Pilze und Wetter 2020

Jahresbericht der Pilzberatung in Wismar 2020

Jahresbericht zur Pilzberatung in der Hansestad Wismar im Jahr 2020

Jahresbericht 2020

03. Oktober 2020 – Individuelle Pilzwanderung

Mit Familienverband im Holmer Wald

Blauer Himmel über Wismar und eine dunkle Schauerlinie in Richtung Westen. Der sogenannte Ostseestrich zog immer wieder über die selbe Region und genau dort musste ich nun hin zu meiner individuellen Pilzwanderung.

Am 03. Oktober 2020, dem Tag der Deutschen Einheit, war ich mit einem Lübecker Familienverband zu einer individuellen Pilzwanderung durch den Holmer Wald verabredet. Ausgesucht wurde das Zielgebiet aufgrund der zentralen Lage zwischen den beiden Hansestädten Lübeck und Wismar und es war durch eine städteverbindende Bundesstraße auch gut erreichbar. Hier einige Impressionen:

Große Pfützen bei meiner Ankunft auf dem Parkplatz am Waldrand. Der Regen hatte gerade ausgehört.

Gleich zu Beginn erfreuten uns einige Herbstlorcheln am Wegesrand.

Noch mehr Eindruck hinterließen diese Riesen – Schirmpilze (Macrolepiota procera).

Neben der imposanten Größe ist auch der dicke, am Stiel verschiebbare Ring, eines seiner wichtigsten Kennzeichen.

Schwefelgelbe Färbung, stechender Leuchtgasgeruch, ziemlich entfernt stehende Lamellen, recht brüchiges Fleisch, oft gesellig an kalkreicheren Standorten in Wäldern, sind einige markante Merkmale dieses leicht kenntlichen und ungenießbaren Ritterlings.

Weißer Rasling (Lyophyllum connatum). Büschelliges Wachstum und weiße Farbe sowie Lerchensporngeruch sind zunächst die wichtigsten Kennzeichen. Wer dennoch Schwierigkeiten hat, ihn von ähnlichen, weißen Pilzen zu unterscheiden, kann zu einem chemischen Hilfsmittel greifen. Mit Eisensulphat gibt es eine blauviolette Farbeaktion, besonders bei den Lamellen. Der wohlschmeckende Pilz steht im Verdacht, mutagen wirkende Stoffe zu enthalten.

Ein unumstritten guter Speisepilz ist hingegen der nah verwandte Braune Rasling (Lyophyllum fumosum).

Raslinge wachsen auf unterschiedlichen, gerne aber fetteren Böden, in mehr oder weniger dichten Büscheln, sind also oft rasenartig verwachsen.

Wolliggestiefelte Schirmpilze (Lepiota clypeolaria) sind kaum mit den beliebten Riesenschirmpilzen zu verwechseln. Sie sind wesentlich kleiner, ohne beweglichen Ring und in der Regel ungenießbar bis tödlich giftig.

Ein toller Fund!

Dieser leckere Maronen – Röhrling!

Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) erhielt seinen Namen wegen des kastanienbraunen Hutes.

Zu den Filzröhrlingen gehört die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus). Ihr Hut ist olivlich, die Röhren etwas weiter und mit einem besonders intensiven Gelbton versehen. Essbar, aber geschmacklich an den Maronen – Röhrling nicht heran reichend.

Das mitgeführte Körbchen füllt sich allmählich.

Der Blaue Saftporling (Oligoporus caesius) bleibt am Fichtenstubben. Er ist ungenießbar.

Der schlanke Rillstielige Helmling (Mycena polygramma) ist wenig ergiebig und gilt als ungenießbar.

Etwas Überwindung kostet es einigen Pilzfreunden den Grünspan – Träuschling (Stroharia aeruginosa) als willkommenen und farbfreudigen Mischpilz in den Korb zu legen. Die spangrüne und schleimige Huthaut lässt sich leicht abziehen.

Nach mühseliger Suche kam am Ende doch noch eine bunte Mischpilz – Pfanne heraus.

Wir verabschieden uns vom Holmer Wald.

Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar verabredet werden.

29. September 2020 – Schülerwanderung

Mit Schülern in den Wald

Grundschule am Rietberg Neuburg

Die Klasse 4 a ist startklar.

Mit der Klasse 4a der Grundschule am Rietberg, in Steinhausen/Neuburg, ging es am 29. September 2020 in den ortsnahen Wald, dem Forst Farpen. Traditionell und schon seit vielen Jahren mit den 4 – Klässlern. Heute war es die Klasse 4 a, die von Frau Weidemann betreut wird. 

Die Schüler haben Adleraugen. Kleine Schwindlinge auf einem Eichenblatt.

Ein Hexenei im Querschnitt. Es zeigt die Anlage des „Pilz des Jahres 2020“, der Gemeinen Stinkmorchel. Liebevoll betrachtet und in der Hand gehalten von einer jungen Pilzfreundin der Klasse 4 a.

Das sieht böse aus! Grüne Knollenblätterpilze!

Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) – der gefährlichste aller Giftpilze und tödlich in seiner Wirkung! Der wichtigste Pilz einer jeden Lehrwanderung, den schon jedes Kind kennen sollte. Wie man sieht, sein Hut ist keineswegs immer grün, er kann auch weiß daherkommen.

Viele Pilze leben in Symbiose mit Bäumen. Sie heiraten sozusagen. Der Erlenkrempling (Paxillus filamentosus) hat sich, wie der Name schon vermuten lässt, in die Erle verliebt. Beide sind untrennbar mit einander verbunden. Beide sind ungenießbar für unseren Gaumen und der Pilz könnte sogar noch unserer Gesundheit schaden.

Lecker und bekömmlich ist hingegen der Schiefknollige Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus). Dennoch sollte man nicht zu viel von ihm verspeisen, da er giftige Schwermetalle anreichern kann. Er gedeiht in Wäldern, geht aber keine Baumpartnerschaft ein. Der Dunkelblättler gehört zu den Müllwerkern des Waldes und lebt von organischen Abfällen, die besonders im Ökosystem Wald reichlich anfallen.

Wie auf diesem Bild gut zu erkennen.

Ein anderer Wald wird gerade gerodet.

Der Mais!

Nach dem wir ein kleines Stück entlang den Waldrand tangierten, geht es nun in einen Fichtenbestand, der uns mit eigenartigen Pilzformen überrascht. Diese sehen aus wie Bewohner der Meere. Es sind Grünende Fichtenkorallen (Ramaria abietina). Sie blieben stehen.

Und bei diesen Pilzen könnte man annehmen, sie seien vom Himmel gefallen. Sie erinnern an Sterne. Es sind Wimpern – Erdsterne (Geastrum fimbriatum). Drückt man auf die kugelförmigen Gebilde in der Mitte, so werden Sporenwolken ausgeworfen. Deshalb gehören sie zu den Bauchpilzen, sind also mit Stäublingen und Bovisten verwandt. Essbar sind sie nicht!

Diese Helmlinge wachsen in dichten Büscheln auf Laubholzstubben und zersetzten im laufe der Jahre die toten Baumstümpfe.

Manche Pilze reagieren auf Berührung und Verletzung mit farbigen Reaktionen. Der Dickblättrige Schwarztäubling rötet zunächst, um später zu schwärzen.

Der schleimige Mandeltäubling (Russula laurocerasi) riecht zwar wunderbar nach Marzipan, kann geschmacklich aber nicht mithalten. Er schmeckt absolut nicht und ist daher ungenießbar.

Wie schön, dass Herr Krakow dabei ist. Der wird uns sicher gleich sagen, was wir hier gefunden haben.

Und zum Schluss noch wirklich gigantische Teile und die sind sogar essbar. Riesenporling (Meripilus giganteus).

Eine gute Gelegenheit für ein Abschlussfoto.

Individuelle Wanderungen, so auch mit Schulklassen, können jederzeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.

Gestecke für Advent und Weihnachten

Adventsgestecke 2020

Auch in diesem Jahr gibt es im Mykologischen Informationszentrum Wismar, in der ABC Straße 21, wieder unsere Gestecke zur Advents- und Weihnachtszeit. Teils bestehend aus Naturmaterialien, teils auch aus künstlicher Weihnachtsdekoration. Alle Kreationen, von natürlich bis kitschig, sind Unikate und wenn nicht verkauft, noch bis einschließlich 06. Januar 2021 bei uns erhältlich.

1. Gut 60 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde mit weinroten Stumpen – Kerzen, winterlich weiß, mit Rotrandigen Baumschwämmen, Zapfen, Ginster, Rentierflechte, Holzpilzen, Weihnachtsmann und weiterer Dekoration zu 25,00 € – Verkauft.

2. 60 cm lange, 25 cm tiefe Winterlandschaft auf stabiler Baumrinde, mit 4 roten Stumpen – Kerzen, satt dekoriert mit Zapfen, Esskastanie (Marone), Tannenbäumen und Rentieren, Väterchen Frost und Weihnachtswichtel, sowie weiterer Dekoration zu 30,00 €.

3. Ovales, 50 mal 30 cm großes 4er Gesteck auf Rotrandigem Baumschwamm, mit dunkelroten Adventsstumpen, Rentierflechte, Zapfen, Schmetterlings – Tramete, Moos, Väterchen Frost und Geschenke – Schlitten zu 30.00 € – Verkauft.

4. Gut 90 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Stumpen – Kerzen, hochwinterlich gestaltet, mit Rentierflechte, Zapfen, Striegeliger Tramete, Holzpilz, Väterchen Frost und weiterer Dekoration für 35,00 € – Verkauft.

5. Etwa 45 cm langes, 12 cm tiefes 4er Gesteck auf Baumrinde, mit roten Pyramiden – Kerzen, mit vielen Naturmaterialien, wie Schmetterlings – Trameten, Striegeliger Tramete, Birken – Blättling, Rotrandigem Baumschwamm, Zapfen, Esskastanie und Weihnachtsdekoration zu 10,00 €.

6. Etwa 45 cm langes, 8 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, roter Stumpen – Kerze, winterlich weiß, mit Schmetterlings – Trameten, Rentierflechte, großem Kiefernzapfen sowie weiterer Dekoration zu 8,00 € – Verkauft.

7. 45 cm langes, 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, viel Moos und überwiegend in rot gehaltener Dekoration zu 10,00 €.

8. 25 cm langes, 8 cm tiefes Gesteck auf Rundholz und einem Teelicht, Striegeliger Tramete, Flaschen – Stäubling und Weihnachtskugeln für 4,00 € – Verkauft.

9. Knapp 50 cm langes, 12 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde und dunkelroten Stumpen – Kerzen, winterlich gestaltet, mit viel Rentierflechte, Blaugräsern, Zapfen, Weihnachtsmann und weiterer Dekoration für 20,00 € – Verkauft.

10. 80 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck mit cremefarbenen Adventsstumpen, auf stabiler Baumrinde, mit Schmetterlings – Trameten, Kartoffelbovist, Striegeligen Trameten, Moos, Rentierflechte, Zapfen, lesendem/singendem Engel + Weihnachtsmännchen und weiterer Dekoration zu 20,00 € – Verkauft.

11. 20 cm langes, 5 cm tiefes 1er Gesteck mit Fliegenpilz – Teelicht, Holzpilz, Kiefernzapfen und roten Beeren für 5,00€.

12. 18 cm langes, bis 10 cm tiefes 1er Gesteck mit roter Pyramiden – Kerze auf stabiler Baumrinde, winterlich verschneit, Kiefernzapfen, Strohengel und Tieren zu 5,00 €.

13. 19 cm langes, 6 cm breites 1er Gesteck mit Teelicht, auf Holzsplitter, mit Flaschen – Stäublingen, Kiefern – Zapfen, Moos, Kiefernzapfen zu 3,00 €.

14. 45 cm langes, 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weinroten Stumpen – Kerzen, Wildtier – Medaillons, winterlich angehaucht und mit weiterer Dekoration für 12,50 € – Verkauft.

15. Knapp 30 cm langes, 6 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roter Stumpen – Kerze, winterlich angezuckert, mit natürlicher und künstlicher Dekoration zu 4,00 €.

16. 40 cm langes, bis 12 tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, goldenen Stumpen – Kerzen, winterlich weiß, Kiefernzapfen, Weihnachtsmann und weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

17. 40 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit silbernen Stumpen – Kerzen, Tannenbaum und Weihnachtsmann, Glitzerpilzen und weiterer Dekoration für 10,00 €.

18. 25 cm langes, 8 cm tiefes 2er Gesteck auf Kantholz, mit weißen Stumpen – Kerzen, goldener Perlenketten – Umrandung, musizierendem Engel, Glitzer- und Fliegenpilzen, Rentierflechte, Buckel – Tramete, Striegeliger Tramete und weiterer Dekoration für 8,00 €.

19. Knapp 60 cm langes, 25 cm tiefes 4er Gesteck auf Moospolster und Hartriegelgerüst sowie Starkholz, violetten Stumpen – Kerzen, viel natürlicher und auch künstlicher Dekoration, mit Schmetterlings – Tramete, Rotrandigen Baumschwämmen, Buckel – Tramete, Flaschen – Stäublingen und Parasol, Vogelhäuschen + Vögel, Weihnachtsmann mit Geschenken, Zapfen und weitere Dekoration zu 20,00 € – Verkauft.

20. 50 cm lange, 40 cm tiefe und bis 60 cm hohe Weihnachtskrippe mit Lichterkette zu 45,00 €.

21. Kleines 1er Gesteck mit silberner Sternkerze, Silberzapfen und weiterer Dekoration zu 5,00 €.

22. Ovales (ca. 40 mal 25 cm) 4er Gesteck auf Rotrandigem Baumschwamm, mit weinroten Glanzstumpen, Perlenumrandung, Zapfen, Flaschen Stäubling, Väterchen Frost und weiterer Dekoration für 25,00 €.

23. Kleines 1er Gesteck auf Baumstumpf mit lilafarbener Stumpen – Kerze, Hartriegelbogen und diverser Dekoration zu 4,00 €.

24. Knapp 45 cm langes, bis 10 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, weinrotem Stumpen, mit Rentierflechte, Blaugräsern und weiterer Dekoration für 8,00 € – Verkauft.

25. 30 cm langes, bis 15 cm tiefes 1er Gesteck mit weißer Stumpen – Kerze, auf stabiler Baumrinde, Schmetterlings – Tramete, Rentierflechte, Zapfen und weiterer Dekoration zu 6,00 € – Verkauft.

26. 25 cm langes, 6 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß mit Schneemann, Perlenumrandung, roten Pyramidenkerzen und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

27. 40 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck mit roten Stumpen – Kerzen, auf stabiler Baumrinde, Zapfen, Rentierflechte, Moos, Schmetterlings – Tramete und weiterer Dekoration für 10,00 €.

28. Kleines, rundliches 1er Gesteck auf Baumscheibe, mit weißer Stumpen – Kerze, Zapfen, Moos, Rentierflechte, Walnuss und weiterer Dekoration zu 5,00 € – Verkauft.

29. Gut 60 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, weißen Stumpen – Kerzen, Kiefernzapfen, Schmetterlings – Tramete, Elch – Figur, Vogel und Rose, sowie weiterer Dekoration für 20,00 € – Verkauft.

30. 50 cm langes, bis 12 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelweinroten Stumpen – Kerzen, Moos, Rentierflechte, musizierendem Engel, Rose und weiterer Dekoration für 12,50 € – Verkauft.

31. 50 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er Gesteck mit dunkelweinroten Stumpen – Kerzen, auf stabiler Baumrinde, winterlich angezuckert, roten Sternen, Strohengel und weiterer Dekoration zu 15,00 € – Verkauft.

32. 45 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich weiß, mit Kiefernzapfen, Weihnachtsmännchen und Fliegenpilz – Gruppe sowie weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

33. 55 cm langes, bis 12 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, weißen Stumpen – Kerzen, winterlich und glitzernd bereift, mit Kiefernzapfen und weihnachtlicher Dekoration für 12,50 €.

34. 55 cm langes, bis 30 cm tiefes und bis 35 cm hohes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit Rotrandigen Baumschwämmen, Adventsstumpen, goldenem Stern mit Perlenkette, Zapfen, Weihnachtsfigur, Moos und weiterer Dekoration zu 20,00 € – Verkauft.

35. 25 cm langes,7 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß mit roter Perlenkette als Umrandung, dunkelgrauen Stumpen – Kerzen, Herzhäuschen, Straßenlaternen und Spaziergänger für 10,00 €.

36. 25 cm langes, 7 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenketten – Umrandung, Motiv – Teelichtern, Kiefernzapfen und Weihnachtseinkäufer für 10.00 €.

37. 28 cm langes, 7 cm tiefes 1er Gesteck auf Kantholz, mit Perlenumrandung, weinrötlich – golden gehalten, mit 2 Weihnachtswichtel, Kiefernzapfen, Pilzen und Motiv – Teelicht: Fliegenpilz, sowie weiterer Dekoration zu 10,00 €.

38. 40 cm langes, 15 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit lila Stumpen – Kerzen, Moos, Flachem Lackporling, Eichenwirrling, Mammutbaum – Zapfen, Blaugräsern, Tannenbaum, Weihnachtselch und weitere Dekoration für 10,00 €.

39. Gut 30 cm langes, bis 25 cm hohes 2er Gesteck mit Rotrandigem Baumschwammen, Weihnachtsengel mit Pyramidenkerze in rot, weißer Stumpen – Kerze, goldener Schleife, weißen Glitzervögeln, Zapfen, Moos und weiterer Dekoration zu 12,50 €.

40. 30 cm langes, 10 cm tiefes 1er Gesteck auf Brett, mit weißer Stumpen – Kerze, Moos, Rentierflechte, Weihnachtswichtel, Tannenbäumen, Schmetterlings – Trameten, Rotrandigen Baumschwämmen, Fichtenzapfen, Pilzgruppe und weiterer Dekoration zu 8,00 € – Verkauft.

41. Vorweihnachtliches Treiben auf quadratischer Holzplatte, gut 30/30, 4 roten Pyramidenkerzen, Kiefernzapfen, Winterhäuschen, Straßenlaternen, roter Perlenumrandung zu 25,00 €.

42. 25 cm langes, 7 cm tiefes 1er Gesteck auf Kantholz, braungolden gehalten, mit goldener Perlenumrandung, gold glitzernden Hirschen, Weihnachtshäuschen und Motiv – Teelicht Pilz sowie weiterer Dekoration zu 12,50.

43. Ovales 30/35 cm 4er Gesteck auf und mit Rotrandigen Baumschwämmen, , roten Stumpen – Kerzen, Weihnachtsfigur, Moos, Zapfen und weiterer Dekoration zu 15,00 € – Verkauft.

44. Gut 20 cm langes, bis 8 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, winterlich weiß, mit dunkelweinroter Stumpen – Kerze, Kiefernzapfen, Schmetterlings – Trameten und weiterer Dekoration zu 5,00 €.

45. 30 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf Holzbrett, rot gehalten, mit Perlenumrandung, Tannenbaum, Nussknacker, roten Glitzerpilzen und Bällen zu 10,00 €.

46. 60 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck auf Ast, mit roten Stumpen – Kerzen, Moos, Echtem Zunderschwamm, Zapfen, Weihnachtsmann, großem Geschenk und weiterer Dekoration für 20,00 € – Verkauft.

47. 25 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, mit roten Pyramidenkerzen, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, Schneemann, Zapfen und weißen Pilzen zu 10,00 €.

48. 22 cm langes, 7 cm tiefes 1er Gesteck auf Kantholz, dunkelroter Stumpen – Kerze, in grün gehalten, mit goldener Perlenumrandung, Rentierflechte, Jäger, Pilz und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

48. Ovales (ca. 15/20 cm) 1er Gesteck auf Holzunterlage, mit cremeweißer Stumpen – Kerze, mit Moos, Zapfen, Strohengel und weiterer Dekoration zu 5,00 € – Verkauft.

49. 45 cm langes, bis 18 cm tiefes 4er Gesteck auf Ast, mit lilafarbenen Stumpen – Kerzen, Striegeliger Tramete, Rötender Tramete, Rotrandigem Baumschwamm, Schmetterlings – Tramete, Laubholz – Harzporling, Moos, Rentierflechte, Zapfen, silbernen Glitzervogel sowie weiterer Dekoration für 15,00 € – Verkauft.

50. 25 cm langes, 12 cm tiefes 1er Gesteck, auf Birkenholzscheit, mit silberner Sternkerze, reichlich Rentierflechte, Weihnachtswichtel, Tannenbaum, blausilbernen Weihnachtskugeln, Strohstern und Fliegenpilzen, sowie weiterer Dekoration für 10,00 €.

51. Knapp 60 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, angedeuteten Rundholz – Rädern, Weihnachtsmann, Fliegenpilz, viel Rentierflechte, roten Adventskerzen, Zapfen und weiterer Dekoration zu 25,00 €.

52. 25 cm langes, 12 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weißer Stumpen – Kerze, Rentierflechte, Zapfen, Geschenken, Tannenbaum und weiterer Dekoration zu 5,00 € – Verkauft.

53. Knapp 30 cm langes, 12 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroter Stumpen – Kerze, Tannenbaum und Weihnachtsmann, Moos, Zapfen und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

54. 30 cm langes, 8 cm tiefes 1er Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit roter Perlenumrandung, Kiefernzapfen, Tannenbäumen, Häuschen. Weihnachtseinkäufern und Weihnachtsmann, mit Motiv – Teelicht zu 12,50 €.

55. ca. 50 cm langes, bis 15 cm tiefes 4er Gesteck auf Astgabel, grauen Stumpen – Kerzen, Rotrandigem Baumschwamm, Rentierflechte, Moos, Buckel – Tramete, Zapfen, Tannenbäumen und weitgehend naturbelassen zu 15,00 € – Verkauft.

56. Rundes 4er Gesteck auf Baumscheibe, 25 cm im Durchmesser, roten Stumpen – Kerzen, Rentierflechte, Perlenumrandung und Pilzen zu 10,00 €.

57. 27 cm langes, 7 cm tiefes 1er Gesteck auf Kantholz, mit elektrischem Teelicht, Perlenumrandung, Rentierflechte, Krippenspiel, von Kiefernzapfen flankiert, Pilzen und weiterer Dekoration zu 10,00 €.

58. Kompaktes 4er Gesteck auf Baumstumpf, winterlich weiß, mit Stumpen – Kerzen in petrol, goldener Perlenumrandung, Rentierflechte, Zapfen, Weihnachtsmann und weißen Vögeln sowie weiterer Dekoration zu 25,00 €.

59. 60 cm langes, 10 cm tiefes 4er Gesteck auf Baumrinde, mit Motiv – Teelichtern, Rentierflechte, Blaugräsern, Zapfen Strohengel und weiterer Dekoration zu 15,00 € – Verkauft.

60. Adventskranz auf Flechtmaterial, 4 roten Stumpen – Kerzen, Kiefernzapfen, Rentierflechte, Weihnachts – Blechfigur und weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

61. 30 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, Perlenumrandung, winterlich weiß, Winterhäuschen und Menschen – Miniatur, roten Sternen und Fliegenpilzen zu 10,00 €.

62. 27 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf Kantholz, winterlich weiß, mit Perlenumrandung, Weihnachtswichtel mit Geschenken, roten Stumpen – Kerzen zu 10,00 € – Verkauft.

63. 60 cm langes, bis 25 cm tiefes 4er Gesteck auf Baumrinde, roten Stumpen – Kerzen, Weihnachtsmann mit Geschenken, goldenen Vögeln, Rentierflechte, Kiefernzapfen, Rotrandigem Baumschwamm und weiterer Dekoration zu 20,00 €.

64. Rundes 1er Gesteck auf Holzscheibe, mit LED – Echtwachskerze, Perlenumrandung, Moos, Weihnachtsmann, Kiefernzapfen und Fliegenpilzen zu 6,00 € – Verkauft.

65. 55 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er Gesteck auf Baumrinde, hellgrünen Stumpen – Kerzen, winterlich, mit Engel, Kiefernzapfen und weiterer Dekoration zu 12,50 € – Verkauft.

66. 50 cm langes, 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, viel Rentierflechte, Kiefernzapfen, Weihnachtswichtel, Sternen und weiterer Dekoration zu 12,50 €.

67. Rundes 1er Gesteck auf Holzscheibe, tief verschneit, mit Perlenumrandung, die größtenteils den Witterungsunbilden zum Opfer gefallen ist, Santa Claus auf Schneeball, Kiefernzapfen und linsenförmiger Glanzkerze zu 5,00 €.

68. 60 cm langes, 13 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, Weihnachtsmann vor Tannenbaum und mit Geschenken zu seinen Füßen, Zapfen von Kiefer, Fichte und Erle, Rentierflechte, Schmetterlings – Tramete, Buckel – Tramete und weiterer Dekoration für 15,00 €.

69. 30 cm langes, 7 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, weißen Stumpen – Kerzen, winterlich weiß, mit grüner und goldener Dekoration zu 10,00 €.

70. 40 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Stumpen – Kerzen, winterlich weiß, mit winterlicher Weihnachtsfigur, Rotrandigem Baumschwamm, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

71. Rundes 4er Gesteck auf Baumscheibe, tief winterlich verschneit, mit Perlenumrandung, Weihnachtsfiguren, Vogel, Kiefernzapfen und Geschenke für 10,00 € – Verkauft.

72. 40 cm langes, bis 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Stumpen – Kerzen, Tannenbaum und Weihnachtswichtel, Kiefernzapfen, Blaugräser, Rentierflechte, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

73. Ovales 1er Gesteck (20/25 cm), auf Baumscheibe, winterlich weiß, mit Perlenumrandung, Weihnachtsmann und Engel mit Stern, LED – Echtwachskerze und weiterer Dekoration zu 8,00 €.

74. 45 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroten Stumpen – Kerzen, winterlich angezuckert, Tannenbaum mit Weihnachtsmann davor, Kiefernzapfen, Rentierflechte und Blaugräsern, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration für 12,50 €.

75. 55cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde und weißen Stumpen – Kerzen, Schmetterlings – Tramete, Striegeliger Tramete, Rotrandigem Baumschwamm, Flaschen – Stäubling, mit Weihnachtswichtel und Schneemännchen, Rentierflechte, Stechpalme, Zapfen, Fliegenpilzen und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

76. Rundes 1er Gesteck auf Baumscheibe, dunkelroter Stumpen – Kerze, Perlenumrandung, Moos, Engel und weiterer Dekoration zu 6,00 €.

77. 55 cm langes, 30 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit roten Adventskerzen, Rentierflechte, Zapfen, Weihnachtsmann mit Geschenken, Weihnachtswichtel und weiterer Dekoration zu 25,00 €.

78. 60 cm langes, 10 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weißen Stumpen – Kerzen, viel Rentierflechte, Blaugräser, verschiedene Zapfen, Flaschen – Stäubling, Weihnachtsmann und weiterer Dekoration zu 15,00 €.

79. Rundes 1er Gesteck auf Baumscheibe, mit roter Stumpen – Kerze, Perlenumrandung, Moos, geschmücktem Tannenbaum, Strohengel und weiterer Dekoration zu 10,00 € – Verkauft.

80. 35 cm langes, 10 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroter Stumpen – Kerze, viel Rentierflechte, Zapfen und Fliegenpilzen zu 8,00 € – Verkauft.

81. Massives, aufwendiges und schweres 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, 1,20 m lang, 30 cm tief, mit weißen Stumpen – Kerzen, Rotrandigen Baumschwämmen, Birken – Porling, Rentierflechte, Moos, Kiefern-, Fichten- und Erlenzapfen, Weihnachtsmann, musizierenden Engeln und weiteren Figuren und Dekoration zu 55,00 €. (zentrale Teilansicht!)

82. Zapfenkranz mit großer Zapfenkerze und Weihnachtswichtel zu 12,50 – Verkauft.

83. Etwa 40 cm langes, bis ca. 15 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroter Stumpen – Kerze, reichlich Zapfen, Rentierflechte, Blaugräsern, Birnen – Stäublingen, Kragen – Erdstern, verschiedenen Deko – Figuren wie Pilze sammelndem Igel, Holz- und Fliegenpilzen sowie weiterer Dekoration. Vergriffen!

84. Adventskranz mit einer roten Stumpen – Kerze, etwa 25 cm im Durchmesser, mit roter Perlen- und Glockenumrandung, Kiefernzapfen und weiterer Dekoration zu 10,00 €.

85. 4er Adventskranz mit roten Stumpen – Kerzen, zentralem Weihnachtstern, Pilzen und weiterer Dekoration zu 10,00 €.

86. Adventskranz mit knapp 30 cm im Durchmesser, roten Stumpen – Kerzen, Winterfigur, Schneebällen und Fliegenpilzen zu 15,00 €.

87. 35 cm langes, bis 15 cm tiefes 1er Gesteck auf stabiler Baumrinde, dunkelroter Stumpen – Kerze, Moos, Rentierflechte, Kiefernzapfen, Fliegenpilzen, Strohengel und Weihnachtsmann sowie weiterer Dekoration für 12,50 €.

88. 35 cm langes, 8 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weißen Stumpen – Kerzen, winterlich weiß, mit Blaugräsern, Rentierflechte, Kiefernzapfen, und weihnachtlicher Dekoration zu 10.00 €.

89. 50 cm langes, 25 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit rosafarbenen Stumpen – Kerzen, Moos, Rentierflechte, Blaugräsern, Zapfen, Silberhirsch, Weihnachtsmann und Strohengel, Pilzen und weiterer Dekoration zu 30,00 €.

90. 45 cm langes, 25 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, bunter Weihnachtsdekoration, Birnen – Stäubling, mit Fliegenpilzen, Moos, Rentierflechte und weiterer Dekoration für 25,00 €.

91. 50 cm langes, 15 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit weißen Motivkerzen, viel Rentierflechte, Vogelhäuschen mit Vogel oben drauf, Weihnachtsmann, Tannenbäumen, Kiefernzapfen, Pilzen und weiterer Dekoration zu 25,00 €.

92. 60 cm langes, 12 cm tiefes 4er Gesteck auf stabiler Baumrinde, mit dunkelroten Stumpen – Kerzen, Tannenbäumen, Zapfen, Moos, Rentierflechte, Blaugräsern, Schmetterlings – Tramete, Weihnachtsfiguren, Pilzen und weiterer Dekoration zu 20,00 €.

Soweit das Angebot in diesem Jahr.

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Wetter und Pilze November 2020

Mit dieser harmonischen Birkenpilz – Familie (Leccinum scabrum) möchte ich das November – Tagebuch 2020 eröffnen. Das Foto sandte mir Johanna Davids aus Berlin zu. Ganz lieben Dank!

 Der Oktober hat 31 Tage! – Leider habe ich das Oktober – Tagebuch so voll geladen, dass es keine Speicherkapazität mehr übrig hat. Ich kann nicht einmal mehr die dummen Fehler korrigieren, dir mir immer wieder unterlaufen. So kommt „viel mir ein“ natürlich nicht von viel, sondern von einfallen!

Beginnen wir das November – Tagebuch zunächst mit dem letzten Oktober – Eintrag und einem kleinen Fazit zum vorletzten Monat des Pilzjahres 2020.

Die Mordwaffe liegt schon bereit. Nach dem Foto ging die Fetten Henne (Sparassis crispa) in die Schlachtung. Tatort gestern Mittag, im Regen, in einem Waldgebiet außerhalb der Bundeshauptstadt. Nochmals ein Dankeschön an Johanna Davids.

Manchmal können einem im Wald schon merkwürdige Gestalten begegnen. Zum Glück war ich in Begleitung, so dass mich dieses Monster nicht einschüchtern konnte. Rotgelber Stoppelpilz (Hydnum rufescens). Essbar. 31.10.2020 in den Jülchendorfer Buchen.

Sonnabend, 31. Oktober (Reformationstag) – Heute habe ich mich mit unseren Berliner Pilzfreunden Beatrice und Christian zu einer individuellen Pilzwanderung in den Jülchendorfer Buchen getroffen. Es ging in erster Linie darum, das bereits vorhandene Wissen zu erweitern, zu festigen und vielleicht auch neues kennenzulernen. Dabei standen einige Arten wie Herbsttrompeten und Trompeten – Pfifferlinge auf der Wunschliste. Leider war der Wald nicht in der Verfassung, uns diesen Wunsch zu erfüllen, bis auf drei winzige Trompeten – Pfifferlinge, die in einem Sternenmoospolster steckten. Überraschenderweise begegneten wir auf unserer Tour auch drei Mitgliedern des Rehnaer Pilzvereins. Sie waren auf der Suche nach pilzlichem Grillmaterial für heute Abend. In den Jülchendorfer Buchen fanden sie dafür geeignete Steinpilze. Das reichte aber nicht und sie wollten noch einige andere Spezialitäten, wie beispielsweise Edel – Reizker. Diese konnte ich dann auch den Berliner Pilzfreunden in Aussicht stellen, falls wir das Revier wechseln. Gesagt, getan, ging es sogleich in das nicht weit entfernte Kaarzer Holz. Sowohl die Rehnaer Pilzfreunde, wie auch Beatrice und Christian, kamen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Der Grillabend war gerettet, nein, nicht ganz, Maronen mussten noch eingesammelt werden und die Berliner Gäste hatten am Abend alle Hände voll zu tun, um ihre Ernte zu verarbeiten. Christian schwärmte Regelrecht, es sei hier wie im Märchen. Von so vielen, wunderbaren, rotmilchenden Reizkern kann man bei uns nur träumen! Das Wetter war dazu fast frühlingshaft mild, trotz dauerbewölktem Himmel.

Echter Wald – Champignon (Agaricus silvaticus) am 31.10.2020 im Kaarzer Holz. Guter Speisepilz.

Und nun noch einige Worte zum zu Ende gehenden 7. Monat der Pilzsaison 2020. Wie erwartet, brachte er uns den Höhepunkt des Pilzjahres. Noch zaghaft zu Beginn, steigerte sich das allgemeine Frischpilzaufkommen bis gegen Ende kontinuierlich. Das Maximum erreichten wir um den 20. Oktober herum. Es gab zwar vergleichsweise wenige Röhrlinge, aber dafür reichlich jahreszeittypische Gattungen wie Helmlinge, Trichterlinge, Ritterlinge, Schirmlinge, Schleierlinge. Auch Stubbenpilze wie beispielsweise Stockschwämmchen und Hallimasch waren zumindest regional und punktuell reichlich dabei. Von den Röhrlingen waren hauptsächlich Butterpilze und Derbe Rotfüßchen in größeren Mengen zu finden. Im letzten Oktoberdrittel auch verstärkt Maronen – Röhrlinge.

Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) füllten heute die Körbe. Standortfoto am 31.10.2020 im Kaarzer Holz. Delikater Speisepilz.

Zu den schönsten Geschöpfen der Pilzwelt gehört zweifellos der Fliegenpilz (Amanita muscaria). Einfach göttlich und teuflisch zugleich. 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Sonntag, 01. November (Allerheiligen) – Kein Kirchgang war heute angesagt, obwohl, es ging ja in den Wald! Und das kann spiritueller sein, als der Besuch der kleinsten Dorfkirche oder des prunkvollsten Doms. Einfach Natur pur. Ein Ort der Schöpfung in jeder Hinsicht. Je naturbelassener der Wald, also je wilder und unaufgeräumter, um so göttlicher kommt er daher. Leider vergessen viele gottesgläubige Menschen, zu wem sie ihre Gebete eigentlich sprechen. Gebete aufsagen und Frömmigkeit an den Tag legen, dass ist nichts anderes, als der Natur zu huldigen und Beistand von ihr zu erhoffen. Gott = Natur, Natur = Gott! Anders kann es nicht sein! Heute wird in katholischen Regionen aller Heiligen gedacht. Wir taten es heute auf unsere Art, im Ramen einer Vereinsexkursion. Unsere Heiligtümer begegneten uns auf Schritt und Tritt. Jedes noch so kleine Pilzchen, ein Wunderwerk der Schöpfung! So waren wir am Ende der  Exkursion fast erschöpft, von so viel Schöpfungspotential, welches uns heute geboten wurde. 

Butter Rübling (Collybia butyracea) oder Horngrauer Rübling (Collybia asema)? Essbar sind beide und werden von manchen Mykologen nur als Formen betrachtet. Ich habe den Fund unter Horngrauer Rübling verbucht. Essbar. 01.11.2020 Peeschen Tannen.

Da ab morgen größere Zusammenkünfte wieder untersagt sind, war es die letzte Pilzwanderung, die der Steinpilz – Wismar in diesem Jahr anbieten kann. Wir erlebten eine kurze Wander- und Exkursionssaison. Anstatt ab April, konnten wir Corona – Bedingt erst Mitte Juni starten und nun wird uns auch schon wieder der Ausklang des Pilzjahres beschnitten. Das heißt allerdings, nur Aktivitäten in größeren Gruppen. Die letzten Mittwochsexkursionen finden wie geplant statt, allerdings mit sehr begrenzter Teilnehmerzahl.

Zwei farbenfrohe Schöpfungswerke des Kiefernwaldes: links der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans), rechts der Rote Heringstäubling (Russula xerampelina). Beide essbar. 01.11.2020 Peeschen Tannen.

Die Peeschen Tannen sind im Sommer durchaus keine schlechte Adresse für Pfifferlinge (Cantharellus cibarius). 01.11.2020.

So trafen sich einige Pilzfreunde um 08.00 Uhr in Wismar und fuhren nach Sternberg. Dort erwarteten uns weitere Teilnehmer und wir steuerten von hier aus das Zielgebiet an, die Peeschen Tannen bei Dabel/Holzendorf. Überwiegend Nadelforste, durchsetzt auch von Laubholz, wobei ein Großteil von der Pest des Waldes, der Spätblühenden Traubenkirsche, gebildet wurde. Diese breitet sich seit Jahrzehnten als Neophyt insbesondere in den sandigen Kiefernwäldern immer mehr aus. Ursprünglich stammt der Baum, der in unseren Breiten meist nur in Strauchform daher kommt, aus Nordamerika. Dort ist er ein richtiger Baum und liefert wertvolles Nutzholz. Deshalb wurde er auch nach Europa gebracht. Doch die Klimabedingungen ließen kein optimales Wachstum zu und nun wird der Strauch offensichtlich durch Vögel immer weiter verbreitet.

Einer der Top – Funde war heute der Gelbe Bonbon – Rötling (Entoloma icterinum). Beeindruckend ist sein bonbonartiger Duft (Amylazetat).01.10.2020 Peeschen Tannen.

Wie dem auch sei, die Traubenkirsche behinderte uns heute kaum und der restliche Baumbestand mit seinen Abfallproduckten ließ ein üppiges Frischpilzaufkommen zu. So erlebten die 8 Teilnehmer bei ausgesprochen mildem November – Wetter eine der schönsten und artenreichsten Vereinsexkursionen, die wir jemals durchführten. Eine sehr angenehme Truppe. Alle waren entspannt und wissbegierig bei der Sache. Es wurde zwar immer mal wieder die Zwischenfrage der Essbarkeit gestellt, aber die Kartierung stand eindeutig im Mittelpunkt. Diesbezüglich kam am Ende doch einiges zusammen und eine stattliche Artenliste war das Resultat.

Ein Pilz vom Herrn, für den Herrn. Der Herrenpilz (Boletus edulis) war in früheren Zeiten den Herrschaften vorbehalten. Es heißt, die ärmere Landbevölkerung musste gefundene Steinpilze an ihre Herrschaften abtreten. Wenn nicht, drohten drastische Strafen! Der Mehlpilz machte es hier möglich. Standortfoto am 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Morgen soll es sogar ein letztes mal in diesem Jahr richtig warm werden. Ehemals tropische Wirbelstürme haben Subtropikluft im Gepäck. Ab Dienstag soll es sich spürbar abkühlen und Hochdruck macht sich allmählich breit. Regen wird dann erstmal kein Thema mehr sein. Die letzten Regenfälle brachten immerhin 14 Liter in meinen Messbecher. Trotz Abkühlung, scheinen die Temperaturen auch mittelfristig eher moderat bis mild auszufallen. Bei uns in M-V ist in klaren Nächten zwar in ungünstigen Lagen geringer Bodenfrost möglich, dass wird aber auf die Entwicklung an der Pilzfront kaum Auswirkungen haben. Die Artenvielfalt wird so oder so geringer, denn Mitte des Monats beginnt bereits der Pilzwinter!

Hier hatte der Herr gute Laune und eine künstlerische Ader an den Schöpfungstag gelegt. Einfach wunderbar und der Höhepunkt unserer heutigen Exkursion. Orange – Seitling (Phylotopsis nidulans), entdeckt von Phillip Müller. Obwohl essbar, verbietet sich ein derart profanes Unterfangen angesichts dieser Kunstwerke von selbst. Standortfoto an totem Birkenstamm in den Peeschen Tannen am 01.11.2020.

Ich habe in diesem Jahr wegen der Corona – Abstandsregel meist auf Gruppenfotos bei unseren Wanderungen verzichtet. Gestern, zum vorzeitigen Jahresabschluss, sollte es dann doch noch einmal sein. Eine kleine, übersichtliche Truppe verlebte sehr schöne, pilzreiche Stunden in den Peeschen Tannen. Ein würdiger Jahresabschluss 2020.

Montag, 02. November – Ein Hauch von Spätsommer lag heute nochmals in der Luft. Zum Teil war es Rekordwarm für November. Auch in M-V wurde die 20 Grad Marke geknackt! Das war`s dann aber auch mit der Wärme in 2020. Am Abend zieht eine Kaltfront durch und morgen befinden wir uns wettertechnisch wieder in der Normalität für diese Jahreszeit. Es weht uns also eine ganz andere Luft um die Ohren, als an den letzten Tagen. Allerdings wird es nicht richtig kalt und die Tageshöchsttemperaturen liegen auch im weiteren Verlauf zwischen 10 und 15 Grad. Insbesondere zum Wochenende hin kann wieder etwas mildere Luft einfließen. Auf den Profi – Wetterkarten der mittelfristigen Trend `s war heute jedenfalls kein frühwinterliches Wetter bis Mitte des Monats auszumachen. Selbst wenn es in ruhigen und wolkenlosen Nächten am Boden, insbesondere weiter im Binnenland, auch mal frieren sollte.

Auch die Mitglieder des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V. waren am vergangenen Wochenende ein letztes mal in größerer Gruppe auf der vornehmen Jagd nach den Kobolden unserer Wälder und Wiesen. Ein wirklich schönes Foto, dass mir Vereinschef Torsten Richter zusandte. Lieber Torsten, bleibt bitte alle Gesund und man sieht sich im nächsten Jahr hoffentlich in aller Frische wieder.

Im Vergleich, zu dem, was derzeit an der Pilzfront los ist, halten sich die Beratungen in Grenzen. Das liegt auch an der vorgerückten Jahreszeit. Die Ausstellung habe ich heute ein letztes mal in diesem Jahr mit Frischpilzen bestückt. 127 Arten liegen nun noch bis Donnerstag Mittag auf den Moosflächen. Danach wird zurück gebaut und es verbleibt der Dauerausstellungsbereich mit Porlingen, Schichtpilzen, Bauchpilzen und all dem, was pflegeleicht und haltbar ist. In meinen Sammelbehältnissen landen ab sofort eher Bastelutensilien aus Wald und Flur für das Adventsgeschäft. Es sei denn, es sind Speisepilze für unsere Trockner in ausreichenden Mengen und guter Qualität vorhanden.

Meine kleine Pilzzucht auf dem Hof des Info – Zentrums hat mal wieder einen Wachstumsschub bekommen. Seit Jahren wachsen an einem noch berindeten Laubholzklotz immer wieder diese Gallertfleischigen Stummelfüßchen (Crepidotus mollis). 02.11.2020.

Dextrinoide Sporen (rotbraune Verfärbungen von pilzlichen Zellwänden unter Einfluss von Jodreagenzien) von Gallerina pumila in 1000- facher Vergrößerung. Foto: Christopher Engelhardt.

Dienstag, 03. November – Die verschärften Corona – Regeln greifen nun. Das habe ich heute deutlich in der Stadt gespürt. Viele halten sich offensichtlich daran, und das ist auch gut so. Waren seit dem Sommer und noch bis in die letzte Woche hinein sehr viele Menschen in den Straßen unterwegs, auch viele Touristen, so erinnerten mich heute relativ leere Straßenzüge in der historischen Innenstadt von Wismar, in der sich auch der Steinpilz – Wismar befindet, an den Lockdown vom Frühling. Wir erleben im November zwar nur eine weichgespülte Variante, aber es ist dringend notwendig, damit zumindest eine Verringerung der täglichen Neuinfektionen und vielleicht sogar ein Rückwärtstrend möglich sind.

Ebenfalls 1000 – fach vergrößert sehen wir hier die teilweise im unteren Bereich bauchigen Cheilozystiden, die ihrerseits z. T.  Basalschnallen aufweisen. Foto: Chris Engelhardt

Gesundheitlich versprechen und erhoffen wir uns einen positiven Trend, wirtschaftlich wird es nun auch für den Steinpilz – Wismar wieder schwieriger. Zum Glück ist noch etwas Geld von der bewilligten und ausgezahlten Corona – Soforthilfe vom Frühling vorhanden und auch die zurückliegenden Wochen liefen aus finanzieller Sicht ganz gut, obwohl gerade auch die größeren Veranstaltungen nicht stattfinden konnten. Nicht zu vergessen die Vereinsbeiträge von den Mitgliedern der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar  e. V., sowie teils ansehnliche Spenden, die hin und wieder auf das Vereinskonto eingingen und vielleicht auch noch eingehen, werden helfen, dass der Steinpilz – Wismar in den nächsten Monaten nicht in ein zu wildes Fahrwasser gerät und Gefahr läuft, zu stranden.

Und hier sehen wir den Urheber der interessanten Mikro – Strukturen in den obigen Bildern, den Glockigen Häubling (Galerina pumila). Ich danke Chris sehr herzlich, dass er sich die Zeit genommen hat, zur Identitätsklärung dieses kleinen, hübschen Gesellen, den wir in der letzten Zeit so oft in Moospolstern bewundern durften. Die Gattung war uns klar und nun hat er auch seinen Personalausweis bekommen. 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.


An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön all diejenigen, die das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar auch in diesem Jahr wieder mit einer Spende unterstützt haben! 


Ein Wald von Binsen – Keulen (Macrotyphula filiformis) mit Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura) dazwischen. 01.01.2020 in den Peeschen Tannen.

Zum eigentlichen Thema – Wetter und Pilze: Auch heute ist in den mittelfristigen Modellläufen (14 Tage) kein Wintereinbruch auszumachen. Im Gegenteil, die Großwetterlage scheint immer wieder in ihr eingespieltes Muster zurückzufallen. Das heißt, wir werden meist in einer südlichen Anströmung liegen, da ein kräftiges Tiefdrucksystem, gesteuert vom Island – Tief, immer wieder weit nach Süden über den Ostatlantik abtropft und dadurch milde Luftmassen, subtropischen Ursprungs, nach Mitteleuropa gelangen können. In ruhigen, klaren Nächsten kann es allerdings hin und wieder in ungünstigen Lagen zu Bodenfrost kommen, aber das ist im November völlig normal und wird sich kaum auf die Entwicklung an der Pilzfront auswirken. Die meisten Herbstarten sind inzwischen über ihr Maximum hinweg und werden sowieso ihr Wachstum zurückfahren. Andere Arten des Spätherbstes und Frühwinters werden über die erfrischenden Temperaturen hoch erfreut sein und sich eher animiert fühlen.

Trotz des schleimigen Hutes kein Schneckling. Ein Schüppling, der im Herbst, manchmal auch im Frühling, an Laubholzresten keine Seltenheit ist. Tonfalber Schüppling (Pholiota lenta). Essbar. 01.11.2020 in den Peeschen Tannen am Standort.

Runzlige Korallenpilze (Clavulina rugosa) erfreuten uns am Sonntag in den Peeschen Tannen. Standortfoto.

Es gibt offensichtlich sogar schon Wälder, in denen es pilztechnisch schon sehr ausgedünnt ist. So telefonierte ich heute Abend mit Pilzfreundin Angelika aus Hagebök, die heute in ihrem Hauswald, dem Züsower Forst, unterwegs war. Hier sei Trostlosigkeit eingekehrt. Kaum noch Frischpilze und von ihren geliebten Steinpilzen waren nur noch Leichen zu finden. Ganz anders Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein. Er schrieb mir kürzlich, dass im Staatsforst Rehna nun endlich die Post abgeht. Selbst Herbsttrompeten scheinen hier nun noch  loslegen zu wollen. Auch in den Peeschen Tannen erlebten wir am vergangenen Sonntag eine artenreiche Jahresabschlussexkursion. Es kommt also, wie schon seit dem Sommer, immer darauf an, in welcher Region und in welchem Wald man gerade unterwegs ist. Wobei ich anmerken möchte, Pilze gibt es auch dann, wenn die klassischen Speisepilze gerade Pause machen. Für uns ist das so, für viele Mykophagen gibt es jedoch keine Pilze, wenn ihre Handvoll Hausarten gerade nicht wachsen wollen, aber ansonsten der Wald voll steht mit „Giftpilzen“.

Und hier noch ein besonders originelles Exemplar des Orange – Seitlings ( Phylotopsis nidulans) am 01. November 2020 in den Peeschen Tannen fotografiert.

Einfach unwiderstehlich und gute Laune verbreitend, der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria). Standortfoto am 04.11.2020 am Holzendorfer See.

Mittwoch, 04. November – Ein neues Messtischblatt wurde heute in Folge unserer Mittwochsexkursionen in Angriff genommen. MTB 2337 = Dabel. Im Dürresommer 2018 war es schon einmal in Arbeit. Damals, wie man sich denken kann, mit äußerst geringem Erfolg. Das ist im Spätherbst selbstverständlich anders, da Trockenheit in der Regel keine große Rolle mehr spielt. Im 1. Quadranten befindet sich jede Menge Wald. So auch die Peeschen Tannen und die Achtertannen. In den Peeschen Tannen waren wir bereits am vergangenen Sonntag im Zuge einer Vereinsexkursion unterwegs. Wir, das waren heute, außer meiner Wenigkeit, noch ein junges und sehr nettes sowie interessiertes Pärchen aus Warin. Wir entschieden uns für die Waldbereiche westlich des Holzendorfer Sees und begannen unsere Tour an der Badestelle in Dabel. Sandboden, Laub- und Nadelwälder, b. z. w. Forste, waren hier im Angebot. In den letzten Wochen und Monaten wurde allerdings massiv Holzeinschlag betrieben und Wiederaufforstungsmaßnahmen durchgeführt. Nicht nur trockengeschädigte Nadelbäume waren davon betroffen, auch reichlich Pappeln mussten dran glauben.

Nun wissen wir endlich, warum der Fliegenpilz (Amanita muscaria) manchmal ohne weiße „Punkte“ daherkommt. Sie wurden bei der Streckung durch Moos und Gräser abgestriffen. Auch Regen kann sie vom Hut spülen. 04.11.2020 im Wald am Holzendorfer See. Standortfoto.

Mit der Artenvielfalt konnten wir durchaus zufrieden sein und auch eine ausgiebige Pilzmahlzeit war für meine Gäste gesichert. Hauptsächlich bestehend aus herrlichsten Stockschwämmchen und Maronen – Röhrlingen. Ich konnte 83 Arten im Feld bestimmen und aufschreiben. Auch Fotos für dieses Tagebuch waren wichtig. Das Wetter spielte mit. Sonnig, aber im Vergleich zum Wochenende relativ frisch. In der Sonne ließ es sich jedoch gut aushalten.

Herrlich junge, fleischige Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) sorgten heute bei unseren beiden Feinschmeckern für Begeisterung. 04.11.2020 am Holzendorfer See.

Der Geschichtete Zähling (Lentinellus ursinus) gehörte zu den besten Funden der gestrigen Mittwochsexkursion am Holzendorfer See. Er wuchs in zahlreichen Exemplaren an einem toten Birkenstamm. Ungenießbar. 04.11.2020 am Standort.

Donnerstag, 05. November – Heute habe ich die letzten Frischpilze der Bio – Tonne anvertraut und die zugehörige Ausstellungsfläche abgebaut. Frische Pilze gibt es jetzt nur noch in geringer Zahl, auf der Fläche der Dauerexponate zu sehen. Winterputz ist angesagt und Adventsgestecke werden in den nächsten Wochen für mich, wie immer zum Jahresende, im Mittelpunkt stehen. Das heißt aber nicht, dass ich die Entwicklung an der Pilzfront aus den Augen verlieren werde. Schon morgen geht es mit einem Wismarer Pilzfreund wieder hinaus in den Wald und auf die Heide. Für ihn stehen Speisepilze zur Fahndung ausgeschrieben und ich werde mich wohl vordergründig um natürliche Adventsdekoration kümmern. Beispielsweise um Moos, Blaugräser, Rentierflechte, Zapfen u. s. w. Dabei kommt mir zu gute, das wir mit dem Auto fahren und somit mehr Ladefläche zur Verfügung steht. Mein dienstlich, wie privat genutzter Leichtkraftroller, geht während dessen in die Werkstadt zum Öl- und Reifenwechsel. Die Bereifung, besser gesagt, das Profil des Hinterreifens ist abgenutzt und kann bei den rutschigen Straßen im Spätherbst und Winter zur Unfallgefahr werden.

Ebenfalls bemerkenswert, und Pilzfreundin Carolin aus Warin bemerkte den würzigen Knoblauchduft, waren diese Großen Knoblauch – Schwindlinge (Marasmuis prasiosmus). Es gibt also drei Schwindlinge, denen eine intensive Knoblauch – Fahne entströmt. Der wertvolle Küchenschwindling, der Langstielige Knoblauch – Schwindling und die hier gezeigte Art, die wir in der Regel zwischen Eichenblättern antreffen können. 04.11.2020 am Holzendorfer See.

Die öffentliche Wanderung, die für den kommenden Sonnabend vorgesehen war, wird Corona – bedingt abgesagt. Im kleinen Kreis ist allerdings weiterhin etwas möglich, so dass ich sowohl am Sonnabend, wie auch am Sonntag, jeweils eine individuelle Wanderung im Familienverband auf dem Plan habe. Ich bin also weiterhin noch ganz gut ausgebucht.

An der Schnittfläche eines großen Holzstapels, der südlichen Sonne zugewandt, wärmten sich einige Teufelsnadeln b. z. w. Augenstecher auf. Bekannter unter der Bezeichnung Libellen. Um welche Teufelsnadel es sich hier handelt, vermag ich nicht zu behaupten. Ihre filigrane Flügelzeichnung ist wie ein Fingerabdruck bei uns Menschen. Einzigartig für jedes Tier, ihr Personalausweis, wenn man so möchte. 04.11.2020 am Holzendorfer See.

Eher selten in meinen Artenlisten zu finden ist der Glasigweiße Höckerporenschwamm (Physisporinus vitreus), den wir an alten Baumstümpfen im Spätherbst entdecken können. 04.11.2020 Wald in der Nähe des Holzendorfer Sees.

Beim Wetter geht es zunächst mild weiter und von Nachtfrösten bleiben wir vorerst noch weitgehend verschont. Im weiteren Verlauf deutet sich über Deutschland aber eine Zweiteilung der Luftmassen an. Die Atlantik – Tiefs rücken wohl etwas weiter nach Westen, versorgen aber  Westdeutschland weiterhin mit milder Luft. Bei uns in den Osten und Nordosten könnte am Rande eines Hochs möglicherweise kältere Kontinentalluft einfließen. Die mittelfristigen Modelläufe von heute Mittag deuten sogar zur letzten November – Dekade das Einsickern von russischer Frostluft an. Damit wären nicht nur Nachtfröste verbunden, selbst tagsüber würden wir dann kaum noch das positive Temperatur – Spektrum erreichen. Der Winter würde seinen Einstand geben. Hoffen wir, dass sich die Modelle verrechnet haben und dieses Szenario noch etwas nach hinten schicken.  

Jetzt endlich wieder häufiger an Holz zu sehen und unsere Augen erfreuend, der Orangerote Kammpilz (Phlebia radiata). 04.11.2020 am Holzendorfer See.

Freitag, 06. November – Heute brachte ich meinen Dienstroller in die Werkstadt zum Öl und Reifenwechsel. Am Nachmittag konnte ich ihn wieder abholen. Die Zwischenzeit habe ich genutzt, um mit einem Wismarer Pilzfreund in den Wald zu fahren. Ziel war das Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Heideartiges Gelände mit mehr oder weniger großen Bauminseln und kleineren Waldflächen. Die Oberen Seen werden vor allem vom Wustrowsee und dem Oberen See gebildet. Jedes Jahr im Spätherbst steuere ich dieses Revier an, um nicht nur nach interessanten Pilzen Ausschau zu halten, sondern auch Naturmaterialien für das Adventsbasteln zu besorgen. Hier sind es vor allem Rentierflechten, im Volksmund Irisch Moos, und Blaugrasbüschel, die sich auf unseren Adventsgestecken hervorragend machen. Nebenbei wurden Speisepilze und Fotos für dieses Tagebuch gesammelt. Im Angebot waren vor allem reichlich Frostschnecklinge, aber auch Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge, Maronen und Edelreizker. Perlpilze, wenige Grünlinge und sogar Habichtspilze waren dabei.

Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) waren heute angesagt. Es gab reichlich von ihnen auf dem armen Sandstandort unter Kiefern. 06.11.2020 Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Vorzüglicher Speisepilz.

Der Top- und Überraschungsfund war heute für mich der Habichtspilz (Sarcodon squamosus). Der beliebte Speisepilz gehört zumindest im nordwestlichen Mecklenburg zu den großen Seltenheiten. Standortfoto am 06.11.2020 Obere Seen bei Sternberg.

Neuerdings wird zwischen dem Habichtspilz unter Fichten, und dem unter Kiefern unterschieden. Hier sehen wir also den Kiefern – Habichtspilz. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht und berechtigt ist, zwei Arten aufzustellen für ein und den selben Pilz, nur weil er unter verschiedenen Nadelbäumen, b. z. w. im Flachland oder im Bergland vorkommt. Wie dem auch sei, essbar sind beide und geben besonders getrocknet ein gutes Würzpulver ab.

Das Wetter war dazu sehr angenehm. Für November wieder ausgesprochen mild, da über Nacht Warmluftadvektion einsetzte. Die Warmfront sorgte zwar für meist graue Verhältnisse, aber das störte nicht weiter. Mittelfristig bleibt uns wohl der Hochdruckeinfluss erhalten. Dabei kommt es aber immer darauf an, wie sich das Hoch ausrichtet. Grundsätzlich sollte eine südliche Anströmung milde Luftmassen heran wehen. In klaren Nächten kann diese aber sehr auskühlen und es kann sogar leicht frostig werden. Bildet sich dazu Nebel oder Hochnebel, kann es ebenfalls recht frisch sein. Die Tageshöchsttemperaturen können dann deutlich im einstelligen Bereich verharren. Der Mittelfrist – Trend wird aus heutiger Sicht aber wieder deutlich positiver berechnet, als noch gestern. Nach einem Temperaturknick, Mitte nächster Woche, soll es eher wieder milder werden. Also der noch gestern angedeutete Kaltlufteinbruch scheint erst einmal vom Tisch zu sein.  

Während das Jahr 2020 im Zeichen der Gemeinen Stinkmorchel steht, dürfen wir uns ab dem 01. Januar 2021 auf das Jahr des Grünlings (Tricholoma equestre) freuen. 06.11.2020 im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg.

Ausgereifte Fruchtkörper des Flaschen – Stäublings (Lycoperdon perlatum). Standortfoto am 07.11.2020 im Radebachtal.

Sonnabend, 07. November – Laut Veranstaltungsplan wäre heute eine öffentliche Lehrwanderung durch das Westenbrügger Holz an der Reihe gewesen. Wegen der Corona – Beschränkungen musste dieser Termin leider abgesagt werden. Statt dessen war ich zu einer individuellen Wanderung mit einem kleinen Familienverbund verabredet. Das Ziel sollte zunächst die Neukloster Forst, bei der ehemaligen Bahnstation Neumühler Forst sein. Hier angelangt, krachten die Schrotflinten und Hundegebell signalisierte uns, dass wir uns hier wohl lieber wieder aus dem Staub machen sollten, um nicht in die Wilde Jagd hinein zu geraten.

Unzählinge Fruchtkörper des Violetten – Lacktrichterlings (Laccaria ametystea) bevölkern derzeit den Waldboden unserer Buchenwälder. Essbar. 07.11.2020 Revier Weiße Krug.

Hier ein interessanter Ascomycet auf Moosen von Ostseepilz Christian Ehmke ins richtige Licht gesetzt. Roter Moosling (Lamprospora miniata).

Wir entschlossen uns, in das Revier Weiße Krug zu fahren. Hier herrschte jagdtechnisch Ruhe und wir durchstreiften die Buchen, Nadel-  und Mischwälder am Weißen See bis hinunter in das Radebachtal. In den Buchenwäldern geht allmählich die Luft raus. Klassiker wie Maronen und Rotfüßchen waren nur noch wenige in guter Qualität vorhanden. Die drei Steinpilze, die wir am Ufer des Weißen Sees fanden, waren schon komplett überständig. Ansonsten vor allem noch sehr viele Violette Lacktrichterlinge, Süßliche Milchlinge, Nebelkappen in allen Altersstadien. Auch vereinzelte Violette Rötel – Ritterlinge und einiges mehr. Zu Erwähnen wäre auch noch ein Halbkreis von Mönchsköpfen.

Einen ganz tollen Fund für das Bundesland Brandenburg konnte Pilzfreundin Johanna Davids dieser Tage verbuchen. Es handelt sich um den Dottergelben Spateling (Spathularia flavida). In der Verbreitungskarte der DGfM ist bisher für dieses große Flächenland nur ein Nachweis ganz im Südosten eingetragen. Standortfoto in der Schorfheide – Chorin.

Am Nachmittag war dann wieder Sprechzeit im Info – Zentrum. Das schöne Wetter nutzten heute viele für einen Waldspaziergang und zur Pilzsuche. So herrschte nochmals Hochbetrieb in der Pilzberatung und ich war über die normalen Sprechzeiten hinaus beschäftigt, das gefundene Material zu sichten und den wissbegierigen Finderinnen und Findern ihre Fundstücke zu erläutern und vor allem auf ihre Essbarkeit zu Prüfen.

Essbar und besonders in getrocknetem Zustand vorzüglich sind diese Totentrompeten (Craterellus cornucopioides). Hier mit professionellem Erntewerkzeug in Form eines praktischen Pilzmessers mit Bürste. Johanna war gezielt auf der Suche nach diesen herbstlichen Musikinstrumenten und wurde in der Schorfheide – Chorin fündig.

Morgen steht schon die nächste Tour auf dem Programm. Wieder im engeren Familienkreis durch die Wälder um Weberin herum. Zuvor müssen wir durch eine kalte Nacht hindurch und am Erdboden kann es, besonders in den südlicheren Landkreisen, verbreitet zu Bodenfrost kommen.  

Auch dieses stimmungsvolle Herbstmotiv haben wir Johanna Davids zu verdanken. Es zeigt Gruben – Lorcheln (Helvella lacunosa) und einen Dunkelscheibigen Fälbling (Hebeloma mesophaeum). Aufgenommen wiederum in der Schorfheide – Chorin. Ganz herzlichen Dank und viele Coronafreie Grüße vom südlichsten Zipfel der Ostsee in die Bundeshauptstadt Berlin.

Der Blutblättrige Hautkopf (Cortinarius semisanguineus) findet sich unter Kiefern und Fichten. Seine Farbstoffe können zum Färben von Wolle verwendet werden. Ansonsten ist der Pilz ungenießbar bis giftverdächtig. 08.11.2020 im Wald bei Weberin.

Sonntag, 08. November – Kurz nach 10.00 Uhr traf ich mich mit zwei Pilzbegeisterten aus Crivitz (Vater und Sohn) zu einer individuellen Pilzwanderung am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Ich war einige Minuten später vor Ort, da teils dichter Nebel die Anfahrt von Wismar behinderte. Von hier aus starteten wir meine klassische Runde durch das umgebende, umfangreiche Waldgebiet, dass früher zu den Staatsforsten Turloff gehörte. Überwiegend sandige Nadel- und Mischwälder. Ein Revier vom feinsten, wie es Speisepilzsucher lieben. Das Angebot von Klassikern hielt sich zwar dezent zurück, aber dennoch ist von der Endzeitstimmung, wie wir sie inzwischen in unseren Buchenwäldern auf besseren Böden erleben, noch nicht all zu viel zu spüren. Es sind also noch viele Frischpilze dabei, auch wenn die Vielfalt nicht mehr mit September oder Oktober vergleichbar ist.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) waren in allen Altersstadien vertreten. Man brauchte aber Glück und etwas Geduld. Standortfoto am 08.11.2020 im Wald bei Weberin.

Philipp hatte alles, Geduld, gute Augen, gepaart mit einer feinen Spürnase und dem entsprechenden Quantum Glück.

Unterwegs trafen wir ein bekanntes Gesicht, nämlich mein Lehrling und leidenschaftlichen Pilzfreund Philipp Müller. Wir einigten uns dahingehend, dass er uns im gebührenden Corona – Abstand begleiten durfte. Sein Ziel war neben weiteren Lehrstunden zum Thema volkstümliche Pilzkunde, auch ein Korb voller Maronen – Röhrlinge mit nach hause zu bringen, welches ihm schließlich auch gelang. Vater und Sohn waren zwei wunderbar angenehme Zeitgenossen und Philipp ist es sowieso, so dass die heutige Tour, bei inzwischen herrlichstem Sonnenschein und milden Temperaturen, eine Wohltat war.

Dieser mastige Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) wird heute Abend separat verkostet. Die Crivitzer Pilzfreunde wollen seinem vielgerühmten Wohlgeschmack der individuellen Bewertung unterziehen. Standortfoto im Weberiner Wald am 08.11.2020.

Irena hatte bereits während ihrer Anfahrt frische Parasole und einige Honiggelbe Hallimasch organisiert.

Im Gespräch wurde deutlich, dass die Crivitzer Pilzfreunde in Mecklenburg noch nie einen Edel – Reizker gefunden haben. Nun, so sagte ich, dass können wir gleich heute noch ändern. Wir setzen einfach um in das Karzer Holz, es sind nur wenige Minuten zu fahren, und dort dürfte wohl der mitgeführte Sammelkorb rasch seine Kapazitätsgrenze stoßen. Gesagt, getan, und auf in das Kaarzer Holz! Hier erwartete uns unsere gute Seele Irena nicht ganz zufällig mit Kaffee und Kuchen. Immer auch mit Corona Abstand und im Wald ist es ohnehin kein Problem.  Sie hat zwar in diesem Jahr kaum Zeit in die Pilze zu gehen, aber heute sollte es mal für wenige Stunden sein.

Neben unzähligen, normal gefärbten Frostschnecklingen, fanden wir auch wenige Exemplare mit orangeroten Hüten. Eine seltene Form des Frostschnecklings, der Orangerote Schneckling (Hygrophorus hypothejus var. aureus). Standortfoto am 08.11.2020 im Kaarzer Holz.

Hier gelangten wir in eine regelrechte Pilzschwämme. Frostschnecklinge praktisch als Bodendecker, viele Ritterlinge, allen voran Graue Erdritterlinge und Grünlinge (in Massen!) und auch in punkto Edel – Reizker hatte ich nicht zu viel verspochen. Vater und Sohn konnten es kaum fassen und ein lang gehegter Traum ging in Erfüllung. Maronen kannten sie, Frostschnecklinge wurden kennengelernt und mit den edlen Reizkern erfüllte sich ein Wunschtraum. Ich war natürlich auch glücklich, weil es einfach schön ist, anderen Menschen eine Freude bereiten zu dürfen. Ich glaube, diese Tour wird bei ihnen noch lange nachwirken und in guter Erinnerung bleiben.

Der leckere Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) in seiner herkömmlichen Variante. Standortfoto im Kaarzer Holz. 08.11.2020.

Nachdem sich unsere Gäste verabschiedet hatten, drehten Irena und ich noch eine größere Runde und schließlich bekamen auch wir noch genügend Speisepilze für zwei Dörrgeräte in Mischung zusammen.

Der Grünling (Tricholoma equestre) trat heute punktuell als Massenpilz in Erscheinung. 08.11.2020 im Kaarzer Holz. Pilz des Jahres 2021!

Wir fuhren in die Steinpilz – Außenstelle nach Keez und beluden unseren Ford Transit mit Bastelmaterial, wie stabile Baumrinde, große und kleine Holzscheiben und weiterem Deko – Material für unsere Adventsgestecke, und auf ging es nach Wismar.

Mit das Beste, was unsere mitteleuropäische Speisepilzflora zu bieten hat, ist der  Echte- oder Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Ganze oder geteilte Hüte gebraten eine Delikatesse! Standortfoto am 08.11.2020 im Wolfsgebiet Kaarzer Holz.

An Laubholz – Stubben im Spätherbst häufig zu beobachten sind die Gallertfleischigen Fältlinge (Merulius tremellosus). 08.11.2020 im Wald bei Weberin.

Montag, 09. November – Gestern waren bei dem zeitweise sehr schönen Spätherbstwetter sehr viele Menschen in den Wäldern unterwegs. Teils Spaziergänger, denn in Corona – Zeiten kann es wohl kaum etwas klügeres und gesünderes geben, als der Aufenthalt in unseren Wäldern mit ihrer sauberen Luft. Dr. Wald tut einfach gut. Teils und vielleicht auch überwiegend, Pilzsucher. Dennoch verlief der Beratungstag im Steinpilz – Wismar heute vergleichsweise ruhig ab. So widmete ich mich der Vorbereitung für unser Adventsgeschäft. Tischflächen mit Weihnachtsservietten auslegen und auch Schaufenster Putzen war angesagt. Morgen geht es diesbezüglich weiter und in der 2. Wochenhälfte werde ich anfangen die Vorjahresgestecke aus dem Keller zu holen und wenn nötig, auszubessern. Gestern haben wir von Keez Naturmaterialien für neue Kreationen zum Steinpilz – Wismar gebracht. Ich befürchte nur, in diesem Jahr werden wir wohl wegen der Corona – Beschränkungen nicht sehr viele Gestecke unter die Leute bringen. Irena hat keine Zeit mich zu unterstützen und meiner Kreativität beim Basteln von Gestecken sind eher Grenzen gesetzt und ich neige stark zum Kitsch.

Ostseepilz Christian Ehmke hat mir vor einigen Tagen dieses Bild geschickt. Es zeigt junge Parasitische Scheidlinge (Volvarella surrecta) auf Nebelkappen. Es lohnt sich also, die älteren Graukappen, die jetzt reichlich in den Wäldern stehen, etwas näher zu betrachten.

So bin ich immer ganz Stolz, wenn die eine oder andere adventliche Dekoration, die auf meinem Mist gewachsen ist, auch jemand anderem gefällt und gekauft wird. Und so richtig in Vorweihnachtsstimmung bin ich noch nicht, auch weil an der Pilzfront noch einiges los ist. Es gibt keine Weihnachtsmärkte wegen Corona und so stehen Markt und Straßen verlassen dar, wie es so schön im Gedicht „Weihnachten“, von Joseph von Eichendorff, heißt. Im richtigen Tonfall vorgetragen, eines der schönsten Weihnachtsgedichte, dass mich immer wieder tief berührt und mich an die geheimnisvolle Weihnachtsstimmung längst vergangener Kindertage erinnert.

Der Amiant – Körnchenschirmling (Cystoderma amianthinum) soll essbar sein, aber sein stechender Geruch lässt kein großes Gourmet – Erlebnis vermuten. 09.11.2020 im Wald bei Weberin.

Beim Wetter geht es mild weiter. Nachteilig wirkt sich bei uns im Nordosten allerdings eine trübe Hochnebelpampe aus, die das Temperatur – Niveau drückt. Richtig mild ist es hingegen in Westdeutschland. Ein erster Wintereinbruch könnte ab dem 20.11. herum möglich sein. 

Hier ein schönes, spätherbstliches Stimmungsfoto von unserer Berliner Pilzfreundin Johanna Davids. Es zeigt Vielgestaltige Holzkeulen (Xylaria polymorpha), wie sie sich durch das frisch gefallene Buchenlaub empor strecken. Aufgenommen in der Schorfheide – Chorin.

Edle Pilzpfanne im wahrsten Sinne des Wortes. Edelreizker scharf gebraten von unseren Crivitzer Pilzfreunden am vergangenen Sonntag.

Dienstag, 10. November – Zunächst in das Wismarer Einkaufszentrum „Burgwall“, um einen bestellten Karton mit Heißklebestiften abzuholen und auch gleich noch einige Kerzen für die Adventsgestecke eingekauft. Dann zum Info – Zentrum und neben den alltäglichen Formalitäten, um meine beiden Schaufenster gekümmert. Also mit weihnachtlicher Grunddekoration ausgestattet. Das soll erst einmal reichen und am Donnerstag geht es weiter. Morgen steht hingegen wieder eine Mittwochsexkursion auf dem Programm. Es geht ein weiteres mal in das MTB Dabel. Eigentlich hatte eine Familie mit Kindern in der vergangenen Woche dafür Interesse per telefonischer Anfrage signalisiert, sich aber bis heute Abend nicht verbindlich angemeldet. So werde ich seit langer Zeit mal wieder allein unterwegs sein. Der südliche Bereich des 2. Quadranten ist nahezu komplett bewaldet, beginnend mit den Seetannen am Dabeler See im Westen, über Borkow mit den Schlower Tannen bis nach Neu Woserin im Osten. Ein kleineres, kompaktes Waldgebiet findet sich jedoch auch im Nordwesten des Quadranten, die Rothener Tannen. Da ich hier bisher kaum unterwegs war, könnte es das morgige Ziel sein.

Der Schwarzrote Speitäubling (Russula atrorubens) am 08.11.2020 im Wald bei Weberin. Zur Gruppe der Speitäublinge gehören kleine bis mittelgroße Täublinge mit fast schneeweißen Lamellen und Stielen sowie sehr scharfem Geschmack, besonders in den brüchigen Lamellen. Sie sind daher alle komplett ungenießbar bis schwach giftig.

Leckere Frostschnecklings – Suppe stilvoll hanseatisch serviert und zubereitet von Vater und Sohn aus Crivitz am vergangenen Sonntag.

Das Wetter wird mit grauer Novemberstimmung daher kommen, so wie schon seit Montag. Grund ist eine zähe Hochnebeldecke, die sich bei winterlichen Hochdruck – Wetterlagen immer dann bildet, wenn in der Höhe wärmere Luft aktiv ist. Diese Konstellation ergibt dann eine sogenannte Inversionswetterlage. Das ändert sich am Donnerstag, da eiert nämlich ein Kaltlufttropfen nach Nordwestdeutschland herein. Statt warme, wird in der höhe recht kalte Luft wetterwirksam. Im Großraum Hamburg herrschen dann Temperaturen um – 25 Grad in 5 500 Metern Höhe. Befänden wir uns im Sommerhalbjahr, hätte dieses, durch intensivere Sonneneinstrahlung, konvektiven Hebungsantrieb mit kräftigen Schauer und Gewittern zur folge. Hebung ist um diese Jahreszeit kaum vorhanden, aber dennoch ist das Regenrisiko erhöht. Dadurch kann es auch bei uns in Mecklenburg etwas Regen geben, aber die graue November – Tristes bleibt uns wohl trotzdem erhalten.   

Relativ gut abgrenzbar zu anderen, habituell ähnlichen Milchlingen mit bräunlichen Farben, ist der Milde Milchling (Lactarius mitissimus). Er zeigt sich eher in orangen Farbtönen. Essbar. 08.11.2020 im Wald bei Weberin.

Vereinzelt waren unter den Buchen wieder frische Dickblättrige Schwarztäublinge (Russula nigricans) erschienen. Die essbaren Sprödblättler röten zunächst bei Verletzung, um später zu schwärzen. 11.11.2020 Hoher Berg.

Mittwoch, 11. November – Nicht um 11.11 Uhr, aber nur unwesentlich später, brach ich heute zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion auf. Die Region Dabel war das Ziel. Nicht die langgezogenen Waldbereiche ganz im Süden des Quadraten 2337/2, sondern ein kleineres Waldgebiet im Nordostbereich, südwestlich des unter Naturschutz stehenden Bolzer Sees, war an der Reihe. Eigentlich wollte ich den Rothener Tannen in der Nordostecke des Quadranten einen Besuch abstatten, bin aber in Borkow eine Abfahrt zu spät von der B 192 abgebogen. So landete ich im Waldgebiet am Hohen Berg. Auch nicht schlecht, dachte ich mir, denn ich hatte schon lange einmal vor, diesem übersichtlichen Wald einen etwas ausführlicheren Besuch abzustatten. Bisher war ich hier nur hin und wieder mal für wenigen Minuten an seiner schönsten Buchenkannte, einem Steinpilz – Erwartungsgebiet, unterwegs. Diesbezüglich ist zu dieser späten Jahreszeit meist nicht mehr viel zu erwarten, aber ein überständiges Exemplar reichte mir völlig aus, um diese beliebte Dickröhrlingsart zu notieren. Der Hohe Berg ist mit seinen 77 Metern über normal null nicht gerade einer der höchsten Erhebungen Mecklenburg – Vorpommerns, aber immerhin ist für den bewaldeten Hügel durchaus einiges an Kondition nötig. Ich strengte mich heute aber nicht sonderlich an und durchstreifte eher die unteren Bereiche mit seinen teils feuchteren Tälern. Neben Buchenbeständen finden sich hier auch Fichtenbereiche und feuchtete Erlen/Eschenbestände mit uralten Haselsträuchern. Wie anderswo auch, sind hier die Eschen mächtig am umfallen. Das Eschen – Triebsterben ist die Ursache. Ausgelöst ausgerechnet durch einen kleinen Schlauchpilz. 

Am Waldrand unter Buchen beglückten mich diese schönen Champignons (Agaricus spec.) Ich bin geneigt, in ihnen den Gedrungenen Champignon (A. spissicaulis) zu sehen, bin mir aber nicht ganz sicher. 11.11.2020 Hoher Berg.

Das Frischpilzaufkommen war für Mitte November nicht gerade berauschend. Insbesondere die moosreichen Fichtenareale ließen sehr zu wünschen übrig. Der Kochtopf – Mykologe hätte sich mit einigen sehr schönen Mönchsköpfen, Rötel – und Erdritterlingen begnügen müssen. Ist er ein Fan von Nebelkappen, hätte es sich schon eher gelohnt. Apropos Nebel, bei grauem Hochnebel fuhr ich gegen Mittag los und dieser sorgte für einen standesgemäßen Novembertag. Grau in grau und gegen 16.00 Uhr dunkelte es bereits in den Wäldern. Der Nebel verdichtete sich auch in den unteren Schichten und nässte zeitweise sogar. Es wurde Zeit zur Heimfahrt.

Einige junge und fleischige Mönchsköpfe (Clitocybe geotropa) hätten für das Abendessen ausgereicht. Der schöne und elegante Trichterling ist eine imposante Erscheinung unserer spätherbstlichen Laubwälder. In der Hutmitte findet sich allerdings kein Trichter, sondern ein charakteristischer Buckel. Am Standort fotografiert am 11.11.2020 Hoher Berg.

Vereinzelt waren gestern im Buchenwald des Hohen Berges auch noch frische Elfenbein – Schnecklinge (Hygrophorus eburneus) vertreten. Essbar. 11.11.2020.

Donnerstag, 12. November – Die Beratungen schlafen allmählich ein. Nur ein Ratsuchender war heute mit Nebelkappen im Info – Zentrum. So ist Zeit genug, den Laden weiter für das Adventsgeschäft vorzubereiten. Staubwischen auf Tischen und Schränken, denn Staub gibt es hier besonders viel. Dafür verantwortlich zeichnen die vielen Frischpilze, die in den letzten Wochen in der Ausstellung lagen. Mit dem Einsammeln und somit Abtrennen der Fruchtkörper vom Mycel, lebt dieser durchaus noch einige Tage weiter. Wasser dehnt die Zellen aus, so dass beispielsweise noch geschlossene Champignons einen Tag später oft schon geöffnet sind. Deponiere ich die für die Ausstellung vorgesehenen Frischpilze im Kühlschrank, so muss teilweise darauf geachtet werden, wie ich sie lagere. Sollen beispielsweise die hübschen Fliegenpilze ihre Stellung des Hutes so beibehalten, wie ich sie im Wald gefunden habe, also mit waagerechten Hüten und den Lamellen nach unten, dürfen sie nicht liegend in die Frischhaltedosen gelangen, sondern stehend. Nach Möglichkeit auch nicht zu dicht, falls noch geschlossen, denn sie schirmen weiter auf und können sich dann gegenseitig deformieren.  Gelangen sie liegend in die Lagerung, setzt der sogenannte Geotropismus ein. Die Hüte drehen sich der Schwerkraft gehorchend, in die Waagerechte, dass die Lamellen wieder nach unten zeigen. Dabei kann sich der Stiel sogar fast korkenzieherartig verdrehen. Die Sporen können nun wieder ausfallen. 

Der Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius) ist ebenfalls ein Buchenbegleiter. Er ist allerdings wesentlich größer und kompakter, sowie kaum schleimig. Allenfalls bei Regenwetter etwas schlüpfrig. 11.11.2020 – Wald am Hohen Berg.

Während meiner gestrigen Mittwochsexkursion begegnete ich einem freundlichen Waldschrat, der mit seinem originell mit Körben ausgestatteten Fahrrad auf der Suche nach Herbst -Lorcheln war. Aus einem seiner Körbe schauten allerdings keine Pilze heraus. Ein  niedlicher Anblick, der mich sogleich zu einem Schnappschuss mit freundlicher Genehmigung reizte.

Da die Frischpilze also auch wehrend meiner Ausstellung permanent Sporen produzieren und abwerfen, darf ich auch des Öfteren Staub wischen. Ja, man könnte sogar sagen, liegen Frischpilze in der Ausstellung, so ist auch die Feinstaubbelastung im Info – Zentrum erhöht. Das kann bei längerem Aufenthalt, so wie bei mir, schon mal unangenehme, allergische Reaktionen zur Folge haben. Insbesondere wenn ich reichlich Hallimasch, der bekanntlich massiv sein weißes Sporenpulver abwirft, ausstelle. Das äußert sich bei mir durch juckende Augen. Beim Hallimasch kommt sicher der für ihre rohe Giftigkeit verantwortliche Stoff als Auslöser in Frage, der dann auch für den  kratzenden und seifigen Geschmack des rohen Pilzes verantwortlich zeichnen dürfte und auch in den Sporen enthalten ist. 

Schließlich war ich am späten Nachmittag mit dem Revierputzen fertig, so dass die erste Weihnachtsdekoration aus dem Keller geholt werden konnte. Auch die ersten beiden Adventsgestecke liegen nun aus gepreist im Schaufenster.

Wie gerufen kamen mir gestern auch einige schöne Fruchtkörper des Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola). Sind sie doch für einige unserer Adventsgestecke unverzichtbar. 11.11.2020 Hoher Berg.

Unser Pilzfreund und Vereinsmitglied Andreas Herchenbach hat für sich die diesjährige Saison abgeschlossen. Sie war für ihn leider nicht befriedigend, aber neues Jahr, neues Glück! Diese Elastischen Lorcheln (Leptopodia elastica) hat er hier für uns ausgelegt und fotografiert. Wie es so schön heißt: für Speisezwecke ohne Bedeutung.

Freitag, 13. November – Bis jetzt ist alles gut gegangen, obwohl heute eine 13 auf dem Kalender steht! Aber ich bin ja nicht abergläubisch  und so war am Vormittag zunächst Einkauf angesagt. Kerzenhalter und weitere Deko für` s Adventsbasteln, dann in das Info – Zentrum und nach dem erledigen der täglichen Formalitäten, ging es wieder an die Arbeit, um das Angebot unserer Gestecke zu erweitern. Ein Schaufenster ist nun schon mit ihnen bestückt und weitere werden bis Ende November folgen. Am Wochenende wird diesbezüglich aber wohl nicht viel laufen. Zwar fällt die für Sonntag vorgesehene Vereinsexkursion durch den Mönchskopf – Wald bei Roggow, am Salzhaff, der Corona – Krise zum Ofer, aber inzwischen habe ich für Sonnabend und Sonntag anfragen für individuelle Wanderungen bekommen, die ich natürlich auch zusagte. So werde ich wieder viel an frischer Waldluft unterwegs sein und es gibt aktuelles in diesem Tagebuch zu berichten. Schaut man sich den Pilzticker dieser Tage an, so gibt es doch zumindest regional in einigen Gebieten Deutschlands noch ganz gute Erfolge. Insbesondere Steinpilze waren die letzten Tage wieder frisch dabei. 

Kühle und Feuchtigkeit liebt das begehrte Judasohr (Hirneola auricula – judae), Deshalb lohnt es sich im Winter ganz besonders nach ihnen Ausschau zu halten. Standortfoto am 11.11.2020 am Hohen Berg.

Kaffeebrauner Scheintrichterling (Pseudoclitocybe syathiformis), auch Gabeltrichterling genannt, ist essbar. Standortaufnahme am 11.11.2020 am Hohen Berg.

Das Wetter spielt ja auch immer noch mit. Sollte es so weiter gehen, können wir wohl einen der mildesten November – Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erleben. Selbst am Polarkreis, auf Spitzbergen in Norwegen, werden derzeit Temperaturen von  + 9 Grad gemessen. Normal wären – 8 Grad Celsius! Überhaupt war dieses Jahr nördlich des Polarkreises beängstigend warm, mit Höchstwerten im Sommer bis zu + 38 Grad! Große Moor- und Flächenbrände waren die Folge. Am Wochenende wird es auch bei uns nochmal richtig mild, danach soll es aber allmählich etwas abkühlen und ab dem übernächsten Wochenende könnten auch bei uns die ersten Schneeflocken dieses Winterhalbjahres rieseln. Obwohl, rieseln wäre vielleicht nicht der richtige Ausdruck, denn es werden eher nasse Flocken sein. Es soll sich eine turbulente Westwetterlage einstellen, die dann zumindest häppchenweise immer mal einen Schub polarer Kaltluft im Gepäck haben könnte.

Der Schmutzige Rötel – Ritterling (Lepista sordida) ist nah mit dem Violetten Rötel – Ritterling verwandt. Ihm fehlt aber der süßlich, aromatische Duft. Der Saprophyt ist vor allem im Spätherbst und Frühling recht häufig in Wäldern und Parkanlagen zu finden. 11.11.2020 im Wald am Hohen Berg.

Geweihförmige Holzkeulen (Xylaria hypoxylon) auf einem bemoosten Buchenstubben im Schlemminer Staatsforst. 14.11.2020.

Sonnabend, 14. November – Heute habe ich mich mit meinem Wismarer Pilzfreund Hartmut  getroffen, um zu unserer letzten gemeinsamen Pilzexkursion in diesem Jahr aufzubrechen. Hartmut ist zugleich mein Anwalt und hat mich schon aus vielen, existenzbedrohenden Verwaltungsentscheidungen herausgeboxt. So hat er maßgeblich dazu  beigetragen, dass der Steinpilz – Wismar schon so lange überdauern konnte. Im Herbst 2003 fiel der Startschuss! Natürlich gilt auch allen anderen Dank, die mit ihren Vereinsbeiträgen und Spenden diese außergewöhnliche und nicht alltägliche Einrichtung unterstützten, und hoffentlich auch weiterhin unterstützen. So kommt mir auch das größte Wohnungsbau – Unternehmen der Hansestadt Wismar, die Wobau, immer wieder durch einen günstigen Mietzins entgegen, der jedoch alljährlich neu beantragt werden muss. Gestern erhielt ich die Bestätigung diesbezüglich für das Jahr 2021. Ganz herzlichen Dank!

Dunkelscheibiger Fälbling (Hebeloma mesophaeum) im Kiefernforst Perniek. Standortfoto am 14.11.2020. Ungenießbar.

Zunächst fuhren wir in den Schlemminer Staatsforst. Da Hartmut Speisepilze sammeln wollte, hoffte ich hier auf Trompeten – Pfifferlinge. Ich kenne hier eine markante Stelle, wo in der Regel im November reichlich Besatz vorhanden sein kann. Wir fanden nicht einen! Überhaupt ist der Buchen- und Mischwald am Schwarzen See schon recht ausgedünnt, was Frischpilze anbelangt. Nur noch wenige Täublinge oder vereinzelt auch noch eine ordentliche Marone. Ansonsten die üblichen Verdächtigen des Spätherbstes, allen voran meist überständige Nebelkappen.

Herbstblattl, wie die Nebelkappe (Clitocybe nebularis) auch genannt wird, im spätherbstlichen Schlemminer Staatsforst am Standort fotografiert. 14.11.2020.

Die Pappel – Ritterlinge (Tricholoma populinum) waren bei Perniek leider bereits überständig. Die Huthaut sollte entfernt werden, da sie Bitterstoffe enthält. Standortfoto am 14.11.2020 bei Perniek. Essbar.

Nach einer halben Stunde brachen wir hier ab und fuhren in den Raum Neukloster/Perniek. Nadelwald auf sandigen/kiesigen Böden. Die Nadelwälder sind zur Zeit teilweise noch viel aktiver in punkto Frischpilze. In den dortigen Kiefernforsten waren zwar deutlich mehr Pilze vorhanden, aber die hochwertigeren Arten, wie beispielsweise Edel – Reizker, musste man schon ganz schön suchen. Vereinzelt gab es auch noch junge Exemplare, neben Überständigen. Auch sehr schöne Frostschnecklinge waren dabei. Am häufigsten gab es Graue Erdritterlinge, die als mäßige Speisepilze relativ schnell den Korb hätten füllen können. Wir wollten aber edleres, sprich Reizker.

Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Kräftiger, kompakter Reizker, mit grubigen wasserflecken am Stiel und immer unter Kiefern. Ausgezeichneter Speisepilz, am besten ganze Hüte braten. 14.11.2020 Kiefernforst Perniek.

Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus). Er neigt stärker zur Grünverfärbung. 14.11.2020 im Wald bei Perniek.

Da es aber unter den Kiefern recht mühselig war, begaben wir uns zum dortigen Fichten – Märchenwald, wo ich bereits im Oktober mächtig gefeiert habe. Unmengen von Frischpilzen, allen voran die wunderbaren Marzipan – Schnecklinge, bevölkerten hier als Bodendecker den Waldboden. Nun ist bald Weihnachtszeit und Marzipan darf auf dem bunten Teller nicht fehlen. Aber Spaß bei Seite. Die Wohlriechenden Schnecklinge, wie sie auch genannt werden, sind zwar essbar, aber in Bezug auf lasterhafte Naschereien werden wir doch lieber auf Lübecker Marzipan zurückgreifen.

Den Grauen Erdritterling (Tricholoma terreum) hätte man heute körbeweise einsammeln können. Da es besseres gab, blieb er stehen. Standortfoto am 14.11.2020 im Kiefernforst Perniek.

An alten Kiefernnadeln hat es sich das Löwenfrüchtchen (Leocarpus fragilis) gemütlich gemacht. Standortfoto am 14.11.2020 im Kiefernforst Perniek.

Es hat im Vergleich zu meinem Oktober – Besuch zwar schon etwas nachgelassen, aber dennoch war es auch heute einfach märchenhaft. Dazu ein traumhaft schönes Gebiet, mit den teils lockeren Gruppen von Tannenbaum – Inseln (Fichten), wie man es nur noch selten in M-V vorfindet. Da der Standort kalkhaltig ist, gibt es hier eine außergewöhnliche Artenzusammensetzung. Die teils bemoosten und mit Rentierflechten ausgestatteten, lichten Bereiche, wie die dunklen Nadelstreuflächen im Fichten – Dickicht, boten auch heute für mich allerbeste Voraussetzungen zum Feiern. Feiern ist aufgrund der Corona – Krise zwar verpönt, ja größtenteils sogar untersagt, aber ich feierte ja fast ganz alleine mit meinen über alles geliebten Pilzen, während Hartmut in gebührender Entfernung seine Sonntagsmahlzeit zusammen suchte, dass heißt, ich suchte natürlich mit, um die schönen Reizker dann in seinen Sammelkorb zu verfrachten. Wo soll mir Corona hier etwas anhaben wollen, an frischer, würziger Waldluft?

Unter Fichten, auf Kalk, findet sich mitunter in größeren Mengen der Bärtige Ritterling (Tricholoma vaccinum). Als Speisepilz nicht zu empfehlen. 14.11.2020 Wald bei Perniek.

Kuhmaul (Gomphidius glutinosus). Jung ein empfehlenswerter, zarter Speisepilz. Standortfoto unter Fichten bei Perniek.

Am liebsten wäre ich hier noch bis zum dunkel werden geblieben, aber ich hatte am späteren Nachmittag noch Sprechzeit im Info – Zentrum. So kroch ich fast auf allen vieren von Foto – Termin zu Foto – Termin. Ich kam aus dem Fotografieren kaum noch raus. Egal, wo ich hinblickte, immer wieder entdeckte ich wundervolle Motive. Es war sagenhaft, was mir hier wieder geboten wurde. Ein einzigartiges Paradies! Wenn ich etwas zu sagen hätte, sofort unter Naturschutz stellen, damit es nicht der Kettensäge zum Opfer fällt. Solche tollen und wertvollen Bereiche müssen unbedingt erhalten bleiben! Auch Hartmut war schließlich zufrieden. Schöne, junge und frische Fichten – Reizker, und dort wo Kiefern standen, auch Edel – Reizker. Vereinzelt ganz frische Kuhmäuler sowie dies und jenes, was in der Küche Verwendung finden kann. So waren wir am Schluss beide glücklich und zufrieden. Hartmut hatte eine satte Pilzpfanne zum Sonntagsschmaus in seinem Korb und ich eine Fülle von Bildmaterial im „Kasten“!  

Der Top – Fund für mich waren heute diese Schnecklinge. Sicher bin ich mir nicht, aber ich denke, möglich wäre der Braunscheibige Schneckling (Hygrophorus discoideus). Habitus und Färbung, auch mit der etwas dunkleren Hutmitte, sowie basenreicher Fichtenstandort würden stimmen. Eine Art, die in M-V bisher kaum nachgewiesen ist. Häufig scheint der Wachsblättler laut Verbreitungskarte der DGfM besonders in den Mittelgebirgen und im Südwesten der BRD zu sein. Standortfoto am 14.11.2020 unter Fichten bei Perniek.

Mit Paukenschlegel vergleicht man die jungen, noch geschlossenen Riesen -Schirmpilze (Macrolepiota procera) gerne. Die Hüte sind schmackhafte Speisepilze. 15.11.2020 im Kaarzer Holz.

Sonntag, 15. November (Volkstrauertag) – Zum trauern war dem Wetter heute wahrlich nicht zumute. Im Gegenteil, es war traumhaft, ja Frühlingshaft, mit viel Sonnenschein und ausgesprochen milden Temperaturen. Perfektes Wetter für einen Ausflug in die coronafreie Natur. Und das nutzten auch tatsächlich viele Menschen zu Wanderungen, Spaziergängen oder Radtouren durch die schönsten Landschaften Mecklenburgs. So hatte auch ich mich wieder mit zwei Leuten zu einer individuellen Pilzwanderung getroffen. Ziel war der Großraum Sternberg. Verabredet hatte ich mich mit dem ehemaligen Marktmeister der Hansestadt Wismar und seiner Frau. Gemeinsam schwelgten wir in Erinnerungen aus der Kinderzeit. Insbesondere seine Frau und meine Wenigkeit. Bin ich doch als Kind unglaublich gerne zu meiner Oma, Onkel und Tante nach Demen auf` s Land gefahren. Damals von Wismar aus mit dem Zug bis Sternberg und dann mit dem Fahrrad weiter ins gut 12 Km entfernte Demen. Von der Kobrower Landstraße über den Feld und Waldweg, dem Demener Weg, bis zur Ortschaft Demen. Genau am Abzweig in den Demener Weg steht ein einzelnes Gehöft, mitten in einer wunderschönen Wiesen- und Weidelandschaft, mit alten Solitär – Bäumen. Dort war sie als Kind oft zu Besuch bei Verwandten und ich bin dort mit dem Fahrrad vorbei nach Demen gefahren.

Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) heute im Kaarzer Holz. In der Mitte sehen wir einen Orangeroten Schneckling, eine Form des Frostschnecklings. 15.11.2020.

Frostschnecklinge (Hygrophorus hypothejus) gehören zu meinen Lieblingspilzen. Seit Kindertagen ein Wachsblättler, in den ich mich schon damals verliebt hatte, als ich die Pilze bei meiner Lehrmeisterin und stadtbekannten Pilzberaterin Annalotte Heinrich in einem Körbchen in ihrer Wohnung liegen sah. Später habe ich sie sogar in großen Mengen auf dem Markt verkauft. Stimmungs- und Standortfoto am 15.11.2020 im Kaarzer Holz.

Wir tangierten einen Ausläufer des Kaarzer Holzes, wo mich schon zu Kindertagen die schönen Parasole am Wegrand begeisterten. Vorbei an einem Waldsee, aus dem ich den einzigen Hecht meines Lebens zog und bei diesem Unterfangen mir sogar meine Angelroute zu Bruch zu gehen drohte. Kurz danach ein weiterer kleiner, versteckter See, an dem ich gerne Plötze angelte, bis eines Tages ein Karpfen mit samt meiner Angel auf den See hinaus wollte, was ich in letzter Sekunde noch zu verhindern wusste. Ich saß und lag oft an seinem Ufer und naschte von den Früchten der alten Sauerkirschbäume an seinem Ufer. Hier verlebte ich die glücklichsten Tage meiner Kindheit! Wir schauten uns kurz unser damaliges Grundstück an und die Waldfläche, die immer noch im Besitz der Familie Krakow ist.

Nur vereinzelt sahen wir heute noch einige Röhrlinge, allen voran überständige Butterpilze. Hier ist es eine junge Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus). 15.11.2020 im Kaarzer Holz.

Dann ging es aber in den Wald, in das Kaarzer Holz, zum Pilze zu sammeln. Frost – Schnecklinge, Edel – Reizker, Graue Erdritterlinge, Parasole und einiges mehr summierten sich schließlich für meine beiden Begleiter zu einer ausgiebigen Pilzmahlzeit. Wir fuhren zum Aussichtsturm und den Schafweiden bei Groß Görnow / Sternberger Burg und zum Abschluss noch kurz in das Radebachtal. 

Dank gebührt einer netten Spaziergängerin, die uns zur Erinnerung an einen schönen, spätherbstlichen Pilzausflug, an einer der Brücken im Radebachtal fotografierte. 15. November 2020.

Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus) am 14.11.2020 bei Perniek.

Montag, 16. November – Das ganz milde Wetter vom Wochenende war heute Geschichte. In der Nacht zog eine Kaltfront durch und im laufe des Tages sorgte Höhenkaltluft noch für einige Schauer. Morgen zieht bereits wieder eine Warmfront mit deutlich milderer Luft auf. Dazu wird es in M-V grau und regnerisch sein. Keine guten Aussichten für die vorgezogene Mittwochsexkursion. Christopher Engelhardt bat darum, den Termin zu verlegen, da am Mittwoch bei ihm etwas wichtiges dazwischen gekommen ist. Schade, denn am Mittwoch befinden wir uns im breiten Warmsektor des verantwortlichen Tiefdruckgebietes und wir hätten nochmals einen sehr freundlichen und milden Ausklang unserer diesjährigen Mittwochsexkursionen. So hoffe ich, das ich morgen zumindest noch trocken im Zielgebiet bei Dabel ankomme, denn während unserer Exkursion müssen wir wohl den Warmfrontregen über uns ergehen lassen. Immerhin werden aus heutiger Sicht keine großen Mengen berechnet. Die Donnerstag/Freitag folgende Kaltfront macht dann aber ihrem Namen alle Ehre. Während der heutige Luftmassenwechsel mit der kühleren Luft noch weit über den Atlantik geführt wurde und sich diese dabei noch einigermaßen erwärmen konnte, folgt hinter der neuen Front Polarluft fast direkt aus dem hohen Norden. Dadurch wird es zumindest vorübergehen nasskalt und selbst bei uns im Flachland kann der Niederschlag mal in festem Aggregatzustand fallen, als Graupel oder in Form von nassen Flocken. In den Nächten droht Frost!

Fichtenreizker (Lactarius deterrimus) mit reichlich konzentrischer Zonierung auf der Hutoberfläche. Der Fichten – Reizker ist dem Edel – Reizker kulinarisch unterlegen und schmeckt etwas herb. 14.11.2020 im Wald bei Perniek.

Stachelbeer – Täubling (Russula quelettii) im basenreichen Fichtenwald bei Perniek am 14.11.2020 am Standort fotografiert. Ungenießbar.

Im Verlauf soll es jedoch wieder etwas milder werden. Der Mittelfristtrend bis zum Ende der Saison ist noch sehr unsicher. Gestern rechnete das 14 Tage Profi – Wetter bei http://www.wetter-online.de bis zum Monatswechsel wieder eine zunehmende Südwest – Wetterlage mit sehr milden Temperaturen bis Anfang Dezember. Heute zeigte der Datenlauf gegenteiliges. Der Tiefe Luftdruck soll nicht über Westeuropa und dem westlichen Atlantik weit nach Süden ausgreifen, sondern sich rasch über dem Mittelmeerraum einfinden und eine eher östliche Luftströmung auslösen. Das würde bedeuten, dass kalte Festlandsluft nach Deutschland geführt wird und wir somit winterliche Witterungsverhältnisse, teils sogar mit Schneefällen, bekommen würden. So wird es also spannend, mit welchem Wetter die Pilzsaison 2020 schließlich enden wird.

Ein Erdwarzenpilz (Thelephora terrestris) hat eine Jungfichte überfallen und hält sie fest in seinem Griff. Standortfoto am 14.11.2020 im Fichtenwald bei Perniek.

An diese schönen Glückspilze komme ich nur selten vorbei. Bald nun ist Weihnachtszeit und als bunte Dekoration ist er auf Adventskränzen und Gestecken kaum wegzudenken. Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria) im ehemaligen Staatsforst Turloff am 17.11.2020 am Standort fotografiert.

Dienstag, 17. November – Gegen 10.00 Uhr traf ich mich mit Andrea und Chris  Engelhardt auf dem Parkplatz an der Badestelle des Holzendorfer Sees bei Dabel. Wir hatten die letzte Mittwochsexkursion des Jahres um einen Tag vorverlegt, da Andrea und Chris morgen einen wichtigen Termin wahrnemen müssen, aber doch noch bei der letzten mittwöchentlichen Exkursionen des Jahres dabei sein wollten. Sicher wäre das Wetter in dem breiten Warmsektor, der morgen noch einmal für freundliches und sehr mildes Wetter sorgen soll, angenehmer wie bei dem heutigen Schmuddelwetter mit Regen und Nieselregen. Immerhin war es nicht kalt und wir drehten dreieinhalb Stunden unsere Runden im 3. Quadranten des Messtischblattes Dabel. Ziel war das bewaldete Gebiet unweit der ehemaligen Moltke Kaserne, die in den 1990er Jahren geschlossen wurde. Wir tangierten den Buchenberg, hielten uns aber hauptsächlich in einer heideartigen Fläche mit Jungkiefern auf. Teils schonungsartig, teils offen mit lockeren Baumgruppen oder Solitärbäumen, tels mit Birken. Größere Flächen waren von Heidekraut, Moosen und Flechten sowie Blaugräsern besiedelt. Teils auch offenere Sandflächen. Schnell wurde uns klar, hier sind wir so schnell nicht durch.

Am Buchenberg noch einige, vereinzelte Pfifferlinge (Cantharellus cibarius). 17.11.2020. Staatsforst Turloff.

Einige frische Edel – Reizker mussten mit. 17.11.2020 Staatsforst Turloff.

Ein Sonderstandort, der es in sich hatte. Natürlich auch ein Gebiet für Liebhaber von Butterpilzen oder Edel – Reizkern. Frostschnecklinge traten als Massenpilze in Erscheinung. Erdritterlinge, Fälblinge, Helmlinge waren häufig, genauso wie viele Braunrote Lacktrichterlinge, die typisch für derartige Pionierstandorte unter Kiefern sind. Auch Marzipan – Schnecklinge waren in wenigen Exemplaren vorhanden, aber nur in ihrer schmächtigen Kiefern – Variante und somit kaum auffällig. Es gab interessante orange Schüsselchen (Schlauchpilze) , die Chris zum Mikroskopieren mitnahm. Zur mikroskopischen Untersuchung wurden des weiteren interessante Rötlinge, Helmlinge oder auch recht auffällige und imposante Keulenpilze mitgenommen. Grünlinge, die ich hier insbesondere vermutet habe, konnten wir leider nicht entdecken. Dafür wunderschöne Rosenrote Schmierlinge in allen Altersstadien. Auf Kiefernnadeln begeisterte uns ein Massenvorkommen von Löwenfrüchtchen, wie wir es noch niemals sahen.

Vereinzelt auch noch einige, mastige und halbwegs frische Butterpilze (Suillus luteus). 17.11.2020 im Staatsforst Turloff.

Pilzgeflecht b. z. w. Gewebehaut mit Guttationströpfchen auf der Unterseite von auf dem Waldboden liegendem Buchenholz. 17.11.2020 im Staatsforst Turloff.

Im Buchenwald fanden wir eine interessante Gewebehaut mit bernsteinfarben Guttationströpfchen, resupinat auf der Unterseite von liegendem Holz der Rotbuche. Wer auf Speisepilze aus gewesen wäre, hätte mit sehr schönen Edel – Reizkern, Mengen von Frostschnecklingen, einzelnen Butterpilzen, Maronen und selbst Pfifferlingen heimkehren können. Essbare Pilze gab es ansonsten noch viele weitere, weniger wertvolle Arten. Trotz des feuchten Wetters, war es ein würdiger Abschluss der diesjährigen Mittwochsexkursionen. Es verbleibt zwar noch der 4. Quadrant der Topographischen Karte Dabel im Maßstab 1 : 25 000, aber damit starten wir im April des nächsten Jahres in die neue Saison.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) im Staatsforst Turloff bei Dabel. 17.11.2020.

Der Kuhröhrling (Suillus bovinus) besitzt weite, eckige Röhren auf der Hutunterseite. Außerdem ist er gummiartig biegsam und als Speisepilz minderwertig. 17.11.2020 Staatsforst Turloff.

Mittwoch, 18. November – Da die obligatorische Mittwochsexkursion bereits gestern vorgezogen wurde, war ich heute den ganzen Tag im Info – Zentrum. Adventsbasteln war angesagt. Bald sind beide Schaufenster mit Gestecken ausgefüllt, zwischenzeitlich wird aber auch schon mal eins verkauft. In der Regel sind die Leute vor dem Totensonntag noch recht zurückhaltend. In diesem Jahr wird es wohl ohnehin eher verhalten mit dem Umsatz sein, da viele Gäste und Kurzurlauber fehlen. Wie dem auch sei, wir haben durchaus Stammkunden, die sich seit vielen Jahren ihre Adventsdekoration bei uns holen. Aber ganz ohne Unwegbarkeiten geht es meist nicht. Heute Nachmittag gab meine Heißklebepistole den Geist auf. Also etwas früher als geplant den Laden geschlossen und ab zum Baumarkt, eine neue organisieren. Bei der Gelegenheit habe ich noch gleich Kerzen und einiges mehr mitgenommen, was in der Weihnachtsbastelstube gebraucht wird.

Kuh – Röhrlinge (Suillus bovinus) gestern in der sandigen Kiefernheide des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Dabel. 17.11.2020.

Junge Rosenerote Schmierlinge (Gomphidius roseus). Die Pilze sind stets in der Nähe von Kuhpilzen zu finden. Beide Arten gehen eine Symbiose ein. Essbar. 17.11.2020 im ehemaligen Staatsforst Turloff bei Dabel/Turloff.

Vom Wetter war es heute wieder recht mild, aber nicht ganz so warm, wie im Vorfeld angekündigt. Die dichte Wolkendecke wollte einfach nicht der Sonne Platz machen. Erst gegen Abend verzog sie sich endlich und machte im romantischen Abendlicht der Sichel des zunehmenden Mondes Platz. Wir haben also wieder zunehmenden Mond! Ein neuer, ein letzter Wachstumsschub steht also an? – Ja, ich habe ein Fragezeichen gesetzt, da ich nicht mehr mit nennenswertem in punkto Steinpilz und Co. rechne. Sicher kann es hier und da nochmals ein wenig aufflackern. Die zurückliegende Witterung war ja durchweg mild. Von daher ist nichts einzuwenden. Es sollte aber bedacht werden, dass zumindest unsere Laubbäume den Stoffwechsel stark zurückgefahren haben. Die Blätter liegen unten und haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan. Über die Photosynthese bekommen ja auch ihre jeweiligen Mykorrhiza – Partner ihren Anteil ab und umgekehrt liefert der Pilz Mineralstoffe für den Baum. Dieses Export/Import Geschäft funktioniert nun nicht mehr, somit wird auch die Fruchtkörper – Produktion allmählich herunter gefahren. Nichts desto trotz möchte ich die Hoffnung nicht ganz nehmen, dass hier und da tatsächlich noch einmal ein frischer Boletus edulis erscheint.

Rosenrote Schmierlinge (Gomphidius roseus) in verschiedenen Altersstadien. Zunächst sind die weit am Stiel herablaufenden Lamellen blass und beim reifen Fruchtkörper grauschwärzlich. Die essbaren Pilze sollten aber lieber geschont werden, da in unseren Breiten nicht häufig. 17.11.2020 im ehemaligen Staatsforst Turloff.

Allerdings wäre es ratsam, morgen lieber die Wälder bei uns im Norden zu meiden. Die Kaltfront von Ex – Hurrikan ETA ist im Anmarsch und insbesondere in der nachfolgenden Höhenkaltluft kann es in Verbindung mit kräftigen Schauern und Gewittern schwere Sturmböen geben!

Unzählige Löwenfrüchtchen (Leocarpus fragilis) bevölkern alte Kiefernnadeln. Löwenfrüchten sind Myxomyceten, also Schleimpilze!

In den Nadelwäldern konnte man in den letzten Wochen Inseln mit diesen merkwürdigen Pilzgestalten beobachten. Es handelt sich um den Runzligen Korallenpilz (Clavulina rugosa). Standortfoto am 13.11.2020 im Fichtenrevier bei Perniek.

Donnerstag, 19. November – Während ich geistig und praktisch bereits Advent und Weihnachten vor Augen habe, kommt es tatsächlich auch vor, dass ich mich in meiner Eigenschaft als Pilzberater betätigen muss. Heute wurden mir frische Frostschnecklinge und Stockschwämmchen vorgelegt. Außerdem auch der Graue Erdritterling und Geflecktblättrige Flämmlinge. Bis auf letzteren alle essbar. Eigentlich wurden im Wald Austern Seitlinge gesucht, aber die waren nicht im Angebot. In der Regel macht es ab Mitte November durchaus Sinn, diesbezüglich auf die vornehme Jagd zu gehen. Immerhin befinden wir uns  im Jahreszeiten – Kalender für Pilze bereits im Winter (Mitte November – Januar), aber es scheint so, als hätten die klassischen Speisepilze der kalten Jahreszeit  noch nicht so recht Lust, ihre Fruchtkörper an die bis jetzt meist sehr milde Spätherbstluft zu schieben. Die milde Witterung wird dafür wohl als ursächlich anzusehen sein. Denen ist es einfach noch viel zu warm. Wir brauchen Frost, damit wir in den neuen Pilzaspekt starten können.

Allerdings würden frostige Verhältnisse der teils noch recht artenreichen Pilzflora den Garaus machen. Dann dürften sich auch letzte Täublinge rasch verabschieden. Hier sehen wir Stachelbeer – Täublinge (Russula queletii). Wir finden den schönen Sprödblättler immer unter Fichten auf basischen Böden. Ungenießbar. Standortfoto bei Perniek am 13.11.2020.

Nicht die Fichte, sondern ausschließlich die Kiefer ist der Begleitbaum des Kiefern – Täublings (Russula cessans). Der Ockersporer schmeckt mild und ist daher essbar. Standortfoto am 13.11.2020 im Kiefernforst Perniek.

Ich sagte dem verunsicherten Pilzfreund, dass es im Sommer und Frühherbst stellenweise recht ordentlich Austern – Seitlinge gab, diese aber nun mehrheitlich abgeklungen wären. Die weiße Variante dieses beliebten Speisepilzes, der Lungen – Seitling, bevorzugt den Hochsommer, und je heißer dieser ausfällt, um so wohler fühlt sich anscheinend diese helle Variante. Aber auch graublaue Austernpilze waren in den wärmeren Monaten nicht selten zu beobachten. Ich vermute mal, dass könnten verwilderte Zuchtformen sein, die auch mit den höheren Temperaturen ganz gut klar kommen. Unser einheimische Austernseitling benötigt, so wird es jedenfalls angenommen, Frost als Wachstumsauslöser. Einen frostigen Hauch können wir zumindest in den kommenden beiden Nächten bekommen, denn heute ist mit schweren Sturmböen und einigen Schauern Polarluft eingeflossen. Voraussetzung ist jedoch, dass der Wind einschläft. Ich fürchte nur, das wird nicht wirklich ausreichen, denn am kommenden Wochenende befindet sich Väterchen Frost schon wieder auf dem Rückzug. Schnell soll sich bei uns im Norden wieder mildere Luft durchsetzen und der Kaltluft – Düse wird der Hahn zugedreht.

Hier noch ein schönes Stimmungsfoto von unserem Ostseepilz Christian Ehmke, dass er mir vor wenigen Tagen zusandte. Wir sehen den Pilz des Jahres 2003, den Papageigrünen Saftling (Hygrocybe psittacina).

Die Heidekeule (Clavaria argillacea). Ein schöner Fund in der Kiefernheide bei Turloff am Dienstag, dem 17.11.2020. Standortfoto.

Freitag, 20. November – An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt. Er hat sich nach unserer vorgezogenen Mittwochsexkursion noch etwas Zeit genommen, um einige kritische und interessante Arten zu schlüsseln und zu mikroskopieren, damit wir ihnen den richtigen Namen geben können. Immerhin dienen die Mittwochsexkursionen auch dem Ziel der Kartierung. Da wäre zunächst eine gelbliche, recht auffällige Keule zu nennen, die in der Kiefernheide gesellig wuchs. Chris hatte diesbezüglich bereits eine Idee im Hinterkopf, die nun mikroskopisch durch ihn abgesichert wurde. Es handelt sich um Clavaria argillacea = Heidekeule.

Des weiteren ein kleiner Blätterpilz, der sehr gesellig im selben, heideartigen Gebiet des ehemaligen Truppenübungsgeländes wuchs. Er fiel mir seit Tagen auch schon in anderen Gebieten mit ähnlichen Standortansprüchen auf. Das es sich um einen Helmling handeln würde, war uns relativ klar. Ein wesentliches, makroskopisches Merkmal soll der klebrige bis schleimige Hut und die leicht lösbare Lamellenschneide sein, so Chris. Es handelt sich um Mycena vulgaris, dem Klebrigen Helmling. Anscheinend eine häufige Helmlingsart des Herbstes in unseren Nadelwäldern.

Der Klebrige Helmling (Mycena vulgaris). Auffallend sind auch die am Stiel herablaufenden Lamellen. Standortfoto am 17.11.2020 im ehemaligen Staatsforst Turloff.

Des weiteren fanden wir einen Tintling, der Chris zunächst an die Hasenpfote erinnerte. Das passte aber irgendwie doch nicht und er hat sich auch hier die Zeit genommen, Klarheit zu bekommen. Nach E. Ludwig kommt nur Coprinus xanthothrix, der Gelbtintling in frage.

Am ausgehagerten Sandstandort der Kiefernheide begeisterten uns diese orangen Farbtupfen. Chris hat sie bestimmt: Warzigsporige Moosschälchen (Neottiella vivida). Standortfoto am 17.11.2020 bei Dabel/Turloff.

Schließlich war da noch der oben zu sehende, orangefarbene Ascomycet auf b. z. w. an Moosen dieses armen Sandstandortes. Das es sich um die Gattung Neottiella handeln dürfte, hat Chris bereits im Feld erkannt. Aber um welchen Vertreter dieser Gattung, dass konnte nur das Mikroskop beantworten: Warzigsporiges Moosschälchen (Neottiella vivida). Chris hat für uns dazu die untere Tafel gestaltet, mit den wesentlichen Mikromerkmalen dieses schönen Schlauchpilzes. 

Das Wetter zeigte sich in der eingeflossenen Polarluft heute von seiner schönen Seite, zumindest im Großraum Wismar. Wir profitierten bei der harten Nordwestanströhmung vom skandinavischen Gebirge, das durch Föhneffekte für Wolkenauflösung sorgte, so dass wir einen strahlenden Sonnentag, so ganz untypisch für November, erleben durften. Aber es war nicht überall so ungetrübt. Im Rostocker Raum zog von der Ostsee eine Schauerlinie in` s Binnenland und regional fiel dort der erste Schnee dieses Winterhalbjahres und verwandelte die Landschaft in eine weiße Winterwunderwelt, die aber nicht von langer Dauer war.

Auch dieses Standortfoto entstand am Dienstag, dem 17.11.2020, auf unserer vorgezogenen Mittwochsexkursion am Buchenberg bei Dabel. Wir sehen den für Buchenwälder so typischen Süßlichen Milchling (Lactarius subdulcis). Essbar.

Gleich zu Beginn, an liegendem Eichenstamm, einige Schmutzbecherlinge (Bulgaria inquinans) am Standort im Züsower Forst fotografiert. 21.11.2020.

Sonnabend, 21. November – Offiziell fiel die letzte öffentliche Pilzlehrwanderung zum Saison – Abschluss heute aus. Inoffiziell beendeten das Pilzjahr im kleinen Kreis Chis und Christian von den Wismarer Pilzfreunden, sowie meine Wenigkeit, mit einer kleinen Exkursion durch den Züsower Forst. Wir trafen uns gegen 09.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB  in Wismar und starteten von hier aus in das nicht weit entfernte Waldgebiet, dass sich im weiten Bogen U – förmig um die Ortschaft Züsow erstreckt. Von der Gesamtheit eine große Wald bzw. Forstfläche, die wir heute natürlich nicht in Gänze tangierten.

Etwas untypisch, als Einzelgänger, mitten in der Grasnarbe eines Waldweges, ein Exemplar des Weißen Raslings (Lyophyllum connatum). Vom Pilzrasen also keine Spur, aber trotzdem ein Rasling. Die Art steht im Verdacht, das Erbgut des Menschen manipulieren zu können. Also nichts für Leute, die noch etwas zur Arterhaltung beitragen möchten. 21.11.2020 im Züsower Forst.

Der Spaltblättling (Schizophyllum comune) fühlt sich bei dem feuchten Wetter sichtlich wohl, ist er doch dazu verdammt, sein Dasein an besonders trockenen und sonnig liegendem Totholz von Laubbäumen zu fristen. 21.11.2020 im Züsower Forst.

Wir waren im Bereich Tollow unterwegs. Buchen/Eichenbestände, Fichten- und Lärchenforste und ein  integriertes Moor, dass insbesondere im August und September recht interessant sein kann. Das Frischpilz – Angebot hielt sich ganz allgemein schon sehr in Grenzen. Mykorrhiza, wie auch Streubewohner, waren nur noch sehr spärlich vertreten. Der Kochtopf – Mykologe hätte eine kleinere Mahlzeit von Stockschwämmchen, Weißstieligen Stockschwämmchen und Kaffeebraunen Scheintrichterlingen sowie einer Handvoll weiteren, eher unbedeutenden Esspilzen, zusammen bekommen. Wie immer, beachteten wir darüber hinaus alles, was uns in mykologischer Hinsicht über den Weg lief, b. z. w. unseren Weg kreuzte und sich unseren Blicken nicht entzog. Und da waren wieder  einige Vertreter dabei, die uns Kopfzerbrechen bereiteten. So hat Chris neuerlich einiges mitgenommen, um es im gemütlich beheizten Arbeitsraum zu hause einer ausgiebigen Untersuchung und Prüfung zu unterziehen. Da hätten wir auch gleich das Stichwort zum heutigen Wetter. Es war standesgemäß Novembergrau und dazu wehte ein frischer, kalter Wind, der uns frösteln ließ.

Zu den wenigen Speisepilzen, die wir heute entdecken konnten, zählten auch diese Kaffeebraunen Schein- oder Gabeltrichterlinge (Pseudoclitocybe cyathiformis). Standortfoto am 21.11.2020 im Züsower Forst.

Hier sehen wir den lebensgefährlich giftigen Doppelgänger des Stockschwämmchens, den Gift – Häubling (Galerina marginata) am 21.11.2020 im Züsower Forst gefunden und fotografiert. Keine Schüppchen unterhalb der Ringzone!

Sonntag, 22. November (Totensonntag) – In der Nacht bzw. gegen Morgen zog von Nordwesten eine Kaltfront durch, die auch etwas Regen brachte und dazu noch mildere Luft. Wie geht das an, eine Kaltfront bringt doch kühlere Luft? Im Winterhalbjahr kommt es durchaus öfter vor, das von  Nordwesten eine Kaltfront eher eine Erwärmung mit sich bringt. Der Fachmann spricht hier von einer maskierten Kaltfront. Denn bei ruhigen Hochdrucklagen kühlt die Luft oft stark aus, durchaus auch bis in den Frostbereich. Wenn dann besonders bei uns im Norden Tiefausläufer in die Kaltluft hinein laufen, bringt eine Kaltfront zwar Höhenkaltluft mit, aber am Boden ist die Luft oft milder, da sie vom warmen Atlantikwasser oder auch von der Nordsee erwärmt wurde. Dazu weht oft noch ein lebhafter Wind, der die Luftmassen gut durchmischen kann. So kommt es vor, dass es trotz Kaltfrontdurchgang wärmer wird. 

Delikate Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) waren gestern auch vertreten. Stimmungsbild am 21.11.2020 im Züsower Forst.

Mittelfristig geht es meist ruhig weiter. Tiefausläufer können weiterhin nur in abgeschwächter Form in das Hoch hineinlaufen und halten die Temperaturen, besonders bei uns, zunächst noch recht hoch. Bodenfrost kann es bei Aufklaren aber trotzdem geben. Richtiges Winterwetter ist derzeit nicht in Sicht, auch wenn der Temperaturtrend allmählich nach unten zeigt.  

Auch Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) waren gestern noch mit dabei. Der bitter schmeckende Giftpilz kann praktisch, wie auch das Stockschwämmchen, ganzjährig fruktifizieren. Vorausgesetzt, der Winter bleibt hinreichend mild. Standortfoto am 21.11.2020 im Züsower Forst.

Specht – Tintling (Coprinus picaceus). 21.11.2020 im Züsower Forst.

Montag, 23. November – Totensonntag liegt hinter uns und normalerweise ist die Altstadt um diese Zeit recht bevölkert von Menschen, die nach Weihnachtsgeschenken oder dekorativen Sachen für die Adventszeit Ausschau halten. Auch der Weihnachtsmarkt wäre bereits geöffnet und hätte für reichlich Betrieb in der Innenstadt gesorgt. Durch die Corona – Maßnahmen läuft nun alles auf Sparflamme. Das wirkt sich natürlich auch auf mein Adventsgeschäft aus. Meist sind es Stammkunden, die sich ihre Gestecke jedes Jahr im Steinpilz – Wismar holen. Es fehlt die Laufkundschaft, Tagestouristen und Urlauber. Allerdings haben dennoch einige sehr schöne Teile bereits ihren Besitzer gewechselt und auch in den nächsten Tagen dürfte noch einiges verkauft werden. Den Umsatz, wie in anderen Jahren, werde ich sicher nicht erreichen. Nun, nächstes Jahr ist auch noch Weihnachtszeit und wie immer werden die nicht verkauften Gestecke gut verpackt und im Folgejahr wieder angeboten.

Beringter- oder ansehnlicher Flämmling (Gymnopilus penetrans) am 21.11.2020 im Züsower Forst. Wie alle Flämmlinge schmeckt er bitter und ist daher ungenießbar.

Da die Gestecke teils aus Naturmaterialien, oft auch unbehandelten Pilzen, meist Porlingen, bestehen, kommt es immer wieder vor, das kleine Bewohner  während der 10 Monate im Keller ganze Arbeit leisten. So bin ich auch heute damit beschäftigt gewesen, Gestecke, in denen Schmetterlings – Trameten im vergangenen Jahr eingebunden wurden, auszubessern. Teils ist von ihnen nichts wie ascheartiger Staub übrig geblieben. Macht nichts, ich habe mehr als reichlich Bastelmaterial im Laden und könnte wohl die gesamte Weihnachtszeit Gestecke produzieren. Soweit wird es allerdings nicht kommen, aber diese Woche geht es noch voll durch. Vielleicht auch noch am kommenden Montag, aber dann ist Schluss, denn ich habe auch noch anderes zu tun.    

Hier ein Foto von wunderschönen Blätterpilzen, das mir unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids zusandte. Die Pilze fand Johanna am vergangenen Wochenende im NSG Gohrischheide, ganz im Süden von Brandenburg, in der Nähe von Espen. Es scheint ein gutes Jahr für den Rosablättrigen Krempentrichterling (Leucopaxillus rhodoleucus) zu sein, denn im Oktober wurde er bereits in Mecklenburg, während einer, meiner Mittwochsexkursionen gefunden und wenige Tage später auch von Johanna im Brandenburgischen entdeckt. Damals an beiden Lokalitäten unter Robinie!

Den Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) kann jeder Pilzfreund ohne weiteres ansprechen. Bei den allermeisten in unseren Wäldern vorkommenden Pilzarten geht das nicht ohne weiteres, mikroskopische und anderweitige Untersuchungen sind notwendig. 21.11.2020 Züsower Forst.

Dienstag, 24. November – Der Züsower Forst gehört zu den am besten untersuchten, also kartierten Wäldern in Nordwestmecklenburg. Bereits in den 1990er Jahren war er führend in den hier nachgewiesenen Großpilzen und seit dem ist noch einiges hinzugekommen. Den genauen Überblick habe ich allerdings nicht. Den dürfte aber unser Chef – Kartierer Benno Westphal besitzen. Und dennoch ist hier immer noch neues zu entdecken und so ist es in allen Bereichen, denn unser Wissen vertieft sich und vieles muss ausgiebig untersucht werden, um ihnen einen Namen zu geben. Nun waren wir im kleinen Kreis am vergangenen Sonnabend zum Saisonabschluss mal wieder im Züsower Forst unterwegs. Im Bereich Tollow. Von dort hatte sich Chris Engelhardt einige Arten zur näheren Untersuchung mitgenommen und mir inzwischen seine Ergebnisse mitgeteilt.

Hier die Nachbestimmung eines wunderschönen Myxomyceten, des Ziegelroten Stielschleimpilzes (Acrcyria denudata). Tafel von Chris Engelhardt. 21.11.2020 Züsower Forst.

Heute habe ich mal wieder kurz den Pilzticker „Passion Pilze“ durchgeblättert, um zu schauen, was in den anderen Bundesländern noch so los ist an der Speisepilzfront. Und da geben einige Enthusiasten einfach noch nicht auf und werden bezüglich Steinpilzen stellenweise noch ganz gut fündig. Selbst Pfifferlinge sieht man dort in diesen Tagen noch in den Körben landen. Was auffällt, kaum wintertypische Arten wie Austern – Seitling oder Samtfuß – Winterrübling. Dafür eben noch letzte Klassiker. Aber die werden in den kommenden Tagen allmählich kalte Füße bekommen, den immer öfter wird es jetzt nicht nur am Erdboden leicht frostig. Große Kälte ist zwar nicht in Sicht, aber die Temperaturen nähern sich nun allmählich der für die Jahreszeit typischen Werte an. In wenigen Tagen beginnt immerhin auch schon der metereologische Winter (01.12.).

Hier eine weitere Tafel, die uns Christopher Engelhardt zusammengestellt hat. Sie zeigt Fruchtkörper und Mikromerkmale des mit dem Fleischroten Gallertbechers nah verwandten Großsporigen Gallertbechers (Ascocoryne cylichnium). Gut, dass Chris sie untersucht hat, denn nicht fern von dieser Kollektion war am selben Substrat auch die Nebenfruchtform des Fleischroten Gallertbechers vertreten. 21.11.2020 Züsower Forst.

Apropos Züsower Forst. Auch unserer Pilzfreundin Angelika Boniakowski war heute in diesem, ihrem Hauswald, unterwegs, denn es ließ ihr keine Ruhe, das anderen Orts immer noch Steinpilze gefunden werden. Sie kontrollierte darauf hin einige ihrer Standorte und wurde tatsächlich fündig. Zwar hatte nur eine Stelle Besatz, aber dafür Bilderbuch – Exemplare. Steinpilze, wie sie jedes Pilzsammlers Herz höher schlagen lassen! Liebe Angelika, der Steinpilz – Wismar gratuliert ganz herzlich!

Ein aktuelles Steinpilz – Foto habe ich leider nicht zur Hand, deshalb an dieser Stelle noch ein weiterer Fund aus dem Züsower Forst vom 21.11.2020. Zu sehen ist ein Blassblättriger Räsling (Clitopilus hobsonii). Während sein Verwandter, der Mehlpilz, auf dem Erdboden wächst und als Steinpilz – Zeiger fungiert, ist diese Räslingsart auf Laubholz zu finden. Dankeschön an Christopher Engelhardt für die Nachbestimmung und auch für dieses Foto.

Hier einer der Steinpilze (Boletus edulis), die Angelika gestern im Züsower Forst fand und an Ort und Stelle fotografierte. Nun ja, zwar ein ansehnliches und auch frisches Teil, aber mit den Bilderbuchsteinpilzen habe ich gestern wohl etwas übertrieben.

Mittwoch, 25. November – Keine Mittwochsexkursion mehr, da in der Woche vor dem 1. Advent Weihnachtsgestecke wichtiger sind und das Info – Zentrum die ganze Woche über, zumindest ab dem späteren Vormittag geöffnet ist. Morgen natürlich auch wieder ab 09.00 Uhr! So bin ich weiter fleißig und versuche weitere Gestecke zu Basteln. Natürlich geht es mir nicht so von der Hand wie bei Irena, die aber hat in diesem Jahr leider keine Zeit mich zu unterstützen. So werden die Kreationen, die auf meinem Mist gewachsen sind, auch nicht gerade der Hit. Insbesondere heute bin ich wohl ganz ordentlich in den Kitsch – Bereich gekommen. Mal schauen, was mir morgen so einfällt.

Beim Wetter war es heute schon mal fast frühwinterlich kalt, aber gerade noch frostfrei. Das wird wohl auch noch einige Tage so bleiben, bevor zum Wochenende hin sich kalte Luft aus Russland auf den Weg zu uns macht. Aber auch das wird wohl auch noch nicht der große Kälte – Hammer sein, denn die Luftmassen sind nur moderat frostig. Durch ein Höhentief können vielleicht sogar einige Schneeflocken tanzen.

Und noch einmal zum Züsower Forst. Am Sonnabend haben wir auch diese grünbesporten, nur wenige Millimeter großen Gebilde der Gattung Hypocrea = Kissenpustelpilze gefunden. Chris Engelhardt hat sich sehr intensiv mit dem Fund auseinandergesetzt und ist bei Hypocrea strictipilosa, dem Substratgrünenden- oder Grünsporigen Stromakissen angekommen. Während viele Schlauchpilze nur 8 Sporen in ihren Schläuchen aufweisen, sind es bei der Gattung Hypocrea 16! Wir finden den Ascomyceten an feuchtem, toten und faulendem Laubholz. 21.11.2020 Züsower Forst. Foto: Chris Engelhardt.

Donnerstag, 26. November – Erst einmal Entschuldigung! Manchmal vergesse ich am späten Abend das Tagebuch wieder öffentlich zu schalten, da ich es im Bearbeitungsmodus zur Korrekturlesung (wo mir trotzdem nicht alle Fehler auffallen) kurzzeitig auf privat setze. So auch gestern Abend wieder. Also, ich bitte um Nachsicht, mein Arbeitstag ist oft sehr lang und die Konzentration  dann nicht mehr die Beste. Oder liegt es etwa schon an meinem Greisenalter? Ich hoffe nicht, ein wenig schusselig war ich schon immer!

Und hier noch eine weitere Nachbestimmung aus dem Züsower Forst. Wir sehen einen Pustelpilz, der offensichtlich an Laubholz nicht selten zu finden ist und deren Pusteln oft straßenförmig angeordnet sind. Sicher zu Bestimmen ist er allerdings nur unter dem Mikroskop, durch seine markanten Sporen. Mondsichelsporiger Pustelpilz (Melogramma campylosporus). Bild und Bestimmung: Christopher Engelhardt.

Hündin Gini bewacht und beschützt einen Fichtensteinpilz. Dieses schöne Foto sandte mir heute unsere treue Tagebuchleserin Doris aus Süddeutschland zu. Aufgenommen am 24.11.2020 in ihrem Hauswald.

Auch heute hatte ich mit meinem Adventsgeschäft zu tun, obwohl von Geschäft kaum die Rede sein kann. Ganze 2 Gestecke gingen heute in fremde Wohnzimmer. Es ist in der Tat so, es fehlt die Laufkundschaft! Die Straßen sind sehr dürftig belebt. Die Leute erledigen anscheinend nur das Nötigste und bleiben lieber zu hause. Bisher haben sich fast nur Stammkunden mit unseren Gestecken versorgt. Keine Gäste, keine Urlauber, kaum Spaziergänger, da läuft einfach nicht viel. Wie dem auch sei, ich fertige weitere Gestecke an und die werden bis nächstes Jahr gut verpackt und trocken gelagert, so habe ich dann schon einen ordentlichen Vorrat und hoffe, dass bis dahin wieder Normalität eingekehrt ist. Ich versuche auch möglichst wenig echte Pilze mit in die Gestecke einzubinden. Im vergangenen Jahr haben wir recht viele Schmetterlings – Trameten mit einbezogen, die waren fast alle zerbröselt, so dass ich diese Gestecke neu gestalten musste. Bestens zur Lagerung sind hingegen Eichen – Wirrlinge und Rotrandige Baumschwämme geeignet. Die Eichen – Wirrlinge halten anscheinend bis in alle Ewigkeit und die Rotrandigen Baumschwämme sind nur selten einmal in Auflösung begriffen.

Und nochmals der Züsower Forst am 21.11.2020. Hier sind es zur Abwechslung mal wieder Speisepilze. Die Weißstieligen Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) landeten anschließend dann auch im Kochtopf.

Und hier noch ein weiteres Foto von unserer Süddeutschen Pilzfreundin Doris. Es zeigt die seltene Bischofsmütze (Gyromitra infula) auf einem Fichtenstubben.

Freitag, 27. November – Ein schöner Spätherbsttag war das heute. Kein depressives Novembergrau, sondern Licht und sonnig. Wäre ein tolles Wetter für eine Exkursion gewesen, aber derzeit gibt es wichtigeres für mich. Übrigens gehört, anders als bei den meisten Menschen, der November zu meinen Lieblingsmonaten. Ich mag die Stille, die in der Natur nach der langen Vegetationsperiode Einzug hält. Ich mag die Ruhe in den Wäldern, die sich auf den Winter vorbereiten. Ich mag es, wenn die Novembernebel diese Stimmung noch verstärken. Auch weil ich mich auf die stimmungsvolle Vorweihnachtszeit freue, in der uns Kerzenschein Licht in` s dunkel bringt und unsere Herzen mit ihrem warmen Schein erhellt. Eine schöne Zeit und wie schön, dass wir in unseren Breitengraden mit vier Jahreszeiten gesegnet sind. Ich könnte mir kaum vorstellen, in Regionen zu Wohnen, wo dieser Jahreszeiten – Zyklus fehlt und immer irgendwie gleichförmiges, angenehm warmes Wetter herrscht. Langweiliger geht kaum! Wir leben eigentlich in einer der angenehmsten und besten Klimazonen der Erde und unser Wetter ist in Mitteleuropa von einer wunderbaren Vielseitigkeit. Oft gemäßigt, aber manchmal auch etwas extremer mit Hitze oder polarer Kälte. Mit Schnee, Regen, Nebel, manchmal auch Graupel und Hagel. Mal wunderbares Sommerwetter, mal Sturm und Regen und zur Krönung des ganzen im Sommerhalbjahr auch mal heftige Gewitter – das Beste, was uns die weltweite Wetterküche überhaupt zu bieten hat. Einfach wunderbar und im Alter auf die Kanaren oder sonst wohin, dass wäre für mich einfach nur fürchterlich. Die Wechsel der Jahreszeiten würden mir fehlen. 

Ich komme einfach nicht weg vom Züsower Forst. Hier noch ein Fund von unserer Exkursion am 21.11.2020. Es zeigt den Fastbereiften Schildborstling (Scutellinia subhirtella). Bestimmung und Foto von Christopher Engelhardt.

Hier sehen wir eine Pilzart, die vom Spätherbst bis in den Winter an Nadelholz überaus häufig vorkommt. Es handelt sich um den Milden Zwergknäuling (Panellus mitis). 15.11.2020 Kaarzer Holz.

Sonnabend, 28. November – Gestern Abend und heute morgen musste ich erstmals in diesem Winterhalbjahr an meinen Dienstfahrzeug eiskratzen. Der Spätherbst geht und der Frühwinter schleicht sich ein. Zwar ist tiefer Winter nicht auf den Wetterkarten abzulesen, aber zumindest die Nächte werden jetzt häufig frostig. Damit dürfte langsam, aber sicher, auch an der Pilzfront Winterruhe einkehren. Winterruhe bedeutet allerdings nicht, dass es nichts mehr zu holen oder zu entdecken gibt. Wenn ich an den letzten Winter zurückdenke, an dem es bei uns kaum nennenswerten Frost gab, der kam dann erst im Frühling, so waren doch einige Hobby – Mykologen mit ihm voll und ganz zufrieden. Es gab jede Menge zu entdecken und zu mikroskopieren. Endlich Pilzzeit, sagten sie sich und es lohnte endlich auch im Hinblick mit der  Erforschung unserer mecklenburgischen Pilzflora. Dabei geht es natürlich kaum um Topf- oder Pfannenpilze, sondern hier wird ernsthafte, mykologische Arbeit geleistet. Dabei denke ich ganz besonders an Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein, Christian Ehmke oder auch Christopher Engelhardt. Dabei werden sogar Pilzarten entdeckt, die es noch gar nicht gibt! Zumindest sind sie bisher noch nicht beschrieben worden. Und das ist dann richtig spannend und macht Spaß. So wird Torsten Richter sicher in die Analen der erfolgreichen Pilzforscher eingehen.

Zu den schönsten Pilzen, die wir zurzeit entdecken können, zählt diese Puppen – Kernkeule (Cordiceps militaris). Christopher Engelhardt hat sie in Siebeneichen fotografiert. Es ist der Pilz des Jahres 2007 und sieht nicht nur schön aus, sondern gilt fast als Wundermittel. Er enthält entzündungshemmende Polysaccharide, hilft bei Tumoren und deren Metastasen. Der Inhaltsstoff Cordycepin tötet Bakterien, er wird als Dopingmittel benutzt und soll nicht zuletzt noch eine aphrotisierende Wirkung entfalten. Ob er auch bei Corona hilft? Übrigens wächst der Schlauchpilz aus Schmetterlingslarven heraus.

In die Analen der Pilzforscher werde ich natürlich nicht eingehen. Dafür reicht es bei mir lange nicht. Aber trotzdem möchte ich auf dieser Homepage einen kleinen Spagat wagen und über den Tellerrand hinaus blicken. Deshalb werden auch im Tagebuch nicht nur die Speise- und Giftpilze berücksichtigt, sondern auch weit mehr. Es werden also auch Arten vorgestellt, die sonst den Gemeinen Kochtopf – Mykologen kalt lassen. Unsere Großpilz- und Kleinpilze sind eben nicht nur zum essen oder zum uns vergiften da, sie haben eine unschätzbare, ökologische Bedeutung in unserem Naturhaushalt und sind deshalb auch für uns Menschen unbedingt lebensnotwendig. Und da steht der Speisewert einiger, weniger Arten, ganz hinten an! 

Auch diese Aufnahme hat mir Chris Engelhardt zugesandt. Sie zeigt einen Kiefern – Täubling (Russula cessans). Das Foto entstand dieser Tage in Siebeneichen.

Unsere Berliner Pilzfreundin Johanna Davids hat am Wochenende diese Nestlinge fotografieren können. Es dürfte sich um Topf – Teuerlinge (Cythus olla) handeln.

Sonntag, 29. November (1. Advent) – Selten kommt es vor, dass ich einen ganzen Tag nur zu hause verbringe. Vielleicht sind es zwei/drei Tage im Jahr und es ist für mich völlig ungewohnt, den Tagesgang durch meinen recht weiten Fensterblick, an der westlichen Stadtgrenze und aus der dritten Etage meiner kleinen 2 Raumwohnung zu erleben. Nun war es gestern zwar grau in grau, aber bei sonnigen Verhältnissen strahlt die Sonne zum Nachmittag und Abend in meine Wohnung. Diese Lichtspiele wirken dann völlig fremd auf mich, da ich meine Wohnung so nicht kenne. Grund war gestern mein Haushaltstag, der etwas umfangreicher ausfiel, wie immer am 1. Adventssonntag, da ich es mir auch hinsichtlich der Adventsdekoration etwas gemütlicher mache. Trotz der Arbeit, war es für mich irgendwie wie Feiertag, und das ist der Beginn der Weihnachtszeit ja schließlich auch. So war ich selbstverständlich nicht in Wald und Flur unterwegs, aber dafür einige andere Pilzfreunde. So wurden u. a. immer noch schönste Steinpilze von unserem Vereinsmitglied Phillip Müller gefunden. Aber nun klingt es wohl allmählich ab und wir können uns dann, wer möchte, um die klassischen Winterarten kümmern.

Sie gehören zwar offiziell nicht zu den klassischen Arten des Winters, aber inoffiziell denke ich schon. Der Rauchblättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) zählt zu den schmackhaftesten Speisepilzen, die wir an Nadelholzstubben, im gesamten Winterhalbjahr, antreffen können. Schwerpunktmäßig zwar im späteren Herbst aber prinzipiell fruchten sie, solange es ihnen nicht zu warm wird. In der Regel bis April, um sich dann bis zum Oktober zu verabschieden. Diese wunderbar frische Ernte hatte dieser Tage Phillip Müller einsammeln können.

Montag, 30. November – Heute morgen staunte ich nicht schlecht, als vor meinen Fenstern einige Schneeflöckchen, Weißröckchen tanzten. Auch jetzt am Abend hat uns ein Niederschlagsgebiet erreicht, dass teils als Schnee, teils als Regen im Gepäck hat. Die Zeichen stehen also auf Winter, obwohl ein richtiger Wintereinbruch zunächst nicht in Sicht ist.

Wunderschönes Büschel von Flaschen – Stäublingen (Lycoperdon perlatum). Standortfoto am 14.11.2020 bei Perniek.

Wie dem auch sei, für mich endet heute dass Pilzjahr 2020. Acht Monate Berichterstattung zu Wetter und Pilzwachstum in Mecklenburg liegen nun wieder hinter mir und allen, die dieses Tagebuch verfolgen. Viel Zeit und Arbeit hat es wieder in Anspruch genommen, aber das mache ich gerne und es macht auch Spaß, von der Pilz- und Wetterfront zu berichten.

Krauser Aderzähling (Plicatura crispa). 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Wie war nun das Pilzjahr 2020? Nun, es wird, wie immer, unterschiedlich interpretiert. Aus Sicht des Mykophagen sicherlich durchwachsen, obwohl es auch hier positive Wortmeldungen gab. So bei einem Pilzfreund aus dem Raum Ludwigslust, der mir in der vergangenen Woche freudestrahlend über das diesjährige Pilzjahr berichtet. Er war mit der Steinpilz- und Maronen – Saison überaus zufrieden und schwärmte regelrecht von seinen außergewöhnlich guten Erfolgen. Nun dürfte diese Ansicht nicht von jedem geteilt werden, da es wirklich recht unterschiedlich war. Oft sind es Sonntagssammler, die irgendwann mal zum richtigen Moment in ihrem Hauswald unterwegs waren  und zufällig den optimalen Zeitpunkt erwischt haben. Das bleibt natürlich im Gedächtnis hängen.

Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa). Standortfoto am 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Aus meiner Sicht möchte ich 2020 im großen und ganzen als durchschnittlich bezeichnen. Mir haben Naturfotografen vom Rehnaer Pilzvereins erzählt, es wäre das Jahr der Erdsterne gewesen. Da kann ich ohne weiteres mitgehen, denn unser kleines Pilzseminar im September in Drei Eichen, in der Märkischen Schweiz, war ebenfalls ein Seminar der Erdsterne!

Und hier noch ein aktueller Fund von Ostseepilz Christian Ehmke. Er zeigt uns einen Moosbecherling an Aloina ambigua, den Lamprospora densireticulata.

Das Frühjahr war, wie so oft, verhungert b. z. w. verdurstet. Nach einem überaus milden und pilzreichen Winter setzte ein trockenes und in den Nächten auch oft frostig kaltes Frühjahr keine guten Akzente für die Frühlingspilze. Da war nicht viel zu holen. Est im laufe des Juni gab es regional stärkere Regenfälle. So setzten Wasserbomben – Gewitter nicht nur die Innenstadt von Wismar unter Wasser. Zwar fließt viel Wasser bei solchen Sturzfluten ab, aber die Wälder können es durchaus besser aufnehmen, wie beispielsweise eine trockene, knochenharte Ackerfläche. Zumindest haben bis in den Juli hinein, regionale Starkregenfälle dafür gesorgt, dass es gebietsweise, besonders in unseren südlichen Regionen, auf den leichten Sandböden, einen ganz ordentlichen Pilzsommer gab, mit reichlich Pfifferlingen und auch sonst schon einer recht ordentlichen Artenvielfalt!

Mitte des Monats sandte mir unsere Pilzfreundin Renate Blaudszun aus dem Süden der Republik dieses schöne, herbstliche Stimmungsfoto zu. Es zeigt die Ockergelbe Tramete (Trametes ochraceum).

Zum Herbst hin wurde es zunächst wieder recht trocken, so dass vielfach Flaute einsetzte. Zwar wollte es Anfang September schon richtig durchstarten, aber die neuerliche Trockenheit unterdrückte diesen Schub oft weitgehend. Dort, wo die Bedingungen günstiger waren, besonders in den sandigen Revieren im Elberaum und in den angrenzenden Heidegebieten, brach eine enorme Steinpilzschwämme los. Auch Butterpilze wurden in teils in riesigen Mengen gefunden. Schließlich wurde es immer trockener und erst zum Oktober hin begann sich allgemein ein recht gutes Pilzaufkommen zu entwickeln, dass noch bis weit in den November anhielt. Insbesondere Frost – Schnecklinge lieferten regional gute Erträge. Soweit eine ganz grobe, verbale Einschätzung der Pilzsaison 2020 aus meiner Sicht. Ausführlicher kann alles in den zurückliegenden Tagebüchern nachgelesen werden.

Diesen Pilzfreund aus dem Erzgebirge habe ich heute auf meiner Pilzausstellung überrascht, als er sich mit Bestimmungsbüchlein und Pfeife bewaffnet nach einer Pilzmahlzeit umsah. Zum Glück war sein Körbchen bereits gut gefüllt, so dass Pfifferling und Edelreizker in meinem Besitz blieben.

Allen Lesern des Tagebuches wünsche ich eine schöne und beschauliche Advents- und Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch in das neue Pilzjahr 2021.

Bleiben Sie gesund und wenn nichts dazwischen kommt, startet das Tagebuch wieder am 01. April 2021.

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Oktober 2020

Wenn die großen Riesenschirmpilze (Macrolepiota procera) wieder verstärkt an  Waldrändern, Waldwiesen und Lichtungen auftauchen, starten auch viele der beliebten Röhrlinge wieder durch. Sehr guter Speisepilz. Standortfoto am 30.09.2020 NSG Kläden/Woseriner See.

Auf unterschiedlichen, meist aber gehaltvolleren Böden, gibt es stellenweise mehr oder weniger große Büschel von Braunen Raslingen oder Büschelritterlingen (Lyophyllum fumosum). Der sehr veränderliche Blätterpilz, mit seiner festen, etwas zähfleischigen Konsistenz, ist ein guter und ergiebiger Speisepilz. Standortfoto am 30.09.2020 NSG Kläden/Woseriner See.

Donnerstag, 01. Oktober – Nun starten wir schon in den vorletzten Monat der Pilzsaison 2020. Da der September aufgrund von Trockenheit nicht im Stande war, den Höhepunkt der diesjährigen Saison zu bestreiten, dürfte diese Aufgabe nun dem Oktober zufallen. Derzeit herrscht in punkto Klassiker noch die Ruhe vor dem Sturm. Wie heftig dieser ab der nächsten Woche ausfallen wird, muss abgewartet werden. Bis auf die ausgesprochenen Sommerpilze dürften alle bekannten und häufigen Arten nochmals durchstarten. Selbst die Pfifferlinge wagen anscheinend noch einen neuen Anlauf. Zumindest wurde mir von verschiedenen Seiten berichtet, dass ganz junge Eierschwämme gesichtet wurden. An sich sind die Gemeinen Pfifferlinge Sommerpilze und die beste Zeit sind die Monate Juni – August. So war es zumindest in den Wäldern, die vor der großen August – Hitze immer mal Regenfälle abbekommen haben. In einigen Revieren ließ es diesbezüglich aber sehr zu wünschen übrig, so dass hier nun noch etwas möglich sein könnte. Pfifferlinge halten dann auch noch lange durch und können bis zum Winterbeginn gefunden werden. Dazu könnten sich die bei uns weniger bekannten Trompeten – Pfifferlinge gesellen. Ansonsten erwarte ich das große Heer der Stockschwämme, Haarschleierlinge, der echten Ritterlinge und der Rötel – Ritterlinge, also die echten Herbstarten. Selbstverständlich auch viele Milchlinge und Täublinge, Schirmlinge und Champignons. Insbesondere in Bezug auf Hallimasch herrscht derzeit eine geradezu trügerische Ruhe.

Neben den beliebten Riesenschirmpilzen werden in den kommenden Wochen auch zahlreiche echte Schirmlinge die Wälder bevölkern. Viele davon sind klein und unscheinbar. Eine Ausnahme bildet hier der durchaus ansehnliche Kegelschuppige Schirmpilz (Lepiota aspera). Sein stechender Geruch lädt nicht zum Verspeisen ein. Tatsächlich können einige Lepiota – Arten gefährlich giftig sein. Sie können Knollenblätterpilz – Gifte enthalten! 30.09.2020 NSG Kläden/Woseriner See.

Das Wetter bzw. die Witterung sollte mitspielen. Allerdings wird es allmählich wieder unruhiger, mit zeitweise auffrischenden Winden, die auch mehr Wolken und gelegentlich etwas Regen bringen können. Der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit wird bis Mitte Oktober meist westlich von Deutschland gerechnet. Damit bleiben wir überwiegend in einer milden bis warmen Süd – Südwestströmung. Das kommt unseren Interessen durchaus entgegen. 

Einer der häufigsten Vertreter der Haarschleierlinge ist in Buchenwäldern der Wohlriechende Gürtelfuß (Cortinarius torvus). Die entfernt stehenden Blätter, die deutliche Ringzone und der angenehme Geruch nach getrockneten Pflaumen lassen diesen häufigen Herbstpilz leicht erkennen. Trotz seines Wohlgeruchs ungenießbar. 30.09.2020 NSG Kläden/Woseriner See.

Bevor es die Treppe hinauf in den Wald ging, noch schnell ein Gruppen- und Erinnerungsfoto. 02.10.2020.

Freitag, 02. Oktober – Heute war ich wieder an der Grundschule am Rietberg in Neuburg zu Gast. Noch einmal ging es mit einer 4. Klasse in den Wald auf Pilzpirsch. Zunächst jedoch gab ich eine kleine Einführung im Klassenzimmer. Die Kinder hatten schon reichlich Bilder und Textmaterial zum Thema an die Pinnwand und die Schultafel angebracht und wir wollten schauen, ob wir von den dort präsentierten Pilzarten auch welche in freier Wildbahn aufspüren. Wie immer konnten es die Kinder kaum erwarten, in den Wald auszuschwärmen. Macht natürlich viel mehr Spaß, als die Schulbank zu Drücken. So zogen wir zu einer vormittäglichen Pilzsuche durch den Forst Farpen, der direkt an den Ort grenzt. Wir wanderten die schon seit vielen Jahren erprobte und  klassische Runde ab, genau so, wie schon am letzten Dienstag. Trotzdem konnten wir allerlei frisch gewachsene Pilze entdecken und tatsächlich waren auch welche dabei, die wir in der Schule schon kurz in Wort und Bild vorgestellt haben. So auch der wichtigste aller Großpilze, der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz! Auch die ebenfalls giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe konnten wir bei ihrer Arbeit als Müllwerker in großen Mengen beobachten. Dazu viele Helmlinge, Knoblauchschwindlinge, Täublinge und Gelbe Knollenblätterpilze. Ich könnte noch einige mehr aufzählen. An klassischen Speisepilzen war jedoch nur eine einsame Ziegenlippe und ein Pfifferling dabei. Wie dem auch sei, den Kindern hat es wieder sehr viel Spaß gemacht und natürlich auch mir.

Auch heute konnten wir wieder wahrhaft außerirdisch anmutende Exemplare entdecken, so wie dieser Dickblättrige Schwarztäubling (Russula nigricans), dem nicht nur Wind und Wetter, sondern auch der Hunger einiger, kleinerer Waldbewohner zu seinem ungewöhnlichen Aussehen verhalfen. Standortfoto am 02.10.2020 im Forst Farpen.

Übrigens hat es nun geklappt mit den Bildern vom Douglasien – Röhrling, den Pilzfreundin Johanna Davids kürzlich in Schwarzenburg entdeckte. Ein Standortfoto habe ich noch im September – Tagebuch eingestellt. 

Douglasien – Röhrling (Suillus lakei) auf dem Dorfplatz von Schwarzenburg in Brandenburg unter Wacholder und Douglasie. Foto: Johanna Davids.

Diese beiden Riesenschirmpilze (Macrolepiota procera) begrüßten uns gleich zu Beginn. Standortfoto am 03.10.2020 im Holmer Wald.

Sonnabend, 03. Oktober (Tag der Deutschen Einheit) – Heute war ich gegen 10.00 Uhr mit einer Lübecker Familie zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Als Zielgebiet suchten wir uns den Holmer Wald bei Dassow aus, da er etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Hansestädten Lübeck und Wismar liegt. Sandige Böden mit überwiegendem Nadelforst von Fichten, Kiefern, Douglasien und Lärchen. Wie in vielen Wäldern, ist auch hier die Tendenz zur Verkrautung selbst armer Sandstandorte zu einem richtigen Problem für uns Pilzsucher geworden. Die Nährstoffeinträge durch die Landwirtschaft, aber auch die moderne Wirtschaftsweise der Forstbetriebe, tragen maßgeblich dazu bei. Kaum sind die Feldfrüchte vom Halm, rollen auch schon wieder die Gülle – Wagen an und der Stickstoff – Gehalt zieht bis in die Wälder. Insbesondere kleinere Reviere und die Randlagen größerer Wälder sind davon betroffen. Aber auch die moderne Wirtschaftsweise trägt ihren Anteil daran. So wurden früher größere Kahlschläge angelegt und danach mit Monokulturen wieder aufgeforstet. Es entstanden zunächst dichte Schonungen mit wenig Lichteinfall. Die Wälder waren dunkler und daher ungeeigneter für viele lichtliebende Pflanzen. Heute wird oft Selektiert, also ausgelichtet und junge Bäume dazwischen gepflanzt. Hoher Lichteinfall ruft reichlich Grünzeug auf den Plan. So ist es auch im Holmer Wald. Überwindet man diesen Krautgürtel, der besonders von Brom- und Himbeeren sowie auch von vielen Gräsern bis hin zu Brennnesseln gebildet wird, kommt man schließlich doch noch in sauberere und ärmere Bereiche.

Die farbenfrohen Purpurfilzigen Holzritterlinge (Tricholomopsis rutilans) wachsen an Kiefernholz. Da sie zwar essbar sind, aber muffig schmecken sollen, blieben sie im Wald. Gut ist eine orangebraune Sporen – Abwurfzone eines überlappenden, jetzt umseitig liegenden Pilzhutes, zu erkennen. Standortfoto am 03.10.2020 im Holmer Wald.

Ein einzelner Gelbblättriger Hautkopf (Cortinarius cinnamomeoluteus) im Moos unter Jungfichten, dort wo uns eigentlich Steinpilze erfreuen sollten. Ungenießbar. Holmer Wald am 03.10.2020.

