodierte des Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Explosionen gibt es seit dem 24. Februar in der Ukraine täglich und seit dem unzählige, die kaum vorstellbares Leid über die Menschen brachten und bringen. Der verbrecherische Überfall der Russen bringt großes Leid über die Menschen. Man stelle sich vor, abends in Ruhe ins Bett gehen zu wollen, mit der Ungewissheit, den morgigen Tag überhaupt noch erleben zu dürfen. Ständig damit rechnen zu müssen, dass eine Rakete jederzeit das Haus treffen kann und alles in Stücke reist. Bis zu diesem berüchtigten Februar – Tag war Russland bei mir eher der Garant des Friedens und der Stabilität in Europa. Das hat sich schlagartig geändert. Das Böse herrscht nicht mehr nur über dem großen Teich, dass heißt, es herrscht dort natürlich weiterhin. Der U.S. amerikanische Imperialismus ist damit nicht verschwunden. Aber die größte Bedrohung für den Weltfrieden geht derzeit eindeutig von Putins Russland aus! Droht doch Putins Außenminister gerade heute wieder unverhohlen mit der Möglichkeit eines 3. Weltkrieges. Hatte Russland große Sorgen mit der Nato – Osterweiterung, hat es diese jetzt regelrecht herauf beschworen.  Eigentlich sollte man meinen, dass der ehemals größte Teil der  Sowjetunion, die die Hauptlast bei der Zerschlagung Hitler – Deutschlands trug, alles dafür tun würde, dass in Europa Krieg der Vergangenheit angehört. Auch wenn in der Ukraine schlimme Dinge durch Separatisten oder sogenannte „Faschisten“ passiert sind, ist es kein Grund, die Welt an den Rand eines, womöglich sogar atomaren Krieges zu bringen. 

Ich schließe mich den Gedanken von Konstantin Wecker an: 890-Antikriegsmanifest-von-Konstantin-Wecker-auf-seiner-Utopia-Tournee-2-Maerz-2022

Aber nicht nur in der Schweiz, auch bei uns in Mecklenburg sind nun die ersten Speisemorcheln (Morchella esculenta) gesichtet worden. Der glückliche Finder in einer Grevesmühlener Kleingartenanlage war Phillip Müller am 25.04.2022.

Und noch ein Bild aus Grevesmühlen von Phillip Müller. Ist das nicht ein Prachtstück von einer Rundmorchel (Morchella esculenta), die sich vielleicht noch zu einer Dickfußmorchel ausgewachsen hätte?

Zu erfreulicherem, oder auch nicht. Das Wetter, es ist mal wieder äußerst unfreundlich für die Belange für uns Natur – und Pilzliebhaber. In großen Teilen der Südhälfte der BRD hat es nun ja teils ergiebig geregnet. Wir müssen uns weiter gedulden. Erst im Laufe des Mai könnte es allmählich auch bei uns feuchter werden, aber kaum wärmer. Immer wieder kommt es von Norden zu neuerlichen Kaltluftausbrüchen, die uns beehren sollen. Heute morgen war es beispielsweise eisig kalt. Echtes Winterfeeling mit Reif und flachen Nebelfeldern. Tagsüber kann die kräftige Aprilsonne die Luft aber ganz gut erwärmen. Bei meist schwachen Windverhältnissen war das heute tagsüber ein echter Wohlfühltag. Stärker noch als die wenigen Frischpilze, leiden aber die Pflanzen und Bäume unter den frostigen Nachttemperaturen und dem fehlenden Regen. Viele Obstbäume blühen gerade. In offenem Gelände kommt es zumindest zu etwas Taufall, der ein wenig Feuchtigkeit bring, aber oft auch kurzzeitig zu Eiskristallen gefriert. Bis in Richtung Eisheilige ist bei uns kaum mit wärmerem Wetter zu rechnen und des nachts wird es immer mal, zumindest Frost in Bodennähe geben.

Und damit nicht genug. Es soll einen schlechten Sommer geben! Zumindest in der Schweiz. Das haben die Schweizer in Zürich beim traditionellen Sechseläuten dem Bööggs entlocken können. Ein mit Wolle und Sprengladungen gefüllter Schneemann wird auf einen großen Scheiterhaufen gestellt und angezündet. Je länger es dauert, bis die Sprengladungen explodieren, um so schlechter soll der Sommer werden. Was das genau heißt, habe ich nicht heraus bekommen. Erst nach 37 Minuten und 59 Sekunden knallte es das erste mal. Könnte ein schlechter Sommer vielleicht viel Regen bedeuten? Dann wäre es für die Schweizer Pilzfreunde ein guter Sommer! Hoffen wir also auch für uns auf einen schlechten Sommer mit viel Regen. Es darf aber auch mal eine zwei – drei wöchige, trockene Hitzewelle geben, damit die Freunde von Steinpilz und Co. richtig auf ihre Kosten kommen können. Und zu denen rechne ich mich natürlich auch, wie soll es auch anders sein!

Und hier noch ein weniger wertvoller Blätterpilz, der recht häufig im Frühling zu finden ist. Der Haus – Tintling (Coprinus domesticus) am 23.04.2022 im Köppernitztal in Wismar am Standort fotografiert.

Zum Schluss noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 11. Mai – 2.00 Uhr: im Minimum 1,5 l/qm, maximal 37,3 l/qm und im Mittel 12,6 Liter.


Mittwoch, 27. April – „Das Schwierige an der Wahrheit ist, dass es viele gibt, weil jeder die seine hat“ – Günter de Bruyn.

Wie wahr! Wir haben es beispielsweise in der Corona – Krise erlebt. Es mag sein gutes haben, dass wir alle heut zu Tage mehr oder weniger digital vernetzt und daher immer auf dem laufenden sind. Neuigkeiten und noch viel mehr Klatsch und Tratsch in Bruchteilen von Sekunden verbreiten können. Aber die Gefahr ist groß, das Wahrheiten schnell verfälscht werden und jeder seine eigenen Versionen der Wahrheit meint der Öffentlichkeit mitteilen zu müssen. Mich natürlich eingeschlossen. Aber in den sozialen Netzwerken mache ich mich rar. Ich muss nicht alles aufsaugen, was manche hier posten. Ähnlich scheint es nun im Ukraine – Konflikt zu sein. Vor wenigen Tagen sandte mir ein Tagebuchleser einen entsprechenden Artikel aus der immer noch existierenden, ehemaligen DDR – Jugendzeitung „Junge Welt“ zu. Dieser Bezog sich auf den Ukraine – Konflikt und da wurde beispielsweise auch auf die Massaker in der Ukraine von den sogenannten Faschisten eingegangen. In diesem Zusammenhang wurde auch unser Bundespräsident genannt, da Deutschland mit Hilfe dieser Faschisten den amtierenden Präsidenten Selenskyj an die Macht geputscht hätte. Damit sich jeder seine Wahrheit bilden kann:

422068.staatlich-sanktionierter-terror-faschistische-gewaltakte

Sicher steckt hier Wahrheit drin, aber ganz bestimmt nicht die einzig Richtige, weil sie niemand besitzt. So heißt es hier: Putin möchte mit seiner Intervention einen 3. Weltkrieg verhindern. Die Wahrheit scheint wohl entgegen gesetzter Natur zu sein. Die Nato – Osterweiterung war ihm ein Dorn im Auge und wollte verhindern, das auch die Ukraine in dieses Bündnis eintritt. Nun dürfte er das Gegenteil erreicht haben. 

Entschuldigung, passt nicht ganz zum Thema, aber Bilder wollen auch dabei sein. Wir sehen hier den Bingelkrautrost (Melampsora pulcherrima). Chris Engelhardt hat ihn gefunden und fotografiert. Er befindet sich seit Wochen in der Balkanregion auf großer Naturreise und lässt herzlich mit einigen schönen Bildern grüßen.

Nun, ich kenne die näheren Zusammenhänge nicht und möchte sie an dieser Stelle auch nicht kommentieren. Das so wertvolle Model des Sozialismus ist den Bach runter gegangen, auch weil die eigene Bevölkerung  weltpolitisch nur aus Sicht des Ostblocks informiert worden war. Sie bespitzelt und manchmal sogar in Gefängnisse geworfen wurde, anstatt sie in die neue Zeit mitzunehmen, wie es damals so schön in einem Lied hieß. Wo bleibt Karl – Eduard mit seinem Schwarzen Kanal, damit uns endlich wieder die Augen geöffnet werden? Ja, hier wird Putin verstanden. Krieg sei nicht grundsätzlich abzulehnen, wenn er einem höheren, revolutionären Ziel diene. Ja, wenn es darum geht, sich aus Fesseln zu befreien. Aber warum das ganze nicht friedlich lösen, einander zuhören und einen Konsens finden. Nichts anderes ist Demokratie. 

Schlangenaal (Dalophis imberis) von Chistopher Engelhardt in Szene gesetzt.

Was Gorbatschow an Vertrauen zu Russland und zum Aufbau einer friedlicheren Welt beigetragen hat, hat Putin nun für lange Zeit auf Eis gelegt. Das ist zumindest meine Ansicht und vielleicht findet sich in dieser auch ein kleiner Funken Wahrheit. Aber, wie wir oben Lesen, jeder hat seine eigene Wahrheit. Die möchte ich auch nicht in Abrede stellen. Und sicher bin ich damit ein sogenannter Vereinfacher. Das mag sein, denn die Zusammenhänge sind viel komplexer, so Komplex, dass es niemanden geben dürfte, der die Wahrheit für sich in Anspruch nehmen kann. Wenn doch, dann dürfte er nicht von dieser Welt sein. 

Wiedehopf (Upupa epops). Foto: Christopfer Engelhardt.

Es gab in den 1980er Jahren schon eine düstere Zeit, zu Zeiten des Nato – Doppelbeschlusses und des Sternenkriegs – Programms des damaligen U. S. Präsidenten Ronald Reagan. Ja, dass war schon ein ziemlich finsterer Schurke, ein Westernheld, der die Welt in Richtung nuklearer Auseinandersetzung führen wollte, um das Reich des Bösen im Osten zu besiegen. Zum Glück kam zu dieser Zeit im Reich des Bösen Gorbatschow ans Ruder. Ein kluger, umsichtiger Politiker, der erkannt hatte, dass es so nicht weitergehen kann. Gorbatschow war der Hoffnungsträger in dieser düsteren Zeit und hat tatsächlich eine friedliche Annäherung der verfeindeten Machtblöcke erreichen können, so dass endlich auch der  „Antifaschistische Schutzwall“ in Deutschland und in Europa fallen konnte. Im obigen Artikel wird dieses ja ausdrücklich bedauert. Das lässt tief blicken! Die Diktatur des Proletariats hatte ihr Chance und sie haben sie nicht genutzt. Wie jede Diktatur, war sie zum Scheitern verurteilt, weil man nicht nur diktieren, sondern auch zuhören und andere Meinungen gestatten und einbinden muss, sofern sie dem Allgemeinwohl und nicht nur einer Ideologie dienen, die mit Teufel komm raus umgesetzt werden muss. Wie sagte mir jüngst jemand „Die Russen haben ein anderes Menschenbild“. 

Chris und Andrea weilten auch im Muschelparadies Kap Rodon.

Entschuldigung, es geht hier doch eigentlich um Wetter und Pilze. Ja, so soll es auch sein, aber das aktuelle Geschehen in der Welt sollte auch uns nicht kalt lassen. Es könnte uns im schlimmsten Fall eine sehr toxische Pilzart bescheren, auf die ich absolut keine Lust habe. 

Und das Südliche Kleine Nachtpfauenauge (Saturina pavioniella) sicher auch nicht. Chris fotografierte es in der Osum Schlucht.

Als ich den gestrigen Tagebucheintrag schrieb, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel zum Jahrestag der Tschernobyl – Katastrophe, der sich auch auf die Strahlenbelastung von Speisepilzen bezog. Für die hohen Werte (Siehe Karte oben) im Süddeutschen Voralpenbereich waren damals schwere Gewitter verantwortlich.  

Strahlenbelastung nach 36 Jahren Tschernobil

Michael junge sandte mir kürzlich das erste Hexenei von 2022 zu. Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus).

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen für Wismar bis zum 12. Mai – 2.00 Uhr. Im Minimum 1,7 l/qm, maximal 35.00 l/qm und im Mittel 14,6 Liter


Donnerstag, 28. April – (Tag des Unkrauts) – Ja, da haben wir es mal wieder! Wer denkt sich so einen respektlosen Begriff für ganz natürliche Gewächse aus, die für unsere Umwelt und Natur und nicht zuletzt auch für den Menschen so wichtig sind. Welche Respektlosigkeit! Gerade das sogenannte Unkraut ist enorm wichtig im Kreislauf der Natur. Ein ganz wichtiges Unkraut verschönt dieser Tage gerade wieder unsere Umgebung und macht selbst vor unseren Städten und Dörfern kein halt. Völlig anspruchslos, so scheint es, und unglaublich wichtig auch für unsere immer ärmer werdende Insektenwelt und außerdem eine wichtige Zeigerpflanze für uns Pilzfreunde, der Löwenzahn. Also ein schönes und überaus wichtiges Wildkraut im Haushalt der Natur und ganz besonders beliebt nicht nur bei Insekten, sondern auch bei vielen Spießgesellen in unseren Kleingartenanlagen. Wer sollte wohl sonst den Begriff Unkraut deklariert haben? Sicher Landwirte und Kleingärtner. Hoffen wir, es landen auch in diesem Jahr viele kleine Samen – Fallschirme bei diesen „Naturfreunden“. Sie ersparen sich Arbeit! Löwenzahn siedelt sich von ganz alleine an und blüht so wunderbar. Schießt zwar ganz schön ins Kraut und hält sich hartnäckig, ist als Wildkraut somit pflegeleicht. Nicht nur Bienen freuen sich darüber und liefern kräftig gelb gefärbten und intensiv schmeckenden Honig. Auch Kaninchen fressen ihn gerne. Obwohl sehr bitter, gilt er auch als Vital oder Heilkraut für uns Menschen. Liefert Salate und vieles mehr. Sogar als Kaffee – Ersatz kann er verwendet werden.

Hier sehen wir ein Wildkraut, dass im Mittelmeerraum heimisch ist. Die Drohnen – Ragwurz (Ophrys bombyliflora), eine Orchideen – Art. In Szene gesetzt von Christopher Engelhardt.

Wie hat doch ein ehemaliger  Gartennachbar in Wismar – Wendorf getobt, weil unser Naturgarten ein Paradies für Wildkräuter war. Also vor Unkraut nur so strotzte. Ein Eldorado für Vögel und Insekten und um diese Jahreszeit gelb vom Löwenzahn. Er hat schließlich die Flucht ergriffen, hat seinen Garten abgegeben, nach dem er verzweifelt verschiedene Gifte bei uns über den Zaun schmiss. Bei ihm hatte auch das zarteste Wildkräutlein keine Chance. Der Weg war mit Steinplatten locker ausgelegt und nur dort durfte auch der Fuß aufgesetzt werden, es sei denn, es mussten wichtige Gartenarbeiten erledigt werden. Wie beispielsweise verhasste Eindringlinge aus nachbars Garten, die es wagten, bei ihm zu keimen. Und Leute dieses Schlages soll es ja nicht wenige geben. Wenn man sich die Vorgärten vieler Grundstücke anschaut, wird einem schnell die Einstellung zur Natur der zugehörigen Zeitgenossen bewusst. Englischer Rasen und vielleicht noch das eine oder andere exotische Gewächs, welches in unseren Breiten gar nichts zu suchen hat. Oder alles gleich mit einem steinigen Schotterbett oder gar mit vollkommener Bodenversiegelung. Hier sollte der Gesetzgeber mal entsprechende Vorgaben liefern, dass solcher Unfug unterbleibt.  Aber was soll dieses Gemecker schon wieder? Vielen Menschen ist ohnehin nicht mit Vernunft beizukommen. Mein Garten ist der Wald und die naturnahen Landschaften, die nicht tot gepflegt werden. Oder doch? Auch hier haust der Mensch oft in kaum nachvollziehbaren Dimensionen. Welch einen Schädling hat die Evolution doch bloß hervorgebracht? Manche Menschen benutzen für die Evolution ja noch den Begriff Gott. Nun, „Gott“ mag manch schönes hervorgebracht haben, aber auch den Menschen? Das möchte ich stark bezweifeln. Seine Anleihen liegen wohl doch eher beim Gehörnten!

Ein buntes Stileben serviert uns Chris hier: Peyssonnelia squamaria & Flabellia ptiolata (grün) & Dictyota dichotoma (links oben) & Jania rubens, die roten Anteile. Am 12.04.2022 im Aquarium der Akuarium Bucht bei Jal aufgenommen.

Morgen ist es so weit. Nach zwei Jahren Corona – bedingter Zwangspause startet wieder ein frühlingshaftes Pilzwochenende in Mecklenburg. Im wunderschönen Warnowtal und im idyllischen Örtchen Karnin. Tief eingebettet in die Flussniederung und naturnahen Wäldern. Das Warnowtal Karnin steht nämlich unter Naturschutz und der Seminarort ist die ehemalige Naturschutzstation, die sich jetzt Haus der Natur nennt.

Nun wollen wir aber unsere Pilze nicht ganz vernachlässigen. Dieses Bild entstand am Georgstag (23.04) im Köppernitztal in Wismar. Gut nachzuvollziehen, warum sich dieser Phytoparasit Ahorn – Runzelschorf (Rhytisma acerina) nennt.

Noch kurz zur Wetterentwicklung. Während Süddeutschland reichlich Regen bekommen hat und dort auch in den nächsten Tagen weiterer Nachschub in Sicht ist, bleibt es bei uns mindestens bis Mitte nächster Woche im wesentlichen trocken. Auch an den unterkühlten Temperaturen mit zumindest am Boden frostigen Werten, ändert sich zunächst wenig. Und dass soll eigentlich auch bis Mitte Mai so bleiben. Pünktlich zu den Eisheiligen wurde in den letzten Tagen sogar ein weiterer Vorstoß kalter Polarluft aus dem hohen Norden berechnet. Einige Wettermodelle, so auch der Lauf des GFS von heute Abend, sehen aber eher eine Austrogung der dafür verantwortlichen Tiefdruckzone über West/Südwesteuropa, so dass die Strömung in Richtung Eisheilige eher zonalisiert oder sogar auf Südwest kippt. Das würde deutlich wärmeres Wetter endlich auch mal für uns bedeuten. Aber auch feuchte und Gewitteranfällige Luft. Genau die richtige Witterung, die wir bräuchten. Warten wir es ab. 

Der Georgstag war ja auch der Stichtag des gleichnamigen Schönkopfes, des Georgs – Ritterlings oder Maipilzes (Calocybe gambosa). Phillip Müller hat nun die ersten Exemplare entdeckt und sandte mir heute dieses Beweis – Foto zu. Vielen Dank, nun brauchen wir reichlich regen, damit sie richtig durchstarten können.

Hier noch die möglichen, akkumulierten Regenmengen des ECMWF für Wismar bis zum 13. Mai 2022 – 2.00 Uhr: im Minimum 0,6 l/qm, maximal 37,5 l/qm und im Mittel 13,00 Liter.


Informationstafel zum Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin.

Freitag, 29. April – Heute startete unser diesjähriges Frühlingsseminar im Warnowtal bei Karnin. Das erste mal seit Corona – bedingter Zwangspause lud der Steinpilz – Wismar wieder zu einem Pilzwochenende im Frühling nach Mecklenburg ein. Dazu hatten wir uns im Haus der Natur in Karnin eingemietet. Es handelt sich um die ehemalige Naturschutzstation, die vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) nach der Wende eingerichtet wurde und dem auch ich angehöre. Mit meinem Jahresbeitrag von 48.00 €, und das immerhin seit drei Jahrzehnten, hoffe ich, auch einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass wertvolle Naturräume, wie das NSG Warnowtal Karnin, dauerhaft vor der Zerstörung durch wirtschaftliche Interessen geschützt werden konnten und können. Dafür habe ich im laufe der Jahre immerhin gut 1.500.00 € an Vereinsbeiträgen geleistet! Es sind meist sehr wertvolle Naturräume, die es gilt zu bewahren. Ich muss gerade mal überlegen, in welchen Vereinen ich sonst noch involviert bin. Da wäre der Christliche Hilfsverein Wismar e.V. – Freundeskreis Albanienhilfe, den ich fast schon genau so lange mit einer monatlichen Spende unterstütze. Dann ist der Tintlingsverlag von Frau Montag im Saarland zu nennen. Der Boletus – Verein, der in diesem Jahr seine Fachtagung in M-V abhält. Und natürlich die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V., wo auch ich meine 25.00 € Jahresbeitrag zahlen muss. Das alles als Hartz IV – Aufstocker und  dabei muss auch noch das Mykogische Informationszentrum Wismar finanziert werden. Da helfen natürlich auch die Beiträge der anderen Mitglieder und gelegentliche Spenden, oft als Dank für die arbeitsintensive Berichterstattung auf dieser Homepage. Da möge man mir Nachsehen, wenn ich gelegentlich auch mal in andere Richtungen abdrifte, wie gegenwärtig zur Ukraine – Krise, die uns alle irgendwie beschäftigt. Jedem Kriegstreiber muss das Handwerk gelegt werden!

Unser Seminargebäude „Haus der Natur“ in Karnin am 29.04.2022.

Naturschutzgebiete müssen vor dem Menschen (wirtschaftliche Ausbeutung) geschützt, aber auch für den Menschen erhalten bleiben. Es handelt sich um jeweils wertvolle, artenreiche Flora und Fauna, wozu auch unsere Pilze gehören.

Die Warnow bei Karnin. 29. April 2022.

Das erste mal war ich im NSG Warnowtal Karnin im Ramen einer AMMV – Tagung in den 1990er Jahren unterwegs. Damals auch mit dem leider bereits verstorbenen Prof. Dr. Hanns Kreisel, dem Herausgeber des 6 – bändigen Werkes „Michael – Hennig – Kreisel“. Es war damals eine sehr ergiebige Kartierungsexkursion, an die ich mich gerne zurück erinnere. Nun, heute und an den kommenden 2 Tagen, müssen wir ohne solche Prominenz auskommen.

Frische Speisemorcheln (Morchella esculenta), gefunden von Beatrice und Christian, die aus Berlin angereist waren.

Nach der Ankunft aller Teilnehmer wurden die Zimmer belegt und anschließend starteten wir mit unserem Theorieteil im gemütlichen Seminarraum. In einer Beamer – Präsentation stellte ich Großpilzarten des Frühlings in Wort und Bild vor. Genauer gesagt, typische Frühlingsklassiker, aber auch Arten, die schon ab Frühling gefunden werden können und dann bis zum Sommer oder Herbst präsent bleiben. Aber auch Pilze, die aus dem Winter heraus in abklingender Form auch noch im Frühling gefunden werden können sowie Herbstpilze, die sich mal in den Frühling verirren. Am Abend wurde in gemütlicher Runde beim Pils und Wein der Grill angeschmissen. 

Beamer – Vortrag zum Thema Frühlingspilze. Eröffnet mit April – Rötlingen.

Wir starteten an dieser denkwürdigen Solitäreiche in Wiligrad. Denkwürdig, weil Raritäten – Jäger Andreas Okrent hier den sehr seltenen Rauhen Wulstling vor Jahren auf einer gemeinsamen Exkursion entdecken konnte. Im hinteren Gebäude – Komplex waren wir auch schon mal zu einem Herbstseminar zu Gast.

Sonnabend, 30. April (Walpurgisnacht) – Nach dem Frühstück brachen wir zu unseren Exkursionen auf. Ziel war das Ufer des Schweriner Sees zwischen Gallentin und Lübstorf. Wir steuerten Wiligrad an, wo noch zwei Leute zu uns stießen. Monika aus Rostock und Christian von den Wismarer Pilzfreunden. Das Wetter war angenehm, teils sonnig, teils wolkig und auch der Wind hielt sich in Grenzen. Nach kurzer Begrüßung starteten wir zunächst am neu angelegten Schlosspark entlang und oberhalb der Hangterrassen des Schweriner Sees, durch die Haushalt Forst. Auch tangierend den dortigen Ruheforst, wo unserer frühere Pilzfreund Josef Gast seine letzte Ruhestätte fand. Er war ein Liebhaber der Morcheln, die er als Kind zahlreich in den Donauauen sammelte und als späterer Mecklenburger auch bei uns für sich wieder entdeckte. Die Trockenheit ließ jedoch kaum Frischpilze wachsen. Später ging es den Hang hinunter und zurück am Wanderweg direkt am Ufer des Schweriner Sees, bis zu unseren Ausgangspunkt Wiligrad und seinem gleichnamigen Schloss. Wir kehrten in das dortige Gartenkaffee zur Mittagspause mit Kaffee, Kuchen, einem Pils, kleinem Imbiss und Eisbecher ein. Dabei fielen auch für die Hühner einige Picken ab.

Fundbesprechung an einem Holzstapel.

Danach ging es wieder hinunter zum Schweriner See in Richtung Lübstorf. War in den letzten Jahren hier kaum noch ein Durchkommen, weil zahlreiche, gestürzte Bäume im Wege lagen und Kletterkünste gefragt waren, ist es inzwischen gut beräumt. Ganz ohne Frischpilze ging es dann aber doch nicht. Glimmer – und Graue Faltentintlinge waren vereinzelt dabei. Auch wenige, kleine Austern – Seitlinge und ein solitärer Buchen – Schleimrübling, den wir aus dem Herbst kennen, lockerten die ansonsten von Porlingen, Pyrenomyceten und Schichtpilzen dominierte Tour auf, Auch einige Sklerotien- und Schuppige Porlinge waren in junger und frischer Qualität dabei.

Schloss Wiligrad am 30. April 2022.

Am Abend machten wir es uns auf dem großzügigen Außengelände am Haus der Natur in Karnin am Lagerfeuer gemütlich und selbstredend wurde wieder der Grill angeschmissen. Die gemütliche Runde bei Wein und Pils verlagerte sich schließlich in den mollig warmen Seminarraum und ich zeigte noch einige Filmbeiträge aus vergangenen Zeiten. So von unseren Großpilzausstellungen im Wismarer Rathaus oder auch im Botanischen Garten in Rostock. Und wir gingen mit Hausschwein Kiki auf Trüffelsuche in Südfrankreich.  

Wärmendes Lagerfeuer am Abend.

Damit endet der erste Monat der Pilzsaison 2022. Nun, was soll man noch dazu sagen. Alles wichtige und nichtige dazu findet sich in diesem Tagebuch. Der April lag deutlich unter dem, welches er uns eigentlich schon hätte bieten können. Wie schon im März, herrschte bis auf wenige Tage, durchgehend pilzfeindliches Wetter. Trockene, sehr kühle Kontinental- und Polarluft war dominant und nachts gab es oft Bodenfröste, teils auch Luftfrost.

Graue Faltentintlinge (Coprinus atramentarius) am Ufer des Schweriner Sees am 30.04.2022 am Standort fotografiert. Jung essbar, aber ohne Alkohol!

In meinem Messbecher landeten 25,5 Liter Wasser. Absolut zu wenig! 

Normal wären für April in Wismar im Durchschnitt 55,4 l/qm.

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze Mai 2022“. 

30. November 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion am Petersberg

Auch für interessierte Gäste

Sie führte in den 3. Quadranten des MTB Langen Brütz

Mit der heutigen Mittwochsexkursion endet ganz offiziell die aktive Pilzsaison für den Steinpilz – Wismar. In der Aspekt – Abfolge eines durchschnittlichen Pilzjahres befinden wir uns bereits seit Mitte des Monats im Winter. Selbstverständlich wachsen auch jetzt noch Spätherbstarten, aber auch die Klassiker der kalten Jahreszeit unter den Speisepilzen sind in der Regel schon ordentlich unterwegs. In diesem Jahr allerdings noch sehr zurückhaltend, da der Herbst viel zu warm war.

Auch in diesem Quadranten findet sich eine sehr abwechslungsreiche Landschaft mit vielen Wäldern und Seen. Die Warnow mäandert durch dieses Gebiet. Hier gibt es das interessante Naturschutzgebiet „Trockenhänge am Petersberg“, die bewaldeten Ufer des Pinnower Sees oder die zusammen hängenden Waldgebiete Bauernbusch und Hohes Holz. Wir entschlossen uns für die Petersberger Trockenhänge. Heideartige Landschaft mit Trockenrasen, Kiefern- und Birkeninseln, Höhen und Senken auf ausgesprochen sandigem Untergrund. Wir, dass waren außer Reinhold Krakow vom Steinpilz – Wismar, noch Christopher Engelhardt aus Lübeck.

Gleich bei unserer Ankunft lachten uns am Fuß eines toten Baumstammes die ersten Pilze an.

Die Risse auf den Hutscheiteln sind nicht charakteristisch, sondern der Witterung geschuldet.

Es handelt sich um essbare Rosablättrige Helmlinge (Mycena galericulata).

Und da Chris keinesfalls nur auf Pilze fokussiert ist, waren wir hier genau richtig.

Eine Kiefer begrüßt uns mit einem tiefen Diener.

Und los geht es an diesem nasskalten und neblig – trüben Novembertag wie er im Buche steht.

Zwei sporenreife Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum).

Schön orange leuchten diese minderwertigen Falschen Pfifferlinge (Hygrophoropsis aurantiaca).

Zahlreiche Gruppen von Braunroten Lacktrichterlingen (Laccaria proxima).

Aufgelockerte Kiefern – Gruppen.

Und für natürlichen Nachwuchs ist gesorgt.

Das hier der Butterpilz (Suillus luteus) zu hause ist, versteht sich von selbst.

Damit der lichte Standort nicht völlig zuwächst, wird immer mal Ginster gestutzt oder andere Gehölze abgesägt. Pilze erledigen den Rest. Hier sind es Striegelige Trameten (Trametes hirsuta).

Und immer wieder seitlingsähnliche Pilze. Meist bereits recht fortgeschritten in ihrer Entwicklung. Der Violette Anflug an den Huträndern lässt den Laubholz – Knäuling (Panus conchatus) vermuten.

Auch hier ist ein violetter Schein am Hutrand zu erahnen.

Alter, dicht beschuppter Riesen – Schirmpilz, der überständig ist und auch durch Frost geschädigt wurde.

Dieses Exemplar eines Macrolepiota procera sieht auf den ersten Blick noch jung aus. Das täuscht aber. Auch er ist vom Frost geschädigt, die Zellen zerstört, so dass er nicht weiter aufschirmen kann. Solche Pilze dürfen keinesfalls gegessen werden!

Ebenfalls stark zugesetzt hat der Frost diesen Purpurfilzigen Holzritterlingen (Tricholomopsis rutilans).

Eine Hängebirke (Betula pendula) fast schon im Winterkleid.

Ginsterheide.

Auch Rentierflechte ist hier zu hause.

Diese Birke erfreut uns noch mit ihrem goldenen Herbstkleid.

Kontrastreiche Farbspiele der unterschiedlichen Bäume.

Ein Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum).

Teils weitläufige Landschaft.

Trotz des trüben Wetters immer wieder schöne Farbenspiele.

Der Schnee- oder Schwarzfaserige Ritterling (Tricholoma portentosum), seines Zeichens ein guter Speisepilz, kommt mit frostigen Temperaturen ganz gut klar. Er sieht noch frisch aus und darf in die Pfanne wandern.

Grünlinge (Tricholoma portentosum) finden sich oft mit obigem Ritterling am selben Standort, sofern es unter Kiefern ist. Er schmeckt ebenfalls ausgezeichnet, kann aber gefährlich werden. Das Muskelgewebe kann bei übermäßigem Genuss geschädigt werden. Es soll schon zu Todesfällen gekommen sein! Er ist der echte Ritterling, mit einem schön ausgebildeten Burggraben.

Natürlich sind auch andere Vertreter der Gattung echte Ritterlinge. So wie dieser Graue Erdritterling (Tricholoma terreum). Auch er kann eine Rhabdomyolyse (Auflösung der quergestreiften Muskelfasern) auslösen. Es müssen aber riesige Mengen (mindestens 46 Kg) des Pilzes verzehrt werden, um einen bedenklichen Schwellenwert zu erreichen.

Wie heißt es so schön? Der aktuelle Stand der Wissenschaft ist nicht selten auch der letzte Stand des Irrtums. Der letzte Stand hat gegen den Verzehr des Frostschnecklings (Hygrophorus hypothejus) immer noch nichts einzuwenden.

Anbei habe ich noch eine für mich und sicher auch für Chris neue Schichtpilzart kennen gelernt. Den Rußgrauen Schichtpilz (Lopharia spadicea). Ich danke Chris für das Foto und die Bestimmung!

Diese Eiche scheint sich noch nicht schlüssig zu sein, ob sie in Winterruhe gehen möchte. Der Steinpilz – Wismar schon, denn mit dieser Mittwochsexkursion endet die Pilzsaison 2022 für ihn ganz offiziell.

Hier noch die Artenliste von MTB 2335/3 = NSG Trockenhänge am Petersberg: Rosablättriger Helmling, Zerfließende Gallertträne, Dunkler Rasenrötling, Kiefernnadel – Spaltlippe, Striegelige Tramete, Erdwarzenpilz, Frost – Schneckling, Flaschen – Stäubling, Butterpilz, Gemeiner Violettporling, Milder Zapfenrübling, Gegabelter Nadelholz – Hörnling, Braunroter Lacktrichterling, Horngrauer Rübling, Schmetterlings – Tramete, Winter – Stielporling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Laubholz – Knäuling, Angebrannter Rauchporling, Wiesen – Haarschwindling, Riesen – Schirmpilz, Purpurfilziger Holzritterling, Trockener Kahlkopf, Grünling, Schnee – Ritterling, Mäuseschwänzchen, Roter Fliegenpilz, Fleischroter Lacktrichterling, Gift – Häubling, Grauer Erdritterling, Wohlriechender Schneckling, Glatthütiges Stummelfüßchen und Rußbrauner Schichtpilz.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

26. November 2022 – Steern – Wiechnacht in Wismar

Steern – Wiehnacht in Wismar

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Imbissabend zur Steern – Wiehnacht

Sonnabend, der 26. November 2022, von 16.00 – 20.00 Uhr im Nikolaiviertel der Weltkulturerbe- und Hansestadt Wismar. Von der Schweinsbrücke bis zur ABC Straße.


Wie schon in den Vorjahren, fand am Sonnabend vor dem 1. Advent wieder die Steern – Wiehnacht, ein nostalgischer Weihnachtsmarkt in der Wismarer Altstadt, statt. Organisiert vom Brausekontor und dem Stadtgeschichtlichen Museum. Erstmals haben wir uns in diesem Jahr auch mit einem kleinen Imbissangebot beteiligt. So bauten wir vor dem Info – Zentrum einen Imbissstand aufbauen und es gab eine herzhafte und heiße Waldpilzsuppe. Glühwein wurde an anderen Ständen serviert. Außerdem bot der Steinpilz – Wismar wieder unsere ganz besonderen Adventsgestecke an. Jedes ein einzigartiges Unikat.

Die Hausfassaden erstrahlten in bunten Farben.

Im Hintergrund der monumentale Backsteinbau von St. Nikolai.

Vereinsfreundin Kerstin und Vereinsmitglied Christian betreuten unseren kleinen Stand. Vielen Dank auch an Catrin Berseck, die praktische Werbe – Tischdecken für uns in Auftrag gegeben hat.

Die Waldpilzsuppe ist eingehangen. Vier große Töpfe hatte ich ganz frisch vorgekocht.

Glühwein und manches mehr gab es am Stand des Brausekontors.

Coole Sprüche an den Wänden und auch ganz große Leute stelzten durch das Nikolai – Viertel.

Blick in das Brausekontor. Es schließt in wenigen Wochen für immer seine Pforten.

Vor dem Fristyler gibt es Thüringer Bratwurst.

Dank des ruhigen und milden Wetters herrschte ein großer Besucherverkehr.

Auch die Stil – Blüte hatte geöffnet.

Und der Weihnachtsmann las Geschichten vor.

Viel Licht in bunten Farben in der ABC Straße.

Gemütliche Stimmung am Vorabend des 1. Advent.

Und unsere heiße und herzhafte Pilzsuppe geht weg wie warme Semmel! Wenn alle, dann alle!

Und immer wieder nette Gespräche.

Im Info – Zentrum gibt es unsere ganz besonderen Adventsgestecke.

Schließlich wird morgen bereits die erste Kerze angezündet.

Ganz herzlichen Dank nochmals an Kerstin und Christian, dass sie sich Zeit genommen haben. Und es hat nicht nur uns sehr viel Spaß gemacht. 

Wir wünschen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit! 

16. November 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion am Frauensee

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2335/2 = Langen – Brütz

Der Frauensee im Wald bei Weberin am 16.11.2022.

Wir nahmen heute den 2. Quadranten der Topographischen Karte Langen Brütz im Maßstab 1 : 25 000 in Angriff. In diesem Quadranten finden sich eine Vielzahl interessanter Biotope und Landschaften im Naturraum Kuhlen – Wendorf. Der nördliche Teil ist vielfältig strukturiert, sehr hügelig durch die Kritzower Berge, mit kleinen Seen, allen voran das Naturschutzgebiet Holzendorfer Warnowseen, sowie die Uferbereiche der Warnow selbst. In der Südwestecke befindet sich eine weitläufige Winston – Golfanlage und östlich davon ausgedehnte Wald- und Forstflächen der ehemaligen Staatsfort Turloff bei Weberin. Letzteres war das Ziel der heutigen Mittwochsexkursion. Zunächst fuhr ich mit meinem Leichtkraftroller nach Bobitz, um eine interessierte junge Dame abzuholen. Wir fuhren dann nach Weberin, wo uns neben Christopher Engelhardt noch zwei Interessenten aus Warin erwarteten. Es war inzwischen bereits ziemlich klar Nachmittag, so dass uns an dem heutigen windigen, kühlem und grauen Novembertag nicht mehr viel Zeit blieb. So entschieden wir uns, ganz in der Nähe zu bleiben und statteten einem kleinen Waldgewässer namens Frauensee einen Besuch ab. Der Umgebung und dem Uferbereich versteht sich.

Chris hat etwas entdeckt.

Diese Lacktrichterlinge (Laccaria laccata) zeigen uns, dass sie zu den Weißsporern gehören.

Hier sehen wir einen bitter schmeckenden Vertreter der Gattung der Flämmlinge = Gymnopilus.

Und hier sind es Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus).

Der ungenießbare Gallen – Täubling (Russula fellea) ist unter Buchen zuhause.

Der Frauensee kommt in Sichtweite.

Wir genießen den Seeblick.

In diesem Moment sind Wasservögel von Interesse.

Dank des schützenden Waldes liegt der Frauensee recht ruhig an diesem windigen Nachmittag.

Junge Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) brechen aus einem am Ufer des Frauensees liegenden und toten Birkenstamm heraus.

Gut sind die wichtigen Schüppchen an ihren Stielen zu sehen.

Viele Erlen – Schillerporlinge (Inonotus radiatus) an Birke. Das dürfen sie auch, ohne gleich einen Birken – Schillerporling daraus zu machen.

Chris lichtet sie mit seiner Olympus aus nächster Nähe ab.

Auch der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) hat sich dazu gesellt.

Erlen – Schillerporling (Inonotus radiatus).

An diesem Maronen – Röhrling hat sich schon jemand gütlich getan. Sicher war es ein Feinschmecker!

Dieses Exemplar ist äußerlich noch unversehrt, aber hinreichend überständig. Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) blieb daher auch stehen.

Gemischter Waldbestand am Ufer des Frauensees.

Wir verabschieden uns vom Frauensee.

Baumwoll – Stielkügelchen (Physarum nutans). Foto und Bestimmung Christopher Engelhardt.

Schließlich bat Chris uns noch zu einem Erinnerungsfoto. 16. November 2022 am Frauensee.

Hier die kleine Artenliste von MTB 2335/2  = Wald am Frauensee: Riesen – Schirmpilz, Graukappe, Falscher Pfifferling, Fleischroter Lacktrichterling, Winter – Trompetenschnitzling, Herber Saftporling, Tintenstrichpilz, Zinnoberroter Pustelpilz, Schmetterlings – Tramete, Buckel – Tramete, Gemeiner Spaltblättling, Geflecktblättriger Flämmling, Striegeliger Schichtpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Echter Zunderschwamm, Flächiges Eckenscheibchen, Mäuseschwänzchen, Glimmer – Tintling, Blauer Saftporling, Geweihförmige Holzkeule, Fichten – Zapfenrübling, Gallen – Täubling, Gallertfleischiger Fältling, Stockschwämmchen, Zusammenfließende Kohlenbeere, Erlen – Schillerporling, Bluthelmling und Baumwoll – Stielkügelchen. 

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

12. November 2022 – Öffentliche Lehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch den Wald am Homberg

Der Homberg, an der B 104 zwischen Schwerin und Sternberg im Mai 2020.

Es ist schon längere Zeit her, als wir hier schon einmal im Rahmen einer öffentlichen Pilzführung unterwegs waren. Damals ebenfalls im Spätherbst. Leider fielen seit dem viele alte Buchen der Säge zum Opfer. Hier wurde in den zurück liegenden Jahren stark ausgeholzt. Mächtige Buchen wurden umgelegt und im großen Stil geerntet. Da klingelt natürlich die Kasse. Während eines Telefonats mit einem benachbarten Waldbesitzer, dem ein Teil des sogenannten Hegholz und Paradieses gehört, sagte mir dieser einmal wörtlich „In 100 Jahren seien die Buchen doch wieder nachgewachsen“.

Na ja, in 100 Jahren! Kurz bevor es in diesem Wald lichter wurde, konnten wir hier noch eine gigantische Steinpilz – Schwämme erleben. Wenig später fielen die Buchen reihenweise und mit einer solchen Schwämme von Herrenpilzen dürfte es selbst in guten Jahren am Homberg wohl schwer werden. 

Nun, Steinpilze gibt es natürlich auch noch im November, aber darauf sollten wir uns heute nicht versteifen. Im Spätherbst – Aspekt dominieren schließlich andere Arten, die es gilt kennen zu lernen. Darunter auch zahlreiche Speisepilze. Vom Wetter hatten wir Glück. Herrlich mild und teils sonnig. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Und es war eine sehr schöne Wanderung, die zwar nicht unbedingt mit vollen Körben endete, aber doch einiges an interessantem und wissenswertem vermitteln konnte.

Spätherbstlicher Jungbuchenwald am Homberg.

Und wir starten.

Im frisch gefallenen Buchenlaub fand sich noch einiges an Täublingen. Hier sind es bereits etwas angeschwärzte Dickblättrige Kohlen – Täublinge (Russula nigricans).

Geotropismus beim Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Ein bräunlicher Ritterling im Buchenwald.

Es ist ein minderwertiger Brandiger Ritterling (Tricholoma ustale).

Ein stattlicher Täubling.

Das der Frauen – Täubling sehr lecker ist wissen auch die Schnecken.

Ein Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa). Er darf als Mischpilze eingesammelt werden.

Der Seidige- oder Erdblättrige Rißpilz (Inocybe geophylla) ist hingegen ein Giftpilz.

Der auch recht stattliche Rosa- oder Morgenrot – Täubling (Russula aurora) ist zwar essbar, erreicht aber nicht die Geschmacksqualitäten des Frauen – Täublings.

Die Huthaut des Grobscholligen Riesenschirmpilzes (Macrolepiota konradii) reißt in grobe, sternförmig um den Hutscheitel angeordnete Schuppen auf.

Unter eingestreuten Lärchen bereits überständige Goldgelbe – Lärchen – Röhrlinge (Suillus flavus).

Die Herbstlorchel (Helvella crispa) kommt im Vergleich zur teils sehr düsteren Gruben – Lorchel in einem wesentlich hellerem Outfit daher.

Allein schon sein pochhartes, festes Fleisch kennzeichnet den Harten Zinnobertäubling (Russula rosacea) schon recht gut. Ein minderwertiger Speisepilz.

Ein noch junger und in diesem Stadium essbarer Birnen – Stäubling (Lycoperdon pyriforme).

Der Gelbstielige Muschelseitling (Sorcomyxa serotina) kann mit dem Austern – Seitling verwechselt werden. Nicht weiter schlimm, aber es könnte etwas bitter schmecken.

Trotz des relativ jungen Buchenbestandes in diesem Bereich auch immer mal Inseln mit Totholz dazwischen.

Ein gefundenes Fressen für Holzbewohner, so wie diesen Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor) an einem Stubben.

Catrin kann sie gebrauchen. Für ein stimmungsvolles Gesteck, dass sie mir zu Weihnachten überreichen wird. Zwar ungeeignet in der Pfanne, aber als Dekoration für Gestecke oder auch als Vitalpilz sehr beliebt. Es wird ihr nachgesagt, beispielsweise in der Krebstherapie unterstützend positiv zu wirken.

Goldene Novemberstimmung bei sonnigem und ungewöhnlich mildem Wetter.

Einfach herrlich!

So macht der November Laune!

Ein Täubling wird kritisch beäugt.

Und immer wieder reizt es mich, diese herrlich altgoldene Stimmung im Bild festzuhalten.

Eine essbare Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa). Nicht nur im Spätherbst zu finden, sondern vom Frühling an in Laub- und Nadelwäldern.

Immer wieder wunderbare Stimmungen. Ich sehe in diesem Bild irgendwie den Frühling und den Herbst vereinigt.

Buchenast im Herbstlaub. Besiedelt vom Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularis).

Am Waldrand eine Wiese voller Blumen und dazu ein Wetter wie im Frühling!

Ein Specht – Tintling (Coprinus picaceus) im warmen Sonnenlicht.

Herrliche Altbuchenkannte.

Innerhalb aber oft Jungbuchen – Aufwuchs. Die Altbuchen wurden vor etwa 15 Jahren abgeholzt.

Eigentlich hätten wir zu dieser Jahreszeit, an der Schwelle zum Winter, Austern – Seitlinge erwarten können. Hier sind es aber die aus dem Sommer bekannten und wärmeliebende Lungen – Seitlinge (Pleurotus pumonarius). Kein Wunder, bei dem ungewöhnlich warmen Herbst in diesem Jahr.

Ein gutes Abgrenzungsmerkmal des Lungen – Seitlings (Pleurotus pulmunarius) von blassen Formen des ähnlichen Austern – Seitlings ist das Gilben der Fruchtkörper beim antrocknen. Auch entströmt ihm gelegentlich ein zarter Duft nach Anis.

Ein herkömmlicher Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).

Hier scheint etwas entdeckt worden zu sein.

Es war ein Schillerporling an Buche. Aber weit unten am Stamm. Ich vermute den Häutigen Schillerporling (Inonotus cuticularis), der aber in der Regel höher, an Stammverletzungen, dachziegelartig übereinander zu finden ist.

Häutiger Schillerporling (Inonotus cuticularis).

Schiebt sich hier neben einem Laubholzstubben ein Büschel Stockschwämmchen an das Tageslicht?

Nein, es sind Wässrige Mürblinge (Psathyrella hydrophila), die allerdings wegen der Ähnlichkeit auf den ersten Blick auch Weißstielige Stockschwämmchen genannt werden. Essbar sind auch sie, reichen aber nicht an die Qualitäten des Stockschwämmchens heran.

Ein herrliches Stück Wald!

Altbuchenbestand mit einem hohen Totholz – Anteil.

Ein wunderbarer Bereich des Waldes am Homberg.

Zartes Wiesengrün im Kontrast zum goldenen Herbst.

Der nächste Märchenfilm sollte hier gedreht werden!

Im Zuge der Sporenreifung bildet sich eine Öffnung auf den Scheitel der Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme), um bei mechanischen Reizen wie Regentropfen, den Sporenstaub ausschleudern zu können.