So gibt es auch im Holmer Wald teils märchenhaft schöne, moosreiche Nadelforste, teils sogar mit Waldcharakter. Soll heißen, das beispielsweise zahlreiche Jungbäume durch natürliche Aussaat nachwachsen. Sogar eine echte, wenn auch kleine Steinpilz – Fichtenschonung, haben wir gefunden. Leider waren diese Edelpilze nicht vertreten, aber zumindest einige Fliegenpilze. Es gibt hier also richtig tolle Ecken für Marone, Steinpilz und Co., aber heute war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Es war recht trostlos. Selbst die in vielen Wäldern derzeit so massenhaft wachsenden Gelben Knollenblätterpilze waren nur mit wenigen Exemplaren anzutreffen. Hier und da natürlich einige Büschel der zur Zeit überall häufigen Grünblättrigen Schwefelköpf. So ließ die Pilz – Tour, die ein Geburtstagsgeschenk für den Papa der vierköpfigen Familie war, leider sehr zu wünschen übrig. Sehr schade, denn Tochter und Sohn waren dafür extra aus Berlin angereist. Aber wir nahmen es gelassen und ich denke, es hat allen ganz gut gefallen, zumal ja doch immer mal etwas entdeckt, besprochen und fotografiert werden konnte. Die abendliche Feiertagsmahlzeit setzt sich im wesentlichen aus zwei großen Hüten von Parasolen, einigen Speise – Täublingen, Braunen Raslingen und Schopf – Tintlingen zusammen.

Der Rotbraune Flämmling (Gymnopilus picreus) bevölkerte in zahlreichen Exemplaren einen liegenden Fichten – Stamm. Der schöne, farbfreudige Holzbewohner gehört zu meinen Lieblingspilzen und ich freue mich immer wieder, wenn ich ihm begegne. Auch weil die Art noch vor nicht allzu langer Zeit kaum in unseren Wäldern vertreten war. Ungenießbar. Standortfoto am 03.10.2020 im Holmer Wald.

Hier die möglichen Regenmengen bis zum 13.10.2020 des ECMWF – Modells. Quelle: http://www.kachelmannwetter.de

Das Wetter war zwar etwas trübe, aber dafür sehr mild. Jedoch wehte ein kräftiger Ostwind, der uns im Wald aber nicht sonderlich störte. Mild soll es auch bis Mitte des Monats bleiben und gelegentlich können es einige Regenwolken in der meist südwestlichen Anströmung auch bis zu uns in den Nordosten schaffen. Viel Regen ist hingegen für den Südwesten Deutschlands in Sicht.

Wie dem auch sei, nicht nur bei uns sieht es derzeit mit den Klassikern mau aus. Ich habe heute mal kurz den Pilz – Ticker durchgeschaut und ähnliche Verhältnisse herrschen in ganz Deutschland. Einzig in Sachsen macht sich offensichtlich der Neubeginn bereits auf den Weg, denn es sollen zahlreiche, junge Maronen – Röhrlinge, gesichtet worden sein. Spätestens am nächsten Wochenende sollte es auch bei uns wieder soweit sein.

Ein Revier für Fichten – Steinpilze! 03.10.2020 im Holmer Wald.

Sonntag, 04. Oktober – Der Wind vom Wochenende hat die Oberschicht gut abtrocknen lassen. So entstand schon wieder ein recht trockener Eindruck in den Wäldern. Da in den kommenden Tagen zumindest leichte Regenfälle in Sicht sind, dürfte sich das aber schnell wieder ändern. Größere Regenmengen sind für uns im Nordosten aber nicht zu erwarten. Anders in der Südwesthälfte und überhaupt in den südlicheren Regionen. Hier kann noch einiges vom Himmel kommen und die gebietsweise immer noch vorhandene Trockenheit lindern. Im Vergleich zur gestrigen Karte sind die akkumulierten Regenmengen bis zum 14. Oktober für unser Einzugsgebiet sogar noch etwas herunter gerechnet worden.

Im bewaldeten, ehemaligen Kiestagebau bei Perniek, ist nun die neue Generation der Olivgelben Rißpilze (Inocybe dulcamara) erschienen. Um die schwach giftige Art von ähnlichen Rißpilzen zu unterscheiden, kann man den Hut zwischen den Fingern zerreiben und es sollte ein honigartiger Geruch wahrnehmbar sein. 04.10.2020.

Zaghaft versuchen es nun wieder einige Hallimasch (Armillaria spec.). Standortfoto am 04.10.2020 im Radebachtal.

Heute habe ich kurz in zwei Wäldern nach dem rechten geschaut. Zunächst im Gebiet bei Perniek. Hier tut sich noch nichts. Nur vereinzelt einige Gilbende Erdritterlinge oder Olivgelbe Rißpilze. Auch mal ein überständiger Birkenpilz. Allerdings entwickeln sich hier nun die Hexenringe und Halbkreise der recht seltenen Gestielten Schütterzähne. Weiter ging es in das Radebachtal bei Blankenberg. Letztmalig war ich hier genau vor einer Woche im Rahmen einer individuellen Pilzwanderung. Ich hatte den Eindruck, dass es im Vergleich zum letzten Sonntag ärmer geworden ist. Weniger Gelbe Knollenblätterpilze und auch weniger Frauen – Täublinge. Damals war gerade eine kleine Regenzeit und die schon während der Trockenheit vorgebildeten Fruchtkörper schoben sich schnell nach einsetzten der Niederschläge aus dem Waldboden. Ich denke, an diesem Wochenende haben wir den Tiefpunkt zwischen den beiden Wachstumsschüben erreicht. Im laufe der kommenden Woche sollte es wieder aufwärts gehen und die neue Pilzgeneration dürfte sich auf den Weg machen. Wir können gespannt sein, was uns außer den klassischen Herbstpilzen noch geboten wird.

Neben zahlreichen Dickblättrigen Schwarztäublingen sind nun im Radebachtal stellenweise auch reichlich Dichtblättrige Schwarztäublinge (Russula densifolia) erschienen. Mit ihrem Geruch nach altem Weinfass und dem schärflichen Geschmack in den Lamellen, sind sie höchstens als Mischpilze zu gebrauchen. Standortfoto am 04.10.2020.

Ja, man könnte Glauben, ein winterliches Stillleben von Eisgebilden vor sich zu haben. Dabei handelt es sich um die Zapfen (Stacheln) des Ästigen Stachelbartes (Hericium clathroides). Die Aufnahme sandte mir heute Johanna Davids aus Berlin zu.

Montag, 05. Oktober – Heute war wieder langer Tag im Info – Zentrum. Die Pilzberatungen halten sich weiter in Grenzen, da einfach noch Flaute herrscht. Ich baute die alte Frischpilzausstellung vom Donnerstag ab und am Abend folgte die neue Präsentation mit den gesammelten Werken vom Wochenende. Es liegen nun 116 Arten auf den Moosflächen. Zwischendurch musste ich außerplanmäßig meinen Gefrierschrank ausräumen und abtauen, da er massiv vereist war. Ich war fast geschockt, denn er ist erst seit letztem Jahr in Betrieb und wir hatten ihn von Vereinsgeldern nagelneu gekauft. Dieses Problem kannte ich von meinem alten Gefrierschrank, da die Dichtungen nicht mehr intakt waren. Zum Glück hatte sich heute jemand einen Beutel Tiefkühl – Hallimasch geholt, sonst wäre es mir gar nicht aufgefallen. Es handelt sich um eine nette Dame, die dieser Tage ihren Geburtstag feiert und da gibt es als Festmahl traditionell Hallimasch. Das ist für sie der Speisepilz schlechthin und ich habe ihr vor Jahren schon ein sicheres Gebiet für diesen Massenpilz verraten. So ging es die Jahre über meist mit Erfolg Anfang Oktober in das Radebachtal bei Blankenberg zum Ernten des Geburtstags – Hallimasch. Nun war ich gerade gestern Abend dort, und die fünf Hallimasch, die ich fand, landeten auf der Ausstellung. So blieb ihr nichts weiter übrig, als auf meine Tiefkühlware zurückzugreifen, damit der Geburtstagschmaus gerettet ist. Die Tiefkühlware ist eigentlich für unsere Imbisstage, so zur großen Ausstellung in Wismar und auch für Rehna gedacht, aber ein Beutel ist da schon mal übrig. Wie dem auch sei, der Gefrierschrank ist inzwischen abgetaut und die Tiefkühlpilze müssen nun noch bis zu unserem nächsten Imbiss durchhalten. Übrigens war der Grund, dass der Gefrierschrank Luft ziehen konnte, ein kleiner Fremdkörper, der zufällig beim letztmaligen Öffnen mit eingeklemmt wurde und daher die Dichtung etwas zu wünschen übrig ließ und Luft zog. Das geht schließlich auch auf den Energieverbrauch. Soweit zu diesem Thema.

Ist das nicht eine Pracht! Pilzfreundin Johanna Davids aus Berlin verbrachte das Wochenende zu Naturbeobachtungen im Fläming bei Medewitz und konnte diesen prachtvollen Anblick eines alten Buchenstammes genießen und für uns im Bild festhalten, der von etlichen, imposanten Fruchtkörpern des Ästigen Stachelbartes (Hericium clathroides) besiedelt war.

Ich habe am Abend noch kurz den Pilzticker durchgeblättert. Es herrscht auch im Rest des Landes immer noch Ruhe an der Mainstream – Front. Allerdings wurden in Baden – Württemberg große Mengen von Wiesen – Champignons gesichtet und gesammelt. Dort scheint es los zu gehen, so dass in Kürze auch im Wald wieder Aufbruch angesagt sein dürfte. In Bayern sind Pfifferlinge und Krause Glucken angesagt. Das hat allerdings nichts mit einem neuen Schub zu tun. In Niedersachsen wurden reichlich Reizker gesammelt und in Thüringen geht es bereits winterlich zur Sache, zumindest in Form von Austern – Seitlingen. 

Aber es kam noch besser bei Johanna. Der Affenkopfpilz, wie der Igelstachelbart (Hericium erinaceus) auch genannt wird, war ebenfalls im naturnahen Habitat des Flämings vertreten. Er ist noch deutlich seltener als sein ästiger Verwandter. Liebe Johanna, wir danken dir für die tollen Aufnahmen!

Hier noch eine wunderschöne Aufnahme aus dem Tierreich von Johanne Davids aus Berlin. Es müssen ja nicht immer Pilze sein. Unser Chris Engelhardt aus Lübeck hätte sicher eine Idee, welchen Namen wir Raupe und Käfer geben könnten.

Dienstag, 06. Oktober – Wie jeden ersten Dienstag im Monat war heute Vormittag Haushaltstag bei mir angesagt, so dass ich nicht zu Erkundungen an der Pilzfront unterwegs war. Am Nachmittag war Sprechzeit im Info – Zentrum. Außerdem hatten sich Gäste aus dem Spreewald  zum Kaffee angemeldet. Sie bedauerten es sehr, das unsere Großpilzausstellung in diesem Jahr der Corona – Krise zum Opfer gefallen ist. Legen sie doch schon seit Jahren ihren Herbsturlaub immer so, dass Sie uns bei dieser arbeitsaufwändigen Veranstaltung unterstützen können und immer wieder gerne mit dabei sind. Nun konnten Sie dafür ihren Urlaub um so entspannter genießen und morgen fahren sie noch für einige Tage auf die Ostseeinsel Usedom.

Hier sehen wir einen jungen Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum) am 04.10.2020 im Radebachtal am Standort fotografiert. Typisch sind die abwischbaren Grieskörnchen auf der Exoperidie. Übrigens sind die jung essbaren Flaschen – Stäublinge mit den Champignons verwandt, während die giftigen Kartoffelboviste zu den Röhrlingen gehören.

Leider steigen die Corona – Fallzahlen deutschlandweit wieder an. Hoffen wir, dass es nicht neuerlich zu umfangreichen Einschränkungen, so wie im Frühjahr, kommen möge. Daher hoffe ich sehr, dass unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Titel „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“, vom 23. – 25. Oktober 2020 in lüttpütt, bei Parchim, auch stattfinden kann. Bisher liegen nur recht wenige Anmeldungen vor. Wer also Lust hat, ein herbstliches Pilzwochenende im Herzen Mecklenburgs zu verleben, kann sich gerne noch Anmelden. Siehe unter „Termine“! Das Objekt http://www.luettpuett.de liegt inmitten eines größeren Waldgebietes namens Pfifferlingstannen und auch das integrierte Wockertal bietet eine abwechslungsreiche Landschaft und vielfältige, auch ganz außergewöhnliche Waldareale. Wir waren im Frühling 2019 hier schon einmal zu Gast, und ich denke, es hat allen Teilnehmern damals gut gefallen.

Den Flaschen Stäubling im obigen Bild habe ich, wie so oft, auf dem Waldboden liegend fotografiert. Dabei stellte ich fest, das ich von allerhand weiteren Pilzarten umgeben bin. So konnte ich, ohne meine Position nennenswert zu wechseln, gleich noch Lacktrichterlinge und diese Flatter – Milchlinge (Lactarius tabidus) im Radebachtal fotografieren. Essbar.

Tausende, essbare Acker – Schirmpilze (Macrolepiota excoriata) bevölkern die Trockenwiesen bei Groß Raden. 07.10.2020.

Mittwoch, 07. Oktober – Der zweite Quadrant des Messtischblattes Dobbertin – 2338 – stand zur heutigen Mittwochsexkursion auf dem Programm. Ziel war die Seeblickregion bei Lohmen. Das Exkursionsgebiet erstreckte sich vom südlichen und östlichen Rand des Lohmener Sees bis hinauf zur Lohmener Stüde. Auf sandigen Böden finden sich zumeist Kiefernforste, aber teils auch Laubwaldbereiche in der Lohmener Stüde. Hier befindet sich auch ein archäologischer Lehrpfad. Zusammen mit einem Gast durchstreifte ich das Gelände nach im Feld bestimmbaren Groß- und Kleinpilzen. Die Artenvielfalt ließ zu wünschen übrig, obwohl der Waldboden, insbesondere unter den Kiefern, mit großen Inseln von Rostfleckigen Helmlingen bedeckt war. Dieser Bodendecker unter Kiefern ist in der Regel im September zu beobachten, aber durch die Trockenperiode ist er vielfach erst jetzt erblüht. Am Südufer des Lohmener Sees beeindruckten zahlreiche Büschel des Anti – Alkoholikerpilzes, also des Grauen Faltentintlings. Das Beste waren sehr schöne, junge und auch kräftige Exemplare des Rosablättrigen Krempentrichterling. Der weiße Pilz ähnelt in Habitus und Erscheinung sehr dem wesentlich häufigeren Mehlpilz. Dieser bekommt im Alter zwar auch rosagraue Lamellen, aber niemals so ein sauberes, leuchtendes Rosa wie beim Krempentrichterling. Ein wirklich schöner und nicht alltäglicher Fund!

Rosablättriger Krempentrichterling (Leucopaxillus rhodoleucus). Auf jeden Fall ein neuer Fundpunkt für M-V. Seltsamerweise ist der Pilz im Nordosten Deutschlands zwar auch selten, aber relativ verbreitet nachgewiesen (Mecklenburg, Sachsen – Anhalt und Brandenburg), im Rest der BRD aber über weite Strecken fehlend bzw. noch nicht belegt worden. Kein Speisepilz.

Speisepilzsammler der klassischen Arten hätten mit zwei Rotfüßchen und zwei Krausen Glucken vorlieb nehmen müssen. Eventuell auch noch mit einigen Parasolen. Eine der Glucken war noch jung und reichlich versandet. Sie blieb stehen. Die zweite war sauberer und sogar korbfüllend mit 30 cm im Durchmesser. Ein Prachtstück, welches für meinen Weidenkorb wie maßgeschneidert erschien. Die Fette Henne landet natürlich nicht im Kochtopf, sondern wird meine Pilzausstellung als Blickfang bereichern.

Das war wirklich Maßarbeit! Ganz vorsichtig, damit die Fette Glucke nicht zerbricht. Noch schwieriger wurde es allerdings, sie auch wieder heil aus dem Korb heraus zu bekommen. Es ist gelungen und das Prachtstück darf nun für 2 € Eintritt in der Ausstellung des Steinpilz – Wismar bewundert werden.

Auf der Hintour machten wir einen kleinen Umweg über Groß Raden und schauten auf den berühmten Schaf- und Trockenwiesen, unweit des Warnow – Durchbruchstals, vorbei. Wie ich nicht anders erwartet habe, ist die hügelige Wiese wieder mit weißen Tupfen übersät, soweit das Auge es erfassen kann. Tausende Fruchtkörper des Acker – Schirmpilzes starteten hier neben einigen Gedrungenen Champignons wieder durch und eröffnen nun den zweiten, herbstlichen Wachstumsschub in diesem Jahr. Auch Stäublinge, Nelken – Schwindlinge, giftige Wiesentrichterlinge u. a. Arten können hier in Augenschein genommen werden. 

Der Rinnigbereifte Wiesentrichterling (Clitocybe rivulosa) ist außerhalb von Wäldern auf Rasenflächen, Wiesen und Weideland in Trupps und sogar Hexenringen anzutreffen. Weißlich wirkend, mit blassfleischrötlich – bräunlichem, weiß bereiftem, konzentrisch rinnigem Hut (M.H.K., Bd.1). Er ist stark giftig, mit erheblichem Muskaringehalt. Vorsicht beim Sammeln von Nelkenschindlingen!

Diese winzigen, nur wenige Millimeter im Durchmesser „großen“ Bauchpilze fanden wir gestern auf den Schafweiden bei Groß Raden. Also winzige Stäublinge mit auffallend großen Stacheln. Nicht weit davon wuchsen etliche Wiesen – Staubbecher, aber ich kann mir angesichts dieser kleinen Igel kaum vorstellen, dass es sich um die gleiche Art handelt. Möglicherweise sind es embryonale Hasen – Stäublinge? 07.10.2020.

Donnerstag, 08. Oktober – Nach dem ich gestern den Tag an frischer Waldluft genießen durfte, war heute wieder langer Tag im Info – Zentrum angesagt. Pilzberatungen halten sich weiter in Grenzen. In den nächsten Tagen wird es diesbezüglich sicher lebhafter werden, denn wir starten jetzt in den Höhepunkt der Herbstsaison. Dazu wird sicher der Hallimasch seinen Teil beitragen. Bisher hielt er sich dezent zurück, aber nun gibt es erste Hot – Spots. So jedenfalls ein Ratsuchender heute, der mit einen Büschel feinster Hallimasch die Beratung aufsuchte. Er konnte es kaum fassen, das auf kleinen Raum so viele Pilze wachsen können, wie er es nun mit Hallimasch vorgefunden hatte. Wer das nicht so kennt, ist natürlich beeindruckt. Um so mehr noch, wenn es sich um gute Speisepilze handelt. Da er ja mehr als reichlich davon ernten kann, überließ er mir sein frisches Büschel für meine Ausstellung. Eine andere Ratsuchende tauchte mit kapitalen Prachtstücken von frischen Birkenpilzen auf. Die Zeichen mehren sich also und nun wird sich zeigen, was uns der Herbst in den kommenden Wochen noch zu bieten hat.

Nun beginnt auch wieder die Zeit der Rötel – Ritterlinge. Hier sehen wir den Fleischbrauen Rötel -Ritterling (Lepista sordida). Die essbaren Pilze habe ich am 07.10.2020 am Lohmener See fotografiert.

 Aber es gibt auch noch gedämpftere Erfahrungen. So telefonierte ich heute Nachmittag mit unserer Pilzfreunden Angelika Boniakowski. Sie war im Schlemminer Staatsforst unterwegs und war absolut enttäuscht. Der Wald sei staubtrocken und ein Pilzwachstum ist hier bis auf weiteres nicht zu erwarten. Schlechte Aussichten für unsere Pilzwanderung am kommenden Sonnabend. 

Junges, Krauses Glückchen (Sparassis crispa) in der Oktobersonne am Lohmener See. 07.10.2020.

Wie dem auch sei, heute hatte es stundenlang geregnet und davon sollte auch im Schlemminer Forst einiges angekommen sein. Sicher wird es nicht reichen, um Sonnabend schon alles wie gewünscht sprießen zu lassen, aber vielleicht sitzt hier doch schon das eine oder andere in den Startlöchern, welches uns eventuell die Wanderung verschönern oder zumindest interessant machen könnte. Ansonsten ist das Revier eine Bank für spätere Zeiten, denn große Regenmengen sind für den Rest der Saison nicht mehr erforderlich. Die Verdunstung spielt kaum noch eine Rolle. Die Nächte werden immer länger und oft auch Nebelfeucht. Hier einige Messwerte von heute: Kirchdorf/Insel Poel: 9 l/qm, Wismar (bis 18.00 Uhr) 11 l/qm und Schwerin bis 20.00 Uhr 14 Liter. Bis zum 23. Oktober werden heute Abend akkumuliert 44 Liter im Mittel, maximal 82 l/qm und im Minimum 18 Liter für Wismar gerechnet. Selbst wenn nur die 18 Liter bis dahin fallen sollten, dürfte es völlig ausreichend sein.

Bei dieser Glucke (Sparassis crispa) ist selbst der Riesen – Schirmpilz (Macrolepiota procera) mit seinen 25 cm zu klein geraten. Standortfoto am 07.10.2020 im Wald am Lohmer See (Südostufer).

Interessantes auf diesem Kiefern – Täubling (Russula cessans). Ein zweites Pilzchen ist sozusagen siamesisch auf dem Hut mit der Fruchtschicht nach oben angewachsen. 09.10.2020 Kiefernforst bei Perniek.

Freitag, 09. Oktober – Heute Mittag hatte ich etwas Zeit zu einer Kurzexkursion und Informationsrunde am Kiestagebau Perniek und ein Stückchen durch dass Klaasbachtal bei Neukloster. Meine Erkenntnisse waren ernüchternd, sowohl was das Arten – Aufgebot, wie auch das Angebot an klassischen Speisepilzen anbelangt. Von letzteren konnte ich unter den Pernieker Kiefern einen einsamen Butterpilz ausmachen. Dafür aber richtig schön jung. Im Klaasbachtal habe ich fast noch geschlossene Köpfe von zwei ansehnlichen Büscheln des Honiggelben Hallimasch zum trocknen geschnitten. Getrocknet habe ich Hallimasch das erste mal im vergangenen Herbst, da es sich nicht gelohnt hätte, ihn zu blanchieren und einzufrieren. Außerdem sind noch mehr als genügend im Gefrierschrank deponiert. Es hat mit dem Trocknen gut funktioniert und Feinschmecker, die zunächst einen Beutel der Trocken – Hallimasch im letzten Winter kauften, waren davon so angetan, dass sie alle anderen Trockenpilze zunächst verschmähten, weil ihnen der getrocknete Hallimasch einfach am leckersten schmeckte. Leider war mein Vorrat äußerst begrenzt, was bedauert wurde. So werde ich versuchen, ihn in etwas größeren Mengen unseren Dörrgeräten anzuvertrauen, denn mit Steinpilzen oder Maronen wird es in dieser Saison wohl nicht mehr so üppig werden. Überhaupt gab es kaum Mykorrhizza – Pilze. Also nur sehr wenige Täublinge und vielleicht mal einen Gelben Knollenblätterpilz, der noch vor zehn Tagen als Massenpilz unsere Wälder bevölkerte. Auch kaum echte Ritterlinge und auch kaum Rötel – Ritterlinge. Selbst Hallimasch war nur in vereinzelten Inseln vorzufinden. Außerdem interessierte mich ein standorttreues Vorkommen von Pappel – Ritterlingen. Auch hier keine Spur. Zudem sind durch die Trockenheit der letzten Jahre viele Kiefern in Perniek abgestorben. Der Forst bietet ein trauriges Bild. So wird wohl auch dieses, ehemals hervorragende Jagdrevier für Fans von Edel – Reizkern, bald der Motorsäge zum Opfer fallen. Ein massives Waldsterben durch fehlende Niederschläge ist vielerorts in Deutschland zum Problem geworden. Insbesondere auch bei den Fichten. Der Klimawandel wird immer offensichtlicher und bedrohlicher!

Unter Jungeichen bei Perniek wuchsen zahlreiche Erdigriechende Gürtelfüße (Cortinarius hinnuleus). Ungenießbar. 09.10.2020.

Kurz um, von Aufbruchstimmung kaum eine Spur, bis auf das Hallimasch allmählich etwas offensiver an den Start geht und da ist dann schnell mal der Korb zu klein.

Sollte es nicht zu kalt werden, dürfen wir uns wohl auf einen langen Pilzherbst freuen, denn es ist einfach noch zu still an der Pilzfront. Da muss vieles noch durchstarten, vor allem die Ritterlinge, Rötel – Ritterlinge und die Stubbenpilze, allen voran der Hallimasch und die leckeren Stockschwämmchen. Sicher werden auch einige Röhrlinge nochmals zulegen. So wurden mir heute viele junge Derbe Rotfüßchen aus den Wäldern um Ventschow in die Pilzberatung gebracht. Es tut sich also zumindest zaghaft etwas an der Röhrlingsfront.

Neben den Erdigriechenden Gürtelfüßen waren stellenweise reichlich Olivgelbe Rißpilze oder die hier am Standort fotografierten Dunkelscheibigen Fälblinge (Hebeloma mesophaeum) vertreten. 09.10.2020 am Standort Perniek fotografiert.

Gewaltige Riesenporlinge (Meripilus giganteus) im Radebachtal. Damit ist mein nicht gerade kleiner Korb mehr als überfordert. 09.10.2020.

Das Wetter b. z. w. die Witterung in der nächsten Zeit sollte mitspielen. Geregnet hat es jetzt ganz gut und zu kalt wird es bei uns im Norden auch nicht. Es wird zwar in den nächsten Tagen hochreichend kalte Polarluft einfließen, die besonders über dem warmem Wasser von Nord- und Ostsee zahlreiche Schauer und Gewitter auf den Plan rufen dürfte. Für Boden- oder gar Nachtfröste dürfte es bei uns aber kaum reichen. Das wird eher in Süddeutschland in den kommenden Nächten der Fall sein. Zum nächsten Wochenende rechnen die Modelläufe wieder mit verstärkter Tiefdrucktätigkeit über Westeuropa bis nach Afrika hinunter. Dadurch dürfte sich eine steile Südströmung aufstellen, die feuchte und sehr milde Luftmassen aus Afrika und dem Mittelmeer zu uns verfrachten würde. Selbst die 20 Grad könnten dann nochmal in Reichweite sein. Also vom Wetter her steht einem wieder zunehmend besser werdenden Pilzherbst bis auf weiteres nichts im Wege.

Die Hüte dieser jungen Honiggelben Hallimasch (Armillaria mellea) werden heute Abend den Trockner beglücken. Standortfoto am 09.10.2020 im Klaasbachtal bei Neukloster.

Giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) bevölkerten heute so manchen alten Baumstumpf. Stimmungsfoto am 10.10.2020 im Schlemminer Staatsforst.

Sonnabend, 10. Oktober – Die heutige öffentliche Pilzlehrwanderung führte durch den Schlemminer Forst zwischen Neukloster und Bützow. Dazu fanden sich an den beiden Treffpunkten in Wismar und am Funkturm bei Schlemmin knapp 30 Pilzbegeisterte aus nah und fern ein. Auch gab es ein Wiedersehen mit unserem ehemals treuen Pilzwanderer und Vereinsfreund Jürgen Horn, der vor drei Jahren seine Zelte im Norden abbaute und wieder in seine Heimatregion im brandenburgischen gezogen war. Insgesamt kam eine tolle Truppe vom fast noch Baby bis zum Altersrentner zusammen. Wir umwanderten das Naturschutzgebiet Schwarzer See mit seinen umsäumenden Buchenwäldern. Mit 108 m über dem Meeresspiegel ist der Schwarze See der höchst gelegene See Mecklenburg – Vorpommerns, eingebettet in eine eiszeitliche Endmoränenlandschaft. 

Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) werden von Schmarotzer – Röhrlingen parasitiert. Der Wirt ist giftig, der Parasit essbar. Standortfoto am 10.10.2020 am Ufer des Schwarzen Sees.

Dank den Adleraugen unseres jungen und sehr interessierten Pilzfreundes Philipp Müller entgingen uns nicht diese sehr interessanten Myxomyceten. Zusammenfließendes Fadenstäubchen (Stemonitis splendens). 10.10.2020 Hohe Burg bei Bützow.

 Das Revier ist bei Pilzsuchern sehr beliebt und Pilze dürfen in den umliegenden Wäldern natürlich auch gesammelt werden. Unter Schutz steht nur der See mit seinen Verlandungsmooren. Seine Klasse an Artenreichtum und auch an Speisepilzen konnte das Gebiet heute zwar nicht unter Beweis stellen, aber für eine Lehrwanderung war es allemal ausreichend. Und es waren auch allerhand interessierte Pilzsucher mit dabei, die tatsächlich nicht nur den Klassikern hinterher jagen, sondern wirklich etwas lernen wollten. Und diesbezüglich war einiges dabei bis hin zum wichtigsten aller Großpilze, dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz. In den Körben der Mykophagen landete oft eine bunte Mischung. Allen voran etliche Derbe Rotfüßchen und auch junge, frische Maronen. Wenige, frische Steinpilze in eher schlechter Qualität durch massiven Schneckenfraß. Auch eine Krause Glucke war dabei. Ansonsten verschiedene Täublinge, Hallimasch, Stockschwämmchen, Knoblauch – Schwindlinge sowie Rötelritterlinge in Form von Fuchsigen Rötel – Trichterlingen und herrlich jungen Veilchen – Rötel – Ritterlingen. Auch Graukappen waren im Angebot. Ich könnte hier noch eine weile fortfahren, denn im Sammelsurium landete noch so manch andere, essbare Pilzart. Schließlich war man ja mit dem Fachmann unterwegs. An Besonderheiten gab es ansehnliche Schmarotzer – Röhrlinge und auch einen Strubbelkopf. Wunderschöne Schleimpilze und manches mehr.

Junge Laubholz – Harzporlinge (Ischnoderma resinosum) mit Guttationströpfchen. Standortfoto im Schlemminer Staatsforst. 10.10.2020.

Fazit: Es geht weiter aufwärts und die Röhrlinge starten nun wieder zahlreicher durch. Zumindest Freunde der Derben Herbstrotfüßchen können in den nächsten Tagen auf reiche Ernten hoffen. Auch Maronen sitzen wieder in den Startlöchern. Steinpilze gehen wieder an den Start. Mal schauen, wie es sich diesbezüglich entwickelt.

Der Braunsamtige After – Leistling (Hygrophoropsis rufa) ist nahe mit dem Falschen Pfifferling verwandt und wohl auch nur eine Form von diesem. Wir finden ihn gelegentlich in Buchenwäldern. Geringwertiger Speisepilz. 10.10.2020 am Schwarzen See.

Den Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus) treffen wir häufig im moosigen Nadelwald an, bevorzugt unter Fichten, so wie auch hier. Giftverdächtig. Die Farbstoffe der Hautköpfe sind leicht wasserlöslich und werden gerne zum Färben von Wolle benutzt. 10.10.2020 im Schlemminer Forst.

Beim 14 – tägigen Modellauf zur weiteren Wetterentwicklung hat sich nichts grundlegendes zu gestern geändert, allerdings positionieren sich die westlichen und südlichen Tiefs nach dem heutigen Lauf leider etwas ungünstiger für uns im Nordosten. Sah es gestern für übernächste Woche nochmal recht warm aus, können wir nach dem heutigen Model den Frühwinter erwarten. Es könnte also kalte Kontinentalluft mit Nachtfrösten angezapft werden. Es ist aber noch eine Weile hin und nur eine geringfügige Änderung an der Lage der wetterbestimmenden Druckgebilde kann völlig entgegengesätzte Witterungsverhältnisse zur Folge haben. Sitzen wir es also aus. Fest steht jedoch, dass es in der kommenden Woche zunächst sehr frisch bleiben wird und auch bei uns könnte in ungünstigen Lagen Bodenfrost auftreten. Trotzdem kein Grund die Flinte in` s Korn zu werfen. Ich darf nur an den Oktober 2016 erinnern. Der war lausig kalt mit häufigen Nachtfrösten. Trotzdem gab es eine gigantische Pilzschwämme in der Elberegion, beispielsweise in der Kalißer Heide, insbesondere von Maronen. Eine überwältigende Maronen Schwämme wird es in diesem Jahr ziemlich sicher nicht geben, aber ich denke, die kommenden Wochen werden noch einiges zu bieten haben.

Nun werden endlich die Humusschichten in den Wäldern immer feuchter, so dass nun das große Heer der Streuzersetzer an den Start gehen kann. Der Spätherbst wird von ihnen geprägt, so auch von diesen Veilchen – Rötelritterlingen (Lepista irina). Wie ein Maipilz im Herbst, schreibt Kreisel. Ausgezeichneter Speisepilz, allerdings mit einem eher lieblichem Aroma. Bildet auch gerne Hexenringe. Standortfoto am 10.10.2020 im Schlemminer Staatsforst.

Wie für viele andere Klassiker, gilt auch für die Echten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius), sie sind wieder da, aber meist nur um sich nochmal kurz ins Gedächtnis der Pilzfreunde zurück zu bringen. 11.10.2020 im Wald bei Weberin.

Sonntag, 11. Oktober – Seit Jahren organisiert die Hundeschule Martin Rütter Schwerin zusammen mit dem Steinpilz – Wismar eine Pilzwanderung für 2 und 4 – Beiner. Heute war es wieder soweit. Gegen 10.00 Uhr war Treff am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Mitten in einer waldreichen Umgebung. Das Wetter war schön und besonders die Wau – Waus waren außer Rand und Band und genossen den Waldausflug in vollen Zügen. Die Pilze hingegen, auf die es Frauchen und Herrchen abgesehen hatten, ließen sie kalt. Wie schon in den Vorjahren drehte ich mit den Teilnehmern meine klassische Runde durch märchenhaft schöne Wälder und Forste. Überwiegend Kiefern und Fichten mit dicken Moospolstern. Der Traum eines jeden Mykophagen. Im vergangenen Jahr waren wir im Rahmen der Hundewanderung ebenfalls hier unterwegs und auch auf der selben Route. Damals stand die Pilzexplosion kurz bevor. Darauf hatte ich im Beisein des Hundelehrers, gerade wegen des damals fast pilzlehren Waldes, hingewiesen. Ich sagte sinngemäß, „gehen Sie einige Tage später in die Wälder, z. B. auch hierher und sie werden sich wundern, was Sie erwartet“. Ich hatte damals nicht damit gerechnet, dass meine Prophezeiung auf fruchtbaren Boden fallen würde. Falsch gedacht! Der Hundeführer zeigte sich heute schwer beindruckt, von meiner vorjährigen Weissagung, denn einige Teilnehmer des vergangenen Jahres wollten meinen Orakelleien auf den Grund gehen und es kam tatsächlich so, wie ich es damals vorhersagte. Es setzte eine gigantische Maronen – Schwämme ein. Ich hatte somit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 

Gleiches, wie für den Pfifferling, gilt bis auf weiteres auch für den Herrenpilz (Boletus edulis), auch Steinpilz genannt. 11.10.2020 im Wald bei Weberin.

Der beste Fund für mich waren heute diese Geastromyceten. Direkt im Gebüsch, mit Ahorn und Schlehen, am ehemaligen Cafe Naschwerk, entdeckte ich diese Kragen – Erdsterne (Geastrum striatum). 11.10.2020.

Nun, auch heute waren wir nicht gerade zum besten Moment in diesem Gebiet, obwohl der  kürzlich von mir vorhergesagte Wachstumsschub gerade  eingesetzt hat. Nur das er im Vergleich zum letzten Jahr fast nicht erwähnenswert ist. Ich habe damit gerechnet, dass es nach den Regenfällen vor zwei Wochen, an diesem Wochenende wieder besser werden würde. Dem ist auch so, aber was Speisepilze und auch viele andere Arten anbelangt, nur sehr zaghaft und minimalistisch. Immerhin stehen jetzt wieder vielfach taufrische und saubere Pilze in den Wäldern. Anders als kurz nach dem einsetzen der Regenfälle vor zwei Wochen. Damals wurden noch vorhandene Fruchtkörperanlagen  im Waldboden gestreckt und bereits vorhandene, oftmals trockengeschädigte Arten, wieder aufgefrischt. Viele Pilze waren einfach mehr oder weniger unansehnlich und es kann auch gefährlich werden, erkennt man diese vermeintlich frisch gewachsenen Exemplare nicht als irgendwie altbacken. Schnell kann es zu einer unechten Pilzvergiftung kommen, die übrigens viel häufiger auftritt, als eine echte Pilzvergiftung. Schließlich isst man auch kein verdorbenes Fleisch oder Fisch, also keine verdorbenen Lebensmittel.

Dort, wo man an einem Sonderstandort im ehemaligen militärischen Sicherheitsbereich des Kaarzer Holzes, mitunter körbeweise Edel – Reizker (Lactarius deliciosus) einsammeln kann, gab es nur recht wenige Einzelstücke. 11.10.2020.

Sehr gefreut habe ich mich auch über den ziemlich seltenen Zweifarbigen Schüppling (Pholiota spumosa). Wir finden ihn in sandigen Kiefernwäldern, gern längst der Wege. Ungenießbar. 11.10.2020 im Kaarzer Holz am Standort fotografiert.

So waren heute zwar auch einige Klassiker vertreten, aber nur in sehr geringer Stückzahl. Wer in den sandigen Nadelwäldern um Crivitz auf Pilzpirsch gehen möchte, sollte keine großen Erwartungen hegen. Vielmehr sollte ein Waldspaziergang an frischer, Corona – freier Luft, als Motivationsgrund dienen. Wenn man dann hier und da mal auf einen bekannten Speisepilz trifft, könnte eine kleine Beilage zum Hauptgericht drin sein. Also keine großen Erwartungen bitte. Das gilt für alle gängigen Speisepilze und sollte es doch mal ergiebiger werden, bestätigt bekanntlich die Ausnahme die Regel. Möglicherweise könnten in den Buchenwäldern zumindest die Derben Rotfüßchen etwas zahlreicher auftauchen.

Der giftige Kirschrote Spei – Täubling (Russula emetica) ist für mich immer ein kleiner Lichtblick und eine ganz besonders schöne, aber zarte und zerbrechliche Täublingsart. Standortfoto am 11.10.2020 im Kaarzer Holz.

Nach dem der offizielle Teil, also die Hundewanderung, beendet war, fuhr ich noch in das Kaarzer Holz, welches mit den Wäldern um Weberin korrespondiert. Frischpilze gab es vorzugsweise in lichteren, moosreichen Wäldern. Und hier teilweise richtig satt. Vor allem verschiedene Täublinge, allen voran Zitronen Täublinge und Säufernasen. Lacktrichterlinge, Milchlinge und auch die echten Ritterlinge werden nun zahlreicher. Der Herbst wird endlich bunter! Nicht zu vergessen die wunderschönen Fliegenpilze. Sie erfreuten mich heute vielfach auf meinem sonntäglichen Streifzug durch die Wälder in der Region Crivitz.

Auch die Typusart aller Ritterlinge, der Echte Ritterling (Tricholoma equestre), besser bekannt unter dem Namen Grünling, ist nun an den Start gegangen. Früher einer der wertvollsten und schmackhaftesten Speisepilze, heute leider ein Giftpilz! 11.10.2020 im Kaarzer Holz.

Rote Fliegenpilze (Amanita muscaria) waren gestern zahlreich im sauren Nadelwald des Kaarzer Holzes zu bewundern. Standortfoto am 11.10.2020.

Montag, 12. Oktober – Es ist immer noch sehr ruhig in der Beratungsstelle. Obwohl heute, nach dem Wochenende, langer Sprechtag war, kamen nur wenige zur Beratung. Vorgelegt wurden Rosablättrige Egerlings – Schirmpilze und Pilzfreunde aus Hamburg hatten ansehnliche und frische Riesen – Schirmpilze entdeckt. Zwischendurch bekam ich turnusgemäß (einmal pro Jahr) Besuch von der Lebensmittelüberwachung. Da wir in diesem Jahr kein Imbissgeschäft durchführen konnten, war die Dame auch schnell durch, mit ihrer Kontrolle. Die meisten Kühlschränke sind dauerleer und in einem lagerten meine Ausstellungspilze, die nicht für den Verzehr vorgesehen waren. So sind am Wochenende doch eine Vielzahl von frischen Ausstellungsobjekten zusammen gekommen. Ich hatte bis in den tieferen Abend zu tun, die Exponate entsprechend auf meinen Moosflächen zu präsentieren und zu beschildern. Es sind 132 Arten zusammen gekommen. Und dabei liegen noch längst nicht alle auf den Flächen. Der Rest muss im kühlen noch bis zu seinem Auftritt warten.

Auch viele Säufernasen (Russula sardonia) waren gestern unter Kiefern dabei. Ein Zeichen, dass wir nun im vorletzten Aspekt des Pilzjahres angelangt sind, im Spätherbst. Eine recht späte und schöne Art mit brennend scharfem Geschmack. Auch Zitronenblättriger- oder Tränen – Täubling genannt. Ungenießbar. Kaarzer Holz am 11.10.2020.

Unsere Pilzfreundin Johanna Davids aus Berlin hat den richtigen Riecher für spektakuläre Pilzraritäten. Schon wieder konnte sie neben zahlreichen Ästigen Stachelbärten, einen Affenkopf ausfindig machen. Igel – Stachelbart (Hericium erinaceus) am Nordzipfel des Stechlin, wo es viel Totholz gibt. Herzliche Grüße aus Mecklenburg in die Bundeshauptstadt! Halte durch und bleibe gesund!

In den Wald geht es erst wieder am Mittwoch, zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion. Dieses mal ist ein wirklich tolles Revier angesagt, nämlich das Mildenitz – Durchbruchstal mit seinen angrenzenden, umfangreichen Pilzwäldern. Dazu haben sich bereits einige Interessenten + Kinder angemeldet. Auch unser Naturfreund Chris Engelhardt ist wieder von seiner Schweden – Rundreise zurück und hat Interesse signalisiert. So werden wir am Mittwoch wohl mit einem ansehnlichen Tross in die Kartierung gehen und natürlich werde ich den Gästen dabei behilflich sein, ihren Horizont bezüglich Speisepilze zu erweitern. Ein Unsicherheitsfaktor ist allerdings die Wetterentwicklung. Ein 5b – Tief ist im Anmarsch. Die Datenläufe beim Profiwetter bei Wetter – Online hatten dieses Tief bereits seit letzter Woche im Lauf. Zeitweise sah es so aus, als ob es über Polen zur Ostsee ziehen würde. Nun ist aber die ursprüngliche Variante, dass es nach Nordwesten ausscheren könnte, der aktuelle Stand. Wie üblich, ist bei 5b – Tiefs viel Regen oder im Winter auch Schnee dabei. Ob Mecklenburg allerdings hohe Regensummen bekommt ist fraglich. Eher könnte Vorpommern einiges abbekommen. Zu dem frischt der Nordostwind am Mittwoch stürmisch auf und an der Vorpommerschen Ostseeküste droht ein schwerer Herbststurm bis hin zu Orkan – Böen! In den Ostsee – Buchten kann es Hochwasser geben! Da aus heutiger Sicht nur leichte Regenfälle für unser Exkursionsgebiet in Aussicht stehen und auch der Wind möglicherweise nicht problematisch in der Zielregion wehen könnte, hoffe ich, dass das auch so bleibt. Näheres morgen.

Diese Rostfleckigen Helmlinge (Mycena zephirus) treten derzeit als Bodendecker in nahezu jedem sauren Nadelwald in Erscheinung. Ohne Speisewert. Standortfoto am 11.10.2020 im Wald bei Weberin.

Am Sonntag war ich im ehemaligen Sperrgebiet des Kaarzer Holzes unterwegs. In diesen Revieren trifft man nicht Selten auf Gegenstände, die einem an den damals geleisteten „Ehrendienst“ in der NVA erinnern. Ich gehörte damals zum Küchenpersonal und gelegentlich gab es Komplekte – Tage, an denen Konserven ausgeben wurden. Unverrostet nach 30 Jahren – Ostdeutsche Wertarbeit!

Dienstag, 13. Oktober – Ein Zahnarzt – Termin hatte heute verhindert, dass ich zu einer Kurzexkursion aufbrechen konnte. Ärgerlich nur, dass die Praxis nicht geöffnet hatte b. z. w. niemand auf mein Läuten reagierte. Kann schon sein, das etwas dazwischen kommt, wenn der Termin ein halbes Jahr vorher vergeben wird. Aber es war auch keine Info an der Tür. Klingel kaputt? Wie dem auch sei, ich werde mir einen neuen Termin besorgen müssen. So öffnete ich den Steinpilz vor der eigentlichen Sprechzeit und heute herrschte überraschenderweise ein höherer Andrang als gestern. Die Ausstellung ist ja auch sehr umfangreich und informativ und anscheinend sind trotzt Corona doch noch zahlreiche Urlauber an der Ostsee unterwegs, auch wegen der Herbstferien in einigen Bundesländern. Die Pilzberatung wurde heute stärker in Anspruch genommen. Hier zeigt sich, dass es weiter bergauf geht. Herrlich frische Riesen – Schirmpilze und auch Honiggelbe Hallimasch in einer Üppigkeit und Qualität, dass ich direkt neidisch wurde. Natürlich war auch ein großes Sammelsurium verschiedenster Arten dabei. Auch ganz junge, wirklich frische Maronen und ein kapitaler, fast schwarzhütiger Steinpilz aus dem Buchenwald der Rohlstorfer Tannen. Leider war er schon etwas überständig. Er hätte sonst ein vollwertiges Pilzgericht abgegeben.

Im Nadelforst wuchsen am Wochenende auffallend viele und frische Amiant – Körnchenschirmlinge (Cystoderma amiathinum). Sie sollen zwar essbar sein, mich stört aber ihr stechender, strenger Geruch. 11.10.2020 im Wald bei Weberin.

Auch die Weißflockigen Gürtelfüße (Cortinarius hemitrichus) sind jetzt wieder in großen Scharen unter Birken zu beobachten. Ungenießbar. 11.10.2020 im ehemaligen Staatsforst Turloff bei Weberin.

Morgen geht es zur Mittwochsexkursion in das Dobbertiner Messtischblatt. Dazu haben sich einige Gäste angemeldet. Das Wetter scheint, Stand heute Abend, ein Einsehen mit uns  haben zu wollen. Das 5b – Tief wird schwerpunktmäßig das östliche Mitteldeutschland mit viel Regen versorgen. Die haben es auch dringend nötig. Insbesondere Vorpommern könnte noch etwas davon abbekommen und bei uns dürfte es größtenteils trocken bleiben. Einzig der Wind könnte problematisch werden. Insbesondere an der Vorpommerschen Ostseeküste kann es den ersten, schweren Herbststurm geben. Im Zielgebiet und weit ab von der Ostseeküste, wird sich der Wind hoffentlich zu zügeln wissen. Frisch bis stark, mit stürmischen Böen, dürfte er dennoch wehen. Da wir keinen schweren Sturm in der letzten Zeit hatten, dürfte es eher kein Problem für uns werden. Wäre aber ein schwerer Sturm vorweg gegangen, können auch solche, moderate Windgeschwindigkeiten der Stärke 5 – 6, gefährlich werden, da angeknackste Äste und Bäume fallen können.

Beliebt bei vielen Mykophagen sind die Violetten Lacktrichterlinge (Laccaria ametystea). Die Norm ist günstig. Sie stehen derzeit gut. 11.10.2020 im Wald bei Weberin.

Ausschließlich unter Kiefern finden wir den Feinschuppigen Ritterling (Tricholoma imbicatum). Er soll essbar sein, sofern er keine Bitterstoffe enthält, die laut M.H.K. besonders in den Kiefernwäldern der Mark Brandenburg in den Pilzen enthalten sein sollen. 11.10.2020 im Kaarzer Holz.

Inzwischen mehren sich auch die Zeichen, dass, wie schon oben erwähnt, in der kommenden Woche die Strömung auf Süd dreht und dann doch noch einmal warme Mittelmeerluft zu uns gelangen kann. Hoffentlich geht das auch mit ausreichend Wind daher, da sonst die Warmluft auf der bei uns lagernden Kaltluft aufgleitet und bei nicht ausreichender Durchmischung in der Höhe verbleiben könnte. Eine Inversion entsteht. Unten kalt, oben warm. Graues, hochnebelartiges, sowie kühles Wetter wäre die Folge. Hoffen wir also darauf, das sich die milde Luft bis zum Erdboden durchsetzen kann und so besteht die Möglichkeit, dass unser diesjähriges Herbstseminar in den Pfifferlingstannen bei Parchim angenehm temperiert über die Bühne gehen kann. 

Hier sehen wir den Zweifarbigen Lacktrichterling (Laccaria bicolor). Er ist natürlich ebenfalls essbar. Von oben wie ein Fleischroter Lacktrichterling, von unten wie ein Violetter Bläuling, wie die Lacktrichterlinge auch genannt werden. 11.10.2020 im Kaarzer Holz.

Freude bei einigen Teilnehmern über die ersten Entdeckungen. 14.10.2020 im Mildenitzgebiet.

Mittwoch, 14. Oktober – Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 3. Quadranten des Messtischblattes Dobbertin – 2338/3. Umfangreiche Wälder, Forste und auch das Naturschutzgebiet Mildenitztal sind hier vorzufinden. Auch einige Seen, allen voran der Schwarze See.

Gegen 10.00 Uhr trafen sich Interessenten aus nah und fern auf dem Edeka – Parkplatz in Warin. Von hier aus fuhren wir mit drei Autos zum Zielgebiet, an der Alten Mühle am Mildenitztal. Insgesamt durchstreiften 10 Augenpaare die weitläufigen Laub- und Nadelwälder, die auch eine hervorragende Adresse für Speisepilzsucher sind.

Eigenartig gewellte und damit untypische Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Essbar. 14.10.2020.

Eine Augenweide sind immer wieder die Rötlichen- oder Purpurfilzigen Holzritterlinge (Tricholomopsis rutilans), die sich recht häufig an Kiefern – Stubben einfinden. Einer der schönsten Großpilze, aber geschmacklich soll er nicht viel zu bieten haben. Hier muss es reichen, dass sich das Auge satt sehen kann. 14.10.2020.

Da heute nicht nur die Kartierung, sondern auch das Aufspüren von Speisepilzen im Fokus stand, sind wir bewusst nicht durch das Naturschutzgebiet gestreift, dass für mykologische Bestandsaufnahmen sicher am interessantesten hätte sein können. Auch unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt aus Lübeck war heute nach seiner Schweden – Rundreise wieder mit dabei. Weitere Gäste kamen aus Hamburg und Berlin, teils im Familien – Verband, also auch mit Kindern. Natürlich waren wir hier schon des öfteren unterwegs und vieles ist von hier bereits bekannt und in unsere Datenbanken eingeflossen. Ob tatsächlich die eine oder andere Art neu war, werde ich im Winter abgleichen. Heute hielt sich die Vielfalt, im Vergleich des hier möglichen, sehr in Grenzen. Auch die Mykophagen hatten zu tun, eine kleine Mahlzeit zusammen zu bekommen. Und das im Beisein von Fachpersonal. Am ehesten waren noch Grobschollige Riesenschirmpilze dabei. Aber es scheint hier allmählich Bewegung rein zu kommen. Wer genau hinschaute, konnte an den Wegrändern des Öfteren kleine Gruppen von jungen Butterpilzen entdecken. Auch einige schöne Rotfuß – Röhrlinge landeten in den Körben. Ansonsten Lacktrichterlinge, wenige Täublinge und auch mal ein Champignon. Ich denke, die recht häufigen und jungen Butterpilze deuten bessere Zeiten an, zumal auch ganz junge, noch kleine Mehlpilze in diesem überaus guten Steinpilz – Revier aus den Moospolstern schauten.

Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron), wie sie im Buche stehen. Nicht immer sind ihre Füße so idealistisch rot gefärbt. 14.10.2020 im Mildenitzgebiet bei der Alten Mühle.

Das Wetter hielt sich ganz wacker. Es war zwar recht windig, aber erst gegen Ende der Exkursion fing es ein wenig an zu regnen.

Ein Glücksymbol ist der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria). Jedes Kind kennt ihn, und sei es nur aus Bilderbüchern oder Märchen – Filmen. Derzeit kann er viele Menschen mit seinem Anblick beglücken, aber leider gibt es Zeitgenossen, die diesen schönen Anblick nicht ertragen können. Auch ein Mistkäfer scheint nicht viel von ihm zu halten, und arbeitet an seiner Stielbasis, so dass die Späne fliegen. 14.10.2020 im Mildenitzgebiet.

Donnerstag, 15. Oktober – Den heutigen Hände – Waschtag nutzte ich um die Ausstellung zu erneuern. Es liegen 118 Arten zur Besichtigung bereit. Schließlich war Donnerstag und damit langer Tag im Info – Zentrum. Natürlich gab es auch Pilzberatungen. Jetzt scheinen auch einige Champignons wieder durchzustarten. In größerer Zahl wurden mir heute Gedrungene- und Weiße Anis – Champignons vorgelegt. Auf einem Grundstück in Wismar – Dammhusen wird von vielen Karbol – Champignons berichtet, von denen mir auch einige junge Exemplare gezeigt wurden, die nun unsere Ausstellung bereichern. Ab dem Wochenende haben wir zunehmenden Mond. Nun werden sich die Mondgläubigen mal wieder bestätigt fühlen. Es dürfte tatsächlich noch einmal besser werden. Die Zeichen dafür mehren sich.  Die 2. Herbstrunde lief etwas schwerfällig an, aber nun zeigt auch der zusätzliche Regen von der vergangenen Woche seine Wirkung. Wir haben die Zeichen ja bereits gestern, während unserer Mittwochsexkursion, deuten können. An den Wegrändern immer wieder mal junge Butterpilze. Unser Pilzfreund Peter Kofahl war heute in der Region Klein Warin unterwegs. Wenige Maronen (10), aber dafür viele junge Butterpilze. Er hätte körbeweise einsammeln können, aber da er, wie viele andere auch, auf Inhaltsstoffe dieser Schmierröhrlinge allergisch reagiert, nimmt er nur wenige Exemplare in sein Mischgericht. Wie intensiv sich nun nochmal einige Röhrlinge durchsetzen werden, wird sich zeigen. Ich denke aber Butterpilze, Maronen – Röhrlinge, Derbe Rotfüßchen und einige andere, können in den nächsten Wochen noch ganz gute Ernten liefern. Auch die beliebten Steinpilze sollten nochmals zahlreicher werden, obwohl großes wohl eher nicht mehr zu erwarten ist. 

Zu den schönsten und häufigsten Blätterpilzen längst der Waldwege zählt der leicht giftige Rosa – Helmling (Mycena rosea). Er riecht, wie alle Rettich – Helmlinge, nach Rettichen. 14.10.2020 im Wald an der Alten Mühle im Mildenitzgebiet.

Der Spätherbst wird auch von zahlreichen Helmlingen geprägt. Hier ist es der schwach giftige Rettich – Helmling (Mycena pura). 16.10.2020 Kiefernforst Perniek.

Freitag, 16. Oktober . Heute 12 Uhr Mittags wurde der Monat geteilt. Damit liegt der Pilzherbst 2020 (Mitte August – Mitte Oktober) hinter uns. Was hat er uns gebracht? – Er lag weit unter dem Durchschnitt. Grund war im wesentlich das über weite Strecken zu trockene Wetter. Es gab ein Aufflammen der klassischen Speisepilze in der ersten September – Hälfte und danach dümpelte es mehr oder weniger vor sich hin. Zumindest regional gab es beispielsweise eine regelrechte Steinpilz – Schwämme. Vor allen in den sandigen Kiefernwäldern und Heidegebieten ganz im Süden von Mecklenburg und in Niedersachsen. Die große Zeit der Mykorrhiza – Pilze, zu denen viele unserer Klassiker, insbesondere auch die Röhrlinge gehören, übergibt jetzt (bis auf wenige Ausnahmen) das Zepter an die vielen Streuzersetzer und holzabbauenden Arten. Diese werden nun ihre Arbeit aufnehmen. Das heißt, gearbeitet haben sie bereits vorher, denn sie haben sich darauf vorbereitet, rechtzeitig zum beginnenden Laubabwurf der Bäume ihre Sporenträger aufzubauen, damit die nun fallende Biomasse frisch von ihnen bestreut und damit infiziert werden kann. Die Müllwerker des Waldes gehen also an den Start und der Spätherbst hält Einzug.

Die Ritterlinge starten jetzt teils machtvoll durch. Hier sind es Feinschuppige Ritterlinge (Tricholoma imbricatum), die eine strenge Symbiose mit Kiefern eingehen. Essbar, wenn nicht bitter! 16.10.2020 Kiefernforst bei Perniek.

Junger Beutel – Stäubling (Calvatia excipuliformis) heute unter Fichten bei Perniek am Standort fotografiert.

Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die zu lange, zu trockenen Verhältnisse, haben auch eine ganze Menge Mykorrhiza – Pilze zurück gehalten, die es jetzt noch einmal wissen wollen. Insbesondere viele Ritterlinge und Milchlinge gehen nun an den Start. Auch Täublinge gibt es in den nächsten Wochen noch zahlreich. Natürlich auch noch einige Röhrlinge. Insbesondere Butterpilze legen gerade richtig los. Birkenpilze und Steinpilze dürften noch einmal an den Start gehen. Derbe Rotfüßchen und Maronen – Röhrlinge sowieso. Sie gehören zum Standard eines nahezu jeden Spätherbstes. Schnecklinge bevorzugen diese späte Jahreszeit, so auch der beliebte Frostschneckling. Und eine ganz bestimmte, bei uns im Flachland eher seltene Schnecklingsart, bescherte mir heute einen Anblick, den ich im Rest meines Lebens wohl nicht mehr vergessen werde. Es deutete sich bereits gestern an, als mir ein für mich untypisches Exemplar dieser recht seltenen Gebirgsart in der Pilzberatung vorgelegt wurde. Und dazu noch ein Albino, des mir durchaus bekannten Wachsblättlers.

Albino – Formen des Wohlriechenden Schnecklings (Hygrophorus agathosmus var. alba) wurden bisher nur sehr selten beobachtet. Daher gibt es bisher kaum belegte Nachweise dieser abweichenden Farbvariante. Standortfoto am 16.10.2020 unter Fichten auf Kalk bei Perniek. Essbar.

 Anhand des Sammelsuriums im Korb des Ratsuchenden, konnte ich mir denken, in welchem Revier er unterwegs war. So war dieses Gebiet, die Aufforstungen am Kieswerk Perniek, dann auch heute gleich das Ziel einer individuellen Pilzwanderung. Um 10.00 Uhr traf ich mich mit einer agilen Omi aus Proseken und ihren beiden Enkelkindern, die in den Herbstferien bei den Großeltern in M-V zu Besuch weilen, am ZOB in Wismar. Da sie nur max. 2 Stunden für die Pilzwanderung eingeplanten hatten, passte es ganz gut, dieses recht überschaubare Gebiet mit seinen guten Erfolgsaussichten auf Speisepilze aufzusuchen. Ich hoffte natürlich auch, das mögliche Vorkommen des Marzipan – Schnecklings ausfindig zu machen, hatte aber wegen der Kürze der Zeit bedenken. So streiften wir zunächst an den Schneisen der nun schon in die Jahre gekommenen Kiefern entlang, die früher gigantische Mengen von Butterpilzen hervorbrachten. Damals, als die Kiefern noch im Schonungsalter waren. Mit zunehmender Größe der Bäume ziehen sich die Butterpilze an ihre Ränder und auf lichte Schneisen zurück. So hatten die Kinder auch ihre Freude beim fachgerechten Einsammeln dieser beliebten Speisepilze. 

Butterpilze (Suillus luteus) sind nun an allen geeigneten Standorten teils zahlreich erschienen. 16.10.2020 Kiefernaufforstung Perniek.

Der nicht sonderlich häufige Kohlen – Trichterling (Clitocybe sinopica) ist seit vielen Jahren in meist wenigen Exemplaren in den Pernieker Kiefern anzutreffen. Gut kenntlich an seinem Mehlgeruch, der an den Maipilz erinnert. Standortfoto 16.10.2020.

Ritterlinge, insbesondere Graue Erdritterlinge und Feinschuppige Ritterlinge, waren in großer Zahl vertreten. Dazu viele Fälblinge, Rißpilze, Mäuseschwänzchen und Fichten – Zapfenrüblinge sowie vieles mehr. Schließlich gelangten wir in einen märchenhaft schönen Fichtenwald. Die Bäume stehen hier recht licht und inselhaft, so dass ihre Zweige teils noch bis zum Boden reichen und weit ausladen. Dazwischen grüne Moosflächen, teils auch von Rentierflechten besiedelt. Die Fichten haben hier die Trockenheit gut überstanden. Es sind wirklich die letzten Fichtenareale und Pilzoasen von dieser Qualität. Spätere Generation werden solch schöne Fichtenreviere in M-V nicht mehr sehen. Es ist ein Sonderstandort und dieser beindruckte heute von einer fast unvorstellbaren Fülle von Pilzfruchtkörpern. Der Waldboden war übersät von Pilzen.

Diesen Fichten scheint es noch gut zu gehen. Ich hoffe, sie dürfen hier weiter wachsen und fallen nicht der Trockenheit oder dem Waldumbau zum Opfer.

Wie angesät. Pilze als Bodendecker. In der Vielzahl Marzipan – Schnecklinge. Es duftete wie in der Weihnachtsbäckerei!

Von winzig bis sehr ansehnlich. Eigentlich fehlten nur die Fliegen- und Steinpilze. Aber diese werden hier kaum vorkommen, da der Boden nicht sauer genug ist. Es sei denn, der Fichtennadelhumus versauert die Oberböden. Ein Anzeichen dafür war heute schon mal der Pfeffer – Röhrling. Aber viel interessanter ist natürlich das Pilzaufkommen auf Kalkstandorten, sonst wäre auch das, was ich heute hier vorfand, nicht möglich gewesen. Ich entdeckte die gesuchten Marzipan – Schnecklinge tatsächlich, aber trotzdem war es eine unverhoffte Überraschung. Ich glaubte zunächst unter den Zweigen einer ausladenden Fichte eine Gruppe von Kuhmäulern entdeckt zu haben. Als ich den ersten Fruchtkörper heraus drehte, wurde mir schnell klar, was ich entdeckt habe. Es waren die gesuchten Wohlriechenden Schnecklinge, wie ein weiterer, deutscher Name dieses Wachsblättlers lautet. Allerdings nicht die mir vorgelegte Albino – Form, sondern die typisch grauhütigen Exemplare. Es war also ein anderer Standort. Als ich meine Kamera startklar machte, um ein Standortfoto zu schießen, entdeckte ich im Dunkel der Fichten ganze Teppiche dieser duftenden Schnecklinge. Unter Tannenbäumen und es roch ein wenig wie in der Weihnachtsbäckerei!

Das essbare Kuhmaul (Gomphidius glutinosus) ist streng an die Fichte gebunden. In dem Maße, wie der Baum verschwindet, wird sich auch dieser schöne Röhrlingsverwandte nach und nach aus Mecklenburgs Wälder zurück ziehen. Standortfoto am 16.10.2020.

Fast übersehen und erst beim liegen auf dem Waldboden, beim fotografieren der Schnecklinge entdeckt, der seltene Korallenrote Helmling (Mycena/Atheniella adonis). Rote Liste Art. Nach Bon potenziell gefährdet. 16.10.2020 unter Fichte.

Den Wohlriechenden Schneckling haben wir zwar schon vor Jahren mehrmals in Mecklenburg nachgewiesen, aber immer nur kleine, dünnfleischige und unscheinbare Pilzchen. Nie die heutige Üppigkeit, mit der die Art auch in der Literatur beschrieben wird. Nun endlich sah ich sie hier in satten und fleischigen Exemplaren und ihr Marzipanduft erfüllte die ganze Umgebung. Einfach zum reinbeißen, denn es sind durchaus Speisepilze. Es dauerte nicht lange, und eine weitere Insel dieser schönen Schnecklinge war entdeckt. Jetzt aber die weiße Form, die mir gestern in der Pilzberatung vorgelegt wurde. Ich nahm einige Pilze für die Ausstellung mit und der Rest durfte seiner natürlichen Bestimmung nachkommen. So dachte ich es zumindest, aber das war wohl ein wenig vermessen. Drei Stunden später landeten sie nämlich auf dem Tisch in der Pilzberatung. Eine ältere Dame aus dem Dunstkreis der Wismarer Pilzfreunde hatte sie eingesammelt, in der Annahme, es wären Elfenbein – Schnecklinge. 

Marzipan – Schneckling (Hygrophorus agathosmus) in der fleischigen, großen und ergiebigen Normalform. 16.10.2020 unter Fichten bei Perniek. Es gibt manchmal noch schöne, dankbare Momente! 

Der Ostsee – Strich heute Vormittag gegen 10.00 Uhr von Wismar – Wendorf aus gesehen.

Sonnabend, 17. Oktober – In einer recht kalten Nordost Anströmung entwickelte sich über dem relativ warmen Wasser der Ostsee in der vergangenen Nacht der sogenannte Ostseestrich. Kalte und labile Luft streicht über das relativ warme Ostseewasser, reichert Feuchtigkeit an und steigt  in noch viel kältere Höhen auf. Es setzt Konvektion ein. Besonders im Winterhalbjahr kommt dieses immer mal vor und kann starke Schneefälle an bestimmten Küstenabschnitten zur Folge haben. Nun haben wir zum Glück noch keinen Winter und die Temperaturen sind dafür einfach noch zu hoch. Die Niederschläge fallen also als Regen. Oft sind diese Schauer linienhaft, in sogenannten Schauerstraßen angeordnet. Eine solche Schauerstraße lag in der Nacht, heute früh und am Vormittag genau über dem äußersten Nordwesten Mecklenburgs. In Wismar herrschte strahlender Sonnenschein und nur 20 Km westwärts löste ein Schauer den anderen ab. So fuhr ich gegen Mittag in Richtung Lübeck, also genau in diese Zone hinein, da ich auf halber Strecke, im Holmer Wald, zu einer individuellen Pilzwanderung mit einem Lübecker Familienverband verabredet war. Ich hatte Glück. Der letzte, heftige Regenguss, war gerade durch und ich kam daher trocken am Ziel an.

Einer der ersten Pilze, die die Kinder heute entdeckten, war eine  Herbstlorchel. Sie wirkte ein wenig außerirdisch und wurde etwas argwöhnisch betrachtet.

Herbstlorchel (Helvella crispa). Etwas zäh und wenig Substanz, dafür mit einer filigranen Eleganz. Wer diesen Schlauchpilz essen möchte, sollte ihn gut durchgaren. Standortfoto von unserer Berliner Pilzfreundin Johanna Davids.

Nach kurzer Begrüßung brachen wir mit drei Erwachsenen und mindestens doppelt so vielen Kindern zu einer kleinen Pilzwanderung durch den sandigen Holmer Wald auf. Auch unser junger Pilzfreund Philipp Müller war wieder dabei. Insbesondere die Kinder hatten von Anfang an ihren Spaß und waren mit Begeisterung dabei. Sie entdeckten sowohl die winzigsten Helmlinge, wie auch die größten Parasole. Diese und die kastanienbraunen Maronen waren ihre Lieblinge. Allerdings beglückten uns die Röhrlinge hier nur in sehr bescheiden Mengen, anders als in einigen anderen Revieren, wo es jetzt doch nochmal richtig durchstartet.  

Diese Schwefel – Ritterlinge (Tricholoma sulphureus) sind nichts für den Kochtopf. An ihrer leuchtend schwefelgelben Farbe dürfen sich die Augen erfreuen und die Nase wird betäubt von ihrem stechenden Leuchtgasgeruch. Schwach giftig. 17.10.2020 Holmer Wald.

Wie schon angedeutet, so bescheiden wie im Holmer Wald, geht es inzwischen aber nicht mehr überall zu. Unser Vereinsmitglied und Pilzfreund Thomas Harm informierte mich heute telefonisch, dass er seinen Wintervorrat an Waldpilzen in den letzten Tagen gut decken konnte. Seine treue Hallimasch – Stelle lieferte sehr gute Erträge und heute gab es nochmal zahlreich, frische und schöne Derbe Rotfüßchen in den Wäldern zwischen Neukloster und Warin. Aus dieser Region kamen heute auch Pilzfreunde aus Beidendorf in die Beratung, mit hervorragender Qualität von Maronen und Derben Herbstrotfüßchen. Wer dieser Tage die Wälder durchstreift, kann wirklich mit guter Qualität und mit etwas Glück, auch Quantität rechnen. Auf in die Wälder, die Norm ist günstig!

Parasol kommt übrigens aus dem französischen und bedeutet soviel wie Sonnenschirm. Man achte auf den dicken, verschiebbaren Ring. Knollenblätterpilze besitzen eine dünne, hängende Manschette, die nicht am Stiel verschiebbar ist. Die Hüte ergeben eine leckere Pilzspeise.

Dazu sollte das Wetter oder die Witterung bis zum Monatsende aus heutiger Sicht durchaus mitspielen. Die eher kühlen Temperaturen derzeit, garantieren auch eine gute Qualität. In der nächsten Woche soll es wärmer werden, dass wird unsere Kobolde erst recht aus der Reserve locken. Bis zum Monatswechsel ist kein frühwinterlicher Kaltlufteinbruch in Sicht, so dass die zweite Oktoberhälfte nun endlich den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 hinbekommen sollte.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) schieben nun wieder zahlreicher. Wir finden den begehrten Speisepilz in Laub- und Nadelwäldern. Ganz besonders in den sauer – sandigen Nadelforsten unter Kiefern und Fichten. Standortfoto am 17.10.2020 im Holmer Wald.

Seidiger Rißpilz (Inocybe geophylla var. lilacina) am 18.10.2020 im Sophienholz. Giftig!

Sonntag, 18. Oktober – Ein schöner Herbsttag liegt hinter mir. Heute hatte ich keine offiziellen Verpflichtungen, so dass ich eigentlich Maronen oder Derbe Rotfüßchen zum trocknen sammeln wollte. Ich überlegte, wo es am sinnvollsten sein könnte. Ventschow oder Neukloster/Warin. Dort wurden einige Pilzfreunde in den letzten Tagen diesbezüglich fündig. Aber das reizte mich nicht. Viel zu beliebige Wälder, die von vielen Sonntagssammlern frequentiert werden. Dem wollte ich mich nicht anschließen und zog einen stadtnahen, alten Buchenbestand, namens Sophienholz vor.

Obacht geben, beim Einsammeln der Violetten Lacktrichterlinge. Die Seidigen Rißpilze (Inocybe geophylla var. lilacina) sind niemals in der Hutmitte vertieft, sondern gebuckelt. Standortfoto am 18.10.2020 im Sophienholz.

Der Top – Fund des Tages war dieser seltene Goldzahn – Schneckling (Hygrophorus chrysodon). Der schöne Wachsblätter wächst in Laubwäldern auf Kalkboden.

Das Sophienholz steht nur bei wenigen Pilzfreunden auf der Agenda und gehört zu unseren Filet – Stücken, was die Artenvielfalt anbelangt. Und Derbe Rotfüchen, wie auch Maronen, können auch hier gefunden werden. Gedacht, getan. Ich steuerte dieses tolle Revier an. Kaum hatte ich meinen Roller am Wegrand aufgebockt, lachte mich schon eine bunte Vielfalt verschiedenster Großpilze an. Kalkstandort! Viele Haarschleierlinge wie Rosablättrige Klumpfüße, Tonweiße Dickfüße, die häufigen Wohlriechenden Gürtelfüße. Rißpilze, Helmlinge, Schwindlinge, Schnecklinge, Täublinge, Milchlinge und und und… Innerhalb der ersten halben Stunde schaffte ich es kaum, mich 10 Meter von meinem Roller zu entfernen. Immer wieder Fotos und Arten für die Ausstellung. Mein eigentliches Ansinnen legte ich zu den Akten. Das konnte ich mir hier nicht entgehen lassen. Auf solch ein Artenreichtum haben wir lange gewartet.

Auf Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Großpilze findet sich gelegentlich der Pinsel Schüppling (Pholiota jahnii). Er wächst im Herbst büschelweise in besseren Buchenwäldern. Ungenießbar.

Der Mehlpilz (Clitopilus prunulus), selber ein guter Speisepilz, gilt als hervorragender Steinpilz – Zeiger. Hat auch heute funktioniert. Standortfoto im Sohienholz.

Es ist aber nicht alles kalkreich hier. Die meisten Flächen sind durchaus versauert, so schon wenige Meter weiter, leuchteten am Wegrand weiße Mehlpilze. Steinpilze gleich daneben. Junge, mastige Stücke, aber schlecht in der Qualität, da besonders im unteren Stieldrittel völlig weich und vermadet. Steinpilze sind also keine Option. Dafür gab es auf den Stubben immer wieder die herrlichsten Stockschwämmchen in meist hervorragender Qualität. Keine Maden, dafür etwas mühseliger zu ernten. Auch geschmacklich kann ihnen der schönste Steinpilz nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Das habe ich vor Jahren gezielt ausprobiert. Junge, erstklassige Steinpilze geschmort mit Zwiebeln, Pfeffer und Salz. Von würziger Waldspeise weit entfernt. Wenige Tage später Stockschwämmchen. Überaus lecker und würzig. Eine Delikatesse!

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) und im Hintergrund Hallimasch am gleichen Buchenstubben. Des weiteren besiedelt von Grünblättrigen Schwefelköpfen, Laubholz – Harzporlingen, Grauweißen Saftporlingen und weiteren Pilzarten. Standortaufnahme am 18.10.2020 im Sophienholz.

Die konnte ich unmöglich stehen lassen. Immer wieder große Mengen allerfeinster Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) im Sophienholz. Ausgezeichneter Speisepilz.

Es mag zwar schön sein, die Steinpilze zu entdecken und einzusammeln, aber die wahren Gaumenfreuden bringen andere Arten auf den Teller. Daher werden Steinpilze bei mir auch nur getrocknet. Dadurch gewinnen sie deutlich an Aroma und können in dieser Form, mit ihrem dann feinwürzigen Aroma, so manche Speise aufwerten. Aber dass ist mein persönliches Urteil. Mag sein, dass es nur an der damaligen Kollektion lag. Steinpilze kamen mir seit dem jedenfalls nie wieder auf den Teller. Das passiert allerdings auch mit anderen Arten nur äußerst selten. Ich bin eben nicht der Küchen – Mykologe.  

So erntete ich heute reichlich Stockschwämmchen. Überhaupt sind die Stubbenpilze jetzt gut unterwegs. So gab es hier auch reichlich Hallimasch, aber in der Mehrzahl bereits überständig.

So war am Ende mein großer Weidenkorb gut gefüllt. Nicht nur, aber überwiegend mit Stockschwämmchen. 18.10.2020 im Sophienholz.

Das Wetter war sehr schön und am späteren Nachmittag auch richtig sonnig. Ab morgen stellt sich die Großwetterlage um. Von Südwesten wird mildere Luft herangeführt. In Süddeutschland kann es Mitte der Woche sogar noch einmal spätsommerlich warm werden. Bei uns wird es wohl eher durchwachsen bleiben, mit zeitweilig viel Wind und auch zeitweisem Regen. Milder wird die Luft aber auch bei uns.

Auf einige Derbe Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus pruinatus) brauchte ich dennoch nicht zu verzichten. 18.10.2020 im Sophienholz.

Als ich es mir gestern auf dem Waldboden gemütlich machte, um Pilze im Bild festzuhalten, entdeckte ich zwischen all den Violetten Lacktrichterlingen (Laccaria ametystea) links, auch einen kleinen Haarschleierling mit sehr ähnlicher Färbung (rechts). Der Speisewert dieses Cortinarius ist mir nicht bekannt. Bitte genau hinschauen, beim Ernten von Violetten Bläulingen!

Montag, 19. Oktober – Wider erwarten herrschte heute kein großer Andrang in der Pilzberatung. Es hat sich wohl noch nicht herumgesprochen, dass jetzt an der Pilzfront nochmal so richtig die Post abgeht und wir dieser Tage nun endlich den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 erleben dürfen. Das haben wir wohl dem Mond zu verdanken!? Manche Sonntagssammler meinen allerdings, es wäre schon viel zu kalt. Bereits Anfang des Monats kam mir derartiges Denken mehrmals zu Ohren. Kaum werden Tage und Nächte kühler und die 20 Grad verabschieden sich, glauben einige Pilzfreunde, es geht dem Ende entgegen. Im Unterschied zu uns, brauchen Pilze keine Herbstbekleidung und fühlen sich bei den kühleren Temperaturen einfach nur wohl und die Qualität ist im fortgeschrittenen Herbst oft sogar besser. Die Wärmeliebenden Arten haben sich ohnehin bereits verabschiedet. Und von kalt konnte bei uns an der Ostsee bisher kaum die Rede sein. Bodenfröste waren kein Thema und auch tagsüber kletterten die Temperaturen fast immer in den zweistelligen Bereich. Da war Süddeutschland schon wesentlich schlechter dran. Zweitweise nur einstellige Tageshöchstwerte und nachts des Öfteren, zumindest Bodenfrost, teils auch Luftfrost. Schaut man derzeit den Pilzticker durch, so gibt es auch dort reichlich Pilze. Viele Steinpilze, Maronen, Parasole, Trompeten – Pfifferlinge, Herbsttrompeten und einiges mehr. Es ist also überall besser geworden. 

Standen gestern im Sophienholz dicht beieinander. Der seltene Goldzahn – Schneckling (Hygrophorus chrysodon) und der häufige Elfenbein – Schneckling (Hygrophorus eburneus).

Vielleicht animiert die sich nun umstellende Großwetterlage noch mal einige Pilzfreunde, wenn uns dann ein wieder laueres Lüftchen um die Nase weht. Und es kann sogar recht ordentlich wehen. Das ist auch notwendig, soll sich die sehr milde Subtropikluft bis in die unteren Luftschichten und bis zum Boden durchsetzen.

Violettlicher Schwindling (Marasmius wynnei) am 18.10.2020 im Sophienholz, auf kalkreichem Standort unter Buchen fotografiert. Ohne Speisewert.

Wie oben erwähnt, war es heute recht ruhig in der Pilzberatung. Aber ohne ging es dann doch nicht. Folgende Arten wurden mir vorgelegt: Garten – Riesenschirmpilz, Derbe Rotfüßchen (reichlich und in meist guter Qualität), Schlanke- und Grobschollige Riesenschirmpilze, Violette Lacktrichterlinge, Langstielige Knoblauch – Schwindlinge, Butterpilze, Gemeine Rettich – Fälblinge, Maronen (reichlich und in sehr guter sowie mastiger Qualität!), Buckel – Täubling, Violette Lacktrichterlinge, Violetter Rötel – Ritterling, Jodoform – Täubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Rosablättriger Helmling, Rosa – Helmling und Geflecktblättriger Flämmling. 

Purpurschwarzer Täubling (Russula atropurpurea) mit Violetten Bläulingen unter Eiche. 18.10.2020 im Sophienholz, am Standort fotografiert. Essbarer, aber eher minderwertiger Täubling.

Auch habe ich die Frischpilzausstellung neu aufgebaut. Es liegen 135 Arten auf den Flächen, die damit voll ausgelastet sind.


Und hier noch ein Hinweis zu unserem geplanten „Pilzseminar in Mecklenburg“ am kommenden Wochenende in den Pfifferlingstannen bei Parchim. Ich habe heute den ganzen Tag versucht, mich mit lüttpütt in Verbindung zu setzen, um die abschließenden Modalitäten zu klären. Leider konnte ich niemanden erreichen. Ich habe daher eine schriftliche Anfrage gestellt.


Schade, dass die Berliner Pilzfreunde auf Grund der Corona – Bestimmungen absagen mussten. Ihr werdet uns sehr fehlen! Liebe Grüße nach Berlin und bleibt bitte gesund!

Junger Hallimasch (Armillaria spec.) und im Hintergrund Stockschwämmchen, vereint auf ein und dem selben Buchenstubben. Beides gute Speisepilze. 18.10.2020 im Sophienholz.

Zitronengelbes Reisigbecherchen (Bisporella citrina). Besonders in der Masse ein Hingucker. Häufig an feucht liegendem Laubholz. 20.10.2020 im Wald bei Proseken.

Dienstag, 20. Oktober – Noch immer konnte ich keinen Kontakt zu http://www.luettpuett.de bei Parchim herstellen. Dort soll am kommenden Wochenende unser diesjähriges Herbstseminar unter dem Motto „Ein Pilzwochenende in Mecklenburg“ stattfinden. Ich hoffe nicht, dass das Objekt wegen des Beherbergungsverbotes in M-V dicht gemacht wurde. Das Oberverwaltungsgericht in Greifswald hat inzwischen diesen Beschluss der Landesregierung gekippt.  So wie ich es verstanden habe, dürfen allerdings Tagestouristen immer noch nicht in´ s Land. Zum Seminar haben sich auch Pilzfreunde aus Berlin angemeldet, die inzwischen völlig verunsichert sind, ob sie am Wochenende kommen dürfen oder nicht. Das Beherbergungsverbot ist aufgehoben und das Seminar geht über drei Tage. Somit wären unsere Hauptstädter auch keine Tagestouristen. Wie dem auch sei, zur Zeit steht überhaupt noch nicht fest, wie und unter welchen Bedingungen wir uns im Objekt, das übrigens in einem Waldgebiet namens Pfifferlingstannen liegt, einquartieren können. Vor etwa zwei Wochen hatte ich mich mit ihnen darauf verständigt, dass wir nach Anmeldeschluss (18.10.) die Modalitäten besprechen und den Ablauf festlegen können. Leider konnte ich bisher keinen Ansprechpartner erreichen.

Diese Trichterlinge (Clitocybe spec.) wuchsen heute sehr zahlreich in der Fichtennadelstreu. Eine schwierige Gruppe um den Zweifarbigen Trichterling, der stets eine dunkle, vertiefte Mitte besitzt und immer heller zum Rand hin wird. Nach Bon soll dieser aber im Laubwald vorkommen. Ähnlich ist auch der Staubfüßige Trichterling. Alle diese weißgrauen Trichterlinge sind ungenießbar bis giftig. Standortfoto am 20.10.2020 im Wald bei Proseken.

Vor zwei Wochen war die Corona – Lage noch deutlich entspannter. Wir erleben schwierige Zeiten und Planungen sind in diesem Jahr immer nur vorbehaltlich. Das haben wir inzwischen gelernt. Nun  spitzt sich die Lage dramatisch zu, so dass sich auch mir die Frage stellt, ob es verantwortbar ist, diese Veranstaltung durchzuführen. Ich werde morgen dort hin fahren und hoffe, dass ich einen Ansprechpartner finde, um die Lage zu erörtern. Auch im Hinblick von Auflagen, die wir erfüllen müssen.

Besonders in der Fichtennadelstreu im Spätherbst ein Massenpilz und oft in Hexenringen, finden wir den Fuchsigen Rötel – Trichterling. Hier sehen wir die blassere Form, die als Fahlgelber- oder Wasserfleckiger Rötel – Trichterling (Lepista gilva) bezeichnet wird. Sind die Pilze jung und frisch, können sie gegessen werden. Unverträglichkeiten dürften in erster Linie auf überalterte Exemplare zurückzuführen sein. Standortfoto im Wald bei Proseken. 20.10.2020.

Heute Vormittag fuhr ich kurz in den Wald, besser ein kleineres Wäldchen bei Proseken. Ich wollte keine Pilze sammeln, sondern nur einige Fotos für dieses Tagebuch. Zum Sammeln wären Rötel – Ritterlinge, Graukappen und einige Hallimasch im Angebot gewesen. Nach einer halben Stunde hatte ich genügend Motive abgelichtet und fuhr wieder in die Hansestadt und öffnete das Info – Zentrum. In der Pilzberatung wurden mir auch heute u. a. richtig schöne, junge und feste Derbe Rotfüßchen und einige Maronen vorgelegt. Es steht reichlich in den Wittenbecker Tannen. Man braucht nur ein gutes Auge, um die getarnten Kobolde auf dem Waldboden ausfindig zu machen, wurde mir freudestrahlend berichtet.

Gelbstieliger Dachpilz (Pluteus romelii). Wir finden den schönen Dachpilz gerne an feuchtem Laubholz. 20.10.2020 im Wald bei Proseken.

Die Wetterumstellung hat nun begonnen. Eine Warmfront ist mit Regen aufgezogen. Diese wird noch bis morgen Nachmittag über dem Norden schleifen, um schließlich zur Ostsee hinaus zu schwenken. Sie hat besonders für den Donnerstag warme Luft subtropischen Ursprungs im Gepäck. Das ganze kommt aber mit viel Wind daher. Nach letztem Stand der Dinge verbleiben wir bis zum Monatswechsel in einer milden bis sehr milden West/Südwestströmung. Zeitweise regnet es und es weht meist ein lebhafter Wind. Selbst ein richtiger Herbststurm kann mal mit dabei sein. Vom Wetter her steht dem sich nun immer weiter verbesserndem Pilzaufkommen nichts im Wege.

Ebenfalls in der Fichtenstreu des Waldes bei Proseken wuchsen diese leckeren Speisepilze. Der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda). Allerdings gut erhitzen, da roh giftig. Enthält Hämolysine, die den Farbstoff der roten Blutkörperchen auflösen können. 20.10.2020 am Standort fotografiert.

Den Mehltrichterling (Clitocybe ditopa) finden wir truppweise in Fichtenforsten. Er siedelt in der Nadelstreu, oft gemeinsam mit ähnlichen Arten. Sein deutlicher Mehlgeruch grenzt ihn von nah verwandten Trichterlingen ab. Kein Speisepilz. Standortfoto am 21.10.2020 in den Pfifferlingstannen.

Mittwoch, 21. Oktober – Wegen möglicher Vorbereitungen zu unserem Herbstseminar bei Parchim, hatte ich heute keine offizielle Mittwochsexkursion im Programm. So lud ich schon mal einige Sachen in das Auto eines unserer Wismarer Pilzfreunde ein und wir fuhren in die Freizeit – und Bildungsstätte lüttpütt bei Parchim, um die Modalitäten unseres Pilzwochenendes in Mecklenburg zu klären. Ich hatte den Termin bereits im Mai letzten Jahres mit der Objektleitung abgestimmt b. z. w. buchen lassen. Damals waren wir hier zu einem schönen Frühlingsseminar und freuten uns schon darauf, im Herbst durch die waldreiche Umgebung, mit den integrierten Pfifferlingstannen und dem Wockertal, auf mykologischer Entdeckungstour zu gehen. Inzwischen hat die Objekt – Leitung offensichtlich gewechselt, zumindest aber haben sich die Ansprechpartner geändert. 

Das Derbe Rotfüßchen, oder auch Herbstrotfuß (Xerocomus pruinatus) ist derzeit der häufigste Röhrling. In kaum einem Laub- oder Nadelwald fehlt er. Insbesondere aber in Buchenbeständen. Essbar, mit säuerlichem Aroma. Standortfoto in den Pfifferlingstannen am 21.10.2020.

Junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) in den Pfifferlingstannen. 21.10.2020.

Wir waren damals zu recht moderaten Konditionen untergebracht und nach Möglichkeit sollte es auch dieses mal in die gleichen Räumlichkeiten, zu den selben Konditionen gehen. Im persönlichen Gespräch wurde aber schnell klar, das dieses so nicht mehr möglich sei. Unsere damalige Unterkunft können wir zwar wieder beziehen. Sie wurde aber inzwischen umgestaltet und zum Hotel hochgestuft. Entsprechend haben sich auch die Übernachtungskosten nahezu verdreifacht. Auch für den kleinen Seminarraum, den wir hätten nutzen können, wäre ich für zwei Tage mit fast 300 € dabei. Kosten, die ich als Veranstalter hätte übernehmen müssen. Bei einer Beteiligung von etwa 8 – 10 Pilzfreunden insgesamt, hätte es sich für mich nicht gerechnet. So entschloss ich mich, diesen Termin abzusagen. Es tut mir leid, aber die Relationen sollten schon stimmen. Wären 20 Teilnehmer zusammen gekommen, hätte ich anders entschieden. Auch wollte ich nicht diejenigen Pilzfreunde vor den Kopf stoßen, die mit günstigeren Übernachtungskonditionen gerechnet haben. 

Junge Wollige Milchlinge (Lactarius vellereus) unter Buchen in den Pfifferlingstannen. An sich sondern sie eine milchig – weiße Flüssigkeit ab, hier sind es aber Wassertröpfen, hervorgerufen durch das regnerische Wetter. Ungenießbar. 21.10.2020.

Der Glücksbringer (Amanita muscaria). Bald nun ist Weihnachtszeit. Als Zierde vieler Adventsgestecke ist er in Form von kleinen Deko -Pilzchen unverzichtbar und im originalen nicht nur für seine Baumpartner ein Glücksfall. 21.10.2020 in den Pfifferlingstannen.

Nach dem der Besuch in lüttpütt unbefriedigend verlief, machten wir uns auf zu einem kleinen Streifzug durch die Pfifferlingstannen. Ich wollte Speisepilze für den Trockner und nahm daher nur sehr begrenzt Ausstellungsstücke mit. Die sandigen Wälder sind nämlich auch eine Fundgrube für Maronen – Röhrlinge. Aber es war recht mühsam, ihre Verstecke aufzuspüren. Es gab sie, aber Geduld! Konnte man sie im Oktober des letzten Jahres einfach nur einsammeln, ist in diesem Herbst suchen angesagt. Da waren Derbe Rotfüßchen schon etwas besser zu Gange. Inselweise standen sie sehr gesellig und in meist guter Qualität. Kaum madig und auch wenig vom Goldschimmel befallen. Einzig die Schnecken haben oft ihre Spuren hinterlassen. Aber das kommt dem Pilzsammler durchaus zu gute, denn die Fraßstellen auf den dunklen, unscheinbaren Hüten, leuchteten gelb, so dass dieser Umstand sehr hilfreich beim Entdecken dieser Filzröhrlinge ist. Ansonsten waren natürlich viele Streubewohner unterwegs.

Eine Augenweide sind diese jungen Goldfell – Schüpplinge (Pholiotta aurivella) an der Stirnfläche eines liegenden Buchenstamms. Ungenießbar. 21.10.2020 im Paradies.

Nicht nur der Mehlpilz ist ein zuverlässiger Steinpilz – Anzeiger. Auch Pfefferröhrling (Chalciporus piperatus) und der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) verraten oft die Anwesenheit des Herrenpilzes (Boletus edulis). Insbesondere unter Fichten, oder, so wie hier, unter Buchen. 21.10.2020 im Paradies.

Nach einer weile brachen wir in den Pfifferlingstannen ab und setzten noch in einen besseren Buchenwald um. Es ging in das Paradies bei Schwerin. Wurde vor Jahren hier schon massiv alter Buchenbestand abgeholzt, herrschte einige Jahre Ruhe und in diesem Jahr erkannte ich mein Paradies kaum wieder. Nochmals wurden viele Buchen heraus genommen und der einst imposante Bestand weiter ausgelichtet. Ich durfte mich endgültig von „meinen Paradies“ verabschieden. Der Wald wurde nach der Wende privatisiert und hier scheint der Profit das Maß aller Dinge zu sein. Schlimm ging es auch in den benachbarten, ebenfalls privaten Wäldern zu, so beispielsweise auf dem Homberg. Im Frühjahr 2018 wurde mir die Erste Pilzwanderung zur Saison – Eröffnung, die durch das Paradies führen sollte, vom Eigentümer untersagt. Er hatte Angst, dass durch das viele Totholz und herum liegendem Astmaterial, jemand zu Schaden kommen könnte und wollte durch sein Einverständnis keine Haftung für diese Veranstaltung übernehmen. Die Wanderung durfte nicht stattfinden. Wir unterhielten uns per Telefon und ich monierte schon damals den überproportionalen Holzeinschlag. Die Antwort, die ich zu hören bekam, werde ich nicht vergessen: in 100 Jahren sind die Buchen wieder nachgewachsen! Nun ja, freuen wir uns auf das nächste Jahrhundert! 

Trotz des massiven Holzeinschlages haben inselweise einige Steinpilz – Myzelien das Desaster überlebt, so dass das einstige Steinpilz – Paradies noch nicht ganz verloren scheint. 21.10.2020 am Standort im Paradies fotografiert.

Donnerstag, 22. Oktober – Die Freizeit- und Bildungsstätte lüttpütt findet es schade, das wir unser Seminar abgesagt haben. Aber ich habe deutlich gemacht, dass ich nicht kurzfristig für die Teilnehmer erheblich höhere Übernachtungskosten, als in der Ankündigung, akzeptieren und über ihre Köpfe hinweg annehmen kann. Es ist dumm gelaufen und Besserung wird gelobt. Auch von mir, denn ich hätte vielleicht etwas früher persönlich dort vorstellig werden müssen, um diese Fragen zu klären. Wir verständigten uns auf das nächste Jahr im Oktober und legten schon mal zwei mögliche Wochenenden fest. Bis Februar wird für uns ein Buchungskonzept mit entsprechenden Preisen erstellt. Jeder, der in lüttpütt übernachten möchte, sollte sich dann dort persönlich anmelden. So kann jeder Teilnehmer die für sich günstigste Variante der Unterbringung mit entsprechender Preisstaffelung aushandeln. Das Team von lüttpütt bedauert es aufrichtig und auch ich, denn ich habe mich sehr auf dieses Pilzwochenende gefreut. 

Die spätherbstliche Pilzflora hat nun an Fahrt aufgenommen. Die großen Trupps und Hexenringe der Nebelkappen (Clitocybe nebularis) sind in der Bodenstreu der Laub- und Nadelwälder kaum zu übersehen. Standortfoto am 21.10.2020 in den Pfifferlingstannen.

Pilzfreundin Angelika Boniakowski war kürzlich wieder für einige Tage in der Niedersächsischen Heide. Sie ist heideverliebt und genießt ausgiebige Pilz – Spaziergänge in der Einsamkeit und Ruhe dieser herrlichen und weitläufigen Landschaft. Pilze gab es reichlich. Besonders entlang der Wanderwege Butterpilze über Butterpilze. Dazwischen auch immer mal der eine oder andere Steinpilz. Die ansonsten zu dieser Jahreszeit Maronen – trächtigen Kiefernforste, hatten diesbezüglich nichts zu bieten. Maronen – Röhrlinge gab es nur unter Fichten. Sollte es nicht zu kalt werden, kann es aber noch werden. Bis weit in den November können diese beliebten Speisepilze noch durchstarten.

Eine saprophytische Lebensweise führt die Steife Koralle (Ramaria stricta). Korallenpilze sollten nicht als Speisepilze genutzt werden. Die meisten von ihnen, so auch diese, wären im Prinzip zwar essbar, aber die giftige Bauchweh – Koralle macht nach dem Verzehr keinen Spaß. Standortfoto am 21.10.2020 im Paradies.

Kälte ist zumindest für den Rest des Monats nicht in Sicht. Die derzeit ausgesprochen milde Witterung hält noch bis zum Wochenende an. Zwar ist am Abend eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern durchgezogen, aber eine nachhaltige Abkühlung hat diese nicht zur Folge. Im Gegenteil, besonders zum Sonntag hin kann es nochmal sehr schön werden. Goldenes Oktoberwetter bei Temperaturen bis zu 20 Grad. Danach kühlt es zwar ab, aber es bleibt für die fortgeschrittene Jahreszeit nach wie vor mild und Bodenfröste dürften die Ausnahme bilden.

Gleiches, wie für die Korallenpilze, gilt auch für die meisten Haarschleierlinge. Viele von ihnen sind selten und ihre Inhaltsstoffe teils noch unbekannt. Einige sind sogar tödlich giftig, andere sehr gute Speisepilze. Der hier am 21.10.2020 im Paradies von mir fotografierte Weißviolette Dickfuß (Cortinarius alboviolaceus) zählt zu den leicht kenntlichen, essbaren und häufigen Arten. Er wächst insbesondere unter Birken, oder so wie hier, unter Buchen.

Hier mal ein Blick auf die Welt der Kleinpilze. Echter Mehltau (Sawadaea tulasnei) auf einem bunten Ahornblatt. So schön kann Herbst sein. 23.10.2020 Wismar/Wendorf.

Freitag, 23. Oktober – Blättert man derzeit den Pilzticker durch, so ähneln sich die Bilder und Pilzfunde in fast allen Bereichen Deutschlands. Überall sind die Steinpilze am kommen. Auch viele Birkenpilze und Butterpilze werden gefunden. Natürlich Riesen – Schirmpilze, Champignons, Stockschwämmchen und manches mehr. Die nun schiebenden Steinpilze sind meist von sehr guter Qualität. Kaum Madenbefall, einzig die Schnecken holen sich ihren Anteil. Hatte ich in den letzten Tagen noch Steinpilze, die teils im unteren Stielbereich stärker vermadet waren, scheint sich die Qualität nun zu verbessern. Auch einer, meiner Pilzfreunde, mit dem ich am Mittwoch unterwegs war, hatte eine Stelle mit acht, teils mastigen Steinpilzen auf wenigen Quadratmetern im Paradies entdeckt. Außer den Schneckenfraßstellen waren alle festfleischig und madenfrei. Mal schauen, wie lange dieser Schub anhält. Dabei sind längst nicht alle Myzelien aktiv, sondern nur punktuell besetzt. 

Etwas weiter oben in diesem Tagebuch ist die violette Form des Seidigen Rißpilzes (Inocybe geophylla) zu sehen und hier die weitaus häufigere Normalvariante. Standortfoto am 23.10.2020 im Park am Seeblick in Wismar/Wendorf. Giftig!

Ähnlich wie mit den Steinpilzen, verhält es sich beispielsweise auch mit dem ergiebigen Hallimasch. Regional und stellenweise sind sie bereits durch. Waren meist nur moderat vertreten und nur selten gab es schon mal richtig satt von ihnen. Es zieht sich also mit diesem Massenpilz. Heute wurden mir beispielsweise wieder sehr schöne und frische in der Beratung vorgelegt. Maronen – Röhrlinge tun sich meist recht schwer. Aber das kann sich auch noch bessern. Bis weit in den November hinein besteht noch Hoffnung.

Auf Holzhäcksel und in wenigen Exemplaren wuchsen diese stattlichen Mürblinge. Nach E. Ludwig dürfte es sich um den Aschgraublättrigen Mürbling (Psathyrella tephrophylla) handeln. Standortfoto 23.10.2020 Wismar – Seeblick. Es gibt keine giftigen Mürblinge!

Ein Wulstlings – Baby. Welcher Knollenblätterpilz mag es wohl sein? Das ist bei so jungen Fruchtkörpern oft noch spekulativ. Ich vermute aber einen Pantherpilz (Amanita pantherina). Standortfoto unter Eiche im Wismarer Seeblickpark. Stark giftig!

Das Wetter, b. z. w. die Witterung, soll bis tief in die erste Novemberdekade mild bleiben. Auf dem Atlantik geben sich immer wieder starke Tiefdruckgebiete die Klinke in die Hand. Das mächtige Islandtief mutiert zeitweise zum Orkan – Wirbel und fängt die vom Westatlantik heran rauschenden Tiefs und ehemaligen Tropenstürme immer wieder ein und rührt sich dabei nur wenig von der Stelle. Solange das so bleibt, haben kalte Luftmassen aus dem hohen Norden keine Chance, sich bei uns auszubreiten. Wir bleiben permanent auf der warmen Seite des Island – Tiefs. So wird das Temperaturniveau bis in den November hinein meist zwischen 10 und 15 Grad tagsüber liegen und nachts kann es nur ausnahmsweise mal bei Aufklaren und einschlafendem Wind etwas Bodenfrost in ungünstigen Lagen geben. Somit steht einer Forstsetzung des derzeit recht ordentlich Frischpilzaufkommens zumindest wettertechnisch nichts im Wege.   

Der permanent wehende Seewind hat aus diesem Gelbstieligen Dachpilz (Pluteus romellii) ein kleines Kunstwerk erschaffen. Daher begab ich mich für ein Standortfoto in eine waagerechte Position. Dieser Umstand veranlasste Passanten nach der Fragestellung meines Wohlergehens. 23.10.2020 im Park am Seeblick.

Im Haushalt Forst am 24. Oktober 2020.

Sonnabend, 24. Oktober – Plan B zu unserem ausgefallenen Pilzseminar bei Parchim kam heute zum tragen. So unternahm ich mit unserem Pilzfreund Phillip, der sich das Wochenende wegen des Pilzseminars frei gehalten hatte, eine alternative Exkursion durch den Haushalt Forst bei Zickhusen/Drispeth. Das Revier besuchten wir auch vor einem Jahr während unseres damaligen Herbstseminars in Wiligrad. Das Waldgebiet kann mitunter schon im Sommer, meist aber im Herbst, eine regelrechte Fundgrube sein. Besserer Boden und kalkreiche Standorte sorgen für Abwechslung. Dieses hat sich schon seit längerem in Fachkreisen herumgesprochen. Auch heute waren außer uns noch andere Experten hier unterwegs. So Ostseepilz Christian Ehmke und ein weiterer, mykologisch interessierter Mensch, der auf der Jagd nach Phlegmacien war. Also auf Schleimköpfe und Klumpfüße innerhalb der riesigen Gattung der Haarschleierlinge und diese sind hier derzeit auch sehr aktiv. Es handelt sich immerhin um die Königsklasse für Mykologen, an der sich die Experten ihre Zähne schärfen und manchmal auch ausbeißen können. Besonders entlang der Plattenwege, unter Buchen, war diesbezüglich einiges los.

Phlegmacien (Klumpfüße) sind das A und O einiger Pilzkundler. Das äußert sich beispielsweise auch in solchen Namen wie Prächtiger- oder auch Adel – Klumpfuß. Kein Wunder beim Anblick solcher Wunderwerke wie dieser, bei uns recht häufigen Buchen Klumpfüße (Cortinarius amoenolens). Standortfoto am 24.10.2020 Haushalt Forst.

Aber nun zu uns. Wir waren etwa 4 Stunden hier unterwegs und diese Zeit verging wie im Fluge, denn Frischpilze gab es praktisch auf Schritt und Tritt. Phillip hatte sich vorgenommen, heute einige für ihn neue Arten aufzuspüren. Er hat sich inzwischen schon gut in die Materie eingearbeitet und vielleicht bekommt Mecklenburg – Vorpommern, speziell Nordwestmecklenburg, in einigen Jahren Pilzberater – Nachwuchs, der dringend erwünscht ist, denn auch ich bin inzwischen schon ein ganz schön alter Sack!

Eine Augenweide sind natürlich auch die Orangebecherlinge (Aleuria aurantia). Wir konnten sie heute gleich an mehreren Stellen bewundern. 24.10.2020 im Haushalt Forst am Standort fotografiert.

Der Dornige Stachelbart (Hericium cirrhatum) ist mir seit Jahren nicht mehr unter die Augen gekommen. Er findet sich an Buchenstubben und Stämmen. Standortfoto 24.10.2020 im Haushalt Forst.

Gleich zu Beginn ein erstes Highlight, der Dornige Stachelseitling an einem Buchenstumpf. Da ich vor hatte, Pilze für meine Dörrgeräte zu Sammeln, legte ich sogleich damit los. Immer wieder Inseln von teils individuenreichen Ansammlungen von Derben Rotfüßchen. An den Buchenstubben herrliche Stockschwämmchen und auch einige Steinpilze waren dabei. Mein Korb füllte sich zusehens und war am Schluss randvoll. Auch Phillip sein Kartoffelkorb füllte sich an einer einzigen Stelle mit einer Pilzart, die schon lange auf seiner Wunschliste stand und die er bisher noch nie in freier Wildbahn finden, geschweige denn einsammeln konnte. Es handelte sich um imposante und üppige Herbsttrompeten!

Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides) extra für Phillip in Luxus – Ausführung und in korbfüllenden Mengen. 24.10.2020 Haushalt Forst.

Schließlich stießen wir auf einen Bereich von herrlichen Gelbschuppigen Hallimasch. Mein Korb war leider randvoll und auch die Trompeten in Philipp´s Sammelkorb boten kaum noch Platz für weiteres obendrauf. Das Auto war nicht fern und schnell noch ein Karton geholt. Aber wir haben natürlich nicht nur Speisepilze eingesammelt, sondern uns um alles gekümmert, was uns die Quere kam. Eine herrliche Exkursion bei angenehm mildem Herbstwetter in goldener Oktoberstimmung.

Wie in den Märchenwald fühlten wir uns an einem moosreichen Moorrand versetzt. Üppig ging es hier in punkto Gelbschuppiger Hallimasch (Armillaria gallica) zu. So schön und heftig, dass wir trotz gefüllter Körbe nochmal zuschlagen mussten. 24.10.2020 im Haushalt Forst.

Und auch meine altbekannte Saftlingsstelle (Hygrocybe spec.) hatte Besatz. Seit Jahren habe ich hier keine mehr gesehen. Standortfoto am 24.10.2020 im Haushalt Forst.

Ich denke, die Artenvielfalt des diesjährigen Herbstes ist nun auf ihrem Höhepunkt angelangt. Bunter wird es wohl nicht mehr in diesem Jahr an der Pilzfront. Auch die Speisepilzsammler können jetzt wieder auf ihre Kosten kommen. Nach längerer Durststrecke kann wieder jeder mit einer schmackhaften Pilzmahlzeit aus Wald und Flur heimkehren. Das Wetter wird jedenfalls weiter mitspielen. Mittelfristig soll es mild bleiben. In der neuen Woche sind auch weitere Regenfälle in Sicht und zum Monatswechsel geht es wahrscheinlich nochmal deutlich nach oben mit den Temperaturen. So sind selbst zu Beginn des Novembers nochmal zwischen 15 und 20 Grad möglich!

Auch der Isabellrötliche Schneckling (Hygrophorus poetarum) war an einer mir bekannten Stelle mal wieder vertreten. Wir haben ihn vor einigen Jahren während einer unserer Herbstseminare der Verkostung unterzogen. Sein herzhaftes, leicht bitteres Aroma, sagte nicht jedem zu. Bei Pilzfreund Egon aus Berlin und meiner Wenigkeit landete er damals auf Platz eins, vor dem Frauen – Täubling, und das soll schon was heißen!

Junge Gelbschuppige Hallimasch (Armillaria gallica) drängen sich aus einem Spalt eines alten Buchenstumpfes. 25.10.2020 im Sophienholz.

Sonntag, 25. Oktober – Nun sind wir wieder in der Winterzeit angekommen. Das macht  sich besonders schon am späten Nachmittag bemerkbar. Es dunkelt sehr früh. Es wird bereits dunkel zu einer Tageszeit, zu der ich im Sommer manchmal erst zu meinen Mittwochsexkursionen aufgebrochen bin. Die dunkle Jahreszeit hat endgültig Einzug gehalten. Die Temperaturen sind aber noch versöhnlich. So bin ich auf meiner heutigen und auch gestrigen Wald Tour, fast noch in`s Schwitzen geraten. Und sehr mild geht es auch weiter, trotz Kaltfrontdurchgang mit Regen. Natürlich kühlt es ab morgen wieder etwas ab, aber immer noch auf recht hohem Niveau. Und im laufe der Woche steigen die Temperaturen schon wieder etwas an. Regen ist auch in der neuen Woche immer mal dabei, bevor sich in den ersten Novembertagen eventuell Hochdruck mit ruhigerem Wetter breit machen könnte. Zumindest in der Südhälfte Deutschlands. Der Norden bleibt wohl auch dann noch in der Nähe von Wetterfronten atlantischer Tiefausläufer. Sollte sich aber für längere Zeit Hochdruck durchsetzen können und die Westwinde schlafen ein, so besteht die Möglichkeit, dass sich zähe Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten und die Luft kann sich dann, trotz Zufuhr milder Luftmassen, Schritt für Schritt auskühlen. 

Der Buldt / Hexenberg am 25.10.2020.

Heute war ich zu einer kleineren Exkursion in der Nähe von Wismar unterwegs, da ich noch etwas Ausstellungsmaterial brauchte. Der Buldt mit Hexenberg und nochmals das Sophienholz stand auf dem Programm. Im Vergleich von vor einer Woche, hat es im Sophienholz bereits wieder etwas nachgelassen. Zumindest waren Stockschwämmchen und Hallimasch in den von mir besuchten Bereichen weniger ergiebig als noch am vergangenen Sonntag.  

Unter Buchen finden wir im Herbst recht häufig diesen brüchigen und spröden Ritterling, mit seinem unangenehmen Geruch und Geschmack, den Widerlichen Ritterling (Tricholoma lascivum). Ungenießbar. 25.10.2020 im Sophienholz.

Unterdessen rief mich unser Pilzfreund Thomas Harm bereits im Wald an. Er war zum Fritz Reuter – Stein, in die Kalißer Heide gefahren. Im Jahre 2016, und auch um diese Zeit herum, war das Gebiet fast schon zu einem Pilgerort der Wismarer Pilzfreunde geworden. Damals gab es hier eine gigantische Maronen – Schwämme. Die Teilnehmer unseres damaligen Pilzseminar ´s, das in Keez stattfand, werden sich erinnern. Wir waren zur Abschlussexkursion hier her aufgebrochen, da es für die Berliner Teilnehmer schon ein Stück weit in Richtung Heimat war. Insbesondere Oliver Justus wird sich erinnern, an die vielen bunten Täublinge und tollen Edel – Reizker, die ihrerseits zu einem würdigen Abschluss des Pilzwochenendes beitrugen.

Sehr ähnlich dem Widerlichen Ritterling ist der Strohblasse Ritterling (Tricholoma album). Wir finden ihn unter Birken. Riecht ebenfalls sehr unangenehm und kommt als Speisepilz nicht in frage. 25.10.2020 im Sophienholz am Standort fotografiert.

Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) am 25.10.2020 im Sophienholz.

Maronen gab es heute in der Kalißer Heide zwar auch, aber man musste schon etwas Zeit mitbringen, um den Korb mit ihnen zu füllen. Sie sind am kommen, so Thomas bei einem Kurzbesuch während des Schreibens dieser Zeilen. Er hatte auch junge Sand – Röhrlinge und Kuhpilze gefunden, war sich aber nicht sicher und schaute deshalb noch kurz vorbei. Thomas war sichtlich beeindruckt und überwältigt von unzähligen Pilzfruchtkörpern entlang der Wege und Straßen in der Kalißer Heide. So etwas hatte er in seinem langen Pilzsucherleben noch nicht erleben dürfen. Kilometerweit, dicht an dicht und wie angesät, oder wie er es ausdrückte, wie eine Hecke, Butterpilze und Körnchen – Röhrlinge ohne Ende. Unzählige, tausende, ach was, Millionen von Schmierröhrlingen! Es gibt keine Körbe, die diese Schätze hätten fassen können. Viele waren allerdings bereits überständig. Dazu auch einige Steinpilze, aber in der Qualität eher unbefriedigend, da ziemlich vermadet. 

Graukappe, Nebelkappe, Nebelgrauer Trichterling (Clitocybe nebularis). Dieser nicht zu übersehende und imposante Hexenringbildner ist nun in unseren Wäldern überall präsent. Als Speisepilz ist er umstritten. Standortfoto am 25.10.2020 im Sophienholz.

Montag, 26. Oktober – Wie immer montags langer Tag im Steinpilz – Wismar. Er dauert nun schon seit 09.00 Uhr an, jetzt haben wir 22.30 Uhr und es wird Zeit, das Tagebuch zu ergänzen. Bis jetzt habe ich noch zu tun gehabt, die Ausstellung mit den neuesten Frischpilzen vom Wochenende zu bestücken. Die Beratung wurde heute lebhaft in Anspruch genommen. Auch waren wirklich interessierte Leute dabei, die ihren Horizont erweitern wollten und ihre vorgelegten Arten beschriftet eintüteten, um zu hause anhand von Bestimmungsliteratur ihre Erkenntnisse zu festigen.

Hier sehen wir wunderschöne Tigel – Teuerlinge (Crucibulum laeve), die für uns Johanna Davids aus Berlin im Bild festgehalten hat. Ich denke, bei diesem Anblick dürfte jedem klar sein, warum die Gattung Teuerling auch unter der Bezeichnung Nestling geführt wird.

Am Wochenende kam es zu einem Vergiftungsgeschehen in Schwerin. Eine Dame hatte Pilze gesammelt und verzehrt. Nach etwa 2 Stunden setzte Erbrechen ein und sie wurde in der Notaufnahme vorstellig. Auf Vermittlung der Giftnotrufzentrale wurde Irena kontaktiert und fuhr in die Klinik. Leider waren keine aussagekräftigen Putzreste b. z. w. Pilze mehr vorhanden. Nur zubereitete Mahlzeitreste. Irena machte Fotos und sandte sie mir zu. Es war schwierig, daraus noch handfeste Erkenntnisse zu gewinnen. Wie es jedoch aussah (dunkle Lamellen), waren höchst wahrscheinlich leicht giftige Karbol – Champignons der Auslöser der Symptome. Da es aber nicht eindeutig geklärt werden konnte, durfte die Patientin noch einige Zeit zur Beobachtung und unter Gabe von Kohle – Präparaten, in der Klinik verweilen. 

Die Ritterlinge sind inzwischen auch zur Hochform aufgelaufen. Nicht nur bei den braunhütigen Ritterlingen ist es wichtig auf die Baumart zu achten, unter denen sie gewachsen sind. Der Brandige Ritterling (Tricholoma ustale) findet sich unter Buchen. Als Speisepilz nicht empfehlenswert. Standortfoto am 24.10.2020 im Haushalt Forst. 

Übrigens hatte es gestern und in der vergangenen Nacht 8 Liter in meinen Messbecher herein geregnet. Ganz gut, aber die Regenmengen spielen allmählich keine große Rolle mehr. Wichtiger ist es nun, dass es nicht zu kalt wird. In den nächsten 10 Tagen dürfte es auf jedenfalls noch mild und im wesentlichen frostfrei bleiben. Allerdings deutete der mittelfristige Modellauf beim Profi – Wetter auf Wetter – Online ab etwa um den 10. November herum das Einsickern von kalter, frostanfälliger Luft aus Skandinavien an. Bevor es soweit ist, falls es überhaupt so kommt, sollte die Zeit noch genutzt werden. Nun scheinen endlich auch die Maronen – Röhrlinge stärker loszulegen. Unsere Hageböker Pilzfreundin Angelika Boniakowski berichtete mit heute von massenhaft Maronen im Grünen Band, dem ehemaligen, innerdeutschen Grenzstreifen. Wo genau sie dort war, kann ich nicht sagen. Ich denke aber zwischen Mecklenburg und Schleswig Holstein. 

Das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) ist dieser Tage der häufigste Röhrling in unseren Wäldern. Er ist zur Zeit auch der meist vorgelegte Speisepilz in der Beratungsstelle. Standortfoto am 24.10.2020 Im Haushalt Forst.

Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) mit Ameise im Herbstwald. 27.10.2020 im Radebachtal.

Dienstag, 27. Oktober – Am Vormittag war ich zu einer individuellen Pilzwanderung am Radebachtal bei Blankenberg verabredet. Die Wanderung war ein Geburtstagsgeschenk einer der 3 Teilnehmer/inen. Um es vorweg zu nehmen, die Tour war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Sowohl was das herrliche Wetter in goldener Oktoberstimmung anbelangt, wie auch vom Frischpilzaufkommen her.  Dabei konnte der Wunsch des Geburtstagskindes nach einer lehrreichen und auch im Hinblick auf Speisepilze erfolgreichen Waldwanderung erfüllt werden. Es herrschte eine Fülle von Frischpilzen vor. Angefangen von Bodendeckern wie Helmlingen, Lacktrichterlingen und Rüblingen, über Täublinge und Milchlinge bis hin zu verschiedenen Klump-, Gürtel- und Dickfüßen, die natürlich besonders meine Wenigkeit begeisterten. Auch Ritterlinge waren gut zu Gange. Außerdem viele Rotgelbe Stoppelpilze, Derbe Rotfüßchen, punktuell Hallimasch und Violette Rötel – Ritterlinge. Schecklinge waren vor allem durch Elfenbein Schnecklinge vertreten, aber auch Verfärbende- und Trockene Schnecklinge waren im Angebot.

Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) gehen nun auch an den Start. Dieser Leistling ist besonders in Skandinavien ein sehr bekannter und beliebter Speisepilz. Standortfoto am 27.10.2020 im Radebachtal.

Gut sind die dunklen Lamellenschneiden des Schwarzgezähnelten Rettich – Helmlings zu erkennen. Die leicht giftige Art könnte mit essbaren Bläulingen verwechselt werden. 27.10.2020 im Radebachtal.

Besonders begeisterten junge und frische Trompeten – Pfifferlinge und sogar ein echter Eierschwamm war mit dabei. Unmöglich alles aufzuzählen, was uns heute im Radebachtal unter die Augen kam. Abseits der Buchenwälder war im moosreichen Lärchenforst schon mal zu erahnen, dass jetzt wohl an der Maronen – Front endlich die Post abgehen dürfte. Mal schauen, wie es in der Schwinzer Heide aussieht. Dort führt nämlich meine morgige Mittwochsexkursion hin. Der letzte Quadrant des MTB Dobbertin steht auf dem Programm. Dazu haben sich Gäste aus Berlin, Lübeck und Warin angemeldet. Ich denke und hoffe, es wird eine schöne und erfolgreiche Kartierungsexkursion.

Einmal kurz die Huthaut anlecken und man weiß, wie der Gallige Schleimfuß (Cortinarius vibratilis) zu seinem deutschen Namen gekommen ist. Für die Augen hingegen durchaus ein Genuss. 27.10.2020 im Radebachtal.

Eine imposante Erscheinung ist der Prächtige Klumpfuß (Cortinarius aurantioturbinatus) an kalkreichen Buchenstandorten. Speisewert unbekannt. 27.10.2020 im Radebachtal.

Nun hat der Spätherbst also doch noch mal so richtig aufgedreht. Damit bestätigt sich einmal mehr die Tendenz, dass sich die Pilzsaison immer weiter in Richtung Jahresende verschiebt. Sommer und Frühherbst werden einfach immer trockener. Und dieser Spätherbst liefert dazu noch beste Bedingungen durch die zwar nicht übermäßig feuchte Witterung, aber dafür durch ein ideales Temperatur – Niveau. Allerdings powert es sich dadurch jetzt so richtig aus, so dass es wohl ab Mitte November ruhiger werden dürfte. Bis dahin sollte es aber mild bleiben und die Temperaturen gehen zum Monatswechsel wohl ein letztes mal in diesem Jahr noch einmal merklich nach oben. So sind in weiten Teilen Deutschlands letztmalig Werte zwischen 15 und 20 Grad möglich.

So schön kann Herbst sein! Goldener Oktober im Revier Weiße Krug heute Mittag (27.10.2020). Nicht mehr lange und unsere Wälder fallen in ein tristes Wintergrau.

Der war schon recht ansehnlich, der Macrolepiota procera, der rechtzeitig bei Einsetzen des Starkregens am Wegesrand zur Hand stand, aber schließlich doch nicht für eine optimale Beschirmung ausreichte, wie Simon hier gerade feststellen musste.

Mittwoch, 28. Oktober – Mit MTB 2338/4 – Naturpark Schwinzer Heide – war heute der vierte und letzte Quadrant des Messtischblattes Dobbertin im Rahmen unserer Mittwochsexkursionen an der Reihe. Dazu trafen sich gegen 10.00 Uhr 8 Pilzfreunde aus nah und fern in Alt Schwinz. Andrea, Monika und Chris aus Lübeck. Beatrice und Christian aus Berlin sowie Carolin und Simon aus Warin. Nicht zu vergessen Steinpilz Reinhold aus Wismar. Eine tolle Truppe, wie ich fand. Dazu herrliches, sonniges Wetter bis fast zum Schluss, denn am späteren Nachmittag, die Tour zog sich also, wurde der Himmel plötzlich traurig und öffnete seine Schleusen. Der Regen prasselte herunter wie bei einem Sommergewitter. Da nützten auch die gerade zu diesem Zeitpunkt am Wegesrand stehenden und aufgeschirmten Parasole nur wenig. Sind eben doch nur Sonnenschirme. Und die Sonne zauberte uns wie zur Versöhnung am Ende des Starkregenschauers einen farbenfrohen Regenbogen an den Himmel.

Carolin freut sich über diese wunderschönen Steinpilze.

Wie es sich gehört, schärften die am Standort anwesenden Mehlpilze (Clitopilus prunulus) unseren Blick und schon waren auch die Steinpilze (Boletus edulis) entdeckt.

Wie dem auch sei, wir fanden für Ende Oktober eine doch recht ordentliche Artenvielfalt vor. Fischpilze gab es auf Schritt und Tritt. Interessantes und seltenes, aber auch gängiges und allgemeines. Manches gab uns Rätsel auf, manches glitt uns gleich wieder aus den Händen, da keine Feldbestimmung möglich. Wer neben den ständigen Fundbesprechungen und Foto – Terminen Zeit fand, kümmerte sich um das Abendbrot b. z. w. um das morgige Mittagessen. Mit anderen Worten, es wurden Maronen – Röhrlinge gesucht und gesammelt. Und diese legen in den monotonen Kiefernforsten der Nossentiner/Schwinzer Heide gerade richtig los. Das Gebiet um Alt Schwinz ist eigentlich mein Stammrevier, in dem ich des öfteren im laufe eines Pilzjahres unterwegs bin, so auch im vergangenen Sommer, als es hier schon reichlich Frischpilze gab. Es lag auf meiner Fahrtroute von Wismar in die MTB` s Plau am See und Krakow am See, die im Juni und Juli zu den jeweiligen Mittwochsexkursionen an der Reihe waren. 

Aber Steinpilze und Maronen waren nur am Rande von Interesse. Schließlich  war es eine Kartierungsexkursion. So begeisterten mich beispielsweise diese Natternstieligen Schnecklinge (Hygrophorus olivaceo – albus) um einiges mehr. Wir finden diesen leicht kenntlichen Wachsblättler unter Fichten. Essbar. Standortfoto am 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Unter Kiefern auf Sand ist einer der beliebtesten Speisepilze zu hause, der Frost – Schneckling (Hygrophorus hypothejus). Standortfoto in der Schwinzer Heide am 28.10.2020.

Die Wetterentwicklung bleibt unbeständig und wechselhaft. Wir liegen weiterhin in einer westlichen/südwestlichen Anströmung, in der immer wieder Tiefausläufer über uns hinweg laufen und zeitweise Regen bringen. Das führt zu einem ständigen Luftmassenwechsel. Mal wird sehr milde Subtropikluft heran geführt, mal erwärmte Polarluft. So auch heute ab dem Nachmittag, am Abend und in der kommenden Nacht, wo uns hochreichend kalte und labile Luftmassen überqueren. Teils kräftige Schauer und Gewitter sind die Folge. Die Wetterlage erinnert weniger an den Spätherbst, sondern ähnelt eher dem Spätsommer. Tatsächlich werden im laufe des Wochenendes und besonders zu Beginn der nächsten Woche rekordverdächtig warme Luftmassen zu uns geführt, so dass in Deutschlands wohl letztmalig in diesem Jahr die 20 Grad erreicht und sogar überschritten werden können. Die feuchtwarme Subtropikluft schiebt sich ab Freitag mit teils länger anhaltenden Aufgleitniederschlägen nach Deutschland herein, so dass der Freitag bei uns im Nordosten wohl ziemlich verregnet ausfallen dürfte.

Der kalkreiche Straßenrand zwischen Alt Schwinz und Krakow am See begeistert mit seiner Artenvielfalt und ist daher immer wieder für Überraschungen gut.  Stellenweise ein regelrechter Massenpilz war heute Cortinarius xanthoochraceus. Da ich keinen deutschen Namen dieses schönen Klumpfußes gefunden habe, übersetze ich mal die wissenschaftliche Bezeichnung in Ockergelber Klumpfuß. Die Bestimmung von Haarschleierlingen stellt nicht selten eine Herausforderung dar. Auch wir rätselten zunächst, um welchen Klumpfuß es sich handeln könnte. Ich dachte zunächst an den Falbblättrigen Klumpfuß (Cortinarius talus). Chris Engelhardt aus Lübeck schlüsselte ihn schließlich wie oben. Auch die Mikromerkmale stimmen mit diesem Taxon überein.

Der kleine und schöne Kastanienbraune Schirmling gehört zu den echten Schirmpilzen, also nicht zur Gattung der Riesenschirmpilze. Unter den echten Schirmpilzen sollen einige Arten Knollenblätterpilz – Gifte enthalten und daher potenziell tödlich wirken können. Der Kastanienbraune Schirmpilz (Lepiota castanea) ist ein Vertreter dieser giftigen Arten. Standortfoto am 28.20.2020 in der Schwinzer Heide.

Donnerstag, 29. Oktober – Nun hat uns Corona wieder voll im Griff. Die Reglementierungen werden schärfer und Veranstaltungen sind neuerlich kaum noch möglich. Wie schon im Frühjahr, müssen nun auch wieder fast alle Termine des Steinpilz – Wismar daran glauben. Zusammenkünfte der Pilzfreunde, wie beispielsweise Vereinstreffen oder auch die in kürze geplante Weihnachtsfeier, müssen ausfallen. Auch die restlichen, öffentlichen Pilzlehrwanderungen (Siehe unter Termine) müssen abgesagt werden. So sind einzig noch die Mittwochsexkursionen unter Berücksichtigung der Corona – Auflagen möglich oder am kommenden Sonntag eine letzte Vereins- und Kartierungsexkursion durch die Peeschen Tannen.  Hier können sich natürlich auch Nichtvereinsmitglieder gerne einklinken. Es läuft im Prinzip nicht viel anders wie eine öffentliche Lehrwanderung ab. Der einzige Unterschied, für Vereinsmitglieder ist die Exkursion kostenlos, Gäste zahlen 10,00 € p. P., die dem Erhalt des Mykologischen Informationszentrums in Wismar zugute kommen sollen.

Den Kandisfarbenen Drüsling (Phaeotremella frondosae) finden wir im Spätherbst und Winter an Laubhölzern. Gerne auch, so wie hier, an Birke. 28.10.2020 in der Nossentiner/Schwinzer Heide.

Hoffen wir, dass sich das Infektionsgeschehen durch die neuen Maßnahmen und Regelungen verlangsamt und wir im Frühling wieder ungehindert an den Start gehen können. Ich wünsche es uns allen sehr, denn das darf kein Dauerzustand werden, was wir in diesem Jahr erleben. Aber wenn frühestens erst im Jahre 2022 ein Impfstoff zur Verfügung stehen sollte, müssen wir uns wohl noch auf einiges gefast machen.

Viele Pilzsucher haben für die wahren Schönheiten in der Pilzwelt keinen Blick. Dicke, fette Steinpilze sollen es sein, aber auch diese zarten und filigranen Schönheiten haben es verdient, näher betrachtet zu werden. Der Dehnbare Helmling (Mycena epiterygia) gehört zu den leicht kenntlichen Arten, dieser teils schwierigen Blätterpilz – Gattung. Erkennbar an seinem schleimigen Stiel und der gummiartig dehnbaren Huthaut. Standortfoto am 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Zu erfreulicherem: Heute Abend telefonierte ich mit unserer Pilzfreunden Angelika Boniakovski aus Hagebök. Sie war wieder in der Niedersächsischen Heide unterwegs und hat dort ihren ersten Kiefern – Steinpilz ihres Lebens gefunden. Aber nur, weil sie es sich in Gedanken innig wünschte. So hatte der Pilzgott ein Einsehen mit ihr und erfüllte ihr den Wunsch einen Rothütigen Steinpilz in natura erleben b. z. w. finden zu dürfen. Gemeine Steinpilze waren natürlich auch vertreten, aber nur wenige Maronen. Auf dem Rückweg schaute sie noch mal am Fritz – Reuter Stein in der Kalißer Heide vorbei. Nicht viel los, die vorhandenen Maronen waren von schlechter Qualität und unter den Hüten machten es sich oftmals Springschwänze gemütlich.

Diese kleinen Schönheiten sind in Geruch und Würzkraft ganz groß. Der Mousseron gehört zu den begehrtesten Pilzgewürzen in der gehobeneren Pilzküche. Daher auch sein deutscher Name Küchen – Schwindling (Marasmius scorodonius). Sein Knoblauch – Geruch und Aroma ist der Grund für diese Beliebtheit. 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Bis in den Abend hinein habe ich heute wieder die Frischpilzausstellung erneuert. Die Moosflächen sind nun maximal ausgereizt. Mehr geht nicht! Es liegen 138 Arten auf den Flächen, die bis Sonnabend Abend für 2,00 € in Augenschein genommen werden können. Es war das vorletzte mal. Am Montag wird die letzte Kollektion aufgebracht und dann die Ausstellung auf Winter – Niveau reduziert. Die Fläche für die Frischpilze wird abgebaut. Nicht weil es kein frisches Material mehr gibt, sondern in 4 Wochen ist bereits der 1. Advent. Gestecke stehen auf dem Plan und das Mykologische Informationszentrum verwandelt sich in eine kitschige Weihnachtsstube.

Einer der Highlights der gestrigen Mittwochsexkursion waren ohne Zweifel diese Schnee – Ellerlinge (Camarophyllus niveus). Der schöne Wachsblättler unterliegt einer Rückgangstendenz wegen Eutrophierung unserer Umwelt und der Zerstörung seiner Lebensträume. 28.10.2020 Schwinzer Heide.

Junger Pantherpilz (Amanita pantherina) mit Spinne am 28.10.2020 in der Schwinzer Heide am Standort fotografiert.

Freitag, 30. Oktober – Zunächst ein ganz herzliches Dankeschön an Christopher Engelhardt aus Lübeck. Er hat sich nochmal mit einigen Pilzfunden unserer Mittwochsexkursion in der Schwinzer Heide beschäftigt. Insbesondere der gelbe Klumpfuß, den ich zunächst im gestrigen Eintrag als Falbblättrigen Klumpfuß im Bild vorgestellt habe. Die mikroskopische Untersuchung nach Bestimmungsschlüssel führte jedoch zu Cortinarius xanthoochraceus. Da ich keinen deutschen Namen gefunden habe, übersetze ich ihn mal der wissenschaftlichen Bezeichnung getreu. Demnach nennen wir ihn mal Ockergelber Klumpfuß. Ein in Deutschland nur sehr selten nachgewiesener Haarschleierling. In M-V existiert bisher nur eine Fundmeldung aus der Müritz – Region. Somit ist es der 2. Nachweis dieser schönen Art für unser Bundesland. Etwas öfter wurde der Pilz im östlichen Brandenburg gemeldet. Siehe im link „Pilzkartierung M-V“. 

Mit Chemie hatte Chris allerdings eine negative Reaktion festgestellt. Ich vermochte jedoch mit 20% KOH – Lösung  eine hellbräunliche und somit positive Farbreaktion aus ihm heraus zu kitzeln. Ockergelber Klumpfuß (Cortinarius xanthoochraceus).

Standortfoto eines erstklassiken Birkenpilzes (Leccinum scabrum) am 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Vor wenigen Wochen besuchte mich eine sehr wissbegierige und aufgeweckte Chinesin im Info – Zentrum und wir unterhielten uns u. a. über die teuersten und damit wertvollsten Pilze der Welt. Während des angeregten Gesprächs viel mir eine Fernsehsendung ein, die ich vor Jahren auf Video – Kassette mitgeschnitten hatte. Es war eine Folge der Hobbythek, damals noch mit Jean Pütz. Die Sendereihe des WDR habe ich immer sehr gerne geschaut und nun war Thema Pilze angesagt. Insbesondere Vital- und Heilpilze wurden thematisiert. Dort wurde der zumindest noch zur Jahrtausendwende teuerste Pilz der Welt ausführlich vorgestellt. Der Chinesische Raupenpilz. Meine Besucherin kannte nur die asiatische Bezeichnung dieses Vitalpilzes und wir schauten im Internet nach. Sofort stellten wir fest, dass wir beide den selben Pilz meinten. Ich sagte ihr, dass diese Art bei uns leider nicht vorkommt, aber ähnliche durchs zu finden wären. „Wissen Sie was“, sagte sie temperamentvoll, „Ich schicke ihnen mal welche zu. Geben Sie mir bitte ihre Anschrift“.

Häufig an Laubholz das Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii). 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Der Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus) findet sich im Herbst oft in großen Scharen unter Birken. Am 28.10.2020 in der Schwinzer Heide.

Den Chinesischen Raupenpilz findet man nur im Himalaja auf 3000 – 5000 Meter, im Tibetischen Hochland. Sie hätte reichlich davon zu hause. Ich hatte es fast vergessen, bis letzten Dienstag, als eine kleine Postsendung im Briefkasten lag. Sie hatte Wort gehalten und eine kleine Probe Ophiocordiceps sinensis zugesandt. Ganz lieben Dank, an die hübsche Frau aus Ostasien, die mir ganz ohne Rechnung einen kleinen Schatz zukommen ließ. Die Pilze gehören zu den Puppen – Kernkeulen.  Sie entwickeln sich auf Schmetterlingsraupen der Familie der Wurzelbohrer. Die Fruchtkörper werden im Frühjahr geerntet und sind im Tibetischen Hochland weit verbreitet und häufig. Wegen des wertvollen Naturschatzes hat inzwischen ein beachtlicher Wohlstand in den einst armen, entlegene Orten des Hauptverbreitungsgebietes eingesetzt. Die Menschen leben vom Sammeln und Verkaufen dieses überaus begehrten Pilzes. Trotz der intensiven Sammeltätigkeit in den letzten Jahrzehnten, konnte kein Rückgang der Bestände  nicht festgestellt werden. Dieses Faktum belegt einmal mehr, dass das absammeln von Pilzfruchtkörpern kaum einen Einfluss auf die Bestandsentwicklung hat. Das gilt auch für unsere  einheimischen Speisepilze. Gerne soll den Pilzsammlern ein schlechtes Gewissen eingeredet werden. Sie sind nicht an den Rückgangstendenzen einzelner Großpilze schuld.

Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Gern an Weg- und Straßenrändern in den Kiefernregionen. Grund, er braucht basenreicheren Sand. Standortfoto in der Schwinzer Heide. 28.10.2020.

So werden inzwischen laut Wikipedia 140 – 150 Tonnen des Chinesischen Raupenpilzes pro Jahr geerntet und auf den Markt gebracht. Zeitweise wurde 1 Kg dieser Pilze in hoher Qualität für 320 000 Yuan verkauft. Außerdem werden künstlich Mycelien hergestellt und in Form von Pülverchen auf den Mark gebracht.

Chinesischer Raupenpilz (Ophiocordyceps sinensis) – der teuerste Pilz der Welt!

Der Raupenpilz wird gerne zusammen mit Huhn und Ente gekocht. Er soll den Erfolg der chinesischen Athleten bei den Olympischen Sommerspielen 1992 bewirkt haben. Ferner soll er sich positiv auf verschiedene Organleiden auswirken und auch Rückenschmerzen lindern. Möglich ist auch eine positive Wirkung bei der Behandlung von Tumoren und er fördert das Liebesleben! Ein natürliches Viagra. Aber wie so oft, spielt wohl auch hier der Glaube eine nicht unwesentliche Rolle.

Das Mykologische Informationszentrum Wismar am 30. Oktober 2020.

Übrigens ist dieses Tagebuch der 1.111 Artikel, den ich für diese Homepage bisher geschrieben habe. Na dann Prost!

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch zu Wetter und Pilze September 2020

Pünktlich zum September – Beginn starten die Steinpilze durch. Hier stellvertretend ein Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) heute im Seeblickpark in Wismar/Wendorf fotografiert.

Die Stars meines heutigen Besuchs in der Wismarer Parkanlage am Seeblick waren diese in Mecklenburg bisher kaum nachgewiesenen Glatten Schirmpilze (Lepiota oreadiformis). Sie standen im strammen Seewind und deshalb ist ihre Huthaut etwas untypisch aufgesprungen. Toller Fund und ich habe selber eine für mich neue Art kennen gelernt. Lepiota sind die echten Schirmpilze. Unter ihnen gibt es gefährlich giftige Arten!

Dienstag, 01. September – Das haben wir bisher selten gehabt, dass ganz pünktlich zu Beginn des Septembers, der bei günstigen Voraussetzungen die artenreichste Pilzflora des Jahres hervorbringen kann, die Hochsaison durchstartet. Zur Regel ist es vielmehr geworden, das in unseren Breiten die Hauptsaison immer weiter in den Voll- und Spätherbst verlegt wird. Aber in diesem Jahr könnte der September mal wieder seinem Namen als pilzreichster Monat des Jahres alle Ehre machen, sollte die Witterung diesen vielversprechenden Ansätzen keinen Strich durch die Rechnung machen. Jedenfalls sieht es aus heutiger Sicht nicht schlecht aus, denn zumindest gelegentliche Regenfälle könnten dem Aufbruch weiteren Nachdruck verleihen. So bekommen wir morgen doch noch einen kleinen Streifschuss der seit Tagen anhaltenden 5b – Wetterlage im Alpenraum und im Osten Deutschlands und Polens ab. An den dortigen, teils unwetterartigen Regenfällen waren mehre Tiefs beteiligt, die auf der 5b – Strecke vom Mittelmeer nach Nordosten zogen. Das letzte ihrer Art, namens Natascha, schaut dann doch noch kurz bei uns vorbei. Das geht heute Nacht bereits mit Schauern und Warmluft – Einschubgewittern los, die vor allem die Küstenregionen streifen können. Morgen kann es den ganzen Tag über zu schauerartigen Regenfällen kommen. Besonders in Vorpommern können diese punktuell auch ergiebig ausfallen.

Heute habe ich mal wieder den Pilz – Ticker durchgeblättert. Hier meine Erkenntnisse:

  • Baden – Württemberg: Aufbruch mit Steinpilzen und Hexen – Röhrlingen.
  • Bayern: regional Massen von Fichtensteinpilzen und schöne Krause Glucken
  • Berlin: dort herrscht noch Morchelzeit!
  • Brandenburg: nichts aktuelles (schade, denn am Wochenende bin ich dort)
  • Hamburg: Keine Neuigkeiten
  • Hessen: geht los!
  • Mecklenburg – Vorpommern: nix gemeldet!
  • Niedersachsen: keine aktuellen Fundmeldungen
  • Nordrhein – Westfahlen: Hexen – Röhrlinge
  • Sachsen – Anhalt: nichts aktuelles
  • Saarland. letzte Steinpilze am 27. Oktober 2019
  • Schleswig – Holstein: derzeit Funkstille
  • Rheinland – Pfalz: Steinpilze und Hexenpilze starten durch
  • Thüringen: Steinpilz – Schwämme!

Es ist also gebietsweise noch sehr unterschiedlich, auch weil es in einigen Regionen immer noch viel zu trocken ist. In einigen Landstrichen gab es den 3. Dürre – Sommer in Folge!

Dieses zusammengestellte Gruppenfoto von Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) soll auf die pilzreichsten Wochen des Jahres einstimmen. 01.09.2020 im Seeblickpark Wismar.

Mittwoch, 02. September – Ein ausgiebiger Exkursionstag liegt hinter mir. Am Vormittag war ich in der Region Jülchendorf unterwegs, um den Entwicklungsstand an der Röhrlingsfront zu ermitteln. Fazit: sehr bescheiden. Es startet sehr bedächtig, da die Pilze dem ersten Niederschlagsereignis zuzuschreiben sind. Der Regen der vergangenen Woche greift noch nicht, so dass wir eher mit einer gemächlichen Steigerung rechnen können. Vom großen Aufbruch kann man heute noch nicht sprechen. An einer meiner besten Sommersteinpilz – Plätze waren nur zwei junge Exemplare auszumachen. Dafür konnte ich große Trupps von Körnchen – Röhrlingen bewundern und damit es sich lohnt, mit den bereits eingesammelten Sommersteinpilzen den Trockner anzuschmeißen, mussten sie mit. Schmerlinge und Butterpilze können durchaus getrocknet werden, wenn sie jung und nicht voll Wasser gesogen sind. Sie schnurren zwar sehr zusammen und sehen im getrockneten Zustand nicht gerade appetitlich aus. Aber das ist nicht weiter schlimm. Sie kommen in die Mühle und werden zu Pilzpulver verarbeitet.

Inselweise heute unter Kiefern: Schmerlinge oder Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus). Standortfoto am 02.09.2020 bei Jülchendorf.

Mittags ging es in das Info – Zentrum und am Nachmittag startete ich zu meiner regulären Mittwochsexkursion. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2332 = Roggendorf. Im Frühsommer 2018 stand es schon einmal auf dem Programm. Damals nahm das Dürre – Jahr gerade Fahrt auf und entsprechend dürftig fielen meine Exkursionen aus. Ich hoffe, der diesjährige September sollte einiges mehr bieten. Heute war der 1. Quadrant an der Reihe. Wie schon damals, suchte ich als Ziel das Große Moor auf. Besser bekannt unter der Bezeichnung Roggendorfer Moor. Dazu traf ich mich gegen 15.00 Uhr mit Christopher Engelhardt aus Lübeck und einem Urlauber – Pärchen aus Nordrhein – Westfahlen, im Moorweg in Roggendorf. Das Wetter war bestens und wir starteten zu einer gut dreistündigen Bestandsaufnahme.

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) im Roggendorfer Moor am Standort fotografiert. 02.09.2020.

Nicht nur für unsere Gäste wurde es eine abenteuerliche Tour. Auch ich war überrascht, wie stark der früher gut begehbare Waldweg mit der Zeit zugewachsen ist. Wir mussten uns durch mannshohe Brennnessel kämpfen oder uns durch den Bruchwald wurschteln. Das war nicht ganz ungefährlich, da auch hier das große Eschen – Sterben eingesetzt hat und die Bäume kreuz und quer umgestürzt sind. Manche hingen noch auf halb acht b. z. w. haben sich mit noch stehenden verkeilt. Aber gerade dieses Gebiet ist eine Fundgrube für Hobby – Mykologen, auch wenn es sich heute noch in Grenzen hielt. Schließlich hatten wir es bis zum Übergang zum eigentlichen Moor erreicht und dabei doch einiges an interessanten Holzpilzen aufgespürt. Vom moorastig – sumpfigen Urwald des Erlen/Eschbruchs erreichten wir einen trockeneren Übergangsbereich mit Birken und Eichen, wo uns frische Mehlpilze signalisierten, das auch die Gemeinen Steinpilze nicht mehr weit sein können. Ich stellte den markanten Mehlpilz unseren Gästen vor und wies auf den Zusammenhang Mehlpilz – Steinpilz hin. Der Mehlpilz ist eine Zeigerart für Steinpilz – Plätze, aber heute war er nicht anwesend. Das es ihn hier aber gibt, kann ich von früheren Exkursionen bestätigen. Überrascht war ich vielmehr, das wir nicht weit davon auf den Sommersteinpilz stießen und der war für mich wirklich neu im Roggendorfer Moor.

Das Roggendorfer Moor am Nachmittag des 2. Septembers 2020.

Schließlich betraten wir die Moorheide mit ihrem reinen Birkenbestand, bei den ehemaligen Torfstichen. Plötzlich sah man sich in einer ganz anderen Welt wieder und man glaubt in den Weiten Finnlands zu sein. Ein kleines Paradies, das besonders im Vollherbst ein gutes Revier für Freunde von Moorbirkenpilzen ist. Im Hochsommer können Blaubeeren gesammelt werden und zur Zeit blüht hier das Heidekraut.

Die ehemaligen Torfstiche im Roggendorfer Moor.

Sie starten zaghaft, die Sommersteinpilze (Boletus reticulastus) am Rande der Jülchendorfer Buchen. In den nächsten Tagen sollten sie zahlreicher werden. Standortfoto am 02.09.2020.

Donnerstag, 03. September – Am Abend informierte mich telefonisch unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski von ihrem Kurzurlaub in der Nemitzer Heide. Wunderschön, wenn die Heide blüht, ein Genuss! Aber trocken…, trocken.., trocken! Ja, so ist das im Heidesand. Regen ist im Sommerhalbjahr hier schnell versickert und verdunstet. Aber eine Handvoll Pfifferlinge war dann doch möglich, die Sie ihrer Urlaubs – Vermieterin schenkte. Auf der Rücktour nach Mecklenburg ging es nochmals in die Heide, nämlich in die Nossentiner/Schwinzer. Hier ist von Aufbruchstimmung an der Pilzfront nichts zu merken, so ihre Worte. Einzig Pfifferlinge sind stellenweise vertreten. Die laufen ohnehin ein wenig außer der Reihe, denn sie haben hier an geeigneten Stellen die Hitzewelle überlebt. Ihr kamen Sammler entgegen, bei denen liefen die gefüllten Körbe mit den gelben Eierschwämmen fast über. Nun, in der Nossentiner/Schwinzer Heide war ich im Hochsommer aufgrund meiner Mittwochsexkursionen auch des Öfteren unterwegs und hier hatte es immer mal kräftige Regenfälle gegeben, als es im Raum Wismar schon wieder viel zu trocken war. So sind auch während und nach der Hitzewelle zumindest regional nochmals kräftige Gewitterschauer niedergegangen. Aber es wird auch hier in den nächsten Wochen bunter, soll heißen, zu den gelben Farbtupfern gesellen sich immer mehr anders farbige Hutträger. Besonders beliebt ist dann auch die Farbe braun! Nochmal zu Angelika. Wieder zu hause, kontrollierte sie heute ihren Hauswald auf besseren Böden, der im Sommer so gut wie nichts hervorgebracht hat. Nun trauen sich zumindest mal einzelne Sommersteinpilze heraus. Auch mal eine Ziegenlippe oder Marone.

Mehlpilze (Clitopilus prunulus) sind ganz frisch erschienen. Steht dieser leckere Speisepilz unter Eichen, Buchen oder Fichten, so heißt es innehalten und zunächst keinen Schritt weiter, es könnte der nächste Steinpilz gleich platt getreten sein. Also ein Steinpilz – Anzeiger. Sollte sich gerade kein Herrenpilz in der Nähe befinden, ist es nicht weiter schlimm. Er kann vielleicht schon mitgenommen worden sein oder etwas früher oder später am Standort erscheinen. In jedem Fall hat man ein Steinpilz – Platz entdeckt. 02.09.2020 im Roggendorfer Moor.

Die Haarschleierlinge sind die Königsklasse der Mykologen. Eine sehr artenreiche, schöne und anspruchsvolle Gattung. Blaublättriger Schleimfuß (Cortinarius delibutus) am 02.09.2020 im Roggendorfer Moor.

So starten wir derzeit eher zaghaft durch, keine Pilzexplosion. Die ist auch kaum möglich, da die auslösenden Regenfälle nach und nach und höchst unterschiedlich in ihrer Ergiebigkeit ausgefallen sind. So kann der Raum Wismar beispielsweise mit den in Keez gefallenen Regenmengen keinesfalls mithalten. Meist waren die Regenfälle konvektiv durchsetzt, dass heißt, punktuell haute es immer mal richtig runter und anderswo blieb es eher moderat. Fakt ist jedoch, es geht unweigerlich aufwärts, mit und ohne übermäßig starken Regenfällen. Die Zeit ist einfach heran und der Wachstumsdruck nimmt von Tag zu Tag zu. Wir haben in den letzten Jahren viel ungünstigere Zeiten hinter uns. Und die ganz große Pilzschwämme, was einige Klassiker anbelangt, war in diesem Jahr ohnehin nicht zu erwarten. Das hat im letzten Herbst zu sehr ausgepowert. Es war ein Champignon – Maronen – Herbst und besonders diese Vertreter lassen es in diesem Jahr wohl ruhiger angehen.  Das heißt natürlich nicht, dass es keine geben wird, allerdings nicht in den Ausmaßen des letzten Jahres. Gerade heute habe ich in Wismar reichlich Stadt – Champignons gesehen, die frisch aus dem Boden der Parkanlage im Lindengarten heraus brachen.

Zahlreich brachen heute die Stadt – Champignons (Agricus bitorquis) aus dem Boden im Wismarer Lindengarten. Ausgezeichneter Speisepilz.

Und am Abend kam er dann doch noch, der Regen. Lange hatte es gedauert, bis die Warmfront von Westen her die Kurve zu uns bekommen hat, aber dafür regnete es dann ganz ordentlich. Die Oberböden sind wieder gut feucht und das wird dem beginnenden Pilzherbst in den nächsten Tagen Nachdruck verleihen. Immerhin ist ja auch noch etwas in Arbeit von den Regenfällen in der vergangenen Woche. So geht es Intervall – mäßig aufwärts. Wer allerdings an die Mond – Theorie glaubt, dann war`s das schon wieder. Erst ab dem 18. September geht es dann weiter bzw. legt frisch los. Ich weiß nicht, welche Pilze damit gemeint sind, aber ich vermute mal die Steinpilze. Es gibt hundertausende Großpilz – Arten und die werden sich einen feuchten Dreck darum scheren, in welcher Phase sich der Mond gerade befindet. Also die Plätze weiterhin im Auge behalten, denn auch den Steinpilzen wird es egal sein!

Morgen früh geht es nach Berlin/Brandenburg. Genauer gesagt, nach Worin, in Märkisch Oderland. Im Umweltzentrum Drei Eichen http://www.dreichen.de findet ein Pilzseminar statt. Zusammen mit unserem Vereinsfreund Christopher Engelhardt bestreite ich dieses Seminar über drei Tage. Bis Sonntag gibt es Theorie und Praxis in einer herrlichen Landschaft. Hoffen wir, dass im märkischen Sand inzwischen genügend Feuchtigkeit steckt um den einen oder anderen Frischpilz sprießen zu lassen. Aus diesem Grund gibt es an dieser Stelle eine kleine Pause.

Das war heute der Hingucker im Lindengarten. Eine alte Eiche bringt seit vielen Jahren einen der größten und schönsten europäischen Großpilze hervor. Den seltenen Tropfenden Schillerporling (Inonotus dryadeus). Seit Juli ist das Prachtstück heran gewachsen und wie durch ein Wunder nicht zerstört worden! 03.09.2020.

Freitag, 04. September – Heute morgen setzte ich mich in den Zug und fuhr in Richtung Berlin/Brandenburg. Ein Pilzseminar in der Märkischen Schweiz steht an diesem Wochenende auf dem Programm. Eingeladen und organisiert hatte es Oliver Justus, der seit Jahren auch Stammgast unserer heimischen Seminare in Mecklenburg ist. Ausgesucht hatte er das Objekt „Drei Eichen“ inmitten eines abwechslungsreichen Waldgebietes. Oliver holte mich am Nachmittag in Müncheberg ab und schon auf der Fahrt zum Seminarort durften wir wohlwollend feststellen, das es Frischpilze geben wird, denn am Straßenrand leuchteten uns weiße Champignons an. Nach Ankunft der etwa 20 Teilnehmer aus Berlin, Leipzig, Hamburg, Worin und anderen Orten wie Lübeck und Wismar, eröffnete Christopher Engelhardt mit einer Beamer – Präsentation unser frühherbstliches Pilzseminar. Er gab einen Überblick über die wichtigsten Ordnungen, Klassen und Gattungen dieses vielfältigen Naturreichs. Am Abend saßen wir in gemütlicher Runde beisammen und stellten die bereits mitgebrachten Exponate vor. Um es vorweg zu nehmen. Es wurde zu einem überaus erfolgreichen Pilzwochenende. Entgegen aller Befürchtungen, hatte es hier zum richtigen Zeitpunkt nennenswert geregnet, so dass  zwar noch kein Massenpilzwachstum vorhanden war, dafür aber die Qualität und das Niveau der gefundenen Arten als außergewöhnlich einzuschätzen ist. Sowohl das Herz der Freunde von herrlichen Steinpilzen, wie auch das der Hobby – Mykologen konnte in höchsten Tönen schlagen. Das Spektrum reichte also von den gewöhnlichsten Speisepilzen bis hin zu den außergewöhnlichsten Pilzentdeckungen.  Aber dazu später mehr.

Es war vor allem auch das Wochenende der Erdsterne. Hier sehen wir den Rotbraunen Erdstern (Geastrum rufescens).

Organisator Oliver Justus freut sich über die schönen Steinpilze.

Sonnabend, 05. September – 2.Tag unseres Pilzseminars in der Umweltbildungsstätte „Drei Eichen“ bei Buckow, im Naturpark Märkische Schweiz. Nach dem Frühstück brachen wir zu unserer ersten Exkursion auf. Sandiger und saurer Mischwald mit einem tollen See- und Moorufer mit wunderbaren Mooskannten. Hier brach beinahe das Sammelfieber aus, da eine beachtliche Menge der herrlichsten Fichtensteinpilze aus den Moospolstern schob. Neben vielen kleinen, noch weißlichen Embryos, auch schon richtig stattliche Exemplare. Aber alle noch im 1. Stadium, also fest, knackig und mit weißen Röhren. Überhaupt fanden wir während des gesamten Wochenendes kaum einen überständigen Fruchtkörper. Nahezu alles war frisch und durch die vorangegangenen Regenfälle im Ideal – Zustand. Das galt auch für die hier startenden Maronen, Rotfüßchen, Körnchen – Röhrlinge und Birkenpilze. Wir haben somit gerade den ersten Aufbruch erwischt. Allerdings in erster Linie an begünstigten Standorten. Im großen Rest des Waldes brauch` s noch ein Weilchen. Recht häufig waren kleinere Streubewohner wie Waldfreund- und Brennende Rüblinge, Gelbbräunliche Trichterlinge, einige Helmlinge, Mürblinge und Schwindlinge.

Zahlreich und mastig brechen die jungen Steinpilze (Boletus edulis) aus den saftig grünen und regennassen Moospolstern am Ufer des Moorsees heraus. 05.09.2020 Märkische Schweiz.

Nach dem Mittagessen stand wieder Theorie mit Chris Engelhardt auf dem Programm und nach der Kaffee – Pause brachen wir zu einer weiteren Exkursion zum Mühlenfließ und den Flugsanddünen auf. Direkt an das mit Kiefern bestandene Dünengebiet schloss sich eine Magerwiese an, die uns dann richtig zum Feiern brachte. Unzählige, kleine Boviste, interessante Schwindlinge bis hin zum wertvollen Küchenschwindling. Fliederweiße Rißpilze, Schwarze Lorcheln, Wurzeltrüffeln, Schuppenlose Riesenschirmpilze, verschiedene Saftlinge sowie ein Massenvorkommen vom „Pilz des Jahres 2013“ – Entoloma incarnum, des Mäuseklopilzes! Letzteren, mit bürgerlichem Namen Blaugrüner Zärtling, habe ich das erste mal als Einzelexemplar vor einem Jahr in den Voralpen, am Waldparkplatz am Tatzelwurm, bei Bayrischzell, gefunden und war damals ganz von den Socken. Heute standen die schönen, farbenfrohen Pilze mit dem beeindruckenden „Duft“ in einer dreistelligen Zahl im Trockenrasen und dazwischen gelbe und rote Saftlinge. War das ein Anblick! Ein Pilzparadies der Sonderklasse!

Ein wunderbaren Anblick bot sich uns auf einer Waldwiese. Eine Vielzahl von Blaugrünen Zärtlingen (Entoloma incarum), des Pilz des Jahres 2013. Das rechte Exemplar zeigt die Sporenfarbe dieses seltenen Rötlings. Standortfoto am 05.09.2020 in der Märkischen Schweiz.

Der Top – Fund in der Märkischen Schweiz an diesem Wochenende sollte der Hühnerfettpilz (Suillus americanus/sibiricus), sein, wie ich zunächst annahm. Da die Pilze allerdings unter einer Douglasie wuchsen, dürfte es sich wohl eher um den Douglasien – Röhrling (Suillus lakei) handeln.

Sonntag, 06. September – 3. und letzter Tag in der Märkischen Schweiz. An allen drei Tagen haben wir die gefundenen Pilzarten auf Pappteller ausgelegt und bestimmt, sowie besprochen und vorgestellt. Dabei hatte jemand zu jungen Butterpilzen ebenfalls junge und sehr ähnliche Röhrlinge dazu gelegt, die ich zunächst gar nicht für voll nahm und oberflächlich als zu den Butterpilzen gehörig ansah, bis ein Teilnehmer zu mir sagte, dass er diese Butterpilze wohl nicht zum essen mitgenommen hätte. Erst da viel mir auf, das ihre Färbung doch für einen gewöhnlichen Butterpilz zu freudig war. Habituell entsprachen sie jedoch jungen Butterpilzen. Nun sah ich mir den unbemerkt dazu geschobenen, vermeintlichen Suillus luteus etwas näher an. Schnell konnte auch geklärt werden, wer diese Pilze wo fand. Sie standen nur wenige Meter neben uns auf dem Gelände der Umweltbildungsstätte „Drei Eichen“ und es waren sogar noch weitere Exemplare am Standort. Allerdings nicht unter den sich daneben befindlichen drei Eichen, sondern unter einer großen Douglasie. Eine nach Mitteleuropa eingewanderte Art, die auf dem amerikanischen Kontinent zu hause ist, wissenschaftlich Suillus lakei = Douglasien – Röhrling.  

Der Douglasien – Röhrling kommt also eher in Betracht, als der Sibirischer Röhrling unter Arven/Zirben. Rarität und Exot in Deutschland, der durch zunehmende Douglasien – Pflanzungen in Zukunft häufiger auftauchen sollte.

Freunde von Riesen – Bovisten (Langermania gigantea) aufgepaßt! Die kürbisgroßen Bauchballons legen derzeit kräftig zu. Standortfoto am 07.09.2020 in Schönlage.