Hier sehen wir aber nun echte Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils), die Catrin für uns entdeckt hat.

Hier wird nun zugeschlagen.

Catrin entnimmt vorsichtig ein Büschel.

Und betrachtet sich die Stockschwämme genau.

Denn sie weiß, worauf es beim Stockschwämmchen Ernten an kommt. Nämlich auf die bräunlichen Schüppchen auf den Stielen.

So etwas sehen wir doch gerne. Gestürzte Bäume und gefallene Äste dürfen liegen bleiben. Genau so gehört es sich im naturnahen Wald.

Hier haben wir einen Einzelgänger der Gattung Psathyrella im Buchenlaub entdeckt.

Die Bestimmung von Mürblingen kann oft sehr anspruchsvoll sein. Deshalb möchte ich hier nur vermuten, welche Art dieser umfangreichen Gattung in Frage kommen könnte, nämlich der Aschgraublättrige Mürbling (Psathyrella tephrophylla).

Nach Erhard Ludwig kann der zunächst dunkler gefärbte Hut zu creme – ocker aufhellen und in der Mitte meist lange orange-goldocker gefärbt bleiben. Ebenfalls soll er gerunzelt sein.

Auch die Bestimmung vieler Tintlinge ist nicht so ohne weiteres möglich. Auf einer Exkursion im Jahre 2004, bei Putbus auf der Insel Rügen, konnte ich über dieses Thema mit Erhard Ludwig ins Gespräch kommen und halte mich, bis auf die gängigen Arten dieser Gattung, mit meinen Bestimmungsversuchen eher zurück.

So bekommen auch diese zarten Schönlinge von mir keinen Namen. Es bleibt bei Coprinus spec.

Es werden heut zu Tage, insbesondere auch durch das Sequenzieren, viele neue Arten entdeckt und Gatttungen aufgespalten und neu aufgestellt. Dass sich noch niemand um eine Sonderform des Grünblättrigen Schwefelkopfes (Hypholoma fasciculare) her gemacht hat, zumal sie sich bereits augenscheinlich von der Normalform unterscheidet, ist schon etwas verwunderlich. Die hier gezeigte Kollektion gehört zu einer schmächtigeren Variante, die ich bisher immer an Eichenstubben gefunden habe. Farblich mehr ein Lindgrün auf Stiel und Lamellen und auch ein schmächtiger im Wuchs.

Gelber Knollenblätterpilz (Amanita citrina). Leicht giftig!

Ein starker, liegender Buchenstamm ist besetzt von zahlreichen Konsolen des Laubholz – Harzporlings (Ischnoderma resinosum).

Eine Graukappe (Clitocybe nebularis) im Herbstlaub.

Und noch einmal von unten angeschaut.

Es ist Mittagszeit, aber die Sonne steht tief zu dieser Jahreszeit.

Und es lohnt sich einen Blick in Richtung Himmel zu werfen. Derart viele und ordentlich angeordnete Schäfchenwolken bekommt man wirklich nicht alle Tage zu sehen.

Unser Erinnerungsfoto von einer wunderbaren Herbstwanderung am Homberg.

Das war die letzte öffentliche Wanderung in diesem Jahr. Bis Weihnachten ist zwar noch etwas Zeit, aber unsere Catrin wünscht im Namen des Steinpilz – Wismar schon mal ein frohes Fest.

Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

09. November 2022 – Kartrierungsexkursion

Mittwochsexkursion im Warnowtal Karnin

Es ging in das MTB: 2335/1 = Langen Brütz

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Ziel war das Warnowtal bei Karnin


Gegen 10.00 Uhr traf ich mich mit weiteren Interessierten am Haus der Natur in Karnin.

Ziel war das Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin. Die Warnow mäandert hier durch ein sehr abwechslungsreiches, oft bewaldetes Gebiet. Feuchte Erlenbrüche, trockenerer Buchenwald, Steilhänge oder auch fast heideartige Bereiche mit Trockenrasen wechseln hier oft in schneller Folge ab. Natürlich liegt aus diesem vielseitigen und interessanten Revier schon eine recht hohe Anzahl kartierter Großpilzarten vor, aber dennoch sind sicher auch Pilze zu entdecken, die bisher noch keinen Fundpunkt in den Verbreitungskarten aufweisen. In diesem Sinne durchforsteten wir heute diese vielseitige Landschaft.

Los geht es zu unserer goldenen November – Exkursion.

Die naturnahe Warnow von ihrer ruhigen Seite.

Wildwasser auf der anderen Seite der Warnow – Brücke in Karnin.

Herber Zwergknäuling (Panellus stypticus).

Dunkler Rasenrötling (Entoloma sericeum).

Nicht selten im besseren Buchenwald kommen diese Ledergelben Schwindlinge (Marasmius torquescens) vor.

Ziemlich übel „duftet“ der Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureum).

Der Elfenbein – Schneckling (Hygrophorus eburneus) sondert einen säuerlich – aromatischen Duft ab, der an die Raupen des Weidenbohrers erinnern soll. Essbar.

Der schärfliche Ritterling (Tricholoma sciodes) ist genau wie obiger Schneckling in Buchenwäldern zu hause. Er ist ungenießbar.

An Totholzstücken und auf Rindenmulch ist die Steife Koralle (Ramaria stricta) zu hause.

Dieser Schwarztäubling (Russula spec.) unterlag den gestalterischen Möglichkeit der Kleintierwelt.

Kraftvoll wurzeln sich diese Buchen in Hanglage am Warnowtal Karnin fest.

Hohlweg von den Wiesen zur Warnow hinunter.

Wir jedoch wollten hinauf.

Am Waldrand immer wieder auf dem Hut stark entfärbte Fleischrote Lacktrichterlinge (Laccaria laccata).

Scheinbar auf dem Rasen, aber mit Holzuntergrund, wuchsen besonders ansehliche und essbare Rosablättrige Helmlinge (Mycena galericulata). Besonders gut treten hier die für diese Art so typischen Anastomosen im Lamellengrund zu tage.

Man könnte meinen auf Almwiesen im Bergland unterwegs zu sein.

Einige Jungfern – Ellerlinge (Cuphophyllus virgineus) erfreuten uns auf der Magerwiese.

Passend zum mageren Wiesenstandort sehen wir hier den Braunschneidigen Wiesenhelmling (Mycena olivaceomarginata).

Ein toller Fund gelang uns am Waldrand. Ich gehe davon aus, dass es sich um die Blasse Borstentramete (Funalia trogii) handeln dürfte, die im mittleren Ostdeutschland eine häufig nachgewiesene Porlingsart darstellt. In M-V wurde der Pilz bisher nur sehr selten festgestellt. Einige Jahre hatte ich den Holzbewohner in meiner Ausstellung liegen. Es war ein Abschiedsgeschenk meines langjährigen Kartierungspartners Prof. Dr. Jürgen Schwik. Er brachte mir den Pilz aus Sachsen mit, wo er keine Besonderheit darstellt. Der Porling fruktifiziert meist an Pappel.

Der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune) ist hingegen, wie sein deutscher Name schon besagt, eine häufige Art an besonders trocken liegendem Laubholz.

Besonders gefreut haben wir uns auch über diese wunderbar duftende Anis – Tramete (Trametes suaveolens). Wächst gerne frisch im Winterhalbjahr an Weiden. In diesem Fall aber an Pappel.

Ein idealer Platz auch für des Weidmanns Ansitz.

Auch Moorlandschaften finden sich im NSG Warnotal bei Karnin.

Ein herrlicher und ungewöhnlich milder Novembertag.

Die überaus häufigen Seidigen Rißpilze (Inocybe geophylla) sind giftig!

Ungiftig sind hingegen die nicht weit entfernt stehenden Runzligen Korallenpilze (Clavulina rugosa).

Renate Neubert hielt mich beim Fototermins mit den Runzligen Korallenpilzen im Bild fest.

Das letzte Laub der Buchen erstrahlt noch einmal golden im milden Sonnenlicht.

Es geht wieder in das bewaldete Warnowtal hinunter.

An feucht liegenden, toten Buchenstämmen, fanden sich diese Gallertfleischigen Fältlinge (Merulius tremellosus).

Häufig war hier auch der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia). 

Diese Peziza wird leider keinen Namen von mir bekommen. Der Becherling wuchs an Buchenholz.

Jede Menge farbenfroher Pilztierchen = Myxomyceten.

Ein weiterer Fund, über den ich mich sehr gefreut habe, waren diese Netzaderigen Mistpilze (Bolbitius aleuriatus). Sie wachsen nicht auf Mist, sondern totem Laubholz.

Sehr willkommen bei meinen Begleitern aus Pinnow war der Fund des Gift – Häublings (Galerina marginata). Hatten sie doch vor kurzem das Stockschwämmchen im Wald bei Thorstorf kennen gelernt, so war es an der Zeit auch einmal seinem lebensgefährlichen Gegenspieler zu begegnen.

Hier sehen wir sehr wahrscheinlich den Großsporigen Gallertbecher (Ascocoryne cylichnium).

An einem liegenden und alten Buchenstamm erfreute uns ein frischer Ästiger Stachelbart (Hericium clathroides).

Hier die Artenliste von MTB 2335/1 – Warnowtal bei Karnin: Dunkler Rasenrötling, Herber Zwergknäuling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Graukappe, Rettich – Helmling, Ledergelber Schwindling, Schwefel – Ritterling, Elfenbein – Schnackling, Rotrandiger Baumschwamm, Scharfblättriger Schwarztäubling, Schärflicher Ritterling, Niedergedrückter Rötling, Steife Koralle, Schmetterlings – Tramete, Fleischroter Lacktrichterling, Rosablättriger Helmling, Goldmistpilz, Glimmer – Tintling, Zaunblättling, Braunschneidiger Wiesenhelmling, Gemeiner Spaltblättling, Erlen – Schillerporling, Gallertfleischigers Stummelfüßchen, Echter Zunderschwamm, Anis – Tramete, Seidiger Rißpilz, Runzliger Korallenpilz, Schwarzpunktierter Schneckling, Gallertfleischiger Fältling, Angebrannter Rauchporling, Gelbstieliger Muschelseitling, Netzaderiger Mistpilz, Gift – Häubling, Striegeliger Schichtpilz, Austern – Seitling, Violetter Lacktrichterling, Rotbraune Buchenkohlenbeere, Ästiger Stachelbart, Grünblättriger Schwefelkopf, Rehbrauner Dachpilz, Laubholz – Harzporling, Winter – Stielporling, Birnen – Stäubling, Rotbuchen – Rindenkugelpilz und Blasse Borstentramete.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

02. November 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Beckerwitz

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das Messtischblatt 2033/4 = Boltenhagen

Im 4. Quadranten des Messtischblattes Boltenhagen sieht es mit geeigneten Wäldern mehr als dürftig aus. So wie schon im Frühling des vergangenen Jahres, wandten wir uns dem Küstenstreifen der östlichen Wohlenberger Wiek, am Campingplatz Beckerwitz, zu. Hier war ich bisher tatsächlich nur im Frühling unterwegs, weil es im Küstensaum durchaus einige Klassiker dieser Jahreszeit gibt. Der trockene Herbst ließ heute jedoch kaum Frischpilze sprießen, so dass es am Ende sehr dürftig geworden ist. Mich begleitete unser Ukrainischer Pilz- und Vereinsfreundfreund Timur aus Hamburg.

Auf dieser Wiese, die im Sommer als Parkplatz für den benachbarten Campingplatz dient, wuchsen einige Frischpilze.

Vor allem diese Schuppigen Wiesen – Champignons (Agaricus campestris var. squamulosus).

Mit ihren jung schön rosabraun gefärbten Lamellen und den fast ringlosen, zur Basis zuspitzenden Stielen.

Der etwas windflüchtende Kiefernkopf oberhalb der Steilküste. Hier hatte ich mir doch einige Kiefernbegleiter mehr vorgestellt. Aber leider zusätzlich dem Seewind ausgesetzt und dadurch besonders trocken.

Blick auf die Wohlenberger Wiek.

Die Tage der Kiefer rechts oben im Bild dürften gezählt sein.

Der sandige und ausgehagerte Standort hätte bei günstigeren Bedingungen sicher einiges geboten.

Viel interessanter gestaltete sich das Wetter an diesem Spätherbsttag. Höhenkaltluft war im Anmarsch.

Ein Wetter wie im April war die Folge. Ein starker Gewitterschauer mit Regenbogen und Graupelvorhang.

Sehr labile Luft ließ den Himmel fast wie im Sommer aussehen.

Die Versorgungslinie des Gewitters.

Sonnenschein, heftige Regengüsse, Regenbögen sowie Blitz und Donner sorgten für Romantik pur. Schöner kann Wetter kaum sein und es entschädigte uns für die Pilzarmut!

Hier die Artenliste von MTB 2033/4 – Küstensaum bei Beckerwitz: Wiesen – Champignon, Nelkenschwindling, Rinnigbereifter Wiesentrichterling, Goldmistpilz, Angebrannter Rauchporling, Mäuseschwänzchen, Roter Heringstäubling und Falscher Pfifferling.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

29. Oktober 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch die Wälder bei Ventschow

Seit längerer Zeit führte schon keine öffentlich geführte Lehrwanderung mehr durch die Waldgebiete bei Ventschow. Es wurde also mal wieder Zeit, durch diese sandigen Laub- und Nadelforste auf der Suche nach allerlei Frischpilzen zu Wandern. Es ist Spätherbst und was konnten wir zu dieser fortgeschrittenen Jahreszeit noch finden? Hier ein Überblick:

Wir starteten vom Bahnhof in Ventschow in den Herbstwald.

Auch ein Vierbeiner war dabei.

Wir tangierten eine Kleingartenanlage mit vielen Blumen, die uns anlachten, wie auch die immer noch warm strahlende Sonne des fortgeschrittenen Herbstes.

Aber auch die ersten Pilze begrüßten uns am Wegesrand. Hier sind es ungenießbare Kegelschuppige Schirmpilze (Lepiota aspera).

Noch junge und geschlossene Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) sorgten für erste Erfolgserlebnisse.

Auch diese jungen Pantherpilze (Amanita patherina) sind hübsch anzusehen. Gegessen werden sollten sie lieber nicht. Heftige Rauschzustände und andere Unannehmlichkeiten wären die Folge! Bei älteren und geschwächten Menschen oder auch Kindern könnte es sogar lebensbedrohlich werden.

Diese bereits aufgeschirmten Hallimasch sind dennoch jung und bestens für eine herzhafte Pilzpfanne geeignet. Gut durchgegart versteht sich und auch ohne Stiele.

Auch dieser Perlpilz (Amanita rubescens) ist ein willkommener Speisepilz. Vergleiche Pantherpilz!

Begutachtung des Perlpilzes.

Ein junger Perlpilz (Amanita rubescens) im Ideal – Zustand.

Die Falschen Pfifferlinge (Hygrophoropsis aurantiaca) können dagegen getrost im Wald bleiben. Sie sind minderwertig.

Die weiße Variante des leicht giftigen Gelben Knollenblätterpilzes (Amanita citrina).

Der unter Buchen wachsende Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) kommt zwar gern sehr gesellig vor, aber im Büschel ist doch eher die Ausnahme.

Im Ventschower Wald.

Die Krause Glucke im Korb ist schon sehr grenzwertig und sollte nicht mehr gegessen werden!

Dieser Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) macht noch einen recht ordentlichen Eindruck.

Gut sind die Schüppchen auf dem Stiel des Stockschwämmchens (Kuehneromyces mutabilis) zu erkennen. Sehr wichtig zur Abgrenzung zum gefährlichen Gifthäubling, des Stiel glatt und glänzend erscheint.

Sehr charakteristisch kommt hier der Hut des Wasserfleckigen Rötel – Trichterlings (Lepista gilva) daher. Eine blassere Form des Fuchsigen Rötel – Trichterlings.

Ein Klassiker unter den volkstümlichen Speisepilzen, der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).

Ein wunderbares Erlebnis ist immer wieder der Fund dieses Blutblättrigen Zwergschirmlings (Melanophyllum haeomatospermum). Der zunächst unscheinbare Pilz verblüfft durch seine unerwartet blutroten Lamellen.

Unter der Herbsttrockenheit gelittene Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides). Gefährlichster aller Giftpilze!

Auf, auf zum fröhlichen Jagen. Pilzsucher gelten ja als die vornehmeren Jäger!

Immer unter Kiefern und meist im späteren Herbst wachsen diese ungenießbaren Leberbraunen Milchlinge (Lactarius hepaticus).

Der Glückspilz und Pilz des Jahres 2022 kann auch mal ohne weiße Hüllreste auf dem Hut auftauchen. Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria).

Die Wanderung neigt sich ihrem Ende zu.

Vorher versammelten wir uns jedoch noch zu einem Erinnerungsfoto am Waldrand.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

26. Oktober 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion im Wald bei Thorstorf

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2033/3 = Boltenhagen

Goldenes und warmes Oktoberwetter, aber der Buchenwald zwischen den Ortschaften Thorstorf und Parin lässt eher vermuten, wir befinden uns noch Mitten im Sommer. Von den Temperaturen her konnte man das ebenfalls vermuten. Nichts von goldener Laubfärbung und das Ende Oktober!

Im dritten Quadranten des MTB Boltenhagen gibt es mehrere, kleinere Waldgebiete, die für unsere Mittwochsexkursion in Frage kommen könnten. Da wäre zunächst der Wolfsbruch bei Klütz. Er war schon im Frühling 2021 im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen ein schönes Ziel. Zwei weitere Wäldchen schließen sich in Richtung Süden an. Das umfangreichste Revier findet sich jedoch zwischen den Ortschaften Thorstorf, Rolofshagen und Parin. Auch dieses Laub- und Nadelwaldgebiet war schon einmal Mittwochs an der Reihe und auch eine erfolgreiche, öffentliche Lehrwanderung in Begleitung eines Fernseh – Teams (Wismar t-v) führte bereits hier her. Es war auch heute das Ziel der Mittwochsexkursion. Dabei begleiteten mich auch drei Urlauberinnen und ein Ehepaar aus Pinnow.

Dieser Baumriese hat es bereits hinter sich. Hallimasch gibt ihm den Rest.

Es handelt sich um Honniggelben Hallimasch (Armillaria mellea). Sie landeten zunächst in meinem Korb, dann im Kochtopf und schließlich im Gefrierschrank.

Hin und wieder sorgt Totholz oder ein Graben für etwas unwegsamere Verhältnisse.

Der Rauchfarbene Milchling (Lactarius azonites) ist charakteristisch für den besseren Buchenwald, auch wenn er nicht gerade zu den häufigsten Arten seiner Gattung gehört.

Zahlreiche, teils in Hexenringen wachsende Erdritterlinge im Kalkbuchenwald. Sie gehören in die Gruppe um Tricholoma atrosquamosus oder T. orirubens. Letzterer soll ein gelbgrünliches Basismycel aufweisen, welches ich hier nicht ausmachen konnte.

Der Graue Korallenpilz (Clavulina cinnerea).

Im Sommer in Parkanlagen und im Herbst in Wäldern unter Eichen findet sich der häufige und geringwertige Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea).

Ein Kiefern- oder besser Nadelholz – Braunporling (Phaeolus schweinitzii).

Ein Büschel von Rillstieligen Helmlingen (Mycena polygramma) in der Draufsicht.

Hier werden gleich Stockschwämmchen für Begeisterung sorgen.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis).

Da wird natürlich gerne zugegriffen.

Nein, hier ist nichts von goldenem Oktober zu sehen!

Der Breitblättrige Rußmilchling (Lactarius rugosus).

Und noch einmal Hallimasch (Armillaria cf.).

Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).

Der Falbe Milchling (Lactarius pallidus) ist zwar ein imposanter Sprödblättler, aber leider wegen seiner Schärfe nicht Kochtopf- oder Pfannentauglich.

Und dieser Maronen – Röhrling besitzt bereits ein proteinreiches Innenleben.

Der Camembert – Täubling (Russula amoenolens) gehört zu den stark gerieften Kammtäublingen und ist ungenießbar. Wir finden ihn sehr häufig unter Eichen.

Ebenfalls recht häufig und an Laubholz findet sich das leicht kenntliche Gallertfleischige Stummelfüßchen (Crepidotus mollis).

Zu dem bittersten, welches unsere Großpilzflora zu bieten hat, gehört der Gefleckte Rübling (Collybia maculata).

Ähnlich seinem nächsten Verwandten, dem Grauen Faltentintling, sollte auch bei diesem Spitzbuckligen Faltentintling (Coprinus acuminatus) kein Alkohol getrunken werden, möchten man diesen, angeblich wohlschmeckenden Speisepilz, verzehren.

Wie alle Rettich – Helmlinge, ist auch der Schwarzgezähnelte Rettich – Helmling (Mycena pelianthina) leicht giftig.

Der dichte Nebel des morgens hatte sich längst gehoben und strahlendem Sonnenschein Platz gemacht. Beweis genug, dass die Nebelkappe nicht nur im Nebel zu finden ist. Aber Spaß bei Seite. Der häufige Pilz wächst vor allem zum Spätherbst hin, der oft neblig grau daherkommt. So wie die Färbung des umstrittenen Speisepilzes.

Dieser schwach giftige Knollenblätterpilz ist von Mai – November gerne in moosreichen Fichtenforsten, aber auch unter Laubbäumen anzutreffen. Narzißengelber Wulstling (Amanita gemmata).

An und um altem Buchenholz findet sich im Herbst gelegentlich der Glasigweiße Porling (Physisporinus vitreus). Er bildet unregelmäßige, wachsartige und höckerig – gewellte Überzüge aus.

Mit dem Anblick dieses schönen Maronen – Röhrlings (Xerocomus badius) möchten ich den bebilderten Bericht der heutigen Mittwochsexkursion beschließen.

Hier die Artenliste von MTB 2033/3 = Wald zwischen Thorstorf und Parin: Schmetterlings – Tramete, Rehbrauner Dachpilz, Falscher Pfifferling, Nebelkappe, Honiggelber Hallimasch, Gelbmilchender Helmling, Blaugrauer Dachpilz, Echter Zunderschwamm, Schuppiger Porling, Fastblauer Saftporling, Gallertfleischiges Stummelfüßchen, Breitblättriger Rübling, Rußfarbener Milchling, Graubräunlicher Dickfuß, Geweihförmige Holzkeule, Gemeiner Wurzelrübling, Buchen – Schleimrübling, Frauen – Täubling, Flaschen – Stäubling, Grauer Korallenpilz, Elfenbein – Schneckling, Braunfleckender Milchling, Rosa – Helmling, Falber Milchling, Birnen – Stäubling, Violetter Lacktrichterling, Purpurschwarzer Täubling, Grünspan – Träuschling, Rosablättriger Helmling, Gelbschuppiger Hallimasch, Rettich – Helmling, Süßlicher Milchling, Horngrauer Rübling, Rotfuß – Röhrling, Buckel – Tramete, Perlpilz, Angebrannter Rauchporling, Tauben – Täubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Rillstieliger Helmling, Maronen – Röhrling, Camembert – Täubling, Steife Koralle, Gemeiner Rettich – Helmling, Violettseidiger Rißpilz, Herber Saftporling, Kaffeebrauner Scheintrichterling, Judasohr, Goldschimmel, Gefleckter Rübling, Kahler Krempling, Spitzgebuckelter Faltentintling, Dunkler Hallimasch, Safran – Schirmpilz, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Pinsel – Schüppling, Fichten – Reizker, Gelber Knollenblätterpilz, Gelbweißer Täubling, Fichten – Zapfenrübling, Duft – Trichterling, Narzißengelber Wulstling, Rotrandiger Baumschwamm, Rotbraune Buchenkohlenbeere, Kiefern – Braunporling, Breitblättriger Rußmilchling und Glasigweißer Porling. 

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

21. – 23. Oktober 2022 – Pilzseminar in Mecklenburg

Ein Pilzwochenende in Mecklenburg

Im Haus der Natur im Warnowtal bei Karnin

Haus der Natur in Karnin im Herbst 2022.

Freitag, 21.10. – ab 14.00 Theorie

Sonnabend, 22.10. – Exkursionen und Bestimmungen

Nach der Theorie am Freitag Nachmittag starteten wir am Sonnabend zu unseren Exkursionen in den Forsten bei Basthorst.

Die Rinder auf der Weide zeigten sich etwas verblüfft beim Anblick so vieler Zweibeiner.

Besprechung der ersten Fundstücke.

Rötlicher Sporenabwurf auf der rechten Hälfte eines benachbarten Hutpilzes. Ein ziemlich deutlicher Hinweis auf einen Vertreter aus der umfangreichen Gattung der Rötlinge.

Hier sind es Niedergedrückte Rötlinge (Entoloma rhodopolium).

Perlpilz und Pantherpilz im Vergleich.

Markant ist der dicke, verschiebbare Ring bei den Riesen – Schirmpilzen der Gattung Macrolepiota.

Ein Gifthäubling (Galerina marginata).

Ein Vertreter der brauen Ritterlinge der Gattung Tricholoma mit ihrem Burggraben zwischen Lamellen und Stielansatz.

Es geht ein wenig abwärts.

Der ungenießbare Leberbraune Milchling (Lactarius hepaticus) ist ein Kiefernbegleiter auf sauren, sandigen Böden. Auch Später Milchling genannt.

Rotbraune Nabelinge (Omphalina pyxidata) finden sich gerne an nährstoffarmen und grobsandigen Wegrändern in Nadelwäldern.

Junge Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) im moosreichen Nadelforst.

Der Blaue Träuschling (Stropharia caerulea) ist nah mit dem beringten Grünspan – Träuschling verwandt.

Zwei- und Vierbeiner auf dem Wald-, nein Forstwegweg.

Und hier wird demnächst aufgeforstet. Unterholz wird hier bald für mehr Vielfalt sorgen.

Graue Erdritterlinge (Tricholoma terreum) unter Kiefern auf kalkreicheren Sandböden.

Ein Herrenpilz (Boletus edulis) wurde gefunden!

Braune Raslinge der Gattung Lyophyllum sind gute Speisepilze und treten in unterschiedlichen Rassen und an höchst unterschiedlichen Standorten auf.

Essbar ist auch der im Spätherbst häufige und hochbeinige Kaffeebraune Scheintrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis).

Die Sonne bricht stimmungsvoll durch den Herbstnebel.

Hier scheint wieder etwas interessantes gefunden worden zu sein.

Hier ist es eine Kollektion Gruben – Lorcheln (Helvella lacunosa).

Und weiter geht es durch die Forste bei Basthorst.

Hier wurde kurz zuvor mächtig gewirtschaftet.

Dem Dunklen Hallimasch (Armillaria obscura) scheint das aber wenig auszumachen.

Es hat sich goldenes Oktoberwetter eingestellt.

An einer thermophilen Waldkannte unter Eichen und Buchen eine große Gruppe recht markanter und schöner Täublinge. Sie sollten uns noch Rätsel aufgeben.

Die dunkleren Lamellen weisen auf einen Ockersporer hin und schmecken scharf.

Martin Amberger aus Hamburg hat sich intensiv mit dem Sprödblättler beschäftigt und hier noch mal gesondert fotografiert.

Die Huthaut ist bis über die Hälfte abziehbar.

Martin zog auch chemische Farbreaktionen zurate.

Er kommt zu dem Ergebnis, dass es sich um den Scharfen Honigtäubling (Russula veternosa) handeln dürfte.

Der Kröten – Ritterling oder Violettbraune Schwefelritterling (Tricholoma bufonium) gleicht im wesentlichen, bis auf die vielettlichen Tönungen auf Hut und Stiel, dem Schwefelritterling und stellt meiner Meinung nach auch nur eine Form des selben dar. Außerdem ist es eher eine montane Art, aber das Gelände war auch recht hügelig.

Auf fettem, kompostartigem Boden am Waldrand fanden wir diese Schirmpilze. Es dürfte sich um den Gift – Riesenschirmpilz (Macrolepiota venenata) handeln.

Auf unserer vormittäglichen Exkursion begleitete uns auch ein Urlauber – Pärchen, welches nur eine Lehrwanderung mitmachen wollte und sich danach wieder verabschiedete. Das Körbchen war gut mit Speisepilzen gefüllt.

Dazu gesellte sich auch noch dieser schmucke Riesenschirmpilz. Derweil brachen wir zum Roten See, bei Brüel, zum Mittagstisch in der dortigen Blockhütte auf.

Der hier ganz und gar nicht so rote Rote See an diesem wunderbaren Oktobertag.

Leider verliert der Rote See immer mehr Wasser, welches an der Badestelle besonders deutlich zu Tage tritt. Im Hintergrund der Komplex der Blockhütte, in der wir zum Mittagstisch einkehrten.

Diese niedliche Tischdekoration musste ich einfach im Bild festhalten.

Vielen Dank an das Team der Blockhütte, es hat uns vorzüglich gemundet!

Nach dem wir uns bei Speis und Trank gestärkt hatten, starteten wir zu einer Umrundung des von Wald umgebenen Roten Sees.

Natürlich galt unser Hauptaugenmerk nicht nur der schönen Umgebung, sondern in erster Linie den Großpilzen. Herausragend waren hier diese nicht so häufigen und essbaren Seidigen Ritterlinge (Tricholoma columbetta).

Ein Teil des Roten Sees aus einer anderen Perspektive.

Sehr erfreut waren wir auch über diesen Schwarzblauenden Röhrling (Boletus pulverulentus).

Der Pappel – Ritterling (Tricholoma populinum) ist hier seit vielen Jahren Standortstreu.

Mecklenburg mit seinen Seen und Wäldern – ein schönes Fleckchen Erde!

Am Roten See hatte sich auch vorübergehend Phillip Müller (rechts) zu uns gesellt.

Wie gut das hier auch mal die eine oder andere Bank steht, denn allmählich werden die Beine doch ein wenig schwer.

Eine Ausnahme unter den ansonsten schwarzsporigen Mürblingen bildet mit seinem schokoladenbraunem Sporenstaub der Rötelblättrige Mürbling (Psathyrella sarcocephalla).

Immer wieder neue Farbspiele und Spiegelungen auf der glatten Seeoberfläche.

Nicht mehr ganz so frische und etwas angetrocknete Violette Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda).

Einer der schönsten Vertreter seiner Gattung, der eine Lebensgemeinschaft mit der Kiefer auf sandigen, kalkreicheren Böden eingeht, ist der scharf schmeckende und damit ungenießbare Blutrote Täubling (Russula sanguinea).

Allmählich schwindet das Tageslicht und wir verabschieden uns vom nun wenigstens im Ansatz Roten See.

Im Haus der Natur angelangt, wurden unsere Fundstücke auf Pappteller sortiert.

Die genaue Zuordnung ist bei der Fülle des Materials manchmal nicht ganz so einfach.

Christian aus Berlin hat eine Idee.

Phillip und Martin freuen sich über das Exkursionsergebnis sichtlich.

Auch eine nicht mehr ganz so junge und monströse Krause Glucke ist dabei.

Sonntag, 23.10. – Restliche Auswertungen und Abschlussexkursion

Die Jülchendorfer Buchen.

Nach dem wir unser Quartier geräumt hatten starteten wir am Sonntag zu unserer Abschlussexkursion durch die Jülchendoerfer Buchen. Hier sehen wir Trockene Schnecklinge (Hygrophorus penarius) und den Süßlichen Milchling (Lactarius subdulcis), zwei Buchenbegleiter.

Nur zufällig entdeckte ich am bemoosten Waldwegrand unter Nadelbäumen diesen Dottergelben Spateling (Spathularia flavida). Ich traute meinen Augen kaum, denn ich kannte die Art bisher nur von Abbildungen her. In M-V ist der Pilz sehr selten nachgewiesen. Er gehört in die Schlauchpilz – Ordnung der Flicklumpenartigen (Rhytismathalis). Für mich einer der wenigen Topp – Funde des Jahres 2022!

Ein Gilbender Erdritterling (Tricholoma argyraceum) im Endstadium. Erst beim Vergehen beginnt der Fruchtkörper namentlich zu gilben.

Auch der Verfärbende Schneckling (Hygrophorus cossus) beginnt sich erst im fortgeschrittenem Alter oder bei Wind und Trockenheit orangegelblich, besonders an den Huträndern, zu verfärben.

Einer der häufigsten Täublinge im herbstlichen Buchenwald ist der Buchen – Speitäubling (Russula mairei).

Der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) wächst hingegen von Mai bis November nicht nur unter Buchen. Auch mit der Eiche oder Fichte geht er gerne eine Symbiose ein und bevorzugt saure Standorte. Außerdem gehört er zu unseren ergiebigsten und besten Speisepilzen.

Ein guter Speisepilz ist auch der Kurzstielige Leder – Täubling (Russula curtipes). Er findet sich von Juni bis November in etwas kalkreichen Buchenwäldern.

Es wurde wieder ein sonniger und sehr milder Herbsttag mit tollen Farbspielen, wie hier in den Jülchendorfer Buchen.

Viel Laub liegt bereits auf den Waldböden und deren Wegen.

Dennoch überwiegen immer noch die grünen Farbtöne.

Ein Dickblättriger Schwarztäubling (Russula nigricans).

Ein recht leicht kenntlicher und häufiger Schleierling im Sommer und Herbst ist der Wohlriechende Gürtelfuß (Cortinarius torvus), Ringartige Zone am Stiel, recht entfernt stehende Lamellen und ein angenehmer, aromatischer Geruch zeichnen ihn aus.

Gute Laune unter den jungen Damen aus Mecklenburg – Vorpommern und Schleswig – Holstein sowie Christian aus Berlin.

Wir danken den Jülchendorfer Buchen.

Nach dem wir nun unser Pilzwochenende in Mecklenburg mit einer Exkursion durch die Jülchendoerfer Buchen offiziell beendet haben, fuhr ich mit einer kleinen Truppe noch zu einem Sonderstandort im Kaarzer Holz. Dort begrüßte uns zunächst dieser ungenießbare Olivgrünen Milchling (Lactarius turpis), der unter Birken oder Fichten wächst.

Grund für den Abstecher war dieser Pilz. Der Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).

In großer Zahl und Üppigkeit wuchsen sie auf diesem kalkhaltigen Sonderstandort unter Kiefern.

Freude über diese Schwarzfaserigen- oder Schnee – Ritterlinge (Tricholoma portentosum). Ein sehr guter Herbst- und Speisepilz unter Kiefern, Fichten und Buchen und meist auf sandigen Böden.

Auch die ersten Frost – Schnecklinge (Hygrophorus hypothejus) waren trotz des milden Herbstwetters bereits erschienen.

Der scharfe Zitronenblättrige Täubling (Russula sardonia) ist ein häufiger und ungenießbarer Herbstpilz unter Kiefern.

Auch der Pilz des Jahres sorgte immer wieder für rotweißen Farbenzauber.

Und auch Butterpilze (Suillus luteus) durften nicht fehlen.

Hier sehen wir Gelbblättrige Hautköpfe (Cortinarius cinnamomeoluteus).

Perlpilze (Amanita rubescens), denen die Perlen (Hüllreste) auf dem Hut abhanden gekommen sind.

Hier durchbrechen Grünlinge (Tricholoma equestre) den Sandboden des Kiefernwaldes.

Der einstmals beliebte und schmackhafte Grünling kann nicht mehr als Speisepilz empfohlen werden. Er kann potentiell tödlich wirken! Bei häufigem Genuss kann  das Muskelgewebe geschädigt werden.

Der an sich recht zerstreut vorkommende Grünling ist hier jeden Herbst in ansehnlichen Trupps zu finden, aber in diesem Jahr gleich war er gleich als Bodendecker mit hunderten Fruchtkörpern vertreten! Derartige Mengen des echten Ritterlings sah ich bisher noch nie.

Neben Catrin begleiteten mich hier noch zwei Damen aus Schleswig – Holstein. Sie wollten noch einige Edel – Reizker mit nach hause nehmen, da diese Edelpilze bei ihnen recht selten sind. Das hatte sich gelohnt. Hunderte Exemplare blieben noch stehen. Es war ein überwältigender Anblick, diesem sonst eher vereinzelt auftauchenden Pilz in einem solchen Überfluss zu erleben.


Das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud also auch in diesem Herbst wieder zu einem Pilzwochenende nach Mecklenburg ein.

Idyllisch gelegen im kleinen Ort Karnin und im gleichnamigen Warnowtal, befindet sich das vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) betriebene Haus der Natur. Die ehemalige Naturschutzstation ist als Gästehaus eingerichtet. Nicht zuletzt für Menschen, die in Ruhe die schöne, mecklenburgische Natur mit ihren Seen und Wäldern genießen wollen. Wasserwanderungen auf der Warnow laden unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin zur Freizeitgestaltung ein.

  • Am Freitag stand ab 14.00 Uhr wie gewohnt Theorie auf dem Programm. Es gab Beamer – Vorträge zu speziellen Themen der einheimischen Großpilzflora. In gemütlicher Runde suchten wir am Abend die  Exkursionsgebiete aus.
  • Sonnabend starteten wir nach dem Frühstück zu unseren Exkursionen und am Abend wurden unsere Fundstücke auf Papptellern sortiert, bestimmt und vorgestellt. Anschließend gemütliches Beisammensein.
  • Am Sonntag, nach der Räumung unserer Unterkünfte, starteten wir zu unseren Abschlussexkursionen wie oben dokumentiert.

Das Objekt besitzt einen großzügig angelegten Außenbereich. Sitzgelegenheiten und eine Feuerstelle sind vorhanden. Allerdings war Eigenversorgung angesagt. Eine Küche ist vorhanden.

Siehe unter: http://www.schwerinersee.de

Auf Unterkünfte – Gruppenreisen – Haus der Natur gehen.

Und zum Schluss noch ein Gruppenfoto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Pilzwochenendes in Mecklenburg im Warnowtal bei Karnin im Herbst 2022.. 


Seminargebühren: 80,00 € p. P. zuzüglich der Kosten für die Unterkunft und Eigenverpflegung.


Wann startet das nächste Pilzwochenende in Mecklenburg? – Siehe unter Termine!

19. Oktober 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Wohlenberg

Auch für interessierte Gäste

Im Messtischblatt 2033/2 = Boltenhagen

Im 2. Quadranten des Messtischblattes Boltenhagen wären eigentlich hauptsächlich marine Pilze von Interesse, da etwa 90 % des Quadranten von der Ostsee eingenommen werden. Am Nordwestzipfel ragt der östliche Teil des NSG Tarnewitzer Huk in das Kartierungsgebiet. Dieser ist bewaldet und wäre ganz sicher auch ein dankbarer Bereich für unser Vorhaben. Leider ist die Halbinsel gesperrt und darf nicht betreten werden. Sie wurde lange Jahre militärisch genutzt und möglicherweise gibt es hier noch Altlasten, die gefährlich werden können. Deshalb bleibt nur ein kleiner, bewaldeter Küstensaum an der Wohlenberger Wiek, bei Hohen Wieschendorf, übrig. Nadel – Monokulturen sind gleich angrenzend zu finden, aber ebenfalls eingezäunt. Es handelt sich um eine Weihnachtsbaumplantage des Erdbeerhofes Glanz. Die interessantesten Revier sind daher leider nicht der Öffentlichkeit zugänglich. So begnügte ich mich damit, den schmal bewaldeten Küstensaum in Augenschein zu nehmen. Es war bezüglich Frischpilzen sehr ernüchternd. Ich hätte hier durchaus mehr erwartet, aber die Oktober – Trockenheit in Kombination mit dem Seewind haben hier kein großartiges, spätherbstliches Frischpilzaufkommen zugelassen.

Voll herbstlicher Küstenwanderweg.

Tolle Farbspiele des Herbstes.

Auch am Himmel ein bemerkenswertes Wechselspiel aus Licht und Schatten.

Hier tobt der goldene Oktober.

Oberhalb der Steilküste.

Blick über die Wohlenberger Wiek.

Dekorative Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Vereinzelt gab es aber doch Pilze mit Hut und Stiel. Hier sehen wir einen Rötling der Gattung Entoloma.

Gut sind die durch Sporen rötlich verfärbten Lamellen zu sehen. Der Pilz war sehr fest und stabil. Er hielt sich noch lange in einer Frischhaltedose im Kühlschrank. Aber ich fand leider nicht die Zeit, mich näher mit ihm zu beschäftigen, so dass er nicht in meine Artenliste mit aufgenommen werden konnte.

Stellenweise größerer Trupps, Halbkreise oder Hexenringe des Pappel – Ritterlings (Tricholoma populinum). Ein Speise – und Heilpilz bezüglich Heuschnupfen.

Auch Hallimasch (Armillaria lutea) war stellenweise zu Gange.

Der Sparrige Schüppling (Pholiota squarrosa) wäre sein klassischer Verwechslungspartner.

Immer wieder eröffnet sich ein schöner Blick auf das Meer.

Ein auffrischender Nordost lässt die See unruhiger werden.

Eine für die Küste typische Egerlingsart ist der Salzwiesen – Champignon (Agaricus bernadii).

Strohgelber Rißpilz (Inocybe cookei).

Wiesen – Champignon (Agaricus campestris). 

Hier die Artenliste von MTB 2033/2 = Wohlenberger Wiek: Zugespitzter Kugelpilz, Salzwiesen – Champignon, Striegeliger Schichtpilz, Schmetterlings – Tramete, Pappel – Ritterling, Gelbschuppiger Hallimasch, Sparriger Schüppling, Strohgelber Rißpilz, Ahorn – Runzelschorf, Wiesen – Champignon, Riesenbovist und Schwefelporling

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

15. Oktober 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Durch die Forste bei Demen

Phillip Müller von wissbegierigen Umringt.

Die Barniner Tannen standen eigentlich auf dem Programm. Da aber ein großer Andrang zu verzeichnen war und viele Autos Platz finden müssen, verblieben wir gleich am Zweittreffpunkt bei Demen. Im großen und ganzen ist es ja fast das selbe Waldgebiet und auch ein klassisches Revier für Pilzsucher. Sandige Laub- und Nadelforste ließen volkstümliche Arten wie Butterpilze, Maronen, Steinpilze oder Riesen – Schirmpilze erwarten. Wir befanden uns an der Schwelle zum Spätherbst aber das Artenaufkommen war durchaus noch dem Vollherbst entsprechend vielseitig. Es war eine sehr lehrreiche Wanderung und auch der Kochtopf – Mykologe kam voll auf seine Kosten.

Zwei Parasole im Vergleich. Links verwelkt und bleibt im Wald, rechts frisch und der Hut darf in den Sammelkorb gelegt werden.

Phillip erläutert wichtiges zum Fundstück, einem Pantherpilz. Der sollte natürlich nicht in die Speise wandern, da sehr giftig!

Auch dieser Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) bleibt im Wald. Er ist vom Goldschimmel befallen.

Der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) soll nicht schmackhaft sein.

Absolut ungenießbar ist hingegen der unter Buchen vorkommende Graugrüne Milchling (Lactarius blennius). Sein weißer Milchsaft schmeckt scharf!

Der Eispilz (Pseudohydnum gelatinosum) soll unschädlich sein. Er dürfte jedoch wenig Aroma besitzen.

Zwar essbar, aber geringwertig ist der Weißviolette Dickfuß (Cortinarius alboviolaceus).

Wie bei vielen Schleierlingen entfärben die Fruchtkörper häufig. Das Weißblau ist hier einem Bräunlichweiß gewichen. Typisch sind aber auch die gebuckelten Hüte.

Gut essbar, aber mit einem süßlichen Aroma ausgestattet, ist der Veilchen – Rötelritterling (Lepista irina).

Links ein Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) und rechts ein Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).

Reichlich Pilze auch auf dieser Wiese am Waldrand.

Hier begeisterten vor allem die delikaten Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).

So wie es sich gehört. Steinpilz (Boletus edulis) und Mehlpilz (Clitocybe prunulus) in trauter Zweisamkeit dicht bei einander.

Links eine Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) und rechts eine Marone (Xerocomus badius).

Und ein farbenfroher Dickröhrling (Boletus luridiformis) zu deutsch: Flockenstieliger Hexen – Röhrling. Ab in den Korb!

Zum Schluss noch einen Steinpilz (Boletus edulis) wie man sich ihn wünscht. Entdeckt von unserer Catrin.

So manch ein Sammelkorb war am Ende gut gefüllt.

Aber sicher ist sicher. Das Sammelsurium wird nochmals von den Experten wie Phillip Müller durchgeschaut, damit es hinterher nicht noch schief geht. Schließlich waren ja auch allerhand Giftpilze im Wald.

Das hat sich gelohnt!

Auch das wird sicherlich eine tolle Pilzpfanne ergeben.

Viele Leute, viele Pilze heute im Wald zwischen Demen und Buerbeck.


Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!

12. Oktober 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion im Tarnewitzer Urwald

Auch für interessierte Pilzfreunde

Es ging in das Messtischblatt 2033/1 = Boltenhagen

Das Boltenhagener Messtischblatt war bereits im Frühling des Jahres 2021 im Rahmen der Mittwochsexkursionen an der Reihe. Jetzt haben wir Herbst und sicherlich ist mit einem deutlich höheren Frischpilzaufkommen und größerer Vielfalt zu rechnen. Daher machte es Sinn, hier nochmals unterwegs zu sein. Sinn macht es übrigens immer, da die Pilzflora ständigen Veränderungen unterworfen ist. Je mehr Pilzarten erfasst, beobachtet und kartiert werden, je mehr Datenmaterial vorliegt, um so besser lassen sich Veränderungen in unserer Umwelt erkennen und belegen. Kartierungen dienen daher auch als Grundlage zum erstellen von Roten Listen.

Ziel war der Tarnewitzer Urwald. Er liegt südöstlich von Boltenhagen, nordöstlich von Christienenfeld und nordwestlich der Ortschaft Oberhof. Es handelt sich vorwiegend um Laubwaldbestände mit Erlenbrüchen, aber auch Buchenwald. Etwas Fichtenforst finden wir hier ebenfalls vor. Dazu hatte sich auch eine Urlauberfamilie eingefunden. Hier einige Bilder von heute.

Hallimasch waren die dominantesten Speisepilze heute. Hier sehen wir den Gelbschuppigen Hallimasch (Armillaria lutea).

Gern an Eichenstubben findet sich fast ganzjährig der schmackhafte Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata).

Am Waldrand unter Eichen und auf schwerem Lehmboden einige Fahle Röhrlinge (Boletus impolitus). Sie waren bei meinen Gästen sehr willkommen, erinnerten die mastigen Röhrlinge gar an Steinpilze. Und tatsächlich wird der Pilz auch Ungenetzter Steinpilz genannt. Dennoch steht er eher den Rauhfuß – Röhrlingen, als den Steinpilzen nahe. 

Der beste Fund unserer heutigen Kartierungsexkursion war der Bepuderte Holztrichterling (Ossicaulis lignatilis.

Unter Haselsträuchern findet sich mitunter in größeren Trupps der scharfe Hasel . Milchling (Lactarius hortensis).

Gefreut habe ich mich über diese Gelbknolligen Slerotienrüblinge (Collybe cookei).

Ein schöner Fund war auch dieser Kleinsporige Olivschnitzling (Simocybe centunculus). Der recht seltene Pilz wächst auf totem Laubholz und ist mit einiger Erfahrung auch ohne sich die Sporen unterm Mikroskop anzuschauen gut kenntlich.

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus).

Immer wieder und nicht nur Gelbschuppiger Hallimasch (Armillaria lutea).

Immer wieder hübsch, der Rosa – Helmling (Mycena rosea).

Ein besonderes Erlebnis war auch ein alter Buchenstamm mit Ästigen Stachelbärten (Hericium clathroides).

Kalkreicheren Boden benötigt der Violettliche Schwindling (Marasmius wynnei).

Honniggelber Hallimasch (Armillaria mellea).