Montag, 07. September – Heute Vormittag hatte ich einen Termin beim Landessozialgericht in Schwerin. Verhandlungsgegenstand war eine Rückforderung von Leistungen aus ALG II im Jahr 2016. Damals hatte ich drei Positionen (Pilzseminar, Schülerwanderung und eine Pilzwanderung) aus dem Einnahmestärkeren 2. Halbjahr in das schwächere 1. Halbjahr des Folgejahres umgebucht. Da ich die Pilzberatung privat finanzieren muss, fehlen mir im Winter und Frühling, also in den ersten 6 Monaten eines Jahres, oft entsprechende Deckunksfinanzen, da ich alle 6 Monate meine Zuflüsse dem Job – Center mitteilen muss und entsprechende Gewinne zurückgefordert werden. Die kleine Finanzdecke, die ich mir in der Pilzsaison verdient habe, um die laufenden Betriebskosten des schwachen Halbjahres ausgleichen zu können, werden mir entzogen. Aufgrund dieses Vorgehens (Umbuchung in das Folgehalbjahr) wurden mir gleich sämtliche Leistungen für 6 Monate gestrichen und zurückgefordert. Dagegen habe ich geklagt und nach Jahren fiel heute dazu der Richterspruch. Da es laut Gesetzt so und nicht anders geregelt ist, hat die Behörde rechtens gehandelt. Festgestellt wurde allerdings, dass die Praxis des 6 monatigen Bewilligungs- und Abrechnungszeitraumes für ein saisonal abhängiges Kleinunternehmen, wie eine Pilzberatungsstelle, alles andere als optimal ist. Schließlich lief es auf einen Vergleich hinaus und ich brauche nur die Hälfte der ursprünglichen Rückforderung zu begleichen. Für mich immer noch eine stolze Summe (1.300.00 €). Das es zu diesem Teilerfolg kommen konnte, habe ich meinem Pilzfreund und Rechtsanwalt Hartmut Perlebach zu verdanken. Er hat mich schon aus vielen Streitfällen mit dem Job – Center heraus geboxt und ohne seinen Rechtsbeistand hätte diese staatliche Behörde meinem Treiben schon längst einen Riegel vorgeschoben.

Butterpilze (Suillus luteus) gab es inselweise in guter Qualität. Die Pilze habe ich heute am Standort bei Perniek fotografiert.

Die Artenvielfalt wird stetig zunehmen. Hier sind Olivgelbe Rißpilze (Inocybe dulcamara) am Standort im Kiefernforst bei Perniek zu sehen. Schwach giftig! 07.09.2020.

Zu erfreulicherem. Ich war nun seit Tagen nicht in den heimischen Wäldern unterwegs und daher bin ich am Nachmittag noch zu einer Info – Tour aufgebrochen. Zunächst steuerte ich Perniek, am Kiestagebau an. Insgesamt noch recht bescheiden und von Artenvielfalt kann noch keine Rede sein. Inselweise Körnchen – Röhrlinge, die im wesentlichen überständig waren. An lichteren, moosigen Stellen, ebenfalls teils größere Trupps von Butterpilzen. Hier waren die meisten in guter Qualität. Vereinzelt einige Birkenpilze, größtenteils überständig. Körnchen – Röhrlinge und Birkenpilze sind dem Regen vom 18.08. zu verdanken. Die Butterpilze reagieren auf die Niederschläge etwa eine Woche später. Sind also dem neuen Schub zuzuschreiben. Das dieser jetzt losgelegt hat, wurde mir in Groß Görnow deutlich. Hier schoben an einer mir bekannten Stelle die schwach giftigen Karbol – Champignons ganz frisch und zahlreich aus dem Rasen einer Linden – Allee. Gleich daneben junge Netzstieligen Hexen – Röhrlinge. Ich fuhr zu einigen Stellen von Sommersteinpilzen. Auch hier machte sich der neue Schub bemerkbar. Sie sind ganz frisch gekommen, allerdings nicht mit einem besonders heftigen Schub, eher gemäßigt. Aber immerhin waren alle besuchten Plätze mit Eichen – Steinpilzen besetzt. Auch Anis – Champignons und Parasole waren frisch dabei. Auf dem Weg lag auch ein Standort von Fichten – Steinpilzen. Hier schoben zumindest vereinzelt ganz junge, noch weißliche Köpfe aus den Moospolstern. Es geht also weiter aufwärts, zunächst aber vor allem an lichteren Stellen und weniger im schattigen Waldesinneren.

Sommer- oder Eichen Steinpilze (Boletus reticulatus) am 07.09.2020 am Standort in den Jülchendorfer Buchen fotografiert.

Nach dem sie sich bisher eher schwer taten, brechen nun die leicht giftigen Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus) wieder aller Orten mit Macht aus dem Erdboden. In den nächsten Tagen werde ich sicher noch des Öfteren in der Pilzberatung mit ihnen zu tun bekommen. Standortfoto am 07.09.2020 in Groß Görnow.

Dienstag, 08. September – In der Pilzberatung kehrt nun allmählich Leben ein. Dabei habe ich heute auch von Enttäuschung gehört, da in den besuchten Wäldern meist kaum etwas zu finden war. So ist es dieser Tage noch. Man sollte derzeit ein wenig Insider – Wissen besitzen oder das Glück auf seiner Seite haben. Schließlich hatte auch die klagende Pilzsucherin noch Glück und traf auf sehr schöne und junge Sand- und Butterpilze und an anderer Stelle auf Riesenboviste. Auch läuft die Invasion der Karbol – Champignons gerade an. So suchten heute Leute meinen Rat, die auf ihrem Grundstück plötzlich von einem imposanten Massenvorkommen von schönen Champignons überrascht wurden. Aber so ganz trauten sie dem Frieden nicht und gingen lieber zur Pilzberatung. Ihr Glück, es waren alles Gift – Champignons! Es entwickelt sich also. Wer mal einen Blick in das Vorjahres – Tagebuch wirft, wird feststellen, dass es um diese Zeit im vergangenen Jahr nicht viel anders aussah. Es herrschte die Ruhe vor dem Sturm, der dann um den 15. September langsam losbrach. Mit so einer Pilzexplosion, wie im letzten Herbst, rechne ich allerdings eher nicht, aber es wird im Verlauf immer bunter an der Pilzfront.

Unweit der Karbol – Champignons eine große Schar von, für den Kenner essbaren, Gilbenden Erdritterlingen (Tricholoma sculpturatum). Standortfoto am 07.09.2020 in Groß Görnow.

Neben oben gezeigten Gift – Champignons und Gilbenden Erditterlingen, fanden sich auch diese mastigen Netzstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus). Essbar, aber roh giftig!. 07.09.2020 Groß Görnow.

Spielte das Wetter bisher recht ordentlich mit, so könnte der große Aufbruch allerdings im Verlauf wieder in`s stocken geraten, denn der Hochsommer scheint noch einmal vorbei schauen zu wollen. Ab dem kommenden Wochenende könnten für einige  Tage am Stück Sonne und Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad dem Pilzaufbruch zu schaffen machen. Nennenswerter Regen ist in weite Ferne gerückt. In vielen Regionen Deutschlands ist in den nächsten 10 Tagen kein Tropfen Regen in Sicht. Einzig bei uns in Richtung Küsten oder in Alpennähe könnten gelegentlich noch einige Regentropfen fallen. Für Wismar sind aus heutiger Sicht bis zum 23. September im Mittel 10 Liter möglich. Wenn es gut läuft aber auch 46 Liter und im ungünstigsten Fall aber auch nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein von knapp 2 l/qm!  Ganz sicher ist die Sommerwärme allerdings auch noch nicht, obwohl alle Wettermodelle es derzeit so berechnen. Positioniert sich das für den Sommerausbruch verantwortliche Hochdruckgebiet über Europa nur etwas weiter westlich, als derzeit berechnet, könnte trockenkalte Polarluft auf dem direkten Wege von Skandinavien zu uns gelangen. Trockenes und für die Jahreszeit ungewöhnlich kaltes Wetter wäre die Folge, erste Nachtfröste inklusive! Bevor es soweit ist, geht es aber in den nächsten Tagen weiter aufwärts und ich wünsche allen Tagebuchlesern viel Glück und drücke die Daumen für schöne Pilzfunde.

Neben Sommersteinpilzen und Perlpilzen beglückten mich in den Jülchendorfer Buchen auch einige Espen – Rotkappen (Leccinum aurantiacum). Fanden sich an der mir bekannten Stelle sonst nur Einzelexemplare, so waren es heute insgesamt fünf Stück, wobei ich nicht alle mitnahm. Die schönste (nicht im Bild) blieb stehen. Standortfoto am 07.09.2020 unter Zitterpappel.

Gedrungener Champignon (Agaricus spissicaulis) auf einer Wiese bei Neuendorf. 09.09.2020. Essbar.

Mittwoch, 09. September – Wie kann es anders sein, heute stand die nächste Mittwochsexkursion auf dem Plan. Der 2.  Quadrant des Messtischblattes Roggendorf war an der Reihe. Zur Auswahl standen mehrere kleine Wälder und Moore. Im Jahre 2018 besuchte ich im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen das Naturschutzgebiet Neuendorfer Moor. Ein sehr schönes Gebiet, aber bis auf wenige Bereiche sehr nass und kaum trockenen Fußes begehbar. Daher entschloss ich mich für die Gabeler Heide. Das Gebiet befindet sich östlich von Neuendorf. Überwiegend Laubwald und von einem Wassergraben durchzogen. Dazu hatten sich weitere Pilzfreunde eingefunden. Ein Urlauber – Pärchen aus Salem sowie Phillip Müller und Christopher Engelhardt von der Gruppe der Pilzfreunde. Das Frischpilzaufkommen war hier mehr als bescheiden, obwohl es im waldesinneren durchaus gut feucht war. Nur vereinzelt mal einige winzige Schwindlinge, aber auch ein großer Langstieliger Knoblauch – Schwindling. Wollstiel – Schirmlinge, auch mal ein Rehbrauner Dachpilz oder ein kleiner Grauer Wulstling.

Hier sehen wir eine Peniophora. Bei der Bestimmung ist das Substratholz oft sehr wichtig. Wenn es Esche sein sollte, was am Standort nicht abschließend geklärt werden konnte, würde der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata) infrage kommen. 09.09.2020 in der Gabeler Heide.

Auch die Stubben waren bis auf eine Handvoll junger Stockschwämmchen und einigen Glimmer – Tintlingen unbesetzt von Blätterpilzen. Das wird sich in den nächsten Wochen noch erheblich ändern. Derzeit ist es noch sehr artenarm. Pilzfreund Phillip bemerkte es nach seinem Kroatien – Urlaub gestern auch. In seinem Hauswald, unweit der heutigen Mittwochsexkursion. fast nur Steinpilze und kaum etwas anderes. Er sammelte so viele, wie er Verwerten konnte und auch heute morgen war er kurz in einem benachbarten Wald. Das gleiche Bild. Nur Steinpilze und sonst nichts weiter. Es ist tatsächlich so. Stellenweise ganz gut Röhrlinge, Champignons sind nun aller Orten zu finden. Ein klassischer Aufbruch. Wenn die erste Speerspitze Champignons und Steinpilze durch ist, wird es in den Wäldern immer bunter. Allerdings ist die mittelfristige Wetterprognose alles andere als günstig. Kaum Regen und in der nächsten Woche nochmals hohe Temperaturen, werden die weitere Entwicklung zwar nicht aufhalten können, aber eindämmen. An die Gabeler Heide grenzte eine große Wiesenfläche. Hier gab es Champignons, einige Acker – Schirmpilze, Bleigraue Boviste und Hasen – Stäublinge.

Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis). Wiese bei Neuendorf. Essbar, solange innen weiß und schnittfest. 09.09.2020.

Donnerstag, 10. September – Heute war langer Tag im Laden. Dabei habe ich die Moosfläche, die für die Frischpilze reserviert ist, mit den Pilzen, die ich in den letzten Tagen eingesammelt habe, bestückt. Es liegt zwar eine ansehnliche Kollektion auf der Fläche, aber es sind noch große Lücken vorhanden. Ausdruck des derzeit immer noch artenarmen Pilzaufkommens. Dieses wird sich zwar von Tag zu Tag weiter steigern, aber anders als noch zu Monatsbeginn angedacht, wird es wohl noch nicht so üppig. Das liegt in erster Linie an der nun wieder ungünstiger werdenden Nachfolgewitterung. Noch ist in einigen Wäldern ein ganz guter Grundstock an Feuchtigkeit vorhanden, aber Regen ist nicht in Sicht und in der kommenden Woche hält noch einmal sehr warmes und trockenes Sommerwetter Einzug. Das dafür verantwortliche Hochdruckgebiet positioniert sich östlich von Deutschland und daher kann von Süden die warme Luft nach Norden geführt werden. Gleichzeitig verstärkt sich auf dem Atlantik die Tiefdrucktätigkeit und greift auf Westeuropa über. Dann beginnt das große Kräftemessen. Schaft es das Tief, den hohen Luftdruck zu vertreiben und dann mit Regenwolken nach Deutschland herein zu ziehen oder hält das Hoch dagegen und die Regenwolken verpuffen auf dem Weg nach Osten. Im schlimmsten Fall kann sich  eine Ostwindlage einstellen. Hält diese mit ihren trockenen Winden über Tage an, ist das tödlich für`s Frischpilzwachstum. Ich habe heute Abend noch mal die Karten für das Profi – Wetter auf http://www.wetter-online.de durchlaufen lassen und diese deuten den Durchbruch der Tiefdrucktätigkeit zum übernächsten Wochenende hin an. Dann wäre zumindest etwas Regen dabei. Wo es in den letzten 30 Tagen am meisten geregnet hat, ist auf der oberen Karte mit den kalibrierten Niederschlagsmengen ersichtlich. Dort, wo am meisten zusammen gekommen ist, sollten die Aussichten auf eine lohnende Ausbeute am größten sein.

Junge, essbare Geschundene- oder Acker – Riesenschirmpilze (Macrolepiota excoriata). 09.09.2020 Wiese bei Neuendorf.

Tintenstrichpilz (Bispora antennata) und  Angebrannten Rauchporling (Bjerkandera adusta) an der Schnittfläche eines liegenden Buchen – Stammes. 09.09.2020 Gabeler Heide.

Unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski aus Hagebök, bei Wismar, fährt am Wochenende in den äußersten Osten Mecklenburg – Vorpommerns und in das angrenzende Polen. Dort sind durch die 5b – Niederschläge von vor einer Woche recht hohe Regenmengen vom Himmel gekommen. Dort sollte also einiges möglich sein. Hier befindet sich, noch auf deutschem Gebiet, die Ueckermünder Heide und dort sollte es auch lohnen. Als wir vor wenigen Jahren dort im Zusammenhang mit unserer DBU – Kartierung des Öfteren unterwegs waren und in der nun leider geschlossenen Jugendherberge in Bellin, bei Ückermünde, unterkamen, berichtete uns der Herbergsvater, dass, wenn der Hauptwachstumsschub einsetzte, sogar „Pilzfreunde“ aus Polen mit Transportern vorfuhren, um massenhaft Steinpilze einzusammeln und dann sozusagen über die Grenze zu Schmuggeln. Hoffen wir, dass sie in diesem Jahr noch nicht da waren. 

Hier mal wieder ein ausgesprochen schönes Foto von Christian Ehmke. Es zeigt eine junge Birken – Rotkappe.http://www.ostseepilze.de

Hier ein Foto, das mir unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski zusandte. Es zeigt eine Rotkappe (Leccinum spec.) aus dem Sültener Forst. Ansich wachsen hier Birkenrotkappen, aber der fast schon blutrotgefleckte Hut will nicht so recht dazu passen. Siehe oberes Bild.

Freitag, 11. September – Heute Vormittag suchte ich kurz den Wismarer Seeblickpark auf, um nach dem rechten zu schauen. Kürzlich war gerade der Rasenmäher rüber und hat sicher einiges mitgenommen. Stellenweise einige Täublinge, vereinzelt Flockenstielige Hexen – Röhrlinge oder auch Kahle Kremplinge und Perlpilze. Insgesamt recht bescheiden und oberflächlich schon wieder stark abgetrocknet durch den zeitweise strammen Seewind. Und Wind wird in der nächsten Zeit immer wieder zum Thema werden. Zeitweise ist sogar mit stürmischen Böen zu rechnen und das meist in trockener Luft. Dazu steigen die Temperaturen bei meist viel Sonne in den nächsten Tagen sogar wieder in den hochsommerlichen Bereich. Deutschlandweit könnte man sogar von einer neuerlichen Hitzewelle sprechen. Ob am Donnerstag tatsächlich einige Gewitterschauer bis nach M-V hoch durchziehen können, ist fraglich, denn es baut sich über Skandinavien im weiteren Verlauf ein neues Hoch auf. Der Wind dreht auf Nord und führt deutliche frischere, aber weiterhin trockene Luft heran. Die weitere Tendenz zeigt in den Modelläufen heute die blockierende Funktion dieses neuen Hochs, so dass die vom Atlantik heranrauschenden Tiefs entweder über das nördliche Skandinavien oder in den Mittelmeerraum ausweichen müssen. Nennenswerter Regen rückt daher in weite Ferne. Nicht ausgeschlossen, dass dadurch sogar eine sehr ungünstige Ostwindlage zustande kommt. Schlechte Aussichten also für den weiteren Verlauf des Septembers. Den anfänglichen Optimismus meinerseits muss ich daher an dieser Stelle zurücknehmen. Ich habe immer betont, es muss die Nachfolge – Witterung mitspielen und das tut sie bis auf weiteres nicht. Trotzdem braucht man nicht gleich die Flinte in`s Korn zu werfen. An begünstigten Standorten ist auch in den nächsten Tagen noch mit beliebten Klassikern wie Steinpilzen, Birkenpilzen und anderen Röhrlingen zu rechnen. Und schließlich dürfte in Kürze auch die Saison der Stubbenpilze beginnen. Auch die Artenvielfalt wird trotz der suboptimalen Aussichten weiter zulegen. Diese Entwicklung hat durchaus auch ihr gutes. Die Saison wird verlängert und sich wohl bis in den späten Herbst hinziehen. So ist es eigentlich schon seit vielen Jahren zum Standart geworden!

Wunderschöne Farbtupfen heute in der Rasenfläche des Seeblickparks in Wismar. Sie wuchsen unter Eiche. Es handelt sich um den essbaren Weinroten Heringstäubling (Russula graveolens).

Übrigens ist wie erwartet der leicht giftige Karbol – Champignon dieser Tage in der Pilzberatung der Renner. Er wurde mir auch heute gleich haufenweise vorgelegt.

Junge Gift- oder Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus) am Montag in Groß Görnow am Standort fotografiert. Auf Reibung werden sie gelb und riechen unangenehm chemisch.


Und hier noch ein Hinweis über eine kurzfristige Termin – Änderung. Die nächste Mittwochsexkursion muss vom 16.09. auf den 15.09.2020 vorgezogen werden. Grund ist eine neuerliche Einladung des NDR – Fernsehens nach Hamburg. Schon im letzten Jahr war ich zu der Life – Sendung „Mein Nachmittag“ im Studio des NDR, damals zum Thema „Winterpilze“. Nun ist Hauptsaison und daher gibt es für mich eine Neuauflage. Wie schon damals werde ich einige Frischpilze mit in` s Studio nehmen und ich hoffe in den nächsten Tagen noch einige fernsehtaugliche Exemplare sicherstellen zu können.


Das wäre beispielsweise ein wirklich medientauglicher Kandidat des gemeinen Birkenpilzes (Leccinum scabrum), von Christian Ehmke ins richtige Licht gerückt.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) sind in bester Qualität erschienen.

Sonnabend, 12. September – Nach drei Wochen stand heute endlich wieder eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Ziel war der Rosenower Wald bei Loiz. Bei herrlichem Frühherbstwetter, mit viel Sonne, durchstreiften wir die dortigen, sandigen Nadelwälder nach allen möglichen Großpilzen. Selbstverständlich standen Speisepilze hoch im Kurs und diese gab es sogar recht reichlich. Vor allem einige Steinpilze, ganz frische Maronen – Röhrlinge, zahlreiche Rotfüßchen und auch die eine oder andere Krause Glucke begeisterten die sehr ansehnliche Truppe von 28 Teilnehmern. Nicht nur aufgrund der Corona – Abstandsregeln zerstreuten wir uns teils weitläufig in diesem wunderschönen Pilzrevier. Auch die Artenvielfalt hat deutlich zugenommen. Wie es sich für September gehört, bevölkerten Rostfleckige Helmlinge als Bodendecker die Nadelstreu des Kiefernforstes. Auch verschiedene Täublinge, Perlpilze, Stockschwämmchen und viele andere Pilzarten standen zur Diskussion. Es war für mich zwar eine wortreiche Tour, aber es macht um so mehr Spaß, wenn man mit interessierten Menschen durch die einheimische Pilzwelt pirschen darf. Jedenfalls waren am Ende alle begeistert vom Frischpilzangebot und vor allem auch von diesem schönen Pilzrevier. Übrigens waren fast alle Hutträger, trotz der relativen Trockenheit, taufrisch und im besten Zustand. Nur selten gab es überständiges Material.

Steinpilze (Boletus edulis) machen sich im sandigen Kiefern – Hochwald luft und heben die Moospolster an. Standortfoto am 12.09.2020 im Rosenower Wald.

Auch diese edelen Dilikatessen gehen nun wieder an den Start. Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Standortfoto bei Sternberg am 12.09.2020.

Auf der Rückfahrt machte ich noch einen Zwischenstopp in einem Sondergebiet bei Sternberg. Ein außergewöhnlich pilzreicher Jungahornbestand und ein Jungkiefernareal am Rande eines Kies – Tagebaus. Im Ahornwald große Mengen teils frischer Riesenboviste im Hexenring und dazwischen unzählige Stadt- und Kompost – Champignons. Hier haben wir schon des Öfteren Champignons als Geschmacksträger für unsere beliebte Waldpilzsuppe geholt. Im angrenzenden Kiefernbereich Mengen von Körnchen – Röhrlingen, Butterpilzen und Ringlosen Butterpilzen. Fast als Bodendecker schwach giftige Olivgelbe Rißpilze in besonderer Üppigkeit. Einige Täublinge und auch Milchlinge starten hier gerade durch. Unter eingestreuten Birken der Flaumige Milchling und unter Kiefern die delikaten Edel – Reizker.

Kompost – Champignon (Agaricus vaporarius). Jung essbar. 12.09.2020 – Ahorn – Jungwald bei Sternberg.

Wunderbar frische Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) heute im Rosenower Wald. Die Stubben – Saison dürfte in Kürze starten. Ausgezeichneter Speisepilz.

Die Erkenntnis meinerseits: der Pilzherbst hat einen ersten Höhepunkt erreicht. Vor allem Steinpilze sollten ihren Maximal – Aspekt in diesem Jahr erreicht haben. Die Norm ist günstig, sich einen Wintervorrat anzulegen. Maronen sind in bester Qualität erschienen, aber bei weitem nicht in der Quantität des letzten Jahres. In den lichten, moosreichen Wäldern haben sie zur Zeit noch recht günstige Entwicklungsbedingungen, denn in den länger werdenden Nächten reicht hier Tau Fall schon aus, um das Pilzwachstum am Leben zu erhalten. Ansonsten wird der Pilzherbst einen langen Atem brauchen, denn Regen scheint bis Ende des Monats nicht in Sicht zu sein. Zunächst noch einmal Hochsommer und danach trockenkalte Luft aus dem hohen Norden. Ungünstiger geht es kaum noch! Allerdings fällt der Mittelfrist – Trend bezüglich möglicher Niederschläge bis zum 27.09. heute Abend für Wismar, einzusehen auf Kachelmannwetter, etwas günstiger aus, als noch an den Vortagen. So können mit etwas Glück bis zu diesem Datum in der Hansestadt 18 Liter fallen. Bestenfalls 69 l/qm und schlimmstenfalls gerade einmal 0,1 l/qm. Ich habe das Gefühl, der letzte Wert scheint am realistischten zu sein. 

Wesentlich seltener als dem Butterpilz und dem Körnchen – Röhrling, begegnet einem der Ringlose Butterpilz (Suillus collinitus). Der Boden sollte etwas basenreicher sein. An der Stielbasis sind die Schmierröhrlinge meist etwas rosa getönt. Essbar. 12.09.2020 unter Kiefern bei Sternberg.

Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) am 13.09.2020 am Standort im Schulzenholz fotografiert.

Sonntag, 13. September – Bei sonnigem und weiter sehr windigen Wetter fuhr ich zunächst in Richtung Satow/Bad Doberan um einen Zweittreffpunkt für die nächste Pilzwanderung am kommenden Sonnabend auszumachen. Siehe unter „Termine“. Ziel war und ist das Schulzenholz, welches in früheren Zeiten zum Staatsforst Ivendorf gehörte. Ein recht großes Waldgebiet auf überwiegend schweren Böden. Hier wechseln Buchenwälder und Fichtenforste mit integrierten Feuchtbereichen ab. Einige Autos an den Waldwegen signalisierten mir, dass auch hier die Pilzsucher unterwegs sind. Eine kurze Stippvisite erbrachte aber nichts großartiges. Vereinzelt mal ein Rotfuß – Röhrling oder Perlpilz. Natürlich ist eine 10 minütige Kleinrunde nicht repräsentativ und es wird sicher auch hier einiges mehr geben. Allerdings handelt es sich um einen Waldtyp, auf den die Hoffnung auf bessere Zeiten im Oktober und November liegt.

Es wird bunter an der Pilzfront und auch herbstlicher. Erste Rötel – Ritterlinge wagen sich trotz der zunehmenden Trockenheit heraus. Schmutziger Rötel – Ritterling (Lepista sordida) in den Kobander Tannen am Standort fotografiert. 13.09.2020. Essbar.

Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) bevorzugt die Birke und Fichte als Symbiose – Partner. 13.09.2020 in den Kobander Tannen. Giftig!

Am späten Nachmittag und Abend ging es dann noch in die Kobander Tannen. Ein sandiges Waldgebiet des ehemaligen Staatsforst Turloff. Da ich am Mittwoch zum NDR – Fernsehen nach Hamburg bestellt bin, sind dafür auch einige lebende Frischpilze gewünscht. Natürlich wird sich das Thema um Speisepilze drehen und wie ich im Vorgespräch erfahren habe, wahrscheinlich auch um das Pilze bestimmen mit sogenannten Pilz – Bestimmungs – Apps. Wie dem auch sei, einige wichtige Speisepilze und auch Giftpilze standen auf meiner Fahndungsliste. Steinpilze und Maronen waren im Angebot, auch schöne Krause Glucken und das Glücksymbol unter den Großpilzen, der dekorative Fliegenpilz. Auch schöne rote Nadelwald – Täublinge, Kuhmäuler, Butterpilze und einiges mehr. Ich denke, ich habe eine ansehnliche Kollektion zusammen bekommen. In Frischhalteboxen im Kühlschrank sollten sie bis Mittwoch durchhalten. Obwohl nur etwa 25 Km Luftlinie vom Rosenower Wald, bei Loiz, entfernt, war das allgemeine Frischpilzaufkommen in den Kobander Tannen, obwohl gleichartige Wälder, deutlich bescheidener. Zum Beispiel nicht ein einziger Rostfleckiger Helmling, der eigentlich auch hier zu dieser Jahreszeit als Bodendecker hätte fungieren müssen. Es ist und bleibt nach wie vor differenziert.

Eine wunderschöne Fette Henne oder Krause Glucke (Sparassis crispa) in den Kobander Tannen heute Abend am Standort fotografiert. Aus der Einsamkeit des Waldes könnte sie am Mittwoch einen medienwirksamen Auftritt haben. Sehr guter, bissfester und würziger Speisepilz.

Ein Grauer Scheidenstreifling (Amanita vaginata) in Aufbruchstimmung. 13.09.2020 in den Kobander Tannen. Essbar, aber roh giftig!

Montag, 14. September – Eigentlich herrscht Montags in der Hochsaison reichlich Andrang in der Pilzberatung. Nur vereinzelt wurde sie heute in Anspruch genommen. Ein Zeichen, dass es insgesamt nicht überschwänglich in punkto Frischpilze in Wald und Flur zugeht. Der große Aufbruch wird durch die ungünstige Witterung ausgebremst und unterdrückt. Regional gibt es aber durchaus positives zu vermelden. So berichtete mir gestern Abend ein junges Vereinsmitglied von seinen Erfolgen an der Pilzfront in der Lüneburger Heide. Er schwärmte förmlich vom Überangebot an Steinpilzen und Maronen. „Es geht hier gerade richtig los“, so seine Worte. Auch ein Pilzfreund aus Hamburg fand in der Niedersächsischen Görde sehr viele Steinpilze. Insbesondere längst der Wege nahm es praktisch kein Ende und man brauchte nur einzusammeln. Allerdings wurde die Freude darüber stark getrübt, da der Madenbefall enorm wäre. Etwa 80 % sind nicht zu gebrauchen! Ähnliches konnte ich auch am Wochenende bei unseren Steinpilz – Funden beobachten. Sie standen wunderschön dar, aber bereits beim anfassen der Stiele war alles klar. Weich und lebendig offenbarte sich ihr Innenleben. Nichts für Vegetarier, obwohl die Steinpilze sicher durch erhöhten Proteingehalt an Nährwert gewinnen!  Auch in den Niedersächsischen Wäldern soll es ähnlich wie bei uns zugehen. Man muss ein pilzträchtiges Revier erwischen. Wenige Kilometer weiter kann schon wieder tote Hose sein.

Der Blutrote Täubling (Russula sanguinea) ist ein strenger Kiefern – Begleiter. Der sehr scharfe Täubling findet sich aber nur dort, wo der Boden etwas basenreicher ist. Daher meist an Waldwegen und Straßenrändern. 13.09.2020 in den Kobander Tannen.

Blaufüßiger Wollstiel – Birkenpilz (Leccinum cyaneobasileucum) in den Kobander Tannen. 13.09.2020.

Tote Hose wird aber wohl demnächst nicht nur in punkto Steinpilze der zunehmende Trend sein, denn Regen ist bis Ende des Monats nicht in Sicht. Erst Tage mit sehr viel Wind, der oberflächlich und exponiert stark abgetrocknet hat. Jetzt eine fast schon unangenehme Hitzewelle und in der 2. Wochenhälfte ein regelrechter Temperatursturz. Subtropische Luftmassen werden von Polarluft abgelöst. Die wird bei uns im Nordosten für mehrere Tage wetterbestimmend und dazu auch noch knochentrocken sein! Zumindest soll aus heutiger Sicht der Wind in der nächsten Zeit keine große Rolle mehr spielen. Dafür kann es in ungünstigen Muldenlagen die ersten Bodenfröste geben. Nicht ausgeschlossen, dass sich im Verlauf dann doch noch eine Ostwindlage einstellen könnte, weil Atlantik – Tiefs von Westen her den Hochdruck verdrängen möchten. Zuvor kann es aber auch bei uns wieder wärmer werden. Hoffen wir, dass es nicht ganz so schlimm kommt und dass in den Nächten an offeneren Standorten, trotz der trockenen Luft, einiges an Tau ausfallen kann, so das ein gewisses Frischpilzaufkommen zumindest auf Sparflamme erhalten bleiben kann. Aber auch die Stubbenpilze, allen voran der Hallimasch, könnte in der drohenden Durststrecke die Fahnenstange für uns Pilzfreunde wieder höher halten. Was Steinpilze in diesem Jahr anbelangt, haben wir wohl den Höhepunkt erreicht bzw. schon überschritten.

Gemeine Steinpilze (Boletus edulis) zwischen dicken Moospolstern in den Kobander Tannen. Auch bei dem noch stehenden Exemplar war der Stiel durch Madenbefall bereits ausgesprochen weich. Standortfoto am 13.09.2020.

Ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit Geotropismus – Zuwachs, Guttationströpfchen und weißem Sporenabwurf, an einem liegenden Buchenstamm im Drönnewitzer Holz am 15.09.2020.

Dienstag, 15. September – Wegen meines NDR – Besuches in Hamburg, habe ich die für morgen vorgesehene Mittwochsexkursion auf heute vorverlegt. So traf ich mich gegen 09.00 Uhr am Zielgebiet im 3. Quadranten der Topographischen Karte Roggendorf, am Drönnewitzer Holz, mit Christopher Engelhardt und Phillip Müller von den Wismarer Pilzfreunden. Das Drönnewitzer Holz war schon einmal im Frühsommer des Jahres 2018 Ziel meiner Mittwochsexkursionen. Damals war es sehr trocken und Frischpilze gab es kaum. Auch heute war es zumindest oberflächlich sehr trocken, aber im Waldboden steckte noch Substanz. Sowohl was die Bodenfeuchtigkeit, wie auch das Frischpilzwachstum anbelangt. In das relativ kleine, aber kompakte Waldgebiet, habe ich mich schon 2018 verliebt. Es überwiegen teils alte Buchenbestände, mit eingestreuten Feuchtbereichen. Hier herrschte Aufbruchstimmung, die allerdings durch die trockenen und windigen Vortage ganz schön unterdrückt wurde. Viele Fruchtkörper, die ihre Hüte gerade aus dem Waldboden während des Windes schoben, trugen deutliche Trockenschäden davon oder bildeten nur Zwergenwuchs aus. Nun ist es etwas ruhiger geworden und vielleicht kommt es der Pilzflora hier zugute.

Junge Riesenporlinge (Meripilus giganteus) brechen um einer alten Buche aus dem Waldboden mit Holzunterlage heraus. 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

Buchen – Schleimrüblinge (Oudemansiella mucida) waren heute an vielen Stellen auf Buchenholz ganz frisch vertreten. Ihr Schleim schützt sie meist zuverlässig vor dem Austrocknen.

Große Pfützen auf den Feldwegen in unmittelbarer Nähe signalisierten uns, dass es hier vor einiger Zeit einiges an Regen gab. Gestern wollte spontan eine 4 – köpfige Urlauber – Familie an der heutigen Exkursion teilnehmen, aber ich betonte, das der Anfahrtsweg von Wismar aus nicht ohne wäre und Speisepilze in dem dortigen Buchenwald wohl nicht in größeren Mengen zu finden sein werden. So haben sie es sich anders überlegt und planten für den heutigen Tag andere Aktivitäten. Im nachhinein muss ich feststellen, sie hätten hier ohne weiteres ihren Korb füllen können. Rotfuß – Röhrlinge waren flächendeckend in Mengen vertreten. Viele, größtenteils essbare Täublinge, Safran – Schirmpilze und einiges mehr hätten gesammelt werden können. Obwohl von der Sache her ein gutes Steinpilz – Revier, gab es  nur sehr wenige Einzelexemplare! Alles in allem eine kurzweilige Mittwochsexkursion und wohl die Artenreichste  in diesem Jahr bisher. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass dieser Wald unter Naturschutz steht und daher das Pilze Sammeln zu Speisezwecken bedenklich wäre.

Diesem Steinpilz (Boletus edulis) ist die trockenwindige Wetterlage deutlich anzusehen. So ist seine Außenhaut lederartig verfestigt und zwingt den Fruchtkörper in ein Korsett. Der Pilz war aber noch gesund und fest. Man sollte allerdings genau hinschauen, bei solchen Trockenwetterformen. So bildet sich auf der abgestorbenen Huthaut bereits ein leichter Schimmelbelag. Der ist hier nur oberflächlich und kann abgeschält werden. Er siedelt nur auf der lederigen Oberhaut. Sollten sich derartige, trockengeschädigte Fruchtkörper pappig anfühlen, dürfen sie nicht mehr verzehrt werden! Standortfoto am 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

Mit einem gut gefülltem und bunt gemischten Weidenkorb fuhr ich in das Fernseh – Studio nach Hamburg.

Mittwoch, 16. September – Heute stand bei mir der ganze Tag im Zeichen des NDR – Auftritts in der Sendung „Mein Nachmittag“. An den Vortagen habe ich zusammen mit weiteren Pilzfreunden eine bunte Kollektion von köstlich bis tödlich zusammen gesucht und im Kühlschrank deponiert. Mit dem Zug ging es dann am Vormittag nach Hamburg und vom Hauptbahnhof mit dem Taxi nach Hamburg – Lokstädt, zu den NDR – Fernsehstudios. Zusammen mit einer Studio- Mitarbeiterin suchten ich für 2 Tablets einige wichtige Pilzarten aus. Natürlich mit Steinpilzen und dem Grünen Knollenblätterpilz, als der wichtigste und gefährlichste aller Großpilze, den jeder Pilzsucher sicher kennen sollte. Thema war u. a. das Bestimmen von Großpilzen mit Pilz – Bestimmungs – Apps. Während der Probe im Studio zeigte uns diese beim Ablichten des Grünen Knollenblätterpilzes als Ergebnis den Rotbrauen Riesen – Träuschling an. Ein gefährlicher Irrtum, der noch nicht einmal in die Nähe der Gattung Amanita führte. Während der Life – Sendung wiederholten wir den Bestimmungstest mit der selben App und nun wurde uns der Gelbe Knollenblätterpilz angezeigt. Da stimmte zumindest die Richtung, aber auch falsch.

Hura – ich bin im Fernsehen! – Diesen Schnappschuss hat für uns Vereinsmitglied Andreas Herchenbach inszeniert. Ein herzliches Dankeschön an Andreas!

Der Gelbe Knollenblätterpilz zählt zwar zu den giftigen Arten, ist aber zum Vergleich zu Amanita phalloides in der Entfaltung seiner Wirkstoffe im Anschluss nach der Mahlzeit eine Luftnummer. Passiert wohl eher nichts, beim Grünen Knollenblätterpilz wäre es fatal. Aber ich denke, wenn der Begriff Knollenblätterpilz angezeigt wird, dürfte wohl jeder gewarnt sein. Bestimmungs – Apps sind sicher sehr sinnvoll und können dem Pilz- und Naturfreund vieles in unserer Umwelt näher bringen und mit etwas Glück sogar korrekt bestimmen. Aber wir haben auch gesehen, die Fehlerquote ist doch beachtlich und man sollte sich mit der kulinarischen Verwendung seiner Pilzfunde nicht auf eine App verlassen. Es sollte eine genaue Beschreibung gewissenhaft am Objekt studiert werden und in der Regel gibt es zur sicheren Bestimmung eine Merkmals – Kombination. Der Zweite Test – Kandidat war ein Dickröhrling, nämlich der Fahle Röhrling. Hier wurde uns der gemeine Steinpilz angezeigt. Auch falsch, wenn auch nur knapp daneben und in diesem Fall auch nicht kritisch, da beide Arten essbar sind.

Der gefährlichste aller Giftpilze, der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Ihn sollte jeder Pilzsucher genau kennen. Die App hat bei zwei Versuchen versagt und ist nicht auf diese Art gekommen. Standortfoto im Juli 2020 in den Jülchendorfer Buchen.

Die bunte Täublings – Welt erlebt derzeit ihren großen Aufbruch. Hier sind es essbare Papagei – Täublinge (Russula ionochlora). 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

Donnerstag – 17. September – Die Pilze von gestern habe ich wieder mitgenommen und heute die Ausstellung damit bestückt. Zusätzlich lagerten noch welche im Kühlschrank. So ist bis Sonnabend eine sehr sehenswerte Frischpilzausstellung zu sehen.

Heute war nun die Polarluft deutlich zu spüren. Bereits gestern drehte der auffrischende Wind im Tagesverlauf von Süd auf Nord und es wurde merklich kühler. Da der Wind nun weitgehend einschläft und die Nächte meist wolkenarm sind, kann es sich stark abkühlen und in ungünstigen Muldenlagen und Heidegebieten steht Bodenfrost auf dem Programm. Zumindest in den beiden bevorstehenden Nächten. Danach dürfte es wieder milder werden und im weiteren Verlauf hält auch bei uns wieder der Spätsommer Einzug. Es wird also ab dem Wochenende wieder warm und um die Wochenmitte könnte es sogar mal einen Schauer oder ein Gewitter geben. Die Mittelfrist – Modelläufe deuteten heute eine Umstellung der Wetterlage zum übernächsten Wochenende hin an. Kräftiger Tiefdruck – Einfluß mit viel Regen könnte sich dann durchsetzen. Am Abend deutete dieser Modellauf sogar schon ab der 2. Hälfte der kommenden Woche nasses Wetter an. Ganz sicher scheint es noch nicht zu sein, aber die Tendenz gibt Anlass zur Hoffnung. Dem ungeachtet, wird teilweise weiterhin von beachtlichen Funden und Entwicklungen an der Pilzfront berichtet. So hatte der Papa der Moderatorin der gestrigen Fernsehsendung im Handumdrehen drei Körbe mit überwiegend Steinpilzen in kürzester Zeit vollsammeln können. Telefonisch teilte mir heute unser Pilzfreund Phillip Müller mit, dass es an der Pilzfront auch in einigen Buchenwäldern richtig losgeht. Er war heute in einem Wald unweit der Hansestadt Wismar unterwegs und dort Spross es an allen Ecken und Kannten. Besserer Boden, dort wo auch Frauen – Täublinge wachsen. Vor allem handelte es sich auch um die verschiedensten Täublingsarten.

In einigen Buchenwäldern zur Zeit häufig, der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea) mit Trockenschäden. Geringwertig. 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

In der Pilzausstellung besuchten mich heute Urlauber aus Süddeutschland, die gerade von der Insel Usedom, ganz im Nordosten Deutschlands, kamen. Sie schwärmten förmlich von ihren Steinpilz – Erlebnissen, die sie dieser Tage dort hatten. In den sandigen Kieferndünen Steinpilze ohne Ende. So viele haben sie noch niemals in ihrem Leben auf einmal in einem Wald gesehen. Bereits auf wenigen Quadratmetern hätten sie einen größeren Korb füllen können. Es scheint dort nach den ergiebigen Regenfällen von Anfang September regelrecht explodiert zu sein! Und was sagen die Mond – Theoretiker dazu? Der Mond nimmt erst ab morgen wieder zu!

Andere Pilzsucher beschwerten sich heute, das in ihren Wäldern so gut wie nichts wächst. Nicht einmal „Giftpilze“. Diese Differenzen können nur flächendeckende Regenfälle ausräumen und dann sind genau diese Reviere, die bisher kaum Erfolge zeigten, die Oasen, an denen dann noch einiges möglich ist. Dort, wo es derzeit richtig auspowert, dürfte zumindest bei Steinpilz und Co. dann die Luft größtenteils raus sein. Aber auch dort geht es anschließend mit dem Spätherbst – Aspekt in eine neue Runde.  

Massenhaft schoben am 15. September Purpurschwarze Täublinge (Russula atropurpurea) aus dem Waldboden des Drönnewitzer Holzes. Essbar, aber geringwertig. Meist finden wir den schönen und festfleischigen Täubling unter Eichen.

Hier noch ein schöner Fund aus dem Drönnewitzer Holz vom vergangenen Dienstag. Im unteren Bereich einer noch lebenden Buche wuchs der Flache Schillerporling (Inonotus cuticularis). Ungenießbar.

Freitag, 18. September – Den heutigen Tag habe ich mal etwas gelassener angehen lassen. Ohne Wecker gegen 09.00 Uhr aufstehen, in Ruhe Kaffee trinken und dazu Zeitungsschau. Danach stand ein kleiner Einkauf der nötigsten Lebensmittel auf dem Plan. Gegen Mittag öffnete ich unseren Steinpilz. Seit längerer Zeit gibt es mal wieder eine vollwertige Pilzausstellung zu sehen, aber bei dem schönen, sonnigen Wetter, sind viele Menschen nicht in Stimmung, sich eine Pilzausstellung anzuschauen. Aber einige interessiertere Besucher waren dann doch im Info – Zentrum und haben sich auch ausführlich die derzeit 129 ausgestellten Großpilzarten angeschaut. Mit dem einen oder anderen kommt man so auch gerne in` s Fachsimpeln oder muss die Unterschiede zwischen den essbaren Pilzen zu ihren ungenießbaren oder giftigen Verwechslungsarten erläutern. Am Wochenende wird es wieder stressiger. Morgen früh öffentliche Wanderung durch das Schulzenholz und am Nachmittag Öffnung des Info – Zentrums. Am Abend Abbau der Frischpilzausstellung und dann steht noch Internetarbeit auf dem Programm, meist bis spät am Abend. Sonntag geht es, wie alle Jahre wieder, nach Ritzerau, in Schleswig – Holstein.

Der Frischpilzbereich meiner aktuellen Ausstellung. 18.09.2020.

Wenn es jetzt wieder feuchter wird, gehören Helmlinge zu den häufigsten Großpilzen in unseren Wäldern. Hier sehen wir den leicht giftigen Schwarzgezähnelten Rettich – Helmling (Mycena pelianthina). 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

Am Nachmittag berichtete mir unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski von ihrem Kurzurlaub in der Nemitzer Heide. Steinpilze ohne Ende, besonders an den Waldwegen. Insgesamt aber recht schlechte Qualität, wie mir auch schon andere Pilzsucher berichteten. Hier ist nun aber die Luft raus und es ist auch schon wieder viel zu trocken geworden. Eigentlich sollten die Steinpilze jetzt gerade wieder durchstarten, denn ab heute nimmt der Mond zu. Darauf werden wir dann wohl noch etwas warten müssen, denn zunächst ist kräftiger Regen notwendig, um einen möglichen 2. Schub hervorzuzaubern. Den könnte es besonders dort gegen, wo es bisher zu trocken war und das Pilzwachstum nur auf Sparflamme lief. Dort, wo es jetzt richtig gut war, ist in punkto Steinpilze in diesem Jahr wohl nicht mehr viel zu erwarten. Aber es gibt ja viele andere Arten, die dann für Abwechslung und auch volle Körbe sorgen könnten. Insbesondere die echten Herbstpilze. Übrigens hat Angelika in der Nemitzer Heide einen Super – Pilzfund gemacht. Sie entdeckte die Falsche Rotkappe (Aureoboletus projectellus)!  

In manchen Wäldern legen jetzt Täublinge richtig los. Hier sehen wir nochmal den essbaren Papagei – Täubling (Russula ionochlora). Er ist leicht mit dem Frauen – Täubling zu verwechseln, dessen Lamellen aber nicht spröde sind. Essbar sind beide. 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz.

Noch kurz zum Wetter. Nachdem es in der kommenden Nacht in ungünstigen Lagen nochmals Bodenfrost geben kann, wird es an den folgenden Tagen wieder etwas wärmer und in der kommenden Woche sind auch die Nächte wieder lauer. Noch ist sehr trockene Luft wetterbestimmend, die aber zumindest in den Nächten noch etwas an Tau liefern kann. Die Luftfeuchtigkeit wird in der neuen Woche ansteigen und in der Folge dürfen wir uns auch auf Regen einstellen. Nach heutigem Stand können bis zum Monatswechsel immer wieder Regengebiete durchziehen. Stand heute Abend werden für Wismar bis zum 2. Oktober im Schnitt 28 l/qm, maximal 91 l/qm und im Minimum 3,5 Liter berechnet. 

Hier einmal nichts vordergründig pilziges. Stemonitis Arion Bufo nannte Chris Engelhardt dieses Bild, welches ihm am 15.09.2020 im Drönnewitzer Holz abzulichten gelang. Ganz ohne Pilze geht es aber auch hier nicht, die allerdings eher zufällig in die Szenerie gelangten. Neben Kröte und Schnecke sehen wir im Hintergrund nämlich auch Fadenstäubchen (Stemonites spec.). Schleimpilze, die ihrerseits auch wieder dem Tierreich nahe stehen.

Sonnabend, 19. September – Dem aufmerksamen Tagebuchleser mag vielleicht nicht entgangen sein, dass diese Woche zwei Donnerstage hatte. Inzwischen ist aus dem 2. ein Freitag geworden, so wie es sich gehört. Immer wieder schleichen sich Flüchtigkeitsfehler ein und das mag auch daran liegen, dass das Tagebuch praktisch am Ende eines meist langen Arbeitstages geschrieben wird und dann meine Aufmerksamkeit und auch das Konzentrationsvermögen so ziemlich aufgebraucht ist. Es werden sich wohl auch zukünftig kleine Fehler einschleichen, aber solange der Inhalt einigermaßen stimmig ist, möge man mit mir Nachsicht üben.

Moosreicher Fichtenforst im Staatsforst Ivendorf. Heute ein Paradies für Maronen, in früheren Jahren von Steinpilzen.

Alle unsere diesjährigen Wanderungen stehen im Zeichen des „Pilz des Jahres 2020“, der Gemeinen Stinkmorchel (Phallus impudicus). 19.09.2020 Staatsforst Ivendorf.

Zum heutigen Sonnabend. Gegen 08.00 Uhr starteten wir von Wismar aus zu einer öffentlichen Lehrwanderung durch den Staatsforst Ivendorf mit integriertem Schulzenholz. Dort war um 09.15 Uhr Zweittreffpunkt. Die Truppe war heute mit 9 Pilzfreunden überschaubar, nachdem es am vergangenen Sonnabend 28 Teilnehmer waren. Der Staatsforst Ivendorf erlangte bei uns Hobby – Mykologen in den 1990er Jahren Kultstatus, nachdem wir hier an nur wenigen Tagen hunderte Funddaten für unsere Kartierung zusammentragen konnten. Man muss allerdings hervorheben, dass durch diesen schönen und attraktiven Wald mehrere Quadratengrenzen laufen und dadurch die Datenmenge Multipliziert wurde. Wie dem auch sei, der Wald hat immer noch einiges zu bieten, auch wenn es heute im Vergleich zu damals, als wir so ziemlich in einen Maximal – Aspekt geraten waren, eher bescheiden war. Trotzdem wurde die Wanderung für alle Teilnehmer kurzweilig, weil für eine Lehrwanderung genügend Frischpilze und auch ein gewisser Artenreichtum vorhanden war. Es war sogar gegenüber dem vergangenen Sonnabend im Rosenower Wald, eine weitere Steigerung zu verzeichnen. Im heute durchstreiften Bereich der Staatsforst Ivendorf dominierten moosreiche Fichtenforste und wunderbare Buchenbereiche. Inzwischen haben wir längst die Speerspitze des Röhrlings – Aufbruchs überwunden und die Wälder werden trotz der relativen Trockenheit von Tag zu Tag bunter und vielfältiger. Es drängt förmlich aus den Waldböden heraus und sollte es in absehbarer Zeit regnen, dürfte es kein halten mehr geben. Auch an den Baumstümpfen wird es immer pilziger. Die Palette reichte heute über verschiedene Täublinge, Wulstlinge, Rüblinge, Dachpilze, Rotfüßchen, Ziegenlippen, Maronen und Steinpilzen bis hin zu Stockschwämmchen und den ersten schönen Hallimasch. Ein Bericht folgt später.

Auch wenn die meisten Fichtenbereiche das optimale Alter für Herrenpilze bereits hinter sich gelassen haben, brauchten wir heute auf Fichten – Steinpilze (Boletus edulis) nicht zu verzichten. 19.09.2020 im Staatsforst Ivendorf.

Obwohl erst der 28. September der Stichtag des Wenzelspilzes ist, erfreuten uns heute erste frische Büschel dieses beliebten und schmackhaften Massenpilzes. Hallimasch (Armillaria spec.) am 19.09.2020 im Staatsforst Ivendorf.

Das Wetter war heute sehr angenehm, für eine Pilzwanderung gerade richtig. Die nächsten Tage werden wieder zunehmend sommerlich warm und ab Mittwoch stellt sich die Großwetterlage um. Kräftige Tiefdruckgebiete machen sich über Europa breit und sorgen gebietsweise für viel Regen und Wind. In den Gipfellagen einiger, höherer Mittelgebirge, und in den Alpen kann im Verlauf der Winter ein erstes Gastspiel mit Frost und Schnee liefern. Teilweise kann es wohl zu erheblichen Neuschnee – Mengen kommen. Davon bleiben wir im Flachland noch verschont, aber nach möglicherweise ergiebigen Regenfällen, auch bei uns in M-V, kann es schon empfindlich abkühlen. Es wird also im Verlauf richtig herbstlich und ungemütlich. Da im Waldboden offensichtlich reichlich Primordien in Lauerstellung liegen, wird es nach den möglichen Regenfällen richtig heraussprießen. Außerdem werden durch die Niederschläge sicherlich Impulse für eine neue Wachstumswelle gelegt. Ich denke, die kommenden Wochen, bis etwa Mitte Oktober, werden mit Sicherheit den Höhepunkt des Pilzjahres 2020 erbringen. Das heißt, wir erleben in Kürze die artenreichsten Wochen des Jahres.

Der absolute Top – Fund war, zumindest für mich, ein Massenvorkommen vom Rötenden Saftwirrling (Abortiporus biennis). Aufgrund zahlreicher Nachweise auf der Verbreitungskarte der DGfM, scheint der Pilz in Deutschland recht häufig zu sein. Trotzdem ist er ziemlich selten. Selten kann man auch wie folgt interpretieren. Ich stelle fest, in diesem Wald oder Quadranten fehlt mir noch ein Nachweis dieser Art. Ich suche das Gebiet zielstrebig ab. Es wird mir kaum gelingen, die Pilzart zu finden. Fehlt mir z. B. die wirklich häufige Schmetterlings – Tramete, dauert es meist nur wenige Minuten, und ich habe meinen Nachweis. Zahlreiche Fundpunkte in den Verbreitungskarten müssen nicht zwingend ein Hinweis auf die Häufigkeit einer Pilzart sein. Standortfoto 19.09.2020 im Staatsforst Ivendorf.

Am geschotterten Waldwegrand unter Rotbuchen habe ich diesen Netzstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridus) am Standort fotografiert. 20.09.2020 im Lübschen Forst Ritzerau.

Sonntag, 20. September – Heute morgen fuhren Irena und ich nach Schleswig – Holstein, in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Die dortige Ortsgruppe des BUND lud wieder zu ihrem traditionellen Pilztag in die Lübsche Forst Ritzerau ein. Gegen 10.00 Uhr wurden die Gäste, die Lust hatten mit Fachleuten den Lübecker Wald zu durchtreifen, von Hans Heinrich Stamer gegrüßt. Der zuständige Forstamtsleiter und meine Wenigkeit schlossen sich mit einigen, wichtigen Erläuterungen an. Das Lübecker Forstamt betreibt hier bereits seit Jahrzehnten eine besonders naturnahe Bewirtschaftung ihrer Forstflächen und es soll längerfristig wieder ein echter Wald entstehen. Die Ergebnisse sind bereits jetzt zu sehen. Es waren schätzungsweise 50 – 60 Menschen, die in 4 Gruppen den Wald in unterschiedlichen Bereichen durchstreiften. Vom Kleinkind bis zu Uroma und Uropa. Das allgemeine Frischpilzaufkommen war nicht überschwänglich, aber für eine Lehrveranstaltung durchaus zufriedenstellend. Einige Speisepilzfreunde bekamen sogar Kapazitätsprobleme in ihren Sammelkörben und das waren nicht einmal die Kleinsten. Es war recht vielseitig. Neben Röhrlingen vor allem verschiedene Täublinge, Ritterlinge, Wulstlinge, Helmlinge, Fälblinge bis hin zu Riesenporlingen und frischen Austern – Seitlingen. Auch Stockschwämmchen waren dabei. Ich könnte die Liste noch weiter fortsetzen. Wegen der Corona – Pandemie wurde allerdings auf das beliebte „Pilze Braten und Symptome – Raten – (Stenkelfeld)“ verzichtet. Es gab also keine der sonst üblichen Pilzverköstigungen an der Köhlerhütte. Auf der Heimfahrt schauten wir noch in zwei Wäldern hinein, die zumindest weiträumig auf der Wegstrecke lagen. Zunächst in einen artenreichen Buchenwald bei Sterley. Vom Artenreichtum war hier nichts zu spüren. Kaum Frischpilze, einfach viel zu trocken. Schließlich ging es noch für ein Stündchen in den Woitendorfer Wald bei Rehna. Auch sehr trocken, aber hier sah es schon etwas besser aus und wir konnten noch einen halben, größeren Weidenkorb mit Ausstellungspilzen vollsammeln. Das Wetter war erstklassik. Kaum Wind und strahlender Sonnenschein bei optimalen Wandertemperaturen. Einfach ein sehr schöner und freundlicher Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte.  

Unter fachlicher Begleitung füllte sich so mancher Korb recht schnell mit einem bunten Sammelsurium. 20.09.2020 Lübscher Forst Ritzerau.

Diesen Weißen Steinpilz (Boletus edulis var. alba) hat Pilzfreundin Angelika Bonikowski in der Nemitzer Heide gefunden und fotografiert. Es handelt sich um einen herkömmlichen Steinpilz, dem die bräunlichen Farbpigmente abhanden gekommen sind.

Montag, 21. September – Langer Tag im Info – Zentrum. Normalerweise ist nach einem September – Wochenende gerade am Montag reger Andrang von Ratsuchenden in der Pilzberatung zu verzeichnen. Zur Zeit herrscht aber relative Ruhe, obwohl trotz der Trockenheit einiges zu finden ist. So wurden mir heute folgende Arten vorgelegt: Riesenbovist, Riesenporling, Dickblättriger Schwarztäubling, Rotfuß – Röhrling, Schwarzblauender Röhrling, Schwefelporling und Wurzelnder Bitter – Röhrling. Insbesondere die Riesenporlinge scheinen jetzt um alte Buchen- und Eichenstubben richtig loszulegen. In manchen Jahren starten sie bereits im Juli. Der massige, in großen Rosetten wachsende Porling, kann jung gegessen werden. Er muss zumindest an den Rändern noch zartfleischig sein. Er besitzt allerdings einen nicht von der Hand zu weisenden Nachteil. Er schwärzt bei Berührung und bei der Zubereitung erst recht. Zumindest wäre er derzeit eine Alternative, sollten nicht genügend andere Speisepilze gefunden werden. Auch der Schwefelporling, der mir in die Beratung gebracht wurde, ist jung ein guter Speisepilz. Auch das Teil von heute hatte an den Rändern noch zartfleischige Anteile. Die Finderin wusste, um welchen Pilz es sich handelt und auch das er jung essbar sei. Nur das Substratholz machte ihr Sorgen, da er offensichtlich an Robinie gewachsen sei. Das Holz der Robinie ist giftig und sie hätte im Internet herausgefunden, dass Schwefelporlinge von Robinien die Toxine mit aufnehmen könnten und daher auch die Pilze giftig wären. Das ist meines erachtens nicht der Fall. Einzig die Gerbstoffe, wie sie ein weiterer Wirtsbaum dieser prächtig gefärbten Pilzart besitzt, nämlich die Eiche, könnten den Schwefelporling herb machen und daher wird in diesem Falle vorheriges Wässern angeraten.

Hier sehen wir gleich drei Vertreter aus der Gattung der Rauhfuß – Röhrlinge: als Untergrund der braune Hut des Birkenpilzes (Leccinum scabrum). Oben liegend, mit dem graurußigen, gefleckten Hut, der Buntfärbende Birkenpilz (Leccinum variicolor) und unten der Wollstiel – Raufuß (Leccinum cyaneobasileucum). 20.09.2020 im Staatsforst Rehna (Woitendorfer Wald).

Zur Wetterentwicklung: Seit Tagen wird ab Mitte der Woche eine Umstellung der Großwetterlage angekündigt. Das wird wohl auch so kommen. Eine Tiefdruckzone vertreibt ab Donnerstag die Sommerluft auch aus M-V. Es wird herbstlich kühl und gebietsweise ist mit der Wetterumstellung auch viel Regen verbunden. Aus heutiger Sicht besonders in Süddeutschland und im Osten des Landes. In Richtung Vorpommern kann es sehr ergiebig regnen, nach West Mecklenburg hin sind bis Anfang der kommenden Woche, aus heutiger Sicht, nur einige Tropfen zu erwarten. Die berühmten Tropfen auf dem heißen Stein. Noch gestern wurden auch bei uns recht hohe Regensummen berechnet. Lassen wir es heran kommen und vielleicht überlegt es sich das Wetter noch und öffnet auch für uns seine Schleusen. Ansonsten wird es in Vorpommern nach dem Regen richtig zur Sache gehen und bei uns dümpelt es weiter vor sich hin. Hat auch sein gutes. Die Saison wird immer weiter nach hinten verlängert und wir brauchen uns keine Sorgen machen, wie wir die unerhört vielen Pilze verarbeiten wollen. Unerhört viele Pilze kann es aber auch ohne großen Regen in den nächsten Wochen geben. Hallimasch und Co. sollten für volle Körbe sorgen.

Feste, schöne, braunsamtige Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) im Fichten – Birkenmoor des Woitendorfer Waldes (Staatsforst Rehna) am 20.09.2020.

Dienstag, 22. September – Heute wurde mein alter, inzwischen sehr langsam arbeitender Computer, in die Firma von Jarmer & Roolf Computer und Kommunikation GmbH in Wismar verbracht um meine Daten auf ein neueres Gerät zu Installieren. Seit Beginn des Steinpilz – Wismar betreuen Jarmer & Roolf meine Telekomunikation und treten somit als Sponsoren des Steinpilz – Wismar in Erscheinung. Dafür ganz herzlichen Dank und auch allen, die über Vereinsbeiträge oder Spenden helfen, das Info – Zentrum über Wasser zu halten. Ohne euch wäre dieses nicht möglich und natürlich auch nicht diese Internet – Präsens! 

Das Wetter war heute spätsommerlich warm, sonnig und trocken. Genießen wir die letzten warmen Tage, denn in Kürze begeben wir uns bereits in das Winter – Halbjahr. Immerhin war heute kalendarischer Herbstanfang.

Allmählich werden die Helmlinge immer häufiger. Im Oktober erleben sie alljährlich ihren größten Auftritt. Hier sehen wir den Buntstieligen Helmling (Mycena inclinata), der in dichten Büscheln auf Laubholz, insbesondere auf Eichenstubben, anzutreffen ist. Kein Speisepilz. 20.09.20 im Lübschen Forst Ritzerau.

Den wenigen Maronen – Röhrlingen (Xerocomus badius), die heute im moosigen Fichtenforst zu finden waren, ist die trockene Witterung anzusehen. Standortfoto am 23.09.2020 im Wald bei Alt Steinbeck.

Mittwoch, 23. September – Bei sonnigem und warmen Spätsommerwetter brach ich heute morgen zu meiner Mittwochsexkursion auf. Der vierte Quadrant von MTB 2332 = Roggendorf war an der Reihe. Es ging also zum letzten mal in diese Region südlich von Gadebusch. Ziel war der Wald bei Alt Steinbeck. Dazu durfte ich auch drei Gäste begrüßen. Eine nette Dame aus Bobitz und ein interessiertes Ehepaar aus Büchen. Es handelt sich um ein kompaktes Laub- und Nadelwaldrevier auf etwas besseren Böden. Größere Fichtenforste und wunderbare Altbuchenbestände, aber auch durchschnittliche Laubmischwälder wechseln sich hier ab. Obwohl stellenweise größere Pfützen von zurückliegenden Regenfällen zeugten, war es hier über weite Strecken schon sehr trocken. Im Gegensatz zur letzten Woche, im nicht weit entfernten Drönnewitzer Holz, war es heute ausgesprochen pilzarm. Für Ende September fast schon beschämend! Trotzdem waren einige interessante und auch für den Kochtopf geeignete Arten vertreten. Vor allem Riesenporlinge. Vereinzelt auch mal eine Marone, Frauen – Täubling, Schopftintlinge und wenige andere Arten. Regen muss dringend her!

Auch diese Harten Zinnobertäublinge (Russula rosacea) wurden Opfer der Trockenheit. Wald bei Alt Steinbeck am 23. September 2020 am Standort fotografiert. Geringwertig.

Schwach giftige Rettich – Helmlinge im Moos des Fichtenforstes im Wald bei Alt Steinbeck am 23.09.2020 fotografiert.

Und dieser ist in Arbeit. Erste Tropfen können morgen früh fallen und mit etwas Glück könnten am Wochenende einige Liter zusammenkommen. Insbesondere in Richtung Vorpommern kann es sehr nass werden. Dort dürften die ergiebigen Niederschläge den starken Wachstumsschub, der dort zur Zeit herrscht, stützen und die Pilzsaison geht weiter in die Vollen. Bei uns in Mecklenburg erleben wir leider einen Hungeraspekt. Wir werden sehen, wie ergiebig die angesagten Niederschläge für uns ausfallen werden. Sind sie eher bescheiden, so wird es nur zögerlich besser werden. Bekommen wir in den nächsten Tagen aber auch um die 20 Liter oder mehr, könnten diese noch einen starken Wachstumsschub, auch von Röhrlingen, Champignons, Riesenschirmpilzen und vielen, vielen anderen Arten auslösen. Ob es zu einer derartigen Steinpilz – Explosion kommen wird, wie in den Regionen, wo die ideale Jahreszeit und optimales Niederschlagsereignis zusammentrafen, möchte ich eher bezweifeln. Der Zug ist wohl abgefahren. Selbstverständlich werden diese beliebten Edelpilze nochmal zulegen und vielleicht sogar noch ganz ordentliche Erträge bringen, aber der ganz große Knall wird es wohl nicht mehr werden. Dafür können viele andere Arten für volle Körbe sorgen. Immerhin dürfte sich in den nun viel zu trockenen Gebieten die Saison noch bis weit in den Spätherbst hinziehen, wenn in den jetzt pilzreichen Regionen bereits die Luft raus sein dürfte. Hier die aktuelle Niederschlagsprognose für Wismar bis zum 07. Oktober: im Durchschnitt können bis dahin 45,5 l/qm, maximal 80,1 l/qm und minimal 10,8 Liter zusammen kommen.  Hoffen wir auf den Durchschnittswert. Dann könnte es noch richtig gut werden.


Übrigens ist mit dem Computer – Wechsel auch endlich eine Rechtschreibkorrektur beim Bearbeiten dieser Homepage hinzu gekommen. So hoffe ich, dass in Zukunft nicht mehr so viele Fehler im Text auftauchen mögen. Ganz schön gruselig, wie viele ich alleine in diesem Tagebuch entdeckt habe. Oft Flüchtigkeitsfehler mit überflüssigen oder vergessenen Buchstaben. Ich fürchte, es wird zwar auch in Zukunft nicht ganz fehlerfrei weitergehen, aber hoffentlich nicht so wie bisher.


Das beeindruckendste Erlebnis für uns war heute eine große Gruppe von alten „Männern des Waldes“. Strubbelkopf (Strobilomyces floccopus). Dieser eigentümliche Röhrling kann einiges an Trockenheit ertragen. 23. September 2020 im Wald bei Alt Steinbeck.

Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) mitten auf einem sandigen Waldweg am 23.09.2020 im Wald bei Alt Steinbeck fotografiert.

Donnerstag, 24. September – Genau wie Montags, war auch heute wieder langer Tag im Info – Zentrum. Pilzberatungen halten sich nach wie vor in Grenzen, hin und wieder war aber auch heute meine Fachkenntnis gefragt. Vorgelegt wurden mir folgende Arten: Schlanker Riesenschirmpilz, Harter Zinnober – Täubling, Gelber Knollenblätterpilz, Perlpilz, Marone, Rotfüßchen und der Renner ist dieser Tage der Wurzelnde Bitter – Röhrling. Im Gespräch stellte sich heraus, dass im Radebachtal, bei Blankenberg, zumindest vereinzelt sehr schöne und feste Steinpilze zu finden sind und im Moidentiner Wald wurden heute Maronen gesammelt. Allerdings recht große und keine wirklich frischen Exemplare mehr. Es quält sich so dahin und Regen ist unbedingt erforderlich. Und tatsächlich scheint sich die Großwetterlage jetzt auf pilzfreundlich umzustellen.

Noch einmal Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus), die in Autolyse übergehen. Sie standen wirklich mitten auf einem breiten Waldweg und waren schon aus einiger Entfernung zu sehen. 23.09.2020 im Wald bei Alt Steinbeck. Standortfoto. Jung essbar.

Schon heute Nacht sollen von Süden her Regenfälle aufziehen. Gleich mehrere kleine Tiefs können am Wochenende ihre Schleusen öffnen. Nass dürfte es überall in Deutschland werden. Am meisten Regen wird für die Osthälfte berechnet. Also von den Ostalpen bis hoch zur Ostsee. Hier kann es durchaus hohe Regenmengen geben. In M-V wird wohl der Osten am meisten abbekommen. Mehrere Regengebiete werden es zeitweise schütten lassen. Während es von Rostock bis Rügen bis zu 50 Liter werden können, sind für Westmecklenburg immerhin noch 15 – 20 Liter möglich. Mit den Tiefs ist auch ein markanter Temperatursturz verbunden, der besonders in höheren Gebirgslagen und in Süddeutschland deutlich zu Spüren sein wird. Bei uns im hohen Norden bleibt es angenehmer temperiert, weil im Bogen feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum über Osteuropa und der Ostsee her zu uns geführt wird. Im weiteren Verlauf soll sich der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit wieder nach Westeuropa verlagern und zeitweise bis nach Nordafrika ausgreifen. So werden auch weiterhin relative warme und feuchte Luftmassen zu uns gelängt, die in Verbindung mit den zeitweiligen Regenfällen bestes Klima für ein neuerliches Aufleben an der Pilzfront bieten dürften. So rechne ich dann doch erst im Oktober mit der diesjährigen Spitze des Pilzherbstes. Eigentlich habe ich derartiges bereits Anfang September für den laufenden Monat verkündet, aber immer unter der Bedingung, dass die Witterung/Nachfolgewitterung mitspielen möge. Das tat sie leider nicht, aber offensichtlich bekommen wir ja noch eine Chance.

Junge, zartfleischige und butterweiche Riesenporlinge (Meripilus giganteus). Trotz ihres unappetitlichen Schwärzens ein recht schmackhafter Speisepilz. Das testete eine Pilzsucherin aus, die gestern mit im Wald bei Alt Steinbeck unterwegs war. Gegessen wurden die im Bild zu sehenden Pilze.

Bei diesen Aussichten wird es besonders auch in Osteuropa bis hinauf nach Schweden und Finnland nochmals recht warm, so dass die Kieler Pilzfreunde, die dort zur Zeit eine Pilzreise durch Schweden unternehmen, angenehmes Wetter haben dürften. Unser Vereinsmitglied Christopher Engelhardt bleibt darüber hinaus noch längere Zeit dort und wird sicherlich vieles interessantes entdecken können. Nicht nur an der Pilzfront. 

Um den gleichen Laubholz – Stubben herum auch schon deutlich größere Rosetten des Riesenporlings (Meripilus giganteus). Hier wären nur noch die äußersten Ränder der Konsolen empfehlenswert, da der Rest schon recht zähfleischig sein dürfte. Riesenporlinge gibt es zur Zeit recht häufig und können die Durststrecke bis zum nächsten Pilzaufbruch überbrücken helfen. Standortfoto am 23.09.2020 im Wald bei Alt Steinbeck.

Blutrote Röhrlinge (Xerocomus rubellus) heute im Schlemminer Staatsforst. Essbar.

Freitag, 25. September – Heute traf ich mich gegen 08.00 Uhr mit einem Wismarer Pilzfreund zu einer Erkundungstour durch verschiedene Wälder. Erkundet sollte werden, wo wir am Sonntag mit einer größeren Truppe in Form einer individuellen Pilzwanderung Erfolg in punkto Speisepilze haben können, denn gleich im Anschluss wollen wir in eine Gaststätte in Warin einkehren und die gesammelten Werke zubereiten lassen. In gemütlicher Runde soll hier die Wanderung bei Speis und Trank ausklingen. Um es vorweg zu nehmen, es wird schwierig mit hochwertigen Speisepilzen!

An diesen schwach giftigen Dickschaligen Kartoffel – Hartbovisten parasitieren essbare Röhrlinge. Die Schmarotzer – Röhrlinge (Xerocomus parasiticus) brechen an der Basis der Bauchpilze heraus und zehren ihren Wirt allmählich auf. Standortfoto am 25.09.2020 im Schlemminer Staatsforst.

Wunderbare Schmutzbecherlinge (Bulgaria inquinans) an einem Holzstapel von gefällten Eichen. Immer ein dankbares Foto – Motiv! Standortfoto am 25.09.2020 im Schlemminer Staatsforst. Ungenießbar.

Zunächst steuerten wir das artenreiche Klaasbachtal bei Neukloster an.  Hier herrschte Flaute, von Artenreichtum keine Spur und überhaupt sehr pilzarm. Das war also nix. Aufbruch zum Schlemminer Staatsforst. Ebenfalls einer unserer Edel – Gebiete. Hier sah es schon etwas besser aus, aber für unsere geplante Tour auch nicht geeignet. Alle guten Dinge sind drei – das Radebachtal bei Blankenberg. Ebenfalls einer unserer interessantesten Fundgruben mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt und natürlich auch ein Paradies für Kochtopf – Mykologen. Von Pilzarmut konnte hier nun nicht mehr die Rede sein. Pilze über Pilze. Der Wald steht voll! Hier hatte es Anfang September noch sehr ergiebig geregnet und das war zu spüren. Allerdings hätte auch hier  der Durchschnitts – Pilzsucher zumeist in die Röhre geschaut, sieht man mal von vereinzelten Maronen, Hexen – Röhrlingen, einer Handvoll Gold – Röhrlinge und ganz vereinzelten Steinpilzen ab. Eigentlich auch keine Option, aber wer sich auskennt, dem war trotzdem Erfolg beschieden. Zahlreiche Frauen – Täublinge in mastigen und üppigen Exemplaren. Leder – Täublinge, Perlpilze in endlich wieder besserer Qualität. Schöne Stockschwämmchen und einzelne Hallimasch. Junge Riesenporlinge waren im Angebot, wenn das Schwärzen ihres Fleisches nicht stört. Und es gibt derzeit eine Pilzart, der hat die Trockenheit nichts ausgemacht und es scheint sogar von Vorteil gewesen zu sein. Wir erleben zur Zeit einen Amanita citrina – Aspekt. Gelbe Knollenblätterpilze wohin man blickt. Teilweise riesige Erdschieber in allen Altersstadien. Ich war in der letzten Zeit in vielen unterschiedlichen Wäldern unterwegs. aber nirgendwo ging es so zur Sache wie hier. Nun hat es geregnet und es wird hier immer bunter, denn auch die ersten Haarschleierlinge machen auf den Weg. Ich glaube, dem Radebachtal stehen nach mehreren schwachen Jahren ganz große Wochen bevor!

Teils trockengeschädigte Pilze stehen zur Zeit zahlreich in den Wäldern. Diese sollten nicht eingesammelt werden. Hier sehen wir die schmackhaften Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha). Es gab sie heute zahlreich im Radebachtal und es schieben jetzt schöne und frische nach. Leider hat der kräftige Regen auch einen Nachteil. Der Sand (Staub) spritzt durch den Aufschlag der Regentropfen oft vom Waldboden in die Lamellen – Zwischenräume. Standortfoto am 25.09.2020.

Ein seltener Hasen – Röhrling (Gyroporus castaneus) heute im Radebachtal bei Blankenberg. In älteren Pilzbüchern wird er auch unter der Bezeichnung Hasen – Steinpilz geführt. Essbar. 25.09.2020.

Wie schon erwähnt, heute morgen regnete es zeitweise. In unserem Einzugsgebiet sind meist zwischen 8 und 12 l/qm gefallen. In meinen Messbecher in Wismar gelangten 9 Liter. Grundsteinlegend war dieses natürlich nicht, aber am Wochenende soll Nachschub unterwegs sein. Ich hoffe und denke, dass wir bis Sonntag Abend allgemein mit 20 l/qm zu Buche schlagen sollten. Das dürfte reichen, um eine neue Pilzgeneration hervorzuzaubern. Wir dürfen dann wieder die Uhr stellen, denn auch ein neuer Röhrlings – Schub sollte sich auf den Weg machen. Aber anders als im Sommer, können wir nun täglich mit einer nennenswerten Zunahme des allgemeinen Frischpilzaufkommens rechnen. Es bricht jetzt die große Zeit der Stubbenpilze und spätherbstlichen Saprophyten an. 

Hier hat sich ein knackiger Steinpilz (Boletus edulis) aus dem Waldboden geschoben. Nachdem die Qualität der Steinpilze in den sandigen Nadelwäldern sehr zu Wünschen übrig ließ, scheinen die nun vereinzelt schiebenden Exemplare im Buchenwald von guter Qualität zu sein. Standortfoto am 25.09.2020 im Revier Weiße Krug.

Diesen Purpurfilzigen Holzritterlingen (Tricholomopsis rutilans) ist die trockene Witterung noch anzusehen. Sonne hat die Purpurfarben ausblassen lassen und die trockene Luft sorgte für Risse und Schuppenbildung am und auf dem Hut. Standortfoto am 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Sonnabend, 26. September (Europäischer Pilztag) – Heute war ich mit zwei Eheleuten aus Glücksstadt im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide zu einer Exkursion verabredet. So begingen wir den Europäischen Pilztag durchaus würdig. Gegen 10.00 Uhr trafen wir uns am Abzweig Jellen. Den Termin hatten wir bereits im Juli verabredet, damit wir genau zur Vollsaison hier unterwegs sein können. Das Ziel war für die beiden neue Pilzarten für die Küche kennen zu lernen und in Begleitung eines Fachmannes ihre Pilzbestimmungs – App auszutesten. Das Gelang auch so leidlich, allerdings zeigte sich dieses, an sich vorzügliche Pilz – Revier, eher zurückhaltend. Welch ein Glück für die Leute aus Glücksburg, dass sie mit einem Pilzkenner unterwegs waren, so kam am Ende doch noch eine Pilzpfanne für den heutigen Abend heraus. Das Gebiet ist für seinen Reichtum an klassischen Speisepilzen bekannt, allen voran von Maronen – Röhrlingen. Nicht ein einziges Exemplar konnten wir ausmachen! Zahlreiche Autos an den Straßenrändern signalisierten uns, dass wir nicht allein nach den beliebten Waldkobolden Ausschau hielten. Die allermeisten von ihnen dürften mit einem langen Gesicht die Heimfahrt angetreten haben. Es gab zwar vereinzelt einige, durchaus junge Butterpilze, Gold – Röhrlinge und Ziegenlippen, aber damit war kein Staat zu machen. Selbst Steinpilze waren kaum vertreten. Wir fanden insgesamt vier überständige Exemplare. Dafür waren einige frische Riesenschirmpilze dabei und natürlich Täublinge, Perlpilze, auch eine kleine Krause Glucke. Es war auch das erste mal, dass ich mit jemandem unterwegs war, der eine Pilzbestimmungs – App dabei hatte. Wir testeten sie immer wieder. Beim Scheidenstreifling kam der Ansehnliche Scheidling heraus. Beim Blaugrauen Täubling bot uns die App den Frauen – Täubling an. Dieser kommt in den sandigen Wäldern kaum vor. Es gab aber auch immer mal Volltreffer, soll heißen, die App hat zu 100 % gepunktet. Etwas verblüfft hat mich die Ansage zum kleinen Keulenfuß – Trichterling. Hier bot uns die App den Riesen – Krempentrichterling an. Das war schon ein weiter Spagat, zum Glück sind beide Arten essbar. Es zeigte wieder einmal, dass so eine Bestimmungs – App sicher hilfreich sein kann, verlassen sollte man sich auf diese keinesfalls, insbesondere auch dann nicht, wenn die gefundenen und so bestimmten Pilze verzehrt werden sollen.

Der Rötliche Holzritterling (Tricholomopsis rutilans), wie er auch genannt wird, findet sich auf Nadelholz, in der Regel von Kiefern, und ist eher ein Augenschmaus, als dass er im Stande wäre, unsere Gaumen mit einem tollem Pilzaroma zu verwöhnen. 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Gleiches gilt für den Fliegenpilz (Amanita muscaria). Ich weiß zwar nicht, ob er ebenfalls geschmacklich minderwertig ist, aber auf jeden Fall ist er recht giftig und kommt daher als Genussträger im herkömmlichen Sinne nicht in Frage. 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Zum Wetter: Als ich gegen 13.30 Uhr in der Schwinzer Heide startete, fing es an zu Tröpfeln. Ich hatte mich auf den Regen bereits eingestellt und rechnete durchaus damit, auf der Rückfahrt nass zu werden. Da der Regen von Südosten her aufzog und ich in Richtung Nordwesten fuhr, gelang es mir, das Niederschlagsgebiet bei nur leichtem Getröpfel bis Wismar hinter mir her zu ziehen. Genau in dem Moment, als ich mit meinen Leichtkraftroller auf dem Parkplatz am ZOB angelangt war, fing es kräftiger an zu regnen. Es regnete bis zum Abend teils intensiv, so dass um 20.00 Uhr in meinem Messbecher am Info – Zentrum in Wismar 15 Liter gelangt sind. Zusammen mit den 9 Litern vom Vortag ein gutes Ergebnis. Wismar kam also auf 24 l/qm in 2 Tagen. Im selben Zeitfenster waren es in Boltenhagen 21, in Schwerin 30, in Goldberg 32 und in Rostock/Warnemünde 36 Liter. Damit können wir zufrieden sein. Morgen soll noch ein schlappes Regengebiet, insbesondere für die südlichen Landesteile, folgen. Bis zum 11. Oktober werden ab heute Abend in der Mittelfrist noch weitere 40,7 Liter berechnet. Bestenfalls 84,5 l/qm und minimal können es immerhin noch 19,0 Liter werden.

Am lichten, moosigen Waldweg erschienen ganz junge und frische Butterpilze (Suillus luteus). Der gestrige Regen kam da ganz gelegen. 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Seit Ende Juli habe ich meine Sommersteinpilz – Stellen in diesem Revier nicht mehr kontrolliert. Sie sind immer noch aktiv. Zumindest fanden wir heute noch dieses vermeintlich junge Exemplar. Es war aber völlig Trockengeschädigt und nach dem Regen wieder aufgeweicht, also weich und pappig. Solche Pilze dürfen auf keinen Fall verzehrt werden. Es droht eine unechte Pilzvergiftung. Gleichzusetzen mit einer Lebensmittel – Vergiftung. 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Wie dem auch sei, ich denke und hoffe, es ist das letzte mal in diesem Jahr, dass wir nun noch einmal die Uhren nach Grundsteinlegenden Regenfällen stellen dürfen. Das heißt, die Ergebnisse dieser Niederschläge werden im laufe der übernächsten Woche greifen. Anders als im Sommer braucht man allerdings nicht zu warten und kann immer mal wieder seine Stellen kontrollieren. Es wird etwas verwaschen sein, denn auch zwischenzeitlich kann sich etwas tun. So kamen am moosigen Waldweg der Schwinzer Heide heute ganz junge Butterpilze heraus. Auch die Ziegenlippen waren ganz frisch erschienen. Außerdem starten jetzt die Stubbenpilze durch und an Stellen und in Wäldern, wo ohnehin noch einiges im Boden steckt und nur auf Regen wartete, kann es unverzüglich besser werden. Ich betrachte hier aber die Pilzflora ganz allgemein und möchte mich nicht nur auf die Handvoll Klassiker der volkstümlichen Pilzkunde reduzieren. Jeder in Wald und Flur wachsende Frischpilz ist damit gemeint, ganz egal ob essbar, ungenießbar oder giftig.

Auch dieser große Steinpilz (Boletus edulis) war bereits grenzwertig, aber zum alsbaldigen Verzehr noch geeignet. Wir sehen aber auch hier Spuren eines witterungsbedingten Wechselspiels. Der Fruchtkörper steckte im tiefen Moos und Heidekraut. Feuchte Nächte und trockene Tage sorgten dafür, dass an den Röhrenmündungen Moos festkleben und bei der Streckung des Fruchtkörpers empor gehoben und antrocknen konnte. 26.09.2020 in der Schwinzer Heide.

Nach den jüngsten Regenfällen werden in den nächsten Wochen auch die Ritterlinge kräftig zulegen. Hier sehen wir den nach Leuchtgas „duftenden“ Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureus). Er bereichert meine Foto – Datei und ab morgen unsere Pilzausstellung. Standortfoto am 27.09.2020 im Radebachtal.

Sonntag, 27. September – Heute stand bei regnerischem Wetter eine individuelle Pilzwanderung auf dem Plan. Seit Jahren organisiert Rechtsanwalt Hartmut Perlebach mit seinen Freunden und Bekannten eine Pilzwanderung im Zusammenspiel mit dem Steinpilz – Wismar. Im laufe der Jahre haben wir nun schon vielen Wäldern in Mecklenburg in diesem Zusammenhang einen Besuch abgestattet. Immer gelang es uns, die Erwartungen der Teilnehmer zu befriedigen. Mal waren es Berge von Maronen – Röhrlingen, ein anderes mal füllten sich die Körbe mit großen Mengen von Toten – Trompeten. Besonders im letzten Jahr, als wir die Schwinzer Heide aufsuchten, waren auch herrliche Steinpilze dabei. In diesem Jahr stand unsere Tour unter einem etwas ungünstigeren Stern. Durch die wochenlange Trockenheit durchleben wir derzeit eine kleine Durststrecke, was die klassischen Speisepilze anbelangt.

Auch diese wunderschönen und fleischigen Ansehnlichen Flämmlinge (Gymnopilus junonius) sind nur etwas für ´s Auge. Ihr sehr bitterer Geschmack würde jedes Pilzgericht ungenießbar machen. Standortfoto am 27.09.2020 im Radebachtal bei Blankenberg.

Dickblättriger Schwarztäubling (Russula nigricans). Er diente heute als Füllmaterial für unsere Waldpilz – Pfanne. Von der Konsistenz her wunderbar bissfest und gut gewürzt durchaus nicht der schlechteste Waldpilz, der meinem Gaumen bisher erreichte. Jedenfalls würde ich ihn den schlabbrigen und weichen Gold – Röhrlingen vorziehen. Standortfoto am 27.09.2020 im Radebachtal.

Wir entschlossen uns schließlich in das Radebachtal bei Blankenberg zu fahren. Da ja ein Fachmann dabei war, wurden also auch unorthodoxe Speisepilze mitgenommen, die ansonsten kaum jemand beachtet. Allen voran die hier in Mengen vorkommenden „Knorpelpilze“. Ein Ausdruck für den Dickblättrigen Schwarztäubling, den ich vor einigen Jahren von Pilzfreunden aus Schleswig – Holstein lernte. Sie schwärmten von ihren Knorpelpilzen, die in ihrem Hauswald in großen Mengen zu finden sind und die ihre Lieblingspilze darstellten. Also gelangten diese großen und allgemein als minderwertig geltenden Speisepilze zahlreich in die Sammelbehältnisse. Schließlich mussten wir eine ausreichende Menge von Waldpilzen für etwa 20 Personen zusammen bekommen, da wir die Pilze anschließend in einer Gaststätte zubereiten wollten. Natürlich waren nicht nur Knorpelpilze dabei. Auch andere Täublinge, Stockschwämmchen, Perlpilze und auch Röhrlinge, vor allem in Form von Goldgelben Lärchen – Röhrlingen, die zur Zeit einen Wachstumsschub erleben. Freunde dieser Schmierröhrlinge sollten unbedingt ihre Plätze kontrollieren. Auch einige Maronen waren dabei, genau so wie ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling und einige, wenige Steinpilze. Auch die Inhaber des Hotels am Wariner See http://www.hotel-in-warin.de waren mit dabei, denn im Anschluss kehrten wir dort ein. Gemeinsam wurden die Pilze beim Pils geputzt und im Anschluss dem Küchenpersonal übergeben. An der zuvor festlich eingedeckten Tafel ließen wir uns die frisch gesammelten Werke munden. Ein ausgiebiges Mischpilzgericht haben wir zusammen bekommen und ich persönlich fand tatsächlich die Knorpelpilze wegen ihrer Bissfestigkeit am besten. Weniger mundeten mir die schlabbrigen Röhrlinge, allen voran der Gold – Röhrling

Aber wenn schon mit dem Steinpilz – Wismar auf Tour, durfte der Herrenpilz (Boletus edulis) natürlich nicht fehlen. Auch wenn er nur in sehr vereinzelten Exemplaren vertreten war. 27.09.2020 im Radebachtal.

Hallimasch (Armillaria spec.) am 19.09.2020 im Staatsforst Ivendorf. Genommen werden nur die Hüte. Gut Durchgaren, da roh giftig.

Montag, 28. September (Wenzelstag) – Der eingeweihte Pilzfreund weiß, was es heißt, dass wir heute den Tag des heiligen Wenzel begehen. An diesem Tag fällt der Startschuss in die Hallimasch – Saison. Der Vollherbst beginnt also und die große Zeit der Stubbenpilze, von denen der Hallimasch nun bis in den November hinein die häufigste und ergiebigste Art darstellt. Aber Art ist eigentlich falsch, da es sich um eine eigene Gattung handelt, mit mehreren, teilweise schwierig abzugrenzenden Arten. In manchen Jahren kommt es zu einem überdurchschnittlichen Massenwachstum, wenn nahezu alle Hallimasch – Arten fast gleichzeitig durchstarten. Meist kommen die unterschiedlichen Arten aber etwas zeitversetz und somit dauert die Saison mitunter bis Ende November an. Der Hauptmonat ist jedoch der Oktober. Ab Mitte August kann es schon im Vorfeld einige, meist schwache Wachstumswellen geben, die ab Anfang September schon üppiger ausfallen können. Auch in diesem Jahr haben wir vor gut einer Woche schon ein wenig, während unserer Pilzwanderung durch den Staatsforst Ivendorf, ernten können. Wenn in früheren Zeiten der Hauptschub einsetzte, stand bei mir Urlaub auf dem Programm und es ging über eine Woche lang Vormittags zum Ernten in den Wald und am Nachmittag wurde der Verkaufsstand aufgebaut. Das war natürlich noch zu DDR – Zeiten und es hat viel Spaß gemacht, denn die Menschen waren dankbar, schmackhafte Waldpilze erwerben zu können. Damals habe ich im Dreischicht – System in der Wismarer Großbäckerei gearbeitet. Nach Feierabend startete die 2. Schicht in der damals schon vorhandenen Pilzberatungsstelle. Heute sammle ich Hallimasch meist als Vorrat für unsere Imbisstage, in dem sie blanchiert und eingefroren werden. Im vergangenen Jahr kochte ich zur Stuhlparade eine herzhafte Waldpilzsuppe mit großem Hallimasch – Anteil. Die Leute waren begeistert und holten sich oft noch Nachschlag oder nahmen gleich noch etwas mit nach hause. Ein wirklich würziger und sehr empfehlenswerter Speisepilz, der aber gut durchgegart werden muss, weil er roh giftig ist und in diesem Zustand einen seifigen Geschmack besitzt.

Auch viele Haarschleierlinge werden in den nächsten Wochen ihren großen Auftritt haben. Hier sehen wir den Bitteren Schleimkopf (Cortinarius infractus) am 26.09.2020 in der Schwinzer Heide am Standort fotografiert. Ungenießbar.

Blaublättriger Weißtäubling (Russula delica). 25.09.2020 im Radebachtal. Der große, minderwertige Täubling besitzt meist einen schwachen, bläulichen Schimmer in den Lamellen. Oft ist aber eine deutlich blauere Zone an der obersten Stielspitze zu erkennen.

Die Pilzberatung wurde heute nur gelegentlich in Anspruch genommen. Im letzten Jahr um diese Zeit herrschte ein kommen und gehen. Dieses könnte sich aber ab der nächsten Woche ändern, wenn die nun gefallenen Niederschläge greifen. Wenn die schwach giftigen Karbol – Champignons in den städtischen Anlagen wieder durchstarten, geht es auch in den Wäldern wieder rund und dann wird die Pilzberatungsstelle für viele zum Anlaufpunkt. Heute wurden mir vor allem Riesenporlinge, Täublinge, Maronen und Gallen – Röhrlinge vorgelegt. Die „Bitterlinge“, wie sie von einigen Pilzsuchern genannt werden, haben in den klassischen Maronenwäldern, insbesondere unter Fichten, während der letzten Wärme- und Trockenperiode zu einem neuen Wachstumsschub angesetzt und landen nun häufig in den Körben der Sammler. So manches Pilzgericht dürfte dieser Tage wieder für ein Geschmackserlebnis der besonderen Art gesorgt haben.

Heute habe ich übrigens die Frischpilzausstellung erneuert. Es liegen 130 Arten auf den Flächen. 

Aber der oben zu sehende Bittere Schleimkopf kann noch übertroffen werden. Der Gallige Schleimfuß (Cortinarius vibratillis) stellt alles bittere in den Schatten. Da kann selbst der Gallen – Röhrling neidisch werden. Einfach mal am Hut lecken! Standortfoto am 25.09.2020 im Radebachtal.

Noch sind die Körbe leer, aber das sollte sich bald ändern.

Dienstag, 29. September – Ein traumhafter Frühherbstmorgen leitete einen wunderschönen und sonnigen Septembertag ein. Leider hatte ich keine Zeit, die wunderbaren Stimmungen mit flachen Dunst- und Nebelfeldern in der goldenen Morgensonne über Wiesen, Feldern, Seen und Wäldern im Bild einzufangen, da ich mich zunächst durch das Verkehrschaos, dass derzeit oft in Wismar herrscht, hindurch wurschteln musste, um noch halbwegs rechtzeitig meinen Termin mit einer 4. Klasse der Grundschule am Rietberg in Neuburg einzuhalten. Wie seit vielen Jahren  im Herbst bin ich mit den 4. Klässlern im nahen Wald auf Pilzsuche. Bio – Unterricht einmal anders.

Dabei entdeckten die Kinder auch ganz ungewöhnliche Formen, die wir eher in den Meeren vermutet hätten, nämlich Korallenpilze. Über diese freute ich mich ganz besonders, denn die Grünende Fichtenkoralle (Ramaria abietina) zählt nicht gerade zu den häufigsten Korallenpilzen. Standortfoto am 29.09.2020 im Forst Farpen bei Neuburg.

Unweit der Korallen sorgten diese außerirdischen Gebilde für Begeisterung. Bewimperte Erdsterne (Geastrum fimbriatum). Standortfoto am 29.09.2020 im Forst Farpen.

Nach kurzer Begrüßung und einigen einleitenden Worten starteten wir bei dem schönen Wetter von der Schule aus in den nahen Wald. Die Kinder sind in diesem Alter noch richtig begeisterungsfähig und freuen sich über jeden Pilz den sie entdecken. Das kann für mich manchmal ganz schön anstrengend werden, wenn 20 Kinder fast gleichzeitig wissen wollen, welchen Pilz sie gerade gefunden haben und ob man den Essen kann. Aber da muss ich durch, denn das wichtigste ist, dass die Schüler lernen, unsere Umwelt und in diesem Fall auch die einheimische Pilzflora zu achten und nicht als unnütz oder gar gefährlich anzusehen. So durften die vielfältigen Waldkobolde angefasst und viele von ihnen auch errochen werden. Und da waren schon ganz schön beeindruckende Gerüche dabei, wie die vom Grünen Anis – Trichterling, des Langstieligen Knoblauchschwindlings, der stechende Leuchtgasgeruch des Schwefel – Ritterlings und der wunderbare Duft des Mandel – Täublings. Überwältigend waren monströse Riesenporlinge, die wir heute gleich Säckeweise hätten einsammeln können. Zurück in der Schule, wurden die gesammelten Exemplare noch einmal auf der Schulbank ausgelegt und ich stellte die wichtigsten Funde noch einmal kurz vor und sorgte auch dafür, dass die Schüler keine giftigen Arten mit nach hause nehmen konnten.

Zum reinbeißen lecker dufteten diese Vertreter aus der Gruppe der Stinktäublinge. Der Mandel – Täubling (Russula laurocerasi) duftet wie Lübecker Marzipan, aber während dieses auch vom Geschmack her ein Genuss ist, kann man derartiges von diesem Sprödblättler nicht behaupten. Standortfoto am 29.09.2020 im Forst Farpen bei Neuburg.

Das war praktisch der einzige, junge Maronen – Röhrling (Xerocomus badius), den wir heute im ganzen, großen Gehölz auf einem moosigen Waldweg entdecken konnten. Standortfoto im Wald am Woseriner See/NSG Kläden.

Mittwoch, 30. September – Der September liegt nun auch schon wieder hinter uns. Er sollte eigentlich der artenreichste Monat des Jahres werden. Zumindest zeichnete es sich  zu Beginn des Monats so ab. Leider kehrte über Wochen zunehmend trockenes, teils sehr windiges, teils fast noch hochsommerlich warmes Wetter ein, der diesem positiven Trend auszuhungern begann. Es steckte viel in den Startlöchern und zunächst ging es auch ordentlich zur Sache. Zumindest regional und in einigen Wäldern, die zuvor besonders gut von Regen bedacht wurden. So hat sich der nun endende September doch nicht mit großem Ruhm bekleckert. Er war letztendlich sogar unterdurchschnittlich. So dürfte sich der Höhepunkt der diesjährigen Saison doch wieder in den Oktober verlagern, so wie es eigentlich schon zur Gewohnheit geworden ist. Geregnet hat es nun wieder ausreichend und auch die Großwetterlager spielt aus heutiger Sicht bis Mitte Oktober mit. Soll heißen, es wird nicht zu kalt, eher angenehm temperiert und zeitweise sogar warm. Gelegentlich sind weitere Regenfälle in Sicht, so das der Trend ab nächste Woche wieder nach oben zeigen sollte.

Draufsicht auf einen Breitschuppigen Champignon (Agaricus lanipes). Ein typischer Waldbewohner, der gerne unter Eichen anzutreffen ist. Meist allerdings nur als Einzelstück oder in wenigen Exemplaren. Heute waren es drei. 30.09.2020 Woseriner See/NSG Kläden. Guter Speisepilz.

Der Top –  Fund der heutigen Mittwochsexkursion waren drei Fruchtkörper des Hasen – Röhrlings (Gyroporus castaneus), von denen leider nur einer fotogen war. Die Schnecken sind derzeit wieder besonders hungrig.

Heute war Mittwoch und da stand natürlich wieder die gleichnamige Exkursion auf dem Programm. Ein neues Messtischblatt wurde in Angriff genommen: 2338 = Dobbertin. Im ersten Quadranten finden sich umfangreiche Forst- und Waldgebiete angrenzend an den Woseriner See mit integriertem Naturschutzgebiet „Kläden“. Buchen und Nadelforste sind dominant. Letztere setzen sich aus Kiefern, Fichten, Lärchen und Douglasien zusammen. Die Böden sind über weite Strecken eher sandig, teils aber auch etwas besser. Da ich in diesem Gebiet nicht das erste mal unterwegs war, weiß ich, dass hier zu gegebener Zeit mit einem großen Artenreichtum gerechnet werden kann. Selbst solche Raritäten wie das Schweinsohr wurden hier schon nachgewiesen. Heute war davon nichts zu spüren. Wir erlebten (4 Pilzfreunde) einen sehr verarmten Amanita citrina, Hypholoma fasciculare, Collybia dryophila – Aspekt! Der Durchnittssammler wäre praktisch leer aus dem Wald gekommen und hätte sich mit drei kleinen Rotfüßchen, einem Gold – Röhrling und einer jungen Marone begnügen müssen. Der etwas versiertere Pilzfreund hat schließlich noch einige Stockschwämmchen, leckere Rosablättrige Helmlinge, vereinzelte Perlpilze, Riesenschirmpilze, Breitschuppige Wald – Champignons sowie einige Täublinge und Braune Raslinge im Korb gehabt. In Bezug auf die Kartierung kam ich auf etwa 50 Großpilzarten, die ohne Mikroskop für mich ansprechbar waren. Normalerweise hätten es zu dieser Jahreszeit wenigstens 100 – 150 Arten sein können. Insgesamt gab das Frischpilzaufkommen im Vergleich zu anderen Wäldern, in denen ich in letzter Zeit unterwegs war, ein trauriges Bild ab.

Wie gut, dass ich meist einen Schminkspiegel mit Bügelgestell dabei habe. Er dient weniger meinen Eitelkeiten als vielmehr als Hilfsmittel, wenn nur ein Fruchtkörper vorhanden ist. In diesem Fall gab es zwar noch einige, die aber leider stark von Schnecken in Mitleidenschaft gezogen waren. Brauner Ledertäubling (Russula integra) Guter Speisepilz. 30.09.2020 Woseriner See/NSG Kläden.


Und hier noch ein Nachtrag zum Tagebucheintrag vom 06. September. Damals habe ich den Hühnerfettpilz in Text und Bild kommentiert und dokumentiert, den wir auf dem Objekt des Umweltschulungszentrums „Drei Eichen“ in der Märkischen Schweiz gefunden haben. Was uns damals störte und stutzig machte, war der Standort unter Douglasien und nicht unter Arven oder Zirben. Damals war auch Natur- und Pilzfreundin Johanna Davids aus Berlin mit dabei und sie hat den Pilz nun wiederum unter Douglasien entdeckt. Schon damals hatte ich den Douglasien – Röhrling im Hinterkopf, aber die Struktur auf dem Hut verband ich mit dem Hühnerfettpilz. Vom Douglasien – Röhrling hatte ich eine andere Abbildung im Kopf. Da offensichtlich der selbe Pilz nun wieder unter Douglasie gefunden wurde, denke ich, dass es sich um den Douglasien – Röhrling (Suillus lakei) handeln dürfte. So ist anzunehmen, dass sich diese Schmierröhrlings – Art durch zunehmende Douglasien – Pflanzungen in Deutschland weiter ausbreiten dürfte.

Standortfoto des Douglasien – Röhrlings (Suillus lakei) in Schwarzenburg, auf dem Dorfplatz unter Douglasie und Wacholder. Foto: Johanna Davids.


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Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze August 2020

Der unterkühlte Juli 2020 neigt sich dem Ende zu. Das Foto entstand am Abend des 30.07.2020 am Dorfsee in Demen.

Zunächst noch einige Worte zum vergangenen Juli. Obiges Stimmungsfoto sollte eigentlich am Ende des Juli – Tagebuches stehen. Aber im Bearbeitungsmodus hat sich ein mir unerklärlicher Fehler eingeschlichen. Dort existiert das Juli – Tagebuch 2020 einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich die Speicherkapazität dieser Rubrik zu stark ausgereizt habe, so wie es in der Vorgängervision von WordPress einmal war. Deshalb hatte ich damals die Tagebücher auch zweigeteilt. Wie dem auch sei, das Juli – Tagebuch ist zum Glück noch sichtbar, auch wenn ich es nicht mehr bearbeiten kann. Glück gehabt, denn es wäre sehr schade bei aller Arbeit, die ich mir mit dieser Tagebuchseite gemacht habe und vor allem geht uns nicht die Dokumentation dieses wichtigen Sommermonats verloren.

Wichtig auch deshalb, da es in diesem Juli nach den Totalausfällen der letzten beiden Jahre wieder Frischpilze gab. Durch die unterkühlte Witterung und gelegentlichen, teils ergiebigen Regenfällen, konnte sich einiges an der Pilzfront entwickeln. So gab es nicht nur in den Parkanlagen reichlich Sommerpilze, sondern vor allem auch in unseren sandigen Nadelwäldern, die normalerweise im heißen Juli nicht viel zu bieten haben. Dafür sind unsere besseren Buchenwälder nicht in Gange gekommen. Ihnen fehlte offensichtlich die Wärme und von den Regenfällen wurde manches durch die Baumkronen abgefangen. So möchte ich den Juli 2020 in Mecklenburg als recht guten Pilzmonat werten, auch wenn wir schon ganz andere Kaliber erlebt haben, in denen es zur Sache ging wie im Herbst.

Einer der Pilzarten, die in unseren Nadelwäldern kaum zu übersehen sind, legte einen außergewöhnlichen Wachstumsschub hin. Die wunderschönen Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus). Mehr was für` s Auge als für den Gaumen.

Sonnabend, 01. August – Der August scheint das werden zu wollen, welches der Juli nicht vermocht hat, nämlich ein echter Hochsommer – Monat. So erlebten wir heute endlich mal wieder, wie sich Sommer eigentlich anfühlen sollte. Sehr warm, mit viel Sonne am Vormittag und zunehmend bewölkt und schwül zum Nachmittag hin. Sollten dann in der Nacht noch Gewitter aufkommen, haben wir einen vollwertigen Hochsommertag, so wie es sich gehört. Stichpunkt Gewitter: Wie soll es auch anders sein in diesem Sommer. Sie vertreiben die Sommerluft wieder und ersetzen sie durch kühlere Meeresluft. Echte Sommertage scheinen in diesem Jahr bei uns an der Küste seltene Eintagsfliegen zu sein. Aber die Hundstage dauern ja noch bis fast zum Ende des Monats. Und tatsächlich scheinen sie es allmählich zu schaffen die Großwetterlage umzukrempeln. So soll sich im laufe der Woche neuerlich heiße Luft bis zu uns in den Norden auf den Weg machen. Diese könnte dann unter Hochdruckeinfluss vielleicht etwas länger bleiben. Die Ostsee – Urlauber dürfte es freuen. Wir Pilzfreunde können uns dann allmählich zurück lehnen und die uns auferlegte Sommerpause genießen. Aber vielleicht wird das Frischpilzaufkommen nicht gänzlich versiegen durch die zunehmende Hitze. So besteht wohl immer mal wieder die Gelegenheit, dass einige Schauer und Gewitter auftauchen, die örtlich einiges an Regen im Gepäck haben könnten. So zieht heute Nacht und morgen eine Kaltfront durch. Im Vorfeld und in ihrem Bereich selbst können sich gebietsweise starke Gewitter bilden. Die Unwetterzentrale bewarnt unser Einzugsgebiet ab morgen früh 5.00 Uhr vor Gewittern der Stufe rot. http://www.unwetterzentrale.de Einige Wettermodelle sehen die Hauptgewittergefahr in Mecklenburg jedoch bereits in der kommenden Nacht bis in die Frühstunden. Unsere für morgen geplante Vereinsexkursion fällt daher aus! In den ausführlichen Erläuterungen zur aktuellen Gewitterlage wurde dargelegt, das durch eine relativ trockene Grundschicht, auch gerade im Norden die Gefahr von Downburst und einzelnen Tornados als zumindest leicht erhöht anzusehen ist. Downburst sind schwere Gewitterböen bis hin zu Orkanstärke bei plötzlich einsetzenden Wolkenbrüchen. Regen und Hagel stürzen wie ein Wassersack auf den Erdboden und die starken Fallwinde breiten sich seitwärts aus. Ähnlich einem Steinwurf in eine Wasserfläche. Darin besteht die Hauptgefahr bei Gewitterlagen im Wald. In den möglichen Gewittern kann es also punktuell zu hohen Regenmengen kommen und vielleicht treffen diese auch das eine oder andere Pilzrevier.

Hier noch ein Foto aus der Schwinzer Heide vom 29.07.2020. An einer kalkhaltigen Stelle im eigentlich sauren Mischwald wachsen die links zu sehenden Blassen Laubwaldpfifferlinge (Cantharellus cibarius var. pallidus). Wenige Meter weiter gibt es die rechts liegende Normalform. Die blasse Variante wird hier offensichtlich immer wieder heraus gerissen und weggeschmissen. So auch die zu sehenden Pilze. Sie werden vom offensichtlich wenig kundigen Pilzsammler nicht als Pfifferlinge erkannt.

Am Findlingsgarten in Raben – Steinfeld begrüßte mich dieser Schopf – Tintling (Coprinus comatus). 02.08.2020 am Standort fotografiert. Jung essbar.

Sonntag, 02. August – Heute stand eine Vereinsexkursion der Pilzfreunde auf dem Programm, die ich, wie gestern schon erwähnt, aufgrund von Unwettervorwarnungen vor Gewitter der Stufe rot ausfallen ließ. Letztendlich ist es nicht zu den möglichen Unwettern gekommen. aber die Erfahrung aus dem Juni, als es während einer öffentlichen Pilzwanderung eine Gratwanderung zwischen den zunächst schwachen und später unwetterartigen Gewittern war, hat gezeigt, dass wir solche Wetterwarnungen ernst nehmen sollten. Niemand weiß vorher, ob ein Unwetter gerade das Zielgebiet zum Zeitpunkt einer Wanderung trifft oder nicht. Sicher ist sicher! Wenn man weiß, dass es ungemütlich oder gar gefährlich werden könnte, ist es besser das Unterfangen gar nicht erst zu starten. Tut mir leid, aber all zu oft kommt es wetterbedingt ja nicht vor. Gewitter gab es in der vergangenen Nacht und auch heute tagsüber reichlich in vielen Regionen Deutschlands. Bei uns in M-V zündete es gestern am späten Abend. Um 23.02 Uhr registrierte ich von Wismar aus den ersten Blitz. Weitere sollten stundenlang die Nacht erhellen, aber insgesamt lief es doch eher moderat ab. Sowohl was die elektrische Aktivität betraf, wie auch die sonstigen Begleiterscheinungen. Es hatte sich ein Multiclustersystem entwickelt, das im laufe der Nacht immer stärker und umfangreicher wurde. So haben Teile von Vorpommern, insbesondere die Insel Rügen, recht hohe Regenmengen abbekommen. Spitzenreiter war Barth mit 43 l/qm. In unserem Einzugsgebiet kamen im Durchschnitt zwischen 2 und 5 Liter vom Himmel. Örtlich aber auch deutlich mehr. Ab dem Morgen zogen von Süden weitere Cluster auf, die örtlich neuen, teils gewittrigen Starkregen brachten.

Auch diese, durch den Regen wieder aufgefrischten Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) wuchsen auf der Rasenfläche am Findlingsgarten. Standortfoto: 02.08.2020. Sehr guter Speisepilz.

Pantherpilz (Amanita pantherina) im Regen. Schön ist die oberseits ungeriefte Manschette zu sehen, die leider nur selten so ideal ausgebildet ist. Standortfoto am 02.08.2020 in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Stark giftig!

So bin auch ich in das neuerliche Geschehen hinein geraten und ordentlich nass geworden. Der Grund war, dass es am morgen in Wismar ruhig und trocken zuging. Da unsere Veranstaltung auch in der Presse bekannt gegeben wurde, machte ich mich deshalb auf den Weg zu unseren Treffpunkten  in Wismar und in Raben – Steinfeld. Nicht jeder hat Internet und verfolgt zeitnah mögliche Änderungen. Weder in Wismar, noch am Findlingsgarten in Raben – Steinfeld fand sich ein Pilzfreund ein. Ich drehte eine kleine Info – Runde im angrenzenden, etwas besseren Laubwald. Außer einem Wurzelrübling konnte ich auf die Schnelle keine Frischpilze ausmachen. So überlegte ich mir, doch noch einmal in die Schwinzer Heide herüber zu fahren. Zuvor musste ich aber noch ein Weilchen in einer Wanderhütte am Findlingsgarten ausharren, da es anfing zu regen. Es war zwar nur leichter Regen, aber während der Fahrt reicht auch dieser zum nass werden aus. Schließlich startete ich durch und hatte Glück, dass ich einigermaßen trocken in der Zielregion ankam. Dann ging es aber wieder zur Sache. Es schüttete wie aus Kübeln, zum Glück hatte ich einen Schirm dabei, denn die schönen Parasole, die am Straßenrand standen, waren meist noch geschlossen und somit als Regenschirm nicht zu gebrauchen. Ich suchte mir in der Nossentiner/Schwinzer Heide zwei Bereiche aus, die ich noch nicht durchwandert hatte. Zunächst ein Mischgebiet mit Buchen, Kiefern und Fichten und schließlich ein Märchenwald, wie er im Buche steht, mit Altkiefern und Altfichten. So etwas findet man meist nur noch in Skandinavien oder in natürlichen Gebirgswäldern. Fast schon zu schön und idealisiert.

Hier möchte ich noch von Wald sprechen, nicht von einem schnöden Forst. Entsprechend interessant scheint sich hier auch die Pilzflora zu geben, da ich Pilze entdeckte, die ich heute nicht erwartet hätte. Natürlich gab es hier auch Pfifferlinge. Nossentiner/Schwinzer Heide am 02.08.2020.

Pilzsucher lieben derartige Standorte ganz besonders und daher sind diese, zumindest was Speisepilze anbelangt, oft ganz schön ausgeräumt. Aber heute war kaum jemand unterwegs und das allgemeine Frischpilzaufkommen ist ohnehin stark rückläufig. Aber es gibt hier und da immer mal etwas frisches, welches sich aus dem Waldboden schiebt. In beiden Bereichen, in denen ich heute unterwegs war, waren Pfifferlinge, bis auf einen Steinpilz und wenigen Sandpilzen, die einzigen Vertreter, die der volkstümliche Kochtopfmykologe in den Korb legen würde. Vielleicht noch Gallen – Röhrlinge, weil sie so verführerisch aussehen. Ansonsten nur sehr wenige Täublinge, kaum noch Scheidenstreiflinge und Perlpilze. Dafür waren giftige Pantherpilze frisch am Schieben. 

Allerdings hätte der etwas versiertere Kochtopf – Mykologe und Feinschmecker Luftsprünge beim Anblick dieser Zigeuner gemacht. Zählen sie doch zu den beliebtesten und schmackhaftesten Speisepilzen. Leider unterliegen sie durch die weiter fortschreitende Nährstoffanreicherung in unseren armen Wäldern einer Rückgangstendenz. Auch ich habe mich riesig über diesen Fund im oben abgebildeten Wald gefreut. Reifpilz (Rozites caperatus) am 02.08.2020 in der Nossentiner/Schwinzer Heide.

Neben der Idealausführung eines Schopf – Tintlings im oberen Tagebuch – Eintrag, fand sich auch dieses märchenhaft zerzauste Exemplar.  Ein Schopf – Tintling (Coprinus comatus) in seiner Autolyse – Phase. 02.08.2020 Raben – Steinfeld.

Montag, 03. August – Offiziell ist nun mein Urlaub, der keiner war, beendet. Das Info – Zentrum ist also wieder regulär zu den angegebenen Sprechzeiten geöffnet. Auch habe ich die Frischpilzausstellung heute wieder hochgefahren. Sie ist recht ansehnlich. Es liegen insgesamt 96 Pilzarten auf den Moosflächen. Aber viel Sinn dürfte es nicht haben, sich diese Arbeit zu machen, da durch die Maskenpflicht die Leute kaum Lust verspüren, sich in eine Ausstellung zu begeben. Das wird wohl auch im Hinblick auf unsere herbstlichen Großpilz – Schauen zu bedenken sein, denn eine Lockerung scheint nicht in Aussicht zu stehen, angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen. Das war aber durch die Urlaubsreisen abzusehen. Außerdem würde sich anbieten, gerade in der nächsten Zeit das Info – Zentrum abzuschließen und an den Strand zu fahren, um sich sotten und braten zu lassen. Eine ausgewachsene Hitzewelle rollt nämlich auf uns zu! Seit dem Frühjahr hatten sommerliche oder gar heiße Temperaturen bei uns kaum eine Chance. Das soll sich nun ändern, und zwar nachhaltig. Heute Nacht und morgen ist nochmal durchlüften angesagt, danach dürfte es schwieriger werden, zumindest wenn man keine klimatisierten Wohnverhältnisse aufzuweisen hat. Selbst die Nächte können tropisch werden, mit kaum unter 20 Grad. Tagsüber geht es auf um die 30 Grad rauf. An einzelnen Tagen kann es selbst direkt am Strand so heiß werden. Die Hitzespitzen können im ungünstigsten Fall auch bei uns bis auf 36 Grad hochfiebern. Ab Mittwoch geht es los und aus heutiger Sicht ist kein Ende der Hitze abzusehen. Das heißt, es bleibt bis mindestens zum Ende der nächsten Woche heiß. Heute morgen waren sich die Meteorologen bzw. die Modelläufe noch nicht ganz sicher, ob es ab Sonntag bei uns im großen Nordwesten eine Abkühlung geben könnte. Dieses Szenario scheint heute Abend vom Tisch. Es bleibt auch in der nächsten Woche bei uns hochsommerlich. Allenfalls könnte am Sonnabend/Sonntag eine Gewitterstörung über Norddeutschland die Temperaturen an der Küste etwas drücken. Dann wären wir mit „nur noch“ 25 – 30 Grad aber immer noch gut bedient. Dazu wird die Sonne von einem meist nur leicht bewölkten Himmel herunterbrennen und die meisten Frischpilze dürften sich ziemlich schnell verabschieden.

Weinroter Graustiel – Täubling (Russula vinosa) gestern in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Immer unter Fichte auf sauren Böden. Guter Speisepilz.

Ich habe am Abend mal wieder in die Mittelfristprognose bei Kachelmann – Wetter für Wismar hereingeschaut. Dort fand ich auch als höchsten Ausschlag nach oben die möglichen 36 Grad. An Niederschlag wird bis zum 17.08. im Mittel mit 12,4 l/qm gerechnet. Das ist angesichts des heißen Wetters nichts weiter als der berühmte Tropfen auf der Heizplatte. Da wären die möglichen Maximalmengen von 61 Litern schon besser. Im Minimum sind auch nur 0, 4 l/qm möglich, also nichts. Bei den eventuellen Gewittern am Wochende wird ein Cape (Energiewert) von bis zu 450 gerechnet. Das ist etwas mehr als bei den Gewittern vom vergangenen Wochenende. Vor wenigen Tagen war das kommende Ereignis schon einmal im Hauptlauf auf bis fast 2000 Cape hoch. Das wäre schon ein schweres Unwetter. Der Wasserdampfgehalt bei den möglichen Gewittern am Wochenende wird heute mit bis zu 36 Kg auf den Quadratmter gerechnet. Anders ausgedrückt, es können bei den Gewittern bis zu 36 Liter pro qm fallen. Das wäre eine Hausnummer und würde einem Totaleinbruch an der Frischpilzfront entgegen wirken. Aber wie so oft, wenn überhaupt, wohl eher nur eng begrenzt. Immerhin heizt es an den sonnigen Waldkannten, die als Standort von Sommersteinpilzen bekannt sind, richtig rein. Kommt es dann bis spätestens Mitte September zu einem grundsteinlegenden Niederschlagsereignis, kann es doch noch einen maximalen und finalen Schub dieser beliebten Dickröhrlinge geben. Obwohl, ich kann bisher auch nicht klagen. Heute ging ein Päckchen mit Trockenpilzen auf Reisen.

Der zu den Schmierröhrlingen gehörende Sandpilz (Suillus variegatus) ist nur bei Regenwetter etwas schmierig. Sobald es trockner wird, ist auch sein Hut trocken und völlig schleimlos. Damit bildet er in seiner Gattung eine Ausnahme. Auch das leicht blauende Fleisch ist für diese Röhrlingsgruppe untypisch. Foto am 02.08.2020 in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Essbar.

Spindeliger Rübling (Collybia fusipes) am Fuße einer Eiche bei der Klabusteruuhl in der Schwinzer Heide am 02.08.2020. Gut ist der spindelig auslaufende Stiel zu sehen, der für seine Namensgebung verantwortlich zeichnet. Geringwertiger Speisepilz, wenn gleich von einigen Gaumenakrobaten geschätzt.

Dienstag, 04. August – Am Vormittag war Haushaltshalbtag angesagt und um 14.00 Uhr wurde das Info – Zentrum geöffnet. Tatsächlich hat sich kaum jemand für die Pilzausstellung interessiert. Bei anfänglichem Interesse schreckten mal wieder die 2 Euro Eintritt ab. Aber auch das sonnige Wetter ist nicht hilfreich und in den nächsten Tagen wird das Interesse an Pilzen gegen null gehen. Auch die Beratungen haben wieder nachgelassen, da der letzte Pilzschub in den Anlagen längst abgeklungen ist. So könnte ich nun tatsächlich wieder in den Urlaubsmodus gehen. Allerdings nimmt allmählich die Veranstaltungsdichte zu und diesbezüglich auch noch einige Vorbereitungen im Vorfeld. Insbesondere was unsere Nachtwanderung durch die Pfifferlingstannen am 21. August anbelangt. Die Genehmigung der zuständigen Forstbehörde Friedrichsmoor liegt seit einigen Tagen vor. So ist grünes Licht für die stimmungsvollste Pilzwanderung des Jahres gegeben worden. Nun gilt es die auf der Karte eingezeichnete und daher genehmigte Route bei Tageslicht abzuwandern und auch zu schauen, wo wir unseren Mitternachtsimbiss einnehmen können. Hier gibt es beispielsweise im Wockertal Sitzgelegenheiten bei den dortigen Fischteichen. Dafür wird dann allerdings eine gesonderte Fahrgenehmigung nötig sein, die ich noch kurzfristig beim Forstamt beantragen muss. Eine Genehmigung dafür wurde mir immerhin in Aussicht gestellt, zumindest für den Darzer Weg. So werde ich zwischen den vorherigen Terminen und den Sprechzeiten im Info – Zentrum noch mindestens zwei mal in die Pfifferlingstannen fahren müssen, um mir die Wegeroute bei tage einzuprägen. Aber bisher hat es in den immerhin schon 8 Vorgängerwanderungen bei Nacht immer gut geklappt und so sollte es auch dieses mal sein.

Zweisporiger- oder Garten – Champignon (Agaricus bisporus) am 02.08.2020 am Straßenrand bei Bossow. Er ist die Typusart unserer Supermarkt – Egerlinge.

Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius) am 02.08.2020 in der Nossentiner/Schwinzer Heide.

Ob uns bei der nächtlichen Aktion in den Pfifferlingstannen tatsächlich reichlich Pfifferlinge und andere Waldkobolde erfreuen werden, liegt ganz entscheidend in der Wetterentwicklung der nächsten 10 Tage. Sollte es innerhalb dieses Zeitraums keine nennenswerten Regenfälle geben, sieht es bei der zu erwartenden Hitzewelle schlecht aus. Einige Gewitter stehen zwar in Aussicht, aber ob sie über den Pfifferlingstannen niedergehen und dann auch noch reichlich Wasser dort ablassen, steht in den Sternen. Auf jeden Fall hoffe ich auf gutes Nachtwetter, so wie in den Vorjahren und der Rest wird sich finden. Es hat immer viel Spaß gemacht, auch in pilzarmen Zeiten. Ein Unsicherheitsfaktor besteht jedoch noch. Sollte im Hinblick der trockenen und heißen Witterung die höchste Waldbrandwarnstufe ausgerufen werden, können wir unsere Nachtwanderung zu den Akten legen. Darauf wird ausdrücklich in der Genehmigung hingewiesen. Und da dieses Gebiet auf sandigen Böden mit hohem Nadelholzanteil steht, ist das auch vollkommen nachvollziehbar. Daher ist es immer sinnvoll, noch einmal zeitnah in die Veranstaltungsankündigung unter „Termine“ zu schauen, ob es kurzfristig zu Änderungen gekommen ist. So musste auch unsere Vereinsexkursion am Sonntag wegen möglicher Unwettergefahr einen Tag vorher abgesagt werden. Das gilt auch für unsere Nachtwanderung, nicht nur bezüglich der Waldbrandgefahr, sondern auch bei einer möglichen Gewitter- oder Sturmlage, was ich jedoch nicht hoffen möchte.

Seien Sie vorsichtig wenn Sie im Sommer auf der Suche nach leckeren Speisepilzen unsere Wälder durchstreifen. Insbesondere in moosreichen Fichtenwäldern sind nicht nur unsere Fichten – Steinpilze zu hause, sondern ganz besonders auch die hier gezeigten Gallen – Röhrlinge (Tylopilus felleus). Laden Sie sich zum Festschmaus lieber keine Gäste ein oder noch schlimmer, wenn sie einen Teil ihrer Ausbeute an gute Bekannte verschenken. Das könnte nicht nur peinlich werden, sondern auch Freundschaften unzuträglich sein. 02.08.2020 in der Schwinzer Heide.

Heute erfreute mich dieser Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus). Ein schöner Röhrling und da keiner von uns am verhungern ist, sollte es doch reichen, wenn die Augen satt werden beim Anblick eines „echten Pilzes“ im Steinpilz – Gewand. 05.08.2020 im Wald bei Radegast.

Mittwoch, 05. August – Eine ganz andere Region steht nun zu meinen Mittwochsexkursionen auf dem Plan. Ging es wochenlang in die südlichen Regionen um Plau am See und Krakow am See, mit ihren sandigen Gebieten der Nossentiner/Schwinzer Heide, war heute der erste Quadrant der Topographischen Karte Satow = 2037 an der Reihe. Insgesamt ein waldarmes Messtischblatt. Kleinere Waldflächen sind praktisch wie ein Flickenteppich über das Gebiet verteilt. So auch im ersten Quadranten. Hier suchte ich mir die Wäldchen bei der Ortschaft Radegast aus. Landschaftlich eine durchaus reizvolle, hügelige Ecke mit kleinen Ortschaften, Feldern, Wiesen und kleinen Wäldern. Auch die Bodenqualität ist hier eine andere und nicht so sandig wie in den zurückliegenden Exkursionsgebieten. Die letzten, ergiebigeren Regenfälle liegen hier schon etwas länger zurück. Das wusste ich natürlich und bereitete mich auf eine frischpilzarme Tour vor. Was mir schließlich geboten wurde lag noch deutlich unter meinen bescheidenen Erwartungen. Es gab kaum frisches Material und selbst an Porlingen oder Schichtpilzen war so gut wie nichts zu holen. Eine Luftnummer! Das Exkursionsgebiet setzt sich aus Laubwald und Nadelholz – Forste zusammen. Dominant sind hier Fichten, Buchen und einige Eichen. Zwischengeforstet als Jungwuchs wurden Douglasien. Teils sind die Waldflächen stark verkrautet, insbesondere von Brombeer- und Himbeerranken, teils eutrophiert von Brennnesseln und allerhand anderem Unterwuchs. Es gab aber kleinere Bereiche, die durchaus für den Kochtopf – Mykologen etwas zu bieten haben dürften. In den krautfreien Fichtenbeständen im Herbst sicherlich Maronen und unter den Buchen und Eichen möglicherweise auch einige Steinpilze und natürlich viele andere Pilzarten bei entsprechenden Bedingungen. Und die Wachstumsbedingungen werden sich nun allgemein rasch verschlechtern, denn Sonne und Hitze werden in den nächsten Tagen richtig zuschlagen. Als positiver Nebeneffekt der Hitzewelle dürften endlich auch unsere größeren Waldflächen auf schweren Böden, mit ihrem dichten Laubdach, eine Erwärmung erfahren. Auf der Fahrt zu meinem Zielgebiet durchfuhr ich den Züsower Forst. Da ich kurzärmlich mit meinem Leichtkraftroller unterwegs war, war die Durchfahrt durch diesen schattigen Wald bei ansonsten sommerlich warmen Temperaturen wie ein kleiner Kälteschock. Es schienen Kühlschrank – Temperaturen zu herrschen. Kein Wunder, dass sich Sommerpilze hier schwer tun.

Direkt an einer asphaltierten, kaum befahrenen Nebenstraße gab es einige Bauchpilze des Leopardenfell – Hartbovistes (Scleroderma areolatum). Ein Vertreter der giftigen Kartoffelboviste, mit denen manchmal schon Trüffeln gefälscht worden sein sollen. 05.08.2020 Im Wald bei Radegast.

Ab heute nahm nun die erste Hitzewelle des Jahres, wenn auch noch sehr moderat, an Fahrt auf. Bereits morgen können wir mit Hitzespitzen von knapp über 30 Grad auch direkt am Strand der Ostsee rechnen. An den Stränden könnte es vielleicht schon der heißeste Tag werden, da wir ablandigen Wind haben. An den Folgetagen kann sich dann zeitweise Seewind einstellen, und die Temperaturen etwas dämpfen. Nach jetzigem Stand dauert die Hitzewelle bei uns bis mindesten Mitte nächster Woche. Nennenswerter Regen ist nicht in Sicht. Das ECMWF – Modell rechnet in den nächsten 10 Tagen nicht mit messbarem Niederschlag im großen Nordosten. Allerdings wird die Luft am Wochenende etwas feuchter und labiler, so dass örtlich doch einige Feuchtepakete aufsteigen können und sich in Form von Hitzegewittern entladen. Ganz besonders in den Mittelgebirgen, aber auch bei uns im großen Nordosten. Vom 08. – 10. August steigen die Cape – Werte zeitweise bis über 700. Gut für eine mögliche Gewitterbildung. Dennoch, diese werden eher örtlicher Natur sein und angesichts der Hitze dürften die gefallenen Niederschläge fast so schnell wieder verdunsten, wie sie vom Himmel gefallen sind. Erst in der zweiten Hälfte der nächsten Woche scheint eine Art Gewittertief zumindest über den Westen und Süden Deutschlands in den Alpenraum zu ziehen. Mit etwas Glück könnten wir davon gestreift werden. Aus heutiger Sicht sieht es eher so aus, als wenn das ganze westlich von uns nach Süden rutscht und nach einer kleinen Abkühlung die hochsommerliche Hitze wieder von Südosten her in den Nordosten Schaufeln könnte. Wie dem auch sei, der Pilzsommer 2020 scheint hinter uns zu liegen. Geht es nach ergiebigen Regenfällen irgendwann wieder los, starten wir in den Herbst. 

Auch diese beiden Rißpilze standen an besagtem Straßenrand. Hier ist das Feuchteangebot oft größer, da schon leichtere Regenfälle vom undurchlässigen Asphalt zu den Rändern abfließen. Ich gab ihnen im Feld den Arbeitstitel Gefleckter Rißpilz (Inocybe maculata). Mich störte jedoch das gelblich verfärbte Fleisch an den Frasstellen. Aber das darf er haben, wie sich in der Nachbereitung des Fundes herausstellte. Auch die mikroskopische Untersuchung zeigte die typischen, bohnenförmigen Sporen. Ebenfalls stimmte der aromatische, nicht spermatische Geruch nach Sommertrüffel. Die Art soll kaum Muskarin enthalten und ist daher im Vergleich zu vielen anderen Rißpilzen harmlos. 05.08.2020 im Wald bei Radegast.

Donnerstag, 06. August – Nochmal kurz zu meinen Mittwochsexkursionen. Ich habe die Karten im letzten Winter neu ausgelost, da ich mir noch einige dazu bestellt hatte und die einzelnen Messtischblätter kräftig durchmischt und dann sozusagen die Lose (Karten) in der Reihenfolge, wie ich sie zog, in eine Liste eingetragen und diese Liste wird nach und nach abgearbeitet. Immerhin sind es 56 Topographische Karten im Maßstab 1.25 000, die jeweils noch in vier Quadranten unterteilt wurden. Damit sind praktisch 224 Quadraten entstanden und ich werde in mindesten genau so vielen Wäldern unterwegs sein. Da sage noch jemand, Mecklenburg – Vorpommern sei ein waldarmes Bundesland! Einige wenige Quadranten bestehen allerdings aus Ostseewasser. Auch darin gibt es eine marine Pilzflora, die mir allerdings nicht geläufig ist und außerdem besitze ich auch nicht die entsprechende Taucher – Ausrüstung.  Damit habe ich mindestens bis Ende 2026 zu tun. Dann bin ich schon altersarmer Rentner und wer weiß ob ich bis dahin überhaupt noch in der Lage bin, in den Wald zu gehen um Pilze ausfindig zu machen. So schleicht sich bei mir allmählich eine wehmütige Abschiedsstimmung zu meinen geliebten Pilzen und deren Lebensräume ein. Das Augenlicht macht mir ganz besonders zu schaffen. Trotz grauer Star OP, mit wieder helleren Bildern, habe ich permanente Sehstörungen und ein Flimmern in den Augen, das zeitweise, insbesondere bei der konzentrierten Pilzsuche, sehr nervt. Auch kann ich keine Feinheiten mehr erkennen. Beispielsweise musste ich die oben zusehenden Leopardenfell – Hartboviste erst einmal fotografieren, um überhaupt ihre Struktur zu erkennen. Das war vor der OP deutlich besser. Die neuen Linsen haben eine Nahsicht – Unschärfe, die sicher mit einer neuen Brille zu korriegieren wäre. Aber die Kasse würde sie mir nicht mehr bezahlen, da ich anstatt minus 16 Dioptrin, nur noch etwa – 3, 5 an Kurzsichtigkeit habe. Ich habe also mit erschwerten Wahrnehmungen zu kämpfen und am liebsten sind mir dann doch noch die echten Großpilze, da sie bei mir in klareren Bildern ankommen. Wie dem auch sei, ich hoffe jedenfalls, dass ich mein Vorhaben noch wie geplant durchziehen kann. Wenn möglich, werden die Karten danach neu gemischt und vielleicht geht es in die nächste, dann aber finale Runde. Jedenfalls freue ich mich sehr auf diese Touren, da kein überlegen, wo es hin gehen soll und wo es gerade am sinnvollsten ist. Der Plan steht und daran wird sich gehalten.

Wenn sich nach möglichen, ergiebigen Regenfällen nach der Hitze der Neustart an der Pilzfront abzeichnet, gehören diese Bauchpilze zu den ersten. Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense) am 02.08.2020 in der Schwinzer Heide. Hier sind nach den immer wieder kräftigen Regenfällen einige Wachstumsschübe durcheinander geraten. Aber die Hitze wird auf Dauer auch hier ihre Spuren hinterlassen. Jung essbar.

Zum Wetter: gestern war sommerlich warmer Übergangstag, heute schlug die Hitze auch in Wismar voll zu. Es war der bisher heißeste Tag in der Hansestadt bis hinauf an den Strand. Und so geht es auch weiter. Nach allen Modelläufen auf jeden Fall bis nächste Woche Dienstag/Mittwoch. In der Tabelle für Wismar auf Wetter – Online droht danach ein richtiger Temperatursturz und am übernächsten Wochenende dürfen wir demnach nur noch mit angenehmen 20 Grad als Höchsttemperatur rechnen. Die 20 Grad werden in den kommenden Nächten, zumindest in den Städten, kaum noch unterschritten. Die Nächte werden tropisch und es wird zunehmend belastend. Stichwort belastend, der neueste Trend im ECMWF – Modell sieht die Entwicklung ganz anders. Demnach geht es in der 2. Hälfte der nächsten Woche bei uns in Wismar und in M-V erst richtig aufwärts. Hier werden für Sonnabend, dem 15. August, selbst in der Hansestadt und am Ostseestrand 35/36 Grad im Schatten erwartet. Mit anderen Worten, die Hitze hält zunächst praktisch unvermindert an um sich in Richtung übernächstes Wochenende weiter zu steigern. Dazu wird die Luft zeitweise feuchter und das ganze noch unerträglicher. Mit etwas Glück findet die Hitze dann mit kräftigen Gewittern ihren Abschluss. Die Niederschlagsprognose wird für Wismar am heutigen Abend wie folgt berechnet. Im Mittel bis zum 20. August knapp 24 Liter, maximal fast 90 Liter und minimal nix.  Wir sind Optimisten und hoffen auf die 90 Liter! Aber wollen wir uns nicht lächerlich machen, von wegen belastend. Anderswo wird es noch heißer mit bis zu 38 Grad im Westen Deutschlands und 40 Grad in Frankreich. Der Hochsommer ist endlich da und die Pilzsaison findet zunächst ihr Ende.

Die gewürztechnisch wertvollen Küchenschwindlinge (Marasmius scorodonius), die gleich neben den Wiesen – Staubbechern wuchsen, werden in Trockenstarre verfallen und nach neuerlichem Regen wieder aufleben und wie frisch gewachsen erscheinen. 02.08.2020 in der Schwinzer Heide.

Freitag, 07. August – In einer Vorabinformation sandte mit Frau Karin Montag, die Herausgeberin der Pilzzeitschrift „Der Tintling“ und damit die Redaktionschefin des Tintlingsverlages http://www.tintling.de, per E – Mail zu, dass ich zwei Exemplare der neuesten Ausgabe 4/2020 erhalten würde, weil von mir dort eine Arbeit oder ein Foto erschienen ist. Eine Arbeit kann es nicht sein, die beiden größeren Artikel über die Pilzberatung in der Hansestadt Wismar und über den Steinpilz – Wismar liegen schon etliche Jahre zurück. Also konnte es nur ein Foto von dieser Homepage sein. Gestern Abend steckten nun die beiden Exemplare druckfrisch im Postkasten und wie immer Tage vor dem eigentlichen Erscheinungsdatum, dem 15. August 2020. Nun hieß es blättern, welches meiner vielen, eher drittklassiken Fotos, Print – tauglich war. Es dauerte ein Weilchen, bis mir dann doch ein Foto von Scharfen Honig – Täublingen bekannt vorkam. Es wurde in Folge 24 der Serie zu Ehren namhafter Pilzforscher und Mykologen eingefügt, dessen Verdienste sich in der Biologie und Mykologie in Form der ehrenhaften, wissenschaftlichen Namensgebung wieder spiegeln. Anders ausgedrückt, denen zu Ehren ein Pilz aus einer Bestimmten Gattung, zu denen sie eine besondere Beziehung hatten, benannt wurde. In diesem Fall war es der Böhmische Botaniker Victor Felix Schiffner (1862 – 1944), dem zu Ehren der Scharfe Honigtäubling – Russula schiffneri benannt wurde. Heute hört der Pilz auf die wissenschaftliche Bezeichnung Russula veternosa. Aber ganz verschwunden scheint sein Name diesbezüglich nicht zu sein. Es soll eine blasse Form dieses Täublings im Kaukasus geben – Russula veternosa f. schiffneri. Ihm zu Ehren sollen insgesamt 18 Taxa verliehen worden sein, insbesondere für Flechten. Schiffner beschäftigte sich aber vor allem mit Lebermoosen und hatte sich auch Verdienste in der Pilzkunde erworben. Er war Professor am Institut für Systematische Botanik an der Universität Wien. Er wies in der Zeit des 1. Weltkrieges auf den Wert von Pilzen als Nahrungsmittel hin und gründete 1918 gemeinsam mit Thomas Cernohorsky und Heinrich Lohwag in Wien die Gesellschaft für Pilzfreunde, ab 1929 Österreichische Mykologische Gesellschaft.

Scharfer Honig – Täubling (Russula veternosa). Vor einigen Jahren im Kaarzer Holz unter Buchen und Eichen auf kalkhaltigem Sandboden am Standort fotografiert. Leichter Honiggeruch und sehr scharfe Lamellen. Typisch ist auch oft eine rosabräunliche Ringzone auf dem Hut mit blasserer Mitte und die creme bis orangen Lamellen. Der Pilz soll entgegen meiner Erfahrungen laut Verbreitungskarte der DGfM in M-V kaum vorkommen. So ist Chef – Kartierer Benno Westphal der Ansicht, das es sich nicht um R. veternosa, sondern um den Weinroten Dottertäubling (Russula decipiens) handeln dürfte.

Ob nach meinem Ableben auch eine Pilzart ehrenhalber mit meinem Namen bedacht wird? Vielleicht Russula krakowii? Ganz sicher nicht, denn mit Pilzen befasse ich mich zwar mein ganzes Leben lang, aber nur auf äußerst flachem, unwissenschaftlichem Niveau. Kein Studium an irgendwelchen botanisch, biologischen Lehreinrichtungen. Dazu wäre ich geistig auch gar nicht fähig! Einfach nur volkstümliche Pilzkunde- und Aufklärung. Und es kommt noch schlimmer. Da ich in erster Linie eine Pilzberatungsstelle betreibe, geht es tatsächlich meist nur um  essbar oder giftig. Weit unter Niveau eines wirklichen Mykologen. Aber ich versuche zumindest ansatzweise über den Tellerrand hinaus zu blicken, um Auge und Hirn für das eigentlich bedeutsame schärfen zu helfen. Pilze gab es lange bevor der Mensch die Bühne des Lebens betrat und sie haben dazu beigetragen, dass es so kommen konnte und es hoffentlich auch so bleibt. Der Schlüssel unseres Wohlergehens liegt in den Händen der Menschheit. Gier, Dummheit und Profit bestimmen das Handeln und wenn sich das nicht ändert, gibt es in absehbarer Zeit für uns keine Zukunft. Die Pilze werden uns überleben. Aber Victo Felix Schiffner hat sich ja auch ein Verdienst um die volkstümliche Pilzaufklärung erworden. Der Unterschied, er hatte studiert und promoviert. Wie dem auch sei, meine Kenntnisse sind tatsächlich nur für den volkstümlichen Gebrauch und auch meine Artenkenntnis kann gerne angezweifelt werden. Auch wenn Frau Montag meiner Kompetenz zum Thema Täublinge anscheinend vertraut, tun es andere eher nicht oder sind vorichtig. Täublinge sind sicher ein weites und schwieriges Feld, aber man kann sich mit Beobachtungsgabe und Fleiß auch hier eine solide Artenkenntnis verschaffen, auch ohne Hochschul – Studium. Der Scharfe Honig – Täubling gilt allgemein als seltener Sprödblättler und soll nach der Verbreitungskarte der DGfM große Lücken über Deutschland aufweisen. Auch in M-V ist nur ein alter Fundpunkt im Süden Mecklenburgs angegeben. Nach meiner Erfahrung gehört dieser Täubling nicht zu den Seltenheiten. Sicher keine sehr häufige Art, aber keinesfalls eine Rarität, wie es uns die Verbreitungskarte weiß machen möchte. Vieleicht liegt es daran, dass ich in meiner Serie „Daten und Verbreitungskarten“ noch nicht bei den Täublingen angelangt bin. Dafür habe ich nur im Winter Zeit. Ich weiß aber auch, dass unser Chef – Kartierer Benno Westphal es ablehnt, Funde dieses Täublings, der seiner Meinung nach nicht bei uns vorkommt, in die Datenbank mit aufzunehmen. Nun, dass ist seine Entscheidung und er hat es sicher nicht leicht, als Koordinator bei der Sichtung vieler Datensätze aus M-V Fehlbestimmungen auszufiltern. Andererseits tritt der Täubling plötzlich im Nachbarland Schleswig – Holstein wieder häufiger in Erscheinung. Ob hier noch der ehemalige Eiserne Vorhang eine Rolle spielt?

Hier ein sommerliches Stimmungsfoto kurz nach Sonnenuntergang von der Wismarer Seebrücke mit Blick hinaus auf die Wismarbucht. 06.08.2020.

Auch dieser, an sich sowas von typische und leicht bestimmbare Täubling, mit seinem gelben Hut mit gummiartiger Oberhaut und zumindest gelegentlich violett angehauchtem Stiel, kommt in so vielen Farbvarianten vor, dass aus ihm gleich mehrere Arten hervorgegangen sind. Violettstieliger Täubling (Russula violeipes) Essbar. 08.08.2020 im Staatsforst Tarnow.

Sonnabend, 08. August – Ich habe heute mit Benno Westphal ausgiebig über oben gezeigten Täubling philosophiert. Die meisten Nachweise des Scharfen Honigtäublings in Schleswig – Holstein seien Fehlbestimmungen. Ihm ist nur ein echter Nachweis dieser Art aus S-H bekannt. Auch meine Bestimmung ist falsch. Es soll sich bei unseren Funden immer um den Weinroten Dottertäubling (Russula decipiens) handeln. Den habe ich aber leider nicht auf dem Sender. In der Literatur und auch im Internet gelangt man anhand der Beschreibungen und des Standortes meist zu R. veternosa. Benno ist der Ansicht, das der Scharfe Honig – Täubling bei uns garnicht vorkommt. Außerdem soll er auf sandigen, sauren Böden wachsen. Meine Kollektionen stammen alle aus basenreichen Laubwäldern, also von guten Standorten, wo in der Regel eine sehr interessante Pilzflora zu beobachten ist. Daher kann die Bestimmung so nicht richtig sein. Es gibt auch Mikromerkmale, die durch das Mikroskop abgefragt werden können. Auch chemische Reaktionen sind hilfreich. Außerdem sind die Lamellen der Pilze auf meinem Foto zu sehr gelblich. Das darf so nicht sein. Fast alle Beschreibungen, die ich in diesem Zusammenhang studiert habe, weisen auf den Scharfen Honigtäubling hin. Lamellenfarbe laut Bon lebhaft gelb. Standort nicht sauer, sondern kalkreicher Buchenwald. Geschmack scharf, bei R. decipiens nur leicht schärflich bis mild, ähnlich dem Apfel – Täubling. Tatsächlich ähneln sich beide offensichtlich im Erscheinungsbild. Da ich die neuesten Bestimmungsschlüssel über Täublinge nicht habe und auch nicht den Täublingsband von Ehardt Ludwig, wo sicher einige Arten neu bewertet wurden, muss ich Benno` s Meinung zunächst akzeptieren. Auch die Sequenzierung vieler Arten hat die klassische Systematik teilweise erheblich auf den Kopf gestellt und ganz neue Tatsachen geschaffen. Hier wird meiner Meinung nach zum Teil maßlos übertrieben, um vieles bis in` s letzte Detail aufzuschlüsseln. So entstehen neue Arten und Abarten sowie völlig neue und überraschende Verwandtschaftsverhältnisse, die kein Mensch mehr im Feld nachvollziehen kann, weil die Unterschiede nur im genetischen Code erkennbar sind. Mag für einige Bereiche der Wissenschaft sicher sehr sinnvoll sein, in der Taxonomie der Großpilze stiftet dieses Vorgehen jedoch mehr Chaos als Klarheit.  Auf jeden Fall werde ich dran bleiben und sobald mir dieser Täubling wieder über den Weg läuft, ihn mir ernsthaft zur Brust nehmen.

Ein Bild von heute. Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) wächst hier an Fichte. So wird er auch Fichtenporling genannt, obwohl er auch an anderen Hölzern vorkommt. 08.08.2020 im Staatsforst Tarnow.

Wie auf den Bildunterschriften ersichtlich, war ich heute im Staatsforst Tarnow. Eine öffentliche Lehrwanderung stand auf dem Programm. Trotz Hitze waren mit meiner Person 6 Pilzfreunde bereit, bei diesen Verhältnissen durch den Wald zu gehen. Da es sich um schattigen Buchenwald handelte, war es bis zum Mittag noch einigermaßen erträglich. Das Gebiet gehört zu unseren besseren Wäldern, die bisher kaum Frischpilze hervorbrachten. Möglicherweise tut ihnen die Hitzewelle gut und sie können sich endlich besser erwärmen. So zeigte sich heute zumindest ein zaghafter Aufbruch. Es war ein kleiner Schub von Rotfüßchen im gange. Auch einige Täublinge waren am Start. An den Wegrändern Rißpilze und sonst noch der eine oder andere Wurzel – Rübling oder auch einige Grünblättrige Schwefelköpfe. Wer Pilze sammeln möchte, ist hier allerdings derzeit fehl am Platz. Langes Suchen für eine kleine Mahlzeit wäre angesagt. Für eine Lehrwanderung war es gerade noch akzeptabel. Der Wald war auch nicht zu trocken. Hier ist in der letzten Zeit noch einiges an Regen niedergegangen. Ganz gute Ausgangssituation, um in Verbindung mit der Wärme endlich etwas aus dem Boden zu locken. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Auffallend war heute ein leichter Wachstumsschub von Rotfuß – Röhrlingen (Xerocomus chrysenteron). 08.08.2020 im Staatsforst Tarnow.

Zum Wetter: die Hitze hat uns voll im Griff und das wird auch noch bis zum nächsten Wochenende so bleiben. Noch mindesten bis Freitag Temperaturen um die 30 Grad, auch bei uns an der Küste. Nur wo der Seewind an den Strand weht, wird es etwas erträglicher. Dafür wird die Luft aber unerträglicher, weil feuchter und somit schwüler. So nimmt auch das Gewitterrisiko zu. Nahezu täglich kann es jetzt irgendwo in Deutschland besonders am Nachmittag und Abend krachen. Los geht das Donnerwetter zunächst bei uns im großen Nordosten. Morgen und vor allem am Montag sind auch in Mecklenburg – Vorpommern Hitzegewitter möglich. So wird heute beispielsweise für Wismar am Montag mit einem Energiewert (Cape) von  über 1700 J/Kg gerechnet. Gut für beachtliche Unwetter! Die Gewitter werden sich aber kaum vom Fleck bewegen, also dort, wo die Konvektion empor schießt, wird sie sich auch abregnen bzw. ab hageln. Das Unwetterkriterium wird also hauptsächlich in hohen Regenmengen in kurzer Zeit liegen. Bei der Hitze können die Gewittertürme sehr weit in die Höhe schießen und daher sind Downburst nicht ausgeschlossen. Damit könnten auch starke Gewitterböen ein Thema werden und es muss bei diesen hohen Energiewerten mit heftigem Blitzschlag gerechnet werden. Also am Montag lieber nicht in den Wald gehen. Ein Strandbesuch sollte wohl meist störungsfrei verlaufen. Danach soll die gewitteranfällige Luft in anderen Regionen Deutschlands ihr Unwesen treiben. Ab Mitte nächster Woche können dann von Westeuropa Gewittersysteme auf Deutschland übergreifen. Diese sollen aber nach jetzigem Stand nicht über die Elbe voran kommen. Bis Hamburg kann es heftig schütten, bei uns bleibt es wohl trocken und heiß. Erst zu Beginn der übernächsten Woche könnten die Gewitter dann auch auf M-V übergreifen. Sie haben dann das Potenzial für hohe Regenmengen. So wird aus heutiger Sicht am 16./17. August im Mittelwert für Wismar um die 50 l/qm berechnet. Wohlgemerkt der Mittelwert! Aber das ist noch lange hin und kann morgen schon wieder rausgerechnet sein. Sollte es jedoch so kommen, kann das der Startschuss in die Hauptsaison des Jahres, also in den Herbstaspekt sein.

Was soll das den werden?, lautete die Frage der Pilzfreunde während unserer Wanderung. Ein noch junges Gebilde und es ist manchmal schwer, in diesem frühen Entwicklungsstadium die Artzugerhörigkeit zu klären. Ich tippe mal auf Grauweißer Saftporling (Oligoporus tephroleucus). Ein recht häufiger Besiedler von totem Buchenholz. Ungenießbar.08.08.2020 Staatsforst Tarnow.

Mamma – Wolken heute Abend über den Pfifferlingstannen. Mammatus – Wolken entstehen auf der Unterseite der Eisschirme mächtiger Gewitterwolken. In diesem Fall sind es Reste heftiger Hitzegewitter, die den äußersten Süden von M-V am Abend streiften.

Sonntag, 09. August – Am Nachmittag fuhr ich mit Irena nach Parchim. Ziel war das Wockertal mit seinen Seen. Hier gibt es zwei Rast- b. z. w. Anglerplätze, die für unseren Mitternachtsimbiss in Frage kommen könnten. Da Irena dabei den Hut auf hat, musste sie entscheiden, welcher der beiden Standorte am besten geeignet wäre. Zunächst schauten wir uns den Platz bei Voigtsdorf an. Direkt am Ufer eines LAV – Gewässers mit Bänken und fast einem Bar – Tresen, der bestens geeignet wäre, für die Ausgabe unseres Nachtmahls. Ein Manko besitzt er allerdings, denn die Sitzbänke an diesem wunderschönen See, namens Karpfenteich, sind etwas am Ufer verteilt. Auch ist keine Überdachung vorhanden, falls es regnen sollte. Der zweite Standort am nächst folgende See ist überdacht. Eine klassische Wanderhütte aber bei mehr als 8 Pilzfreunden wären die Sitzgelegenheiten erschöpft. In beiden Fällen müssen wir also noch Klappstühle einplanen und eventuell einen großen Schirm, falls mit Regen zu rechnen ist. Aber letzteres Problem stellte sich bei allen unseren Nachtwanderungen in den Vorjahren bisher nicht und ich hoffe auch diesesmal auf gutes Wetter. Für die 2. Lösung müßte ich noch eine Fahrgenehmigung vom Forstamt einholen, die mir für den Darzer Weg auch in Aussicht gestellt wurde. Die Zufahrt für den Rastplatz bei Voigtsdorf ist allgemein offen und hier kann jeder mit dem Auto vorfahren. Allerdings hat der Anglerverband etwa 100 m vor dem Imbissstand eine Schranke mit Schloß gesetzt. Das ist sehr unpraktisch und deshalb haben wir uns mit dem Anglerverband in Verbindung gesetzt und es wäre möglich, am Tage/Nacht unserer Nachtwanderung die Schranke zu öffnen, so dass Irena mit ihrem Auto bis zum Stand vorfahren kann. Dafür schon mal vorab ein herzliches Dankeschön. Damit haben wir auch diese Frage geregelt und die geplante Route durch die Pfifferlingstannen wurde uns bereits vom Forstamt genehmigt. Ein Unsicherheitsfaktor ist noch die Waldbrandgefahr. Sollte die höchste Warnstufe gelten, dürfen wir leider nicht in den Wald und müssten kurzfristig unsere Unternehmung absagen. Deshalb hoffe ich, dass es bis dahin noch mal kräftig regnet, denn die Pfifferlingstannen waren heute bereits stark ausgetrocknet. Kein Wunder nach den Hitzetagen und ein Ende der Hitzewelle liegt noch in ferner Zukunft. Allerdings gab es im Wockertal heute auch Frischpilze: Mürblinge, Schwefelköpfe, Perlpilze.  

Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) erleben momentan einen leichten Wachstumsschub. 09.08.2020 im Wockertal. Giftig!

Montag, 10. August – Auch heute war wieder Schwitzen angesagt. Die Hitzewelle geht weiter. Nur die Hochdruckgebiete haben gewechselt. Ein neues Hoch bestimmt in den nächsten Tagen das Wetter bei uns im Nordosten. Mit dem Hochwechsel lief heute ein Kurzwellentrog in der Höhe als Ausläufer einer über Osteuropa schwenkenden Kaltfront zu uns herein. Damit war auch ein Windsprung an der Ostsee verbunden. Eine Konvergenzzone bildete sich heraus, an der es im südlichen Mecklenburg und im nördlichen Brandenburg, Sachsen – Anhalt und Niedersachsen zu heftigen Hitzegewittern kam, so wie schon seit Tagen berechnet. Etwa um 15.00 Uhr herum kam es an ihr linienhaft zur Auslöse. Besonders in einem Streifen von Berlin bis Hamburg zogen teils schwere Unwetter durch. So wurde bei Rotenburg, in Niedersachsen, ein ganzes Waldstück flach gelegt. Einfach niedergewalzt, auch der dickste Baum mußte innerhalb von Sekunden fallen. Ausgelöst von einer Downburst, zu deutsch, eines heftigen Fallwindes ausgehend von einem Wolkenbruch und kalten Höhenwinden, die dabei herunter gemischt wurden. Genau das ist das gefährliche und unberechenbare bei Gewitterlagen. Daher werde ich auch weiterhin bei Vor- und Akutwarnungen vor möglichen Gewittern unsere Pilzwanderungen vorsorglich absagen. Solche Extremereignisse sind zwar recht selten, aber kommen immer wieder vor und lassen sich im Vorfeld nicht eingrenzen. Im Wald kann das ein Todesurteil sein.

Im Info – Zentrum ist bei diesem Hitzewetter nichts los. Weder eine Ausstellung wird sich angeschaut, noch kommt jemand zur Beratung. Ich erledigte meine Routine – Arbeiten, kochte mir am Nachmittag noch meinen Kaffee und schloss den Laden gegen 16.00 Uhr ab. Spannendes Wetter stand an und ich brach mal wieder zu einer Gewitterjagd auf. Das Wismar noch etwas von den Hitzegewittern abbekommen würde, zweifelte ich an, da hier bereits trocknere Luft mit nördlichen Winden eingeflossen war. Ich musste also in Richtung Konvergenz. Da diese schon sehr weit südlich lag, habe ich mir allerdings nur geringe Chancen ausgerecht, noch in die lebhafte Gewitterstimmung hinein zu geraten. Aber laut Regenradar könnten zumindest die Pfifferlingstannen davon etwas abbekommen haben. Das wäre im Hinblick auf unsere Nachtwanderung sehr wünschenswert und ich wollte überprüfen, ob dem so sei. Ich startete etwa gegen 16.15 Uhr in Richtung Parchim.

Während in südwestlicher Blickrichtung die Eisschirme der Gewitter im Raum Hamburg zu sehen waren, fing die Luft in Höhe Jesendorf auch über meinem Standort an zu brodeln.

Schnell begannen sich lienienförmige Strukturen aufzubauen, das System schien sich zu organisieren. Da es nördlich der eigentlichen Konvergenz war, zweifelte ich zunächst daran, das hier nocht etwas möglich sei.

Es wurde am Himmel immer wilder und kurz vor Crivitz hatten die nun schon sehr zahlreichen Gewittertürme fast ihr Reifestadium erreicht. Der Gewitterausbruch steht beim Anblick solcher Strukturen, hier im Wald aufgenommen, unmittelbar bevor.

Die selben Wolken einige Kilometer südlicher, zwischen Crivitz und Friedrichsruhe fotografiert. Es ist soweit, gut sind die Fallstreifen zu erkennen.

In Friedrichsruhe war zunächst Schluss. Ich musste mir einen Unterstand suchen. Zunächst war es das kleine Bushaltestellen – Häuschen ganz am Bildrand rechts oben.

Dieses lief schon nach wenigen Minuten voll. Zum Füße – Baden nicht schlecht, aber gegenüber ist ein Verkaufsmarkt mit Überdachung und gemütlicher Sitzecke. Warum nicht gleich dort hin?

Es schüttete was vom Himmel kommen kann.

Zeitweise herrschte Weltuntergangsstimmung und die schwüle Hitze kochte regelrecht am Himmel. Es hatte sich ein kleines Multiclustersystem entwickelt. Ich war glücklich und voller Hoffnung, das auch die Pfifferlingstannen ähnliches abbekommen haben könnten.

Ein professioneller Gewitter – Jäger ist natürlich mit einem Auto unterwegs. Man wird nicht nass und ist außerdem vor Blitzschlag geschützt. So ist es mit dem Roller immer eine Gratwanderung und um einiges gefährlicher.

Gleich neben dem Roller – Standort befindet sich ein Gedenkpunt. Entlang dieser Route führte kurz vor Ende des 2. Weltkrieges der Todesmarsch erschöpfter KZ – Häftlinge aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen, bei Oranienburg. Viele, die zu geschwächt waren, wurden dabei von Hitlers SS – Verbrechern ermordet.

Ich fuhr von Friedrichsruhe bis Domsühl, wurde ganz gut nass, aber hier musste ich dann doch wieder Schutz suchen, da das nächste Gewitter niederging. Am Ortsrand Parchim wurde gerade mal die Straße etwas nass, aber in den Pfifferlingstannen war es schon wieder feuchter. Dieses Foto entstand unweit von Grebbin, wo die Warnow entspringt. Auch hier kam einiges vom Himmel und die Gewitterreste regnen sich nun entspannt ab.

Bis in Höhe Brüel hatte es die konvektive Stimmung in Richtung Norden geschafft. Die Luft ist feucht und dunstig.

Die Sonne geht unter und ein spannender Wettertag neigt sich dem Ende zu.

Dienstag, 11. August – Strahlender Sonnenschein und heiße Temperaturen bei trockenem, lebhaftem Ostwind erinnern kaum noch an die gestrigen Gewitterschauer. In den Messdaten von M-V sind diese auch kaum auszumachen und nicht der Rede wert. In Friedrichsruhe jedenfalls kam einiges vom Himmel und sicherlich auch an anderen Orten, wo kein offizieller Messbecher steht. Bei solchen konvektiven Wetterlagen ist es auch kein Wunder. Hier sind Auswertungen der Niederschläge vom Regenradar sicher aufschlussreicher. Wie dem auch sei, bei der anhaltenden Hitzewelle, die sich bei uns im Nordosten bis in die nächste Woche hinein fortsetzt, ist es tatsächlich nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein gewesen. So hoffe ich zumindest, dass der kräftige Schauer, der auch über den Pfifferlingstannen niedergegangen ist, zumindest die namensgebenden Eierschwämme an geschützten Standorten etwas aufgefrischt hat und ihr Durchhalten, sofern vorhanden, etwas begünstigen werden. Es wäre schade, wenn wir wieder durch eine vertrocknete Waldwüste wandern sollten. Großes wird ohnehin nicht zu erwarten sein, denn nennenswerter Regen ist für uns erst in Richtung Wochenende möglich. Zwar geht die Gewitter- und Unwetterlage unvermindert weiter, aber heute beispielsweise mehr in der Südhälfte Deutschlands. Die Gewitterschwerpunkte springen täglich etwas hin und her. In den nächsten Tagen rückt aber vor allem der Westen und Nordwesten in den Blickpunkt. Von Frankreich und BeNeLux nähert sich ein Gewittertief. So wird die Wetterlage noch brenzliger mit weiterer Erhöhung der Unwettergefahr. Im Verlauf rückt uns diese labile Zone auch wieder näher, tut sich aber zunächst schwer, über die Elbe zu springen. In Richtung Wochenende könnte zumindest Westmecklenburg in ihren Bereich geraten, so dass auch bei uns wieder einiges möglich ist. Bis Vorpommern scheinen die Gewitter jedoch nicht voran zu kommen. Das Hoch blockiert hier, so dass die Gewitterstörungen bei uns in Mecklenburg zum stehen kommen und zeitweise sogar wieder nach Westen rückläufig werden. Aber es rollen von Westeuropa immer neue Gewitterwellen heran, so dass sie bis Freitag nächster Woche auch bei uns einiges an Regen bringen könnten. Teils sind in unserem Einzugsgebiet über 60 Liter auf den Quadratmeter möglich. Siehe bei den akkumulierten Regenmengen oben links.

Hoffen wir, das wir in der nächsten Zeit solche Wolkentürme wieder häufiger über unseren Köpfen sehen. Gewitterhimmel gestern Abend bei Friedrichsruhe.

Mittwoch, 12. August – Das Messtischblatt Satow ist derzeit mittwochs in Arbeit. Es ging heute also wieder zu einer Mittwochsexkursion in südöstliche Richtung. Das größte Waldgebiet im zweiten Quadranten befindet sich zwischen der A 20 und dem Windpark Hohen Luckow. So ist hier mit wirklicher Waldesruh nicht all zu viel los. Entweder sind die monotonen Dauergeräusche der großen Windräder zumindest dezent zu hören, andererseits bei entsprechender Windrichtung die Autobahngeräusche. Dennoch ist das verbuschte Waldgebiet ein beliebter Rückzugsort von Wildtieren, welches auch durch zahlreiche Ansitzstände zu vermuten ist. Es gibt aber nicht nur verbuschtes, sondern auch durchaus interessante Bereiche mit Buchen, Hainbuchen und alten Eichen. Perlgras-/Waldmeisterlaubwald. Guter, schwerer Boden ist vorhanden und wäre es feuchter gewesen, hätte hier bereits eine vielseitige Frischpilzflora für Abwechslung sorgen können. Ansonsten ist dieses Gebiet wohl eher etwas für den Spätherbst, Winter und Vorfrühling. So hielt sich das Frischpilzaufkommen sehr in Grenzen. Einzig Kartoffelboviste und Grünblättrige Schwefelköpfe konnte ich ausmachen. Die Artenliste fiel beschämend gering aus. Vielleicht hätte ich eher dem Gutspark am Herrenhaus Hohen Luckow einen Besuch abstatten sollen. Aber aufgrund der Hitze dürften inzwischen auch die meisten Parkanlagen ihr sommerliches Pilzwachstum eingestellt haben. Das Herrenhaus Hohen Luckow hat vor nicht all zu langer Zeit, nämlich im Juni 2007, Weltgeschichte geschrieben. Hier hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die 7 großen der Welt während des damaligen G 7 Gipfels in Heiligendamm zum Wildscheinessen geladen. Ob die Schweine wohl aus dem Heidenholz stammten? Das Gut Hohen Luckow ist eines der größten landwirtschaftlichen Güter Mecklenburgs mit weitläufigen Ackerflächen, ausgestattet mit sehr fruchtbaren Boden. Das war heute nachvollziehbar, denn große Teile sind derzeit mit Mais bestellt und der ist in diesem Jahr wirklich prächtig gewachsen. So hatte ich teilweise Schwierigkeiten meinen Exkursionswald zu sichten, da mir der fast drei Meter hohe Wald aus Maispflanzen die Sicht versperrte.

Das Heidenholz bei Satow am 12. August 2020.

Beim Wetter gab es heute kaum neues. War gestern von der montäglichen Gewitterluft überhaupt nichts mehr zu spüren, versuchte heute zumindest eine leicht labile Zone in die eingeflossene, trockene Ostluft hinein zu laufen. Bis in Höhe Wismar drückte sich dieses durch leichte Konvektion am Nachmittag aus, welche aber nicht über den Entwicklungsgrad von Schönwetterwolken hinaus kam. War es am Nachmittag dadurch in Wismar wieder drückend heiß, frischte während der Fahrt in Richtung meines Zielgebietes der Ostwind kräftig auf. Die Luft wurde trockener und auch etwas kühler, welches sich derzeit besonders in den Nächten bemerkbar macht. Es kühlt doch auf angenehmere Werte ab.

Häufig an alten Eichenstubben ist der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa). Düster, unscheinbar und leicht zu übersehen. Schaut man aber näher hin, ein durchaus sehenswerter Schichtpilz. 12.08.2020 im Heidenholz bei Satow.

Donnerstag, 13. August – Wie geht es an der Pilzfront weiter? Das ist unklar und kann derzeit nicht beantwortet werden. Alles liegt an der Wetterentwicklung und dort herrscht unvermindert Hochsommer mit Trockenheit und Hitze. Der Pilzsommer liegt ohnehin hinter uns (Juli – Mitte August). Er war insgesamt gar nicht so schlecht, zumindest in den Regionen auf leichteren Böden, die immer mal Regen bekommen haben. Da wir vor der Hitze meist unterdurchschnittliche Temperaturen hatten, taten sich klassische Sommerarten etwas schwer. Auch Sommersteinpilze hätten bei den zeitweiligen, stärkeren Niederschlagsereignissen, durchaus zahlreicher wachsen können. Selbst Pfifferlinge waren meiner Meinung nach höchstens durchschnittlich dabei. Dafür zeigten sich Echte Steinpilze und Maronen schon etwas häufiger, die kühleres Wetter durchaus vorziehen. Freunde von heftigen Wachstumsschüben dürfte es freuen, dass durch die Hitzewelle ein Schnitt gemacht wurde und sollte es in den nächsten Wochen ein markantes, großflächigeres Regenereignis geben, besteht durchaus die Möglichkeit eines heftigen Wachstumsschubes. Die oben gerechneten Regenmengen, immerhin bis um die 60 Liter auf den Quadratmeter bis zum 21.08., würden derartiges bewirken können. Nur habe ich sehr große Zweifel, dass dieses auch so eintrifft. Dann hätte sich die seit Tagen über Deutschland wabernde Gewitterluft auch wieder zu uns verlagern müssen, so wie es vor wenigen Tagen noch angedeutet wurde. Davon ist nicht mehr viel übrig geblieben. Allenfalls morgen besteht ein leichtes Schauerrisiko und eine geringe Gewittergefahr. Danach setzt sich das Hoch erneut durch und drückt die Gewitterluft wieder nach Süden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer besteht noch für den kommenden Dienstag. Dann kann eine Wetterfront von Westen her mit neuen Gewittern vielleicht auch bis zu uns durchstoßen. Wieviel dann an nennenswertem Regen dabei sein könnte, ist noch unklar. Bis zum 28. August werden aktuell für Wismar im Mittel 27,1 l/qm gerechnet. Maximal sind 78,1 l/qm möglich, minimal aber nur 1,2 Liter. Die 27 Liter wären zwar nicht schlecht, würden aber für den gewünschten Erfolg nicht ausreichen. Für eine fundamentale Wachstumswelle sind auch fundamentale Niederschläge erforderlich. Ansonsten geht es eher gesitteter an den Neustart. Zu erwähnen wäre noch, das mit dem Tiefausläufer Dienstag/Mittwoch die Hitzewelle ihr Ende findet. Und diese war für unsere Region schon historisch, denn wir dürften wohl etwa 10 Tage am Stück an die 30 Grad heran gekommen sein, teils auch noch etwas darüber. Sicher haben wir keine Rekordhitze mit Spitzen wie in den letzten Jahren, die bis an die 38 Grad reichten, erlebt, aber die Serie an heißen Tagen in Folge ist schon rekordverdächtig.

Übrigens sieht es laut der mittelfristigen Berechnungen des ECMWF – Modells nur nach einer kurzen Abkühlung aus. Zum 21. August, also am Tag unserer Nachtwanderung, soll sich wieder extrem heiße Luft auf den Weg nach Deutschland machen. Zumindest in Westdeutschland sind dann wieder bis zu 37 Grad möglich. Auch in Wismar kann es auf über 30 Grad hinauf gehen. So braucht niemand zu befürchten, dass er auf unserer nächtlichen Pilztour frieren muss. Zum Start, gegen 20 Uhr, dürften es noch um die 30 Grad sein und bis Mitternacht könnte es sich auf 25 Grad abgekühlt haben. Allerdings ist für den Hitzeschub wohl auch eine neue Wetterfront verantwortlich. Die Cape Werte sind für diesen Tag laut den heutigen Berechnungen zwar am Boden, aber dass will noch nicht viel bedeuten. Es könnte sich durchaus eine Gewitterlage aufbauen und unserer Nachtwanderung vielleicht zu nahe kommen.

Inzwischen liegt der neue Modellauf des ECMWF für europäische Mittelfristvorhersage vor und bestätigt meine Vermutung. Bereits zu Beginn unserer Nachtwanderung könnten Gewitter aufziehen. Natürlich ist das Ganze mit Vorsicht zu genießen und andere Wettermodelle, wie beispielsweise die Wochenprognose von http://www.wetter-online.de wollen von einem neuerlichen Hitzeeinschub nichts wissen und vielleicht bleiben dann auch die Gewitter aus. Aber wie sich hier zeigt, es sind immerhin die aktuellen Berechnung von heute Abend, müssen wir wohl damit rechnen.

Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma verrucosum). 12.08.2020 im Heidenholz bei Satow. Giftig!

Der Herr Krakow im Wockertal auf der Erkundung des besten Rastplatzes für unsere Nachtwanderung am vergangenen Sonntag. Man sieht ihm die altersbedingte Hinfälligkeit allmählich an. Einige, wenige Jahre, muss er noch durchhalten. Foto: Irena Dombrowa.

Freitag, 14. August – Heute habe ich mal die Einträge beim Pilz – Ticker durchgeschaut. In den meisten Bundesländern scheint in punkto Passion Pilze Suchen und Sammeln nicht viel los zu sein. Kein Wunder bei der Hitze. In weiten Teilen ist es zu dem viel zu trocken. Anders im Süden von Bayern, dort hatte es doch Anfang August teils massiv geregnet. Dort könnte in den nächsten Tagen trotz Hitze einiges möglich sein, zumal regional immer wieder starke Gewittergüsse niedergehen. Aktuelle Beiträge habe ich aus folgenden Bundesländern gefunden: Baden – Württemberg – dort wachsen zumindest stellenweise Pfifferlinge, Semmelstoppelpilze und es hat der 2. Wachstumsschub von Schwefelporlingen begonnen. Schleswig – Holstein: im Norden des Nachbarlandes wurden dieser Tage Pfifferlinge und auch die erste Krause Glucke gefunden. Weitere Einträge stammen aus Österreich, hier sorgten die beliebten Brätlinge für Freude und in der Schweiz scheint es regional schon richtig gut zu sein: Es wird von bunten Täublingen berichtet, dazwischen einige Sommersteinpilze, Hexen – Röhrlinge und sogar Raritäten, wie Purpurröhrlinge wurden entdeckt. Im Berner Oberland, auf 1 500 m höhe, gibt es nach tagelangem Gewitterregen die schönsten Brätlinge, herrliche Fichtensteinpilze und viele Pfifferlinge. Also auf in die Schweizer Berge in luftige Höhen. Dort dürfte es auch etwas angenehmer sein, als in den Tälern oder bei uns an der Ostsee. Obwohl, trotz leichter Schwüle, war es durch die dunstigen und zeitweise wolkigen Verhältnisse heute nicht ganz so heiß. Auch der auf nördliche Richtungen gedrehte Wind hielt die Temperaturen etwas flacher. Damit ist ab morgen aber wieder Schluss. Die Sonne wird kräftiger einheizen können, da die Luft wieder trockener wird und die letzten Wolken vertreibt. Bis Anfang nächster Woche sind wir dann die Hitze – Hochburg Deutschlands. Selbst bis direkt am Strand kann die 30 Grad Marke wieder geknackt werden, voraus gesetzt, es weht kein Seewind. Erst Dienstag und Mittwoch können auch bei uns einige Schauer und Gewitter etwas Abkühlung bringen, bevor es ausgerechnet in Richtung Freitag, wie gestern schon angedeutet, mit den Temperaturen wieder steil nach oben gehen kann. Allerdings wird die heißeste Luft aus heutiger Sicht südlich an uns vorbei geführt, so dass wir maximal mit 30 Grad rechnen können. Auch die mögliche Entwicklung mit den nachfolgenden Gewittern wird derzeit sehr unterschiedlich interpretiert. Wetter – Online sieht diese am kommenden Freitag sehr weit nördlich, also nur im Küstensaum. Andere Wetterdienste sind zurückhaltender und warten die Entwicklung ab. Der oben mit dem Wetter – Widged verlinkte Anbieter lässt jedoch schon im Tagesverlauf schwere Gewitter aufziehen, die möglicherweise zum Start der Nachtwanderung bereits durch sein könnten. Ist ist also noch alles offen.

Hier sehen wir den Baumarkt – Porling (Daedalea quercina). Besser bekannt unter der Bezeichnung Eichenwirrling. Warum Baumarktporling? Da ich ihn sowohl in Baumärkten, wie auch in Bastel – Shops eingeschweißt in durchsichtigen – Plastetüten im Angebot gesehen habe. In der Tat eignet sich dieser Eichenholzbewohner bestens zum Basteln von Gestecken, da er im laufe der Zeit nicht von Insekten zerfressen wird. Standortfoto am 12.08.2020 im Heidenholz bei Satow.

Sonnabend, 15. August – Heute stand laut Terminplanung eine Themenführung Pilze in Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft Schlossensemble Wiligrad auf dem Programm. Diese wurde wegen der Corona – Krise vom Hauptveranstalter abgesagt. So wollte ich eigentlich die Route für unsere Nachtwanderung abwandern, aber Irena hatte in Keez einen Bagger bestellt und mich zum Arbeitseinsatz verpflichtet. Es soll ein neues Wegenetz und auch ein Fischteich angelegt werden. So wurde das halbe Grundstück auf den Kopf gestellt und von einer grünen, naturnahen Oase in eine Sandwüste verwandelt. Wie dem auch sei, ich kam nicht mehr in den Wald und musste am Nachmittag wieder nach Wismar, um die Sprechzeiten des Info – Zentrums zu gewährleisten. Man mag meinen, bei der Hitze wäre das kaum erforderlich. Zwecks Pilzberatung mag das stimmen, aber es sind Urlauber aus anderen Regionen an der Ostsee, die entweder aus Interesse, aufgrund der Kenntnis dieser Homepage, vorbei schauen und manchmal auch eine kleine Spende dar lassen oder sie wollen sich mit unserer Pilzwürze und Trockenpilze eindecken.

Beim heutigen Arbeitseinsatz fiel mir ein altes Brett in die Hände, welches mit einem pilzlichen Belag überzogen war. Ich fotografierte den resupinaten Holzbewohner und auf dem Foto zeigte sich mir dieses schöne Muster. Es könnte sich um eine Ceriporia, beispielsweise um den Netzartigen Wabenporling (Ceriporia reticulata) handeln. 15.08.2020 Keezer Schmiede.

So werde ich mich morgen auf den Weg zu einer Hitzeschlacht in die Pfifferlingstannen machen. Die Serie von Hitzetagen reißt bei uns nicht ab. Bis Montag ist noch schwitzen angesagt und es bleibt trocken. Zwar versuchen sich die Gewitter ab morgen Abend von Westdeutschland her wieder nach Nordosten durchzuarbeiten, laufen aber zunächst vergeblich gegen die trockenheiße Luft bei uns an der Ostsee an. Sie verpuffen wieder oder weichen nach Norden und Süden aus. Erst in der Nacht zu Dienstag scheint es ihnen zögerlich gelingen zu wollen, nach Mecklenburg hereinzuziehen. Zögerlich ist gut. Dadurch besteht die Möglichkeit, und so deutet es der Lauf des signifikanten Wetters heute an, dass die Gewitterzone wohl den ganzen Tag zu tun hat, bis nach Vorpommern voran zu kommen. Bei der langsamen Zuggeschwindigkeit könnte sie mit Glück einiges an Regen abladen, zumindest örtlich bis regional. Weitere Schauer und Gewitter folgen am Mittwoch. In Verbindung mit einem neuen Hitzeeinschub können dann ausgerechnet zum Termin unserer Nachtwanderung neue folgen. Aus heutiger Sicht müssen wir wohl mit gewittrigem Starkregen rechnen und die Hauptgewitterzone könnte südlich von M-V nach Südosten ausgreifen. Noch ist es eine weile hin und die Nachtwanderung bereits jetzt in Frage zu stellen, wäre ein wenig voreilig. Warten wir`s ab.

Während mich obige, poröse Überzüge an Holz wirklich begeistern und ich es bedauere, dass ich zu Zeiten unserer Intensivkartierungen zu wenig von unserem Porlingsexperten Jürgen Schwik gelernt und übernommen habe, so sind diese beiden Arten von jedem Pilzfreund ohne weiteres ansprechbar. Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) mit seinem Parasiten, dem Schmarotzer – Röhrling (Xerocomus parasiticus). Die Aufnahme sandte mit Ostseepilz Christian Ehmke zu.

Sonntag, 16. August – Trotz anhaltender Sommerhitze fuhr ich heute in Richtung Parchim, um den Pfifferlingstannen und Teile des Wockertals mit seinen Fischteichen einen Besuch abzustatten. Es wurde endlich Zeit, dass ich die für unsere Nachtwanderung vorgesehene Route bei Tageslicht abwanderte. Ich startete an unserem möglichen Ausgangs- und Endpunkt am Karpfenteich bei Voigtsdorf.

Der Karpfenteich bei Voigtsdorf. Möglicher Ausgangs- und Endpunkt unserer diesjährigen Nachtwanderung, vom Rastplatz aus fotografiert. 15.08.2020.

Zunächst ein Stückchen feuchter Bruchwald des Wockertals und dann hinauf nach Voigtsdorf. Von dort weiter, etwas ansteigend in den eigentlichen Zielwald. Zunächst eher unattraktiver Kiefern – Jungwald, der aber rasch in ein sehr schönes Fichten/Buchenrevier übergeht. Geradezu wie geschaffen für die schönsten Steinpilze und Pfifferlinge. Ganz ideal, aber zur Zeit Knochen trocken, so dass wir gerne unserer Phantasie freien Lauf lassen dürfen.

Links Fichtenforst, rechts sauer, ausgehagerter Buchenwald. Hier dürften zu gegebener Zeit die Steinpilze nicht nur links und rechts des Weges stehen, sondern sogar auf dem Mittelstreifen.

Weiter in gemischten Beständen, die teils Bebauungsreste ehemaliger, militärischer Nutzung erkennen lassen. Daher sind hier erhöhte Kalkanteile im Boden, die zu besseren Zeiten unter den dortigen Kiefern Körnchen – Röhrlinge und Kupferrote Gelbfüße wachsen lassen. An einer Buchenkannte daneben wieder saurer und häufig bestanden von schönen Flockenstieligen Hexenröhrlingen. Daneben ein Fichtenareal, wo vor einigen Jahren, während einer Pilzwanderung, unsere Pilzfreundin Helga Köster schöne, junge Steinpilze fand.

Links Steinpilz – Fichten, rechts Pfifferlingsbuchen. Wenn es zuvor nochmals raufregnen sollte, besteht zumindest eine geringe Möglichkeit, dass einige von ihnen in den dicken Moospolstern die Hitzeperiode überlebt haben könnten.

Weiter geht es rechts entlang durch Mischwälder, aber auch vielversprechende Fichtenbereiche und immer wieder moosreiche Idealplätze nicht nur für Giftpilze. Nach einer längeren Gerade erreichen wir einen Hochsitz und dann schlagen wir den Weg wieder nach rechts ein. In diesem Gebiet, den eigentlichen Pfifferlingstannen, märchenhafte, fast noch Jungfichtenbestände mit schönen Mooskannten. Ein Auslaufmodell in mecklenburgischen Wäldern und bald nicht mehr zu finden. Im Herbst leuchten hier die schönsten Fliegenpilze und um die Steinpilze zu ergattern, muss man wohl schon sehr früh morgens unterwegs sein.

Wir sind im Zentrum der Pfifferlingstannen angelangt. Die Tannen sind übrigens Fichten und Kiefern, die in Mecklenburg oftmals als „Dannen“ bezeichnet werden.

Weiter durch zunehmend hügeliges, abwechslungsreiches Gelände. Saure Buchenwälder, Birken, Altkiefern und Fichten.

Herrlicher, abwechslungsreicher Pilzwald.

Immer wieder Bereiche mit dicken Moospolstern. Vielleicht hat doch der eine oder andere Pfifferling die Dürre überlebt. Wir befinden uns immerhin in den Pfifferlingstannen!

Schließlich erreichen wir den Darzer Weg und queren diesen, um gegenüber einen ausgehagerten Pfifferlings – Buchenwald vorzufinden.

Ausgehagerter Buchenwald. Bei Mykophagen äußerst beliebt.

Es geht eine recht steile Steigung empor, die dann zum Wockertal mit seinen Fischgewässern abfällt. Hier erreichen wir einen malerischen, schmalen See mit einem Bilderbuch – Wanderweg, der zu besseren Zeiten ganz sicher mit den schönsten Stein- und Birkenpilzen aufwarten dürfte.

Ein Paradies für Angler und Pilzsucher.

Nach einer kleinen Wegstrecke erreichen wir eine überdachte Rastplatz – Hütte. Hier könnte bei möglichem Regen unser Imbiss stattfinden und bei einer solchen Wetterlage auch der Start- und Endpunkt unserer Nachtwanderung sein.

Überdachter Rastplatz bei möglichem Regenwetter.

Leider werden wir in der Nacht so wunderbare Farb- und Lichtspiegelungen nicht bewundern können. Der wieder zunehmende Mond wird noch nichts in die Nacht legen können.

Sollte es trocken bleiben, geht es nach einer kleinen Verschnaufpause einen etwas abenteuerlicheren Weg oder besser Damm entlang, der beiderseits zum Wasser abfällt und von mächtigen, alten Baumriesen bestanden ist. Durch Baumwurzeln und Stubben besteht hier eine gewisse Stolpergefahr, so dass auf den letzten Metern nochmal erhöhte Konzentration erforderlich ist.

Zum Endspurt geht es schließlich diesen Damm entlang.

Wir sind auf der Zielgeraden.

Alsbald erreichen wir wieder den Karpfenteich, wo bei trockenen Verhältnissen unser Nachtmahl serviert werden soll. Geplant sind Pilzbouletten und möglicherweise auch eine herzhafte Waldpilzsuppe. Bänke sind ausreichend vorhanden und der Platz ist gerade vor kurzem von der Parchimer Angeljugend während eines Arbeitseinsatzes auf Vordermann gebracht und gemäht worden.

Hier kann der Mitternachtsimbiss serviert werden. Zusätzliche Stühle werden vorhanden sein.

Soweit einige Impressionen von unserer diesjährigen Strecke der Nachtwanderung bei Tageslicht. Leider hat die lange Hitzewelle dafür gesorgt, dass wir nur wenige Pilze finden werden, aber eine Waldwanderung unter nächtlichem Sternenhimmel hat ja auch etwas für sich. Obwohl, die Sterne könnten von Wolken verdeckt sein, die nach einem heißen Freitag aufziehen könnten. Hauptsache sie haben keine Gewitter im Gepäck, aber das muss noch beobachtet werden.

Der Karpfenteich bei Voigtsdorf in der Abenddämmerung. 15.08.2020.

Montag, 17. August – Das waren nun 12 Hitzetage mit Höchsttemperaturen um die 30 Grad in Folge. Die Meteorologen sprechen von einer historischen Hitzewelle. Historisch deshalb, weil alle heißen Tage ohne Unterbrechung in Serie aufgetreten sind. Das gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie. Die Natur ist, so meine Meinung, längerfristig auf Ausgleich bedacht. So hatten wir seit Beginn des Sommers kaum mal einen Tag dabei, der überhaupt als vollwertiger Sommertag (25 Grad) gelten konnte. Nun haben im August die Hundstage gezeigt, was in ihnen stecken kann. Ab morgen bringen Schauer und Gewitter vorübergehend etwas kühlere Luft, bevor es wieder steil bergauf geht. Am Freitag dürften wir wieder die gewohnten 30 Grad erreichen und vieleicht sogar überschreiten. Diesbezüglich schwanken die Modelle noch von Lauf zu Lauf. Mal müssen wir uns mit 30 Grad zufrieden geben, mal geht es bis auf 35 Grad rauf. Wie dem auch sei, der Freitag wird nochmal ein schweißtreibender Tag. Unsere Nachtwanderung wird demnach mollig warm, sofern sie überhaupt stattfinden kann, denn uns sitzt eine Kaltfront im Nacken. Auch hier schwanken die Modelle hinsichtlich ihrer genauen Ankunft und Intensität immer noch erheblich. Von weitgehend trocken über leichten Regen bis hin zu ergiebigeren, teils von Gewittern durchsetzten Regenfällen ist alles dabei. Selbst eine schwere Unwetterlage ist  möglich, wenn gleich aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich. Fakt ist, dass die Wetterlage auf jedenfall brisant ist und mit einer ausgewachsenen Gewitterlage verbunden sein kann. Danach sieht es zumindest in der großen Südosthälfte Deutschlands aus. Unsere Nachtwanderung steht deshalb weiterhin auf wackligen Füßen. Ich gehe aber vom Stand heute Abend davon aus, dass sie stattfinden kann. Morgen soll unsere diesjährige Abendwanderung starten. Der Farpener Stausee soll das Ziel sein. Auch hier müssen wir sehen, wie sich die Wetterlage am Abend darstellt. Ab heute Nacht und bis morgen Abend kann es immer wieder zu Schauern und Gewittern kommen. Die ganz großen Unwetter werden das nicht sein, aber örtlich kann es trotzdem ganz schön zur Sache gehen. Ich hoffe zumindest in punkto Regen. Bis zum 01. September werden heute für Wismar im Durchschnitt 37,3 l/qm, maximal 122,8 l/qm oder minimal 12,0 l/qm gerechnet.

Es ist nicht so, dass ich auf meiner gestrigen Exkursion in Vorbereitung unserer Nachtwanderung keine Pilze gefunden habe. Es kann durchaus etwas im Schein unserer Lampen in der Finsternis entdeckt werden. Einen Sammelkorb braucht man aber wohl nicht dabei zu haben. Samtfuß – Krempling (Paxillus atroptomentosus) am 16.08.2020 in den Pfifferlingstannen.

Dienstag, 18. August – In der 2. Nachthälfte gab es erste Schauer im südwestlichen Bereich von Mecklenburg. Gegen morgen aktivierte sich eine Konvergenzzone in etwa vom Raum Parchim/Seenplatte bis hoch zum Raum Wismar, die relativ stationär teils mehrstündigen Regen und örtlich auch starke Gewittergüsse brachte. Am Nachmittag waren dann Teile von Vorpommern von heftigen Gewittern betroffen und gegen Abend schossen die Wolkentürme an einer neuerlichen Konvergenz in Westmecklenburg empor und es bildete sich ein Gewitterlinie, die sich fast stationär bis weit in die Nacht hinein abregnete. Ein Anfang ist also gemacht, auch wenn es nicht der ganz große Regen war. Immerhin wird es wohl ab nächster Woche schon in einigen Regionen Deutschlands deutlich bergauf gehen, vor allem in den Gebieten, die in den zurückliegenden Tagen von starkem Gewitterregen getroffen wurden. Bei uns werden die Niederschläge, falls es die Nachfolgewitterung zulässt, um den Monatswechsel herum greifen. Vorher, in gut einer Woche, sollten die Wiesen – Champignons vielleicht einen starken Wachstumsschub bekommen. Sie lieben heiße und trockene Sommer. Nun war zwar der Sommer bei uns alles andere als heiß und trocken, aber die zurückliegende Hitzewelle dürfte einiges richten. Die Messstation Kirchdorf, auf der Insel Poel, meldete bis 20.00 Uhr 12 l/qm. Das waren die Niederschläge von heute morgen, denn die Gewitterfront zog erst danach auf. Lange hatte ich gebraucht, mir endlich auf dem Hinterhof des Steinpilz – Wismar einen Regenmesser hinzustellen. Heute Mittag besorgte ich mir endlich einen und so habe ich um 23.00 Uhr 10 Liter im Becher gehabt und es regnet immer noch. Da Kirchdorf durchaus für Wismar stellvertretend mit einbezogen werden kann, dürften auf einer Linie Kirchdorf – Wismar – Parchim heute verbreitet 15 – über 20 Liter gefallen sein. Am späten Abend informierte mich noch Irena über den Wasserstand in Keez. Hier kamen am morgen 6 Liter zusammen und ein sehr heftiges Gewitter am Abend brachte nochmals 21 Liter. Die 27 Liter sind schon eine ganz gute Hausnummer, wie ich meine. Wir können also wieder zuversichtlicher in die nächste Zeit blicken.

Ruhig und bleiern liegt der Farpener Stausee an diesem gewitterschwülen Abend vor uns.

Heute stand übrigens unsere traditionelle Abendwanderung auf dem Programm. Dafür interessierten sich auch Urlauber aus Süddeutschland, die mal unsere Pilzflora im Norden kennen lernen wollten. Da ich ihnen keinerlei Hoffnung machen konnte,  überhaupt einen Frischpilz zu Gesicht zu bekommen, haben sie es sich doch anders überlegt. So fanden sich auch nur drei Pilzfreunde aus Wismar ein, um eine abendliche Runde durch den Wald am Farpener Stausee zu drehen. Einzig Kartoffelboviste waren an Frischpilzen dabei. Wir hatten dazu mit dem Wetter gerade noch Glück. Die Gewitter bauten sich am westlichen Horizont bereits auf, als wir von Wismar aus starteten. Ich wies auf das mögliche Donnerwetter hin, aber die beiden hatten sich auf die abendliche Tour gefreut und wir wagten die Gratwanderung, die uns schließlich auch durch die geringe Verlagerungsgeschwindigkeit der Konvergenz geglückt ist. Auf der Rückfahrt war für mich als Zweiradfahrer jedoch Duschen angesagt.

Die Dickschaligen Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) sind die einzigen, erdbewohnenden Frischpilze, die einigermaßen unbeschadet die trockene Hitzewelle überstanden haben. Standortfoto am 18.08.2020 am Farpener Stausee.

Dienstag ist übrigens mein Tag für die Öffentlichkeitsarbeit. Damit meine ich nicht die tägliche Berichterstattung über Wetter und Pilze auf dieser Homepage, sondern die Versendung der nächsten Veranstaltungstermine an diverse Tageszeitungen. Da wäre unsere Nachtwanderung am kommenden Freitag der nächste Termin. Weil mir aber die Wetterlage Freitag Abend und in der Nacht zum Sonnabend Kopf zerbrechen bereitet, warte ich noch bis morgen ab. Bekanntlich bekommen wir am Donnerstag/Freitag wieder einen Einschub sehr heißer Subtropikluft, die bei uns in der Nacht zum Sonnabend von einer Kaltfront rasch verdrängt werden soll. In welcher Form und in welcher Heftigkeit dieses Geschieht, steht heute leider immer noch nicht fest. Die Wettermodelle sind sich noch nicht einig. Einige lassen es ruhig angehen. Andere sehen etwas Regen am Abend und in der Nacht. Wieder andere sehen Schauer und Gewitter und ein weiteres Modell lässt es über ganz Mecklenburg zum Zeitpunkt unserer Wanderung krachen. So werde ich die Modelläufe morgen nochmal kritisch auswerten und mich entscheiden müssen, ob wir Nachtwandern oder den Termin absagen.  

Gewitter – Aufzug über dem Farpener Stausee. Leider ist es mir nicht gelungen, einen Blitz einzufangen.

Eine Info – Tafel informiert über das Beketal.

Mittwoch, 19. August – Das Beketal mit dem Grünen Rad war heute Ziel meiner Mittwochsexkursion. Damit habe ich den dritten Quadranten des Messtischblattes Satow abgearbeitet. Allerdings ist wohl der Begriff abgearbeitet etwas übertrieben, denn Pilze gab es kaum und Frischpilze schon gar nicht. Dabei habe ich mich schon im Winter, während der Terminplanung, ganz besonders auf dieses Gebiet gefreut, denn ich war bisher sowohl wegen der Kartierung, wie auch zu öffentlichen Pilzwanderungen, nur im Frühling und im Spätherbst hier unterwegs. Mich hätte sehr interessiert, was hier im Hochsommer zu erwarten gewesen wäre. Leider hat die Trockenheit mal wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dabei ist es ein sehr interessantes Gebiet, das teilweise auch unter Naturschutz steht. Das Flüsschen Beke hat hier ein beeindruckendes Bachtal geschaffen, das stark mäandert und von mächtigen Buchen, Eichen, Hainbuchen und Eschen bestanden ist. Wie überall sterben die Eschen hier ab, aber die tollen, ausgehagerten und teils kurzmoosigen Hänge des Eichen/Buchenwaldes sehen sehr vielversprechend aus. Nicht nur für Fans von Steinpilz und Co. sondern sicher schlummert hier noch so manche Rarität, die auf ihre Entdeckung wartet.

Herrliche Buchenbereiche mit ausgehagerten Trockenhängen im Beketal. 19.08.2020.

Zur geplanten Nachtwanderung könnte es gewittern, deshalb wird sie vorsorglich abgesagt. Diesen Blitz hat Irena Dombrowa gestern Abend über Keez fotografiert.

Übrigens ist von den gestrigen Regenfällen im Beketal nichts angekommen. Der Waldboden war knochenhart und staubtrocken! So ist es immer wieder bei konvektiven Niederschlägen. Wen`s trifft! Daher wird der zaghafte Aufbruch in den nächsten 10 – 14 Tagen auch nur sehr regional möglich sein. Ein echter Durchbruch zum Pilzherbst 2020 ist keinesfalls gemacht. Regen ist zwar weiterhin in Sicht, aber die großen Mengen werden es wohl nicht sein. Morgen kann eine Warmfront ein wenig Getröpfel bringen und in der Nacht zum Sonnabend kann eine Kaltfront vielleicht etwas mehr Regen im Gepäck haben. Regen vor allem auch im Zeitraum unserer Nachtwanderung ab Freitag Abend. Ich habe mich deshalb entschlossen, den Termin abzusagen. Es ist sehr schade und ich tue dieses äußerst ungern, da es für mich die schönste Veranstaltung des ganzen Jahres ist, in die ich auch viel Vorbereitung im Vorfeld stecke.

Alles ist genehmigt und gestern habe ich sogar die kurzfristig beantragte Fahrgenehmigung vom zuständigen Forstamt für unser Versorgungsfahrzeug bis zum Rastplatz bekommen. Selbst vom zuständigen Anglerverband, der die Picknickplätze bewirtschaftet, haben wir grünes Licht bekommen. Frischpilze hätte es ohnehin kaum gegeben, aber eine nächtliche Waldwanderung hat trotzdem ihren Reiz. Ungemütlich wird es hingegen bei Regen und möglichem Gewitter. Die Unwettergefahr wird zwar aus heutiger Sicht nicht besonders hoch eingeschätzt, da die Bedingungen für unwetterartige Gewitter nur sehr bedingt gegeben sind. Aber einige Wettermodelle haben schon seit Tagen Gewitter auf der Agenda. Insbesondere das ECMWF – Modell lässt es ordentlich krachen und symbolisiert sogar Schwergewitter. Sollte tatsächlich die Deckelung durchstoßen werden, sind heftige Unwetter möglich, da die Windscherung deutlich erhöht ist. Das heißt schwere Sturmböen und Hagel wären dann neben Starkregen möglich. Grund genug, die Veranstaltung abzusagen. Es tut mir leid, aber selbst wenn es ohne Gewitter abgehen sollte, regnen dürfte es sehr wahrscheinlich und das wäre auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Beeindruckende Konstruktion eines Zimtfarbenen Weichporlings (Hapalopilus rutilans) heute an einem toten Buchenstamm am Standort im Beketal fotografiert. Der einzig bekannte Giftpilz unter den Porlingen, aber zum Färben von Wolle bestens geeignet.

Donnerstag, 20. August – Das wird nochmal eine schwierige Nacht mit dem Schlafen. Meine kleine Wohnung steht seit 2 Wochen gut aufgeheizt bei etwa 30 Grad Zimmertemperatur. Nachts wird das Fenster weit zum Schlafen aufgerissen und es hat meist für eine moderate Abkühlung gereicht. Aber die Luftmasse, die mit dem heutigen Warmfront – Gewölk herein gekommen ist, ist einfach klebrig wird sich kaum abkühlen. Immerhin dürften wir morgen keine Hitzespitzen von über 30 Grad bekommen, da viele Wolken die Einstrahlung zurückhalten dürften. Dennoch wird der Tag sehr schwül und belastend. Erfrischung gibt es wohl erst am Abend oder in der Nacht zum Sonnabend, wenn die Kaltfront durchzieht. Die große Unwetterlage ist damit wohl nicht verbunden, da es der vorlaufenden Konvergenz durch eine mögliche Deckelung der feuchtwarmen Luft schwer gemacht wird, zur Auslöse zu gelangen. Die Deckelung, ich habe es heute nochmal nachgelesen, wird nicht von der Warmluft ausgelöst, sondern von der heranrückenden Kaltluft, die die Warmluft überströmt, anstatt sie zu unterlaufen, um damit die feuchtwarmen Luftpakte anzuheben. Nur dann kann es zur Auslöse kommen. Die einzelnen Wettermodelle sind sich weiter unschlüssig, wie der Kaltfrontdurchgang verlaufen soll. Einige Modelle haben allenfalls mal einige Regentropfen auf der Agenda, andere rechnen vor allem bei uns in M-V mit Gewittern. Da sieht das Schweizer Modell einiges bei uns, während das ECMWF – Modell etwas zurück gerudert ist, aber weiterhin einiges an Gewittern für morgen Abend auf dem Sender hat. Selbst das hochauflösende Super HD, welches von Gewittern an den Vortagen nichts wissen wollte, zeigt inzwischen Signale für zumindest einzelne Zellen über M-V. Wetter – Online sieht die größte Gewittergefahr für morgen über unserem Bundesland. Der deutsche Wetterdienst hat nur schauerartige Regenfälle im Programm. Sicher scheint jedoch zu sein, wenn die Konvektion es schaffen sollte, die Deckelung zu durchbrechen, besteht Unwettergefahr durch schwere Sturmböen und Hagel sowie hohe Regenmengen in kurzer Zeit. Der ML – Cape (die zur Verfügung stehende Energie) hat sich im Vergleich zu gestern auf etwa 500 erhöht. Die Wasserdampfsäule steigt unmittelbar vor Frontdurchgang auf etwa 45 kg/qm. Mit anderen Worten, bei möglichen Entwicklungen können innerhalb einer Stunde bis zu 45 Liter Regen auf den Quadratmeter zusammen kommen. Das ist schon eine kleine Sturzflut! Bei diesen Aussichten ist es einfach unverantwortlich mit einer Gruppe von Menschen durch den Wald zu gehen. Sicher ist sicher, auch wenn im nachhinein nicht viel passieren sollte. Hier noch schnell die mögliche Niederschlagsentwicklung bis zum 04. September für Wismar. Wir dürfen durchschnittlich mit 37 Litern rechnen. Bestenfalls können bis dahin knapp 180 Liter auf den Quadratmeter fallen und im ungünstigsten Fall wären es nur 14 l/qm.

Ich weiß, dass wir früher, zu Zeiten unserer Intensiv – Kartierungen, auch der Gattung Dentrothele unsere Aufmerksamkeit schenkten, oder besser gesagt, Porlings- und Baumpilzexperte Jürgen Schwik hat sich darum gekümmert. Hier ist oft auch eine mikroskopische Untersuchung unerlässlich. Bei der derzeitigen Frischpilz – Armut habe ich mich gestern doch mal an eine Dendrothele, die am Fuße eines alten Ahorns die Rinde bevölkerte, heran getraut. Bei der Bestimmung spielt der Wirt oft eine entscheidende Rolle. An Feldahorn, den wir gerne an Waldrändern, Auwäldern und Bachtälern finden, ist der Feldahorn – Baumwarzenpilz (Dendrothele acerinum) zu hause. Sicher keine Seltenheit, aber für mich doch der beste Fund meiner gestrigen Mittwochsexkursion durch das Beketal und dem Grünen Rad. 19.08.2020.

Freitag, 21. August – Die große Hitzespitze ist heute an uns vorbei gegangen. Eine leicht verwellte Luftmassengrenze waberte den ganzen Tag über unseren Köpfen und sorgte für einige Regentropfen. Extrem heiße Luft südöstlich und kühlere Luft von Westen her hätte eigentlich eine ausgewachsene Gewitterfront produzieren sollen. Warum war das nicht so? Die Bedingungen waren recht ungünstig, da die kältere Luft anstatt sich unter die heiße Subtropikluft zu schieben um diese anzuheben, diese eher in der Höhe überlief und somit die Konvektion deckelte. Durch das leichte Verwellen der Luftmassengrenze wurden allerdings kleine Kurzwellentröge ausgelöst, die stellen- und gebietsweise für entsprechende Konvektion reichten und die Deckelung durchstoßen konnten. Es ist ohnehin schwierig Gewitter genau vorherzusagen, zumindest die engere Region einzugrenzen, wo es zur Zündung kommen kann und bei der heutigen Wetterlage war dieses fast unmöglich. So wurde die Situation von den einzelnen Wetterdiensten auch etwas uneinheitlich interpretiert. Eine latente Gefahr war allerdings real, so dass es richtig war, unsere diesjährige Nachtwanderung abzusagen. Gegen 17.30 Uhr kam es schließlich zwischen Wismar und Rostock zur Auslöse. Schnell entwickelte sich eine markante Gewitterzone, die zunächst die Ostseeküste entlang schleifte und dann unter weiterer Verstärkung durch das warme Ostseewasser auf diese hinaus zog. Um 18.00 Uhr hatte die Region um Bad Doberan starke Schauer und gegen 18.45 Uhr gewitterte es zwischen Graal – Müritz und Rügen kräftig. Insbesondere der Nordteil von Rügen war im Verlauf betroffen. Zur selben Zeit schossen kleinere Zellen über Nordrhein – Westfalen und Niedersachsen in die Höhe, die bis Mitternacht nach Norden, in Richtung Dänemark, abzogen. Hier waren sehr giftige Zellen dabei, die beispielsweise im Kreis Diepholz, in Niedersachsen, an einigen Orten schwere Schäden hinterließen und zahlreiche, dicke Bäume umwarfen. Darin lag die Hauptgefahr dieser Gewitter, sollte es zur Zündung kommen. In der Höhe lag eine gute Windscherung vor und dieser starke Höhenwind kann dann heruntergemischt werden. Es bestand sogar eine geringe Gefahr zur Bildung von Superzellen – Gewitter. Die gefährlichsten Gewittersysteme der Welt, die nicht nur in den USA immer wieder für Tornados sorgen. Da es nun zumindest vereinzelt gefährlich wurde, rechtfertigt die Absage unserer Nachtwanderung. Es blieb in den Pfifferlingstannen zwar ruhig und trocken, aber das kann man im Vorfeld bei einer derart unübersichtlichen und potentiell gefährlichen Wetterlage nicht wissen. Ich fuhr mit Irena trotzdem dort hin, weil man ja nicht wissen kann, ob doch der eine oder andere am Zweitreffpunkt auf uns wartete, also die kurzfristige Absage nicht mitbekommen hat. Dem war offensichtlich nicht so. Wir fuhren in Parchim kurz einkaufen und machten es uns an unserem für den Mitternachtsimbiss vorgesehenen Rastplatz im Wockertal gemütlich und genossen die zunehmend dunkle und ruhige Stimmung. Auf der Rückfahrt konnten wir die Blitzshow in Form von Wetterleuchten der niedersächsischen, Schleswig – holsteinischen Gewitter verfolgen, die für einen romantischen Ausklang des Abends sorgten. Vielleicht war es auch gut so, denn Frischpilze standen ohnehin nicht in Aussicht. Hoffen wir auf das nächste Jahr. Dann wird diese schöne Tour wieder auf dem Plan und hoffentlich unter einem günstigeren Stern stehen.

Hier machten wir es uns in der hereingebrochenen Dunkelheit gemütlich und genossen die stimmungsvolle Waldesruhe im Wockertal.

Sonnabend, 22. August – Am Vormittag zogen noch eine Schauer und Gewitter von Niedersachsen nach Mecklenburg herein und am Nachmittag gab es in Vorpommern einige Gewitterschauer. Am Abend näherte sich noch aus dem Hamburger Raum eine Regenzone. Alles in allem haben höchstens die Küstenregionen zwischen Rostock und Rügen bei der aktuellen Gewitterlage von nennenswertem Regen profitieren können.

Morgen enden die Hundstage und sie haben uns in diesem Jahr gezeigt, was in ihnen stecken kann. Die größte Hitze des Sommers scheint damit Geschichte zu sein, obwohl es auch im September noch heiß werden kann und sommerliche Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad sind noch bis Ende Oktober möglich. Sommerwetter sollte daher noch lange nicht abgeschrieben werden. In der Aspekt – Abfolge eines Pilzjahres befinden wir uns bereits im Herbst und auch wettertechnisch geht es nun in diese Richtung. Mit anderen Worten, wir kehren wieder zu unserem diesjährigen Normalwetter zurück, wie wir es aus dem Juni und Juli her gewohnt waren. Tageswerte um die 20 Grad bei wechselhafter Witterung. Die Atlantik – Tiefs werden nun auch stärker und Mitte der kommenden Woche droht bei uns an der Küste sogar der erste Herbststurm. Dabei wird immer wieder hochreichend kalte Polarluft über das warme Wasser der Nord- und Ostsee geführt, die für starke Konvektion sorgen wird. Immer wieder bilden sich über den Meeren Schauer und Kaltluft – Gewitter, die auch auf die Küstenregionen und dem angrenzenden Binnenland übergreifen können. Besonders an der Nordseeküste kann in den nächsten Tagen viel Regen dabei sein, aber auch in M-V dürfte es häufig Schauern, so dass für Feuchtenachschub gesorgt sein wird. Auch Mittelfristig geht diese Großwetterlage ähnlich weiter, mit teils kräftigen Tiefdruckgebieten, die vielleicht auch mal ergiebige Regengebiete dabei haben könnten. Alles in allem wird es im laufe der nächster Woche an der Pilzfront wieder lebhafter werden. Zunächst sehr differenziert und nur dort, wo die Niederschläge vom Wochenanfang am ergiebigsten waren. Eine große Substanz ist allerdings noch nicht im Boden, so dass der große Durchbruch wohl noch auf sich warten lassen dürfte.  

Schauer- und Gewitterwolken schieben sich über Mecklenburg zusammen. 22.08.2020 bei Tarzow.

Der essbare Orange – Scheidenstreifling (Amanita crocea) ist eine in Mecklenburg nur sehr zertreut nachgewiesene Amanita – Art. In Vorpommern fehlt er offensichtlich. Häufiger finden wir den schönen Pilz beispielsweise im Harz. 23.08.2020 in den Rosenower Fichten.

Sonntag, 23. August – Ausnahmsweise ging es heute einmal am Sonntag zu einer öffentlichen Lehrwanderung an den Start. Die Verschiebung von Sonnabend auf Sonntag hängt mit unserer Nachtwanderung zusammen. Da es ein ungewöhnlicher Wochentag war und auch die Erwartungen an die Pilzfront immer noch am Boden sind, fanden sich heute auch nur drei Menschen zu einem Waldspaziergang durch die geschichtsträchtigen Rosenower Fichten ein. Außer meiner Wenigkeit waren das jeweils eine nette Dame aus Grevesmühlen und aus Schwerin. Die Rosenower Fichten finden sich auf halber Strecke, an der B 104, zwischen unserer Landeshauptstadt Schwerin und Gadebusch. Wir trafen uns  gegen 09.00 Uhr an der Theodor Körner Gedenkstädte, mitten in diesem Waldgebiet, in dem außerdem der Waldhof Stadler zum Urlaub in fast unberührter Natur einlädt. Wie der Name schon vermuten lässt, überwiegen hier tatsächlich noch Fichten und ich hoffe, es wird auch noch ein Weilchen so bleiben. Trotz Trockenschäden, Buchdrucker und Waldumbau. Natürlich finden sich hier auch andere Bäume wie Kiefern, Lärchen, Douglasien, Buchen, Eichen, Birken usw. Die Fichte ist aber noch dominant. Oftmals sind die Bestände aber recht krautreich, aber immer wieder auch mit moosigen Bereichen durchsetzt. Für Freunde von Maronen, Rotfüßchen und Ziegenlippen, sicher ein lohnendes Revier und im Herbst kommen vielerlei weitere Arten dazu.

Auch der Stiel des Orange – Scheidenstreiflings (Amanita crocea) ist orange genattert bzw. beflockt.

Heute sah es für den Mykophagen erwartungsgemäß düster aus, aber für den Hobby – Mykologen hellte sich der Horizont schon wieder auf, da sich vereinzelt bereits etwas regte bis in den Raritäten – Status. Die Rosenower Fichten haben inzwischen wieder einen zufriedenstellenden Feuchtehaushalt erreicht und innerhalb der nächsten Tage, Wochen und Monate wird es hier deutlich bunter werden. Wer mit den wichtigsten Speisepilzen nicht vertraut ist, findet hier einen vielseitigen Lehrpfad mit Naturtafeln vor, so auch zum Thema Pilze. Allerdings sind hier die Arten, die wir heute fanden, nicht erläutert. Hier und da die ersten frischen Waldfreund – Rüblinge und kleine Nadelschwindlinge. Vereinzelt auch schon wieder Täublinge. Natürlich Kartoffel – Boviste, aber auch Tiegel – Teuerlinge und zwei Arten, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe und mit denen man auf Grund ihrer Seltenheit ohnehin nie rechnet. Wunderschöne, elegante Orange – Loreleias und ein ebenfalls Orange – Scheidenstreifling. Die Farbe orange begeisterte mich heute in Form zweier seltener Pilzarten.

Auch der Orangerote – Loreleia (Loreleia postii) ist in Mecklenburg nur zerstreut nachgewiesen und in Vorpommern über weite Strecken ohne Nachweis. Früher stand er in der Gattung der Nabelinge (Omphalina). Die Sequenzierung hat aber erstaunliches ergeben. Er ist mit den Borstenscheiblingen (siehe weiter oben – Rotbrauner Borstenscheibling) verwandt. Er wurde aus der Gattung Omphalina heraus genommen und zu Loreleia gestellt. Diese lebt übrigens oft mit Lebermoosen in Symbiose. Foto: 23.08.2020 am Standort in den Rosenower Fichten.

Vom Wetter her war es heute optimal für eine Pilzwanderung. Angenehme Temperaturen, Schauer kamen erst am  Nachmittag und Abend auf und der lebhafte Wind störte im Wald nicht. Am Mittwoch könnte er aber möglicherweise doch zu lebhaft für einen Waldspaziergang bzw. einer Mittwochsexkursion werden. Lassen wir es heran kommen. Aus heutiger Sicht könnte das stärkste Windfeld eher südlich von M-V durchlaufen. Die ganze Woche und darüber hinaus kann es immer wieder regnen. Meist konvektiver Natur durch das warme Meereswasser, teils aber auch durch Wetterfronten, die einiges an Regen dabei haben könnten.

Zusammenfallende Konvektion mit letzten Niederschlagsschleiern heute Abend zum Sonnenuntergang an der Wismar – Bucht. 23.08.2020.

Montag, 24. August – Zahlreiche, teils kräftige Schauer und Gewitter zogen heute über M-V. Nicht nur direkt im Küstenumfeld, sondern auch bis weit in das Landesinnere hinein. In meinen Messbecher in Wismar waren bis 20 Uhr 4 Liter gefallen. Unterdrückt das noch kalte Meereswasser im Frühling und Sommer die Konvektion, so ist dieses im Spätsommer und Herbst ganz anders. Die Wärme des Sommers ist hier gespeichert und streicht labil geschichtete Luft über das warme Wasser, bilden sich dicke Quellwolken mit Schauern und Gewittern. Meist gehen diese über dem Wasser nieder, aber je nach Wetterlage und Strömung können diese auch bis in das Binnenland voran kommen. Besonders ausgeprägt ist dieses an der Nordseeküste, wo, wie derzeit auch, besonders hohe Regenmengen niedergehen. Aber nicht nur diese Schauer, sondern auch Tiefdruckgebiete steuern derzeit direkt auf uns zu. Am Mittwoch droht sogar der 1. Herbststurm der Saison. Neben viel Wind hat er auch reichlich Regen im Gepäck, zumindest für uns Nordlichter. Es folgen im Verlauf weitere Tiefdruckgebiete und bescheren uns weiteren Regen. Besonders ganz im Süden Deutschlands und bei uns im Norden. Für Wismar werden heute Abend bis zum 07. September im Mittel 46,6 l/qm berechnet. Maximal können es 73,9 l/qm werden, minimal immerhin noch 20,9 Liter auf den Quadratmeter. Nach den aktuellsten Berechnungen könnte zum kommenden Wochenende ein markanter Kaltluftvorstoß über Westeuropa in` s brühwarme Mittelmeer bevorstehen. Im Gegenzug wird heiße Luft über Osteuropa nach Norden geführt. Dazwischen kann es zur Ausbildung einer 5b – Wetterlage kommen und der Kenner weiß, was das bedeutet. Das 5b – Tief könnte nicht wie üblich über Polen nach Nordosten ziehen, sondern nach Nordwesten ausscheren und zur westlichen Ostsee herein ziehen. Also an der polnischen Grenze nach Norden und dann mit seinem Starkregenfeld nach M-V herein, so dass es vor allem entlang der Oder und bei uns im Nordosten zu sehr hohen Regenmengen kommen kann. Mit etwas Glück könnte nicht nur Vorpommern, sondern auch Mecklenburg von der möglichen Wasserflut profitieren. Gute Aussichten und sollte es so kommen, könnte der diesjährige Pilzherbst ganz groß werden.

In den Wäldern herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Aber allmählich zeigen sich Kleinarten wie diese Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). In wenigen Tagen bricht allerdings die Eröffnung des Pilzherbstes 2020 los. Das Foto entstand in den Rosenower Fichten am 23.08.2020.

Noch steckt Familie Steinpilz im Waldboden und trifft Festvorbereitungen. Bald ist es soweit, und sie versammeln sich zu lustigen Trupps nicht nur an Waldrändern. Aber sie müssen Obacht geben, damit sie nicht der Habgier des Menschen zum Opfer fallen um schließlich in der heißen Bratpfanne ihre Herrlichkeit zu enden. Bild: Rudolf Schneider Verlag Zittau – „Familie Steinpilz“.

Wir starten also in den Pilzherbst 2020. Spätestens ab dem kommenden Wochenende geht es los. Eventuell auch schon unter der Woche, beispielsweise mit ersten Champignons. Da kein Schönwetterhoch in Sicht ist und es weiterhin wechselhaft, mit teils ergiebigen Regenfällen weitergehen soll, werden wir in den kommenden Wochen auf den Gipfel des Pilzjahres zusteuern. Die Niederschläge kommen rechtzeitig genug, um noch einiges an Sommerpilzen auf den Plan zu rufen. Ich rechne mit dem stärksten Schub von Sommersteinpilzen in diesem Jahr. Möglicherweise gibt es sogar eine regelrechte Steinpilz – Schwämme, denn beim Sommersteinpilz herrscht immer noch Nachholebedarf und gleichzeitig dürfte der Fichtensteinpilz in den kommenden Wochen sein Jahresmaximum bekommen. Überhaupt starten ab der nächsten Woche fast alle volkstümlichen Klassiker in vollen Zügen durch. Natürlich je nach Art durchaus differenziert. In zwei bis drei Wochen sollte der Pilzherbst zur Vollblüte auflaufen. Mit anderen Worten, die Vielzahl der Pilzarten wird dann kaum mehr kaum zu überblicken sein. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm, wie es scheint nicht nur bei uns im Nordosten. Ich habe heute mal wieder den Pilz – Ticker durchgeschaut. Hier ist noch nicht viel Bewegung zu erkennen. Aber im Schwarzwald starten sehr schöne Fichtensteinpilze durch. Im Berner Oberland, in der Schweiz, soll es Fichtensteinpilze in hervorragender Qualität geben, wohin das Auge blickt! Auf 1 700 m Höhe!  In Hessen wachsen die schönsten Wiesen – Champignons und mit denen dürfte es nun auch bei uns losgehen. Außerdem nimmt der Mond gerade wieder zu. Die Mondphasen – Theoretiker werden sich wieder bestätigt fühlen. Ruhe herrscht derzeit auch noch in der Pilzberatung. Das wird sich spätestens in der nächsten Woche rapide ändern, wenn überall die große Ansammlungen der Karbol – Champignons das Interesse der Zufallsfinder wecken oder die boletoiden Netzstieligen Hexenröhrlinge die Parkanlagen unter Linden und Birken bevölkern. Aber sobald den Mykophagen etwas von tollen Waldpilzfunden zu Ohren kommt, geht die Depesche wie ein Lauffeuer herum und die Wälder werden gestürmt und dann oft auch die Pilzberatungsstellen.

In den Rosenower Fichten schoben sogar schon wieder erste Täublinge. Pfirsich – Täubling (Russula violeipes). Essbar und am Standort fotografiert am 23.08.2020.

Dienstag, 25. August – Da uns morgen der erste Herbststurm der Saison bevorsteht und außerdem den ganzen Tag über mit kräftigen Regenfällen zu rechnen ist, habe ich mich am Nachmittag kurz entschlossen, die für morgen geplante Mittwochsexkursion vorzuziehen. So fuhr ich am späten Nachmittag noch in den letzten Quadranten des Messtischblattes Satow. Hier stehen zwei kleinere Waldgebiete zur Auswahl. Zunächst eines südlich Jürgenshagen, praktisch als Verlängerung des Beketals, und zum anderen ein Wald bei Klein Belitz. Ich entschied mich für letzteren. Hier war ich vor vielen Jahren, zu Zeiten unserer Intensivkartierungen, schon einmal im Frühling mit Jürgen Schwik. Es handelt sich um Laubwald mit Eichen, Ahorn, Platanen, Eschen und Birken. Buchen sind in der Minderheit. Ein etwas außergewöhnlicher Laubwald, aber wenn es hier nicht so trocken gewesen wäre, sicher ein überaus interessantes Gebiet für dem Hobby – Mykologen. Ich denke, hier könnte einiges zu finden sein, welches nicht zu den Alltäglichkeiten zählt. Für den Kochtopfmykologen gibt es hier sicher auch einiges im laufe eines Pilzjahres. Wer aber auf Steinpilz und Co. aus ist, wäre hier deplatziert. Wie schon erwähnt, hier ist es einfach noch zu trocken. Es hat kürzlich zwar auch etwas geregnet, aber ich denke, morgen sollte endlich auch hier der Grundstein zum Pilzherbst gelegt werden.

Begrüßten mich gleich zu Anfang und haben mich sehr erfreut: Schmutzbecherlinge (Bulgaria inquinans). Meist an dicken, noch recht frischen Eichenstämmen, so wie hier auf einem Holzstapel am Waldwegrand. Sammelt man sie ein, bekommt man durch den schwarzen Sporenstaub schmutzige Finger. 25.08.2020 im Wald bei Klein Belitz.

Das kräftige Sturmtief wird uns vor allem mit seinen Starkniederschlägen treffen, wohingegen das Hauptwindfeld südlich an M-V durchziehen soll. Trotzdem ist auch bei uns Vorsicht geboten, denn in kräftigen Schauern kann der starke Höhenwind herunter gemischt werden. Das kann schon in der kommenden Nacht der Fall sein, wo sich im Vorfeld des eigentlichen Sturmtiefs ein kleines Gewittertief bildet. Ab etwa Mitternacht kann es anfangen zu gewittern und die Gewitter können auf dem Weg nach Vorpommern sogar zahlreicher werden. Morgen gibt es dann den ganzen Tag über kräftige, schauerartige Regenfälle. Wir können in unserem gesamten Einzugsgebiet mit 20 – 30 l/qm rechnen. Das wäre schon eine ganz gute Hausnummer, denn zunächst ist der mögliche Aufbruch an der Pilzfront, wie ich schon des öfteren erwähnt habe, sehr differenziert zu erwarten. Nur in den Regionen, die in der letzten Woche von nennenswerten Regenfällen getroffen wurden, dürfte es losgehen. Siehe dazu die Karte von Kachelmannwetter. Der große Regen des möglichen 5b – Tiefs scheint nun doch nicht zu uns zu kommen. Heute rechnete nur noch das US – Wettermodell damit, dass das Regentief nach Norddeutschland herein ziehen kann. Zunächst wird es aber große Teile der Schweiz und teilweise auch Österreichs einen bombastischen Wettersturz bescheren. Schwere Gewitter und sintflutartige Regenfälle mit bis zu 200 Litern auf den Quadratmeter! Danach scheint es eher östlich über Polen nach Norden zu ziehen, aber die Südosthälfte Deutschlands könnte noch einiges an Regen abbekommen. Ganz vom Tisch scheint nicht zu sein, das eventuell noch Vorpommern davon profitieren könnte.

Diese beiden Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) waren die einzigen, wirklichen Frischpilze heute im Wald bei Klein Belitz.

Mittwoch, 26. August – Wie erwartet blitzte und donnerte es in der Nacht stellenweise recht ordentlich. Während die Gewitter im südwestlichen Mecklenburg eher noch entwicklungsfähig, aber blitztechnisch recht impulsiv waren, bildete sich im Verlauf eine geschlossene Regenzone aus, die besonders über der Mitte von M-V einiges an konvektivem Niederschlag brachte. Gegen morgen folgte dann das Sturmtief. Der Wind wehte bei uns nicht besonders stark, durch die Nähe zum Tiefkern, wird aber in der Nacht noch kräftig auffrischen. Zudem werden weitere Schauer- und im Verlauf der Nacht auch Gewitter – Bänder von der Ostsee und Dänemark her auf die Küstenstreifen treffen. Insbesondere östlich von Wismar und vor allem die Insel Rügen wird in der Nacht noch richtig gut bewässert werden. Die heutigen Regenmengen hielten sich in unserem Einzugsgebiet in Grenzen. Es war also vielfach nicht übermäßig, aber in den Regionen (siehe die Kachelmann – Grafik oben), wo vorher schon einiges vom Himmel kam, zeigt der Daumen ab dem Wochenende nach oben. Hier wird durchgestartet. Die braun eingefärbten Gebiete haben nun auch Wasser bekommen, für einem massiven Aufbruch allerdings noch zu wenig. In 10 – 14 Tagen sollte aber auch hier der Damm gebrochen sein.

Einige Messwerte der letzten 72 Stunden (bis heute 14.00 Uhr) aus M-V: Goldberg: 13, Kirchdorf/Poel: 14, Rostock/Warnemünde: 15, Boltenhagen: 18 und Schwerin: 27 Liter auf den Quadratmeter. In meinen Messbecher, in der Wismarer Innenstadt, waren bis 18.00 Uhr 14 Liter gefallen.  Der Modellauf des ECMWF rechnet ab heute Abend 20.00 Uhr bis zum 10. September für Wismar nochmals mit 43,8 l/qm, maximal mit 74,5 l/qm und minimal 21,6 l/qm. Sollte es so kommen, kann sich ein solides Pilzwachstum im September herausbilden und wir können einem guten Pilzherbst entgegen blicken. Zumindest was den September betrifft. Ein Unsicherheitsfaktor besteht noch in einer möglichen, beständigen Hochdrucklage, die der mittelfristige Modellauf seit gestern andeutet. Dann würde es wieder trockner und sommerlich warm werden. Zunächst kein Problem, aber über Wochen darf diese Wetterlage, so sie denn überhaupt kommt, nicht anhalten. Aber das alles geht nun in den Bereich der Spekulation und wir halten uns lieber an die Tatsachen und diese signalisieren uns den Aufbruch!   


Die neuen 72 – stündigen Messwerte von 20.00 Uhr: Kirchdorf/Poel: 16 l/qm, Boltenhagen: 18 l/qm, Rostock/Warnemünde: 22 l/qm, Goldberg: 25 l/qm und Schwerin 29 l/qm.


Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist nicht zwingend auf Regen angewiesen. Er zieht seine Nährstoffe aus dem Holz, so wie hier aus einem toten Birkenstamm. Standortfoto am 25.08.2020 im Wald bei Klein Belitz.

Es wird Zeit, dass es losgeht. Der Mond ist schon halb voll!

Donnerstag, 27. August – Das war schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf den Herbst, wettertechnisch, versteht sich. Spitzenreiter, was die Regenmengen der letzten drei Tage anbelangt, wurde die Wetterstation in Rostock/Warnemünde mit 67 Liter! Der warmen Ostsee sei dank! Aber auch sonst können wir uns mit verbreitet 20 – 30 l/qm sehen lassen. Zwar kommen in den nächsten Tagen, insbesondere wohl auch bei uns im Nordwesten, noch einige Liter zusammen, der ganz große Regen durch die 5b – Wetterlage geht hingegen im Alpenraum nieder. Teils über 200 Liter auf den Quadratmeter. Auch der Süden und Südosten Deutschlands bekommt unwetterartige Regenmengen ab. Rechnete das ECMWF – Modell heute morgen noch damit, das am kommenden Mittwoch auch M-V vom 5b – Tief mit nennenswertem Regen erfasst wird, ruderte es am Abend wieder zurück. Trotzdem können Mitte nächster Woche aber noch einige Liter für uns dabei sein. Ansonsten deuten die Mittelfristmodelle zaghaft die Rückkehr des Sommers an. Sonniges Wetter bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad könnten in Richtung Mitte September wieder ein Thema werden. Aber das ganze ist noch nicht in trockenen Tüchern, es könnte auch wechselhaft weitergehen. Wie dem auch sei, zunächst dürfen wir die Ankunft des Pilzherbstes erwarten und es wird mal wieder spannend, wo und wann es zuerst losgeht. Derzeit herrscht diesbezüglich noch die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Die meisten Wälder sind praktisch Pilz leer. So berichtete mir Christian Ehmke von http://www.ostseepilze.de, dass er während seiner heutigen Inspektion durch mehrere Waldgebiete nicht einen einzigen Frischpilz sah. So kennen wir es aus den Vorjahren. Meist absolute Ruhe, aber dann! Es sind ja auch erst 9 Tag nach dem ersten, halbwegs ordentlichen Regen und dieser war höchstens sehr örtlich schon mal optimaler. Die Faustregel lautet nach 10 – 14 Tagen geht es los. Demnach könnten sich erste Tendenzen am kommenden Wochenende zeigen und im laufe der nächsten Woche deutlicher werden. Der allgemeine Durchbruch wird aber erst Mitte September erfolgen, wenn die jüngsten Niederschläge greifen. Wo es in den kommenden Tagen schon besser werden könnte, kann man der Graphik von Kachelmannwetter vom 25. August entnehmen. In den brauen Regionen dürfte es erst im laufe der 2. September – Woche starten. Da haben wir aber abnehmenden Mond. Laut Mondphasen Theoretiker wird das also nix! Da müssen wir dann wohl noch mindestens eine Woche in die Verlängerung gehen und wenn bis dahin kein nennenswerter Regen mehr gefallen ist, wird das auch nix!

Stellenweise frische Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) im Kiefernforst bei Perniek. Essbar. Standortfoto 27.08.2020

Wie dem auch sei, ich bin heute Abend noch kurz zur Info in den Raum Neukloster/Perniek gefahren. Ich besuchte eine Zeigerstelle im ehemaligen Kiestagebau. Es war trostlos, von Aufbruch – Stimmung kaum eine Spur. Das kaum bezieht sich auf einige Trupps von Waldfreund – Rüblingen, die sich als einzige Frischpilzart bereits zeigte. Hier ist in punkto Feuchtigkeit in den letzten Tagen ein guter Grundstein gelegt worden. Mit anderen Worten, eventuell in den nächsten Tagen schon ein erster Start an dieser Stelle und ab der übernächsten Woche geht es hier richtig rund.

Danach suchte ich eine Champignon – Wiese auf, aber keine weißen Tupfen im Grün der Wiese auszumachen. Dort wo der Rasen aber grüner als grün war, standen immerhin köstliche Leckereien vom Nelkenschwindling. Auch erste Ackerlinge zeigten sich und auch mal ein Häubling. Immerhin schon etwas, wenn auch noch kein Durchbruch! 

Auf einer Wiesenfläche bei Pinnowhof zeigten sich wahre Delikatessen. Genommen werden nur die Hüte, die Stiele sind leider zu zäh. Nelkenschwindling (Marasmius oreades) am Standort fotografiert. 27.08.2020.

Etliche Nestlinge heute auf Holzresten zwischen Moos im Park am Seeblick in Wismar. Gestreifter Teuerling (Cyathus striatus). Es darf orakelt werden! Standortfoto am 28.08.2020.

Freitag, 28. August – Am Vormittag regnete es zeitweise schauerartig. In meinem Messbecher in Wismar fanden sich 4 Liter ein. Allgemein, so denke ich, dürften meist zwischen 3 und 5 l/qm gefallen sein. Ganz vereinzelt gab es am späteren Nachmittag noch einen Gewitterschauer. Gegen morgen können weitere Schauer und Gewitter von Südwesten her durchziehen. Also nicht wundern, wenn es in den frühen Morgenstunden, zum Sonnenaufgang, Blitzen, Donnern und Schütten sollte. Ich hoffe nicht, dass sich dadurch einige Pilzfreunde abhalten lassen, sich morgen gegen 09.45 Uhr am Roten See, bei Brüel, zu unserem traditionellen Vereinstreffen einzufinden. Viele werden es ohnehin nicht werden, da sich wohl vom Rehnaer Pilzverein kaum jemand blicken lassen wird. Es ist keine Einladung an die Mitglieder ergangen, auch aufgrund des Speisepilz – Mangels. Die Leute wollen ihre Körbe mit essbarem beladen und das dürfte morgen äußerst schwierig werden, denn noch halten sich die ansehnlichen und fleischigen Arten zurück. Zumindest in der Region um Wismar herum. In Keez hatte es am 18. August immerhin 27 Liter geregnet und der Rote See sowie der Deichelsee liegen nur etwa drei bis vier Kilometer Luftlinie entfernt. Das war deutlich mehr, als im Wismarer Umland am selben Tag, beim ersten Niederschlags Hotspot nach der Hitze, vom Himmel kam. Insofern liegen die Dinge hier etwas günstiger und wir werden morgen sehen, ob wir erste Anzeichen des beginnenden Pilzherbstes ausmachen können.

Fast unzählige Scheibchen – Tintlinge (Coprinus spec.) eröffnen derzeit in den Wismarer Parkanlagen den Pilzherbst 2020.

In Wismar sind  immerhin die ersten Zärtlichkeiten erschienen. Ich suchte heute zwei Parkanlagen auf. Zum einen den Turnplatz und zum anderen den Seeblickpark. Es läuft hier gerade ein Scheibchen – Tintlings/Mürblings Aspekt. Also die ersten kleinen, filigranen Arten starten durch. Natürlich nichts für den Kochtopf, aber es lohnt sich einmal näher hinzuschauen, denn die Scheibchen – Tintlinge sind wirklich kleine Schönheiten, die mehr Beachtung verdienen. Warum geht es nur immer um` s essen? Ist wohl ein Urinstinkt, den wir einfach nicht los werden. So standen die kleinen Tintlinge heute teilweise wie angesät, besonders am Turnplatz. Im Seeblickpark überwogen stellenweise große Mengen von Mürblingen auf Rindenmulch, der in den Parkgebüschen ausgebracht wurde. Viele alte Täublingsruinen erinnerten noch von der Pilzpracht des Hochsommers, aber in wenigen Tagen wird es auch hier wieder bunter. Ein Anfang ist jedenfalls gemacht und wir starten ganz klassisch mit filigranen Zärtlichkeiten.

Im Rindenmulch des Wismarer Seeblickparks wimmelt es stellenweise von Mürblingen (Psathyrella spec.). Eine schwierige Gattung, daher kann ich allenfalls die Art vermuten, um die es sich handeln könnte. Der Tonblasse Mürbling (P. fatua) könnte in Frage kommen. Er steht dem im Frühling häufigen Schmalblättrigen- oder Frühlingsmürbling nahe. Unter den Mürblingen sind keine giftigen Arten bekannt. 28.08.2020 am Standort fotografiert.

Eine Schönheit ist der filigrane und zarte Purpurschneidige Bluthelmling (Mycena sanguinolenta). Er findet bei kaum einem Pilzsucher die ihm gebührende Beachtung. Die wahre Schönheit offenbart sich erst im Detail. Das es sich um keinen Speisepilz handelt, versteht sich von selbst. 29.08.2020 am Hohlsee bei Brüel.

Sonnabend, 29. August – Zum 15. mal waren heute die Pilzfreunde des einzigen Pilzvereins Mecklenburg – Vorpommerns – Heinrich Sternberg Rehna e.V. und die Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zu ihrem alljährlichen Vereinstreffen am Roten See, bei Brüel, eingeladen. Das Wetter war einfach herrlich. Angenehm temperiert, viel Sonne und kaum ein Lufthauch und eine herrlich frische und würzige Waldluft nach den intensiven Regenfällen der vergangenen Tage. Das alleine wäre es schon wert gewesen, unser Jubiläumstreffen würdig zu begehen. Leider fanden sich so wenig Pilzfreunde auf dem Parkplatz am Roten See ein, wie wir es bisher noch nicht einmal bei schlechtesten Wetterbedingungen erlebt haben. Ganze 7 Pilzbegeisterte waren es! Wir starteten vor 15 Jahren mit einer Teilnehmerzahl von etwa 50! Seit dem hatte sich die Beteiligung der Pilzfreunde auf ein verträgliches Maß von etwa 20 bis 25 eingepegelt. Es war zwar oft eine Zitterpartie, was das Angebot von Frischpilzen anbelangt, da es oft noch zu trocken durch die August – Hitze war. Heute war es zwar nicht zu trocken, aber es herrschte noch die Ruhe vor dem (Pilz-) Sturm. So dürften als Hauptgründe des geringen Interesses wohl in erster Linie der Mangel an Frischpilzen gewesen sein und sicher spielen auch die Auswirkungen der Corona – Krise eine nicht unerhebliche Rolle. Es wird inzwischen immer deutlicher, das diese Infektionsgeschichte nicht nur in unseren Vereinen eine Zäsur hinterlassen wird. Schon zu Beginn der Corona – Beschränkungen hieß es, nichts wird wieder wie davor sein. Darin liegt ganz sicher eine Übertreibung, aber es ist auf jeden Fall zu spüren. Unsere alten Hasen können zwar nicht mehr an unseren Wanderungen und Exkursionen teilnehmen, sie kommen nun auch nicht mehr zu unseren Zusammenkünften, sprich Vereinsabenden, da viele zur Corona – Risikogruppe gehören.

Diese, nach Hühnerstall „duftenden“ und leicht giftigen Ranzigen Trichterlinge (Clitocybe pheaopthalma), säumten einen basenreichen Waldwegrand mit zahlreichen Exemplaren. Standortfoto in Nähe des Roten Sees am 29.09.2020.

Nach den Zärtlichkeiten, die den Aufbruch zum Pilzherbst signalisierten, dann dieses. Ein Paukenschlag! Der erste Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) an einem Hohlweg unter Kiefern. 29.08.2020.

Glücklicherweise haben wir in der letzten Zeit auch jüngere Mitglieder in unseren Reihen begrüßen können, die sich auch gerne bei größeren Aktionen, wie der Großpilzausstellung, einbringen würden. Diese muss  nun leider auch ausfallen, da ich keine Lust habe, mich zwecks der strengen Hygiene – Auflagen in die Nesseln zu setzen und unseren beliebten Pilzimbiss dürfen wir schon gar nicht anbieten. Das frustriert zusätzlich und schwächt den Vereinszusammenhalt. Ich hoffe trotzdem, dass wir einigermaßen unbeschadet aus der Krise hervorgehen und vielleicht sieht es im nächsten Jahr zum Sommerende und Herbstbeginn schon wieder besser aus, so dass unser Treffen am Roten See wieder zu dem werden könnte, was es über die Jahre hinweg war. Ein schöner und würdiger Höhepunkt im Leben unserer beiden Vereine. Ansonsten lief alles wie gehabt ab. Nach kurzer Begrüßung starteten wir zu einer knapp dreistündigen Waldexkursion. Tatsächlich hätten heute nur Waldfreund – Rüblinge zu kulinarischen Zwecken eingesammelt werden können. Wer sich aber für die kleineren und zarteren, nicht unbedingt essbaren Vertreter unter den Großpilzen interessiert, und das mussten wir heute sowieso, konnte  durchaus interessantes entdecken. So beispielsweise hunderte Gesäte Tintlinge, die sich  gerade aus dem Waldboden neben alten, modrigem Holzstubben herausschoben. Ein Bericht folgt in Kürze.

Der schmierig – zähe Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) ist eine markante und kaum zu übersehende Pilzgestalt in unseren Nadelwäldern. 29.08.2020 am Standort fotografiert. Geringwertig.

Weißer Anis- oder Schaf – Champignon (Agaricus arvensis) am 29.08.2020 bei Weberin/Wendorf am Standort fotografiert.

Sonntag, 30. August – Am 18. August fielen die auslösenden Niederschläge für den neuen Wachstumsschub – dem Aufbruch zum Pilzherbst 2020! Bekanntlich gilt die 10 – 14 Tage Regel. Filigrane, zärtlichere Arten starten natürlich schon etwas früher. Wie vor vielen Jahren bereits beobachtet, strecken am 11. Tag nach den Auslöse – Niederschlägen an bekannten Zeigerstellen die ersten Körnchen – Röhrlinge ihre Köpfchen aus dem Waldboden und auch Champignons sind nun am Start. Der Beginn des neuen Pilzschubes hält sich also peinlich genau an diese Vorgabe. Man könnte die Uhr danach stellen. Gestern hatten wir den 11. Tag!

Halskrausen – Erdsterne (Geastrum triplex) am 29.08.2020 bei Weberin/Wendorf.

Weniger in Wäldern, sondern eher in Parkanlagen oder unter Allee – Bäumen findet sich der Duft – Täubling (Russula odorata). Er ist ein Eichenbegleiter. Während die noch blassblättrigen Exemplare kaum dufteten, roch das reife Exemplar, mit den orangen Lamellen, deutlich fruchtig. Minderwertig. 29.08.2020.

Nach dem Roten See fuhr ich gestern noch zu einigen Zeigerstellen und auch hier schoben die jungen Körnchen – Röhrlinge aus dem Waldboden. Auch voreilige Täublinge waren dabei. Im Raum Weberin – Wendorf leuchteten die weißen Hüte von Schaf – Champignons am Straßenrand. Das zwang mich zum Stopp und ich ging eine Eichenkannte ab, die auch für ihren Reichtum an Sommersteinpilzen bekannt ist. Diese sah ich zwar noch nicht, aber überall frische Bauchpilze, allen voran junge Wiesen – Staubbecher, Bleigraue Boviste und Kastanienbraune Stäublinge. Etliche Exemplare der recht seltenen Duft – Täublinge. Waldfreund – Rüblinge und Nelkenschwindlinge sowie die vorzüglich schmeckenden Lilablättrigen Mürblinge. Selbst prächtige Halskrausen – Erdsterne lachten mich an. Danach fuhr ich nach Keez, wo noch Tiefbau – Arbeiten auf dem Grundstück von Irena bis in den Mondschein hinein angesagt waren. Und der Mond hat inzwischen schon reichlich zugelegt. Es wird also Zeit, dass die Pilze durchstarten, damit auch die Mond – Theoretiker zu ihrer Bestätigung kommen. Soweit noch zu gestern.

Diese Trockenwiesen bei Groß Raden sind ein Pilz – Paradies!

Ich schaute heute auch kurz in der Kiefernaufforstung bei Perniek nach dem rechten. Auch hier starten die Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus) nun durch. 30.08.2020.

Am Vormittag suchte ich die Trockenhänge bei Groß Raden auf, die schon im Juli massenhaft Acker – Schirmpilze und auch Gedrungene Champignons im Angebot hatten. Zur Großpilzausstellung im Herbst des Vorjahres organisierten wir von hier aus auch unsere Wildpilzpfanne zum Imbissgeschäft. Was soll ich sagen, Schirmpilze und Champignons starteten hier schon unter der Woche durch, viele waren schon auf geschirmt, und inzwischen leuchten die weißen Pilz – Hüte bereits wieder so weit das Auge blickt. Wären wir hier gestern im Zuge unserer Vereinsexkursion hergefahren, hätten auch 50 Teilnehmer ihre Körbe voll bekommen, und das unabhängig vom Fassungsvermögen ihrer Behältnisse! Zur Zeit sind neben einigen Nelkenschwindlingen fast ausschließlich Acker – Schirmpilze und Gedrungene Champignons vertreten. Ausgelöst natürlich von den Niederschlägen am 18. des Monats. Da es in der nun vergangenen Woche nochmals massiv geregnet hat, wird nicht nur hier, auf diesen Wiesen, der beginnende Wachstumsschub von Nachhaltigkeit geprägt sein. Mit anderen Worten, in den nächsten Wochen wird  der Pilzsegens hier wohl noch in` s Monströse ausufern, da sich zu genannten Arten noch die großen Riesen – Schirmpilze und die üppigen Strohgelben Champignons hinzu gesellen dürften. Nachhaltig wird der kommende Wachstumsschub auch in den Wäldern sein. Durch die neuerlichen Niederschläge wird der Entwicklungsschub gestützt und es kann zu einer satten und üppigen Wachstumsperiode kommen. In den nächsten Tagen werden Röhrlinge immer  häufiger und die Fans von Steinpilz und Co. dürfen dem Hauptschub des Jahres entgegen fiebern. Ab sofort sollten die Standorte unter Beobachtung gestellt werden, denn wer zuerst kommt…!

Bei dieser Kollektion könnte es sich auch um den Schuppenlosen Riesenschirmpilz (Macrolepiota heimii) handeln. Er unterscheidet sich vom Acker – Schirmpilz praktisch nur durch seinen schuppenlosen Hut. Da er magere Böden bevorzugen soll, stimmt auch die Ökologie. Für den Gaumen- und Magenbotaniker mag das egal sein, denn beide Arten sind essbar. 30.08.2020 Trockenrasen bei Groß Görnow.

Durch die Doppel – Auslöse (in Keez waren in den letzten Tagen immerhin nochmals 34 Liter zusammen gekommen, 27 Liter waren es am 18.08. = 61 l/qm), könnte ein über Wochen anhaltender Röhrlingsschub in Gange kommen und da der Regen früh genug einsetzte, werden sowohl Sommer- wie auch der Gemeine Steinpilz ihren Maximalaspekt des Jahres bekommen. Mit den Steinpilzen geht es los, wenn an den Straßen – und Waldrändern die Parasole ihre Schirme aufspannen. In zwei – bis drei Wochen sollte dann auch die große Vielfalt des Herbstes eingesetzt haben unter dem Motto bunt sind schon die Wälder! Die Nachfolge – Witterung dürfte aus heutiger Sicht wieder positiver als zuvor zu beurteilen sein. Der trockene und warme Spätsommer scheint wohl zunächst nicht bei uns im Norden vorbei schauen zu wollen. Allenfalls Süddeutschland könnte in der nächsten Woche einige schöne und warme Spätsommertage bekommen. Aber das macht dort gar nichts, nachdem die 5b – Wetterlage viele Gebiete bewässert hat. Bei uns könnte es im Verlauf wieder wechselhafter mit zumindest gelegentlichen Regenfällen werden. In der 14 – Tage Mittelfrist – Prognose deutet sich aus heutiger Sicht zum Ende des Vorhersage – Zeitraumes ein neues Mittelmeer – Tief an, das mit seiner feuchten und regenträchtigen Dampfluft Kurs auf Norddeutschland nehmen könnte.   

Gedrungener Champignon (Agaricus spissicaulis) am Standort fotografiert. Wie ein Wiesen – Champignon, nur fleischiger und kompakter, eben gedrungen. 30.08.2020 bei Groß Raden.

Neben Champignons, Riesenschirmpilzen, vielen Kleinarten und natürlich ersten Röhrlingen, blasen derzeit auch einige Bauchpilze die Eröffnungs – Fanfaren des Pilzherbstes 2020. Hier sind es von links der Wiesen – Staubbecher (Vacsellum pratense) und der Bleigraue Bovist (Bovista pumbea).

Montag, 31. August – Nun haben wir bereits einen weiteren Monat der diesjährigen Saison hinter uns. Drei folgen noch und die müssen das Pilzjahr retten, damit es nicht zu den schlechteren gehören muss. Den August können wir pilztechnisch in den Skat drücken. Er startete zwar noch mit einigen Erfolgsaussichten, besonders in den südlicheren, sandigen Regionen Mecklenburgs, die zwischenzeitlich immer noch mal nennenswerten Regen bekommen haben, während es in vielen anderen Regionen schon zu Beginn des Monats viel zu trocken geworden war. Und dann kamen die Hundstage mit Macht und bescherten uns eine historische Hitzewelle mit einem nahezu Totalzusammenbruch des Frischpilz – Wachstums als Folge. Ein klarer Schnitt zwischen dem Sommer- und dem nun beginnenden Herbstaspekt wurde gezogen. Freunde von deutlichen bis starken Wachstumsschüben dürften sich gefreut haben, da ein neuerlicher Aufbruch an der Pilzfront mit entsprechenden Erfolgsaussichten berechenbarer wurde und auch die Schübe nach so einer heißen und trockenen Phase meist an Substanz gewinnen, sollte in der Folge ausreichend Regen fallen. Und das hat nun ganz gut geklappt, so dass der September in diesem Jahr sehr wahrscheinlich als vollwertiger Pilzmonat gleich von Beginn an durchstarten kann. Da der weitere Witterungsverlauf aus heutiger Sicht als günstig bezeichnet werden kann, stehen uns sehr wahrscheinlich die pilzreichsten Wochen des Jahres bevor. So dürften die nächsten 4 – 6 Wochen wohl die Krönung der Pilzsaison 2020 werden, sehr wahrscheinlich auch mit einem üppigen Röhrlingsschub. Sollte die Witterung mitspielen und die Bedingungen für die Dauer dieses Zeitraums günstig bleiben, können wir danach entspannt in den Spätherbst übergehen und uns auf die wirklichen Herbstpilze freuen. So werden zunächst noch einmal viele Arten des Sommers dabei sein und überhaupt wird die Vielfalt wohl riesig werden, da natürlicherweise eine Vielzahl Pilzarten aus fast allen Gattungen in den kommenden Wochen ihr Jahresmaximum erreichen. Auch für viele, teils seltene Mykorhizza – Pilze, die den Hobby – Mykologen begeistern können, kamen die Niederschläge gerade noch rechtzeitig.

An einem noch berindeten Kloben von Laubholz, wahrscheinlich Erle, den ich in einer Blumenrabatte, an der Hauswand auf dem Hinterhof des Info – Zentrums stehen habe, fruktifizieren bereits seit Jahren diese Gallertfleischigen Stummelfüßchen (Crepidotus mollis). Bisher war Ruhe, aber nun starten sie mit Macht durch, so viele, wie nie zuvor auf einem Schlag. Wenn das kein gutes Omen ist! 31.08.2020. Keine Speisepilze.

Fortsetzung unter „Pilze/Wetter September 2020“.

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter Pilze Juli 2020

Fahler Röhrling (Boleus impolitus) im Seeblickpark Wismar – Wendorf von Christian Ehmke fotografiert. Die Art hat sich unter Eiche offensichtlich neu angesiedelt, da wir sie hier bisher noch nicht beobachtet haben.

Mittwoch, 01. Juli – Ab heute beginnt der Sommeraspekt (Juli – Mitte August). Er wird geprägt durch interessante Dickröhrlinge, Champignons, vielen Täublingen, einigen Milchlingen und natürlich auch Wulstlingen und bei günstigen Witterungsverhältnissen auch durch viele weitere Gattungen bzw. Pilzarten. Sollte der Hochsommer so wie derzeit weitergehen, also recht kühl und feucht, dürften die beliebten Pfifferlinge zur Höchstform auflaufen, während viele weitere Frischpilze meist den Schnecken zum Opfer fallen dürften. 

Ebenfalls neu für Wismar – Hinter Wendorf ist der recht seltene Sternstäubling (Mycenastrum corium). Er wuchs am alten Gutshaus und wurde mir heute in die Pilzberatung gebracht. Jung, so wir hier, ist er essbar. Bei Reife platzt die dicke, zunächst weißliche, später braune, lederartige Exoperidie sternförmig auf und die staubige Sporenmasse wird vom Winde verweht.

Da heute Mittwoch war, startete ich wieder zu meiner gleichnamigen Exkursion. Ein letztes mal ging es in das Messtischblatt Plau am See. Der vierte Quadrant von MTB 2539 war an der Reihe. Hier gibt es reichlich Wald um den Plauer See herum. Ich entschied mich für den Ortsnahen Plauer Stadtwald mit angrenzendem Park auf dem Klüschenberg. Der Plauer Stadtwald ist ein Naturschutzgebiet mit Naturlehrpfad. Integriert sind kleine Seen und Wiesenflächen, aber auch Altlasten wie die ehemalige Ziegelei. Teils gibt es naturnahen Buchenwald auf besseren, möglicherweise sogar kalkhaltigen Böden, aber auch saure Bereiche für klassische Pilzarten wie Marone, Steinpilz und Pfifferling. Aber die sollten hier dann wohl meist stehen bleiben, da Naturschutzgebiet. Heute nahm ich natürlich einige Pilze heraus um Belegfotos zu machen und die meisten Frischpilze fand ich ohnehin in der Parkanlage. Hier gibt es, wie im Sommer üblich, meist die arten- und individuenreichere Pilzflora und auch die Schnecken halten sich eher zurück. Bei der zurzeit feuchten Witterung werden die wenigen Frischpilze, insbesondere in den Buchenwäldern, sofort zur Beute der zahlreichen Nacktschnecken. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Bei diesen mastigen Ledertäublingen war ich mir zunächst unsicher und hielt sie für Weißstielige Leder – Täublinge. Beim genauen Hinsehen, hier beim rechten, auf dem Hut liegenden Exemplar, ist am oberen Ende des Stieles ein Hauch von rötlich auszumachen. Später fand ich weitere Exemplare, wo die rötliche Tönung deutlicher zu sehen war. Rotstieliger Leder – Täubling (Russula olivacea) im NSG Plauer Stadtwald. 01.07.2020. Ausgezeichneter Speisepilz.

Donnerstag, 02. Juli – Gestern brachte ich mir aus der Schwinzer Heide noch einen Schwung Moos mit, um den Rest meiner 2. Ausstellungsfläche für Frischpilze zu belegen. Schließlich gelangten auch gleich einige Arten auf die Fläche, vor allem verschiedene Täublinge. Ich biete die Ausstellung also wieder an, fraglich ist jedoch, ob es überhaupt Sinn macht, da durch die Maskenpflicht wirklich kaum einer Lust hat mit diesem Kleidungsstück durch eine Ausstellung zu gehen. Die Witterung ist jedenfalls ideal, da sehr durchwachsen. Sollte es im Herbst immer noch diese Regelung geben, habe ich Bedenken bei unseren geplanten Großpilzausstellungen.

Zum Wetter: die wechselhafte und eher kühle sowie zeitweise feuchte Witterung soll zumindest bei uns im Norden weiter anhalten. Auch heute zogen wieder einige, teils kräftige Schauer und Gewitter durch. Am Wochenende ist weiterer Regennachschub in Sicht. Mittelfristig könnte sich von Süden jedoch auch hoher Luftdruck anpirschen und für einige trocknere und vieleicht auch etwas wärmere Tage sorgen. Insbesondere für Süddeutschland stehen die Chancen auf sonniges Wetter nicht schlecht. Bei uns könnten schnell wieder Tiefausläufer in` s Spiel kommen.


Der Trend geht also eher in Richtung feuchtkühler Sommer. Die Pfifferlingsfans dürfen hoffen. Freunde von heftigen Steinpilz - Schüben werden dann wohl eher das Nachsehen haben. Wie viele weitere Pilzarten, werden sie bei diesem Witterungsverlauf, so er denn eintreten sollte, immer mal mit dabei sein und natürlich auch Wachstumsspitzen ausbilden, die aber wohl eher flach verlaufen dürften. Auch die Qualität könnte darunter leiden. Nicht nur durch Schneckenfras, sondern auch durch zunehmenden Madenbefall. Das ist nun mal der Preis für dauerfeuchtes, ausgeglichenes Sommerwetter.

Im Park auf dem Klüschenberg in Plau am See wuchsen gestern unter einer Gruppe mächtiger und urwüchsiger Alteichen eine große Anzahl von Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen (Boletus luridiformis). Leider waren viele von ihnen bereits überständig, es reichte aber immerhin noch für einen Trockner und mein größerer Weidenkorb war halb gefüllt. 01.07.2020.

Kegeliger Rißpilz (Inocybe fastigiata) unter Eichen und Buchen im Seeblickpark Wismar. Rißpilze sind durch ihren Muskarin – Gehalt fast alle mehr oder weniger giftig. Standortfoto am 03.07.2020.

Freitag – 03. Juli – Nach knapp 2 Wochen stattete ich heute Mittag mal wieder der Parkanlage am Seeblick einen Besuch ab. Von der Sommersteinpilz – Schwämme kaum noch eine Spur. Nur ein kleines, junges, schwachbrüstiges Exemplar wollte es noch einmal wissen. Auch Hexenröhrlinge waren nur in wenigen Exemplaren vertreten. Die bunte Vielfalt an Täublingen war ebenfalls noch nicht auszumachen. Das dürfte sich aber in den kommenden Wochen ändern, denn die ganz große Pilzzeit findet hier im Park im Hochsommer statt. Das heißt aber nicht, dass es heute kaum Frischpilze gab. Im Gegenteil, inselweise standen die Perlpilze wie die Soldaten. Sicher hunderte in allen Entwicklungsstadien und viele kleine sind noch am durchbrechen. Da wäre der Korb schnell gefüllt. Sein giftiger Gegenspieler, der Pantherpilz, war nur mit wenigen Einzelstücken vertreten. Es gab aber auch einen Bereich mit zahlreichen Papagei – Täublingen und ganz vereinzelt auch mal ein Frauen – , Sonnen-, oder Camembert – Täubling. Vereinzelt einige Rißpilze und auch ein Mehlpilz. Nicht zu vergessen einzelne Karbol – Champignons. Der Mergelboden war wieder gut durchfeuchtet u. a. von den gestrigen, nicht unerheblichen Regenfällen. Ich denke, zumindest dort wo die Niederschläge ähnlich waren, dürfen wir wohl wieder die Uhren stellen. Spätestens in 10 – 14 Tagen sollte sich der 2. Schub von Sommersteinpilzen auf den Weg machen. Das würde auch der etwa 4 wöchentlichen Rhythmus entsprechen.

Beim sammeln von Netzstieligen Hexen – Röhrlingen (Boletus luridus) sollte man darauf achten, das man keinen angeschimmelten Fruchtkörper zum essen mitnimmt. Manchmal sind zu Beginn nur unscheinbare graue Flecken vorhanden. Schnell breitet sich der Parasit über den gesamten Fruchtkörper aus und mumifiziert ihn. Ob es sich dabei um den für Röhrlinge typischen Goldschimmel handelt ist mir nicht bekannt. Bitte nur saubere Exemplare wie das linke mitnehmen, denn der Schimmel macht den Pilz giftig! Standortfoto am 03.07.2020 im Seeblickpark.

Perlpilze (Amanita rubescens) erleben im Seeblickpark Wendorf derzeit einen Massenaspekt. Standortfoto 03.07.2020.

Der Juli ist im Durchschnitt der regenreichste Monat im Jahr. Das liegt auch an den oft konvektiven Ereignissen die in kurzer Zeit hohe Regenmengen zustande bringen können, wie auch am europäischen Sommermonsun, wenn ein Tief nach dem anderen vom Atlantik her heran rauscht. Die Großwetterlage ist derzeit zwar ähnlich, aber die Tiefs haben eine nördlichere Zugbahn inne und ziehen daher über Skandinavien ostwärts. Daher werden wir im Norden immer wieder von ihren Fronten gestreift und in Süddeutschland kann sich eher ein Azorenhochkeil bemerkbar machen und für sonnigere und auch wärmere Verhältnisse sorgen. Solange die Tiefs eher nördlich liegen, kann sich kein heißes Sommerwetter bei uns einstellen. Eher können sogar mal richtig kühle Polarluftmassen angezapft werden und der Wind kann zeitweise richtig aufdrehen. Hohe Regenmengen sind bei dieser Wetterlage meist nicht zu erwarten, ausgenommen in kräftigeren Schauern und Gewittern. Allerdings kann immer mal ein Randtief etwas weiter westlich von uns nach Süden rutschen und einen schwall warmer Sommerluft auch bis zu uns führen. Diese Konstellation ist zwar für mich nicht die Beste, aber immerhin eine Erholung für die Natur und auch für unsere Pilzflora. Warum nun nicht die Beste? Richtiges Sommerwetter mit Hitzeeinschüben im Wechsel mit kräftigen Gewitterfronten wäre für mich der Ideal – Zustand. Dafür müssten die Tiefs auf dem Atlantik deutlicher nach Süden abfallen und zumindest in Höhe Biscaya Position beziehen. Dann darf es gerne auch mal ein bis zwei Wochen richtig heiß und trocken werden, dann aber mit massiven Regenfällen hinterher. Das würde unsere wärmeliebende Pilzflora richtig auf Trapp bringen.  Ja, dass sind nun Wunschvorstellungen meinerseits, die sicher auch nicht jedem gefallen würden und daher macht es die Natur so, wie sie es für richtig hält.

Nur an einer Stelle unter Rotbuchen gab es heute zahlreiche Täublinge im Seeblickpark, insbesondere Papagei – Täublinge (Russula ionochlora), also der kleine, essbare Bruder des noch besseren Frauen – Täublings. Täublinge sind sehr farbvariabel und beim Papagei – Täubling finden wir diese Eigenschaft schon in seiner Namensgebung. Allerdings überwiegen meist lilaviolette Farbtöne. Bei dieser Kollektion meint man aber auf den ersten Blick Grüne Knollenblätterpilze vor sich zu haben! Da diese tödliche Art hier ebenfalls vorkommt, ist äußerste Vorsicht beim Sammeln von Täublingen an diesem Standort walten zu lassen. Bitte die Pilze nicht abschneiden sondern mit dem Messer heraus heben und genauestens begutachten! 03.07.2020 im Seeblickpark Wendorf.

Nahezu ausschließlich in Siedlungsnähe und städtischen Anlagen finden wir den Fransigen Wulstling (Amanita strobiliformis). Diese Wulstlingsart gehört zu den größten einheimischen Pilzgestalten und ist praktisch mit keiner anderen Pilzart zu verwechseln. Die Fransen am Hut und auch die zerlumpte Manschette am Stiel bestehen sozusagen aus Quark, den man zwischen den Fingern zerreiben kann. Einzigartig im Pilzreich! Soll ein schmackhafter Speisepilz sein, wächst aber leider oft an belasteten Standorten wie Straßenrändern. Das Foto entstand am 04.07.2020 in Wismar – Friedenshof.

Sonnabend, 04. Juli – Schmuddelwetter könnte man das nennen, was uns heute geboten wurde. Sonnenanbeter hatten keine Chance, es blieb beim Dauergrau und gelegentlich nieselte es oder es fiel auch leichter Regen. Die Luft war jedoch angenehm mild. Da inzwischen die alljährliche Invasion der Urlauber an der Ostsee eingesetzt hat, wimmelte es heute in der historischen Altstadt von Wismar vor Menschenmassen. Da viele auf einen Auslandsurlaub in Corona – Zeiten verzichten, scheint es in dieser Sommersaison wohl einen Rekord – Ansturm von Inlandstouristen zu geben. Ich hatte heute zumindest den Eindruck. Und richtiges Strandwetter ist auch weiterhin nicht in Sicht. Der Frontenzug, der uns das trübe Wetter bringt, soll sich in den nächsten Tagen sogar bis Süddeutschland ausweiten. Somit gelangen wir im Norden auf die Rückseite in polare Kaltluft. Diese strömt über die Nordsee ein und kann Feuchtigkeit aufnehmen, welche im Zusammenspiel mit Höhenkaltluft wohl zahlreiche Schauer und Gewitter auslösen könnte, die über dem warmem Meerwasser beste Bedingungen vorfinden und auch in das Binnenland triften können. Hier sorgt tagsüber allerdings auch der Tagesgang durch intensive Sonneneinstrahlung für klassisches Aprilwetter. Dazu weht ein oft frischer Wind, der im Zusammenspiel mit der Kaltluft ungünstig auf das Pilzwachstum einwirken sollte. Derzeit ist die Luft noch feuchtwarm, da ist der Wind nicht so problematisch.

Neu für mich waren am Friedenshof diese Duftenden Täublinge (Russula odorata). Der kleine, zerbrechliche Ockersporer ist ein typischer Parkpilz, der mit Eichen eine Symbiose eingeht. Meist riechen die Pilze charakteristisch fruchtig. Die Art gilt gebietsweise als selten und steht in einigen Bundesländern auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pilzarten. In M-V  ist er dank unserer Kartierungsarbeit etwas häufiger im nördlichen Mecklenburg nachgewiesen. Aus Vorpommern gibt es bisher keine Fundmeldungen. Essbar.

Heute suchte ich nach langer Zeit mal wieder eine Parkanlage im Wismarer Stadtteil Friedenshof auf. In früherer Zeit, als ich noch für die städtische Pilzberatungsstelle mit meiner Schaufensterausstellung verantwortlich und dem Umweltamt angegliedert war, gehörte dieser Park mit dem russischen Ehrenmal zum Standartprogramm, wenn es darum ging, eine besonders vielfältige und bunte Schaufensterausstellung zusammen zu suchen. Hier wurden, wenn möglich, während der Saison von April bis November zwei mal wöchentlich Frischpilzausstellungen von 20 – 50 Pilzarten präsentiert. Wie es sich gehört, auf Moospolstern. Immer Montags und Donnerstags und bis die Ausstellung vollständig war. Manchmal dauerte mein Deko – Tag bis gegen 22.00 Uhr, wenn andere schon wieder schlafen gingen, um sich für den nächsten Arbeitstag auszuruhen. Heute ist es nicht viel anders, nur das kein Schaufenster bestückt werden muss, sondern die Berichterstattung auf dieser Homepage zu aktualisieren ist.

Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus) im Park am Friedenshof unter Eichen und Linden. Roter Stiel – warum kein Rotfußröhrling? Natürlich ist er als Filzröhrling nah mit dem Rotfüßchen verwandt. Zwei wichtige Unterscheidungsmerkmale sind die nicht rissig werdende Huthaut und der fehlende Obstgeruch. Die Art riecht schwach pilzig. Da alle Filzröhrlinge essbar sind, ist eine Verwechslung für Speisepilzsammler unbedeutend. Es sei denn, man mag das säuerliche Aroma des Rotfüßchens nicht, dann wäre der Eichen – Filzröhrling eine Alternative. Das Foto entstand am Standort am 04.07.2020.

Hauptgrund meines Besuchs am Friedenshof waren natürlich auch Ausstellungspilze für meine Innenausstellung, aber ich wollte vor allem wissen, ab es hier noch Saftlinge gibt, die damals oft in großen Mengen mit ihren farbenfrohen Fruchtkörpern die vermooste Rasenfläche am Ehrenmal zierten. Und ich hatte Glück, es gibt sie noch. Zwar nur der häufigste dieser stark rückläufigen Blätterpilzgattung, der Kegelige Saftling, aber immerhin. Es gibt hier aber auch andere Arten aus dieser Wachsblätterpilzgattung, aber meist findet sich nur der Kegelige. Nichtsdestotrotz, es hat mich gefreut! Natürlich wuchsen hier auch andere Arten wie Netzstielige Hexen – Röhrlinge, Perlpilze, Stadt – Champignons, Rißpilze und verschiedene Täublinge.

Kegeliger oder Schwärzender Saftling (Hygrocybe conica). Während viele Saftlinge dramatisch auf dem Rückzug sind, ist diese markante und leicht kenntliche Art noch ziemlich häufig. Im Wismarer Stadtgebiet wächst dieser Glaskopf an mehreren Standorten. Hier war es am russischen Ehrenmal im Wismarer Stadtteil Friedenshof, wo dieses Foto am 04.07.2020 entstand. Giftverdächtig!

Ein Schwärzender Saftling, wie der Kegelige Saftling (Hygrocybe nigrescens) auch genannt wird, war heute im Park am Turnplatz vertreten.

Sonntag, 05. Juli – Nur selten gelingt es mir, aus welchen Gründen auch immer, der Parkanlage am Turnplatz in Wismar – Süd einen Besuch abzustatten. Heute war es mal wieder soweit. Der Baumbestand setzt sich vorzugsweise aus Linden zusammen. Auch Kastanien und einige Eichen komplettieren den Baumbestand. Hier gibt es zeitweise sehr viele Netzstielige Hexen – Röhrlinge, zumindest wenn nach längerer Pause ein neuer Pilzschub einsetzt. Das war auch vor kurzem wieder der Fall, aber inzwischen hat das allgemeine Frischpilzaufkommen auf Gelassenheit umgestellt. Dauerfeuchte und moderat temperierte Witterung verursacht keinen Stress und das Wachstum frischer Fruchtkörper verläuft bei den meisten Arten entspannt. Ausgenommen sind derzeit allerdings Perlpilze, die regional Überreagieren. So waren heute auch nur vereinzelt frische Netzstielige Hexen – Röhrlinge zu finden. Am zahlreichsten gab es verschiedene Rißpilze, aber auch Täublinge und vereinzelt mal ein Champignon, Erdritterling oder Rotfüßchen. Selbst der farbenfrohe Kegelige Saftling war wieder dabei.

Recht auffällig und groß sind diese erdschiebenden Blaublättrigen Weißtäublinge (Russula delica). Häufiger als der namensgebende Blauschimmer in ihren Lamellen ist eine mehr oder weniger bläuliche Zone an der Stielspitze zu beobachten. Der Pilz ist zwar essbar, zählt aber nicht zu den Leckerbissen. Standortfoto am 05.07.2020 im Park am Turnplatz.

Essbar ist der Gilbende Erdritterling (Tricholoma argyraceum). 05.07.2020 Park am Turnplatz mit Standortfoto.

Das Wetter stand heute im Zeichen einer schleifenden Kaltfront, wobei noch die gestern eingeflossene feuchtwarme Luft wetterbestimmend war. Im Zuge der Kaltfrontpassage entwickelten sich strichweise schmale Schauerlinien, die auch mal einen heftigen Starkregenguss dabei hatten, so wie am Nachmittag in Wismar. Im Verlauf der kommenden Nacht nähert sich eine Trog – Achse mit hochreichend kalter Polarluft. Das wird zunächst über und an der Nordsee zahlreiche Schauer und teils kräftige Kaltluftgewitter auslösen, die im laufe der 2. Nachthälfte auch schon bis nach Mecklenburg ausgreifen können. Entsprechende Unwetter – Vorwarnungen sind ausgegeben. Tagsüber herrscht dann April – Wetter mit weiteren Schauern und Gewittern. Die Hauptgefahr bei diesen konvektiven Ereignissen dürfte von starken Windböen ausgehen. Hohe Regenmengen sind kaum zu erwarten, nur über Regionen, die öfters von stärkeren Schauern getroffen werden.

Junge und gesunde Netzstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus) unter Linden im Park am Turnplatz fotografiert am 05.07.2020 am Standort.

Dieser Netzstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridus) sollte nicht verzehrt werden. Er ist von einem Schimmelpilz befallen. Standortfoto am 05.07.2020 im Park am Turnplatz.

Montag, 06. Juli – Wie erwartet gab es heute Aprilwetter mit viel Wind. Stellenweise zogen kurze, aber kräftige Schauer mit Sturmböen durch. Verantwortlich dafür ist ein großes Tief über Skandinavien und der derzeit über Mitteleuropa verlaufende Polar – Jet, das steuernde Starkwindfeld in der Höhe. Es schwächt sich in den nächsten Tagen ab und bröselt im Verlauf auch etwas auf. Diese Woche verbleiben wir im Norden aber weiterhin in recht kühler Luft und ein neues Tief kann morgen und am Mittwoch neue Regenfälle bringen. Die können durchaus nennenswert ausfallen, aber wohl eher westlich und leicht südlich von M-V. Schauer sind aber bis zum Wochenende möglich und danach scheint sich ein Ableger des Azoren – Hochs auf den Weg nach Mitteleuropa zu machen. Er soll sich weiter nach Skandinavien verlagern und damit könnte auch bei uns im Norden sonnigeres und wärmeres Sommerwetter einher gehen. Nach den Modelläufen von heute Mittag kann anschließend aber schon wieder der Luftdruck über West- und Südeuropa fallen und in diesem Zusammenhang wären feuchtwarme und zunehmend gewittrige Tendenzen möglich. Alles in allem, sollte es so kommen, günstig für uns. Es sieht also nicht so aus, wie wenn sich Schönwetterhochs für längere Zeit ungestört behaupten könnten.

Widerliche Täublinge (Russula pectinatoides) am 05.07.2020 im Park am Turnplatz in Wismar unter Linden. Die Art gehört zu den Kamm – Täublingen mit stark gerieften Huträndern. Ungenießbar.

Anstatt in großen Trupps, nur ein solitär stehender Karbol – Champignon (Agaricus xanthodermus) gestern im Park am Turnplatz. Giftig!

So ist die Motivation und Erwartungshaltung in diesem Sommer bezüglich meiner Exkursionen bei mir höher als in den beiden zurückliegenden Jahren, als es im Prinzip nur Holzpilze zu entdecken gab. Sollte es leidlich feucht bleiben, dürfte sich die Artenvielfalt von Woche zu Woche erhöhen. Auch die Kochtopf – Mykologen dürften auf ihre Kosten kommen. Zum Hit scheinen sich in diesem Jahr die beliebten Eierschwämme zu entwickeln. Besser bekannt unter der Bezeichnung Pfifferling. Schaut man sich die Einträge im Pilz – Ticker an, so sind die Ernten von Pfifferlingen in einigen Bundesländern schon sehr beachtlich. Immerhin haben sie nach zwei Dürresommern einiges aufzuholen. Jedoch werden wir auf starke Schübe von Steinpilz und Co. bei dauerfeuchter Witterung verzichten müssen. Es wird Wachstumswellen geben, die aber nicht übermäßig ausfallen dürften. Sollte sich in den nächsten Wochen eher feuchtkühle Witterung behaupten, geht es wohl auch in den klassischen Maronen – Gebieten, also unseren sandigen Nadelwäldern, bald los. Auch hier kann es dann reichlich Pfifferlinge geben, auch abseits der bekannten und klassischen Standorte, die ständig jemand nach den kleinsten Winzlingen absucht.

Siamesische Zwillinge im Park am Turnplatz am 05.07.2020. Es handelt sich um essbare Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron).

Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung zu den Aktivitäten des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V.  http://www.pilzverein-rehna.de

Seit einigen Jahren dreht es sich bei ihnen nicht nur um Pilze, sondern sie beteiligen sich auch an weiteren Naturschutzprojekten in ihrer schönen Umgebung. So waren einige Mitglieder um den Vereinsvorsitzenden Torsten Richter am vergangenen Wochenende zur Wiesenmahd aufgebrochen, um seltenen Orchideen das Atmen zu ermöglichen. Sie unter http://www.ostseepilze.de

Bitte unter Pilztagebuch schauen!

Die kleinen, zerbrechlichen Sonnen – Täublinge (Russula solaris) wachsen schon seit einiger Zeit im Seeblickpark. Ihr Geruch soll an Senfsoße erinnern und der scharfe Geschmack signalisiert ihre Ungenießbarkeit. 07.07.2020 Park am Seeblick.

Dienstag, 07. Juli – Am Mittag begab ich mich zwecks Ausstellungspilzen und zur Erkundung der Lage wieder in den Park am Seeblick. Der heftige Schub von Perlpilzen flacht langsam ab, dafür sind Frauen – Täublinge auf dem Vormarsch und auch erste Heringstäublinge, die unter den dortigen Eichen im Hochsommer sehr zahlreich fruktifizieren. Einige Mehlpilze waren vertreten, genauso wie vereinzelte Röhrlinge: Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz und Rotfüßchen. Sie sehen es inzwischen gelassen und bilden immer mal den einen oder anderen Fruchtkörper aus. Konnte ich beim letzten Besuch am vergangenen Freitag einen jungen Sommersteinpilz finden, waren es heute immerhin schon wieder zwei. Während die Hexen – Röhrlinge, zumindest die Netzstieligen, von schlechter Qualität waren, teils von Schimmel befallen, teils ausgesprochen madig, waren zumindest die Sommersteinpilze schön kernig. Auch die noch nachschiebenden Perlpilze sind vollkommen vermadet und auch die Frauen – Täublinge oft schon jung von sehr schlechter Qualität. Dauerfeuchte und die immer neu schlüpfenden Pilzfliegen hinterlassen ihre Spuren.

Selbst die jungen und fleischigen Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) sind bereits von schlechter Qualität. Maden und Schimmel machen ihnen zu schaffen. Hier sehen wir sowohl violette, wie auch grünhütige Exemplare, die sich aus einem und dem selben Myzel entwickeln. 07.07.2020 Seeblickpark.

Zum Wetter: am späteren Nachmittag bis in den Abend hinein zogen schauerartige Regenfälle von west nach Ost über Mecklenburg. Stellenweise hat es wieder recht ordentlich geschüttet. Auch in der Nacht können noch einzelne Schauer und Gewitter das Küstengebiet entlang schleifen. Einzelne Schauer können auch morgen noch dabei sein, während sich über der Landesmitte eine Luftmassengrenze etabliert. Sie wird zeitweilige Regenfälle mitbringen, die besonders im Nordwesten Deutschlands und zur Nähe BeNeLux ergiebig ausfallen können. Die Luftmassengrenze trennt kühle, gealterte Polarluft bei uns an den Küsten, von warmer Sommerluft in Süddeutschland. Zum Donnerstag/Freitag kann ein neues Tief die Regenfront auch wieder zu uns in den Nordosten drücken und mit etwas Glück kann einiges an Regen zusammenkommen. Zumindest sind aus heutiger Sicht verbreitet 15 – 20 l/qm möglich.

Die ersten Weinroten Heringstäublinge (Russula graveolens) brechen durch. Die Gruppe der Heringsstäublinge zeichnet sich durch bräunendes Fleisch und einen intensiven Geruch nach Heringslake aus. Die hier gezeigte Art wird auch als Starkriechender Heringstäubling bezeichnet. Ihr Fischgeruch ist wirklich fast schon penetrant. Essbar. 07.07.2020 im Park am Seeblick in Wismar – Wendorf.

Hier ein aktuelles Bild von der Pilzfront in Niederösterreich, dass mir heute unser Tagebuchleser Hartmut Wirth aus Ternitz zusandte, mit der Anmerkung, dass nun endlich auch dort die Steinpilze durchstarten. Wir sehen einen Elternteil mit Kindern des Fichten – Steinpilzes (Boletus edulis).

Danach könnte bis auf einige Schauer für längere Zeit Schluss mit dem feuchtkühlen Wetter sein. Anders als gestern noch in den Mittelfristkarten auszumachen, scheint sich der Keil des Azorenhochs doch stärker behaupten zu können. Es entsteht dann wohl für längere Zeit Hochdruck über Skandinavien und es wird von Tag zu Tag sonniger und wärmer. Dabei besteht die Möglichkeit, dass diese Entwicklung in eine richtige Hitzewelle gipfelt. Immerhin pirschen wir uns dann langsam, aber sicher, dem Zeitraum der Hundstage an. Den oft heißesten Wochen des Jahres. Der Hochsommer wäre dann auch wettertechnisch Realität. Einige Modelle rechnen aber ab dem 16. Juli mit zeitweisen hohen Cape – Werten für Mecklenburg (bis 1100.00 J/Kg). Das deutet die Möglichkeit heftiger Gewitter an. Cape ist die für Gewitterbildung zur Verfügung stehende Energie. Bei den Wasserbomben im Juni hatten wir Cape – Werte zwischen 1.000 – 1.500 J/Kg, teils über 2000 J/Kg! Ab diesem Datum springen auch die möglichen Niederschlagsmengen abrupt bis auf knapp 100 Liter auf den Quadratmeter hoch! Zugegeben, dass ist das maximal mögliche und weicht erheblich von den Mittelwerten ab, aber es ist zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer das mit den zu erwartenden, hochsommerlichen Temperaturen, auch starke Gewitter zumindest regional dafür sorgen könnten, dass die allgemein positive Entwicklung nicht vollständig verdurstet. Freunde der wärmeliebenden Pilzflora und heftigerer Röhrlingsschübe dürfen dann wieder Hoffnung schöpfen. Pfifferlingsfans könnten das Nachsehen haben. Aber vielleicht läuft es ausgeglichener und alle Lager würden zufrieden gestellt.

Wer auf der Suche nach echten, also Fichtensteinpilzen unter Buchen, Kiefern, Eichen und vor allem auch Fichten ist, sollte auf jeden Fall auf diesen kleinen Blätterpilz aus der Verwandtschaft der Rötlinge achten. Er ist der klassische Steinpilz – Zeiger.  So wuchs heute hier und da mal ein Exemplar vom Mehlpilz (Clitopilus prunulus) im Seeblickpark. Bleiweiße Farbe mit später schmutzigrosa Lamellen sowie sehr brüchiges Fleisch mit starkem Mehlgeruch zeichnen diesen Steinpilz – Zeiger aus. Besonders in Frankreich ein sehr geschätzter Speisepilz. 07.07.2020 Seeblickpark.

Eine Pfifferlingspfanne aus der Cossenheide stand am Abend auf dem Speiseplan. Allerdings sollte man sich abends nicht den Bauch mit Pfifferlingen vollschlagen, da sie schwer verdaulich sind und daher Probleme bereiten können.

Mittwoch, 08. Juli – Am Nachmittag startete die heutige Mittwochsexkursion. Ein neues Messtischblatt war an der Reihe, nämlich 2339 = Krakow am See. Die Topographische Karte im Maßstab 1 : 25 000 war schon einmal im Frühling des Jahres 2018 zu meinen Mittwochsexkursionen im Programm. Schon damals zeichnete sich im April/Mai  bereits der Beginn des Dürresommers ab. Sowohl wegen der nun schon etwas fortgeschrittenen Jahreszeit, wie auch von den Witterungsbedingungen her, steht die neue Runde durch die 4 Quadranten dieses Messtischblattes unter einem günstigeren Stern. Gut ein Drittel des 1. Quadranten ist bewaldet. So finden sich hier die Waldgebiete Stüde und Siggen mit dem Naturschutzgebiet Cossensee. Das größte Waldgebiet ist jedoch die Cossenheide und stellte auch das heutige Zielgebiet dar. Es ist wohl der nördlichste Ausläufer des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide. In 2018 war ich hier Mittwochs im April unterwegs und Anfang September im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung. Beides war damals sehr bescheiden und auch heute verlief die Tour alles andere als pilzreich. Das Sandige Revier besteht aus Mischwäldern, wobei die Kiefer dominant ist. Aber auch interessante Buchenbereiche und Roteichenbestände sind vorhanden und selbst moosreicher Altfichtenbestand. Von Heide kann hier allerdings kaum gesprochen werden. Es ist ein ganz normaler Forst. Leider über weite Strecken teils stark verkrautet durch Brombeeren und teils eutrophiert mit Brennnesseln. Es gibt aber immer wieder nährstoff- und vegetationsarme Inseln, an denen zumindest die 08/15 Pilzflora saurer Sandböden zu erwarten ist. Also vielversprechend für Fans von Maronen oder Steinpilzen und ganz besonders auch von Pfifferlingen. So war es auch heute, allerdings nur was Pfifferlinge angeht. Sobald sich eine entsprechende Stelle zeigte, insbesondere unter Altbuchen oder jüngeren Roteichen, waren Pfifferlinge die häufigste Pilzart. Teils schöne Nester, teils noch viel Brut, die natürlich stehen blieb. Zwar stand die Kartierung im Mittelpunkt, aber zum Schluss reichte es noch für eine kleine Pfifferlingspfanne zum Abendbrot. Ansonsten war es schon ziemlich anspruchsvoll eine halbwegs vorzeigbare Artenliste von Großpilzen zustande zu bringen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Ansehnliche Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) heute am Standort in der Cossenheide fotografiert.

Junge Wurzel – Schleimrüblinge (Xerula radicata) gestern am Standort in der Cossenheide fotografiert. Essbar. Mit etwas Glück gelingt es, den Pilz mit seiner, mitunter mehrere Dezimeter langen Pfahlwurzel aus dem Waldboden zu operieren.

Donnerstag, 09. Juli – Die Wettergegensätze über Deutschland haben sich heute weiter verschärft. Während es im Süden hochsommerlich warm, teils sogar heiß ist, und vielfach die Sonne dominiert, war es heute bei uns im Norden grau in grau und es regnete fast den ganzen Tag ohne unterlass. Und das durchaus kräftig und ergiebig! Dazu Temperaturen, die wir bei gleichem, mildfeuchtem Wetter auch im Januar gehabt haben könnten. Es war regional fast der kälteste Juli – Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Höchsttemperaturen lagen zwischen 11 und 14 Grad. In der Höhe gleitet  feuchtwarme Subtropikluft auf die bei uns lagernde Polarluft auf, wodurch der Landregen auslöst wurde. Das verantwortliche Tief war ein ehemaliger Tropensturm und hatte satt Feuchtigkeit geladen, die nicht nur bei uns abregnete. Eigentlich hätte dieses etwas weiter südlich stattfinden sollen, aber gut so. Hat mich sehr gefreut! Ich denke, in der Fläche dürften wohl um die 20 Liter oder gar mehr zusammengekommen sein und weiterer Regennachschub folgt in der Nacht und morgen.

Stellenweise gab es in der Cossenheide reichlich Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila). Ihnen entströmt ein sehr angenehmer Pilz – Duft, jedoch zählen sie eher zu den minderwertigen Arten, die höchstens als meist unergiebige Füllpilze mit eingesammelt werden können, sofern man sie sicher als solches erkennt. Standortfoto am 08.07.2020 in der Cossenheide.

Nach dem zuletzt zwischenzeitlich und regional immer mal kräftigere Schauer vom Himmel kamen, in Wismar beispielsweise signifikant auch am 2. des Monats, so sind die aktuellen flächigen Niederschläge für einen neuen Pilzschub völlig ausreichend. Die Regenfälle sollten sich vor allem in 10 – 14 Tagen an der Pilzfront bemerkbar machen. Aber auch früher könnte es hier und da wieder etwas besser werden. Allerdings ist es durch die relative Dauerfeuchte etwas verwaschen, so dass sich die Situation täglich und regional ändern kann. Großes erwarte ich bezüglich Sommerpilze allerdings eher nicht, da die Temperaturen einfach viel zu niedrig sind. Es fehlen richtige Hitze – Einschübe und diese bleiben wohl auch vorerst Mangelware bei uns im Norden. Es wird zwar im Verlauf wieder wärmer, aber der Hochsommer scheint sich zunächst nicht bis zu uns ans Baltische Meer durchsetzen zu wollen. Auf jedenfall sind die aktuellen, flächigen Regenfälle genau das, was unsere Pfifferlinge brauchen, um weiter zuzulegen.

Auf dem bemoosten Mittelstreifen eines Waldweges fanden sich diese originellen Ohrlöffel (Auriscalpium vulgare). Der unverkennbare Stachelpilz wächst aus im Boden eingesenkten, alten Kiefernzapfen heraus. 09.07.2020 in der Cossenheide.

Ein junger Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) heute im Park am Turnplatz fotografiert. Ausgezeichneter Speisepilz.

Freitag, 10. Juli – Die Ostsee – Urlauber können einem leid tun. Der zweite Tag in Folge trüb, unterkühlt  und verregnet. Zwar regnete es nicht fast den ganzen Tag, so wie gestern, aber um die Mittagszeit mit Kaltfront – Durchgang platterte es wieder ganz ordentlich runter. So sind in den letzten drei Tagen flächendeckend um die 30 l/qm in unserem gesamten Einzugsgebiet zusammen gekommen. Am meisten wohl wieder im Raum Wismar. Zumindest ist die Wetterstation auf der Insel Poel mit 36 Litern Spitzenreiter geworden. Das war dann auch mal wieder ein Volltreffer und wird sicher einen Aufwärtstrend an der Pilzfront nachsichziehen. Und auch in der Folge wird es wohl immer mal nachregnen. So ist für Mitte kommender Woche das nächste Tief besonders für uns Nordlichter im Anmarsch. Bis zum Beginn der Hundstage (23.07.) wird sich an der wechselhaften und für uns an der Küste auch weiterhin wenig sommerlichen Witterung kaum etwas ändern. Sommertage von 25 Grad und mehr bleiben bei uns ein Wunschtraum. Allerdings deuten die Mittelfristmodelle zaghaft eine Umstellung der Großwetterlage in Richtung Hundstage an. Dann könnte aus heutiger Sicht tatsächlich mal ein Schönwetterhoch über Mitteleuropa ankern und im Zusammenspiel mit einem Atlantik – Tief hochsommerlich warme bis heiße Luft auch bis zu uns hoch transportieren. Aber ob es so kommt, ist immernoch mehr als fraglich, denn über Monate eingespielte Grundmuster in der Großwetterlage besitzen oft eine hohe Erhaltungsneigung. So kommt es, dass wir im Norden immer wieder in die kühle Nordwestwindlage geraten und Sommerwetter wo anders stattfindet.

Den Gemeinen Trompeten – Schnitzling (Tubaria furfuracea) kennen wir eher aus dem Winter, aber die Temperaturen sind derzeit wenig sommerlich. Essbar. Park am Turnplatz am 10.07.2020.

Ein junger Fransiger Wulstling (Amanita strobiliformis) schiebt sich aus dem Parkboden. Guter Speisepilz. 10.07.2020.

Aber es hat ja auch sein gutes. In den beiden vergangenen Sommern haben wir den Regen herbeigesehnt und nun sollten wir froh sein, dass er zurzeit reichlich fällt. Das erhöht das Potenzial für ein im Verlauf wirklich gutes Restpilzjahr. Durch die stärkere und andauernde Bodenfeuchtigkeit können sich nicht nur die beliebten Pfifferlinge gut eintwickeln, sondern auch viele andere, weitaus interessantere Arten, die im Hochsommer einen günstigen Feuchtehaushalt brauchen. Damit meine ich nicht in erster Linie langweilige „Fresspilze“, sondern Arten, die den Hobby- bis hin zum Profi – Mykologen begeistern können. Insbesondere natürlich auch die Fans für Raritäten. Wärmeliebende Sommerarten werden es eher schwer haben. Aber da besteht ja noch Hoffnung auf die Hundstage, so dass eventuell doch noch die eine oder andere Hitzewelle bevor stehen könnte. Bei dem unterkühlten Wetter können sich vielmehr eher schon herbstliche Pilzarten entwickeln oder sich auf ihr Escheinen in Richtung Herbst besser vorbereiten. Wir können dann im August schon mit einer größeren und sicher vielseitigen Entwicklung rechnen. Um noch mal zu den Fresspilzen zu kommen. Gute Jahre von Herbsttrompeten gibt es meiner Beobachtung nur, wenn der Hochsommer ausreichend nass verlaufen ist. Dann können sie ab August schon richtig loslegen und halten bis November durch. Ob es ihnen allerdings dafür zu kalt ist, vermag ich nicht einzuschätzen.

Ein Blaublättriger Weißtäubling (Russula delica) in trauter Eintracht mit Kammkorallen (Clavulina cristata). Die Korallenpilze wuchsen hier dicht an dicht in großer Anzahl und teils Halbkreise ausbildend. Als Mykorrhiza – Partner kommt nur die Linde in betracht. Beide essbar, aber minderwertig. 10.07.2020.

Der giftige Seidige Rißpilz (Inocybe geophylla var. lilacina) in seiner schönen, violetten Form. 10.07.2010 in der Parkanlage am Turnplatz.

Noch kurz zur aktuellen Lage in der Parkanlage am Wismarer Turnplatz. Vor wenigen Tagen stellte ich fest, das eines meiner beiden Rückleuchten an meinem Leichtkraftroller defekt ist und ich aus diesem Grund bei meiner Yamaha KFZ – Werkstadt in der Kanal – Straße vorstellig wurde. Dafür war ein wenig Arbeitszeit nötig, denn so einfach wie früher, geht es heute meist nicht und man muss wegen jeder Kleinigkeit eine Werkstadt aufsuchen. Zumindest trifft das für mich zu, der keine Ahnung von technischen Dingen hat. Ich nutzte also die Zeit, um in dem genannten Park, gleich um die Ecke, nach dem rechten zu schauen. Frischpilze gab es im großen und ganzen recht verhalten, aber wenn man genauer schaute, war doch einiges los. Vereinzelt ein Stadt – Champignon, Fransiger Wulstling oder auch Netzstieliger Hexen – Röhrling, Weißtäublinge als wirkliche und weithin leuchtende Großpilze, zahlreiche Rißpilze, Schwärzende Saftlinge, Rötlinge, Trompeten – Schnitzlinge, massenhaft Korallenpilze bis hin zum Buchenwald – Wasserfuß unter Linden. Stichpunkt Wassserfuß: Den bekam ich heute auch, da es gerade während meiner kleinen Exkursion maximal wie aus Eimern schüttete. So hatte ich doch einige Mühe schnell noch Fotos für` s Tagebuch zu schießen und musste gleichzeitig dafür sorgen, dass wenigstens meine Kamera keinen Wasserschaden davon trug. Dafür war ich am Ende gut geduscht.

Und hier, weil sie so schön sind, nochmals Schwärzende- oder Kegelige Saftlinge (Hygrocybe conica) im Turnplatzpark am 10.07.2020.

Sonnabend, 11. Juli – Dem aufmerksamen Tagebuchleser mag gelegentlich der etwas herbe Begriff Pilzfresser, den ich gestern mal wieder in meinen Text unter Fresspilze andeutete, etwas befremdlich und niveaulos erscheinen. Das ist er aber keinesfalls. Der Begriff ist die wörtliche Übersetzung des wissenschaftlich Fachausdrucks Mykophage = Pilzfresser. Als Mykophagen werden Lebewesen bezeichnet, die sich von Pilzen ernähren, insbesondere aus dem Tierreich, dem auch wir Menschen unbestritten angehören. Der Mykologe beschäftigt sich ernsthaft mit der Mykologie = Pilzkunde, der Mykophage rennt mit Korb und Messer bewaffnet durch die Botanik oder mit Einkaufswagen durch den Supermarkt um sich etwas zum fressen zu verschaffen. So gehören fast alle Pilzsammler zu den Pilzfressern, denen nur eins wichtig ist: essbar oder giftig? Die eigentliche  Bedeutung der Pilze im Gefüge der Natur und somit auch für uns Menschen, wird den wenigsten bewusst. Von vielen Menschen werden Pilze von oben herab betrachtet als das Niederste von niederen. Tauchen sie unerwünscht in ihrem persönlichen Umfeld auf, gilt es sie möglichst sofort zu bekämpfen. Das mag in dem einen oder anderen Fall sinnvoll sein, aber sie erfüllen nur ihre zugedachte Aufgabe. Das Dasein des Menschen ist ohne die meist verborgene Arbeit der Pilze undenkbar. Und dazu gehören nicht nur unsere Großpilze, sondern auch Phytoparasiten und Schimmelpilze.

Nicht zu vergessen natürlich auch die Myxomyceten, also die Schleimpilze. Hier sehen wir den häufigen Blutmilchpilz (Lycogala epidendron) auf einem Kiefern – Stubben in der Vierburg Waldung. 11.07.2020.

Ich, in meiner Eigenschaft als ein von manchen Zeitgenossen belächelter Pilzberater, mit nicht geringer Verantwortung für Leib und Leben der Ratsuchenden und gleichzeitig Zuarbeiter für die Wissenschaft durch langjährige Pilzkartierung, sitze irgendwo zwischen den Stühlen. Einige Hobby – Mykologen rümpfen in ihren internen Arbeitskreisen über jeden Pilzfreund, der auch nur einen Gedanken an essbar oder giftig verschwendet, die Nase. Unter ihrem Niveau! Wie kann man nur! Zugegeben, manchmal geht es auch mir gehörig auf den Geist, wenn ich versuche auf meinen Lehrwanderungen die Unterschiede der gefundenen Arten zu erläutern und immer wieder Zwischenrufe kommen, kann man den essen oder nicht? Es wird schon den Kindern so vermittelt. Und auch ich habe als Kind so angefangen. Es wurden nur Pfifferlinge gesammelt. Und das war für mich der Zündfunke für` s Leben. Ohne diese geheimnisvollen Wesen (nicht nur Pfifferlinge!), die sich als roter Faden durch mein Leben ziehen, gäbe es mich ganz sicher nicht mehr. Ich wäre schon längst auf der Strecke geblieben, aber diese Wesen haben mich auch in schweren Lebenskrisen immer wieder empor gezogen und wieder Licht und Zuversicht in mein Leben gebracht. Sie gaben und geben mir den Sinn meines Lebens und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Aber so ein Außenseiter hat es schwer im Leben. Er passt nicht in die allgemein gültigen Normen.

Dekorativ und ein farbiger Blickfang ist in unseren Nadelwäldern der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa). Minderwertig. Standortfoto am 11.07.2020 in der Vierburg Waldung.

Aber ein Gedanke sei mir noch gestattet. Ich tue auch heute noch reichlich Speisepilze suchen. Für die Ausstellung oder zur Unterstützung des Info – Zentrums. Aber ich bin froh, dass ich nicht nur auf der Suche nach einer Handvoll Klassiker die Wälder durchstreifen muss. Früher habe ich es ähnlich gemacht. Es muss deprimierend sein, wenn man ohne Erfolge nach hause kommt und das, obwohl trotzdem reichlich Pilze gesehen worden sind, die aber keine große Beachtung und Wertschätzung erfahren haben. Dadurch, dass wir seit vielen Jahren die Großpilzflora Mecklenburgs erforschen und Kartieren hat sich mein Horizont über die Jahre gewaltig erweitert, und ich freue mich über jeden Fruchtkörper, den ich entdecke und vor allem auch bestimmen kann, was keineswegs immer möglich ist. Ich möchte auch nicht mehr überlegen müssen, in welchem Wald könnte es gerade am sinnvollsten sein, nach meinen Lieblingen Ausschau zu halten. Deshalb kommen mir beispielsweise meine nach Topographischen Karten ausgerichteten Mittwochsexkursionen sehr entgegen. Es macht mir einen riesigen Spaß in die vor Monaten durch Auslosung festgelegten Regionen und Wälder zu fahren. Kein Grübeln, sondern das Ziel steht fest und am liebsten sind mir Wälder in denen ich bisher nur selten oder garnicht unterwegs war. Nach dem Motto „Lass dich überraschen“.

Typischerweise im moosreichen, sauren Fichtenwald einige Gallen – Röhrlinge (Tylopilus felleus). Ein echter Gaumen- und Magenbitter. 11.07.2020 Vierburg Waldung.

Wenig Pilze aber viele Blaubeeren heute in der Vierburg Waldung.

So nun endlich zum heutigen Tag. Es stand eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm, Ziel war die Vierburg Waldung bei Bützow. Dazu fanden sich sechs Pilzinteressierte Mykophagen ein, meine Wenigkeit eingeschlossen. Wir nutzten den vor Jahren vom Pilzberater Klaus Warning angelegten Pilzlehrpfad, nur die dort beschriebenen und teilweise in schönen Fotos auf Schautafeln dargestellten Pilzarten waren kaum auffindbar. Ein Bützower Ehepaar, die mit uns unterwegs waren, sagten, dass es in diesem Gebiet eigentlich erst in den letzten Tagen nennenswert geregnet hat. Dem entsprechend hielt sich das Frischpilzaufkommen sehr in Grenzen, dafür gab es auf den sauren und sandigen Böden reichlich Blaubeeren. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Diese Trüffeln wurden mir heute in die Sprechstunde der Pilzberatung gebracht. Gefunden auf einem Grundstück in Wismar – Wendorf, unweit eines Haselstrauches. Um welche Art es sich handelt, konnte ich zunächst nicht ermitteln. Inzwischen hat sich dank Benno Westphal herausgestellt, dass es sich sehr wahrscheinlich um Tuber repaedorum.

Ein Standortfoto von Christian Ehmke aus dem Wismarer Stadtgebiet: Tropfender Schillerporling (Inonotus dryadeus). Ungenießbar. Die oft riesengroß werdende Art findet sich am Fuß von alten Eichen.

Sonntag, 12. Juli – Heute war ich einmal mehr in der Wismarer Parkanlage am Seeblick unterwegs. In punkto Frischpilze im Sommer, bei ausreichend Feuchtigkeit, immer eine Bank. Natürlich auch heute, aber nicht überbordernd. Es hat sich, der Dauerfeuchte geschuldet, ein ruhiges, ausgeglichenes Frischpilzwachstum etabliert. Vieles fällt allerdings den Spaziergängern und tobenden Kindern sowie  Hunden zum Opfer. Und auch die Neugier ist bei einigen Zeitgenossen groß, wenn man sich mit einem Behältnis und öfter bückend durch die Anlage bewegt. So auch heute wieder. Ich war gerade im Begriff mir eine kleine Kollektion von Rißpilzen für ein Foto zusammenzulegen, als jemand mit seinem Wauwau auf mich zukam und natürlich wissen wollte, was ich hier für Delikatessen sammle. Er kenne nur Pfifferlinge, Steinpilze oder Maronen. Wie soll es auch anders sein, ein klassischer Mykophag. Das ist natürlich nicht schlimm, aber das sein Hund dabei gerade den besonders vorteilhaft gewachsenen Rißpilz umstoßen musste, den ich mir als Bildmittelpunkt ausgesucht hatte, war für mich weniger erfreulich.

So musste also auch der Mittlere, der eigentlich stehend auf` s Bild sollte, gelegt werden bzw. der Hund legte ihn für mich auf die Seite. Es dürfte sich um Strohgelbe Rißpilze (Inocybe cookei) handeln. Giftig!

Dieser weißliche Blätterpilz leuchtete heute auf der Rasenfläche der Parkanlage am Seeblick. Es ist ein frischer Maipilz (Calocybe gambosa). Warum auch nicht! Im Mai war es meist viel zu trocken und die Temperaturen entsprechen derzeit eher dem Wonnemonat, als dem Hochsommer.

Wie schon erwähnt, es läuft hier gemächlich ab. Sommersteinpilze haben ihr Wachstum genau wie Perlpilze nahezu völlig eingestellt. Hexen – Röhrlinge schieben nach wir vor in Einzelstücken. Am häufigsten sind Frauen – Täublinge zu beobachten, aber auch Papagei – Täublinge, Widerliche Kammtäublinge und im besonderen, da seit Wochen auffällig häufig, die kleinen, leuchtend gelben Sonnen – Täublinge. Die eigentlich um diese Zeit in größeren Mengen hier zu findenden Herings- und Purpurschwarzen Täublinge halten sich auffällig zurück. Vielleicht bräuchten sie ein höheres Temperaturniveau. Aber dieses ist zunächst nicht in Sicht. Es wird zwar vorübergehend, auf der Vorderseite der neuen Tiefdruckentwicklung, auch bei uns wieder Anfang der Woche etwas wärmer, aber von echtem Sommerwetter mit mindestens 25 Grad im Schatten bleiben wir auch weiterhin verschont. Schon in Richtung Wochenmitte macht sich wieder Tiefdruckeinfluss bei uns breit und besonders von der Ostsee bis nach Bayern ist bis zum nächsten Wochenende mit hohen Regenmengen zu rechnen. Es kann also wieder ordentlich Wasser geben, bei gleichzeitig erneut zurück gehenden Temperaturen. Erst in der übernächsten Woche könnte auch mal ein Schub hochsommerlich warmer Luft bis zu uns an die Ostsee geraten. Dieser wird sich aber wohl nicht lange behaupten können, denn es sollen teils schwere Gewitter aufziehen und die haben natürlich wieder kühlere Luft im Gepäck. Übrigens, so die Meteorologen, erleben wir in diesem Jahr einen ganz normalen, mitteleuropäischen Sommer. Sowohl was die Temperaturen anbelangt, wie auch den Niederschlag.

Und hier eine weitere Kollektion von Rißpilzen. Eine sehr schöne Art, wie ich finde, sowohl vom eleganten Wuchs her, wie auch der satt braunen Färbung. Die Stielbasis ist rübenartig angeschwollen. Rübenstieliger Rißpilz (Inocybe napipes). Standortfoto im Seeblickpark am 12.07.2020. Giftig!

Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus) heute unter Eiche im Seeblickpark.

Heute habe ich mal wieder in den Pilzticker „Passion Pilzesammeln“ hinein geschaut. Essbare Täublinge und Pfifferlinge sind in anderen Bundesländern meist angesagt. Aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang auch ein Beitrag aus Bayern unter der Überschrift „Ein Korb voller Birkenpilze aus dem Nürnberger Norden“. Nun, dass es sich nicht um Birkenpilze handelt, sieht man auf den ersten Blick. Es wurde auch ein Standortfoto eingestellt, dass besseren Buchenwald zeigt, in dem sicher einige Hainbuchen eingestreut sind. Es handelt sich bei den gefundenen Pilzen eindeutig um Hainbuchen – Röhrlinge! Selbst wenn dort tatsächlich mal eine Birke stand, sind für das Erscheinen dieser Raufüße ausschließlich Hainbuchen zuständig. Aber so ganz falsch ist es dann doch nicht, denn die Hainbuche ist keine Buche, sondern ein Birkengewächs. Auffallen sollten den glücklichen Findern auch die runzlige Huthautstruktur und das Schwärzen des Fleisches. Ein gemeiner Birkenpilz verfärbt im Fleisch niemals. Es bleibt überall grauweißlich. Verwandte Arten können aber grünliche und bläuliche, teils sogar rötliche Verfärbungen aufweisen. Essbar sind die Hainbuchen – Röhrlinge selbstverständlich auch und sollen dem Birkenpilz qualitativ, trotz der Fleischverfärbung, sogar überlegen sein.

Mit Hainbuchen – Röhrlingen kann ich heute leider nicht aufwarten, deshalb muss es auch ein ganz gewöhnlicher Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) tun. Standortfoto am 12.07.2020 in der Wismarer Parkanlage am Seeblick. Das es sich um einen ausgezeichneten Speisepilz handelt, bräuchte ich eigentlich nicht zu erwähnen.

Montag, 13. Juli – Seit nunmehr 12 Jahren gibt es dieses Pilztagebuch. Das ist schon eine kleine Ewigkeit und hat viel Zeit gekostet, die ich aber gerne investiert habe. So kann jeder Homepage – Leser Vergleiche zur Entwicklung und Rückschlüsse bezüglich der jeweils aktuellen Lage treffen, wenn er sich die Zeit nimmt, die historischen Tagebücher einmal durchzublättern.

Heute stattete ich dem Lindengarten, unweit des mykologischen Info -Zentrums, einen Besuch ab. Hier sehen wir den angrenzenden Ententeich mit seinem Häuschen, das mich schon als Kind begeistert hat. Nur, dass das alte Häuschen längst untergegangen ist. Es sah auch irgendwie zünftiger aus.

Ich möchte an dieser Stelle ganz kurz auf die zurückliegenden Juli – Monate seit dem Jahr 2009 blicken.


  • Juli 2009: Pfifferlinge, Hexen – Röhrlinge besonders in Parkanlagen und in unseren Kieferstandorten bei Perniek gab es massenhaft Körnchen – Röhrlinge.
  • Juli 2010: Im Haushalt Forst fand eine selten dagewesene Pilzschwämme von teils  seltenen Arten statt. Das haben wir dort seit dem nicht wieder erlebt. In den meisten anderen Wäldern war es zu trocken.
  • Juli 2011: Allgemein vielseitiges und gutes Pilzaufkommen. Auch für Mykophagen bestens!
  • Juli 2012: Der Monat war eher bescheiden aber nach Regenfällen bestand für den August Hoffnung.
  • Juli 2013: Dieser Juli war recht ordentlich, zumindest in der ersten Hälfte. Auch Raritäten wie der Nadelwald – Anhängsel – Röhrling wurden gefunden. Später setzte große Hitze dem Frischpilzaufkommen arg zu.
  • Juli 2014: Eher durchwachsen und Hochsommerhitze setzt dem recht bescheidenen Pilzaufkommen zu. Dennoch gab es besonders auch in Parkanlagen einiges.
  • Juli 2015: Über weite Strecken ziemlich bescheiden, erst zum Monatsende keimt Hoffnung auf.
  • Juli 2016: Recht pilzreicher Hochsommer – Monat. Sommersteinpilze satt und stellenweise auch massenhaft Pfifferlinge und viele andere Arten.
  • Juli 2017: guter, artenreicher Pilzmonat. Sogar die ersten Herbstpilze starteten schon durch.
  • Juli 2018: Eine Katastrophe! Dürre ohne Ende!
  • Juli 2019: Nicht viel besser!

Soweit eine stichpunktartige Charakterisierung der zurückliegenden Juli – Monate. Viel genauer und differenzierter ist es natürlich in den jeweiligen Tagebüchern nachzulesen.

Massenbestände von Hasenpfoten (Coprinus lagopus) heute auf Holzhäcksel im Wismarer Lindengarten.

Ich inspizierte heute mal seit langer Zeit die Parkanlage Lindengarten in der Wismarer Innenstadt. Neben alten Linden finden sich hier auch einige Platanen und Eichen. An Nadelgehölzen stehen vereinzelt Eiben. Auf den Rasenflächen fanden sich häufig Heu – Düngerlinge. Stellenweise Mürblinge u. a. auch die essbaren Lilablättrigen Mürblinge. Auf Holzhäckselflächen, wie oben zu sehen, größere Mengen von Hasenpfoten, eine recht schöne und ansehnliche Tintlingsart. In trauter Eintracht auch zahlreiche Gemeine Trompeten – Schnitzlinge. Vereinzelt Ansehnliche Scheidlinge. Auch einige Rißpilze waren vertreten. Röhrlinge gab es nur in Form eines einzelnen, aber schönen Eichen – Filzröhrlings. Aus einer alten Eiche wuchs der Getropfte Schillerporling heraus. Genau das Exemplar, welches weiter oben von Christian Ehmke fotografiert wurde. Der Top – Fund fand sich allerdings am Rande eines Eiben – Gebüsches: Agaricus maleolens, der Übelriechende Champignon!

Übelriechender Champignon (Agaricus maleolens). Die Art gilt als selten und wurde in M-V bisher laut Verbreitungskarte der DGfM erst zweimal in Vorpommern nachgewiesen. So selten ist der recht gedrungene, rötende Champignon allerdings nicht. Er tritt gerne auch in Vorgärten unter Koniferen auf und ähnelt stark dem gleichriechenden Dünen- oder Salzwiesen – Champignon. Von einigen Autoren werden beide Arten zusammengelegt, welches ich durchaus sinnvoll finde. Beide entwickeln den selben, stickenden Geruch nach Seefisch.

Zur Wetterentwicklung: Heute bestimmte ein Zwischenhoch unser Wetter und brachte einen freundlichen Tag mit recht viel Sonne. Damit wird morgen schon wieder Schluss sein. Das nächste Tief nähert sich von Nordwesten her und hat neuen Regen im Gepäck. Bereits ab morgen Nachmittag können erste Schauer auftreten. Besonders aber wohl in der Nacht auf Mittwoch kann es zeitweise regnen. Die Niederschläge können durchaus konvektiv versetzt sein, also schauerartig fallen und vereinzelt kann auch mal ein Gewitter dabei sein. Insbesondere bei diesen Schauern und Gewittern können auch wieder ansehnliche Regenmengen zusammen kommen. Auch am Mittwoch muss mit weiteren Schauern gerechnet werden. Die Schauertätigkeit soll erst im laufe der Woche allmählich abklingen und natürlich wird nach angenehmer Wärme, die wir morgen erwarten können, wieder frischere Luft angezapft.

Standortfoto von jungen und ausgewachsenen Hasenpfoten (Coprinus lagopus) heute im Wismarer Lindengarten.

Gemeine Trompetenschnitzlinge (Tubaria furfuracea) kennen wir in dieser Üppigkeit eher aus dem Winter. 13.07.2020 im Lindengarten auf Holzhäcksel.

Der große Durchbruch zum Hochsommer wird bei uns im Norden wohl weiter auf sich warten lassen. Die Chancen dafür sind für unsere Region wieder gesunken. Sollte es doch mal kurz eine Warmluftzunge bis zu uns an die Küste schaffen, dürfte sie sofort von neuen Schauern und Gewittern vertrieben werden. Es geht wohl auch mittelfristig eher unterkühlt und teilweise nass weiter. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf ein ausgeglichenes und möglicherweise gutes Restpilzjahr. Gut bedeutet für mich ständig Frischpilze und möglichst auch interessante Arten. Dabei dürfen wir wohl von den wärmeliebenden Gattungen und Pilzarten nicht all zu viel erwarten. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf schöne Funde verzichten müssen. Deutschland befindet sich im Herzen Europas und stellt damit ein Bindeglied zwischen Nord- und Südeuropa dar. Je nach dem, welche klimatischen Verhältnisse im jeweiligen Sommer dominant sind, können wir mit Exoten rechnen. Ist es eher, so wie in diesem Jahr, unterkühlt, sind Arten möglich, deren Hauptverbreitungsgebiete in Nordeuropa liegen. Haben wir ständige Hitzewellen, dann aber mit reichlich Niederschlag, können wärmeliebende Pilzarten auftauchen. Auf jeden Fall zeigen sich durch das derzeit dauerfeuchte Wetter im Mecklenburger Raum schon erste Tendenzen in Richtung interessante Wochen und Monate ab. So ist die Feuchtigkeit beispielsweise für die Entwicklung verschiedener Trüffelarten zuträglich. Hypogäische Pilze werden derzeit immer häufiger entdeckt. Für Speisepilz – Fans, die auf heftige Schübe von Steinpilzen oder Maronen hoffen, wird die Saison, wenn sie so weiter läuft wie bisher, maximal durchschnittlich, vielleicht auch eher bescheiden werden. Dafür, wie schon des Öfteren Erwähnt, können die beliebten Pfifferlinge richtig aufleben. Die haben schließlich einiges nachzuholen.

Im Vergleich zu vielen anderen Rißpilzarten, ist der Weinrote Rißpilz (Inocybe adaequata) auch ohne mikroskopische Untersuchung an seinen weinroten Farbtönen auf Hut und Stiel relativ leicht zu erkennen. Während die meisten Vertreter dieser artenreichen Gattung mehr oder weniger giftig sind, soll dieser Rißpilz kein Muskarin enthalten und daher essbar sein. Laut M.H.K. sogar ein guter Speisepilz! Dennoch: Hände weg von Rißpilzen! 13.07.2020 im Lindengarten.

Und weil es so schön ist, hier nochmal eine solitär stehende und junge Hasenpfote (Coprinus lagopus) am Standort im Park in Wendorf fotografiert. 14.07.2020.

Dienstag, 14. Juli – Eigentlich habe ich vor zwei Wochen bei mir höchstpersönlich Urlaub vom 13.07. – 01.08.2020 eingereicht und auch von mir genehmigt bekommen. Entsprechende Hinweise sind seit Anfang des Monats auch meinen Sprechzeiten auf dieser Homepage zu entnehmen. Für drei Wochen soll das Info – Zentrum dicht sein. Wie so oft, bin ich aber trotzdem im Dienst und war gestern, wie auch heute, die meiste Zeit im Laden und natürlich auch am zurückliegenden Wochenende. Schließlich mussten die letzten Veranstaltungsrückblicke erarbeitet werden und für dieses Tagebuch die neueste Entwicklung weiter kommentiert und auch mit entsprechenden Bildern unterlegt werden. Heute stand neben dem Besuch zweier Parkanlagen die Aufarbeitung meiner Betriebsunterlagen vom 1. Halbjahr für das Steuerbüro im Mittelpunkt. Zudem haben sich im Kühlschrank schon wieder einige Frischpilze der letzten Exkursionen angesammelt, die eigentlich noch auf die Ausstellungsfläche gebracht werden sollten. So ist es und wenn ich in der Beratungsstelle bin, kann natürlich jeder eintreten und sich mit Trockenpilzen und Pilzwürze eindecken und auch die Pilzberatung nutzen. Eine größere Urlaubsreise ist in diesem besonderen Corona – Jahr ohnehin nicht geplant. Allenfalls geht es am kommenden Wochenende mal kurz nach Niedersachsen.

Diese Parkanlage an der Gaststätte „Kieck In“ und ebenfalls mit Ententeich befindet sich im Wismarer Stadtteil Wendorf, unweit meiner kleinen Wohnung. Dennoch bin ich nur selten hier unterwegs.

Und hier die reife Hasenpfote (Coprinus lagopus) in der Draufsicht. 14.07.2020.

In diesem Park stehen vorzugsweise Rotbuchen, Kastanien, Pappeln, Weiden sowie Linden und Pilze gibt es natürlich auch hier. Heute sah es aber recht bescheiden aus. Heudüngerlinge auf den Rasenflächen. Auch mal ein Lilablättriger Mürbling. Auf Rindenmulch einige Hasenpfoten. Champignons waren durch eine im kommen begriffene Population von Karbol – Champignons und auf der Rasenfläche durch einem Wiesen – Champignon vertreten. Täublinge, die hier sonst unter den Buchen durchaus vorhanden sind, konnte ich keine entdecken, dafür aber die für mich ersten Milchlinge der Saison. An Röhrlingen wuchs nur eine kleine Gruppe stark von Schnecken in Mitleidenschaft gezogener Falscher Rotfuß – Röhrlinge. Da sich, wie schon erwähnt, an einer kahlen Stelle ein Schub der leicht giftigen Karbol – Champignons andeutete, schaute ich noch kurz in der nicht weit entfernten Parkanlage am Seeblick vorbei. Auch hier scheinen nun die Sommersteinpilze wieder auf dem Vormarsch zu sein. Allerdings sehr zaghaft und ob daraus wirklich ein nennenswerter Schub wird, bleibt abzuwarten.