Brennend scharfe, weiße Milch, sondert der unter Hainbuchen wachsende Brenn – Reizker (Lactarius pyrogalus) ab.

Eine ganze Straße von dicht – büschelligem Honiggelben Hallimasch. Nun konnte ich nicht mehr an mich halten. Die mussten mit für unseren Pilz – Imbiss!

Mitunter auch recht originelle Wuchsformen beim Hallimasch.

Trotz der dunklen Hüte handelt es sich um den Honniggelben Hallimasch (Armillaria mellea).

So trägt auch der Hallimasch und der Holzkohlenpilz seinen Teil zum Eschensterben bei.

1 – A – Qualität!

Ein schöner Herbsttag im Tarnewitzer Urwald.

Und nochmals Stachelbärte (Hericium clathriodes).

Weißer Polsterpilz (Oligoporus ptychogaster) mit Guttationströpfchen.

Violette Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda) in der Nadelstreu der Fichtenforst.

Feuer – Schüppling (Pholiota flammans).

Unter einer Birkengruppe leuchteten einige Fliegenpilze und dazwischen auch der eine und andere, recht überständige Birkenpilz (Leccinum scabrum).

Sehr hübsch anzusehen, diese jungen Ziegelroten Schwefelköpfe (Hyphloma lateritium).

Wir verabschieden uns für heute vom Tarnewitzer Urwald.

Hier die Artenliste von MTB 2033/1 = Tarnewitzer Urwald: Striegeliger Schichtpilz, Holzkohlenpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Rosablättriger Helmling, Fahler Röhrling, Tintenstrichpilz, Gemeiner Wurzelrübling, Ahorn – Runzelschorf, Horngrauer Rübling, Rotfuß – Röhrling, Purpurschwarzer Täubling, Duft – Trichterling, Gelbschuppiger Hallimasch, Striegelige Tramete, Bepuderter Holztrichterling, Flacher Lackporling, Echter Mehltau, Halbresupinater Weichporling, Hasel – Milchling, Großer Bluthelmling, Gelbknolliger Sklerotienrübling, Echter Zunderschwamm, Buchen – Schleimrübling, Kleinsporiger Olivschnitzling, Riesenporling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Gallertfleischiger Fältling, Fuchsiger Röteltrichterling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Gelbmilchender Helmling, Ästiger Stachelbart, Widerlicher Ritterling, Violettlicher Schwindling, Gesäter Tintling, Ledergelber Schwindling, Falscher Rotfuß – Röhrling, Violettseidiger Rißpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Halsband – Schwindling, Schmetterlings – Tramete, Geweihförmige Holzkeule, Brandiger Ritterling, Derbes Rotfüßchen, Brennreizker, Brandkrustenpilz, Rehbrauner Dachpilz, Grauer Faltentintling, Süßriechender Fälbling, Weißer Anis – Champignon, Schopftintling, Breitblättriger Rübling, Süßlicher Milchling, Perlpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Safran – Schirmpilz, Blauender Saftporling, Violetter Rötel – Ritterling, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Fichten – Zapfenrübling, Weißer Polsterpilz, Feuer – Schüppling, Kahler Krempling, Graukappe, Goldschimmel, Falscher Pfifferling, Rettich – Helmling, Roter Fliegenpilz, Birkenpilz, Derbes Rotfüßchen, Violetter Lacktrichterling, Fleischroter Lacktrichterling, Ziegelroter Schwefelkopf, Glimmer – Tintling und Herber Zwergknäuling.   

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

08. Oktober 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch die Wälder bei Kukuk

Die Kukuksbuchen waren eigentlich das Ziel unserer öffentlichen Lehrwanderung. So wollten wir diesem Buchenwald einen Besuch abstatten, landeten aber durch einen Fahrfehler meinerseits in den Seetannen. Ich denke aber, am Ende war wohl kaum jemand darüber betrübt, denn die Sammelkörbe füllten sich doch ganz gut und auch das Artenaufkommen war recht vielseitig und interessant. Heute waren wir außerdem eine starke Truppe und ich konnte auch mit der Kompetenz unseres frisch gebackenen Pilzberaters Phillip Müller rechnen.

Ein ganzes Nest noch junger, geschlossener Kegelschuppiger Schirmpilze (Lepiota aspera). Vom Ansehen hübsch, stößt aber bereits ihr stechender Geruch davon ab, sie in der Küche verwenden zu wollen. Sie gelten als ungenießbar.

Dann schon eher diese ansehnlichen und Rillstieligen Weichritterlinge (Lepiota grammopodia). Aber auch ihr Speisewert ist umstritten.

Immerhin erhielten sie doch eine ganze Menge Aufmerksamkeit, sind sie doch die Riesen in ihrer Gattung.

Ein etwas kleinerer Bruder des großen Parasol ist der Grobschollige Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii). Er darf ohne Vorbehalte in die Bratpfanne gelangen. Nur die Hüte, versteht sich.

Nicht empfehlenswert ist hingegen der Ziegelrote Schwefelkopf (Hypholoma lateritium).

Geringwertig als Speisepilz, dafür aber ein Augenschmaus ist der an Nadelholz fruktifizierende Purpurfilzige- oder Rötliche Holzritterling (Tricholomopsis rutilans).

Eine Augenweide ist auch der ebenfalls geringwertige Sparrige Schüppling (Pholiota squarrosa), den wir im Herbst in üppigen Büscheln am Fuße von Laub- und Nadelbäumen finden können.

Sparrig abstehende Schuppen auf Hut und Stiel.

Durch die See (Kiefern)tannen.

Beeindruckend ist immer wieder eine Geschmacksprobe mit dem Heimtückischen- oder Zedernholz – Täubling (Russula badia).

Das sieht doch schon mal recht lecker aus.

Wie aus dem Bilderbuch kommen diese essbaren Kiefernbegleiter daher. Buckel – Täubling (Russula caerulescens).

Ein nahezu perfekter Knollenblätterpilz! Aber er ist relativ harmlos, der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina).

Auch der Rotbraune Scheidenstreifling (Amanita fulva) gehört zu den Wulstlingen. Er aber ist durchaus essbar.

Ob Phillip der jungen Dame den an sich essbaren Safran – Schirmpilz empfohlen hat, vermag ich nicht mehr zu schreiben, denn es wird angehenden Pilzberatern auf den Weg gegeben, alle rötenden Schirmpilze nicht mehr frei zu geben.

Natürlich durfte auch der Pilz des Jahres 2022 nicht fehlen.

Und wo er seine unübersehbare Pracht entfaltet, ist oft auch der Herrenpilz (Boletus edulis) nicht fern. Unserer Catrin ist er nicht entgangen.

Sandpilz (Suillus variegatus). Unter den Schmierröhrlingen bildet er mit seiner trockenen Huthaut, den olivlichen Röhren und seinem blauenden Fleisch eine Ausnahme.

Getrocknet eine ausgezeichnete Würze ergibt der ansonsten giftige Bruch – Reizker oder Maggipilz (Lactarius helvus).

Auch der Blick in diesen Korb lässt kaum Wünsche übrig.

Oder doch?

Auch der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) ist ein Leckerbissen und wandert in den Korb.

Der Herbst – Rotfuß oder das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) besitzt ein säuerliches Aroma, welches nicht jedem Feinschmecker zusagt.

Der Geschmackswert des Maronen – Röhrlings (Xerocomus badius) dürfte hingegen unumstritten sein.

Die stark giftigen Pantherpilze (Amanita pantherina) gehören, wie unschwer zu erkennen ist, zu den Wulstlingen oder Knollenblätterpilzen.

Da freut sich der Kochtopf – Mykologe! Und damit endet auch eine der erfolgreichsten und gut besuchten Wanderungen des Jahres.


Wann findet die nächste Pilzwanderung statt? – Siehe unter Termine!

16. Oktober 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion SehlsdorferTannen

Ein letztes mal stand heute die Topographische Karte Mestlin auf dem Plan, MTB 2437/4. Das Blatt im Maßstab 1: 25 000 wurde geviertelt und heute war der 4. und letzte Quadrant an der Reihe. Mit größeren Wäldern ist dieses Gebiet allerdings nicht gesegnet. Neben kleinen Waldinseln finden sich auch etwas lohnendere Ziele. So der Warnow Graben bei Lenschow. Ein kleineres Waldgebiet nördlich Bahlenrade, ein Nadelwald am Sandberg oder die Sehlsdorfer Tannen. Dieses Gebiet stand schon einmal auf dem Programm einer Mittwochsexkursion. Im Herbst 2018. Auch wegen der Erreichbarkeit (Kreisstraße 24) habe ich auch heute wieder dieses Revier ausgesucht. Es ging also in die Sehlsdorfer Tannen. Nicht wie vorgesehen am 05. Oktober, sondern erst am 16.10.2022. Der große Pilzschub war bereits über dem Berg. Es waren viele überständige Fruchtkörper vor Ort. Das überwiegend von Nadelbäumen bestandene Revier ist teils recht verkrautet, teils aber durchaus auch mit für Speisepilz – Fans interessanten, moosigen Bereichen ausgestattet. Aber anscheinend wird das Waldgebiet nicht so sehr von den Sonntagssammlern frequentiert, denn überständige Maronen (aber nicht nur, siehe oben) standen immer wieder in den Moospolstern.

Hier sehen wir Grüne Anis – Trichterlinge (Clitocybe odora).

An morschem Fichtenholz findet sich nicht selten der Eispilz oder Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum).

Wechselfarbiger Spei – Täubling (Russula fragilis).

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius). Das schiefhütige Exemplar in der Mitte ist vom Goldschimmel befallen und darf nicht zu Speisezwecken gesammelt werden.

Und auch der Pilz des Jahres war anwesend.

Ganz besonders gefreut habe ich mich auch über diesen leicht giftigen Seifen – Ritterling (Tricholoma saponaceum).

Aber auch über diese delikaten Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).

Hier die Artenliste von MTB 2437/4 = Sehlsdorfer Tannen: Dunkelscheibiger Fälbling, Eichen – Milchling, Roter Fliegenpilz, Camembert – Täubling, Nebelgrauer Trichterling, Weißmilchender Helmling, Goldschimmel, Grüner Anis – Trichterling, Amiant – Körnchenschirmling, Papagei – Täubling, Schlanker Riesenschirmpilz, Fleischroter Lacktrichterling, Mäuseschwänzchen, Beutel – Stäubling, Derbes Rotfüßchen, Rotfüßchen, Rostfleckiger Helmling, Kahler Krempling, Maronen – Röhrling, Herber Saftporling, Rotbrauner Milchling, Falscher Pfifferling, Geflecktblättriger Flämmling, Horngrauer Rübling, Flatter – Milchling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Buchen – Schleimrübling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Grünblättriger Schwefelkopf, Weißer Polsterpilz, Fichten – Zapfenrübling, Gelbweißer Täubling, Dunkler Hallimasch, Brennender Rübling, Rosablättriger Helmling, Gallertartiger Zitterzahn, Gelber Knollenblätterpilz, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Winter – Stielporling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Körnchen – Röhrling, Wechselfarbiger Speitäubling, Violetter Lacktrichterling, Echter Zunderschwamm, Pantherpilz, Seifen – Ritterling, Stink – Schirmling und Edel – Reizker.  

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

30.09. – 03.10.2022 Pilzausstellung in Wismar

29. Großpilzausstellung in Wismar

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Im Mykologischen Informationszentrum ABC Straße 21

Freitag, dem 30. September bis Montag, dem 03. Oktober 2022 im Mykologischen Informationszentrum Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21. Eintritt: 2.00 €


Auch in diesem Jahr gab es wieder eine Großpilzausstellung in Wismar zu sehen. Wie gewohnt in den Räumlichkeiten der ABC Straße 21. Schon die Vortage standen ganz im Zeichen unserer Pilzschau. So waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. mehrere Tage in unterschiedlichsten Wäldern, Parkanlagen, Wiesen, Heiden und Mooren unterwegs, um eine möglichst große Bandbreite einheimischer Pilzarten zusammen zu tragen.

Und der Termin hätte nicht besser festgelegt sein können. Nach monatelanger Trockenheit starteten nun aller Orten die Großpilze richtig durch. Gut an den zahlreichen Parasolen (Macrolepiota procera) zu erahnen, die überall an Straßen- und Waldrändern ihre Schirme aufspannten oder es gerade vor hatten.

Zunächst galt es jedoch reichlich Speisepilze für unser Imbissgeschäft zusammen zu tragen. Wir begannen mit Wiesenpilzen wie diese Acker – Schirmpilze (Macrolepiota excoriata).

Und diesen Gedrungenen Champignons (Agaricus spissicaulis).

Der Anfang ist gemacht. Die Champignons wurden blanchiert und vorübergehend eingefroren.

Die tollen Riesen – Schirmpilze waren dafür zu schade und sie wurden in einem Frischhaltebehälter im Kühlschrank aufbewahrt, um schließlich die Ausstellung zu bereichern.

Schirmpilze und Champignons in Topp Qualität!

Danach besuchten Monika, Viola, Klaus – Peter und Reinhold einen Sonderstandort am Rande eines Kies – Tagebaus. Junge Schmierröhrlinge in Massen, kaum möglich alle einzusammeln. Wir konnten aus dem vollen Schöpfen. Hier sind es Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus).

Hier Butterpilze (Suillus luteus) vom feinsten.

Und auch den verhältnismäßig seltenen Ringlosen Butterpilz (Suillus collinitus) gab es hier in nahezu unglaublichen Mengen.

Gehen oben gezeigte Arten allesamt eine Lebensgemeinschaft mit Kiefern ein, so fanden sich unter eingestreuten Birken – Gruppen große Trupps von Birkenpilzen.

Unter Eichen gesellten sich noch diese mastigen Fahlen Röhrlinge (Boletus impolitus) hinzu.

Taschen, Beutel und Körbe sind gut gefüllt. Eine lange Nacht des Verarbeitens stand noch bevor.

Da läuft einem doch schon das Wasser im Munde zusammen.

Huthaut abgezogen, zerkleinert, gewaschen und in Töpfe ohne Wasser gefüllt und etwa eine halbe Stunde lang unter häufigem umrühren Köcheln lassen.

In Gefrierbeutel füllen und nach dem Abkühlen ab in den Tiefkühlschrank.

Soweit zu dem Küchengeschäft, aber im Mittelpunkt stand natürlich unsere Ausstellung. Ein möglichst große Bandbreite verschiedenster Großpilze galt es wieder zusammen zu tragen.

Auf kurzgrasigen Wiesen findet sich der essbare Krönchen – Träuschling (Stropharia coronilla).

Auf nährstoffreichen, fetten Böden der Kompost – Champignon (Agaricus vaporarius).

Besonders entlang grasiger Waldwege wächst im Herbst sehr zahlreich der Stink – Schirmling (Lepiota cristata). Vorsicht, die kleineren, echten Schirmlinge, können Knollenblätterpilz – Gifte enthalten!

Oft sehr zahlreich und in Hexenringen kann man dem Gestielten Schütterzahn (Cystotrema confluens) auf nährstoffarmen, sandig – kiesigen Böden unter Kiefern und Zitterpappel begegnen.

Hier sehen wir eine Gruppe Rötlicher Lacktrichterlinge (Laccaria laccata), die sich zwischen Hundsflechten empor schoben. Unten im Bild angeschnitten ist noch ein Nelkenförmiger Warzenpilz zu sehen.

Der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus) gilt als guter Speisepilz, der in der Pfanne einen interessanten Farbumschlag zu violett hin erfährt. Irgendwie deutet sich dieses hier bereits am Hutrand an.

Riesen – Kremplinge auf kiesig – sandigem Boden unter Kiefern. Ich hätte ihn als Großen Krempling bestimmt, aber der soll nur unter Laubbäumen vorkommen. Unter Kiefern wird eine weitere Art angegeben namens Paxillus obscurisporus, demnach also Dunkelsporiger Krempling. Er soll eine  zugespitzte Stielbasis besitzen.

Echt riesige Teile und den Großen Krempling (Paxillus validus) kenne ich auch nur unter Laubbäumen wie beispielsweise Linden in städtischen Anlagen.

Sehr scharf in den Lamellen ist der Vielfarbige Täubling (Russula versicolor), den wir meist unter Birken antreffen können. Natürlich standen hier auch Kiefern zwischen.

Sandborstlinge der Gattung Geopora.

Nicht nur auf Brandstellen, sondern meist auf grobkörnig – sandigen Böden unter Kiefern findet sich der Kohlen – Trichterling (Clitocybe sinopica). Gut kenntlich an seinen starken Mehlgeruch, der an den Maipilz erinnert. Essbar.

Diese hübschen Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) kamen mir für unsere Ausstellung gerade recht.

Diese seltenen Wald – Schnecklinge (Hygrophorus nemoreus) fand ich im Paradies.

Hier sind es Rauchfarbene Milchlinge (Lactarius azonites).

Den Getigerten Sägeblättling (Lentinus tigrinus) auf einer großen Ausstellung zu präsentieren ist keine Selbstverständlichkeit. Das Paradies machte es möglich.

Sehr gefreut habe ich mich auch über diese Strohblassen Schüpplinge (Pholiota gummosa). Schließlich sind diese ungenießbaren Pilze auch nicht allzu oft zu finden.

Auch dieser ungenießbare Massenpilz des Herbstes darf in einer Ausstellung, die etwas auf sich hält, nicht fehlen. Gemeiner oder Tränender Rettich – Fälbling (Hebeloma crustuliniforme).

Den Rosablättrigen Helmling (Mycena gallericulata) hätte sicher kaum jemand vermisst. Eigentlich schade, soll er doch sehr schmackhaft sein und somit würde es sich schon lohnen, ihn etwas näher kennen zu lernen.

Sehr willkommen war mir auch der Rotstielige Rübling (Collybia marasmioides). Ist er doch relativ selten, aber an diesem Standort in der Nähe des ehemaligen Waldhotels bei Neukloster seit vielen Jahren standortstreu.

Auch der Braune Ledertäubling (Russula integra) ist unweit des Waldhotels am Klaasbach mit großer Regelmäßigkeit anzutreffen. Immerhin ein guter Speisepilz.

Schöne Dreiergruppe weißer Gelber Knollenblätterpilze (Amanita citrina f. alba). Natürlich gehen die mit, auch wenn sie als gefährliche Giftpilze eine Nullnummer sind.

Dieser Steinpilz (Boletus edulis) darf so gerade noch in meinen Korb. Jüngere Exemplare wären angebracht, aber sicher ist sicher, denn es wäre wirklich etwas blamabel, wenn es im Steinpilz – Wismar eine große Ausstellung ohne den Chef geben würde.

Ich bin immer noch im Klaasbachtal unterwegs. Will man im Herbst diesem seltenen Milchling begegnen, so ist es hier eine Erfolg versprechende Adresse. Rotgegürtelter Milchling (Lactarius rubrocinctus). Ungenießbar.

Igel – Stäubling (Lycoperdon echinatum). Auch er gehört zum Inventar des Klaasbachtales.

Die kalkreichen Hangterrassen des Klaasbachtals sind auch immer gut für attraktive Cortinarien. Hier sehen wir Grünlings – Klumpfüße (Cortinarius pseudosulphureus).

Hier den Bitteren Schleimkopf (Cortinarius infractus).

Oder auch den variablen Graubräunlichen Dickfuß (Cortinarius anomalus). Alle Arten sind ungenießbar.

Auf der Rinde eines alten Buchenstammes finden sich hier Knotige Schillerporlinge (Inonotus nodulosus) und Buchen – Schleimrüblinge (Oudemansiella mucida).

Ein zarter, aber dafür wunderschöner Vertreter der hellsporigen Freiblättler ist der Gelbflockige Wollstielschirmpilz Schirmpilz (Lepiota ventriosospora). Er wird separat in eine kleinere Frischhaltedose gelegt.

Bitte vorsichtig anfassen, damit der zartwollige Stiel erhalten bleibt.

Inzwischen sind mir im Klaasbachtal Monika und Hans – Peter entgegen gekommen und sie hatten einen Stamm mit prächtigen Ästigen Stachelbärten (Hericium clathroides) entdeckt.

Inzwischen haben wir in die Züsower Forst umgesetzt. Hier wuchsen am Rande eines Erlenbruchs diese Olivbraunen Erlenmilchlinge (Lactarius obscuratus). Auch diese „Zärtlinge“ wurden separat in einer Frischhaltedose verstaut.

In einer moosreichen Fichten – Monokultur junge Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) praktisch als Bodendecker.

Auch diese Echten Waldchampignons (Agaricus silvaticus) fanden sich dort.

Ein alter Buchenstubben über und über mit diesen bräunlichen Pilzen besetzt. Sollte es sich um Stockschwämmchen handeln?

Aber nein, die Stiele sind weißlich, ohne bräunliche Schüppchen. Es handelt sich um Wässrige Mürblinge, auch Weißstieliges Stockschwämmchen genannt. Auch sie sind essbar, können aber dem Stockschwämmchen nicht das Wasser reichen. Mitunter sollen sie sogar unbekömmlich wirken.

Auch diese Kerbrandigen Trichterlinge (Clitocybe costata) sind willkommen. Jeder Art zählt!

So auch diese duftenden Anis – Zählinge (Lentinellus cochleatus).

Und so sehen sie von unten aus. Schön sind die sägeblattartigen Lamellenschneiden zu erkennen.

Auch die farbenfrohen Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) dürfen auf einer Ausstellung nicht fehlen.

Inzwischen befinden wir uns in der Höltingsdorfer Forst. Hier geht unter Lärchen richtig die Post ab. Immer wieder finden sich unter ihnen die überaus häufigen Goldgelben – Lärchen – Röhrlinge. Schön, aber nichts besonderes.

Wesentlich besonderer waren da schon die in unseren Breiten seltenen Grauen – Lärchenröhrlinge (Suillus viscidus). Hier gab es sie in für mich nie gesehenen Größenordnungen und Mengen.

Immer wieder schön ist auch der Milde Milchling (Lactarius mitissimus), mit seinen orangen Fruchtkörpern.

Direkt am Ufer eines Waldsees bei Tarzow Unmengen von Welken Milchlingen (Lactarius vietus). Sie sind Birkenbegleiter.

Auch der Pilz des Jahres 2022 geht mit Vorliebe eine Beziehung mit der Birke ein, aber nicht nur!

So wie beispielsweise der Birken – Speitäubling (Russula emetica).

Auf einer Wiese in Jesendorf leuchteten bereits von weitem zahlreiche Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis). Die mussten natürlich auch mit.

Inzwischen befinden wir uns in den Wäldern und Forsten um Weberin. Hier bereichert der Milde Wachstäubling (Russuala puellaris) das Sammelsurium.

Auch der Weinrote Graustieltäubling (Russula vinosa) und die Rostfleckigen Helmlinge (Mycena zephirus) sind sehr willkommen.

In den Moospolstern immer wieder junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius).

Und besonders an den Wegrändern die herrlichsten Steinpilze (Boletus edulis).

Auch diese frischen Sand – Röhrlinge (Suillus varigatus) waren mir sehr willkommen.

Und direkt daneben, ganz unscheinbar, der erste und auch einzige Pfifferling (Cantharellus cibarius), den wir zu unserer Ausstellung auftreiben konnten. Dazu in seiner weißen Tracht ganz untypisch. Es handelt sich um die seltene Albino – Form des ganz normalen Pfifferlings.

Einer der schönsten und imposantesten Sprödblättler der sauren Kiefernforste ist der extrem scharf schmeckende Zedernholz – Täubling (Russula badia).

Diesen Standort teil er mit dem leuchtenden Apfel – Täubling (Russula paludosa), welcher hingegen mild schmeckt und als guter Speisepilz gilt.

Ein weiterer Korb füllt sich zusehends.

Auch der Keulenfuß – Trichterling (Clitocybe clavipes) ist willkommen.

Auch die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) sollte nach Möglichkeit nicht fehlen.

Diese Grünen Anis – Trichterlinge (Clitocybe odora) können mit ihrem intensiven Duft betören.

Monika, Hans – Peter und Reinhold suchten nun die Jülchendorfer Buchen kurz auf. Hier beglückten uns einige Espen – Rotkappen (Leccinum fulvum), von denen hier dieses wunderschöne Exemplar stellvertretend zu sehen ist.

Und endlich! An einer Böschung unter Eichen, am Sonderstandort Sternberg, von dem schon viele unserer Imbisspilze stammten, der wichtigste Pilz einer jeden Ausstellung. Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides).

Stets unter Birken findet sich der minderwertige Verblassende Täubling (Russula pulchella).

Auch das hat noch einmal gelohnt. Die Pilze sind nicht komplett gesäubert und natürlich mit erhaltener Stielbasis in den Korb verfrachtet worden. Sie sollen schließlich in voller Schönheit unsere Ausstellung bereichern.

Die Pilze wurden in mehreren Kühlschränken zwischen gelagert, und auf unseren vorbereiteten und mit Moos ausgelegten Ausstellungsflächen ab Freitag zur Schau gestellt.

Das waren die Öffnungszeiten

Freitag, der 30.09. von 14.00 – 18.00 Uhr

Sonnabend, der 01.10 von 10.00 – 18.00 Uhr

Sonntag, der 02.10. von 10.00 – 18.00 Uhr

Montag, der 03.10. von 10.00 – 18.00 Uhr

Auch weitere Pilzfreunde waren unterwegs, so vor allem auch Phillip, der nicht nur reichlich Frischpilze anlieferte, sondern sogar schon im Vorfeld für unseren Imbiss sammelte, und diese bereits eingefrostet mit brachte.

Besonders interessant war auch dieser Maisbeulenbrand (Usdtilago maydis), den Phillip für uns auftrieb.

Und es hatte sich gelohnt. 292 Arten fanden ihren Platz im Info – Zentrum.

Die Arbeit hatte sich auch gelohnt, denn die Ausstellung war in diesem Jahr richtig gut besucht! Dank auch den Medien wie der Presse oder dem NDR, die auf unsere Großpilzschau im Vorfeld aufmerksam machten.

Besonders beliebt war natürlich der Bereich mit den Röhrenpilzen, an denen es in diesem Jahr wirklich keinen Mangel gab. Das heißt, zu Zeiten unserer Ausstellung.

Aber auch die Fetten Hennen zogen die Blicke auf sich.

Auch diese Seitenfläche ist voll ausgelastet.

Fliegenpilze und Parasole sind immer ein Blickfang.

Porlinge, Schichtpilze, Bauchpilze, Korallen und Schlauchpilze finden sich in diesem Bereich.

Die Sprödblättler an der Vorderfront.

Margit und Bernhard aus dem Spreewald bekamen von Monika (links) einen Präsentkorb für die jahrelange Unterstützung unserer Pilzausstellungen, insbesondere des Imbissgeschäftes, überreicht. Sie opfern seit vielen Jahren extra für uns einige Tage ihres alljährlichen Ostsee – Urlaubes. Ein ganz herzliches Dankeschön auch an dieser Stelle nochmals in den Spreewald!

Imbiss gab es am Sonnabend und Sonntag jeweils zwischen 11.00 und 18.00 Uhr.

Herzhafte Waldpilzsuppe, Pilzpfanne und Suppe sowie frische Waffeln.

Von der Pilzberatung wurde rege gebrauch gemacht.

Dank allen, die auch unsere 29. Ausstellung möglich machten. Leider stand der Imbiss in diesem Jahr unter keinen guten Stern. Regen und immer wieder Regen.

Das war die 29. Großpilzausstellung in Wismar im Herbst 2022. 292 Arten! 

Wann findet die 30. Großpilzausstellung statt? – Siehe unter Termine!

25. September 2022 – Pilztag im Lübschen Forst

Pilzwanderungen in der Lübschen Forst Ritzerau

BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg

Treff am Sonntag, dem 25. September 2022, um 09.45 Uhr in 23896 Ritzerau, Am Forstgehöft, Köhlerhütte (800 m geradeaus den Waldweg durchfahren). Dauer der Veranstaltung 10.00 – 14.00 Uhr. Zur Teilnahme sind verbindliche Anmeldungen unter folgender Mail – Adresse erforderlich: hans-heinrich.stamer@bund-rz.de


Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Kostenpunkt: 7,00 € p. P. (Kinder unter 13 Jahren zahlen die Hälfte).


Wie gewohnt wurde die Veranstaltung von den Organisatoren eröffnet und es gab einige Erläuterungen zum Wald und auch speziell zum Umgang mit unseren Großpilzen. Danach wurde in mehreren Gruppen in verschiedene Bereiche der Ritzerauer Forst zu den jeweiligen Pilzwanderungen aufgebrochen und gegen 13.00 Uhr versammelten sich alle wieder vor der Köhlerhütte. Die gefundenen Pilze wurden auf Tischen ausgebreitet, besprochen und auf ihre Genießbarkeit kontrolliert. Auf die obligatorische Pilzpfanne von vor – Corona – Zeiten musste auch in diesem Jahr leider verzichtet werden.

Eröffnung und Begrüßung der Teilnehmer durch Hans – Heinrich Stamer vom BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg (links) und dem Revierförster in der Mitte des Bildes.

Jung und Alt lauschen den einführenden Worten.

Danach starteten die Gruppen. Es dauerte nicht lange und die Teilnehmer meiner Gruppe entdeckten diese Leckerbissen. Braune Raslinge (Lyophyllum fumosum).

Giftig sind jedoch diese Schwarzgezähnelten Rettich – Helmlinge (Mycena pelianthina).

Auch diese Korallenpilze (Ramaria spec.) blieben im Wald. Ihre genaue Bestimmung ist nicht nur für den Laien oftmals eine Herausforderung und schließlich gibt es ja auch noch die giftige Bauchweh – Koralle.

Nett anzusehen aber wenig Pfannentauglich sind auch die gummiartigen Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme).

Auch diese breiten Konsolen des jung essbaren Riesenporlings (Meripilus giganteus) sind nix mehr für den Feinschmecker.

Dieser Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) darf endlich in den Korb gelegt werden.

Dieser Kandidat aber bitte nicht! Es sein denn, bestattungstechnisch ist alles soweit geklärt und der Termin für die Trauerfeier sollte umgehen organisiert werden. Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Der gefährlichste aller Giftzwerge!

Der Specht – Tintling (Coprinus picaceus) ist natürlich immer ein Bild wert.

Ja, da staunt dieser kleine Pilzfreund nicht schlecht. Welch ein Anblick!

Riesenporlinge und Stockschwämmchen satt. Da werden schon mal die Messer gewetzt!

Bei dem feuchten Wetter ist der hygrophane Bereich der Hüte von den Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) noch sehr ausgeprägt.

Ja und auch die Steinpilze sollten nicht fehlen. Für manche Exemplare schienen die mitgeführten Sammelbehältnisse etwas dürftig gewesen zu sein.

Mehr geht kaum noch hinein. Der Korb eines 10 – jährigen Pilzsammlers. Sollte hier vielleicht ein junger Mensch nachhaltig vom Pilze suchen begeistert worden sein? Es bleibt zu hoffen.

Nach gut 2 Stunden trafen die Gruppen wieder an der Alten Köhlerhütte ein und das große Sortieren und Begutachten begann. Im Vordergrund Riesenschirmpilze, die lieber nicht verzehrt werden sollten.

Es handelt sich um die Gartenform des eigentlich essbaren Safran Schirmpilzes. Die Abgrenzung zum giftigen Gift – Riesenschirmpilz ist nur schwimmend und man riskiert heftige Verdauungsstörungen.

Noch ein Phallus gefällig? Ein ganz schöner Schelm, unser Hans – Heinrich!

Ein ganz schönes, Knoblauchduft dominiertes Sammelsurium.

Ja, da ist doch einiges zusammen gekommen, welches von Phillip und meiner Wenigkeit noch kritisch durchgeschaut werden muss.

Aber es wurde ja vielfach schon gut vor sortiert. Hier gibt es nichts zu beanstanden.

Die Steinpilze sind im Bestzustand, knackig und madenfrei. Die Flaschen – Stäublinge druckfest und innen weiß und dazu noch etwas Knoblauch zum verfeinern.

Nach getaner Arbeit inspizierte ich noch liegendes Totholz unweit der Köhlerhütte. Hier gab es interessante Myxomyceten. Wir sehen die gelbe Form des Geweihförmigen Schleimpilzes (Ceratiomyxa fruticulosa) in seiner poroiden Ausbildung.

Und auch den Lachsfarbenen Schleimpilz (Tubifera ferruginosus).

http://www.bund-herzogtum-lauenburg.de

BUND-Veranstaltungen

21. September 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Grebbin

Auch für interessierte Pilzfreunde

Der 3. Quadrant von MTB: 2437 = Mestlin ist an der Reihe

Achtung, dieser Termin wurde auf den 11.10.2022 verschoben.

Birken – Zungenporling (Piptoporus betuninus) am 11.10.2022 im Wald bei Grebbin.

Der 3. Quadrant des Mestliner Messtischblattes ist leider ausgesprochen waldarm. Zur Verfügung stand ein hügeliges Mischwaldgebiet am Vogelberg und ein Wäldchen zwischen Grebbin, dem Ort wo die Warnow entspringt, und Wozinkel. Im Jahre 2018 rettete letzteres Gebiet gerade noch meine damalige Mittwochsexkursion. Es war das Dürrejahr und am luftigen Vogelsberg war nicht viel zu holen. Der Wald bei Grebbin liegt tiefer und geschützter und in den Moospolstern des Fichtenforstes und dessen Schneisen gab es zum Glück einige Frischpilze. Auch heute war es wieder das Ziel.

An liegendem Birkenholz zahlreiche Krause Aderzählinge (Plicatura crispa).

Das Holz des von Plicatura crispa besiedelten Birkenstammes wies eine auffallend rote Färbung auf. Ist der Aderzähling der Verursacher? Gelegentlich finden sich Fruchtkörper mit einem rötlichen Befall. Hier wird aber eher ein Vertreter der Gattung Hypomyces als Ursache vermutet.

Gar nicht mehr so Weißer Polsterpilz (Oligoporus ptychogaster) an Fichtenholz. Er gehört zu den Saftporlingen.

Die ersten, frischen Rauchblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides) der neuen Wintersaison. Einer unser schmackhaftesten Speisepilze. Also ein Pilz für die gehobenere Küche!

Nicht weit entfernt, an einem weiteren Fichtenstubben, erregte dieses Büschel Blätterpilze meine Aufmerksamkeit.

Das es sich um einen Vertreter der Mürblinge handelt, war mir sofort klar. Da die Pilze ausgesprochen süßlich dufteten, dachte ich zunächst an den Süßriechenden Mürbling.

Aber erst auf den 2. Blick fiel mir der dicke Ring und die sparrig nach oben aufgestellten Schuppen im unteren Stielbereich auf. Diese sind charakteristisch für das seltene Medusenhaupt (Psathyrella caput – medusae), dass ich seit Jugendzeiten bereits auf meiner Fahndungsliste stehen hatte. Aber darf es so auffallend süßlich duften? – Es darf! Ein Top – Fund! Ich hatte wirklich kaum noch damit gerechnet, diesem Pilz noch so kurz vor meinem Ableben begegnen zu dürfen.

Immer wieder ein tolles Farberlebnis, die Begegnung mit dem hübschen Purpurfilziegen Holzritterling (Tricholomopsis rutilans).

Violette Rötel – Ritterlinge (Lepista nuda).

Und hier können gleich 2 Pilzarten notiert werden. Das Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) und den beginnenden Goldschimmel (Hypomyces chrysospermum).

Hier die Artenliste von MTB 2437/3 – Wald bei Grebbin: Grünblättriger Schwefelkopf, Rostfleckiger Helmling, Krauser Adernzähling, Birken – Spaltlippe, Flatter – Milchling, Mäuseschwänzchen, Heftel – Nabeling, Goldschimmel, Rotfuß – Röhrling, Rehbrauner Dachpilz, Klebriger Hörnling, Gemeine Stinkmorchel, Falscher Pfifferling, Graublättriger Schwefelkopf, Geflecktblättriger Flämmling, Weißer Polsterpilz, Blauer Saftporling, Medusenhaupt, Kahler Krempling, Dunkler Hallimasch, Fleischroter Lacktrichterling, Erdwarzenpilz, Zimthautkopf, Safran – Schirmpilz, Eichen – Milchling, Rosablättriger Helmling, Horngrauer Rübling, Herber Zwergknäuling, Birken – Zungenporling, Flaschen – Stäubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Samtiger Schichtpilz, Behangener Trompetenschnitzling, Gestreifter Teuerling, Dunkelscheibiger Fälbling, Purpurfilziger Holzritterling, Blaugrauer Reiftäubling, Violetter Lacktrichterling, Derbes Rotfüßchen, Gelber Knollenblätterpilz, Wurzel – Schleimrübling, Perlpilz, Papagei – Täubling, Süßlicher Milchling, Grüner Anis – Trichterling, Wasserfleckiger Rötel – Trichterling, Schlanker Riesenschirmpilz, Gelbbräunlicher Scheidenstreifling, Zwiebelfüßiger Hallimasch, Brennender Rübling und Grobscholliger Riesenschirmpilz.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

16. – 18. September 2022 – Pilzseminar in Drei Eichen

Pilzseminar in der Märkischen Schweiz

Im Umweltzentrum Drei Eichen

Von Freitag, dem 16.09. – Sonntag, dem 18.09.2022 im Umweltzentrum Drei Eichen bei Buckow, in der Märkischen Schweiz.


Wie schon in den Vorjahren lud Organisator Oliver Justus und das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar zu einem pilzkundlichen Wochenende in die Märkische Schweiz ein. Theorie und Praxis wurden hier miteinander verknüpft. So gab es wieder spezielle Vorträge zur einheimischen Pilzflora, zu Speisepilzen und ihren ungenießbaren oder giftigen Doppelgängern sowie weiteren Themen. Auf Exkursionen in die umliegenden Wälder wurden die Pilze dann in ihren natürlichen Lebensräumen gefunden und erläutert. Am Abend auf Papptellern sortiert und auf Tischen ausgebreitet und geordnet. Bestimmungsübungen gehörten genauso dazu, wie ausführliche Vorstellungen der gefundenen Objekte durch die Pilzexperten. In gemütlicher Runde klangen die Abende unter vielen Frischpilzen aus.

Zur Einstimmung brachte uns ein Pilzfreund gleich eine Kiste frisch gesammelter Werke mit.

Organisator Oliver Justus während der Begrüßung und Eröffnung des diesjährigen Seminars in Drei Eichen.

Obwohl noch nicht alle Teilnehmer erschienen waren, starteten wir mit unseren Vorträgen.

In den Pausen drehten wir bereits auf dem Gelände des mitten im Wald liegenden Umweltzentrums unsere Runden und wurden durchaus fündig. Hier sehen wir Krüppelfüßchen (Crepidotus spec.).

Monströse Schwefelporlinge wurden uns vom Personal angeliefert. Leider waren sie zum Verzehr bereits ungeeignet.

Pantherpilz (Amanita pantherina).

Zu diesem Thema gab es nach der Pause einen sehr fundierten Vortrag von Phillip Müller.

Mitgebrachte oder auf dem Gelände gefundene Pilzarten wurden am Abend bereits vorgestellt und besprochen.

Interessante Struktur einen Leberpilzes im Schnitt.

So wie bereits im Vorjahr begrüßten uns beim Einparken unserer Autos die imposanten Riesen – Champignons (Agaricus augustus).

Am Sonnabend starteten wir vom Schweizer Haus in Buckow zu einer Tagesexkursion, die allerhand interessantes für uns bereit halten sollte.

Direkt vor dem Schweizer Haus begrüßten uns zunächst diese Allerweltspilze: Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila).

Die Malzmühlenbrücke führte hinüber zum Exkursionsgebiet.

Unser Exkursionsgebiet.

Bevor wir starteten, schnell noch ein Gruppenbild, damit wir am Ende sehen, wer uns verloren gegangen ist.

Der Startschuss ist gefallen.

Bereits nach den ersten Metern ging das Dilemma los und stellte Phillip und Reinhold und alle anderen erst recht vor so manches Bestimmungsproblem. Toller Täubling, man könnte meinen ein Goldtäubling. Ne, ist es er aber nicht! Und welcher dann?

Da half auch die Sporenpulver – Bestimmungsskala für Täublinge nicht wirklich weiter.

Hoppla, was für milchende Sprödblättler schieben sich denn hier aus dem Waldboden?

Auffallend und typisch für diese seltene Michlingsart (war hier alles andere als selten) sind auch die gelblichen Gruben am Stiel.

Immer wieder Nester des mir bisher nur aus Büchern bekannten Zonen – Michlings (Lactarius zonarius). Der Pilz ist in thermophilen Eichen – Hainbuchenwäldern auf kalkhaltigem Untergrund zu Hause und soll in höheren Gebirgslagen fehlen.

Zonen – Milchling (Lactarius zonarius). Ungenießbar.

Riesig gefreut habe zumindest ich mich über den Samtigen Wurzelrübling (Xerula pudens). Er ist ziemlich selten und persönlich hatte ich noch nie das Glück, diesen schönen Pilz selber einmal zu entdecken.

Dagegen ist der ansehnliche Parasol (Macrolepiota procera) zwar ein sehr beliebter und freudig entdeckter Speisepilz, aber für mich eher ein Langweiler.

Es müssen Lärchen in der Nähe sein! Goldgelber Lärchen – Röhrling (Suillus flavus).

Großer Bluthelmling (Mycena haematopus).

Trotz der allgemeinen Trockenheit war am feuchteren Flussufer und an deren Böschungen einiges zu finden.

Toller Tintling (Coprinus spec.).

Ein recht kräftiger und leicht kenntlicher Vertreter der Risspilze ist der Weinrote Risspilz (Inocybe adaequata). Im Gegensatz zu fast allen anderen Risspilzen soll er nicht giftig sein. Trotzdem Hände, besser Mund, von ihm weg. (Ich habe „Risspilze“ ausnahmsweise mal der neuen Rechtschreibung angepasst. Es wird die Ausnahme bleiben, aber mein Rechtschreibprogramm nervt mich. Dafür gibt es an anderer Stelle noch viel zu korrigieren).

Junge Eichen – Wirrlinge (Daedalea quercina).

Bestimmungsversuche im Feld, ach nein, im Wald mit Hilfe eines Buches, welches Christian aus Berlin immer auf der Pilzpirsch mit sich führt.

Das Eschen – Sterben hat auch an diesem Flusslauf seine Spuren hinterlassen.

Welch ein schöner Anblick. Pilze wie angesät! Kein Wunder, es handelt sich ja auch um den Gesäten Tintling (Coprinus disseminatus).

Und endlich, ein Sommersteinpilz ?

Aber nur auf den ersten Blick, denn der Stiel passte so ganz und gar nicht zu diesem bereits recht betagtem Exemplar eines Dickröhrlings.

Die eingebeulte Hutoberfläche ließ einen ersten Verdacht bezüglich seiner Identität aufkommen, der sich bald bestätigen sollte.

Aber zunächst hat Catrin das Mädchen Sara mit einem boletoiden Kunstwerk auf Flachem Lackporling glücklich gemacht.

Geeignet für Bilder ist die Porenschicht frischer Flacher Lackporlinge.

Pilze auf dem Stock.

Behangener Trompetenschnitztling (Tubaria conspersa).

Begeisterung bei Phillip und Reinhold, eher Ernüchterung bei den Mykophagen, lösten diese seltenen Perlhuhn – Champignons (Agaricus placomyces) aus. Sie gehören in die Verwandtschaft der leicht giftigen Karbol – Egerlinge.

Sara und Phillip haben einen Steinpilz entdeckt.

Ein Steinpilz (Boletus edulis) wie man sich ihn wünscht.

Ein Blaublättriger Weißtäubling (Russula delica). Zwar essbar, aber recht minderwertig.

Dem Waldfreund – Rübling sehr nahe steht dieser Gelbblättrige Rübling (Collybia ocior).

Junge Gehämmerte Röhrlinge (Boletus depilatus). Nah Verwandt mit dem Fahlen – Röhrling und den Raufuß – Röhrlingen näher stehend, als den Dickröhrlingen.

Und Sara hat bereits den nächsten Gehämmerten entdeckt.

Auffallend ist besonders bei älteren Exemplaren das etwas rötliche untere Drittel des Stiels.

Wunderbar hübsche Pilze, diese Gehämmerten Röhrlinge (Hemileccinum depilatum).

Breitschuppige Wald – Champignons (Agaricus lanipes). Guter Speisepilz.

Und wieder sorgt ein Steinpilz für den Kniefall des glücklichen Finders aus dem fernen Hannover.

Und hier wieder etwas nicht alltägliches für den fortgeschrittenen Hobby – Mykologen. Schließlich sind die Leberbraunen Ackerling (Agrocybe erebia) nicht besonders häufig, aber durchaus schöne, markante und leicht kenntliche Dunkelsporer.

Und hier sehen wir auf geschirmte Perlhuhn – Egerlinge (Agaricus placomyces) mit ihrer charakteristischen Gelbverfärbung.

Mittagspause an frischer See- und Waldluft. Ein großes Dankeschön an die Eltern von Organisator Oliver Justus! Es gab Erbsensuppe und vitaminreiches Obst.

Der kleine Tornowsee.

Gern an toten, am Boden liegenden Eichen – Ästen, findet sich der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous).

Häufig als Einzelgänger tritt der kleine Krummstiel – Schüppling (Pholiota tuberculosa) an Laubholz auf.

Die Blätter dieses jungen Ahorn sind von einem Phytoparasiten befallen.

Dem Ahorn – Runzelschorf (Rhytisma acerina).

Am Ufer des Tornowsee.

Gästehaus am Tornowsee. Zu DDR – Zeiten ein Kinderheim.

Ein Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis).

Kalkhaltig auch die Hangterrassen am Tornowsee. Beweis: Wurzelnde Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans).

Diese schönen Perlpilze (Amanita rubescens) sind hinsichtlich der Bodenqualität recht anspruchslos.

Sie werden fachgerecht geerntet und mit einem Pilzmesser wird der anhaftende, märkische Sand abgebürstet.

Und immer wieder Gehämmerte Röhrlinge (Boletus depilatus).

Der Kreis schließt sich allmählich und unsere große Tagesexkursion neigt sich ihrem Ende entgegen.

Phillip hatte nicht nur einen kompetenten Vortrag im Vorfeld ausgearbeitet, sondern auch sehr schöne Gattungskärtchen angefertigt. Das bring vor dem Verteilen der Fundstücke gleich eine Grundordnung auf die Tische.

Das sieht doch schon mal recht ordentlich aus.

Kritisch werden die Fundstücke beäugt.

Nach ausführlichen Fundbestimmungen und Vorstellungen des Sammelsuriums bis in die Nacht hinnein, ging es am Sonntag morgen hinnaus zur Abschlußexkursion. Hier sehen wir die beliebten Küchen – Schwindlinge (Marasmius scorodonius).

Gleich nach den ersten Schritten keimte schon wieder Begeisterung auf, angesichts einer Gruppe von Fatal – Dapperlingen. So nennen die Niederländer den tödlich giftigen Fleischrosa – Schirmpilz (Lepiota subincarnata).

Aber es sollte noch besser kommen. An einem Stubben etliche, seitlingsartige Fruchtkörper, die jedem von uns völlig unbekannt waren. Sie boten einen tollen Anblick! Ich vermutete eine Hohenbuehelia, welches sich auch bald bestätigen sollte. Es handelte sich um den seltenen Pelzigen Muscheling (Hohenbuehelia mastrucata).

Seitlich aus dem holzigen Substrat heraus wachsende Blätterpilze ohne nennenswerten Stielansatz.

Und die Hut Mitte wirkt besonders zur Anwachsstelle durch Pilzhyphen wattig – pelzig.

Wir erreichen die Sanddüne und die Magische Wiese.