Meine ersten Milchlinge in diesem Jahr im Park in Wendorf unter Rotbuchen, mit Sporenabwurf. Süßlicher Milchling (Lactarius subdulcis). 14.07.2020. Essbar.

Sporenbild vom Fühlingstrüffel (Tuber borchii) von Christian Ehmke.

Inzwischen gehen die Untersuchungen an den mir am vergangenen Sonnabend in der Pilzberatung vorgelegten Trüffeln weiter (siehe oben). Ostseepilz Christian Ehmke hat sich ein Exemplar zum mikroskopieren mitgenommen und auch unserem Chef – Kartierer Benno Westphal habe ich ein Foto zugesandt. Benno hat durchaus Erfahrungen mit Trüffeln, da er vor längerer Zeit gezielt Hypogäen gesucht und kartiert hat. Es scheint ein gutes Jahr für diese, meist im verborgenen lebenden Schlauchpilze zu werden. Christian, wie auch Benno, tippten unabhängig von einander auf Tuber borchii, zu deutsch Frühlingstrüffel. Augenscheinlich sieht sie dieser auch sehr ähnlich, aber wir haben kein Frühling mehr und die Pilze waren nicht etwa alt, sondern frisch und vital. Außerdem soll der Frühlingstrüffel deutlich nach Knoblauch riechen. Das konnten wir zunächst nicht bestätigen. Nach dem ich die Pilze aus dem Kühlschrank nahm und einen Tag bei Zimmertemperatur lagerte, stellte sich schließlich der typische Knoblauchgeruch ein. Die Sporenform scheint zu stimmen, denn Tuber borchii soll eliptische Sporen aufweisen, genauso wie weitere Arten aus der nahen Verwandtschaft. Siehe auch unter http://www.trueffelsuche.de Fakt ist somit, dass die Art zu den Edeltrüffeln gehört. Ich habe mich heute mal kurz zur Verbreitung von Tuber – Arten, also Edel – Trüffeln, belesen. Dadurch, dass sie meist im verborgenen leben, werden sie verhältnismäßig selten gefunden und belegt. Nach Meinung von Experten dürften die Edeltrüffeln weit verbreitet in Deutschland sein, auch bei uns im Norden. Beispielsweise soll der recht wertvolle Sommertrüffel, der kürzlich auch in Wismar und hier seitdem sogar mehrfach an verschiedenen Lokalitäten gefunden wurde, ein überaus häufiger Pilz sein. Vergleichbar in der Häufigkeit beispielsweise von Nebelkappen im Herbst. Und die stehen nahezu in jedem Wald in großen Mengen!

Und hier noch ein schönes Foto von Christian Ehmke aus dem Stadtgebiet von Wismar. Es zeigt den Zottigen Schillerporling (Inonotus hispidus).  Er zählt zweifellos zu den schönsten Großporlingen und mir ist er bisher nur sehr selten unter die Augen gekommen. Das mag daran liegen, dass er oft sehr hoch am Stamm angesiedelt ist und meine Blicke meist auf den Erdoden gerichtet sind.

Ein erster Wiesen – Champignon (Agaricus campestris) heute auf Parkrasen in Wismar – Wendorf. Es wird wohl kein gutes Jahr für diesen delikaten Edel – Speisepilz. Wiesen – Champignons lieben trockene und heiße Sommer!

Zum Wetter: Heute war wenigstens von den Temperaturen mal wieder ein Sommerhauch zu verspüren. Am Abend und in der Nacht zieht das bereits erwähnte, neue Tief, mit Regenwolken auf. Da es nur langsam in Richtung Osten vorankommt und sich die Niederschläge in der Nacht und morgen noch intensivieren sollen, kann es zeit- und gebietsweise kräftig schütten. Für morgen bestehen für M-V Vorwarnungen vor Gewittern mit starkem Regen. Gebietsweise kann es auch zu länger anhaltendem, ungewittrigem Starkregen kommen! Es kann also wieder einiges an Wasser geben. Eine Hitzewelle scheint zunächst vom Tisch zu sein. Allmählich schleicht sich das Gefühl ein, dass wir in diesem Sommer wohl nicht einen einzigen heißen Tag an der Ostsee erwarten dürfen. Aber möglicherweise  dreht der Hoch/Spätsommer ja ab Mitte oder Ende August oder sogar im September nochmal richtig auf. Wir müssen wohl erst den Siebenschläfer – Zeitraum hinter uns bringen. Und der endet etwa zu dem Zeitpunkt, an dem auch die Hundstage zu Ende gehen (23.08.).

Heiß und trocken sollte es zumindest zwischenzeitlich auch für Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) sein. Sie haben noch einiges aufzuholen, weil es in den beiden zurückliegenden Sommern zwar heiß war, aber kaum Regen fiel. Jetzt regnet es laufend, aber ihnen dürfte die Wärme fehlen. Wir werden sehen, am Feuchtigkeitsmangel liegt es jedenfalls nicht. Standortfoto am 14.07.2020 im Seeblickpark.

Essbare Fuchsige Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) gab es in großen Mengen in der Nossentiner/Schwinzer Heide. Dieses Foto entstand allerdings im Birkenmoor an der Marienhofer Weiche. 15.07.2020.

Mittwoch, 15. Juli – Am Nachmittag startete ich zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion. Der 2. Quadrant der Topographischen Karte im Maßstab 1 : 25 000 = Krakow am See war an der Reihe. In ihm liegt der nördliche Bereich des Urlauberortes Krakow am See. Die Region gehört zur mecklenburgischen Seenplatte mit ihren Großseen, wie dem Krakower See, dem Plauer See oder des größten von allen, schon ein kleines Binnenmeer, der Müritz. Sieht man mal vom Bodensee, ganz im Südwesten Deutschlands ab, den sich auch mehrere Länder teilen müssen, der größte Binnensee Deutschlands. Neben der Ostseeküste auch die beliebteste Ferienregion von M-V und eine der Wichtigsten in der Bundesrepublik. Marine Pilze sind jedoch nicht meine Spezialstrecke, so dass ich lieber an Land bleibe und hier vor allem in Wäldern oder auch mal in einer Parkanlage unterwegs bin. Übrigens liegt in diesem Quadranten auch der Jörnberg, auf dem ein Aussichtsturm gestellt wurde. Kürzlich bin ich mit Irena auf selbigem gewesen und es bietet sich ein herrlicher Rundblick über diese Wald- und Seenreiche Region an. Ein drittel des Quadranten besteht aus Wasser des Krakower Binnensees, ein weiteres Drittel aus Wäldern, der Rest aus Ortschaften, Wiesen und Feldern.

Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) in der Schwinzer Heide am Standort fotografiert. 15.07.2020.

Den schmierigen Klebrigen Hörnling (Calocera viscosa) sieht man nun immer häufiger in den Nadelwäldern orange leuchten. Minderwertig. 15.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Ich suchte mir für meine heutige Exkursion das Waldgebiet an der Marienhofer Weiche aus. Überwiegend Buchenwald, mit etwas Fichtenforst und Birkenmooren. Wir finden hier teils Perlgrasbuchenwald, teils sind saure Verhältnisse vorhanden, so dass dieses Revier durchaus auch für den ganz normalen Pilzsammler von Interesse sein sollte. Im Frühling 2018 war ich schon einmal mittwochs hier unterwegs. Damals, wie heute, ließ das Frischpilzaufkommen sehr zu wünschen übrig. Wagte sich doch mal ein Fruchtkörper an die Oberfläche, waren meist schon Schnecken zur Stelle um ihren Hunger zu stillen. Es macht derzeit wohl keinen großen Sinn, in unseren Laubwäldern, und handelt es sich auch um ein noch so gutes Pilzrevier, auf die Pirsch zu gehen. Trotz des Regens bringt es kaum Punkte. Möglicherweise spielen die für den Hochsommer viel zu kühlen Temperaturen eine gewichtige Rolle. Für die hier vorkommenden Sommerarten scheint sich der Wald nicht ausreichend zu erwärmen.

Der Gold – Röhrling (Suillus greviley) ist eine Schmierröhrlingsart, die wir nahezu ausschließlich unter Lärchen finden können. 15.07.2020 in der Schwinzer Heide am Standort fotografiert.

Einen schönen Farbtupfer an Nadelholz stellt gelegentlich der Himbeerrote Schleimpilz (Tubifera ferruginosa) dar. Wir sehen ihn hier in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. 15.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Ganz anders in unseren sandigen Nadelwäldern, wie in der nahen Nossentiner/Schwinzer Heide, in der ich auf dem Heimweg notgedrungen Station machen musste, weil dunkle Wolken den nächsten Regen ankündigten. Auf meinem Leichtkraftroller wird es dann doch zu ungemütlich. Zum Glück habe ich meist einen Regenschirm dabei und nutzte die Zeit für einen Rundgang durch die hier noch weitgehend sauberen, sauren und sehr nährstoffarmen Nadel- und Mischwälder. Wer ein wenig bewandert ist und nicht nur die Klassiker sammelt, hätte hier Körbe füllen können. Allen voran Scheidenstreiflinge wo hin das Auge blickt. Es gibt hier den reinen Kiefernforst, aber auch Bereiche, die vor Jahren mit Jungbuchen durchmischt wurden. Birken und Eichen haben sich ebenfalls eingefunden. Dem entsprechend abwechslungsreich gestaltet sich die Pilzflora. Im Herbst gesellen sich hier zu den überall präsenten Maronen auch die herrlichsten Steinpilze, wie wir im letzten Jahr feststellen konnten. Hier war nun schon eine recht vielseitige Pilzflora zu Gange. Neben Scheidenstreiflingen auch Perlpilze, viele leckere Speisetäublinge (die haben hier derzeit einen beeindruckenden Schub in teils hervorragender Qualität). An Nadelholzstubben oft wunderschöne Samtfuß – Kremplinge (minderwertig) und auch einige Milchlinge. Musste ich an der Marienhofer Weiche lange suchen, um mal einen vereinzelten Frischpilz anzutreffen, lebte der Wald hier förmlich. Wer allerdings auf essbare Röhrlinge und Pfifferlinge aus gewesen wäre, hätte einiges an Zeit an` s Bein binden müssen und natürlich auch den richtigen Riecher sowie etwas Glück. Pfifferlinge fand ich nicht, zumindest nicht die Echten, dafür aber die Falschen, die bereits den Herbst ankündigen. Röhrlinge waren durch Rotfüßchen, Körnchen – Röhrlinge, Goldgelbe Lärchen – Röhrlinge, auch mal einem Birkenpilz oder bitteren Gallen – Röhrling, sowie einigen prächtigen Sommersteinpilzen vertreten. Hier geht jetzt schon ganz gut die Post ab und es wird sich weiter entwickeln, denn während meiner Tour regnete es Bindfäden und im nahen Goldberg wurden 11 Liter registriert. Das ist angesichts der vorangegangenen Niederschläge schon ein kleine Hausnummer. Da mich auch die folgenden Mittwochsexkursionen in diese Region führen werden, bin ich doch recht optimistisch, dass sich die Artenvielfalt bis dahin weiter steigern sollte.

Einen heftigen Wachstumsschub haben dieser Tage die Fleischroten Speisetäublinge (Russula vesca) in der Schwinzer Heide bekommen. Die Fruchtkörper sind nicht immer so kräftig eingefärbt. Ich hatte auch Kollektionen mit deutlich blasseren Hüten. Die etwas vom Hutrand zurückgezogene Huthaut, der zugespitze Stiel und der milde, nussartige Geschmack kennzeichnen diesen sehr leckeren Speisepilz. Zusammen mit den Sommersteinpilzen landeten sie auf dem Trockner.

Gallen – Röhrlinge (Tylopilus felleus) werden nicht nur mit Steinpilzen verwechselt. Auch die Abgrenzung zum Birkenpilz (Leccinum scabrum) ist oft von Unsicherheiten geprägt. Der Stiel des bitteren Kollegen (links) ist genetzt, der des essbaren Birkenpilzes (rechts) ist mit schwärzlichen Schüppchen ausgestattet. 15.07.2020 Schwinzer Heide.

Donnerstag, 16. Juli – Von wegen Urlaub. Ich komme nicht dazu, denn die Arbeit nimmt kein Ende. So war ich auch heute von morgens bis fast Mitternacht wieder im Laden, um die anstehenden Arbeiten zu erledigen. Und es scheint auch, dass es überhaupt nicht sinnvoll ist, jetzt die Beratungsstelle abzuschließen. Sie wird gebraucht! So stellten sich heute zwei Ratsuchende vor, die gehörig daneben gegriffen haben. Ich weiß nicht woher, aber vermutlich in den sozialen Medien soll es sich herumgesprochen haben, wie mir heute unsere langjährige Pilzfreundin Angelika Boniakowski aus Hagebök berichtete, dass es in der Region Grevesmühlen viele Steinpilze geben soll. Die Ratsuchenden zeigten mir Fotos von drei Körben, die sie im Raum Grevesmühlen vollgesammelt hatten. Einen davon hatten sie mit. Welch ein Glück, so viele Steinpilze findet man wirklich nicht jeden Tag, haben sie sich sicher gedacht, nur das sie zubereitet alles andere als lecker waren. Bei den vermeintlichen Steinpilzen handelte es sich durchweg um Gallen – Röhrlinge!

Ebenfalls nicht ganz optimal verlief der Tag bei einem Urlauber aus Berlin, der zurzeit im Klützer Winkel Urlaub macht. Er stolperte über eine Ansammlung von „leckeren Champignons“ und probierte bei dieser Gelegenheit gleich einen roh. Im nachhinein wunderte er sich über den merkwürdigen Nachgeschmack und bekam es mit der Angst zu tun. Er kontaktierte die Giftnotruf – Zentrale und diese verwies ihn an den Steinpilz – Wismar. So wurde er nach einem kurzen Telefonat mit seinem Fund in der Beratungsstelle vorstellig und mein Verdacht bestätigte sich: Karbol – Champignon! Glück im Unglück, es hätte auch ein weißlicher Knollenblätterpilz gewesen sein können. Aber den hätte er womöglich gleich komplett verzehrt, da er angenehm schmecken soll. Es sei gesagt, das unsere gefährlichsten Giftpilze keinen auffälligen, giftigen Geschmack besitzen, sondern eher angenehm munden sollen. 

Geschmacklich minderwertige, aber vom Anblick her um so schönere Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus) sind in der Schwinzer Heide, wo dieses Foto am 15.07.2020 entstand, mächtig am kommen.

Von dick und groß, zu fast schon winzig. Klein , aber oho, möchte man meinen. Der Küchenschwindling (Marasmius scorodonius) kommt in der feinen Gourmet – Küche ganz groß raus. Mit seinem Knoblauch – Duft zählt er zu den beliebtesten Würzpilzen der gehobenen Küche. 15.07.2020 am Standort in der Schwinzer Heide fotografiert.

Zum Wetter: Nach dem wir gestern Nachmittag und am Abend regional noch einige kräftige Regengüsse abbekommen haben, war heute mal Vorpommern an der Reihe. Die haben es schließlich auch verdient. Am Wochenende soll der Sommer einen neuen Anlauf bis hoch zu den Küsten wagen. Dann kann es auch bei uns mal deutlich sommerlicher werden, mit Temperaturen von 25 Grad und mehr. Aber wie soll es anders sein. Spätestens am Montag droht der nächste Absturz in Richtung Frühherbst. Wieder dreht die Strömung auf Nordwest und selbst die 20 Grad könnten dann ein Wunschtraum werden. Einher geht das ganze mit etwas Regen, vielleicht auch mal einem gewittrigen Schauer. Das steuernde Islandtief macht jeden Vorstoß des Azorenhochs mit sommerlicher Wärme zunichte und feuchtkühle Nordseeluft übernimmt wieder die Regie. So jedenfalls die gängige Mittelfristprognose der Wetterfrösche, die sich an den gestrigen Modelläufen der Wettercomputer orientiert. Ich studierte, wie jeden Tag, heute sowohl am Vormittag wie auch gegen Abend diese Modelläufe und dort zeigte sich die Mittelfristprognose nicht ganz so „eisig“. Zunächst kommt der Temperatursturz und das Hoch kann mit kühler Luft kurz mal Fuß fassen, aber dann soll sich praktisch über ganz Europa ein diffuser Tiefdruck – Zirkus anbahnen, der dann auch die relativ direkte Zufuhr von Polarluft durcheinander wirbeln könnte. Auch die Tiefs auf dem Atlantik und Westeuropa könnten zeitweise weiter nach Süden rutschen, so das die Strömung mehr auf West/Südwest drehen könnte. Die Luft würde grundsätzlich wärmer und noch feuchter werden. Allerdings scheint die Fortdauer der eingespielten Großwetterlage nach wie vor realistischer zu sein.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) am 15.07.2020 in der Schwinzer Heide, standortversetzt fotografiert. Am Standort hätte ich sie nicht so vorteilhaft ablichten können, weil sie ganz untypisch im drahtigen Heidekraut standen. Untypisch, weil Caluna vulgaris ein Säurezeiger ist. Der Sommersteinpilz mag es hingegen basischer. Da sie nicht weit weg von einer weniger stark befahrenen Straße standen, war der Kalkeintrag gegeben. Es waren insgesamt 4 ansehnliche Exemplare mit einem Gesamtgewicht von 710 g. Während sich bei dreien einige Mädchen besonders im Stiel tummelten, war das linke im Bild zu sehende Exemplar komplett madenfrei!

Junger Garten – Riesenschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis). Standortfoto 17.07.2020 Weitendorf.

Freitag, 17. Juli – Heute Vormittag war ich zu einer Grundstücksbegehung in Weitendorf, bei Proseken und Proseken gehört fast noch zu Wismar, gebeten worden. Eine alleinstehende, ältere Dame, bat um eine Pilzberatung und rief mich diesbezüglich gestern Nachmittag an. Sie wäre nicht so mobil und ob ich so nett wäre, mir die auf ihrem Grundstück wachsenden Pilze einmal anzuschauen.  Bekannte hätten gemeint, sie könne die Pilze essen, denn es handelt sich um Parasole. Da die großen Fruchtkörper einen schönen Anblick liefern, können sie gerne stehenbleiben, falls sie giftig wären. Es wäre viel zu schade, sie einfach auf dem Kompost zu entsorgen. So machte ich mich auf den Weg nach Weitendorf. Ruhig und idyllisch gelegen und ein kleines Paradies. Schon von weitem war die Pracht zu sehen. Sie hatte neben einer kleinen Wiese eine ältere Koniferen – Hecke, die reichlich Nadelhumus lieferte und die Wiese durch Rasenschnitt reichlich Heu, welches verschiedene Pilze sich gerne als Nahrungsquelle erschließen und somit Entsorgungsaufgaben übernehmen. Es waren tatsächlich prächtige Riesenschirmpilze, aber leider die Gartenform des Safran – Schirmpilzes, den wir aus dem Wald her kennen. Da es auch einen Gift – Riesenschirmpilz gibt, der gedüngte Böden oder Komposthaufen und ähnliches besiedelt und der oft mit dem Garten – Riesenschirmpilz vermengt wird und einige Mykologen sogar aus beiden Arten bzw. Abarten ein und die selbe giftige Pilzart zusammen schustern, riet ich vom Verzehr der schönen Pilze ab.

Gartenschirmpilze und Nelkenschwindlinge in trauter Eintracht. Standortfoto.

Aber auf eine frische Pilzpfanne brauchte sie dennoch nicht zu verzichten. In der alten Rasenfläche hatten sich etliche Halbkreise von Nelkenschwindlingen gebildet, die dicht an dicht mit Fruchtkörpern besetzt waren. Das hätte sie nun überhaupt nicht gedacht, das diese dünnstieligen Blätterpilze essbar wären und dazu noch zu den besten Speisepilzen zählen. Darüber hatte sie sich dann doch noch riesig gefreut und ich gab ihr Ratschläge, welche von den Nelkenschwindlingen schon zu alt wären und welche sie ernten könne. Ich wies auch auf die Unterschiede zu den ebenfalls auf der Wiese wachsenden Heudüngerlingen hin, die leicht giftig wirken können. Dazu wuchs noch ein schöner Zweisporiger Champignon, der ebenfalls sehr lecker ist und zudem die Wildform unseres Zuchtchampignons darstellt. Und das traf sich gut, denn sie hatte sich gerade aus einem Gartenkatalog einen Karton mit diesen Champignons bestellt. Hätte sie es früher gewusst, dass auch gerade diese Pilze von ganz allein bei ihr auftauchen, vielleicht hätte sie darauf verzichtet. Aber es geht ja um die Freude, wenn nach etwa 14 Tagen der Karton dicht an dicht mit den schönsten Champignons besetzt ist.

Der essbare Safran – Schirmpilz des Waldes zeigt auf dem Hut nicht soviel weißes Fleisch. Der Hut ist bei ihm dichter beschuppt und wirkt insgesamt dunkler graubraun. Der hier gezeigte, auf dem Hut stark hell – dunkel kontrastierte Garten – Riesenschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis) sollte lieber gemieden werden. 17.07.2020.

Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades) sind leckere Speisepilze. Einheitlich ledergelblich gefärbt, etwas zäh und biegsam, entfernt stehende Lamellen und oft Hexenringe oder Halbkreise auf Rasenflächen ausbildend, wobei die Gräser in der Zone des Fruchtkörperwachstums üppiger sprießen und satter grün gefärbt sind. Standortfoto 17.07.2020 in Weitendorf.

Apropos Heudüngerlinge. Am Abend erhielt ich einen Anruf von einer Hebamme aus Lübeck. Ein 14 Monate junges Kleinkind hatte gestern ein kleines Wiesenpilzchen gegessen. Es gehe dem Kind aber weiterhin gut, ohne Symptome. Sie hatte versucht mit einer Pilzbestimmungs – App die Pilzart zu ermitteln und das hat sogar ganz gut funktioniert. Sie bekam Düngerling angezeigt. Ich bat sie, mir aber trotzdem Fotos von den Pilzen zu schicken. Es waren Heu – Düngerlinge, die wir nach den Regenfällen derzeit fast auf jeder Wiese haben. Gewundert habe ich mich allerdings, wie gelassen die junge Dame mit dieser Situation umgegangen ist. Die meisten Eltern (es handelte sich um ihre Tochter) geraten sofort in Panik bei diesen, immer wiederkehrenden Szenarien. Ich gab also Entwarnung, nach so langer Zeit hätte das Kind Symptome zeigen müssen, aber es war wohlauf. Heudüngerlinge enthalten psychoaktive Substanzen, gehören also zu den Drogen- oder Zauberpilzen, wobei ihre Wirkung allerdings stark zu wünschen übrig lässt. Völlig uneffektiv für schöne Bilder, wenn man sich von diesen zarten Dingern mindestens ein Kilo einverleiben muss, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Nun ist das sicher bei Kleinkindern anders, aber ein so kleines Pilzhütchen von einem relativ harmlosen Giftpilzchen, dürfte auch hier nicht sonderlich anschlagen. 

Massige Anis – Champignons (Agaricus spec.) heute am Feldwegrand bei Weitendorf. Gute Speisepilze. 17.07.2020.

Unweit der Prosekener Kirche ein größerer Trupp giftiger Karbol – Champignons (Agaricus xanthodermus). 17.07.2020.

Auf der Fahrt nach Weitendorf sah ich an den Weg- und Straßenrändern ebenfalls etliche Pilze leuchten. Mastige, essbare Anis – Champignons an der einen Stelle und an einer anderen eine noch größere Gruppe der leicht giftigen Karbol – Champignons. Aber dann ging es trotz Urlaub wieder in das Info – Zentrum, in dem ich noch bis zum frühen Abend zu tun hatte. Danach war noch kurz Friedhof angesagt. Es ging an das Grab meiner Mutter. Sie wäre heut 95 geworden. Erinnerungen an schöne Kindertage wurden wach und und es stimmt wehmütig und nachdenklich, dass diese schönen Zeiten nicht mehr wiederkommen. Inzwischen geht auch meine Lebenszeit allmählich dem Endspurt entgegen und heute Nacht leuchtet ein Licht auf der Mutter Grab und erinnert daran, dass sie nicht vergessen ist. Natürlich schweift der Blick auch über den Friedhof nach pilzigem, aber bis auf einen jungen Stadt – Champignon konnte ich nichts weiter entdecken. So fuhr ich am Abend noch auf die Insel Poel zum Eichenpark Schwarzer Busch. Hier gab es reichlich Frischpilze in allen Altersstadien. Hauptsächlich Perlpilze und Täublinge. Röhrlinge waren kaum vertreten, dafür aber zahlreiche junge und leckere Weiße Anis – Champignons in Top – Qualität. Ich ließ sie stehen und mich mit dem fotografieren zufrieden.

An die 20 junge Anis – Champignons (Agaricus arvensis) heute Abend auf der parkartigen Fläche der Buswendeschleife Schwarzer Busch. Original Standortfoto am 17.07.2020.

Recht stämmig und kompakt wirkt der Tauben – Täubling (Russula grisea) im Eichenpark Schwarzer Busch. Die Art steht in der Gruppe um den Frauen- und Papagei – Täubling. Letzterer ist etwas kleiner und besitzt auch keinen lila überlaufenen Stiel. Der Frauen – Täubling ist insgesamt weniger brüchig mit biegsamen Lamellen. Essbar. 17.07.2020.

Derweil berichtete mir unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski von ihren heutigen Erlebnissen an der Pilzfront. Da ich im Tagebuch schrieb, dass es derzeit in unseren sandigen Wäldern mehr Pilze gibt, als in guten Laubwäldern auf besseren Böden, ist sie diesem Hinweis gefolgt und fuhr in einen Mischwald auf leichteren Böden. Ein schöne Waldpilzmahlzeit bestehend aus Pfifferlingen sowie Sommer- und Fichtensteinpilzen war das Ergebnis. Bezüglich Rotkappen sah es mager aus. Der Vorgänger hatte schon fleißig geschnitten. Angestachelt von den Echten Steinpilzen begab sie sich dann doch wieder in einen unserer Edel – Wälder auf besseren Böden, in dem es zu gegebener Zeit durchaus reichlich Steinpilze gibt. Aber heute war Fehlanzeige, nicht einen einzigen Frischpilz in diesem großen und herrlichen Buchenwald! Welche Wälder gemeint sind, soll geheime Verschlusssache bleiben, so ihre Anweisung. Ähnliches berichtete mir heute auch unser Vereinsmitglied Andreas Herchenbach. Im Wendorfer Seeblickpark hatte bei seiner Ankunft gerade eine ältere Dame mit ostpreußischem Dialekt den Beitel (Beutel) voller Sommersteinpilze gesammelt, so dass Andreas nichts weiter übrigblieb, als in einen sandigen Wald in der näheren Umgebung zu fahren. Hier war nach seinen Worten zwar schon einiges an Körnchen – Röhrlingen überständig, aber schöne, große Pfifferlinge und der eine oder andere Steinpilz waren dann doch dabei, so dass auch bei ihm das Abendbrot gesichert war. Er sah auch junge Champignons, aber weiße Pilze nehme er grundsätzlich nicht mit. Seine Frage in diesem Zusammenhang, sind die Champignons ein Hinweis auf einen neuen Schub? – Aber sicher sind sie dass und sie sind gerade kräftig im kommen! Waren beim ersten Wachstumsschub vor etwa 4 Wochen nur wenige Champignons dabei, legen sie derzeit ganz ordentlich los. Durch die oft konvektiven Niederschläge, die regional unterschiedlich stark ausfielen und auch zeitlich versetzt niedergingen, ist eine genaue Abgrenzung eines klaren und überall gleichen Pilzschubes momentan jedoch nicht möglich. Es ist also noch etwas verwaschen. Finden sich an einer Stelle  überständige Fruchtkörper, geht es an einer anderen gerade los. Das ist bei so einer Witterung normal und nicht einheitlich festgelegt. Allerdings besteht noch Hoffnung auf Besserung. Die flächigen Regenfälle um den 9./10 Juli herum sollten im laufe der nächsten Woche ihre Wirkung bezüglich Steinpilz und Co. entfalten. Hier sollte die 10 – 14 Tage Regel greifen und die Mond – Theoretiker werden auch wieder zum Himmel blicken und ihre Messer schärfen.

Diese drei Wurzelnden Bitter – Röhrlinge (Boletus radicans) waren die einzigen Röhrenpilze, die ich heute im Eichenpark fand. Ist es die Ruhe vor dem Sturm, so er denn kommen sollte? Diese Dickröhrlinge sind recht eigensinnig und bilden vom Hochsommer bis zum Herbst ihre Fruchtkörper auch unabhängig von Röhrlingsschüben aus. 17.07.2020.

Bilderbuch – Birkenpilz (Leccinum scabrum) am 18.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Sonnabend, 18. Juli – Da Corona die Urlaubsplanung gehörig durcheinander gewirbelt hat, geht in diesem Jahr bei uns wohl kaum etwas. Im Januar war die Planung noch sehr ehrgeizig. Es sollte mit dem Auto bis hinauf zum Nordkap in Norwegen gehen. Aber dann kam Corona mit allen ihren Einschränkungen und Reisewarnungen bis hin zu Ein- und Ausreiseverboten. Inzwischen ist zwar vieles gelockert und teils wieder aufgehoben, aber mit einer größeren Reise in andere Gefilde wird es nichts mehr. Auch hat Sohn Jonas keine große Lust als Teenager mit uns alten Säcken tagelang unterwegs zu sein. Schon früher galt der Spruch, traue keinem über 30. Hat man nun die 60er Schwelle erreicht oder gar leicht überschritten, gehört man ohnehin schon zu den Grufties, denen der Sargdeckel permanent über dem Kopf schwebt. Einfach peinlich und nervig mit solchen Typen unterwegs zu sein. Nachvollziehbar, auch wenn es weh tut. War ich früher anders? Vielleicht nur soviel, dass es in meiner Familie niemals Urlaubsreisen gab, allenfalls in den Schrebergarten oder wenn ich in den Ferien zu Verwandten nach Demen durfte, wo ich mich sowieso am wohlsten fühlte. Angeln, Pilze suchen und Aushilfe bei der Ernte. Wir hatten damals neben Wald und Wiese auch eine Ackerfläche, wo u. a. Getreide angebaut wurde. Geerntet wurde sogar noch ganz traditionell mit Sense und Sichel, Hocken aufgestellt und wenn Termin zum Dreschen war, ging es ab zum Dorf-  bzw. LPG – eigenen Dreschkasten. Schweine, Kuh und Hühner trugen zur Ernährung bei und die brauchten Heu und Stroh für ihr Nachtlager. Der Stall gehört zum Haus dazu. Das waren noch Zeiten! Für mich als Kind konnte es kaum etwas schöneres geben. Manchmal, wenn ich dort unterwegs bin, fahre ich an den Dorfsee hinunter und setze mich auf einen der Angelstege und schwelge in Erinnerungen aus alten Zeiten und welche Fische ich damals hier an den Hacken bekam. Das tut mir gut und ich brauche das. Schade, dass einem erst im Alter das schöne der jungen, frischen Lebensjahre so bewusst wird.

Es scheint ein gutes Jahr für den Schmuck sandiger Waldwege zu sein. Gezonter Dauerporling (Coltricia perennis). Standortfoto am 18.08.2020 im Dobbertiner Seenland.

Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) in der Schwinzer Heide. 18.07.2020.

Zurück zum geplatzten Urlaub. Ich fuhr heute nach Keez um eigentlich mit Irena zu einem kurzen Trip durch M-V zu starten. Aber schließlich ließen wir auch diese Idee fallen, da wir uns nicht einigen konnten, wo es eigentlich hingehen sollte. Das Auto blieb stehen und wir machten uns schließlich mit meiner Yamaha auf in die Schwinzer Heide. Irena möchte Pfifferlinge und vielleicht einige andere Waldpilze für eine mögliche Pilzpfanne oder Suppe anlässlich unserer diesjährigen Nachtwanderung sammeln, die im August ja schon wieder auf dem Plan steht. Ist zwar nicht unbedingt mein Ding, stundenlang die Wälder nach Pfifferlingen abzusuchen, aber es gibt dabei ja auch andere Arten zu entdecken und zu fotografieren und vielleicht sogar neues für unsere Kartierung. Kaum waren wir in Alt Schwinz angelangt und Irena die ersten Schritte in einen Eichen/Birkenwald gesetzt hatte, leuchtete ihr schon eine kleine Insel sehr ansehnlicher Pfifferlinge entgegen. Das hob die Stimmung ungemein. Da es hier am Mittwoch noch kräftig geregnet hatte, war die Leuchtkraft und Frische der Eierschwämme kaum zu überbieten. Insgesamt gestaltete sich die Suche nach weiteren Pfifferlingen doch sehr langatmig, so dass wir nach einiger Zeit beschlossen, uns wieder in Richtung Heimat zu begeben, aber nicht ohne noch den Wäldern im Dobbertiner Seenland  einen Besuch abzustatten. Hier war es ähnlich. Einige Inseln von wirklich tollen Pfifferlingen, aber man musste Glück und Geduld haben.

Herrlich frische Eierschwämme (Cantarellus cibarius) auch im Dobbertiner Seenland. 18.07.2020 am Standort fotografiert.

Ackerschirmpilz (Macrolepiota excoriata) als Massenpilz auf den Trockenhängen bei Groß Görnow. Hüte essbar.18.07.2020.

Schließlich war es schon recht spät, aber für eine größere Pilzpfanne für 10 – 20 Leute reichten die Pfifferlinge am Ende keineswegs, so dass Irena den Vorschlag machte, doch mal zur Hügelkette bei der Sternberger Burg zu fahren. Ein Miniatur – Mittelgebirge mit einer wunderbaren Landschaft, unweit des Warnow – Durchbruchstals bei Groß Görnow. Auf den fast schon alpinen Trockenhängen, die teils von Schafen beweidet werden, hatte Irena bereits im vergangenen Jahr unseren Imbiss zur großen Pilzausstellung sicher stellen können. Damals waren die etliche Hektar umfassende Wiesenfläche nahezu übersät von Champignons und Schirmpilzen. Im wahrsten Sinne des Spruches „Pilze soweit das Auge blicken kann“. Als wir angelangten, das Tageslicht ging gerade in diffuse Dämmerung über, waren die weißen Tupfen auf den Trockenhängen nicht zu übersehen. Den Anblick kannten wir aus dem letzten Herbst. Viele tausend, ja unzählige Pilzfruchtkörper bis zum Horizont. Ein gigantischer Schub war hier wieder im Gange.

Nur ein kleiner Ausschnitt. Das Areal ist etliche Hektar groß und nahezu flächendeckend von Pilzen übersät.

Diesesmal allerdings weniger Champignons, sondern zu 90% bestehend aus Acker – Schirmpilzen, einem etwas kleineren verwandten des Parasol – Riesenschirmpilzes und auch essbar. Aber beim genaueren hinsehen waren auch reichlich Champignons dabei, so dass wir diese bevorzugten, da sie wirklich ein sehr würziges Aroma besitzen. So wurde der Tag doch noch zum Erfolg geführt und am dortigen Aussichtshochstand genossen wir noch einen Moment den bisher bei uns so seltenen, warmen Sommerabend und konnten dem Zirpen einer Grille, die den nicht mehr so fernen Spätsommers erahnen ließ, lauschen. Romantik pur!

Wir haben uns unter tausenden von Schirmpilzen die delikaten Champignons heraus gesucht. Es handelt sich um den Gedrungenen – Champignon (Agaricus spissicaulis). Er ähnelt dem Wiesen – Champignon, ist aber kompakter und fleischiger und somit ergiebiger. Eine Kostprobe ergab einfach köstlich. Ein vollmundiges, sehr würziges Aroma. Bestens geeignet für eine vorzügliche Pilzpfanne! Standortfoto am 18.07.2020.

Eierschwämme für die Pilzpfanne, so zusagen Rührei aus dem Walde!

Sonntag, 19. Juli – Noch kurz zu obigen Champignons. Es wachsen auf dem besagten Areal nicht nur die Gedrungenen Egerlinge. Wir hatten auch vereinzelte Weiße Anis – Champignons dabei und im letzten Herbst war hier der Strohgelbe Champignon dominant. Eine an sich eher seltene Art, die hier Massenbestände ausbildet und zur Gruppe der Anis – Egerlinge mit bittermandelartigem Geruch gehört. Die essbaren Champignon – Arten zählen zu den würzigsten Speisepilzen überhaupt. Da kann der schönste Steinpilz frisch zubereitet nicht einmal in die Nähe kommen. Das gilt auch für die so oft verächtlich gemachten Zucht – Champignons. Auch diese haben recht viel Würzkraft und sind besser als ihr Ruf! Steinpilze, Marone und Co. gewinnen durch Trocknung. So ist beispielsweise Pilzwürze aus Maronen – Röhrlingen, so wie sie bei uns erhältlich ist, ganz ausgezeichnet zum Würzen für Suppen und Soßen und liefern den Pilzgeschmack schlechthin. Auch getrockenete Steinpilze können sich dann sehen lassen. Das ist zumindest mein Erfahrungswert, aber jeder empfindet es anders und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) am 19.07.2020.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) auf dem Mittelstreifen eines bemoosten Waldweges. Diese besonders schöne Form des Schusterpilzes, mit einem fast schwarzbraunem, samtigen Hut und oft elegantem Wachstum, findet sich gerne unter Fichten. Standortfoto 19.07.2010 im Wald bei Weberin.

Zum heutigen Tag. Es stand nochmals ein Pilz – Gang mit Zielrichtung Pfifferlinge an. Diesen wollte ich an sich mit der Planung unserer diesjährigen Nachtwanderung durch die Pfifferlingstannen verbinden. Dummerweise habe ich meine Topographische Karte in Wismar liegen lassen, so dass wir dann doch in ein von Keez aus näheres Waldgebiet fuhren. Die Karte wäre für mich schon sehr wichtig gewesen, da ich die Wegeroute dort markiert habe für meinen Antrag zur Genehmigung an die zuständige Forstbehörde in Friedrichsmoor. Der Antrag liegt dort zur Prüfung und ich hoffe, wir bekommen ihn  genehmigt. Eigentlich macht es auch erst Sinn, die mögliche Route bei Tageslicht abzuwandern, wenn auch grünes Licht dafür gegeben wurde. Vor einigen Jahren war das nämlich anders. Eine Nachtwanderung durch die Barniner Tannen wurde uns damals untersagt und ich habe im Vorfeld viel Zeit an` s Bein gebunden um einen attraktiven Rundkurs auszuloten.

So fiel mir ziemlich spontan ein Revier bei Weberin ein, welches zu meinen interessantesten Sandstandorten zählt. Ich habe hier eine Runde, die schon so manche Großpilzausstellung bei allgemein bescheidenem Pilzaufkommen geholfen hat, zu retten. Besteht überhaupt eine Möglichkeit auf Frischpilze, dann ist hier jedenfalls meist einiges möglich. Es sind noch richtig durchmischte Bereiche mit viel Moos und Drahtschmiele, Jung und Altbäumen, die sich teilweise selbst verjüngen. Also hier hat man zumindest ansatzweise den Eindruck in einem halbwegs natürlichen Wald unterwegs zu sein. Man könnte auch sagen, ein richtiger Märchenwald.

Ein wunderbares Revier, aber leider befindet sich auch hier das Unkraut des Waldes, die Spätblühende Traubenkirsche, rechts im Bild als Busch, in Ausbreitung.

Ein Fichtensteinpilz (Boletus edulis) schiebt sich auf dem Mittelstreifen eines Waldweges aus dem Sandboden. 19.17.2020 im Wald bei Weberin.

Und märchenhaft stehen hier oft auch die Pilze. Es gibt im Moment ja besonders in den Wäldern auf leichteren Böden einiges an Frischpilzen, meist aber ziemlich monoton mit Dominanz von  Scheidensteiflingen, Perl- und Pantherpilzen sowie einigen, wenigen Täublingen. Auf dieser Route dürfte es abwechslungsreicher werden, denn hier ist eine größere Artenvielfalt auch bei bescheideneren Verhältnissen möglich. Und so war es auch heute. Ein farbenfroher Täublings – Aspekt, fast so wie ich ihn aus dem Frühherbst her kenne. Im Moos und der Drahtschmiele hin und wieder Pfifferlinge und auch die Maronen konnten nicht mehr an sich halten und streckten ihre kastanienbraunen Köpfe an die heute ausnahmsweise mal warme Sommerluft. Eigentlich nicht ihr Wetter!  Längst der Wege Butterpilze, Gold – und Körnchen – Röhrlinge, Rotfüßchen und Ziegenlippen. Ich sagte zu Irena, wenn das so ist, haben wir auch gleich den ersten Steinpilz. Aber es war zunächst ein Flockenstieliger Hexen – Röhrling, von denen noch weitere folgen sollten. Wenig später gesellten sich dann tatsächlich zwei Fichtensteinpilze dazu. Kurz um, dieser Waldweg und seine traumhafte Umgebung  hatte auch heute wieder seine Qualität unter Beweis gestellt. Es war zwar quantitativ nicht so üppig wie im Herbst, aber im Vergleich zum großen Rest des Waldes eine wirkliche Oase!   

Auch diese jungen Butterpilze (Suillus luteus) bevorzugten den Mittelstreifen des Waldweges bei Weberin am 19.07.2020.

Aber auch überraschendes war dabei. Am Wegrand wuchsen diese Elastischen Lorcheln (Leptopodia elastica). 19.07.2020 bei Weberin. Für Speisezwecke ohne Bedeutung.

Bei dem schwülwarmen Sommerwetter ging es schließlich nach Keez zur Stärkung, allerdings keine Pilze, sonder Rinderroulade, Kartoffelklöße und Rotkohl sowie ein leckerer Eisbecher. Während Irena ihre letzten Sauerkirschen pflücken und einwecken bzw. entsaften wollte, fuhr ich am Abend nochmals in die „Dannen“, wie die Mecklenburger sagen. Ich steuerte den Sültener Forst an, da mir bezüglich Pfifferlinge eine individuelle Pilzwanderung einfiel, die ich im September des Jahres 2017 hier mit einer Wismarer Sportgemeinschaft durchführte. Ich bin mit den Leuten damals eine Route abgelaufen, auf der ich niemals zuvor und danach wieder unterwegs war. Damals führte es dazu, dass wir nicht zu unseren Autos, die wir in Sülten abgestellt hatten, gelangten, sondern abseits in Groß Görnow landeten. Das gab ein wenig Aufregung, aber da wir die Körbe mit reichlich Pfifferlingen  gefüllt hatten, waren schließlich alle mehr als zufrieden und aller Ärger schnell vergessen.

Hier sehen wir zwei gute Speisepilze aus der Gruppe der Graustiel – Täublinge. Stiel und Fleisch grauen bei zunemender Alterung. Der auf dem Rückzug befindliche Weinrote Graustieltäubling (Russula vinosa) ist an die Fichte gebunden, der Chromgelbe Graustiel – Täubling (Russula claroflava) geht nur mit der Birke eine Lebensgemeinschaft ein. 19.07.2020 im Wald bei Weberin.

Nun wollte ich heute ein zweites mal diese Route, zumindest im Ansatz, ablaufen und tat dieses auch ein Stück weit. Nach einer halben Stunde hatte ich zwei/drei Körnchen-, und Goldröhrlinge, sowie einen sehr schönen Anis – Champignon, aber keine Spur eines Pfifferlings und auch sonst kaum ein Frischpilz. Ich brach ab und entschloss mich kurzerhand, es dämmerte bereits wieder, einer meiner wichtigsten Zeigerstellen für Sommersteinpilze einen Besuch abzustatten. Taschenlampe hatte ich für alle Fälle dabei. Es sah sehr dürftig aus, aber die ersten Exemplare schoben wieder. Auch sehr schöne, noch geschlossene Riesenschirmpilze sowie die ersten Grünen Knollenblätterpilze, die mir in dieser Saison unter die Augen kamen, waren das Resultat.

Hier lauert der Tod! Diesen gefährlichen Giftpilz muss jeder Pilzsammler kennen! Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Übrigens schmeckt er nicht nach Gift, sondern wohl sehr angenehm und riecht nach Honig! Standortaufnahme am 19.07.2020 in den Jülchendorfer Buchen.

Ist das nicht ein toller Anblick! Pyramidenförmige Stacheln auf der Exoperidie eines Stinkstäublings (Lycoperdon foetidum) Standortfoto am 19.07.2020 im Wald bei Weberin.

Montag, 20. Juli – Zwei wirklich schöne Sommertage liegen hinter uns und pünktlich zum Wochenbeginn haben wir wieder unser gewohntes, eher frühherbstliches Wetter. Die beiden warmen Tage hatten gestern bei einigen exponierten Frischpilzen bereits deutliche Trockenschäden hinterlassen. Es verdunsten zu dieser Jahreszeit, insbesondere auch bei warmen Wetter, gleich mehrere Liter Wasser pro Quadratmeter. Es hat zwar am Morgen in Keez 4 Liter geregnet, aber diese dürften heute tagsüber wieder der Verdunstung zum Opfer gefallen sein. Der Regen bildete sich in Folge eines Kaltfront – Durchgangs. Insbesondere an einer vorlaufenden Konvergenz zündete es in der 2. Nachthälfte zunächst nur sehr örtlich in Niedersachsen. Schnell bildeten sich weitere Hotspots, die zu einem größeren Gewittercluster verschmolzen und heute morgen von Süden her nach Mecklenburg herein zogen. Insbesondere war die Seenplatte davon betroffen, wo stellenweise über 20 l/qm gefallen sind. Auf der Insel Poel, bei Wismar, waren es nur ein halber Liter, dafür hat Goldberg, unweit meiner nächsten Mittwochsexkursion, immerhin noch 11 Liter abbekommen. Wie dem auch sei, es ist Sommer und zu dieser Jahreszeit sind die oft konvektiven Niederschläge meist sehr ungerecht verteilt. Aber im weiteren Verlauf besteht wieder Hoffnung auf mehr Gerechtigkeit. Zwar kann es morgen auch nur örtliche Schauer geben, aber in der zweiten Wochenhälfte und wohl auch am kommenden Wochenende soll es wieder zu verbreiteten Regenfällen kommen, die auch auf die Fläche gesehen einiges an Wasser bringen könnten.

Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) in der Abenddämerung am Waldrand der Jülchendorfer Buchen. 19.07.2020.

Der gefährlichste aller Giftpilze, der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) stellt offensichtlich für einige Waldbewohner keine Gefahr dar. 21.07.2020 am Farpener Stausee.

Dienstag, 21. Juli – Noch ein Nachtrag zu der am 11. des Monats gezeigten Trüffel, die im Wismarer Stadtteil Wendorf unweit eines Haselstrauches zufällig entdeckt wurde. Wie schwierig sich die Bestimmung von nur selten gefundenen Hypogäen gestalten kann, haben wir in den Tagen danach erfahren dürfen. Sowohl Ostseepilz Christian Ehmke, wie auch Chef – Kartierer Benno Westphal beschäftigten sich ausführlich mit diesen Schlauchpilzen, die meist im verborgenen Leben. Zunächst wurde an die Frühlingstrüffel gedacht, die augenscheinlich ganz gut zu unserem Fund passen könnte. Diese These wurde alsbald verworfen, nicht nur, dass wir im Juli kein Frühling mehr haben, es passten Geruch und einige Mikromerkmale nicht ganz dazu. Da sich im Verlauf ein ziemlich markanter Geruch bemerkbar machte, der durchaus als aufdringlich und unangenehm empfunden werden konnte, entschied sich Christian Ehmke für Tuber foetidum, was zu deutsch soviel wie Stinktrüffel bedeutet. Aber damit nicht genug. Benno Westphal hat einige Zeit intensiv Trüffeln gesucht und kartiert. Er hat also von uns allen die größte Erfahrung und auch die entsprechende Fachliteratur und natürlich auch ein gut gehendes Mikroskop. Benno teilte mir folgendes mit: „Hallo Reinhold, nach dem britischen Bestimmungsbuch kommt eigentlich nur Tuber repaedorum Tul. & C. Tul. in Frage. Diese Art hat so große Sporen: 35 /25 Mikromillimeter und wenige kurze Haare in der Peridie. Die Haare konnte ich nicht mehr finden, aber der komische Geruch wird bei den Briten als eigenständige Art geschlüsselt. Die Italiener haben diese Art überhaupt nicht in ihrem Buch. Es gibt auch noch Tuber foetidum, aber diese stinkt etwas lästiger und hat kleinere Sporen.“ – Ich denke, dabei sollten wir es bewenden lassen. Trüffel – Bestimmung ist eine oft anspruchsvolle Angelegenheit.

Wie ein grüner Apfel wirkte der Hut des Mörders in der Laubstreu des Waldes.

Nicht weit vom Sensenmann entfernt erfreute mich der Anblick dieses gemeinen Steinpilzes (Boletus edulis).

Anspruchsvoll kann für Laien auch die Bestimmung verhältnismäßig einfacher Dickröhrlinge sein. So ist heute im Lokalteil der Wismarer Ausgabe der Ostsee – Zeitung ein fast halbseitenfüllendes Foto eines glücklichen Steinpilz – Finders zu bewundern. Der vermeindliche Steinpilz wurde in der Wismarer Bürgermeister Haupt – Straße gefunden und hatte, wie auf dem Foto per Zollstock eindeutig zu erkennen, einen Hutdurchmesser von 33 cm und ein Gewicht von 1819 g. Der hellbräunliche Hut war stark gefeldert, was beim Sommersteinpilz bei Trockenheit auch der Fall sein kann. Aber ein Sommersteinpilz in der Bürgermeister – Hauptstraße wäre mir neu gewesen. Da der Pilz nur von oben zu sehen ist und die Lokalredaktion gestern bei mir anfragte, ob es wirklich ein Sommersteinpilz sein könnte, antworte ich skeptisch und schrieb, dass ich den Pilz eher für einen Wurzelnden Bitter – Röhrling halten würde. Ich wollte nicht gleich das Ansinnen des glücklichen Finders zunichte machen, mit seinen riesigen „Sommersteinpilz“ in die Zeitung zu kommen. Natürlich war es ein Wurzelnder Bitter – Röhrling und diese Lokalität ist seit langem bekannt. Er wächst in diesem Bereich an mehreren Stellen, so auch an der Böschung zur Gaststätte „Lübsche Torweide“ oder am Eingang zum Westfriedhof. Eiche oder Linde muss vorhanden sein und ein gewisser Kalkanteil wird durch Straßen und Häuserbau garantiert. Diese Pilzart wird oft sehr groß und schwer, so dass das kapitale Exemplar fast nur Mittelmaß für diese große Röhrlingsart darstellt. 

Ein ungenießbarer Wurzender Bitter – Röhrling (Boletus radicans), links, und ein leckerer Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) im direkten Vergleich. Zugegeben, der Sommersteinpilz ist etwas schwachbrüstig, kann aber auch sehr kapital werden. Das Fleisch der Steinpilze bleibt immer unverändert weiß, das des Bitterröhrlings ist gelblich und bläut etwas bei Verletzung. Schmeckt natürlich auch bitter! 21.07.2020 im Forst Farpen.

Wolkenspiegelung am Abend des 21.07.2020 im Farpener Stausee.

Und nun noch etwas tagesaktuelles meinerseits. Am Abend bin ich noch zu einer Kurzexkursion in ein nahes Waldgebiet auf sandigen Böden gefahren. Es war der Forst Farpen am gleichnamigen Stausee. Ich hatte keine Lust auf Parkanlage, so dass ich hier für einige Fotos unterwegs war und gleichzeitig die Lage im Raum Wismar auszuloten versuchte. Während meiner etwa 2 – stündigen Tour konnte ich nur relativ wenige Frischpilze ausmachen. Vereinzelt einige Täublinge oder auch mal ein einzelner Wulstling, allen voran der Grüne Knollenblätterpilz. Scheidenstreiflinge oder Perlpilze, die ansonsten auch hier reichlich anwesend sind, waren kaum zu sehen. Einzig Echte Steinpilze schoben frisch aus dem Waldboden. Kaum Sommersteinpilze, wenige Rotfüßchen, aber auch ein oben diskutierter Wurzender Bitter – Röhrling, nur etwa drei Meter weit von einem Sommersteinpilz entfernt. Hier hätte man beide Arten am Standort vergleichen können. Kurz um, ich weiß nicht, wie ich die Lage am Farpener Stausee einschätzen soll. Sind die jungen Fichtensteinpilze, die hier unter Rotbuchen wuchsen, der Beginn eines Wachstumsschubes, oder der Rest des Schützenfestes in der vergangenen Woche, wo hier gut Rotkappen, Sommer- und auch Echte Steinpilze gefunden wurden. Ich hatte eher den Eindruck, es war der Rest vom Schützenfest!

Eine Steinpilz – Familie (Boletus edulis) in der Abenddämmerung. 21.07.2020 am Farpener Stausee.

Ein Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) wie man sich ihn wünscht. Original Standortfoto am Abend des 22.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Mittwoch, 22. Juli – Bei freundlichem, heiter bis wolkigem Wetter mit vereinzelten, schwachen Regenschauern, brach ich um die Mittagszeit zu meiner obligatorischen Mittwochsexkursion auf. Nach wie vor ist das Messtischblatt 2339 = Krakow am See in Arbeit. Heute war der 3. Quadrant an der Reihe. Dazu traf ich mich gegen 13.00 Uhr mit interessierten Gästen in Neu Sammit, an der dortigen Waldschule „Klaabusterul“. Ein rustikal gestaltetes Gelände mit überdachter Sitzgelegenheit, mit Holzlehrpfad und einiges mehr, teils auch aus Holz gefertigte Spielgeräte, da hier ein Kinder – Ferienlagen direkt am Ufer des Langsees vorhanden ist, in dem auch gerade Hochbetrieb herrschte. Dennoch, es ist ein ruhiges, wald- und seenreiches Erholungsgebiet in schönster, mecklenburgischer Natur. Wirklich ein kleines Paradies und auch die weitläufigen Wälder bieten vielen Pilzsuchern paradiesische Verhältnisse. Das ganz besonders im Herbst, wenn die Maronen – Zeit im gange ist. Meine beiden Gäste, Mutter und Tochter aus den alten Bundesländern, die sich in der Nähe von Goldberg ein altes Bauernhaus gekauft haben und seit Jahren dabei sind, dieses zu sanieren. Sehr naturverbundene Menschen, die heute etwas tiefer in die Pilzkunde eintauchen wollten. Jede von uns entdeckte und von mir vorgestellte Pilzart wurde fotografiert und beschriftet. Es gab zwar nicht überschwänglich viele Frischpilze, aber am Ende wurden doch genügend Exemplare gefunden und eingesammelt, so dass es sogar für ein Abendbrot reichte und vor allem auch neue Speisepilze dabei waren, die möglicherweise das nächste mal auch alleine wiedererkannt und in den Korb wandern könnten. Hier sei beispielsweise der einfach zu bestimmende Scheidenstreifling genannt. Auch Perlpilze und vielleicht auch der eine oder andere Täubling, sollte er denn mild schmecken. Pfifferlinge oder Maronen, die ebenfalls dabei waren, kannten sie ohnehin.

Auch hier sehen wir einen Sommersteinpilz (Boletus reticulatus). Der Hut ist wesentlich heller gelbbräunlich und der ganze Fruchtkörper ist mastig, untersetzt und der Stiel dickbauchig, wie es eher für den Kiefern – Steinpilz typisch wäre. 22.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Nach gut zwei Stunden fand diese kleine Lehrwanderung ihr Ende und wir verabschiedeten uns. Im Anschluss drehte ich noch eine weitere Runde, denn der heutige Quadrant besteht fast nur aus Waldflächen, die mehrheitlich zu den Neusamitter Tannen gehören und diese sind Teil der Nossentiner/Schwinzer Heide. So wurde am Ende die heutige Tour die artenreichste meiner bisherigen Mittwochsexkursionen in diesem Jahr.

Dieses Büschel von großen, kompakten Laubwald – Pfifferlingen (Cantharellus cibarius var. pallidus) lag herausgerissen am Wegesrand. Pilzsucher waren offensichtlich wegen der blassen Färbung verunsichert. 22.07.2020 Schwinzer Heide.

Auf dem Rückweg hielt ich wieder an meinen klassischen Pilzstellen in der Schwinzer Heide an, denen ich immer einen Besuch abstatte, wenn ich in diesem Gebiet unterwegs bin. Das Frischpilzaufkommen hat sich im Vergleich von vor einer Woche oder auch des vergangenen Wochenendes nicht wesentlich verändert. Ingesamt weniger Speise – Täublinge und Scheidenstreiflinge. Ein Standort von Gold – Röhrlingen hatte zugelegt, aber leider waren die meisten überständig. Pfifferlinge scheinen weiter auf dem Vormarsch zu sein. Genau wie vor einer Woche, gab es 4 Sommersteinpilze an meinen klassischen Stellen. Also diesbezüglich war der Stand unverändert. Der einzige Unterschied von vor einer Woche ist, dass jetzt allgemein an bekannten Stellen dieser Dickröhrlingsart mal der eine oder andere Fruchtkörper zu finden ist. Wenn man so möchte, findet also ein äußerst zaghafter Schub von Sommersteinpilzen statt. Aber eigentlich darf man nicht von Schub sprechen. Es hat sich eher ein ausgeglichenes Frischpilzaufkommen entwickel, mit keinerlei Tendenz zur Übertreibung.

Hier habe ich mal drei etwas unterschiedliche Typen von Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) zusammengestellt. Vorne ein untypisches, viel zu helles Exemplar, links dahinter ein normalhütiger Sommersteinpilz und rechts eine besonders farbfreudige Variante mit sogar etwas gerunzeltem Hut. 22.07.2020 Schwinzer Heide.

Junger Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) auf der Grasnarbe des Mittelstreifens eines Waldweges. Ausgezeichneter Speisepilz. 22.07.2020 – Schwinzer Heide bei Sandhof.

Donnerstag, 23. Juli – Heute war ich um 09.00 Uhr mit einem Wismarer Pilzfreund zu einer längeren Tagestour verabredet. Zunächst fuhren wir in die Nossentiner/Schwinzer Heide zwischen Sandhof und Wooster Teerofen. Neben den klassischen Maronen – Wäldern gibt es hier auch vielversprechende Buchenbereiche. Etwas obacht muss man geben, damit man nicht in eines der dortigen Naturschutzgebiete gelangt, wo das Pilze Sammeln eventuell auf wenig Gegenliebe bei der Naturparkverwaltung stoßen könnte. So haben wir das NSG Großer Serrahn, dass aber ohnehin aus Feuchtgebieten besteht. Hier gibt es auch einen Beobachtungsturm „Rothirsch“, wo man sich zu gegebener Zeit im Herbst anmelden kann, um der imposanten Hirschbrunft zu lauschen und vielleicht auch mit dem Fernglas optisch verfolgen kann. Dann haben wir weitere, teils Feuchtgebiete mit Schutzstatus, nämlich das NSG Langhagensee und das Naturschutzgebiet Paschensee, zu dem auch ein Waldgebiet bei Wooster Teerofen gehört. Ein weiterer, kleinerer Bereich, der unter Schutz gestellt wurde, ist das NSG Dünenkiefernwald. Dazwischen gibt es aber reichlich Raum für Kochtopfmykologen, die allererste Adresse sind, will man nach den Früchten des Waldes Ausschau zu halten. Dieses Gebiet war im letzten Oktober auch zu meinen Mittwochsexkursionen im Programm und damals habe ich nicht nur kartiert, es gab u. a. auch reichlich Maronen und Steinpilze. Beide Arten waren auch heute vertreten, aber nur als Einzelstücke. Ansonsten gab es ein für diese relativ frühe Jahreszeit recht ordentliches Frischpilzaufkommen. Davon hätte ich in den zurückliegenden Jahren im Juli nur träumen können. Allen voran verschiedene Täublingsarten, eingige Milchlinge, Perl– und Pantherpilze und einiges mehr. Der Wald lebte pilztechnisch jedenfalls, wobei es durchaus Unterschiede gab. Pilzärmere Stellen wechselten mit belebteren Bereichen ab. Der Sonntagsammler, der nur die Klassiker sucht, hätte mit einer Handvoll Pfifferlinge und wenigen Röhrlingen vorlieb nehmen müssen. Aber da ja ein Fachmann dabei war, wanderten doch etliche Täublinge und Perlpilze in den Sammelkorb.

Ungewöhnliches, büscheliges Massenwachstum des Schwarzblauenden Röhrlings (Boletus pulverulentus), unweit einer Eichenkannte weit ausladend auf eine angrenzende Wiese. Essbar. Das Fleisch blaut am intensivsten von allen Röhrlingen, so dass es innerhalb weniger Sekunden fast schwarz wird. 23.07.2020 – Barniner Tannen.

Auf der Rücktour statteten wir noch einigen Stellen im Naturpark Sternberger Seenland einen Kurzbesuch ab. Zunächst einer Eichenkannte der Barniner Tannen, wo wir vor einigen Wochen ordentlich Sommersteinpilze fanden. Diese waren auch heute vertreten, aber nur mit wenigen Exemplaren. Dafür aber mit einer seltenen Ergiebigkeit Schwarzblauende Röhrlinge. Weiter ging es noch in die Jülchendorfer Buchen. In punkto Sommersteinpilze tote Hose, aber es gab zumindest für mich eine fotogene Entschädigung. Herrliche junge Grüne Knollenblätterpilze in Luxus – Ausführung. Da schlägt doch das Herz des Pilzliebhabers höher. Sollten die schönen Wulstlinge allerdings in die Pilzpfanne geraten, sind  die Herzschläge des Verzehrers wohl gezählt.

Diese beiden Prachtstücke des Grüner Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) können bereits die letale Dosis für einen erwachsenen Menschen darstellen. Standortfoto in den Jülchendorfer Buchen am 23.07.2020. Tödlich giftig!!!

Ein toller Fund gelang uns gestern an einer Eichen – Kannte am Rande der Barniner Tannen, das Europäische Goldblatt (Phylloporus pelletieri), auch Blätter – Röhrling genannt. In M-V und Schleswig – Holstein zerstreut nachgewiesen. Im südlichen Norddeutschland anscheinen weitgehend fehlend und ab der Mittelgebirgschwelle regional etwas häufiger festgestellt.

Freitag, 24. Juli – Gestern Begann der Zeitraum der Hundstage. Bis zum 23. August geht diese Zeit, die oft die größten Hitzewellen des Jahres liefert. Der bisherige Sommer hatte kaum Hitze dabei. Ausgenommen der Südwesten Deutschlands, wo es schon viele Sommertage mit Tageshöchsttemperaturen von 25 Grad und mehr gab. Dafür leidet diese Region schon wieder unter großer Trockenheit. Hin und wieder wurde dort auch die 30 Grad Marke geknackt, ab der von einem heißen Tag gesprochen wird. An der Ostsee haben wir diese magische Temperaturschwelle noch nicht erreicht. Ob die Hundstage es wohl schaffen? Schaut man sich den bisherigen Sommerverlauf mit seinem eingespielten Grundmuster an, könnte dieses Unterfangen schwierig werden. Immerhin verstärkt sich in der nächsten Zeit die Dynamik in der Wetterküche, so dass heiße Luft mit Nachdruck in Richtung Nordosten transportiert wird. Dafür sind in erster Linie atlantische Tiefdruckgebiete zuständig, die in der nächsten Zeit wohl öfter auch mal weiter nach Süden über dem östlichen Atlantik rutschen können und dadurch den Zustrom sehr warmer bis heißer Luft auch nach Deutschland ankurbeln könnten. Aber es folgt unmittelbar auf dem Fuße der Absturz, durch kühlere Meeresluft. Im Grunde geht es also so weiter, wie schon seit Wochen und Monaten. Nur wird sich das Ganze auf einem höheren Temperatur – Niveau abspielen. Es kann also kurzzeitig auch bei uns mal richtig heiß werden, sozusagen als Eintagsfliege, der unverzüglich der nächste Absturz folgt.

Das Europäische Goldblatt (Phylloporus pelletieri) gehört zu den Röhrlingen, besitzt auf den ersten Blick aber Lamellen. Sieht man genauer in diese hinein, erkennt man die typischen Querverbindungen. Von oben betrachtet glaubt man zunächst eine Ziegenlippe oder einen Eichen – Filzröhrling vor sich zu haben. Der Pilz ist essbar und wächst in Laub- und Nadelwäldern auf Kalk- und Silikatböden. 23.07.2020 Barniner Tannen.

Dieses Grundmuster garantiert uns aber auch weitere Regenfälle. Während es im zentralen Mecklenburg, so an der Seenplatte oder auch im Gebiet der Nossentiner/Schwinzer Heide in den letzten 14 Tagen immer mal kräftig geregnet hat und die Wälder, wie ich auch gestern wieder feststellen konnte, durchaus gut durchfeuchtete Böden aufweisen und sich das allgemeine Pilzwachstum weiter stabilisieren kann, sieht es rund um Wismar bereits wieder sehr trocken aus. Es wird sich zumindest in den nächsten 2 Wochen wieder eine stärkere Differenzierung bemerkbar machen, die sich in vielen Regionen durch ein Abflauen des Frischpilzaufkommens manifestieren dürfte. Regen für alle könnte am Wochenende angesagt sein. Wieviel es letztendlich regnen wird, ist etwas unklar. Auf jeden Fall wird es sehr unterschiedlich sein. Nach jetzigem Stand zieht aus der Nacht zum Sonntag ein Regengebiet von West nach Ost über uns hinweg, dass schnell von kräftigen Schauern und Gewittern abgelöst werden soll. Insbesondere dort, wo die Gewitter ihren Starkregen abladen, könnte einiges zusammenkommen. Ich habe heute Abend mal wieder die Computerberechnungen für Wismar abgerufen. Demnach können bis zum 8. August knapp 38 Liter fallen. Minimal werden 16 l/qm und maximal 69 Liter berechnet. Hoffen wir wenigstens auf den Mittelwert, damit währen wir schon ganz gut bedient.

Ein reiferer Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron) von der Unterseite. Er weist im fortgeschrittenen Stadium auch recht weite Röhren bzw. Porenmündungen auf. Gleiches gilt für den Eichen – Filzröhrling und besonders auch für die Ziegenlippe. Hier erkennt man aber auch eine nicht typische Laune der Natur. Am oberen Stielende findet sich ein kleiner Bereich mit lamellenartigem Hymenophor. 23.07.2020ß in der Schwinzer Heide.

Ein junger Riesen – Schirmpilz (Macrolepiota procera). 25.07.2020 im Wald zwischen Demen und Buerbeck.

Sonnabend, 25. Juli – „Viele Leute, viele Pilze“ wird wohl der Artikel von unserer heutigen öffentlichen Pilzlehrwanderung überschrieben sein. Kurz nach 08.00 Uhr brachen eine Handvoll Pilzbegeisterte mit ihren Fahrzeugen in Wismar auf und gegen 09.15 Uhr trafen diese in Demen ein, wo uns am Waldesrand eine beachtliche Menschenansammlung erwartete. Auch eine junge Dame vom NDR aus Schwerin (Radio M-V) war mit dabei. Eine ansehnliche Truppe von 26 Pilzfreunden erinnerte eher an den Herbst, so hatte ich zunächst bedenken, ob das dortige Frischpilzaufkommen den damit verbundenen Erwartungen gerecht werden würde. Aber das Waldgebiet zwischen Demen und Buerbeck enttäuschte uns nicht. Besser hätte es auch im Herbst kaum laufen können. Man kann mit fug und recht behaupten, es gab Pilze auf Schritt und Tritt. Vielleicht wollte der Wald sich von seiner besten Seite zeigen, denn es war und ist der Wald, der dafür verantwortlich zeichnet, das mein inniges Interesse an diesen Geschöpfen im zarten Kindesalter geweckt wurde. Hier sammelte ich die ersten Pilze meines Lebens, denn mein Vater stammte aus Demen und wir waren als Kinder oft zu Besuch bei Oma, Onkel und Tante. Opa lebte damals leider schon nicht mehr. Immer wenn ich hier war, drängte es mich in den nahen Wald. Gesammelt wurden nur Pfifferlinge, die es damals hier wirklich noch reichlich gab. Heute fanden wir sie nur als Einzelstücke.

Und hier sehen wir den Parasol (Macrolepiota procera) voll entwickelt. Er ist sozusagen tafelfertig und braucht nur noch paniert und gebraten werden. Nur der Hut als ganzes, versteht sich. Standortfoto am 25.07.2020 im Kaarzer Holz.

Der erste Edel – Reizker der Saison (Lactarius deliciosus). 25.07.2020 im Kaarzer Holz.

Wir drehten unsere Runde durch einen oft gut durchmischten Laub- und Nadelwald auf armen, sandigen Böden. Eigentlich von der Sache her über Strecken auf den ersten Blick überhaupt nicht so sehr attraktiv erscheinend und sehr dürreanfällig. So konnte in den vergangenen Sommern hier kaum ein Frischpilz das Licht der Welt erblicken. Nun gab es in den letzten Wochen häufiger ergiebige Niederschläge und die Temperaturen blieben moderat ohne Hitzewellen. So gab es für viele, sommerliche Pilzarten kein halten mehr und es entwickelte sich ein reichhaltiger Sommeraspekt. Allen voran einige Täublinge, Wulstlinge, Kremplinge. Milchlinge und verschiedene Röhrlinge bis hin zu einzelnen Steinpilzen. Ausschließlich gemeine Steinpilze, keine Sommersteinpilze! Viele Rotfüßchen, Eichen – Filzröhrlinge sowie einige Ziegenlippen und Maronen. Riesenschirmpilze waren dabei und auch verschiedene, meist aber essbare Anis – Champignons. Heute konnten auch die Unterschiede zwischen den giftigen Pantherpilzen zu den essbaren Perlpilzen immer wieder am lebenden Objekt studiert werden. Es war bei angenehmem Sommerwetter eine sehr schöne Tour, die auch mir sehr viel Spaß gemacht hat, obwohl oder gerade weil ich entsprechend gefordert wurde und aus dem Erklären und Bestimmen kaum heraus kam. Nach dem offiziellen Teil, durchstreifte ich noch einige Bereiche im Kaarzer Holz, um einige Fotos für` s Tagebuch zu schießen, denn bei so vielen Leuten mit noch mehr Funden und Fragen, findet sich kaum Zeit in Ruhe die Kobolde des Waldes abzulichten.

In diesem Stadium immer eine Augenweide ist der Himbeerrote Schleimpilz (Tubifera ferruginosa). Wir finden ihn ausschließlich an altem Nadelholz. 25.07.2020 in der Demener Räumde.

Hasen- oder Getäfelter Stäubling (Calvatia utriformis). Jung essbar, solange innen weiß und schnittfest. 25.07.2020 im Wald bei Demen/Buerbeck.

Sonntag, 26. Juli – Am Vormittag regnete es zeitweise und zum Nachmittag waren örtlich kräftige Schauer und Gewitter angesagt. So entschloss ich mich in das Info – Zentrum zu gehen und den Bericht von der gestrigen Pilzwanderung online zu stellen. Kaum hatte ich die Eingangstür aufgeschlossen, läutete auch schon das Telefon. Eine besorgte Mutti aus einer Stadtnahen Ortschaft war am anderen Ende der Leitung und bat um Hilfe bezüglich ihres 3 jährigen Sohnes. Er hatte gestern Nachmittag/Abend mit anderen Kindern auf der Grundstückswiese vegetarische Ernährung gespielt. Sie sollen sich einen Pilz-/Kräuterteller zusammen gestellt, aber angeblich nicht davon gekostet haben. Während es den anderen, beteiligten Kindern gut gehen soll, setzte bei ihrem Sohn am heutigen Vormittag heftiges Erbrechen ein und es geht ihm hinreichend schlecht. Er hat keinen Appetit und verweigere die weitere Nahrungsaufnahme. Ich bat darum, mit noch vorhandenen Pilzen bzw. Resten zu mir in die Beratung zu kommen, denn die lange Latenzzeit zwischen möglicher Kostprobe und den ersten Symptomen kann nichts gutes bedeuten. Bei Inkubationszeiten die 12 Stunden überschreiten können Knollenblätterpilz – Vergiftungen nicht ausgeschlossen werden. Etwa eine halbe Stunde später erschien die junge Dame mit den Pilzresten. Darin konnte ich glücklicherweise keine gefährlichen Knollenblätterpilze entdecken. Es waren vielmehr ausgehölte Fruchtkörperschalen von Bauchpilzen, sehr wahrscheinlich von jung essbaren Hasen – Stäublingen. Allerdings waren auch Stücke dabei, die regelrecht verfault waren. Dazu noch etliche gelbe, filigrane Blüten eines Wildkrautes, das ich nicht bestimmen konnte. Möglich wäre angesichts des überständigen Pilzmaterials eine unechte Pilzvergiftung, die nichts anderes wie eine Lebensmittelvergiftung darstellt. Diese kann durchaus gefährlich werden. Auch die Blüten könnten zu einer Giftpflanze gehören. Angeblich soll aber auch das erkrankte Kind nichts von dieser Zusammenstellung gekostet, sondern sich nur nicht ordentlich die Hände gewaschen haben. Ich kann mir kaum vorstellen, auch bei Kindern nicht, das eine derartig deutliche Symptomatik nur durch vergessenes Händewaschen zustande kommt. Kein Pilz, auch kein Knollenblätterpilz, ist so giftig, das man schon nach bloßem anfassen eine nennenswerte Intoxikation davon trägt. Das funktioniert einfach nicht! Wie dem auch sei, ich riet der in Sorge befindlichen Mutti in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig zu werden und gab ihr einen Zettel der für mich am ehesten in Frage kommenden Pilzart mit und mit den Blüten kenne ich mich nicht aus. Sicher ist sicher und eine ärztliche Beobachtung wäre meiner Ansicht nach dringend anzuraten. In den meisten Fällen kann ich diesbezüglich Entwarnung geben und man kann Kindern, aber auch erwachsenen Menschen eine vielleicht unnötige und unangenehme Prozedur ersparen. Hier aber lagen bereits deutliche Symptome vor und die Kräuter waren für mich nicht definierbar. Hoffen wir das alles gut geht und dem Kind geholfen werden kann.

Die imposanten und schönen Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus) legen zur Zeit einen beeindruckenden Aspekt in unseren Nadelwäldern hin. Im Vordergrund sehen wir Sporenansammlungen des Himbeerroten Schleimpilzes. Standortfoto am 25.07.2020 in der Demener Räumde.

Zur Entwicklung an der Pilzfront. Heute zogen Regenfälle durch. Hier die 24 – stündigen Messwerte für unser Einzugsgebiet: Rostock und Boltenhagen bis heute Abend 20 Uhr 3 Liter, Kirchdorf auf Poel, Schwerin und Goldberg jeweils 5 l/qm. Vergessen wir diesen Tropfen auf den gar nicht so heißen Stein. Örtlich gab es allerdings im Zusammenhang mit den teils heftigen Gewitterschauern deutlich mehr, aber auf die Fläche war es eher eine Luftnummer. Insbesondere von der Seenplatte bis hinein in die Nossentiner/Schwinzer Heide war der Regen nochmals eine willkommene Stütze, so dass durch die Vorgängerniederschläge hier weiterhin einiges möglich sein dürfte. Da nun offensichtlich für längere Zeit kein ergiebiger Regen auf der Agenda steht, werden wir wohl allmählich in die Sommerpause übergehen um dann irgendwann später den hoffentlich pilzreichen Herbst begrüßen zu dürfen. Wir sollen zwar weiterhin eher auf der kühlen Seite bleiben, aber einzelne Hitzeausschläge sind auch bis zu uns an den Küsten möglich. Vor allem zum nächsten Wochenende hin.

Hier sehen wir eine Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) die ich gestern im Kaarzer Holz fotografiert habe. Bei ihr ziehen sich die Röhren am Stielansatz lamelloid zusammen um schließlich als Netzmuster den Stiel hinunter zu laufen. Die Netzstrukturen auf den Stielen einiger Röhrlinge, wie auch beim Steinpilz, sind also nichts weiter wie die Ausläufer der röhrenartigen Fruchtschicht.

Hier durchbricht kein Bovist oder Hexenei der Stinkmorchel den Mergelboden, sondern ein noch embryonaler Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)! 27.07.2020 im Wismarer Seeblickpark.

Montag, 27. Juli – Seit längerer Zeit entschloss ich mich heute Mittag einmal wieder der Parkanlage am Seeblick einen Besuch abzustatten, um aktuelle Aufnahmen für dieses Tagebuch zu bekommen. Hier scheint der diesjährige Maximalaspekt auf dem Höhepunkt b. z. w. bereits etwas überschritten zu sein. Vieles ist schon überständig, aber es schieben noch reichlich Frischpilze nach. In erster Linie verschiedene Täublinge, aber auch Grüne Knollenblätterpilze, einige Perl- und Pantherpilze, stellenweise Hexen – Röhrlinge. Die Karbol – Champignons waren überständig und an Sommersteinpilzen sah ich nur ein junges Exemplar. Insbesondere waren Frauen – Täublinge und inselweise sehr viele Purpurschwarze Täublinge vertreten. Teilweise regelrechte Teppiche dieser zwar essbaren, aber wenig schmackhaften Täublinge. Auch Weinrote Heringstäublinge waren sehr viele vertreten. Insbesondere wer hier Frauen – Täublinge zum essen sammelt, muss sehr vorsichtig sein. Sie waren heute auch in ihrer grünlichen Form vertreten und gleich daneben grünhütige Wulstlinge, also der gefährlichste aller unserer Großpilze, der Grüne Knollenblätterpilz!

Die weiteren Entwicklungsstadien des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides). Trockene Luft und Wind haben beim aufgeschirmten Fruchtkörper ihre Spuren hinterlassen. Selbst die Hutfarbe ist nach olivbräunlich umgeschlagen. Tödlich giftig!

Ich habe das „Hexenei/Bovist“ herausgehoben und von oben nach unten aufgeschnitten. Deutlich ist die Anlage des späteren Fruchtkörpers zu erkennen, mit seiner bereits grünlichen Zone unter der noch geschlossenen Volva. Für uns Menschen tödlich, für die Maden offensichtlich ein Festtagsschmaus! Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides.

Trotz Urlaub war ich vom frühen Nachmittag bis spät abends wieder im Info – Zentrum. Heute stand u. a. mal saubermachen, also durchfegen und wischen auf dem Programm. Das hatte ich immer wieder vor mir hergeschoben, da die Entwicklung an der Pilzfront und die Berichterstattung darüber im Vordergrund stand und natürlich auch weiterhin steht. Dabei wurde auch die Pilzberatung in Anspruch genommen. Mir wurden Wurzelnde Bitter – Röhrlinge aus dem Stadtgebiet vorgelegt. Die großen und mastigen Dickröhrlinge wecken immer wieder das Interesse der Leute. Aus dem besseren Buchwald stammte ein Anhängsel – Röhrling, der auf Schelfwerder, bei Schwerin, gefunden wurde. Dieser Waldtyp lieferte bisher kaum Pilze, aber allmählich scheint sich nun auch hier etwas zu tun. Verwundert war der Ratsuchende darüber, dass er heute sogar die ersten Herbsttrompeten zu Gesicht bekam. Das hielt er für absolut ungewöhnlich, denn wie der Name dieses delikaten Würzpilzes schon sagt, kennen wir diesen Pfifferlingsverwandten eigentlich aus den Herbstmonaten, wo er noch im düsteren November den gehaltvollen Laubwald in großen Ansammlungen bevölkern kann. Bekannt ist die Totentrompete, wie eine weitere, volkstümliche Bezeichnung dieses beliebten Speisepilzes lautet, dadurch, dass sie nur in ganz bestimmten Jahren zur Hochform aufläuft und danach jahrelang ausbleiben kann. Diese guten Trompetenjahre gibt es meistens, wenn sich die dunklen Tüten bereits im Hochsommer zeigen. Dann sind ab Ende Juli bereits die ersten anzutreffen und spielt die Witterung mit, kann ab August regional schon reichlich geerntet werden. Meinen Beobachtung nach muss es im Sommer ausreichend regnen, dann kann das klappen. Sind die Sommermonate, so wie in den beiden zurückliegenden Jahren, zu trocken, tun sie sich schwer und treten entweder gar nicht auf oder nur sehr spärlich in den Herbstmonaten. Also dürfen wir hoffen, das dieser wunderbare Trockenpilz in diesem Jahr vielleicht mal wieder einen größeren Auftritt hinlegt.

Hier sehen wir einen Vertreter aus der Gruppe der Stink – Täublinge, mit ihren stark gerieften Huträndern. Es gilt vor allem den Geruch zu prüfen, denn der echte Stinktäubling soll nach M.H.K, Bd 5, Seite 248, süßlich ölig, beinahe ekelhaft stinken. Ich empfand den Geruch eher angenehm mandelartig und so kam für mich zunächst der Mandel – Täubling aus dieser Gruppe in Betracht. Mich störten die zahlreichen Guttationströpfchen an den Lamellen – Schneiden, die charakteristisch für die Typusart dieser Gruppe, dem Stinktäubling (Russula foetens) sein sollen. Eine schwierige Gruppe, diese Stinktäublinge mit ihren Marzipan – bis ekelhaft stinkenden Gerüchen. Alle ungenießbar. 27.07.2020 im Park am Seeblick.

Weinroter Heringstäubling (Russula graveolens) am 27.07.2020 im Seeblickpark Wismar – Wendorf. Der Eichenbegleiter ist essbar, so wie alle nach Heringslake riechenden Täublinge auch.

Dienstag, 28. Juli – Heute bin ich nicht an die Pilzfront gekommen. Schon lange hatte ich vor meine Schautafel unter dem Motto: „Unsere Großpilze im Wandel der Jahreszeiten – Der Sommer“ zu erneuern. Die alte war schon eine Zumutung. Immerhin hängt die Tafel während der Öffnungszeiten drei Monate an der Außenwand und ist Wind und Wetter ausgesetzt. Insbesondere die intensive Sonneneinstrahlung läßt die nicht sonderlich farbechten Fotos, die mein Fotokopierer druckt, recht schnell entfärben. Regen tut sein übriges, so dass ich immer mal wieder eine meiner 4 Schautafeln erneuern muss. So geht mein arbeitsreicher Urlaub dahin, der nur darin besteht, dass ich meine offiziellen Sprech – und Öffnungszeiten außer Kraft gesetzt habe, aber trotzdem größtenteils im Info – Zentrum anzutreffen bin. Wenn nichts dazwischen kommt, geht es morgen wieder in den Wald. Die letzte Mittwochsexkursion im Messtischblatt Krakow am See steht auf dem Programm.

Der Pupurschwarze Täubling (Russula atropurpurea) hat im Seeblickpark sein Jahresmaximum erreicht. Dieser schöne Täubling ist im Vergleich zum Weinroten Heringstäubling festfleischiger, riecht nicht fischartig und sein Fleisch bräunt auch nicht, so wie es bei den Heringstäublingen der Fall ist. Die weißlichen Lamellen besitzen einen cremefarbenen Einschlag und zur Hutmitte ist der Pilz immer schwärzlich getönt. Essbar, aber etwas schärflich in den Lamellen. 27.07.2020 Park am Seeblick.

Probehängen der neuen Schautafel heute Abend. Bei einigen Bildern habe ich etwas satt Farbe gegeben, da sie ohnehin schnell wieder entfärben.

Zur Wetterentwicklung: Wir bleiben weiterhin in der seit Monaten anhaltenden Westwinddrift, wobei immer wieder Wetterfronten durchziehen, die zu reger Tiefdrucktätigkeit über dem Atlantik und Skandinavien gehören. Beinahe täglich schwenkt eine Front durch. Auch heute wieder, aber viel Regen haben die zur Zeit nicht im Gepäck. Dafür viel Wind, der bekanntlich nicht gerade förderlich für `s Frischpilzaufkommen ist. Gestern hatte ich Besuch aus Radebeul. Dort soll es schon wieder schlimm aussehen. Alles braun und vertrocknet. Das weckt Erinnerungen an die letzten beiden Jahre. Es gibt mehrere Zonen in Deutschland mit recht unterschiedlichem Witterungsverlauf. Meist unterkühlt und zeitweise feucht im großen Nordwesten, inklusive Mecklenburg. Dann eine Trockenzone etwa vom Saarland bis hinauf nach Sachsen und in das südliche Brandenburg. Eine hochsommerlich heiße Region ganz im Südwesten, insbesondere im Rheingraben und dann noch das Alpenvorland in Bayern, wo sich die ankommenden Wetterfronten gerne abregnen. Zum Wochenende gibt es einen Heißluftvorstoß bis zu uns an die Küste. Dabei bleiben die Temperaturen aber bei uns noch ganz moderat bei bis zu 30 Grad am Sonnabend. Im Südwesten sind immerhin bis 38 Grad möglich! Aber das Ganze ist,  wie nicht anders zu erwarten, eine Eintagsfliege. Bereits in der Nacht zum Sonntag können von Westen her Gewitter aufziehen und die nächste Abkühlung bringen. Ob sie auch reichlich Regen mit dabei haben, ist fraglich. Zumindest bei uns im Norden. Nach Südosten zu in Richtung Bayern/Österreich werden jedoch hohe Regensummen erwartet. So wird das regional derzeit noch vielfältige Frischpilzaufkommen allmählich abflauen und wir driften dann wohl in die Hoch- b. z. w. Spätsommer – Depression, wie sie sich oft im August bemerkbar macht.

So oder ähnlich, wenn sie nicht gleich vollständig vertrocknen, werden viele Fruchtkörper in den nächsten Tagen aussehen. Es ist die Folge von trockener Luft, Hitze und Wind. Flockensteiliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am 27.07.2020 im Park am Seeblick in Wismar – Wendorf.

In der Schwinzer Heide sind nun auch die ersten Violetten Lacktrichterlinge (Laccaria amatystea) erschienen. Dieser leicht kenntliche und etwas zähfleischige Pilz wird aufgrund seiner markanten Färbung und der auch sonst leichten Kenntlichkeit von nicht wenigen Pilzfreunden zum essen mitgenommen. Standortfoto am 29.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Mittwoch, 29. Juli – Zu meiner heutigen Mittwochsexkursion hatte sich wieder ein Gast dazugesellt. Ich biete diese Exkursionen an nahezu jedem Mittwoch von April – November seit dem letzten Jahr auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde an. Für 20 Euro kann ganz individuell im kleinen Kreis nach allen möglichen Großpilzen Ausschau gehalten werden und es ist daher auch eine gute Gelegenheit ganz in Ruhe mit dem Fachmann auf die verschiedenen Pilzfunde  ausführlicher einzugehen, wie auf einer größeren Pilzwanderung, an der, so wie am vergangenen Sonnabend, um die 25 Leute auf Tour sind. Es ist zwar etwas spezieller und geht nicht nur um essbar oder giftig, weil mich (uns) alles interessiert, was irgendwie nach Pilz aussieht und für mich ansprechbar ist. Wenn ich eine Chance sehe, mir unbekanntes in einer Nachbestimmung herauszubekommen, wird dieses Material in Frischaltedosen gelegt und mitgenommen. Ich muss dazu sagen, das einige Vertreter aus schwierigen Gattungen wie Rißpilze oder Häublinge, die wir heute auch fanden, ernsthaft untersucht und mikroskopiert werden müssen. Dafür habe ich meist keine Zeit und auch nicht die entsprechende Erfahrung. Das ärgert mich zwar, aber das überlasse ich eher Experten, die nicht noch ein Mykologisches Informationszentrum um die Ohren haben. So kommt es natürlich auch, das ich oft Arten dabei habe, die eigentlich aus den genannten Quadranten schon bekannt sind. Es besteht aber immer die Möglichkeit neues zu entdecken und in manchen Meßtischblättern war ich bisher kaum oder garnicht unterwegs. Dort sind für meine persöhnliche Datenbank durchaus alle Funddaten neu. Übrigens haben die Mittwochsexkursionen ihren Ursprung in meinen Frischpilzausstellungen. Früher in einem Schaufenster und jetzt im inneren des Steinpilz Wismar. Soll die Ausstellung aktuell und frisch bleiben, muss mindesten zwei mal die Woche für Nachschub gesorgt sein. So am Wochenende und Mitte der Woche. Hier werden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Daten für die Kartierung, Frischpilze für die Ausstellung, gelegentlich Material zum Verkauf im Laden, insbesondere für Trockenpilze oder für unser Imbiss – Angebot zum einfrosten und natürlich neue Erkenntnisse zur Entwicklung an der Pilzfront für dieses Tagebuch. Davon wurden heute vier Aspekte bedient: Kartierungsdaten, Ausstellungsmaterial, Tagebuch und Steinpilze für den Trockner und ein zusätzlicher Aspekt war eine satte Pfifferlingsmahlzeit für meine Begleiterin und ihrer Mutter.

Die leckeren Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) haben in den letzten Tagen einen leichten Wachstumsschub bekommen. Standortfoto am 29.07.2020 in der Schwinzer Heide.

Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit weißlichem Zuwachsrand. Als Nährstofftransporteur benötigt er reichlich Wasser, welches durch sogenannte Gutationströpfchen wieder ausgeschieden wird. 29.07.2020 an Fichte in der Schwinzer Heide.

So stand heute der 4. Quadrant des Meßtischblattes Krakow am See auf dem Programm – MTB: 2339/4. Große Teile des Quadranten nimmt der Krakow Obersee ein. Sie stehen als unter Wasser, aber links und rechts der Seenlandschaft befindet sich noch reichlich Festland, dass teils bewaldet ist. Da wären die Waddingstannen östlich Krakow am See oder ein Waldgebiet bei Walkmöhl, im südöstlichen Zipfel des Quadranten. Wäre ich allein unterwegs, hätte ich mich sehr wahrscheinlich für eines dieser Wälder entschieden. Da wir aber mit zwei Fahrzeugen unterwegs waren, wollte ich nicht lange herum kurven, um einen möglichst günstigen Parkplatz zu suchen. Der war jedoch direkt an der B 103 am Abzweig zu Neu Sammit vorhanden, so dass ich den letzten, östlichen Streifen der Schwinzer Heide, direkt links und rechts zur Bundeststraße aussuchte. Während im Kerngebiet der Schwinzer Heide auf der Anfahrt zahlreiche Autos am Straßenrand auf reichlich Pilzsucher hinwiesen, war hier niemand unterwegs und es ist sicher diesbezüglich auch ein kaum begangener Steifen. Größere Pfützen und an schattigen Stellen ein gut duchfeuchteter Waldboden war den recht ergiebigen Niederschlägen in dieser Region innerhalb den letzten 14 Tage geschuldet. So durchstreiften wir den sandigen Mischwald, der größtenteils aus Kiefern- und Fichtenbestände zusammen gesetzt war. Teilweise etwas krautreich durch Himbeer- und Brombeerranken, aber immer auch dickmoosige oder von Drahtschmiele durchzogene Bereiche. Das Frischpilzaufkommen war nicht übermäßig, aber angesichts der Tatsache, dass hier offensichtlich kaum Pilzsucher unterwegs zu sein scheinen, waren die Flecken von teils weithin leuchtenden und großen Pfifferlingen kaum zu übersehen. Hatte man eine Stelle entdeckt und schaute genauer hin, offenbarten sich einem immer neue Nester von ausgewachsenen Eierschwämmen, die so gut wie gar nicht an die Oberfläche gelangen konnten,  weil Moos und Drahtschmiele dieses Unterfangen verhinderten. Teils waren die Pilze schon fast überständig oder begannen aufgrund der Feuchtigkeit zu faulen. Jedenfalls war dadurch für meine Begleiterin das Abendbrot gesichert.

Stellenweise Nester von großen und längst erntefähigen Pfifferlingen in tiefen Moospolstern und Drahtschmiele. Trotz des starken und trockenen Windes am heutigen Mittwoch waren sie vor Austrocknung geschützt, ja sie standen fast schon zu feucht und drohten zu faulen durch die Regenfälle der letzten Zeit in diesem Gebiet. 29.07.2020 Schwinzer Heide.

Junger Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) in der Schwinzer Heide am 29.07.2020 standortversetzt fotografiert.

Da mein Gast am Abend noch einen Konzert – Termin in Wismar wahrnehmen wollte, trennten sich unsere Wege am späten Nachmittag und ich suchte noch meine Standartstellen in der Schwinzer Heide auf, denen ich auch in den Vorwochen immer einen Info – Besuch abstattete. Auch brauchte ich noch etwas frisches Moos. Da ich diese Stellen nun seit Wochen beobachtet habe, konnte ich die Entwicklung in diesem Bereich ganz gut verfolgen und einschätzen. Das allgemeine Frischpilzaufkommen, zumindest quantitativ, hat im Vergleich von vor 14 Tagen merklich abgeflaut. Damals viele Scheidenstreiftlinge und verschiedene Täublinge, heute sehr reduziert. Die damals noch meist kleinen Samtfuß – Kremplinge sind zu beachtlichen Tellern herangewachsen. Pfifferlinge unterliegen einem weiteren Aufwärztrend. Es laufen aber inzwischen wesentlich mehr Pilzsucher durch`s Revier! Zum Schluß stattete ich meinen Einzeleichen einen Besuch ab. Sie sind immer zum Schluß an der Reihe, wenn das Tageslicht allmählich herunter gedimmt wird. Natürlich galt das Interesse vor allem den Sommersteinpilzen. Vor 14 Tagen 4 schöne Exemplare, gleiches vor einer Woche und heute waren es immerhin 12 Prachtstücke! Davon allerdings ein Echter Steinpilz, der sich als Konkurent zu den Sommersteinpilzen gesellte. Die Gemeinen- oder Fichtensteinpilze waren recht verbreitet meist als Einzelstücke, so wie in anderen Wäldern derzeit auch, vertreten. Selbst am staubigen Brandstreifen unter Kiefern wuchsen sie, welches in der Regel nur im Herbst der Fall ist.

Zwei Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) noch unberührt am original Standort unter Eiche. 29.07.2020 Schwinzer Heide.

Ein etwas betagter Fichten – Steinpilz (Boletus edulis) unter Kiefern direkt am staubigen Brandschutzstreifen in der Schwinzer Heide. 20.07.2020.

Vor zwei Wochen musste ich hier am Abend wegen Starkregens etwas länger verweilen als üblich. Zwischendurch hatte es nochmals kräftig geregnet. So ist die Zunahme der Sommersteinpilze mit diesen Niederschlägen in Verbindung zu bringen. Genau 14 Tage später hatte ich heute den richtigen Moment erwischt. Es war immerhin ein Trockner voll. Damit enden die Touren in diese Region im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen. Acht Wochen lang war ich Mittwochs im Raum Plau am See und Krakow am See, im Gebiet des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide unterwegs. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und durch die recht feuchte und herbstlich unterkühlte Witterung gab es auch einiges an Frischpilzen. Wehmütig denke ich bereits jetzt an diese schönen Touren zurück und die abendlichen Abstecher zu den Sommersteinpilzen werden mir fehlen. Aber es ist sicher nicht das letzte mal, dass ich hier in diesem Jahr unterwegs gewesen bin, auch wenn es vorerst keinen offiziellen Grund in meiner Terminplanung dafür gibt. Ab nächsten Mittwoch geht es in ganz andere Regionen. 

Zu einem fremdgegangenen Fichtensteinpilz (Boletus edulis) unter Eiche, stellte ich einen kleineren Sommersteinpilz, der hier eigentlich zu hause ist. 29.07.2020.

Wenig schmackhafte Samtfuß – Kremlinge (Paxillus atrotomentosus) waren heute in allen Altersstadien vertreten. 30.07.2020 im Wald bei Weberin.

Donnerstag, 30. Juli – Heute war ich gegen 14.00 Uhr zu einer individuellen Pilzwanderung in Weberin verabredet. Zwei Pilzinteressierte Menschen aus Hamburg, einer von ihnen, ein Tagebuchleser, wollte seinen Horizont insbesondere auch in punkto Täublinge erweitern. Deshalb suchte ich meine obligatorische Runde in diesem Gebiet aus, weil es hier eine besonders hohe Artenvielfalt gibt. Gerne bin ich hier auch mal zu unseren Großpilzausstellungen unterwegs und vor etwa 2 Wochen war hier auch einiges los. Kaum waren wir im Begriff den Wald zu erreichen, kamen uns zwei nicht mehr ganz so junge Damen entgegen, mit einer reichlichen Mahlzeit schöner Pfifferlinge und weil er so schön aussah, auch mit einem Gallen – Röhrling. Ich riet ihnen, diesen äußerst würzigen Vertreter lieber nicht mit den Pfifferlingen gemeinsam zuzubereiten. Aber die Damen waren offensichtlich auf der Höhe der Zeit und hatten schon Verdacht geschöpft. Wie dem auch sei, der Wald ist groß und wir versuchten unser Glück. Daraus wurde aber nicht viel. Nur wenige Pfifferlinge auf unserer Runde. Auch mal eine Marone oder ein eher überständiger Fichtensteinpilz. Einige Täublinge zum erläutern waren dann doch dabei. Chromgelber Graustiel – Täublung, Weinroter Graustiel – Täubling, Ziegelroter Täubling und auch der leckere Fleischrote Speise – Täubling. Der essbare Buckel – Täubling oder auch ein Apfel – Täubling sind nicht zu vergessen. Scharfe Sprödblättler waren durch den Birken – Speitäubling vertreten. Auch ein junger Flockenstieliger Hexen – Röhrling war dabei. Insgesamt recht wenig und es ist hier inzwischen auch ziemlich trocken geworden. Ich hoffe und denke, die im tieferen Moos steckenden Pfifferlinge dürften sich auch über diese Durststrecke retten können, so sie denn nicht wochenlang anhält. Auf jeden Fall haben die beiden ein herrliches Waldrevier kennen gelernt, das sie wirklich begeistert hat. Vor allem der teilweise echte Waldcharakter, der sich durch gemischte Bestände in unterschiedlichen Altersstufen zusammensetzt. Unter bedauern wurde allerdings festgestellt, dass sich auch hier die nordamerikanische Traubenkirsche als Pest des Waldes zunehmend ausbreitet. Einer meiner Gäste ist Waldbesitzer in der Lüneburger Heide. Dort hat man teilweise den Kampf gegen dieses Waldunkraut aufgegeben.  Nach dem wir uns verabschiedet haben, fuhr ich noch zu einer Sommersteinpilz – Stelle in den Jülchendorfer Buchen. Nur zwei überständige Exemplare, aber wie schon vor einer Woche reichlich Grüne Knollenblätterpilze. Der Feuchtigkeitsmangel machte sich nun auch an ihrer Population bemerkbar. Waren die Fruchtkörper noch vor einer Woche stattlich und kräftig im Wuchs, schoben nun immer kleinere, fast schon Miniatur – Ausgaben nach und sollte es nicht in den nächsten Tagen kräftig regnen, werden sie und auch die vereinzelt noch frisch schiebenden Perlpilze ihr Wachstum bald einstellen.

Ein herrliches und zu gegebener Zeit auch pilzreiches Gebiet.

Am Abend bin ich noch zu einer kleinen Romantik – Tour mit Irena zum Demener Dorfsee aufgebrochen und wir haben einen kleinen Abstecher in Richtung Poggenhof unternommen. Dort sahen wie in einer nährstoffreichen Senke einer Kuh- und Pferdekoppel eine ansehnliche Batterie von wirklich stattlichen Riesenbovisten und an einer kalkreichen, windexponierten Hanglage unter Eichen versuchte noch ein junger Sommersteinpilz sein Glück.

Grüne Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) am 30.07.2020 in den Jülchendorfer Buchen. Wind und Trockenheit hinterlassen ihre Spuren. Tödlich giftig!

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze Juni 2020

Garten – Safranschirmpilz (Macrolepiota rhacodes var. hortensis). Typisch sind die wenigen und groben, braunen Schuppen auf hellem Untergrund, während der Safran – Schirmpilz des Waldes dicht beschuppt ist. Wir finden die Gartenform auf Wiesen und an gedüngten Stellen. Foto: Frau Dr. Hella Wobst.

Pfingstmontag, 01. Juni – Hella ist Mitglied der Pilzfreunde in der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V., obwohl sie in Ostfriesland zu hause ist. Sie hat in früheren Zeiten auch Pilzberatungen im Rahmen ihrer Tätigkeit im Gesundheitswesen durchgeführt. Sie fand einige Safran -Schirmpilze an den letzten Maitagen und war ein wenig verwundert, wegen ihres frühen Erscheinungsdatums. Aber es kommt gelegentlich vor, das Safran – Schirmpilze auch schon im Frühling auftauchen können. Die hier gezeigte Gartenform ist jedoch kräftiger im Wuchs als die normale Waldform und im Hinblick zur Abgrenzung zum Gift – Riesenschirmpilz herrscht meiner Erfahrung nach ein heilloses Durcheinander und diese Gartenform wird oft als giftig bzw. giftverdächtig bezeichnet. Da anscheinend, zumindest makroskopisch, eine genaue Abgrenzung schwierig ist, wird generell vom Genuss von Safran – Schirmpilzen abgeraten, die auf gehaltvollen, gedüngten Standorten wie Wiesen, Viehweiden, Gartenabfällen, Komposthaufen oder Gewächshäusern auftauchen.

Schon etwas verwelkt und der Stiel ist durch trockenen Wind bräunlich verfärbt. Bei frischen Fruchtkörpern ist er weiß und das Flesch rötet natürlich. Typisch für die Gattung der Riesenschirmpilze ist auch ihr dicker, verschiebbarer Ring. Foto: Dr. Hella Wobst.

Eigentlich wollte ich am Pfingstwochenende noch einen Streifzug durch das Mustiner Holz unternehmen, wo am Sonnabend eigentlich eine öffentliche Lehrwanderung hätte hinführen sollen. Aber da Pfingsten ist und im Wald bezüglich Frischpilze ohnehin tote Hose herrscht, haben wir uns (Irena, Jonas und Reinhold) zu einem Waldbesuch der ganz anderen Art entschlossen. Unter dem Motto „Auf die Bäume, ihr Affen, der Wald wird gefegt“, statteten wir dem Affenwald in Malchow, an der mecklenburgischen Seenplatte, einen Besuch ab. Es war natürlich spannend, durch einen Kiefernwald zu spazieren, wo einem überall die Berberaffen über den Weg laufen, uns von den Bäumen beäugen und sich an zahlreichen Seilen durch die Botanik hangeln. Übrigens ist in dieser sandigen Region auf den meisten Wiesen und an den Straßenrändern kaum noch grün auszumachen. Oftmals schon wieder braun und verdorrt. Bilder, die wir aus den beiden Vorgänger – Sommern zur genüge kennen!

Der Berberaffe (Macaca sylvanus) war in früheren Warmzeiten in Europa recht verbreitet, auch in Deutschland. Heute leben nur noch im in Nordafrika einige Populationen und auch auf den Felsen von Gibraltar können sie angetroffen werden. Neben Insekten, Nüssen und vielem anderen wie Spinnen und Skorpionen, ernähren sie sich auch von Pilzen. Ob sie wohl wissen, welche von ihnen lieber nicht verspeist werden sollten? Ich hatte leider keine Visitenkarte dabei.

Dienstag, 02. Juni – Das war auch heute knapp in Wismar mit einem Sommertag, aber im Süden von Mecklenburg dürften die 25 Grad sicher erreicht worden sein. Zwar hat der Wind im Vergleich zu den Vortagen etwas nachgelassen, aber wenn er von der Ostsee her weht, dämpft er die Temperaturen immer noch merklich. Und diese werden in den kommenden Tagen nicht nur bei uns an der Küste, sondern überall in Deutschland auf Talfahrt gehen. Es hat sich inzwischen heraus kristallisiert, dass uns eine Kaltfront spätestens ab Freitag wieder frösteln lassen wird. Die Schafskälte macht sich auf dem Weg zu uns. Wir kommen in diesem Sommerhalbjahr einfach nicht aus dem Keller. Von wegen Hitze und Dürre – Sommer.

Aber der Wetterumschwung hat auch sein gutes, denn er geht mit Regenfällen einher. Schon morgen kann es in weiten Teilen Deutschlands am Nachmittag gewittern. Die Gewitter dürften sich aber im wesentlich südwestlich von M-V abspielen. Allenfalls der Westen und Südwesten von Mecklenburg, bis hoch zum Schweriner Raum, könnte noch etwas abbekommen. Am Abend schwächeln diese dann schon wieder und im Laufe der Nacht sollen im Südwesten von Deutschland neue aufkommen. Diese breiten sich dann am Donnerstag immer weiter nach Nordosten aus, tun sich zunächst aber weiterhin schwer, nach Mecklenburg herein zu ziehen. Am Abend und in der Nacht sollte es dann aber klappen, mit dem ersehnten Regen. Besonders hohe Regenmengen kann es nach heutigem Stand in Schleswig – Holstein und Vorpommern geben. Unser Einzugsgebiet ging bei den letzten Modelläufen nur dürftig aus. Während in den genannten Regionen bis zu 50 l/qm fallen können, dürfen wir uns über 5 – 10 Liter freuen. Aber warten wir es ab. Das ECMWF – Modell rechnete heute Abend für Wismar bis zum 16. Juni im Durchschnitt mit 52,3 l/qm, im Minimum aber nur 11,7 l/qm und maximal könnte sogar bis dahin eine kleine Sintflut über uns hereinbrechen mit bis zu 126,6 l/qm.  

An einer Eingrenzung, bestehend aus Kiefern – Stangenholz, wuchs dieser Kiefern – Feuerschwamm (Phellinus pini) heraus. Der dürfte den Affen wohl eher nicht munden. Standortfoto am 01.06.2020 im Affenwald bei Malchow/Mecklenburgische Seenplatte.

Mittwoch, 03. Juni – Bei sommerlich warmen und überwiegend sonnigem Wetter startete ich am Nachmittag zu meiner Mittwochsexkursion. Der letzte Quadrant des Messtischblattes Langen Brütz musste in Angriff genommen werden. Der Quadrant ist über weiter Strecken bewaldet. So gehören weitläufige Waldflächen der ehemaligen Staatsforst Turloff dazu. Wie beispielsweise große Bereiche der bei Pilzsuchern beliebten Reviere um Weberin und Basthorst. Aber auch eindrucksvolle und naturnahe Warnow – Gebiete, wie beispielsweise von der Rönkendorfer Mühle bis nach Gädebehn und dem dortigen Durchbruchstal. Dieses war dann auch das Ziel meiner heutigen Tour. Auwald – Bereiche, gesäumt von Feuchtwiesen und steilen, mit Buchen, Eichen, Kiefern und Fichten bewaldete Hänge. Das ganze bewaldete Gebiet entlang der Warnow ist ein Paradies für Biber. Überall kann man seine Spuren entdecken. Ich war aber mehr den Spuren von Großpilzen hinterher. Bei reichlich Totholz gab es natürlich die häufigsten Vertreter reichlich, aber Fischpilze waren, wie nicht anders zu erwarten, Mangelware.

Am Abend verdunkelte sich der südwestliche Horizont, aber die Gewitter hatten sich bereits über Niedersachsen und dem Hamburger Raum ausgetobt, so dass nur bedrohlich wirkende Wolkenformationen auftauchten und sich am späteren Abend wieder auflösten.

Der Höhepunkt meiner Mittwochsexkursion war ohne Zweifel die für mich erste Stinkmorchel (Phallus impudicus) in diesem Jahr. Ist sie doch der wichtigste Pilz des Jahres überhaupt, da von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres 2020 gekürt. Standortfoto am 03.06.2020 im Warnow – Durchbruchstal bei Gädebehn.

Donnerstag, 04. Juni – Regentief Juliane hat uns nun voll im Griff. Nachdem es bereits gestern seine Fühler bis nach Niedersachsen und Hamburg ausgestreckt hatte und die Feuerwehr aufgrund heftiger Gewitter in der Hansestadt in Atem hielt, hat es heute auch auf Mecklenburg übergegriffen. Bereits am Morgen regnete es etwas und am Nachmittag setzte leichter Dauerregen ein. Jetzt am Abend werden die Niederschläge durch zusätzlich einsetzende Konvektion schauerartig verstärkt und auch Gewitter können bis in die erste Nachthälfte dabei sein. Dadurch sind in den Abendstunden noch nennenswerte Regenmengen möglich. Juliane wird auch in den kommenden Tagen seine Kreise über Mitteleuropa ziehen und immer wieder für Regen, Schauer und Gewitter sorgen. Dabei wird es zwar kühler, aber wohl doch nicht so frisch, wie vor wenigen Tagen noch gedacht. Sollte Juliane in der kommenden Woche etwas nach Süden rutschen, könnte es zumindest zu uns in den Nordosten zunehmend schwülwarme Luftmassen aus dem Mittelmeerraum lenken. Diese würde dann weitere, teils ergiebige Regengebiete und Gewitter produzieren. Ein stabiles Schönwetterhoch ist zunächst nicht mehr in Sicht. Hier die möglichen Niederschlagssummen für Wismar nach dem ECMWF – Modell bis zum 19. Juni: Im Mittel können wir bis dahin mit 40,9 l/qm, minimal mit 17,4 und maximal mit 94,3 Liter auf den Quadratmeter rechnen. Es wird also weiteren Regennachschub geben und wir können allmählich wieder hoffen.

Eine Gruppe Grünblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) quält sich durch eine Ritze eines toten Buchenstammes und wird als Eigentum eines dort lebenden Ameisenstaates betrachtet. Meinem versuch, die Pilze ausstellungstauglich zu ernten, wurde sofort mit heftigen Protest begegnet, so dass ich mich geschlagen gab und ihnen die Pilze zur weiteren Verfügung überließ. Standortfoto am 03.06.2020 im Warnowtal bei Gädebehn.

Freitag, 05. Juni – Juliane hat sich besonders gestern Abend noch Mühe gegeben und so wurde Mecklenburg – Vorpommern neben Schleswig – Holstein zum Niederschlags – Hotspot. Insbesondere im zentralen Landesbereich kam einiges vom Himmel, aber auch die Bereiche zwischen Wismar, Rostock und Schwerin wurden nicht schlecht bedacht. Spitzenreiter in unserem Bundesland war die Messtation in Teterow mit 37 l/qm! In Keez waren 18 Liter im Messbecher. Da der Regen besonders am Abend konvektiver Natur war, sind die Ergebnisse wie üblich recht unterschiedlich und können auch in einem verhältnismässig kleinem Radius Differenzen aufweisen. Jetzt am Abend kommt noch ein neuer Ausläufer von Juliane herein. Er hat neue Schauer und Gewitter im Gepäck, die aber nicht an die Regenmengen von gestern heranreichen werden. Auf jeden Fall kommen noch einige Liter hinzu und punktuell folgen bis Sonntag immer noch örtliche Schauer und Gewitter in höhenkalter Luft nach.

Was bedeutet das für uns Pilzfreunde? Wir können etwas optimistischer werden und zumindest im laufe der übernächsten Woche sollte sich bezüglich eines ersten, zumindest zaghaften Röhrlings – Schubes, etwas tun. Vorher schon Kleinarten und Champignons. Zaghaft deshalb, weil die Niederschläge etwas ungerecht verteilt wurden und vielfach aufgrund der jahreszeitlich bedingten Verdunstungsrate für größeres nicht ausreichen dürften. Auch die unterkühlte Vorwitterung ist nicht außer acht zu lassen. Andererseits haben gerade Sommersteinpilz und Co. ein enormer Nachholebedarf, so dass jede Chance genutzt werden könnte. Da es aber noch früh im Jahr ist, kann es trotzdem sein, dass sie noch etwas abwarten und erst eine sommerliche Hitzeperiode haben wollen. Diese könnte sich im laufe der nächsten Woche von Osten her anschleichen, wenn Juliane nach Südeuropa abtropft und dann an ihrer Ostflanke schwülwarme bis heiße Mittelmeerluft auf Umwegen zu uns führen könnte. Diese soll dann auch für teils heftige Sommergewitter gut sein. Die Frage ist nur, ob wir bis an die Küste von dieser Entwicklung profitieren würden. Denn in diesem Zusammenhang baut sich über Skandinavien ein Hoch auf und dieses kann im Zusammenspiel mit der immer noch unterkühlten Ostsee konvektive Starkregenereignisse von uns fern halten. Sommerliche Wärme oder sogar Hitze würde dann die Ergebnisse der jüngsten Niederschläge im Keim ersticken, aber vielleicht die thermophile Grundlage im Zusammenspiel für den möglichen Regen danach liefern.

Hier zur Abwechslung mal kein Bild von Pilzen, sondern aus der historischen Welterbe- und Hansestadt Wismar. Wir sehen die Mühlengrube, etwa 100 m vom Steinpilz – Wismar entfernt. Am Himmel dicke Quellwolken aufgrund des klassisches Rückseitenwetter.

Gestern Abend gegen 21 Uhr zog die neue Regenfront über Wismar auf. Das Foto entstand in Hafen – Nähe.

Sonnabend, 06. Juni – Für heute hatten wir einen Imbisstag im Programm, der wegen den Verordnungen zur Corona – Krise, wie fast alle Veranstaltungen in diesem Jahr bisher, ausfallen musste. Die nächste planmäßige öffentliche Wanderung in einer Woche habe ich beim Landkreis angemeldet und ich hoffe, dass wir sie durchführen können. Sie soll durch das Hohe Holz führen und das hat immerhin etwas mehr Regen in der letzten Zeit abbekommen. Großes erwarte ich aber auch hier nicht und wir dürfen die Messlatte ohnehin nicht zu hoch anlegen. Trotz des Regens! In südlicheren Gefilden werden nun schon ansehnliche Pfifferlings – Funde vermeldet. Ansonsten der eine oder andere Hexen – Röhrling oder Frauen – Täubling und ganz vereinzelt auch mal ein Sommersteinpilz. Abgesehen von den Pfifferlingen, sind letztere in diesem Ausmaß (bescheiden) in absehbarer Zeit auch bei uns möglich.

Viel spannender als an der Pilzfront, geht es allerdings beim Wetter zu und hier ist die weitere Entwicklung natürlich ganz entscheidend. Morgen soll sich unser Tief Juliane zu einem Sturm verstärken und die Nordseeküste durchpusten. Dazu Schauer und Gewitter. Im weiteren Verlauf soll es dann nach Süd/Südwest in Richtung Spanien/Biskaya abtropfen und Verbindung zu einem weiteren Höhentief über Südosteuropa aufnehmen. Mit vereinten Kräften wird dann die Sommerluft über Polen zu uns geführt. Über Skandinavien bildet sich wie bereits weiter oben im Tagebuch erwähnt, ein Hoch aus. Hier wird nun entscheidend sein, wie stark dieses sich nach Süden ausweiten kann. Nach den Modelläufen für Profis bei http://www.wetter-online.de , die jeder durchlaufen lassen kann, wurde dieses Hoch am Mittag nur recht schwach berechnet und die Tiefs können demnach bis zu uns in den Norden ihre schwülwarme Gewitterluft schieben. Dann würden auch wir an der Küste davon profitieren können. Andere Modelle favorisieren die für uns ungünstigere, sprich trockenere Variante. Es gibt also derzeit zwei Möglichkeiten. Zum einen zunehmend warmes und trockenes Sommerwetter zum nächsten Wochenende hin oder schwülwarmes Gewitter – Wetter. Setzt sich jedoch die trockene Variante durch, wird der nun gefallene Regen schnell der „Schnee“ von gestern sein und alles bleibt beim alten, abgesehen von einem schwachen Aufflackern in geschützteren, schattigeren Bereichen. Heute habe ich mal wieder die möglichen Niederschlagsmengen vom ECMWF – Model bis zum 21. Juni herausgesucht. Im Mittel werden bis dahin für Wismar 25,0 mm auf den Quadratmeter gerechnet. Minimal 2,2 l/qm und maximal 73,9 l/qm.

Sonntag, 07. Juni – Im Tagebuch – Eintrag vom 18. Mai habe ich ein Foto eingestellt, dass ich tags zuvor im Bauernbusch fotografiert hatte. Es zeigt einen Schwefelporling, von dem sich bereits ein Feinschmecker ein Scheibchen abgeschnitten hatte. Inzwischen wissen wir auch, wer hier Appetit auf ein Hähnchenschnitzel für Vegetarier hatte. Es war unser Pilzfreund- und Vereinsmitglied Thomas Harm. Ja, so ist dass, auch im letzten Winkel halten die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. ihre Augen offen.

Gestern Abend zog noch ein kleines Schauergebiet von Südwest nach Nordost über Teile unseres Einzugsgebietes hinweg und kurzzeitig hat es ganz gut geschüttet. Da ich gerade Feierabend machen wollte und mit meinem Leichtkraftroller immerhin 5 Kilometer durch die Stadt nach hause fahren muss, wartete ich diesen ab. Ich muss schon sagen, er hat für Juni aus der Höhe eine fast schon winterlich anmutende Kälte herunter geholt. Ich fuhr ohne Handschuhe und schnell waren meine Finger klamm.

Heute wechselten sich mächtige Quellwolken und etwas Sonne ab. Sie brachten aber nur wenige Tropfen zustande und die Luft war weiterhin für die Jahreszeit deutlich zu unterkühlt. Besonders Abends, nachts und morgens macht sich das unangenehm bemerkbar. Wir kommen einfach nicht aus dem Keller und der kürzliche Warmluftvorstoß war eigentlich nur eine Luftnummer.

Heute war nix mit Exkursion, eine Geburtstagsfeier war in Keez angesagt. Es war ein Runder!

Montag, 08. Juni – Ich habe die von Kachelmann – Wetter herunter geladenen Grafiken nur vorübergehend mal eingefügt, da es ansonsten möglicherweise urheberechtliche Probleme geben könnte. Ich spiele allerdings mit dem Gedanken, mit der wohl aktuellsten und detailreichsten Wetter – Homepage im deutschsprachigen Raum ein Jahres – Abo abzuschließen. Vielleicht wird mir dann auch erlaubt, einzelne, für uns wichtige Graphiken, in` s Tagebuch zu integrieren. Ansonsten kann jeder sich auch dort einwählen. Wetter ist neben den Pilzen meine zweite, große Leidenschaft, und hat mich ebenfalls als Kind schon fasziniert. Es gab damals im Sommer auf der Radio – DDR – Ferienwelle morgens und abends immer ein Life – Wettergespräch mit dem Seewetteramt Warnemünde. Wenn möglich, habe ich keines dieser Gespräche verpasst. In positiver Erinnerung sind mir hier zum Beispiel die leidenschaftlich vorgetragenen Aussichten von Dr. Reiner Tiesel. Da merkte man, dass er nicht nur trocken einen Wetterbericht darbot, sondern mit Leib und Seele die Aussichten überbrachte. – Es war ein Sommermorgen Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre. Das morgentliche Wettergespräch hatte ein Regengebiet angekündigt und ich wollte in den Wald. Meine etwa 8 stündige Steinpilz – Route in den Redentiner Tannen ablaufen. Ich fuhr mit meinem Moped hin, egal ob Regen oder nicht. Mögliche, schicke Steinpilze, zogen einfach und zwei mal die Woche musste die Route in Angriff genommen werden. Der Himmel war zugezogen und nach einer Weile fing es ein wenig an zu Tröpfeln. Ich hatte meinen geliebten „Steinpilz – Weg“ im Zentrum des Waldes gerade erreicht, fernes Donnergrollen. Nun, von Gewittern war nicht die Rede. Es kann nicht so schlimm werden. Nach etwa einer viertel Stunde, ich hatte die Position einiger größerer Buchen, die eine Kiefernschonung und ein Jungfichtendickicht überragten, erreicht. Ein greller Blitz und ein ohrenbeteubender, markerschütternder Donnerschlag riss mich fast zu Boden. Ich dachte, nun hat es die Buchen zerrissen. Das war heftig und es wurde noch heftiger. Ein Gewitter hatte sich aus dem Regengebiet entwickelt. Es knallte weiter in der beschriebenen Stärke. Jeder Blitz ein Treffer. Ab in die Kiefernschonung und schnell von den großen Bäumen weg. Hinhocken und Füße zusammen und hoffen, dass wir hier wieder heil herauskommen. Gefühlt, vielleicht auch real, ging das Geballer noch mindestens eine halbe Stunde, bevor sich das Gewitter etwas verlagerte und die Entladungen moderater wurden. Die Sturzflut, die sich über mich ergoss, glich einem Bad in der Ostsee. Das war`s, ab nach hause. Verkehrs – Chaos in Wismar. Viele Straßen standen unter Wasser. Nun ja, es sollte nur ein Regengebiet kommen. – Aber die Vorhersagemöglichkeiten mit den vielen Sateliten- und Computerdaten waren damals natürlich noch nicht auf dem heutigen Niveau. Und Gewitter sind für mich die Krönung aller Wetter und ich liebe sie, aber bitte nicht in freiem Feld. Ab 1995 habe ich über 15 Jahre hinweg fast täglich die Fernseh – Wetterberichte auf Video aufgenommen. Sowohl die in der ARD von Jörg Kachelmann und seinem Team von Meteomedia, aber auch die Vorhersagen vom DWD im ZDF von namhaften Meteorologen wie Inge Niedek, Dieter Walch, Uwe Wesp oder Dr. Gunther Thiersch waren für mich die allabendlich Höhepunkte im Fernsehen. Wenn ich mir die Kassetten anschaue und Zeit dafür finde, laufen stundenlang nur alte Wetterberichte und oft rufen sie in mir Erinnerungen an das damalige Geschehen wach, auch an daraus resultierende gute oder schlechte Pilzjahre. Diese Meteorologen waren und sind für mich die Stars des deutschen Fernsehens, aber Deutschland sucht ja leider ihre Sternchen und Sterne auf weit weniger interessanten und seriösem Terrain.

Soweit einige Erinnerungen an unsere Wetter – Frösche. Diesbezüglich habe ich auch die neuesten Daten auf Kachelmann – Wetter studiert. Es scheint nun sicher zu sein. In Richtung Wochenende kommt nun endlich der Durchbruch zum Sommer. Aus Osten wird schwülwarme Dampfluft nach Deutschland geführt, die immer wieder Gewitter produzieren soll. In weiten Teilen Deutschlands, aber am wenigsten bei uns. Die Ostsee wird das Wetter in M-V stabiler gestalten, so dass gewittrige Konvektion höchstens in den südlichen Landesteilen punktuell möglich sein kann. Der letzte Regen wird wahrscheinlich nicht viel bewirken und eher trockenes Wetter das mögliche Bemühen an der Pilzfront wohl im großen und ganzen im Keim ersticken. 

Nach kalter Nacht und sonnigem Tagesbeginn setzte mit zunehmender Sonneneinstrahlung Konvektion ein, die aber ganz gut abgedeckelt wurde, so dass die Wolken sich ausbreiten mussten und nicht in der Lage waren Schauer oder geschweige Gewitter zu produzieren. 08.06.2020.

Dienstag, 09. Juni – Beim Wetter erlebten wir auch heute nichts halbes und nichts ganzes. Während bis in den Vormittag noch eher graues Nordsee – Gewölkt dominierte, heiterte es ab dem Mittag auf. Ein freundlicher, recht sonniger Tagesrest stellte sich ein. Trotz der nahezu stärksten Sonneneinstrahlung des Jahres kommen die Temperaturen kaum über die 20 Grad Grenze hinaus. Die Nächte waren bis jetzt weiterhin sehr kühl für die Jahreszeit. Morgen bleibt es noch ähnlich, aber dann kommt die Umstellung. Ab Donnerstag erreichen uns von Osten feuchte, schwülwarme Luftmassen. Feuchte Dampfluft fließt aus ungewöhnlicher Richtung ein. Das geht los mit gelegentlichen Regenfällen. Zeitweise kann es sogar neblig mit Sprühregen sein. Das könnte richtig ungemütlich werden, mit tropischen Empfindungen. Aus heutiger Sicht folgen dann ab Freitag und besonders am Sonnabend Gewitter nach. Immer noch ist unsicher, wo es am meisten gewittern dürfte. Einige Modelle rechnen die Gewitter südlich von M-V, andere lassen es gerade bei uns ordentlich krachen. Das letzte Wort dazu ist also längst noch nicht geschrieben. Die Tage werden aber hoffentlich nun endlich sommerlicher und besonders in den Nächten wird es kaum noch abkühlen. Laue, ja teils sogar ungemütliche und klebrige Sommernächte könnten uns für längere Zeit begleiten. Zwar wird sich wohl im Verlauf die konvektive Zone mehr in den Süden zurückziehen, aber falls der Regen und insbesondere auch die Gewitter ernsthafte Regenmengen generieren können, kann das im Zusammenspiel mit den bereits gefallenen Niederschlägen eventuell doch noch in eine positivere Richtung umschlagen, als gestern noch gedacht. Ich erinnere mich an den Spätfrühling und Frühsommer des Jahres 2016. Dort stellte sich Ende Mai eine ähnliche Wetterlage ein. Es war tagsüber teilweise grau und neblig trübe, wie im November, aber ein Gefühl wie in einer Waschküche. Das Wasser tropfte selbst tagsüber bei Dauernebel von den Bäumen und die Luft ließ unsere Kleidung am Körper kleben. Sehr unangenehm für uns, fürs Pilzwachstums aber der ideale Antrieb. Kräftige Gewitter brachten zudem das notwendige Wasser in den Waldboden ein. Mitte Juni setzte eine Schwämme von Sommersteinpilzen ein, wie wir sie nur selten so früh im Jahr beobachten können. Viele unserer Laubwälder standen voller Sommersteinpilze und kaum jemand sammelte sie ein. Da sie viel nachzuholen haben, dürfen wir in diesem Jahr einiges erwarten. Es müssen nur die richtigen Parameter zusammen kommen.

Mittwoch, 10. Juni – Die Woche wird geteilt. Es ist also Mittwoch und das bedeutet Exkursionstag. Mit der heutigen Mittwochsexkursion wurde ein neues Messtischblatt in Angriff genommen, nämlich MTB 2539 = Plau am See. In das Blatt wurde wie immer ein Kreuz eingezogen, so dass 4 Quadranten entstanden. Der erste war heute an der Reihe. In ihm befindet sich nur ein bedeutsames Waldgebiet, nämlich die Lalchower Tannen. Das abgeschlossene Revier hat genau die richtige Größe für eine Mittwochsexkursion. Es steht auf sandigen Böden und ist leider ziemlich eintönig. Überwiegend Kiefernforst mit einigen Fichtenbereichen. Kaum Laubholz, aber mit reichlich Totholzeintrag, insbesondere von Durchforstungen. Teils moosig, teils recht verkrautet. Ich habe diesbezüglich aber schon schlechtere Reviere gesehen. Für den Sammler ganz durchschnittlicher Speisepilze wie Maronen, Rotfüßchen, Perlpilze oder Täublinge sollte es reichen, aber für den interessierten Hobby – Mykologen dürfte es selbst zu bester Pilzzeit recht gemein zugehen. Nicht sonderlich artenreich war es heute auch wegen des eintönigen Baumbestandes. An Frischpilzen waren wie schon vor einer Woche nur Grünblättrige Schwefelköpfe und auch mal eine Stinkmorchel vertreten. Geregnet hatte es in der letzten Zeit zwar auch hier, aber der sandige Boden kann das Wasser kaum halten, so dass es oberflächlich schon wieder recht trocken aussah.

Aber Regen ist ja nun wieder in Arbeit. Schon heute Nacht können zeitweise, wie auch morgen tagsüber, Regenfälle durchziehen und die Luft wird immer feuchter. Zum Wochenende wird es dann richtig schwül und schon in der Nacht zum Sonnabend können erste Gewitter aufziehen. Inzwischen kristallisiert sich  Mecklenburg zum Gewitter – Hot Spot von Freitag Abend bis Sonntag Nacht heraus. Immer wieder kann es nach freundlicheren Phasen gewittern und auch richtig heftig zur Sache gehen. Durch die Wärme und die satte Luftfeuchtigkeit können sich richtige „Wasserbomben“ entwickeln. Den Ausdruck „Wasserbomben“ für unwetterartige Starkregengewitter habe ich heute auf dem oben mit dem Wetter – Widget verlinkten Wetterportal von Flasko – media e. K. aus Leipzig gelernt. Wer wirklich detailreiche Informationen zur Großwetterlage haben möchte, bekommt dieses jeweils tagesaktuell sehr ausführlich + 14 Tage Vorhersage. Hier wird umfassend über die Wetterentwicklung informiert und wie und warum es so und nicht anders kommen kann und meist auch kommt. Allerdings ist es teils hoch wissenschaftlich gehalten, mit vielen Fachbegriffen, aber teils durchaus auch mit einer blumigen, humorvollen Sprache,  um die trockene Materie etwas aufzulockern (Kapitel „Großwetterlage“). Gehört zu meiner täglichen Lektüre. Bei interessanten Wetterlagen, wie die nun bevorstehende, bin ich wohl täglich an die zwei Stunden beim Studium der aktuellen Wetterentwicklung um sie zu verstehen und einordnen zu können.

An der relativ frischen Schnittfläche eines Kiefernstammes sehen wir hier den Teerfleckenpilz (Exidia pythia), ein Gallertpilz, der bei Trockenheit zu einer schwarzen Kruste zusammenschnurrt. Standortfoto am 10.06.2020 in den Lalchower Tannen.

Donnerstag, 11. Juni – In der Nacht zogen über den Süden von Mecklenburg schauerartige Regenfälle. Die Niederschlagsbilanz dürfte aber vernachlässigbar sein. Diesbezüglich dürfte aber am Wochenende Hoffnung aufkeimen. Wie schon vor Tagen angedeutet, hat sich nun ein Höhentief über der Biskaya eingefunden und sich zu einem Sturm verstärkt. Es schiebt über Westeuropa gewitteranfällige Warmluft nach Norden. Zusammen mit einem weiteren Tief über Südosteuropa setzt nun über Deutschland eine schwache, südöstliche Strömung ein, die nun sehr feuchte und energiereiche Warmluft aus dem östlichen Mittelmeerraum heran führt. Genau diagonal über Deutschland treffen diese beiden gegenläufigen Luftströmungen zusammen und es bildet sich am Wochenende eine Konvergenz, die am Sonntag von der Nordsee bis nach Südost Bayern verlaufen soll und zeitweise stationär werden kann. Außerdem lenkt ein sich über der Ostsee entwickelndes Hochdruckgebiet trockenere Luft von Nordosten in die brisante Mischung und feuert die Situation zusätzlich an. Die Luft wird zum Aufsteigen gezwungen und kräftige Konvektion kommt in Gange, die zu teils länger anhaltendem, gewittrigen Starkregen führen wird. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit Landstriche geben, die Land unter melden werden. Zuvor wird besonders am Sonnabend zu uns in den Nordosten ausgesprochen warme und schwüle Luft gelenkt. Der Taupunkt liegt im Raum zwischen Hamburg – Schwerin und Berlin bei bis zu 22 Grad. Das ist enorm und schweißtreibend und verdeutlicht den hohen Wassergehalt der Luft. Waschküchenwetter ist wohl der richtige Ausdruck dafür. Insbesondere an der sich herausbildenden Konvergenz, aber vor allem in derem Vorfeld über Mecklenburg – Vorpommern, dem nördlichen Niedersachsen über Sachsen – Anhalt bis hinüber in den Berliner Raum ist der ML – Cape (konvektives Energie – Potenzial) mit 1000 – 3500 J/Kg ausgesprochen hoch und dadurch herrschen, so habe ich es auch heute wieder gelesen, beste Ausgangsbedingungen zur Entwicklung wahrer „Wasserbomben“ bis hin zum extremen Unwetter! Bevor ich diesen Text schrieb, warf ich kurz einen Blick auf das Wetterradar bei http://www.wetter-online.de, um zu schauen, was diese Luftmasse gerade über Nordosteuropa veranstaltet. Was dort gegen 19.00 in Weißrussland ausgreifend bis zum Baltikum abging, und genau diese Luft kommt zu uns, hätte für uns unvorstellbare und verheerende Konsequenzen. Ganz M-V würde unter Wolkenbrüchen absaufen. Es waren gewaltige Gewitter – Cluster im Hagelniveau unterwegs. Wer die Bilder der Vortage gesehen hat, wie die Hagelsteine selbst nördlich von Sankt Petersburg alles was ihrer Wucht nicht stand halten konnte, kurz und klein schlugen, sollte sich insbesondere am Sonnabend in acht nehmen. Zwar soll die Windscherung in den Gewittern nur schwach sein, so dass bei uns mit maximal mittelgroßem Hagel bis 3 cm Korngröße zu rechnen ist, aber auch das kann in der Masse nicht ohne sein. Bei aller Dramatik möchte ich natürlich keine Panik schüren, aber die Wetterlage am kommenden Wochenende sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich sehe unsere Pilzwanderung im Hohen Holz in Gefahr. Morgen Abend werde ich anhand der neuesten Wetterdaten entscheiden, ob ich sie absagen werde. Wer mitkommen möchte, bitte morgen Abend noch mal in die Terminankündigung schauen oder sich auch auf http://www.unwetterzentrale.de  informieren. Dort laufen zeitlich und regional eingegrenzte Vor – und Akutwarnungen. Hier sind natürlich die Vorwarnungen relevant, denn bei Akutwarnungen ist das Spektakel schließlich bereits im gange.

Der für mich interessanteste Fund meiner gestrigen Mittwochsexkursion ist dieser resupinate Rindenpilz, der auf der Unterseite eines liegenden Kiefern – Stammes wuchs. Schade, dass unser Porlingsexperte Jürgen Schwik, mit dem ich viele Jahre kartieren war, nicht mehr in Wismar lebt. Er hätte sicher gewusst, um was es sich handelt. Es gibt hier mehrere Möglichkeiten, die eventuell infrage kommen könnten. So soll es einen Resinitium pinicola geben, der zu deutsch etwa Kiefern – Haarzahn heißen könnte, aber der ist selten und wenig bekannt. Vor allem aus der märkischen Kieferngegend sind einige Nachweise zu finden. Es ist sicher aber ganz etwas anderes und banales, auf das ich gerade nicht komme. Aber was soll`s, ein schöner Fund für mich, auch wenn ich ihn nicht in die Datenbank wegen meines Unvermögens aufnehmen kann. 10.06.2020 Lalchower Tannen.

Freitag, 12. Juni – Nachdem es am Vormittag noch grau in grau, nach leichtem, nächtlichem Regen war, heiterte es am Nachmittag zunehmend auf und die Sommerluft war zu spüren. So geht es auch in den Abend. Schaut man aber in das Wetter – Radar, so erkennt man lockere Quellwolken die strichweise von Südost nach Nordwest vom Erzgebirge in Richtung M-V und Schleswig Holstein ausgerichtet sind und nach Nordwesten voran kommen. Hier manifestiert sich bereits die kommende Konvergenz bzw. Luftmassengrenze, die in den nächsten Tagen das Wetter über Deutschland zweiteilt. Einem trockenen und warmen Nordosten, steht eine schwülwarme und gewittrige Südwesthälfte gegenüber. In weiten Gebieten von der Nordsee bis hinunter zu den Alpen können in den nächsten Tagen bis über 100 Liter Regen auf den Quadratmeter herunter prasseln. Stellenweise drohen Überschwemmungen! Die Grenze wird in etwa an der Elbe liegen. Die klassische Verteilung mit stabilem und trockenem Sommerwetter im großen Nordosten und ganz besonders auch im Urlaubsland Meck – Pomm. Die nun wieder zahlreich ins Land strömenden Urlauber wird es freuen, wir, die auf das endlich erwachende Pilzwachstum hoffen, werden wohl wieder das Nachsehen haben. Aber bevor es soweit ist, wird diese Konvergenz nun in den nächsten Stunden immer mehr aktiviert. Auch weil sich die südwestliche Gegenströmung zu der bei uns eingeflossenen Ostluft verstärkt, so dass Hebungsprozesse in gang kommen können. Wo und wann und wie stark es in der Nacht schon zünden könnte, kann nicht genau vorhergesagt werden. Die einzelnen Wettermodelle sind sich darin nicht einig. Manche rechnen mit einer ruhigen Nacht, andere sehen größere Gewitter – Cluster in Richtung Vorpommern zur Ostsee hinaus ziehen. Wieder andere legen den Gewitterschwerpunkt ausgangs der Nacht und am Vormittag nach Mecklenburg mit örtlichen Niederschlagsmengen bis an die 50 l/qm oder lassen es in der Nacht schon an der Mecklenburger Bucht ordentlich krachen. Ziemlich einig sind sich die Modelläufe aber ab morgen Nachmittag. Nach vorübergehender Beruhigung durch Auflösung der Gewitterreste aus der Nacht, soll ab dem späteren Nachmittag von Süden her eine massive Gewitterlage aufkommen, die sich vor allem im südlichen Mecklenburg austoben soll. Dass es so kommt, daran besteht kein Zweifel mehr und es gilt als sicher. Mit jedem Kilometer in Richtung Norden, in Richtung Ostseeküste, sollen die Gewitter ihren Antrieb verlieren und schwächer werden, da allmählich schon stabilere Luft über die Ostsee heranweht. Andere Modelle rechnen aber auch am Sonntag in Westmecklenburg noch mit einzelnen Gewittern. Ob  die morgige Pilzwanderung stattfinden kann ist fraglich. Ich habe sie noch nicht grundsätzlich abgesagt, aber entsprechende Hinweise in der Ankündigung unter „Termine“ gegeben.

Diese Hypogäen wurden mir heute in der Pilzberatung vorgelegt. Sie wurden bei der Gartenarbeit zufällig zu Tage gefördert und in ihrer Nähe steht ein Haselnussstrauch. Nun bin ich kein Trüffelexperte, aber ich denke, es dürfte sich um die Bunte Schleimtrüffel (Melanogaster broomeanus) handeln. Wer nun glaubt, den großen Reibach gemacht zu haben, ist auf dem Holzweg. Der Trüffel ist zwar jung durchaus verwertbar, aber ein Edel – Trüffel ist es keinesfalls. Die Art soll mit dem Kahlen Krempling verwandt sein, steht also den Röhrlingen nahe.

Sonnabend, 13. Juni – Ein historischer Wettertag neigt sich dem Ende zu. Mecklenburg wurde tatsächlich zum Gewitter Hotspot, insbesondere die Hansestadt Wismar (THW und Feuerwehr waren im Dauereinsatz), der östliche Bereich des Landkreises Nordwestmecklenburg und westliche Teile des Landkreises Rostock sowie ein Rattenschwanz hinein in den Landkreis Ludwigslust – Parchim. Von Mittags an bis zum Abend wurden hier „Wasserbomben“ am Fließband produziert. Auch akustisch wurden ganze Bombenteppiche abgeworfen. Allein in nur 90 Minuten wurden im Nordosten Deutschlands bis zu 150.000 Blitze registriert! Deutschlandweit und den ganzen Tag über waren es noch wesentlich mehr. In besagtem Gebiet, grob zwischen Grevesmühlen, Wismar, Bad Doberan und Sternberg haben wir bis zum Abend verbreitet zwischen 50 und 100 l/qm bekommen. In einem Kernbereich im Zentrum dieses Niederschlags Hotspots waren es sogar zwischen 130 – 150 Liter! Das ist für unsere Region wahrhaft historisch!

Zunächst bin ich nach morgentlichem Wetterstudium doch noch zur geplanten Pilzwanderung in das Hohe Holz aufgebrochen. Die Unwetterzentrale hatte genau für das Zeitfenster unserer Wanderung keine Vorwarnungen ausgegeben, ich wusste aber, dass es trotzdem gewagt war. Ich wollte die wenigen Interessenten, die nun solange auf die erste Wanderung des Jahres gewartet haben, nicht wieder nach hause schicken. Ein kleines, morgentliches Gewitter war gerade aus der Zielregion abgezogen und es heiterte vorübergehend auf. Aber gerade dieser Umstand war bei der angespannten Lage mit dem hohen Taupunkt der springende Punkt! Es dauerte nicht lange, bis erstes Donnergrollen uns signalisierte, die Wanderung zum Ende zu führen. Obwohl das Hohe Holz zwischendurch etwas mehr Wasser bekommen hatte, als die meisten anderen Wälder, waren kaum Frischpilze vorhanden. Ein kleiner Bericht folgt in kürze. Punkt 12 Uhr waren wir wieder an unseren Fahrzeugen und das Gewitter auch. Da ich mit meinem Roller fuhr, blieb mir nichts weiter über, als schnell noch in Richtung Wismar zu starten, da es von Süden her dunkel wurde und ich nach Norden musste. Aber falsch gedacht, gerade in Richtung Wismar ging es bereits ordentlich zur Sache. Und da abzusehen war, dass es eine längere Geschichte werden würde, blieb mir nichts weiter über als durch die Wasserbomben mit kleinkörnigem Hagel ein zweites mal zu Duschen.

Das in den Regionen mit den gewaltigen Regenmengen in den nächsten Wochen pilztechnisch etwas in Gange kommen wird, ist klar wie Klosbrühe. Aber auch in angrenzenden Bereichen wird vielfach etwas gehen. Hier ist aber auch die Nachfolgewitterung nicht außeracht zu lassen. Warm soll es bleiben, aber viel Regen steht zunächst für uns im Nordosten nicht mehr auf der Agenda. Aber wo die massiven Niederschläge auftraten, wird auf jeden Fall einiges möglich sein. Ob Sommersteinpilz und Co. schon ein erstes mal richtig loslegen wollen, werden wir sehen. Ich hätte gerne eine nennenswerte Warmzeit vorweg gehabt. Lassen wir uns überraschen. Der große Durchbruch an der Pilzfront kann es schon wegen der frühen Jahreszeit nicht sein.

Die Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus) scheint es wissen zu wollen und wird immer zahlreicher in unseren Wäldern. Schließlich ist sie die wichtigste Großpilzart in diesem Jahr, also der „Pilz des Jahres 2020“. Die Hexeneier habe ich heute am Standort im Hohen Holz fotografiert.

Sonntag, 14. Juni – Gelegentlich habe ich in den letzten Tagebucheinträgen mögliche Niederschlagsmengen für einen etwa 14 tägigen Zeitabschnitt für Wismar angegeben, die ich den Diensten von Kachelmann – Wetter entnahm. So beispielsweise am 02. Juni. Dort wurde im Maximalwert des möglichen, kalibrieten Niederschlags 126,6 l/qm bis zum 16. des laufenden Monats gerechnet. Ansich eher utopisch, aber gestern haben wir innerhalb weniger Stunden eine Annäherung an diesen Wert erreicht. Das war schon gewaltig und vor allem wurde fast unser gesamtes Einzugsgebiet mit hohen Regenmengen bedacht. Ich habe hier noch einige Meßwerte herausgesucht. Da es konvektiver Niederschlag war, können schon 100 m weiter weniger oder mehr gefallen sein: Rostock/Warnemünde 1 l/qm, Schwerin 18 l/qm, Goldberg 31 l/qm, Boltenhagen 50 l/qm und Kirchdorf/Poel 82 l/qm. Stellenweis sind es über 100 Liter gewesen! Wenn man die gestrigen Radarbilder im nachhinein durchklickt, sieht man, dass auch im Schweriner Raum einiges los war. So darf man die 18 Liter, die in den dortigen Messbecher gelangten, nicht so verbindlich nehmen. Im Schweriner Umland sind durchaus regional deutliche höhere Mengen zusammengekommen. Im Bereich des großräumigen Niederschlags Hotspots sind die Böden größtenteils tiefergründig durchtränkt worden. So auch im Wismarer Seeblickpark mit seinem sonst so knochenhartem Mergelboden. Nun ist er aufgeweicht, nicht zuletzt auch noch, da das Wasser vom höher gelegenen Stadtteil Wendorf wie eine zusätzliche Sintflut die Parkanlage überschwemmt haben muss.

Dieses Bild habe ich heute Mittag in Hafennähe in Wismar aufgenommen. Direkt daneben befindet sich der Motorrad – Parkplatz, auf dem ich mein Dienstfahrzeug parke. Es handelt sich um eine zeitweise feuchte Senke in der sonst Weiden wuchsen. Vor wenigen Tagen wurde der Bereich zusätzlich begradigt und etwas tiefer gelegt. Nur nach sehr starken Niederschlägen sammelt sich hier viel Regenwasser an. Letztmalig war das nach dem Osterschnee im April 2018, aber noch nie habe ich in ihr soviel Wasser gesehen, und dass, obwohl sie zusätzlich vertieft wurde. Für mich ist diese Senke seit Jahren eine Zeigerstelle für die wirkliche Ergiebigkeit der Niederschläge und wenn diese voll war, ging auch an der Pilzfront die Post ab, sofern gerade Saison war.

Hätten wir dieses Niederschlagsereignis Ende August bekommen, hätte es mit Sicherheit, längere Trockenheit und Hitze vorweg, einen gewaltigen Pilzausbruch gegeben. Gerade auch die beliebten Steinpilze hätten die Ouvertüre dazu eingeleitet und wären explodiert, so üppig und kapital, wie wir es nur selten in einigen Jahren schon mal erlebt haben. Nun ist es dafür natürlich viel zu früh, aber nicht nur Sommersteinpilze könnten vielleicht doch schon einen beeindruckenden Start hinlegen. Beginnend in 11 – 14 Tagen. Zwar war die Vorwitterung nicht optimal, weil viel zu kalt, aber dafür ist nach Durchzug der Gewitter endlich der Sommer eingekehrt. Meist läuft es ja anders herum. Warm und zunehmend schwül und nach Durchzug einer Gewitterfront deutlich frischer. Die Sommerwärme soll bei uns im Nordosten in den nächsten Tagen anhalten, ohne in eine Hitzewelle überzugehen. Die intensive Sonneneinstrahlung tut ihr übriges und kann selbst an sonnigen Waldkannten die Entwicklung der Primordien fördern, denn die Böden sind tiefgründig durchtränkt. Wenn alles gut läuft, kann es in der zweiten Wochenhälfte noch Regennachschub geben, der diese Entwicklung stützen würde. Am Donnerstag/Freitag könnten von Südwesten her kräftige Regenfälle und Gewitter auch wieder auf M-V übergreifen. Die mittelfristigen Modelläufe deuteten am Nachmittag über Deutschland für die nächsten 14 Tage überwiegend eine barometrische Sumpflage an, mit zeitweiligem Tiefdruckeinfluss. Im barometrischen Sumpf befinden wir uns schon seit Tagen, daher konnten die Gewitter auch keine große Eigendynamik entwickeln und bildeten sich über den selben Regionen immer wieder neu, mit den für uns positiven Auswirkungen. Dadurch könnte es immer mal nachregnen oder zu Gewittern kommen, und das meist bei sommerlich warmen Temperauren, ohne große Hitze. Das sollten recht ordentliche Bedingungen, trotz der hohen Verdunstungsrate sein. Dann hätten auch die beliebten Pfifferlinge endlich mal wieder eine Chance, sich in Bewegung zu setzen, denn ähnlich wie die Sommersteinpilze haben auch sie viel nachzuholen.

Reichlich spät in diesem Jahr, mein erster Röhrling. Die Parkanlage am Seeblick in Wismar war heute nahezu pilzfrei, aber wie zum trotz und wie im Märchen prallte förmlich dieser mastige Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) auf der kurzgrasigen Rasenfläche und lachte mich an. In 10 – 14 Tagen wird man hier vor Pilzen kaum treten können. Parkanlagen haben im Sommer ihr großes Maximum.

Montag, 15. Juni – Heute jährt sich ein markanter Unwettertag zum ersten mal. Ein Schwergewitterkomplex setzte damals Teile Westmecklenburgs unter Wasser. Zwischen Boltenhagen, Rehna und Grevesmühlen fielen 50 – 80 Liter Regen auf den Quadratmeter und löste vielerorts Überschwemmungen aus. Damals stand eine öffentliche Wanderung durch den Gespensterwald Nienhagen auf dem Programm, die ich vorsorglich absagen musste und das war auch gut so. Anders als am vergangenen Sonnabend, wo wir wirklich noch Glück hatten und ein trockenes, gewitterfreies Zeitfenster ausnutzten, ging im vergangenen Jahr genau in der Zeit der geplanten Tour ein Schwergewitter über das Exkursionsziel. Natürlich kam in den betroffenen Wäldern pilztechnisch etwas in Gange, aber an eine größere Geschichte kann ich mich nicht erinnern. Immerhin wuchsen damals durch Vorgänger – Niederschläge im Gespensterwald schon reichlich Graue Wulstlinge, Perlpilze und nach dem Gewitter erschienen einige Tage später auch Sommersteinpilze. Am Abend des 15. Juni war ich aber noch in den Gespensterwald gefahren und konnte zwei bildschöne Eichen – Rotkappen fotografieren. Auch wunderschöne Stimmungsfotos gelangen mir von Land und Meer. Saharastaub in der Atmosphäre sorgte  für eine außergewöhnliche Stimmung. Siehe unter „Tagebuch Juni 2019“.

Nun hatten wir in diesem Jahr auch einige Vorgängerniederschläge, aber weit weniger ergiebig, als im letzten Jahr. So wird besonders in den Regionen mit den höchsten Regenmengen auch einiges in Gange kommen, aber wir sollten die Meßlatte nicht zu hoch anlegen, denn heute endet erst der Frühlingsaspekt und es beginnt der Frühsommer (Mitte bis Ende Juni). Aber wir werden sehen.

In grauer Vorzeit, irgendwann in den 1970er Jahren, ich war noch im zarten Kindesalter und hatte gerade die Pilzberatung als meine Anlaufstelle entdeckt und ging damals vor September kaum in die Pilze. Aber gelegentlich fand ich natürlich auch schon früher einige Sachen, zu denen ich mir Rat oder Bestätigung einholen wollte. Natürlich bei der damals stadtbekannten Pilzfrau Annalotte Heinrich. Es war Ende Juni und ich war verwundert, dass die Pilzsammler zu so früher Zeit Schlange an der damals schon als Ladenlokal eingerichteten Beratungsstelle standen. Volle Körbe mit Steinpilzen und vielem mehr. Ich konnte es nicht glauben, so früh im Jahr. Es ließ mir keine Ruhe und ich fuhr mit dem Fahrrad in meinen Hauswald, den Redentiner Tannen und kontrollierte meine mir damals schon bekannten Steinpilz – Plätze. Mit Erfolg! Teils richtig große Apparate, die schnell meinen Korb füllten. Ab mit meinem Super Fund zur Pilzfrau und die war nicht bange, ihren Unmut temperamentvoll anzubringen, wenn ihr etwas gegen den Strich ging. Und das waren ausgerechnet meine tollen Steinpilze. „So etwas läßt man im Wald stehen! Überständig und drohende Eiweißzersetzung kann schlimme folgen haben.“ Ich möchte nicht gerade sagen, dass sie mir die alten Latschen um die Ohren gehauen hat, aber ab diesem Zeitpunkt fanden nur noch Steinpilze die jung und fest sowie noch weiße Röhren besaßen, den Weg in meine Sammelbehältnisse. Drohten die Röhren gelbgrünlich zu werden, blieben sie im Wald. Über diese rigorose Verhaltensweise wurde ich später auch etwas schief angeschaut und mein Verhalten als völlig überzogen belächelt. Aber dass ist durchaus kein schlechter Ansatz, reife Exemplare werden schnell weich und sind oft madig, so dass man sie zu hause ohnehin meist auf den Kompost schmeißt. So können sie im Wald noch ihrer natürlichen Bestimmung nachgehen und die ist ohnehin nicht für die Bratpfanne bestimmt.

Aber nun bin ich wieder in die Welt der Erinnerungen abgeschweift. Eigentlich wollte ich damit nur andeuten, dass es auch Ende Juni, und vorher greifen die Niederschläge ohnehin kaum, schon mal richtig flott abgehen kann. So war das beispielsweise auch im Super Pilzjahr 1998. Damals starteten wir ab Ende Juni regelrecht in die Hochsaison. Es wuchs bis Mitte August fast alles, was wir auch aus dem Herbst kennen und Steinpilze sogar in Massen. Neben den Sommervertretern, vor allem auch Fichten – Steinpilze. Aber die Ausgangsbedingungen waren andere. Der Herbst 1997 war knochentrocken, so dass hier auch all das nachgeholt wurde, was im letzten, feuchten Herbst 2019 teilweise in Massen wuchs. Deshalb brauchen wir auf ein solches Szenario kaum hoffen, aber die klassischen Sommerarten haben Potenzial für einen reichlichen und satten Auftritt in den nächsten Wochen und Monaten. Unsere Pilzfreundin Angelika aus Hagebök, bei Wismar, war heute zu einer Info – Tour in die Nossentiner/Schwinzer Heide gefahren und kontrollierte einen Jungeichenbestand mit Pfifferlings – Potenzial. Und das nichteinmal erfolglos. Eine erste, kleine Mahlzeit war ihr sicher. Auch gab es Scheidenstreiflinge und einige schwach giftige Narzißengelbe Wulstlinge. Hier haben moderate Vorgängerniederschläge schon ihre Wirkung gezeitigt. So könnte es regional schon mal lohnen, solange die Erwartungen nicht zu hoch angesetzt werden. Da müssen wir noch bis Ende des Monats warten und Nachfolgeniederschläge währen wünschenswert und könnten die Entwicklung stützen. Das ECMWF – Modell rechnet bis zum 30. Juni für Wismar im Mittel mit 29 Liter. Minimal 2 Liter und maximal 67 Liter. Manchmal klappt es ja sogar mit den Maximal – Werten!

Auch ich bin gestern Abend noch zu einer kleinen Info – Tour aufgebrochen und konnte dieses stimmungsvolle Vorsonnenuntergangs – Foto bei Neukloster aufnehmen. Wir sehen hier kein natürliches Gewässer, ist ist ein Maisfeld, dass über mehrere Hektar überschwemmt ist. Reis wäre hier wohl die richtige Fruchtfolge gewesen. Den Wasserbomben vom vergangenen Sonnabend sei dank. 14. Juni 2020.

Dienstag, 16. Juni – Sommerwetter vom feinsten können wir derzeit an der Ostseeküste genießen. Insbesondere die schon zahlreich angereisten Urlauber dürfte es freuen. Morgen und mit etwas Glück auch noch am Donnerstag herrscht Strandwetter, auch wenn das Wasser der Ostsee noch etwas frisch sein dürfte. Ab Freitag ist dann Schluß mit lustig für Sonnenanbeter. Von Südwesten her schiebt sich eine Luftmassengrenze und Konvergenzzone heran und zusätzlich bildet sich wohl auch noch ein Tief über unseren Köpfen. Somit kommt die Zone, die uns die „Wasserbomben“ am Sonnabend gebracht hat, wieder zurück. Nachdem sie Anfang der Woche über der Westhälfte etwas geschwächelt hat, da sie ihr Feuchte- und Energiepotenzial bei uns größtenteils verpulvert hatte, setzt ab morgen wieder eine verstärkte Feuchtezufuhr ein und damit dürfte es wieder ordentlich rappeln im Karton. Allerdings nicht bei uns im Nordosten. Wir haben ja noch die Sonne gebucht. Erst am Freitag und Sonnabend sind wir dann wieder an der Reihe. Einzelne, kräftige Gewitter und teils länger anhaltender Landregen können dann niedergehen. Oft konvektiv durchsetzt und vieleicht auch wieder unwetterartig. Verbreitet können aus heutiger Sicht zwischen 20 und 40 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen. Vieleicht hat dann endlich auch Vorpommern die Chance auf ansehnliche Regenmengen. Das ECMWF – Modell rechnet für Wismar bis zum 1. Juli im Mittel mit 47,5 l/qm. Davon könnte ein Großteil bereits am kommenden Wochenende fallen. Maximal können bis zum 01.07. 101,9 l/qm niedergehen, minimal 3,3 l/qm. Letzteres scheint unrealistisch.

Was könnte diese Entwicklung an der Pilzfront zur Folge haben? Lassen wir uns überraschen. Fakt ist zumindest, mit den intensiven Regenfällen von Sonnabend, den sonnigen und warmen Tagen in der Nachfolge und neuerliche, möglicherweise ergiebige Niederschläge am nächsten Wochenende, die wiederum von warmen Sommerwetter abgelöst werden, herrschen beste Entwicklungsbedingungen und vielleicht kitzelt es die ersten Sommerarten schon zahlreicher aus der Reserve. Noch herrscht diesbezüglich Ruhe. Vielleicht ist es die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm.

Ruhe an der Pilzfront und Ruhe in der Pilzberatung. Damit könnte es im laufe der kommenden Woche vorbei sein, denn sicher ist zumindest eines: in städtischen Grünanlagen wird sehr wahrscheinlich eine erste Invasion der leicht giftigen Karbol – Champignons einsetzen und besonders unter Linden werden die Netzstieligen Hexen – Röhrlinge für viele einen attraktiven Blickfang liefern und zum einsammeln verführen. Zusätzlich werden reichlich Täublinge, Perlpilze und ihre giftigen Doppelgänger, die Pantherpilze erscheinen. Auch erste Grüne Knollenblätterpilze sind möglich. Dieses Szenario dürfte als ziemlich sicher anzusehen sein. Vergessen habe ich jetzt wohl noch die Sommersteinpilze. Auch sie werden zumindest in einigen Parkanlagen reichlich schieben und mit etwas Glück auch in ansehnlichen Mengen in unseren Wäldern. Diesbezüglich ist mein Optimismus schon größer geworden, weil wir trotz der langen Kühle nun reichlich Regen im Wechsel mit Sommerwärme haben. Ich denke, dass sollte treiben.

Wie schon erwähnt, noch herrscht in den Parkanlagen die Ruhe vor dem Sturm. Im Wismarer Seeblickpark ist so gut wie nichts los. Ganz vereinzelt mal einige Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) oder ein Frühlings- Ackerling.  Selbst diese dünnfleischigen Pilze sind bei dem sonnigen Sommerwetter noch vollkommen vom Starkregen des Wochenendes aufgeweicht.

Mittwoch, 17. Juni – Wie jeden Mittwoch, falls nichts dazwischen kommt, bin ich heute wieder zu einer Mittwochsexkursion aufgebrochen. Ziel waren die Quetziner Tannen bei Plau am See, im 2. Quadranten des MTB 2539 und unweit der dortigen Fachklinik, in der vor etlichen Jahren unsere Pilzfreundin Helga Köster eine schwere, lebensrettende OP über sich ergehen lassen mußte. Das Wetter war heiter bis wolkig und sommerlich warm. Gerade noch akzeptabel für eine Waldwanderung. Allerdings bin ich nicht nur im Waldesinneren unterwegs gewesen, sondern auch ein wenig in Ortslage Quetzin. Hier inspizierte ich beispielsweise auch den dortigen, kleinen Friedhof mit seinen ansehnlichen Alteichen. Hier war allerdings nur ein alter, vorjähriger Schwefelporling auszumachen. Ansonsten war es knochentrocken und an Frischpilze nicht zu denken. Einzig an schattig liegendem Totholz im Wald ein frischer Rehbrauner Dachpilz. Die Quetziner Tannen sind nicht von Tannen bestanden, sondern es ist ein Kiefernforst mit etwas Laubwald – Anteil an den Rändern. Integriert ist hier ein Naturlehrpfad und eine Trimmdich – Strecke mit entsprechenden Ertüchtigungs – Geräten. Wie es aussah, ganz frisch angelegt. Bietet sich natürlich für Urlauber und sicher auch für Patienten der dortigen Klinik an. Am Eingang des Waldes finden wir ein Schild mit der Aufschrift „Dieser Wald ist anders“. Damit ist natürlich nicht die Trimmdich – Strecke gemeint, auf die wir in den allermeisten Wäldern verzichten müssen, sondern eine besondere, naturnahe Waldbewirtschaftung. Es war auch reichlich Totholz vorhanden. Das aber wirklich Andere an diesem Kiefernforst war, dass er beispielsweise für Pilzsucher nahezu, zumindest im Bereich der Altkiefern, undurchdringlich scheint. Zugewuchert bis zum geht nicht mehr von der Pest des Waldes, der Spätblühenden Traubenkirsche und dazu noch reichlich Himbeeren und Brombeeren. Allenfalls die Wegränder dürften zu besseren Zeiten etwas zu bieten haben. Angesichts dieses Dschungels hielt sich meine Fundliste in ungewöhnlich engen Grenzen.

Auf der Rückfahrt machte ich noch kurz in der Schwinzer Heide Zwischenstopp, um etwas Moos einzusacken und eine Sommersteinpilz – Stelle zu kontrollieren. Diesbezüglich Fehlanzeige, dafür fand ich in den 10 Minuten meiner Anwesenheit gleich mehrere Frischpilzarten, allen voran Ziegelrote Mairißpilze, der Doppelgänger des Maipilzes. Mit dieser Art hatte ich im sandigen Kiefernforst nicht gerechnet. Aber bereits im vergangenen Jahr wurde ich fast an gleicher Stelle vom Maipilz überrascht.

Ziegelroter Rißpilz (Inocybe patouilardii) gestern am Standort in der Nossentiner/Schwinzer Heide fotografiert. Die Pilze waren frisch gewachsen und standen gut im Saft. Aber den ganzen Tag intensive Juni – Sonne lässt sie schnell leiden und sie neigen zum verwelken. Stark giftige Art, deren Muskarin – Gehalt um ein vielfaches höher sein soll als beim Fliegenpilz.

Donnerstag, 18. Juni – Wie ich im gestrigen Tagebucheneintrag bereits erwähnte, nahm ich gestern schon mal ein Säckchen frisches Moos aus der Schwinzer Heide mit. Grund dafür ist die Erweiterung meiner Ausstellungsflächen. Die Handvoll Frischpilze, die bisher zur Verfügung standen, konnte ich immer noch in einer Nische meiner ständigen Ausstellungsfläche unterbringen. Damit wird spätestens in einer Woche schluß sein, denn ich erwarte zumindest in den städtischen Anlagen, aber teils auch in den Wäldern, die von den sintflutartigen Regenfällen vom vergangenen Sonnabend betroffen waren, einen ersten, nennenswerten Wachstumsschub, so dass schon mal vorgesorgt sein soll. Es wird also bald eine für Kochtopfmykologen sehenswertere Ausstellung geben können, denn die meisten interessieren sich nicht für harte, ungenießbare Holzpilze oder staubtrockene „Puffpilze“ aus der letzten Saison. Das war während des Sommers in den beiden zurückliegenden Jahren so nicht möglich. Ob es dann den Sommer über so weiter geht, steht in den Sternen. Aber wir nähern uns ja ganz allmählich dem Siebenbschläfer – Zeitraum an (27.06. – 07.07.). Hier werden bekanntlich oft die Weichen des Sommers gestellt. Auf http://www.wetter-online.de ist heute ein Video zu dieser Thematik eingestellt. Demnach läßt sich schon heute eine zaghafte Grundtendenz ausmachen. Der Sommer könnte Achterbahn fahren. Sommerlich warme Perioden sowie Hitzewellen können immer wieder von feuchteren. regnerischen und kühleren Phasen unterbrochen werden. Das wäre für uns Pilzfreunde ideal, aber letztendlich weiß niemand, wie es wirklich kommt.

Zumindest gegenwärtig scheint sich diese Prognose zu bestätigen. Nach den „Wasserbomben“ vom letzten Wochenende hatten wir einige schöne, sonnige und warme Tage. Nun wird es auch bei uns wieder kühler und feuchter. Obwohl feucht ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, es kann klatschnass werden! Genau die selbe Luftmassengrenze plus zugehöriger Konvergenz, die uns die wasserhaltige Gewitterlage am Sonnabend gebracht hat, hat sich nun wieder vom Südwesten und Westen Deutschlands in Richtung Nordosten auf den Weg gemacht und hat heute Abend die Elbe erreicht. Derzeit wird gerade Hamburg geflutet und gestern herrschte im Raum Düsseldorf Land unter. Die schweren Gewitter hatten dort ebenfalls über 100 Liter Regen in kurzer Zeit abgelassen und ganze Ortschaften überschwemmt. Ab der kommenden Nacht und bis zum Sonnabend ist nun auch wieder der Nordosten betroffen. In der Nacht kommt die Luftmassengrenze noch nicht nennenswert über die Elbe, obwohl es im südwestlichen Mecklenburg bereits gewittert. Grund ist feuchtwarme Gewitterluft, die von Polen nach Westen will und M-V bereits geflutet hat. Im weiteren Verlauf schiebt aber die über Westdeutschland voran kommende kühlere Meeresluft weiter nach, so dass die feuchten Luftmassen bei den gegenläufigen Windströmungen konvektiv angehoben werden. Die Konvergenz verstärkt sich und durch die feuchtwarme östliche Gegenströmung bildet sich ein kleines Tief über Nordwestdeutschland. Die Folge sind starke Gewitter und intensive, teils unwetterartige Regenfälle über Schleswig – Holstein und Mecklenburg Vorpommern. Entsprechende Unwetterwarnungen laufen bereits. Wieder könnte durchaus ein Streifen besonders viel abbekommen, der am letzten Sonnabend schon Land unter meldete. Die http://www.unwetterzentrale.de bewarnt unser Einzugsgebiet vor möglichen Gewittern mit bis zu 40 l/qm in kurzer Zeit und ergiebigen Starkregen um die 50 l/qm, teils auch mehr!

Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) am 17.06.2020 in den Quetziner Tannen. Jung essbar.

Freitag, 19. Juni – Grau in grau und regnerisch präsentierte sich der meteorologisch letzte Frühlingstag in M-V. Tief Octavia hat uns fest im Griff und das noch bis morgen. Von Unwettern blieben wir jedoch verschont. Es regnete meist in leichter Intensität. Die vorhergesagten, gewittrigen Starkregenfälle haben uns verschont und sind nördlich an uns vorbeigegangen. So bildete sich in der vergangenen Nacht ein großräumiger Gewitterklomplex über der Ostsee und zog nach Dänemark. Hier kam mächtig was vom Himmel, auch wieder mit eingelagerten Wasserbomben. Auch die Schleswig – Holsteinische Ostseeküste bekam noch etwas davon ab. Nichtsdestotrotz laufen für Mecklenburg weiterhin Unwetterwarnungen bis morgen früh 08.00 Uhr. So soll sich das verantwortliche Tief Oktavia noch etwas verstärken. Ob es einen über Nordostpolen liegenden, gewittrigen Starkregenkomplex noch in die Drehkomponente über M-V mit einbeziehen kann, halte ich für eher unwahrscheinlich. Insgesamt war das Wetter heute für unsere Interessen, trotz der eher geringen Niederschläge, sehr positiv. Es herrschte Pilzwetter vom feinsten und würde die Fruchtkörper nur so sprießen lassen, wäre es nur schon soweit. Zumindest in den Regionen mit hohen Niederschlagssummen vom letzten Sonnabend war es eine willkommene Unterstützung des sich vorbereitenden Wachstumsschubes. Dort, wo hingegen am letzten Sonnabend nichts großes vom Himmel fiel, war der heutige Regen ein Witz! Die in der nächsten Woche anstehende Hitzewelle zieht nämlich auf den leichteren Sandböden und an sonnigeren Plätzen in kurzer Zeit das Wasser wieder ab. So bleibt nur zu hoffen, dass es am übernächsten Wochenende, wenn sich nämlich verstärkt an der Pilzfront etwas tun sollte, wieder wechselhafter und kühler wird. Sonst drohen nämlich die positiven Ansätze im Keim erstickt zu werden. Aber ich denke, an weniger sonnenexponierten Standorten sollte es schon klappen. Ein gutes wird das hochsommerliche Sonnenwetter auch haben. Es dürfte dafür sorgen, dass sich die Schnecken etwas zurückhalten sollten, die sich zur Zeit an den wenigen Frischpilzen, allen voran einigen Täublingen, gütlich tun. Übrigens wurden heute schon erste Champignons gesichtet! Erste heißt nicht, die ersten der Saison, denn bereits im Mai hatten wir einen kleinen Schub von Agaricus – Arten.

Dem Tagebuch von Christian Ehmke entnehme ich, dass im Wismarer Seeblickpark nun schon die ersten Sommersteinpilze durchbrechen. Siehe unter http://www.ostseepilze.de . Das ist den Vorgänger – Niederschlägen von vor 14 Tagen (04.Juni) zu danken und die Wasserflut vom letzten Wochenende unterstützte diese Vorbereitungen. Kombiniert wird es zumindest dort und in den Gebieten mit ähnlichen Niederschlagsmengen und Intervallen sehr wahrscheinlich einen sehr satten und nachhaltigen Schub geben, sollte die kommende Hitze sich nicht als Hemmschuh erweisen.

Hier noch die mögliche Niederschlagssumme bis zum 04.07.2020 für Wismar. Im Mittel können es bis dahin 38,7 l/qm werden. Im Minimum: 6,3 l/qm und maximal können 103,4 Liter auf den Quadratmeter zusammen kommen.

Dieses aufgespaltene Exemplar eines Breitblättrigen Rüblings (Megacollybia platyphylla) weckte mein Interesse am vergangenen Mittwoch. Es wuchs im Straßengraben bei Alt Schwinz. Zunächst dachte ich, ein Pilzsucher hätte einen Kontrollschnitt zwecks Madenbefall gemacht. Aber weit gefehlt. Der Fruchtkörper stand prall im Saft und die starke Juni – Sonne hatte seine Außenhaut wie ein Korsett angetrocknet, so dass der Fruchtkörper einfach in der Mitte aufbrach. Ein Lehrbeispiel für einen Faserblätterpilz. Standortfoto am 17.06.2020 in der Schwinzer Heide.

Sonnabend, 20. Juni (Kalendarischer Sommeranfang) – Und das scheinen die Sommersteinpilze zu wissen und starten zu einem mächtigen Wachstumsschub durch. Etwas früher als erwartet, geschuldet den Regenfällen von Anfang Juni und durch den Starkregen vor einer Woche sowie der warmen Nachfolgewitterung. Allerdings ist es auf die Fläche unseres Einzugsgebietes gesehen, eine erste Vorhut, denn die auslösenden Niederschläge waren vor dem großen Regen nicht überall nennenswert gewesen. So wird es zunächst noch differenziert sein, aber ich denke, zumindest die kommenden zwei Wochen dürften einiges bringen. Eigentlich wollte ich heute morgen nur ein Foto für das Tagebuch haben. Angesichts der Massen an Sommersteinpilzen und in teils sogar schon in recht ansehnlicher Größe, konnte ich nicht an mich halten und verfiel dem Sammelrausch. Dabei habe ich gleich zweimal gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen: 1. Ich sammelte Pilze in einer Parkanlage, was verboten ist und 2., ich nahm vom Gewicht zu viel mit, in der Stückzahl waren es genau 80. Mindestens dreimal so viele kleine habe ich noch stehen gelassen, die schieben nun sehr schnell nach. Natürlich waren schon etliche von Spaziergängern und tobenden Kindern zertreten oder die Köpfe abgeschossen. Würde ich sie nicht einsammeln, könnten sie bei manchen Zeitgenossen gar zum Fußballspielen animieren. Ansonsten war es noch sehr artenarm. Selbst die Karbol – Champignons hielten sich noch sehr zurück. Ich konnte nur 4 Exemplare entdecken, die in die Ausstellung gehen. Aber auf einem Areal unter Altbuchen schoben auch zahlreich und teils büschellig Flockenstielige Hexen – Röhrlinge.

Tief Octavia fasste sich in der Nacht doch noch ein Herz und ließ es ordentlich Schütten. Besonders im Großraum Rostock kamen noch um die 30 Liter zusammen. Der Bereich hatte von den Wasserbomben am vergangenen Sonnabend kaum etwas abbekommen.

Da ich heute zum Geburtstag eingeladen bin, bei ehemaligen Klassenkameraden und Jugendkumpels, mit denen ich schon als Kind in die Pilze ging und die immer noch begeisterte Pilzsucher sind, habe ich die schönsten Steinpilze ausgesucht und werde sie als Geschenk überreichen. Damit rechnen die ganz sicher nicht, denn sie sind konventionelle Pilzsammler, die nur im Herbst losgehen, wenn alle gehen! Ein besseres Geschenk fällt mir wirklich nicht ein.

Sonntag, 21. Juni – Nach feuchtfröhlicher Geburtstags – Grillparty war die Nacht kurz, da heute morgen um 08.00 Uhr bereits Treff zu einer Vereinsexkursion war. Ziel war der Gadebuscher Stadtwald. Dazu hatten sich fünf Vereinsmitglieder und Gäste eingefunden. Das Laubwaldgebiet steht auf etwas besseren Böden und enthält durchaus interessante Buchenwaldbereiche. Das Frischpilzaufkommen war zwar sehr bescheiden, aber allmählich wird es nun endlich etwas vielfältiger. Hier und da einige Täublinge, allen voran Frauen – Täublinge und sehr schöne Kurzstielige Ledertäublinge. Vereinzelt einige Wulstlinge (Grauer Wulstling, Fuchsige Scheidenstreiflinge), der Pilz des Jahres 2020, Spindelige Rüblinge und erste Lacktrichterlinge. Röhrlinge waren bis auf drei Sommersteinpilze und einem Rotfüßchen keine vertreten. Nervig waren die Schnecken, deren Hunger kaum einen Fruchtkörper verschont hatte.

Am Nachmittag brachen Irena und meine Wenigkeit noch zu einer etwas größeren Erkundungstour bis Krakow am See auf. Zunächst wurden einige Sommersteinpilz- und Pfifferlings – Standorte im Sternberger Seenland inspiziert. In punkto Sommersteinpilze herrschte die Ruhe vor dem Sturm, so er denn tatsächlich einsetzen sollte. Pfifferlinge scheinen im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren ganz gut in Gange zu kommen. Hier und dort zeigten sich schon recht ansehnliche Exemplare. Ansonsten nur vereinzelt mal ein Täubling oder Scheidenstreifling. Bei Alt Schwinz, in der Nossentiner/Schwinzer Heide, auch nicht besser, aber sogar noch zwei frische Maipilze! Als Krönung bestiegen wir schließlich den Aussichtsturm auf dem Jörnberg in Krakow am See. Das Wetter war ganz toll und uns offenbarte sich ein herrlicher Rundblick in die mecklenburgische Seenplatte und die Nossentiner/Schwinzer Heide hinein. Unbedingt zu empfehlen mit Blick auf kleine (Ferien) Ortschaften, dem buchtenreichen Krakower See und den weitläufigen Wäldern.

Zu Mittag gab es in Keez Kartoffelklöße und Mischpilz – Pfanne. Bunt gemixt mit Scheidenstreiflingen, Judasohren, Pfifferlingen, Flockenstieligen Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz und Perlpilz. Dabei hatte ich die seltene Gelegenheit, die verschiedenen Arten ein wenig zu testen. Geschmacklich mit Abstand am besten Flockenstieliger Hexenröhrling und Pfifferling. Perlpilz und Scheidenstreifling etwas modrig, muss nicht sein. Der kleine Steinpilz nahezu geschmacklos und das letzte waren die schlabberigen Judasohren. Muss ich nicht haben, es sei denn beim Asiaten in der herzhaft scharfen Soße. Wie schon einmal bei einem Test vor vielen Jahren fallen Steinpilze als Frischpilz geschmacklich bei mir durch, als Trockenpilz gewinnen sie eindeutig an Aroma. Also lieber trocknen und dann verwenden, wäre meine Empfehlung. Ansonsten gibt es viele Speisepilze, die dem Herrenpilz geschmacklich überlegen sind. Gesammelt, zubereitet und fotografiert von Irena Dombrowa.

Montag, 22. Juni – Ein freundlicher und angenehm temperierter Sommertag. Die Hitze ist noch nicht da und zumindest die kommende Nacht könnte nochmals angenehm frisch werden. Zum Durchlüften geeignet, bevor es von Tag zu Tag wärmer werden soll. In Richtung Wochenende soll die Luft dann feuchter und schwüler werden und die nächsten Gewitter dürften auf dem Programm stehen. Welche Regionen besonders davon betroffen sein werden, ist jetzt noch nicht absehbar. Besonders am Sonnabend ist auch wieder eine Schwergewitterlage möglich. Am wahrscheinlichsten im Osten und Süden Deutschlands, aber wie schon geschrieben, genaues weiß man noch nicht.

Die nun anstehende, überwiegend sonnige und sehr warme Wetterlage, können wir mit gemischten Gefühlen betrachten. Einerseits ist die Wärme für unsere Sommerpilze gut und dürfte die Entwicklung positiv beeinflussen. Wer nun auf reichlich Sommersteinpilze in den nächsten Tagen hofft, dürfte sehr wahrscheinlich auch nicht enttäuscht werden. Allerdings lieben diese Dickröhrlinge auch gerade sonnige Waldrandlagen mit Eichen und gern auch auf Sandböden. Auch hier wird es losgehen, aber man sollte diese Standorte nahezu täglich kontrollieren. Bei der Wärme wachsen bzw. schießen sie regelrecht wie die Pilze aus dem Boden. In sonnig heißen Lagen verlieren sie dann sehr schnell an Qualität und werden weich, pappig und mit entsprechenden Trockenschäden. Sie werden am Standort fast gegart und sind schnell minderwertig oder gar verdorben. Anders in schattigen Lagen, beispielsweise in unseren Buchenwäldern auf besseren Böden. Dort dürfte die Qualität zunächst sehr gut sein und auch die Schnecken könnten sich bei zunehmender Oberflächentrockenheit etwas zurück halten. Hier fragt sich allerdings, ob die bisher bescheidene Wärmeausbeute sich nicht hemmend auf die Fruchtkörperbildung auswirken könnte, so dass diese Bereiche erst bei weiteren Schüben im laufe des Sommers ertragreicher werden.

Zu erwähnen wäre vielleicht noch die mögliche Staffelung der Wachstumsschübe. Die Vorhut ist ja in einigen Parkanlagen am vergangenen Wochenende in Schwung gekommen. Parkanlagen sind im Sommer grundsätzlich pilzreicher als die meisten Wälder und legen bei neuen Schüben oft etwas zeitiger los. Aber im laufe dieser Woche sollte der Wasserbombenregen vom vorletzten Wochenende seine Wirkung entfalten und in der Region zwischen Rostock und Stralsund sind erst am letzten Wochenende sehr ergiebige Niederschläge gefallen. Dort dürfte es in etwa 10 – 14 Tagen besser werden. Nicht zu vergessen die Mondtheorie. Nach dieser sollte es ab heute aufwärts gehen, denn gestern war Neumond. Das passt dann auch wie die Faust auf` s Auge und die Mondtheoretiker werden sich in ihrem Glauben bestätigt sehen. Nicht ganz so nach ihrem Fahrplan dürfte es im Raum Rostock/Stralsund laufen.

Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) setzen zu ihrem ersten Wachstumsschub in diesem Jahr in der Wismarer Parkanlage am Seeblick ein. Standortfoto am 20.06.2020.

Mein erster Fichtensteinpilz (Boletus edulis) in diesem Jahr am Farpener Stausee. 23.06.2020.

Dienstag, 23. Juni – Nun geht es auch mit den Champignons wieder los. Die erste Aufsammlung von giftigen Karbol – Champignons wurde mir heute vorgelegt. Aber auch essbare Arten, wie der Weiße Anis – Champignon sind wieder am kommen. So fand ich heute Abend auf der Insel Poel einige junge Exemplare. Zunächst fuhr ich am Abend in den Forst Farpen am Stausee. Ich wollte die Lage im sandigen Mischwald erkunden, um die weitere Entwicklung beurteilen zu können. Insgesamt recht wenige Frischpilze. Neben vereinzelten Perl- und Pantherpilzen auch mal ein Papagei – Täubling. Am häufigsten waren Röhrlinge, vor allem Sommersteinpilze, aber auch der erste Fichtensteinpilz war schon mit dabei. Auch ein Butterpilz war vertreten. Insgesamt nicht überschwänglich, aber ich konnte feststellen, dass es nun auch in den Wäldern mit Steinpilz und Co. verstärkt losgeht. Sommersteinpilze hatten eine kleine Vorhut geschickt, die nicht sonderlich gut in der Qualität war und teilweise wurde schon geschnitten. An anderer Stelle konnte ich beobachten, dass der Hauptschub am durchbrechen ist. Besser in der Qualität und fette, satte Exemplare, wie nach den hohen Regenmengen auch nicht anders zu erwarten ist.

Satte Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) heute Abend am Farpener Stausee. 23.06.2020.

Und auf der Insel Poel ging es dann richtig Rund in Bezug auf Sommersteinpilze (Boletus reticulatus). 23.06.2020.

Nach dem Waldbesuch ging es dann noch in einen Eichenpark auf der Insel Poel. Allgemein noch recht bescheiden. Wenige Täublinge, Perlpilze, Nelkenschwindlinge, Gilbende Erdritterlinge, auch mal ein Rißpilz und da es schon dämmerte war ich dabei die noch kleinen und frisch durchbrechenden und sehr dunkelhütigen Flockenstieligen Hexenröhrlinge zu zertreten. Ich verließ den sensiblen Bereich, weil ich nicht all zu viel schaden anrichten wollte. Hier gibt es auch einen kleines Areal, auf dem es meist besonders kapitale Sommersteinpilze als Einzelstücke oder in wenigen Exemplaren zu finden gibt. Heute stand hingegen eine vielzählige Pracht dort, die jedes Pilzsammler Herz höher schlagen lässt. Ein herrlicher Anblick und zum Glück hatte ich meinen großen Weidenkorb mit, der innerhalb von 10 Minuten voll war. Ja, ich wollte sie alle haben. Man darf es ohne weiteres Habgier nennen. Das ist eine Eigenschaft, die nahezu allen Pilzsammlern zu eigen ist. Morgen früh gehen sie auf die Trockner, die in den nächsten Tagen noch allerhand zu tun bekommen werden.

Sommersteinpilze für den Trockner. 23.06.2020.

Ohne Verschnitt geht es bei den Sommersteinpilzen meist nicht. Aber derzeit ist die Qualität doch überdurchschnittlich gut, sprich der Madenbefall hält sich noch in Grenzen.

Mittwoch, 24. Juni – Eigentlich hätte ich heute zu meiner regulären Mittwochsexkursion nach Plau am See fahren wollen. Da seit gestern Abend die Anzeige zum Motorölwechsel bei meinem Dienstfahrzeug blinkte, habe ich zunächst einen Termin in meiner Werkstadt vereinbart. Immerhin sind es etwa 300 Kilometer hin und zurück. Eine so lange Strecke wollte ich dann unter diesen Umständen nicht in Angriff nehmen. Die Tour wird in den nächsten Tagen nachgeholt. Auch hatte ich noch eine ganze weile im Laden zu tun, denn die Steinpilze mussten noch auf die Dörrgeräte gebracht werden. So entschloss ich mich am Nachmittag zu einer Erkundungstour durch verschiedene Parkanlagen und Wälder im näheren Bereich. Letztendlich kamen am Ende doch recht viele Fahrkilometer zusammen, aber ich kann den aktuellen Wachstumsschub nun besser beurteilen und einschätzen. Zumindest aus heutiger Sicht. Es handelt sich allgemein um einen eher schwachen bis maximal mäßigen Schub erster Sommerarten, mit örtlichen Hotspots, besonders in Parkanlagen. Ich besuchte kurz den Haushalt Forst. Laubwälder auf besseren Böden und mitunter auch reich an Sommersteinpilzen. An einer meiner besten Zeigerstellen war absolut tote Hose. Nicht ein Frischpilz! Weiter in die Parkanlagen Lübstorf/Wiligrad. Nicht viel besser, aber immerhin schon mal zwei junge Sommersteinpilze. Weiter in das Umfeld des Schweriner Schlossgartens. Eine an sich außerordentlich pilzreiche Parkanlage. Für ihre Verhältnisse ebenfalls mehr als bescheiden. Nur vereinzelt mal ein Hexenröhrling oder Sommersteinpilz. Einige Blasse Laubwaldpfifferlinge und junge Frauen – Täublinge sowie zwei Stadt – Champignons. Weiter nun zu einigen Waldstandorten von Sommersteinpilzen im Sternberger Seenland. Auch hier weit unter dem Durchschnitt. Nicht alle kontrollierten Standorte von Sommersteinpilzen waren besetzt. An meiner ergiebigsten Stelle, die oft korbfüllende Erträge liefert, nur drei schlappe Exemplare. Dafür waren Eichen – Kanten, insbesondere direkt an Straßenrändern, wo das abfließende Regenwasser zusätzliche Feuchtigkeit liefert und die sonst nur wenige Exemplare hervor bringen, überdurchschnittlich mit wirklich schönen und festen Sommersteinpilzen besetzt.

Noch ist die Qualität der Sommersteinpilze gut. Vielfach sind sie kernig und fest und oftmals nur im Stiel mehr oder weniger von Maden angefallen. Waren die gestrigen Sommersteinpilze aus schattiger Parkanlage oft noch sehr dunkelbraun und damit farbfreudig, werden sie an sonnigeren Standorten immer blasser. 24.06.2020 im Sültener Forst.

So hat es schließlich doch noch für einen Trockner gereicht. Auffallend ist auch, dass die Champignons weit unter den Erwartungen zurück bleiben, obwohl ich in Groß Görnow doch einen ansehnlichen Trupp von Karbol – Champignons an einer alt bekannten Stelle beobachten konnte. Das mag daran liegen, dass sie keinen besonderen Wachstumsdruck unterliegen, da sie im vergangenen Spätsommer und Herbst eine hinreichende Überproduktion hinlegten. Fazit: Mit etwas Glück kann man bezüglich Sommersteinpilze wirklich die wahre Pracht vorfinden, aber man sollte die Erwartungen nicht zu hoch Ansätzen. Oft ist es auch enttäuschend. Mal schauen, was die nächsten Tage bringen.

Junge Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha) im Park am Schweriner Schlossgarten. Wir sehen hier eine etwas ungewöhnliche Form, die aufgrund ihrer Hutfärbung leicht für einen Fleischroten Speisetäubling gehalten werden kann. Welches nicht weiter tragisch wäre, beide zählen zu den besten Speisepilzen in unseren Breiten. Standortfoto 24.06.2020.

Hier sollten eigentlich die nun zahlreicher werdenden Frischpilze zur Auslage gelangen.

Donnerstag, 25. Juni – Heute Vormittag wahr ich mit meinem Dienstroller in der Werkstadt und nun sollte auch wieder reichlich Öl die Funktionstüchtigkeit des Motors gewährleisten. Ansonsten war heute etwas verspätet langer Tag im Info – Zentrum. Eigentlich wollte ich dieser Tage meine Ausstellung erweitern und habe die zusätzliche Ausstellungsfläche bereits vor einiger Zeit aufgebaut und dafür auch  frisches Moos geholt. Aber leider dürfen im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona – Virus Ausstellungen und Museen immer noch nicht öffnen. Nun ist bei mir zwar kein großer Publikumsverkehr, aber ich werde mich an die Verfügung halten. Sicher ist sicher. Immerhin habe ich auch ein wenig Soforthilfe bekommen. Damit sollte ich zumindest bis zum Herbst die anfallenden Betriebskosten abdecken können. Dann muss es aber wieder in die Vollen gehen, ansonsten sehe ich schwarz.

Zum Wetter: Nach dem die vergangenen Tage sonnig, aber angenehm temperiert, mit wohltuend erfrischenden Nächten verliefen, hat sich heute die hochsommerlich warme und auch etwas feuchtere Luft durchgesetzt. Das Sommerhoch wird aber bereits wieder abgebaut. Der Luftdruck fällt und Tiefs gewinnen die Oberhand. Das die Luft bei uns in der ersten Wochenhälfte eher moderat daher kam, lag an einem Kaltlufttropfen über Polen, der inzwischen nach Süden abgetropft ist und derzeit im Südosten Bayerns, Österreich und Slowakei herum eiert. Er führte somit von Südosten die feuchtwarme Luft zu uns in den Norden. Zugleich bildeten sich an einer damit zusammenhängenden Konvergenz wie an einer Perlenkette Schauer und Gewitter quer über Mecklenburg – Vorpommern. Die Wärmegewitter waren aber nur kurzlebig und meist schnell wieder verschwunden. Örtlich haute es aber heftige Regengüsse runter und stellenweise sind, besonders in Vorpommern, nennenswerte Regenmengen von über 20 l/qm zusammen gekommen. Blitz und Donner bleiben uns noch bis in die Nacht zum Sonntag erhalten. So können auch morgen Nachmittag wieder Schauer und Gewitter entstehen, die noch etwas zahlreicher und stärker sein können. Örtlich besteht sogar Unwettergefahr. Ab Sonnabend Nachmittag ziehen dann von Südwesten her wahrscheinlich mehrere Gewitterstaffeln über uns hinweg. Mal schauen, was sie an Wasser ablassen. Wasserbomben in dem Ausmaß wie vor knapp zwei Wochen wird es sicher nicht geben, aber trotzdem kann örtlich Land unter gemeldet werden.

Von der Pilzfront kann ich heute nichts neues vermelden. Nur soviel, das unser Ostseepilzfreund Christian Ehmke wohl seinen Fund des Jahres gemacht hat. Auf der Suche nach winzig kleinen Ascomyceten im Wismarer Stadtgebiet, fielen ihm warzige Gebilde auf, die mit ihrem Scheitel den Erboden durchbrachen. Linden und Goldrute sollen als Begleitflora anwesend gewesen sein: Er traute seinen Augen kaum, denn er hatte echte Trüffeln gefunden. Es handelt sich um den auch bei uns heimischen, aber nur sehr selten einmal nachgewiesenen Sommertrüffel. Er brachte mir seinen Fund heute in die Pilzberatung und ich kann nur gratulieren. Tolle, ansehnliche und feste Hypogäen mit angenehmen Duft und Geschmack. Christian empfand den Geschmack des rohen Trüffel aber etwas eigenartig und seine Zungenspitze belegend. Wie dem auch sei, die Geschmäcker sind verschieden und nun kann ich auch besser nachvollziehen, warum einige Zeitgenossen in den Trüffel so verschossen sind. Es wurden Belegfotos sowohl von Christian, wie auch meinerseits angefertigt. Auch Exikate müssen her, damit der Fund für die Herbarisierung gesichert werden kann. Die deutschlandweite Pilzkartierung ist um einen großartigen Fundpunkt reicher geworden, zumal aus Norddeutschland bisher kaum Nachweise bekannt sind. Für Mecklenburg – Vorpommern ist es immerhin der dritte Fundpunkt. Alle zwischen Schwerin und Wismar. Immerhin ist dieser Fund nun der bisher nördlichste Nachweis des Tuber aestivum in der Bundesrepublik.

Großartiges hat Christian Ehmke heute bezüglich unserer langjährigen Pilzkartierung erbracht. Den nördlichsten Nachweis in der BRD von der Sommertrüffel (Tuber aestivum), auch Burgunder Trüffel genannt. Die Art ist nah mit der Perigord – Trüffel verwandt, besitzt aber ein wesentlich dezentereres Aroma, weshalb 100g der Sommertrüffel schon für 36,90 € im Internet bestellt werden können. Bei Amazon ist er derzeit nicht auf Lager. Foto: Christian Ehmke. Siehe auch unter http://www.ostseepilze.de

Hier noch eine charakteristische Spore von der Sommertrüffel (Tuber aestivum). Bild und mikroskopische Untersuchung: Christian Ehmke.

Noch kurz zu den verschiedenen Geschmäckern. Kürzlich gab ich eine kleine Wertung meines Geschmacksempfindens einzelner, in der sonntäglichen Mischpilzpfanne enthaltener Speisepilze ab. So konnte ich beispielsweise einem kleinen Sommersteinpilz nichts großartiges abgewinnen und ziehe diesbezüglich andere, herzhaftere Speisepilze vor. Schon einmal hatte ich mir vor vielen Jahren eine reine Pilzpfanne bestehend aus Fichtensteinpilzen zubereitet und empfand es ebenfalls als wenig erbauend. Da ziehe ich schon eine herzhafte Pilzpfanne von Stockschwämmchen oder Hallimasch vor. Nun hatte ich aber am vergangenen Samstag zur Geburtstagsparty einen kleinen Präsentkorb mit herrlich jungen Sommersteinpilzen verschenkt, der unter den beiden Geburtstagskindern aufgeteilt wurde. Heute informierte mich einer der beiden, namens Ingo, darüber, dass sie ihm ganz vortrefflich gemundet haben. Ein etwas anderes Aroma als er es vom Fichtensteinpilz her kennt. Da muss ich mich eindeutig entschuldigen, dass ich über den Geschmackswert von Steinpilzen so herablassend geurteilt habe. Vielleicht habe ich einfach nicht das sensible Geschmacksempfinden, dass dafür nötig ist. Ingo war schon immer derjenige von uns (Jugendzeit), der vieles sensibler wahrgenommen hat, als die meisten von uns. Ob es in der Musik war oder in der Malerei, aber auch sonst im täglichen Leben. Musikalisch vor allem in Richtung Heavy Metal, dieses brachiale E – Gitarren – Gewitter, welches uns schon im Teenager Alter und bis heute unter die Haut geht und vereinte. Meine und auch Ingo`s Lieblingsband: Judas Priest. Knallhart und oft brutal, aber trotzdem melodisch und rhythmisch sowie mit einem ungeheuer großen Fundus an hervorragenden Liedkompositionen. Auch The Beatles haben viele tolle Lieder komponiert, Judas Priest steht denen in nichts nach, nur in einer deutlich härteren Gangart. Begnadete Künstler der Extraklasse! Kein Vergleich mit dem heute so beliebten Stampf- und Brachialrock ala Rammstein. Für jede handwerklich gute Metal – Band der klassischen Schule stellt Rammstein meiner Meinung nach eine Beleidigung dar. Aber der Rammstein – Sound firmiert ja eigentlich auch unter „neue deutsche Härte“. Hoffentlich erhalten Judas Priest für ihr Lebenswerk, dass auch für mich sehr viel bedeutet und viel Spas in mein Leben gebracht hat, endlich die ihnen gebührende Anerkennung. Gerade auch das virtuose Gittarenspiel der beiden Liedgitarristen K. K. Downing und Glenn Tipton. http://judaspriest.com Natürlich auch die Musik von größen wie AC/DC (Angus Young), Saxon, Iron Maiden oder Manowar, Ufo, Ted Nugent, Van Halen, Cheap Trick, ich könnte die Liste beliebig fortsetzen, hat ihn und uns damals inspiriert. Nicht zu vergessen auch die Scorpions oder Accept aus Deutschlands Hardrock – Zentrale Hannover. Waren das Zeiten! Was hat nun Heavy Metal mit Feinfühligkeit und sensibler Wahrnehmung zu tun. Als leidenschaftlicher Musiker und Solo – Gitarrist hört er Nuancen und Klangfarben heraus, die vielen Hörern gar nicht auffallen oder bewusst werden. Auch in der Malerei muss man das wesentliche Erkennen und das charakteristische herausarbeiten. Ingo ist heute Gitarrenlehrer an der Musikschule, versucht seine Bilder in Ausstellungen an den Mann zu bringen und hat natürlich auch eine eigene Metal – Band. Früher standen die Verstärker bei mir zu hause und es wurde geprobt und zu Partys eingeladen, bis die Polizei kam. 

Schonend auf Dörrgeräten getrocknete Sommersteinpilze. Raschelldürr müssen sie sein und in luftdichten Behältern aufbewahrt werden. Nun ist es schon wieder spät geworden, da ich im heutigen Tagebucheintrag mal wieder zu sehr abgeschweift bin. Schließlich muss ich noch eine Ladung Steinpilze auf den Trockner schneiden und morgen geht es zeitig zu einer individuellen Pilzwanderung.

Freitag, 26. Juni – Um noch kurz auf meinen Geschmack in punkto Musik einzugehen. Der ist natürlich nicht nur auf Härte ausgerichtet. In meinem Fundus befinden sich tausende CD` s, von denen allerhöchstens 10 – 15 % dem Hard Rock und Heavy Metal zuzuordnen sind. Die Bandbreite ist enorm, von Op bis Pop, wie einstmals eine Sendereihe des NDR betitelt war. Dazu gehört auch viel gemäßigte Rock und Popmusik, aber auch die großen Bands wie Pink Floyd oder Jethro Tull. Auch Schlager, insbesondere aus den 1970er Jahren und davor. Country & Western, Jazz, aber auch Punk – Rock, Entspannungsmusik und  sehr viel Klassik, die zusätzlich einige hundert CD` s ausmacht. Große Klasse sind für mich Liedermacher wie Hannes Wader, Reinhard Mey, Franz Josef Degenhardt. Konstantin Wecker, Herman van Veen oder auch Ludwig Hirsch aus Österreich. Ich bin also musikalisch sehr vielschichtig orientiert und diesbezüglich sehr tolerant, was man leider von den wenigsten Menschen behaupten kann. Einzig volkstümliche Schlager und oberflächliche Ballermann – Hits gehen mir auf den Wecker. Und all dieses Sammelsurium läuft bei mir im mykologischen Info – Zentrum Tag ein, Tag aus in Endlosschleife. So mancher Besucher erlebte so schon eine kleine, musikalische Schock – Therapie.

Kommen wir endlich zum eigentlichen Thema „Wetter und Pilze“. Beides macht derzeit von sich reden. Das Wetter vor allem durch schwüle Hitze und gebietsweise kräftige Gewitter. Heute hatte es einige Bereiche von Vorpommern wieder heftig erwischt. Stellenweiße waren Unwetterwarnungen der Stufe violett bezüglich Schwergewitter ausgegeben worden. So hat es teilweise wieder die Gebiete getroffen, die auch gestern von den Gewittern einiges abbekommen haben. Waren vor knapp zwei Wochen vieler unserer Einzugsgebiete von regelrechten Wasserbomben getroffen worden, gab es am letzten Wochenende besonders im Großraum Rostock bis Stralsund sehr ergiebige Regenfälle, so war jetzt eine Region an der Reihe, die vormals nicht besonders viel abbekommen hatte. Dem entsprechend wird das Pilzwachstum und das einsetzen von Wachstumsschüben gestaffelt erfolgen. Unsere Region befindet sich mitten im Schub, im Rostock/Stralsunder Raum wird es im laufe der nächsten Woche besser werden und die Gebiete mit den aktuellen Niederschlags Hotspots folgen in 10 – 14 Tagen nach. Morgen sind neue Gewitter im Anmarsch. Sie könnten vor allem noch Nordwestmecklenburg in stärkerer Intensität tangieren. Der Schwerpunkt wird aus heutiger Sicht eher über Niedersachsen, dem Hamburger Raum bis hoch nach Schleswig – Holstein liegen. Aber am Sonntag folgen schon die nächsten Regengüsse nach. Mal schauen, was sie uns in die Messbecher spülen.

Trockenschäden bei Sommersteinpilzen an besonders warmen und sonnigen Eichenkannten in den Barniner Tannen. 26.06.2020.

Bildschöner Sommersteinpilz (Boletus reticulatus) in den Jülchendorfer Buchen. 26.06.2020.

Übrigens bin ich heute morgen mit einem bekannten Pilzfreund aus Wismar zu einer individuellen Sommersteinpilz – Tour aufgebrochen. Ein Pilzsucher, der eigentlich meist im Herbst unterwegs ist und im Sommer allenfalls mal in die Pfifferlinge geht. Zunächst steuerten wir das Revier Weiße Krug zwischen Warin und Blankenberg an. Der Wald war nass und gut durchfeuchtet. Hier hatte das gestrige Gewitter die Schleusen reichlich geöffnet. Das Resultat war, das nahezu alle Frischpilze fast vollkommen von Schnecken zerfressen waren, vor allem auch die Sommersteinpilze. Machte keinen Spaß und wir entschlossen uns zu meinem klassischen „Sommersteinpilz – Springen“. Wir fuhren also gezielt mir bekannte Standorte von Sommersteinpilzen an trockenwarmen Eichenkannten an. So im Sültener Forst, Kaarzer Holz, den Jülchendorfer Buchen und in den Barniner Tannen. Die Steinpilze, die wir hier zumeist vorfanden, waren dann auch so, wie wir es lieben. Bildschön und kaum Schneckenfras. Hier hatte es auch nicht geregnet. Nur an besonders sonnigen Plätzen wiesen sie teilweise erhebliche Trockenschäden auf. Zur Garnierung einige Pfifferlinge, aber auch Perlpilze, Täublinge, Rotfüßchen und sogar ein schöner Anis – Champignon und eine Birken – Rotkappe rundeten die erfolgreiche Pilzsuche ab. Auf Grund von Kapazitäts – Problemen, die Körbe quollen fast über, und aufgrund von Zeitdruck, da ich um 15.00 Uhr den Laden aufmachen wollte, fuhren wir schließlich in Richtung Wismar. An einigen Stellen lachten und selbst während der Rückfahrt noch Steinpilze an, die wir ihrer natürlichen Bestimmung nachkommen ließen, denn unsere Habgier war schließlich befriedigt. Ein erfolgreicher Pilzausflug lag bei schwüler, schweißtreibender und hochsommerlicher Hitze hinter uns. So wird am Abend wieder der Trockner angeschmissen.

Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) und Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) in Gesellschaft gefunden und zusammengelegt in den Jülchendorfer Buchen am 26.06.2020.

Sonnabend, 27. Juni (Siebenschläfer) – Heute ist nun Siebenschläfer und er soll die Witterung des kommenden Hochsommers voraussagen. Demach dürften wir viel Sonne und Hitze, schwüle Luft und Gewitter erwarten. Aber es ist natürlich mehr als vermessen, das Wetter für so einen langen Zeitraum an einem einzigen Lostag festzumachen. Tatsächlich aber können zwischen dem 27. Juni und dem 07. Juli (Siebenschläfer – Zeitraum) die Weichen des Sommers bis Mitte August gestellt werden. Stellt sich nämlich in diesem Zeitraum ein erkennbares Grundmuster der Großwetterlage ein, kann es oft über Wochen erhalten bleiben. So ist im diesjährigen Siebenschläfer – Zeitraum eher wechselhafte Witterung mit überwiegender Tiefdrucktendenz erkennbar. Gut möglich, dass es dann auch so ähnlich weitergehen könnte. Das würde uns Pilzfreunden sehr entgegen kommen.

Aktuell (19.30 Uhr) sind noch einige Gewitterschauer unterwegs, die aber im laufe der 1. Nachthälfte rasch abklingen. Nur örtlich brachten sie heute Starkregen. Viele Wälder und Parkanlagen sind leer ausgegangen. Morgen folgt die eigentliche Kaltfront nach, so dass uns von west nach ost erneut kräftige Schauer und besonders auch in Richtung Vorpommern starke Gewitter überqueren können. In der neuen Woche soll es dann kühler weitergehen und Schauer sind immer wieder mal mit dabei. Bis zum 11. Juli können in Wismar im Mittel 31 l/qm zusammenkommen. Minimal 8 Liter und im besten Fall 79 Liter.

Herrliche Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosum) auf unserer heutigen Pilzwanderung in den Panzower Tannen. 27.06.2020 am Standort fotografiert.

Fahler Röhrling (Boletus impolitus) an einer uns seit vielen Jahren bekannten Lokalität in den Panzower Tannen heute gefunden und fotografiert.

Zu den Pilzen: Heute stand eine öffentliche Lehrwanderung auf dem Programm. Ziel war das Heidenholz bei Bad Doberan, unweit der Ortschaft Glashagen, wo auch die berühmte Glashäger Quelle entspringt. Aber das Quellental war nicht unser Ziel, sondern wie erwähnt, das Heidenholz. Laub- und Nadelwald auf reicheren Böden. Da der Wald vom Starkregen von vor zwei Wochen im wesentlichen ausgespart wurde und auch die Bodenverhältnisse für den derzeitigen Pilzzschub nicht optimal waren, brachen wir hier ab und fuhren auf der B 105 wieder halbwegs in Richtung Wismar zurück und statteten den Panzower Tannen einen Besuch ab. Ein sandiges Mischwaldgebiet, dass bei Pilzsuchern durchaus beliebt ist. Hier dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Frischpilze gefunden wurden. So große Gruppen von vorzüglich schmeckenden Lilablättrigen Mürblingen. Einige Täublinge und Scheidenstreiflinge. Der monotone Fichtenforst, der hier teilweise zu finden ist, begeisterte die Damen und in ihren Träumen sahen sie hier schon die Maronen stehen. Aber bis auf den markanten Duft des „Pilz des Jahres“ war hier nichts großes zu holen. Ich schlug vor, zum bekannten Buchenkopf bei Panzow zu wandern, da ich mir vorstellen könnte, dass hier das Angebot etwas besser sein kann. Und mit dieser Vermutung lag ich goldrichtig. Zwar kam uns ein junger Mann zuvor, der gerade mit einer beeindruckenden Aufsammlung schönster Sommersteinpilze von dannen zog, aber die bis dahin leicht depressive Stimmung der vier mich begleitenden Damen schlug euphorisch um beim Anblick des Steinpilz – Fundes. Es gab kein halten mehr und aufmerksam wurde der harte Mergelboden, bestanden mit Buchen und einigen Eichen, abgesucht. Keiner findet alles. Es dauerte nicht lange, bis die ersten knackigen Sommersteinpilze für einen Aufschrei sorgten. Da wurden die daneben stehenden Pfifferlinge fast zur Nebensache. Weitere Sommersteinpilze sollten folgen. Auch zwei Fahle Röhrlinge, etliche Ziegenlippen in einer Pracht, wie ich sie nur selten bisher gesehen habe. Dazu immer wieder Täublinge in unterschiedlichen Arten. Perlpilze, aber auch der giftige Pantherpilz zum Vergleich. So wurde die Wanderung doch noch zum Erfolg geführt und es begann eine Diskussion darüber, wie der unverhoffte Pilzsegen am besten zu verarbeiten und zu konservieren sei. Der berühmte Panzower Buchenkopf, der auch bei einigen unserer alteingessenen Pilzfreunden seit langer Zeit ein Pilgerort ist b z w. war, zeigte sich heute von seiner guten Seite. Das ist nicht immer so. Er steht exponiert, da in Waldrandlage und ist daher ständig dem Wind ausgesetzt. So gab es in den letzten beiden Jahren hier kaum Pilze und nun blüht es hier regelrecht auf. Sogar zwei Haarschleierlinge waren schon dabei.

Die meisten Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) wurden uns zwar unmittelbar vor der Nase weggesammelt, aber als die Damen diese Zwillinge erblickten, begann ein regelrechtes Such- und Sammelfieber. Standortfoto am 27.06.2020 in den Panzower Tannen.

Sonntag, 28. Juni – Heute konnte ich meine kleine Familie überzeugen, mit mir in Richtung Plau am See zu fahren, um die ausgefallene Mittwochsexkursion vom 24. Juni nachzuholen. Mit Kaffee und Kuchen sowie Picknick – Ausrüstung starteten wir von Keez aus mit dem Ford Transit. Zuvor bin ich von Wismar aus mit meinem Leichtkraftroller zum Brüeler Ortsteil Keezer Schmiede aufgebrochen. Dabei wurde ich etwas nass, hatte aber Glück, dass ich nicht in den heftigen Wolkenbruch geraten war, der wenige Minuten zuvor zwischen den Ortschaften Lübow und Jesendorf vom Himmel stürzte. Besonders in Höhe Maßlow ergoss sich eine kleine Sintflut. Weitere Schauer zogen dann am Nachmittag in östlicher Richtung ab. So war auch unser Zielwald, das Mühlenholz, im dritten Quadranten des Messtischblattes 2539 gut angefeuchtet. Durchschlagskraft hatte der Regen dort aber nicht, für die Schnecken reichte es aber völlig aus. Das Mühlenholz ist ein großes Waldgebiet, dass überwiegend mit Nadelbäumen bestanden ist. Wir suchten uns den nordöstlichen Bereich aus, wo Buchenwälder dominieren. Auch die Bodenverhältnisse sind hier etwas besser, so dass im laufe eines Jahres eine durchaus interessante Pilzflora vorhanden sein durfte. Neben einigen Frischpilzen, vor allem Täublingen und Perlpilzen sorgten auch zwei Wölfe und eine Wildschweinfamilie mit Nachwuchs für Abwechslung. Da wir durch die Schwinzer Heide fuhren, schaute wir uns noch einige Sommersteinpilz – Stellen, die praktisch auf dem Weg lagen, an. Hier wurde schon geerntet, denn madige Pilze wurden in ihre Einzelteile zerlegt und teilweise stank es hier nach Verwesung, hervorgerufen von Sommersteinpilz – Leichen. Am Abend ging es noch kurz in die Venzkower Tannen eine Handvoll Pfifferlinge und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge holen. Auch einige Sommersteinpilze waren noch dabei. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Der beste Fund im Mühlenholz war der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmonarius), auch Sommer – Austernseitling genannt. Wie üblich, an einer alten, umgestürzten Rotbuche. Standortfoto am 28.06.2020 im Mühlenholz bei Plau am See.

Montag, 29. Juni – Der Startschuss in die diesjährige Sommersaison ist nun vollzogen. Die Speerspitze bildeten wie gewöhnlich Röhrlinge und einige Champignons. Allen voran Sommersteinpilze. Diesbezüglich dürften wir nun allmählich über dem Berg sein und wir befinden uns nun schon in ruhigerem, aber vielseitigerem Fahrwasser. Es ist kaum zu übersehen, dass die Pilzsaison 2020 eröffnet ist. Es wird also zunehmend bunter und vielfältiger in unseren Wäldern und vor allem Parkanlagen. Neben den beliebten Röhrlingen, von denen Rotfüßchen und Ziegenlippe auch schon oft dabei sind, gibt es nun auch häufig sehr schöne Perlpilze, aber auch die giftigen Pantherpilze, die zu Verwechslungen führen können. Täublinge sind schon recht artenreich vertreten und selbst frische Stockschwämmchen sind in zweiter Wachstumswelle in diesem Jahr erschienen. Auch der eine oder andere Parasol wurde schon gesichtet.

Sehr schöne Perlpilze (Amanita rubescens) konnte ich in den letzten Tagen immer wieder beobachten. Leider ist dieser gute Speisepilze oft vermadet. Standortfoto am 27. Juni 2020 in den Panzower Tannen..

Nun kommt es in erster Linie auf das Wetter an. Sollte es weiterhin gelegentlich regnen, könnte es sich an der Pilzfront stabilisieren. Der Röhrlingsschub dürfte abklingen und in ein eher gemächliches und vielfältigeres Frischpilzaufkommen übergehen. Stärkere Wachstumsschübe von Sommersteinpilzen sind zwar noch möglich, insbesondere in den östlicheren Regionen von M-V, wo die auslösenden Niederschläge später kamen oder in den schattigeren Buchenwäldern, die zunächst nicht viel angeboten haben. Auf den von mir kontrollierten Sandstandorten unter Eichen auf Sandboden scheint zunächst die Luft raus zu sein. Ich bin mit dem ersten Schub durchaus zufrieden und konnte bereits einen Grundstock für Weihnachtsbestellungen von getrockneten Steinpilzen anlegen. Hier gilt nun warten, bis wieder stärkere Niederschlagsereignisse eine neuerliche Auslöse zur Folge haben können. Am besten nach einer trockenen Hitzewelle, die mindestens ein bis zwei Wochen anhalten sollte, die aber den allgemeinen Aufbruch wieder zunichte machen würde und auch den Pfifferlingen keinen guten Dienst erweisen dürfte. Derzeit sieht es eher nach einer Westwetterlage für uns im Norden aus, wodurch immer wieder Regengebiete sowie Schauer und Gewitterstaffeln bei meist moderaten Temperaturen durchziehen. Bis zum 14. Juli können in Wismar im Mittel 30,5 Liter Regen fallen. Im Minimum 7,4 l/qm oder im Maximum 70,8 l/qm.

Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) am 28.06.2020 in den Venzkower Tannen am trockenen Waldrand unter Eichen, Kiefern und Birken, gemeinschaftlich mit Pfifferlingen, Perlpilzen, Scheidenstreiflingen und Pantherpilzen. Ein ganz vorzüglicher Speisepilz, aber gut durchgaren.

Der Lederstiel – Täubling (Russula viscida) ist eine Art der Gebirgsnadelwälder und kommt nördlich der Mittelgebirge nur sehr selten vor. Am häufigsten wurde er noch in Mecklenburg gefunden und bestimmt. Ich fand die Art bisher nur im Laubwald (Eiche). Ähnlich wie bei Heringstäublingen bräunt der harte, kompakte Stiel. Der ganze Pilz ist sehr fest und die Hutfarbe kann stark variieren. Von dunkelviolett über gelb, oliv bis hin zu rötlichen Einmischungen. In den Panzower Tannen am 27.06.2020 am Standort fotografiert.

Dienstag, 30. Juni – Nun liegt bereits ein weiterer Monat der Pilzsaison 2020 hinter uns. Er stellte den Übergang vom Pilzfrühling zum Sommeraspekt dar. Wir starteten zunächst sehr trocken, aber am 4. Tag des Monats gab es stellenweise einige nennenswerte, aber nicht überschwängliche Niederschläge. Am 13. Juni stellten sich streckenweise enorme Starkregenfälle im Zuge einer ausgewachsenen Gewitterlage ein. Weitere, regionale Regenfälle sorgten in der Folge für eine allgemeine Aufbruchstimmung. Zu Beginn des letzten Monatsdrittels eröffneten die Sommersteinpilze und Co. die sommerliche Pilzsaison. Regional, besonders in Parkanlagen und an einigen Eichenkannten legten sie einen fulminanten Einstand vor. Insgesamt aber hielt sich der erste Auftritt von Sommersteinpilzen im moderaten Rahmen. Das haben wir auch im Juni schon viel heftiger gehabt. Aber der Sommer ist noch lang und diesbezüglich könnte uns noch einiges geboten werden. Champignons blieben unter den Erwartungen. Sie reagierten sehr gelassen, da sie vom Spätsommer bis in den Spätherbst des vergangenen Jahres enormes geleistet haben. In den letzten Juni – Tagen wurde es dann immer vielfältiger in unseren Parkanlagen und Wäldern. Selbst erste Raritäten waren schon dabei, wie Christian Ehmke`s Sommertrüffel und ich fand am letzten Sonnabend während unserer öffentlichen Pilzwanderung den Lederstiel – Täubling. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle ein sehr seltener Sprödblättler, der nur in Mecklenburg eine kleine Häufung von Fundpunkten erfahren hat, aber auch bei uns zu den Seltenheiten zählt. Wir sind also ganz gut in den Sommer gestartet und mal sehen wie es weitergeht.

Der Fund des Monats, wenn nicht sogar des Jahres, war der Sommertrüffel (Tuber aestivum) von Christian Ehmke im Wismarer Stadtgebiet. Ich habe die Hypogäen in Scheiben geschnitten und getrocknet. Möglicherweise findet sich ja ein Feinschmecker, der diesen kleinen Gourmet – Schatz zu würdigen weiß.

Hier noch die möglichen Regenmengen für Wismar bis zum 15. Juli: Mittelwert: 36,2 l/qm, Minimum: 13,5 l/qm und maximal 76,5 l/qm. Damit hat sich die Niederschlagsprognose im Vergleich zu gestern etwas erhöht!

Weiter geht es unter „Wetter/Pilze Juli“ 2020.

21. mai 2020 – Radtour an Christi Himmelfahrt

Radtour am Salzhaf zum Herrentag

Eine Karte in Dreveskirchen mit einem Ausschnitt des Ostseeküsten Fernrad – Wanderweges.

An Christi Himmelfahrt habe ich zwei Fahrräder ausgeliehen, um mit Sohn Jonas bei herrlichem Wetter eine kleine Radtour von der Hansestadt Wismar entlang des Ostseeküsten – Fernradwanderweges in Richtung Kühlung zu unternehmen. Irena begleitete uns mit dem Auto und bewirtete uns etappenweise mit Speis und Trank. Hier einige Bilder:

Als Maskottchen bekam Pittiplatsch seinen Platz am Lenker. Er passt doch ganz gut zu mir!

Start war am Ortsausgang Redentin mit Irena und Jonas.

Das erste Etappen – Ziel, an der Brücke zwischen Groß Strömkendorf und Wodorf, ist erreicht und Irena erwartet uns mit einem Käffchen.

Gegenüber liegend die Redentiner Tannen. Mein Hauswald zur Jugendzeit. Legendär war hier der Steinpilz – Weg und meine 6 – 8 stündige Steinpilz – Route. Waren das Zeiten, einfach märchen- und traumhaft! Was habe ich hier Steinpilze rausgeschleppt!

Zwischen Dreveskirchen und Stove stopten uns auf einer Koppel diese Anis – Champignons.

Genau in Höhe der Stover – Holländermühle.

Kurz vor Teßmannsdorf und schon lange am Salzhaff angelangt, servierte uns Irena leckere Thüringer Bratwurst.

Es scheint zu schmecken. Foto: Irena.

Wald- und Wiesenlandschaft am Salzhaff bei Roggow.

Ein etwas betagter Stadt – Champignon in Rerik. Wir waren nun geschafft und fuhren die letzte Etappe mit dem Auto, denn das Gelände wurde nun anspruchsvoller.

Wir haben unser Ziel erreicht. Den Höhenzug der Kühlung mit dem höchstgelegenen Leuchtturm Deutschlands bei Bastorf.

Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze im Mai 2020

Gewitteraufzug unweit des Keezer Sees am 1. Mai 2020.

Freitag, 01. Mai (Internationaler Kampf- und Feiertag der Arbeiterklasse) – Und in der vergangenen Nacht hatten die Hexen und Teufel ihren großen Auftritt. Einmal im Jahr treffen sie sich bekanntlich in der Walpurgisnacht auf dem Brocken im Harz oder auf dem Hexentanzplatz oberhalb des Bodetals. Eigentlich stehen sie ja als Zauberer über allem irdischen, welches die Normalsterblichen beschäftigt. Diese aber stellten sich über die Falbel Wesen und verboten ihnen ihr Treiben angesichts der Kontaktbeschränkungen anlässlich der Corona – Krise. Sie durften ihre angestammten Plätze nicht anfliegen. So mussten sie sich maximal zu zweit andere Tanzplätze suchen. Also Augen auf in den nächsten Tagen und Wochen, denn es gilt die Hexenringe zu entdecken, an denen sie ausgelassen ihre Kreise drehten. Geregnet hat es nun in Mecklenburg recht ordentlich und so könnte es durchaus sein, dass doch noch der eine oder andere Hexenring von Maipilzen einen Versuch starten könnte. Großes erwarte ich diesbezüglich allerdings nicht mehr. Der Regen hätte wohl zwei Wochen früher einsetzen sollen. Allerdings können die Mai – Ritterlinge und die ebenfalls sehr schmackhaften Schild- und Blassen Pflaumen – Rötlinge durchaus bis Mitte Juni ihre Fruchtkörper ausbilden. Das ist genau der Aspekt, der nun beginnt (Frühling von Anfang Mai – Mitte Juni).

Nochmals zum Wetter. In der Walpurgisnacht hat uns wie angekündigt ein kompakteres Regengebiet überquert und vor allem Westmecklenburg reichlich Regen gebracht. Die Regionen zwischen Rostock, Schwerin, Lübeck und Hamburg liegen damit deutschlandweit ganz oben in der Regenbilanz. In Keez kamen in der Nacht 17 Liter vom Himmel. Hier noch einige 72 stündige Messwerte von heute Abend 20.00 Uhr: Goldberg 15 l/qm, Kirchdorf auf Poel 18 l/qm, Rostock/Warnemünde 20 l/qm, Schwerin 23 l/qm und Boltenhagen 37 Liter auf den Quadratmeter. Das ist schon recht ordentlich. Da die Niederschläge größtenteils konvektiver Natur waren, kann es innerhalb unseres Einzugsgebietes durchaus mal weniger, aber auch mehr gewesen sein. Auf jeden Fall ist Entspannung angesagt und wir harren der dinge, die da kommen.

Trotz des launischen April – Wetters fuhr ich gestern Abend noch kurz in den Wald. Ich dachte mir, ein Tagebuch – Foto von frischen Schuppigen Porlingen (Polyporus squamosus) würde mal wieder eine Pilzart zeigen, die auch in der Küche Verwendung finden kann. Das dachte sich auch ein Mykophag vor mir, denn es leuchteten mir etliche Schnittstellen entgegen. Am Fuß einer Esche fand ich schließlich diese kapitalen Exemplare mit ihrem typischen Geruch nach frischen Gurken. Die untere Traube hatte einen Durchmesser von mindestens 60 cm und war einige Kilo schwer. Bei so großen Exemplaren ist maximal noch der zartere Hutrand zu gebrauchen. Standortfoto am 01. Mai 2020 im Hellbachtal.

Sonnabend, 02. Mai – Unterkühlt, und bei wechselnder Bewölkung gab es heute wieder einige Schauer. Das geht auch noch bis einschließlich Montag so weiter, wobei diese allmählich schwächer und seltener werden. An Regen wird daher wohl nicht mehr viel zusammenkommen. Ein neues Hochdruckgebiet deutet sich an und die Tage werden im Verlauf wieder sonniger, aber kaum wärmer. Wir bleiben auf dem Temperatur – Niveau, wie wir es bis auf wenige Ausreißer, seit Wochen gewohnt sind. Also die Höchstwerte meist zwischen 10 und 15 Grad. Bei nächtlichem Aufklaren und Windstille geht es zumindest am Erdboden wieder häufiger in den Frostbereich. Und damit nicht genug. Im weiteren Verlauf wird es wohl von Nordosten immer kälter und die Eisheiligen kündigen sich an. Dann sind nicht nur bei uns im Norden, sondern auch in Süddeutschland empfindliche Nachtfröste angesagt. Dazu wird nur noch wenig Regen erwartet. Das Europäische ECMWF/Global Euro HD – Wetter Modell rechnet für Wismar bis zum 08. Mai nur knapp 4 Liter auf den Quadratmeter. Die zunehmend trockenkalte Luft und kaum noch Feuchtenachschub, in Verbindung mit den teils sehr kalten Nächten, stellen nicht gerade Pilzwetter vom feinsten dar. Zwar kommen Maipilz und Co. mit diesen Temperaturen ohne weiteres klar, aber die Luftmassen sind einfach nicht treibend und an sonnigen Stellen wird es sehr schnell wieder trocken, da die Verdunstung um diese Jahreszeit schon sehr hoch ist und auch die Pflanzen das gefallene Wasser sehr schnell abziehen.

Hier ein Rindenpilz, den ich gestern im klimatisch begünstigten Hellbachtal fotografiert habe. Wir finden den Lederighäutigen Fältling (Byssomerulius corium) vorzugsweise im feuchten Winterhalbjahr an toten Laubholz – Ästen.

Sonntag, 03. Mai – Heute wäre eigentlich unser diesjähriges Frühlingsseminar in Wiligrad, am Schweriner See, zu Ende gegangen. Aufgrund der Corona – Problematik und der sich daraus ergebenden Kontakt- und Reisebeschränkungen musste unser Pilzwochenende in Mecklenburg abgesagt werden. Zunächst gelten die Kontaktbeschränkungen, an denen nur maximal zwei Personen zusammen unterwegs sein dürfen, in M-V noch bis mindestens dem 10. Mai. In der Diskussion steht derzeit eine weitere Verlängerung dieser Regel, so dass ich gezwungen bin, meine Veranstaltungsplanung dem entsprechend anzupassen. Am kommenden Sonntag fällt also auch unsere geplante Vereinsexkursion aus. An den Mittwochsexkursionen kann zumindest ein Gast teilnehmen. Siehe unter Termine.

Heute Abend bin ich noch mit Irena nach Wiligrad gefahren, um ein wenig die Lage zu peilen, was uns eventuell entgangen sein könnte. Aber das war erwartungsgemäß nicht viel. Morcheln sahen wir keine, aber hier und da zeigten sich doch mal einige Frischpilze. Natürlich hätten wir in der Zeit von Freitag bis Sonntag einen weitaus größeren Exkursionsradius gezogen und mehr als zwei Augenpaare können natürlich auch einiges mehr entdecken. Fakt ist auf jeden Fall, ein Frühlingsseminar mit reichlich Morcheln wäre es keinesfalls geworden. Insofern bin ich nicht sonderlich traurig, dass unser frühlingshaftes Pilzwochenende in diesem Jahr leider ausfallen musste.

Was wir vergeblich suchten, konnte Christian Ehmke an diesem Wochenende nochmals entdecken. Von den wenigen Speisemorcheln (Morchella esculenta), die er finden konnte, soll dieses das sehenswerteste Exemplar gewesen zu sein. Ich denke, mit diesem schönen Foto können wir die Morchelsaison 2020 zu den Akten legen.

Montag, 04. Mai – Noch kurz zum Thema Morcheln. Natürlich kann es sein, dass auf Schredderbeeten in Anlagen möglicherweise in den nächsten Wochen noch Spitzmorcheln auftauchen. Die haben nicht so einen engen Wachstumskorridor, wie wir es von den Speise – und Käppchenmorcheln her kennen (Löwenzahnblüte). Spitzmorcheln sind noch bis Mitte Juni möglich.

Zur Wetterentwicklung: heute war sehr kalte Nordmeerluft wetterbestimmend. Es war allerdings ein über weite Strecken freundlicher und sonniger Tag. Morgen wird die Luft in der Höhe noch etwas kälter und daher auch labiler. Es können sich zahlreiche Schauer und Gewitter bilden. Diese werden meist aber nicht sonderlich stark ausfallen, so dass ich nicht mit größeren Regenmengen rechne. Im Wochenverlauf soll es dann immer sonniger und allmählich auch bei uns wieder etwas wärmer werden. Am Wochenende droht aber schon wieder der nächste Absturz. Eine markante Kaltfront bringt Polarluft aus dem hohen Norden. Wieviel Regen- , Schnee- und Graupelschauer sie dabei haben wird, muss abgewartet werden. Wir dürfen recht pünktlich die Eisheiligen erwarten. Aber das dürfte uns nicht wirklich treffen. Gefühlt haben wir, bis auf wenige Ausnahmen, die Eisheiligen schon seit Wochen zu Gast. Nachts ist jedenfalls wieder zunehmend mit Frost zu rechnen.

Die Niederschläge der vergangenen Tage zeigen bereits Wirkung. Hier sind es büschelweise Glimmertintlinge (Coprinus micaceus) die oberhalb der Hangterrassen des Schweriner Sees die Linsen unserer Augen und die meiner Kamera beglückten. Jung essbar, aber ohne Alkohol! Standortfoto am 03.05.2020 im Haushalt Forst.

Dienstag, 05. Mai – Heute jährt sich zum 5. mal der verheerende Tornado von Bützow. Auch unsere Steinpilz – Außenstelle in Keez ist damals knapp der Verwüstung entgangen, denn auch Teile von Brüel wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Ja, die Natur ist stärker als der Mensch. Das zeigt sich gerade auch wieder in der derzeitigen Corona – Krise. Tornados sind kleinräumige Ereignisse und gehören zum ganz normalen Wettergeschehen. Das neuartige Corona – Virus agiert weltweit und hat sich im Zuge der Globalisierung rasant über den Planeten ausgebreitet. Die Evolution steht nicht still und es werden immer neue Organismen entstehen und sich anpassen und verändern. Bei Viren scheint dieses schnell zu gehen, andere Lebewesen können sich nicht so schnell an Veränderungen anpassen. Und für gravierende Veränderungen in unserer Wohnstube sorgt in immer schnellerem Tempo das rücksichtslose, gewinnorientierte Wirtschaften des Menschen. Wenn dem nicht in kürzester Zeit ein Riegel vorgeschoben wird, droht uns bald viel schlimmeres und wir werden wohl alle nach Luft schnappen, wenn der Sauerstoff knapp wird und die Erde sich zum Treibhaus aufheizt. Dann droht nicht nur Corona – Patienten der Erstickunkstod. Diese Erkenntnis scheint nun sogar im konservativen Lager angekommen zu sein. Verwundert rieb ich mir heute Vormittag die Augen, als mir die Überschrift eines kleinen Artikels in der Ostsee – Zeitung in` s Auge fiel. „CSU – Minister mit Kapitalismuskritik“! Entwicklungsminister Gerd Müller plädiert für die Abkehr vom bisherigen „immer-weiter-schneller-mehr-Kapitalismus“. „Die Corona – Krise sei ein Weckruf an die Menschheit, mit unserer Natur und Umwelt anders umzugehen. Ein Auslöser der Pandemie liegt auch im Raubbau an der Natur, in der Rodung der Regenwälder“ – Und nicht nur dieser, meine ich. Genau meine Gedanken, aber dazu brauchte ich nicht die Erkenntnis der Corona – Krise, sondern diese These ist in meinem Kopf bereits seit mindestens 30 Jahren verankert. Damals, als ich vom real existierenden Sozialismus und den real existierenden Kapitalismus übernommen wurde. Bis vor kurzem galt jeder der so dachte in diesem System als Spinner oder als linksradikal. Die Grünen wurden Jahrzehnte gerade auch wegen ihres Engagements für die Umwelt vom christlich – konservativem Lager bekämpft und die Linke erst recht, weil die Beseitigung des Kapitalismus und mehr Gerechtigkeit unter den Menschen ihr oberstes Ziel ist.

Nun wachen auch die „Gottesgläubigen“ endlich auf? Gott ist nichts weiter wie die Natur, unsere Umwelt. Gott wird auf Teufel komm raus ausgeplündert und in den Kirchen werden immer die selben, hohlen Phrasen von Wiederauferstehung und Vergebung ihrer Sünden runtergebetet und gleich danach wird Gott, gerade auch von diesen Leuten, wieder mit Füßen getreten. Ich fürchte, trotz dieser bemerkenswerten Erkenntnis eines CSU – Politikers, wird sich nach dem Abflauen der Corona – Krise nicht viel ändern. Im Gegenteil, der Kapitalismus verschenkt nichts und wird sich die nun ausgereichten Hilfsgelder mehr als doppelt und dreifach zurück holen. Wir werden uns noch warm anziehen können. Und im konservativen Lager warten sicher schon Politiker vom Schlage eines Friedrich Merz, die dem Kapitalismus schon wieder auf die Sprünge helfen werden.  Sollte sich aber ein Minister wie Gerd Müller von der CSU mit seiner Erkenntnis durchsetzen, könnte es sein, dass ich erstmals in meinem Leben mein Kreuz auf dem Wahlzettel bei einer dieser Parteien setzen könnte. Aber das wird ganz sicher nicht geschehen, denn mein Herz wird bis zum Schluss grünrötlich – links schlagen und sich nicht schwarz einfärben lassen.

Ja, wenn die schwarzen allmählich rot werden. Da scheint diese Pilzart ganz gut zum Thema zu passen. Ziegelrote Kohlenkruste (Hypoxylon rubiginosum). Ein häufiger Pyrenomycet, der oft großflächig an totem Laubholz vorkommt, gern auch an Eschenholz. Die Holzkeulenverwandten sind mehrheitlich schwarz gefärbt, aber mitunter kommen auch rötliche Töne zum tragen, so wie derzeit wohl auch im schwarzen Lager der Politik. Standortfoto am 03.05.2020 im Haushalt Forst bei Wiligrad.

Mittwoch, 06. Mai – Ich habe mir eigentlich schon lange vorgenommen, mich nicht mehr zur Politik und dem Verhalten der Mächtigen zu äußern, da ich ohnehin nichts ändern kann. Es liegt in der Natur des Menschen, sich zu überschätzen und sich über alles Andere zu stellen. In der Gesamtheit, wie im einzelnen. Alle wollen nach oben, wollen Kariere machen und da spielt der ganz persönliche Egoismus die erste Geige und die jeweils installierten Macht -Systeme geben die Richtung vor. So ist jeder Emporkömmling darauf angewiesen, mit den Wölfen zu heulen, wenn sein Ansinnen gelingen soll. Das wichtigste dabei, die Geldbörse soll immer dicker werden. So funktioniert Machterhalt des jeweiligen Staates, aber auch der Fortschritt im negativen, wie im positiven. Diesbezüglich bin ich ein Außenseiter, denn ich habe nie eine Karriere im herkömmlichen Sinne angestrebt und auch die dicke Brieftasche, die ich durchaus gebrauchen könnte, um meinen Arbeitsplatz sicherer zu machen, war nie erstes Ziel meiner Bestrebungen und meines Antriebs. Mit dieser Einstellung ist man im Kapitalismus fehl am Platz. Das, welches ich derzeit immer noch machen darf und das fast wie durch ein Wunder geduldet wird, war schon mein Berufswunsch als Kind bzw. Jugendlicher. Ein Beruf oder besser, eine Berufung, die aber nicht viel zählt. Wer sich mit Pilzen beschäftigt, zumindest in der Form wie ich es tue, als Autodidakt und Laie, ist irgendwie aus einer anderen Welt. Gerne darf er, vorzugsweise im Herbst, mit Rat und Tat zur Seite stehen und im schlimmsten Fall auch bei Vergiftungen Patienten und Ärzten unter die Arme greifen. Wenn er Glück hat, ich gehöre nicht dazu, gibt es eine Handvoll Euro übers Jahr als Aufwandsentschädigung. An anderer Stelle wird das Geld im Überfluss in die Luft geschmissen. So musste nun der Profi (t) – Fußball endlich wieder an den Start gehen. Nicht des Sportes, sondern des Mammons wegen. So, nun soll aber Schluss sein mit den Unorthodoxen Ausschweifungen eines links angehauchten, grünen Vereinfachers, aber aus der Welt der Großpilze gibt es derzeit sowieso nichts weltbewegendes zu berichten.

Dennoch einige Worte zu meiner Mittwochsexkursion. Sie führte mich ein letztes mal in das Goldberger Messtischblatt. Also in MTB 2438/4. Ziel war der Sühringsbrook südlich Woosten. Ein kleineres, kompaktes Waldgebiet am sogenannten Grenzgraben und dem Bickbeerenmoor. Wie fast immer eine Mischung aus Laub- und Nadelwald bzw. Forst. Die Bodenverhältnisse möchte ich als sandig – lehmig bezeichnen. Bis auf drei Grünblättrige Schwefelköpfe, habe ich keine Frischpilze gesehen. Schichtpilze, Pyrenomyceten und Porlinge an Holz standen im Mittelpunkt meiner Kartierungsexkursion. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Der Top – Fund war für mich heute der Schönfarbige Kristallzystidenporling (Junghuhnia nitida). Zwar nicht gerade eine Rarität, aber dennoch keine häufige Art an Laubholz und darüber hinaus hübsch anzusehen. 06.05.2020 im Sühringsbrook.

Donnerstag, 07. Mai – Gedonnert hat es heute nicht, aber am Vormittag war es reichlich bewölkt. Erst gegen Mittag heizte die kräftige Mai – Sonne die Wolken weg und es wurde wieder ein freundlicher Tag. Donnerwetter ist hingegen am Wochenende im Süden Deutschlands angesagt. Zuvor wird warme Sommerluft aus dem Mittelmeerraum herangeführt und aus Norden nähert sich eine markante Kaltfront. So ist besonders dort am Sonntag noch Sommerwetter mit erwähnten, örtlichen Gewittern angesagt und am Montag darf der Schneebesen zum Einsatz kommen. Und das zumindest in höheren Lagen, aber auch im Flachland ist eine weiße Überraschung nicht ausgeschlossen. Das wird für die Südländer ein kleiner Schock werden. Für uns im ohnehin unterkühlten Norden wird das ganze nicht so dramatisch, denn kalt war es die letzten Tage auch. Morgen und am Sonnabend gehen die Temperaturen auch bei uns in einen angenehmeren Bereich, bevor wir ab Sonntag wieder in die arktische Kaltluft gelangen. Während in der Südhälfte bei Schauern und Gewitter und teils auch länger anhaltenden Niederschlägen im Bereich der Kaltfront, einiges an Wasser vom Himmel kommen sollte, können wir im hohen Norden in einzelnen Regen- und Graupelschauern höchstens mit einer minimalen Anfeuchtung der Oberböden rechnen. Dazu dürfte wieder ein trockenkalter Wind wehen. Von Pilzwetter sind wir also weit entfernt. Ob es Mitte oder Ende Mai auch bei uns wieder nennenswerte Regenfälle geben kann, steht derzeit noch in den Sternen.

Zu den besseren Arten, die ich gestern im Sühringsbrook finden, notieren, fotografieren und für die Ausstellung mitnehmen konnte, zählt auch diese Großporige Datronie (Datronia mollis). Standortfoto am 06.05.2020.

Freitag, 08. Mai (Tag der Befreiung) – Heute vor 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg in Europa. In der Hansestadt Wismar war schon am 2. Mai 1945 Schluss mit dem Wahnsinn. Von Südwesten, aus dem Raum Gadebusch, trafen an diesem Tag britisch-kanadische Truppen in Wismar ein und von Südosten, aus Richtung Bützow/Warin, rückte die Rote Armee auf Wismar vor. Bis zum heutigen Ortseingang Kritzowburg. Die Stadt wurde kampflos übergeben und führende Nazis hatten sich aus dem Staub gemacht oder wurden in Gewahrsam genommen. Am 07. Mai trafen sich der sowjetische Marschall Rokossoswki und der britische Feldmarschall Montgomery in Wismar. Wismar blieb noch einige Wochen in britisch-kanadischer Hand, bevor die Rote Armee die Stadt besetzte. Aber was hat das mit unseren Pilzen zu tun? Ich wollte doch nicht mehr so oft in die große Politik ausschweifen, aber offensichtlich gelingt es mir nicht.

Mein Vater ist Mecklenburger und wurde in Demen, zwischen Sternberg und Crivitz, geboren. Er war im 2. Weltkrieg als Soldat der Wehrmacht an der Besetzung Frankreichs beteiligt. Meine Mutter stammt aus der Slowakei, aus dem Hauerland. Der Ort heißt heute Vricko und liegt in den Karpaten. Vor wenigen Jahren besuchten wir den Heimatort meiner Mutter, von dem sie bis ans Lebensende immer wieder erzählte. Sie hat es nicht mehr geschafft, ihr geliebtes Münichwies, wie der Ort zu deutschen Zeiten hieß, zu besuchen. Zum Ende des Krieges wurde die deutschstämmige Bevölkerung aus der Region vertrieben und viele strandeten in Mecklenburg oder in Süddeutschland. Wo und wann sie meinen Vater kennenlernte, kann ich nicht sagen. Es wurde zu den Kindern darüber nicht viel erzählt. Auf jeden Fall bin ich ein Produkt dieser Ehe und ohne die Verwerfungen des 2. Weltkrieges und dem deutschen Expansions – Größenwahn unter Adolf Hitler gäbe es mich ganz sicher nicht. Die Liebe zu den Pilzen liegt in der Nähe des Geburtsortes meines Vaters bei Demen. Gelbe Teppiche von Pfifferlingen und große, rote Täublinge zum Fußballspielen im Kleinkindesalter haben die Initialzündung für meine Leidenschaft zu diesen Organismen entfacht und mich nie wieder losgelassen. Sie zogen und ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Und da das so ist, hat sich daraus auch der Steinpilz – Wismar entwickelt. Ohne diesen verdammten 2. Weltkrieg würde es in Wismar sehr wahrscheinlich keine Pilzberatungsstelle mehr geben und auch dieser Internet – Auftritt hätte nie stattgefunden. Ich weiß nicht, ob man so denken darf. Obwohl, denken kann und darf man natürlich alles, aber ob es richtig ist, solche Zusammenhänge herzustellen und zu veröffentlichen, weiß ich nicht. Zuviel Leid ist mit dieser Katastrophe über die Menschheit gekommen. Aber dieses Datum und natürlich auch der 1. September des Jahres 1939 haben  zumindest indirekt eine große Bedeutung für mich.

Heute besuchte ich den Hexenring von Maipilzen (Calocybe gambosa), dem ich bereits vor 2 Wochen, während der Trockenheit, einen Besuch abstattete. Der Ring ist nicht ganz geschlossen, mehr ein dreiviertel Ring und etwas abschüssig zu einer feuchten Senke hin. Im feuchteren hatten sich diese mastigen Pilze nach dem Regen weiterentwickelt, im trockneren und sonnigerem Bereich war damals bereits alles vertrocknet. Nun schiebt in Kirschgröße eine 2. Generation nach. Foto am Standort: 08.05.2020 Insel Poel.

Sonnabend, der 9. Mai – Allmählich treten immer weitere Lockerungen im Zuge der Einschränkungen zur Bewältigung der Corona – Pandemie in Kraft. Allerdings ist das einzige, verlässliche dabei, dass das, was heute beschlossen ist, morgen schon wieder der Schnee von gestern sein kann. Ich verfolge die aktuelle Entwicklung täglich im Corona – Ticker von NDR – Info, um irgendwie am Ball zu bleiben.

So wie vielen Menschen, die ein kleines Gewerbe oder ähnliches betreiben, geht es inzwischen auch bei mir an die Substanz. Ein Antrag auf Unterstützung an die Ehrenamtsstiftung Mecklenburg – Vorpommerns hatte die Gemeinnützige Gesellschaft im April gestellt und dieser wurde abgelehnt. Seit Beginn der Maßnahmen, Mitte März, läuft auch im Steinpilz – Wismar so gut wie nichts mehr. Keine Ausstellung, obwohl wieder geöffnet, ist von Interesse, keine Beratungen, aber es wachsen ja ohnehin kaum Pilze. Einzig ab und an holt sich jemand ein Tütchen Trockenpilze für den Sonntagsbraten oder für den Gulasch. Das war`s dann auch schon. Kaum Einnahmen, bei laufenden Kosten. Fast alle Veranstaltungen musste ich in diesem Jahr bisher absagen und das geht zunächst auch noch so weiter. Aktuell gelten nur leicht erweiterte Kontaktbeschränkungen bis zum 5. Juni. Ich werde also weitere Termine auf meinem Veranstaltungskalender stornieren müssen. Bis auf die Mittwochsexkursionen, wo theoretisch eine weitere Person, außer meiner Wenigkeit, teilnehmen dürfte. Demnächst, so habe ich es gestern gelesen, können kleinere Veranstaltungen wieder erlaubt werden. Für jede dieser Veranstaltungen ist beim Gesundheitsamt ein Antrag auf Genehmigung zu stellen. Da werden sicher meine Pilzwanderungen das letzte sein, was in die Antragsbearbeitung gelangt, da eher belanglos. Aber belanglos sind diese sicher nicht, gibt es doch kaum etwas sinnvolleres und gesünderes, gerade auch im Hinblick auf die Infektionsgefahr, wie durch die Natur und unsere Wälder zu wandern.

Wie dem auch sei, unser Oberindianer, um mit den Worten von Udo Lindenberg zu Agieren, also der hauptamtliche Landespilzsachverständige von Mecklenburg – Vorpommern, Dr. med. Oliver Duty, ist Angestellter des Landes – Gesundheitsamtes, in dem alle offiziellen Pilzberater unseres Bundeslandes organisiert sind. Ein Anfrage, wie die öffentlichen  Pilzwanderungen zukünftig zu handhaben sind, habe ich gestern an ihn gerichtet. Es sollte wichtig sein, dass auch für uns von oberster Stelle eine einheitliche Richtlinie aufgestellt wird. Da die meisten Pilzberater nur sehr spontan im Herbst mal die eine oder andere pilzkundliche Sammelaktion starten, möchte zumindest ich, mit meiner durchorganisierten Veranstaltungstätigkeit, eine Richtschnur haben, wie es zumindest grundsätzlich in dieser Krise weitergehen kann. Gestern meldete sich die Pressestelle der Hansestadt Wismar bei mir, weil sie ihren Termin – Kalender der Situation anpassen muss und die öffentlichen Wanderungen und unsere Großpilzausstellung im Herbst auch dort gelistet sind. Auch hier habe ich zunächst bis zum 5. Juni absagen erteilt. Nun hoffe ich auf eine verbindliche Antwort vom Landesgesundheitsamt. Allerdings  ist Oliver nicht nur für die Pilzberatung zuständig, sondern sein Hauptaufgabenbereich ist die Krankenhaus – Hygiene und da dürften in dieser Zeit ganz andere Probleme im Vordergrund stehen.

Nun wird es wieder spannend, denn es zeigen sich die ersten Anzeichen unserer Orakel – Pilze, frische Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus). Hier an einer Robinie auf der Insel Poel, gestern fotografiert. Sollte es während ihrer ersten, diesjährigen Wachstumswelle im Frühling, viele von ihnen geben, können wir von einem eher durchwachsenen bis schlechten Pilzjahr 2020 ausgehen. Hoffen wir also, dass bis Mitte Juni nicht all zu viele „Hähnchenschnitzel für Vegetarier“ unsere Augen und Gaumen erfreuen.

Sonntag, 10. Mai – Heute stand eine Vereinsexkursion auf dem Programm. Die durfte natürlich nicht mit mehreren Pilzfreunden stattfinden, so dass ich am Nachmittag alleine diesen Termin absolvierte. Eine Ostseeküsten – Exkursion auf der Insel Poel. Von Schwarzer Busch in Richtung Gollwitz. Immer dem Küstenschutzwald entlang. Eigentlich gerade um diese Jahreszeit ein lohnendes Revier wegen guter Maipilz – Aussichten. Heute war diesbezüglich nichts zu machen. Der Regen hatte die Vegetation sehr üppig sprießen lassen, so dass es über weite Strecken sehr hoch verkrautet war. Auch die vielen, von den letzten Winterstürmen geworfenen Bäume, behinderten sehr. Es war schon ein ordentlicher Kraftakt, abseits des Wanderweges durch das Holz zu kommen. Ich bin einige Jahre nicht mehr auf dieser Ecke gewesen und es hat sich viel verändert. Der Küstenwanderweg ist eigentlich komplett gesperrt, wegen zu hoher Abbruchgefahr an der Steilküste. Und ich hatte richtig Mühe, die mir von vorjährigen Exkursionen bekannten Standorte von teils sehr ergiebigen Hexenringen von Maipilzen wieder zu finden. Außerdem war durch die lange Trockenheit auch kaum Hoffnung auf Erfolg. Frischpilze gibt es hier an sich im Frühling reichlich, nicht nur Maipilze. Heute war es allerdings sehr dürftig. Grünblättrige Schwefelköpfe gab es im Eichenpark Schwarzer Busch und im Küstenschutzwald drei Rehbraune Dachpilze, mir unbekannte Mürblinge und auch mal einen Tintling. Zudem gibt mir ein Porlingsfund Rätsel auf.

Vom Wetter her hatten wir heute auch an der Küste nochmal Glück. Die Kaltfront hatte sich verzögert, da von Süden die Warmluft noch einmal weit nach Norden verfrachtet wurde. Nun rückt sie aber nach Deutschland herein und wird nach dem Sommer – Feeling von heute für längere Zeit dafür sorgen, dass wir uns wieder warm anziehen können. Länger bleibt uns nun wohl die kalte Nordströmung erhalten. Mit ihr wird die kälteste Luft herangeführt, die zu dieser Jahreszeit überhaupt möglich ist. Nachtfröste gehören nun wieder zur Tagesordnung und Regen ist für uns Nordländer, bis auf einige Schauer, die sich in der Kaltluft bilden können, kein nennenswerter in Sicht. In der Mitte und im Süden von Deutschland kann es heute Nacht und morgen gebietsweise kräftig schütten, später vielleicht sogar Schneien!

Drei, schon etwas mitgenommene Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus) heute auf der Insel Poel. Da sie so mitgenommen waren, nahm ich sie natürlich auch nicht für unsere Ausstellung mit und für den Kochtopf waren sie erst recht nicht mehr zu gebrauchen, wie unschwer zu erkennen ist.

Montag, 11. Mai – Im Zuge der Kaltfront hat es in der vergangenen Nacht etwas geregnet. Die Mengen beliefen sich zwischen 1 und 3 l/qm. Nicht der Rede wert und der starke Nordwind, der den ganzen Tag über blies, hat alles gleich wieder abgetrocknet. Die arktische Polarluft hat sich nun durchgesetzt und wird sich sehr wahrscheinlich die ganze Woche über halten. Morgen soll in der Nordströmung ein kleines Feuchtegebiet eingelagert sein, so dass es bei uns in M-V und auch in Schleswig – Holstein einige Schauer geben kann. Prognostiziert werden im Mittel knapp 3 l/qm. Minimal 1 Liter bis höchstens 8 Liter sind möglich. Dazu weht weiterhin ein starker Wind. Auch das wird also nicht viel bringen und diese Luftmasse ist ohnehin nicht geeignet um unsere Pilze aus der Reserve zu locken. Trotzdem kann an geschützten Stellen noch der eine oder andere Maipilz oder Schild – Rötling das Licht der Welt erblicken. Mitte Mai können in der Regel auch die ersten Röhrlinge zu erwarten sein. Im wärmeren Südwesten sind zumindest die Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge bereits gesichtet worden. Wer unbedingt auf eine frische Pilzmahlzeit aus ist, sollte seine bekannten Standorte vom Schwefelporling kontrollieren, denn hier setzt jetzt sein Frühlingswachstum ein.

Diese büschelig wachsenden Mürblinge habe ich gestern im nährstoffreichen Küstenschutzwald zwischen Schwarzer Busch und Gollwitz, auf der Insel Poel, gefunden und am Standort fotografiert.

An guter, bebilderter Fachliteratur zur Gattung Psathyrella steht mir nur das Pilzkompendium , Bd. 2 von Erhard Ludwig zur Verfügung. Das „nur“ soll nicht abwertend gemeint sein, denn dass was Erhard Ludwig zu Lebzeiten mit seinem mehrbändigen Pilzkompendium geschaffen hat, ist ein großer Schatz für die Mykologie und jedem Feldmykologen wärmstens zu empfehlen. Allerdings muss man etwas tiefer in den Geldbeutel greifen, denn es ist kein Pilzbuch für den normalen Speisepilzsammler, die deutlich preiswerter zu haben sind. Hier sind allerhand Mürblinge vorzüglich gezeichnet und ausführlich beschrieben. Vielleicht nicht alle Arten, aber zumindest doch ein umfangreicher Überblick über die wichtigsten Vertreter dieser schwierigen Gattung und ihrer Formenvielfalt. Eine Psathyrella ist mit etwas Erfahrung meist leicht zu erkennen, aber, bis auf die gängigen Arten, nicht einfach zu bestimmen. So habe ich mich ausführlich mit dem Fund beschäftigt und bin wieder zu der bereits im April im Prosekener Grund gefundenen Psathyrella pannucioides, dem Behangenen Büschel – Mürbling gekommen. Beim ähnlichen P. multipedata stimmen die Mikromerkmale nicht überein.

Hier die Pilze nochmal im „Steinpilz“ fotografiert. Sporen und Zystiden stützen meine Vermutung. Eine Mikroaufnahme ist im April – Tagebuch zu sehen.

Siehe auch hier:

Coprinopsis-pannucioides

Dienstag, 12. Mai – Heute ist der Gedenktag des heiligen Pankratius, eines frühchristlichen Märtyrers. Er ist Teil einer Reihe von heiligen Gedenktagen vom 11. – 15. Mai und gehört somit zu den Eisheiligen. In diesem Jahr nehmen es die Gestrengen Herrn und eine unterkühlte Dame sehr genau und halten sich an die ihnen zugedachte meteorologische Singularität. Zwar ist wohl die Regel der Eisheiligen auf eine mitteleuropäische Kälteperiode im Mittelalter zurückzuführen, aber auch heute kommt es bis Mitte Mai immer noch häufig zu Kälterückfällen mit Nachtfrostgefahr. Am 11. Mai gedenken wir dem Mamertus, Bischof von Vienne. Am 13. Mai Servatius, Bischof von Tongeren, am 14. Mai führen uns die Gedanken zum frühchristlichen Märtyrer Bonifatius und ganz zum Schluss, am 15. Mai, kommt dann noch ein Weibchen daher, die kalte Sophia, frühchristliche Märtyrerin und Mutter dreier geweihter Jungfrauen. So werden wir uns noch einige Tage an diese Herrschaften erinnern müssen, denn bis mindestens zum Wochenende haben sie unser Wetter noch fest im Griff. Erst im laufe der kommenden Woche sollten sich die Temperaturen allmählich erholen.

Der heilige Pankratius brachte uns heute wie erwartet einige kurze Schauer und auch Graupel – Gewitter, aber mengenmäßig nicht der Rede wert. Auch in den nächsten Tagen bleiben wir in der nördlichen Anströmung, wobei uns ein Skandinavien – Tief immer mal einige Schauer bescheren kann. So werden zumindest die Oberböden kurz mal angefeuchtet, aber richtiger, flächiger und ergiebiger Regen ist auch in den mittelfristigen Modelläufen für uns im Norden nicht auszumachen. Damit dürfte wohl allmählich feststehen, dass auch der Wonnemonat für uns Pilzfreunde sehr bescheiden ausfallen dürfte.

Für zarte Kleinarten, so wie diesem solitär – Tintling (Coprinus spec.), dürfte die Oberflächenfeuchtigkeit durchaus ausreichen. Für größeres bräuchten wir in absehbarer Zeit aber tiefergründigere Durchfeuchtung. Standortfoto am 10.05.2020 im Küstenschutzwald auf der Insel Poel.

Mittwoch, 13. Mai – Der heilige Servatius brachte uns heute in weiter sehr unterkühlter Luft zeitweise schauerartige Regenfälle. Vorübergehend regnete es in Wismar Bindfäden und das gerade zu der Tageszeit, als ich zu meiner Mittwochsexkursion aufbrechen wollte. Ein Blick in` s Regenradar zeigte weitere Schauergebiete, die durchziehen können. Da es kein Vergnügen ist, schon durchnässt im Exkursionsgebiet bei spätwinterlichen Temperaturen anzukommen, entschloss ich mich zu Büro – Arbeit im Info – Zentrum und werde die Exkursion morgen nachholen. Zwar wäre morgen ganztägig Sprechzeit, aber gegen Mittag hat sich zu hause der Schornsteinfeger angesagt. So werde ich im Anschluss die Mittwochsexkursion von heute nachholen und der Steinpilz – Wismar geschlossen sein. Aber es ist ohnehin nichts los. Seit Beginn der Corona Krise herrscht absolute Flaute. Allmählich wird es auch bei mir eng. Ein Hilfeantrag über die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar an die Ehrenamtsstiftung wurde leider abgelehnt. Nun wurde mir doch noch angeraten, einen Antrag auf Soforthilfe für bedürftige Soloselbstständige zu stellen. So machte ich mich heute daran und habe einen Entwurf fertig, der noch von kompetenterer Seite begutachtet werden muss. Ich fürchte allerdings, auch dieser Versuch wird zum Scheitern verurteilt sein, da ich mit unserer eigenartigen, einmaligen und ungewöhnlichen Pilzberatungsstelle in keine gängige Schublade passe. So wird es immer fraglicher, ob der Steinpilz – Wismar dieses Jahr überstehen wird.

Wie dem auch sei, so hatte die unfreiwillige Regenpause auch ihr Gutes und gut ist der Regen sowieso. Es waren zwar keine großen Mengen, aber immerhin. Während im schon lange warmen Südwesten Deutschlands die ersten Sommerpilze wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, Perlpilze und selbst Sommersteinpilze durchstarten, würden wir uns freuen, wenn wenigstens die Maipilze noch ein wenig in Schwung kommen könnten.

Maipilze (Calocybe gambosa) am 08.05.2020 am Standort fotografiert.

Donnerstag, 14. Mai – Am Vormittag öffnete ich doch noch unser Info – Zentrum um die nötigsten Tages – Formalitäten zu erledigen. Mittags ging es nach Hause und der Schornsteinfeger ließ zum Glück nicht lange auf sich warten. Danach startete ich in das Naturschutzgebiet Warnow – Durchruchstal bei Karnin. Es gehört zum 1. Quadranten im Messtischblatt 2335 = Langen Brütz. Ich holte somit meine gestrige Mittwochsexkursion nach, die wegen des regnerischen und kalten Wetters am Vortag ausgefallen war. Der heilige Bonifatius zeigte sich heute deutlich versöhnlicher. Es war zwar weiter außerordentlich frisch, aber besonders am Nachmittag zunehmend sonnig. Da das Warnowtal bei Karnin teils tief in die umgebende Landschaft eingeschnitten ist, war von den kühlen Verhältnissen drumherum hier nicht viel zu spüren. Die Sonne heizte kräftig rein und ich hatte ideales Exkursionswetter in einer außerordentlich schönen Landschaft. Wirklich ein Geheimtipp für Naturliebhaber, einfach phantastisch. Das in eine Grundmöränenlandschaft eingebettete Warnowtal, mit Buchen bestandenen Steilhängen, wechselt mit Auwaldbereichen, Trockenhängen mit lockeren Weißdorn – Büschen und Feuchtwiesen sowie wertvollen Mooren, um dessen Erhalt sich der Biber kümmert. Teils sandigere Kiefern- und Ginsterheide. Der kleine Ort Karnin liegt im Talgrund und wenn es in Mecklenburg tatsächlich noch Orte geben sollte, in denen kaum Zivilisationslärm wahrzunehmen ist, dann ist es hier. Während das Warnow/Mildenitzdurchbruchstal bei Sternberger Burg sehr bekannt ist und von vielen Besuchern frequentiert wird, herrscht hier eine paradiesische Ruhe. Nun war ich natürlich auch zu einer Jahreszeit hier, wo die frisch erblühende und ergrünende Natur im strahlenden Sonnenschein kaum noch an Schönheit zu überbieten ist. Selten bin ich in einer so tollen Landschaft unterwegs gewesen. Die dortige Naturschutzstation bietet auch Übernachtungen an. Sowohl für Privatleute, Schulen, Naturwissenschaftliche Seminare und ähnlichem. Zu sehr günstigen Konditionen! Ich werde Tuchfühlung aufnehmen und vielleicht könnte es bald ein Ort für unsere Pilzseminare sein. Im Frühling, weil viele Morchel – Reviere von hier aus in Reichweite sind und im Herbst sowieso, da es ohnehin überall Pilze gibt und hier sicher auch ganz tolle Arten vorkommen. 

Das NSG Warnowdurchbruchstal bei Karnin am 14.05.2020.

Vom gestrigen Regen war hier allerdings nichts nennenswertes angekommen. Es war oberflächlich recht trocken und Frischpilze hielten sich erwartungsgemäß sehr zurück. Aber die so zahlreichen Weissdörner in diesem Gebiet sollten gerade um diese Zeit nicht außeracht gelassen werden. Es hatte ja vor geraumer Zeit auch hier etwas ergiebiger geregnet, so dass trotz oberflächlicher Trockenheit hier was möglich sein sollte. Bei gezielter Nachsuche wurde ich auch fündig.

Weißdorngebüsche, Schlehenhecken oder Obstbäume sind Mitte Mai eine lohnende Adresse für einen der schmackhaftesten Speisepilze des Frühlings, des Schild – Rötlings (Entoloma clypeatum). Sein zarter Mehlgeruch ist nicht so aufdringlich wie der des Maipilzes und achtet man auf Standort und Jahreszeit, ist er höchstens mit dem ebenfalls essbaren und am selben Standort, zur selben Zeit vorkommenden Blassen Pflaumen – Rötling zu verwechseln. Standortfoto am 14.05.2020 im Warnowtal bei Karnin.

Freitag, 15. Mai – Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön, dass fast alle Mitglieder in der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. ihren Jahresbeitrag für 2020 eingezahlt haben und ein ganz besonderes Dankeschön für einige zusätzliche Spenden, die wir im noch jungen Jahr erhalten haben. Die Corona – Krise wird auch für den Steinpilz – Wismar zur Herausforderung. Die Vereinsbeiträge und Spenden dienen als kleine Rückendeckung und werden beispielsweise für nötige Ausgaben verwendet. So hat mein alter Kopierer den Geist aufgegeben und am Montag kommt ein neues Multifunktionsgerät. Die Hauptuntersuchung für meinen Dienstroller steht jetzt im Mai an, die Kosten übernimmt die Gemeinnützige Gesellschaft. Auch die jährlichen Versicherungskosten werden von den Vereinsbeiträgen und Spenden finanziert. Das Mykologische Informationszentrum mit den dazugehörigen, laufenden Kosten, muss ich als Hartz IV – Auftstocker selbst tragen. Das sind mindestens 500.00 € monatlich. Seit dem 11. März habe ich 61.00  € eingenommen!!! Alles musste abgesagt werden. Wäre da nicht noch ein Fischereischeinlehrgang, der aber zur Zeit ebenfalls unterbrochen ist, und einiges an Kleingeld, welches ich über die Jahre von Eintrittsgeldern oder Imbiss – Geschäften in Sparbüchsen gesammelt habe, hätte ich schon jetzt meine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können. Ein Antrag über finanzielle Hilfe bei der Ehrenamtsstiftung, gestellt durch die Gemeinnützige Gesellschaft, wurde abgelehnt. Nun habe ich heute noch als Nachzügler einen Antrag auf Soforthilfe an das Landesförderinstitut Mecklenburg – Vorpommerns gestellt, in der Hoffnung, hier etwas unbürokratische Unterstützung zu erhalten. Ich fürchte allerdings, dass auch dieses Gesuch abschlägig beschieden werden wird, da ich seit Jahren durch ALG II – Bezüge dem Staat auf der Tasche liege.

Noch kurz zum Wetter: die kalte Sophia ist der/die letzte Eisheilige in diesem Jahr. Wolkenverhangen und sehr kühl zeigte sie sich in Mecklenburg. Nun dürfte es endlich aufwärts gehen, sollte man meinen. Aber die Großwetterlage will davon bei uns im Nordosten nicht viel wissen. Während es in den nächsten Tagen in der Südwesthälfte Deutschlands wieder deutlich wärmer werden dürfte, werden wir wohl kaum die 20 Grad erreichen. Die Wettermodelle sind sich derzeit über die mittelfristige Wetterentwicklung noch nicht so richtig einig, aber für uns im Nordosten sieht es wohl auch für längere Zeit eher kühl aus. Regen ist zwar in M-V in den nächsten Tagen immer mal ein wenig möglich, allerdings keine ergiebigen Mengen. Aber immerhin, in anderen Regionen, so in der Mitte Deutschlands, sieht es noch weitaus trockener aus.

Hier noch einmal die Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum) von gestern im Warnowtal bei Karnin. Ihr rötliches Sporenpulver ist ansatzweise auf einigen Hüten und Stielen sichtbar. Gut zu sehen ist auch, dass sie zu den Faserblätterpilzen gehören. Die schmackhaften Frühlingspilze sollten aber ausreichend erhitzt werden, da sie roh giftig sind!

Sonnabend, 16. Mai – Heute Mittag um 12.00 Uhr wurde der Mai geteilt. Wir haben also Halbzeit des Wonnemonats. Eine Wonne war er zumindest bei uns im Nordosten bisher kaum. Weder von den Temperaturen, noch vom Pilzaufkommen her. Die Trockenheit hat sich zwar etwas entspannt, aber größeres ist bei uns zunächst nicht zu erwarten. Für erste Sommerpilze, wie einige, frühe Röhrlinge, dürfte es im wesentlich zu kalt sein und für die wichtigsten Frühlingspilze sieht es auch nicht rosig aus. Allerdings scheinen die zurückliegenden Regenfälle zumindest örtlich ihre Wirkung zu entfalten. So wurden mir heute in der Pilzberatung sehr schöne und frische Maipilze vorgelegt. Sicher werden nicht alle Mycelien Fruchtkörper hervorbringen, aber zumindest an begünstigten Standorten sollte man jetzt fündig werden können. Auch scheint nun nach Wochen der Stagnation wieder etwas Bewegung bei den Menschen aufzukommen. So hatte ich heute neben der Pilzberatung erstmals einige Interessenten, die sich die Pilzausstellung anschauten.

Hier einmal ein überaus häufiger Saprophyt an totem Laubholz. Der Striegelige Schichtpilz (Stereum hirsutum). Standortfoto im Warnowtal bei Karnin am 14.05.2020. Striegelig, filzige Oberfläche und im Kontrast dazu die schön orangefarbige Unterseite.

Sonntag, 17. Mai – Heute bin ich mit Irena nochmal in das Warnowtal bei Karnin gefahren. Wir schauten uns das Gelände der Naturschutzstation an und den interessanten Bereich an den Warnowbrücken, wo früher auch eine Wassermühle stand. Das weitläufige Gelände der Naturschutzstation ist bestens für unsere, möglichen Pilzwochenenden in Mecklenburg geeignet. Es gibt 25 Schlafplätze, in beschränkter Zahl können Wohnmobile oder auch Zelte Platz finden. Ein Parkplatz im Innengelände ist vorhanden und auch Sitzecken mit Feuerstelle. Eine Küche kann genutzt werden, allerdings mit Selbstverpflegung. Das würde zumindest Frühstück und Abendbrot in Eigenregie bedeuten. Zum Mittag könnte man in eine Gaststätte mit Vorbestellung im nahen Kleefeld einkehren. Aber das alles ist Zukunftsmusik und dürfte, wenn alles so klappt, so wie wir es uns vorstellen, frühestens im nächsten Jahr konkreter werden.

Im Anschluss fuhren wir in die Landeshauptstadt, um einige Plätze von Maipilzen zu kontrollieren. Das Unterfangen war durchaus von Erfolg gekrönt, aber keinesfalls in der Ergiebigkeit eines pilzreichen Frühlings. Längst nicht alle kontrollierten Mycelien waren besetzt, dafür aber ein etwas schattigeres Plätzchen im Gebüsch und am Grunde eines Abhanges. Hier füllte sich dann ein mittelgroßer Weidenkorb mit mehreren Kilo Inhalt dieses beliebten Frühlingspilzes.

Schließlich ging es noch in den Haushalt Forst zwischen Zickhusen und Drispeth. Hier sollte am Vortag eine öffentliche Lehrwanderung hinführen, die wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona – Problematik leider ausfallen musste. Wir drehten eine kleine Info – Runde und dürfen vermelden, es ist uns wohl nicht all zu viel entgangen.

Dafür, dass an einigen Plätzen absolut nichts zu sehen war, konnten wir an erwähnter Stelle um so schönere Maipilze (Calocybe gambosa) einsammeln. Dick, schwer und mastig. Die jüngsten von ihnen schoben wie junge Steinpilze aus der Laubstreu. 17.05.2020 in Schwerin.

Montag, 18. Mai – Die Eisheiligen sind nun endgültig Geschichte. Die Luft ist milder und feuchter geworden und nächtliche Bodenfröste dürften wohl bis zum nächsten Herbst Geschichte sein. Allerdings tun sich die Temperaturen auch weiterhin schwer in Richtung sommerlich zu tendieren. Das gilt für den Nordosten, also ganz besonders auch für Meck – Pomm. Im Südwesten und Westen der Bundesrepublik kann hingegen in Richtung Herrentag sogar der Hochsommer mit knapp 30 Grad im Schatten anklopfen. Am Wochenende droht mit einer neuerlichen Kaltfront allerdings wieder ein Temperatur – Sturz. Dieser soll mit teils gewittrigen Regenfällen einher gehen. Große Wassermengen sind aber nicht zu erwarten. Immerhin ist es in unserem Einzugsgebiet nicht mehr ganz so knochentrocken, da es in letzter Zeit immermal etwas geregnet hat. Und dieses leicht wechselhafte Wetter mit einigen Schauern wird wohl auch im Verlauf erhalten bleiben. Möglicherweise bekommt der Sommer in Richtung Monatsende auch mal die Kurve bis zu uns an die Küste. Einige warme Tage und dann kräftige Regenfälle, könnten den ersten Röhrlingsschub hervorlocken. Insbesondere Sommersteinpilze haben bei uns ein enormes Nachholebedürfnis. Wenn die Witterung in den nächsten Wochen und Monaten mitspielen sollte, könnte diesbezüglich einiges zu erwarten sein. Aber derzeit sollte der Fokus noch auf Frühlingsarten wie Maipilze, Schild – Rötlinge oder Schwefelporlinge gerichtet werden, denn wie oben und unten zu sehen, kann das durchaus von Erfolg gekrönt sein.

Von diesem Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) hatte sich schon jemand ein Scheibchen abgeschnitten. Ich fürchte, es war nicht mehr besonders gaumenfreundlich, da schon recht verfestigt. Geht man mit dem Messer durch die Konsolen, sollte das Schneidewerkzeug wie durch Butter durch den Pilz gleiten. Standortfoto am 17.05.2020 im Bauernbusch bei Langen Brütz.

Ein Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) zwängt sich durch eine Ritze der hier verlegten Gehwegsteine in der Wismarer Kanalstraße. Standortfoto am 19.05.2020.

Dienstag, 19. Mai – Allmählich wird es etwas vielfältiger in Bezug auf Frischpilze. So wurden mir heute in der Pilzberatung auch Blasse Pflaumen – Rötlinge und Anis – Champignons vorgelegt. Gefunden unter Weißdornhecken und im bewaldeten Küstenstreifen des Klützer Winkels. Insbesondere von den schmackhaften Champignons wurden etliche Exemplare gefunden. Heute Abend konnte ich dann auch Stadt – Champignons auf einem Bürgersteig in unmittelbarer Nähe zu meiner Yamaha – Werkstadt in der Wismarer Kanalstraße finden. Für mein Dienstfahrzeug war heute die Hauptuntersuchung fällig. Am Abend holte ich das Fahrzeug wieder ab und stollperte fast über die Pilze. Einige Champignons haben also zum ersten Schub in diesem Jahr angesetzt. In der Regel starten dann auch die Röhrlinge durch. Aber Durchstarten ist wohl nicht der richtige Ausdruck, da ich finde, es hätte im Vorfeld deutlich wärmer sein müssen. Nichtsdestotrotz wird sicherlich hier und da schon mal ein erster Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz oder Fahler Röhrling das Licht der Welt erblicken. Eher halte ich aber erste Rotkappen und vieleicht auch Birkenpilze für möglich. Ich denke, diese Rauhfuß – Röhrlinge brauchen es nicht sonderlich warm und besonders Rotkappen kommen auch mit trockeneren Verhältnissen ganz gut zurecht. An Sonderstandorten, unter Kiefern, könnte vereinzelt auch ein Butterpilz möglich sein.

Vermutlich handelt es sich um den Weißen Anis – Champignon (Agaricus arvensis) der mir heute in der Pilzberatung von einem unserer Vereinsmitglieder vorgelegt wurde und den ich auf dem Hof der ABC Straße 21 fotografiert habe. Sehr guter Speisepilz.

Das Wetter bis Ende des Monats wird zwar nicht optimal sein, aber wenigstens bekommen wir ab und zu immer mal etwas Regen. Das nächste Nass ist für das kommende Wochenende berechnet. Das Global Euro (ECMWF) berechnete heute Abend für Wismar bis zum 2. Juni im Mittel 18 Liter. Minimal 4 Liter und maximal 50 Liter auf den Quadratmeter. Hoffen wir, dass wenigstens der errechnete Mittelwert so eintreten möge. Das wird dann nichts großes bewirken, aber immerhin die Möglichkeit aufrecht erhalten, das zumindest der eine oder andere Frischpilz seine Fühler ausstrecken sollte.

Und hier noch ein weiterer Stadt – Champignon (Agaricus bitorquis) aus der Kanalstraße. Er stand etwas günstiger am Rande des Bürgersteigs. Die massigen und festfleischigen Egerlinge sind in der Lage selbst Asphaltdecken aufzusprengen, sollte man ihren Standort damit versiegeln. Auch er ist ein ausgesprochen würziger Speisepilz, zumindest wenn er nicht, so wie hier, an belasteten Standorten fruktifiziert. 19.05.2020.

Mittwoch, 20. Mai – Die heutige Mittwochsexkursion fand im 2. Quadranten des Messtischblattes Langen Brütz statt. Dazu traf ich mich um 10.00 Uhr mit einem Pilzfreund und Vereinsmitglied aus Bützow am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Von hier aus fuhren wir in die Ortschaft Kritzow. Bei angenehm sonnigem Wetter exkursierten wir durch die Kritzower Berge und dem integrierten Glasermoor. Das Gebiet gehört zum Naturpark Sternberger Seenland. Wir folgten den gut ausgeschilderten Wanderwegen und dem archäologischen Lehrpfad. Schautafeln vermitteln hier viel wissenswertes über Ökologie und früherer Nutzung des Areals. Bis auf zwei Mai – Schönköpfe konnten wir keine weiteren Frischpilze ausmachen. Ein Bericht folgt in Kürze.

Während derzeit die Küstennahen Gebiete etwas feuchter sind, ist es hier im Landesinneren schon wieder sehr trocken geworden. Aber Regennachschub ist ja in Sicht. Die Regenprognose hat sich für M-V sogar etwas gebessert und wir können bis nächste Woche Dienstag mit 15 – 20 Liter auf den Quadratmeter rechnen. So wie es derzeit aussieht, kann es auch mittelfristig bei uns im Nordosten immer wieder zu Regenfällen kommen. Die Südwesthälfte Deutschlands ist wohl weiterhin benachteiligt. Hier wird es  weiter deutlich wärmer sein als bei uns im unterkühlten Nordosten. Bis auf einige angenehm warme Ausreißer, dürfte sich bei uns, wie schon in den vergangenen Wochen, immer wieder Kaltluft durchsetzen. Fazit: zwar relativ feucht, aber leider unterkühlt.

Aber warum eigentlich in die Wälder ausschwärmen. Die imposanntesten Frischpilze konnte ich heute im Stadtgebiet am Standort fotografieren. Grauer Faltentintling (Coprinus atramentarius). Und wieder war es in den Kanal – Straße, wenige Meter von Yamaha – Tretow entfernt. Da ich seit Jahren mehrmals jährlich das Geschäft aufsuche, habe ich wohl ein wenig mit Sporeneintrag nachgeholfen, wie es mir scheint. Aber Spaß bei Seite. In Wismar hat es in der Summe und in den letzten Wochen mehr geregnet als beispielsweise in meinem heutigen Exkursionsgebiet.

Donnerstag, 21. Mai (Christi Himmelfahrt) – Gestern Abend habe ich mir bei Fahrrad – Wulf, sozusagen in der Nachbarschaft vom Steinpilz – Wismar, in der ABC Straße, zwei Fahrräder ausgeliehen. Eine Radtour von Wismar bis zum Leuchtturm Bastorf bei Kühlungsborn stand auf dem Programm. So starteten Sohn Jonas und meine Wenigkeit unseren Herrentags – Ausflug, in mütterlicher Begleitung von Irena (Auto), heute Vormittag bei bestem Ausflugswetter in Form einer Radtour auf dem Ostseeküsten – Fernradwanderweg von Wismar aus bis zum Salzhaf und der Kühlung. Schon lange habe ich nicht mehr auf einem Drahtesel gesessen und es war wohl auch kein Tourenrad, was ich für mich ausgesucht hatte. Jonas war da schon etwas besser ausgestattet und er ist natürlich auch jünger. In seinem Alter war ich ständig mit dem Fahrad unterwegs und in Übung. Aber immerhin, bis Rerik haben wir es geschaft. Die Strecke ist bis hier her noch recht moderat, aber in Richtung des Höhenzuges der Kühlung wurde sie dann doch für den ungeübten Radfahrer etwas zu anspruchsvoll. So fuhren wir bis zum höchstgelegenen Leuchtturm Deutschlands im Auto mit Irena weiter. Sie begleitete die Tour in ihrem Ford – Transit und bewirtete uns an mehreren Etappen mit Getränken und frisch gegrillter Thüringer Bratwurst. Pilze sahen wir auch, nähmlich Weiße Anis – Champignon auf einer Koppel in Höhe der Stover Holländermühle. Einen Stadt – Champignon in Rerik und herrlich frische Schwefelporlinge in Buschmühlen.

Aber es ist schon wieder sehr trocken geworden und Regen ist dringend geboten. Ab morgen soll er kommen! Nachmittags können von Westen her teils konvektiv durchsetzte Regenfälle aufziehen und auch am Wochende sollen in labil geschichteter Höhenkaltluft zahlreiche Schauer und Gewitter durchziehen. 10 – 20 l/qm sind aus heutiger Sicht recht verbreitet möglich.

Dieses Prachtstück eines Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus) habe ich allerdings heute morgen in der Parkanlage am Seeblick in Wismar – Wendorf fotografiert. Er wuchs mit weiteren Exemplaren an einer alt bekannten Weide, die fast jährlich Erträge bringt. Von einem kleineren Fruchtkörper hatte sich schon jemand ein Hähnchenschnitzel für Vegetarier abgeschnitten. Er ist in diesem Entwicklungsstadium gerade richtig für die Küche. Standortfoto am 21.05.2020.

Freitag, 22. Mai – Die Wetterfronten von Tief Gudrun haben uns am frühen Abend von Westen her erreicht. Sie haben sich (Warmfront, Konvergenz und Kaltfront) nun zu einem einheitlichen Regengebiet zusammengeschlossen und ziehen in der ersten Nachthälfte als Landregen über Mecklenburg. Leider sind durch diese Vereinigung die konvektiven Hebungsprozesse abgeflacht, so dass der Regen ziemlich gleichmäßig vom Himmel fällt. So dürften auch die zu erwartenden Regenmengen recht verbreitet ähnlich sein und Starkregenereignisse an der Front unwahrscheinlich werden. Diesbezüglich könnte die nachfolgende Höhenkaltluft am Sonnabend und Sonntag zumindest örtlich noch einige Akzente setzen. Das Global Euro HD (ECMWF) Modell rechnet in der Mittelfrist für Wismar bis zum 05. Juni mit 38 Litern auf den Quadratmeter. Das ist der heute Abend errechnete Mittelwert. Im Minimum sind allerdings bis dahin auch nur 12 Liter möglich, während das Maximum immerhin auf 81 Liter für diesen Zeitraum hochrechnet. Der Mittelwert ist der Realistischere und damit währen wir wirklich gut bedient.

Auf jeden Fall gibt es an diesem Wochenende wieder Wasser von oben und das kommt dem  Frischpilzaufkommen auf jeden Fall zu gute. Vor allem den noch vorhandenen Maipilzen und wenigen, anderen Arten, die an begünstigen Stellen noch in den Startlöchern stecken könnten. Auf jeden Fall wird es aber vorübergehend eine kleine Delle geben. Sprich, die in den letzten Tagen vereinzelt aufgetretenen Champignons dürften vorübergehend abflauen, um möglicherweise in 10 – 12 Tagen wieder häufiger zu werden.

Diese Weißen Anis – Champignons (Agaricus arvensis) habe ich gestern während unseres Herrentags – Ausfluges am Rande einer Koppel bei Stove gefunden und fotografiert. Die schuppig aufgesprungene Huthaut ist der trockenen Witterung geschuldet. Ich glaube kaum, dass es sich um den Rissigschuppigen Anis – Champignon handelt. Standortfoto am 21.05.2020.

Sonnabend, 23. Mai – Heute war ich nicht im Gelände. Am Vormittag stand Einkaufen auf dem Programm. Unter anderem brauchte ich eine neue Exkursionstasche, da die Alte allmählich ihren Geist aufgab. Nähte waren teils offen und auch die Reißverschlüsse waren aus dem Takt geraten. So musste eine neue Umhängetasche mit mehreren Fächern her. Platz für Notizbüchlein, Messer, Lupe, Handy und Kompaktkamera, Frischhaltedosen, Getränke und Fächer für Beutel und Schreibhefter. Danach öffnete ich das Info – Zentrum, in dem es immer etwas zu tun gibt.

Im Postkasten fand ich eine aktuelle E – Mail aus dem Wald vor, nämlich von unserem Vereinsmitglied Andreas Herchenbach. Er konnte bezüglich Maipilze im großherzoglichen Forst Moidentin fündig werden. Da morgen bei ihm Feiertag ist, gibt es sicherlich ein zünftiges, selbst gesammeltes Pilzgericht.

Während wir uns noch mit Maipilzen und Schwefelporlingen sowie einigen Champignons beglücken müssen, wurden im wärmeren Baden – Württemberg bereits die ersten schönen Pfifferlinge geerntet. Dazu auch den einen oder anderen Hexenröhrling, Frauen – Täubling oder sogar Sommersteinpilz. Obwohl das dort eingestellte Foto (Pilz – Ticker) des Boletus reticulatus bei mir Zweifel hervorruft. Ich halte das sehr kompakte, dunkelhütige Exemplar mit dem rotbräunlich gefärbtem, bauchigen Stiel für einen Kiefern – Steinpilz. Der kommt durchaus auch schon im Mai vor, auch bei uns! Allerdings lassen in diesem Jahr die Temperaturen in unseren Breiten wirklich zu wünschen übrig. Richtiges Sommerwetter ist für uns im Nordosten auch weiterhin nicht auszumachen. Auch die aktuellen Regenfälle waren bisher sehr dürftig. Wesentlich weniger, wie ursprünglich berechnet wurde. Da haben die örtlich auch etwas kräftigeren Schauer und Gewitter des Tages und jetzt am Abend auch kaum Entspannung gebracht. Nur sehr punktuell dürfte eine nennenswerte Literzahl dabei gewesen sein. Auch hat sich die Mittelfristprognose des ECMWF – Modells im Vergleich zu gestern verringert. So dürfen wir im Mittel bis zum 06. Juni noch mit 22 Litern rechnen. Im Minimum aber nur 5 , im Maximum immerhin noch 52 l/qm.

Hier sehen wir ein ausgereiftes Exemplar des Stadt – Champignons (Agaricus bitorquis), am Herrentag in Rerik fotografiert.

Ist das nicht ein Gedicht! Pünktlich zu seinem heutigen Geburtstag fand unser Pilzfreund Andreas Herchenbach gestern eine schöne Stelle mit Maipilzen. So gab es zu seinem heutigen Ehrentag eine leckere, frühlingsfrische Maipilzpfanne. Der Steinpilz – Wismar wünscht guten Appetit und alles gute für`s neue Lebensjahr!

Sonntag, 24. Mai – Heute standen Schwefelporlinge auf dem Programm. Ich holte die an Christi Himmelfahrt entdeckten und noch meist zarten und frischen Exemplare vom Wismarer Seeblick und aus dem Hellbachtal. Der größte Teil von ihnen wird morgen in Scheiben geschnitten und maximal in Schnitzelgröße blanchiert und nach dem Abkühlen eingefroren. Lange habe ich diese Delikatessen nicht mehr im Gefrierschrank gehabt, um sie an unseren, leider nicht mehr so oft vorkommenden Imbisstagen, unter die hungrigen Leute zu bringen. Als Hähnchenschnitzel für Vegetarier waren sie eine Zeit lang sehr beliebt an unserem Imbissstand. Sie können beispielsweise paniert und gewürzt oder auch so gebraten werden. Wirklich ein schmackhafter und sogar nahrhafter Fleischersatz. Klassisches Pilzaroma darf dabei nicht erwartet werden, eher glaubt man ein Geflügelsteak zu essen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu sehr verfestigte Bereiche des Frischpilzes verwendet werden, die wir bei etwas reiferen Fruchtkörpern oder zur Auswuchsstelle zum Substratholz hin finden. Das Messer sollte ohne größere Widerstände durch das frische Pilzfleisch gleiten. Dabei ist des weiteren darauf zu achten, dass keine Fremdkörper mit eingewachsen sind. Der sich entwickelnde Fruchtkörper verdrängt Hindernisse nämlich nicht, sondern umwächst diese und schließt sie mit ein. Das war auch heute mehrmals zu beobachten. Gräser, Baumtriebe oder auch Baumrinde wurden mit eingeschlossen. Fruchtkörper, die zu viel dieser Fremdkörper integriert haben oder schon zu verfestigt sind, wandern auf die Ausstellung.

Am Donnerstag waren die Pilze fast noch zu schade und zu jung zum ernten. Heute hatten sie genau das richtige Stadium erreicht. Noch zart und saftig, aber auch gleich Schnitzelgerecht ausgebildet. Standortfoto am 24.05.2020 im Hellbachtal.

Zum Wetter: Tief Gudrun konnte bei uns nicht überzeugen. Note unbefriedigend! Gudrun hat auf die Fläche wesentlich weniger Regen gebracht, als erwartet wurde. Vielfach war es nicht der Rede wert. Hier einige Meßwerte für unser Einzugsgebiet: Kirchdorf/Poel: 5 l/qm, Schwerin: 7 l/qm und Goldberg: 10 l/qm. Das ist um diese Jahreszeit mit ihrer hohen Verdunstungsrate nur der so oft bemühte Tropfen auf den heißen Stein. Und der Stein ist noch nicht einmal heiß geworden. Seit April sitzen wir nordöstlich der Elbe fast immer auf der kalten Seite der Druckgebilde, während die Südwesthälfte der Bundesrepublik meist in sommerlich warmer Luft liegt. Und daran soll sich auch weiterhin kaum etwas ändern. Nur selten kommen wir auch mal an die 20 Grad heran, meist sind es um die 15, teilweise sogar noch darunter. Nördliche Anströmungen bleiben uns auch mittelfristig erhalten und damit ist meist auch kein ergiebiger Regen verbunden. Hohe Regensummen gibt es in der Regel, wenn Einschübe feuchtwarmer Luftmassen aus dem Mittelmeerraum bzw. den Subtropen heran geführt werden. Das ist aus heutiger Sicht bis Anfang Juni nahezu ausgeschlossen. Das ECMWF – Model rechnet im neuesten Trend bis zum 08. Juni im Mittel immerhin noch mit 20 Litern auf den Quadratmeter für Wismar. Im Minimum dürften es aber nur 2 Liter sein, wohingegen maximal auch 68 Liter in diesem Zeitfenster möglich wären. Damit hat sich letzterer Wert im Vergleich zu gestern deutlich erhöht, wo hingegen der Mittelwert etwas niederiger angesetzt wird.

Welch ein seltener Anblick am Himmel in unseren Breiten! Föhnfische sind eigentlich im Gebirge zu hause. Nur selten sind Föhnwolken auch mal im Flachland zu beobachten. Das kann bei speziellen Wetterlagen möglich sein, nämlich wenn eine straffe und hart nordwestliche Anströmung vom norwegischen Gebirge her vorliegt oder wenn unterschiedliche Höhenwinde vorherrschen. Das Foto habe ich am frühen Abend in Ostseenähe bei Pepelow am Salzhaff aufgenommen.

Die noch halbwegs zarten Anteile der gestern geernteten Schwefelporlinge wurden geputzt, portioniert und köcheln gerade auf dem Herd. Morgen werden sie eingefroren. Das ganze Info – Zentrum duftet nach Schwefelporling. Die schönsten Trauben aber bereichern unsere Ausstellung.

Montag, 25. Mai – Noch kurz zu den oben zu sehenden Lenticularis – Wolken. Diese hat natürlich nicht das norwegische Gebirge zu verantworten, sondern eine Windscherung in der Höhe. Der skandinavische Föhn kann zwar auch bis zu uns ausgreifen, aber nur in Form von Wolkenauflösung in einer straffen Nordwest – Anströmung in höhenkalter Luft, die außerhalb dieses Effekts, tritt er bei uns in Mecklenburg auf, westlich und auch östlich dieses Streifens häufig kräftige Kaltluftkonvektion mit entsprechend mehr oder weniger zahlreichen Schauern und Gewittern, beispielsweise in Nordwestdeutschland, zur Folge haben kann, während es bei uns schön und sonnig ist. Im Gebirge überströmt feuchte Luft die Berge, die auf der Leeseite absingt und abtrocknet. Oft mit stürmischen Winden und einem deutlichen Temperaturanstieg. Diese Wolken bleiben dann dort auch stationär, bis der Föhn zusammenbricht. Weitere Bezeichnungen lauten auch Leewellen oder Ufo` s.

Zum aktuellen Wetter: Heute war es für Ende Mai wieder sehr frisch und oft dicht bewölkt mit einigen Spritzern Regen am morgen. Auch in den nächsten 14 Tagen soll sich am unterkühlten Temperatur – Niveau bei uns im Nordosten nicht viel ändern. Nur an wenigen Tagen können wir mit Glück mal die 20 Grad erreichen, so vielleicht morgen. In der Südwesthälfte regiert meist sommerliches Wetter. Hier sind auch die Regenchancen am geringsten. Je weiter nach Osten, um so öfter kann es auch mal nass werden. Mecklenburg sitzt dabei zwischen den Stühlen. In der zweiten Wochenhälfte könnte jedenfalls  Ostdeutschland von einem Kaltlufttropfen erfasst werden und hier könnten dann gebietsweise kräftigere Schauer und Gewitter einiges an Regen bringen. Für Wismar haben sich diesbezüglich die möglichen Regenmengen bis zum 08. Juni im Mittel auf 12,5 l/qm verringert. Minimal ist bis dahin mit 1 Liter zu rechnen, maximal mit 46 l/qm.

Diese fast wie Keramik – Modelle aussehenden und makellosen Frühlings – Ackerlinge (Agrocybe praecox) fand heute Christian Ehmke auf Rindenmulch neben zahlreichen weiteren im Wismarer Stadtgebiet und brachte sie mir für die Ausstellung in den Steinpilz. Ich habe sie auf dem Hinterhof fotografiert. Die Pilze sind zwar durchaus essbar, zählen aber nicht zu den kulinarischen Höhepunkten.

In Scheiben geschnitten, gesäubert, blanchiert und in Gefriebeutel gefüllt, wanderten die vegetarischen Hähnchenschnitzel, bestehend aus frischen Schwefelporlingen, heute in den Gefrierschrank.

Dienstag, 26. Mai – Gestern war für mich Hexenpilztag. Das ist ein Datum aus meiner Jugend, an dem ich damals das erste mal einen Flockenstieligen Hexen – Röhrling so früh im Jahr fand. Bis heute ist es für mich der Stichtag, an dem ich zumindest einem stadtnahen Standort dieser von vielen verkannten, ja von einigen gefürchteten Dickröhrlingsart aufsuche. Gestern habe ich es nicht geschafft, da langer Tag im Laden und auch heute habe ich im Steinpilz – Wismar hinreichend zu tun gehabt. Die Bedingungen in diesem Frühling sind zumindest bei uns im Nordosten nicht gerade rosig und motivieren wenig, was die Hoffnung auf Erfolg anbelangt. Nicht die relative Trockenheit, nein, die schon den ganzen Frühling oft unterdurchschnittlichen Temperaturen machen wenig Hoffnung. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass man hier und da schon mal fündig werden könnte. Im Südwesten der Republik wachsen sie bereits seit Wochen. Außerdem ist für Anhänger der Mond – Theorie gerade ein günstiger Zeitraum, da wir zunehmenden Mond haben. Also sollten die beliebten Röhrlinge eigentlich einen ersten, organisierten Versuch wagen. In der Zeit von Mai – November achten einige Pilzfreunde auf die Mondphasen und  schwören darauf. Ich halte nicht viel davon. Für mich sind bekanntlich die Niederschlagsintervalle entscheidend. Und diesbezüglich sieht es nicht gut aus. Tief Gudrun hat uns enttäuscht und großer Regen ist weit und breit nicht in Sicht. Wir steuern auf das dritte Dürrejahr in Folge zu. Schon jetzt ist klar, das Frühjahr 2020 ist deutlich trockener ausgefallen, als in den beiden zurückliegenden Jahren, die sich bekanntlich zu extremen Dürrejahren entwickelten. Bisher sind in Deutschland auf den Quadratmeter Durchschnittlich 105 Liter gefallen. Im selben Zeitraum (März – Mai) des Jahres 2018 waren es 140 l/qm und im letzten Jahr immerhin schon 180 Liter! Zumindest hat der vergangene Herbst in unseren Breiten einiges ausgeglichen. Noch sieht die Landschaft bei uns zwar nicht vertrocknet aus, aber sobald die Temperaturen mal deutlicher in Richtung Sommer gehen, kann sich das sehr schnell ändern. Die Weltwetterorganisation WMO gab heute bekannt, dass auch im Jahre 2020 ein extremer Hitzesommer bevorstehen dürfte.

Hier noch die aktuellen, möglichen Niederschläge für die Hansestadt Wismar bis zum 09. Juni vom ECMWF – Modell: Bis fast zum Ende der ersten Juni – Dekade, bis zum 09.06., können im Mittel 15,6 l/qm fallen. Minimal 0,2 l/qm oder im günstigsten Fall 67,8 Liter. Sehr optimistisch, aber immerhin hat sich der Mittelwert im Vergleich zu gestern etwas erhöht.  

Noch ist er eine kleine Sichel am Himmel, zumindest gestern Abend. Am 05. Juni soll der Mond voll sein. Bis dahin sollen die ersten der beliebten Röhrlinge durchstarten. Warten wir es ab!

Ein Hagelgewitter am Sonnabend Abend hat im Hohen Holz insbesondere viele Blätter von Roteichen aus den Baumkronen gehauen.

Mittwoch, 27. Mai – Am 04. April 2018 war ich anlässlich meiner Mittwochsexkursionen schon einmal im Hohen Holz unterwegs. Es liegt in der Topographischen Karte 2335 = Langen Brütz. Damals auch im Frühling, aber doch zu einer ganz anderen Zeit. Der letzte Osterschnee lag noch an einigen Stellen, aber es war ein angenehm milder Frühlingstag. Heute war das Hohe Holz natürlich schon sommerlich und üppig begrünt und wir stehen am Übergang zum Frühsommer – Aspekt. Trotzdem ähnelt sich die Artenzusammensetzung, die ich heute notieren konnte. Holzpilze sind weiterhin dominant und nur vereinzelt wuchs hier und da mal etwas frisches. Auch hatte dieses Waldgebiet noch mit am meisten von Tief Gudrun profitieren können. Das hatte ich auch so erwartet b.z.w. angenommen an Hand des Radarbildes von Sonnabend Abend. Besonders im südlicheren Bereich von Mecklenburg zogen doch häufiger einige Schauer und Gewitter durch. Das heftigste von ihnen traf das Hohe Holz. Der scharf begrenzte Hagelkern war gut im Regenradar zu erkennen und auch entsprechend dem Exkursionsgebiet zuzuordnen. Auf der nahen Autobahn führten die plötzlichen Hagelansammlungen, wie so oft bei derartigen Extrem – Wettersituationen, zu einem Unfall. Im Wald waren die Reste der großen Pfützen noch auf den Waldwegen präsent und es hat auch reichlich Laub von den sich gerade begrünten Bäumen gehauen. Was mir auffiel, es waren vor allem die hier zahlreich stehenden Roteichen, die Federn lassen mussten. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Ein bereits länger am Wegesrand liegender Holzstapel hat sich als regelrechte Pilz – Oase entpuppt. Nicht nur Schichtpilze und Porlinge taten sich an ihm gütlich, auch Frischpilze wuchsen hier mehrfach. Auch dieser alte Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricappilus), der noch für eine interessante, standörtliche Foto – Aufnahme tauglich war. 27.05.2020 im Hohen Holz.

Große, 40 – 70 Mikromilimeter lange und 8 – 14 breite und Schlanke Cheilo- und Pleurozystiden (Bildmitte) finden wir beim Bitteren – Zapfenrübling (Strobilurus tenacellus). Siehe großes Bild unten.

Donnerstag, 28. Mai – Kaum hat sich bei uns mal etwas angenehmer temperierte Luft durchgesetzt, wird diese sogleich wieder von der nächsten Kaltfront verdrängt. So geht das Spiel nun schon im großen und ganzen seit zwei Monaten. Zwar steigt naturgemäß das Temperatur – Niveau  an, aber allmählich könnte es endlich etwas sommerlicher werden. Derzeit ist wieder richtig kühle Luft eingeflossen und in der kommenden Nacht kann es tatsächlich stellenweise nochmals Bodenfrost geben. Und auch bis Pfingsten wird sich an den unterkühlten Verhältnissen nicht viel ändern. Ein Tag mal etwas angenehmer, der nächste schon wieder kühler. Erst ab Pfingstmontag kann es auch bei uns mal für einige Tage richtig sommerlich werden. Dann sind zumindest abseits der Strände mal die 25 Grad möglich, welche als Schwelle für einen Sommertag gelten. Aber auch dieser Sommervorstoß wird nicht von Dauer sein. Eine neue Kaltfront mit einem markanten Temperatursturz scheint sich von Norden her auf den Weg zu uns machen. Sie kündigt die nächste Kälteperiode, nämlich die Schafskälte an. Ob es so kommt, steht zwar noch auf wackligen Füßen, aber in den Wetterkarten für Profis auf Wetter – Online, die ich täglich durchlaufen lasse, wird es schon seit Tagen so gerechnet. Glaubt man dem Modellauf von heute Mittag, könnten bei uns im Nordosten im Zusammenhang mit reger Tiefdrucktätigkeit über Europa auch schnell wieder feuchtwarme Luft mit den kühlen Luftmassen aneinander geraten und reichlich Regen und Gewitter produzieren. In der akkumulierten Regensumme, die heute bei Kachelmann – Wetter zu sehen war, ist bis zum 07. Juni in Norddeutschland einiges an Regen zu erwarten. Insbesondere zwischen Bremen, Hamburg und Stralsund können bis dahin durchaus an die 40 Liter fallen. Für Wismar wird im ECMWF bis zum 12. Juni allerdings im Mittel nur mit 20,8 l/qm, im Minimum 0,8 l/qm und maximal mit 60,5 Litern gerechnet. Immerhin geben diese groben Tendenzen zumindest Hoffnung, dass sich keine all zu große Frühsommer – Dürre entwickeln möge. Zwei knochentrockene Sommer in Folge können wir uns nicht leisten!

Zapfenrüblinge vom Herbst bis zum Frühling unter Fichten sind eindeutig. Die beiden Nagelschwämme, die wir ab Frühling auf alten, im Waldboden verrottenden Kiefern – Zapfen finden, machen die Bestimmung im Feld nicht immer einfach. Deshalb musste ich heute das Mikroskop zu rate ziehen. Die langen, schlanken Zystiden (siehe kleines Bild oben), sind typisch für den Bitteren Nagelschwamm (Strobilurus tenacellus). Ansich koste ich gleich im Wald, so auch hier, aber die Bitterkeit war zu schwach, um mich zu überzeugen. Der Milde Zapfenrübling besitzt birnenförmige Zystiden. Standortfoto am 27.05.2020 im Hohen Holz. Würzpilz.

Freitag, 29. Mai – Am Sonntag endet der metereologische Frühling. Die Metereologen ziehen schon jetzt Bilanz. Es war der zweittrockenste Frühling der letzten 30 Jahre. Nur das Frühjahr 2011 war noch trockener. Von der Sonnenscheinbilanz war er der Sonnigste seit Messbeginn vor über 100 Jahren! Weiterhin scheint bemerkenswert, dass er mehr frostige Nächte zu bieten hatte, als der vergangene Winter! Trotz der vielen Sonne und der Trockenheit, sieht es bei uns in der Natur immerhin noch schön grün aus, und nicht so vertrocknet auf den Rasenflächen wie in den letzten beiden Jahren. Das liegt bei uns im Nordosten hauptsächlich daran, dass wir bisher kaum warme oder sogar heiße Tage hatten. 

Pilztechnisch hatte er leider bisher nicht viel zu bieten und das wird sich bis zum Ende des Frühlingsaspektes, Mitte Juni, auch nicht großartig ändern. Fans von Schwefelporlingen haben derzeit aber gute Karten. Sie wachsen recht reichlich und meist auch noch schön frisch. Ein schlechtes Zeichen für den Rest des Pilzjahres, denn, so haben wir es in Erinnerung, viele Schwefelporlinge im Frühling = schlechtes Pilzjahr! Betrachtet man die nun zu Ende gehenden ersten beiden Saison – Monate, trifft dieses bereits zu. Es gibt für diese These natürlich keine ernstzunehmende Begründung, es war allerdings schon oft so.

Der letzte Herbst war recht regenreich und konnte viele Kochtopfmykologen entschädigen. Der nun beginnende Sommer könnte, trotz des negativen Schwefelporlings – Orakels, aber einiges bieten, vorausgesetzt die Witterung ermöglicht es. Viele Sommerarten haben ein großes Nachholebedürfnis. Zu diesen Arten gehören viele Vertreter der Dickröhrlinge, allen voran die beliebten Sommersteinpilze und natürlich auch die Pfifferlinge. Für letztere wird es jetzt bereits eng. Ende Mai, Anfang Juni legen sie ihre erste Brut an. Dafür bedarf es aber reichlich Feuchtigkeit, die derzeit vielfach fehlt. Dazu muss es kontinuierlich Nachfolgeniederschläge geben. Am besten wäre diesbezüglich ein klatschnasser, kühler und somit verregneter Sommer. Pfiferlings – Fans würden in`s Schwärmen geraten. Liebhaber von Sommersteinpilzen könnten zwar auch fündig werden, aber der ganz große Reibach würde es eher nicht werden. Dafür bräuchten wir in den nächsten Wochen und Monaten am besten markante Hitzewellen im Wechsel mit starken Regenfällen. Am besten zwei/drei Wochen trockenes Hitzewetter und dann starke und ergiebige Regenfälle und danach einige Zeit moderates Wetter, damit sich die Schübe optimal entwickeln könnten. Hier wären dann maximal bis zu 4 Wachstumsschübe bis Ende September möglich. Aber das ist natürlich Wunschdenken. Die Realität wird anders aussehen, ich hoffe aber nicht so wie in den beiden vergangenen Jahren.

Ob es im laufe der nächsten Woche feuchter wird, steht noch nicht fest. Auch die Kaltfront könnte sich verzögern. Wetter – Online simmulierte für Donnerstag und Freitag reichlich Regen und Gewitter für unsere Einzugsgebiete. Signifikante Mittelfristmodelle, die heute bei Kachelmann – Wetter gezeigt wurden, wollten von Regen und Gewittern nichts wissen. Die sollen über Frankreich bleiben. Es ist also in punkto ergiebigerem Niederschlag Anfang Juni noch alles offen. Hier die Prognose des ECMWF für Wismar bis zum 12. Juni. Im Mittel wird bis dahin mit 20,2 l/qm, im Minimum mit 0,3 l/qm und maximal mit 60,7 Litern gerechnet. Damit hat sich im Vergleich zu den gestern berechneten Werten kaum etwas geändert.

Einige, wenige Maipilze (Calocybe gambosa) konnte ich am Mittwoch auch im Hohen Holz finden. Ihre Zeit läuft nun allmählich aus und wir müssen unsere Hoffnungen bezüglich Speisepilze in Richtung Sommer lenken.

Sonnabend, 30. Mai – Bis gegen 19.00 Uhr ist die Welt noch nicht untergegangen, wie es so schön in einem alten Karnevalsschlager lautet. „Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang“. Nur fehlt in dem Lied das Jahr, in dem es soweit sein soll. Aber Spaß beiseite, wenn auch noch nicht ganz. Unser treuer Tagebuchleser Peter Hildebrandt aus dem mitteldeutschen Raum schrieb mir eine Mail und nahm darin auch kurz Stellung zur These „Viele Schwefelporlinge im Frühling = schlechtes Pilzjahr“ und sah es doch als ein wenig gewagt an, in diese Richtung zu Orakeln. Da gebe ich ihm völlig recht und das habe ich auch immer betont, es gibt keinen vernünftigen Grund oder Zusammenhang diesbezüglich. Es fiel mir nur vor vielen Jahren einmal auf, dass auf vielen Schwefelporlingen im Frühling ein eher bescheidenes oder gar schlechtes Pilzjahr folgte. Ich hatte eigentlich mit dem Gegenteil gerechnet, da es ja mit diesen imposanten Pilzen schon mal ganz gut losging. Es folgten oft trockene Monate, so dass zwangsläufig nicht viel zu holen war. Auch die Prophezeiungen einiger Experten bezüglich einem neuem Dürresommer waren Gegenstand seiner Mail. Auch hier sei gesagt, dass solche Ankündigungen meist Scharlatanerie sind und in erster Linie Schlagzeilen verursachen und die Menschen verunsichern sollen, so sieht es auch Peter. In diesem Fall war es aber eine seriöse Institution (WMO) und nicht irgendein Gartenzausel, der sich irgendwelche Knospen oder anderes Gemüse anschaut um darauf Rückschlüsse für heiße Sommer oder kalte Winter zu schließen. Fakt ist jedoch der Klimawandel und der ist nicht zu leugnen. Zwangsläufig werden die Sommer bei uns immer trockener und heißer, auch wenn durchaus  mal eine kühlere und nassere Variante möglich ist und sicher auch in Zukunft dabei sein wird. Vor einigen Wochen habe ich außerdem gelesen, dass die längerfristigen Berechnungen weltweiter Daten dieses Szenario eher nicht anbieten. Also zumindest kein Dürresommer in Deutschland. Aber auch hier ist ein großer Anteil Kaffeesatz – Leserei. Gerade aktuell erweist sich nämlich die Vorhersage der kommenden Tage als äußerst schwierig, wie ich gestern schon andeutete. Bis Mittwoch scheint der Witterungsverlauf einigermaßen eingetütet, aber ab Donnerstag ist alles offen. So ist die angekündigte Kaltfront mit einem deutlichen Temperatursturz weiterhin möglich, aber genauso gut kann es völlig anders kommen. Nähmlich kein Tief über Skandinavien und hoher Luftdruck über den britischen Inseln, sondern ein Tief über der Biskaya oder Spanien, dass dann weiterhin feuchtwarme Sommerluft zu uns pumpen könnte. Nach derzeitigem Stand sind bei Sommerwärme in Mecklenburg schon am Mittwoch erste Wärmegewitter möglich. Die mittelfristigen Modelläufe für Profis simulierten heute ab der kommenden Woche überwiegend Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa. Hier würden die kühleren und die feuchtwarmen Luftmassen über unseren Köpfen verrührt und immer wieder Regenfälle und Gewitter auslösen. Eine Variante, die uns sehr entgegen kommen würde und für` s erste den Dürresommer fernhalten könnte.

Peter Hildebrandt sandte mir auch einige Fotos zu. Neben Orchideen auch dieses mit einigen Grauweißen Rippenlorcheln (Helvella costifera) in einem Lindenwald gefunden und fotografiert. Er hat die Art bereits vor längerer Zeit hier entdeckt und die Pilze blieben jahrelang aus. In diesem Jahr gibt es hier einen beeindruckenden Massen – Aspekt. Tolle und seltene Art. In MV sind die Schlauchpilze erst fünf mal nachgewiesen. Beispielsweise auch 2013 von Raritätenjäger Andreas Okrent im Wismarer Lindengarten und im Juni 2017 von Ostseepilz Christian Ehmke im Schweriner Schlossgarten.

Pfingstsonntag, 31. Mai – Heute endet bereits der 2. Monat der Pilzsaison 2020. Was soll man dazu noch schreiben – äußerst bescheiden und weit unter dem Durchschnitt eines normalen Pilzfrühlings. Einzig die Schwefelporlinge konnten bisher überzeugen, alles andere ließ sehr zu wünschen übrig und vieles, was durchaus schon den Frühling bereichern und vielfältiger hätte gestalten können, ließ sich garnicht erst blicken. Bleibt zu hoffen, dass die restlichen, immerhin noch 6 Monate, in eine andere Richtung tendieren.

Heute Abend war ich mit Irena noch kurz zu einem kleinen Rundgang im Sülterner Forst unterwegs. Wir besuchten ein Areal, in dem normalerweise zu dieser Jahreszeit schon mal eine Birken – Rotkappe (oder auch mehrere) zu finden sind. Fehlanzeige und nicht der kleinste Frischpilz. Der Wald ist trocken, Regen muss her!

Am Wochenende hat Irena im Wald am Keezer See sonderbares entdeckt. Hier wurden im letzten Winter zahlreiche Bäume gefällt. Das Gebilde am Grunde dieses Hohlraumes gibt uns Rätsel auf.

Das mysteriöse Objekt von oben.

Die Unterseite des aufliegenden Hutes mit offensichtlichem Stielansatz. Hart wie Holz.

Der festsitzende Abdruck, ebenfalls völlig verholzt, glatt und hart. Was sollte es anderes sein, als ein mumifiziertes Relikt eines Pilzfruchtkörpers? Holzart? Esche oder Eiche, aber wohl eher ersteres. Der Pilz ist zu Lebzeiten des Baumes im schon hohlen Stamm gewachsen und das vielleicht unter Luftabschluss. Man könnte das Gebilde auch für ein Fossil halten, wäre es am Strand der Ostsee gefunden worden.

Mit diesem Rätsel aus der geheimnisvollen Welt der Großpilze möchte ich das Mai – Tagebuch 2020 schließen.

Weiter geht es unter „Wetter und Pilze Juni 2020“.

Tagebuch Wetter und Pilze Nordwestmecklenburg

Tagebuch Wetter und Pilze April 2020

Wismar – Wetter

Spitzmorcheln vom feinsten. Finder und Fotograf: Peter Hildebrandt am 08. 03.2020 in Sachsen – Anhalt.

Mittwoch, 01. April – Ich möchte allen Lesern des Nordwestmecklenburger Pilztagebuchs ein optimistisches Pilz – Heil für die Saison 2020 wünschen. Trotz Corona – Wahnsinns hoffen wir auf ein tolles Pilzjahr. Wie es am Ende wird, steht in den Sternen. Auf jeden Fall ist der Pilzfrühling bereits seit Wochen im Gange, wie obiges Foto zeigt. Der Pilzwinter soll der Wahnsinn gewesen sein, wie mir einige Pilzfreunde berichteten. Der Frühjahrslorchel – Aspekt dürfte seinen Zenit überschritten haben und wir starten nun auch in Mecklenburg in die Morchel – Saison. Die Natur hat nach wir vor, trotz des derzeit unterkühlten Wetters, einen Vorlauf von 2 – 3 Wochen. Der Winter war wettertechnisch ein Total – Ausfall bei uns im Norden. Er wird zur Zeit nachgeholt. Vor zwei Tagen lag morgens eine geschlossene Schneedecke. Das hatten wir den ganzen Winter nicht. Statt dessen erlebten wir einen Übergang vom Spätherbst in den Vorfrühling und dürften in Kürze bereits den Vollfrühling begrüßen, denn ab dem Wochenende stellt sich die Wetterlage um. Statt aus Nord, kommt die Luft aus dem Süden und  die Temperaturen steigen voraussichtlich in ganz Deutschland auf frühsommerliches Niveau. Die schon weit fortgeschrittene Natur wird endgültig explodieren. Wie heftig die Eruption an der Pilzfront ausfallen wird, vermag ich nicht zu beurteilen. Zumindest was das Morchelwachstum anbelangt bin ich optimistisch. Es hat im Winter viel geregnet und trotz des zuletzt oft trockenen und sonnigen Wetters sollte im Boden ausreichend Feuchtigkeit vorhanden sein und die Fruchtkörperanlagen wurden bereits vor Wochen ausgebildet. Es geht also nur noch an das Strecken.

Spitzmorcheln (Morchella conica) von Peter Hildebrandt am 08.03.2020 in Szene gesetzt.

Regen ist jedoch zunächst nur wenig in Sicht. Schon im laufe des März hat sich die unselige Hochdruck – Allianz wieder gut aufgestellt und versucht nun die regenträchtigen Tiefs auf Distanz zu halten. Hoffen wir, dass es ihnen nicht so gut gelingt wie in den letzten beiden Jahren.

Ich habe die Saison heute mit einer Mittwochsexkursion eingeleitet. Ziel war das Westenbrügger Holz, im Messtischblatt – Quadranten 1936/3. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze. Seit Ende November war ich nicht mehr im Gelände, da ich zwei Augen Operationen mit ziemlich großer Verzögerung hinter mir bringen musste. Am 28.11.2019 und am 10.02.2020.  Grauer Star, aber vor allem die Reduzierung meiner starken Kursichtigkeit von – 16 Dioptrin auf – 3 war schon nicht ganz ohne. Eine schwierige Zeit für meine Augen, denn das Gehirn hatte wirklich zu tun, mir ein halbwegs ordentliches Abbild der Umwelt zurecht zu zaubern. Am Montag konnte ich endlich meine neue Brille in Empfang nehmen. Nochmals beginnt für mich eine schwierige Zeit, da sich die Augen nun für ein weiteres mal auf veränderte Verhältnisse einstellen müssen. Auch diese Zeilen sind eine Herausforderung.  Die Welt sieht jedenfalls klarer, heller und größer aus. Nun darf ich auch wieder mein Dienstfahrzeug nutzen. Trotzdem war es heute eine schwierige Exkursion. In der Ferne ganz wunderbar, in der Nähe noch sehr gewöhnungsbedürftig. Auch machen sich die dunklen Flausen, die bei mir seit Jahren für unangenehme Sehstörungen sorgen, nun um so deutlicher bemerkbar.

Frischpilze sah ich auf meiner Exkursion heute nicht, aber dafür beispielsweise diese fotogenen Rotrandigen Baumschwämme (Fomitopsis pinicola). Ein weiterer, deutscher Name dieses häufigen und auffälligen Porlings lautet Fichten – Porling. Hier wuchs er an einem liegenden Birken – Stamm. Standortfoto am 01.04.2020 im Westenbrügger Holz.

Donnerstag, 02. April – Noch kurz zum vergangenen Winter. Ich war zwar nicht im Feld, aber von verschiedenen Seiten wurde mir von vielen Pilzen berichtet, die das triste Wintergrau etwas bunter gestalteten. So waren zwei Vereinsmitglieder, die auf der Insel Poel wohnen, hellauf begeistert von einem Spaziergang durch den Küstenschutzstreifen im Norden der Insel. Viele kleinere Frischpilze, die ihnen unbekannt waren und wunderbare goldgelbe Farbtupfen sowie rote Bechernester in großer Menge auf dem Waldboden. Die gelben Farbtupfer dürften von Goldgelben Zitterlinigen her rühren und die roten Nester waren selbstverständlich Kelchbecherlinge. Judasohren in Unmengen und einiges mehr. Auch die Spezialisten hatten am vergangenen Winter, der keiner war, ihre helle Freude. So berichtete mir unser Lübecker Pilz- und Naturfreund Christopher Engelhardt von einer nie gesehenen Fülle und Vielfalt an Holzbewohnen und kleinen Ascomyceten, die er zusammen mit Torsten Richter vom Rehnaer Pilzverein zu wissenschaftlichen zwecken fand und bestimmte. Nun aber, wo die Saison eigentlich durchstarten sollte, ist es deutlich verarmt an der Pilzfront. Wesentlicher Grund dafür dürfte die Umstellung der Großwetterlage Mitte März sein. Statt feuchtmilder Atlantikluft mit viel Regen, setzte sich Hochdruckwetter mit reichlich Sonne und trockener Kontinentalluft durch. Zeitweise war die Luft über Deutschland so trocken, wie nur selten in unseren Breiten zu erleben. Lebhafter Wind und häufige, teils erhebliche Bodenfröste, taten ihr übriges. Die Allianz der Hochdruckgebiete hat wieder die Wetterregie übernommen und auch die Trockenheit ist wieder da. Natürlich zunächst nur oberflächlich, aber in den Sandergebieten wird es bereits wieder kritisch und die Waldbrandgefahr steigt deutlich. Insbesondere ab nächster Woche, wenn es wieder viel Sonne und dazu schon fast sommerliche Temperaturen geben soll. An den klassischen Morchelstandorten, die in der Regel ohnehin auf feuchteren und besseren Böden zu finden sind, sollte es noch keine Probleme geben.