Hier begrüßten uns sogleich diese Gedrungenen Champignons (Agaricus spissicaulis).

Nur auf Nadelholz findet sich der nicht häufige Schwarzschneidige Dachpilz (Pluteus atromarginatus).

Ausschließlich mit der Kiefer geht der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilans) seine Lebensgemeinschaft ein.

Hier hat das Schwarzwild ganze Arbeit geleistet. Wir aber fanden es nicht so toll, dass unsere Magische Wiese derart gebeutelt wird.

Zwar spärlicher als in den Vorjahren, aber nach einigem Suchen konnten wir die Objekte unserer Begierde doch noch aufspüren. So diese Saftlinge der Gattung Hygrocybe.

Saftlinge unterliegen oft einer schwierigen Bestimmung. Rein vom optischen könnte der Gelbrandige Saftling (Hygrocybe insipida) in Betracht kommen.

Und auch der markant stinkende, aber schöne Mäuseklopilz, war wieder anwesend. Mit bürgerlicher Bezeichnung Braungrüner Zärtling (Entoloma incarnum). Dieser Rötling war Pilz des Jahres 2007.

Narzißengelber Wulstling (Amanita gemmata). Schwach giftig!

Auch der Kleinste Erdstern (Geastrum minimum) war brav an seinem angestammten Platz.

Große Freude auch über diese kleinen, eleganten Gesellen. Hornstiel – Nabelinge (Xeromphalina cornui). Gern bei Kiefern und für uns neu am Rande der Magischen Wiese.

Freude auch über diesen Birken – Milchling (Lactarius torminosus). Natürlich nicht im Hinblick auf seinen kulinarischen Wert. Der Pilz schmeckt brennend scharf und kann sogar giftig wirken.

Hier noch ein reiferer Schwarzschneidiger Dachpilz (Pluteus atromarginatus).

Umweltzentrum bei Buckow.http://www.dreichen.de

Soweit einige Impressionen von unserem Pilzseminar in der Märkischen Schweiz im Jahre 2022. Wenn nichts dazwischen kommt sehen wir uns vom 13. – 15.10. 2023 wieder.

Anfragen und Anmeldungen bei Oliver Justus: oliver_justus@web.de  

14. September 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Techentin

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Es ging in den 2. Quadranten des MTB: 2437 = Mestlin

Im 2. Quadranten des Messtischblattes Mestlin im Maßstab 1 : 25 000 finden sich drei Waldgebiete. Ganz im Norden ein kleines Gehölz an der Ziegelei, dass nicht weiter interessieren sollte. Zur Auswahl stand demnach das Mühlenholz und ein großes Laub- und Nadelwaldgebiet südlich Techentin. Das Mestliner Messtischblatt war im Jahre 2018 schon einmal Ziel unserer Mittwochsexkursionen. Damals durchstreifte ich das Mühlenholz mit leidlichem Erfolg. Eigentlich ein sehr vielseitiges und auch artenreiches Revier, aber 2018 war bekanntlich ein großes Dürrejahr. Auch haben wir hier einige Zeit lang Steinpilze geholt. Da ich im Waldgebiet südlich von Techentin bisher nur ein einziges Mal zu einer kurzen Stippvisite unterwegs war, führte mich mein Weg heute dorthin bzw. hinein.

Zu Beginn in der Laubstreu immer wieder Trupps des Brennenden Rüblings (Collybia peronata).

Der Geweihförmige Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa) in seiner poroiden Ausprägung.

Das Frischpilzaufkommen hielt sich sehr zurück, so dass ich mich über jeden Hutträger freute. Insbesondere längst der Waldwege gab es einige kleinere und filigrane Arten. So auch diesen Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus.

Hier sind es ausnahmsweise auch mal etwas fleischigere „Schwammpilze“ namens Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus).

Meist am Rande von Waldwegen gedeiht der häufige und essbare Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba).

Sehr ähnlich und ebenfalls essbar sowie an ähnlichen Standorten finden wir den Kerbrandigen Trichterling (Clitocybe costata).

Zu den Nestlingen gehört der Gestreifte Teuerling (Cyathus striatus).


Hier die Fundliste von MTB 2437/2 – Wald südlich Techentin: Brennender Rübling, Halsband – Schwindling, Schmetterlings – Tramete, Gelbe Lohblüte, Buckel – Tramete, Echter Zunderschwamm, Birken – Zungenporling, Reihige Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Birken – Blättling, Striegelige Tramete, Vielgestaltige Kohlenbeere, Rehbrauner Dachpilz, Samtiger Schichtpilz, Zugespitzter Kugelpilz, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Nadel – Scheidling, Waldfreund – Rübling, Brandkrustenpilz, Rotbraune Buchenkohlenbeere, Striegeliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Goldmistpilz, Gelbbräunlicher Trichterling, Birnen – Stäubling, Eichen – Filzröhrling, Kerbrandiger Trichterling, Gestreifter Teuerling, Stinkschirmling, Goldschimmel und Geweihförmiger Schleimpilz.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion ? – Siehe unter Termine!

10. September 2022 – Vereinsexkursion der Pilzfreunde

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e. V. – Gruppe der Pilzfreunde

Auch Nichtvereinsmitglieder sind herzlich eingeladen

Vereinsexkursion am Roten See

Heute waren die Mitglieder des einzigen Pilzvereins Mecklenburg – Vorpommerns „Heinrich Sternberg Rehna e. V.“ und die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wieder ganz herzlich an den Roten See eingeladen. Genauso wie Pilzinteressierte Gäste, die sich uns gerne anschließen wollten. Nach kurzer Begrüßung starteten wir in die waldreiche Umgebung und gegen 13.00 Uhr trafen sich alle wieder an der Blockhütte am Rote See zum Mittagstisch und anschließender Auswertung der Fundstücke. Da das Frischpilzaufkommen aufgrund der viel zu trockenen Verhältnisse hier sehr zu wünschen übrig ließ, entschlossen wir uns kurzer Hand in das einige Kilometer entfernte und geschützter liegende Radebachtal zu fahren. Das Ende des Pilzausflugs konnte wie immer jeder für sich selbst bestimmen. Etwas Geld und gute Laune waren mitzubringen.

Kurz vor dem Start zur Exkursion.

Aufbruch durch das Radebachtal.

Ein markanter Samptfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus).

Poch hart und von geringem Speisewert ist der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea).

Seit vielen Jahren zu Hause im Radebachtal ist der Trügerische Hexen – Röhrling (Boletus mendax).

Giftige und bitter schmeckende Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare).

Ein Rotbrauner Scheidenstreifling (Amanita fulva). Essbar.

Breitblättriger Rübling (Megacollybia platyphylla). Nicht für Speisezwecke zu Empfehlen.

Sommer – Steinpilz (Boletus reticulatus).

Immer wieder ein erbauendes und schönes Gefühl dem Kegelhütigen Knollenblätterpilz (Amanita virosa) zu begegnen. Tödlich giftig!

Christopher Engelhardt fotografiert einen Täubling.

Und zwar keinen geringeren als den hervorragenden Grüngefelderten Täubling (Russua virescens).

Zwar auch essbar, aber geringwertiger ist der ungleich häufigere Dickblättrige Schwarztäubling (Russula nigricans).

Hohlweg hinaus aus dem Radebachtal.

Ungewöhnlicher Fruchtkörper der Buckel – Tramete (Trametes gibbosa).

Kaum saßen wir am Mittagstisch an der Blockhütte des Roten Sees, braute sich am Himmel Unheil zusammen. Obwohl, die örtlichen Schauer waren ja sehr willkommen.

Nach dem Mittag drehten Catrin, Chris und Reinhold noch eine Runde über den Hohlsee zum Deichelsee. An einem liegenden Rotbuchenstamm wuchsen diese frischen Knotigen Schillerporlinge (Inonotus nodulosus).

Und hier sehen wir nun einen ganz gemeinen Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis).

Er wuchs neben weiteren Exemplaren an dieser Böschung zum Hohlsee.

Licht- und Schatten über dem Hohlsee an diesem Schauer- und Gewitteranfälligen Sonnabend.

Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius) oberhalb des Deichelsees.

Das Ufer des Deichelsees beherbergt eines der wenigen, in Mecklenburg bekannten Vorkommen des Satans – Röhrlings. Leider konnten wir heute nur ein völlig unfotogenes Exemplar jehnseits von gut und böse ausfindig machen.

Dafür erfreute uns dieser Grüngefelderte Täubling (Russula virescens).

Unser obligatorisches Gruppenbild von Torsten Richter in Szene gesetzt. 10. September 2022.

Wir waren uns einig. Auch im nächsten Jahr soll es wieder heißen: Auf zum Roten See!

07. September 2022 – Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Mestlin

Auch für interessierte Gäste

Wir begannen mit MTB: 2437/1 = Mestlin

Das Große Holz am 07. September 2022.

Im 1. Quadranten des Messtischblattes Mestlin finden sich umfangreiche Waldgebiete, die für unsere Mittwochsexkursion in Betracht kamen. Da wäre der Ochsenkamp, die Torfheide und „Im Großen Holz“ zu nennen. Alle Bereiche sind miteinander verbunden. Wir finden Laub- und Nadelwälder, aber auch Heide b. z. w. Torfmoore vor. Hier haben wir vor Jahren bereits eine öffentliche Lehrwanderung durchgeführt und auch privat immer mal einige, gute Steinpilz – Plätze besucht. Wir entschieden uns für das Große Holz. Wir, das waren Pilzfreundin Catrin und Reinhold vom Steinpilz – Wismar. Im Großen Holz finden sich wunderbare Buchenbereiche, die mit Waldtümpeln und kleinen Sümpfen und Mooren abwechseln. Ein herrliches Revier, aber heute durch die lange Trockenheit ohne nennenswerten Frischpilz – Anteil.

Los ging es sogleich mit einem bekannten Kleinpilz, dem Ahorn – Runzelschorf (Rhytisma acerina).

Hier gleich drei Großpilze auf einen Streich: Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata), Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) und junge, sich entwickelnde Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Ein Blitz hat hier seine Arbeit verrichtet.

Wir folgten der Schlackestrasse.

Kein Wunder, warum das Borstenvieh Schwarzwild genannt wird. Hier fühlt es sich Sauwohl.

Unweit der Schweine – Suhle frische Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmonarius).

Schön ist das charakteristische Gilben zu sehen, welches durch Wind und Trockenheit entsteht.

Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscognauxia nummularia).

Spindeliger Rübling (Collybia fusipes).

Gelbe Lohblüte (Fuligo septica).

Ein prachtvoller Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit frischem Zuwachsrand.

Recht blass geratene Wurzel – Schleimrüblinge (Xerula radicata).

Junge Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor). Ein Vitalpilz.

Mitten drin im Großen Holz.

Unter eingestreuten Nadelbäumen erfreuten uns gleich mehrere Nadelholz – Braunporlinge (Phaeolus schweintzii).

Kleine, gelbe Schlauchpilze an totem Eichenholz. Hier wären die Spezialisten gefragt.

Hier dürfte es sich um Zerfließende Gallerttränen (Dacrymyces stillatus) handeln.

In der Grasnarbe des Waldweges einige, wenige Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus).

Kraniche am Waldrand trompeteten uns ihr Konzert.

Hier die Artenliste von MTB: 2437/1 – Großes Holz: Eichen – Mehltau, Ahorn – Runzelschorf, Zugespitzter Kugelpilz, Schmetterlings – Tramete, Rehbrauner Dachpilz, Wurzel – Schleimrüblng, Buckel – Tramete, Brandkrustenpilz, Rotbrauner Bostenscheibling, Flacher Lackporling, Lungen – Seitling, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Waldfreund – Rübling, Birnen – Stäubling, Spindeliger Rübling, Riesenporling, Rotrandiger Baumschwamm, Gelbe Lohblüte, Reihige Tramete, Birken – Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Striegelige Tramete, Nadelholz – Braunporling, Herber Saftporling, Klebriger Hörnling, Zerfließende Gallertträne, Eichen – Filzröhrling, Dünnfleischiger Kartoffel – Hartbovist, Eichen – Eckenscheibchen, Ampferblatt – Rostpilz, Rotbuchen – Rindenkugelpilz.


Wir verabschieden uns vom Großen Holz.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

03. September 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Es führte durch das Kaarzer Holz

Die Hochsaison hat begonnen! Sollte es in den Vorwochen nicht zu trocken gewesen sein, kann jetzt mit einem sehr vielseitigen Aufkommen von Großpilzen in Wald und Flur gerechnet werden. Der September gilt im allgemeinen als artenreichster Monat im Jahr. Sowohl Sommerpilze, wie auch erste Herbstarten überschneiden sich jetzt in ihren Fruktifikationsperioden.

Die weitläufigen Wälder und Forste zwischen Borkow, Neu Woserin und Below sind ein Paradies für Speisepilzsammler. Hier brauchen sich die Pilzsucher auch nicht auf die Füße zu treten, denn die großen, ausgedehnten Laub- und Nadelwaldbereiche, die auf überwiegend sandigem Untergrund stocken, bieten reichlich Platz. Auf den vielversprechenden Standorten sind nicht nur Steinpilz, Pfifferling, Marone und Co., sondern auch eine Vielzahl weiterer Speisepilze, aber auch ihre ungenießbaren oder gar giftigen Doppelgängern zuhause. So kann man auf einer geführten Lehrwanderung sicher einiges hinzulernen und seinen Horizont erweitern.

Leider herrscht in diesem Revier weiterhin große Trockenheit, so dass sich die 4 eingefundenen Pilzfreunde entschlossen, in das nicht weit entfernte Kaazer Holz umzusetzen. Hier zog Mitte August ein kräftigerer Gewitterschauer rüber, der vielleicht inzwischen den einen oder anderen Frischpilz aus dem Waldboden gelockt haben könnte.

Und so war es auch. Reichlich Filzröhrlinge entlang der Waldwege heute im Kaarzer Holz. Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron). Standortfoto am 03.09.2022.

Und da staunte der kleine Steppke nicht schlecht, der morgen seinen 4. Geburtstag feiert, was der Opa am Wegesrand so alles entdeckte. Schließlich hat er ja einen großen Korb dabei.

Und da staunte selbst der Opa mächtig!

Aber diese Pilze sollten lieber nicht in den Korb der Speisepilze wandern. Die Widerlichen Täublinge (Russula pectinatoides) bereiten wirklich keine Gaumenfreude. Typisch für diesen Kammtäubling ist eine häufig rotfleckige Stielbasis.

Noch widerlicher wird es jedoch, landet dieser Geselle im Gericht, der äußerst bittere Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus).

In größeren Mengen unangenehme Bauchgefühle dürften diese Bauchpilze der Gattung Scleroderma beim Verzehr auslösen. Sie entfalten dann nämlich ihr gastrointestinales Syndrom, das mit Verdauungsstörungen, Sehstörungen, Schwindel oder gar Rauschzuständen einher gehen kann, welche sich dann zweifellos ziemlich unangenehm auf das Wohlbefinden auswirken dürften.

Filzröhrlinge entlang der Waldwege waren heute Aspekt – bestimmend. Hier sehen wir in der Draufsicht einen Blutroten Röhrling (Xerocomus rubellus).

Ein fetter Happen ist dieser Kreuzspinne in ihr Netz gegangen.

Und wir freuten uns über diesen Zwerg – Champignon (Agaricus semotus). Wie sein beeindruckender Duft verriet, gehört er der Gruppe der Anis – Champignons an.

Vereinzelt auch mal ein kleiner Trupp von älteren Körnchen – Röhrlingen (Suillus granulatus).

Schmerling, wird dieser Schmierröhrling auch genannt.

In den Korb der Speisepilze dürfen diese Blaugrauen Täublinge (Russula parazurea) wandern. Auch Wolken – Täubling genannt.

Das Kaarzer Holz wird von der Naturerbe GmbH der Deutschen Bundesstiftung Umwelt betreut. In dessen Auftrag haben wir ausgewählte Flächen vor einigen Jahren mykologisch untersucht. Das umfangreiche Waldgebiet soll  schrittweise sich selbst überlassen werden und zum Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Schon jetzt gibt es hier einen hohen Totholzanteil und auch ein Wolfsrudel ist hier beheimatet.

Natürlich auch für kleine Waldkobolde ein abenteuerliches Revier.

An diesem Schiefen Schillerporling (Inonotus obliquus) kam Phillip nicht vorbei. Er musste als Vitalpilz einfach mit.

Zum Schluss hat es dann doch noch für eine kleine Ausbeute gereicht.


Wann startet die Nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!

31. August 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für wissbegierige Pilz- und Naturfreunde

Sie führte in das MTB: 2633/4 = Redefin

Zum letzten mal ging es heute in die Region Redefin. Und zwar nicht zum Reiten auf Pferden, sondern zur Bestandsaufnahme im 4. Quadraten des Messtischblattes 2633. Kartiert wurden alle Großpilze, die im Feld angesprochen werden konnten. Und das waren aufgrund der sehr trockenen Vorgeschichte so gut wie keine! Die Kiefernforste zwischen Groß Krams und Alt Kränzlin waren mein Zielgebiet. Das Exkursionsrevier wird teilweise von der B 5 zerschnitten und ist daher verkehrstechnisch gut zu erreichen. Es hatte hier zwar einige Tage zuvor kräftig geregnet, aber das erbrachte für heute noch keine Punkte.

Aber ich hatte gerade mein Fahrzeug abgestellt, als mir diese Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus) in mein Blickfeld gerieten. Ich traute zunächst kaum meinen Augen. Frischpilze hatte ich heute kaum erwartet. Es war sicher ein Ausrutscher.

Echte Zunderschwämme (Fomes fomentarius). Auf derartiges hatte ich mich konzentriert, denn wir können ihnen ganzjährig und bei jeder Wetterlage begegnen.

Aber es dauerte nicht lange und schon wieder Frischpilze am Wegesrand, unter säumenden Eichen und Birken. Aber keine Eichen – Filzröhrlinge sondern die nah verwandten Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron).

Die bei Vitalpilz – Liebhaberinnen und Liebhaber beliebten Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor) sind frisch am kommen.

Aller guten Dinge sind drei. Die dritte, unverhoffte Frischpilzart. Ein Kamm – Täubling unter Eiche.

Hier muss zunächst der Geruch geprüft werden. Camembert – Geruch = Camembert – Täubling. Eher fischartig oder nach altem Gummi = Widerlicher Täubling (Russula pectinatoides). Ihn sehen wir hier. Es gibt aber auch noch den Milden Kammtäubling, ohne unangenehmen oder Camembert – Geruch. Der wäre dann essbar, während die beiden anderen Vertreter ungenießbar sind.

Immer wieder eine Freude für mich, dem Zweifarbigen Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) zu begegnen. Wie so oft auch hier wieder an einen toten Eichen – Knüppel.

Typische Kiefernforst in der Griesen Gegend.

Gemeiner Violettporling (Trichaptum abietinum) an liegendem Kiefernstamm.

Stellenweise immer mal kleine Sandhäufchen mit Schlupfloch. Sind es Erd- b. z. w. Sandbienen?

Diese Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) machen ihrem Namen alle Ehre. 31.08.2022 bei Groß Krams.

Das herrliche Sandrevier begrenzt die Lübtheener Heide im Norden.


Hier die kleine Artenliste von MTB: 2633/4 = Groß Krams: Eichen – Filzröhrling, Echter Zunderschwamm, Rotfuß – Röhrling, Eichen – Zystidenrindenpilz, Birken – Zungenporling, Schmetterlings – Tramete, Eichen – Mehltau, Widerlicher Täubling, Zweifarbiger Knorpelporling, Birken – Eckenscheibchen, Eichen – Eckenscheibchen, Gemeiner Violettporling, Kiefern – Spaltlippe und Blutmilchpilz.


Ein Abendhimmel wie ein Gemälde. Die Konvektion scheint gedeckelt und läuft an der Sperrschicht breit. Das unterbindet stärkere Schauer- und Gewitterbildung. Zeit aufzubrechen!

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? Siehe unter Termine!

24. August 2022 – Mittwochs-und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Redefin

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Es geht in das MTB: 2633/3 = Belsch

Kiefernforst südlich Belsch.

Heute ging es in den dritten Quadranten des Messtischblattes Redefin, im Maßstab 1 : 25 000. Südlich der Ortschaft Belsch befindet sich ein umfangreicher Nadelforst, einschließlich einer integrierten Ansiedlung namens Ramm. Auch der Zornbach durchfließt das große Revier. Schauen wir mal, was uns hier Ende August geboten wird. Das war durch die anhaltende Dürre, auch besonders in der Griesen Gegend, praktisch nichts! Neben Michael und Egon von der Gruppe der Pilzfreunde, waren heute auch zwei zahlende Gäste mit dabei. Deshalb brachen wir hier frühzeitig ab und fuhren noch in ein schattigeres Waldgebiet auf besseren Böden, nämlich in den Woitendorfer Wald bei Rehna. Dort gab es zumindest ansatzweise einige Frischpilze mit Hut und Stiel, die hier allerdings nicht berücksichtigt werden. 

Wir starten.

Der Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum) an totem Kiefernholz.

Ein vitaler Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit Guttationströpfchen. Es scheint, er hat hier wohl an zu heißen und sonnigen Tagen Sonnenbrand bekommen und wurde deshalb von einem Schichtpilz befallen, der von seinem toten Zellgewebe lebt.

Das muss nicht nur von mir im Bild festgehalten werden.

Lichter Kiefernforst der Griesen Gegend.

Der Zornbach ist versiegt.

Wir haben uns entschlossen, hier abzubrechen und streben dem Ausgangspunkt entgegen.

Der Kiefernforst stockt auf sandigen Binnendünen, wie sie auch im Mecklenburgischen Elbetal typisch sind.

Unser Erinnerungsfoto an eine griese Mittwochsexkursion in der Griesen Gegend am Waldrand bei Belsch.


Hier die Artenliste von MTB 2633/3 – Kiefernforst südlich Belsch: Gemeiner Violettporling, Rotrandiger Baumschwamm, Schmetterlings – Tramete und Zugespitzter Kugelpilz.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? Siehe unter Termine!

23. August 2022 – Abendwanderung der Pilzfreunde

Abendwanderung 2022

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch die Forst Farpen 

Wir waren am Farpener Stausee des Abends unterwegs.

Traditionell fand an einem Vorabend unserer größeren Nachtwanderung auch in diesem Jahr wieder die traditionelle Abendwanderung statt. Waren wir lange Zeit nur im direktem Umfeld der Hansestadt Wismar oder sogar in deren grünen Lungen unterwegs, begeben wir uns seit einigen Jahren auch in die bewaldete Umgebung unweit von Wismar. Heute sollte es in die Forst Farpen bei Neuburg gehen. Das Interesse war leider äußerst gering, so dass nur Pilzfreundin Catrin und meine Wenigkeit an diesem schönen und warmen Sommerabend am Ufer des Farpener Stausees, auf der Suche nach allerlei Großpilzen, entlang wanderten. Schließlich fuhren wir noch kurz in einen Buchenwald in den Rohlstorfer Tannen. Die lang anhaltende Trockenheit lies leider kaum Frischpilze wachsen.

Gleich beim Start stolperten wir über den sterilen Rest eines ehemaligen Hasen – Stäublings.

Zu den wenigen Frischpilzen unserer diesjährigen Abendwanderung zählen diese Dickschaligen Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum).

Süd exponierte Hanglage am Stausee. Hier ist neben den beliebten Steinpilzen auch der nah verwandte Wurzelnde Bitter – Röhrling zu hause. Da er recht Resistent gegen Trockenheit ist, könnte er auch heute zu finden sein.

Ein alter und eher etwas untypischer Wurzelnder Bitter – Röhrling (Boletus radicans) war dann tatsächlich vorhanden.

Stehen doch gerade hier manchmal die Steinpilze und Rotkappen wie die Soldaten, war heute Abend von ihnen leider nichts zu sehen.

Das Wasser liegt wie ein Spiegel an diesem warmen Sommerabend.

Diesen durch Schneckenfras leider bereits abgeknickten Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) entdeckte Catrin im Schein der Stirnlampe später noch in den Rohlstorfer Tannen.

Die Sonne ist untergegangen und unsere kleine Abendwanderung neigt sich fast dem Ende zu.

Wann findet die nächste Abendwanderung statt? – Im August des nächsten Jahres! (Wenn nichts dazwischen kommt!)

20. August 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Ziel war das Draguner Holz

Das Draguner Holz heute.

Nicht das erste mal waren wir hier unterwegs. Vor Jahren war es recht zeitig im Jahr und das Frischpilzaufkommen zeigte sich wegen relativer Trockenheit recht bescheiden. Ähnlich war es auch heute, dass heißt, nicht ganz. Frischpilze gab es zwar, aber für die Jahreszeit eindeutig zu wenige und mit einem Aspekt von Waldfreund – Rüblingen eher monoton. Wäre die Vorwitterung hinreichend feucht gewesen, hätten wir zu dieser, schon recht fortgeschrittenen Jahreszeit, schon allerhand erwarten können. Unter Fichten und Buchen wachsen gerne Gemeine Steinpilze. Unter Eichen Sommersteinpilze und die Birke kann mit Rauhfuß – Röhrlingen aufwarten. Die Kiefer mit Butterpilzen und die Lärche mit Goldröhrlingen. Nun habe ich hier nur Röhrlinge (Schwammpilze) genannt, aber selbstredend gibt es eine Vielzahl weiterer Pilzarten und Gattungen, die auf einer geführten Wanderung von Interesse sein können und auch sollten. Schließlich werden die genannten Röhrenpilze ohnehin von den meisten Pilzsuchern gesammelt und erkannt. Es gilt auf einer solchen Veranstaltung nicht zuletzt seinen Horizont zu erweitern und auch Pilzarten vorgestellt und erläutert zu bekommen, die einem gefährlich werden können oder auch nur die Speise verderben. 

Allerdings wurden wir nur selten gleich zu Beginn mit einem solchen Anblick belohnt. Genau dort, wo wir unsere Fahrzeuge parkten. Riesenporlinge (Meripilus giganteus).

Pilzfreundin Catrin war begeistert und inspiziert den überwältigen Fund gleich zur Begrüßung.

Hier eine Pilzart, die wir viele Jahren unter der Bezeichnung Skletocutis nivea kartiert haben. Durch die Sequenzierungsmethode hat sich heraus gestellt, dass es den Halbresupinaten Knorpelporling in Europa gar nicht gibt. Vielleicht Skletocutis nemoralis oder ein anderer Vertreter aus der Gattung. Es geht wohl nur durch Sequenzierung und eine Feldbestimmung dieser und verwandter Arten scheint nicht mehr möglich zu sein. Durch die neue Methode der Pilzbestimmung ist es kaum noch möglich, überhaupt eine Pilzart nur vom Anschauen nach sicher zu bestimmen. Also vermuten wir in Zukunft nur noch.

Mitten auf dem verfestigten Waldweg ein kleiner, filigraner Tintling aus der Gattung Coprinus oder Coprinellus oder einer ganz neuen Gattung. Wer weiß das heute schon, es ändert sich gefühlt stündlich. Ohne Sequenzierung ist die Bestimmung ohnehin nicht möglich. Freunde der Mikroskopie, bringt eure Gerätschaften in ein Museum!

Hier vermuten wir mal den Halsband – Schwindling (Marasmius rotula). Könnte sogar stimmen, denn er hat noch den alten, wissenschaftlichen Gattungs- und Artnamen beibehalten, noch!

Dieses filigrane Gebilde auf einen Holzknüppel dürfte wohl eher der Insektenwelt zuzurechnen sein. Beim leisestes Windhauch fing es an zu vibrieren.

Den Eichen – Wirrling finden wir immer an totem Eichenholz. Auch ihn gibt es bis zum Moment noch, obwohl er auch schon vereinfacht in der Gattung Trametes zuhause war.

Ein Filz – Röhrling der Gattung Xerocomus, dachte ich, neu Xerocomellus, schiebt sich im günstigen Kleinklima zwischen Totholz empor. 20.08.2022 im Draguner Holz.

Für den Kochtopfmykologen ohne Bedeutung ist die genaue Bestimmung dieses Filzröhrlings. Rein vom optischen wird dieser von mir als Falscher- oder Düsterer Rotfußröhrling angesprochen. Dem nach Xerocomellus porosporus. Allerdings bisher nur sicher durchs Mikroskop von ähnlichen Arten zu trennen. Ob das in der modernen Mykologie b. z. w. Taxonomie noch ausreicht? 

Solider Buchenbestand.

Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). Aktuell Gymnopus dryophilus. Eine Sammelart, von der mehrere Formen unterschieden werden. Das soll meist nur mikroskopisch möglich sein. Freunde, die Evolution geht weiter. Waldfreund Rübling sollte reichen! Egal ob hellhütiger, gelblättriger oder sonst noch welche Formen! Essbar und wir haben sie heute zur Verkostung eingesammelt.

Es gibt im Draguner Holz auch Nadelforst.

Ich lerne inzwischen auch dazu, wusste noch nichts von Zwergenfeuern. Allenfalls fällt mir dazu Rumpelstilzchen ein. Dank Catrin bin ich nun auf dem Laufenden. Bisher hielt ich diesen Pilz ganz unspektakulär für den Klebrigen Hörnling (Calocera viscosa). Zumindest hat sich wissenschaftlich bis auf weiteres noch nichts geändert.

Ein Filzröhrling hat sich in Watte gehüllt. Aber nicht freiwillig, er wurde vom Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus) befallen.

Ja, es wird langsam vielfältiger. Vertreter der Helmlinge, die eigentlich mikroskopisch betrachtet werden müssten (oder besser Sequenziert). Sie blieben im Wald.

Etwas weniger spektakulär, aber dennoch zum Riesenporling (Meripilus giganteus) gehörig.

Und nochmals Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila cf.). Ob diese Form wohl schon neu klassifiziert wurde?

Etwas diffus im Erscheinungsbild, aber dennoch der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) an einem toten Eichenast. Einer meiner Lieblingspilze und immer eine Freude für mich, ihm zu begegnen.

Verschiedenfarbiger Dachpilz (Pluteus plautus) an starkem Totholz.

Und es lohnte sich hier etwas näher umzuschauen. So leuchteten unweit obiger diese Blutmilchpilze (Lycogala epidendron).

Und damit nicht genug. Catrin entdeckte ein ganzes Nest von Hexeneiern der Gemeinen Hundsrute.

Und einige Rutenpilze der Art Mutinus caninus waren auch schon geschlüpft.

Gleich daneben auch diese Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis).

So wie es sich gehört mit den typischen Schüppchen auf dem bräunlichen Stiel.

Ein Vertreter der Gattung Clitocybe = Trichterling. Welch eine Fundgrube!

Am Waldrand, unter Eichen und Buchen, die einzigen Sprödblättler der heutigen Wanderung. Braunviolette Täublinge (Russula brunneoviolacea). Essbar.

Mir erschien die Hutfärbung dieser Täublinge ziemlich braun. Ich kenne die Art eher mit überwiegend violettlichen Färbungen. So bemühte ich mal wieder Chemische Substanzen, um meinen Verdacht zu untermauern. Oben mit Eisen (II) Sulfat fleischrosa, mittig mit Guajak blaugrün und unten mit Phenol weinbraun. So soll es sein.

Natürliche Urwüchsigkeit.

Junger Kupferroter Lackporling (Ganoderma pfeiferri) am Stubben einer umgebrochenen Rotbuche am Waldrand.

Genau an diesem Waldrand.

Der Kreis schließt sich und die Riesenporlinge sind immer noch da.

Die Ladeklappe ist bereits geöffnet und drei dieser Prachtstücke müssen dran glauben. Aber welche sind die Schönsten? Sicher nicht der Typ in der Mitte! Foto: Catrin Berseck.

Riesenporling (Meripilus giganteus).


Wann findet die nächste Wanderung statt? – Siehe unter Termine!

17. August 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Redefin

Auch für interessierte Gäste

Es ging in den das MTB: 2633/2 – Strohkirchener Tannen

Die Strohkirchener Tannen heute Nachmittag. Man achte auf das Häuflein links unten im Bild!

Zum 2. mal ging es heute in das Messtischblatt Redefin. Auch im 2. Quadranten standen reichlich Waldflächen zu Verfügung. Da wären die Strohkirchener Tannen im Norden und die Kuhstorfer Tannen, mit Vosskuhlen, etwas weiter südwestlich zu nennen.  Weiter südöstlich das weiträumig bewaldete Gebiet um den Buchberg und ein Waldgebiet östlich der Ortschaft Bresegard bei Picher. Dominant sind in allen Gebieten Nadelforste, insbesondere mit Kiefern bestanden, aber auch kleinere Laubwaldbereiche. Bei hochsommerlichen Verhältnissen um 30 Grad war ich hier heute alleine in den ausgesuchten Strohkirchener Tannen unterwegs. Es hätte auch niemand etwas verpasst, denn der monotone Kiefernforst hatte auf Grund der trockenen Vorgeschichte nichts an Frischpilzen zu bieten. In feuchten Herbstmonaten dürfte es hier jedoch etwas anders aussehen. Wieder ein erstklassiges Revier für Freunde von Maronen – Röhrlingen. Etwas Abwechslung liefern hier nur einige Weg- und Waldränder, an denen Eichen und Birken zu finden sind. Es wäre zwar schön gewesen, wenn hier in Bezug auf Frischpilze einiges los gewesen wäre, aber Leben mit der Natur ist das Motto, also auch solche Hungerzeiten verkraften. Immerhin lerne ich auf diese Weise immer mehr Waldgebiete unserer Mecklenburgischen Heimat kennen. Hoffentlich ist der Begriff Heimat nicht falsch gewählt. Es soll ja Zeitgenossinnen- und Genossen geben, die assoziieren diesen Begriff mit brauner oder roter Vergangenheit. Auch das Netz der Pilzberatungsstellen findet seinen Ursprung in diesen Vergangenheiten!

Hin und wieder findet sich in den Strohkirchener Tannen auch laubtragendes Gehölz, nicht nur die Boden bedeckenden Blaubeeren.

Zwar wurde ich auf der Herfahrt von auf dem Feld arbeitenden Gerätschaften mächtig eingestaubt, aber hier im Wald war der staubige Sand von den Montagsgewittern gut durchfeuchtet.

An Nadelholz, insbesondere von Kiefern, findet sich der Blutende Nadelholz – Schichtpilz (Stereum sanguinolentum). Auf Reibung läuft er blutrot an. Diese Schichten waren jedoch völlig eingetrocknet und reagieren in diesem Zustand kaum.

Wo bin ich hier unterwegs? Ach ja, in den Strohkirchener Tannen!

Ein vom Geotropismus geformtes Kunstwerk vom Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Ein älterer Fruchtkörper.

Und hier wieder ein jüngerer mit vielen Jahresringen möchte man meinen. Der Fruchtkörper wirkt sehr jugendlich und vital, so dass er sicher mehrmals im Jahr einen neuen Zuwachsrand ausbildet.

Zunderschwamm mit Assel – Besuch.

Betagtere Zunderschwämme (Fomes fomentaris) dem Geotropismus unterworfen.

In trauter Eintracht mit Zunderschwämmen auf toten Birkenstämmen, ein vorjähriger Fruchtkörper des Birken – Zungenporlings (Piptoporus betulinus).

Ein Rostpilz auf Gemeiner Traubenkirsche (Prunus padus). Ich vermute, dass es sich um Paecilomyces crassipes handeln könnte. Dieser wurde jedoch von der ursprünglich kanadischen und importierten Spätblühenden Traubenkirsche beschrieben. Einen deutschen Namen habe ich nicht gefunden. Vielleicht Dickfüßiger Traubenkirschenrost. Die dicken Füße sind mikrokopischer Natur.

Ist es Paecilomyces crassipes in verschiedenen Stadien?

Deutsche Ordnung!

Deutsche Unordnung! Aber was hier so unordentlich aussieht, gefällt unseren Pilzen ganz besonders gut. Nicht nur holzabbauenden Arten, nein, auch unsere gesuchten Lieblinge, allen voran der Maronen – Röhrling, liebt es. Ein günstigeres Kleinklima und oft wachsen gerade zwischen solchen Reisig – Ansammlungen die schönsten und kräftigsten Exemplare. Ein weiterer Vorteil: Pilzsucher, die es lieber gefegt wollen, meiden solche Plätze.

Am Himmel scheint sich etwas zusammen zu brauen.

Unter dem Motto, das Beste zum Schluss, noch ein Pilz mit Hut und Stiel, ein Schuppiger Sägeblättling (Lentinus lepideus).

Ja, er hatte einen Stiel! Sogar einen ziemlich langen. Dafür absolut Luft- und Sonnengetrocknet. Selber Schuld, was sucht er sich auch die sonnigsten Plätze aus.

Am Himmel wird es unruhig und es wird Zeit hier abzubrechen.

Vom Waldrand aus ist ein erster Schauer zu sehen. Am späteren Abend sollten besonders über den Westen Mecklenburgs noch kräftigere Gewitter folgen.

Hier die minimalistische Artenliste von MTB: 2633/2 – Strohkirchener Tannen: Blutender Nadelholz – Schichtpilz, Gemeiner Violettporling, Eichen – Mehltau, Kiefernnadel – Spaltlippe, Echter Zunderschwamm, Holunder – Rindenschichtpilz, Eichen – Spaltlippe, Rindensprengendes Birken – Eckenscheibchen, Birken – Zungenporling, Flächiges Eckenscheibchen, Schmetterlings – Tramete, Traubenkirschen – Rostpilz, Schuppiger Sägeblättling und Striegeliger Schichtpilz.


Ein Fall für Rumpelstilzchen. 

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

14. August 2022 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch das Reppener Holz

Blick auf das Reppener Holz am 14. August 2022.

Am 13. Mai 2017 waren wir im ehemals Großherzoglichen Forst Tankenhagen, wie das Reppener Holz vormals hieß, schon einmal unterwegs. Siehe unter „Maipilzreiche Frühlingswanderung“. Maipilze wurden uns heute nicht geboten, dafür hätte es Mitte August aber immerhin schon wesentlich vielfälliger sein können. Vorausgesetzt, es wäre nicht so trocken wie in diesem Sommer bisher mal wieder gewesen. Zwar hatte es hier 10 Tage zuvor mal kräftig geregnet, aber für die Wälder auf schweren Böden viel zu wenig. So gab es keine Mykorrhiza – Pilze, nur einige saprophytische Arten wie Lungen – Seitlinge an totem Buchenholz oder verschiedene Champignon – Arten. Die Gruppe der Pilzfreunde war heute leider nur durch Catrin und meiner Wenigkeit vertreten.

Catrin hatte mir gleich zur Begrüßung wieder einige Ausstellungsstücke mitgebracht.

Wir starten. An den Wegrändern sollten uns Champignons überraschen.

Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis) heben die Humusauflage hoch.

Man könnte hier schnell auf die Idee kommen, es würde sich um Rissigschuppige Anis – Champignons handeln. Dem ist nicht so. Sie sind zwar rissig/schuppig, aber das ist der trockenen Luft und der Hitze geschuldet.

Wer es heute auf ein Pilzgericht abgesehen hätte, er wäre fündig geworden. Champignons und junge Riesenporlinge (Meripilus giganteus) bereits auf den ersten Metern.

Ein toller Baumriese, eine „deutsche“ Eiche. Dumme Redensart, wie kann ein Baum deutsch sein? Überhaupt, was ist deutsch? In der Natur ist nichts deutsch, auch der Mensch nicht. Er ist Mensch und weiter nichts!

Deutsche Pflaumen am Waldesrand. Es gibt ja auch deutsche Äpfel, deutsche Kartoffeln u. s. w. Das kann umweltfreundlich sein, weil nicht über den halben Globus transportiert.

Neben reichlich Jungwuchs auch richtig große und alte Eichen und Buchen am Rand des Reppener Holzes.

Hin und wieder geht ein alter Baum zu Boden. Ein gefundenes Fressen nicht nur für diese überaus häufigen Speisepilze, den Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmonarius).

Die an sich weißen bis grauen Pilze neigen bei Wind, Hitze und Trockenheit zum gilben.

Lungen – Seitling (Pleurotus pulmonarius). Übrigens besitzt der Pilz die Eigenschaft zu verwelken und bei einetzendem Regen oder in einem kurzen Wasserbad schnell wieder aufzuleben, ähnlich den Schwindlingen. Zumindest funktioniert dieses bei noch jungen, vitalen Fruchtkörpern ganz gut.

Ein Wiedersehen mit einem meiner Lieblingspilze, dem Mottenkugel – Lederrindenpilz (Scytinostroma hemidichophyticum).

Die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme).

Am Fuße dieser Rotbuche hat Catrin fast monströse Fruchtkörper entdeckt. Der Baum hat sozusagen Fußpilz.

Es war ein großer Moment mit großen Pilzen. Kupferrote Lackporlinge (Ganoderma pfeifferi) in Prachtausführung.

Diese Ganoderma – Art wurde in weiten Teilen Deutschlands bisher nur selten nachgewiesen. Dank unserer Jahrzehnte langen Kartierung, insbesondere auch unseres früheren Porlingsexperten Jürgen Schwik, findet sich im westlichen Mecklenburg der bisher nachgewiesene Verbreitungsschwerpunkt dieses schönen Porlings innerhalb der BRD.

Er gehört zu den mehrjährigen Porlingen und baut immer wieder an.

Jeder Wulst könnte für ein Jahr stehen. So können wir annehmen, dass dieser Fruchtkörper mindestens 10 – 12 Jahre alt ist. 

Das Sporenpulver ist, wie auch bei anderen Vertretern der Gattung, zimtbraun. Kupferroter Lackporling (Ganoderma pfeiferri) an einer weiteren Rotbuche ganz in der Nähe. Kein Wunder bei einer derartigen Sporenproduktion, dass schnell mal ein altersschwacher Nachbarsbaum neu infiziert werden könnte.

Unweit der Lackporlinge ein Hutpilz. Runzlig und etwas schleimig ist die Hutoberfläche. Keine Frage, es handelt sich um einen Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata).

Eine urwüchsige Waldkante mit alten Rotbuchen, Hainbuchen und Eichen. Catrin betonte, hier wird es im Herbst sicher schöne Hexen und Steinpilze geben. Worauf wir Gift nehmen können! Aber nein, wir sind ja dafür zuständig, dass wir beratend zur Seite stehen, um gerade dieses zu verhindern. Dass heißt, Catrin arbeitet und lernt darauf hin.

Und dann am Rande eines Waldweges eine Pilzart, die sich in ihrer Auswahl der Lokalität vertan hat. Ein Champignon im Wald ist durchaus keine Seltenheit, aber was hat dieser hier zu suchen?

Ist er doch eher ein Stadt – Mensch, Entschuldigung – Pilz. Stadt- oder Straßen – Champignon (Agaricus bitorquis). Vielleicht hat er den Abgasmief der Städte satt und wollte mal gesunde Waldluft schnuppern. Gesünder sind daher auch seine Inhaltsstoffe, so dass der schmackhafte Pilz eine weitere Art für die Pfanne gewesen wäre.

An einem feucht liegenden Holzknüppel ist meist einiges los. Hier eine Schnecke, die offensichtlich Appetit auf Gallerttränen verspürt. Ob sie auch mich im Blick hat?

Aber nun ist das Auge geschlossen. Mein Anblick muss grauenhaft für sie sein! Soll es sich um eine Spanische Wegschnecke (Arion cf.) handeln? Genetische Untersuchungen sollen ergeben haben, dass es diese überhaupt nicht gibt. Das sie auch nicht invasiv eingewandert ist, denn im angenommenen Ursprungsgebiet konnte die Schnecke nicht nachgewiesen werden. Wie bei vielen Pilzen auch, muss wohl auch die Systematik der Mollusken neu geschrieben werden. 

Und um welche Gallertträne könnte es sich hier handeln? Ist es die Gemeine? Aufschluss würde wohl das Mikroskop bringen, aber eine mögliche Sequenzierung würde vielleicht auch dieses gehörig in Frage stellen. Pilze mit bloßem Auge zu bestimmen, ist inzwischen nahezu unmöglich geworden! Wir wissen nur eines meist sicher. Es ist ein Pilz. Wir werden in den meisten Fällen nur vermuten können. Mit oder ohne Mikroskop! So vermute ich, es könnte sich auch um die Gewundene Gallertträne (Dacrymyces lacrymalis) handeln.

Ja, und schauen wir mal etwas genauer hin, so entdecken wir noch zahlreiche, weitere Großpilze. Aber das geht mir dann doch zu weit. Eher ein Fall für die Rehnaer Pilzfreunde um Torsten Richter. Die hätten vielleicht eine Idee. Mollisia oder ganz etwas anderes. Hände hoch!

Das Rindensprengende Birken – Eckenscheibchen (Diatrypella favacea).

Es gibt im Reppener Holz auch Nadelforste.

Dieser Eichen – Wirrling (Daedalea quercina) hat seine Fruchtschicht weitgehend verschlossen. Das Substratholz wurde gedreht und es machte keinen Sinn mehr, Sporen in ungünstiger Lage zu produzieren.

Das Fruchtlager muss immer nach unten ausgerichtet sein.

Und noch einmal Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).

Und plötzlich ein Freudenschrei von Catrin am Waldrand, mit sofortigem Besitzanspruch über diese wundervollen Hutpilze aus dem Märchenland.

Neben weiteren Gartenabfällen hatte hier jemand sein Weihnachtsgesteck entsorgt.

Und nochmal Pflaumen von der roten Sorte zum Naschen.

Und zum Schluss auch noch mals ein Trupp Champignons am Wegesrand. Kein Anis – Geruch und im Fleisch etwas rötend.

Es handelt sich um den Sommer – Champignon (Agaricus aestivalis), auch Langstieliger Egerling genannt. Die Lamellen sind zunächst rosa. Das Fleisch rötet im Schnitt besonders im oberen Bereich etwas.

Zum Anschluss noch einmal Weiße Anis – Champignons (Agaricus arvensis). Ihre Lamellen sind jung niemals rosa, sondern eher grau, mit rosa Schimmer.

Blick in die Landschaft zwischen Klütz und Dassow.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

10. August 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Redefin

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB 2633/1 = Hasenbrücke und Meisenstrang

Wir starteten unsere Exkursion zunächst im Waldbereich Hasenbrücke.

Im ersten Quadranten der Topographischen Karte von Redefin im Maßstab 1 : 25 000 finden sich umfangreiche Wald- und Forstreviere. So der feuchte Bültensaal ganz in der nordwestlichen Ecke. Gefolgt in östlicher Richtung vom Meisenstrang bis hin zur Hasenbrücke. Diese Reviere gehen in weitläufige Forstflächen in Richtung Süden über, bis hin zur Wildbahn. Des weiteren befinden sich im Kartierungsgebiet auch noch die Redefiner Tannen. Unmöglich auf einer 3 – 5 stündigen Exkursion alles zu erkunden. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit Andrea und Chris Engelhardt aus Lübeck. Wir suchten uns die Reviere Hasenbrücke und Meisenstrang, sowie südlichere Bereiche nördlich der Wildbahn aus. Leider war auch hier die Trockenheit recht groß, so dass Frischpilze Mangelware waren. Der Raum Redefin gehört zur Griesen Gegend und entsprechend sandig bis staubig sind hier die Bodenverhältnisse. Die überwiegend von Nadelbäumen bestandenen Bereiche zeichnen sich durch einen hohen Anteil von Heidelbeeren und Adlerfarnen aus. 

Andrea mit ihren Vierbeinern im Schatten einer Rotbuche.

Ein Hauch von Natürlichkeit. So muss Nadelwald aussehen.

Besonders farbintensiver Klebriger Hörnling (Calocera viscosa).

Kiefernforst mit üppigen Beständen von Adlerfarn.

Das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma).

Und das nah verwandte Warzige- oder Rindensprengende – Eckenscheibchen (Diatrypella favacea).