Hier ein Foto von Christian Ehmke, dass er an einem dieser klassischen Morchelstandorte aufnahm. Es zeigt den nach Chlor riechenden Morchelbecherling (Disciotes venosa). Die Art kann sehr groß und damit ergiebig werden und sie stellt ähnlich den Morcheln eine Delikatesse dar.

Die Wärme wird ihnen und natürlich auch den Morcheln auf die Sprünge helfen. Spätestens an Ostern wird die Natur von den gelben Farbtupfen des Löwenzahns übersät sein. Dann wird sich zeigen, ob wird angesichts des feuchten und milden Winters mit guten Erträgen rechnen können oder auch nicht. Unser Pilzfreund Christian Ehmke ist diesbezüglich skeptisch. Er war auch im Winter immer mal unterwegs und hat derzeit nicht viel hoffnungsvolles zu berichten. Lorcheln gibt es zumindest nach seinen  Beobachtungen nur sehr verhalten. Und diesbezüglich ist auch nicht mehr viel zu erwarten. 

Die Hompage von Christian Ehmke nennt sich ab sofort nicht mehr www.lorcheln.de sondern  http://www.ostseepilze.de

Freitag, 03. April – Morgen hätte eigentlich unsere erste öffentliche Lehrwanderung zur Saisoneröffnung stattfinden sollen. Corona hat dieses Unterfangen verhindert. Auch die Folge – Termine bis einschließlich Ostern habe ich bereits vor Wochen abgesagt. Leider musste auch unser Frühlingsseminar in Wiligrad am ersten Mai – Wochenende gestrichen werden. Ab wann wieder öffentliche Veranstaltungen, zumindest in kleinerem Rahmen stattfinden können, liegt am Corona – Virus und den Entscheidungsträgern in der Politik. Somit befindet sich auch der Steinpilz-Wismar in schwierigem Fahrwasser, denn seit Wochen gibt es keine Umsätze, falls das überhaupt die richtige Bezeichnung für unsere minimalen Einkünfte ist.

Ich habe den Winter auch dazu genutzt, um unsere reichhaltigen Trockenpilzbestände für den Verkauf herzurichten. Will heißen: Eintüten in unterschiedlichen Einwaagen und reichlich Pilzwürze mahlen und in kleine Portionsbecher füllen. Gern werden unsere Waldpilze gekauft und gerade auch zu Ostern und Weihnachten geschätzt. Ein Teil habe ich in alle Himmelsrichtungen in den letzten Monaten auf Bestellung verschickt. Nun herrscht tote Hose und wir können alle nur auf bessere Zeiten hoffen. Trotzdem habe ich im Laden mehr als genug zu tun und die Zeit wird mir nicht lang, zumindest solange es mir gelingt, ohne Quarantäne dem Corona – Virus zu entkommen. Und da ist der Wald immer noch die beste Adresse. Kaum Menschen und die frische, sauerstoffreiche Luft stärkt das Immunsystem. So werde ich morgen die angesetzte Pilzwanderung alleine bestreiten und mal schauen was mich in den Questiner/Panzower Tannen erwartet. Durchaus auch ein Gebiet wo beispielsweise Frühjahrslorcheln zu hause sind. Aber die Giftlorcheln haben in diesem Frühjahr offensichtlich keine große Lust zu wachsen, wie es Christian Ehmke gestern schon andeutete und auch im benachbarten Bundesland Sachsen – Anhalt soll es nicht viel besser aussehen, wie mir heute unser Tagebuchleser Peter Hildebrandt berichtete. Zumindest was das Aufkommen von Frühjahrslorcheln anbelangt, bestätigte er mir die Beoachtung von Ostseepilz – Christian Ehmke. Dafür soll aber die Zipfellorchel einen regelrechten Hotspot hinlegen. Auch Schwarzweiße Becherlorcheln gibt es an nicht zu sauren Kiefernstandorten in Unmengen. Was die bevorstehende Morchel – Saison anbelangt, ist Peter Hildebrandt eher gedämpfter Erwartung, da es in seinen Revieren einfach schon wieder zu trocken geworden ist. Wir werden sehen. Die klassischen Morchelstandorte bei uns in Mecklenburg sollten noch hinreichend mit Bodenfeuchtigkeit ausgestattet sein, so dass ich etwas optimistischer die kommenden Wochen angehe.

In der vergangenen Nacht und auch heute tagsüber gab es stellenweise Schauer, die örtlich durchaus auch etwas kräftiger ausfielen. So sind zumindest regional die Oberböden trotz des Windes etwas angefeuchtet worden.

Die Zipfellorchel (Gyromitra fastigiata) ist in Mecklenburg – Vorpommern eine große Rarität. Sie wurde vor Jahren bei Feldberg gefunden. Ich persöhnlich hatte bisher noch nicht die Ehre ihre Bekanntschaft zu machen. In Sachsen – Anhalt ist sie zumindest an Sonderstandorten nicht selten und soll in diesem Jahr besonders gut fruktifizieren. Vielen Dank an Peter Hildebrandt für dieses schöne Foto. Da in ihr ebenfalls das Toxin Gyromitrin vermutet wird, gilt der Pilz zumindest als giftverdächtig!

Sonnabend, 04. April – Nicht heute morgen um 09.00 Uhr, sondern erst am Nachmittag brach ich Solo in die Questiner Tannen auf. Sie b.z.w. die Panzower- oder Neubukower Tannen wären heute das Ziel unserer ersten öffentlichen Lehrwanderung des Jahres gewesen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona – Krise verboten dieses Unterfangen. So zog ich also alleine bei schönen Exkursionswetter meine Runden durch das auf sandigen bis torfigen Böden stehende Waldgebiet, welches, wie bereits erwähnt, in drei Bereiche unterteilt ist. Ich entschloss mich für die Questiner Tannen. Für alle, die gerne mitgekommen wären, darf ich vermelden, sie haben nicht viel verpasst. Zwar sehen mehrere Augenpaare mehr als eines, aber die im Vordergrund stehenden Frischpilze sind zur Zeit absolute Mangelware. Die überwiegend mit Fichten und Kiefern bestandenen Waldflächen waren obendrein schon recht ausgetrocknet. Selbst Fichten – Zapfenrüblinge oder Frühlingsmürblinge, die Anfang April oftmals keine Seltenheit sind, suchte ich vergebens. Zumindest die essbaren Zapfenrüblinge sind sicher aus dem Herbst heraus noch den ganzen Winter vertreten gewesen und haben sich nun verabschiedet. Gleiches dürfte für die delikaten Graublättrigen Schwefelköpfe gelten. Auch sie werden wohl erst wieder im Herbst auf der Bildfläche erscheinen. Lorcheln oder gar Morcheln entzogen sich meinen Blicken. Ein kurzer Bericht von der heutigen Tour folgt sogleich.

Aber ganz ohne Frischpilze ging die Tour doch nicht aus. Diese beiden bildschönen und taufrischen Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus) wären sogar als Beilage für die Sonntagsspeise geeignet gewesen, auch wenn sie nicht gerade zur Oberklasse der Edelpilze gehören. 04.04.2020 in den Questiner Tannen.

Palmsonntag, 05. April – Die spätwinterliche Luft hat sich zunächst verzogen und ab heute bei durchgehend sonnigem Wetter wärmerer Frühlingsluft aus Südwesten Platz gemacht. Dazu wehte der südöstliche, trockene Wind, immer noch lebhaft. Ich nutzte das schöne Wetter zu einer kleinen Stippvisite in den Prosekener Grund. Schließlich brauche ich möglichst aktuelle Bilder für`s Tagebuch und gleichzeitig möchte ich mir endlich einen Überblick verschaffen, wie es in unseren Breiten tatsächlich mit dem Frischpilzaufkommen aussieht. Das war auch heute eher bescheiden, wer es aber auf eine kleine Pilzmahlzeit abgesehen hätte, wäre zumindest ansatzweise auf seine Kosten gekommen. Er hätte sich allerdings mit Mürblingen und etwas ergiebigeren Weichritterlingen begnügen müssen. Ich freute mich darüber und konnte Fotos von „echten Pilzen mit Hut und Stiel“ machen. Ich besuchte das Umfeld einer alt bekannten Morchelstelle, welcher ich seit vielen Jahren keinen Besuch mehr abgestattet habe. Ich konnte allerdings keine entdecken, was nicht bedeutet, dass keine vorhanden sein müssen. Die nun wärmeren Tage werden die Natur explodieren lassen und ab Ostern sollte es sich lohnen, nach den beliebten Delikatessen Ausschau zu halten. Bis dahin sollte der Löwenzahn in voller Blüte stehen und die Morcheln werden sich strecken. Gestern habe ich gesehen, dass selbst der Raps bereits gelblich überhaucht war. Das dürfte die Maipilze etwas verfrüht auf den Plan rufen, falls sich die Trockenheit nicht wochenlang fortsetzen sollte.

Büschelige Mürblinge im Auwald unter Erlen und Eschen und hier am Fuße einer Erle. Die erste Idee ist natürlich der Büschellige Mürbling (Psathyrella multipedata). Den kenne ich aber eher aus dem Herbst und dann meist auf Rasenflächen oder an und auf grasigen Wegrändern. Er wächst direkt vor meiner Haustür im Oktober und November.

Der Griff nach Erhard Ludwigs Pilzkompendium, Bd. 2,  erhärtete meinen Zweifel daran, dass es sich um P. multipedata handeln könnte, denn es gibt noch einige andere Vertreter aus dieser artenreichen und schwierigen Gattung, die büscheliges Wachstum aufweisen und Ähnlichkeiten an den Tag legen. In diesem Fall könnte eine bisher wenig bekannte Art in Frage kommen. Der Behangene Büschel –  Mürbling – Psathyrella pannucioides. Allerdings sind die Hutränder nur sehr spärlich behangen. Auch sollen diese nicht durchscheinend gerieft sein, welches auf der im Bild zu sehenden Kollektion bei einigen Exemplaren zu beobachten ist. Es half nichts, ich holte aus dem Keller mein Schülermikroskop und versuchte hier anhand der Zystiden meinen Zwiespalt zu klären.

Ich möchte mich zunächst für diese schlechte Mikro – Aufnahme entschuldigen. Es ist nur ein einfaches Schülermikroskop, aber mir ging es um die Form der Zystiden. Und diese sollen bei P. multipedata sehr schlank mit spitzem Apex sein. Die hier zu sehenden Zystiden entsprechen wesentlich besser denen von P. pannuioides, also dem Behangenen Büschel – Mürbling. Ähnlich so, wie sie im Pilzkompendium gezeichnet sind. Auch habituell ist P. multipedata wesentlich schlanker und hochbeiniger.

Montag, 06. April – Heute war wieder, wie jeden Montag und Donnerstag, langer Tag im Laden. Offiziell darf auch ich nicht öffnen und somit sind auch die regulären Sprechzeiten außer Kraft gesetzt. Ich versuche aber zumindest an den beiden langen Tagen  im Info – Zentrum zu sein, denn es gibt viel zu tun. Zur Zeit rundum ausgreifender Frühlingsputz. Das heißt beispielsweise die Schaufenster auf Vordermann bringen. Die alte Austellungsfläche abräumen, mit frischem Moos unterlegen und so für die neue Ausstellungsaison vorzubereiten.

Zum Wetter: das zeigte sich heute von seiner besten Seite. Sonne von früh bis spät und Wohlfühltemperaturen. Der erste wirklich warme Tag des Jahres. Selbst bei uns an der Küste wurde die magische 20 Grad Marke geknackt und sogar überschritten. Deutschland soll heute der Wärmepol ganz Europas gewesen sein. Für uns in M-V könnte es wohl für längere Zeit der wärmste Tag gewesen sein. Wir werden in der nächsten Zeit sehr wahrscheinlich immer wieder von schwachen Kaltfronten gestreift und da können die Winde immer mal auf Nordost umspringen und durch das kalte Ostseewasser geht es mit den Temperaturen sofort in den Keller. Allerdings haben die Meteorologen derzeit einige Schwierigkeiten, die mittelfristige Wetterentwicklung einigermaßen gut vorauszusagen. Grund ist ein nicht ganz unerheblicher Verlust an Messdaten die durch Passagierflugzeuge geliefert werden. Durch die Weltweite Virus – Pandemie bleiben viele Maschinen am Boden und die Messdichte ist dadurch deutlich reduziert. So springen auch die Modellrechnungen der Wettercomputer derzeit besonders unschlüssig hin und her. So kann es beispielsweise in Richtung Ostern mit den Temperaturen steil bergauf in Richtung Sommerwetter gehen. Ein anderes Szenario sieht einen Vorstoß kalter Luftmassen aus dem Norden mit dazugehörigem Aprilwetter, sprich zahlreichen Schauern und Gewittern. Ziemlich einig scheinen sich die Modelle hingegen mit einer deutlichen Abkühlung bei uns im Nordosten zu sein. Auch dürfen die Temperaturen, die auf der Grafik von Wetter – Online zu sehen sind, nicht für bare Münze genommen werden. Es ist leider nicht das drin, was drauf steht. Seit letztem Spätherbst wird hier leider das Berliner Wetter angezeigt. Wetter – Online hatte damals ein neues Widget eingerichtet und dabei ist es zu dieser Verwerfung gekommen. Wir haben schon versucht das neue Widget zu instalieren, aber es fällt etwas zu breit aus. Vieleicht gelingt es uns irgendwann, diesen Mißstand zu ändern.


Ich habe nun ganz oben den Link „Wismar – Wetter“ von Kachelmann – Wetter angelegt. Hier sind alle möglichen Wetterdaten von Wismar und unserem Einzugsgebiet sehr hoch aufgeschlüsselt! Auch mit sehr detailliertem Niederschlagsradar – Bild. Besser geht es nun wirklich nicht! Ein Dankeschön an Jörg Kachelmann und seinem tollen Team!


Im Frühjahr gibt es in Nadelwäldern nicht nur den ansehnlichen Frühlings – Weichritterling, sondern auch diese Kurzstieligen Weichritterlinge (Melanoleuca brevipes) an unterschiedlichen Standorten. Der insgesamt mehr oder weniger graue Blätterpilz besitzt im Verhältnis zur Hutbreite einen relativ kurzen, stämmigen Stiel. Er wächst keineswegs nur im Frühling, ist aber gerade auch im April eine auffällige und charakteristische Großpilzart, die zudem auch noch essbar ist. Standortfoto am 05.04.2020 im Prosekener Grund.

Dienstag, 07. April – Ich habe heute dem Kiefernforst bei Jesendorf einen kleinen Besuch abgestattet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (siehe Tagebuch April 2019) sah es trostlos aus. Ich habe nicht eine einzige Frühjahslorchel zu Gesicht bekommen. Im letzten Jahr wuchsen sie hier zu hunderten in Gesellschaft mit unzähligen Scheibenlorcheln und sogar einigen Spitzmorcheln. Auch Scheibenlorcheln waren nur vereinzelt vertreten, genauso wie Schwarzweiße Becherlorcheln. Sehr zerstreut mal einige Zapfenrüblinge, ansonsten nichts weiter. Es ist hier durch das oft sonnige Wetter der letzten Zeit schon sehr trocken geworden.

Regen ist zwar in der nächsten Zeit in Sicht, aber offensichtlich nur in Form einzelner Schauer. Flächiges ist auf den Wetterkarten nicht auszumachen. Aber das kennen wir zur genüge aus den vergangenen Jahren. Die Trockenheit nimmt ihren Lauf. In der Nacht ist eine kaum wetterwirksame Kaltfront durchgezogen. Die einzigen Auswirkungen waren eine moderate Abkühlung, so dass die Temperaturen bei uns heute unter der 20 Grad Marke blieben. Dennoch war es ein sehr schöner, angenehmer Frühlingstag. Bis einschließlich Ostern kämpfen nun kühlere Luftmassen bei uns im Nordosten mit wärmerer Sommerluft über der Südwesthälfte Deutschlands um die Vorherrschaft. In den meisten Regionen dürfte die Warmluft zunächst die Oberhand behalten. In M-V schwappt sie nur kurzzeitig mal herein, um von den kühleren Luftmassen schnell wieder zurückgedrängt zu werden. Aber gerade dieses Wechselspiel kann im Verlauf und in Verbindung mit fallendem Luftdruck die möglichen Schauer produzieren.

Die Scheiben – Lorchel (Discina ancilis) heute am Standort im Kiefernforst bei Jesendorf fotografiert. Auf einer öffentlichen Lehrwanderung vor einem Jahr füllte sie an der selben Lokalität die Körbe der damals teilnehmenden Pilzfreunde. Sie ist essbar, aber gut erhitzen!

Mittwoch, 08. April Gleich mehrere Waldgebiete standen heute im Rahmen meiner Mittwochsexkursion zur Auswahl. Der letzte Quadrant des Messtischblattes 1936 war an der Reihe. Da wären der südöstliche Bereich des Westenbrügger Holzes mit einer Schleife südlich Detershagen bis fast zum Kröpeliner Stadtholz hin. Hier wäre der südliche Teil ebenfalls eine Option gewesen. Schließlich entschied ich mich für ein Waldstück bei Karin. Gleich mehre, kleinere Waldbereiche um die Ortschaften Karin und Alt Karin stehen hier nochmals zur Auswahl. Überwiegend mit Fichtenforst bestanden und teilweise von Erlenbrüchen durchsetzt. Vor wenigen Jahren führte hier zur selben Jahreszeit eine öffentliche Wanderung hin. Damals war das Angebot an Frischpilzen Anfang April gar nicht so schlecht. Vor allem Scheibenlorcheln waren gut vertreten. Heute sah ich keine einzige von ihnen. Auf dem oft moosreichen Waldboden bot sich mir ein trostloses Bild. Können sonst zu dieser Zeit durchaus Zapfenrüblinge, Dufttrichterlinge, vielleicht auch einige Helmlinge den interessierten Pilzfreund erfreuen, war daran heute nicht zu denken. Schließlich sammelte ich frisch gefallene Fichtenzapfen auf Vorrat für unser Adventsbasteln. Natürlich habe ich notiert, was ich an Großpilzen finden und bestimmen konnte, aber es kam nicht viel zusammen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Das Wetter zeigte sich heute von seiner schönsten Seite und auch bei uns war es wieder frühsommerlich warm. Aber am Abend deuteten einige lockere Wolkenfelder bereits die nächste Kaltfront an. Sie wird die Temperaturen morgen in unseren Breiten ordentlich dämpfen. Auch Nachtfröste werden in den nächsten Tagen während der kühleren Wetterphasen wieder dabei sein. Viel Regen steht mittelfristig nicht in Aussicht. Einzig an Ostern kann es einige Schauer geben.

Aber es gab tatsächlich auch einige Frischpilze. Neben einem Frühlingsmürbling auch diese Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Ihnen sind die trockenen Verhältnisse anzusehen. Giftig! 08.April 2020 im Wald bei Karin.

Gründonnerstag, 09. April – Ich weiß nicht, wer es von den Tagebuchlesern mitbekommen hat, gestern war Vollmond und zugleich Supermond. Bereits am Dienstag Abend traute ich meinen Augen kaum. Noch nie hatte ich den Mond in so einer Klarheit und Reinheit gesehen. Da passten auch die Wetterparameter wie die Faust auf` s Auge. Es war eine Pracht! Natürlich hat das neue Sehen nach meiner Augen OP hier eine gewichtige Rolle gespielt, denn nie zuvor konnte ich mit bloßen Augen sogar Strukturen des Mondes erkennen. Supermond haben wir immer dann, wenn der Erdtrabant unserem Planeten so nah wie möglich kommt, nämlich 356.910 Km. Gestern war er nun voll und nicht weniger schön anzusehen. Für viele Pilzfreunde spielt er ja eine wichtige Rolle, denn bei zunehmenden Mond soll das Wachstum beliebter Speisepilze, allen voran von Steinpilzen, ebenfalls zunehmen. Ich vertraue eher auf die auslösenden Niederschlagsmomente und diese wird es mittelfristig wohl kaum geben. Die Berechnungen der Wettercomputer haben die möglichen Niederschlagsmengen für unser Einzugsgebiet immer weiter herunter gerechnet. Stand heute Abend dürfen wir in den nächsten 14 Tagen mit 1 – 2 l/qm rechnen, also praktisch nichts! Die Trockenheit schreitet somit voran und wird in absehbarer Zeit wohl wieder in eine Dürre übergehen. Für uns Pilzfreunde nur ärgerlich, für die Landwirtschaft und unseren Wäldern katastrophal! Sollte es im dritten Jahr in Folge zu einer extremen Dürre kommen, droht großer Schaden! Ich glaube auch allmählich, dass wir den Pilzfrühling wohl vergessen können. Nur an besonders günstigen Standorten könnte es in den nächsten Tagen vielleicht die eine oder andere Morchel geben. Nicht nur das der Niederschlag in Form von Regen fehlt, die meist sehr trockenen Luftmassen haben auch nur ein geringes Wasserdampfkapazitätshaltevermögen, wie es einst einmal ein Mittarbeiter der Freien Universität Berlin formulierte. Tolles Behördendeutsch, wie ich finde. Dadurch fällt auch wenig Tau, so dass die Streckung möglicher Fruchtkörperanlagen zusätzlich erschwert wird.

Voll- und fast noch Supermond gestern Abend fotografiert. Von Mai bis November für einige Pilzfreunde von besonderer Bedeutung, wird ihm doch ein großer Einfluß auf das Wachstum beliebter Speisepilz zugesprochen.

Karfreitag, 10. April – Den heutigen Feiertag habe ich genutzt, um mich mit einem Mikroskop zu beschäftigen, dass mir im vergangenen Herbst geschenkt wurde. Damals hatte ich es zunächst zur Seite gestellt, da ich einfach keine Zeit hatte, mich mit ihm zu beschäftigen. Auch im Winter hatte ich keine Lust mich aufgrund meiner Augen – Geschichte damit zu befassen. Heute schaute ich mir also das neue Teil an und versuchte mich ein wenig mit ihm vertraut zu machen. Es ist ein Bresser – Binokular – Mikroskop. Vielleicht nicht unbedingt die höhere Ebene des wissenschaftlich arbeitenden Mykologen, aber dass soll es auch nicht für mich werden. Ich brauche es in erster Linie um Grundsätzliches im Zweifel abzusichern und makroskopische Vermutungen mikroskopisch zu untermauern und zu bestätigen. Sehr hilfreich ist hier auch ein Meßokular, welches mir bisher fehlte. Für Fotos muss weiterhin mein Schülermikroskop herhalten. 

Hier eine Mikroaufnahme von meinem Schülermikroskop. Oftmals offenbaren sich dem Betrachter Wunderwelten. Hier nur ein kleines Beispiel, wie schön Sporen aussehen können. Wie es sich gehört, in einem Schlauch liegend, sehen wir einige Sporen der weiter oben abgebildeten Scheibenlorchel Discina ancilis. Spore: hyalin = glasig, elliptisch, nach Dennis 30 – 35/12 – 30 Micromillimeter, mit drei Öltropfen sowie zwei hyalinen Anhängseln versehen. Außerdem sollen die Sporen noch feinwarzig sein, welches hier nicht zu erkennen ist. Sporen sind recht plastisch und können nur auf einer bestimmten Ebene scharf wiedergegeben werden. Man muss also immer wieder Spielen, um alle wichtigen Feinheiten ausmachen zu können. Dieses ist nur ein einfaches Quetschpräpartat in Wasser. Für mich sind es goldene Spindeln und irgendwie märchenhaft schön.

Zur Wetterlage: empfindlich kühle Luft hat sich nun bei uns breit gemacht und Nachtfröste sorgen ihrerseits für negative Einflüße auf die Entwicklung des nun nur noch minimal zu erwartenden Frühlingsaspektes. Hilfreich war zumindest ein nennenswerter Taufall in der vergangenen Nacht. Ab morgen schiebt sich allerdings die Warmluft aus dem Südwesten wieder allmählich in Richtung Nordosten, so dass es zumindest am Ostersonntag auch bei uns wieder angenehm warm werden soll. Aber am Folgetag droht schon wieder der nächste Absturz, dieses mal für ganz Deutschland. Polarluft macht sich breit und wieder gibt es Frost in der Nacht. Im laufe der nächsten Woche steigen die Temperaturen voraussichtlich wieder an und im Verlauf wird es wohl frühsommerlich warm. Das meist bei trockener Luft. Erst in Richtung letzter Monatsdekade versuchen nach aktuellem Stand Tiefs von Südwesten mit feuchteren Luftmassen und möglichen Regenfällen nach Deutschland herein zu ziehen. Falls es so kommen sollte, ist längst noch nicht sicher, ob auch der Nordosten davon profitieren könnte, denn über Skandinavien scheint gleichzeitig ein kräftiges Hoch entgegen halten zu wollen. Die klassische Situation, so wie wir sie schon oft zu dieser Jahreszeit beobachten konnten.

Auch die Schwarzweiße Becherlorchel (Helvella leucomelaena) ist ein Schlauchpilz. Die Schläuche befinden sich auf der Innenseite des Apotheciums. Sie werden durch mechanische Reize wie Sonneneinstrahlung oder Körperwärme explosionsartig aus ihren Schläuchen herausgeschleudert. Hier sehen wir weißlichen Sporenbelag und gut ist die Stelle zu erkennen, wo ich störendes Etwas für unser Foto entfernt habe. Standortaufnahme am 07.04.2020 im Wald bei Jesendorf.

Und hier sehen wir die Sporen unter dem Mikroskop. In der Regel befinden sich bei dieser Art 8 Sporen in einem Schlauch. Da es sich um ein Quetschpräparat handelt, bleiben nicht alle Schläuche unversehrt, so dass durchaus Sporen frei liegen b.z.w. schwimmen können.

Karsamstag, 11. April – Den heutigen Tag nutzte ich u. a. für einen Krankenbesuch im Schweriner Helios – Klinikum. Kein Corona, aber trotzdem eine ernste Angelegenheit. In diesem Zusammenhang ergab sich ein kleiner Rundgang im angrenzenden Park am Schweriner See. Neben typischen Parkgelände auch Morchel verdächtige Hänge und Uferbereiche, aber ohne einen Frischpilz. Nur einige, teils prächtige Porlinge, waren zu bewundern.

Es gibt in diesen Wochen nicht nur Corona – Fälle, mit denen sich die Krankenhäuser beschäftigen müssen. Leider wurden die meisten von ihnen unter marktwirtschaftlichen Aspekten in den zurückliegenden Jahren privatisiert und auf Gewinn ausgerichtet. Beim Personal wurde in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen weit über die Belastbarkeitsgrenze gespart. Nun suchen gerade diese wichtigen Einrichtungen auf Grund der Virus – Pandemie händeringend Aushilfspersonal, um die Lage in den Griff zu bekommen. Ich hoffe, diese Krise wird ein Umdenken in diesem Gesellschaftssystem als positiven Effekt zur Folge haben. Es kann nicht sein, dass es auch in Zukunft so weiter geht wie bisher und nur derjenige geachtet und gefeiert wird, der die maximale Rendite einfährt. Aber das ist natürlich träumerisches Wunschdenken. Habgier und Profit ist das A und O des Kapitalismus. Derzeit muss ich diesem System allerdings zu gute halten, zumindest in Deutschland, dass es erkannt hat, worauf es wirklich ankommt. Auf das Leben und die Gesundheit von uns allen. Aber ich traue ihnen nicht über den Weg. Es wird für uns alle ein teures Erwachen geben, denn im Kapitalismus wird nichts verschenkt. Das wäre sein Todesurteil. Und jetzt sollten auch die Privatlinge, die sich persönlich mit Millionen oder gar Milliarden eingedeckt haben, kräftig zur Kasse gebeten werden. Keiner Privatperson, auch nicht einer einzigen, darf es gestattet sein, Millionen oder Milliarden auf seinen Privatkonnten zu parken und dazu noch durch Zinsen auf Kosten der Allgemeinheit immer reicher zu werden. Hier muss eine drastische Deckelung her! Derartiges muss in Zukunft unterbunden werden, genauso wie der Profi – Fußball, der gleich zu Beginn der einschränkenden Maßnahmen am lautesten brüllte, dass es in wenigen Tagen wieder weiter gehen muss.  Wir haben keine Profi -, sondern eine Profit – Bundesliga. 

Früher hieß es bei uns im Osten von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen. Später waren es auch für uns Ossis die USA, zu denen wir aufschauen sollten. Durch den jetzigen Präsidenten zeigt sich nur zu gut, was von diesem großen Bruder zu halten ist. Erst ich und dann der Rest der Welt. Und dieser Rest der Welt ist nur dazu da, den Größenwahnsinnigen nur noch größer und mächtiger werden zu lassen. Es spielt keine Rolle ob der mächtigste Mann der Welt Trump oder Obama heißt. Ein winzig kleines, für unsere Augen unsichtbares Etwas zwingt nun auch diesen Staat in die Knie und gerade diese Erkenntnis zu akzeptieren übersteigt anscheinend die geistigen Fähigkeiten des tollsten und coolsten Typen der Welt. – Tut mir leid, aber ich musste mal wieder in Form eines Vereinfachers meinen Gedanken freien Lauf lassen um dem Zeitgeist Rechnung zu tragen.

Und nun doch noch zum eigentlichen Thema des Tagebuches. Es war uns nicht ganz klar, ob Weide, Pappel oder Linde oder vieleicht auch Kastanie. Der Baum wurde kürzlich zurückgestutzt und hatte noch keine Blätter. Es war jedenfalls ein mächtiges Teil mit einigen kapitalen Konsolen des Wulstigen Lauckporlings (Ganoderma adspersum) daran. Und dieser befällt mit Vorliebe die Linde. 11.04.2020 am Schweriner See.

Trotz meiner linksradikalen Stammtischgedanken und trotz Corona allen Lesern des Tagebuches ein frohes Osterfest und einen fleißigen Osterhasen obendrein wünscht der Steinpilz – Wismar!

Ostersonntag, 12. April – Noch eine Anmerkung zu meinen gestrigen Auslassungen und zu denen, die ich schon in früheren Tagebucheintragungen über Gott und die Welt zum besten gegeben habe. Sie stellen nur meine ganz persönlichen Ansichten, die von Reinhold Krakow dar, und spiegeln nicht das Meinungsbild der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wieder. Für mich geht das aber in Ordnung, weil es meine ehrlichen Gedanken sind und die können auch nur so und nicht anders sein, da ich dem Proletariat entsprungen bin. Also aus einer Arbeiter – und Bauernfamilie und somit der bildungsfernen Unterschicht angehöre.

Trotz meiner Bildungsferne ist es mir auch heute wieder gelungen, den Weg in die Landeshauptstadt Schwerin zu finden. Abermals führte er mich zum Krankenhaus. Ich kochte vorher Kaffee und nahm Kuchen für ein kleines Picknick am Schweriner See mit. Trotz Corona – Kontaktbeschränkungen waren bei diesem sonnigen und sommerlich warmen Wetter relativ viele Leute unterwegs, so dass wir uns ein Plätzchen unterhalb einer naturbelassenen Böschung am Schweriner See suchten. Im augenscheinlichen Morchel – Revier zwischen Erlen und Eschen sowie mit Giersch als Bodendecker. Aber nichts zu machen, sie entzogen sich unseren Blicken. Wir nahmen auf einer liegenden Baumruine Platz zur Kaffee – Tafel. Umgeben von reichlich Pilzen, die im Totholz beste Lebensbedingungen vorfanden. Vor allem fiel bereits von weitem ein sich meterweise ausdehnender, resupinater, cremeweißlicher Pilz in` s Auge, den ich aus der Ferne zunächst für einen Mottenkugel – Lerderrindenpilz hielt. Aber bei näherer Betrachtung stellte sich schnell mein Irrtum der Ferndiagnose heraus. Es war ein Laubholz – Harzporling. der durchaus auch gelegentlich in größerer Ausdehnung flächig wachsen kann, aber trotzdem die charakteristischen dunkelbraunen, schwärzlich gezonten Hutkannten ausbildet. Manchmal duftet er auch intensiv nach Anis, welches  beim heutigen Fund nicht der Fall war.

Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) in überwiegend resupinater Wuchsform und ausnahmsweise auch nicht an Buche. Der einjährige Porling stammt aus dem letzten Herbst. Standortfoto am Ufer des Schweriner Sees.

Wie schon angemerkt, wir hatten heute wirklich Kaiser – Wetter, sonnig und warm. Ein frühsommerlicher Ostersonntag. Morgen wird ein spätwinterlicher Ostermontag folgen. April, April, er weiß nicht was er will. – Er weiß schon was er will, denn er hat die Aufgabe den Sommer auf die Nordhalbkugel zu bringen. Das bedeutet, die warme Sommerluft weit nach Norden  zu transportieren und im Gegenzug die kalte Luft aus dem Norden in Richtung Süden zu verfrachten und schließlich zu durchmischen. Oftmals wird dieses von typischem Aprilwetter begleitet. Das ist auch dieses mal so, aber leider nur im bescheidenem Umfang. Erste Schauer und Gewitter gab es am Nachmittag und Abend schon außerhalb von M-V. Nachts werden an der Kaltfront weitere folgen, allerdings ohne nennenswerte Niederschlagsmengen bei uns im weiteren Küstenumfeld. Mit etwas Glück können morgen Abend noch einige unergiebige Schneeschauer folgen.

Während wir im Park und im Uferwald vergebens nach Frischpilzen Ausschau hielten, wuchsen sie genau vor einem Nebeneingang der Helios – Klinik in Schwerin. Auf blanker, mit schütterer Vegetation bestandener, knochenharter Erde. Etwa 20 Fruchtkörper der Hochgerippten Becherlorchel (Helvella acetabulum) warteten auf bessere Zeiten, sprich Regen. Sie taten uns leid und wir stillten ihren Durst mit Leitungswasser. Standortfoto am 12.04.2020.

Ostermontag, 13. April – Kaffee kochen, Kuchen kaufen und dann am Nachmittag wieder nach Schwerin zum Krankenbesuch. Das ist schon wichtig, da durch die Virus – Pandemie kein Zutritt für Besucher auf` s Zimmer erlaubt ist, erst recht nicht auf die Intensiv – Station. Auch die Cafeteria hat geschlossen. Also wieder ein kleiner Spaziergang am Schweriner See und Picknick auf einer Parkbank mit Seeblick.

Die gestern gegossenen Becherlorcheln haben sich sichtlich erholt und wurden nochmals befeuchtet. Auf der Heimfahrt, es lag ohnehin auf der Wegstrecke, ein kurzer Abstecher zu einer Morchelstelle ebenfalls am Ufer des Schweriner Außensees. Die Vegetation war hier noch etwas in Verzug, so dass ich wenig Hoffnung hatte, fündig zu werden. Nicht nur unsere Pilze, auch die Pflanzen brauchen dringend Regen. Aber dieser ist bis auf wenige, meist schwache Schauer, nicht in Sicht. Tiefdruckgebiete werden von Mitteleuropa meist fern gehalten und haben kaum eine Chance zu uns durchzubrechen. Ein Hoch löst das nächste ab. Und je nach dem, wie es sich im Verhältnis zu den uns umgebenden Tiefdruckgebieten positioniert, gelangen wir entweder in den Zustrom warmer Frühsommerluft oder kühlerer Polarluft. Dabei ist die Südwesthälfte Deutschlands meist auf der wärmeren Seite und der Nordosten der Zufuhr von kühleren Luftmassen ausgesetzt. Es ist gut möglich, dass die Grundströmung im weitern Verlauf auf östliche Richtungen dreht und dazu knochentrockene Kontinentalluft mit zugehörigem Ostwind die Landschaft weiter austrocknen lässt. Seit etwa 4 Wochen hat es nun nicht mehr nennenswert geregnet und das wird wohl mindestens noch 2 Wochen so weiter gehen. Wir dürfen den diesjährigen Frühlingsaspekt wohl langsam zu den Akten legen.

Hochgerippte Becherlorchel (Helvella acetabulum) nach unserer Bewässerungsaktion heute standortversetzt fotografiert. Essbar.

Übrigens fand ich heute wie erwartet keine einzige Morchel und ich habe mich auch wieder etwas geärgert. Gerade wo ich im letzten Jahr zwei wunderschöne Exemplare fand, im Eschen – Jungwuchs, wurde radikal abgeholzt. Alles auf einen Haufen geschmissen. Ich hatte mich wirklich über diesen Jungaufwuchs gefreut und auf eine zukunftsfähige Stelle gehofft. Nun erneuert sich der Wald schon von selbst, aber es ist wieder nicht recht. Wildwuchs, und der muss weg! Aber vielleicht muss das so sein, um dem Eschensterben einen Riegel vorzuschieben. Immerhin ist es auch ein Pilz, der diesen Bäumen zu schaffen macht. Aber über eines habe ich mich dann doch noch gefreut. Gestern vermutete ich am Schweriner See unterhalb der Klinik den Mottenkugel – Lederrindenpilz, der sich beim näher kommen als Laubholz – Harzporling entpuppte. Heute entdeckte ich dann tatsächlich, den „Stinki“ an liegendem Totholz von Weide. Und das Teil musste samt zugehörigem Stammstück schließlich mit für die Ausstellung. Die ist zwar zur Zeit geschlossen, aber der Rindenpilz wird die Sperrzeit überdauern. 

Mottenkugel – Lederrindenpilz (Scytinostroma hemidichophyticum) heute an der Unterseite eines toten Weidenstamms. Er bildet keine Hutkannten aus und ist durch seinen permanenten Geruch nach Mottenkugeln bestens gekennzeichnet. Bei dem trockenen Wetter musste ich durch Reibung etwas nachhelfen, ihm seinen angenehm – unangenehmen Geruch zu entlocken. Bei feuchtwarmer Witterung „duftet“ meist die nähere Umgebung seines Wuchsortes bereits charakteristisch. 13.04.2020.

Dienstag, 14. April – Sehr frische Luft und ein steifer Wind machte die Fahrt nach Schwerin, ähnlich wie schon gestern, nicht gerade zu einem Vergnügen. Der kalte Seitenwind auf meinem Leichtkraftroller war sehr unangenehm. Aber was soll`s, wieder machte ich mich mit Kaffee und Gebäck auf dem Weg zur Klinik.  Im Anschluss tätigte ich noch eine kleine Exkursion entlang des Aubachs zwischen Kirch Stück und Barner Stück bei Schwerin. Für Morchel und co. durchaus nicht uninteressant, aber diesbezüglich erfolglos. Immerhin lag auch reichlich Totholz herum und ich konnte einige Arten notieren, die zumindest in meiner Datenbank neu sein dürften.

Morgen soll es dann wieder zu einer Mittwochsexkursion gehen. Die Temperaturen sollen  auch bei uns wieder einen Satz nach oben machen. Von etwa 10 Grad heute auf um die 15 Grad. Das wird wohl auch für längere Zeit das Ende der Fahnenstange sein. Bei uns im Nordosten hat warme Sommerluft, anders als in der Südhälfte der Bundesrepublik, zunächst kaum mehr eine Chance. Dabei sollen sich die Gegensätze bei den Temperaturen im laufe der Woche weiter verschärfen. Im Süden wird es von Tag zu Tag wärmer und im weiteren Verlauf auch feuchter, mit Schauern und Gewittern. Das dürfte dort die Trockenheit zumindest regional etwas lindern und auch die Temperaturen dürften sich positiv auswirken. Bei uns ist in punkto Regen wohl für längere Zeit nichts nennenswertes in Sicht. In der nächsten Woche könnte es sogar für alle eine trockene Ostwindlage geben. Hoffen wir auf den Pilzsommer, den Frühling dürfen wir wohl getrost in den Skat drücken!

Wenn schon keine Morcheln, dann zumindest Pilze aus der weiteren Verwandtschaft dieser beliebten Schlauchpilze, zu denen auch die Pyrenomyceten gehören. Sie waren am Totholz durchaus zahlreich vertreten. Hier sehen wir den Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia). Aber auch diverse Porlinge und Schichtpilze waren anwesend, so auch wieder der Laubholz – Harzporling und der Mottenkugel – Lederrindenpilz. Es hat mich gefreut!

Mittwoch, 15. April – Der Monat wird geteilt. Die erste Hälfte des 1. Saisonmonats liegt hinter uns. Was hat sie uns gebracht? – Bescheidenheit. Anstatt, dass sich nun allmählich der Frühlingsaspekt so richtig zu entfalten beginnt, verschlechtert sich die Situation zusehends. Saison war noch bis Mitte März, ab dann übernahmen die „Schönwetterhochs“ die Regie. Viel Sonne und Wind trocknete die Natur zunächst ab und lässt sie inzwischen austrocknen. So bin ich heute wieder mit dem seit zwei Jahren im Frühling und Sommer herrschenden „Optimismus“ zu meiner Mittwochsexkursion aufgebrochen. Bis auf wenige, vertrocknete Grünblättrige Schwefelköpfe, keine weiteren Frischpilze. Ich begann heute mit dem ersten Quadranten des Messtischblattes Goldberg – 2438. Mehrere Waldgebiete standen zur Auswahl. Ich entschied mich für das Medower Herrenholz, von dem ich annahm, noch nie dort gewesen zu sein. Irrtum, nach einer Weile stellte ich fest, dass ich hier zufällig mit Irena und Jonas vor Jahren ein halbes Stündchen nach Pilzen Ausschau hielt. Damals im Sommer und Jonas war noch klein. Ich erkannte die tolle Waldkante, in deren Nähe damals Täublinge und auch einige Steinpilze vertreten waren. Heute waren verschiedene Holzbewohner der dauerhafteren Sorte, aber auch einige, vertrocknete Judasohren an Schwarzem Holunder, sowie erwähnte Schwefelköpfe alles, was mir unter die Augen kam. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Unmengen an mehr oder weniger dekorativen Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor) waren heute Aspekt – Bestimmend. Standortfoto am 15.04.2020 im Medower Herrenholz.

Donnerstag, 16. April – Ab heute gibt es ein neues Hompage – Wetter für Wismar und Mecklenburg – Vorpommern. Natürlich auch für ganz Deutschland und Europa, wenn man sich dort hinein wählt. Leider hatte Wetter – Online Ende letzten Jahres ein neues Widget als Homepage – Wetter heraus gebracht und im Zuge dessen gab es Verwerfungen auf dem alten Symbolfeld, so dass anstatt das Wismar – Wetter, Berlin dargestellt war. Es ging auch nicht mehr zu ändern. Das neue Widget von Wetter – Online passt von den Abmessungen leider nicht mehr in die Rubriken – Spalte, so dass wir nun einen anderen Anbieter als Homepage – Wetter installiert haben. Hier gibt es durchaus seriöses Wetter, denn der Auftritt zeigt Daten, Karten und Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes an. Leider harmonisiert es nicht so gut mit mit den Outfit unserer Homepage, wie das Alte, dass sich ganz vorzüglich in den Auftritt vom Steinpilz – Wismar einfügte. Ich persönlich werde auch weiterhin bei Wetter – Online http://www.wetteronline.de Gast sein, weil ich mit diesem Anbieter sehr vertraut bin. Ich habe es ganz unten in der Rubriken – Spalte verlinkt. Ansonsten ganz oben am Beginn des Tagebuches bei Wismar – Wetter reinschauen. Das ist die ganz vorzügliche Homepage von Jörg Kachelmann http://www.kachelmannwetter.de. Außerdem ist weiterhin die Unwetterzentrale http://www.unwetterzentrale.de verlinkt und nochmal der DWD http://www.dwd.de Wer sich also nicht nur oberflächlich, sondern rundum zur Wetterentwicklung informieren möchte, findet auf der Homepage von Steinpilz-Wismar beste Voraussetzungen dafür vor.

Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) gestern am Standort im Medower Herrenholz fotografiert.

Freitag, 17. April – Der April befindet sich im Rekord – Modus. Sonne, Sonne und nochmals Sonne. Die Sonnenanbeter kommen voll auf ihre Kosten. Ab an den Strand und ein windgeschütztes Plätzchen suchen. So kann man sich schon einmal für die bevorstehende Sommer – Saison eine satte Bräune zulegen. Aber Vorsicht, ein Sonnenbrand  ist schnell eingefangen! Allerdings sind die Temperaturen bei uns im Norden eher gedämpft und meist nicht so sommerlich wie in der Südhälfte von Deutschland. Aber im Schatten des Windes merkt man die Kraft der Sonne bereits deutlich. Immerhin ist in gut 2 Monaten bereits Sommer – Sonnenwende! Die Verdunstungsrate ist daher bereits hoch und der ständige Wind tut seinen Teil dazu. In der kommenden Woche gibt es im ganzen Land eine trockene Ostwindlage. Der Frühlingsmonat könnte der sonnigste seit Jahrzehnten werden, wenn nicht der Rekordhalter in Sachen Sonnenschein seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Grund ist die seit Mitte März anhaltende Hochdruck – Blockade, die ein Übergreifen von stärkeren Tiefs mit ihren Regenfronten verhindert. Und ein Ende dieser blockierenden Wetterlage ist nicht in Sicht. Zwar gibt es am Wochenende im Süden einige Schauer, aber die werden nur örtlich stattfinden und nur den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein bringen. Da für den Rest des Monats kein nennenswerter Niederschlag in Sicht ist, dürfte vom Pilzfrühling kaum noch etwas zu erwarten sein. Wer dachte, in den Vorjahren war es schon schlecht und es kann sich eigentlich nur positiver entwickeln, dürfte eines besseren belehrt werden, einschließlich des Autors dieser Zeilen. Ein Video zur aktuellen Sonnenbilanz in Deutschland gibt es im Wetterkanal von http://www.kachelmannwetter.de

Aber es gibt auch Pilzarten, die sich über dieses Wetter freuen dürften, so wie dieser staubtrockene, braune Sporenball aus der letzten Saison. Wind und Trockenheit erleichtern ihm, sein Sporenpulver zu verbreiten. Da kann man gerne auch nachhelfen. Riesenbovist (Langermannia gigantea) am 14. April 2020 im Aubachgrund fotografiert.

Sonnabend, 18. April – Öffentlich sollte heute durch das Kaarzer Holz gewandert werden. Ein kleiner, unsichtbarer Mikro – Organismus verhinderte dieses. Aber ob Viren tatsächlich zu den Mikroorganismen gerechnet werden sollten, darüber scheinen sich die Experten (Virologen) wohl nicht ganz einig zu sein. Jedenfalls gehören auch einige Pilzstämme zu diesen Mikroorganismen, z. B. wenigzellige Schleimpilze oder Hefepilze. Wie dem auch sei, zwar nicht bereits morgens, aber am Nachmittag drehte ich eine kleine Runde bei Kaarz. Allerdings sparte ich das knochentrockene Kaarzer Holz weitgehend aus und ließ es mit einer Umrundung der Parkanlage am Schloss Kaarz bewenden. Frisches aus dem Reich der Großpilze konnte ich leider nicht entdecken, wobei durchaus interessante Stellen dabei waren. Scheiben- und Frühjahrslorcheln gibt es hier jedenfalls, dass ist aus früheren Jahren bekannt und erwiesen, aber auch Morcheln hätten hier durchaus eine Chance. Beispielsweise auf der Streuobstwiese oder an entsprechenden Park- und Waldrändern.

Und dass es trotz der wochenlangen Trockenheit Morcheln gibt, hat uns Ostseepilz Christian Ehmke mit diesem Foto bewiesen. Trotz Kontaktsperre und Versammlungsverbot haben sie sich direkt am Ufer des Schweriner Sees gesellig eingefunden. Speisemorcheln (Morchella esculenta). Egal wie groß die Frühjahrstrockenheit auch sein mag, ist die Zeit heran, gibt es hier immer welche zu entdecken.

Sonntag, 19. April – Sonne, trockene Luft und lebhafter Nordostwind sorgten für weitere Austrocknung der Böden. Immerhin sieht es jetzt überall schon fast nach Vollfrühling aus. Es grünt und blüht wohin man schaut. Allerdings beginnt sich an exponierten Standorten der Rasen allmählich braun zu verfärben. Die zahlreichen Löwenzähne blühen zwar kräftig, aber die Pflanzen sind auffällig kurzstielig.

Am Nachmittag startete ich mit Irena und Jonas zu einer kleinen Exkursion. Vor allem Kräuter waren das Ziel. Irena suchte Standorte der Brunnenkresse und wurde vor allem bei Zierow/Eggerstorf fündig. Am Keezer See gab es Bärlauch, obwohl das zugehörige Waldgebiet durch Baumfällarbeiten schwer verwüstet wurde. Was hier gemacht wurde ist blanker Hohn zu dem vollmundigen Aufforstungsaktionismus der letzten Zeit. Hier dürfte mal wieder ein Privatwaldbesitzer zum Reibach angesetzt haben. Auch eine Vereinsfreundin- und Naturliebhaberin  aus Lübeck, die vor wenigen Wochen hier unterwegs war und das Gebiet noch aus besseren Zeiten kannte, schrieb mir ihre Bestürzung ob dieser Rücksichtslosigkeit in einer E – Mail. In Schleswig – Holstein wäre derartiges undenkbar! Zumindest in der Lübschen Forst um Lübeck herum. Ähnlicher Vandalismus wurde schon vor Jahren in benachbarten Privatwäldern wie am Homberg oder im Paradies mit ihren alten Buchenbeständen getrieben. Dort wurde uns eine Pilzwanderung vor zwei Jahren vom Waldbesitzer untersagt und auf meine Frage hin, warum so massiv diese Altbuchenbestände abgeholzt werden, bekam ich wörtlich zu hören “ In hundert Jahren seien diese doch wieder nachgewachsen“. Verantwortlich für diesen Frevel ist jedoch das Land Mecklenburg – Vorpommern, dass viel zu viel Landschaft, vor allem Wälder, Seen und Ackerflächen, privatisierte. Schönes Mecklenburg, dass galt vor allem noch vor wenigen Jahrzehnten. Seit dem die Marktwirtschaft hier Einzug hielt, wird  Mecklenburg nicht nur touristisch vermarktet. Auch sein wertvolles Inventar wird zu Kohle gemacht. Ich hoffe, die Insel mit Bärlauch wird es nicht übel nehmen.

Nachdem gestern der Schlosspark Kaarz an der Reihe war, statteten wir heute noch kurz dem Park am Schloss Hasenwinkel einen Besuch ab. Am Übergang zum Wald sammelte ich dort für unser Adventsbasteln stabile Baumrinde von einer alten, vom Sturm gefällten Pappel ein.

Aber es gab hier auch Frischpilze. Aus einem alten Komposthaufen, bestehend aus im Herbst zusammengefegtem Laub am Rande der Parkanlage, entwickelten sich massenhaft und massiv dichte Büschel von Blasenförmigen Becherlingen (Peziza vesiculosa).

Zumindest die Blasenförmigen Becherlinge standen noch gut im Saft und konnten sich in einem alten Laubhaufen üppig entwickeln. Irena hatte sie am Sonntag voller Freude bei Schloss Hasenwinkel entdeckt. Die Pilze sollen zwar essbar sein, aber ohne Wohlgeschmack.

Montag, 20. April – Sonne den ganzen Tag. Ein Bilderbuch – April, der es gut mit uns meint, zumindest in der Depression der Corona – Krise. Sonne und blauer Himmel für` s Gemüt. Das Gemüt der Landwirte und auch der wenigen Pilzfreunde, die schon im Frühling nach ihren Lieblingen Ausschau halten, dürfte sich inzwischen immer weiter verdunkeln. Da tut es mal gut eine kleine Oase zu entdecken, wie Christian Ehmke mit seinen Morcheln am Schweriner See oder Irena, Jonas und Reinhold mit den mastigen Blasenförmigen Becherlingen am Rande der Parkanlage am Schloss Hasenwinkel. Die Trockenheit scheint nun langsam wieder in eine Dürre überzugehen. Anstatt saftig grün, sieht es zwar noch einigermaßen Frühlingsfrisch aus, aber erste Anzeichen des Verdorrens sind bereits zu sehen. Mecklenburg hat im Winter zum Glück einiges an Regen abbekommen, so dass in tieferen Bodenschichten noch genügend Feuchtigkeit gespeichert sein dürfte. Aber die Pflanzen, insbesondere auch die Bäume, ziehen nun immer kräftiger Wasser für ihren Laubaustrieb.

Viel schlimmer sieht es schon wieder auf den leichten Sandböden in Ostdeutschland aus. Dort ist im Winter wesentlich weniger Niederschlag zusammen gekommen. Insbesondere dort droht eine Katastrophe, sollte sich diese Hochdruck – Blockade in den nächsten Monaten fortsetzen. Wir brauchen am besten einen klatschnassen, verregneten Sommer. Zumindest aber keinen, wie wir ihn in den letzten beiden Jahren hatten. Vorsichtige Anzeichen auf eine zumindest vorübergehende Änderung der Großwetterlage sind am Horizont auszumachen. In der akkumulierten, möglichen  Regensumme der nächsten 10 Tage können wir in Mecklenburg nach derzeitigem Stand mit 10 – 15 Litern rechnen. Frühestens ab dem kommenden Wochenende. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein und ob danach noch etwas folgt oder sich die trockene Hochdrucklage wieder regeneriert, ist noch nicht absehbar.

Eine Käppchen – Morchel (Mitrophora semilibera) wie aus dem Bilderbuch. Fotografiert von Christian Ehmke. Sie befindet sich gerade auf dem Weg zur Streckung. Dieses geschieht, wenn die Sporen ausgereift sind. Solange sitzen die Käppchen unscheinbar auf dem Erdboden um schließlich vom Stiel bis zu 20 cm in die Höhe gehoben zu werden. Essbar.

Dienstag, 21. April – Heute habe ich frisches Moos auf die Ausstellung gebracht und diese somit erneuert. Der Rest kommt am Donnerstag und dann gelangen auch einige Frischpilze auf die Fläche, die teils schon wochenlang in einer Frischhaltedose im Kühlschrank auf ihren Auftritt warten. Vorher hatte es keinen Sinn, da ich den Laden nicht öffnen durfte. Großen Sinn wird es wohl auch weiterhin nicht haben. Es herrscht Ausnahmezustand und Pilze sind wohl so ziemlich das Letzte, wofür sich die Menschen derzeit interessieren. Hoffen wir, dass sich das Interesse bis zum Herbst wieder reaktiviert. Und von Pilzsaison können auch wir derzeit kaum Reden, obwohl wir wissen, dass gerade der Frühling eine ganz tolle Zeit für uns ist. Hier ist es nicht das Corona – Virus, welches uns einen Strich durch die Rechnung macht, sondern das Wetter.

Heute strahlte wieder die Sonne von früh bis spät vom blauen Himmel. Dazu wehte ein strammer und trockener Ostwind. Bis auf wenige Frischpilze an geschützten Standorten ist ohnehin nichts da, was dadurch schaden nehmen könnte, denn die Wetterlage kann kaum ungünstiger sein. Die Regenprognose für die Zeit zum Wochenwechsel ist inzwischen deutlich heruntergerechnet worden. Wir dürfen noch auf 1 – 2 Liter hoffen und das wahrscheinlich eher punktuell in einzelnen Schauern. Die Anströmung dreht ab dem Wochenende wieder auf Nord und führt kalte Polarluft zu uns. Aber das kann uns nicht sonderlich beeindrucken, denn unterkühlt ist es bei uns ohnehin bis auf wenige Ausnahme seit Wochen. Ich habe vor wenigen Minuten noch einmal die akkumulierte Niederschlagsberechnung bei Kachelmann – Wetter durchgeklickt. Da könnte um den Monatswechsel etwas mehr vom Himmel kommen.  5 – 10 Liter, in Schleswig – Holstein sogar bis um die 20 l/qm. Zwar angesichts der Trockenheit nicht sonderlich viel, aber immerhin und vor allem rankommen lassen, denn da bleibt meist nicht viel von übrig!

Hier nochmal ein Pulk von den Blasigen Becherlingen (Peziza vesiculosa) im Schlosspark Hasenwinkel am vergangenen Sonntag im Sonnenschein und am Standort fotografiert.

Mittwoch, 22. April – Sonnenschein von morgens bis zum Sonnenuntergang und nicht das kleinste Wölkchen dekorierte den tiefblauen Himmel. Sehr trockene Luft und weiterhin ein kühler und spürbarer Ostwind. Ansich gute Laune – Wetter, aber nicht hinsichtlich einer Pilzexkursionen. Aber was soll`s, wir sind Kummer gewohnt und nehmen es gelassen. Die Woche wird geteilt und das hatte die obligatorische Mittwochsexkursion zur Folge. Sie führte mich wieder in den Goldberger Raum. Der 2. Quadrant des Meßtischblattes Goldberg: 2438 war an der Reihe. Hier gibt es eine größere Waldfläche, die zur Nossentiner/Schwinzer Heide gehört und die als Sperrgebiet der Bundeswehr ausgewiesen ist. Dieser Umstand und auch die langanhaltende Trockenheit hielt mich davon ab, im trockenen Heide – Kiefernwald auf die Pirsch zu gehen. Frischpilze erwartete ich ohnehin nicht, aber bei dieser Wetterlage sind oft kleinere Wälder interessanter, insbesondere wenn sie eine abwechslungsreiche Struktur aufweisen. So entschied ich mich zu einer Runde durch den Rabenhorst bei Woosten. Hügeliges Gelände mit feuchteren Senken. In diesen sehr viel Totholz und naturbelassen. Ein Paradies für´s Schwarzwild, welches sich mir auch durch die eine oder andere Suhle offenbarte und daher auch mit zahlreichen Wildpfaden ausgestattet, die natürlich auch mir zugute kamen. Teils etwas grobkörniger Sand auf den Anstiegen, teils eher Mergelboden. Es wurde hier in den letzten Jahren viel duchgeforstet und teils komplett neue Waldbereiche angelegt, so auch ein größerer Jungbuchenbestand. Schade, dass es so trocken war. Bei feuchteren Bedingungen wäre es auch im April hier sicher recht interessant gewesen. Trotzdem war es für mich eine kurzweilige und schöne Exkursion. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Bei reichlich Totholz gibt es auch bei großer Trockenheit immer etwas zu entdecken. Hier sind es Stielporlinge aus dem letzten Winter.  Winter – Stielporling (Polyporus brumalis).

Donnerstag, 23. April – Sonne von früh bis spät auch heute wieder. Aber der Wind hat von Nordost auf Südost gedreht und somit wurde es auch bei uns in Küstennähe wieder angenehm warm. Gleichzeit war er kaum mehr spürbar. Hohe Schleierwolken am Abend kündigen eine Umstellung der Großwetterlage an. Der Luftdruck fällt und somit ist die Zeit der blockierenden Schönwetterhochs abgelaufen. Ab dem Wochenende herrscht Tiefdruckeinfluss über weite Teile von Europa. Und das aus heutiger Sicht voraussichtlich für mindestens 10 Tage. Das bedeutet, dass sich die Sonne nun den blauen Himmel mit einigen Wolken teilen muss, aus denen aber kaum ein Topfen Regen fallen dürfte. Trotz Tiefdruck geht die Trockenheit somit weiter. Erst im laufe der neuen Woche können örtliche Schauer zumindest in Süddeutschland etwas häufiger werden. Ob im weiteren Verlauf auch bei uns die Niederschlagstätigkeit  aufleben wird, steht noch in den Sternen. Einige Wettermodelle rechnen auch bei uns mit dem Durchzug von schaueratigen Regenfällen. Der Pilzfrühling dürfte bei stärkeren Niederschlägen vielleicht noch eine Chance haben, denn er beginnt bekanntlich erst Anfang Mai. Morcheln und Lorcheln sind dann durch und die gehören in den Vorfrühlingsaspekt (Ende März – Anfang Mai). Maipilze (erscheinen in der Regel um den Georgstag und diesen begehen wir heute!) und essbare Rötlinge könnten sich dann noch entwickeln. Schwefel- und Schuppige Porlinge sowieso und auch erste Röhrlinge können im Frühling schon dabei sein, denn er dauert bis Mitte Juni an. Voraussetzung sind allerdings ergiebige Regenfälle innerhalb der nächsten 14 Tage.

Die Trockenheit kann noch so groß sein. An Holz, sowohl lebenden, wie auch totem, kann man immer etwas entdecken. Hier sehen wir den Fleischroten Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata) an totem Astmaterial von Laubholz. 22.04.2020 im Rabenhorst bei Woosten.

Freitag, 24. April – Wieder ein sonniger Tag mit etwas gedämpfteren Temperaturen im Vergleich zu gestern und einigen, hohen Schleierwolken am Himmel. Der Wind drehte auf nördliche Richtungen und so wurde wieder ein frischerer Hauch vom noch kalten Ostseewasser in` s Land geweht. Aber was heißt kalt. Ich war heute auf der Insel Poel und nutzte das sonnige Wetter zu einem kleinen Sonnenbad am fast Menschen leeren Strand. Nur ein halbes Stündchen, da der Wind doch recht unangenehm war. So wurde das in den letzten Tagen von der Sonne aufgewärmte Oberflächenwasser an den Strand gedrückt und es war im flachen Bereich brühwarm. Das nutzten auch einige Kinder, die mit ihren Eltern am Strand waren und tobten ausgelassen im flachen, warmen Wasser.

Die Winterstürme haben an der Nordküste ihre Spuren hinterlassen. Jedes Jahr holt sich die Ostsee ein Stückchen mehr von der Insel.

Mein Ansinnen, weshalb ich auf die Insel fuhr, galt jedoch in erster Linie den Maipilzen. Schließlich war gestern Stichtag für die Georgs – Ritterlinge. Im gesamten Küstenschutzwald, der sich etliche Kilometer um die Nordküste entlang zieht, gibt es unzählige Myzelien dieser beliebten und ergiebigen Frühlingspilze. Mir war jedoch klar, dass es, wenn überhaupt, nur an einer Stelle Sinn machen würde, an der es von den Gegebenheiten etwas feuchter ist und die auch etwas Wind geschützter und damit klimatisch begünstigter liegt. Auch hier gibt es mehrere Myzelien und Ringe. Nur eines von ihnen war besetzt und das auch nur sehr lückenhaft, aber immerhin, einige Nester waren vorhanden. Sie dürsteten förmlich nach Wasser, teils waren sie auch schon komplett vertrocknet. Ich entnahm die größten von ihnen für ein Foto und für die Ausstellung. Bevor ich die Pilze in mein Sammelbehältnis legte, durften sie ein erfrischendes Bad in der Ostsee nehmen. Maipilze besitzen eine Eigenschaft, die nur wenigen Großpilzen zu eigen ist. Sind sie nicht komplett vertrocknet, können verwelkte Fruchtkörper schnell Feuchtigkeit ziehen und sehen nach kurzer Zeit völlig erholt aus, als wäre nichts gewesen. Diese Eigenschaft teilen sie zumindest ansatzweise mit den allerdings deutlich schmächtigeren Schwindlingen.

Maipilz, Mai – Ritterling, Georgs – Ritterling, Huf – Ritterling (Calocybe gambosa) am 24.04.2020 am Standort fotografiert. Es gab Jahre, da konnten wir viele große Körbe voll von ihnen ernten und unsere Gefrierschränke für Imbiss – Tage füllen. Davon dürfen wir in diesem Jahr nur Träumen.

Ab heute war die erneuerte Pilzausstellung wieder für Interessierte zugänglich. Auf dem Display eines Schülermikroskops können die achtsprorigen Schläuche des Blasigen Becherlings in Augenschein genommen werden, der in unserer aktuellen Ausstellung mit zahlreichen Exemplaren vertreten ist.

Sonnabend, 25. April – Heute sah es am Himmel schon abwechslungsreicher aus. Nicht nur hohe Schleierwolken, nein auch richtige Quellwolken waren zu sehen. So sehr sie sich auch mühten, einen Schauer haben sie nicht hinbekommen. Sie bildeten sich in der eingflossenen Polarluft, die trotzdem reichlich Sonne zieließ, so dass wieder ein sehr freundlicher Tag hinter uns liegt. Der Luftdruck wird in der nächsten Zeit weiter fallen und in der kommenden Woche ist dann für weite Teile Deutschlands auch Regen in Sicht. Vor allem wohl in den westlichen Landesteilen und in Süddeutschland. Bis nennenswerter Regen auch den Sprung über die Elbe nach Meck – Pomm schafft, dass könnte wohl noch etwas dauern. Erst wenn sich die Tiefdrucktätigkeit vor und über der Iberischen Halbinsel im weiteren Verlauf verstärken sollte, könnte die Anströmung nachdrücklicher auf Südwest drehen. Damit kommt wärmere und feuchtere Luft in`s Spiel, die es gegebenenfalls auch mal bei uns kräftiger regnen lassen könnte. Ich habe heute Abend die Modellläufe für Wismar auf Kachelmannwetter studiert (siehe oben unter Wismar – Wetter). In der Mittelfristprognose wird aktuell für Wismar bis zum 09. Mai mit 25 l/qm gerechnet. Das ist der Mittelwert aus mehreren Modellläufen. Minimal sind demnach aber auch nur 5 l/qm möglich. Die optimistischte Variante überschüttet uns bis zum 09. Mai mit 65 Liter auf den Quadratmeter! Das Wechselspiel der Temperaturen wird allerdings wohl weitergehen, aber auf einem deutlich höherem Niveau, als es in den letzten Wochen der Fall war. Bodenfrost ist dann kein Thema mehr. Auch ein Vorstoß hochsommerlicher, fast schon heißer Luftmassen ist möglich. Dadurch besteht dann auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für schwere, unwetterartige Gewitter irgendwo in Deutschland. Grundsätzlich bringt eine Südswestlage optimales Pilzwetter, falls sie auch mit ergiebigen Niederschlägen verbunden ist. Wir dürfen also hoffen. Inwieweit es den Frühlingspilzen noch zugute kommen könnte, bleibt abzuwarten. Ansonnsten dürften im laufe des Mai auch schon die ersten Röhrlinge auf der Matte stehen.

Die Dauerausstellung ist nach der Winterpause entstaubt und neu aufgebaut. Etwas später als üblich, wegen der zeitweiligen Geschäftsschließung durch die Maßnahmen im Kampf gegen das Corona – Virus. Es liegen nun 63 Arten auf der Fläche. Sogar einige Frischpilze sind dabei. 25.04.2020.

Sonntag, 26. April – Eigentlich wären heute die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste zu einer Vereinsexkursion durch das Stegenholz eingeladen gewesen. Durch die Corona – Pandemie herrschen immer noch drastische Kontaktbeschränkungen, so dass auch diese Veranstaltung leider zu den Akten gelegt werden musste. Aber so ganz dann doch nicht, denn ich bin am zunehmend sonnigen Nachmittag alleine zu einer Exkursion durch dieses Waldgebiet bei Sternberg aufgebrochen. Überwiegend Buchenwald in unterschiedlicher Altersstruktur. Teils in den letzten Jahren, aber auch ganz aktuell, wurde das Revier stark durchgeforstet. Der Buchenhochwald ist stellenweise bereits vor einigen Jahren erheblich ausgelichtet worden, so dass hier inzwischen reichlich Jungbuchenbusch nachgewachsen ist. Teils wurden, besonders an den Waldwegen, in den letzten Wochen viele Bäume abgesägt. Wie dem auch sei, es gibt kaum einen Wald, in dem nicht nachhaltig im positiven, wie im negativen herum gewirtschaftet wird. Es sind ebend Wirtschaftswälder. Kurzfristig für uns Pilzfreunde eher ärgerlich, weil gleichzeitig auch der Waldboden stark in Mitleidenschaft gezogen wird und der Standort zunächst gestört ist. Längerfristig wird das Revier dann auch für uns wieder interessanter. An den Baumstümpfen siedeln sich viele Holzpilzarten an und darunter durchaus gute Speisepilze. Durch den höheren Lichteinfall haben wärmeliebende Arten eine Perspektive. Insgesamt ist das Stegenholz nicht nur für den Mykophagen eine gute Adresse. Auch der Feldmykologe kann hier einiges erwarten, denn der Boden scheint teilweise einen erheblichen Kalkanteil aufzuweisen. Tolle Arten dürften hier zu gegebener Zeit zum Vorschein kommen. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

An Frischpilzen quälten sich nur einige Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) um einen noch nicht so alten Buchenstubben heraus. Die Trockenheit ist ihnen anzusehen. Standortbild am 26.04.2020 im Stegenholz.

Montag, 27. April – Die Trockenheit wird nun wieder für die Land- und Forstwirtschaft bedrohlich. In Brandenburg werden die Menschen dazu aufgerufen, besonders Bäume in den Städten zu wässern. 2 – 3 Wassereimer pro Baum alle paar Tage. Dort hatte es im letzten Winter nach zwei Dürrejahren auch nicht viel geregnet. Nun hat sich die Großwetterlage allerdings umgestellt. Tiefdruckgebiete übernehmen bis auf weiteres die Regie. Immer wieder ziehen bis weit in die nächste Woche hinein Niederschläge von Südwest nach Nordost über Deutschland hinweg. Dabei kann es auch mal Landregen geben, meist wird der Niederschlag aber konvektiver Natur sein, also in Form von Schauern und Gewittern niedergehen. Daher sind auch wieder teils deutlich differenzierte Regensummen zu erwarten. Stand heute können in Mecklenburg in den nächsten 10 Tagen zwischen 20 und 30 Liter zusammenkommen. Im östlichen Vorpommern kann eventuell mit dem doppelten gerechnet werden. Damit dürften sich die Oberböden bei uns allmählich wieder durchfeuchten. Die Wälder haben sich nun zwar bereits begrünt, aber noch ist das Laubdach nicht all zu dicht, so dass die Durchlässigkeit noch etwas höher ist als im dicht belaubten Sommer. Zunächst wird wohl noch nicht all zu viel an Regen zusammenkommen. Erst in Richtung Wochenende und in der nächsten Woche können die Niederschläge ergiebiger werden, wenn zunehmend schwülwarme bis heiße Gewitterluft in` s Spiel kommt. Gebietsweise zeichnet sich sogar eine Schwergewitterlage ab.

Hier ein wirklich phantastisches Stimmungsfoto von Christian Ehmke von http://www.ostseepilze.de Die Schnecke ist bereits auf dem Weg, aber ob ihr die jungen Holzkeulen auch schmecken werden? Es scheint sich um Buchenholz zu handeln und somit um die Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha). Außerdem scheint es hier alles andere als trocken zu sein. Christian hat das Foto wahrscheinlich unmittelbar am Hellbach bei Buschmühlen aufgenommen.

Dienstag, 28. April – Die Regenzeit beginnt. Besonders im Westen und im Süden der Bundesrepublik ist es bereits nass geworden. In Bayern gab es örtlich sogar kräftige Gewitter mit über 20 l/qm. Auf solche Regenmengen dürften wir in den folgenden Tagen auch kommen, wenn auch nicht in so kurzer Zeit. Ich habe um 19.00 Uhr mal auf eine Niederschlagsprognose bei Kachelmann – Wetter für Wismar bis zum 4. Mai 2.00 Uhr geschaut. Bis dahin sind in Wismar im Minimum 10 Liter möglich. Maximal können bis dahin 43,1 Liter zusammenkommen. Nehmen wir den Mittelwert ist immerhin mit 22,8 l/m zu rechnen. Aber lassen wir mal diese Zahlenspiele bei Seite. Mehrere Tiefs werden in den nächsten Tagen durchziehen und sicher die Trockenheit in unseren Breiten beenden. Leichte Regenfälle sollen in der kommenden Nacht aufkommen. Auch morgen kann es gelegentlich, teils schauerartig und vereinzelt gewittrig regnen. Am Donnerstag steht ein umfangreiches Regengebiet mit nennenswerten Mengen auf dem Programm und am Freitag, dem 01. Mai, kann es ab dem Mittag bis in die Nacht zum Sonnabend zu zahlreichen Schauern und Gewittern kommen. Soweit der Fahrplan in Sachen Regen für die nächsten Tage. Die mögliche Hitzewelle Anfang nächster Woche scheint hingegen vom Tisch zu sein. Allenfalls der Südwesten Deutschlands könnte kurz mal in den Genuß deutlich höherer Temperaturen kommen. Für uns sieht es wohl eher unterkühlt aus, da nach Durchzug der Niederschlagsgebiete wohl wieder frische Nordseeluft einfließen könnte. Aber egal, wichtig sind die dringend benötigten Niederschläge!

Die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme) gehört zu den Großpilzen, die auch bei Trockenheit präsent sind. Der häufige Schlauchpilz ist vor allem auf toten Buchenästen und Stämmen in großen Kolonien anzutreffen. Die Art gehört in der Systematik der Ascomyceten zur Ordnung der Holzkeulenverwandten. Foto am 26.04.2020 im Stegenholz.

Mittwoch, 29. April – Meine Mittwochsexkursion führte mich heute in ein kleineres, kompaktes Waldgebiet zwischen Goldberg und Lübz. Von der Größe her gerade richtig für eine Runde in pilzarmer Zeit. Die Böden sind sandig, so dass hier meist saurer Untergrund vorzufinden ist. Überwiegend Nadelforst, aber wie so oft auch von Laubbäumen durchmischt. Ganz normaler Fichtenforst aber auch sehr abwechslungsreiche Bereiche mit Mischbestand, der oft einen sehr naturnahen Charakter aufzuweisen hat. Soll heißen, junge und ältere Bäume in Eintracht mit richtig alten Laub- und Nadelträgern. Viel Altholz, dass verrotten darf und teils von dicken Moospolstern überzogen ist oder sich durch Würfelfäule bereits zerlegt hat. Auch für Kochtopfmykologen ein durchaus vielversprechendes Revier und zumindest stellenweise so wie wir es uns wünschen. Wäre es feuchter gewesen, sicher auch schon im April ein Gebiet, dass mit einigen Frischpilzen geglänzt hätte. Heute war von ihnen erwartungsgemäß keine Spur zu sehen. Dennoch war es recht interessant und da ich in diesem Quadranten bisher kaum unterwegs war, sollten wohl auch fast alle festgestellten Arten in meiner Datenbank neu sein. Ein kleiner Bericht folgt in Kürze.

Der Paukenschlag und somit auch der Top – Fund der heutigen Exkursion ereignete sich bereits bei der Anfahrt zum Wald am Wegesrand, der mit mächtigen, alten Eichen bestanden war. Der Eichen – Feuerschwamm (Phellinus robustus) in luftiger Höhe. Standortfoto am 29.04.2020 am Wald südöstlich Grambow zwischen Goldberg und Lübz.

Donnerstag, 30. April – Der erste Monat der Pilzsaison 2020 liegt nun schon wieder hinter uns. Was hat er uns gebracht? Eine große Enttäuschung auf ganzer Länge! Der Vorfrühlingsaspekt war absolut verhungert. Kaum Lorcheln und Morcheln und auch sonst nur sehr wenige Frischpilze. Die Witterung war über weite Strecken pilzfeindlich. So gut wie kein Regen, oft sonnig von früh bis spät. Zeitweise trockener Ostwind und in den Nächten häufig Frost. Den gesamten Winter hatte es kaum mal gefroren, im April gehörten Minustemperaturen in den Nächten zumindest am Erdboden zum Standart. Der April war der sonnigste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und einer der trockensten. Erst ganz am Ende zeigte er sich etwas feuchter.

So zogen gestern Abend und auch heute tagsüber immer wieder Schauerstaffeln über M-V hinweg. Obwohl es örtlich auch mal kräftig geschüttet hat, waren sie nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Heute früh waren von den Schauern am Vorabend in Keez gerade einmal 2 Liter im Messbecher. Möglicherweise sind im Tagesverlauf noch 1 – 3 Liter hinzugekommen. Das ist praktisch nichts nach so langer Trockenheit. Aber am langen Wochenende können ja noch einige Liter fallen. Heute Nacht rechnen die Modellläufe mit einem kompakten Regengebiet das von Süden nach Norden über M-V ziehen soll. Es kann regional ergiebig regnen. Besonders nach Vorpommern zu werden regional begrenzt recht hohe Regenmengen simuliert. Morgen und am Sonntag soll es dann richtiges April – Wetter geben. Also kurz mal Sonne, rasch dunkle Wolken und eine kräftige Dusche, teils auch wieder mit Blitz und Donner.

Schließen möchte ich mit einer Pilzart, oder besser mit einem Pilztier, welches eigentlich im April zu den häufigsten Erscheinungen in unseren Wälder in punkto Myxomyceten gehört. Dem Bovistähnlichen Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) Ich habe ihn auf den vergangenen Exkursionen vergeblich gesucht. Gestern gelang es mir endlich, diese April – typische Art am Standort im Wald bei Grambow zu fotografieren. Gut ist auch die kleine Strecke zu erkennen, die er auf dem Wege zur weiteren Nahrungserschließung bereits zurück gelegt hat.

WEITER GEHT ES UNTER „Wetter/Pilze Mai 2020“

18. November 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Achtung! Dieser Termin wurde auf den 17.11.2020 vorverlegt!

Es ging in das MTB: 2337/3 – Buchenberg/Kiefernheide

Ein letztes mal in diesem Jahr ging es auf Mittwochsexkursion. Der dritte Quadrant der Topographischen Karte Dabel = 2337, im Maßstab 1 : 25 000, war an der Reihe. Die überwiegend sandigen Laub- und Nadelwälder nordwestlich des Ortes Hohen Pritz waren angesagt. Im Dürresommer 2018 fand hier eine unserer Nachtwanderung statt. Es gab aufgrund der Trockenheit kaum Frischpilze. Das sah heute natürlich anders aus. Wir starteten gegenüber der früheren Militärkaserne am Buchenberg und kartierten weiter auf dem ehemaligen Übungsgelände, auf dem sich inzwischen Jungkiefern breit gemacht haben und teilweise entstand hier eine wunderbare Heidelandschaft. Solche Sonderstandorte sind für uns besonders interessant und hier gab es auch einige Überraschungen.

Am Buchenberg einige Gelbe Knollenblätterpilze (Amanita citrina). Mitunter bleibt das Velum partiale nicht als Ring am Stiel hängen, sondert bildet Fransen am Hutrand aus.

Der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) ist im Buchenwald zuhause. Deshalb mitunter auch Buchen – Milchling genannt.

Buchen und Fichtenwälder bevorzugt der Gelbweiße Täubling (Russula ochroleuca).

Die große Zeit der beliebten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) ist der Hochsommer. Wir finden den Eierschwamm allerdings vom Spätfrühling bis in den Frühwinter in Laub- und Nadelwäldern.

Einer der häufigsten Porlinge an Laub- und Nadelholzstubben ist der Angebrannte Rauchporling (Bjerkandera adusta).

Biotopwechsel. Vom Buchenberg in das sandige Kiefern- und Heidegebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes bei Dabel. Da durch frühere, militärische Anlagen wie Plattenwege, Kalk in den Sandboden gelangt ist, findet sich hier auch der leckere Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Natürlich muss immer zumindest eine Kiefer in der Nähe sein.

Der Stiel des delikaten Reizkers ist hohl und sondert im Schnitt einen rötlichen Milchsaft ab.

Blutblättriger Hautkopf (Cortinarius semisanguineus).

Ein weiterer Hautkopf, welcher mag es sein?

Ein Blick unter den Hut beantwortet die Frage: Gelbblättriger Hautkopf (Cortinarius cinnamomeoluteus).

Wunderschöne Farbtupfen zwischen Moosen.

Wie Chris Engelhardt heraus bekommen hat, handelt es sich um das Warzigsporige Moosschälchen (Neottiella vivida). Foto: C. Engelhardt.

Vielen Dank an Christopher Engelhardt aus Lübeck für diese wunderbare Bestimmungstafel zu unserem Moosschälchen.

Besonders weite Röhrenöffnungen finden wir bei diesem jungen Kuh – Röhrling (Suillus bovinus).

Ein etwas älterer Kuhpilz. Die Röhren sind nicht mehr olivgrünlich sondern bräunlich gefärbt.

Kuh – Röhrlinge (Suillus bovinus) gehören zu den Schmierröhrlingen, sind also mit dem Butterpilz verwandt. Durch ihre zähe, gummiartige Konsistenz, sind sie sehr minderwertige Speisepilze und unterliegen in den letzten Jahrzehnten durch Eutrophierung unserer armen Sandstandorte einer Rückgangstendenz.

Wo der Kuhpilz wächst, ist der Rosenrote Schmierling (Gomphidius roseus) nicht weit. Beide Myzelien sind durch eine Art Symbiose miteinander Verbunden.

Der Rosenrote Schmierling (Gomphidius roseus) ist zwar auch essbar, allerdings wenig ergiebig und sollte lieber stehen bleiben. Er ist nah mit dem Kuhmaul und dem Kupferroten Gelbfuß verwandt.

Einen farbenfrohen Anblick liefern unzählige Löwenfrüchtchen (Leocarpus fragilis).

Es handelt sich um Myxomyceten, also Schleimpilze.

Zweifarbiger Lacktrichterling (Laccaria bicolor) von oben betrachtet.

Im besten kommt die Zweifarbigkeit im Kontrast von Hutoberfläche und  Lamellenfarbe zum tragen. Essbar, wie alle Lacktrichterlinge oder Bläulinge.

Da kommt man nicht dran vorbei: Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria).

Man könnte Denken, der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) gehöre den Schmierröhrlingen an. Tatsächlich aber steht er den Filzröhrlingen nahe.

Der Butterpilz (Suillus luteus) ist hingegen die Typusart aller Schierröhrlinge.

Rotbraune Milchlinge (Lactarius rufus) werden aufgrund ihrer Schärfe auch Paprikapilz genannt. In Osteuropa beliebte Speisepilze, aber nur nach besonderer Zubereitung. Charakteristisch ist auch der kleine, spitze Buckel in der Hutmitte.

Nahezu ein Massenpilz in den feuchten Moosen war heute der Klebrige Helmling (Mycena vulgaris).

Typisch für dieses heideartige Gebiet scheint die Heidekeule (Clavaria argillacea) zu sein. Ein schöner Fund, den Chris Engelhardt für uns bestimmt hat.

Hier noch zwei Arten aus dem Buchenwald: Graugrüner Milchling (Lactarius blennius) und Rotfuß – Röhrling (Xerocomus chrysenteron).

Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) und Klebrige Helmlinge (Mycena vulgaris).


Die Artenliste von MTB: 2337/3 – Buchenberg/Kiefernheide: Buckel – Tramete, Schmetterlings – Tramete, Flaschen – Stäubling, Violetter Lacktrichterling, Horngrauer Rübling, Gelber Knollenblätterpilz, Buchen – Speitäubling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Süßlicher Milchling, Graugrüner Milchling, Klebriger Hörnling, Gelbweißer Täubling, Geweihförmige Holzkeule, Falscher Pfifferling, Gemeiner Trompetenschnitzling, Echter Pfifferling, Grünblättriger Schwefelkopf, Weinrötlicher Zwergchampignon, Derbes Rotfüßchen, Goldschimmel, Striegelige Tramete, Kugelschneller, Laubholz – Hörnling, Gemeiner Spaltblättling, Geflecktblättriger Flämmling, Striegeliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Orangeroter Kammpilz, Laubholz – Harzporling, Buchenrindenschorf, Rillstieliger Helmling, Tintenstrichpilz, Veränderlicher Spaltporling, Grauer Erdritterling, Wohlriechender Schneckling, Winter – Stielporling, Bleiweißer Trichterling, Frostschneckling, Mäuseschwänzchen, Amiant – Körnchenschirmling, Weißflockiger Gürtelfuß, Duft – Trichterling, Dunkelscheibiger Fälbling, Edel – Reizker, Heftel – Nabeling, Blutblättriger Hautkopf, Rotbrauner Milchling, Weißbrauner Ritterling, Kuhpilz, Zweifarbiger Lacktrichterling, Fleischroter Lacktrichterling, Warzigsporiges Moosschälchen, Löwenfrüchtchen, Butterpilz, Roter Fliegenpilz, Erdwarzenpilz, Kahler Krempling, Gelbblättriger Hautkopf, Zimt – Hautkopf, Glockiger Häubling, Nadelholz – Hörnling, Gemeiner Violettporling, Rosenroter Schmierling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Schwefel –  Ritterling, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Kugelsporiges Stummelfüßchen, Graukappe, Rosa – Helmling, Gelbe Mooskeule, Gelbschuppiger Tintling und Klebriger Helmling


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11. November 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es geht in das MTB: 2337/2 – Hoher Berg

Die zweite Runde im Messtischblatt Dabel war heute an der Reihe. Besonders im südlichen Bereich des Quadranten gibt es viel Wald. Angefangen von den Seetannen am Dabeler See über Borkow und südlich des Borkower Sees. Hier gibt es auch einen schönen Waldlehrpfad des Naturparkes Sternberger Seenland. Im vergangenen Jahr absolvierten wir hier unsere Nachtwanderung und in den Seetannen war ich im trockenen Jahr 2018 im Rahmen einer Mittwochsexkursion unterwegs. Es gibt aber auch im nördlichen Bereich des Meßtischblatt – Quadranten zwei kleinere, isolierte Wälder, die mich eventuell mehr reizen würden. Zum einen die Rothener Tannen und zum anderen der Wald am hohen Berg, südwestlich des Bolzer Sees. Hier besticht beispielsweise der südwestliche Hang mit seiner wärmebegünstigten und ausgehagerten Buchenkannte. Er war das Ziel meiner heutigen Exkursion.

Junge Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum). Typisch sind die vielen „Grieskörnchen“ auf der Oberfläche.

Diese Champignons (Agaricus spec.) wuchsen am Waldrand unter Eichen und Buchen.

Dickblättriger Schwarztäubling (Russula nigricans). Bevor der Sprödblättler bei Verletzung und im Alter schwärzt, rötet er zunächst.

Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Er musste mit, denn die Adventszeit steht bevor, wofür er sich besonders gut zu Gestecken eignet.

Frische Zuwachsränder des Rotrandigen Baumschwamms sind zunächst grauweiß, dann gelblich und erst später rotbräunlich bis schließlich fast grauschwärzlich.

Mitunter ein Massenpilz der Buchenwäldern im Herbst ist der völlig schleimige Elfenbein – Schneckling (Hygrophorus eburneus).

Ebenfalls in Buchenwäldern, aber meist nur einzeln oder in wenigen Exemplaren, findet sich der viel größere und kompaktere Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius).

Ziemlich hochbeinig und elegant kommt der Kaffeebraune Gabeltrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis) daher.

Judas hat seine Lauscher zwar nicht überall, aber besonders am Schwarzen Holunder setzt er vor allem im feuchteren Winterhalbjahr zum großen Lauschangriff an. Judasohr (Hirneola auricula – judae).

Eine imposante Gestalt des Herbstwaldes ist der Mönchskopf (Clitocybe geotropa). Besonders wenn der große Trichterling in auffälligen Hexenringen daher kommt.

Den Trichter dieses Trichterlings sucht man allerdings vergeblich. Typisch ist ein kleiner Buckel in der Hutmitte. Der Mönchskopf ist Essbar.

Der Rostbraune Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus) bildet resupinate, polsterförmige Fruchtkörper auf totem Laubholz aus. Hier ist es Haselholz.

Unterwegs begegnete ich einem Herbstlorchel – Sammler. Aus dem Körbchen auf seinem mitgeführten Fahrrad, blickten mich diese Augen an. Ob das Schnüffelnäschen wohl auf Lorcheln oder gar Trüffel abgerichtet ist? Ich vergaß zu fragen.

Gilbender Erdritterling (Tricholoma argyraceum). Essbar.

Essbar ist auch der Schmutzige- oder Fleischbraune Rötel – Ritterling (Lepista sordida). Er ist ein Pilz der Übergangsjahreszeiten und wächst demnach im Frühling und Herbst. Seltener im Winter und kaum im Sommer.


Die Artenliste von MTB 2337/2 – Wald am Hohen Berg: Gemeiner Rettich – Fälbling, Horngrauer Rübling, Gelber Knollenblätterpilz, Violetter Lacktrichterling, Gallen – Täubling, Geweihförmige Holzkeule, Graukappe, Schwefel – Ritterling, Flaschen – Stäubling, Graugrüner Milchling, Süßlicher Milchling, Schlanker Riesenschirmpilz, Maronen – Röhrling, Gemeiner Steinpilz, Gefleckter Rübling, Grünblättriger Schwefelkopf, Dickblättriger Schwarztäubling, Buchen – Speitäubling, Perlpilz, Gelbweißer Täubling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Orangeroter Kammpilz, Violetter Rötel – Ritterling, Rotrandiger Baumschwamm, Schmetterlings – Tramete, Roter Fliegenpilz, Grauweißer Saftporling, Geflecktblättriger Flämmling, Kiefern – Braunporling, Echter Zunderschwamm, Goldschimmel, Derbes Rotfüßchen, Trockener Schneckling, Kaffeebrauner Scheintrichterling, Rosablättriger Helmling, Fichten – Wurzelschwamm, Elfenbein – Schneckling, Fichten – Zapfenrübling, Gallertfleischiges Stummelfüßchen, Halbresupinater Weichporling, Rosa – Helmling, Judasohr, Zitronengelbes Reisigbecherchen, Mönchskopf, Rostbrauner Feuerschwamm, Striegeliger Schichtpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Buckel – Tramete, Angebrannter Rauchporling, Gilbender Erdritterling, Rillstieliger Helmling, Birken – Blättling, Striegelige Tramete und Schmutziger Rötelritterling.


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04. November 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Natur- und Pilzfreunde

Das MTB: 2337/1 – Dabel war an der Reihe

Im trockenen Sommer des Jahres 2018 stand das Dabeler Messtischblatt schon einmal während meiner Mittwochsexkursionen auf dem Programm. Damals reichlich unergiebig. Natürlich können wir heute kaum noch Sommerarten erwarten, aber artenreicher als damals wird es allemal, denn der November zählt immer noch zu den attraktivsten Pilzmonaten des Jahres. Im 1. Quadranten finden wir reichlich Wald vor. In den Peeschen Tannen waren wir gerade zur Vereinsexkursion, so dass ich einem anderen Revier den Vorzug geben möchte. In frage kommen die Waldbereiche um den Buchenberg bis in Höhe des Holzendorfer Sees, aber auch die Achtertannen, südlich des Dabeler Sees. Wir entschieden uns für die Waldflächen am Holzendorfer See. Wir, das waren außer meiner Wenigkeit noch interessierte, junge Pilz- und Vereinsfreunde aus der mecklenburgischen Kleinstadt Warin.

Schon auf dem Parkplatz der Badestelle am Holzendorfer See wurden wir fündig. Wir sehen einen Fruchtkörper des Trockenen Kahlkopfes (Psilocybe montana).

Ein Birkenporling gegen Magenbeschwerden?

Eine Peniophora an Betula. Wahrscheinlich handelt es sich um den Fleischroten Zystidenrindenpilz (Peniophora incarnata). Allerdings erscheint mir der resupinate Überzug recht dick und er löst auch etwas vom Substrat ab, welches bei Peniophora incarnata nur selten zu beobachten ist.

Der Geschichtete Zähling (Lentinellus ursinus) wächst an totem Laubholz und gehört nicht zu den häufigsten Arten bei uns.

Lentinellus ursinus.

Meist sehr gesellig unter Eichen findet sich im Herbst der Große Knoblauch – Schwindling (Marasmius prasiosmus).

Auch der Blaugraue Reiftäubling (Russula parazurea) ist vorzugsweise unter Eiche anzutreffen. Er geht mit dem Baum eine Symbiose ein, während der Schwindling eine saprophytische Lebensweise besitzt. Essbar.

Dekorative Verzierungen auf bemooster Baumrinde.

Verantwortlich für den farbenfrohen Anblick zeichnet der Orangerote Kammpilz (Phebia radiata).

Niedergedrückte Rötlinge (Entoloma nidorosum) sind schwach giftig!

Junge Pappel – Schüpplinge (Pholiota destruens) an der Schnittfläche frisch gefällter Pappeln.

Süd exponiert ausgerichtet wärmt sich eine Libelle am Holzstapel der gefällten Pappeln.

Wunderbar frische und fleischige Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) drängen aus den Resten alter und modriger Birkenstubben heraus.

Fachgerecht werden sie geerntet.

Aber beim Ernten immer auf die Stielschüppchen achten! Hier sind sie mehr als deutlich zu sehen.

Lecker sind natürlich auch diese etwas verfrühten Samtfuß – Winterpilze (Flammulina velutipes). Wichtig sind hier die fettig glänzenden Hüte und die braunsamtigen Stiele.

Hier sehen wir den Glasigweißen Höckerschwamm (Physisporinus vitreus).

Das Glückssymbol schlecht hin. Fliegenpilze (Amanita muscaria) machen einfach glücklich!

Dieses Exemplar eines Roten Fliegenpilzes (Amanita muscaria) hat sich gerade gehäutet. Moos und Gräser, durch die er sich empor schiebt, haben die weißen Hüllreste abgezogen.

Nicht nur Fliegenpilze gehen besonders gerne mit Birken eine Partnerschaft zum gegenseitigen Nutzen ein. Ausschließlich unter diesem freundlichen Laubbaum findet sich auch der Blasse Duftmilchling (Lactarius glyciosmus). Durch seinen leckeren Kokosduft gehört er zu den leicht zu bestimmenden Milchlingen. Allerdings schmeckt er nicht so gut wie er riecht und ist daher minderwertig.

Dieser Milchling hat sich hingegen die Kiefer als Symbiosepartner ausgesucht. Der Späte- oder Leberbraune Milchling (Lactarius hepaticus) ist stellenweise in größeren Mengen in sandigen Kiefernwäldern anzutreffen. Sein weißlicher Milchsaft verfärbt sich an der Luft nach einiger Zeit gelb.

Wegen seiner Schärfe absolut ungenießbar ist der Kiefern – Speitäubling (Russula emetica var. silvestris).

Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).

Recht veränderlich in Habitus und Färbung ist der schwach giftige Seifen – Ritterling (Tricholoma saponaceum). Er riecht nach Waschküche und rötet meist irgendwo am Fruchtkörper. Wir finden ihn in Laub- und Nadelwäldern.

Ausschließlich unter Kiefern zu hause ist der Zitronenblättrige- oder Tränen – Täubling (Russula sardonia). Sehr scharf schmeckende und daher ungenießbare Art des Herbstwaldes.


Die Artenliste von MTB 2337 – Wald bei Dabel/ Holzendorfer See: Trockener Kahlkopf, Nelkenschwindling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Flacher Lackporling, Geweihförmige Holzkeule, Roter Fliegenpilz, Dunkelscheibiger Fälbling, Kahler Krempling, Rehbrauner Dachpilz, Fuchsiger Röteltrichterling, Verschiedenfarbiger Dachpilz, Gemeiner Rettich – Fälbling, Birken – Zungenporling, Echter Zunderschwamm, Fleischroter Zystidenrindenpilz, Pappel – Schüppling, Glimmer – Tintling, Geschichteter Zähling, Weißflockiger Gürtelfuß, Rosa – Helmling, Safran – Schirmpilz, Großer Knoblauchschwindling, Waldfreund – Rübling, Blaugrauer Reiftäubling, Papagei – Täubling, Stockschwämmchen, Graukappe, Eichen – Milchling, Orangeroter Kammpilz, Gemeiner Trompetenschnitzling, Niedergedrückter Rötling, Goldschimmel, Gelbschuppiger Hallimasch, Grünblättriger Schwefelkopf, Riesenschirmpilz, Schmetterlings – Tramete, Hochthronender Schüppling, Fleischroter Lacktrichterling, Samtfuß – Winterpilz, Striegeliger Schichtpilz, Violetter Knorpelschichtpilz, Braunroter Lacktrichterling, Birken – Blättling, Grauweißer Saftporling, Winter – Stielporling, Gallertfleischiges Stummelfüßchen, Zinnoberroter Pustelpilz, Pfriemförmiger Hörnling, Angebrannter Rauchporling, Echter Mehltau, Horngrauer Rübling, Flechtbarer Helmling, Geflecktblättriger Flämmling, Mäuseschwänzchen, Falscher Pfifferling, Flatter – Milchling, Maronen – Röhrling, Olivgrüner Milchling, Grünlicher Schüppling, Steife Koralle, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Camembert – Täubling, Ohrlöffel, Dehnbarer Helmling, Frostschneckling, Glockiger Häubling, Zimt – Hautkopf, Mehlpilz, Klebriger Hörnling, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Seifen – Ritterling, Roter Heringstäubling, Zitronenblättriger Täubling, Blasser Duftmilchling und Gelbknolliger Sklerotienrübling.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

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01. November 2020 – Vereinsexkursion der Pilzfreunde

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. Gruppe der Pilzfreunde

Sie führte durch die Peeschen Tannen

In den Peeschen Tannen am 01. November 2020.

Es wurde mal wieder Zeit für eine Vereinsexkursion. Ursprünglich standen die Peeschen Tannen bereits zum 24. Oktober im Rahmen einer öffentlichen Lehrwanderung auf meinem Plan. Aber durch diverse Termin – Abstimmungen  und Verschiebungen hinsichtlich der großen Ausstellungen und des Pilzseminars, die dann leider ausfielen, musste dieser Termin verschoben  und auf eine Vereinsexkursion verlegt werden. Gerne waren deshalb auch Gäste eingeladen, denn im wesentlichen geht es auf unseren Vereinsexkursionen nicht viel anders zur Sache, wie bei einer normalen Lehrwanderung. Nur das der Kartierung eine etwas größere Rolle zukommt. Wir finden hier sandige Böden vor, die überwiegend mit Nadelbäumen bestanden sind. Leider hat sich in diesem Gebiet die Spätblühende Traubenkirsche besonders stark ausgebreitet und den Wald „verpestet“. Aber dass sollte uns nicht davon abhalten, heute hier auf Pilzpirsch zu gehen. Das Wetter war für November überaus mild und das nun schon spätherbstliche Pilzaufkommen zeigte sich außerordentlich vielseitig.

Der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ist immer ein Blickfang.

Tonfalbe Schüpplinge (Pholiota lenta) finden sich besonders im Spätherbst auf Holzresten. In manchen Jahren auch im März und April. Ihr Fruchtkörper ist von einer dicken Schleimschicht überzogen und wer sich nicht daran stört und ihn sicher zuordnen kann, darf ihn sogar als Mischpilz einsammeln.

Im Spätherbst und Winter finden wir überaus häufig den Orangeroten Kammpilz (Phlebia radiata) meist an Laubholz. Aber er schreckt auch vor Nadelholz nicht zurück, so wie hier an Kiefernstubben als Ausgangspunkt. Der Pilz kann dann auch auf Erdreich oder so wie hier, auf Moos, übergehen.

Ich nenne ihn gerne, wenn ich beispielsweise mit Kindern unterwegs bin, Badekappenpilz. Seine wenig appetitliche, schleimige und spangrüne Huthaut lässt sich in einem Zuge wie eine Badekappe abziehen. Ein Vorteil, will man den essbaren Grünspan – Träuschling (Stropharia aeruginosa) in der Küche verwenden.

Die Natur – Apotheke hat geöffnet. Der Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) wird von einigen Menschen als Magenbitter verwendet. Er soll  Magenbeschwerden lindern helfen.

Butter- oder Horngrauer Rübling? Schwer zu sagen, eher eine Mischform von beiden Varianten. Vom Stiel her, mit seinen rotbräunlichen Farben, eher ein Butter – Rübling, vom Hut her meiner Auffassung nach eher ein Horngrauer Rübling (Collybia butyracea/asema). Essbar, aber minderwertig, sind sie beide.

Diese Rüblinge neigen dazu, sich bei feuchtem Wetter mit Wasser vollzusaugen (hygrophan) und wirken dann viel dunkler, besonders der Hut.

Ein junger Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). In starken Wachstumsphasen sondert er gerne sogenannte Gutationströpfchen ab, hier sind es allerdings nur Wassertropfen des nächtlichen Regens.

Eine Plantage von Binsen – Röhrenkeulchen (Macrotyhula filiformis), in die sich zwei Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura) verirrt haben.

Besonders an den Schnittflächen von Laubholz, gerne an lagernden Holzstapeln längst der Waldwege, findet sich im Spätherbst und Winter der Violette Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum).

An Flügel von Faltern erinnern die oft rosettenartigen Konsolen der Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor). Auch dieser sehr häufige Porling wird in der Naturheilkunde verwendet. Es werden ihm positive und unterstützende Effekte in der Krebstherapie nachgesagt.

Immer unter Birke: der Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus). Ungenießbar.

Fototermin am Wegrand.

Auch der Echte Pfifferling (Cantharellus cibarius) stand am bemoosten Waldwegrand. Links oben steht ein Flatter – Milchling.

Schleimpilze (Myxomyceten) in Aktion.

Im feuchten Winterhalbjahr inzwischen ein sehr häufiger Holzbewohner ist der Krause Aderzähling (Plicatura crispa).

Durch wechselnde Witterungs- und Temperaturverhältnisse schollig aufgesprungen ist hier die Huthaut des Fleischroten Speisetäublings (Russula vesca.

Die vom Rand etwas zurückgezogene Huthaut ist eines der wichtigsten Merkmale dieses Sprödblättlers, der zu unseren schmackhaftesten Speisepilzen gehört. Fleischroter Speisetäubling (Russula vesca).

Ein Steinpilz (Boletus edulis) wie aus dem Bilderbuch, direkt auf dem Mittelstreifen eines Waldweges.

Steinpilze fachgerecht ernten heißt herausdrehen und nicht abschneiden!

Im Fichtenforst einige Korallenpilze. Fichten – Koralle (Ramaria flaccida).

Dehnbare Helmlinge (Mycena epipterygia) senden zarte Antennen aus. Ausgelöst vom Helmlingsschimmel (Spinellus fusiger).

Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus).

Fuchsiger Röteltrichterling (Lepsta flaccida). Obwohl Trichterlings – Habitus gehört der überaus häufige Streuzersetzer zu den Rötelritterlingen. Essbar.

Aus Nadelholz heraus wächst der Nadelholz – Hörnling (Calocera furcata).

Süßlich – fruchtig, nach Amylazetat, riecht der Gelbe Bonbon – Rötling (Entoloma icterinum). Rote Liste Art, die gerne an Ruderalstellen vorkommt.

Hier sehen wir zwei besonders schöne und farbfreudige Pilzarten des Nadelwaldes. Links den an Kiefernholz wachsenden Purpurfilzigen Holzritterling (Tricholomopsis rutilans) und rechts den auf dem Waldboden vorkommenden Roten Heringstäubling (Russula xerampelina). Beide sind essbar.

Runzlige Korallenpilze (Clavulina rugosa) finden sich oft in größeren Trupps in Wäldern. Ohne Speisewert.

Noch einmal bildschöne Tonfalbe Schüpplinge (Pholiota lenta).

Aber es kommt noch schöner. Wunderbar frische Orangeseitlinge (Phylotopsis nidulans).

Orangefärbung und haarig – filzige Hutoberfläche sind die markantesten Merkmale dieses in Ausbreitung begriffenen Holz – Zersetzers.

Stiele werden kaum ausgebildet.

Der Orangeseitling ist zwar essbar, sollte aber wegen seines noch recht zerstreuten Vorkommens und wegen seiner Schönheit lieber geschont werden.

Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) ist hingegen ein volkstümlich gern gesammelter Massenpilz. Gegen seine Verwendung in der Küche ist natürlich nichts einzuwenden, zumal er ohnehin zu den schmackhaftesten Speisepilzen überhaupt gehört.

Dieser gelbbräunliche Häubling ist uns in der letzten Zeit immer wieder im Moos der Nadelwälder aufgefallen. Chris Engelhardt hat sich mit ihm etwas näher beschäftigt und ihn als Glockigen Häubling (Galerina pumila) bestimmt. Foto: Engelhardt.

Hier die Sporen von Galerine pumila. Foto: Engelhardt.

Und noch ein weiteres Foto von Chris Engelhardt mit den teils bauchigen Cheilo – Zystiden, teilweise mit Basalschnallen.

Eine wunderschöne und pilzreiche Vereinsexkursion geht zu Ende. Schnell noch ein Erinnerungsfoto. 01.11.2020 in den Peeschen Tannen.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

28. Oktober 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

MTB: 2338/4 – Schwinzer Heide

Zum letzten mal ging es in das Messtischblatt Dobbertin. Große Bereiche des 4. Quadranten sind bewaldet. Nördlich des Goldberger Sees befinden sich die Lüschower Tannen, die zur Nossentiner/Schwinzer Heide gehören. Die Reviere um Alt Schwinz und Jellen zählen zu unseren beliebtesten Pilzrevieren, wenn es um Speisepilze geht, aber auch die Artenvielfalt ist hier enorm. Neben den klassischen Speisepilzen finden sich auch Pilzarten, die durch ihre armen Standortansprüche anderswo bereits stark rückläufig geworden sind. Ein Pilzrevier vom feinsten! Das war heute auch unser Exkursionsgebiet. Dazu traf ich mich mit weiteren Interessenten aus Warin, Lübeck und Berlin am Vormittag in Alt Schwinz. Das Wetter war die meiste Zeit hervorragend, mit viel goldener Oktobersonne. Nur zum Schluss prasselte noch ein ausgiebiger Starkregenschauer auf uns herunter, der die schöne und pilzreiche Exkursion abrupt beendete. Hier einige Impressionen von einer der schönsten Mittwochsexkursionen des Jahres 2020.

Der Kastanienbraune Schirmpilz (Lepiota castanea) steht im Verdacht Amatoxine zu enthalten, also Knollenblätterpilzgifte.

Echte Waldchampignons (Agaricus silvaticus) dürfen hingegen ohne Bedenken den Weg in die heimische Küche finden.

Ähnlich einem strukturierten Wackelpudding präsentiert sich der Kandisfarbene Drüsling (Tremella foliacea). Er soll unbedenklich sein, dürfte aber keinesfalls den Wohlgeschmack besagtem Puddings erreichen.

Am Wohlgeschmack des Fichten – Steinpilzes (Boletus edulis) dürften hingegen kaum Zweifel aufkommen.

Erdwarzenpilz (Thelephora terrestris).

Eine auffallend farbfreudige Porlingserscheinung ist der Nördliche Zinnoberschwamm (Pycnoporus cinnabarinus). Wir finden ihn an trockenem und besonnt liegendem Totholz von Laubbäumen, insbesondere von Birke und Rotbuche.

Ein vor allem im Spätherbst häufiger und leicht kenntlicher Hellsporer ist der Dehnbare Helmling (Mycena epiterygia). Wir finden ihn oft scharenweise in sauren Nadelwäldern. Der ganze Fruchtkörper ist schleimig und von einer durchsichtigen, dehnbaren Haut überzogen. Ein sicheres Merkmal!

Steinpilze machen irgendwie glücklich. Ganz besonders am Fundort im Wald und später sicherlich auch noch zu hause, als Gaumenschmaus.

Diese Schwefelritterlinge (Tricholoma sulphureus) sehen zwar hübsch aus, aber einen Gaumenschmaus darf man von ihnen nicht erwarten. Schon ihr stechender Leuchtgasgeruch ist eine Beleidigung eines jeden Riechorgans.

Schläfrigkeit, Unruhe, Gehstörungen, Rauschzustände, Erregung bis hin zur sogenannten Berserkerwut und Halluzinationen kann der Pantherpilz (Amanita pantherina) auslösen. Der Giftgehalt soll regional schwanken. Es gibt in Europa Regionen, in denen kaum Toxine in ihm gefunden wurden, anderswo ist er stark giftig! Dieser Wulstling ist einer der wichtigsten Giftpilze und Vergiftungen durch ihn kommen relativ häufig vor.

Pantherpilze (Amanita pantherina) besitzen weiße Hüllreste auf dem Hut, die aber aufgrund mechanischer Vorgänge wie starker Regen oder durch Streckungsprozesse des Fruchtkörpers von Moosen und Gräsern abgewaschen b. z. w. abgestreift sein können.

Natternstielige Schnecklinge (Hygrophorus olivaceo – albus) sind strenge Fichtenbegleiter. Durch das Fichtensterben und aufgrund der Tatsache, das in M-V kaum noch Fichten aufgeforstet werden, wird der Pilz in den kommenden Jahrzehnten aus unserem Bundesland allmählich verschwinden. Essbar.

Geruchsmässig orientiert sich der Küchen – Schwindling (Marasmius scorodonius) an einer beliebten Pflanze, dem Knoblauch. Das macht ihn seit jeher zu einem der begehrtesten und beliebtesten Würzpilze.

Zur gehobenen Pilzküche zählt auch der Edel – Reizker (Lactarius deliciosus). Er findet sich ausschließlich unter Kiefern, auf basenreicheren Sandböden.

Was dem Edel – Reizker die Kiefer, ist dem Weißflockigen Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus) die Birke. Er ist zwingend auf diesen Laubbaum angewiesen. Aber nicht jede Birke geht mit ihm eine Partnerschaft ein. Birken sind durchaus wählerisch, denn viele Pilzarten buhlen um ihre Gunst.

Zu den stark gerieften Kammtäublingen zählt der unter Eichen häufige Camembert – Täubling (Russula amoenolens). Anders als der namensgebende Käse mit dem Edelschimmel (auch Pilz!), an dessen Geruch dieser Sprödblättler erinnert, ist dieser Pilz aufgrund des widerlichen Geschmacks jedoch ungenießbar.

An einem toten Laubholz – Ast brechen massenweise Kugelsporige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii) heraus.

An der Verbindungsstraße zwischen Dobbertin und Krakow am See schieben zwischen Alt Schwinz und dem Abzweig Jellen stellenweise in größeren Gruppen diese gelben Schleierlinge aus dem Waldboden.

Wirklich massige Teile, diese Klumpfüße. Auffallend sind die weißlichen Hüllreste (Velumreste) auf den Hüten.

Als Symbiose – Partner kommen Kiefern und Buchen in frage.

Wir waren beeindruckt!

Die Pilze wuchsen oft dicht gedrängt und büschellig. Chris Engelhardt hat sich ausführlich mit diesem schönen Fund beschäftigt. Dem nach dürfte es sich um den Velumgelben Klumpfuß (Cortinarius xantho – ochraceum) handeln.

Auf der gegenüber liegenden, grasig – offeneren Straßenseite, erfreuten uns diese Schnee – Ellerlinge (Camarophyllus niveus). Sie stehen für nährstoffarme, magere Standorte, die in unserer Landschaft immer seltener werden.

Noch seltener scheint der Gestielte Schütterzahn (Cystotrema confluens) zu sein. Ich war hoch erfreut, ihn hier angetroffen zu haben.

Saure Sandböden unter Kiefern liebt der leicht kenntliche Buckel – Täubling (Russula caerulea).

Das dieses Gebiet eine einzigartige Fundgrube ist, habe ich ja schon im Einführungstext erwähnt. Hier erfreute uns der Prächtige Klumpfuß (Cortinarius aurantioturbinatus).

Wir steigen von unserem erhöhtem Niveau herab zu wieder etwas banalerem, aber dafür einem wirklich bildschönen Birkenpilz (Leccinum scabrum).

Der Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) zählt zu den beliebtesten Speisepilzen des späten Herbstes und frühen Winters. Immer unter Kiefern auf sandigen Böden. Oft sogar in großen Trupps bis Massenhaft.

Inzwischen setzte der Starkregen ein. Wehe dem, der keinen Schirm zur Hand hatte.

Zum Vergleich: links der Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera), rechts der Grobschollige Riesenschirmpilz (Macrolepiota konradii). Nicht nur die Größe, sondern auch die Anzahl und Anordnung der Hutschuppen sind gute Trennungsfaktoren beider Arten. Essbar.

Am Ende waren sowohl die Hobby-, wie auch die Kochtopfmykologen, voll und ganz zufrieden.


Die Artenliste von MTB 2338/4 – Schwinzer Heide: Grobscholliger Riesenschirmpilz, Violetter Lacktrichterling, Dehnbarer Helmling, Graugrüner Milchling, Kastanienbrauner Schirmpilz, Wechselfarbiger Spei – Täubling, Echter Wald – Champignon, Gemeiner Rettich – Fälbling, Goldgelber Lärchen – Röhrling, Horngrauer Rübling, Dunkler Hallimasch, Dunkelscheibiger Fälbling, Falscher Pfifferling, Rostfleckiger Helmling, Kahler Krempling, Heftel – Nabeling, Derbes Rotfüßchen, Geflecktblättriger Flämmling, Maronen – Röhrling, Brauner Stäubling, Blut – Helmling, Fleischroter Lacktrichterling, Fuchsiger Röteltrichterling, Grünspan – Träuschling, Rettich – Helmling, Gelbweißer Täubling, Buchen – Speitäubling, Gelber Knollenblätterpilz, Zedernholz – Täubling, Graukappe, Rosa – Helmling, Brauner Leder – Täubling, Flaschen – Stäubling, Schmetterlings – Tramete, Röhrige Keule, Kandisfarbener Drüsling, Striegeliger Schichtpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Schwefel – Ritterling, Grubenlorchel, Weißflockiger Gürtelfuß, Goldschimmel, Kuhmaul, Rotfuß – Röhrling, Butterpilz, Braunroter Lacktrichterling, Nördlicher Zinnoberschwamm, Winter – Stielporling, Erdwarzenpilz, Ziegelroter Schwefelkopf, Rehbrauner Dachpilz, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flatter – Milchling, Pantherpilz, Roter Fliegenpilz, Mehlpilz, Gallen – Täubling, Waldfreund – Rübling, Großer Rettich – Fälbling, Birkenpilz, Purpurfilziger Holzritterling, Krauser Aderzähling, Natternstieliger Schneckling, Echter Steinpilz, Küchen – Schwindling, Grauer Erdritterling, Körnchen – Röhrling, Grüner Anis – Trichterling, Brandiger Ritterling, Keulenfuß – Trichterling, Rotbrauner Milchling, Kugelsporiges Stummelfüßchen, Camembert – Täubling, Klebriger Hörnling, Bitterer Schleimkopf, Fuchsiger Scheidenstreifling, Schnee – Ellerling, Beutel – Stäubling, Gestielter Schütterzahn, Gilbender Erdritterling, Prächtiger Klumpfuß, Welker Milchling, Gelbblättriger Birkenritterling, Flaumiger Milchling, Amiant – Körnchenschirmling, Frostschneckling, Grasgrüner Täubling, Striegelige Tramete, Riesenschirmpilz, Zimthautkopf, Gallertfleischiger Fältling, Rostroter Körnchenschirmling und Velumgelber Klumpfuß 


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

14. Oktober 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Gäste.

Es ging in das MTB: 2338/3 = Dobbertin

Die ersten Exemplare wurden entdeckt.

Reichlich Wald findet sich im dritten Quadranten des Dobbertiner Messtischblattes, im sogenannten Dobbertiner Seenland. Da wären zunächst die sehr interessanten und pilzreichen, sowie weitläufigen Reviere, beginnend und südlich des NSG Mildenitztal, mit den Hangterrassen zum Schwarzen See und die großen Nadel- und Mischwaldbereiche bis hin zur Ortschaft Dobbin zu nennen. Dort schließt sich ein Waldstreifen zum Dobbertiner See bis hin nach Dobbertin an. Ein weiteres, kompaktes Waldgebiet, die Spendiener Tannen, an. Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Die weitläufigen Forste südlich des Naturschutzgebietes Mildenitztal waren schließlich das Ziel. Sowohl öffentliche Wanderungen, Vereinsexkursionen und sogar schon 2 Nachtwanderungen absolvierten wir hier. Selbst mit einem Drehteam des NDR – Fernsehens waren wir dort schon unterwegs. So übt dieses herrliche Gebiet immer wieder eine große Anziehungskraft aus. Da heute einige Gäste dabei waren, die durchaus Ambitionen zum Füllen ihrer mitgeführten Pilzgefäße hatten, entschied ich mich für dieses klassische Pilzsucher – Revier.

Die überaus häufigen Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) sehen wir hier in einer besonders attraktiven Wuchsform.

Der Wollige Milchling (Lactarius vellereus) sondert bei Verletzung einen weißen Milchsaft ab, der unangenehm schmeckt.

Wohl eher eine blasse Form des Fuchsigen Rötel – Trichterlings stellt dieser Fahlgelbe- oder Wasserfleckige Rötel – Trichterling (Lepista gilva) dar. Trotzdem wird er als eigene Art geführt, obwohl es immer wieder Übergänge zwischen beiden Formen gibt, die eine genaue Zuordnung schwierig gestalten. Essbar sind beide Varianten. Zumindest wenn sie, so wie hier, noch jung und frisch sind.

Ein Stück Totholz ist mit zahlreichen Hörnlingen besetzt.

Nicht nur der Gegabelte Nadelholz – Hörnling (Calocera furcata) findet sich auf diesem Holzknüppel, sondern auch die Zerfließende Gallert – Träne (Dacrymyces stillatus).

An Kiefernholz wächst mitunter büschellig einer der schönsten Blätterpilze überhaupt. Der Purpurfilzige Holzritterling (Tricholomopsis rutilans). Zwar ist er essbar, aber sein Wohlgeschmack reicht in keiner Weise an die optischen Reize heran.

Zwei Raslinge der Gattung Lyophyllum. Um welche Art es sich genau handelt, konnte leider nicht geklärt werden.

An den Wegrändern, unter Kiefern, erfreuten immer wieder junge Butterpilze (Suillus luteus) die Herzen meiner, mich begleitenden Mitmenschen.

Dunkelscheibige Fälblinge (Hebeloma mesophaeum) gehören zu den gemeinsten Blätterpilzen. Wie nahezu alle Vertreter dieser Gattung sind sie ungenießbar.

Entweder an alten, modrigen Laubholz – Stubben, oder an deren Wurzelausläufer brechen scheinbar aus der Erde oft ganze Kolonien von Birnen – Stäublingen (Lycoperdon pyriforme) hervor. Da sie gummiartig zäh sind, geben sie auch jung keine begehrenswerten Speisepilze ab.

Schopf – Tintling (Coprinus comatus).

Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron) wie sie im Buche stehen.

Am Roten Fliegenpilz (Amanita muscaria), insbesondere wenn er so schön ist, kommt man selten vorbei ohne den Foto – Apparat zu zücken.

Der schöne Laubholz Harzporling (Ischnoderma resinosum) findet sich natürlich an Laubholz. An Nadelholz wächst der nahezu identische Schwarzgebänderte Harzporling.

Der besonders im Herbst an Waldwegrändern überaus häufige Rosa – Helmling (Mycena rosea) gehört in die Gruppe der schwach giftigen Rettich – Helmlinge.

Alabaster – Kernlinge (Tremella encephalla) finden wir auf Kiefernholz. Der gallertartige Fruchtkörper bildet im Inneren einen weißlichen Kern aus.


Die Artenliste von MTB 2338/3 = Wald im Mildenitzgebiet/Alte Mühle: Grünende Fichtenkoralle, Fichten – Zapfenrübling, Ahorn – Runzelschorf, Lederbrauner Mürbling, Waldfreund – Rübling, Rosa – Helmling, Rillstieliger Helmling, Graukappe, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Bitterer Schleimkopf, Gelbbräunlicher Trichterling, Grüner Anis – Trichterling, Flaschen – Stäubling, Echter Mehltau, Gelber Knollenblätterpilz, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Fleischroter Lacktrichterling, Beutel – Stäubling, Rettich – Helmling, Wohlriechender Gürtelfuß, Seidiger Rißpilz, Gemeiner Rettich – Fälbling, Roter Fliegenpilz, Wolliger Milchling, Rostfleckiger Helmling, Heftel – Nabeling, Grünblättriger Schwefelkopf, Rehbrauner Dachpilz, Schmetterlings – Tramete, Bleiweißer Trichterling, Schwefel – Ritterling, Fahlgelber Röteltrichterling, Falscher Pfifferling, Echter Pfifferling, Brandiger Ritterling, Amiant – Körnchenschirmling, Violetter Lacktrichterling, Weißflockiger Trompetenschnitzling, Perlpilz, Klebriger Hörnling, Zerfließende Gallertträne, Kahler Krempling, Birnen – Stäubling, Weißvioletter Dickfuß, Duft – Trichterling, Geflecktblättriger Flämmling, Keulenfuß – Trichterling, Buchen – Schleimrübling, Goldgelber Lärchenröhrling, Pfeffer – Röhrling, Dehnbarer Helmling, Kurzstieliger Weichritterling, Dunkelscheibiger Fälbling, Mehlpilz, Ohrlöffel, Horngrauer Rübling, Schopf – Tintling, Zitronenblättriger Täubling, Rotfuß – Röhrling, Schwarzgebänderter Harzporling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flatter – Milchling, Alabaster – Kernling, Blutender Schichtpilz, Gegabelter Nadelholzhörnling


Bei Interesse für eine der nächsten Mittwochsexkursionen einfach anrufen unter: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219 oder

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

11. Oktober 2020 – Hundewanderung bei Weberin

Hundewanderung der DOGS Schwerin 2020

Hundeschule Martin Rütter Schwerin

Mykologisches Informationszentrum Steinpilz – Wismar

Pilzwanderung mit Hunden

Es ist schon zu einer kleinen Tradition geworden, einmal im Jahr eine ganz besondere Pilzwanderung für Zwei- und Vierbeiner anzubieten. Zum 4. mal war es heute soweit. Eigentlich wäre es schon die 5. Hundewanderung, aber vor zwei Jahren fiel diese schöne Veranstaltung der damaligen Dürre zum Opfer. So  hofften wir, dass uns dieses Jahr die Witterung nicht im Stich lässt und reichlich Fruchtkörper aus dem Waldboden lockt. Dann würden selbstverständlich nicht nur die Vierbeiner, sondern auch Herrchen und Frauchen nicht zu kurz kommen. Neben der Pilzsuche gilt es doch gleichzeitig das Verhalten der Tiere in Wald und Flur zu trainieren und auch die Verträglichkeit untereinander sowie der Umgang mit den Hunden bezüglich der Wildwitterung zu üben. Trüffelhunde waren zwar keine dabei, aber darauf hatten wir es auch nicht abgesehen. An gängigen Speisepilzen war es zwar nicht besonders üppig, aber für eine Lehrwanderung reichte es allemal. 

Wir starten in den Weberiner Wald.

Der Weißflockige Gürtelfuß (Cortinarius hemitrichus) ist im Herbst ein häufiger Massenpilz unter Birken. Giftig ist er nicht, aber auch kein Speisepilz.

Klassisches Revier für den Maronen – Röhrling. Im vergangenen Herbst nicht nur an dieser Stelle ein Massenpilz, in diesem Jahr musste man ihn eher suchen.

In großen, sternförmigen Schuppen platzt die Huthaut des Grobscholligen Riesenschirmpilzes (Macrolepiota konradii) auf.

Ein Prachtkerl von Steinpilz (Boletus edulis).

Dort, wo der Steinpilz auftritt, ist oft der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) nicht fern.

Ausschließlich unter Kiefern auf saurem Untergrund findet sich im Herbst der Zitronenblättrige Täubling (Russula sardonia). Weitere, deutsche Namen dieses sehr scharfen Sprödblättlers lauten: Tränen – Täubling oder Säufernase.

In der jungen, noch geschlossenen Form, wird der Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera) auch als Paukenschlegel bezeichnet. Das er einer der besten Speisepilze ist, bräuchte an dieser Stelle eigentlich nicht weiter erwähnt werden.

Als Bodendecker in sauren Kiefernwäldern tritt in jedem Herbst der Rostfleckige Helmling in Erscheinung.

Rostfleckiger Helmling (Mycena zephirus). Die typischen, rostigen Flecken treten erst bei älteren Exemplaren auf. Trotz seiner Masse ist der zarte Pilz für Speisezwecke bedeutungslos.

Ein Massenpilz ist häufig, besonders auch in Buchenwäldern, der Violette Bläuling oder Lacktrichterling (Laccaria ametystea). Er wird gerne mitgenommen. Man sollte ihn allerdings nicht zu oft verspeisen, da er in der Lage ist, besonders viel Caesium anzureichern.

Ein Phytoparasit auf den Blättern der Spätblühenden Traubenkirsche.

Ein noch junger Butterpilz (Suillus luteus). Das gelbe Röhrenfutter ist noch hinter einem weißen Häutchen versteckt, dass bei älteren Fruchtkörpern noch als braune Ringzone am Stiel zu erkennen ist.

Sowohl der Butterpilz, wie auch der Feinschuppige Ritterling (Tricholoma imbricatum) sind zwingend auf das Vorhandensein von Kiefern angewiesen. Mit ihnen gehen sie eine Symbiose ein. Dieser Ritterling ist grundsätzlich essbar, kann aber oft Bitterstoffe enthalten.

Der Echte Pfifferling (Cantharellus cibarius) besitzt nur angedeutete Lamellen, die wir als Leisten bezeichnen. Er ist also ein Leistling.

Ein ganz besonderer Fund gelang mir schließlich noch am ehemaligen Cafe Naschwerk in Weberin. Ein reichliches Vorkommen des Kragen – Erdsterns (Geastrum striatum). Er gehört zu den weniger häufigen Erdsternen.

Wir verabschieden uns vom ehemaligen Staatsforst Turloff.


Anmeldungen zur Hundewanderung 2021 unter DOGS Hundeschule Martin Rütter Schwerin, bei Herrn Sven Kunkel, Pokrenter Straße 15 in 19209 Renzow. Tel.: 038874/219743 – Handy: 0162/5783639.

10. Oktober 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch den Schlemminer Staatsforst

Der Funkturm im Schlemminer Forst war Treff- und Ausganspunkt einer der wichtigsten Lehrwanderung in diesem Jahr.

Der Schlemminer Staatsforst, zumindest hieß er in früherer Zeit so, heute müsste es eher Landesforst heißen, war schon mehrmals Ziel unserer geführten Lehrwanderungen. Das große Waldgebiet ist sehr vielseitig strukturiert und ein beliebtes Revier für Pilzsucher. Auch gerade Mitte Oktober kann es hier sehr artenreich sein. Über Steinpilze, Herbsttrompeten und Hallimasch hinaus gibt es mitunter eine Fülle weiterer Speisepilze zu entdecken. Natürlich auch ungenießbare und giftige Arten, die zu Verwechslungen Anlass geben könnten. Daher ist eine Wanderung unter kompetenter Führung zu bester Pilzzeit durchaus eine sinnvolle Gelegenheit mehr Sicherheit zu erlangen und seinen Horizont zu erweitern. Das dachten sich auch viele Pilz- und Naturliebhaber, so dass die heutige Tour gut besucht war und auch dass Aufgebot an Frischpilzen konnte sich sehen lassen.

Die charakteristische Hutoberfläche des gemeinen Rotfuß – Röhrlings (Xerocomus chrysenteron). Der zu dieser Jahreszeit meist häufigere und bessere Herbst – Rotfuß bricht nicht so schollig auf.

Ein Stapel von Eichen – Stämmen war auf der Rinde mit zahlreichen Schmutzbecherlingen (Bulgaria inquinans) besetzt.

An modrigen Holzresten von Laubbäumen siedelt die Steife Koralle (Ramaria stricta). Sie ist für die Küche von minderer Qualität und es kann zu Verwechslungen mit der giftigen Bauchweh – Koralle kommen.

Wir erreichen den Schwarzen See auf der Hohen Burg. Es handelt sich um den höchst gelegenen See Mecklenburg – Vorpommerns.

Wir wandern an seinem Ufer entlang und umrunden ihn schließlich.

Die Lamellen der stattlichen Gefleckten Rüblinge (Collybia maculata) stehen sehr dicht. Neben den rostroten Flecken auf weißlichem Untergrund, zeichnet sich dieser durchaus attraktive Blätterpilz durch seinen gallebitteren Geschmack aus, welcher ihn natürlich ungenießbar macht.

Freude über den ersten Maronen – Röhrling (Xerocomus badius).

Dickschalige und schwach giftige Kartoffelboviste (Scleroderma citrinum) werden von essbaren Schmarotzer – Röhrlingen (Xerocomus parasiticus) parasitiert.

Ein mastiger Perlpilz (Amanita rubescens). Er darf in den Korb wandern.

Seit der Jahrtausend – Wende zunehmend in M-V in Ausbreitung befindet sich der ungenießbare Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum). Wir finden ihn in der Regel an Buchenholz.

Neben essbaren Hallimasch und Stockschwämmchen ist zur Zeit der giftige Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) der häufigste Stubbenpilz.

Nahezu ganzjährig findet sich der jung essbare Glimmertintling (Coprinus micaceus). Das Einsammeln lohnt meist kaum, wenn er nicht unverzüglich zubereitet werden kann. Falls es doch sein soll, dann bitte auf Alkohol verzichten!

Hier sehen wir einen Herbst – Rotfuß oder Derbes Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus). Bei jungen Exemplaren fehlt oft jede Spur von rot am Stiel.

Nicht alle Porlinge weisen auf der Unterseite eine porige Fruchtschicht auf. Wie hier zu sehen, kann diese durchaus auch lamellig sein. Birken – Blättling (Lenzites betulinus). Wir finden ihn nicht nur, wie der Name vermuten lässt, an Birke. Auffallend häufig kommt er in Mecklenburg auch an totem Buchenholz vor.

Eine dunklere Buchenwaldform des Falschen Pfifferlings ist der Braunsamtige Afterleistling (Hygrophorus aurantiaca var. rufa).

Essbar ist das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila). Eine weitere, deutsche Bezeichnung lautet: Wässriger Mürbling.

Von diesem fetten Steinpilz (Boletus edulis) haben die Schnecken nicht mehr viel übrig gelassen.

Myxomyceten = Schleimpilze. Hier sehen wir höchst interessante Zusammenfließende Fadenstäubchen (Stemonites spendens).

Der Maipilz des Herbstes: Veilchen Rötelritterling (Lepista irina). Sein feiner Duft nach Veilchenwurzel der Deutschen Schwertlilie (Iris germanica „Florentina“) und sein Wachstumsbild, meist in Hexenringen, sind zwei wichtige Erkennungsmerkmale dieses guten Speisepilzes.

Old man of the woods nennen die Engländer den Strobilomyces floccopus.

Strubbelkopf wird er im deutschsprachigen Raum genannt, der alte Mann des Waldes. Nicht giftig, aber so wie er aussieht, dürfte er auch schmecken.

Und auch das Wetter präsentiert sich mit seinem nebligen Dunst, der hier von einigen Sonnenstrahlen durchbrochen wird, durchaus englisch. Der Schwarze See neigt zum verlanden und bildet eine einzigartige Moor- und Sumpflandschaft aus. Im Jahre 1936 wurde er unter Naturschutz gestellt.

Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus) im Moos des Fichtenforstes. Die Farbstoffe der Hautköpfe werden gerne zum Färben von Wolle benutzt.

Zu den umstrittensten Speisepilzen, nicht zuletzt wegen des aufdringlichen Geruchs, zählt die Nebel- oder Graukappe (Clitocybe nebularis). Außerdem enthält der Nebelgraue Trichterling den Stoff Nebularin, der im Verdacht steht, Krebs zu begünstigen.

Wieder am Ausgangspunkt angelangt, wurden die Fundstücke auf Tischen großzügig ausgebreitet und ich stellte nochmal die wichtigsten Pilze vor und sortierte kritische Exemplare aus.

Dieses Pärchen war begeistert das erste mal mit dabei und freute sich bereits auf die nächste Wanderung, die leider wegen der sich wieder zuspitzenden Corona – Lage ausfallen musste.

Wann startet die nächste Wanderung? – Siehe unter Termine!

07. Oktober 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste.

MTB: 2338/2 – Seeblickregion bei Lohmen

Drei Exkursionsgebiete standen im 2. Quadranten des Dobbertiner Meßtischblattes zur Auswahl. Zum einen die waldreiche Umgebung von Lohmen, einschließlich der Lohmener Stüde und dem Lohmener See, des weiteren der Wald am Wadelsberg und schließlich ein Waldgebiet nördlich von Groß Bresen. In der Lohmener Stüde, das Gebiet gehört übrigens zur Seeblickregion Lohmen, gibt es auch einen Archäologischen Lehrpfad und einen Kalkofen, in dem vermutlich im 19. Jahrhundert eine Kalkbrennerei betrieben wurde. Auch ein Gräberfeld soll es hier geben. Auf diese Anlage stieß ich dann auch rein zufällig, als ich vor zwei Jahren schon einmal im Rahmen einer Mittwochsexkursion hier unterwegs war. Wir finden hier hauptsächlich arme Sandböden vor, stellenweise aber auch etwas bessere Standorte. Die Lohmener Stünde und das Südufer des Lohmener Sees war dann auch das heutige Exkursionsgebiet. Dazu hatte sich auch ein Gast eingefunden.

Schmutziger Rötel – Ritterling (Lepista sordida). Essbar.

Der beste Fund der heutigen Tour waren diese Rosablättrigen Krempentrichterlinge (Leucopaxillus rhodoleucus). Standortfoto: Johanna Davids.

Krause Glucke (Sparassis crispa).

Etwas versteckt, am Waldrand und am Fuße einer alten Kiefer, beglückte sie uns, die mächtige Fette Henne. Sie war, wie man sieht, wirklich fett und behutsam musste ich die Glucke in meinen Weidenkorb verfrachten, denn das Prachtstück sollte in voller Schönheit meine Dauerausstellung im Info – Zentrum bereichern. Die Aktion hielt Johanna Davids im Bild fest.


Die Artenliste von MTB: 2338/2 – Lohmener See/Lohmener Stüde: Rostfleckiger Helmling, Roter Fliegenpilz, Flaschen – Stäubling, Mäuseschwänzchen, Ahorn – Runzelschorf, Riesenschirmpilz, Gilbender Erdritterling, Kastanienbrauner Stäubling, Gemeiner Trompetenschnitzling, Nelkenschwindling, Rosablättriger Krempentrichterling, Grauer Faltentintling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Stink – Schirmling, Gemeiner Violettporling, Waldfreund – Rübling, Wiesen – Staubbecher, Pantherpilz, Papagei – Täubling, Echter Mehltau, Rotrandiger Baumschwamm, Weißmilchender Helmling, Steife Koralle, Rötende Tramete, Knopfstieliger Rübling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Flacher Lackporling, Grünblättriger Schwefelkopf, Falscher Pfifferling, Klebriger Hörnling, Heftel – Nabeling, Kahler Krempling, Rehbrauner Dachpilz, Gelber Knollenblätterpilz, Fuchsiger Scheidenstreifling und Krause Glucke.


Wer also Lust hat mit dem Fachmann auf eine mykologische Entdeckungstour zu gehen, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Telefon: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

30. September 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

MTB: 2338/1 = NSG Kläden/Woseriner See

Auch für interessierte Gäste

Mit meinen Mittwochsexkursionen verfolge ich in der Regel zwei Hauptziele. Zum einen geht es darum, meine Datenbank zur Pilzkartierung in Mecklenburg zu vervollständigen und zum anderen Frischpilze für unsere Dauerausstellung zu organisieren. Die heutige Mittwochsexkursion führte in den 1. Quadranten von MTB: 2338 (Dobbertin). Hervorragende Pilzreviere finden sich im Dobbertiner Messtischblatt und angrenzend beginnt bereits die Nossentiner/Schwinzer Heide. Im heutigen ersten Quadranten befinden sich größere Waldflächen am Woseriner See und das Naturschutzgebiet Kläden. Sehr abwechslungsreich und eine regelrechte Fundgrube in Bezug der Artenvielfalt. Aufgrund wochenlanger Trockenheit blieb das Resultat der heutigen Exkursion aber weit unter den Möglichkeiten zu dieser Jahreszeit. Trotzdem hatten sich dazu 3 Pilzinteressierte eingefunden und wir zogen im NSG Kläden und den umgrenzenden Waldflächen unsere Runden. Auch tangierten wir kurz das Ufer des Woseriner Sees.

Wer in Zukunft mit dabei sein möchte, kann sich gerne telefonisch anmelden oder eine E- Mail zusenden:

Tel.: 03841/228917

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Kostenpunkt: 20.00 € p. P, Vereinsmitglieder kostenfrei. Dauer der Tour zwischen 3 und 5 Stunden.

Ein junger und schöner Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) im Moos eines Waldweges. Er sollte heute der Einzige seiner Art bleiben.

Die grünliche Variante des Frauen – Täublings (Russula cyanoxantha).

Über den Fund des Hasen – Röhrlings (Gyroporus castaneus) habe ich mich sehr gefreut. Er zählt nicht zu den häufigeren Vertretern der beliebten Röhrlinge. Zwar ist er durchaus essbar, sollte aber wegen seines seltenen Auftretens  geschont werden.

Etwas häufiger findet sich dann schon der Breitschuppige Champignon (Agaricus lanipes). Ein typischer Waldpilz, der auch essbar ist.

Auf dem Mittelstreifen eines Waldweges am Woseriner See begeisterte uns dieser noch junge Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera).

Obwohl ebenfalls recht stattlich, gehört der Spitzkegelige Schirmpilz (Lepiota aspera) nicht zur Gattung der Riesenschirmpilze, sondern zu den echten Schirmpilzen. Zwischen Hutrand und Stiel ist ein feines, spinnwebartiges Häutchen gespannt, während die Riesenschirmpilze mit einem dicken, beweglichen Ring aufwarten. Ungenießbar.

Das Fleisch des Wohlriechenden Gürtelfußes (Cortinarius torvus) duftet dezent fruchtig. Trotzdem ist er minderwertig und nicht empfehlenswert.

Ledertäublinge (Russula spec.) zeichnen sich durch ockerfarbenen Sporenstaub aus, sind oft sehr stattliche Erscheinungen und sind essbar und zählen sogar zu den besten Speisepilzen unter den Täublingen.

Während Täublinge eine Symbiose mit Bäumen eingehen, sind diese Braunen Raslinge (Lyophyllum fumosum) nicht unbedingt auf Bäume angewiesen, finden sich aber trotzdem meist in Wäldern unterschiedlichen Typs. Gute und oft ergiebige Speisepilze.

Nicht selten mit ihm zusammen tritt sein weißer Bruder in Erscheinung. Der Weiße Rasling (Lyophyllum connatum). Er ist in Verruf gekommen, da er das Erbgut verändern soll.


Die Artenliste von MTB 23381 = NSG Kläden/Woseriner See: Nadel – Schwindling, Gemeiner Wurzelrübling, Grünblättriger Schwefelkopf, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Violettporling, Gegabelter Nadelwaldhörnling, Zerließende Gallertträne, Echter Zunderschwamm, Klebriger Hörnling, Stockschwämmchen, Brennender Rübling, Gelbweißer Täubling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Waldfreund – Rübling, Maronen – Röhrling, Zedernholz – Täubling, Buckel – Täubling, Goldgelber Lärchenröhrling, Riesenporling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Flacher Lackporling, Gelber Knollenblätterpilz, Gelbräunlicher Trichterling, Fleischroter Speisetäubling, Gelbe Lohblüte, Rehbrauner Dachpilz, Schuppiger Träuschling, Gemeiner Spaltblättling, Rosablättriger Helmling, Knopfstieliger Rübling, Goldschimmel, Roter Fliegenpilz, Trockener Schneckling, Perlpilz, Schlanker Riesenschirmpilz, Hasen – Röhrling, Striegeliger Schichtpilz, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Gallertfleischiger Fältling, Kiefern – Braunporling, Angebrannter Rauchporling, Spitzkegeliger Schirmpilz, Brennreizker, Weißmilchender Helmling, Lederbrauner Mürbling, Wohlriechender Gürtelfuß, Halsband – Schwindling, Weißstieliger Leder – Täubling, Striegelige Tramete, Rotbraune Buchen – Kohlenbeere, Brauner Ledertäubling, Rosa – Helmling, Birken – Zungenporling, Pantherpilz, Rotfuß – Röhrling, Schopftintling, Brauner Rasling, Weißer Rasling, Wimpern – Erdstern, Echter Mehltau


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine! 

23. September 2020 – Exkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

MTB: 2332/4 – Wald bei Alt Steinbeck

Ein letztes mal ging es heute in das Messtischblatt 2332 = Roggendorf. Zur Auswahl standen zwei Reviere. Zum einen das kompakte Laub- und Nadelwaldgebiet bei Alt Steinbeck oder der bewaldete Bereich des Schildetals bei Renzow. Vor zwei Jahren war ich schon einmal im Wald bei Alt Steinbeck im Rahmen meiner Mittwochsexkursion unterwegs. Es herrschte Dauerdürre und das einzige an frischen Großpilzen, waren mehrere Rosetten von jungen Riesenporlingen. Dabei sollte dieses durchaus attraktive Waldstück einiges mehr zu bieten haben. Darauf war ich gespannt und hoffte, die Witterung spielt in diesem Jahr mit. Leider ist es inzwischen wieder sehr trocken geworden. Die Jahreszeit war allerdings fortgeschrittener und Wochen zurückliegende Niederschläge hatten zumindest vereinzelt einige Frischpilze sprießen lassen.  Zu dieser Exkursion durch den Wald bei Alt Steinbeck konnte ich drei weitere Pilzfreunde begrüßen. Zum einen Pilzfreundin Bernadette aus Bobitz und ein älteres, sehr interessierte Ehepaar aus dem Hamburger Raum. Trotz des dürftigen Angebotes an Frischpilzen war es für uns alle eine sehr schöne Tour.

Im Moos des Fichtenforstes vereinzelte Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius). Das trockene Wetter hat seine Spuren hinterlassen.

Vereinzelt einige leicht giftige Rettich – Fälblinge (Mycena pura).

Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) aus dem Fichtenforst. Er ist nach wie vor ein guter Speisepilz, während die üppigere Gartenform lieber gemieden werden sollte.

Ein häufiger Porling an Fichtenholz ist der Blauende Saftporling (Oligoporus caesius). Trotz seiner Weichfleischigkeit ungenießbar.

Das beliebte Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) gibt sich nur selten einmal mit Fichtenholz zufrieden. Wir finden es in der Regel an totem Laubholz, besonders häufig an alten Buchenstubben.

An einer geschützten Stelle zahlreiche Kerbrandige Trichterlinge (Clitocybe incillis). Sie ähneln sehr dem Gelbraunen Trichterling und unterscheiden sich optisch meist nur durch den gekerbten Hutrand. Essbar.

Unweit der Trichterlinge eine größere Gruppe von Strubbelköpfen (Strobilomyces floccopus). Der Höhepunkt der heutigen Mittwochsexkursion.

Stark gezeichnet von spätsommerlicher Trockenheit und Wärme sind diese Harten Zinnobertäublinge (Russula rosacea).

Aus dem blanken, trockenen Sand eines Waldweges brechen zahlreiche Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus) heraus.

Bevor sie in Autolyse übergehen, sind sie gute, zartfleischige Speisepilze.

Das es trotz der momentanen Trockenheit, hier vor einiger Zeit kräftig geregnet haben musste, zeugten große Pfützen auf diesem, wohl von Haus aus feuchteren Waldweg.

Riesenporlinge erweckten das Interesse meiner Gäste.

Jung sind sie ergiebige Speisepilze. Riesenporlinge (Meripilus giganteus).

Insbesondere wenn sie noch so dickwulstig und butterweich sind. Ein Nachteil, sie schwärzen sehr schnell.


Die Artenliste von MTB 2332/4 – Wald bei Alt Steinbeck: Birken – Zungenporling, Echter Mehltau, Maronen – Röhrling, Schwarzgezähnelter Helmling, Geriefter Weichtäubling, Rettich – Helmling, Safran – Schirmpilz, Blauender Saftporling, Grünblättriger Schwefelkopf, Keulenfuß – Trichterling, Gelber Knollenblätterpilz, Stockschwämmchen, Breitblättriger Rübling, Kerbrandiger Trichterling, Birken – Blättling, Strubbelkopf, Braunfleckender Milchling, Gemeiner Wurzel – Schleimrübling, Frauen – Täubling, Dickblättriger Schwarztäubling, Grauer Scheidenstreifling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Angebrannter Rauchporling, Striegeliger Schichtpilz, Harter Zinnobertäubling, Schopf – Tintling, Violettstieliger Pfirsichtäubling, Mäuseschwänzchen, Papagei – Täubling, Rehbrauner Dachpilz, Halbresupinater Weichporling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist und Rosa – Helmling


Wald bei Alt Steinbeck am 23.09.2020.

Wer mich begleiten möchte, sollte sich rechtzeitig melden. Einfach anrufen oder eine Mail zusenden. Tel.: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

20. September 2020 – Pilzwandern im Lübschen Forst

Pilzwanderung ohne Verköstigung

BUND – Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg

Mykologisches Informationszentrum Steinpilz – Wismar

Sonntag, der 20. September 2020, um 10.00 Uhr Forstgehöft an der Köhlerhütte im Lübschen Forst Ritzerau.

Der BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg lud heute wieder zu seiner traditionellen Pilzwanderung ein. Unter fachkundiger Leitung der anwesenden Pilzberater, einiger Mitglieder des BUND sowie Forstleute wurde die Vielfalt der Großpilze und ihre ökologische Bedeutung und Wertigkeit für das Ökosystem Wald und Flur aufgezeigt. Gerade in unseren Wäldern spielen die Pilze eine unersetzliche Rolle. Ohne ihre, meist versteckte Anwesenheit und Tätigkeit, wäre der Wald nicht lebensfähig. Indirekt gilt dieses auch für uns Menschen. Dennoch steht für die meisten Teilnehmer derartiger Veranstaltungen der Aspekt essbar oder giftig im Mittelpunkt. Im Vergleich zu ihrer wahren Bedeutung ist dieses allerdings eher belanglos. Dennoch sind wir heute schwerpunktmäßig darauf zurückgekommen. Die große Pilzverköstigung fand in diesem Jahr leider nicht statt!

Die Veranstaltung stand wie immer unter der Schirmherrschaft des BUND im Kreis Herzogtum Lauenburg.-

Der Ablauf: 10.00 Uhr Begrüßung der Teilnehmer und kurze Einweisung. Danach Start in mehreren Gruppen zu den Pilzwanderungen. Gegen 13.00 Uhr trafen alle Gruppen wieder an der Köhlerhütte ein und die gesammelten Werke wurden auf den Sortiertischen ausgebreitet, mit gleichzeitigen Erläuterungen und Beratungen zu den Fundstücken.

Der wichtigste und gefährlichste aller Giftpilze, der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides).

Auch giftig, aber vor allem ungenießbar, da sehr bitter im Geschmack, ist der Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Der Grüne Knollenblätterpilz soll hingegen lecker schmecken und das macht ihn um so gefährlicher.

Unter den Röhrlingen gibt es keine ernst zunehmenden Giftpilze. Rote Farben und Blauverfärbungen bei Berührung oder des Fleisches sind keine Signale für Giftigkeit. Hier sehen wir Netzstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridus). Sie sind allenfalls roh giftig und nach intensiven Erhitzen gute Speisepilze.

Ein Porling im Längsschnitt. Oben die Deckschicht, das sogenannte Hutfleisch als Schutzschicht für das darunter liegende Fruchtlager, der Röhrenschicht. Hier mit frischer Zuwachszone.

Junge Aussternseitlinge (Pleurotus ostreatus). Sie gehören eher in den Winter.

Da wird natürlich zugegriffen.

Austernpilze gehören zu unseren besten Speisepilzen.

Auch der Perlpilz (Amanita rubescens) ist bei Kennern sehr beliebt.

Stark geriefte Hutränder sind typisch für die verschiedenen Scheidenstreiflinge. Essbar.

Leuchtende Schwefelfarbe und stechender, leuchtgasartiger Geruch sind die wichtigsten Erkennungszeichen des ungenießbaren Schwefel – Ritterlings (Tricholoma sulphureus).

Buntstielige Helmlinge (Mycena inclinata). Ohne Speisewert, dafür ein Augenschmaus.

Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) sind hingegen ein Festtagsschmaus, sollten aber etwas jünger sein. Die Hüte sind braun vom eigenen Sporenabwurf. Ein Indiz für einen geschützten Standort oder für eine windschwache Wetterlage.

Ein junger Marzipan – Fälbling (Hebeloma radicosum). Wie der wissenschaftliche Name schon verrät, besitzt er eine wurzelartige Stielverlängerung, die immer von einem verlassenen Mäusebau ausgehen soll. Der Pilz riecht zwar zum reinbeißen, gilt aber eher als minderwertig.

Junge Buchenwald – Klumpfüße (Cortinarius amoenolens).

Buchenwald – Klumpfuß im Längsschnitt. Kein Speisepilz.

Der Gold – Röhrling (Suillus flavus) ist immer mit der Lärche vergesellschaftet. Als Schmierröhrling gehört er in den Verwandtschaftskreis des Butterpilzes.

Ankunft auf dem Forsthof zur Durchsicht der Fundstücke.

Eine leckere Mischpilz – Pfanne ist gesichert.

Anmeldungen für nächstes Jahr unter E – Mail: hans-heinrich.stamer@bund-rz.de

Voraussichtlicher Termin: 26.September 2021

19. September 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch das Schulzenholz

Netzstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridus). Die Pilze begrüßten uns unter Linden am Straßenrand.

Das Schulzenholz gehörte früher zum Staatsforst Ivendorf und ist ein recht vielseitiges Waldgebiet mit Laub- und Nadelholzbestständen, kleineren Seen und Feuchtgebieten. In den 1990er Jahren war dieses Revier eine Fundgrube während unserer Intensivkartierungen. Der Staatsforst Ivendorf wurde für uns zum Kultwald, da wir an einem einzigen Herbstwochenende, während eines guten Pilzjahres, hunderte Arten für unsere Datenbank notieren konnten. Ich hoffte, dass der positive Eindruck von damals auch heute noch möglich sein kann. Leider ist es derzeit schon wieder recht trocken geworden, was die Erwartungen durchaus dämpfen könnte. Man musste zwar suchen, aber schließlich kam am Ende doch wieder einiges zusammen.

Dieses Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) ist leider nicht mehr ganz jung.

Ein Phallus streckt sich empor. Der Pilz des Jahres 2020, die Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus). Unter ihrer Schirmherrschaft stehen alle unsere Pilzwanderungen in diesem Jahr.

Wunderbare Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) lassen das Herz des Pilzsuchers höher schlagen.

Prall mit orange gefärbter Flüssigkeit sind die Stiele dieser Gelbmilchenden Helmlinge (Mycena crocata) gefüllt.

Dieser Gedenkstein soll an den verdienten Oberförster Max Lüders erinnern.

Breitblättrige Rüblinge (Megacollybia platyphylla) sind für die Küche nicht besonders empfehlenswert.

Dann schon eher diese jungen Riesenporlinge (Meripilus giganteus).

Der junge Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) gehört zu den Freiblättlern. Das heißt, die Lamellen erreichen nicht den Stiel. Sie stehen frei. Essbar.

Gemeine Steinpilze (Boletus edulis), so wie es sich gehört, unter Fichten. Schließlich handelt es sich ja auch um den Fichten – Steinpilz.

Die Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) wird auch als Filziger Röhrling bezeichnet. Ist natürlich essbar.

Der essbare Graue Wulstling (Amanita excelsa) ist gerne unter Fichte zu hause.

Und Fichtenforste gibt es hier noch reichlich.

An einen Laubholz – Stubben sind Buntstielige Helmlinge (Mycena inclinata) erscheinen.

Gelbe Knollenblätterpilze (Amanita citrina) riechen muffig nach Kartoffelkeller und sind nicht schmackhaft. Außerdem können sie mit dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz verwechselt werden.

Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Gefährlichster Giftpilz!

Minderwertige Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme) brechen aus einem alten Laubholz – Stubben heraus.

Ganz wichtig beim sammeln von Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) ist das Beachten der kleinen Stielschüppchen, die seinem gefährlichen Doppelgänger, dem Gift – Häubling, fehlen.

Keine Alltäglichkeit stellt der Fund dieser schönen Rötenden Saftwirrlinge (Abortiporus biennis) dar. Zwar ungenießbar, aber dennoch für den mykologisch interessierten Pilzfreund der Top – Fund der heutigen Wanderung.

Was in diesem Frosch wohl beim Anblick meiner Kamera vorgeht. Es wird sein Geheimnis bleiben.

Diese jungen und schmackhaften Büschel – Raslinge (Lyophyllum fumosum) waren bei den Kochtopfsammlern sehr willkommen.

Jung gute Speisepilze sind hingegen diese Schopf – Tintlinge (Coprinus comatus).

Auch der Hallimasch (Armillaria spec.) gehört zu den schmackhaftesten und dazu noch ergiebigsten Speisepilzen. Roh allerdings giftig!

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

15. September 2020 – Mittwochsexkursion am Dienstag

Dienstagsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es geht in das Drönnewitzer Holz

Im Juni des Jahres 2018 war ich schon einmal während meiner Mittwochsexkursionen im Drönnewitzer Holz unterwegs. Der teils alte Baumbestand begeisterte mich. Damals entstand das obige Foto. Ich hoffe, die Motorsäge hat inzwischen nicht all zu viel Schaden angerichtet, aber es ist ja ein Naturschutzgebiet. Bis auf wenige Frauen – Täublinge, einem knackigen Stadt – Champignon und Schuppigen Porlingen waren im Juni 2018 kaum Frischpilze vertreten. Das sollte heute selbst bei trockneren Verhältnissen besser aussehen.

Und die Verhältnisse sahen auch recht trocken aus, aber wir konnten dennoch eine abwechslungs- und individuenreiche Großpilzflora antreffen. Wir, dass waren außer meiner Wenigkeit noch Christopher Engelhardt und Phillip Müller, von den Wismarer Pilzfreunden. Damit stand heute der 3. Quadrant des Messtischblattes 2332 – Roggendorf auf dem Programm.

Gleich zu Beginn begrüßte uns ein größerer Trupp von Schwarzgezähnelten Helmlingen (Mycena palianthina).

Ein häufiger Buchenbegleiter im Hoch- und Spätsommer ist der Harte Zinnobertäubling (Russula rosacea).

Die mächtigen und alten Rotbuchen stehen noch. Sicher nur der Tatsache zu verdanken, dass der Wald unter Schutz gestellt wurde.

Junge Riesenporlinge (Meripilus giganteus) brechen am Fuß einer toten Rotbuche heraus.

Dem Geotropismus verdankt dieser Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) seine urwüchsige Erscheinung.

Hier sehen wir den Buchen – Schleimrübling (Oudemansiella mucida). Meist ein sehr dankbares Fotomotiv.

Diesem jungen und kernigen Steinpilz (Boletus edulis) ist das trockenwarme Wetter anzusehen.

Diese jungen Grünen Knollenblätterpilze (Amanita phalloides) hatte Phillip entdeckt. Welch ein Glück, denn die kommen mir gerade recht. Einer von ihnen wird noch in der NDR – Fernsehsendung “ Mein Nachmittag“ seinen großen Auftritt haben. Wir testeten ihn im Studio mit einer Pilzbestimmungs – App, die den Gelben Knollenblätterpilz heraus fand. Ein tödlicher Irrtum!

Einer der wichtigsten Funde der heutigen Exkursion ist der Häutige Schillerporling (Inonotus cuticularis). Wir finden ihn an geschädigten Rotbuchen.

Junge Frauen – Täublinge (Russula cyanoxantha). Charakterart etwas besserer Buchen – Standorte und sehr guter Speisepilz.

Purpurschwarze Täublinge (Russula atropurpurea) traten hier heute als Massenpilze in Erscheinung. Wir finden sie unter Eichen und Buchen. Im Vergleich zum am selben Standort vorkommenden Frauen – Täubling, ist ihr Speisewert eher als gering einzuschätzen.


Hier die Artenliste von MTB 2332/3 – NSG Drönnewitzer Holz: Tränender Saumpilz, Schwarzgezähnelter Helmling, Flaschen – Stäubling, Breitblättriger Rübling, Kahler Krempling, Maronen – Röhrling, Ziegenlippe, Blutroter Röhrling, Birken – Zungenporling, Echter Zunderschwamm, Lilablättriger Mürbling, Buchen – Schleimrübling, Schiefknolliger Anis – Champignon, Harter Zinnobertäubling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Gelber Knollenblätterpilz, Violetter Lacktrichterling, Rotfuß – Röhrling, Perlpilz, Gelbe Lohblüte, Derbes Rotfüßchen, Flächiges Eckenscheibchen, Buckel – Tramete, Glimmertintling, Rötliche Buchenkohlenbeere, Zusammenfließende Kohlenbeere, Fleischroter Speise – Täubling, Blaugrauer Reiftäubling, Gemeiner Wurzelrübling, Echter Mehltau, Waldfreund Rübling, Frauen – Täubling, Dickblättriger Kohlentäubling, Riesenporling, Rotrandiger Baumschwamm, Schmetterlings – Tramete, Rehbrauner Dachpilz, Gemeine Stinkmorchel, Eichenwirrling, Veränderlicher Spaltporling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flacher Lackporling, Echter Steinpilz, Graugrüner Milchling, Häutiger Schillerporling, Halsband – Schwindling, Sklerotien – Porling, Morgenrot – Täubling, Grauer Wulstling, Löwengelber Porling, Safran – Schirmpilz, Spindeliger Rübling, Buchen – Runzelschorf, Rosa – Helmling, Grauweißer Saftporling, Gelbbräunlicher Trichterling, Austern – Seitling, Cosmospora arxii, Süßlicher Milchling, Fleischroter Lacktrichterling, Rosablättriger Helmling, Buchenwald – Wasserfuß, Dünnstieliger Helmkreisling, Braunvioletter Täubling und Grüner Knollenblätterpilz


Das Drönnewitzer Holz am sonnigen und spätsommerlich warmen 15. September 2020.