Ein sehr sonniger Hochsommertag.

Außergewöhnlich fette Vielgestaltige Kohlenbeeren (Hypoxylon multiforme) an der Stirnfläche von Birke eines Holzstapels.

Erotik – Seiten gibt es ja zur genüge. Trotz allem möchte ich diesen Schnappschuss von Christopher Engelhardt nicht vorenthalten. Er zeigt zwei Flockenblumen – Flohkäfer (Sphaeroderma rubidum) beim Liebesakt.

Chris beim fotografieren eines kleinen Blätterpilzes an einem feuchten Laubholzast.

Ein deutliches Stummelfüßchen ist zu sehen, aber der rötliche Schimmer lässt eher einen Rötling vermuten. In der Nacharbeit stieß ich auf eine erst 1993 von Wölfel & Winterhoff neu beschriebene Art, den Weißen Holz – Stummelfußrötling (Entoloma jahnii). Eine in Deutschland bisher erst selten nachgewiesene Art u. a., so wie hier, an feucht liegendem Erlenholz. Für M-V ist es, laut Verbreitungskarte der DGfM, der bisher 3. Nachweis!

Ein herzliches Dankeschön möchte ich zu Chris Engelhardt nach Lübeck schicken. Er hat zu unserem Top – Fund noch diese schöne Grafik angefertigt.

Und plötzlich, inmitten einer regelrechten Sandwüste, einige hochbeinige Blätterpilze, die Chris hier am Ablichten ist.

Wie ein Pfeil, möchte man meinen.

Stark gerunzelter und feucht schleimiger Gut.

Weißliche und breite Lamellen, wenig Hutfleisch und starrer, leicht brüchiger, aber dennoch faseriger Stiel.

Und ein oft lang und tief wurzelnder Stiel. Die sogenannte Pfahlwurzel entspring einer Baumwurzel im Erdreich. Je tiefer diese liegt, um so länger die Wurzel des Gemeinen Wurzelrüblings (Xerula radicata). Mitunter bis zu einem halben Meter! Hüte essbar.

Rotrandige Baumschwämme (Fomitopsis pinicola) an einer Birke.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) unter dem Einfluss des Geotropismus.

Hier die Artenliste von MTB 2633/1 – Hasenbrücke/Meisenstrang und südlich davon: Eichen – Mehltau, Klebriger Hörnling, Adlerfarn – Fleckenpilz, Kiefernnadel – Spaltlippe, Breitwegerich – Mehltau, Flächiges Eckenscheibchen, Rindensprengendes Birken – Eckenscheibchen, Striegeliger Schichtpilz, Birken – Zungenporling, Schmetterlings – Tramete, Tintenstrichpilz, Vielgestaltige Kohlenbeere, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling, Buckel – Tramete, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Fichtennadel – Spaltlippe, Rotrandiger Baumschwamm, Echter Zunderschwamm, Eichen – Zystidenrindenpilz, Eichen – Eckenscheibchen und Weißer Holz – Stummelfußrötling.


Wir verabschieden uns vom Kartierungsgebiet, in dem auch neue Aufforstungen entstehen werden.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

06. August 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Ziel war das Walkmüllerholz bei Bad Doberan

Zweittreffpunkt war gegen 09.00 Uhr auf dem Parkplatz am Doberaner Münster.

Das Walkmüllerholz war zum 2. mal Ziel einer von Wismar aus geführten Lehrwanderung. Es ist aus mykologischer Sicht ein sehr vielfältiges und artenreiches Waldgebiet. Als wir hier vor vielen Jahren im Oktober eine Kartierungsaktion starteten, kamen wir in eine selten gesehene Artenvielfalt und wir erlebten damals einer der erfolgreichsten Kartierungsexkursionen überhaupt. Nun, es ist noch kein Oktober, sondern wir befinden uns im Hochsommer. Selbstredend ist die große Fülle der hier möglichen Pilzarten noch nicht zu erwarten, aber sollte die Vorwitterung günstige Wachstumsbedingungen ermöglicht haben, kann es auch Anfang August schon sehr vielversprechend werden. Dass war leider nicht der Fall. Es war im Vorfeld einfach viel zu trocken. So brachen wir hier schließlich ab und fuhren noch in das Nienhäger Holz, mit dem integrierten Gespensterwald. Wir, dass waren leider nur Catrin und Reinhold von den Wismarer Pilzfreunden. Aber wie der Zufall es wollte, wir trafen im Gespensterwald noch auf zwei junge Damen, die ebenfalls auf Pilzsuche waren und wir kamen zusammen.

Zur Begrüßung kreuzte eine Weinbergschnecke (Helix pomatia) den Waldweg. Sie gilt ja als Delikatesse und manche Menschen sind der Meinung, sie vertilgt andere, ungebetene Schnecken, im eigenen Garten. Das soll jedoch nicht der Fall.

Ein nicht mehr ganz frischer Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Zu den wenigen Frischpilzen, die uns das Walkmüllerholz heute zu bieten hatte, zählen diese Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula).

Auf der Unterseite eines feucht liegenden Laubholzstückes fanden sich diese Schüsseln. Etwas für unsere Asco – Experten, denn ohne Mikroskop läuft hier nicht viel. Vielleicht ein Weichbecherchen aus der Gattung Mollisia.

Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) ist leicht giftig. Verwandtschaftlich gehört er zu den Röhrlingen.

Die Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) zeichnet für das sogenannte Giraffenholz verantwortlich. Man beachte den winzigen, orange Punkt links – mittig auf dem Holz.

Es handelt sich um einen embryonalen Blätterpilz. Welcher soll es denn werden? – Momentan habe ich leider keine Idee.

Die putzige Jungspinne, die diese Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) inspiziert, habe ich erst beim Auswerten der Bilder entdeckt.

Catrin hat unter einem Holzstapel die für sie derzeit wichtigsten Pilze entdeckt.

Es waren frische Flache Lackporlinge (Ganoderma lipsiense).

Hier entsteht in kürze sicher eine schöne Motivarbeit, ein Pilzporträt. Flache Lackporlinge künstlerisch zu gestalten, scheint derzeit schwer in Mode zu sein.

Das hat sich gelohnt!

Wir brachen hier nun ab und haben uns entschlossen in das nicht ferne Nienhäger Holz mit dem integrierten Gespensterwald umzusetzen.

Wir erreichen den Wald der Gespenster.

An dem vielen Totholz ein sporenreifer Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).

Und immer wieder Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) in allen Altersstadien und Farbvariationen.

Von Pilzsuchern kaum beachtet, der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Für Catrin neu war der Purpurschwarze Täubling (Russula atropurpurea). Meist unter Eiche, aber auch Buche. Purpurrötlich mit meist schwarzer Hutmitte. Etwas schärflich in den mitunter leicht cremefarbenen Lamellen.

Wunderbar frische Lungen – Seitlinge mit leicht beigem Einschlag und zart rosa Schimmer in den Lamellen.

Zum Vergleich dazu komplett weiße Lungen – Seitlinge.

Wie immer an totem Eichenholz wachsend, der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

Nicht nur, aber auch an Eiche, wächst der jung essbare Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster).

Diese Farbvariante des Lungen – Seitlings (Pleurotus pulmarius) könnte man leicht für einen Austern – Seitling halten. Ist es aber nicht! Der braucht es kalt und kommt im Winterhalbjahr vor. Typisch für Lungen – Seitlinge ist auch das Gilben!

Diesen leckeren Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) haben die Schnecken zu einem ganz eigenen Kunstwerk umgestaltet.

Viel Totholz im Gespensterwald. Ein gefundenes Fressen für einige Holzpilze.

Beispielsweise für diese hier. Wäre das nicht eine schöne Vorlage für unsere Malkünstlerinnen und Künstler? Vollkommen luftgetrocknete Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).

Beim fotografieren obiger Pilztraube sprachen mich zwei junge Damen an, die hier ebenfalls auf Pilzsuche waren und sich durchaus auskannten. Da sie uns noch einige Plätze zeigen wollten, an denen sie teils unbekannte Pilze entdeckt hatten, übernahmen sie sogleich die Führung durch den Gespensterwald.

So hatten sie kurz zuvor eine Stelle mit roten Täublingen entdeckt. Dass es sich um Täublinge handelt, wussten sie, aber nicht um welche Art. Das konnte rasch geklärt werden. Der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea) ist durch seine Farbenpracht, vor allem aber durch seine Festigkeit als Laubwaldart gut charakterisiert. Er schmeckt aber nicht sonderlich gut und kann nur als Mischpilz Verwendung finden.

Gleiches gilt für diesen Sprödblättler, der jedoch bei den Schnecken recht beliebt zu sein scheint.

Es handelt sich um den Blaublättrigen Weißtäubling (Russula delica). Bläulicher Stich in den Lamellen und oft eine deutlicher blaue Zone am oberen Stielansatz lassen ihn recht ansprechbar erscheinen.

An einem toten Eichenstrunk zeigten uns die Damen diese Ochsenzunge, auch Leberpilz (Fistulina hepatica) genannt. Der Pilz durfte weiter wachsen und auch andere Besucher des Gespensterwaldes erfreuen.

Ausgereifte Dünnschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma verrucosum).

Am Waldrand und am Fuße einer alten Buche etwas versteckt, präsentierten uns die pilzbegeisterten Damen diesen ganz jungen und weichfleischigen Riesenporling (Meripilus giganteus). Aufgrund der gelben Färbung waren sie sich nicht sicher, ob es vielleicht doch nicht eher ein Schwefelporling wäre.

Ein eleganter Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) begeisterte ganz am Rande.

Und schließlich erreichten wir eine ihnen bekannte, umgestürzte Rotbuche, die mit zahlreichen Lungen – Seitlingen in allen Altersstadien besetzt war.

Darunter auch diese eingetrockneten Exemplare mit völlig gelb gefärbten Hüten. Lungen – Seitlinge, nichts anderes!

Hitze, Wind und Trockenheit lassen die zarten Pilze schnell trocknen und sie neigen dann zum gilben. Links unter erkennen wir wieder ein junges Exemplar mit ausgesprochen gelbem Hut. Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius).

Der Regen hat dieses Judasohr (Hirneola auricula – judae) wieder zum Leben erweckt.

Lungen Seitlinge über Lungen – Seitlinge. Ein frische Traube von Pleurotus pulmarius.

Wir danken einer Urlauberin aus Hamburg dafür, dass sie so freundlich war und uns praktisch im Vorbeigenen zur Erinnerung ablichtete. 06. August 2022 im Nienhäger Holz.


Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

03. August 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochesexkursion bei Eldena

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Es ging in den 4. Quadranten von MTB: 2734 = Eldena 

Wurde auf Sonntag, dem 07. August verschoben!

Die Sievers Tannen grenzen an das Örtchen Altona.

Im 4. Quadranten des Messtischblattes Eldena fand sich reichlich Auswahl bezüglich möglicher Zielgebiete. Da wäre das Krohner Holz im Norden zu nennen. Südwestlich schließen sich die Sievers Tannen bei Altona an, mit dem kleinen Naturschutzgebiet Blaues Wasser. Weiter südlich die Zieber Tannen und der Eschberg. Die größte Wald- b. z. w. Forstfläche findet sich im südöstlichen Bereich des Quadranten, südlich der Ortschaft Dadow. Es handelt sich laut Karte um Nadelforste. Ich entschied mich für die handlichen Sieverst Tannen. Heidelbeer – Kiefernforste, aber auch saubere Bereiche mit Moosen und Flechten. Ein sehr armes und besonders auch im Herbst ein sehr interessantes Pilzrevier. Heute war es für Frischpilze leider viel zu trocken, so dass Holzbewohner im Mittelpunkt standen. Und derer gab es dank eines ungewöhnlich heftigen Birken – Sterbens sogar im Überfluss. 

Keine Tannen, sondern freundlicher Kiefernforst dominiert die Sievers Tannen.

Das Gefranste Steccherinum (Steccherinum fimbriatum) findet sich auf der Unterseite auf am Boden liegenden Ästen und Stämmen von Laub- , aber auch Nadelholz. Charakteristisch für diesen Stachelpilz sind seine violettgrauen Fruchtkörper – Flecken, die auch zusammen fließen können und die weißlichen, ausgefransten Ränder.

Die Waldameisen waren fleißig.

Die neue Generation von Birken – Zungenporlingen (Piptoporus betulinus) ist am kommen!

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) kommt außer an Birke auch an zahlreichen anderen Bäumen vor. Er ist mehrjährig und bildet von Zeit zu Zeit neue Zuwachsränder aus.

Saurer Standort mit Totholz und Blaubeeren.

Rechts, beginnend mit dem Unterholz, liegt das Naturschutzgebiet Blaues Wasser. Ein Torfmoor.

Das Naturschutzgebiet Blaues Wasser. Wo ist es nur? Ich sehe nur grün!

Immer wieder eine große Freude bereitet mir der Fund eines Kiefern – Feuerschwamms (Phellinus pini).

Der Teerfleckenpilz (Exidia pythia) findet sich traditionell auf Kiefernholz.

Eine solitäre Jungkiefer am Rande eines Kahlschlages.

Ärmster Kiefernstandort. Ein Paradies für Freunde von Maronen – Röhrlingen.

Und für den Hobby – Mykologen wegen der ganz speziellen Pilzflora armer Standorte. Heute war es leider zu trocken.

Daher galt es den Blick immer auf Holz zu richten. Hier sind es Zaunblättlinge (Gloeophyllum sepiarium).

Ein destruktiver Porling an Nadelholz, mit lamelligem Hymenophor.

Am Waldrand in dieser freundlichen und warmen Landschaft zeigt sich ein Feld von Sonnenblumen.

So viele freundliche und sonnige Gesichter! Die Wildbienen sind besonders begeistert und wir Menschen nicht minder. Sonnenblumen – Öl ist knapp. In diesem Jahr wurden deshalb auch weit mehr dieser Blumen ausgesät.

Am Waldrand finden sich auch einige weit ausladende Eichen.

Tolle Farbaspekte am Waldrand.

Aber auch das Sterben war am Rande der Sievers Tannen präsent. Reihenweise tote Birken.

Und natürlich ein gefundenes Fressen für Holzspezialisten wie diesem Zunderschwamm.

Auch die Sriegeligen Schichtpilze (Stereum hirsutum) sichern sich ihren Anteil am Todesmahl.

Ein Trauerspiel. Trägt das Dürre – Jahr 2018 hier für die Verantwortung?

Überall gestorbenes Birkenholz.

Auch die Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa) zieht ihren Nutzen daraus und betreibt Fettlebe.

Diese kugeligen Gebilde auf dem Birkenstumpf könnte man zunächst für Bovistähnliche Schleimpilze halten. Aber sie sind fest und holzig, es sind Zunderschwämme (Fomes fomentarius) einmal anders.

Fomes fomentarius.

Hier gleich in der Mehrzahl zu sehen.

Marschverpflegung für den Wandersmann, aber leider noch etwas zu sauer.

Die Heidelbeeren hatten leider auch nichts mehr zu bieten.

Rentierflechte im Überfluss. 

Und bei diesem Überfluss nahm ich auch gleich einen Beutel Cladonia rangiferina als Bastelmaterial für meine Adventsgestecke mit. Der Pilz dient in Lappland Rentieren, Hirschen und Hasen als Winternahrung. Flechten bestehen zu etwa 90 % aus Pilz. Der Rest sind Algen und Cyanobakterien. Ihre Bezeichnung leitet sich aus dem Begriff Pilzgeflecht ab. Es gibt im Steinpilz – Wismar zu gegebener Zeit also wieder Adventsgestecke mit Pilzgeflecht!

Die Sonne steht bereits tief. Zeit, zum Schluss zu kommen.


Hier die Arten von MTB 2734/4 – Sievers Tannen: Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Teerfleckenpilz, Echter Zunderschwamm, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Violettporling, Birken – Zungenporling, Rotrandiger Baumschwamm, Eichen – Mehltau, Kiefern – Feuerschwamm, Zaunblättling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Striegeliger Schichtpilz, Adlerfarn – Fleckenpilz, Rötende Tramete und Gefranstes Steccherinum.


Ein schöner Sommertag neigt sich seinem Ende zu.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

27. Juli 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Eldena

Exklusiv auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Es ging in das MTB: 2734/3 = Tannenberg

Tannen sucht man hier allerdings vergebens. Kiefern sind dominant.

Als Exkursionsgebiet kam ein Waldgebiet südwestlich von Eldena in betracht. Es liegt an der Elde – Müritz – Wasserstraße und dem Elde – Seitenkanal. Die Anfahrt konnte über Malk Göhren erfolgen. Hier starteten wir am Tannenberg. Nicht nur laut Karte handelt es sich um Nadelwälder, in der Regel Kiefern. Natürlich sind auch immer Laubbäume mit eingestreut. Gegen 10.00 Uhr trafen sich hier Catrin aus Katelbogen, Chris und Andrea aus Lübeck und Michael aus Schwerin.

Zunächst überreichte Catrin ihr neuestes und durchaus gelungenes Kunstwerk auf Ganoderma lipsiense an Chris, der sich riesig darüber freute. Nicht nur mit Pilzmotiven und daher ganz speziell zugeschnitten für einen vielseitig interessierten Naturfreund wie Christopher Engelhardt. 

22 Beine warten darauf, dass es endlich los geht.

Ein Kleinpilz am Wegesrand. Der Echte Mehltau auf Löwenzahn.

Catrin konnte den Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis) als für sie neue Art in ihren Gesichtskreis aufnehmen. Andrea hält diesen denkwürdigen Moment im Bild fest.

Erdwarzenpilze (Thelephora terrestris) dürfen in diesen sandigen Nadelforsten nicht fehlen.

Michael und Chris begutachten einen Holzstapel mit Schichtpilzen.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Chris hat auf den Blättern der Esskastanie einen interessanten Schmetterling entdeckt.

Auch Andrea würdigt das Ereignis mit einigen Schnappschüssen.

Nun, mein Foto ist leider nicht das Beste. Es handelt sich um einen Falter, der meist hoch oben in den Baumkronen von Eichen zu finden ist. Hier ausnahmsweise bei Edelkastanie. Wahrscheinlich ist es ein Blauer Eichen – Zipfelfalter (Favonius quercus).

Die Gelbflechte (Xanthoricola physicarea) kam mir hier gelber als anderswo vor.

Der Weg ist das Ziel.

Der Weinrötliche Gloeoporling (Gloeoporus taxicola) siedelt nahezu ausschließlich auf totem Kiefernholz.

Ein Wald von Kiefern.

Stellenweise ist etwas belaubtes Unterholz vorhanden.

Wir erreichen das Wasser.

Die Müritz – Elde – Wasserstraße.

Etwas Mollusken – Kunde mit Catrin und Chris.

Auf dem Damm üppiges Brombeergebüsch, dick voll von leckeren Früchten.

Naschen war angesagt.

Chris bei der Muschelsuche.

Andrea und ihre kleinen Freunde.

Gemütlichkeit im Hausboot. Familienausflug auf der Müritz – Elde – Wasserstraße.

Wir folgen nun ein Weilchen dem Fließgewässer.

Pilzexkursionen können Lebensgefährlich werden.

Hier spinnt eine Kugelspinne.

Den hatte Catrin mit einer App bestimmt, als Häutiger Lederfältling (Byssomerulius corium). Dem können wir nur beipflichten.

Kiefer, Kiefer und nochmals Kiefer.

Der Veränderliche Spaltporling (Schizopora paradoxa) an einem alten Eichen – Ast.

Kaum hatte ich an einem extrem trockenen Standort mit vielen Kiefern – Stubben zur Fahndung nach dem Schuppigen Sägeblättling (Lentinus lepideus) aufgerufen, konnte Catrin bereits die Dingfestmachung des Delinquenten vermelden. Ihm kann es nicht heiß und trocken genug sein.

Typisch für die Sägeblättlinge, ihre Lamellenschneiden ähneln einem Sägeblatt.

Die Hutoberfläche ist natürlich schuppig. Die Pilze sind zähfleischig und ungenießbar.

Ja, es ist hier einfach zu trocken. Schade, sonst wäre es sicher noch viel interessanter geworden.

Stellenweise sind die Gräser sogar grün. Sicher in den Senken der Wege, in denen sich nach einem Schauer das Regenwasser sammelt.

Trotz der Ödnis gibt es immer mal etwas zu entdecken.

In diesem Fall war es noch mal ein Schuppiger Sägeblättling (Lentinus lepideus), aber luftgetrocknet. Auch der Stiel ist bei dieser Art schuppig.

Zur Abwechslung auch mal ein Birkenstreifen.

Die Eberesche setzt bunte Akzente.

Einfach ein Augenschmaus.

Zur Erinnerung an eine freundliche Tour durch die Griese Gegend. Von links: Michael, Chris, Reinhold und Catrin. Andrea hatte sich mit ihren Vierbeinern schon etwas früher auf den Rückzug begeben. 27.07.2022 bei Malk Göhren.


Hier die Artenliste von MTB 2734/3 am Tannenberg bei Malk Göhren: Eichen – Mehltau, Echter Löwenzahn – Mehltau, Zugespitzter Kugelpilz, Striegeliger Schichtpilz, Eichen – Eckenscheibchen, Hasen – Stäubling, Erdwarzenpilz, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Schmetterlings – Tramete, Judasohr, Echter Zunderschwamm, Striegelige Tramete, Birken – Zungenporling, Flächiges Eckenscheibchen, Violettlicher Gloeoporling, Häutiger Lederfältling, Geißblatt – Mehltau, Schuppiger Sägeblättling, Xanthoriicola physciae, Golowinomyces sordidus und Schwefelporling.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

23. Juli 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch die Seetannen bei Dabel

Die Seetannen erstrecken sich zwischen den Ortschaften Dabel, Borkow und Schlowe b. z. w. zwischen dem Dabeler- und Borkower See und nördlich des größeren Kleinpritzer Sees. Der Forstbereich stockt auf zumeist sandigem Untergrund und ist von Laub- und Nadelbäumen bestanden. Es gibt Seeuferbereiche, die auch für Pilzfreunde interessant sein können und auch attraktive Moorbereiche. Neben den klassischen Speisepilzen sind bei entsprechenden Voraussetzungen natürlich auch allerlei weniger bekannte Pilzarten zu finden, die den Speisezettel bereichern können und im Idealfall auch ihre ungenießbaren oder sogar giftigen Doppelgänger. Die erwähnten Voraussetzungen für ein sommerliches Frischpilzaufkommen waren durch Trockenheit denkbar ungünstig, so dass es praktisch keine Frischpilze gab. Aber auch kaum Interessenten und so waren hier heute auch nur drei Augenpaare unterwegs.

Phillip brachte diesen Hitzegedörrten Boletus mit. Er fand ihn unter Europas ältester Blutbuchenallee in Renzow.

Es sollte sich um einen Anhängsel – Röhrling (Boletus appendiculatus) handeln.

Trockenheits – Risse auf dem Hut, aber es ist noch die typische, rotbräunliche Hutfarbe zu erkennen.

Und Catrin hatte wieder ihrem Talent des Zeichnens an einigen Ganodermas freien Lauf gelassen und brachte mir nochmals einige Arbeiten mit.

Kaum gestartet, stolperten wir fast über diesen Erdstern (Geastrum cf.).

In den Seetannen gibt es auch Buchen und Eichen. Rübezahl ist im Riesengebirge zu hause, so dürfte hier der Wind seine Kraft entfaltet haben und solch starkes Totholz ist für uns immer von Interesse.

Catrin bei der Inspektion.

An einer der umgestürzten Bäume, eine Eiche, der Fund des Tages, der Kupferrote Lackporling (Ganoderma pfeifferi). Ich wurde vor Ort etwas stutzig bezüglich des Substrates, weil ich ihn meist von Buche kenne. Aber es darf auch mal Eiche sein. Relativ selten, zumindest zerstreut. Es handelt sich um einen Vitalpilz.

Catrin und Phillip in den Seetannen.

Und plötzlich, mitten auf dem Waldweg, ein Frischpilz. Das der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca) eine ausgesprochene Delikatesse darstellt, wissen auch die Tiere des Waldes.

Ein attraktiv wirkendes Birkenmoor. Leider ohne Frischpilze.

Dafür bricht an einer geschädigten Moorbirke ein Schiefer Schillerporling (Inonotus obliquus) heraus. Einer der beliebtesten Vitalpilze (Chaga).

Ein beliebtes Plätzchen für die Schwarzkittel.

Der Tintenstrichpilz (Bispora antennata) landet wohl nur äußerst selten in den Körben der Pilzsucher.

Catrin hat Zunderschwämme entdeckt.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Ein etwa 3 cm breiter, fragmentöser Schlauchpilz am Wegesrand unter Nadelbäumen. Er hatte einen etwas aderig zusammen gezogenen Stielansatz.

Wir verabschieden uns von den Seetannen und hoffen beim nächsten Besuch auf etwas mehr Angebot bezüglich Frischpilzen.


Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

20. Juli 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Eldena

Auch für interessierte Pilzfreunde

Es ging in das MTB 2734/2 = Eulenberge

Im 2. Quadranten dieser Topographischen Karte befinden sich durchaus größere Waldflächen sowie die Eldenaer Heide. Der nordwestliche Quadranten – Bereich wird von einem recht umfangreichen Mischwaldbestand, teils recht zergliedert und mit dem integriertem Horn, eingenommen. In Betracht kam auch ein südöstlich liegendes Waldgebiet bei der kleinen Ortschaft Güritz und südlich von Karstädt gelegen. Hier finden sich auch die Eulenberge. Es wird im Süden von der Müritz – Elde – Wasserstraße begrenzt. Wir entschieden uns für dieses Gebiet. Allerdings erst am Sonntag, dem 23. Juli, da es am ursprünglich vorgesehen Mittwoch mit fast 40 Grad zu heiß war. Das wir bezieht sich außer meiner Wenigkeit noch auf unser Vereinsmitglied Christian Boss.

Der Startpunkt.

Wir befinden uns in der Griesen Gegend. Es dominieren Kiefernforste auf Sanderflächen. Berge sucht man hier trotzt des Namens vergebens. Allenfalls stößt man auf einige kleine Hügel, wie oben im Bild zu sehen.

Ein recht üppiger Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) war im monotonen Kiefernforst, mit einigen eingestreuten Birken, schon von weitem auszumachen.

Käfer waren in seinem Inneren zugange und der Fruchtkörper bröselte vor sich hin. Christian half nach und betätigte sich als Frau Holle.

Trotz der dürren Verhältnisse plötzlich ein Pilz am Rande des Weges.

Luftgetrocknet! Es handelt sich um einen Schmierröhrling. Kiefern sind allgegenwärtig, der Hut ist gebuckelt und der Standort sauer. Trotz eindeutig fehlender Ringzone dürfte es sich um einen Butterpilz (Suillus luteus) handeln.

Eine gegabelte Kiefer. Ob es Wildverbiss in der Jugend war?

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) einmal anders.

Und so kennen wir ihn.

Die Müritz – Elde – Wasserstraße.

Und ein idyllischer See.

Frei stehende Kiefern mit vollen Baumkronen.


Hier die kleine Artenliste von MTB: 2734/2 = Eulenberge: Eichen – Mehltau, Eichen – Spaltlippe, Eichen – Eckenscheibchen, Flächiges Eckenscheibchen, Birken – Zungenporling, Butterpilz, Gemeiner Violettporling, Echter Zunderschwamm und Eichen – Wirrling.


Wir verabschieden uns von den Eulenbergen.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

17. Juli 2022 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion der Pilzfreunde

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e. V. – Gruppe der Pilzfreunde

Durch das Warnowtal bei Gädebehn

Unser heutiges Exkursionsgebiet ist Teil des Naturparkes Sternberger Seenland.

Es ist schon länger her, dass wir in diesem reizvollen Gebiet, unweit der mecklenburgischen Kleinstadt Crivitz, unterwegs waren. Die Warnow mäandert hier durch Wälder und Wiesen und hat bei Gädebehn ein Tal mit bewaldeten Hängen geschaffen. Ein nicht nur für Pilzfreunde attraktives Wanderziel. Wir befinden uns im Hochsommer und wenn dieser nicht zu trocken ausfällt, kann Mitte Juli das Artenaufkommen von Großpilzen schon recht beachtlich sein. Leider ist er mal wieder viel zu trocken. Aber wir wollten Kartieren und so interessierten uns alle im Feld ansprechbaren Großpilze. Bei der Trockenheit in erster Linie holzbewohnende Arten.

Die Warnow ist hier noch ein relativ schmales Flüsschen und mäandert weitgehend naturbelassen durch die abwechslungsreiche Landschaft.

Wunderbar frische Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) an einer toten Buche. Obwohl essbar durften sie weiter wachsen.

Im Alter und durch Wind und Sonne neigen die weißlichen Pilze zum gilben.

Scheinbar dem Boden entspringend, steht auch dieser häufige und hochbeinige Blätterpilz mit Holz in Verbindung.

Die Hutoberfläche ist in der Regel schmierig bis schleimig und gerunzelt.

Die weißlichen Lamellen stehen ziemlich entfernt, sind breit bauchig, an den Stiel angewachsen und oft kurz – streifig oder mit Zahn herablaufen.

Die wuzelartige, unterirdische Verlängerung des Stieles, entspringt einer Baumwurzel. Je tiefer diese liegt, um so länger die Wurzel des Gemeinen Wurzelrüblings (Xerula radicata). Durchaus bis zu einem halben Meter!

Dieser schöne Fund geht auf Catrin ihr Konto. An einem, am Boden liegenden Eichen – Knüppel, konnte sie den Zweifarbigen Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) entdecken. Als wir ihn in den 1990er Jahren das erste mal an Birke fanden, war das so etwas wie eine kleine Sensation. Inzwischen hat sich die Art, wie einige andere auch, immer stärker bei uns breit gemacht.

Lauf, Pferdchen, lauf im Galopp.

Die Warnow in einem ruhigen Abschnitt.

Mit vielen Wasserläufern oder sollen es Bachläufer sein?

Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Catrin hat etwas entdeckt.

Sklerotien – Stielporling (Polyporus tuberaster).

Ihm hat schon jemand (wir waren es nicht) den Hutrand rasiert. Sicher zur Energiegewinnung für den eigenen Körper. Wer weis, was uns noch im nächsten Winter bevorsteht. Da kann uns dieser Frischpilz leider auch nicht weiter helfen.

Eine schöne Blüte der Kratzdistel (Cirsium cf.)

Lichter, gemischter Baumbestand.

Der Biber als Förster. Hoffentlich weiß er auch, in welche Richtung der Baum fallen soll!

Und nochmal ein kleines Büschel von Sklerotien – Porlinge (Polyporus tuberaster).

Ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an Rotbuche. Ob hier schon vor uns jemand lehrreiches über Porlinge vermitteln wollte? Jedenfalls deuten die Schnittstellen darauf hin.

Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosusm).

Gestorbene Bäume. Manchmal werden sie zur Gefahrenabwehr auch runtergestutzt.

Thermophil begünstigte Hanglage.

Teils offene Hügellandschaft  gegenüber der Warnow.

Dekorative Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Die Warnow erweckt an dieser Stelle fast den Eindruck eines stehenden Gewässers.

Eine urwüchsige Landschaft.

Knospe einer Sonnenblume.

Die Sonne ist aufgegangen. Pflanze des Jahres 2021.

Unzählige Blüten richten sich zu Mutter Sonne aus.

Am besten, man lässt die sonnige Schönheit einfach auf sich einwirken.

O – weiha, unweit des Forstamtes Gädebehn versteht man mit Umwelt verschmutzern keinen Spaß!

Ich muss gestehen, sie törnen mich irgendwie an. Immer wenn ich an Adlerfarn – Beständen entlang komme, muss ich sie an vorjährigen Stängeln suchen. Die Adlerfarn – Fleckenpilze (Ropographus filicinus).

Fast wie Dschungel, da geht einem fast das Herz auf, bei so viel Natürlichkeit.

Ockergelbe Zonentramete (Trametes ochraceum).

Immer an totem Eichenholz, der Rotbraune- oder Umberbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

Fast wie am Amazonas!?

Etwas Regen und standortbedingt erhöhte Luftfeuchtigkeit hat ausgereicht, um dem Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica) Lebendigkeit einzuhauchen.

Nach 7 Km ließen wir die Tour enden.

Wann geht es zur nächsten Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

13. Juli 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Eldena

Auch für wissbegierige Pilz- und Naturfreunde

Es ging in den 1. Quadranten von MTB: 2734 = Eldena

Waldgebiet am Buchenberg südöstlich Glaisin. Das Ziel der heutigen Mittwochsexkursion.

Im ersten Quadranten der Topographischen Karte Eldena im Maßstab 1 : 25 000 befinden sich drei größere Waldgebiete, die für die heutige Mittwochsexkursion in Betracht kamen. Zunächst war da ein Walddreieck nordwestlich von Glaisin zu nennen. Laut Karte handelt es sich um Nadelforste. Ein weiteres Waldrevier befindet sich südwestlich des genannten Ortes, einschließlich dem Buchenberg. Hier finden wir also auch Laubwaldbereiche, die für Abwechslung und mehr Vielfalt sorgen können. Daher entschieden wir uns für dieses Gebiet. Wir, dass waren Pilzfreund Michael Junge aus Schwerin und Reinhold Krakow aus Wismar. Südöstlich von Glaisin liegt eine weitere Forstfläche, einschließlich des Ochsenbergs, die wieder eintöniger laut Karte sein soll, also in der Mehrheit von Nadelbäumen bestanden ist. 

Frischpilze fanden sich in der sandigen und trockenen Region, die zur Griesen Gegend gehört, heute leider kaum. Dieser Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila) beglückte uns als Einzelexemplar.

Gleich daneben erfreute uns ein ebenfalls einzelner und halb verwelkter Gold – Mistpilz (Bolbitius vitellinus).

Um trotz der Trockenheit einige Pilzarten zu finden, steht also wieder Totholz im Fokus unseres Interesses.

Und an diesen Überresten einer Birke wurden wir auch fündig.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Eichen – Rindensprenger (Vuilleminia comedens).

Genau wie der Rindensprenger entwickelt sich auch das Flächige Eckenscheibchen unter der Rinde von Totholz und sprengt diese schließlich auf.

Eine vielversprechende Waldkante. Wir brauchen Regen!

Ältere Angebrannte Rauchporlinge (Bjerkandera adusta).

Orange Farbtöne sind charakteristisch für junge Striegelige Schichtpilze (Stereum hirsutum). Darunter sehen wir Überzüge des Veränderlichen Spaltporlings (Schizopora paradoxa).

Schizopora paradoxa.

Charakteristische Hut – Beschuppung des Sklerotien – Porlings (Polyporus tuberaster).

Diesen coralloiden Schleimpilz konnte ich leider nicht zuordnen.

An den teils üppigen Adlerfarn – Beständen durfte der Adlernfarn – Fleckenpilz (Ropographus filicinus) an vorjährigen Krautstängeln natürlich nicht fehlen.

Ausgedehnter Adlerfarnbestand.

Die Kiefern stehen im Konkurrenzkampf mit den Farnen.

Der Schwarze Gottvergess (Baletta nigra) hat Besuch.

Besucht wurde die Schwarze Nessel heute von zahlreichen Wildbienen. Die Pflanze ist bei uns ein Neophyt, der aus dem Mittelmeerraum eingewandert sein soll. Inzwischen hat sie sich über weite Teile Europas ausgebreitet und gilt auch als Heilpflanze.

Zwar habe ich kürzlich einen Vortrag über Wildbienen verfolgt, es ist aber leider nicht viel hängen geblieben. So kann ich dieser Art leider auch keinen Namen geben. Die Pflanze ist als jedoch Weide für Wildbienen bekannt.

Eine wüste, aber dennoch ungewöhnliche und interessante Abholzungsfläche.

Und in diesem Moment begegneten wir einer Truppe von mehreren Familien, die eine kompetente Führung durch den Wald am Buchenberg gebucht hatten und daher viel wissenswertes, auch zu dem obigen Kahlschlag, erfahren durften.

Die Himbeeren reifen etwas unterschiedlich, aber viele befanden sich schon in naschbarem Stadium.

Auf der Grasnarbe eines schattigeren und feuchteren Waldweges endlich mal wieder ein Pilz im klassischem Sinne. Ein Rädchen- oder Scheibchen – Tintling (Copriuns spec.)

Aber es war nicht nur einer, sondern sage und schreibe drei Exemplare. Für den Laien reicht die Bestimmung Scheibchen – Tintling völlig aus. Für die konkrete Bestimmung muss aber mitunter ein Mikroskop zu Rate gezogen werden, da es mehrere, sehr ähnliche Arten gibt.

Auch in diesem Wald haben die zunehmend trockenen Verhältnisse ihren Tribut gefordert. Ich vermute, dieser exponiert stehende, tote Solitärbaum, wurde bewusst stehen gelassen, da in diesem Wald naturkundliche Führungen angeboten werden.

Auch diese Birke hat es bereits hinter sich und wird vom Birkenporling (Piptoporus betulinus) abgebaut.

Dieser entrindete Stamm fällt durch seine eigenartigen Wülste auf.

Aus einem stehenden Fichtenstamm wachsen zwei junge Porlinge heraus. Grauweiß gefärbt und noch relativ weichfleischig. So jung sind einige Porlinge oft noch nicht ansprechbar. In Betracht kam der Herbe Saftporling mit Galle – bitterem Geschmack. Die Geschmacksprobe ergab jedoch eher einen sehr unangenehmen, brennend scharfen und im Hals krartzenden Geschmack. Dem Geruch nach möchte ich den Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) vermuten.

Die Holzscheiben dienen der Wald – Pädagogik für Kinder, so war auf dem Zettel am Baum zu lesen.

Das hier gespannte rot – weiße Flatterband soll sicher selbigem Sachverhalt dienen.

Naturnaher Buchenwald.

Die Fichte ist ein Flachwurzler. Mit samt den zusammen getragenen Zapfen dient sie sicher auch der Waldpädagogik.

Viele Brombeeren reifen am thermophilen Waldrand heran.

Vereinzelt waren auch schon schwarze dabei, die schnell weggenascht wurden. Um welche Art es sich handelt, vermag ich leider nicht zu sagen.

Der ehemalige Pilzberater der Stadt Neukloster, Dr. Heinz Henker, hat sich auf Brombeeren spezialisiert und konnte in Mecklenburg 108 verschiedene Arten nachweisen. Drei davon Neubeschreibungen, wo bei eine ihm zu Ehren den botanischen Namen Rubus henkeri erhielt. Zu deutsch Henkers Brombeere.

Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense) mit Zuwachsrand und reichlich zimtbrauenem Sporenstaub.

Das Getreide ist reif, der Mähdrescher kann kommen. Getreideart: Erbsen!


Hier die Artenliste von MTB: 2734/1 – Wald am Buchenberg: Waldfreund – Rübling, Goldmistpilz, Echter Zunderschwamm, Eichen – Rindensprenger, Flächiges Eckenscheibchen, Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Schmetterlings – Tramete, Striegeliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Sklerotien – Porling, Fichten – Wurzelschwamm, Reihige Tramete, Gemeiner Violettporling, Geweihförmige Holzkeule, Gelbe Lohblüte, Adlerfarn – Fleckenpilz, Buckel – Tramete, Striegelige Tramete, Flacher Schillerporling, Scheibchen – Tintling, Birken – Zungenporling, Rotrandiger Baumschwamm, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Eichen – Mehltau, Flacher Lackporling und Veränderlicher Spaltporling.


Wir verabschieden uns vom Wald am Buchenberg.

 Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

09. Juli 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte in die Region Groß Labenz

Der Loofsee bei Groß Labenz am 09. Juli 2022.

Die Forste zwischen Warin – Blankenberg und Labenz gehören zu den beliebtesten Pilzrevieren im Nordwesten Mecklenburgs. Besonders im Herbst sind hier viele Kochtopfmykologen unterwegs, um nach Marone, Butterpilz und Steinpilz Ausschau zu halten. Also nach den Klassikern unter den Speisepilzen. Diese können selbstverständlich auch schon im Sommer gefunden werden. Insbesondere wenn dieser kühl und regnerisch verläuft. Ansonsten ist jetzt die große Zeit der Pfifferlinge angebrochen und es geht auf einer geführten Lehrwanderung durchaus auch darum, neues kennen zu lernen und seinen Gesichtskreis im Hinblick auf die Küchen – Mykologie zu erweitern oder zu festigen. Von all dem waren wir heute aber weit entfernt. Trockenheit prägte die zurückliegenden Wochen, ja Monate. Es hatte zwar etwas geregnet, aber viel hat dieser bisher nicht aus dem Waldboden locken können.

Zur Begrüßung überreichte mir unsere Pilzfreundin Catrin aus Katelbogen diesen Flachen Lackporling, den sie speziell für mich gestaltete. Ganz herzlichen Dank. Er bekommt einen Ehrenplatz in meinem Info – Zentrum.

Interessant und außergewöhnlich die Wachsform dieser Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Auch diese jungen Lungen – Seitlinge brachte uns Catrin mit.

Am sandigen Waldrand unter Eichen und Birken erfreuten uns richtig tolle Fleischrote Speisetäublinge (Russula vesca). Die ausgezeichneten Speisepilze wuchsen am Rande des Waldweges, auf welchem sich beim letzten, starken Regen, eine große Pfütze gebildet hatte, die noch zu erahnen war.

Ungewöhnlich war jedoch, dass ihre, an sich stets weißen Stiele, rosa überlaufen waren.

Ein zähfleischiger Sklerotienporling (Polyporus tuberaster) auf einem Laubholz – Ast.

Ein wirklich schleimiger Myxomycet. Also ein echter Schleimpilz und kein Sternenrotz, dem Auswurf von Tieren.

Waldfreund – Rübling (Collybia dryophila). In neuerer Zeit werden die Waldfreund – Rüblinge zu mehren Arten zerpflückt. Für den normalen Pilzfreund ist das unwichtig. Überlassen wir diese Spielchen den wahren Mykologen, die brauchen schließlich auch ihre Beschäftigung und ihre Erfolgserlebnisse.

Lilablättriger Mürbling (Psathyrella candolleana) mit Assel – Inspektion.

Besonders jung behangener Hutrand, gelbweißliche Hutfarbe, lilabräunliche Lamellen, truppweises Auftreten an feuchteren Waldstandorten und hier um mulmigen Holzresten herum, große Gebrechlichkeit und vorzüglicher Geschmack kennzeichnen diesen häufigen Suppenpilz namens Lilablättriger- oder Behangener Faserling/Mürbling (Psathyrella candolleana).

Psathyrella candolleana nochmals als Gruppenfoto.

Alle freuen sich, das Klaus Warning (links) heute mal wieder mit dabei ist. Klaus ist amtierender Ansprechpartner zum Thema Pilze in Bützow und rechts sehen wir seine mögliche Nachfolgerin Catrin.

Fast ein Viertel Jahrhundert hat Klaus sich in den Dienst der Pilzaufklärung und Beratung im Raum Bützow gestellt. Viele Jahre war er mir auch eine Hilfestellung bei unzähligen Lehrwanderungen und Exkursion. Nicht nur dafür ganz herzlichen Dank!

Seine Liebe zu den Pilzen und den vielen schönen Momenten, die sie ihm gebracht haben, von denen er nicht wenige auch auch im Bild festhielt, kommt in zwei Bildbänden zum Ausdruck, die er insbesondere für seine Kinder als Erinnerung an ihrem Pilzverliebten Vater in Auftrag gegeben hat.

Während einer kleinen Verschnaufpause blätterte Klaus durch seine beiden Büchlein und gab auch einige Erläuterungen zu den teilweise nicht alltäglichen Funden, die er im Foto festgehalten hat.

An der Frischpilzfront wird es auch weiterhin sehr verhalten bleiben. Zu empfehlen sind jedoch Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius) an totem Laubholz. Je heißer der Sommer, um so besser für diesen Speisepilz. Heute am Loofsee an Birke gefunden und aufgenommen.

Eine größere Anzahl überständiger Lungenseitlinge an einem liegenden Birkenstamm. Viel häufiger finden wir ihn jedoch an Rotbuche.

Klaus in Aktion. Wird es einen dritten Bildband geben?

Model stehen hier junge Lungenseitlinge.

Ästchen – Schichtpilz (Stereum rameale). An mehr oder weniger dünnen Laubholzästen, gerne Eiche.

Leicht verwechselt werden kann der Ästchen – Schichtpilz (Stereum rameale) mit dem Striegeligen Schichtpilz, da auch dieser eine haarig – striegelige Konsolenoberfläche aufweist.

Noch recht gut erhaltene, vorjährige Rötende Trameten (Daedaleopsis confragosa).

Was gibt es hier wohl Interessantes?

Farbenfrohe Blutmilchpilze (Lycogala epidendron) erregen die Aufmerksamkeit.

Und dann noch etwas wertvolles für den Freund von Vitalpilzen. An einem toten Birkenstamm ein Fruchtkörper des Schiefen Schillerporlings (Inonotus obliquus), besser bekannt unter der Bezeichnung Chaga.

Ausnehmend häufig an glattrindigen Bäumen, der Silberfleck.

Silberfleck (Phlyctis argena) – eine Flechte.

Schattenspiele.

Der Zunderschwamm erfüllt seine Aufgabe.

Quellwolken kochen in die Höhe. Später gab es auch noch vereinzelte Schauer.

Weiter zieht die kleine Truppe.

Und zum Schluss noch ein kleiner Höhepunkt. An einer alten Birke schlüpft gerade ein Wolliger Scheidling (Volvariella bombycina) aus dem Ei. Zwar essbar, aber wir leiden nicht hungers und er durfte ungestört weiter Schlüpfen.

Und zum Abschied schnell noch ein Erinnerungsfoto.


Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

06. Juli 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Wittenburg

Auch für wissbegierige Pilz- und Naturfreunde

Im 4. Quadranten des MTB 2432 = Wald bei Dreilützow

Das Zielgebiet war heute ein Forstrevier nordöstlich Dreilützow.

Viel Auswahl an Waldflächen standen im letzten Quadranten der Topographischen Karte von Wittenburg, im Maßstab 1 : 25 000, nicht zur Verfügung. Ganz im Norden, wie auch ganz im Süden reicht jeweils ein kleinerer Waldzipfel in den Quadranten. Diese sollten nicht interessieren. In Frage kam daher nur ein etwas größeres Waldgebiet nordöstlich von Dreilützow, welches von der L 042 durchquert wird. Somit war auch ein ordentlicher Anfahrtsweg in unser Kartierungsgebiet gegeben. Laub- und Nadelwald, so wie ist in der Karte eingezeichnet ist und auch integrierte Feuchtbereiche. Diese waren aber meist trockengefallen und es handelt sich um mit Birken bestandene Moorstandorte. Ansonsten überwogen Kiefern und Fichten, auch ein kleinerer Eichen – Jungforst und natürlich immer mal eingestreute Laubbäume, allen voran Eichen und Buchen. Leider sind hier große Bereiche stark verkrautet, so dass ich mich zeitweise durch einen regelrechten Dschungel kämpfen musste. Als Kontrast dazu fast blitzsaubere Fichtenforste mit Moos und Nadelstreu. Es hatte hier in jüngerer Zeit zwar auch etwas geregnet, aber der sandige Boden ist bereits wieder sehr trocken gefallen. Dem zufolge gab es auch so gut wie keine Frischpilze. 

Der gedankliche Startschuss für meine heutige Solo – Exkursion ist gefallen.

Hier war der Förster zu Gange.

Der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina). Schön auch rechts oben die Apothezien der Gemeinen Gelbflechte (Xanthorina parietina).

Ein kleiner Höhepunkt ist wie immer der Fund des Zweifarbigen Knorpelporlings (Gloeoporus dichrous). Hier, wie so oft, an totem Eichenast.

Ein junger Eichen – Bestand. In feuchten Sommern sicher gut für einige Pfifferlinge.

Eine der häufigsten und leicht kenntlichsten Morchel – Verwandten finden wir an abgestorbenen, oft noch am Baum hängenden Eichen – Ästchen, die Eichen – Spaltlippe (Colpoma quercinum).

Zu mir, mit allen Flachen Lackporlingen (Ganoderma lipsiense), ließ kürzlich unsere Catrin aus Katelbogen verlauten. Sie bemalt derzeit die Unterseiten dieser Porlinge mit Pilzmotiven. Ich finde, dieser Fruchtkörper hat selbst seine harmonisch/künstlerische Ader entfaltet.

Die Douglasie (Pseudotsuga cf.) ist eine fremdländische Nadelbaumart aus Oregon (USA) und kann bis 60 m hoch werden. Der höchste, jemals auf unserem Platen gewachsene Nadelbaum in der Neuzeit soll eine Douglasie gewesen sein, mit 133 Metern. Der derzeit höchste Nadelbaum steht in Kalifornien (Küsten – Mammutbaum) und misst 116 Meter.

Ein attraktiver Bereich. Wenn es nur nicht so trocken wäre!

An Birke besonders dekorativ, das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype sitgma). Der Schlauchpilz kommt auch an anderen Hölzern vor. Beispielsweise an Rotbuche, Weissdorn oder auch Süsskirsche.

Das normale Befallsbild des Breitblättrigen Ampfers vom Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella).

Ob er auch für diese Augenweide verantwortlich zeichnet, vermag ich nicht zu beurteilen.

Ramularia rubella?

Und das Ganze nochmal direkt auf der Blatt – Unterseite.

Da sollte der Eichen – Mehltau (Erisyphe alphitoides) vor Scham erröten. Aber er gibt sich mit seinem mehligen, grauweißen Belag zufrieden und verunstaltet die Eichenblätter.

Für die braunen Flecken an den Blättern der Rosskastanie ist bekanntlich kein Kleinpilz verantwortlich. Der Übeltäter ist die Rosskastanienminiermotte (Cameraria chridelia). Der winzige Schmetterling wurde erst 1984 in Mazedonien entdeckt, 1989 von einem Wissenschaftler nach Linz (Österreich) gebracht und hat sich von dort auf nahezu ganz Europa ausgebreitet. Fragt sich nur, wie lange die Bäume diesen Stress noch ertragen können.

Ein Birken – Stangenwald im trockenen Moor.

Eine Jagdliche Einrichtung mit natürlicher Tarnung.

Und siehe da! Im Rasenschnitt tatsächlich mal ein richtiger Pilz mit Hut und Stiel!

Mit Tintlings – Habitus, aber gelbbräunliche Lamellen. Was mag das nur sein?

Da kommt wohl nur ein Vertreter der Gattung Bolbitius in Frage. Der gelbliche Hutscheitel lässt den Goldmistpilz (Bolbitius vitellinus) vermuten.

Ein Märchenhafter Winkel des Waldes.

So macht Wald Spaß! Ob wohl an der zerbrochenen Eiche etwas dran ist?

Die Antwort lautet ja! Allerdings hätte ich nicht unbedingt mit dem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) gerechnet. Der wächst zwar häufig an Laubhölzern, aber an Eiche ist er schon eher selten zu beobachten.

Nicht weit entfernt ein liegender Fichtenstamm. Auch hier findet sich der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Und die Fichte sollte eigentlich das gängige Substrat sein, denn ein weiterer, deutscher Name lautet Fichten – Porling. Hier mit Guttationströpfchen.

Dieses Exemplar finde ich besonders schön. Neben dem helleren Zuwachs zeigt sich auch eine schmale, deutlich rote Randzone.

Die Unterseiten dieser Rotrandigen begeistern durch eine gelbbräunliche Umrandung. Ich nahm einige Exemplare zum Adventsbasteln mit.

Am noch stehenden Strunk der umgebrochenen Fichte dieses weißliche Gebilde eines Baumschwamms. Eine Kostprobe des eher weichfleischigen und einjährigen Porlings gab die Bestätigung. Galle – bitter = Herber Saftporling (Oligoporus stypticus). 

Großflächig auf der Rinde des Fichtenstammes noch dieser Überzug. Könnte ein Resupinat – Stacheling sein.

Trockenes Birkenmoor. Im Herbst sicher gut für entsprechende Raufüße.

Auch hier dürften die Kochtopf – Mykologen im Herbst wohl auf ihre Kosten kommen.

Ein Himmelsfenster tut sich auf. Was zeigt es uns. Abendliche Quellbewölkung und hohe Schleierwolken durch die beginnende Warmluft – Advektion des in der Nacht aufziehenden Tiefs.


Hier die Artenliste von MTB: 2432/4 – Wald nordöstlich Dreilützow: Striegeliger Schichtpilz, Ampferblatt – Rostpilz, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Zweifarbiger Knorpelporling, Eichen – Spaltlippe, Flacher Lackporling, Flächiges Eckenscheibchen, Striegelige Tramete, Schmetterlings – Tramete, Goldmistpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Bovistähnlicher Schleimpilz, Herber Saftporling, Gemeiner Violettporling, Echter Zunderschwamm, Eichen – Wirrling, Eichen – Mehltau und Buckel – Tramete.


Wir verabschieden uns vom Wald- und Forstrevier nordöstlich Dreilützow am 06. Juli 2022.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

29. Juni 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Wittenburg

Gerne mit interessierten Gästen

Ziel ist das MTB: 2432/3 = Wald bei Püttelkow

Hinter dem Erbsenfeld kommt der Zielwald in Sichtweite.

Im dritten Quadranten des Wittenburger Messtischblattes findet sich vergleichsweise nur ein geringer Anteil an Waldflächen, die für die heutige Exkursion in Frage gekommen wären. Es empfahl sich am ehesten ein Walddreieck westlich des Ortes Püttelkow. Es besitzt eine gute Verkehrsanbindung und ist daher leicht zu erreichen. Laut Karte handelt es sich um ein Mischwaldgebiet. Dieses ist allerdings von Nadelbäumen wie Fichten, Douglasien und Kiefern dominiert. Sandige und saure Verhältnisse herrschen hier vor. Teils handelt es sich um Blaubeerwald. Sind die Randbereiche durch die Landwirtschaft eutrophiert, mit erhöhten Krautwuchs, so finden sich im inneren arme, saubere und moosige Bereiche, so wie es die Kochtopf – Mykologen lieben. Für diese Interessengruppe war heute allerdings nichts zu holen. Überhaupt konnten wir nicht einen Frischpilz ausfindig machen. Grund ist die wochenlange Trockenheit. Trocken war es hier heute zwar nicht, weil kurz vorher Gewitterregen einiges an Wasser abgelassen hatte. Die Auswirkungen können frühestens in einer Woche Früchte tragen. Ich war also nicht alleine unterwegs. Mich begleitete ein junger Pilzfreund, der tags zuvor der Gruppe der Pilzfreunde beigetreten war und der großes Interesse an allem hat, von dem man sich in freier Natur ernähren kann. Und dazu gehören auch Pilze. Heute konnte ich ihm diesbezüglich leider nichts erläutern, aber er ist durchaus wissbegierig gegenüber all den anderen Pilzarten, die so wichtig für das Gleichgewicht im Haushalt der Natur sind. Manchmal leider aber auch für ein Ungleichgewicht in monotonen Forsten sorgen können. Einer davon war der Wurzelschwamm, den ich Marvin heute vorstellen konnte.  

Zunächst traute ich meinen Augen kaum. Sollen das alles Erbsen sein?

Ja, na klar, alles Erbsen! Leider aber wohl keine Zuckererbsen, denn sie schmeckten doch ziemlich bitter.

Das Exkursionsgebiet gehört zum Biosphärenreservat Schaalsee.

Diese Informationstafel am Waldrand hat dringend eine Generalüberholung nötig!

Üppige Vegetation durch erhöhten Nährstoffeintrag in Waldrand – Nähe.

Der Mais wurde nun endlich auf diesen leichten Sandböden gut gewässert.

Für die Randfichten am Waldrand kommt das Wasser aber zu spät.

Sie sind vertrocknet. Wahrscheinlich schon im Dürrejahr 2018.

Dieser Bereich des Waldweges stand kürzlich noch komplett unter Wasser. Es versickert in den leichten Sandböden, trotz verfestigtem Fahrweg, relativ schnell.

Eine der ersten Pilzarten, die ich Marvin erläutern konnte, war diese Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme) an einem toten Birkenstamm. Für die Ernährung ohne Bedeutung.

Auch dieser, an altem Haselstrauch resupinat wachsende Runzlige Schichtpilz (Stereum rugosum) entspricht keinerlei kulinarischen Anforderungen.

Genau so wenig wie der Unförmige Weichporling (Skeletocutis amorpha), den wir an alten Kiefernstümpfen finden können.

Mehrschichtiger Waldaufbau.

Hier haben wir wohl gleich drei Arten auf einen Streich. Den Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum), den Geweihförmigen Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa var. poroides) und erst im Bild wahrgenommen, vermutlich eine grüngelbe Gallertträne (Dacrymyces spec.) an einem alten Fichtenstubben.

Hier sehen wir die Normalform des Geweihförmigen Schleimpilzes (Ceratiomyxa fructiculosa). Ebenfalls wieder an einem Fichtenstubben in Nachbarschaft mit dem Wurzelschwanmm.

Die Blaubeeren sind reif.

Monotoner Fichtenforst. Im Herbst sicher das richtige für Freunde von Maronen – Röhrlingen.

Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum. Ein großer Schädling in Fichten – Monokulturen.

Hier hat sich dieser Porling ein besonders schönes Plätzchen ausgesucht.

Die Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes).


Hier die Artenliste von MTB 2432/3 = Wald und Forst westlich Püttelkow: Eichen – Rindensprenger, Eichen – Eckenscheibchen, Runzliger Schichtpilz, Schmetterlings – Tramete, Echter Zunderschwamm, Zugespitzter Kugelpilz, Vielgestaltige Kohlenbeere, Eichen – Mehltau, Rotbraune Kohlenbeere, Unförmiger Weichporling, Geweihförmiger Schleimpilz, Wurzelschwamm, Schlanke Ahorn – Holzkeule und Orangefarbiges Brennnesselbecherchen.


Wir verabschieden uns vom Forst bei Püttelkow.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

25. Juni 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Durch den Lenorenwald im Klützer Winkel

Im Lenorenwald am 25. Juni 2022.

Es ist schon einige Jahre her, als wir zu einer teilnehmerstarken Pilzwanderung im Lenorenwald unterwegs waren. Damals führte uns unser Pilzfreund Ulrich Klein durch seinen Hauswald. Dabei statteten wir auch den dort, genau so wie heute, befindlichen Mammutbäumen einen Besuch ab. Der Lenorenwald gilt als sehr launisch im Hinblick auf das Wachstum von Frischpilzen, insbesondere auch von Speisepilzen. Nun, wir haben Frühsommer und da sollte man ohnehin noch nicht mit einem großen Reibach rechnen, aber für den interessierten Pilzfreund gibt es immer etwas zu entdecken und vielleicht auch zu erlernen. Und dass sollte ohnehin das Hauptziel einer vom Fachmann geführten Lehrwanderung sein. Als besonders negativ erwies sich die allgemeine Trockenheit, und dass, obwohl der Klützer Winkel in den letzten Wochen, ja Monaten, etwas mehr Regen abbekommen hat. So waren wir hier heute auch sehr minimalistisch unterwegs. Catrin aus Katelborgen und Reinhold aus Wismar. Hier einige Bilder: 

Stein im Lenorenwald mit Inschrift.

Rostbrauner Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus).

Zusammenfließende Kohlenbeere (Hypoxylon cohaerens) auf Buchenholz b. z. w. deren Rinde.

Immer wieder gern gesehen ist die Großporige Datronie (Datronia mollis).

Die Vegetation zeigt hier durch die geringen Niederschläge noch keine Auffälligkeiten.

Hier sehen wir paradoxerweise den Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit hellem Zuwachsrand.

Und dieser Rotrandige ist nahezu gänzlich rot gefärbt.

Rotbuche mit reichlich Buchen – Rindenschorf (Ascodichaena rugosa). Der Baum reagiert bei Befall durch eine verstärkte Korkproduktion, wodurch die Baumrinde brüchiger wird.

Stellenweise war es auf einigen Waldwegen noch recht feucht.

Ein sehenswertes Wanderziel im Lenorenwald sind diese beiden Mammutbäume.

Unweit der Mammutbäume findet sich auch dieser Baum, der die Fantasy des Betrachters anzuregen vermag.

Endlich Regen! Regentropfen fallen hier in die Rückstände des letzten Regens und wir haben den Schirm heraus geholt. Nach 10 Minuten Getröpfel war schon wieder Schluss.

Unverwechselbar: der Eichen – Wirrling (Daedalea quercina).

Die Gelbe Lohblüte (Fuligo septica).

Diese Überreste einstiger Birnen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum) lassen nicht wegen der Trockenheit ihre Köpfe hängen. Sie haben einfach ausgedient!

Braun dominiertes Kontrastprogramm. Ein Mehrfachfruchtkörper des Flachen Lackporlings (Ganoderma lipsiense) mit weißer Zuwachskante, reichlich zimtbraunem Sporenstaub und dunkelbraunen Wasserflecken des Kurzzeitregen.

An selbigem, liegenden Buchenstamm auch einige Büschel von Lungen – Seitlingen (Pleurotus pulmarius).

Leider nicht mehr ganz frisch. Typisch ist auch ihr gilben, wenn sie beginnen trocken zu werden. Jung essbar.

Ein Lungen – Händling!

Der Gewöhnliche Silberfleck (Phlyctis argena), den jeder Waldbesucher irgendwie kennt, zumindest vom sehen. An glattrindigen Bäumen, so wie hier an Rotbuche.

Dieser Erlenbruch hat auch schon mal feuchter gestanden.

Ein sehr sehenswerter Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense).

Sobald sich nur einer der wenigen Frischpilze zeigte, waren auch gleich die Schnecken zur Stelle. Violettbrauner Täubling (Russula bruneoviolaceus).

Neben dem brauvioletten Hutfarben besitzen der weißliche Stiel und die Lamellen häufig zitronengelbe Reflexe. Der Täubling schmeckt mild und kann daher gegessen werden.

Diese Rotbuche hat sich prächtig entwickelt.

Die ganzen Jahre haben wir den Halbresupinaten Weichporling als Skeletocutis nivea angesprochen. Dank neuerer Untersuchungen soll es die Art aber nur in Amerika geben. Es soll sich vielmehr um Skeletocutis nemoralis handeln.

Ein großflächiger, brauner und gnubbeliger Überzug an einem Buchenstamm.

Keine Frage! Es kann sich nur um den Knotigen Schillerporling (Inonotus nodulosus) handeln.

Tolles Feuchtrevier!

Mit für Pilzsucher ebenso tollem und ausgehagertem Buchenwald davor.

Außer zwei, drei von Schnecken stark beanspruchten Frauen – Täublingen (Russula cyanoxantha) war hier heute in Bezug auf Frischpilze leider nichts zu machen.

Hat sich hier jemand für schlechte Zeiten eine Zuflucht errichtet?

Soweit einige Impressionen aus dem Lenorenwald.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

22. Juni 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Wittenburg

Auch für interessierte Gäste

Es ging in den 2. Quadranten von MTB Wittenburg: 2432

Blick auf die Woezer Tannen (Kiefern) am 22. Juni 2022.

Im 2. Quadranten des MTB Wittenburg fanden sich reichlich Wald- und Forstflächen für die heutige Mittwochsexkursion. So die Woezer Tannen im Norden, die in weitere Waldflächen in Richtung Südwesten übergehen. Auch nördlich der Ortschaft Pogreß finden sich größere Wälder. Ein weiteres Waldgebiet liegt ganz im Süden des Kartierungsgebietes, das nach Nordwesten vom Dümmer Seefließ begrenzt wird. Kleinere Waldinseln sollen uns nicht weiter interessieren. In allen der in Frage kommenden Bereiche finden sich auch Feuchtgebiete. Von der Straßenanbindung sind die Woezer Tannen und weitere Wälder westlich der L 05 am besten zu erreichen. Ich entschied mich für die Woezer Tannen. Das Gebiet steht auf Sanderflächen und ist überwiegend von Kiefernforsten, aber auch Mischwaldbereichen bestanden. Leider ist die Krautschicht oft üppig ausgebildet und das Laufen zwischen Farnen und Beerengestrüpp ist kein Vergnüngen. So hielt ich meist auf Waldwegen auf und erkundete eigentlich mehr den Wald und seine Umgebung. Frischpilze waren wegen der Trockenheit ohnehin kaum zu erwarten. Entsprechend dürftig fiel auch die Fundliste aus.

Mein Startpunkt an diesem sonnigen und lichtdurchfluteten Nachmittag.

Die Eichen – Spaltlippe (Colpoma quercina) war hier am Werke. Der Schlauchpilz lässt die Rinde dünner, toter Eichenäste, lippenartig aufplatzen.

Sehr sandig und zur Zeit staubtrocken präsentierten sich mir heute die Woezer Tannen.

Kontrastreicher Blick in die Landschaft.

Rankengewächse streben zu höherem und benutzen diese Kiefern als Leiter.

Trockenrasen mit einzelnen Bauminseln.

Der Ampferblattrost (Ramularia rubella) auf Unter- und Oberseite der Blätter.

Ein besonders schöner und sehenswerter Rostpilz aus der Gattung Puccinia. Es gibt etwa 4 000 Arten von Rostpilzen, die alle mehr oder weniger Spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzen sind. Manchmal jedoch auch diese wechseln können, welches die Bestimmung nicht gerade leichter macht.

Während obige Puccinia noch sehr schöne, sehenswerte Fruchtlager ausbildet, verzichtet der Eichen – Mehltau (Erysiphe alphitoides) gänzlich auf jedweden Schnickschnack und kommt ganz minimalistisch, als weißlicher Belag auf den Blättern, daher.

Eine schöne Eiche in Waldrandnähe.

Weg zum Woezer See.

Locker stehende Jungkiefern. Genau das Richtige für Liebhaber von Butterpilzen.

Auch mal ein Foto wert. Die Fallschirme einer Pusteblume (kein Löwenzahn).

Der Woezer See am 22. Juni 2022. Er ist 57 ha groß, recht flach und wird vom Flüsschen Schilde durchflossen. Er gehört zur Schaalseelandschaft.

Ein anscheinend verlassenes Anwesen im Wald versteckt und unweit des Ufers zum See.

Bei aller Trockenheit, diese Senke eines Waldweges ist nicht trockenen Fußes zu durchqueren.

Vielgestaltige Kohlenbeerre (Hypoxylon multiforme) auf Betula.


Hier die minimalistische Artenliste von MTB 2432/2 = Woezer Tannen: Gemeiner Violettporling, Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Zystidenrindenpilz, Eichen – Spaltlippe, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Mehltau, Ampferblatt – Rostpilz, Vielgestaltige Kohlenbeere und Zugespitzter Kugelpilz.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

19. Juni 2022 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion der Pilzfreunde

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch den Brümmersaal

Zweittreffpunkt war gegen 09.00 Uhr am Kloster Rehna. Wehmut kam in mir auf. Wie oft war ich hier im Rahmen der Tage der Pilze zu Gast. Hat Irena für das leibliche Wohl gesorgt und darüber ist Jonas groß geworden. Schön, dass wir Menschen von Erinnerungen zehren können, auch wenn sie manchmal weh tun.

Der Brümmersaal ist ein kleineres, abwechslungsreiches und hügeliges Waldgebiet unweit der mecklenburgischen Kleinstadt Rehna. Sowohl gemeinsam mit den Rehnaer Pilzfreunden, wie auch zu einer öffentlichen Lehrwanderung vom Steinpilz – Wismar aus organisiert, waren wir hier schon unterwegs. So konnten wir dort den Agaricus excelens nachweisen, dem Torsten Richter und Reinhold Krakow damals den deutschen Namen „Vornehmer Champignon“ verpasst haben. Ganz offiziell nennt er sich Schneeweißer Anis – Champignon. Auf einer Lehrwanderung vor einigen Jahren im Oktober füllten viele Hallimasch die Körbe der Sammler. Mal schauen, welches uns der Frühsommer zu bieten hat. Das war leider nicht sonderlich üppig, welches natürlich der frühen Jahreszeit, aber vor allem der Trockenheit geschuldet ist. Auch die Teilnehmerzahl von 3 hat sich dieser Situation angepasst.

Der Brümmersaal bei Rehna am 19. Juni 2022.

Kaum waren wir gestartet, leuchteten uns sogleich die ersten Großpilze entgegen.

Und beim näheren Hinsehen wurden es immer mehr.

Und dazu noch mit äußerst origineller Wuchsform.

Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). Er sollte uns ein ständiger Begleiter auf unserem Weg durch den Brümmersaal bleiben.

Hier wird fleißig für den Arterhalt gearbeitet. Die Sporenproduktion läuft auf Hochtouren. Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist ein Weißsporer.

Gleich daneben luftgetrocknete Lungen – Seitlinge (Pleurotus pulmarius). Ebenfalls ein Weißsporer.

Ungewöhnlich. Den Weißdorn kennen wir eher als Busch!

Dieses Hexenei einer Gemeinen Stinkmorchel (Phallus impudicus) fanden wir schon enthäutet vor.

Nicht selten, die Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum).

Viel Bruchholz im Brümmersaal.

Und da haben wir ihn wieder, unseren Tellerpilz. Herr Ober, es darf serviert werden!

Und wenn der Schuppige Porling (Polyporus squamosus) jung und zartfleischig ist (diese nicht!), darf auch er aufgetellert werden.

Weiter führt uns dieser Weg durch den Brümmersaal.

Und wieder Seitlinge. Jetzt frisch und zart, dass wissen auch die Schnecke zu schätzen.

Sie sind im besten Küchenalter. Sind es nun Austern- oder Lungenseitlinge? Ein anisartiger Duft war nicht wahrnehmbar.

Die Hüte sind eher graubräunlich gefärbt, nicht stahlblau wie beim Austernseitling. Auch sind sie nicht so derbfleischig wir bei diesem. Ein echter, einheimischer Austernseitling wird es nicht sein. Eher eine etwas dunklere Form des Lungen – Seitlings oder ein verwilderter Zuchtstamm des Austernpilzes, die bekanntlich auch in den Sommermonaten Fruchtkörper ausbilden. In jedem Fall aber ein guter Speisepilz.

Kaum warf ich die Bemerkung oder Feststellung in den Raum des Waldes, dass eigentlich auch schon der Graue Wulstling wachsen müsste, so schob er sich doch sogleich, noch gut getarnt, vor unseren Füßen durch das Buchenlaub.

Standortfoto des Grauen Wulstlings (Amanita excelsa) im Brümmersaal. Ein essbarer, aber wenig schmackhafter Knollenblätterpilz.

Aber Vorsicht, der ziemlich stark giftige Pantherpilz sieht sehr ähnlich aus! Man achte, wenn nicht abgewaschen, auf die grauschorfigen Hüllreste auf dem Hut. Beim Pantherpilz sind diese weiß und nicht so schorfartig.

Die Manschette des essbaren Wulstlings muss deutlich gerieft sein. Die Natterung b. z. w. die Zonierung des Stiels und der zerlumpte Hutrand sind der Trockenheit geschuldet und sind keine typischen Merkmale dieser Art.

Monika und Phillip gehen die Merkmale des Grauen Wulstlings durch.

Phillip hat sich durch Sumpf und Geäst gekämpft, um dem nächsten Fund habhaft zu werden.

Und wieder sind es Seitlinge. Ganz frisch und dieses mal mit zartem Anisduft und nahezu weißen Hüten. Ich denke aber, weder die weißliche Hutfarbe, noch der Hauch von Anis – Duft, sind konstante Merkmale dieser Art. Auch die oben zu sehenden werden hier her gehören. Lungen – Seitling (Pleurotus pulmarius).

Weiter geht es mal rechts, mal links des Weges.

Im Zentrum des Brümmersaals ein größeres Feuchtgebiet. Ein Paradies für viele Arten, die es besonders nass mögen.

Einfach wunderbar!

Rotbraune Buchen – Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme).

Und das entsprechende Biotop dazu.

Da darf natürlich der Buchenrindenschorf (Ascodichaena rugosa) nicht fehlen. Eine überaus häufige Schlauchpilzart, die aber meistens nicht beachtet wird.

Oder besser, obiger, schwarzer Schorf auf der Buchenrinde, wird als Pilz gar nicht für voll genommen. Hat er doch keinen Hut und keinen Stiel, so wie dieser essbare Papagei – Täubling (Russula ionochlora).

Und zum Schluss noch ein wenig Botanik und Zoologie. An einer jungen Ulme fielen uns diese Gallen auf den Blättern auf. Der Verursacher dürfte die Ulmen – Blasenlaus (Tetraneurella ulmi) sein.

Zwei Wetterhähne des heiligen Petrus (aber nein, hier feiern ja Protestanten ihren Gottesdienst) auf der Turmspitze der Kirche zu Rehna. Ich hoffe, sie drehen ihre Schnäbel richtig in den Wind, damit wir bald mal wieder Regen bekommen!

Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!

15. Juni 2022 – Mittwochs- und Kartierunsexkursion

Mittwochsexkursion bei Wittenburg

Auch für wissbegierige Gäste

Es ging in das MTB: 2432/1 = Düsterbecker Forst

Mein Exkursionsgebiet zwischen Schilde und Düsterbeck.

Heute begann ich mit dem Messtischblatt Wittenburg, im Maßstab 1: 25 000. Im ersten Quadranten befinden sich mehrere Bereiche, die in Frage kamen. Zum einen ein Waldgebiet nordöstlich von Drönnewitz mit integriertem Fuchsberg. Zum anderen Bruchwälder östlich Neuhof, so der Große Bruch. Größere Waldbereiche finden sich auch südlich Döbbersen, die vom Flüsschen Schilde tangiert werden und sich nach Süden bis in den Bereich Wittendörp ziehen. Ich entschied mich für ein recht vielseitiges und teils naturnahes Wald- und Forstgebiet zwischen den Ortschaften Boddin und Raguth, südlich des Woezer Sees mit dem Namen Düsterbecker Forst. Zwischen den beiden Flussläufen Schilde und Düsterbeck. 

Das Exkursionsgebiet gehört zum Biosphärenreservat Schaalsee.

Kaum haben die Eichen ihr Laub voll entfaltet, legt sich bereits der erste Mehltau über ihre Blätter.

Wunderbar entwickelt sehen wir hier das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) an totem Birkenast im Waldgebiet an der Schilde.

Tote Birkenstämme sind vom Echten Zunderschwamm besiedelt.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Porlinge an einem toten Eichenstrunk. Für einen Eichen – Feuerschwamm sind die Fruchtkörper zu rotbräunlich gefärbt. Den Kupferroten Lackporling kenne ich bisher nur von alten Rotbuchen, er soll aber auch an Eiche gefunden worden sein.

Im Juni fallen die Zapfen von den Kiefern. So war heute nochmals Zapfen – Sammeln angesagt.

Der hübsche Ampferblatt – Rostpilz (Ramullaria rubella) – ein Kleinpilz.

Jüngerer Buchenwald.

Rötliche Buchen – Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme).

Mitten im Wald eine Linde. Ihr Fuß wirkt von weitem wie der Bodenkontakt einer Windhose, die Staub aufwirbelt.

Diese tote Buche wird vom Flächigen Eckenscheibchen entrindet. Eventuell ist es aber auch ein anderer Pyrenomycet.

Mehrstöckiger Buchenwald.

So sieht natürliche Waldverjüngung aus.

Ein Paradies für holzbewohnende Pilzarten.

Konkurrenzkampf verschiedener Junggehölze an lichten Standorten.

Auch Lärchenzapfen machen sich gut in Adventsgestecken.

Hier wurde ganz fleißig gesponnen. Welcher Spinner hier am Werk war, kann ich leider nicht sagen.

Endlich, mitten auf dem Waldweg unter Eichen und Buchen, die ersten und letzten Frischpilze der heutigen Tour.

Es handelt sich um essbare Graublaue Reiftäublinge (Russula parazurea).

Rostbrauner Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus). Der Pilz wächst immer resupinat an verschiedenen Laubhölzern.

Tolle Buchenkannte, aber leider zu trocken!

Ein häufiger Laubholz – Bewohner auf meist am Boden liegenden Stämmen und Ästen ist der dünnfleischige, bunt gezonte und porenlose Samtige Schichtpilz (Stereum subtomentosus).

Jungfichten- und Douglasienbereich.

Verbuschung durch Wildverbiss.

Saurer Mischwald, so wie ihn die Mykophagen lieben.

Meist an totem, noch berindeten Birkenholz findet sich die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme).

Zwar zu den Porlingen gehörend besitzt der Eichen – Wirrling lamellenartige Strukturen auf der Unterseite.

Dieser Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) hat nach dem Fall seines Wirtsbaumes seinen Fruchtkörper umgebaut, damit die Fruchtschicht wieder nach unten zeigt. Ein sogenannter Geotropismus.

Auch für die Vielgestaltigkeit dieses Fruchtkörpers zeichnet der Geotropismus verantwortlich.


Hier die Artenliste von 2432/1 – Düsterbecker Forst südlich des Woezer Sees: Eichen – Zystidenrindenpilz, Eichen – Mehltau, Flächiges Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Striegeliger Schichtpilz, Eichen – Eckenscheibchen, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Spaltlippe, Zugespitzter Kugelpilz, Ampferblatt – Rostpilz, Schmetterlings – Tramete, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Graublauer Reiftäubling, Birnen – Stäubling, Rostbrauner Feuerschwamm, Gelbe Lohblüte, Samtiger Schichtpilz, Striegelige Tramete, Vielgestaltige Kohlenbeere, Birken – Zungenporling, Eichen – Wirrling, Flacher Lackporling, Herber Zwergknäuling, Rotrandiger Baumschwamm und Gemeiner Violettporling.  


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

11. Juni 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Durch das Kaarzer Holz bei Kobrow

Das Kaarer Holz wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt betreut und längerfristig größtenteils sich selbst überlassen und soll zum Naturschutzgebiet entwickelt werden. Vor wenigen Jahren führten wir hier Kartierungen im Auftrag der DBU durch. Es hat sich im Revier auch mindestens ein Wolfsrudel etabliert.  Ab den 1970er Jahren waren größere Teile zum Militärstützpunkt umfunktioniert worden. Hier waren moderne Raketensysteme des Warschauer Paktes stationiert und ein Schieß- und Übungsplatz eingerichtet. Dieser ist nun auf natürliche Weise dabei sich zu bewalden, teilweise auch von größeren Ginsterbeständen zugewuchert.  Wir sind heute von Kobrow aus durch das Kaarzer Holz gewandert und schauten, was der Frühsommer uns hier bieten hat. Es war leider ernüchternd! Viel zu trocken! Hier einige Eindrücke im Bild festgehalten:

Informationstafel zum Kaarzer Holz.

Wichtige Eckpunkte zum Kaarzer Holz.

Die Überreste eines Dickschaligen Kartoffel – Hartbovistes (Scleroderma citrinum) aus der letzten Saison.

Der Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum). Ein großer Forstschädling besonders in Fichten – Monokulturen.

Der Wurzelschwamm besiedelt nicht nur Nadelbäume. Auch Laubhölzer sind vor ihm nicht sicher. Neuerdings wird er in einzelne Unterarten aufgegliedert, die an seinem Substrat fest gemacht werden. Hier sehen wir die Typus – Art an Fichte.

In der Grasnarbe des Waldweges wurde etwas entdeckt.

Kein Pilz, dafür diese wunderschöne Grasglucke! Die Raupe des Nachtfalters Euthrix potatoria, auch Trinkerin genannt.

Jetzt sind es aber Pilze. Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare), denen die trockene Witterung anzusehen ist. Giftig!

Links ein Fichtenbestand, der in früheren Jahren reich an Steinpilzen war.

Die Steinpilze ziehen sich aus älteren Fichten – Beständen immer mehr zurück und machen beispielsweise den beliebten Maronen – Röhrlingen Platz.

Welcher Vogel dieses Nest gebaut hat, vermag ich leider nicht zu Sagen.

Alte, vertrocknete und entfärbte Herbe Zwergknäulinge (Panellus stypticus).

Auch dieser Birken – Blättling (Lenzites betulinus), den wir keineswegs nur an totem Birkenholz (gerne Buche) finden, zeigt bereits altersbedingte Auflösungstendenzen, die durch Insektenbefall noch verstärkt werden.

Auch dieser Fichtenbestand links des Weges war einmal ein ergiebiger Steinpilz – Standort.

Aber auch an ihnen ist die Trockenheit der letzten Jahre nicht spurlos vorüber gegangen.

In den nun lichtdurchlässigeren Bereichen des einst finsteren Fichtenforstes verjüngt sich der Wald auf ganz natürliche Weise.

Über das Moospolster eines alten Baumstumpfes kriecht ganz gemütlich eine Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) hinweg.

Weiter geht es dem Waldweg entlang, bis sich unser Kreis am Ausgangspunkt wieder schließen soll.

Ein Birken – Porling (Piptoporus betulinus).

Und hier ein Exemplar in der Unter – Ansicht. Die Fruchtkörper sind vorjährig. Frische wachsen ab Spätsommer.

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) kann besonders in der Färbung höchst unterschiedlich aussehen und keineswegs immer nur mit einem roten Rand daher kommen. Häufig ist die gesamte Oberfläche schwarzrötlich gefärbt. Selten sieht man ihn jedoch mit solchen Rissen auf der Konsole.

Das rechte Exemplar sehen wir hier mit frischem, grauweißlichen Zuwachs.

Die schwarzroten Färbungen geben hier einen interessanten Kontrast ab.

Von schwarzbraun ist bei diesem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) nichts zu sehen. Auch ein roter Rand ist nicht vorhanden. Allen Formen gemein ist sein typischer, herb – säuerlicher Geruch.

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit gelbbräunlichen Rändern.

Dieser junge Fomitopsis pinicola ist gänzlich graugelblich gefärbt. Ohne rötliche oder schwärzliche Tönungen.

Ein Phytoprasit – der Brombeerrost (Phragmidium violaceum) auf der Blatt – Unterseite.

Und so sieht der Befall auf der Oberseite aus.

Es geht dem Ende entgegen.

Im Rahmen des Aufforstungsprogramms der Landesregierung wird eine weitläufige Brachfläche frisch Aufgeforstet. Das Kaarzer Holz wird vergrößert.

Catrin wollte nicht mit aufs Bild und hat uns deshalb freundlicher Weise abgelichtet. Wir waren heute leider nur vier! Was soll es, es gab ja kaum Frischpilze, daher wurden Kiefernzapfen für das Adventsbasteln gesammelt. Im Juni fallen sie frisch von den Bäumen und sind daher von bester Qualität. Von links: Christian, Reinhold und Kerstin.

Das Kaarzer Holz am 11. Juni 2022.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

08. Juni 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion in Schwerin

Exklusiv mit dem Fachmann unterwegs

Es ging in den 4. Quadranten von MTB: 2334 = Schwerin

Treff war am Schleifmühlen – Museum in Schwerin.

Den vierten und letzten Quadranten des Schweriner Messtischblattes nehmen große Teile des Schweriner Sees ein sowie die Stadtteile Werder Vorstadt, Schelfstadt, Altstadt, Gartenstadt und Neue Gartenstadt, Großer Dreesch, Zippendorf und Muess. Sehr interessant wären hier auch die Inseln Kaninchenwerder und Ziegelwerder, aber auch der südliche Teil der Halbinsel Schelfwerder, die Ufer nahen Bereiche von Zippendorf, der Franzosenweg und vor allem der Altbaumbestand am Schweriner Schlossgarten. Ohnehin besonders im Sommer nicht nur für Hobby – Mykologen eine Fundgrube teils seltener Pilzarten. Auch der Kochtopfmykologe ist hier gern unterwegs um Sommersteinpilze, Hexen – Röhrlinge oder Pfifferlinge einzusammeln. Wir entschlossen uns für diese Variante + Fauler See. Wir, dass waren außer meiner Wenigkeit Chris aus Lübeck und ein Vereinsmitglied und Biologe aus Rostock. Die frühe Jahreszeit im Zusammenspiel mit recht trockenen Verhältnissen, bot heute eigentlich kaum etwas von dem, welches hier auch schon im Juni zu erwarten gewesen wäre.

Aber gleich zu Beginn begeisterte uns dieser Wulstige Lackporling (Ganoderma adspersum). Für meine Begleiter die erste, bewusste Begegnung mit diesem Lackporling. Wir finden ihn vorwiegend außerhalb von Wäldern in Parks und an Alleebäumen, gern an Linde.

Auf den ersten Blick zunächst für einen Frauen – Täubling gehalten, entpuppte sich dieser Sprödblättler als seltener Honig – Täubling (Russula melliolens). An der selben Stelle, unter Eiche, fand ich ihn hier vor wenigen Jahren schon einmal.

Wie bei vielen anderen Täublingen, kann die Huthaut auch stark entfärben und die zurück gezogene Hutbedeckung täuscht einen Speisetäubling vor. Honig – Täubling (Russula melliolens).

Bräunliche Flecken in den Lamellen, am Stiel sowie im Fleisch, fleischrosa Farbreaktion bei FeSO 4 und beim trockenen zunehmender Honiggeruch zeichnen diesen essbaren Täubling aus.

Alter Baumbestand unweit des Schweriner Schlossgartens.

Junger Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox).

Zwischen Stiel und Hutrand ist noch ein Häutchen gespannt.

Dieses Häutchen bleibt in der Regel als häutiger Ring/Manschette am Stiel erhalten. Kann aber bei ungünstiger Witterung (Trockenheit, Wind) auch am Hutrand hängen bleiben und der Stiel bleibt nackt. Frühlings- oder Voreilender Ackerling (Agrocybe praecox).

Ja, da weis man warum dieser Dunkelsporer Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus) genannt wird.

Zusammen mit überständigen Fahlen – Röhrling weckte dieser mumifizierte Netzstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridus) unser Interesse für ein Foto.

Ein junger und einsamer Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) unter Eichen am Wirtschaftsministerium.

An einem Eichenstubben ein üppiges Büschel des Spindeligen Rüblings (Collybia fusipes).

Die Stiele laufen zur Basis hin spindelig aus.

Die Reste eines Stadt – Champignons (Agaricus bitorquis).

Parasitierender Gelbflechten – Becherling (Xanthoriicola physciae) Foto: Christopher Engelhardt.

Blick auf den Faulen See.

Auf dem war gerade Trainieren angesagt.

Ein kapitaler Zunderschwamm (Fomes fomentarius) mit reichlich an ihm interessierten Insekten.

Von diesem, bereits etwas betagteren Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) hatte sich in jüngeren Tagen bereits jemand einige Scheiben für sein Hähnchenschnitzel für Vegetarier abgeschnitten.

Hinter eingezäuntem Privatgelände, zwischen Rindenmulch ein Blätterpilz, der stark von Trockenheit und Wind gezeichnet ist. Es sollte sich um einen völlig untypischen Rotbraunen Riesenträuschling (Stropharia rugosoannulata) handeln.

An Robinien gibt es häufiger auch mal Schwefelporlinge. Ihr Holz ist giftig und manche Mykophagen vermuten, Schwefelporlinge könnten diese Toxine mit aufnehmen. Halte ich eher für unwahrscheinlich.

Hier noch ein Nachtrag von Chris. Er hatte einen Termin und musste verfrüht abbrechen. Unterwegs traf er noch den Herrn Balkenschröter (Dorcus paralellipipedus).


Hier die Artenliste von MTB: 2334/4 – Schwerin: Wulstiger Lackporling, Buckel – Tramete, Angebrannter Rauchporling, Honig – Täubling, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Sommersteinpilz, Dickblättriger Kohlentäubling, Beutel – Stäubling, Frühlings – Ackerling, Parasitierender Gelbflechten – Becherling, Fahler – Röhrling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Eichen – Rindensprenger, Gelbe Lohblüte, Ampferblatt – Rostpilz, Spindeliger Rübling, Stadt – Champignon, Schwefelporling, Echter Zunderschwamm, Schuppiger Porling und Rotbrauner Riesenträuschling.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

01. Juni 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Schwerin

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2334/3 = Schwerin

Ziel war der südliche Bereich des Neumühler Sees.

Aufgrund des sehr unbeständigen Wetters an diesem Mittwoch wurde dieser Termin auf den Pfingstsonntag, dem 05. Juni, verschoben. Treff war gegen 10.00 Uhr am Südostende des Neumühler Sees.


Der dritte Quadrant dieser Topographischen Karte im Maßstab 1 : 25 000 beinhaltet große Teile der Landeshauptstadt Schwerin. So die Stadtteile Lankow, Neumühle, Weststadt, Paulsstadt und Göries. Sicherlich sind auch die Alleen und Parks durchaus gute Adressen, um interessanten Pilzarten zu begegnen, aber es finden sich auch ländlich geprägte Bereiche im Quadranten. Interessant könnte hier der Uferbereich des langgezogenen Neumühler Sees sein, dachten wir uns. Nun, es hätte durchaus besser sein können, aber die viel zu trockene Vorwitterung setzte unserem Anliegen Grenzen. Wir waren heute Catrin aus Katelbogen, Chris aus Lübeck und Reinhold aus Wismar. Da Chris wieder dabei war, ging es nicht nur um Pilze. Hier einige Impressionen: 

Finder, Bestimmer und Bildautor: Christopher Engelhardt.

Keine Pfingstrose, eine Heckenrose oder Hundsrose (Rosa canina). Besser bekannt unter der Bezeichnung Hagebutte.

Das Orangegelbe Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) ist eigentlich in den Bergen beheimatet und ist in Höhen zwischen 1 100 und 3000 Metern über dem Meeresspiegel anzutreffen. Die Pflanze wächst auf nährstoffarmen Trockenrasen – Standorten, offensichtlich auch mal bei uns im Flachland. 

Blutmilchpilz (Lycogala epidendron) mit Ameise.

Gemeiner Feuerschwamm (Phellinus igniarius) einmal anders.

So kennen wir ihn. Mit frischem Zuwachs ganz besonders schön!

Das Eichen – Eckenscheibchen (Diatrypella quercina) zusammen mit Gelbflechten.

Der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina).

Und der dritte im Bunde der häufigen Besiedler toter Eichenäste ist der Eichen – Rindensprenger (Vulleminia comedens).

Catrin fischt etwas aus dem Wasser.

Und Chris bemüht sein schlaues Buch über Phytoparasiten.

Dabei sollte man Sattelfest in Kräuterkunde sein. Ohne Kenntnis der entsprechenden Pflanze ist auch kaum eine Bestimmung des oft spezialisierten Kleinpilzes möglich.

Hier sehen wir zum Beispiel den Giersch – Rost (Puccinia aegopodii). Bestimmung und Foto Christopher Engelhardt.

Durch diese hohle Gasse sollen wir kommen. Ein Schlehendom.

Der Fundort einer ganzen Menge ansehnlicher Blätterpilze.

Es handelt sich um den Blassen Pflaumen- oder Schlehen – Rötling (Entoloma sepium). Ein leckerer Speisepilz des Frühsommers unter Rosengewächsen.

Ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) wie aus dem Bilderbuch!

Deshalb nennt man den Schwefelporling – Schwefelporling (Laetiporus sulphureus).

Aber auch orange – Färbungen sind bei jüngeren Exemplaren auf der Oberseite oft dominant, die später verblassen.

Bei diesem, schon etwas älteren Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), dominieren dezentere Orangetönungen.

Insbesondere bei feuchterem Wetter ist der markante Geruch des Mottenkugel – Lederrindenpilzes (Scytinostroma hemidichophyticum) schon auf einiger Distanz wahrnehmbar. Bei dem heutigen, trocken – warmen Wetter, war sein „Duft“ weitgehend konserviert.

Ein schon etwas betagteres Exemplar des Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus).

Selten auf unserer heutigen Exkursion, die Rotbuche (Fagus silvaticus).

Licht- und Schattenspiele am Neumühler See.

Kleinpilz auf Brombeerblättern. Brombeerrost (Fragmidium violaceum).

Eine Libelle im grünen.

Hier ist es der Spitzenfleck (Libellula fulva) von Chris identifiziert und im Bild festgehalten.

Tolle Kontraste!

Chris seinen naturkundlichen Blicken entgeht kaum etwas. Auch nicht diese schöne Eichen – Schmuckwanze (Rhabdomiris striatellus).

Auch dieser Erlenwürger (Cryptorhynchus lapathi) nicht.

Bevor er sich zum nächsten Kirschbaum aufmachte, hielt Chris noch schnell diesen Kirschkernstecher (Anthonomus rectirostris) im Bild fest.

Eine Bank zum Verschnaufen für zwei nicht mehr ganz so junge Hasen!

Fotografiert wurden die nicht mehr ganz so jungen Herrn von Catrin Berseck. Ist das nicht ein süßes Hexlein? Da möchte man doch gerne mitfliegen!


Hier die Artenliste von MTB: 2334/3 = Neumühler See: Acker – Kratzdiestelrost, Eichen – Mehltau, Giersch – Rost, Eichen – Eckenscheibchen. Orangerotes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Gemeiner Feuerschwamm, Blutmilchpilz, Gelbflechten Parasiten – Becherling, Eichen – Zystidenrindenpilz, Eichen – Rindensprenger, Rotrandiger Baumschwamm, Blasser Pflaumenrötling, Brennnesselrost, Eichen – Spaltlippe, Schmetterlings – Tramete, Schwefelporling, Mottenkugel – Lederrindenpilz, Schuppiger Porling, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Brombeerrost und Holunder – Rindenschichtpilz.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

28. Mai 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr das Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch das Radebachtal bei Blankenberg

Das Radebachtal ist seit vielen Jahren ein Klassiker unserer Pilzwanderungen. Es bietet zu gegebener Zeit viel Abwechslung durch seine teils kalkhaltigen Hangterrassen zum Radebach hin. Besonders im Sommer und Herbst. Jetzt im Frühling können aber auch schon erste Röhrlinge, wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge oder Sommersteinpilze den Sammler beglücken. Erste Frauentäublinge können wachsen und auch andere Frühaufsteher. Zumindest soweit es die Witterung erlaubt. Und die war in den letzten Wochen einfach viel zu trocken. Jüngste Regenfälle ließen aber zaghaft einige Frischpilze sprießen.

Wir starten.

Catrin hat an einem Baumstumpf eine Tramete entdeckt.

Und Phillip einen monströsen und überständigen Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis).

Auch diese ungenießbaren Goldfell – Schüpplinge (Pholiota aurivella) hat Phillip entdeckt und für uns aus der Schlucht geholt, wo sie an einem liegenden Buchenstamm wuchsen.

Ein angenehmer Duft entströmt der an totem Fichtenholz vorkommenden Fenchel – Tramete (Gloeophyllum odoratum).

Der erste Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla), der mir in dieser Saison unter die Augen trat.

Der Angebrannte Rauchporling (Bjerkandera adusta) zählt zu unseren häufigsten Porlingen. Er fruktifiziert sowohl an Laub- wie auch an Nadelholz.

Wir wechseln die Seiten.

Am Geäst einer gestürzten Rotbuche etliche Buckel – Trameten.

Wir wandern nun den Gerhard – Schulze – Weg entlang. Zu seiner Einweihung, vor etlichen Jahren, war auch unsere ehemaligen Landespilzsachverständige Brigitte Schurig anwesend.

Ein Phytoparasit an Giersch. Es dürfte sich um eine Puccinia handeln.

Zwei Blätterpilze erfreuen uns.

Es handelt sich um den essbaren Voreilenden- oder Frühlings – Ackerling (Agrocybe praecox).

Auch zarte Tintlinge (Coprinus spec.) haben nun auf die jüngsten Regenfälle reagiert. 28.05.2022 im Radebachtal.

Das Radebachtal gilt ja als Raritäten – Kabinett bezüglich Großpilze. So wollte sich dieses Bachtal auch nicht lumpen lassen und gab uns diese kopfzerbrechende Vorgabe. Als zu Tubaria gehörig war bereits im Feld klar. Aber das es sich um eine ausgesprochen seltene Art handelt, das natürlich nicht. Weißlicher Trompetenschnitzling (Tubaria hololeuca). Laut DGfM dürfte es sich um den fünften Nachweis dieser Art für die BRD handeln. So selten, dass selbst im Netz kaum eine vernünftige Abbildung dieser Rarität findet.

Durch die ungünstige, pilzunfreundliche Witterung dieses Frühjahres hielten sich selbst die sonst auch schon früh im Jahr so häufigen Stubbenpilze wie die Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) zurück. 28.05.2022 im Radebachtal.

Informationstafeln am Wanderweg.

Die ersten Behangenen Faserlinge (Psathyrella candolleana) sind erschienen. Ein zarter, aber leckerer Suppenpilz.

Phillip hat seinen Beraterschein im vergangenen Jahr bestanden und Catrin möchte ihn in diesem Jahr in Angriff nehmen. Daher schnell noch ein Bild von diesen Speisepilzen.

Ungenießbar ist hingegen der lederige Mai – Stielporling (Polyporus lepideus).

Ein etwas ungewöhnlicher Hochsitz.

Auch der Sklerotien – Porling (Polyporus tuberaster) gehört zu den Steilporlingen, der aber jung essbar sein soll.

Der Radebach wurde hier wohl eher unfreiwillig angestaut. Als Folge sterben Bäume in Ufernähe ab, die zu nasse Füße bekommen haben.

Das war die kleine Truppe, die heute das Radebachtal auf der Suche nach Groß- und Kleinpilzen durchstreifte. 28. Mai 2022.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

25. Mai 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Schwerin

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2334/2 – Schelfwerder

Auf der Halbinsel Schelfwerder am und im Schweriner See.

Im 2. Quadranten des Schweriner Messtischblattes befindet sich der Schweriner See mit seiner Halbinsel Schelfwerder. Die war auch das Ziel unserer heutigen Mittwochsexkursion. Zumindest der größere, bewaldete Nordteil der Halbinsel, mit dem Karlsberg und dem Ruheforst. Durchschnitten wird das Gebiet von der B 104 mit dem Paulsdamm. Feuchtbereiche, genauso wie Buchenwälder, wechseln sich hier ab. Kalkanteile in den Böden haben hier schon so manche Rarität zu Tage gefördert. Auch Morcheln sind hier zu hause. Dafür war es aber bereits etwas spät. Spät trafen sich heute auch Catrin, Michael und Reinhold zu dieser Exkursion. Gegen 16.00 Uhr. Wir durchstreiften das Gelände unter einer regelrechten Mückenplage. Die Trockenheit war auch hier zu spüren, Bodenbewohnende Frischpilze gab es so gut wie keine. Hier wie immer einige Bilder:

Catrin hat eine Schwäche für Giraffenhölzer. An diesen starten nun auch schon die frischen Ahorn – Holzkeulen (Xylaria longipes) durch.

Herrlich verwachsene Buckel – Trameten (Trametes gibbosa).

In luftiger Höhe, an einer alten Weide, ein beeindruckendes Exemplar des Schwefel – Porlings (Laetiporus sulphureus).

In einem bereits zu Boden gegangenen Nachbarsbaum hat der aggressive Holzbewohner bereits ganze Arbeit geleistet. Braun- oder Würfelfäule.

Kein Pilz – es sind die Nagelgallen der Linden – Gallmilbe (Eriophyes tiliae). Sie bilden sich häufig auf Blättern von Sommerlinden.

Nochmals Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) in einigen Metern Höhe.

Ein Schuppiger Porling (Polyporus squamosus). Er gehört zu den Stielporlingen, in dessen Verwandtschaft auch der Schwefelporling zu finden ist, obwohl er keine erkennbaren Stiele ausbildet.

Schuppiger Porling (Polyporus squamosus).

Typische Anordnung der Fruchtkörper an lebenden und toten Bäumen.

Hier darf man sich zur letzten Ruhe betten lassen und sich die Radieschen, pardon, die Pilze von unten anschauen.

Der oder die Ruheforst?

Weiter geht es auf dem Rundweg durch unser Exkursionsgebiet.

Immer wieder tangieren wir Ufernahe Feuchtbereiche.

Veränderlicher Spaltporling (Schizopora paradoxa).

Blick auf einen Ausläufer des Schweriner Sees.

Drachendreck oder Gelbe Lohblüte (Fuligo septica). Ein häufiger und wohl der auffälligste aller Schleimpilze.

Und endlich, ein richtiger Pilz mit Hut und Stiel auf dem Waldboden. Welcher mag es wohl sein?

Ein etwas von der trockenen Witterung gezeichneter Frühlings- oder Voreilender Acklerling (Agrocybe praecox). Die Hüllreste am Hutrand sollten eigentlich als Ring den Stiel verzieren. Essbar.

An einer alten Weide quellen noch butterweiche Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) aus der Rinde.

Michael gibt ihnen noch zwei Tage, dann sind sie fällig, denn das gerade geerntete Teil ist nichts mehr für Feinschmecker und wird die Pilzausstellung bereichern.


Hier die Artenliste von MTB 2334/2 = Schelfwerder: Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Brandkrustenpilz, Schlanke Ahorn – Holzkeule, Schmetterlings – Tramete, Geweihförmige Holzkeule, Buckel – Tramete, Schwefelporling, Schuppiger Porling, Flacher Lackporling, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Striegeliger Schichtpilz, Striegelige Tramete, Tintenstrichpilz, Echter Zunderschwamm, Veränderlicher Spaltporling, Angebrannter Rauchporling, Gelbe Lohblüte und Frühlings – Ackerling.


Zum Schluss noch ein abendlicher Blick auf die Landeshauptstadt Schwerin, mit dem Schweriner Dom im Zentrum.  

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

18. Mai 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Schwerin

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2334/1 Buchholz

Das Buchholz bei Moorbrink am 18. Mai 2022.

Heute habe ich den ersten Quadranten des Messtischblattes 2334 = Schwerin in Angriff genommen. Er befindet sich größtenteils nördlich unserer Landeshauptstadt. Hier gibt es mehrere kleinere Waldflächen, die in Frage gekommen wären. Ich entschied mich für das Buchholz bei Moorbrink. Ansonsten wäre hier noch ein Waldgebiet bei Hansholz oder ein Teil des Rögebruchs bei Pingelshagen zu nennen. Auch bewaldete Bereiche des Aubachs standen zur Diskussion. Frischpilze gab es kaum, da die lang anhaltende Trockenheit dieses weitgehend verhinderte.

Start- und Endpunkt meiner heutigen Runde durch das Buchholz.

Bis auf diesen Milden Zapfenrübling (Strobilurus stephanocystis) fand ich heute keine weiteren Frischpilze.

Es gab auch einige Nadelwaldbereiche, so wie hier rechts junge Douglasien.

Vorjährige und stark ausgeblasste Rötende Trameten (Daedaleopsis confragosa).

Ebenfalls nicht mehr ganz junge Buckel – Trameten (Trametes gibbosa) mit Algenansatz.

Vielfältige und bunte Blütenpracht am Wegesrand.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist ein Weißsporer.

Ja und dieses, etwa einen halben Meter breites Superexemplar eines Zunderschwamms (Fomes fomentarius) musste dran Glauben. Es bereichert jetzt die Pilzausstellung b. z. w. weist vor dem Info – Zentrum auf diese hin.


Hier die Artenliste von MTB 2334/1 – Buchholz: Milder Zapfenrübling, Orangerotes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Schneeweißes Haarbecherchen, Schmetterlings – Tramete, Echter Zunderschwamm, Rötliche Kohlenbeere, Flacher Lackporling, Striegeliger Schichtpilz, Geweihförmige Holzkeule, Rotbraune Kohlenbeere, Warziger Drüsling, Rötende Tramete, Brandkrustenpilz, Buckel – Tramete, Tintenstrichpilz, Rotbuchen – Rindenkugelpilz und Angebrannter Rauchporling.


Das Buchholz bei Moorbrink.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

15. Mai 2022 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion 

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch das Sophienholz

Das Sophienholz am 15. Mai 2022.

Zum ersten mal in diesem Jahr trafen sich heute wenige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zu einer Vereinsexkursion. Ziel war das Sophienholz zwischen den Ortschaften Goldebee, Ravensruh und Nevern. Ein vielseitiges Laub- und Nadelwaldgebiet auf besseren Böden. Im Herbst, mitunter aber auch im Sommer, kann es hier sehr artenreich zugehen. Es handelt sich um eines der interessantesten Wälder im näheren Umfeld der Hansestadt Wismar. Jetzt haben wir aber Mai und sehr vielfältig ist das Frischpilzaufkommen zu dieser Jahreszeit ohnehin nicht. Dazu kommt das trockene Frühjahr. Hier einige Bilder unserer schönen, sonnigen Exkursion durch das Sophienholz am heutigen Sonntag:

Vereinsfreundin Catrin aus Katelbogen hatte am Abend zuvor für den Steinpilz – Wismar diese Hähnchenschnitzel für Vegetarier geerntet und sie sogar ganz treffend etikettiert.

Ein Thronsessel für den Chef!

Einer der häufigsten Erstbesiedler an liegendem Schnittholz längst der Waldwege ist der Striegielige Schichtpilz (Stereum hirsutum). Zumindest an Laubholz.

Die Buckel – Tramete (Trametes gibbosa) findet sich häufig auf der Schnittfläche von Buchenstubben.

An gleicher Stelle nicht selten ist der Tintenstrichpilz (Bisporella antennata).

Alte, noch lebende Rotbuche, mit Echten Zunderschwämmen. Der Pilz tritt hier als Schwächeparasit in Erscheinung und kann später saprophytisch am Totholz weiter leben.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Direkt unter dieser Buche liegend, fast wäre ich raufgetreten, ein mutmaßlicher, junger Marderhund (Nyctereutes procynoides). Unser Leser Tobias F. aus dem Münsterland merkte an, dass er der festen Überzeugung sei, dass es sich um einen Waschbären handeln dürfte.

Das Tier atmete noch. Berühren sollte man es jedoch nicht. Zumindest der Marderhund steht im Verdacht, als Zwischenwirt von Fledermäusen, das Corona – Virus weiter zu verbreiten.

Ein Waldtümpel am Rande des Sophienholzes.

Vorjährige Konsolen der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme).

Vorjährige, ausgeblasste Fruchtkörper des Löwengelben Steilporlings (Polyporus varius).

Von der Unterseite.

Kein Holzstapel, sondern ausgediente Eisenbahnschwellen. Durch das Sophienholz verlief die frühere Eisenbahnverbindeng Wismar – Karow. Von der Ostsee in die Nossentiner/Schwinzer Heide.

Eine Ringelnatter (Natrix natrix) quert den Waldweg und somit auch unseren Weg.

Ringelnattern scheint es noch genügend zu geben, denn eine Begegnung mit ihnen ist keine Seltenheit.

Endlich auch einige Frischpilze: Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis).

Beim Anblick dieses leuchtenden Teils gab es für Catrin kein halten mehr. Sie ist in Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus) verliebt. Es war ein alter Eichenstubben. Christian nahm sich eine Kostprobe mit und konnte geschmacklich keinen Unterschied zu Pilzen von Weide ausmachen.

Etwa ein zehntel aller Vereinsmitglieder war heute auf Tour. Von links: Robert, Catrin, Reinhold und Christian. 15. Mai 2022.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

11. Mai 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Grevesmühlen

Auch für interessierte Gäste

Es ging in den vierten Quadranten von MTB: 2133

Schon war der letzte Quadrant der Topographischen Karte von Grevesmühlen, im Maßstab 1 : 25 000 00 an der Reihe. Hier standen mehrere, interessante Gebiete zur Auswahl. Da wäre zu nennen, eine Laubwaldfläche an der Plüschower Mühle, sowie nördlich von Plüschow kleinere Waldinseln. Auch bei Tressow findet sich etwas Wald. Südlich gibt es noch Feuchtbereiche, wahrscheinlich Erlenbrüche und im Kuhholz offensichtlich auch trockenere Laubwaldbereiche. Wir entschieden uns für das Mühlenholz an der Plüschower Mühle. Wir das waren Pilzfreund Christian Boss aus Wismar und meine Wenigkeit. Tags zuvor hatte es etwas geregnet und in der feuchtwarmen Luft des Nachmittags duftete der Wald besonders würzig nach Frühling. Hier finden sich durchaus Bereiche, die für Frühlingspilze wie Maipilze oder Schild – Rötlinge geeignet gewesen wären. Die allgemeine Trockenheit in diesem Frühjahr verhinderte dieses. Für den Sommer und Herbst finden sich durchaus auch attraktive Buchenbereiche, alte Eichen und vielen Hainbuchen. Hier einige Impressionen.

Durch den Regen des Vortages wieder aufgequollen zeigt sich der Warzige Drüsling (Exidia plana). 

Wie immer an toten Eichenästen sehen wir hier das Warzige Eckenscheibchen (Diatrypella quercina).

Der Mühlenbach fließt am Waldrand entlang.

Junge Schuppige Porlinge (Polyporus squamosus).

An einem alten Eichen – Stubben entwickeln sich Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus).

Hungrige Schnecken haben sich bereits an diesem Exemplar bedient.

Der Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon).

Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense).

Ein bekannter Phytoparasit an Scharbockskraut, der Scharbockskraut – Rostpilz (Uromyces ficariae).

Schöner Buchenwald.

Altbuche im Mühlenholz.

Mitten im Wald ein Kahlschlag. Sicher standen hier Fichten, die wegen Trockenschäden alle gefällt wurden.

Buckel – Tramete (Trametes gibbosa).

Frühlingsstimmung im Mühlenholz.

Mumifizierte Dickblättrige Schwarztäublinge (Russula nigricans) aus dem vergangenen Jahr.

Endlich auch mal wieder einige Frischpilze: Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus).

Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes).

Am Waldtümpel.


Hier die Artenliste von MTB 2133/4 – Mühlenholz: Warziger Drüsling, Eichen – Eckenscheibchen, Schmetterlings – Tramete, Brandkrustenpilz, Schuppiger Porling, Geweihförmige Holzkeule, Orangerotes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Schwefel – Porling, Striegeliger Schichtpilz, Bovistähnlicher Schleimpilz, Echter Zunderschwamm, Flacher Lackporling, Judasohr, Scharbockskraut – Rostpilz, Schneeweißes Haarbecherchen, Rotbrauner Borstenscheibling, Birnen – Stäubling, Dickblättriger Kohlentäubling, Buckel – Tramete, Angebrannter Rauchporling, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Glimmer – Tintling, Veränderlicher Spaltporling, Schlanke Ahorn – Holzkeule und Laubholz – Harzporling. 


Wir verabschieden uns vom Mühlenholz an diesem sonnigen und warmen Mai – Abend.

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07. Mai 2022 – Öffentliche Lehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Haushalt Forst am Schweriner See

In früherer Zeit im Frühling und Spätherbst ein muss, die Wanderung am Ufer des Schweriner Sees. Im Frühling locken hier leckere Morcheln und im Herbst Stockschwämmchen, Hallimasch sowie andere Arten. Um diese Zeit ist die Strecke sehr bekannt bei den Delikatessen – Jägern, aber keiner sieht alles und vielleicht haben wir Glück, die eine oder andere Speise- oder Käppchenmorcheln zu entdecken. So dachten wir es uns jedenfalls. Aber nichts zu machen, die begehrten Delikatessen hielten sich bedeckt. Nicht zuletzt auch wegen der trockenen Verhältnisse. Hier einige Bilder:

Der Startschuss ist gefallen.  

Der Weg führt uns zunächst durch den Schlosspark. Einige Bäume werden mit Wassersäcken vor dem Verdursten geschützt.

Wir tangieren Schloss Wiligrad.

Unterhalb Schloss Wiligrad.

Am naturbelassenen Ufer des Schweriner Sees ragen immer mal wieder umgestürzte Bäume in das Wasser hinein.

Der Löwenzahn steht in voller Blüte. Der optimale Zeitpunkt für eine Morchel – Wanderung.

Plötzlich unerwartet einige Champignons direkt am Wanderweg.

Es handelt sich um die Wildform des Zucht – Champignons, um den Garten- oder Zweisporigen Egerling (Agaricus bisporus). Der einfache Ring lässt sich nach unten am Stiel abziehen.

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) ist ein Weißsporer.

Der Kastanienbraune Stielporling (Polyporus badius) ist zäh wie Leder und daher für die Küche nicht zu gebrauchen.

Bei diesem Anblick weis man sofort, warum dieser häufige Dunkelsporer Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus) genannt wird.

Wachstumsschwerpunkt im Herbst, aber auch im Frühling ist der ungenießbare Hochthronende Schüppling (Pholiota aurivella) keine Seltenheit. Hier an der Schnittfläche eines Buchenstammes.

Bereits vor einer Woche, im Zuge unseres Frühlingsseminars, entdeckt, besprochen und stehen gelassen, waren die Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) zu ansehnlichen Pilzen heran gewachsen.

Sie wurden nun geerntet und für eine Kostprobe mitgenommen.

Allerdings waren sie bereits recht großporig und damit relativ zäh.

Unser Erinnerungsfoto im zarten Frühlingsgrün.   


Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!

04. Mai 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Grevesmühlen

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2133/3 = Grevesmühlen

Auwald an der Stepenitz.

Im dritten Quadranten des MTB 2133 findet sich wenig Wald. Einzig südliche Bereiche der Wotenitzer Tannen wären zu nennen. Auch ein kleines Wäldchen bei Upahl. Interessant, gerade auch zu dieser Jahreszeit, könnten hier die Uferbereiche des Flüsschens Stepenitz sein. So entschieden wir uns heute für diese Variante. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit noch Catrin aus Katelbogen und Phillip aus Renzow.

Ein Gemeiner Feuerschwamm (Phellinus igniarius) an einer alten Weide.

Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) an Haselnuss.

Phillip hat einen Phytoparasiten an Scharbockskraut entdeckt. Es dürfte sich um den Rostpilz Uromyces poae handeln. Er kommt an Hahnenfuß und Scharbockskraut im Frühling vor und wechselt im Sommer zu Süßgräsern.

Catrin punktet mal wieder mit Giraffenholz. Verantwortlich für diese Holzzeichnungen soll die Ahorn – Holzkeule sein.

Über uns die A 20.

Phillip vorweg.

Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) an Prunus spinosa).

Die Hänge werden steiler.

Kleine Streuobstwiese im Hintergrund.

Blühende Dornenhecke. Unter Schlehenhecken kann es Maipilze und vor allem essbare Rötlinge des Frühlings geben. Auch Morcheln sind möglich. Wenn es nur nicht so trocken wäre!

Phillip beäugt kritisch ein trockenes Stöckchen.

Etliche Holzkohlenpilze an einer alten Esche.

Holzkohlenpilz (Daldinia concentrica).

Von schwarz zu weiß. Von holzig – hart zu butterweich. Ein Bovistähnlicher Schleimpilz (Reticularia lycoperdon).

Fleischrötlicher Zystiden – Rindenpilz (Peniophora incarnata).

Oben Peniophora incarnata und unten die Zahnhaut (Dendrothele acerina).

Vorjährige Teuerlinge.

An altem Haselholz der Kleiige Haselbercherling (Encolela furfuracea).

Am selben Substrat der Hasel – Rindensprenger (Vuilleminia coryli).

Ein farbenfroher Kleinpilz, der Ampferblatt – Rostpilz (Ramularia rubella).

Ganz zum Schluss, am Wegesrand, sogar noch einige Blätterpilze. Grauer Falten – Tintling (Coprinus atramentarius).


Hier die Artenliste von MTB 2133/3 – an der Radegast: Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugepitzter Kugelpilz, Gemeiner Feuerschwamm. Warziger Drüsling, Scharbockskraut – Rostpilz, Geweihförmige Holzkeule, Pflaumen – Feuerschwamm, Judasohr, Striegeliger Schichtpilz, Löwengelber Porling, Rotrandiger Baumschwamm, Ahorn – Runzelschorf, Holzkohlenpilz, Schmetterlings – Tramete, Erlen – Schillerporling, Kleiiger Haselbecherling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Goldgelber Zitterling, Hasel – Rindensprenger, Fleischroter Zystiden – Rindenpilz, Ampferblatt – Rostpilz, Holunder – Rindenschichtpilz, Zahnhaut, Uromyces poae und Grauer Faltentintling.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

29.04. – 01.05. 2022 – Frühlingsseminar in Mecklenburg

Ein Pilzwochenende in Mecklenburg

Frühlingsseminar im Warnowtal Karnin

Haus der Naturfreunde in Karnin.

Freitag, der 29.04. – ab 14.00 Uhr Theorietag

Sonnabend, der 30.04. – Exkursionen und Fundbesprechungen

Sonntag, der 01.05.  – Abschussexkursion


Nach einer Pause, bedingt durch die Corona – Pandemie, lud das Mykologische Informationszentrum Wismar wieder zu einem Pilzwochenende im Frühling nach Mecklenburg ein.

Idyllisch gelegen im kleinen Ort Karnin und im gleichnamigen Warnowtal, befindet sich das vom NABU betriebene Haus der Naturfreunde, früher die Naturschutzstation Karnin. Es ist als Gästehaus eingerichtet, für Menschen, die in aller Ruhe die schöne Natur Mecklenburgs genießen wollen. Wasserwandern auf der Warnow und ausgedehnte Waldwanderungen laden unweit unserer Landeshauptstadt Schwerin zur Freizeitgestaltung ein. 

Das Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin am 01. Mai 2022.

  • Am Freitag stand wie gewohnt Theorie auf dem Programm. In Form eines Beamer – Vortrages stellte ich Großpilzarten vor, die im Frühling gefunden werden können. Außerdem gab es einige, kleinere Filmbeiträge von Ausstellungen in Wismar und Rostock und mit dem Hausschwein Kiki ging es auf Trüffelsuche.

Der Organisator bei der Vorbereitung seiner Präsentation. Abgelichtet von unserer Pilzfreundin Beatrice aus Berlin.

Thema: „Unsere Großpilze im Frühling“. Wir starten mit April – Rötlingen.

Für die Nachwelt im Bild festgehalten wurde dieses denkwürdige Ereignis auch hier von Beatrice.

Erläuterungen zum Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin.

Am Abend begaben wir uns noch zu einer kleinen Exkursion in das Warnowtal.

Der Schneckenberg mit Trockenrasen und lockeren Kieferngruppen grenzt direkt an unser Seminarobjekt.

Würfel- oder Braunfäule. Der Überrest einer alten Eiche. Vielleicht war sie vom Schwefelporling befallen.

Die Warnow mit den Überresten der ehemaligen Richenberger Mühle.

Informationstafel zur Richenberger Mühle.

Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme) im Warnowtal bei Karnin.

Catrin und Michael in urwüchsiger Natur.

Buchenfruchtschalen – Holzkeule (Xylaria carpophila).

Die Rotbraune Kohlenbeere (Hypoxylon fuscum) findet sich häufig an Haselnuss.

Es scheint etwas entdeckt worden zu sein.

Es ist der Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum).

Hier hat mich Beatrice erwischt, beim startklar machen meiner kleinen, bescheidenen Kamera.

Blick auf die Warnowbrücke Karnin.

Vom Winde verweht, könnte man dieses Bild bezeichnen. Der Echte Zunderschwamm befindet sich im Frühling in seiner Sporulationsphase.

Von links: Michael, Reinhold und Hella. Fotografiert von unserer Berliner Pilzfreundin Beatrice.

Fischtreppenartiges Wildwasser im NSG Warnowtal bei Karnin.

Nostalgische Wasserpumpe auf dem Seminargelände. Leider ist sie nicht mehr funktionstüchtig.

Am Abend wurde der Grill ein erstes mal angeheizt. Christian aus Berlin betreute ihn nicht nur, er hat auch die Grillware gekauft und vorbereitet. Im Namen aller möchte ich dir dafür auch an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen danken!

  • Sonnabend ging es zu einer Tagesexkursion an den Schweriner See.  Am Abend wurde am Lagerfeuer der Grill nochmals angeschmissen, um anschließend in gemütlicher Runde die Fundauswertung bei Pils und Wein vorzunehmen.

Bevor wir zum Schweriner See aufbrachen, gab es natürlich noch ein gemeinschaftliches Frühstück.

Imposante Eiche in Wiligrad. Start und Endpunkt unserer heutigen Exkursionen am Schweriner See.

Aufforstung in Wiligrad. Ein neuer Schlosspark wächst heran.

Auch Nadelgehölze sind dabei und bilden gerade ihre neuen Zapfen aus.

Aufbruch durch die Haushalt Forst. Beatrice hat uns hier fotografiert.

An den Stirnflächen von am Wegesrand gelagerten Schnittholzes zahlreiche Konsolen des Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum).

Fundbesprechung am Holzstapel.

Während der Striegelige Schichtpilz gerne totes Eichenholz besiedelt, findet sich der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa)  ausschließlich an alten Eichenstubben.

Streng genommen müsste er mikroskopiert werden, aber seine Perithezien sind oft in mehr oder weniger längst angeordneten Reihen auf toten Laubhölzern zu finden. Es handelt sich demnach sehr wahrscheinlich um den Sichelsporigen Pustelpilz (Melogramma campylosporum).

2 Rosetten der Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor).

Die kleine Seminargruppe in der ergrünenden Haushalt Forst, wie die Wälder um Bad Kleinen und Lübstorf auf alten, Topographischen Karten benannt waren.

Am Ufer des Schweriner Sees angekommen, erfreute uns diese Speise – Morchel (Morchella esculenta). Es sollte die einzige bleiben.

Ebenfalls ein Schlauchpilz, also mit den Morcheln verwandt, ist dieser Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Ein Erdstern (Geastrum spec.) aus dem letzten Herbst.

Ein etwas untypischer Grauer – Faltentintling (Coprinus atramentarius), der durch die trockene Witterung gezeichnet ist.

Christian begutachtet diesen dunkelsporenden Blätterpilz gewissenhaft.

Und Hella prüft den Geruch.

Auch hier scheint etwas gefunden worden zu sein, bei dem der Geruch festgestellt werden muss.

Christian aus Berlin beim Mottenkugel – Geruchstest von seiner besseren Hälfte Beatrice im Bild festgehalten.

Ja, der Duft des Mottenkugel – Lederrindenpilzes (Scytinonstroma hemidichophyticum) ist durchaus beeindruckend.

Und nochmals Graue Faltentintlinge (Coprinus atramentarius). Jetzt, so wie es sich eigentlich gehört, in einem Büschel.

Jung essbar, in Verbindung mit Alkohol giftig soll dieser Tintling sein.

Eine bemerkenswerte Kombination. Mit Sicherheit sehen wir hier zentral Angebrannte Rauchporlinge (Bjerkandera adusta), flankiert von Trameten. Rechts eindeutig Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor). Ob es sich linker Hand um Ockergelbe Trameten handelt oder doch nur um ältere Schmetterlinge, lasse ich mal dahin gestellt.

Zwei blasse Seitlinge quälen sich aus der Buchenrinde.

Verspätete Austern – Seitlinge oder verfrühte Lungen – Seitlinge? Auf jeden Fall Speisepilze!

Blick auf den Schweriner See.

Christian in uriger Natur von seiner besseren Hälfte Beatrice für die Nachwelt im Bild festgehalten.

Der Echte Zunderschwamm als Nutznießer toten Buchenholzes.

Vom Großpilz zum Kleinpilz. Etwas phytoparasitisches an Scharbockskraut, der Scharbockskraut – Rostpilz.

Catrin besteigt einen Haselnussstrauch zur Begutachtung eines Porenschwamms. Es handelte sich um zerfallene Fruchtkörper des Erlen – Schillerporlings, der auch an Corylus vorkommen kann.

Wir erreichen wieder den Schlosspark Wiligrad mit Löwendenkmal.

Nicht nur der Löwenzahn steht in voller Blüte.

Westportal des Schlosses Wiligrad. Foto Beatrice Petzka.

Mittagspause im Gartenkaffee Wiligrad.

Stärkung in gemütlicher Runde zwischen Hahn und Hühnern im Gartenkaffee. So wie obiges Foto von Beatrice aus Berlin im Bild für die Nachwelt festgehalten.

Nach der Verschnaufpause im Garten – Kaffee brachen wir zur 2. Runde am Schweriner See auf. Der Weg führte uns zunächst durch den großzügig angelegten Schlosspark.

Eine bunte, prachtvolle Blumenbank erregte das Interesse.

Beatrice hat uns die Blütenpracht im Bild festgehalten.

Schloss Wiligrad.

Der Frühling ist voll ausgebrochen und hier von Beatrice treffend in Szene gesetzt.

Am Schweriner See. Wir erreichen wieder den Wanderweg am Ufer des selbigen und es geht nun in Richtung Lübstorf.

Wir sind wieder auf dem Uferweg. Bild von Beatrice aus Berlin.

Wildblumenwiese im Wald. Foto von Beatrice aus Berlin.

Gelbe Anemone (Anemone ranunculoides). Die gelbe Anemone wächst auf basenreichen Böden und dadurch auch gerne an Morchel  Standorten im Erlen – Eschenwald. Die Pflanze ist giftig. Die letale Dosis für einen erwachsenem Menschen liegt laut Wikipedia bei etwa 30 Pflanzen. Von Beatrice fotografiert.

Lila – violett angehauchte Buschwindröschen von Beatrice aufgenommen.

Licht- und Schattenspiele mit Totholz und Anemonen – Teppich in der Haushalt Forst. Von Beatrice aus Berlin fotografiert.

Der Tintenstrichpilz (Bispora antennata).

Schlüsselblume (Primula spec.) von Beatrice fotografiert. Zwar im Wald, so scheint es sich wohl doch eher um die Wiesen – Schlüsselblume zu handeln.

Kastanienbraune Stielporlinge (Polyporus badius) wurden entdeckt und Beatrice hat diesen denkwürdigen Anblick für alle Welt festgehalten.

Vorbereitungen zum fotografieren, von Beatrice aus Berlin im Bild festgehalten.

Wie immer an totem Laubholz zu finden, sehen wir hier den Kastanienbrauen- oder Süßriechenden Stielporling (Polyporus badius). Seine zähe Konsistenz weist bereits darauf hin, dass er als Speisepilz nicht in Frage kommt.

Auch der Sklerotienporling (Polyporus tuberaster) gehört zu den Stielporlingen. Er soll zumindest ganz jung als Speisepilz verwendet werden können.

Sehr ähnlich ist der Schuppige Porling (Polyporus squamosus). Er wird größer und ist auch durch seinen Geruch nach frischen Gurken leicht vom Sklerotien – Porling zu unterscheiden. Beide sind Laubholzbewohner und die hier gezeigte Art ist jung durchaus als Speisepilz in einer noch pilzarmen Jahreszeit zu empfehlen.

Der Aronstab (Arum spec.) findet sich häufig am Ufer des Schweriner Sees zwischen Gallentin und Lübstorf. Fotografiert von Beatrice aus Berlin.

Morchelverdächtiger Eschenwald oberhalb der Hangterrassen des Schweriner Sees.

Diese noch relativ junge Buche scheint von einem mächtigen Geschwür geplagt zu werden.

Möglich, dass diese Wucherungen von einem Pilz ausgelöst werden. Vielleicht von einem Vertreter der Pustelpilze.  Der Obstbaumkrebs (Neonectria ditissima) kann beispielsweise auch an Buche vorkommen?

Und noch einige Frischpilze. Wir sehen Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus).

Kleine Auslage nach Ankunft im Haus der Naturfreunde in Karnin.

Blumen und Pilze im Frühling. Das Stillleben haben wir Beatrice zu verdanken.

Es gab Kaffee und selbst gebackenen Kuchen an frischer Luft auf dem Außengelände des Hauses der Naturfreunde in Karnin.

Das Lagerfeuer ist nun entfacht.

Als Brandmeister betätigte sich Christian aus Berlin.

Gegen Abend wurde es schnell frisch und da tat ein wärmendes Feuer inmitten der gemütlichen Runde echt gut.

Im Anschluss nach dem Grillen war Bestimmungsarbeit angesagt.

  • Am Sonntag brachen wir noch zu einer Abschlussexkursion durch das Warnowtal Karnin auf. 

Start zur Abschlussexkursion im Warnowtal Karnin.

Interessant für uns ist besonders das viele Totholz.

Hier sind es an Birke Exemplare des Birken – Zungenporlings (Piptoporus betulinus). Als Vitalpilze dürfen diese vorjährigen Fruchtkörper nicht mehr verwendet werden. Ab August sprießen wieder frische!

Neben der Birke zählt die Buche als Hauptsubstrat für den Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius). Unser Lagerfeuer haben wir auch ohne ihn entfacht bekommen.

Und nochmals ein Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) in richtiger Ausrichtung des Fruchtkörpers, nämlich mit der Fruchtschicht nach unten, damit die Sporen entsprechend ausfallen können.

Althaseln von Pilzfreundin Beatrice fotografiert

Auch diese hohle Gasse hat sie für uns fotografiert.

Judasohren (Hirneola auricula – judae) an Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) von Beatrice fotografiert.

Der Hang wird immer steiler und ein nur schmaler Trampelpfad zwingt uns zum Gänsemarsch durch das Warnowtal.

Inzwischen bereits ausgereifte Bovistähnliche Schleimpilze (Reticularia lycoperdon). Das anfänglich schleimige Innenleben dieses Myxomyceten hat sich inzwischen zu Sporenpulver umgewandelt und die Schleimpilze beginnen zu zerbröseln.

Guttationströpfchen bei einem Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Durch verstärkten Wasserdurchfluss erhöht er seine Nährstoffzufuhr.

Wunderschönes Warnowtal Karnin im Frühling.

Ausgewachsener und typischer Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Alte Austern – Seitlinge von Michael Junge im Bild festgehalten.

Der Blauschwarze Ölkäfer (Meloe proscarabeus). Sein Sekret ist giftig und er ist ein Räuber, der auf Sandbienen spezialisiert ist. Die Tiere stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. 

Beatrice aus Berlin fotografierte diesen Fruchtstand einer Esche.

Zurück geht es oberhalb des Warnow – Durchbruchstales.

Zum Abschied noch ein Panorama – Schwenk in das Warnowtal am 01. Mai 2022.

Das Objekt besitzt einen großzügig angelegten Außenbereich, so dass wir es uns auch draußen gemütlich machen konnten. Allerdings ist hier Eigenversorgung angesagt. Eine Küche ist vorhanden.

Siehe unter: http://www.schwerinersee.de

Auf Unterkünfte – Gruppenreisen – Haus der Natur gehen und dort zur Übernachtung anmelden.

Der harte Kern unseres kleinen Pilzwochenendes im Haus der Natur im Warnowtal Karnin. Von links: Hella, Catrin, Beatrice, Michael und Reinhold.

Wir verabschieden uns vom Haus der Naturfreunde in Karnin, im Frühling 2022. Foto: Beatrice Petzka aus Berlin.

Seminargebühren: 80,00 € p. P. zuzüglich der Kosten für Unterkunft und Selbstverpflegung.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei Beatrice und Christian aus Berlin für dieses zünftige Brotbrett in Steinpilzform! Dankeschön auch an Monika aus Rostock für den leckeren Rhabarber – Kuchen!

Wann startet das nächste Pilzseminar? – Siehe unter Termine!

steinpilz.wismar@t-online.de

20. April 2022 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion bei Grevesmühlen

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2133/2 = Grevesmühlen

Wir starteten in Richtung Tressower See.

Wir, das waren Catrin aus Katelbogen, Phillip aus Renzow und Reinhold aus Wismar. Ziel war heute der 2. Quadrant im MTB Grevesmühlen. Es ist der waldreichste Quadrant des Messtischblattes. Große Teile der Everstorfer Forst und die Forst Jamel liegen im Kartierungsgebiet. Nördlich der B 105 liegt „Im Gebirge“. Ein sehr hügeliger Bereich der Jamelner Forst. Bestanden mit Fichten und Buchen. Interessant könnte vielleicht auch der Ufer – Bereich des Tressower Sees sein, dachten wir uns. Gerade auch im Frühling.

Feuchtwald nordöstlich des Tressower Sees.

Besonders im April sieht man an Bäumen und deren Stubben immer wieder den Bovistähnlichen Schleimpilz (Reticularia lycoperdon).

An einem toten Fichtenstamm fanden wir diesen überständigen Schwarzgebänderten Harzporling (Ischnoderma benzoinum). Er gleicht im Prinzip dem Laubholz – Harzporling, den wir vorwiegend an Buchenholz antreffen können.

Auf der Rinde eines toten Buchenstammes sehen wir hier die Zusammenfließende Kohlenbeere (Hypoxylon cohaerens).

Schlanke Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes).

Am selben Substrat – Knüppel (Acer) sehen wir hier das typische Muster eines Giraffenfells, also Giraffenholz. Obige Holzkeule soll dafür verantwortlich zeichnen.

Bei so vielen Buschwindröschen muss doch was zu machen sein.

Und es war was zu machen! Klar, wonach Catrin und Phillip Ausschau hielten: Anemonen – Becherling (Dumontinia tuberosa).

An toten Knüppeln von Esche findet sich nicht selten der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata).

Zur Abwechslung auch mal einige richtige Pilze mit Hut und Stiel. Frühlings – Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea). Durchaus für ein Pilzsüppchen tauglich.

Aber der herausragendste Fund war dann doch dieser Körnige Flockenschüppling (Flammulaster granulosum). Phillip hat ihn entdeckt. Laut Verbreitungskarte der DGfM erst 2 Nachweise für M-V dokumentiert und daher eine enorme Aufwertung unserer heutigen Mittwochsexkursion.

Ob dieser Flockenschüppling tatsächlich so selten ist, darf leicht angezweifelt werden. Sicher auch mal übersehen. Aus Schleswig – Holstein liegen durchaus einige Nachweise vor und regional auch anderswo in Deutschland, wo aktiv kartiert wird.

Catrin und Phillip beäugen kritisch einen Holzknüppel.

Ein Frühlingswald vom feinsten.

Phillip hatte auch einen Blick für Phytoparasiten. Hier ist es der Braune Moschuskraut – Rostpilz (Puccinia odoxae).


Die Artenliste von MTB: 2133/2 – Tressower See: Orangerotes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Judasohr, Flacher Lackporling, Warziger Drüsling, Rotbraune Kohlenbeere, Bovistähnlicher Schleimpilz, Anemonen – Becherling, Rotrandiger Baumschwamm, Angebrannter Rauchporling, Gemeiner Violettporling, Schwarzgebänderter Harzporling, Striegeliger Schichtpilz, Schmetterlings – Tramete, Schlanke Ahorn – Holzkeule, Eschen – Zystidenrindenpilz, Frühlings – Mürbling, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Körniger Flockenschüppling, Geweihförmige Holzkeule, Scharbockskraut – Rostpilz, Pflaumen – Feuerschwamm, Rotbrauner Borstenscheibling, Zinnoberroter Pustelpilz, Rötende Tramete, Gemeiner Feuerschwamm, Austern – Seitling, Goldgelber Zitterling, Moschuskraut – Rostpilz.


Wir verabschieden uns vom Tressower See.

Wann findet die nächste Mittwochsexkursion statt? – Siehe unter Termine!

16. April 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte an das Selmsdorfer Traveufer 

Badestelle am Selmsdorfer Trave – Ufer am 16.April 2022.

Die 2. Lehrwanderung des Jahres führte uns ganz in den Westen unseres Bundeslandes, an die Grenze zu Schleswig – Holstein. Genauer gesagt, an das bewaldete Trave – Ufer zwischen den Ortschaften Teschow und Selmsdorf. Nadel- und Laubwald steht hier auf überwiegend sandigen Böden. Zumindest im Herbst (welch Wunder!) kann es hier eine sehr vielseitige Pilzflora geben. Als ich in den 1990er Jahren im Spätherbst mit einem weiteren Pilzfreund hier kartieren war, konnten wir einen enormen Artenreichtum feststellen. Das war heute nicht so, denn wir starten wie gewohnt sehr verhalten in die neue Saison. Einige Frühaufsteher konnten uns allerdings erfreuen und so wurde es interessanter und erholsamer Pilzausflug an frischer Frühlingsluft. 

Start und Endpunkt unserer Wanderung war an der Waldkita.

Pinnwand des Waldkindergartens.

Grün verfärbtes Totholz zeugt von der Anwesenheit des Grünspanbecherlings.

Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Jung essbar, aber bitte ohne Osterwasser!

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Phillip beäugt kritisch einen kleinen Zweig mit Pilzbesatz.

Es handelt sich um Topf – Teuerlinge (Cythus olla).

Junge Fruchtkörperanlagen des Topf – Teuerlings (Cyathus olla).

Foto – Termin mit Glimmer – Tintlingen.

Weiter führt uns der Weg durch den Sonnenlicht durchfluteten Frühlingswald.

Ein Bitterer Zapfenrübling (Strobilurus tennacellus). Ungenießbar.

Klassischer Weise an der Stirnfläche eines gesägten Fichtenstammes finden wir die Reihige Tramete (Antrodia serialis).

Am Wegesrand wurde etwas entdeckt.

Es handelt sich um den Warzigen Drüsling (Exidia plana).

Typische Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) mit ihren mehrfarbig zonierten Konsolen.

Diese essbaren Freiblättler fruktifizieren fast ganzjährig auf Totholz und deren Resten. Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus).

Ein kleiner Zapfenrübling wird hier hingebungsvoll in Betracht gewogen.

Der Bittere Zapfenrübling mit Substrat. Die Pilze wachsen aus alten, oft im Waldboden versenkten Kiefern – Zapfen heraus.

Leuchtend rote Apothezien des Österreichischen Prachtbecherlings (Sarcoscypha austriaca) erfreuten unsere Augen und verzierten den Waldboden.

Porenstrukturen der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Wir erreichen das Trave – Ufer.

Stimmungsvoller Blick auf die Trave.

Das Ro-Ro Cargo – Ship Friedrich Russ steuert von Travemünde hinaus auf die Ostsee in Richtung Finnland.

Ein resupinater Porling auf einem toten Kiefernstamm. Es könnte sich um den Grauweißen Resupinatporling (Diplomitoporus lindbladii) handeln.

Erinnerungsfoto am Selmsdofer Trave – Ufer. 16.04.2022.

Wir nehmen Abschied vom Wald zwischen Selmsdorf/Teschow und der Trave.

Wichtiger Hinweis in eigener Sache. Werden Sie Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und helfen Sie mit das Mykologische Informationszentrum zu erhalten. Die Zukunft dieser einmaligen Einrichtung für die Hansestadt und darüber hinaus könnte auch von ihnen abhängen. Gesucht werden auch Menschen, die sich im Vorstand etwas für das Allgemeinwohl engagieren möchten. Spenden sind gern gesehen. Siehe unter „Förderer und Sponsoren“. Vielen Dank im voraus!

13. April 2022 – Mittwochsexkursion

Mittwochsexkursion bei Grevesmühlen

Auch für interessierte Natur- und Pilzfreundinnen und Freunde

Es ging in das MTB: 2133/1 = Grevesmühlen

Kleines Bachtal nördlich des Santower Sees.

Heute ging es in den ersten Quadranten des Grevesmühlener Messtischblattes 2133. Im Ostteil des Quadranten stand uns der westliche Bereich der Everstorfer Forst zu Verfügung. Teils sehr hügelige Laub- und Nadelforste, besonders bei Hamberge mit dem Iserberg, der einen weiten Blick in die Landschaft offenbart. Von hier aus schweift der Blick über das Naturschutzgebiet Santower See. Auch das Ufer des Ploggensees ist bewaldet. Außerdem stand noch der nördliche Teil der Wotenitzer Tannen zur Diskussion. Fast übersehen hatte ich noch das Ufer des Vielbecker Sees. Hier war ich allerdings bereits im Februar mit Christopher Engelhardt unterwegs. Wir (Phillip Müller und Reinhold Krakow) entschieden uns für ein kleines Bachtal unweit der Ortschaft Warnow und nördlich des Santower Sees. Dieses führt zu einem kleineren Waldgebiet mit integrierten Feuchtbiotopen, das überwiegend von Pappeln in Reih und Glied bepflanzt ist, inklusive einer kleinen Fichtengruppe. Schließlich suchten wir noch einen kleinen, ufernahen Teilbereich am Santower See nach Großpilzen ab. Hier einige Bilder: 

Glücklicherweise haben hier noch längst nicht alle Eschen das Zeitliche gesegnet, so dass es durchaus auch die eine oder andere Morchel hätte geben können. Dafür war es aber noch etwas zu früh.

Hier sehen wir den Scharbockskraut – Sklerotienbecherling (Sklerotinia binucleata). Die optischen Unterschiede zum Anemonenbecherling sind nur unter dem Mikroskop auszumachen, oder an den Wirtspflanzen, falls, so wie hier, nur Scharbockraut in der Nähe ist.

Wie man sieht, sind allerdings auch hier schon zahlreiche Eschen gefallen. Grund: das Eschen -Triebsterben, hervorgerufen von einem kleinen Schlauchpilz.

Im Feuchtrevier herrscht Aufbruchstimmung. Der Frühling startet durch.

Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata).

Ein schöner Fund waren diese Holzkohlenpilze (Daldinia concentrica).

Die Pappeln stehen in deutscher Ordnung und an die Fichtengruppe kamen wir leider nicht heran, da es immer feuchter wurde. Das holten wir am Santower See schließlich nach.

Besonders im April häufig zu beobachten, der Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon).

Strukturell ein schönes Bild geben hier die aufgebrochene Baumrinde und die Fruchtkörper der Ziegelroten Kohnlenkruste (Hypoxylon rubiginosum) ab.

Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense).

Phillip hat etwas gefunden.

Es sind Anemonen – Becherlinge (Dumontinia tuberosa).

Die Pilze entspringen einem sogenannten Sklerotium, welches tiefer im Boden versteckt ist und seine Nährstoffe aus den Wirtspflanzen zieht, den Anemonen oder Buschwindröschen.

Sklerotium (verhärtete Dauerform) und dessen Fruchtkörper.

Feuerschwamm an altem Haselnussstrauch. Es dürfte sich um den Polsterförmigen Feuerschwamm (Phellinus punctatus) handeln.

Auch der Kleiige Haselbecherling (Encoelia fufuracea) ist nicht selten an alten Haselsträuchern zu finden. Bevorzugt im Winterhalbjahr.

An alten Weiden findet sich gelegentlich der Muschelförmige Feuerschwamm (Phellinus conchatus).


Die Artenliste von MTB 2133/1 – Santower See: Eichen – Eckenscheibchen, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen. Zugespitzter Kugelpilz, Scharbockskraut – Sklerotienbecherling, Eschen – Zystidenrindenpilz, Holunder – Rindenschichtpilz, Blasiges Eckenscheibchen. Holzkohlenpilz, Judasohr, Warziger Drüsling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Ziegelrote Kohlenkruste, Flacher Lackporling, Anemonen – Becherling. Riesenbovist, Pflaumen – Feuerschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Striegelige Tramete, Rötliche Kohlenbeere, Polsterförmiger Feuerschwamm, Rostbrauner Feuerschwamm, Kleiiger Haselbecherling, Flächiges Eckenscheibchen und Muschelförmiger Feuerschwamm. 


Wichtiger Hinweis in eigener Sache! Werden sie Mitglied der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Helfen Sie mit, diese einmalige Einrichtung für unsere Hansestadt und darüber hinaus zu erhalten. Spenden Sie für uns! Siehe unter „Förderer und Sponsoren“. Vielen Dank im voraus!


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

06. April 2022 – Mittwochsexkursion

Mittwochsexkursion Großklützhöved

Auch für interessierte Gäste

Ziel war das MTB: 1933/4 = Großklützhöved


Nur ein kleiner Zipfel, nämlich ein Landbogen in der Boltenhagenbucht, genannt Großklützhöved, ragt in das Wasser der Ostsee hinein. Es ist die einzige Landmarke des Messtischblattes, welches ansonsten nur aus Ostsee besteht. Bewaldet ist hier nur der Küstenstreifen und ein schmales Wäldchen am Golfplatz. Gerade auch im Frühling können die Küstenwälder recht interessant sein. Aber für die hier zu erwartenden Frühlingsarten, die bei Pilzsuchern von Interesse sein könnten, ist es wohl noch etwas zu früh. Aber es soll ja Kartiert werden. Hier einige Bilder von heute. Angemeldet hatte sich keiner weiter, so dass ich alleine unterwegs war.

Start und Endpunkt der Exkursion. Kaum hatte ich den Wald hinter dem Hinweisschild betreten, wurde ich von einem Menschen aufgefordert, meine Personalien zu nennen, da ich einen Privatwald betreten hätte.

Dieses lehnte ich selbstverständlich ab und verwies darauf, das alle Wälder, soweit nicht ausdrücklich als Sperrzone gekennzeichnet, von Jedermann auch abseits der Wege betreten werden dürfen und ließ mich von meinem Ansinnen nicht abhalten, hier heute meine Exkursion durchzuführen.

Dieser Laubholzast ist vom Häutigen Lederfältling (Byssomerulius corium) überzogen. Eigentum des Waldbesitzers und er achtete streng darauf, dass ich den Ast nach dem Fotografieren auch in seinem Wald zurück lasse.

Judasohren (Hirneola auricula judae) sind nach den jüngsten Regenfällen wieder zu neuem Leben erwacht.

Das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) entwickelt sich zunächst unter der Rinde von totem Laubholz und sprengt diese schließlich weg.

Stopplige Drüslinge (Exidia truncata) neben der Gemeinen Gelbflechte an einem toten Eichenzweig.

Neben der Buche bildet die Birke das Hauptsubstrat des Echten Zunderschwamms (Fomes fomentarius).

Ein Fabelwesen!

Stummelfüßchen (Crepidotus spec.)

Gemeine Gelbflechte (Xanthorina parietina) auf einem Findling am Waldesrand. Durch die Eutrophierung unserer Landschaft ist diese Flechte massenhaft zu finden. Sie ist auch Nahrungsquelle für einige Falterarten. Man findet sie meist an Bäumen, kann aber auch an Mauern, auf Dachplatten oder so wie hier, auf Steinen wachsen.

Die einzigen Frischpilze von heute: Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus).

Massenpilze in jedem Frühjahr an toten Stängeln der Großen Brennnessel: Orangerote Brennnesselbecherchen (Calorina fusarioides).

Ein Trauerspiel, das Eschen – Sterben.

An Obstbäumen und dornigem Gebüsch keine Seltenheit, der Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus).

Gut auf trockene Lebensräume angepasst und auf frischem, aber totem Hartholz spezialisiert, ist der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune).

Frisch aufgequollen und in satter Färbung zeigt sich hier der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica).

Wunderbar verwachsen präsentiert sich dieser Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Er musste dann doch dran Glauben. Diebstahl im Privatwald!


Die Artenliste von MTB 1933/3 = Großklützhöved: Orangerotes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Goldgelber Zitterling, Judasohr, Birken – Zungenporling, Flächiges Eckenscheibchen, Eichen – Eckenscheibchen, Stoppliger Drüsling, Echter Zunderschwamm, Glimmer – Tintling, Pflaumen – Feuerschwamm, Schuppiger Porling, Schmetterlings – Tramete, Samtiger Schichtpilz, Gemeiner Spaltblättling, Rotrandiger Baumschwamm, Erlen – Schillerporling, Häutiger Lederfältling und Holunder – Rindenschichtpilz. 


Wichtiger Hinweis in eigener Sache! Werden Sie Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. Helfen Sie mit, diese einmalige Einrichtung für Wismar und darüber hinaus zu erhalten. Spenden sind erwünscht. Siehe unter „Förderer und Sponsoren“. Vielen Dank!

02. April 2022 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr des Roten Fliegenpilzes

Sie führte durch den Wald bei Neu Teschow

Zur Saison – Eröffnung hatte ich ein Laubwaldgebiet zwischen Neu Teschow und Panzow heraus gesucht. Buchenbestände und auch andere Laubwaldbereiche standen zur Auswahl. Am Rande des Waldes schlängelt sich der Panzower Bach. Der große Korb darf sicherlich zu hause bleiben, so schrieb ich in der Ankündigung. Letztendlich hätte ich ihn gut gebrauchen können. Nicht für Speisepilze, sondern für sehr dekorative Rotrandige Baumschwämme. Auch ohne Frischpilze war es ein gelungener Auftakt in das Pilzjahr 2022, an dem 5 Pilzfreundinnen und Pilzfreunde teilnahmen.

Start am Panzower Bach.

Aufbruch auf dem Dammweg.

Gewöhnliche Gelbflechte (Xanthoria parientina. Ein Doppelwesen aus Pflanze und Pilz, wie die zahlrechen Apothezien beweisen.

Wir folgen dem Panzower Bach.

Ein farbenfroher Gallertpilz, der besonders im Winter häufige Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica).

Und schon wieder etwas entdeckt und fotografiert.

Ein häufiger Pyrenomycet auf der Rinde toten und noch recht frischem Buchenholzes. Die Rotbraune Buchenkohlenbeere (Hypoxylon fuscum). Ein Schlauchpilz und daher mit den beliebten Lorcheln und Morcheln verwandt.

Zinnoberroter Pustelpilz (Nectria cinnabarina) und darunter das Buchen – Eckenscheibchen (Diatrype disciformis). 02.04.2022 am Panzower Bach.

Ein verblichener Löwengelber Stielporling (Polyporus varius).

Interessant war seine Fruchtschicht. Hier zeigt sich fremder Pilzbefall. Wahrscheinlich handelt es sich um den Porlings – Kissenpustelpilz (Hypocrea pulvinata), den wir bevorzugt auf alten Birken – Porlingen antreffen können.

Sehr dekorativ kommt hier die Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum) zur Geltung.

Auf dem selben Substrat (Buchenholz) ein resupinater Feuerschwamm. Möglicherweise handelt es sich um den Rostbraunen Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus).

Und wieder der Panzower Bach.

Fundbesprechung.

In einem Bereich mit recht licht und trocken liegendem Buchenholz Unmengen von Spaltblättlingen. Selten habe ich von diesem interessanten Holzbewohner solch ein Massenvorkommen zu Gesicht bekommen. Viele Stämme waren von ihnen besiedelt.

Spaltblättling (Schizophyllum comune).

Frühlingserwachen im Feuchtwald.

Ausgereifte Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum).

Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum). Optisch analog dem Schwarzgebänderten Harzporling an Fichte.

Die große und schöne Art kann auch teils resupinate Fruchtformen ausbilden.

Typisch für die Buckel – Tramete (Trametes gibbosa) sind länglich, labyrinthische Porenöffnungen.

Dekorativer Porlings – Besatz auf dem Stamm einer umgestürzten Rotbuche.

Es handelt sich um den Rotrandigen Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Freunde von Vitalpilzen, zu denen dieser Porling auch gerechnet wird, hätten hier für reichlich Tee Vorrat mit nach hause bringen können.

Am 02. April 2022 am Panzower Bach.

Und wir verabschieden uns vom Wald zwischen Neu Teschow und Panzow.


Wichtiger Hinweis in eigener Sache! Werden Sie Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. um das Mykologische Informationszentrum für Wismar und darüber hinaus erhalten zu helfen. Siehe unter „Förderer und Sponsoren“. Vielen Dank!

Pilzberatungen 2022

Pilzberatungen und Bestimmungen 2022

grün = essbar    orange = ungenießbar    rot = giftig    pink = tödlich


13.01. E – Mail: Orangeseitling

14.01. Frost – Rasling

28.01. E – Mail: Austern – Seitling, Striegelige Tramete

29.01. E – Mail: Schmetterlings – Tramete

05.02. E – Mail: Fettigglänzender Blätterschüppling

07.02. Judasohr, Austern – Seitling, Orangeseitling, Warziger Drüsling, Winter – Stierlporling, Schmetterlings – Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Ockergelbe Tramete, Srtriegelige Tramete, Flacher Lackporling, Schwefelporling, Kupferroter Lackporling; E – Mail: Schmutziger Rötel – Ritterling

13.02. E – Mail: Gemeiner Feuerschwamm, Echter Zunderschwamm

14.02. E – Mail: Mönchskopf

23.03. E – Mail: Schwarzweiße Becherlorchel

28.03. Frühjahrs – Lorchel

31.03. E – Mail: Rotrandiger Baumschwamm

11.04. E – Mail: Wurzelschwamm

22.04. E – Mail: Rotbuchen – Rindenkugelpilz, Zusammenfließende Kohlenbeere

22.05. E – Mail: Sternstäubling

23.05. Schwefelporling

24.05. Maipilz

30.05. E – Mail: Lungen – Seitling, Maipilz, Mürbling

01.06. E – Mail: Fahler Röhrling

15.06. E – Mail: Fenchel – Tramete

02.07. E – Mail: Zweisporiger Champignon

04.07. E – Mail: Samthäubchen, Ansehnlicher Scheidling

11.07. E – Mail: Lungen – Seitling, Frauen – Täubling

17.07. E – Mail: Wurzelnder Bitter – Röhrling

23.07. E – Mail: Fahler Röhrling

28.07. Wurzelnder Bitter – Röhrling

17.08. E – Mail: Körnchen -Röhrling

02.09. E – Mail: Riesenporling

09.09. E – Mail: Riesen – Champignon

10.09. Anhängsel – Röhrling

11.09. E – Mail: Lungen – Seitling, Riesenporling

13.09. Weißer Anis – Champignon

15.09. Wiesen – Champignon

19.09. Wiesen – Champignon, Marone, Gold – Röhrling, Rotfüßchen, Gallen – Röhrling, Gemeiner Steinpilz, Falscher Pfifferling, Kupferroter Gelbfuß, Purpurfilziger Holzritterling, Nelkenschwindling, Waldfreund – Rübling, Bleigrauer Bovist, Olivbrauner Rißpilz, Kahler Krempling, Helmling, Flaumiger Milchling, Rosablättriger Helmling, Schwärzender Saftling, Schleierling

22.09. Gift – Riesenschirmpilz (7), E- Mail: Leberpilz; Rehbrauner Dachpilz, Gallen – Röhrling, Blaugrauer Täubling, Gelbweißer Täubling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Gefleckter Rübling, Flatter – Milchling, Birken – Spei – Täubling

23.09. E – Mail: Netzstieliger Hexen – Röhrling

24.09. Champignon

26.09. Karbol – Champignon, Fransiger Wulstling, Weißer Anis – Champignon, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Kahler Krempling, Schwefelporling, Stink – Schirmling, Krönchen – Träuschling, Nelken – Schwindling, Tintling, Garten – Riesenschirmpilz, Verblassender Täubling, Riesen – Schirmpilz, Riesen – Champignon, Stockschwämmchen, Rehbrauner Dachpilz, Safran – Schirmpilz, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling, Süßlicher Milchling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Rosa – Helmling, Specht – Tintling, Waldfreund – Rübling, Graugrüner Milchling, Gemeiner Steinpilz, Gemeiner Rettich – Fälbling, Eichen – Milchling, Breitschuppiger Champignon, Trompeten – Schnitzling, Rotfuß – Röhrling, Flaschen – Stäubling, Großer Blutchampignon, Mehlpilz, Leberbrauner Ackerling, Krause Glucke

28.09. E – Mail: Riesenporling

29.09. Karbol – Champignon, Körnchen – Röhrling, Falscher Pfifferling, Salzwiesen – Champignon, Weißer Anis – Champignon, Maronen – Röhrling, Riesen – Schirmpilz, Rotfuß – Röhrling, Krause Glucke, Butterpilz, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Riesen – Champignon, Echter Steinpilz, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Pfeffer – Röhrling, Natternstieliger Schleimkopf, Espen – Rotkappe, E – Mail: Nelkenschwindling

30.09. Riesenporling, Karbol – Champignon, Wiesen – Champignon, Purpurfilziger Holzritterling, Kahler Krempling, Gedrungener Champignon

01.10. Karbol – Champignon, Weißer Anis – Champignon, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Rotfuß – Röhrling, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Übelriechender Champignon, Anhängsel – Röhrling, Hohlfuß – Röhrling, Sparriger Schüppling, Wiesen – Champignon, Gesäter Tintling, Riesen – Schirmpilz, Geflecktblättriger Flämmling, Grünblättriger Schwefelkopf, Safran – Schirmpilz, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Maronen – Röhrling, Körnchen – Röhrling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Echter Steinpilz, Getropfter Saftporling; E – Mail: Krause Glucke

02.10. Riesen – Krempentrichterling, Nelkenschwindling, Kahler Krempling, Butterpilz, Gelber Knollenblätterpilz, Flatter – Milchling, Riesen – Becherling, Braunfleckender Milchling, Rosa – Helmling, Veilchen – Rötelritterling, Rotfuß – Röhrling, Falscher Rotfuß – Röhrling, Geflecktblättriger Flämmling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Beringter Flämmling, Schwarzgezähnelter Rettich – Helmling, Zitronen – Täubling, Rehbrauner Dachpilz, Anis – Champignon, Schlanker Riesenschirmpilz, Pantherpilz, Olivgrüner Milchling, Echter Waldchampignon, Flaschen – Stäubling, Gift – Riesenschirmpilz, Schmerling, Ziegelroter Täubling, Sandpilz, Scheidenstreifling, Karbol – Champignon, Riesen – Schirmpilz, Falscher Pfifferling, Mürbling, Tonfalber Schüppling, Waldfreund – Rübling, Stockschwämmchen, Maronen – Röhrling, Horngrauer Rübling, Brauner Stäubling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Brennender Rübling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Gelbmilchender Helmling, Bluthelmling, Grüner Anis – Trichterling, Austern – Seitling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Echter Steinpilz, Flockenstieliger Hexen – Röhrling

03.10. Rotfuß – Röhrling, Echter Steinpilz, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Schopf – Tintling, Falscher Pfifferling, Maronen – Röhrling, Kahler Krempling, Karbol – Champignon, Kompost – Champignon, Anhängsel – Röhrling, Geflecktblättriger Flämmling, Rettich – Helmling, Hallimasch, Grünblättriger Schwefelkopf, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Steife Koralle, Gelber Knollenblätterpilz, Derbes Rotfüßchen, Wiesen – Champignon, Flaumiger Milchling, Stockschwämmchen, Schlanker Riesenschirmpilz, Safran – Schirmpilz, Breitblättriger Rübling, Blaugrauer Täubling, Riesen – Krempentrichterling, Riesen – Bovist, Körnchen – Röhrling, Perlpilz  

04.10. Kahler Krempling, Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Rehbrauner Dachpilz, Flaschen – Stäubling, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling, Geflecktblättriger Flämmling, Falscher Pfifferling, Karbol – Champignon, Rosablättriger Egerlings – Schirmpilz, Tintling, Netzsatieliger Hexen – Röhrling, Rosascheckiger Milchling, Wiesen – Champignon, Nelkenschwindling, Glimmer – Tintling, Schopf – Tintling 

06.10. Karbol – Champignon, Echter Steinpilz, Rotfuß – Röhrling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Glimmer – Tintling, Garten – Riesenschirmpilz, Schopf – Tintling, Maronen – Röhrling, Rillstieliger Weichritterling, Langstieliger Knoblauschwindling, Grüner Anis – Trichterling, Derbes Rotfüßchen, Gallen – Röhrling, Kompost – Champignon, Gemeiner Rettich – Fälbling, Nelkenschwindling, Falscher Pfifferling, E – Mail: Flockenstieliger Hexen – Röhrling

07.10. Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Karbol – Champignon, Nelkenschwindling, Maronen – Röhrling, Körnchen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Goldgelber Lärchen – Röhrling, E – Mail: Wurzelnder Bitter – Röhrling

08.10. Großsporiger Anis – Champignon, Kahler Krempling, Karbol – Champignon, Safran – Schirmpilz, Rehbrauner Dachpilz, Schwarzgezähnleter Rettich – Helmling, Gelbrräunlicher Trichterling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Mürbling, Rosa – Helmling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Waldfreund – Rübling, Dunkelscheibiger Fälbling, Maronen – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Ziegenlippe

10.10. Maronen – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Geflecktblättriger Flämmling, Riesen – Schirmpilz, Porphyrbrauner Wulstling, Gift – Riesenschirmpilz, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Hallimasch, Gift – Häubling, Safran – Schirmpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Rotfuß – Röhrling, Birken – Zungenporling, Sparriger Schüppling, Stockschwämmchen, Grauer Faltentintling, Karbol – Champignon, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Körnchen – Röhrling, Gelber Knollenblätterpilz, Schlanker Riesenschirmpilz, Krause Glucke, Echter Steinpilz, Schwarzblauender Röhrling, Riesen – Bovist, Weißstieliges Stockschwämmchen, Herbst – Lorchel, Rotgelber Stoppelpilz, Wohlriechender Gürtelfuß; E – Mail: Dreieckiger Filzporling

11.10. Edel – Reizker, Gift – Riesenschirmpilz, Maronen – Röhrling, Schlanker Riesenschirmpilz, Safran – Schirmpilz, Echter Steinpilz, Rotfuß – Röhrling, Zweisporiger Champignon, Karbol – Champignon, Riesen – Krempentrichterling, Hallimasch, Kahler Krempling, Krause Glucke, Ziegenlippe, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Kupferroter Gelbfuß; E – Mail: Rötender Blätterwirrling 

12.10. Pappel – Ritterling; E- Mail: Ansehnlicher Flämmling

13.10. Honiggelber Hallimasch, Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Falscher Pfifferling, Echter Steinpilz, Blaugrauer Täubling, Gefleckter Rübling, Sparriger Schüppling, Rostfleckiger Helmling, Grünblättriger Schwefelkopf, Fuchsiger Röteltrichterling, Blauer Träuschling, Kahler Krempling, Weißer Polsterpilz, Geflecktblättriger Flämmling, Eichen – Milchling, Horngrauer Rübling, Rotfuß – Röhrling, Safran – Schirmpilz, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Hallimasch; E – Mail: Striegelige Tramete, Flacher Lackporling, Purpurfilziger Holzritterling, Goldschimmel

15.10. Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Nebelgrauer Trichterling, Zedernholz – Täubling, Hallimasch, Gelber Knollenblätterpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Rotgelber Stoppelpilz, Kahler Krempling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Schlanker Riesenschirmpilz, Birnen – Stäubling, Rotfuß – Röhrling 

16.10 E – Mail: Samtfuß – Winterrübling, Körniger Rinderdung – Becherling, Gift – Riesenschirmpilz

17.10. Honiggelber Hallimasch, Maronen – Röhrling, Derbes Rotfüßchen, Rotfuß – Röhrling, Hallimasch, Purpurschwarzer Täubling, Grünspan – Träuschling, Grünblättriger Schwefelkopf, Eichen – Milchling, Rehbrauner Dachpilz, Graugrüner Milchling, Krause Glucke, Safran – Schirmpilz 

18.10. Maronen – Röhrlin, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Grünblättriger Schwefelkopf, Hallimasch, Derbes Rotfüßchen, Sparriger Schüppling, Rötel – Ritterling, Rotfuß – Röhrling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, E – Mail: Gallertbecherling

19.10. Goldfarbener Glimmerschüppling, Falscher Pfifferling, Perlpilz, Violetter Rötelritterling

20.10. Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Falscher Pfifferling, Hallimasch, Süßlicher Milchling, Zäher Fadenhelmling, Rostfleckender Helmling, Rosa – Helmling, Horngrauer Rübling, Geflecktblättriger Flämmling, Grünblättriger Schwefelkopf, Bleiweißer Trichterling, Sparriger Schüppling, E – Mail: Dunkler Hallimasch, Flaschen – Stäubling, Beutel – Stäubling, Graugrüner Milchling

23.10. E – Mail: Flockenstieliger Hexen – Röhrling

24.10. Karbol – Champignon, Violetter Rötel – Ritterling

25.10. E – Mail: Echter Zunderschwamm

28.10. Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Sparriger Schüppling, Fuchsiger Röteltrichterling, Kahler Krempling, Falscher Pfifferling, Rehbrauner Dachpilz, Keulenfuß – Trichterling, Gefleckter Helmling; E – Mail: Rißpilz?

29.10. Maronen – Röhrling, Nebelgrauer Trichterling, Wasserfleckiger Rötel – Trichterling, Veilchen – Rötelritterling, Flämmling, Dunkler Hallimasch, Gelber Knollenblätterpilz, Kahler Krempling, Porphyrbrauner Wulstling, Papagei – Täubling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Keulenfuß – Trichterling, Grünblättriger Schwefelkopf, Derbes Rotfüßchen, Flatter – Milchling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Zitronen – Täubling, Narzißengelber Wulstling, Gallen – Täubling, Leberbrauner Milchling, Falscher Pfifferling, Horngrauer Rübling, Graugrüner Milchling, Mürbling

31.10. E – Mail: Gelber Knollenblätterpilz

01.11. Fransiger Wulstling

03.11. Flaschen – Stäubling

05.11. E – Mail: Echter Zunderschwamm, Goldschimmel, Helmlingsschimmel

06.11. Goldfell – Schüppling

07.11. Schuppiger Porling, Schüppling, Goldfarbener Glimmerschüppling

14.11. E – Mail: Übelriechender Champignon

27.12. E – Mail: Austern – Seitling

Winterschnappschüsse 2021/22

Winterimpressionen 2021/2022

Pünktlich zum meteorologischen Winterbeginn fiel der erste Schnee in Wismar. 02. Dezember 2021.

Als Zeichen dafür, dass der Steinpilz – Wismar auch in der Saison – Pause nicht gänzlich in den Winterschlaf gefallen ist, sollen, wie in den Vorjahren schon, in loser Folge einige Impressionen des aktuellen Winters zu sehen sein.

Wer heute auf die Pilzpirsch in den Wald wollte, hätte wohl besser einen Schneebesen dabei gehabt.

So hatte uns in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember, die offizielle Saison ist kaum zu Ende, schon der erste Schnee des Winters 2021/22 erreicht. Ob da schon das in diesen Tagen und Wochen so oft erklingende Kinderlied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ nachgeholfen hat?

So sah es am Morgen des 2. Dezembers vor meiner Haustür aus. Der Roller blieb stehen und ich machte mich bei Schneetreiben zu Fuß auf dem Weg in das Infozentrum. Immerhin knapp 5 Kilometer und heute Abend das ganze Retour! Sollen ja gut tun, Spaziergänge an frischer Winterluft, wenn es schon nicht in den Wald geht.

Sturmtief Daniel ließ es nicht nur heftig pusten, er brachte in der Nacht auf den 02. Dezember auch einen regelrechten Schneesturm mit. Nur gut, dass der Schnee nass war, sonst hätte es wohl noch einige Probleme mehr mit Verwehungen gegeben.

Blick über die Eingangspforte eines verschneiten Wallgartens in der Hansestadt Wismar am 02.12.2021.

Sonntag, 05. Dezember (2.Advent)Schon wieder hatte es geschneit! Eine mehrere Zentimeter dicke Nassschneedecke sorgte heute morgen für vorweihnachtliche Stimmung. Zum Glück waren die Straßen in der Stadt gegen Mittag Schnee und eisfrei, so dass ich mit dem Roller fahren konnte. Zum Info – Zentrum, aber auch wieder zum Friedhof, um am Grab meiner Mutter ein Adventslicht anzuzünden. An sich bin ich ja nicht der klassische Friedhofsgänger, aber je älter man wird, um so mehr schwelgt man in Erinnerungen, lässt sein, nun allmählich ebenfalls dem Zielhafen entgegen treibendes Leben, Revue passieren. Immer häufiger muss ich an meine Kindheit denken und warum ich eigentlich die Advents- und Weihnachtszeit so liebe. Weniger aus religiösen Gründen, sondern eher aus romantischer Verliebtheit.

Sieht so eine Pilzberatungsstelle aus? Ja, wenn die Romantik der Kindheit mit einem durchgeht.

So kam es, dass ich in frühester Kindheit wohl schwer mit meinen Mandeln zu kämpfen hatte. Meine Mutter sagte einmal, sie hatte Angst, dass ich an meinen ständig geschwollenen Mandeln ersticken könnte. Die Dinger mussten also raus. Raus musste ich auch aus dem behüteten Nest von Mutter und Vater hinein in ein Krankenhaus. Der damaligen Poliklinik am Lindengarten, gleich um die Ecke vom heutigen Steinpilz – Wismar. Ich erinnere mich an das Flurlicht, das blaugrünlich durch das Türfenster meines Zimmers schimmerte und ich fühlte mich befremdlich. Hatte Sehnsucht nach hause. An der Decke hing ein großes, rundes Etwas, genannt Adventskranz. Meine erste Wahrnehmung vorweihnachtlicher Symbolik. Ich hatte Heimweh und machte mich im zarten Alter von drei oder vier Jahren auf Zehenspitzen aus dem Staub. Ich hatte schon einige der zahlreichen Treppenstufen im Inneren der Klinik  geschafft, als mich eine Krankenschwester ertappte und mich in mein Zimmer mit dem großen Adventskranz an der Decke zurück brachte und mich wieder in mein zugeteiltes Bettchen legte. Und dann war es soweit. Schälchen mit weißen Papiertüchern vor meiner Brust und dann wurde geschnippelt, so dass das Blut so richtig in die Schälchen tropfte. Man erinnert sich in so früher Kindheit sicher nur an das Wenigste, aber dass war schon eine brutale Sache. Ich musste wohl noch einige Tage in der Klinik bleiben und bekam die erste Zeit nichts zu essen und musste statt dessen irgendwelche Medizin oder Säfte trinken. Als ich dann wieder zu hause war, wurde auch dort der Adventkranz rausgeholt. Ein künstlich grüner Tannenkranz. Dazu ein Ständer mit roten Bändchen dran. Das hat mir gefallen, etwas feierliches in der sonst doch eher tristen Altbau – Wohnung einer Arbeiter – Familie. Dazu dann auch noch eine kleine, metallische Weihnachtspyramide mit zwei hell klingenden Glöckchen, die ihre Kreise im Kerzenschein zog. Ich war von diesem Wunderwerk begeistert und schaute diesem Karussell nur zu gerne zu. Jedes Jahr im Advent konnte ich es kaum erwarten, bis diese Jahresend – Utensilien wieder aus dem Schrank geholt wurden. Wie lange ist das nun schon her und wie schön war es doch als Kind, die Welt des Lebens zu entdecken. Leider denken wir ehemaligen Kindern meist erst so spät zurück, an diese wunderbare Zeit, wenn wir merken, dass auch unsere Lebensuhr allmählich dem Herbst entgegen tickt und der ewige Winter auch nicht mehr fern ist. Auch gerade diese dunkle, stille Zeit, ist dazu angetan, Danke zu sagen, wenn auch nur symbolisch.

Natürlich schaute ich auch wieder zu dem Stubben mit den Samtfuß – Rüblingen (Flammulina velutipes), die ich bereits am 1. Advent fotografierte. Sie waren noch da und haben sich prächtig entwickelt.

Was vor einer Woche jedoch nicht dort war, war dieses Herz. Jemand hat ein Herz für Pilze!

Mehrere Büschel hätten eine satte Pilzpfanne ergeben.

Herrliche Winterpilze!

Wer auch immer diesen Pilzen ein Herz gegeben hat, es hat auch meines berührt. Danke! 

An Maria Empfängnis gingen, wie seit Jahren im Dezember, 400 g getrocknete Steinpilze auf die Reise nach Emden.

Unser Vereinsmitglied Michael Junge sandte mir dieses Bild vom 3. Advents – Wochenende zu. Erfolgreiche Pilztour bei Schwerin.

Die Schokoladenbraunen Mürblinge (Psathyrella sarcocephala), am Fuße einer Linde vor St. Nikolai in Wismar, gedeihen nach wie vor prächtig. Standortfoto an St. Lucia.

Einen schönen Fund konnte Johanna Davids am 16. Dezember bei einer Wanderung durch das Brandenburgischen Loben  verbuchen. Der Lärchen – Schneckling (Hygrophorus lucorum). Die Art ist zumindest bei uns in Mecklenburg ziemlich selten.

Frische Winterpilze (Flammulina velutipes) am 18. Dezember 2021 im Prosekener Grund.

Die leckeren Pilze mussten natürlich mit. Pilzfreund Christian in Aktion. 18.12.2021.

Für die Ahorn – Holzkeule (Xylaria longipes) geht ein besonders günstiges Jahr zu Ende. 18.12.2021 im Prosekener Grund.

Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) an altem Pflaumenbaum zwischen Zierow und Wisch. 18. Dezember 2021.

Die Rötelblättrigen Mürblinge (Psathyrella sarcocephala) an der Wismarer St. Nikolai gedeihen nach wie vor prächtig. 18.12.2021.

Trotz Corona allen Leserinnen und Lesern ein schönes und gesundes Weihnachtsfest 2021 und ein guten Rutsch in das hoffentlich beste Pilzjahr aller Zeiten – 2022!

Ein frohes, neues Jahr wünschen Christian Ehmke und Torsten Richter:

http://www.ostseepilze.de/aktuell/

Mit diesem schönen Schnappschuss von Irena Dombrowa möchten wir in das neue Pilzjahr 2022 starten. Sie fotografierte diese Orangeseitlinge (Phyllotopsis nidulans) am 13. Januar 2021 in ihrem Garten in Keez.

Winter im Paradies. 15. Januar 2022.

Orangeseitling (Phyllotopsis nidulans) mit Schnee. Das Bild sandte mir Michael Junge am 26.01.2022 zu.

Hier sehen wir wahrscheinlich den Krumstiel – Schüppling (Pholiota tuberculosa). Foto: Michael Junge.

Tolles Stimmungbild von Judasohren (Hirneola auricula – judae). Ebenfalls von Michael Junge fotografiert.

Michael haben wir auch dieses Foto zu verdanken. Es zeigt Samtfuß – Winterpilze (Flammulina velutipes).

Diese Pilze fand und fotografierte Christopher Engelhardt am 05. Februar 2022 im Forst Schönberg. Es dürfte sich um den Fettigglänzenden Blätterschüppling (Pholiota oedipus) handeln. Ein typischer Winterpilz.

Am 07. Februar sandte mir Frau Dr. Wobst aus Leer dieses Foto zu. Fotografiert an Maria Lichtmess unter Fichte. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um den Schmutzigen Rötel – Ritterling (Lepista sordida).

Aktuelles von Ostseepilz Christian Ehmke: http://www.ostseepilze.de/aktuell

Bei mildem, aber trübfeuchtem und recht windigem Wetter trafen sich Christopher Engelhardt aus Lübeck und Reinhold Krakow aus Wismar zu einer Winterexkursion um den Vielbecker See bei Grevesmühlen.

Gleich zu Beginn an Weide ein kleines Büschel leckerer Speisepilze. Der Weiden – Samtfußrübling (Flammulina elastica). Er unterscheidet sich praktisch nur durch Mikromerkmale (andere Sporengröße) von Winterrrüblingen auf anderen Substraten.

Wer das Judasohr (Hirneola auricula judae) liebt, heute hätte es sich gelohnt!

Hier sehen wir sehr wahrscheinlich das Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii).

Der Weidendrüsling (Exidia recisa).

Frische Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Sehr markant, die Großporige Datronie (Datronia mollis).

Der häufige Runzlige Schichtpilz (Stereum rugosum) liegt meist resupinat dem Substrat (Laubholz) an und rötet auf Reibung.

Ausgereifte Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum).

Durchaus nicht gewöhnlich, der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) an Vogel – Kirsche (Prunus avium).

Schneespanner (Phigalia pilosaria). Natürlich kein Pilz, sondern ein Schmetterling des Winters. Fotografiert und Bestimmt von Christopher Engelhardt.

Chris beim fotografieren winziger Krüppelfüßchen mit seiner Spezialkamera für Makromotive. Man beachte die üppigen Judasohren!

In meiner Datenbank unter der Bezeichnung Skeletocutis nivea (Halbresupinater Weichporling) geführt, soll es diesen Pilz nach neueren Erkenntnissen in Europa gar nicht geben. Er wurde aufgespalten in Skeletocutis semipileata und Skeletocutis nemorales.

Skeletocutis nemoralis noch einmal von Chris Engelhardt in Szene gesetzt.

Die Erlenkätzchen – Becherlinge (Ciboria amentacea) sind bei der milden Witterung inzwischen auch schon kräftig zu Gange. Foto: Christopher Engelhardt.

Ein schöner Fund war der Zarte Helmling (Mycena tenerrima) am Fuße einer Erle direkt am Ufer des Vielbecker Sees. Finder und Bestimmer war Chris Engelhardt aus Lübeck.

Im Prinzip ganzjährig zu finden ist der Glimmer – Tintling (Coprinus micaceus). Jung zubereitet ein durchaus schmackhafter Suppenpilz zum sofortigen Verbrauch.

Soweit einige Impressionen vom 09. Februar 2022.

Der Valentinstag 2022 war ein sehr milder Wintertag. Montag, der 14. Februar 2022 und der wettertechnisch beste Tag der Woche, die im Verlauf immer stürmischer werden soll. Grund genug, um sich mit Christopher Engelhardt zu einer weiteren Winterexkursion zu verabreden. Wir suchten uns als Ziel die Wälder zwischen den Ortschaften Lübow – Levetzow und Kahlenberg aus. Hier einige Impressionen: 

Wir starteten am Schmiedeteich.

An altem Brennnesselstängel ein Stummelfüßchen. Wahrscheinlich handelt es sich um Crepidotus luteolus.

Welches von Christopher Engelhardt beim näheren Hinsehen bestätigt werden konnte.

Die Fruchtkörperoberfläche ist besonders zur Anwachsstelle gelblich getönt.

Leckere Speisepilze an einem Kiefernstubben: Graublättriger Schwefelkopf (Hypholoma capnoides).

Chris in Aktion mit seiner Unterwasserkamera, die natürlich auch oberhalb des Wasserspiegels ganz vorzügliche Makroaufnahmen bietet.

Unser Interesse galt hier einem besonders auffällig gefärbten, resupinaten Schichtpilz, der auf der Unterseite eines bereits recht stark vermorschten Kiefernstammes wuchs.

Ein sehr schöner Fund war auch der Zweifarbige Knorpelporling (Gloeoporus dichrous) an einem toten Eichenknüppel.

Eine recht häufige, resupinate Art ist der Fleischrote Zystiden – Rindenpilz (Peniophora incarnata) an Laubholz.

An einem am Boden liegenden Eichenstamm fanden sich geradezu monströse Exemplare des Stoppligen Drüslings (Exidia truncata).

Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum).

Der Fichten – Wurzelschwamm (Heterobasidion annosum) ist ein großer Forstschädling in Fichten – Monokulturen.

Wer den Erlenkätzchen – Becherling (Ciboria amentacea) finden und Kartieren möchte, sollte sich jetzt auf die Socken machen. Der milde Februar lässt sie derzeit kräftig sprießen.

Immer wieder mäandern kleine Bachläufe durch das vielseitige Waldgebiet.

Winter – Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

Häufig an verschiedenen, toten Laubhölzern, der Winter – Stielporling (Polyporus brumalis).

Ein häufiger Pyrenomycet an toten Eichenästen. Viele Dank an Chris Engelhardt aus Lübeck!

Nicht nur an totem Eichenholz fruktifiziert der Herbe Zwergknäuling (Panellus stypticus).

Weiße Haarbecherchen (Lachnum virigineum) an den im alten Falllaub feucht liegenden Bucheckern – Fruchtschalen das ganz Jahr hindurch zu finden. Foto : Christopher Engelhardt.

Nicht selten und oft in dichten Büscheln findet sich in der kalten Jahreszeit an Laubholzstubben der Winter – Helmling (Mycena tintinabulum).

Junge Pflaumen – Feuerschwämme (Phellinus tuberculosus) an Prunus spinosa.

Xanthoriicola physicae, schwarze Becherlinge, die auf Gelbflechten parasitieren. Fotografiert und bestimmt von Chris Engelhardt am 14. Februar 2022 im Wald bei Levetzow/Kahlenberg.

Und zum Schluss noch etwas Spinnerei von Chris: Schwarzaugenkanker (Rilaena triangularis).

Der Kreis schließt sich allmählich und unsere Exkursion neigt sich dem Ende zu.

Wir konnten knapp 50 Pilzarten notieren.

Der Winter 2021/22 wird als ein milder in die Geschichte eingehen. Ein wirklicher Winter sieht anders aus. Wir liegen meist etwas südlich der Polarfront in einer westlichen Höhenströmung. Mitte Februar lag der Jetstream allerdings zeitweise genau über unseren Köpfen. Daher kann bei Passage kräftiger Tiefdruckgebiete der starke Höhenwind in labiler Schichtung auch bis zum Boden herunter gemischt werden. So auch in der Nacht vom 16. zum 17. Februar 2022. Das Orkan – Tief „Ylenia“ zog über große Teile Deutschlands und sorgte für Schäden, Stromausfälle und Unterbrechungen im Bahnverkehr.

Orkan „Ylenia“ fühlte sich direkt vor meiner Haustür berufen, dem Leben dieses Baumes ein Ende zu setzen, dessen Krone nun den Gehweg versperrt.

Neues Ungemach droht in der Nacht vom 18. zum 19. Februar. Dann folgt ein kleines Schnellläufertief namens „Zeynep“. Es führt ein sehr gefährliches Orkanfeld mit sich, das besonders über die Küstenregionen mit voller Wucht hinweg zieht. Auch Mecklenburg liegt auf seiner Zugbahn und soll voll getroffen werden. Kommt es so, wie es die Wettermodelle 36 Stunden vorher berechnen, ist mit schlimmen Schäden bis hin zu Verwüstungen zu rechnen. Dagegen dürfte „Ylenia“ nur ein lauer Vorgeschmack gewesen sein. Die Generalprobe sozusagen für Größeres. 

Aprilwetter am Alten Hafen in Wismar nach Orkan Zeynep am 19. Februar 2022.

Dunkle Schauerwolken auf der einen Seite, etwas Sonne auf der anderen Seite.

Und noch einen Panorama – Blick auf die Welterbe- und Hansestadt Wismar vom Alten Hafen aus. 19.02.2022.

Orkan Zeynep soll übrigens in den Wäldern von Mecklenburg – Vorpommern katastrophale Schäden angerichtet haben.

Am 20.02.2022 waren Cristopher Engelhardt und Torsten Richter zu einer Exkursion in die Wittenborner Kiesteiche aufgebrochen.

Auch die Braunolivscheibige Velaturina konnten sie dort entdecken und bestimmen.

Etwas seltenes im Winter 2021/22. Dicker Flockenwirbel am Mittag des 21. Februar 2022 in der ABC Straße. Auf der Rückseite von Sturm Antonia hat sich aktives Schauerwetter in höhenkalter Luft eingestellt.

Mittwochsexkursion am 23. Februar 2022

Alle guten Dinge sind drei, so heißt es in einem bekannten Spruch. So traf ich mich heute zum 3. mal in diesem milden Winter mit Christopher Engelhardt aus Lübeck zu einer außerplanmäßigen Exkursion am Mittwoch, dem 23.02.2022, an Renates Grillhütte bei Gressow. Zunächst holte ich jedoch eine junge Dame, die sich gerade auf der Walz befindet und einen Zwischenstopp in Wismar einlegt hat, ab. Wir lernten uns tags zuvor im Info – Zentrum kennen, denn sie hegt im späteren Leben Interesse an einer Ausbildung zur Pilzsachverständigen. So kam sie nicht daran vorbei, bei mir mal herein zu schauen und sich nach den Modalitäten zu erkundigen. Schließlich lud ich sie gleich am nächsten Tag zu unserer geplanten Exkursion ein, denn auch im Winter gibt es Pilzarten, die diesbezüglich durchaus von Interesse sein könnten. Diana, wie die Kirchenmalerin heißt, willigte ein, das Wetter spielte mit und unsere winterliche Exkursion mit Bestandsaufnahme hat nicht nur sie bereichert. Wir konnten allerhand Arten fotografieren und notieren und selbst eine ausgiebige Mahlzeit von Speisepilzen sprang am Ende für Diana heraus.  

Ich suchte ein Gebiet im Messtischblatt (2134) = Wismar aus, in dem ich zu meiner Schande gestehen muss, bisher noch nicht unterwegs gewesen zu sein. Zunächst erkundeten wir einen Teil des Uferbereiches des sogenannten Moorsees bei Tressow und anschließend einen Mischwald bei Krönkenhagen.

Wir starten! links liegt der Moorsee und wir begaben uns zunächst in die ihn umsäumenden Grauweiden.

Diana und Chris beäugen zunächst Flechten.

Wie viele andere Flechten, wird auch die Gemeine Gelbflechte (Xanthoria parientina) von Pilzen dominiert. Gut sind die Aphotezien (Becher) der Schlauchpilze zu erkennen.

Dieser Gemeine Feuerschwamm (Phellinus igniarius) hat sich eine „Pelzmütze“ aufgesetzt. Nicht nötig, der Winter ist mild!

Auf der Walz ist man viel bei Wind und Wetter und in der freien Natur unterwegs. Diesen Goldgelben Zitterling (Tremella mesenterica) verwendet Diana gerne in einem Süppchen. Ein Pilz, den sie als eventuell angehende Pilzberaterin bereits kannte.

Kräftig mit Algen besetzt sind die Konsolenoberflächen dieser Striegeligen Trameten (Trametes hirsuta). Sie dürften wohl kaum aufgrund ihrer holzigen Konsistenz als Nahrungs- und Genussmittel verwendbar sein.

Gerne unter Weiden findet sich der leuchtend rote Österreichische Kelchbecherling (Sarcscypha austriaca). Er ist eher ein Augenschmaus im tristen Wintergrau.

Tabakbrauner Borstenscheibling (Hymenochaete tabacina) an Weidenästen.

Aufgequollene, wachsartige Kruste des Eichen – Rindensprengers (Vuilleminia comedens).

Chris auf dem Boots- und Angelsteg am Moorsee.

Bitte still halten, denn auf den Perithezien des Blasenförmigen Eckenscheibchens sitzen noch winzige Pustelpilze.

Blasige Eckenscheibchen (Diatrype bullata) auf Weidenholz. Besonders rechts oben mit Pustelpilzen.

Blasige Eckenscheibchen mit Nectria diatrypicola. Foto. Chris Engelhardt.

Bild Chris Engelhardt.

An toten Eichenästen findet sich sehr häufig der Eichen – Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina).

Über diese, bereits sehr wacklige Bank aus massivem Holz haben sich hungrige Schmetterlings – Trameten her gemacht.

Dieser hügelige Wald- und Feldweg führt zum 2. Exkursionsgebiet, dem Wald bei Krönkenhagen im Hintergrund.

An sonnig und trocken liegenden Stämmen von Birke fühlt sich der Gemeine Spaltblättling (Schizophyllum comune) so richtig wohl.

Der Fleischrötliche Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) an totem Laubholz.

Auch die Großporige Datronie (Datronia mollis) besiedelt totes Laubholz.

Und wird hier von einem hungrigen Monster befallen. 

Es ist ein Fadenfrucht – Schleimpilz mit wissenschaftlichen Namen Badhamia utricularis. Von ihm werden gerne Striegelige Schichtpilze oder wie hier die Großporige Datronie befallen. Beide Bilder von Chris Engelhardt inklusive Bestimmung.

Trotz des vielen Regens der letzten Wochen ein immer noch weitgehend trocken gelegter Erlenbruch.

Erlen – Schnitzlinge der Gattung Naucoria b. z. w. Alnicola oder doch Tubaria?

Ich denke, zwar an totem, feuchtem Laubholz und nicht an abgestorbenen, krautigen Stängeln, sollte es sich doch um das Flaumige Krüppelfüßchen (Crepidotus luteolus) handeln.

Im Herbst meist ein Massenpilz und im Winter eher die Ausnahme, sehen wir hier recht alte Mäuseschwänzchen. (Baeospora myosura).

Gut zu Erkennen an seinem Anis – Geruch ist der Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans). Giftig!

Zu den häufigsten Blätterpilzen des Winters zählt der Gemeine Trompetenschnitzling (Tubaria furfuracea).

An den Seitenflächen alter Eichen – Stubben findet sich häufig der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

Etwas in der Jahreszeit geirrt hat sich auch dieser Horngraue Rübling (Collybia asema).

An einer mächtigen und alten Buche in Waldrandnähe eine große Traube riesiger und frischer Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Zwar klassische Winterpilze, aber für Ende Februar dennoch etwas verspätet.

Diana hat sich in luftiger Höhe und voller Freude auf eine Astgabel begeben, um dem unverhofften Pilzsegen habhaft zu werden und von Chris im Bild festgehalten.

Behutsam reicht sie mir ihre Ernte herunter. Foto: Chris Engelhardt.

Gleich daneben lag ein dicker Ast selbiger Buche bereits eine Weile auf dem Waldboden und war großflächig von diesem Rindenpilz überzogen. Er gab uns im ersten Moment Rätsel auf. Aber wie zufällig nahm ich einen sehr markanten wie bekannten „Duft“ war, der uns sogleich die Erleuchtung brachte: Mottenkugel – Lederrindenpilz (Skytinostroma hemidichophyticum).

Sucht man zu dieser Jahreszeit gezielt alte Haselnusssträucher ab, so dauert es meist nicht lange und unsere Augen können den Kleiigen Haselbecher (Encoelia furfuracea) erblicken. Zwar kein Speisepilz, aber für unsere Kartierung, wie auch für ein Foto, immer gut.

Anders an Schwarzem Holunder. Die hier besonders im Winter fruktifizierenden Judasohren (Hirneola auricula – judae) sind beliebte Speisepilze.

Auch Diana sind sie ein Foto wert.

Auch der Rotrandige Baumschwamm ist ein Foto wert. Rechts unten sehen wir noch den Flachen Lackporling.

Auch wenn die Hutkannte hier gerade weißlich erscheint, es ist ein frischer Zuwachsrand, nennt sich dieser häufige und dekorative Porling doch Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Fomitopsis pinicola – auch die wissenschaftliche Bezeichnung ist etwas irreführend, denn wir finden den Pilz keineswegs nur an Nadelholz.

Dieser leicht kenntliche Porling geht allerdings niemals fremd. Der Eichenwirrling (Daedalea quercina) bleibt immer seinem Wirtsholz treu.

Alte Birnenstäublinge (Lycoperdon pyriforme) aus dem letzten Herbst.

Nicht nur für Diana ein schönes Erinnerungsfoto von einer schönen Pilztour mitten im Winter und von Christopher Engelhardts Kamera stimmungsvoll im Bild festgehalten. 23. Februar 2022 bei Krönkenhagen.

Nach dem wir uns an Renates Imbisshütte gestärkt haben, wurde nochmals die reiche Ernte bewundert. Chris und Reinhold wünschen dir, liebe Diana, alles gute weiterhin auf deiner Walz. Es soll gleich morgen in Richtung Bayern gehen. Viel Glück und Gesundheit auf den Weg!

Soweit einige Eindrücke und Impressionen aus dem milden Winter 2021/22.