Wer an einer Mittwochsexkursion mit dabei sein möchte, sollte sich rechtzeitig melden. Einfach anrufen oder eine Mail zusenden. Siehe unter „Termine“!

Tel: 03847/228917 oder Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

12. September 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch den Rosenower Wald

Der Rosenower Wald an diesem sonnigen Septembertag.

Treff war am Sonnabend, dem 12. September 2020, um 08.00 Uhr auf den unterteilten Parkflächen am ZOB in Wismar, Wasserstraße/Ecke Kopenhagener Straße. Zweittreffpunkt gegen 09.15 Uhr in Lioz (Raum Sternberg/Witzin, im Landkreis Ludwigslust – Parchim) in Waldrandnähe, an der Weggabelung Bungalowsiedlung /Lindenweg.

Der Rosenower Wald ist nicht zu verwechseln mit den Rosenower Fichten, in denen wir im August unterwegs waren, und die zwischen Schwerin und Rehna liegen. Unser Zielgebiet war im Raum Sternberg zu finden. In früheren Zeiten gehörte das überwiegend sandige Revier zum damaligen Großkomplex der Staatsforst Turloff. Auch das Archäologische Freilichtmuseum Groß Raden grenzt an das Waldgebiet. Vor Jahren war es Ziel mehrerer  Lehrwanderungen, die am Freilichtmuseum ihren Anfang nahmen und ihr Ende fanden. Wir finden hier klassische Pilzsucher – Reviere vor. Kiefernforste können reich an Maronen sein. Besonders unter den Eichen, Buchen und Fichten sind Steinpilze zu hause. Aber da es eine Lehrwanderung ist, soll unser Augenmerk nicht nur diesen Klassikern gelten, sondern allem, was für den Pilzfreund wichtig und interessant sein kann. Unter dem Motto viele Leute und auch recht viele Pilze erlebten wir heute die beste Lehrwanderung des Jahres bisher. Sowohl die Kochtopf – Mykologen, wie auch die wissbegierigen Lehrlinge kamen auf ihre Kosten.

Ein typischer Perlpilz (Amanita rubescens). Er darf in der Küche Verwendung finden. Gut durchgaren, da roh giftig!

Besonders in den sandigen Kiefernforsten starteten hier die Steinpilze (Boletus edulis) durch.

Sie schoben einfach die dicken Moospolster beiseite und machten sich Luft. Standortfoto im Rosenower Wald bei Loiz.

Da gab es kein halten mehr. Aufmerksam wird der Wald nach Steinpilz und Co. abgesucht.

Dekorative Klebrige Hörnlinge (Calocera viscosa). Bei einigen Mykophagen durchaus beliebt, obwohl eher von der minderwertigen Fraktion, was den Speisewert anbelangt. Eher etwas für`s Auge.

Dann schon eher ein Birkenpilz (Leccinum scabrum), wenn er nur nicht so betagt wäre!

Auch der Falsche Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca) gibt nicht viel her.

Der Graublaue Reiftäubling (Russula parazurea) ist im Mischgericht durchaus willkommen.

Glücklich, wer so schöne und junge Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) in den Korb legen konnte. Sie gehören zu den volkstümlichsten und auch geschmackvollsten Pilzarten unserer Laub- und Nadelwälder.

In den klassischen und sauren Kiefern- und Fichtenforsten sind zwischen den Maronen auch leckere Täublinge zu finden, so wie dieser Orangeroten Graustiel – Täubling (Russula claroflava).

Zwischen den ursprünglich monotonen Kiefernforsten wächst zunehmend ein vielseitigerer Baumbestand heran.

Auf einem alten, bemoosten Laubholzstubben, erfreuten uns einige frische Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Mit das Leckerste, was unsere Wälder zu bieten haben.

Immer wieder schön, die kleinen Scheibchen – Tintlinge (Coprinus spec.).

Auch der Ohrlöffel – Stacheling (Aurisscalpium vulgare) ist einer näheren Betrachtung wert. Leider ist er meist so unscheinbar, das er oft übersehen wird.

In den Körben der fast 30 Teilnehmer sieht es am Ende oft recht bunt aus.

Hier ist nichts gefährliches dabei.

Trotzdem muss am Ende der Wanderung jeder noch einmal seine Beute vorlegen, da mit ich sicherstellen kann, dass das auch bei jedem so ist.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

09. September 2020 – Kartierungsexkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es ging in den 2. Quadranten von MTB: 2332 – Roggendorf

Auf dem Weg zur Gabeler Heide. Chris stellt einen kleinen Bauchpilz unseren Gästen vor, der in der Grasnarbe des Weges gefunden wurde.

Im 2. Quadranten des Messtischblattes Roggendorf gibt es mehrere Möglichkeiten. Ein landschaftlich besonders reizvolles Gebiet ist das NSG Neuendorfer Moor. Anders als im Roggendorfer Moor, steht dieses einzigartige Naturparadies größtenteils unter Wasser. Aber da es ohnehin als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, sollten die Wanderwege sowieso nicht verlassen werden. Vor gut zwei Jahren war es schon einmal Ziel einer Mittwochsexkursion. Daher würde ich heute einem anderen Revier den Vorzug geben. Zur Auswahl stehen hier noch die Gabeler Heide oder kleinere Waldgebiete bei Wakenstädt mit dem Sonnenberg oder auch nördlich von Pokrent. Ich entschied mich für die Gabeler Heide. Nun, mit Heide hat das Revier wenig zu tun. Es ist ein kleineres Waldgebiet mit Laub- und Nadelbäumen. Es kann mykologisch durchaus etwas zu bieten haben, heute jedoch erschien es hier recht trocken und es gab kaum Frischpilze. Angrenzend befindet sich eine Weidefläche. Hier waren zumindest Champignons, Vertreter der Riesenschirmpilze und Bauchpilze vertreten. Mich begleiteten Christopher Engelhardt und Phillip Müller von den Wismarer Pilzfreunden, sowie ein Urlauber – Pärchen, welches sich allerdings etwas mehr versprochen hatte und vorzeitig die Heimfahrt antrat.

Hier sehen wir den Wollstiel – Schirmling (Lepiota clypeolaria).

Verschiedene Holzpilze an der Schnittfläche eines Buchenstammes. Interessant sind die schwarzen Strukturen. Es handelt sich um den Tintenstrichpilz (Bispora antennata).

Ein Scheibchentintling (Coprinus spec.).

Als resupinate Beläge findet sich hier der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata).

Ebenfalls in flächiger und resupinater Ausbildung ist der Rostbraune Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus) anzutreffen.

Von diesen leckeren Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) kann niemand satt werden, zumindest kein Pilzsucher.

An die Gabeler Heide angrenzend, befand sich eine große Wiesen- und Weidefläche. Hier wuchsen u. a. diese Gedrungenen Champignons (Agaricus spissicaulis). Gute Speisepilze.

Und auch einige, junge Acker – Schirmpilze (Macrolepiota excoriata). Essbar.

Bauchpilze waren vor allem durch junge und alte Hasenstäublinge (Calvatia untriformis) vertreten. Jung essbar.


Die Artenliste der Gabeler Heide mit angrenzender Weide – und Wiesenfläche – MTB 2332/2: Wiesen – Champignon, Holunder – Rindenschichtpilz, Bleigrauer Bovist, Echter Mehltau, Rehbrauner Dachpilz, Rötliche Buchen – Kohlenbeere, Schmetterlings – Tramete, Waldfreund – Rübling, Wollstiel – Schirmling, Angebrannter Rauchporling, Tintenstrichpilz, Birken – Zungenporling, Echter Zunderschwamm, Gemeiner Spaltblättling, Scheibchen – Tintling, Rötlicher Borstenscheibling, Rosshaar – Schwindling, Eschen – Zystidenrindenpilz, Rostbrauner Feuerschwamm, Glimmer – Tintling, Stockschwämmchen, Heftel – Nabeling, Grauer Wulstling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Stadt – Champignon, Gedrungener Champignon, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Hasen – Stäubling, Weißer Broombeerrost, Erysiphe galeopidis an Wald – Ziest


Mit diesem Bild verabschieden wir uns von der Gabeler Heide. 09.09.2020.


Wer also Lust zu einer mykologischen Bestandsaufnahme hat und dabei durchaus seinen Horizont erweitern möchte, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Siehe unter Termine!

04. – 06. September – Pilzseminar in Buckow

Pilzseminar in der Märkischen Schweiz

Von Freitag, dem 04.09. bis Sonntag, dem 06.09.2020 in 15377 Buckow (Märkisch Oderland).

Während wir im vergangenen Jahr bei hochsommerlicher Hitze und Trockenheit zu einem kleinen Pilzseminar in Märkisch Oderland (Worin) zu Gast waren, hatte Organisator Oliver Justus uns in diesem Jahr nach Buckow (Drei Eichen) eingeladen.http://www.dreichen.de

Das Seminar setzte sich aus Theorie und Praxis zusammen. Der theoretische Teil wurde in Form einer Beamer – Präsentation von Christopher Engelhardt aus Lübeck bestritten. Praktisch ging es anschließend in den Wald. Dafür stand beispielsweise die hügelige und bewaldete Landschaft der Märkischen Schweiz zu Verfügung. Ein Teil des Landschaftsschutzgebietes steht allerdings unter Naturschutz und hier dürfen die Wanderwege nicht verlassen werden, wie Oliver bei einem Zusammentreffen mit einem Vertreter der unteren Naturschutzbehörde erfahren hat. Es gab aber genug Möglichkeiten, entsprechende Exkursionsgebiete aufzusuchen. Zur Einführung gab es einen speziellen Vortag der unteren Naturschutzbehörde zum Thema Naturschutzgebiet und Pilze sammeln.

Foto: Beatrice Seidel.

Das Eingangsportal…

zum Stützpunkt Wildniswissen.

Die Futterkrippe!

Das Haus für die Theorie. Foto: B. Seidel.

Das Haus zum nächtigen. B. Seidel.

Abenteuer „Trolleburg“ für die Jüngsten.

Zur Einführung ein kleiner Beamer Vortrag eines Mitarbeiters der Unteren Naturschutzbehörde zum Thema Pilze sammeln und Naturschutz. Foto: Beatrice Seidel.

Gut zu wissen!

Interessierte Zuhörer, zumeist in Corona – Abstand, wenn nicht familier verbunden. Bild von Beatrice Seidel.

Christopher Engelhardt aus Lübeck gab mit mehreren Beamer – Präsentationen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Gattungen und Vertreter im Reich der Großpilze. Foto: Petzka.

Dolores Seifert (Mitte) von den Leipziger Pilzfreunden gibt Erläuterungen zu aktuellen Pilzfunden.

Tag 2

Chris, Olli und Christian sind startklar, aber warum muss es nun gerade anfangen zu regnen?

So, endlich sind alle da, es kann losgehen zur ersten Runde durch den Wald.

Der Aufbruch!

Am Wegesrand entfaltet sich ein Rotbrauner Erdstern (Geastrum rufescens).

Wir folgten zunächst dem Alten Schulsteig und dem Tierspur – Lehrpfad. Foto: Beatrice Seidel.

Ziel war der Uferbereich eines idyllisch gelegenen Waldsees. Foto: Seidel.

Nicht nur als Foto – Objekte begeisterten hier etliche, junge Steinpilze. Foto B. Seidel.

Herrliche und taufrische Exemplare (Boletus edulis).

Ein wundervolles Revier, nicht nur für Steinpilze.

Auf Pappteller wurden die gefundenen Objekte sortiert und zur Bestimmung  ausgelegt. Foto: Beatrice Seidel.

Bei der Fundauswertung.

Es ist eine ganze Menge zusammen gekommen. Foto: Beatrice Seidel.

Tolle Steinpilze! Von Beatrice Seidel fotografiert.

Pilzbestimmung beim Pils.

Der „Pilz des Jahres 2020“ steht wie eine eins. Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus). Foto: Beatrice Seidel.

Beatrice hat für uns den Standort des folgenden Douglasien – Röhrlings im Bild festgehalten.

Douglasien – Röhrling (Suillus lakei). Foto: Christopher Engelhardt. Ein Art, die sich durch das zunehmendes Aufforsten von Douglasien ausbreiten könnte. Allerdings scheint sie parkartiges Gelände zu bevorzugen.

Zapfen der Douglasie.

Hier gab es Vegetarisches zum Frühstück, Mittag und Abendbrot. Foto B. Seidel.

Die drei Eichen mit ihrem Bewacher. Foto: Beatrice Seidel.

Aufbruch zur 2. Exkursion am Sonnabend.

Kurze Einführung mit Kartenstudium durch Organisator Oliver Justus (Bildmitte).

Interessante Kiefern bei den Flugsanddünen. Foto: Beatrice Seidel.

Insbesondere die Orchideenwiese, rechts, sollte noch von besonderem Interesse werden.

In den Sanddünen gab es nur vereinzelt Frischpilze.

Beispielsweise Perlpilze mit ungewöhnlichem Aussehen. Foto: Beatrice Seidel.

So wie hier mit olivgrünlichen Hüten, der Grüne Knollenblätterpilz lässt grüßen! Aber ein weinroter Streifen ist schon auf dem Hut zu erkennen und entlarvt den ungewöhnlichen Perlpilz (Amanita rubescens).

Am Stiel und auf der Hutunterseite ist hingegen nichts weinrotes zu erkennen, aber dafür ist die Manschette gerieft.

Ja, diese schmächtigen Perlpilze, auf dem armen Sandboden, sorgten für Diskussionen.

Ein Ohrlöffel (Auriscalpium vulgare) wächst aus einem Kiefernzapfen heraus.

Trompetenschnitzlinge (Tubaria spec.).

Charakteristisch für sandige Kiefernstandorte ist der Fliederweiße Rißpilz (Inocybe sambucina).

Trockenrasen und Orchideen – Wiese, sowie ein außergewöhnlicher Standort ganz toller, teils seltener Pilzarten. Foto: Beatrice Seidel.

Beispielsweise von Saftlingen. Foto: Beatrice Seidel.

Hier sind es Saftlinge und Rötlinge.

Und diese Rötlinge begeisterten nicht nur mich. Es handelt sich um den Pilz des Jahres 2013, dem Mäuseklopilz oder Braungrünen Zärtling (Entoloma incanum) . Die lebhaften Färbungen und sein intensiver Geruch nach Mäuse – Urin machen ihn praktisch unverwechselbar.

Am selben Standort die Schwarze Lorchel (Helvella atra). Ebenfalls eine recht seltene Art.

Hier sehen wir den Schuppenlosen Riesenschirmpilz (Macrolepiota heimii).

Wurzeltrüffeln besitzen die Eigenschaft, nur halbunterirdisch zu wachsen. Deshalb sind sie recht leicht zu finden. Hier könnte es sich um die Rötliche Wurzeltrüffel (Rhizopogon luteolus) handeln. Sicher wohl nur unter dem Mikroskop bestimmbar, da Rhizopogon vulgars ein sehr ähnliches Aussehen besitzt. Wurzeltrüffeln gehören zu den Röhrlingen und sind jung essbar, aber keinesfalls mit echten Trüffeln vergleichbar. Wir finden sie, so wie auch hier, unter Kiefern auf Sandböden.

Am trockenen Kiefern – Waldrand, angrenzend an diese Wiese, fanden wir  seltene Geastromyceten. Chris Engelhardt, der hier auch fotografierte, hat sie als Kleinste Erdsterne (Geastrum minimum) bestimmt. Ein toller Fund!

Eine interessante Waldschneise.

Von links: Johanna, Chris, Beatrice und Oliver.

Charakteristisch für etwas basenreichere Kiefernstandorte sind der Kupferrote Gelbfuß (Chroogomphus rutilus) und die hier noch kleinen und jungen Körnchen – Röhrlinge.

Zahlreiche Tiegel – Teuerlinge (Crucibulum laeve) säumten einen Waldweg auf unserer Abschluss – Exkursion am Sonntag. Standortfoto von Chris Engelhardt.

Ein toller Fund gelang uns mit dem Vollgestopften Nestling (Nidularia deformis). Er wuchs in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Tigel – Teuerlingen und wurde hier von Christopher Engelhardt bestimmt und fotografiert.

Die Gesundheitshunde von Pilzfreundin Andrea warten aus ein Leckerli.

Dolly aus Leipzig und Egon aus Berlin halten sich auch beim Päuschen im Wald an den gebotenen Corona – Sicherheitsabstand.

Integriert in unsere Exkursionsgebiete durch die Märkische Schweiz waren auch einzelne Schutzbereiche.

Foto: Beatrice und Christian Seidel.

Oliver Justus hatte die Idee zu dieser Veranstaltung und natürlich auch den Hut auf. Foto: Ulrich Klein.

Lieber Olli, wir danken dir für dieses wunderbare Pilzwochenende in der Märkischen Schweiz!

Hoffen wir auf eine Neuauflage im nächsten Jahr.

Nähere Info` s hier:

Pilzseminar-im-Herzen-der-märkischen-Schweiz_04-06.09.2020

02. September 2020 – Kartierungsexkursion am Mittwoch

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das Messtischblatt 2332 = Roggendorf

Das Roggendorfer Moor am sonnigen Mittwoch, dem 02. September 2020.

Pünktlich zum Monatsbeginn habe ich heute mit einer neuen Topographischen Karte im Maßstab 1 : 25 000 begonnen. 2332 = Roggendorf, ganz im Westen Mecklenburgs. Die Karte wurde noch einmal geviertelt, so dass es in den 1. Quadranten ging. Dieses Messtischblatt hatte ich im Sommer 2018 schon einmal im Rahmen der Mittwochsexkursionen in Arbeit. Damals während der langen Trockenheit, so dass nur wenige Frischpilze im Angebot waren. Nun haben wir September und damit einen der pilzreichsten Monate des Jahres. Ziel war das Roggendorfer Moor. Auch bei geringem Pilzaufkommen ein sehr beeindruckendes Gebiet. Umgeben von Feuchtwäldern finden wir im inneren eine Moorheide mit Birken, Heidekraut und Blaubeeren vor. Die ehemaligen Torfstiche haben sich in eine Seenlandschaft verwandelt. Inzwischen hat man begonnen, das Große Moor, wie es offiziell auf der Karte bezeichnet wird, zu rekultivieren und den Wasserstand anzuheben. Trotzdem kamen wir trockenen Fußes durch dieses einmalig schöne Gebiet zur Bestandsaufnahme. Einzig der dort hinein führende Waldweg ist in der letzten Zeit derart zugewuchert, dass es schon zu einem kleinen Abenteuer wurde, in das Kerngebiet zu gelangen. Außer meiner Wenigkeit waren Vereinsmitglied Christopher Engelhardt und zwei Urlauber aus Süddeutschland mit dabei. Hier einige Bilder:

Chris Engelhardt beim fotografieren.

Graugrüner Dachpilz (Pluteus salicinus) an feuchtem Laubholz.

Ein junger Behangener Faserling oder Lilablättriger Mürbling (Psathyrella candolleana).

An Laubholz findet sich gelegentlich die Großporige Datronie (Datronia nollis).

Selbst die Blätter der Jungeiche sind vom zimtfarbenen Sporenstaub des Flachen Lackporlings (Ganoderema lipsiense) bedeckt.

Der Mehlpilz (Clitopilus prunulus) signalisiert Steinpilz – Alarm.

Nicht weit weg fand sich unüblicherweise ein Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).

Das die schwach giftigen Kartoffelboviste (Scleroderma) nicht zu den Bauchpilzen, also den Stäublingen und Bovisten gehören, beweist der Befall vom Goldschimmel, der nur auf Röhrlingen vorkommt.

Im Kernbereich des Roggendorfer Moores.

Die ehemaligen Torfstiche sind zu einer Seenlandschaft geworden.

Ja, was haben wir denn hier? Ist es vielleicht ein Täubling? Foto Christopher Engelhardt.

Weit gefehlt! Der Fachmann hätte es gleich sehen müssen. Der Blaublättrige Schleimfuß (Cortinarius delibutus) fühlt sich unter den Birken im Roggendorfer Moor offensichtlich wohl, da ich ihn bereits in früheren Jahren hier feststellen konnte.

Das war doch ein sehr schöner Fund, wie mit Freude festgestellt wurde!

Bei so vielen Birken darf natürlich nicht der Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus) fehlen.

Am bemoosten Eichenstamm zwei Helmlinge. Die Nachbestimmung von Chris ergab den Gallen – Helmling (Mycena erubescens). Er gehört in die Sektion lactea und somit zu einer Gruppe von Helmlingen, die einen unterschiedlich gefärbten Milchsaft absondern. Bei dieser Art ist er wässrig und der Pilz schmeckt Galle bitter. Für M-V ist es der 3. Nachweis. Ob er wirklich so selten ist? Vielleicht auch übersehen! Standortfoto von Chris Engelhardt.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA – Goldgelber Fadenstachelpilz (Mycoatia aurea) an totem Laubholzstamm. Foto und Bestimmung von Christopher Engelhardt.


Die Artenliste von MTB 2332/1 – Roggendorfer Moor: Graublauer Dachpilz, Goldgelber Fadenstachelpilz, Echter Zunderschwamm, Vielgestaltige Holzkeule, Geweihförmiger Schleimpilz, Halbresupinater Weichporling, Mai – Stielporling, Rosshaarschwindling, Schuppiger Porling, Waldfreund – Rübling, Heftel – Nabeling, Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flacher Lackporling, Gallen – Helmling, Knopfstieliger Rübling, Lilablättriger Mürbling, Samtiger Schichtpilz, Gemeiner Spaltblättling, Großporige Datronie, Rotrandiger Baumschwamm, Ockergelbe Tramete, Eichen – Mehltau, Blaublättriger Schleimfuß, Birken – Zungenporling, Sommersteinpilz, Judasohr, Goldschimmel


Wer Lust hat, dabei zu sein, sollte sich unter folgenden Telefon – Nummern melden oder rechtzeitig eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

29. August 2020 – Vereinstreffen am Roten See

15. Vereinstreffen am Roten See

Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V.

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Zum 15. mal wollten wir heute einen interessanten Pilztag am Roten See, bei Brüel, verbringen. Dazu waren die Mitglieder des Rehnaer Pilzvereins Heinrich Sternberg e.V. und die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., wieder sehr herzlich eingeladen. Auch interessierte Gäste konnten sich uns  anschließen. Da kaum Hoffnung auf Frischpilze bestand und auch die Auswirkungen der Corona – Beschränkungen weiterhin ihre Kreise ziehen, fanden sich heute leider nur eine Handvoll Pilzfreunde am Roten See ein. Nach kurzer Begrüßung brachen wir wie immer zu einer Exkursion durch die umliegenden Wälder auf. Gegen 13.00 Uhr trudelten wir an der dortigen Blockhütte zum Mittagstisch ein. Das Wetter war einfach herrlich, auch ohne große Ausbeute. Hier wie gewohnt einige Impressionen:

Unser „trauriges“ Grüppchen – Foto gleich zu Beginn. Wie es sich gehört, bis auf unsere Pärchen, mit gebotenem Corona – Sicherheitsabstand. Foto: Chris Engelhardt.

Bereits nach wenigen Schritten, am Beginn unserer Exkursion, signalisierten uns diese jungen Flaschen – Stäublinge (Lycoperdon perlatum), dass der Pilzherbst 2020 in den Startlöchern steht.

Am basenreichen Waldwegrand etwas für den Geruchssinn. Weder ein Hünerstall, noch eine darin Motorrad fahrende Oma waren auszumachen, aber diese Ranzigen Trichterlinge (Clitocybe phaeopthalma) schienen geradeswegs aus diesem zu kommen. Geruch, so steht es geschrieben, nach Hühnerstall!

Im Mäusestall duftet es sicherlich noch um einiges penetranter, aber das Mäuseschwänzchen (Baeospora myosura) hat seinen Namen dem Erscheingsbild des Stieles zu verdanken.

Essbare Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) waren heute immer mal mit dabei.

Klein, filigran, aber stark in seiner Erscheinung, inszeniert sich der Pupurschneidige Bluthelmilng (Mycena sanguinolenta) bei näherer Betrachtung.

Nah verwandt ist der Postament – Helmling (Mycena stylobatis). Leider ist sein namengebendes Fußgesims, das Postament, hier nicht zu sehen. Foto: Chris Engelhardt.

Besonders an Waldwegen eine überaus häufige Pilzgestalt, der Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba). Trotz Trichterling besitzt er in der Hutmitte meist einen kleinen Buckel. Essbar.

Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) ist auf Nadelholz spezialisiert.

Ein resupinater Feuerschwamm an totem Haselholz. Wahrscheinlich handelt es sich um den Rostbrauen Feuerschwamm (Phellinus ferruginosus).

Ablupen eines mit Pilzen besetzten Knüppels und dabei nicht die Abstandsregel vergessen!

Hasenpfote (Coprinus lagopus). Foto: Chris Engelhardt.

Der Hohlsee heute Vormittag.

Die an sich interessanten Hangterrassen zum Hohlsee waren heute praktisch pilzfrei. Das wird sich in wenigen Tagen rapide ändern.

Chris am Auslöseknopf vor Bauchpilzen.

Es handelt sich um Pomeranzen – Härtlinge. Besser bekannt unter der Bezeichnung Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum).

Seit dem 18. August sind genau 11 Tage vergangen. Auf den Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) ist verlass.

Dieser junge Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) schob sich gerade aus dem lockeren Sand einer Weg – Böschung heraus. Ausgangspunkt ist eine Buchenwurzel. Je tiefer diese im Waldboden, um so länger wird die Strecke, die der Pilz bis an die Oberfläche zurück legen muss. Das kann bis zu einem halben Meter sein. Wie ein Pfeil schiebt sich der Fruchtkörper an die Oberfläche. Foto wieder von Chris Engelhardt.

Zur Abwechslung mal ein Blick in das Reich der Kleinpilze. Echter Ahorn – Mehltau (Sawadaea tulasnei).

Von den Phytoparasiten zu den Myxomyceten: Geweihförmiger Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa). Christopher Engelhardt hat uns diese filigranen Strukturen abgelichtet.

Schleimpilze können sich fortbewegen und hinterlassen dann oftmals eine Kriechspur wie bei den Schnecken. Gefleckte Schüsselschnecke (Discus rotundatus) von Christopher fotografiert und bestimmt.

Ein gar nicht so Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense) mit Zuwachsrand.

Wir gehen zum gemütlichen Teil über und streben der Blockhütte zum  Mittagstisch zu. Der Rote See am 29.08.2020.

Wann starten wir zur nächsten Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

26. August 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursin

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Pilzfreunde

Es ging in das MTB: 2037/4 – Satow

Dorfteich am Orts- und Waldrand in Klein Belitz am 25.08.2020.

Große Feuchtgebiete des Neukirchener Sees bilden das Zentrum des letzten Quadranten im Messtischblatt Satow. Größere Wälder sind praktisch nicht vorhanden, nur kleine bis winzige Waldinseln. Die größte dieser Waldinseln befindet sich bei Klein Belitz. Südlich und nördlich des Ortes schlängelt sich die Beke entlang, an der ich schon vor einer Woche unterwegs war und die auch hier teilweise bewaldet ist. Ich entschloss mich für den Wald bei Klein Belitz. Weil für den morgigen Mittwoch Regen und Wind angesagt war, zog ich die Exkursion vor und war am Dienstag Abend hier unterwegs. Es handelt sich um einen Laubwald mit unterschiedlichen Baumarten wie beispielsweise auch Platanen. Teils etwas sonderbar und ich glaube, wenn es hier in den letzten Wochen nicht zu trocken gewesen wäre, hätte hier auch eine teils nicht alltägliche Pilzflora angetroffen werden können. Heute war diesbezüglich kaum etwas los, aber dennoch fand ich dieses Gebiet recht kurzweilig.

Zunächst begrüßten mich an einem Holzstapel am Wegesrand etliche Schmutzbecherlinge (Bulgaria inquinans). Sie besiedeln, so auch hier, vorzugsweise Eichenholz, welches noch recht frisch und berindet sein sollte.

Wie ein ausgehöhlter Zahn waren nur noch die Umrandungen eines dicken Laubholz – Stubbens zu erkennen, der ringsum von bereits abgestorbenen Konsolen eines Lackporlings besiedelt war. Da es am Waldrand war und Wuchs und Erscheinungsbild an den Kupferroten Lackporling (Ganoderma pfeifferi) denken lassen, gehe ich davon aus, dass es sich hier um diese seltene Porlingsart handeln dürfte.

Junge Rötende Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Entwicklungsfähige Zunderschwämme (Fomes fomentarius) an Betula.

Diese beiden Halsband – Schwindlinge (Marasmius rotula) waren die einzigen, wirklichen Frischpilze auf der heutigen Exkursion.


Die Artenliste von MTB 2037/4 – Wald bei Klein Belitz: Schmutzbecherling, Kupferroter Lackporling, Schmetterlings – Tramete, Schuppiger Porling, Flächiges Eckenscheibchen, Flacher Lackporling, Rötende Tramete, Echter Zunderschwamm und Halsband – Schwindling.


Wir verabschieden uns vom Klein Belitzer Wald.

Bei Interesse einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

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23. August 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Das Ziel waren die Rosenower Fichten

Heute ging es in ein wahrlich geschichtsträchtiges Revier, nämlich in die Rosenower Fichten. Ein nicht nur mit Fichten bestandenes Waldgebiet zwischen Schwerin und Gadebusch. Der Fahrweg, an dem sich auch unser Zweitreffpunkt im Wald befindet, ist Teil der früheren Poststraße zwischen Lübeck und Schwerin gewesen. Auch der Martensmann nutzte diese Strecke. Auf ihm marschierten die Schweden zur Schlacht gegen Gadebusch und auch die Preußen sollen unter General Blücher nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt hier entlang nach Lübeck gezogen sein. Damit nicht genug. Am 26. August des Jahres 1813 erwartete hier der Major von Lützow mit einer Abteilung Kosaken eine Wagenkolonie Napoleons, um sie abzufangen. An diesem Gefecht nahm auch der Schriftsteller Theodor Körner teil und wurde hier tödlich verwundet. Ihm zu Ehren und des Gedenkens an diese historischen Ereignisse wurde hier ein Obelisk aufgestellt. Im Jahre 2000 entstand an dieser Stelle die Theodor Körner Erinnerungsstätte, die gleichzeitig eine Gedenkstätte für alle Opfer der Kriege zwischen 1805 und 1815 in Europa sein soll. Info – Quelle u. a. E. Schröder „Mein Mecklenburger Land“. Auch gibt es hier einen naturnahen Waldhof Stadler, der zum Ferien machen in ungestörter Natur, mitten im Wald, einlädt. Auf dem Wege zu diesem sind auch Naturschautafeln aufgestellt, u. a. zu essbaren und giftigen Pilzen. Siehe auch unter:http://www.waldhof-stadler.m-vp.de

Die Theodor Körner Gedenkstätte war Ausgangs- und Endpunkt der heutigen Wanderung.

Manchmal können auch die grasigen und moosigen Mittelstreifen der Waldwege so manche Überraschung parat halten.

Hier waren es diese wunderbar eleganten Blätterpilze, die uns begeisterten.

Es handelt sich um relativ seltene Orangerote Loreleias (Loreleia postii). Früher zu den Nabelingen gehörig, findet sich diese Pilzart nun in der Gattung Loreleia wieder. Essbar? – Viel zu schön und außerdem recht selten zu selten, um einfach so, ohne Not, aufgefressen zu werden.

Immer wieder begegnetem dem Wanderer Schautafeln mit Wald – Wissen, so auch zu Pilzen.

Entgegen der Meinung einiger Pilzfreunde sind auch die schwach giftigen Kartoffelboviste nicht von Anfang an im Inneren violett – schwärzlich gefärbt. Ganz jung sind auch sie weißlich, aber nicht fast schneeweiß wie bei den jung essbaren Stäublingen und Bovisten, sondern eher sahneweißlich. Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum).

Dieses Exemplar ist hingegen voll ausgereift.

Der Pfirsich – Täubling (Russula violeipes) findet sich im Hoch- und Spätsommer unter Buchen. Sein Zweitname Violettstieliger Täubling könnte so manchen Pilzfreund verwirren, da seine Stiele oft nicht die geringste Spur von violett aufweisen. Essbar.

Eine alte Lohblüte (Fuligo septica).

Diese mächtigen Buchenstämme warten schon eine weile auf ihren Abtransport. Die Pilze fallen inzwischen über sie her, gellten sie doch im Naturhaushalt als Abfallprodukt und müssen entsorgt werden.

Daran beteiligt ist auch die Buckel – Tramete (Trametes gibbosa).

Urlaub auf dem Lande und mitten im Wald. Der Waldhof Stadler erwartet seine naturverbundenen Gäste.

Die kleinen Waldfreund – Rüblinge (Collybia dryophila) können vom Kenner eingesammelt werden.

Direkt an der Körner – Gedenkstätte traute ich meinen Augen kaum. Der seltene Orange Scheidenstreifling (Amanita crocea) war ein würdiger Schlusspunkt einer pilzarmen Wanderung und daher um so willkommener. Essbar.

Während des Gefechtes am 26.08.1813 gegen die Truppen Napoleons wurde hier der Schriftsteller Theodor Körner tödlich verwundet.

Ein Obelisk erinnert an die denkwürdigen Ereignisse und speziell an Theodor Körner.

Wenig Pilze, wenig Leute hätte auch der Titel der heutigen Tour lauten können, aber der ist schon an eine andere Veranstaltung vergeben. Außer meiner Wenigkeit waren nur noch zwei nette Damen aus Grevesmühlen und Schwerin dabei.

Wir verabschieden uns aus den Rosenower Fichten am 23.08.2020.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

19. August 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Der 3. Qudrant des MTB 2037 – Satow ist an der Reihe

Gewässer am Wasserschloss in Gnemern. dem Ausgangspunkt in das Beketal mit dem Grünen Rad am 19.08.2020.

Zum dritten mal ging es in den Raum Satow. Ein landschaftlich besonders reizvolles Gebiet war heute das Ziel einer mykologischen Bestandsaufnahme, die aber aufgrund der vorherigen, trockenen Hitzewelle, äußerst bescheiden ausfiel. Das Beketal mit dem Grünen Rad, zwischen Gnemern, mit seinem Wasserschloss, bis hinauf in die Umgebung von Klein- und Groß Gischow. Das Flüsschen Beke hat hier ein idyllisches Bachtal ausgewaschen, das mit Buchen und Eichen bestanden ist. Teile des Gebietes stehen sogar unter Naturschutz. Selbstverständlich bin ich nicht das erste mal zum kartieren hier. Auch öffentliche Pilzwanderungen führten schon durch dieses Gebiet, dass kartierungstechnisch schon einiges zutage gefördert hat, aber sicher noch Reserven besitzt. Wenn es nicht so trocken gewesen wäre, hätte es durchaus interessant werden können, zumal ich hier bisher nur im Frühling und im späteren Herbst unterwegs war.

Informationstafel zu Beginn des schmalen Wanderweges.

Die Beke führt derzeit wenig Wasser.

Windbruch darf im Naturschutzgebiet selbstverständlich liegen bleiben. Nur der Wanderweg wird freigeschnitten.

Feldahorn – Baumwarzenpilz (Dendrothele acerinum) an Feldahorn.

Rötliche Buchen – Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme).

Zimtfarbener Weichporling (Hapalopilus nidulans). Giftig!

Auch der Winter – Schachtelhalm ist hier zu hause.

Ein weiteres Bächlein hat sich in die Landschaft geschnitten und fließt in die Beke ab.

Ausgehagerter Buchenwald kann bei günstigen Bedingungen sehr interessant sein.

Die Sonne steht schon recht tief.

Es ist Zeit sich auf den Rückweg zu machen.


Die Artenliste von MTB 2037/3 – Beketal/Grünes Rad: Brandkrustenpilz, Rotbräunliche Buchen – Kohlenbeere, Feldahorn – Baumwarzenpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Zimtfarbener Weichporling, Stoppliger Drüsling, Rotbrauner Borstenscheibling, Striegelige Tramete, Schmetterlings – Tramete, Halsband – Schwindling und Striegeliger Schichtpilz.


Bei Interesse einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

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18. August 2020 – Abendwanderung der Pilzfreunde

Abendwanderung 2020

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Abends am Farpener Stausee

Der Farpener Stausee bei Gewitterstimmung am Abend des 18. August 2020.

Seit vielen Jahren stehen unsere Abendwanderungen im August auf dem Programm. Die erste startete um das Jahr 2005 im Seeblickwäldchen in Wismar – Wendorf. Es gab dort damals sehr viele Frischpilze und Irena servierte uns eine Pilzsuppe von Riesenbovisten. Mit 20 – 25 Teilnehmern waren wir eine große Truppe. Seit dem sind wir fast immer durch die grünen Inseln im Stadtgebiet gewandert. Diese werden leider immer rarer. Allmählich fallen immer mehr naturnahe Flächen der städtischen Bebauung zum Opfer und das wenige Grün wird obendrein durch landschaftsgärtnerische Pflegemaßnahmen drangsaliert. Ein unsäglicher Trend und neue, grüne Oasen haben kaum eine Chance, weil die dazu nötigen Flächen einfach nicht mehr vorhanden sind. Daher werden wir wohl bei unseren Abendwanderungen das weite suchen. Raus aus der Stadt auf` s Land. Dieses machten wir bereits im Jahre 2018. Damals ging es durch den Prosekener Grund und heute an den idyllisch gelegenen Farpener Stausee. Dieser ist an seinen Ufern weitläufig bewaldet, so dass wir  auch größere Chancen haben, reichlich Frischpilzen zu begegnen, falls die Witterung es zulässt. Das tat sie leider nicht. Trockenheit und Dauerhitze in den Vorwochen ließ das zuvor bereits recht ordentliche Pilzwachstum versiegen. Nur einige Kartoffelboviste zeigten sich standhaft. Trotzdem war es ein schöner Abendspaziergang an würziger Wald- und Seeluft. Wir hatten dabei Glück, denn das sich bereits beim Start in Wismar aufbauende Gewitter hatte mit uns ein Einsehen und legte erst los, als wir die Runde in der Abenddämmerung beendet hatten. Neben drei Vereinsfreunden hatten auch zwei Urlauber aus Süddeutschland Interesse gezeigt, aber aufgrund der sehr geringen Erfolgsaussichten Frischpilze zu finden, dann doch davon Abstand genommen.

Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) haben als einzige die Dauerhitze ganz gut überstanden.

Diesen lichten Fichtenforst kenne ich schon seit dem Schonungsalter, als hier der Fichtensteinpilz zu hause war. Inzwischen dominieren Maronen – Röhrlinge, zu gegebener Zeit, versteht sich. Aber Steinpilze sind im weiteren Umfeld immer noch und zeitweise auch zahlreich vertreten. Auch in diesem Jahr war hier schon einiges los.

Aber nun wurde es Zeit, dem Wald und dem Ufer des Farpener Stausees auf Wiedersehen zu sagen, denn Petrus will gleich die Puppen tanzen lassen. Grelle Blitze zuckten in den dunklen Wolken und Donnergrollen sorgte für einen stimmungsvollen Tagesausklang.

Wann starten die Pilzfreunde wieder zu einer Exkursion? – Siehe unter Termine!

12. August 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2037/2 – Satow

Attraktiver Perlgras – Laubwald im Heidenholz. Leider ist es viel zu trocken.

Es ging heute in den 2. Quadranten des Messtischblattes Satow. Neben kleineren Waldarealen und Feuchtgebieten stellt das Heidenholz hier das größte Waldgebiet dar und es war auch das Ziel der heutigen Tour. Es befindet sich knapp südöstlich der A 20 und westlich von Hohen Luckow. Für mich ist das Revier Neuland, aber ich weiß das unser Chef – Kartierer Benno Westphal hier schon unterwegs war. Es gibt also sicher schon einige Funddaten aus diesem Wald bzw. aus diesem  Quadranten. Sicher ist jedoch auch, dass im Messtischblatt Satow noch so manches entdeckt werden kann, da es durch seine Waldarmut nicht zu unseren oft besuchten Gebieten zählt. Heute war allerdings kaum etwas zu holen. Trockenheit ließ kaum einen Frischpilz wachsen und eine Woche Hitze tat ihr übriges. Es war mal wieder eher ein Waldspaziergang. Schade, denn einige Bereiche hätten sicher eine interessante Pilzflora hervorbringen können. Insbesondere dort, wo der Perlgras/Waldmeister Buchenwald, durchsetzt mit Alteichen und Hainbuchen, auf schweren Böden stockt. Große Areale des Gebietes sind aber durch starken Unterwuchs um diese Jahreszeit fast undurchdringlich. Hier würde es allenfalls im Spätherbst, Winter bis zum zeitigen Frühjahr Sinn machen, nach Großpilzen Ausschau zu halten. Auf jeden Fall ist das Heidenholz durch das waldarme Gebiet um Satow herum ein wunderbarer Rückzugsort für viele Wildtiere. Das wissen auch die Jäger, wie an zahlreichen Ansitzständen ersichtlich war.

Der Rotbraune Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa) ist ein häufiger Schichtpilz an alten Eichenstubben.

Noch häufiger findet sich der Dünnschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma verrucosum. Leicht giftig.

Auch hier geht es den wenigen Fichten nicht gut. Sie sterben ab. Immerhin sind vereinzelt junge Exemplare dieser wichtigen Waldbaumart gepflanzt worden. Sehr schön, dass anstatt von Douglasien auch mal wieder an die Fichte gedacht wurde. Der Baum muss unseren Wäldern auch in Zukunft erhalten bleiben!

Ein Stubben mit Grünblättrigen Schwefelköpfen (Hypholoma fasciculare) erfreute mich. Neben den Kartoffelbovisten, die einzigen Frischpilze, die ich  heute sah.

Mit einem weiteren Bewohner toten Eichenholzes schließt sich der Kreis. Eichenwirrling (Daedalea quercina).


Die Handvoll Arten von MTB: 2037/2 – Heidenholz: Striegeliger Schichtpilz, Echter Mehltau, Rotbrauner Borstenscheibling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Grünblättriger Schwefelkopf und Eichenwirrling.


Wer Lust auf eine mykologischen Bestandsaufnahme hat, ist gerne dazu eingeladen.

Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

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08. August 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch den Staatsforst Tarnow

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel ist das Motto aller Wanderungen in diesem Jahr, denn die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat diesen unverschämten Rutenpilz zum Pilz des Jahres 2020 erkoren. Jedes Jahr wird eine markante Großpilzart ausgewählt, die jeder aufmerksame Beobachter mit ein wenig Erfahrung erkennen und bestimmen kann, ohne erst tiefer in die wissenschaftliche Pilzkunde einsteigen zu müssen. Oft sind es aber auch seltenere Arten, von denen man sich eventuell neue Funddaten erhoft oder sie sollen für gefährdete Pilzarten und deren Lebensräume sensibilisieren. Dabei spielt es keine Rolle ob essbar, ungenießbar oder giftig. Für die Stinkmorchel treffen zwei Wertigkeiten zu. Sie ist sowohl essbar, wie auch ungenießbar. In der Küche wird nur das embrionale Entwicklungstadium, das sogenante Hexenei der Phallus impudicus verwendet. Der ausgereifte Fruchtkörper, wie oben im Bild zu sehen, ist hingegen für bestimmte Insekten, allen voran Fliegen, unwiderstehlich. Sie haben den sporentragenden, olivgrünen Schleim hier bereits abgeweidet. Auch Ameisen scheinen ein Interesse an ihr zu haben. Ihr starker, aasartiger Geruch lockt die Fliegen in Schwärmen an. Ein Trick der Natur, denn die Insekten sorgen für die Verbreitung ihrer Sporen. Stinkmorcheln haben wir heute jedoch kaum vorgefunden und auch viele andere Großpilze hielten sich zurück. Es hat in den Wochen zuvor zwar immer wieder geregnet, der Sommer war aber bisher sehr unterkühlt. Erst seit wenigen Tagen hat sich hochsommerliches Hitzewetter eingestellt, das unsere besseren Buchenwälder endlich etwas erwärmen kann. Ich denke, dann können wir auch hier in den nächsten Monaten einiges erwarten, ergiebige Niederschläge vorausgesetzt. Bisher gab es eher auf Sandböden einiges an jahreszeittypischen Großpilzen, bis hin zu Maronen – Röhrlingen.

Ab August setzt die neue Wachstumsphase vieler einjähriger Porlinge ein. Hier ist es der Halbresupinate Weichporling (Skeletocutis nivea) an totem Laubholz. Ungenießbar.

Und hier bilden sich die Konsolen des Grauweißen Saftporlings (Oligoporus tephroleucus) heraus. Ungenießbar.

Der Stiel des Violettstieligen Täublings (Russula violeipes) ist oft mehr oder weniger violett überlaufen, kann aber auch komplett weiß bleiben. Essbar.

Je nach dem, welche Strecke der Fruchtkörper von seinem Ausgangspunkt, einer im Waldboden befindlichen Buchenwurzel, zurück legen muss, dem entsprechend lang es auch die Wurzel des Gemeinen Wurzel – Schleimrüblings (Xerula radicata). Hüte essbar.

Der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) wächst nicht nur, so wie hier, an Fichte, sondern an verschiedenen Tothölzern, auch von Laubbäumen. Daher ist sein zweiter, deutscher Name Fichtenporling etwas irreführend. Ungenießbar.

Die Überreste des Pilz des Jahres 2020 locken viele Waldbewohner an.

Der leicht giftige Gefleckte Rißpilz (Inocybe maculata) ist ab August ein häufiger Pilz etwas basischer Waldwegränder.

Bei dem trockenen Hitze – Wetter sind die typischen Hüllreste (Flecken)  auf dem Hut besonders gut ausgebildet.

Schwefelgelbe Stiele, grünliche Lamellen und bitterer Geschmack ist eine Merkmalskombination, die den giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) leicht erkennen lassen.

Am Fuße eines mächtigen, abgebrochenem Rotbuchenstamms wachsen mehrere Lackporlinge. Ein Flacher Lackporling kommt für mich nicht in Betracht. Ich denke, der Kupferrote Lackporling (Ganoderma pfeifferi) wäre am wahrscheinlichsten. Eine recht seltene Art.

Die Volva ist hier leider im Waldboden geblieben, aber der rotbräunliche, stark gereifte Hutrand ist ein weiteres Merkmal des Rotbräunlichen Scheidenstreiflings (Amanita fulva). Essbar, aber roh giftig.

Vereinzelt gab es mal einen Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha), sowohl in seiner violett – blauen, wie auch grünen Form. Seine Lamellen sind nicht brüchig, sondern anschmiegsam wie eine Frau. Sehr guter Speisepilz.

An Röhrlingen waren nur einige Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) auszumachen.

Aber neuerdings gehören die giftigen Kartoffelboviste nicht mehr zu den eigentlichen Bauchpilzen, sondern ebenfalls zu den Röhrlingen. Dickschaliger Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum).

Soweit eine kleine Aufarbeitung der heutigen Pilzwanderung, an der 6 Pilzfreunde beteiligt waren. Aus gründen der Corona – Abstandsregelungen verzichteten wir auf ein Gruppenfoto.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

05. August 2020 – Mittwochs-und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Pilzfreunde

Das Messtischblatt 2037 – Satow ist an der Reihe

Fichtenforst bei Radegast. Im Hintergrund Buchenwald. 05.08.2020.

Gallen – Röhrling (Tylopilus felleus).

Ein neues Messtischblatt beginnt. Ich habe es geviertelt und ab heute geht es mittwochs jeweils in einen der vier Quadranten. Leider glänzt dieses MTB nicht gerade durch seinen Waldreichtum. Wir müssen uns jeweils mit kleineren Wäldern und Wäldchen zufrieden geben. Aber ich denke, es muss nicht immer ein riesiges Waldgebiet sein. Manchmal sind gerade diese eher unscheinbaren Reviere sehr interessant und können eine wahre Fundgrube darstellen. So sind im 1. Quadranten eine ganze Reihe kleiner Wäldchen vorhanden. Die etwas größeren davon befinden sich bei Radegast und waren auch mein heutiges Ziel. Teils kraut- und unterwuchsreicher Laub- und Nadelforst, teils aber auch kleinere Bereiche, die besonders im Herbst auch für den Kochtopfmykologen interessant sein könnten. Aufgrund von recht trockenen Verhältnissen war heute leider kaum etwas zu finden. Selbst Holzbewohner wie Porlinge und Schichtpilze konnte ich kaum entdecken. Da das Revier sehr begrenzt war, versuchte ich noch in weitere, kleine Wäldchen in diesem Quadranten auszuweichen, aber sie erschienen mir doch zu sehr verkrautet, so dass ich mich mit dem Wenigen, was die Wälder bei Radegast zu bieten hatten, zufrieden geben musste.

Der Gemeine Violettporling (Trichaptum abietinum) an einem toten Fichtenstamm.

Er teilt sich das Substrat mit dem Rotrandigem Baumschwamm (Fomitopsis pinicola).

Am Rande einer kleinen, asphaltierten Waldstraße konnte ich einige Leopardenfell – Hartboviste (Scleroderma areolatum) entdecken.

Auch diese Gefleckten Rißpilze (Inocybe maculata) waren hier zuhause. Die mikroskopische Untersuchung bestätigte meine Feldbestimmung. Sporen bohnenförmig und dazu ein angenehm würziger Duft, der an den Sommertrüffel erinnern soll. Mich störte zunächst die Gelbverfärbung an den Frasstellen, aber die Art darf gelbliche Fleischtönungen aufweisen. Kaum giftig, aber trotzdem zu meiden.


Hier die Miniatur – Artenliste von MTB 2037/1 – Wald bei Radegast: Angebrannter Rauchporling, Gallen – Röhrling, Eichen – Mehltau, Judasohr, Gemeiner Violettporling, Rotrandiger Baumschwamm, Leopardenfell – Hartbovist und Gefleckter Rißpilz.


Wer Lust hat auf eine fachkundige Pilztour zu gehen, kann sich unter folgenden Telefon – Nummern oder auch per E- Mail mit dem Steinpilz – Wismar in Verbindung setzen.

Tel:: 03841/228917 – Handy: 0173/6977213 oder

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

29. Juli 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Sie führte in das MTB: 2339/4 – Krakow am See

Der Bossower Forst gehört zum Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.

Zum letzten mal ging es in das MTB 2339 – Krakow am See. Der 4. und damit letzte Quadrant stand auf dem Programm. Die Waddingstannen, südöstlich von Krakow am See, hätten das Ziel sein können. Weiter südlich Bereiche der Nossentiner/Schwinzer Heide, westlich des Krakower Obersees. Auch östlich des Sees liegt noch ein Waldareal, welches hätte infrage kommen können. Es gab also reichlich Auswahl. Da sich noch eine Interessentin zu dieser Tour eingefunden hatte, und wir mit zwei Fahrzeugen zum Ziel fuhren, entschied ich mich für den Bossower Forst, gleich an der Bundesstraße. Überwiegend Nadelwald mit älteren Kiefern und Fichten. Das Frischpilzaufkommen hatte im Vergleich zu den Vorwochen zwar etwas nachgelassen, aber sowohl für meine Datensammlung, wie auch für die abendliche Pilzmahlzeit meiner Begleiterin war gesorgt.

Während der Filzröhrling nicht mehr eindeutig zuzuordnen war, so konnte ich immerhin den Goldschimmel (Hypomyces chrysospermus) als Pilzart notieren.

Der Schmerling oder Körnchen – Röhrling (Suillus granulatus) gehört zu den Schmierröhrlingen. Diese werden nicht vom auf Röhrlinge spezialisierten Goldschimmel befallen.

Standen dicht zusammen unter Eiche. Bei beiden laufen hier die Lamellen etwas zum Stiel herunter. Beim oberen, dem Wasserfleckigen Röteltrichterling (Lepista gilva) können diese vom Hut abgelöst werden. Beim unteren Eichenmilchling (Lactarius quietus) funktioniert das nicht, dafür tritt aus ihnen ein weißlicher Milchsaft aus. Beide essbar.

Neben dem weißen, mildem bis leicht herben Milchsaft, ist oft auch ein etwas zonierter Hut und ein charakteristischer Geruch nach Blattwanzen typisch für diesen Eichenbegleiter. Eichen – Milchling (Lactarius quietus).

Violette Lacktrichterlinge (Laccaria ametystea) sind in manchen Jahren als Massenpilze im Buchenwald zu finden. Sie werden gerne mal mit eingesammelt.

Leicht giftig ist der Ranzige Trichterling (Clitocybe phaeopthalma). Er ist gut an seinem charakteristisch unangenehmen Geruch zu erkennen.

Ein intakter, schimmelfreier Filzröhrling, der Filzige Röhrling oder besser bekannt unter der Bezeichnung Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus).

Gelbe Eierschwämme (Cantharellus cibarius) gab es heute reichlich und in satten, ausgewachsenen Exemplaren. Das Abendbrot für meine Begleiterin ist gesichert.

Ein besonders üppiges Exemplar des Gezonten Dauerporlings (Coltricia perennis).

Ein kleines Büschel Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) an einem alten Buchenstumpf. Gut sind die kleinen Schüppchen am Stiel zu erkennen.

Der Getropfte Saftporling (Oligoporus guttulatus) war vor einiger Zeit noch ein recht seltener Fichten – Besiedler in unseren Breiten. Er ist deutlich häufiger geworden. Die getropften, wasserfleckigen Strukturen werden von sogenannten Guttationströpfchen gebildet.

Guttationströpfchen am Zuwachsrand eines Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola). Der Pilz kommt sozusagen ins Schwitzen und durch den erhöhten Wasserdurchlauf werden benötigte Nährstoffen ausgefiltert.

Einfach wunderschöne Farbtupfen, diese Pilztierchen vom Himbeeroten Schleimpilz (Tubifera ferruginosa). Immer an altem Nadelholz (Kiefer, Fichte).

In der Regel um alte Buchenstubben herum findet sich die Vielgestaltige Holzkeule (Xylaria polymorpha). Ein Schlauchpilz!

Damit enden meine Mittwochsexkursionen durch den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.


Die Artenliste von MTB 2339/4 – Bossower Forst (Nossentiner/Schwinzer Heide): Goldschimmel, Perlpilz, Körnchen – Röhrling, Mehlpilz, Wasserfleckiger Röteltrichterling, Eichen – Milchling, Violetter Lacktrichterling, Ranziger Trichterling, Fleischroter Lacktrichterling, Weinroter Graustieltäubling, Echter Mehltau, Birken – Speitäubling, Flatter – Milchling, Grauer Nitrat – Helmling, Blutmilchpilz, Gemeiner Violettporling, Echter Zunderschwamm, Fuchsiger Scheidenstreifling, Herber Saftporling, Maronen – Röhrling, Kahler Krempling, Grasgrüner Täubling, Brennender Rübling, Klebriger Hörnling, Fichten – Wurzelschwamm, Runzliger Schichtpilz, Gelbbräunlicher Trichterling, Heftel – Nabeling, Echter Pfifferling, Weißmilchender Helmling, Ohrlöffel, Gezonter Dauerporling, Stockschwämmchen, Schmetterlings – Tramete, Getropfter Saftporling, Rotrandiger Baumschwamm, Waldfreund – Rübling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Behangener Trompetenschnitzling, Vielgestaltige Holzkeule, Buckel – Tramete und Schuppiger Sägeblättling


Bei Interesse einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 02841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de 

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

25. Juli 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch den Wald Demen/Buerbeck

Sandige Laub- und Nadelwälder prägen dieses Gebiet, in dem ich die ersten Pilze meines Lebens als Kleinkind sammelte und mit vermeintlich giftigen Täublingen Fußball spielen durfte. Hier wurde der Grundstein für meine Zuneigung zu den Pilzen gelegt, die sich wie ein roter Faden durch mein Leben ziehen sollten. Etwa 1 ha des Waldstückes am Beginn der Wanderung liegt immer noch im Privatbesitz unserer Familie. Angesagt waren in meiner Kinderzeit nur Pfifferlinge, die es hier damals noch reichlich gab. Auch in der heutigen Zeit sind sie hier noch zu hause und könnten uns erfreuen. Typisch für diese sandigen Wälder sind im Sommer auch oben zu sehende Pantherpilze. Sie gehören zu unseren wichtigsten und gefährlichsten Giftpilzen! Wer Perlpilze zum essen sammelt, muss diesen, seinen Doppelgänger, gut abgrenzen können. Die Chancen standen nicht schlecht, beiden Arten heute zu begegnen. Und so war es auch. Panther– und Perlpilze gab es reichlich und jeder der zahlreichen Teilnehmer konnte für sich, sofern Interesse bestand, unter den Erläuterungen des Fachmanns die relevanten Unterschiede am lebenden Objekt in allen Entwicklungsstadien, wie auch die Variationsbreite dieser beiden wichtigen Arten, studieren.

So hatte sich heute eine überraschend große Gruppe von Pilzfreunden am Waldrand in Demen zu dieser geführten Lehrwanderung eingefunden. Auch eine Reporterin vom NDR in Schwerin begleitete uns ein Stück weit und wird am Sonntag, dem 02. August 2020, um die Mittagszeit auf NDR 1 – Radio M-V darüber berichten. Die Pilze schienen zu wissen, das wir heute mit einer 26 – köpfigen Gruppe den Wald auf der Suche nach ihnen durchstreifen wollten, denn sie sproßen fast auf Schritt und Tritt. Nicht nur die Anzahl der Teilnehmer, auch das Frischpilz – Aufkommen erinnerte an herbstliche Verhältnisse. Vor allem Täublinge, Milchlinge, Wulstlinge, Riesenschirmpilze und Champignons zeigten sich  zahlreich. Aber auch die beliebten Röhrlinge waren mit von der Partie. Vor allem einige Vertreter der Filz – Röhrlinge, aber auch Schmierröhrlinge und einzelne Raufüße sowie Dickröhrlinge, vertreten durch echte Steinpilze.

Zur Einstimmung brachte uns dieser glückliche Pilzfreund gleich einen jungen und druckfesten sowie imposanten Riesenbovist mit. Er macht gleich eine mehrköpfige Familie satt.

Auch diese Großschirmpilze hatte er dabei. Gefunden in einem Gewächshaus auf reicher Gartenerde. Solche rötenden Riesenschirmpilze sollten gemieden werden. Es könnte sich um den Gift – Riesenschirmpilz (Macrolepiota venenata) handeln. Daher ist auch die Gartenform des Safran – Schirmpilzes zu meiden.

Der deutliche hell – dunkel Kontrast auf der beschuppten Hutoberfläche steht für den Garten, wie auch Gift – Riesenschirmpilz. Der essbare Safran – Schirmpilz des Waldes ist viel dichter beschuppt, so das kaum weißliches Hutfleisch auszumachen ist.

Nach kurzer Begrüßung und dem Einsammeln der Kontaktdaten starteten wir zu unserer Tour.

Der erste, stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina) ließ nicht lange auf sich warten. Typisch sind u. a. die weißen Hüllreste auf dem Hut, die allerdings auch fehlen können.

Bei den essbaren Perlpilzen und dem Grauen Wulstlingen sind diese grauschorfig.

Dieser Maronen – Röhrling sollte nicht mehr verzehrt werden und kann gleich im Wald bleiben. Er ist bereits vom parasitischen Goldschimmel befallen, der den Speisepilz giftig macht.

Weiter geht es durch die sandigen Wälder zwischen Demen und Buerbeck.

Der Dickschalige Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma citrinum) wurde früher in hauchdünnen Scheiben als Würzpilz, ähnlich wie Trüffeln, verwendet. Manchmal sollen diese Edelpilze von Ganoven mit ihm gefälscht worden sein. Da er Irritationen des Verdauungstraktes auslösen kann, wird dieser Bauchpilz zu den leicht giftigen Pilzarten gestellt. Alle Liebhaber von Bovisten und Stäublingen sollten ihn kennen und von den essbaren Arten abgrenzen können.

Hier nochmal zwei taufrische Exemplare des stark giftigen Pantherpilzes. Keinerlei röten am gesamten Fruchtkörper und wie man sieht, fast ohne weiße Hüllreste auf dem Hut. Dafür eine leicht fragile und vergängliche, oberseits ungeriefte Manschette am oberen Stielbereich und eine umrandete, knollig verdickte Stielbasis.

Ein nicht mehr ganz junger Steinpilz (Boletus edulis) mitten auf dem sandigen Waldweg. Die Tiere des Waldes haben schon mal vor gekostet.

Diesen weichfleischigen und einjährigen Grauweißen Saftporling (Oligoporus tephroleucus) finden wir ab Hochsommer an verschiedenen Laubhölzern, meist von Buche. Hier wuchsen gleich drei imposante Fruchtkörper an einem toten Birkenstamm. Trotz seines eher milden Geschmacks ist er ungenießbar. Der ähnliche Herbe Saftporling wächst an Nadelholz und ist gallebitter.

Die Fuchsigen Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) waren heute zahlreich vertreten. Sie dürfen in den Sammelkorb gelegt werden. Man achte auf die Hüllreste an der Stielbasis (Scheide) und den stark gerieften (gestreiften) Hutrand. Es gibt noch weitere und auch essbare Arten mit anderen Hutffärbungen.

Genau wie die Scheidenstreiflinge ist auch der Rehbraune Dachpilz ein mäßiger Speisepilz und besonders für Mischgerichte geeignet.

Am besten man verwendet nur die Hüte der Dachpilze solange die Lamellen, so wie hier, noch weißlich gefärbt sind. Bei zunehmender Sporenproduktion verfärben sie sich fleischfarben.

Häufig waren heute die nicht empfehlenswerten Kremplinge, wie Samtfuß- und Kahler Kremling (Paxillus involtus), der hier zu sehen ist. Dieser ist auch potentiell gefährlich, da er in seltenen Fällen zu heftigen, allergischen Reaktionen führen kann.

Eine vielversprechende Waldkannte mit Birken- und Steinpilz – Alarm.

Der Birkenpilz (Leccinum scabrum) gehört zu den Raufüßen und ist als Mykorhizza – Partner streng an die Birke gebunden.

Echte Steinpilze (Boletus edulis) finden wir vorzugsweise unter Fichten (Fichten – Steinpilz), aber genau so gut unter Rotbuchen. Gelegentlich im Kiefernwald oder auch vereinzelt bei Eiche. Die unter Birken vorkommende Form wird von einigen Autoren als eigenständige Art betrachtet.

Im Gegensatz zum Steinpilz, besitzt der Maronen – Röhrling, der gelegentlich auch eine boletiode Erscheinungsform annehmen kann, keine Netzzeichnung auf dem bräunlichen Stiel. Röhren und Fleisch blauen meist, während bei Steinpilzen keinerlei Verfärbungen zu beobachten sind.

Ist der Getäfelte- oder Hasen – Stäubling (Calvatia utriformis) innen noch weiß und schnittfest, kann er ähnlich wie der Riesenbovist in Scheiben geschnitten und gebraten werden.

Die Körbe füllen sich allmählich.

Um einen alten Stubben herum büschelweise Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus). Jung und ohne Alkohol essbar.

Ein Myxomycet = Schleimpilz. Um welches Pilztierchen es sich bei diesem schleimig – schlabbrigen Etwas handelt, konnte ich noch nicht ermitteln.

Ältere Riesenschirmpilze sind daran zu erkennen, das ihre Lamellen nicht mehr weißlich, sondern graubräunlich und fleckig werden. Auch der Hut darf sich nicht verwelkt anfühlen, sondern muss noch Spannung besitzen. Diese Exemplare sollten lieber im Wald bleiben.

Das Fleisch des Maronen – ähnlichen Schwarzblauenden Röhrlings (Boletus pulverulentus) verfärbt sich bei der leisesten Berührung oder Verletzung innerhalb weniger Sekunden über tief blau bis fast zu schwarz. Essbar, aber soll Arsen ähnliche Verbindungen in geringen Mengen enthalten. Daher nur sehr sparsam verwenden oder besser sogar meiden.

Ein noch junger Riesenschirmpilz (Macrolepiota procera).

Diese farbenfrohen Blutroten Röhrlinge (Xerocomus rubellus) sind nicht mehr die Jüngsten und sind auch schon vom Goldschimmel befallen. Ansonsten essbar.

Dafür sind diese leckeren Kupferroten Gelbfüße (Chroogomphus rutilus) im besten Stadium. Aber auch bei ihnen muss man auf einen speziellen Schimmel achten, der gerne die Lamellen dieses eigentlichen Röhrlings befällt.

Dieser schöne Schirmpilz muss noch mit!

Die Tour dauerte bis zum frühen Nachmittag an.

Wir verabschieden uns aus dem Wald bei Demen/Buerbeck und bedanken uns ganz herzlich für den unverhofften Pilzsegen.

Wann startet die nächste Lehrwanderung? – Siehe unter Termine!

22. Juli 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2339/3 – Krakow am See

Die Neu Samitter Tannen am 22. Juli 2020.

Der 3. Quadrant des Meßtischblattes Krakow am See besteht fast vollständig aus Wald und Seen. So der Langsee, der Schwarze See, dem Krummen See oder dem Bossower See sowie fast unendlich viel Wald der Nossentiner/Schwinzer Heide, mit den integrierten Neusammiter Tannen. In Neu Sammit gibt es die kleine und liebevoll gestaltete Waldschule „Klaabusterul“. Vor wenigen Jahren führte hier eine erfolgreiche Pilzwanderung hin und das Gebiet war auch das Ziel der heutigen Kartierungsaktion. Für den volkstümlichen Pilzsammler ein klassisches Revier, wo er zu gegebener Zeit auch richtig fündig werden kann. Uns sollte heute aber alles an Großpilzen interessieren, was wir im Feld ansprechen können. Wenn dazu vielleicht auch eine kleine Pilzmahlzeit heraus springen sollte, wäre es ideal und das war auch der Fall. Ich hatte also Gäste dabei, Mutter und Tochter, die sich sehr interessiert zeigten. Nicht nur die Speisepilze, auch alle anderen Pilzfunde ließen sie sich geduldig erklären. Es wurden Fotos und Notizen gemacht und am Ende war ein kleines Abendbrot sicher und ihr Artenhorizont hat sich sicher etwas erweitert. Eigentlich sind diese sandigen Nadelwälder eher etwas für die Herbstmonate, aber der unterkühlte und zeitweise feuchte Sommer ließ schon einiges sprießen.

Wir starteten an der Waldschule „Klaabusterul“.

Hier wurde u. a. Eichenholz verarbeitet, welches der Eichenwirrling (Daedallea quercina) abzubauen trachtet.

Auf dem Gelände der „Klaabusterul“ zeigte sich auch dieser Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus).

Auch diese Trichterlinge wuchsen dort sehr gesellig. Es handelt sich um den Feinschuppigen Trichterling (Clitocybe squamulosa). Eine Art, die eher in Gebirgsregionen und in Skandinavien zu hause sein soll, kommt in Mecklenburg als Begleitart von Fichten und Kiefern allerdings nicht selten vor. Er ist für mich einer der elegantesten und anmutigsten Blätterpilze. Eine sehr schöne Farbzeichnung findet sich in M.H.K., Bd. 3 auf Seite 327. Essbar.

Der große, rote Apfel – Täubling (Russula paludosa) findet sich in den klassischen, sauren Nadelwäldern, in denen der Maronen – Röhrling gerne Massenbestände ausbildet. Er ist ein sehr guter Speisepilz. Aber Vorsicht. Hier gibt es auch ähnliche, scharf schmeckende Täublinge. Vorherige Kostprobe der Lamellen ist anzuraten.

Einen schönen Anblick liefert natürlich auch der Samtfuß – Krempling (Paxillus atrotomentosus). Er ist in diesem Sommer ein sehr häufiger Vertreter in unseren Nadelwäldern und bevorzugt Fichtenholz als Substrat. Geringwertig.

Der gebrechliche, aber farbfreudige Kiefern – Täubling (Russula cessans) ist eigentlich ein Herbstpilz des sandigen Kiefernwaldes. Aber da die Witterung eher herbstlich, als sommerlich daher kommt, hat auch er sich bereits aus dem  Waldboden getraut. Essbar, aber von einem eher unangenehmen Geschmack.

Hin und wieder mal ein Nest sehr schöner Pfifferlinge (Cantharellus cibarius).

In satten Gelbtönen leuchten auch die Gold – Röhrlinge (Suillus greviley). Eine Schmierröhrlingsart die streng an die Lärche gebunden ist.

Während viele Röhrlinge bei Verletzung blauen, zeigen Schmierröhrlinge dieses Verhalten nicht. Ihr Fleisch bleibt entweder unverändert oder es bräunt etwas. Bei diesen Gold – Röhrlingen (Suillus greviley) gut zu sehen. Selbst die Kriechspuren der Schnecke haben sich verfärbt.

Am Hexenwinkel. Das Hexlein war gerade außer Haus.


Die Artenliste von 2339/3 – Neu Samitter Tannen: Eichenwirrling, Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Birken – Blättling, Eichen – Filzröhrling, Feinschuppiger Trichterling, Samtfuß – Krempling, Geriefter Weichtäubling, Breitblättriger Rübling, Zaunblättling, Perlpilz, Himberroter Schleimpilz, Kiefern – Braunporling, Eichen – Mehltau, Narzißengelber Wulstling, Brennender Rübling, Apfel – Täubling, Fuchsiger Scheidenstreißfling, Maronen – Röhrling, Flatter – Milchling, Klebriger Hörnling, Echter Pfifferling, Gallen – Röhrling, Gebänderter Dauerporling, Kahler Krempling, Jodoform – Täubling, Gemeiner Violettporling, Pantherpilz, Kiefern – Täubling, Falscher Pfifferling, Waldfreund – Rübling, Buckel – Täubling, Herber Saftporling, Spindeliger Rübling, Zweisporiger Champignon, Goldgelber Lärchenröhrling, Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Flaschen – Stäubling, Gesäter Tintling, Rötlicher Borstenscheibling, Fleischroter Speisetäubling, Weißer Anis – Champignon, Grauer Erdritterling, Goldschimmel, Widerlicher Kammtäubling, Gelbbräunlicher Trichterling und Beutel – Stäubling.


Die Neu Samitter Tannen sind Teil des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide.

 Wer also Lust zu einer Pilzexkursion hat, kann sich unter folgenden Telefon – Nummern melden oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

oder E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

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15. Juli 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exclusiv für interessierte Gäste

Es ging in das MTB: 2339 – Krakow am See

Das überwiegend von Laubbäumen gebildete Waldgebiet an der Marienhofer Weiche bei Krakow am See am 15.07.2020.

Heute war der 2. Quadrant des Messtischblattes Krakow am See an der Reihe. Hier sind die Wälder nördlich des Krakower Binnensees  angesagt. Uferbereiche, aber auch flächige Waldstücke mit weiteren Seen. Es herrscht also reichlich Auswahl für eine hoffentlich kurzweilige und interessante Exkursion. Ich suchte das Waldgebiet an der Marienhofer Weiche aus. Hier war ich im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen schon einmal im trockenen Frühjahr 2018 zugange. Trotz Feuchtigkeit und fortgeschrittener Jahreszeit sah es Großpilztechnisch heute leider nicht viel besser aus. Schade eigentlich, denn es sieht hier gut aus und es handelt sich sowohl für Mykophagen als auch für Mykologen um ein vielversprechendes Revier.

Resupinat an liegendem Laubholz der Ockerrötliche Resupinat – Stacheling (Steccherinum ochraceum).

An dünnen, in der Humusschicht liegenden Laubholzzweigen findet sich mitunter zahlreich der Halsband – Schwindling (Marasmius rotula).

Ein untypischer, stark von Schnecken zerfressener Grauer Wulstling (Amanita excelsa). Die Schnecken lassen bei diesem, zur Zeit feuchtem Wetter, in den Laubwäldern kaum etwas unversehrt.

Ein Fuchsiger Scheidenstreifling (Amanita fulva) schiebt sich aus dem Sphagnum eines Moores heraus.

Ein recht lang gestrecktes Birkenmoor und sicher zum Herbst zu ein interessantes Gebiet, nicht nur für Moor – Birkenpilze.

Und bei reichlich Birken – Totholz war auch das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) nicht weit weg. Wir finden es auch an anderen Laubholzarten, aber bei der weißlichen Birkenrinde bilden die sich darunter entwickelnden Pyrenomyceten einen wunderbaren Kontrast, wenn sie die diese erst aufgesprengt haben.

Dieses Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) soll der einzige Röhrling gewesen sein, den ich heute im Wald an der Marienhofen Weiche finden konnte.

Perlgras – Buchenwälder gehören oft zu unseren artenreichsten Revieren. Heute war davon allerdings nicht zu spüren.

Der nicht besonders häufige Eichen – Schichtpilz (Stereum gausapatum) verfärbt sich bei Reibung innerhalb weniger Sekunden blutrot. Er war für mich heute der beste Fund im Kartierungsgebiet.

Wir finden hier nicht nur besseren Perlgras – Buchenwald vor, sondern auch saure Buchen/Birkenbereiche, die besonders für Kochtopfmykologen sehr interessant sein können. Heute herrschte hier leider Flaute.


Die kleine Artenliste von MTB 2339/2 – Marienhofer Weiche: Echter Zunderschwamm, Schmetterlings – Tramete, Blutmilchpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Ockerrötlicher Resupinat – Stacheling, Halsband – Schwindling, Striegelige Tramete, Grauer Wulstling, Birken – Zungenporling, Halbresupinater Weichporling, Fuchsiger Scheidenstreifling, Flächiges Eckenscheibchen, Frauen – Täubling, Perlpilz, Rotfuß – Röhrling, Eichen – Schichtpilz und Rehbrauner Dachpilz


Wer also Lust hat mit dem Fachmann auf Pilzpirsch zu gehen ist herzlich eingeladen.

Einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 . Handy: 0173/6977219 oder

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11. Juli 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Ziel war die Vierburg Waldung bei Bützow

Buchenbereich in der Vierburg Waldung am 11. Juli 2020.

Die Vierburgwaldung ist für uns kein unbekanntes Revier. Sowohl zu einer öffentlichen Wanderung, damals unter Führung des Bützower Pilzberaters Klaus Warning, wie auch während eines unserer Herbstseminare oder zur Mittwochs- und weiterer Kartierungsaktionen waren wir hier schon unterwegs. Wir haben den Pilzlehrpfad genutzt, den Klaus Warning in Zusammenarbeit mit der Stadt Bützow vor Jahren hier anlegte. Sanderflächen und zum Großen Peetscher See hin auch Torf und Feuchtbereiche finden wir hier vor. Überwiegend, teils Blaubeer – Nadelwald, aber auch immer wieder von Buchen, Eichen und Birken durchsetzt. Bei guten Wachstumsbedingungen ein durchaus pilzreiches Revier. Heute war es allerdings sehr bescheiden.

Wir folgten den Wegweisern des Pilzlehrpfades. Allerdings sind einige von ihnen schon umgekippt und nur an Bäumen angelehnt, so dass die Wegweisung manchmal ein wenig zweifelhaft erscheint.

Wir starten.

Studium der ersten Info – Tafel.

Auf ihr fand ich sogar ein altes Foto von mir wieder, dass ich vor vielen Jahren bei Bad Doberan aufgenommen hatte. Es waren Zunderschwämme.

Der erste Frischpilz wurde entdeckt. Ein Zäher Fadenhelmling (Mycena vitilis). Wie bei einem Faden auch, kann man seinen Stiel verknoten.

Ein Gelege von Blutmilchpilzen (Lycogala epidendron) auf der Schnittfläche eines Kiefernstubbens.

Gut ist die Riefung des Hutrandes bei diesem Gelbbräunlichen Scheidenstreifling (Amanita fulva) zu erkennen. Das er ein Speisepilz ist, wissen auch die Schnecken. Allerdings fressen sie genau so gerne an Giftpilzen!

Leider suchten wir heute die meisten Pilze, die Klaus Warning hier in Form seiner schönen Fotos vorstellte, vergebens.

Einzig einige Mini – Pfifferlinge oder auch mal einen Täubling bekamen wir heute zu Gesicht.

Dafür gab es reichlich Blaubeeren.

Ein essbarer Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) schiebt sich neben einem alten Baumstumpf empor.

Es war ein Eichenstubben, wie uns diese daran befindlichen Porlinge eindeutig bestätigten. Eichenwirrling (Daedalea quercina).

An Nadelholz findet sich dieser minderwertige Klebrige Hörnling (Calocera viscosa).

Ein Info – Schild zu speziellen Pilzarten, die in diesem Areal auftauchen können.

Insbesondere Birken begleitende Arten, von denen einige ausschließlich unter Birken auftreten, andere aber auch bei weiteren Wald- und Parkbäumen wachsen können.

Der Pilz des Jahres 2020 in seiner Jungform als Hexenei. Unter der Schirmherrschaft der Gemeinen Stinkmorchel (Phallus impudicus) stehen alle unsere öffentlichen Wanderungen in diesem Jahr.

Das Röhrenpolster des Gallen – Röhrlings (Tylopilus felleus) ist zunächst weiß und später rosa bzw. schmutzig rosa bei Druck. Der Geschmack ist Galle bitter, so dass er selbst von Maden verschmäht wird. Anderen Waldbewohnern scheint er aber durchaus zu munden.

Ein Hautkopf im moosreichen Fichtenwald.

Mit etwas Übung sind Hautköpfe, eine Untergattung der Haarschleierlinge, leicht als solches zu erkennen. Die genaue Artbenennung ist aber bei einigen Kollektionen mit gelbräunlichen bis orange Lamellen auch für den Fachmann nicht immer einfach. So tendiere ich bei unserem Fund zum Zimtblättrigen Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus). Giftverdächtig.

Hier scheint etwas interessantes entdeckt worden zu sein. Der Fachmann muss her!

Es war leider nur ein herkömmlicher Perlpilz (Amanita rubescens). Natürlich darf er in den Sammelkorb gelegt werden, denn Perlpilze sind gute Speisepilze.

Gleich daneben ein Blaugrauer Reiftäubling (Russula parazurea). Auch er ist essbar.

Die Tour endete am Mittag.

Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

08. Juli 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Gäste

MTB: 2339 – Krakow am See ging an den Start

Start durch die Cossenheide.

Das Meßtischblatt Krakow am See stand im Jahre 2018 schon einmal im Zuge meiner Mittwochsexkursionen auf dem Programm. Damals im April/Mai, also während des Frühlingsaspektes. Damals gab es aufgrund der gerade beginnenden  Trockenheit, die nahezu die gesamte Pilzsaison andauern sollte, nur wenige Frischpilze. Natürlich war es auch der frühen Jahreszeit geschuldet. Nun befinden wir uns im Sommeraspekt und der kann durchaus schon recht vielseitig sein. Zumindest wenn es nicht zu trocken sein sollte. Im 1. Quadranten befindet sich die Cossenheide als größtes und zentrales Waldgebiet. Auch weiter nördlich schließen sich noch Wälder an, wie die Stüde. Ich habe die Cossenheide, ein Ausläufer der Nossentiner/Schwinzer Heide, auch dieses mal als Zielgebiet gewählt. Dazu begleitete mich auch Irena. Von echter Heide sind wir hier allerdings weit entfernt. Es handelt sich im wesentlichen um einen ganz normalen Forst auf sandigem Untergrund, der zum Teil in den letzten Jahren stark forstwirtschaftlich genutzt wurde. Das Frischpilzaufkommen war allerdings recht bescheiden.

Gleich zu Beginn entdeckte Irena eine Stelle mit ansehnlichen Pfifferlingen (Cantharellus cibarius). Die Art sollte unser ständiger Begleiter werden und entpuppte sich heute als die häufigste Frischpilzart neben zahlreichen Waldfreund – Rüblingen.

Junge Wurzel – Schleimrüblinge (Xerula radicata) schoben neben einem alten, morschen Laubholzstubben an die Oberfläche.

Ein aufziehender Schauer sorgte zwischenzeitlich für feuchte Verhältnisse.

Als Erdschieber betätigt sich hier ein Papagei – Täubling (Russula ionochlora) am Wegesrand.

Auf dem Mittelstreifen eines bemoosten Kiefernwaldweges erfreuten uns diese Ohrlöffel (Auriscalpium vulgare).

Nicht weit davon entfernt ganze Inseln von frischen Waldfreund – Rüblingen (Collybia dryophila) in der Nadelstreu von Waldkiefern.

Links verbuschter Kiefernforst, rechts Jungeichen – Busch.

Rustikaler Hinweiß auf eine nicht nur für Radler willkommene Rast- und Schutzhütte.

Das wäre auch für eine unserer Nachtwanderungen genau das Richtige.

Zwei Wulstlinge am Rande eines Fichtenforstes. Vorne der Graue Wulstling (Amanita excelsa) und dahinter der Narzißengelbe Wulstling (Amanita gemmata).

Zum Schluß reichte es sogar für eine kleine Pfifferlingspfanne zum Abendbrot.


Die Artenliste von MTB 2339/1 – Cossenheide: Waldfreund – Rübling, Perlpilz, Echter Pfifferling, Striegeliger Schichtpilz, Klebriger Hörnling, Brandkrustenpilz, Papagei – Täubling, Rotfuß – Röhrling, Buckel – Tramete, Wurzel – Schleimrübling, Schmetterlings – Tramete, Frauen – Täubling, Löwengelber Stielporling, Breitblättriger Rübling, Rötliche Buchenkohlenbeere, Fuchsiger Scheidenstreifling, Echter Mehltau, Schwefelporling, Bitterer Zapfenrübling, Ohrlöffel, Gelbblättriger Rübling, Rehbrauner Dachpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Gemeine Stinkmorchel, Flacher Lackporling, Grauer Wulstling, Narzißengelber Wulstling, Bleigrauer Bovist, Lilablättriger Mürbling, Gelbbräunlicher Trichterling


Die Sonne steht schon tief und wir verabschieden uns von der Cossenheide am 08.07.2020.

Wer also Lust zu einer Exkursion mit dem Fachmann bekommen hat, kann sich gerne anschließen. Einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219 oder

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Wann steht die nächste Mittwochsexkursion auf dem Programm? – Siehe unter Termine!

01. Juli 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Sie führte in den 4. Quadranten des MTB: 2539 – Plau am See

Buchenbestand im Naturschutzgebiet Plauer Stadtwald am 01.07.2020.

Zum letzten mal ging es in die Region Plau am See. Im 4. Quadranten finden wir den Südteil des Plauer Sees, der mit reichlich Wald umsäumt ist. So beispielsweise der Plauer Stadtwald mit integriertem Naturschutzgebiet, die Bürgertannen am Westufer und östlich Wälder zwischen dem Plauer See und um den Großen Pätschsee sowie um die Ortschaft Suckow herum. Es standen also umfangreiche und abwechslungsreiche Exkursionsgebiete zur Auswahl. Laub- und Nadelwälder, parkartiges Gelände, Seeuferbereiche sowie weitere Feuchtgebiete und Moore. Das Areal dürfte nicht nur für Hobby – Mykologen sehr interessant sein. Ich entschied mich für den Plauer Stadtwald und die Parkanlage auf dem Klüschenberg. Das Wetter war leicht regnerisch und die wenigen Frischpilze des Waldes hatten sich viele Schnecken als Nahrungsquelle erschlossen. Es gibt teilweise bessere, teils kalkhaltige Böden, aber auch leichtere, saure Waldbereiche.

Gleich zu Beginn begrüßte mich auf der Grasnarbe des Mittelstreifens eines Waldweges ein Einzelexemplar des Eichen – Filzröhrlings (Xerocomus quercinus).

Hungrige Nacktschnecken haben von diesem Netzstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridus) nicht mehr viel übrig gelassen.

Der Nährstoffeintrag in diesen kleinen Waldsee scheint nicht unerheblich zu sein.

Das Ufer des Gewässers säumt eine vielversprechende Mooskannte mit Eichen und Buchen. Neben überständigen Sommersteinpilzen wuchsen hier auch etliche Rotstielige Leder – Täublinge (Russula olivacea). Leider ist hier die meist rötlich überhauchte Stielspitze nur ansatzweise zu erahnen. Sehr guter Speisepilz, kann aber bei einzelnen Personen Unverträglichkeitsreaktionen auslösen.

Durch das Naturschutzgebiet führt ein Lehrpfad mit zahlreichen Info – Tafeln.

Oberhalb des Kletterparks am Klüschenberg befindet sich eine interessante Parkanlage. Genau die richtige Adresse im Hochsommer.

Gelbbräunliche Trichterlinge (Clitocybe gibba) in der Rassenfläche. An sich ein typischer Wegrandpilz längst vieler Waldwege. Essbar.

Kurzgrasige Plätze liebt der häufige Halbkugelige Ackerling (Agrocybe semiorbicularis).

Der kleinere Bruder des Frauen – Täublings, der Papagei – Täubling (Russula ionochlora), ist sowohl in Parkanlagen wie auch in Laub- und Nadelwäldern ein häufiger und essbarer Sprödblättler.

Ein besonders schmackhafter Leckerbissen ist der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca), mit seiner meist nicht bis zum Hutrand heranreichenden Huthaut.

Eine Insel mit Alteichen zog mein Interesse auf sich.

Auf den Parkrasen ausgreifend wuchsen unter ihnen zahlreiche Hexen – Röhlinge. Viele waren bereits überständig.

Es waren aber auch noch genügend jüngere Fruchtkörper vorhanden, die schließlich meinen mitgeführten Weidenkorb halb füllten. Flockenstieliger Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis).

Auf einem feucht über den Waldweg liegenden Buchenstamm breitete sich der Wilde Hausschwamm (Serpula himantioides) aus.

Wer möchte, kann sich hier auf die Spur der Zaubersteine begeben. Ich folgte lieber der Spur der Pilze.

Plaulina ist eine gute Hexe und das Maskottchen der Stadt Plau am See.


Die Artenliste von 2539/4 – NSG Plauer Stadtwald, Park am Klüschenberg: Eichen – Filzröhrling, Echter Zunderschwamm, Rotfuß – Röhrling, Rotrandiger Baumschwamm, Rotstieliger Leder – Täubling, Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Brandkrustenpilz, Angebrannter Rauchporling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Sommersteinpilz, Grauer Wulstling, Pflaumen – Feuerschwamm, Schuppiger Stielporling, Gemeine Stinkmorchel, Gelbbräunlicher Trichterling, Halbkugeliger Ackerling, Perlpilz, Papagei – Täubling, Graublauer Reiftäubling, Fleischroter Speise – Täubling, Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Striegeliger Schichtpilz, Frauen – Täubling, Birken – Zungenporling, Halsband – Schwindling, Stadt – Champignon und Wilder Hausschwamm.


Wer Interesse hat, unter fachkundiger Begleitung auf der Suche nach allen möglichen Großpilzen die Natur zu durchstreifen, ist herzlich eingeladen.

Einfach anrufen oder eine Mail zusenden. Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann geht es wieder auf Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

27. Juni 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie führte durch das Heidenholz bei Reddelich und den Panzower Tannen

Originelles Hinweisschild zur Müllvermeidung am Eingang zum Heidenholz bei Glashagen.

Heidenhölzer gibt es mehrfach in Mecklenburg, so bei Ventschow oder auch bei Dassow. In beiden waren wir schon unterwegs. Das heutige Heidenholz war für uns eine Prämiere. Es ist in seiner Ausdehnung deutlich größer als seine genannten Verwandten. Laub – und Nadelwald wechseln sich hier ab. Der Boden ist teils gehaltvoller und es gibt immer wieder auch Feuchtbereiche mit kleinen Waldtümpeln oder Teichen bzw. kleinen Waldseen. Vor wenigen Jahren war ich hier einmal zu einer kleinen Stippvisite unterwegs und fand das Revier durchaus interessant hinsichtlich einer abwechslungsreichen Pilzflora. Diese könnte bei entsprechender Witterung um diese Jahreszeit durchaus schon einiges zu bieten haben, denn der Aspekt des Frühsommers, der den Übergang vom Frühlings- zum Sommeraspekt bildet, geht dem Ende entgegen. Leider enttäuschte uns dieses Revier heute, so dass ich den teilnehmenden Damen eine Umsetzung in die sandigeren Panzower Tannen bei Neubukow empfahl, die auch dankend angenommen wurde.

Im Heidenholz

Ein noch junger Fichtenporling (Fomitopsis pinicola) an einem alten Fichtenstamm. Die Bezeichnung Fichtenporling ist denkbar unglücklich gewählt, da wir diesen markanten Porling genauso häufig an anderen Hölzern, insbesondere Buche, Erle und Birke antreffen können. Rotrandiger Baumschwamm ist daher vorzuziehen, auch wenn sein Rand nicht immer rot sein muss, so wie hier in der Zuwachsphase.

Einer der auffälligsten Schleimpilze, der Drachendreck oder Gelbe Lohblüte (Fuligo septica).

In den Panzower Tannen

Der Lilablättriger Mürbling (Psathyrella candolleana) ist durch trockene Luft dekorativ vom Rande her eingerissen, ähnlich einem Rißpilz. Er wuchs hier in großen Scharen um modrige Holzreste herum.

Seine Lamellen sind zunächst blass und später lilagrau gefärbt. Das Fleisch ist charakteristisch brüchig und wachsartig.

Da es sich um leckere Suppenpilze handelt, wurden die Lilablättrigen Mürblinge gerne eingesammelt.

Essbar ist auch der gelegentlich in Buchenwäldern anzutreffende Braunviolette Täubling (Russula brunneoviolacea).

Nach dem uns ein junger Mann mit den herrlichsten Sommersteinpilzen entgegen kam, gab es kein halten mehr, denn niemand sieht und findet alles. So waren auch für uns noch einige übrig geblieben. Sommersteinpilz (Boletus reticulatus).

In trauter Gesellschaft zu den Steinpilzen auch einige Pfifferlinge (Cantharellus cibarius).

Hier schiebt sich der Pilz des Jahres 1997 aus dem Waldboden. Der leckere Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha).

Der nach Phenol „duftende“ Fahle Röhrling (Boletus impolitus) bestätigte seine seit vielen Jahren bekannte Anwesenheit. Speisepilz von ganz besonderem Wohlgeschmack.

Ein harter, kompakter Täubling im Eichen/Buchenwald bereitete mir zunächst Kopfzerbrechen. Er bräunt am Stiel ähnlich eines Heringstäublings, aber kein  Fischgeruch vorhanden und Heringstäublinge sind auch nicht so festfleischig.

Sein weißliches Fleisch färbt sich im Schnitt rasch bräunlich. Ich habe einen Verdacht, den ich mit Chemie bestätigt wissen wollte.

Mit Guajak dunkelgrün, mit Phenol weinbraun und mit FeSo 4 graurosa. Es handelt sich um den recht seltenen Lederstiel – Täubling (Russula viscida). Nördlich der Mittelgebirgsschwelle sehr selten, nur in Mecklenburg einige, wenige Nachweise. Essbar, aber es soll auch scharf schmeckende Formen geben.

Auch einige schöne Perlpilze (Amanita rubescens) luden zum einsammeln ein.

Auch sein giftiger Doppelgänger, der Pantherpilz (Amanita pantherina) war anwesend, so dass die Unterschiede mehr als augenfällig studiert werden konnten.

Am trockenen Waldrand erfreuten uns die schönsten Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosus). Essbar. Im Gegensatz zum viel häufigeren Rotfüßchen finden wir am Stiel keine Spur von rot, die Röhren leuchten im satten gelb und der Hut wird nicht rissig.

So wurde die heutige Wanderung doch noch zu einer gelungenen Tour und auch die Pilzmahlzeit war gesichert. Hier noch schnell einen Mürbling zum Abschluss, der noch mit musste.

Aufgrund der Corona – Abstandsregelung verzichten wir bis auf weiteres auf unsere obligatorischen Gruppenfotos.

Wann starten wir zur nächsten Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

24. Juni 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

MTB: Plau am See – 2539/3

Das Mühlenholz bei Plau am See.

Ein sattes und kompaktes Waldgebiet wurde uns im dritten Quadranten des Messtischblattes 2539 angeboten – das Mühlenholz mit dem Rauen Berg. Uns, das waren Irena, Jonas und Reinhold vom Steinpilz – Wismar. Wir waren auch nicht am Mittwoch, dem 24. Juni hier, sondern holten die Mittwochsexkursion am Sonntag, dem 28. Juni nach. Zwar überwiegen laut Karte Nadelforste, es ist aber auch ein größeres Laubwald – Areal eingezeichnet. Hier könnte man sich gut und gerne den ganzen Tag herumtreiben, aber wir wollen es ja nicht übertreiben. Kurzweilig ist es, wenn die Witterungsbedingungen ein nennenswertes Frischpilzaufkommen zulassen. Wir suchten uns den nordöstlichen Bereich aus, der überwiegend von Buchenwäldern bestanden ist. Nach den Regenfällen der letzten Zeit erwachte das Frischpilzaufkommen auch hier, wenn auch noch recht zaghaft.

Am Straßenrand begrüßten uns zwei junge Stadt – Champignons (Agaricus bitorquis).

Eine schwarze Nacktschnecke versucht sich am lederig – zähen Striegeligen Schichtpilz (Stereum hirsutum).

Auf einem alten, bemoosten Buchenstamm zwei Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus).

Unter Eichen und Buchen eine Gruppe Blaugrauer Reiftäublinge (Russula parazurea).

Der beste Fund der heutigen Exkursion an einer alten, gestürzten Rotbuche: der Lungen – Seitling (Pleurotus pulmonarius).

Leckere Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) landeten im Sammelbehältnis für Speisepilze.

Die ebenfalls essbaren Perlpilze (Amanita rubescens) sind momentan leider stark vermadet.

Diese kaum rotstieligen Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) waren die einzigen Röhrlinge die wir heute im Mühlenholz entdecken konnten.


Die Artenliste von MTB: 2539/3 – Mühlenholz: Stadt – Champignon, Schmetterlings – Tramete, Frauen – Täubling, Angebrannter Rauchporling, Echter Zunderschwamm, Striegeliger Schichtpilz, Rehbrauner Dachpilz, Brandkrustenpilz, Rotfuß – Röhrling, Goldschimmel, Blaugrauer Reiftäubling, Perlpilz, Papagei – Täubling, Breitblättriger Rübling, Lungen – Seitling, Birken – Zungenporling, Sklerotien – Stielporling, Flächiges Eckenscheibchen, Pantherpilz, Stockschwämmchen und Geweihförmige Holzkeule.


Bei Interesse einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 08841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

21. Juni – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Ziel war der Gadebuscher Stadtwald

Spindelige Rüblinge (Collybia fusipes) heute am Standort fotografiert. Minderwertiger Küchenpilz.

Nicht zum ersten mal war der Gadebuscher Stadtwald Ziel einer Wanderung, die vom Steinpilz – Wismar organisiert wurde. Wir waren hier schon einmal im November und auch zu dieser Jahreszeit unterwegs. Obwohl Stadt nah, ist das Waldgebiet durchaus artenreich und für Pilzfreunde oft eine gute Adresse. Zwar werden die Standorte der besten Speisepilze den Einheimischen nicht unbekannt sein, aber das soll uns nicht weiter stören. Wir haben uns für alle Großpilze interessiert, die wir heute vorfinden konnten. Und für die Kartierung kann immer neues dabei sein, auch wenn viele geläufige Arten  längst in den Datenbanken Eingang gefunden haben. Insgesamt war es noch recht dürftig, was die fünf Pilzfreunde heute geboten bekamen. Hier noch einige Fotos.

An diesem Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) haben sich die Tiere des Waldes bereits gesättigt und nicht viel für den Pilzfreund übrig gelassen.

Ein besonders eleganter Löwengelber Schwarzfuß – Stielporling (Polyporus varius) an einem Laubholz – Ast.

Ein junger Fuchsiger Scheidenstreifling (Amanita fulva) schiebt sich durch die Volva.

Der beste Fund der heutigen Exkursion waren einige Exemplare des Kurzstieligen Leder – Täublings (Russula curtipes).

Soweit, einige, wenige Bilder von unserer ersten, möglichen Vereinsexkursion in diesem Jahr. Wegen der weiterhin geltenden Abstandsregelungen im Zuge der Vorsichtsmaßnahmen im Rahmen der Corona – Pandemie verzichten wir bis auf weiteres auf unsere obligatorischen Gruppenfotos.

Wann startet die nächste Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

17. Juni 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Es ging in MTB: Plau am See – 2539/2

…und dieser Wald war tatsächlich anders.

Einen Großteil des Quadranten nimmt der Plauer See und die Ortschaft Plau am See ein. Das einzig nennenswerte Waldgebiet befindet sich westlich des Plauer Sees und des dortigen Fachkrankenhauses. Die Quetziner Tannen. So handelt es sich auch weitgehend um Nadelholz, allerdings Kiefern. An den Rändern auch etwas Laubwald mit recht hohen Totholz – Anteil. Anders ist der Wald nicht nur durch eine besondere Bewirtschaftung, sondern auch wegen eines integrierten Naturlehrpfades mit Trimm dich – Geräten. Der sandige Kiefernforst ist allerdings für potentielle Pilzsucher größtenteils unzugänglich. Das Unkraut des Waldes, die Spätblühende Traubenkirsche sowie Himbeer- und Brombeergestrüpp machen ein Pilze suchen allenfalls an den Wegrändern möglich. Angesichts dessen und wegen der hier herrschenden Trockenheit hielt sich mein Artenspektrum sehr in Grenzen.

An derart dünnen Stängeln, fast wie eine Blüte, findet man die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) auch nicht all zu oft.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an Totholz von Birke.

Allenfalls die Waldwegränder und der Mittelstreifen könnten zu besseren Zeiten etwas für Pilzsucher zu bieten haben.

Ein schöner Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus) sollte der einzige Frischpilz der heutigen Inventur der Quetziner Tannen sein.

Im Hintergrund der Plauer See, ein beliebtes Ferien – Domizil an der mecklenburgischen Seenplatte.

Der kleine Friedhof des Ortes Quetzin mit seinen Alteichen. Bis auf einen überständigen Schwefelporling, war auch hier nichts zu finden. Einfach zu trocken.

Ein beschauliches Örtchen. Ziegen auf der Weide und im Hintergrund ein Fachwerkkomplex des Landhotels Rosenhof.

Wieder im Wald angelangt heißt es, Alt- und Totholz abzusuchen. Hier sehen wir die Oberseite eines vorjährigen Fruchtkörpers der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Ein Porling, dessen Fruchtschicht aber lamellenartige Strukturen aufweist.

Eine gealterte Lohblüte (Fuligo septica).

Ein weiterer Myxomycet, nämlich der Büschelschleimpilz (Stemonites axifera).

An einem toten Laubholz – Ast sehen wir hier in resupinater Wuchsform den Feinborstigen Rindenpilz (Hyphoderma setigerum).

Ein Pavillon zum Verweilen innerhalb des Naturlehrpfades.

Die Lehmwand auf einer Feldsteinmauer.

Inmitten des lichten Kiefernbestandes.

Wie schon erwähnt. Möchte man hier auf Pilzpirsch gehen, sollte das Buschmesser nicht vergessen werden.

Hier darf sich sportlich betätigt werden.

Info – Tafel zum Unkraut des Waldes. Die Späte Traubenkirsche wurde von Nordamerika nach Europa gebracht und hier aufgeforstet, in der Hoffnung, das wertvolle Holz, dass sie in ihrer kanadischen Heimat bildet, nutzen und vermarkten zu können. Dort wird sie zum ansehnlichen Baum. Bei uns ist das Klima zu mild, so dass die Pflanze sehr schnell wächst und verbuscht, ohne das wertvolle Holz zu bilden, welches sie im nördlichen Kontinentalklima hervorbringt. So verpestet sie nun zunehmend unsere Kiefernwälder.

Die Sonne steht schon recht tief, so dass es an der Zeit ist die Heimfahrt anzutreten. Wir verabschieden uns von den Quetziner Tannen bei Plau am See.


Hier die Handvoll Großpilzarten, die ich hier heute notiert habe. MTB 2539/2 Quetziner Tannen: Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Schmetterlings – Tramete, Flächiges Eckenscheibchen, Echter Zunderschwamm, Birken – Zungenporling, Rehbrauner Dachpilz, Eichen – Rindensprenger, Schwefelporling, Rötende Tramete, Gelbe Lohblüte, Büschelschleimpilz und  Feinborstiger Rindenpilz.


Wer Lust hat mit dem Fachmann auf Pilzpirsch zu gehen, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann wird Mittwochs wieder exkursiert? – Siehe unter Termine!

13. Juni 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Ziel war das Hohe Holz

Nach dem ein erstes Gewitter am morgen gerade abgezogen war, nutzten wir das knappe Zeitfenster von 08.00 -12.00 Uhr, dass von der Unwetterzentrale nicht von Gewitter – Vorwarnungen belegt war.

Da es die erste Wanderung nach so langer Corona – Auszeit in diesem Jahr war, die wir nach den Lockerungen der Kontaktsperre durchführen konnten, wollte ich die wenigen Interessenten nicht enttäuschen, die sich am morgen trotz der brenzligen Wetterlage eingefunden haben. Wir nutzten also das knapp vorgegebene Zeitfenster um möglichst unwetterfrei durch das Hohe Holz zu kommen. Das war allerdings Präzisionsarbeit, denn bereits gegen 11.00 Uhr grummelte es schon wieder. Punkt 12.00 Uhr waren wir durch und das Gewitter zur Stelle. Trotz etwas mehr Regen, dass dieses Waldgebiet im Vergleich zu anderen Regionen in den letzten Wochen abbekommen hatte, war das Frischpilzaufkommen nicht der Rede wert. Immerhin fanden wir den für mich ersten Täubling des Jahres, ein Papagei – Täubling!

Da ich mit meinen Zweirad angereist war, sputete ich mich so schnell wie möglich in Richtung Norden, also nach Wismar zu kommen, weil sich die Gewitterzone offensichtlich aus Süd/Südwest bereit machte. Aber es war aussichtslos, da sich auf breiter Front neue Zellen bildeten und in Wismar zu diesem Zeitpunkt schon richtig die Post abging. Ich erwog kurz, dass schlimmste in einem Buswartehäuschen abzuwarten, überlegte mir aber, dass angesichts der nahezu stationären Konvergenz ein schneller Durchzug der Gewitter nicht zu erwarten sei und fuhr durch die heftigen Regengüsse mit kleinkörnigem Hagel bis nach Wismar, wo das „Wasserbomben – Gewitter“ sich gerade anschickte, die halbe Stadt unter Wasser zu setzen. Selbst das recht hoch gelegene Rathaus auf dem Marktplatz bekam nasse Füße in Form vollgelaufener Kellerräume. Bei der Gelegenheit bekam ich das erste mal ein Gefühl von Aquaplaning, weil ich doch etwas zu zügig unterwegs war. Und das waren nicht mehr wie Tempo 70.  Kein Wunder, dass es bei derartigen Starkregen – Ereignissen immer wieder zu Unfällen, insbesondere auch auf Autobahnen kommt. Das war natürlich auch heute der Fall.

Das Hohe Holz ist uns nicht unbekannt. Vor fast 10 Jahren, am 12. September 2010, waren wir schon einmal von Wismar aus in diesem Revier. Es war damals eine der erfolgreichsten Pilzexkursionen überhaupt. Eine große Artenvielfalt und auch Speisepilze noch und noch. Die Körbe waren einfach zu klein, um die Schätze überhaupt alle mitzubekommen. Aber das machte gar nichts. Jeder nahm soviel mit nach hause, wie er verwerten konnte. Und die Wanderung hatte einen hohen Lerneffekt. Siehe auch unter „Viele Pilze im Hohen Holz“. 

Gleich zu Beginn, direkt bei unseren abgestellten Fahrzeugen, eine Gruppe älterer Maipilze (Calocybe gambosa). Ein letzter Gruß des zu Ende gehenden Pilzfrühlings.

Diesen nicht näher bestimmten Weichritterling (Melanoleuca spec.) hatte Pilzfreund Robert zum zeigen mitgebracht. Er soll auf einer Art Komposthaufen gewachsen sein. Weichritterlinge haben eine saprophytische Lebensweise, ernähren sich als von Pflanzenresten. Unter ihnen soll es keine Giftpilze geben und praktisch wären alle Vertreter dieser diffusen Gattung essbar, sofern man sie auch als zugehörig zu den Weichritterlingen erkennen kann.

Embryonale Stinkmorcheln (Phallus impudicus). Der Pilz der Jahres 2020!

Vereinzelt einige giftige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare).

Ein toter Birkenast mit orangefarbener Dekoration. Es handelt sich um Striegelige Schichtpilze (Stereum hirsutum).

Die bereits vor gut zwei Jahren entdeckten Eichen – Feuerschwämme (Phellinus robustus) befinden sich immer noch in luftiger Höhe an einer älteren Roteiche.

Die nun feuchtwarme Witterung gefällt den Schleimpilzen gut. Hier ist es eine Gelbe Lohblüte (Fuligo septica), auch Drachendreck genannt.

Und hier sind es Blutmilchpilze (Lycogala epidendron).

Ausschließlich an alten, toten Eichenstämmen und Stubben finden wir den Rotbraunen Borstenscheibling (Hymenochaete rubiginosa).

So wie schon vor wenigen Wochen, während meiner Mittwochsexkursion, war ein alter Holzstapel mit allerlei Pilzfruchtkörpern besetzt. So auch diese jungen Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus). Essbar.

Aus wettertechnischen Gründen, gibt es heute kein Gruppenfoto.

Wann steht die nächste Wanderung auf dem Plan? – Siehe unter Termine!

10. Juni 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für Interessierte

Es ging in das MTB: 2539 – Plau am See

Die Lalchower Tannen.

Heute und an den kommenden 3 Mittwochentagen ist die Topografische Karte im Maßstab 1:25 000 – Plau am See –  abzuarbeiten. Heute ging es in den ersten Quadranten. Ziel waren die Lalchower Tannen. Es ist ein kompaktes, relativ kleines, aber dennoch das größte Waldgebiet im Quadranten. Es liegt südlich der Elde – Müritz – Wasserstraße und ist weitgehend mit Nadelholz (Kiefern- und Fichtenforste) bestanden. Das wird auf Dauer etwas eintönig und war nicht zuletzt auch durch die relative Trockenheit  auch sehr artenarm. Das Waldgebiet wird von der B 191 tangiert.

Aber ganz ohne Laubbäume geht es auch hier nicht und gleich am Eingang des Waldes begrüßte mich diese urwüchsige und märchenhaft verwachsene und gewundene Eiche.

Und natürlich gab es auch einige Birken. Hier sehen wir vorjährige Fruchtkörper der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa) an einem toten, liegenden Birkenstamm.

Einige Altkiefern tragen noch Zeugnisse aus vergangenen Tagen. Zu DDR – Zeiten wurden viele Kiefern „gemolken“, um Harz zu gewinnen. Unterhalb der Einkerbungen wurden Blumentöpfe befestigt.

Kiefern – Stangenwald mit einigen Fichten und etwas Unterbewuchs auf sandigem Untergrund.

An der Schnittfläche eines Kiefernstammes finden sich schwarze, eingetrocknete Krusten. Es handelt sich um einen Gallertpilz, nämlich dem Teerfleckenpilz (Exidia pythia).

Resupinat, an der Unterseite eines liegenden Kiefernstammes, fand ich diese interessanten Gebilde. Um welche Art es sich handelt, konnte ich zunächst nicht klären.

Einige Hüte eines Büschels Grünblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) sahen nicht mehr grüngelblich, sondern schwarz aus. Es ist Sporenbelag. Schwefelköpfe sind also Dunkelsporer.

Vorjährige Fruchtkörper des Birken – Zungenporlings (Piptoporus betulinus). Manche Menschen nutzen sie als Mittel gegen Magenbeschwerden. Dazu sollte man allerdings nur frische, noch lebende Konsolen verwenden, die ab Spätsommer wieder zu finden sind.

Anstatt kaum vorhandener Pilze sammelte ich frisch gefallene Kiefernzapfen ein. Der Winter ist zwar noch ein wenig hin, aber zum Adventsbasteln sind sie unentbehrlich.


Die Artenliste von MTB 2539/1 – Lalchower Tannen: Eichen – Zystidenrindenpilz, Rötende Tramete, Gemeiner Violettporling, Angebrannter Rauchporling, Zugespitzter Kugelpilz, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Schmetterlings – Tramete, Striegeliger Schichtpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Gemeine Stinkmorchel, Herber Zwergknäuling, Birken – Zungenporling und Teerfleckenpilz.


Wer also Lust zu einer Kartierungsexkursion hat, sollte sich entweder per E – Mail oder telefonisch melden.

Tel:: 03841/228917 oder Handy: 0173/6977219

E- Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

Pilzvergiftungen und Verdachtsfälle 2020

Pilzvergiftungen 2020

Pilzvergiftungen und Verdachtsfälle im Raum Nordwestmecklenburg

03. Februar – Am Nachmittag ein Anruf einer besorgten Mutter aus Neubukow während der Sprechzeiten in der Pilzberatung. Die dreijährige Tochter hat möglicherweise beim Spielen im Außengelände eines Kindergartens von im Rindenmulch wachsenden Pilzen etwas in den Mund gesteckt oder vielleicht sogar verschluckt – der Klassiker. Sie fragte mich, ob ich mir die Pilze anschauen könnte. Sie würde dann nach Wismar kommen. Eine dreiviertel Stunde später waren beide bei mir in der Beratung. Dem Kind ging es gut. Es konnte uns aber nicht mitteilen, ob es tatsächlich etwas von den Pilzen in den Mund gesteckt hatte. Zwei Pilze hatte die Mutter noch vor Ort sicherstellen und mir vorlegen können. Es sollen aber noch weitere Fruchtkörper am Standort gewesen sein, die kurz vorher das Erzieherpersonal entfernt hatte. Ich konnte Entwarnung geben, denn es handelte, wie ich bereits vermutete, um Gemeine Trompetenschnitzlinge. Sie sind typisch auf Rindenmulch zu dieser Jahreszeit und harmlos, ja sogar essbar. Da der Winter bisher keiner war und es meist mild zuging, konnten auch andere, womöglich giftige Arten am Telefon nicht ausgeschlossen werden. Beispielsweise kann der Gift – Häubling auch in milden Wintern vorkommen und durchaus auch auf Holzhäcksel erscheinen.

28. Februar – Am späten Nachmittag erreichte Irena Dombrowa (Pilzberaterin des Landkreises Ludwigslust – Parchim) ein Anruf von besorgten Eltern eines Kleinkindes aus Lübeck. Ihre Telefonnummer erhielten sie von der Giftnotrufzentrale Göttingen. Es bestand der Verdacht, das Kind könnte von kleinen Blätterpilzen gegessen haben und drei etwas unscharfe Fotos wurden ihr zugeschickt. Irena leitete diese an mich weiter. Rosaweiße Hellblättler waren darauf zu erkennen. Mit großer Wahrscheinlichkeit Trichterlinge und hier kam für mich vor allem der Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans) in Betracht. Weißliche Trichterlinge sind in der Regel Muskarinhaltig und somit giftig. Irena Domrowa teilte den Eltern meine Diagnose mit und empfahl mit dem Kind unverzüglich in eine Klinik zu fahren, welches auch so geschah. Nach ca. einer Stunde rief mich eine Krankenschwester von der Notaufnahme der Universitätsklinik Lübeck an und wir erörterten kurz  den Sachverhalt. Das Kind zeigte bis dahin keinerlei Symptome. Ich bat nochmals den Geruch zu prüfen und wies darauf hin, das weißliche Trichterlinge, so auch der mögliche Duft – Trichterling, infrage kommen könnten. Die Pilze sollen Muskarin enthalten, welches mit Atropin unschädlich gemacht werden kann. Da das Kind bis dahin keine Symptome zeigte, riet ich zur Beobachtung (erste Symptome einer Muskarin – Intoxikation Minuten bis zwei Stunden nach der Mahlzeit). Sicher kann hier nicht von einer Mahlzeit ausgegangen werden und es ist wie so oft fraglich, ob überhaupt nennenswert etwas von den Pilzen verschluckt worden ist.

Eines der drei Bilder, die uns zugesandt wurden. Der Duft – Trichterling (Clitocybe fragrans) könnte augenscheinlich in Betracht kommen.

16. Juli – Mich erreicht ein Anruf eines Urlaubers aus Berlin, der sich gerade im Klützer Winkel erholt. Dort habe er wildwachsende Champignons gesehen und auch gleich von einem roh gekostet. Im Nachhinein bemerkte er einen unangenehmen Beigeschmack und wurde stutzig. Er meinte, es schmeckte irgendwie giftig. Er setzte sich mit der Gift – Notrufzentrale in Verbindung, die ihn an die Wismarer Pilzberatungsstelle weiter vermittelte. Ich bat ihn, mir den Pilz vorzulegen. Wie vermutet handelte es sich um den Karbol – Champignon. Er hatte davon ein kleines Stück, wie schon erwähnt, roh verzehrt und nach etwa 2 Stunden keinerlei Symptome. Mir war wichtig, dass es sich um einen Champignon, und nicht um einen eventuell giftigen Wulstling handelte. Bei dieser geringen Menge Karbol – Champignon dürfte ohnehin kaum zu erwarten sein.

Karbol- oder Gift – Champignon (Agaricus xanthodermus).

17. Juli – Ebenfalls von der Giftnotruf – Zentrale vermittelt, rief mich eine Hebamme aus Lübeck an. Ihre 14 Monate junge Tochter hätte einen Pilz, der auf einer Rasenfläche wuchs, gegessen. Ich bat sie, mir Fotos von den infrage kommenden Pilzen zu senden, sofern noch welche vorhanden sein sollten. Die Bilder zeigten eindeutig Düngerlinge, sehr wahrscheinlich leicht giftige Heu – Düngerlinge. Da die „Kostprobe“ des kleinen Mädchens zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme bereits einen Tag zurück lag und das Kind sich offensichtlich bester Gesundheit erfreute, gab ich Entwarnung mit dem Hinweis, mögliche, noch vorhandene und nachwachsende Fruchtkörper abzusammeln, falls sich das Kind auf der besagten Rasenfläche weiterhin aufhalten sollte.

Heu – Düngerling (Panaeolus foenisecii).

26. Juli – Eine Mutter aus der Region Wismar rief mich heute Mittag im Info – Zentrum an und berichtete mir von einem Vorfall mit Kindern, die sich offensichtlich am Nachmittag/Abend des Vortages einen Pilz – und Kräutersalat auf der grundstückseigenen Wiesenfläche in Waldrandnähe zusammenstellten. Eines der Kinder (3 Jahre) bekam heute Vormittag Brechreiz und übergab sich mehrmals. Es möchte nichts zu sich nehmen und lehnt selbst Getränke ab. Zuvor hatte die junge Mutter bereits die Gift – Notrufzentrale kontaktiert, die sie an mich weiterleitete. Ich bat, mir die noch vorhandenen Reste des möglichen Kindersalates in die Beratungsstelle zu bringen. Angelblich hätte aber keines der Kinder davon genascht, so dass die Mutti vermutete, dass das betroffene Kind sich nicht ordentlich die Hände gewaschen hätte und sich dadurch vergiftet haben könnte. Das schloss ich aus. Vom bloßen Anfassen eines auch noch so giftigen Pilzes bekommt niemand wahrnehmbare Symptome, auch Kinder nicht!

Etwa eine halbe Stunde später erschien die junge Dame bei mir in der Beratungsstelle mit den möglichen Pilzen b. z. w. was davon übrig geblieben ist. Es waren nur ausgehölte Schalenteile eines Stäublings, sehr wahrscheinlich von Hasen – Stäublingen (Calvatia utriformis). Dabei war allerdings auch ein sehr altes, in Fäulnis übergegangenes Exemplar und gelbe Blüten einer mir unbekannten Wildpflanze. Da es sich bei den Stäublingen nicht um eine giftige Art handelt, könnte eher in Fäulnis geratene Bereiche dieses Pilzes für die Symptomatik bedeutsam sein. Auch können die Blüten der mir unbekannten Pflanze giftig sein. Leider bin ich in Kräuterkunde nicht so bewandert und daher gab ich die Empfehlung mit dem betroffenen Kind in der Notaufnahme einer Klinik vorstellig zu werden. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang die lange Latenzzeit von gestern Nachmittag/Abend bis heute Vormittag! Am Waldrand stehen auch Nadelbäume. Eine Nachsuche nach anderen Pilzarten ergab noch die Anwesenheit eines essbaren Riesen – Schirmpilzes (Macrolepiota procera), der mir per Foto gezeigt wurde. Er kann zumindest roh leicht giftig wirken, ist ansonsten ein guter Speisepilz.

Sehr wahrscheinlich wurden für den vegetarischen Kindersalat nicht mehr ganz astreine Teile des Hasen – Stäublings (Calvatia utriformis) und mir unbekannte Blüten einer Wildpflanze von den Kindern verwendet.

03. Juni 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Naturfreunde

Es ging letztmalig in das MTB Langen Brütz

Das Warnowtal bei Gädebehn gehört zum Naturpark Sternberger Seenland.

Im vierten und damit letzten Quadranten des Messtischblattes Langen Brütz sind weitläufige Waldgebiete vorhanden. Sie ziehen sich von Vorbeck über Basthorst bis südlich Weberin von west nach Ost und im südlichen Bereich schließen sich große Waldflächen im Raum Gädebehn an. Früher zählten die Reviere zur Staatsforst Turloff. Heute gehören sie zum Forstamt Gädebehn. Es überwiegen Sanderflächen, die vielfach mit Nadelbäumen bewachsen sind. In jüngster Zeit ist man aber auch hier dazu übergegangen, Kiefern – Monokulturen mit Laubhölzer zu untermischen und damit weniger Anfällig gegenüber Umweltveränderungen und dem Klimawandel zu machen. Zu den besonders interessanten Bereichen gehört hier beispielsweise auch das Warnowtal bei Gedebähn. Es war dann auch Ziel meiner heutigen Mittwochsexkursion. Aufgrund der trockenen Verhältnisse waren Frischpilze wie erwartet Mangelware. So konnte ich heute leider nur eine Handvoll Arten notieren und neues dürfte kaum dabei gewesen sein.

Die Warnow bei Gädebehn.

Mit Rotbuchen bestandene Hangterrasse.

Es war ein warmer Frühsommertag und von Süden nährte sich eine Gewitterzone, die Mecklenburg aber nicht mehr erreichen konnte und sich am Abend auflöste.

Überall im Warnowgebiet sind die Biber zugange. Auch diese Eiche wurde nicht verschont, ist dann aber wohl doch eine Nummer zu groß für diese Flussbaumeister.

Endlich auch ein Frischpilz. Der „Pilz des Jahres“ gab sich die Ehre. Gemeine Stinkmorchel (Phallus impudicus). Somit der wichtigste Großpilz des Jahres 2020 überhaupt!

Gut bewacht von einem Ameisenvolk schoben sich hier einige Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) aus einem toten Buchenstamm.

Ein alter Bunker ist in die Böschung eingelassen. Zusammen mit den alten Buchen bot er doch ein tolles Motiv für ein Foto.


Hier die Artenliste von MTB 2335/4 – Warnowtal bei Gädebehn: Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Echter Zunderschwamm, Striegeliger Schichtpilz, Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Schwefelporling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Judasohr, Brandkrustenpilz, Gemeiner Spaltblättling, Zugespitzter Kugelpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Rotbuchen – Rindenkugelpilz, Angebrannter Rauchporling, Gemeine Stinkmorchel und Grünblättriger Schwefelkopf.


Wer also Lust zu einer exklusiven Wanderung zum Thema Großpilze bekommen hat, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219 oder

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

27. Mai – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Naturfreunde

Es ging in das MTB: 2335 – Langen Brütz

Das Hohe Holz, östlich des Schweriner Sees bei Görslow.

Heute ging es in den dritten Quadranten vom Messtischblatt Langen Brütz, also in 2335/3. Auch im heutigen Bereich fanden sich sehr schöne Exkursionsgebiete mit reichlich Wald und Seeuferbereichen. Das größte und kompakteste Waldgebiet ist das Hohe Holz. Hier war ich gleich zum Saisonbeginn des Jahres 2018 zu einer Mittwochsexkursion unterwegs. Es war ein Frühlingshaft milder Tag und stellenweise lagen sogar noch Schneereste vom damaligen Osterschnee. Auch in diesem Jahr ist nun wieder zur Frühlingszeit zufälligerweise dieses Gebiet an der Reihe. Allerdings doch schon zur fortgeschrittenen Jahreszeit, an der Schwelle zum Sommer. Die Artenzusammensetzung war trotzdem recht ähnlich, da aufgrund der relativen Trockenheit nur wenige Frischpilze auszumachen waren.

Die Echten Zunderschwämme (Fomes fomentarius) befanden sich genau wie vor zwei Jahren am Waldrand, eingangs meiner Exkursion, an alten Birken.

Auf den Waldwegen zeugten die Reste großer Pfützen vom Niederschlag des vergangenen Wochenendes. Da zog nähmlich ein heftiges Hagelgewitter über das Hohe Holz.

Ein Sklerotien – Stielporling (Polyporus tuberaster) an totem Buchenholz.

Den Roteichen links im Bild geht es nicht gut.

Der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) treibt an ihnen sein Unwesen und verursacht eine Braunfäule des Kernholzes.

An den abgefallenen Ästen tut sich das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma) gütlich.

Wunderschön erfreut uns dieser filigrane Tintling (Coprinus spec.) aus der Gruppe der Scheibchen – Tintlinge. Das zerbrechliche Teil habe ich allerdings im Wald gelassen, es hätte mikroskopiert werden müssen.

Und hier noch schnell ein Blick auf die Unterseite.

Auffallend war, dass besonders die frischen Blätter der Roteichen dem Hagel nicht gewachsen waren und zahlreich den Waldboden übersäten und natürlich auch in den Pfützen zu finden waren.

An einem schon lange am Wegesrand liegenden Holzstapel machten sich gleich mehrere Arten zu schaffen. So auch diese giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare).

Dieser überständige Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) hatte sich ganz oben postiert.

Um das eingeschlagene Holz besser abtransportieren zu können, wurde eine frische Schotterpiste angelegt. Das hat auch etwas gutes für uns, denn der Kalkeintrag erhöht die Artenvielfalt an den Wegen.

Und geholzt wurde reichlich. Wahrscheinlich trockengeschädigte und Borkenkäfer anfällige Fichten. Im unteren Stockwerk wachsen Laubbäume nach.

Am Rande des Waldweges einige, wenige Maipilze (Calocybe gambosa), von denen dieses Exemplar das Schönste war.

Diese Nagelschwämme mussten dann doch mit zur Mikroskopie. Sie waren mir nicht bitter genug, so dass ich Klarheit haben wollte. Trotz recht geringer Bitterkeit, handelt es sich doch um den Bitteren Zapfenrübling (Strobilurus tenacellus). Essbarer Würzpilz und ganz groß als Fungizit herausgekommen.

Und nochmals ein junger Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) und wieder war es Eiche. Fruchtkörper von Eichen sollen etwas herb schmecken und es wird empfohlen, sie vor der Zubereitung zu wässern.

Diesen ungenießbaren Porling finden wir nahezu ausschließlich an totem Fichtenholz, insbesondere an ihren Schnittflächen. Reihige Tramete (Antrodia serialis).


Hier die Artenliste von MTB 2335/3 – Hohes Holz: Echter Zunderschwamm, Schmetterlings – Tramete, Striegelige Tramete, Sklerotien – Stielporling, Rotbuchen – Rindenkugelpilz, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Gemeiner Spaltblättling, Eichen – Rindensprenger, Schwefelporling, Flächiges Eckenscheibchen, Striegeliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Rötliche Kohlenbeere, Buckel – Tramete, Eichen – Zystidenrindenpilz, Gemeiner Violettporling, Grünblättriger Schwefelkopf, Rehbrauner Dachpilz, Flacher Lackporling, Warziger Drüsling, Mai – Schönkopf, Bitterer Nagelschwamm, Reihige Tramete und Mai – Stielporling.


Wer Lust hat unter fachlicher Führung allerlei Großpilze zu suchen, zu bestimmen und zu notieren, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

20. Mai 2020 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Es ging in den 2. Quadranten des Messtischblattes Langen Brütz

Wald- und Wiesenlandschaft bei Kritzow.

Der 2. Quadrant von Langen Brütz MTB: 2335/2, bietet reichlich Auswahl für eine naturkundliche Pilzexkursion. Er enthält viele interessante Biotope und Landschaftsbereiche. Am 22. November des Jahres 2017 war dieser Quadrant schon einmal im Rahmen einer Mittwochsexkursion an der Reihe. Damals durchaus nicht erfolglos. Jetzt befinden wir uns im Frühling und eine andere, wenn auch bescheidenere Artenauswahl dürfte uns erwarten. Wir finden im Gebiet größere Waldflächen, Moore, Seeuferbereiche, Flussniederungen und die sehr abwechslungsreiche und hügelige Landschaft der Kritzower Berge vor. Große Waldflächen zwischen Kritzow und Weberin gehörten in früheren Zeiten zum umfangreichen Staatsforstes Turloff. Ich entschied mich für die Kritzower Berge mit dem Glasermoor. Dazu begleitete mich ein Pilzfreund und Vereinsmitglied aus der mecklenburgischen Kleinstadt Bützow.

Das Exkursionsgebiet gehört zum Naturpark Sternberger Seenland.

Die erste Pilzart an einem Obstbaum auf einem Privat – Grundstück ist entdeckt.

Es handelt sich um den Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus).

Wir sind am Glasermoor angelangt.

Am Rande zwei Maipilze (Calocybe gambosa).

Am trockenen und sonnigem Moorrand fühlen sich an totem Laubholz diese Spaltblättlinge (Schizophyllum comune) sehr wohl. Je trockener, um so besser für diese an Extremstandorte gut angepasste Pilzart.

Wissenswertes zum Wohnungsbau des Bibers ist auf dieser Info – Tafel der Naturparkverwaltung zu erfahren.

Alte und mächtige Baumriesen umranden das Glasermoor und können mit ihren Kronen weit ausladen.

Die Böden sind mager und sandig, so dass sich an lichteren Stellen der Besenginster sehr wohl fühlt.

Die verschiedenen Wanderrouten sind gut ausgeschildert.

Hier loderte vor kurzem ein Waldbrand.

Einige Bäume wurden so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie gefällt werden mussten.

Auch diese uralte Eiche hat es schwer erwischt. In hunderten von Jahren hat sie sicherlich einiges erlebt. Hoffen wir, dass sie auch dieses übersteht!

Blick in die wellige Landschaft.

Immer wieder urwüchsige und beeindruckende Baumgestalten.

Wissenswertes zum Beginn des Straßenbaus in Mecklenburg ist auf dieser Informationstafel erläutert.


Die Artenliste von MTB: 2335/2 – Glasermoor und Kritzower Berge: Pflaumen – Feuerschwamm, Adlerfarn – Fleckenpilz, Mai – Schönkof, Echter Zunderschwamm, Gemeiner Spaltblättling, Striegelige Tramete, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Striegeliger Schichtpilz, Runzeliger Schichtpilz, Eichen – Rindensprenger, Gemeiner Violettporling, Brandkrustenpilz, Herber Zwergknäuling und Eichen – Spaltlippe.


Wer also Lust hat zu einer mykologischen Bestandsaufnahme durch die schöne, mecklenburgische Natur zu streifen, ist herzlich eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

16. Mai 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Ziel war der Haushalt Forst bei Zickhusen

Der Haushalt Forst am 17. Mai 2020.


Aufgrund der weiterhin geltenden Kontakt – Beschränkungen musste auch diese Pilzwanderung leider ausfallen!


Inzwischen läuft der Frühling auf Hochtouren und wir wollten wieder zu einer geführten Lehrwanderung die Wälder durchstreifen. Heute sollte der Haushalt Forst zwischen Zickhusen, Drispeth und Alt Meteln an der Reihe sein. Ein Filetstück unserer Pilzreviere. Zumindest in einigen Jahren im Hochsommer und natürlich im Herbst. So tolle Raritäten wie Schwarzhütige Steinpilze, Violette Korallen und leuchtend rote Saftlinge, die wir hier schon gefunden haben, sind natürlich noch nicht auf der Bildfläche erschienen. Aber nichtsdestotrotz kann man sich auch zu dieser Jahreszeit mal umschauen. Erste Täublinge, Graue Wulstlinge und Perlpilze, aber auch ein verfrühter Sommersteinpilz oder Flockenstieliger Hexen – Röhrling sind neben anderen Frühaufstehern durchaus schon möglich.

Da die Veranstaltung also ausfiel, fuhren Irena und meine Wenigkeit am folgenden Tag zu einer kleinen Stippvisite hier her, um zu schauen, was uns möglicherweise entgangen wäre. Und das war zum Glück nicht viel, da es in diesem Frühling lange Zeit sehr trocken war und auch viel zu kalt.

Wir drehten eine Runde um die im Gebiet vorhandenen Sümpfe und Moore.

Auf geht`s!

Am Hollerbusch gleich zwei auf einen Streich. Links das Judasohr (Hirneola auricula – judae) und rechts der Holunder – Rindenschichtpilz (Lyomyces sambuci).

Ein ungewöhnlich schönes Prachtstück des Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum).

Massenhaft an totem Buchenholz, die Rötliche Kohlenbeere (Hypoxylon fragiforme.

Der noch stehende, aber tote Buchenstamm wird u. a. vom Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius) abgebaut.

Auch die Striegelige Tramete (Trametes hirsuta) ist besonders auf abgestorbenem Buchenholz anzutreffen, vor allem an trockenen, sonnigen Plätzen.

Ausgesprochen häufig an toten Laubholzästen findet sich das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma).

Die Verbindungsgräben zwischen den Sümpfen und Moor – Seen sind noch leidlich mit Wasser gefüllt. In Dürrezeiten fallen sie trocken.

An einem liegenden, morschen Buchenstamm ein hinreichend verwelkter Rehbrauner Dachpilz (Pluteus cervinus).

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

14. Mai 2020 – Donnerstags- und Kartierungsexkursion

Donnerstagssexkursion

Das Messtischblatt Langen Brütz war an der Reihe

Exklusiv auch für interessierte Pilzfreunde

Ziel war das Warnow – Durchbruchstal bei Karnin.

Heute stattete ich dem ersten Quadranten des Messtischblattes Langen Brütz = 2335/1 im Rahmen meiner Mittwochsexkursionen einen Besuch ab. Ausnahmsweise mal an einem Donnerstag, weil mir das regnerische Wetter tags zuvor zu ungemütlich erschien. Im Quadranten sind mehrere kleine Wäldchen oder Waldbereiche und auch sonst recht interessante Flurstücke enthalten. Vor wenigen Jahren hatte ich diese Topographische Karte schon einmal zu meinen Mittwochsexkursionen im Programm. Damals spät im November und früh im April. Da ich mir inzwischen weitere Karten zugelegt habe, wurden die Mittwochsexkursionen nochmals neu ausgelost und dadurch auch anders geordnet. Für die nächsten 7 Jahre steht der Ablaufplan fest. Das interessanteste Gebiet dürfte in diesem Quadranten das NSG Warnowtal bei Karnin sein. Das Gebiet ist eine Fundgrube hinsichtlich vieler Großpilze und wurde selbst schon während mykologischer Fachtagungen begangen und kartiert. Es wird also schwierig wirklich neues zu entdecken. Es sei denn, man spezialisiert sich auf kleine Ascomyceten, Phytoparasiten oder andere, teils schwierig zu bearbeitende Pilzgruppen, die ohne Mikroskopie kaum auskommen. So weit soll es auf unseren Mittwochsexkursionen in der Regel nicht gehen. Ich habe aber nichts dagegen, wenn sich entsprechende Experten für das Angebot der Mittwochsexkursionen begeistern könnten.

So war der heutige sonnige, aber dank der Eisheiligen unterkühlte Donnerstag, ein Glücksgriff. Die Sonne sorgte im teils tief in die Landschaft eingeschnittenen Warnowtal für angenehme Temperaturen und es grünte und blühte allerorten. Die vielseitige Struktur dieses Naturschutzgebietes im Zusammenhang mit der frisch ergrünten und erblühten Natur machte die heutige Exkursion zu einem ganz besonders schönen und eindrucksvollen Erlebnis. Eine Perle landschaftlicher Schönheit in Mecklenburg und ein Geheimtipp, wer Ruhe und Erholung sucht.

Unweit der Ortschaft Kleeberg führt dieser Feldweg hinunter nach Karnin.

Eine Infotafel enthält wissenswerte Erläuterungen und Fakten zum Naturschutzgebiet Warnowtal bei Karnin.

Es geht einen imposanten Hohlweg hinunter.

An totem und liegendem Buchenholz findet sich der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Immer weiter geht es in den Grund und die Hänge links und rechts des Hohlweges werden immer höher und steiler.

Eine Buchenruine ist von zahlreichen Zunderschwämmen besetzt.

Der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) und das von ihm befallene Buchenholz hatte sogar einmal wirtschaftliche Bedeutung. Aus dem Holz wurden Bleistifte hergestellt, aus dem Zunder beispielsweise Mützen und Hüte. Er soll zur Wundheilung eingesetzt worden sein und er diente zum Feuerentfachen.

Am Ende des Hohlweges erreicht der Wanderer bald die kleine und stille Ortschaft Karnin.

Die Hanglagen sind zunehmend mit Buchen bestanden.

Sicher werden zu gegebener Zeit auch interessante Pilzarten an den Steilhängen auftauchen. Allerdings sind hier bergsteigerische Fähigkeiten angebracht.

Am Ortseingang Karnin folgte ich linker Hand einem Naturlehrpfad und alsbald wandelte sich das Landschaftsbild. Nach kurzer auwaldartiger Umgebung Übergang zur Besenginsterheide mit Kiefern und Eichen.

Besenginster (Cystisus scoparius). Die Pflanze blüht zwar prächtig, ist aber giftig!

Die Blüten warten auf ihre Bestäuber und erfreuen unser Auge.

Dazwischen immer wieder ausgedehnte Bestände vom Maiglöckchen.

Maiglöckchen (Covallaria majalis). Schön, aber ebenfalls giftig!

Weiter führt mich der Weg durch die lichte, helle Landschaft in fast völliger Abgeschiedenheit.

Offenes, extensives Grasland umrandet von Wäldern, Sümpfen und Mooren unweit der Warnow.

Zur Abwechslung mal ein Frischpilzchen. Bitterer Zapfenrübling (Strobilurus tenacellus). Kaum zu Glauben, das er in der Agrarindustrie zeitweise eine große Rolle spielte, da aus ihm ein Inhaltsstoffe zur Bekämpfung von Getreidepilzen gewonnen wurde, sogenannte Strobilurin – Fungizide.

Das Eschensterben lässt grüßen.

Weißdorngebüsch. Gerade im Mai eine gute Adresse für Kochtopf – Mykologen, da unter ihnen gleich drei gute Speisepilze gefunden werden können.

Gezielte Nachsuche führte auch schnell zum Erfolg. Schild – Rötling (Entoloma clyppeatum), die häufigste der drei Arten unter Weißdorn und Schlehenhecken sowie unter Obstbäumen in Gärten. Guter Speisepilz, aber gut durchgaren, da roh giftig!

Die artenreiche Gattung der Rötlinge enthält nur wenige Speisepilze. Die Bezeichnung Rötling rührt von dem rosarötlichen bis fleischfarbenen Sporenpulver her, das hier auf den Hüten und Stielen zu erahnen ist. Weitere Arten, die an beschriebenen Standorten auftauchen können und essbar sind, ist der Blasse Pflaumen – Rötling und gelegentlich auch der Maipilz.

Immer wieder sind hier eindrucksvolle Spuren des Bibers zu finden. Er spielt zur Erhaltung der Moore im Naturschutzgebiet Warnow – Durchbruchstal Karnin eine gewichtige Rolle und man hofft, dass es auch in Zukunft so bleibt.

Ein herrliches Gebiet nicht nur für oben genannte Frühlingspilze.

Auf selbigem Weg, einige Meter vor mir, war noch jemand unterwegs. Leider konnte ich ihn nur von hinten ablichten. Kurz nach dem Foto drehte er sich zwar für Bruchteile von Sekunden zu mir, suchte aber sogleich das Weite. Schade, dass er sich nicht noch für ein ordentliches Porträt – Foto Zeit nahm. Ich denke, Herr Fuchs hatte einen dringenden Termin zum Kaffee – Kränzchen mit Frau Elster. Ossis wissen, was ich meine!

Auch der blaue Himmel mit einigen Schönwetterwölkchen bot ideale Kontraste für die Landschaftsfotografie.

Nach der offeneren Ginster- und Weißdorn – Landschaft folgen herrliche, alte Buchenwälder.

Tolle Licht- und Schattenspiele.

Nachdem ich den Naturlehrpfad zurück gewandert bin, erreichte ich wieder das Örtchen Karnin mit seiner Naturschutzstation.

Eingangsbereich zur Naturschutz – Station.

Das Objekt bietet Platz für 25 Übernachtungen mit Frühstücksraum. Enthält DU/WC, 1 Tagungsraum, Grillplatz mit Feuerstelle, Sitzecken, Spiel- und Liegewiese. Zeltplätze und Stellflächen für Wohnmobile sind in begrenzter Form vorhanden. Sollte das keine Option für spätere Pilzseminare sein? Wir werden sehen.

Ein Lehrbeispiel für Braunfäule, ausgelöst von verschiedenen Pilzarten. Hier scheint es wohl eine alte Weide gewesen zu sein und als Übeltäter könnte der Schwefelporling in Betracht kommen.

Info – Tafel zur Warnow. Sie entspringt in Grebbin und mündet in Warnemünde in die Ostsee.

Einerseits fast ein Wildwasserfluss.

Andererseits zumindest augenscheinlich ein fast stehendes Gewässer.

An alten Buchenstämmen in unmittelbarer Flussnähe durch die hohe Luftfeuchtigkeit besonders schöne und üppig ausgebildete Konsolen des außerordentlich häufigen Striegeligen Schichtpilzes (Stereum hirsutum).

Hier ein besonders schöner Farbkontrast. Die orangen Tönungen der Unterseite mit hellgrüner Algenbildung im Zusammenspiel mit der weißlichgrauen, striegeligen Oberfläche.

Ganz zum Schluss, direkt am anfangs gezeigtem Hohlweg, noch ein richtiger Pilz mit Hut und Stiel. Ein Glockenschüppling aus der Gattung Conocybe. Es ist zwar Frühling, dennoch scheint er mir für einen Frühlings – Glockenschüppling zugehörig nicht in Betracht zu kommen. Der müsste einen deutlichen Ring besitzen, welcher allerdings auch mal abfallen kann. Wir verbleiben also bei Conocybe spec.!

Inzwischen ist es schon spät und die Sonne steht bereits tief. Zeit zur Heimfahrt.

Zum Abschied noch ein Blick auf den Homberg. Mit knapp 100 Metern gehört er für mecklenburgische Verhältnisse schon zu den markanten Erhebungen. Vom „Gipfel“ aus hat man einen herrlichen Blick auf die Landeshauptstadt Schwerin und mit etwas Glück und zur richtigen Jahreszeit auch gleich noch einen Sack voller Steinpilze.


Die Artenliste aus dem NSG Warnow – Durchbruchstal Karin im MTB 2335/1: Holunder – Rindenschichtpilz, Echter Zunderschwamm, Rotbuchen – Rindenkugelpilz, Striegeliger Schichtpilz, Flacher Lackporling, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Birken – Zungenporling, Bitterer Zapfenrübling, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Spaltblättling, Schild – Rötling, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Zystidenrindenpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Angebrannter Rauchporling, Buckel – Tramete, Adlerfarn – Fleckenpilz, Striegelige Tramete und Bovistähnlicher Schleimpilz.


Wer Lust hat mich auf meinen Mittwochsexkursionen zu begleiten, ist herzlich dazu eingeladen. Einfach anrufen oder eine E – Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – Mail: steinpilz.wismar@t-online.de

10. Mai 2020 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Ostseeküstenexkursion auf der Insel Poel


Liebe Pilzfreunde, da die drastischen Kontaktbeschränkungen im Zusammenhang mit der Corona – Epidemie zunächst bis zum heutigen 10. Mai erweitert wurden, konnte unsere Vereinsexkursion leider nicht wie geplant stattfinden!


Es ist schon eine Weile her, dass wir auf der Insel Poel zu einer offiziellen Wanderung oder Exkursion unterwegs waren. Das letzte mal besuchten wir die Insel im Frühling 2017 im Rahmen unseres damaligen Frühlingsseminars und konnten einen artenreichen Frühlingsaspekt bewundern. Von Mürblingen, Tintlingen, Schüpplingen, Becherlingen bis hin zu Maipilzen, Käppchen- und Speisemorcheln, um nur einige zu nennen. Der Küstenschutzwald spannt sich nahezu um die gesamte Nordküste der Insel, von Wangern bis Gollwitz. Wir wollten heute die Route von Schwarzen Busch bis Gollwitz abwandern. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen war es leider nicht möglich in der Gruppe zu exkursieren, so dass ich am Nachmittag alleine diesen Termin wahrnahm.

Start war im Eichenpark Schwarzer Busch.

Hier befindet sich eine Gedenkstätte, die an die Schiffskatastrophe der Cap Arcona erinnert.

Gedacht wird hier den 4 600 KZ – Häftlingen, die in der Lübecker Bucht am 03. Mai 1945 von der SS auf den Luxusdampfer Cap Arkona gebracht wurden und absichtlich dem Beschuss britischer Flugzeuge ausgesetzt worden sind. Die meisten von ihnen starben und einige Leichen wurden sogar bis an den Strand der Insel Poel gespült.

Gleich daneben die ersten Frischpilze. Zwischen Kernholz und Borke eines Eichen – Stubbens zwängen sich Stockschwämme heraus.

Ihre Hüte werden durch Wind und Sonne rissig.

Es handelt sich um Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare) Giftig!

Etwas wehmütig passierte ich das Poeler Piratenland. Noch vor wenigen Jahren hat es Sohn Jonas hier zum spielen hergezogen und nun ist er bereits voll und ganz aus diesem Alter raus. Wie doch die Zeit vergeht!

Am Küstenwald angelangt und durch kniehohes Kraut gestapft. Da stehen die Chancen auf Frischpilz – Sichtung nicht sonderlich gut.

Es sei denn, sie wachsen etwas höher am Stamm, so wie diese Judasohren (Hirneola auricula-judae).

Die Winterstürme haben sich wieder reichlich Land geholt. Bald wird der Wanderweg dran glauben müssen.

Die Hinweisschilder sollten ernst genommen werden, denn die Steilküste ist teils erheblich unterspült.

Eine gute Idee, die Gefahr zu verringern, plötzlich in den Abgrund abzurutschen und verschüttet zu werden.

Zahlreiche Bäume hielten den tobenden Elementen des letzten Winters nicht stand.

Am Totholz im Küstenwald einige, überständige Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus).

Und diese Mürblinge. Es könnte sich um Behangene Büschel – Mürblinge (Psathyrella pannucioides) handeln?

Ein einzeln stehender Tintling. Nicht ausgeschlossen, dass es ein Haus – Tintling (Coprinus domesticus) sein könnte. Zur genauen Bestätigung muss leider mikroskopiert werden.

Eine Möwe beobachtet mein Treiben.

Noch ist es frühlingshaft warm, aber hohe Wolken kündigen die Eisheiligen an. In wenigen Stunden weht ein rauer Nordwind!

Die Fische warten auf die Kinder der Strandbesucher.

Die Kaltfront rückt heran und ich sollte mich aus dem Staub machen.

Doch diese Schwarzkiefer vor dem ehemaligen Grundstück unseres leider verstorbenen Vereinsmitgliedes und Blues – Musikers Hans Brunkhorst hat es mir noch angetan. Ihre großen und stabilen Zapfen bereichern bereits seit Jahren unsere Advents – Gestecke.

Und da sie gerade so freundlich war, unser Bastelmaterial frisch fallen zu lassen, konnte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich sammelte mir einen ersten Vorrat. Sicher nicht der letzte, denn bis in den Juni hinein werfen die Kiefern ihre Samenträger ab.

Wann starten wir zur nächsten Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!

Pilzberatung und Bestimmung im Jahr 2020

Pilzberatung 2020

Hier erscheinen die Pilzarten, die mir im laufe des Jahres während der Sprechzeiten in der Pilzberatung vorgelegt wurden. Bei jeder Beratung muss der Ratsuchende seinen Namen und die Anschrift preisgeben, ansonsten erfolgt keine Beratung. Diese werden natürlich nur in meinem Beratungsbuch vermerkt und sind zur gegenseitigen Absicherung notwendig. An dieser Stelle erscheinen die Pilzarten, die mir am jeweiligen Tag vorgelegt wurden, wobei sie nur bedingt etwas über die Beratungsdichte aussagen. Aber man kann anhand der vorgelegten Pilzarten abschätzen, was gerade zum jeweiligen Zeitpunkt in Wald und Flur zu finden war. Ist die Artenliste besonders lang, kann oft davon ausgegangen werden, dass auch der Andrang  in der Beratungsstelle entsprechend hoch war.

Grüne Schrift steht für essbar, gelb für ungenießbar und rot für giftig. Tödliche Arten erscheinen in pink.


25.01. Winter – Stielporling

03.02. Birken – Zungenporling, Winter – Trompetenschnitzling

14.02. Scheibchen – Tintling – E – mail

17.02. Bovistähnlicher Schleimpilz, Schmetterlings – Tramete, Samtiger Schichtpilz, Rotrandiger Baumschwamm, Pappel – Schüppling, Feuerschwamm, Ockergelbe Kiefern – Koralle, Geweihförmige Holzkeule, Echter Zunderschwamm – E – Mail

28.02. Duft – Trichterling E – Mail

25.04. Schlehen – Rötling  E – Mail

16.05. Maipilz

18.05. Maipilz

19.05. Gelber Faltenschirmling, Blasser Schlehenrötling, Weißer Anis – Champignon

26.05. Maipilz

06.06. Schwefelporling

12.06. Bunte Schleimtrüffel

23.06. Karbol – Champignon, Hundsflechte (E – Mail)

25.06. Netzstieliger Hexen – Röhrling, Rosa – Täubling, Frauen – Täubling, Violettbrauner Täubling, Perlpilz, Sommertrüffel

26.06. Netzstieliger Hexen – Röhrling

01.07. Sternstäubling

02.07. Netzstieliger Hexen – Röhrling, Echter Zunderschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Hasen – Stäubling, Schiefer Schillerporling

03.07. Schwefelporling, Riesenbovist

05.07. Scheidenstreifling, Frauen – Täubling, Sommersteinpilz, Birken – Blättling (E- Mail)

06.07. Heu – Düngerling (E- Mail)

07.07. Weißer Anis – Champignon, E- Mail: Rotfuß – Röhrling, E – Mail: Fleischroter Lacktrichterling, Rosenroter Schönkopf

09.07. E – Mail: Maires – Milchling?, Gemeiner Wurzel – Rübling

11.07. Frühlingstrüffel

12.07. E- Mail: Perlpilz

16.07. Gallen – Röhrling, Kornblumen – Röhrling, Karbol – Champignon

17.07. Garten – Riesenschirmpilz, Zweisporiger Champignon, Nelken – Schwindling, Heu – Düngerling,  Halbkugeliger Ackerling, Karbol – Champignon E – Mail: Fuchsrote Rotkappe

20.07. E – Mail: Wurzelnder Bitter – Röhrling, Karbol – Champignon, Rosablättriger Egerlings – Schirmpilz

21.07. Wurzelnder Bitter – Röhrling, Karbol – Champignon

26.07. Hasen – Stäubling

27.07. Anhängsel – Röhrling, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Wurzelnder Bitter – Röhrling

30.07. Fuchsiger Scheidenstreifling

02.08. E – Mail: Blaugrauer Täubling

12.08. E – Mail: Goldfarbener Glimmerschüppling

13.08. E – Mail: Sparriger Schüppling

19.08. Handy – Foto: Bovistähnlicher Schleimpilz, Riesen – Bovist

21.08. Wurzelnder Bitter – Röhrling

22.08. E- Mail: Orangeroter Graustieltäubling, Weichritterling

31.08. E – Mail: Riesen/Blut – Champignon

08.09. Karbol – Champignon, Riesenbovist, Sandpilz, E – Mail: Schwefelporling, Foto: Wolliger Scheidling

09.09. Übelriechender Champignon

10.09. Netzstieliger Hexen – Röhrling, E – Mail: Karbol – Champignon

11.09. Karbol – Champignon, Riesenbovist

12.09. Karbol – Champignon, Dickfuß – Röhrling

14.09. Acker – Schirmpilz

15.09. Netzstieliger Hexen – Röhrling, Karbol – Champignon, Wurzelnder Bitter – Röhrling

16.09. Riesen – Champignon

17.09. Butterpilz, Netzstieliger Hexen – Röhrling, Perlpilz, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Gallen – Röhrling, Karbol – Champignon

18.09. Stadt – Champignon, Kompost – Champignon

19.09. Gallen – Röhrling, Ziegenlippe, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Perlpilz, Hallimasch, Kahler Krempling, Gold – Röhrling, Roter Fliegenpilz, Sklerotien – Porling

21.09. Riesenbovist, Riesenporling, Dickblättriger Täubling, Rotfüßchen, Schwarzblauender Röhrling, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Schwefelporling

24.09. Schlanker Riesenschirmpilz, Harter Zinnober – Täubling, Gelber Knollenblätterpilz, Perlpilz, Wurzelnder Bitter – Röhrling, Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling

25.09. Frauen – Täubling

28.09. Grünblättriger Schwefelkopf, Falscher Pfifferling, Gelbweißer Täubling, Eichen – Milchling, Gelber Knollenblätterpilz, Frauen – Täubling, Dickblättriger Schwarz – Täubling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Waldfreund Rübling, Gelbbrauner Trichterling, Zapfen – Rübling, Riesenporling, Rosa – Helmling, Süßlicher Milchling, Purpurschwarzer Täubling, Rauchgrauer Milchling, Krause Glucke, Gallen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Maronen – Röhrling

29.09. Krause Glucke, Perlpilz, Buckel – Täubling, Wechselfarbiger Spei Täubling, Grobscholliger Riesen – Schirmpilz

01.10. Edel – Reizker, Brauner Rasling, Blaugrauer Täubling, Zitronen – Täubling, Fleischroter Speise – Täubling, Perlpilz, Grünblättriger Schwefelkopf, Dickblättriger Täubling, Kegelschuppiger Schirmpilz, Berindeter Seitling

02.10. Grünblättriger Schwefelkopf

03.10. Jodoform – Täubling, Orangeroter Graustiel – Täubling, Klebriger Hörnling, Riesen – Schirmpilz, Buckel – Täubling, Krause Glucke, Rosablättriger Helmling, Rotbrauner Milchling, Maronen – Röhrling, Riesenporling

05.10. Gemeine Stinkmorchel, Rehbrauner Dachpilz, Grobscholliger Riesen – Schirmpilz, Schlanker Riesenschirmpilz, Narzißengelber Wulstling, Zitronenblättriger Täubling, Wechselfarbiger Spei – Täubling, Zitronen – Täubling, Zedernholz – Täubling, Krause Glucke, Pappel – Schüppling, Stockschwämmchen, Violetter Lacktrichterling, Kupferroter Gelbfuß, Brauner Rasling, Grünblättriger Schwefelkopf, Wiesen – Staubbecher

06.10. Riesenporling, Täubling

08.10. Birkenpilz, Hallimasch

09.10. Großsporiger Anis – Champignon, Ansehnlicher Flämmling, Sparriger Schüppling, Flaschen – Stäubling, Riesenporling, Steife Koralle, Rotfüßchen

10.10. Hallimasch, Brandiger Ritterling, Flaschen – Stäubling, Derbes Rotfüßchen, Rotrandiger Baumschwamm, Dickblättriger Täubling, Gelber Knollenblätterpilz, Rosa – Helmling, Graugrüner Milchling, Mürbling, Widerlicher Ritterling, Kegelschuppiger Schirmpilz, Buchen – Klumpfuß, Derbes Rotfüßchen, Gelbbräunlicher Trichterling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Elfenbein – Schneckling, Grauer Dachpilz, Laubholz – Harzporling, Purpurfilziger Holzritterling, Grüner Anis – Trichterling

12.10. Riesen – Schirmpilz, Acker Schirmpilz, Rosablättriger Egerlings – Schirmpilz

13.10. Honiggelber Hallimasch, Stockschwämmchen, Violetter Lack – Trichterling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Harter Zinnober – Täubling, Büschelliger Mürbling  Frauen – Täubling, Grüner Anis – Trichterling, Hallimasch, Graukappe, Birkenpilz, Gelber Knollenblätterpilz, Rotfüßchen, Grünblättriger Schwefelkopf, Zitronen – Täubling, Kahler Krempling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Fleischrötlicher Lacktrichterling, Brandiger Ritterling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Pfifferling, Wurzel – Schleimrübling, Zimt – Hautkopf, Glimmer – Tintling, Bleiweißer Trichterling, Maronen – Röhrling, Ziegenlippe, Rotfüßchen, Rostfleckiger Helmling, Zedernholz – Täubling, Olivgrüner Milchling, Riesen – Schirmpilz

15.10. Grauer Erdritterling, Zitronen – Täubling, Butterpilz, Gilbender Erdritterling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Wohlriechender Schneckling, Steinpilz, Weißer Anis – Champignon, Gedrungener Champignon, Derbes Rotfüßchen, Rosascheckiger Milchling, Tränender Saumpilz, Beutel – Stäubling, Karbol – Champignon, Gift – Riesenschirmpilz 1, Sparriger Schüppling, Espen – Rotkappe  

16.10. Wohlriechender Schneckling, Grauer Erdritterling, Gilbender Erdritterling, Beutel – Stäubling, Karbol – Champignon, Weichritterling, Grünblättriger Schwefelkopf, E- Mail: Stockschwämmchen, Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Butterpilz

17.10. Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Butterpilz, Graukappe, Seifen – Ritterling, Buckel – Täubling, Brauner Leder – Täubling, Rosa – Täubling, Rehbrauner Dachpilz, Rötlicher Holzritterling, Geflecktblättriger Flämmling, Riesen – Schirmpilz, Schlanker Riesen – Schirmpilz, Safran – Schirmpilz, Zottiger Schillerporling 

19.10. Garten – Riesenschirmpilz, Derbes Rotfüßchen, Schlanker Riesenschirmpilz, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Violetter Lacktrichterling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Butterpilz, Haarschleierling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Buckel – Täubling, Kahler Krempling, Graukappe, Trichterling, Grünblättriger Schwefelkopf, Violetter Rötel – Ritterling, Jodoform – Täubling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Rosablättriger Helmling, Schleierling, Täubling, Geflecktblättriger Flämmling

20.10. Graukappe, Schwarzblauender Röhrling, Violetter Lacktrichterling, Hallimasch, Fleischroter Lacktrichterling, Safran – Schirmpilz, Falscher Pfifferling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Gallen – Täubling, Gelbweißer Täubling, Geflecktblättriger Flämmling, Süßlicher Milchling, Flaschen – Stäubling, Buchen – Schleimrübling, Kahler Krempling, Buckel – Tramete, Grünblättriger Schwefelkopf, Nitrat – Helmling, Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Ziegelroter Schwefelkopf, Grobscholliger Riesenschirmpilz, Glimmer – Tintling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Rosa – Helmling, Grünspan – Träuschling, Keulenfuß – Trichterling

22.10. Herbst – Lorchel, Rissigschuppiger Anis – Champignon, Frost – Rasling, Karbol – Champignon, Wiesen – Staubbecher, Gemeiner Rettich – Fälbling, Honiggelber Hallimasch, Rinnigbereifter Wiesentrichterling, Rosablättriger Egerlingsschirmpilz, Gift – Riesenschirmpilz, Schmutziger Rötel – Ritterling, Rehbrauner Dachpilz, Helmling, Schleierling, Riesenschirmpilz, Derbes Rotfüßchen, Kahler Krempling, Geflecktblättriger Flämmling, Grünblättriger Schwefelkopf, Violetter Lacktrichterling, Maronen – Röhrling, Violetter Rötel – Ritterling, Rotfuß – Röhrling   

23.10. Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Goldfarbener Glimmerschüppling, Geflecktblättriger Flämmling, Karbol – Champignon, Hallimasch, Graukappe, Grünblättriger Schwefelkopf

24.10. Karbol – Champignon, Espen – Rotkappe, Hallimasch

25.10. Honiggelber Hallimasch

26.10. Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Gold – Röhrling, Butterpilz, Schwarzblauender Röhrling, Brauner Filzröhrling, Semmelstoppelpilz, Violetter Lacktrichterling, Fleischfarbener Lacktrichterling, Buchen Spei – Täubling, Purpurschwarzer Täubling, Derbes Rotfüßchen, Gelbweißer Täubling, Schuppiger Träuschling, Pfeffer – Röhrling, Marzipan – Fälbling, Judasohr, Karbol – Champignon, Großsporiger Anis – Champignon, Stadt – Champignon, Grünspan – Träuschling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Sparriger Schüppling, Pappel – Ritterling, Tränen – Täubling, Grünblättriger Schwefelkopf, Sandpilz 

27.10. Dunkler Hallimasch

29.10. Grauer Erdritterling, Beutel – Stäubling, Feinschuppiger Trichterling, Wohlriechender Schneckling, Gilbender Erdritterling, Kuhmaul, Graukappe, Langstieliger Schleimfuß, Violetter – Rötel – Ritterling, Derbes Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Seitling/Rasling

02.11. Fuchsiger Rötel – Trichterling, Hallimasch, Violetter Rötel – Ritterling, Weißer Anis – Champignon, Gallertfleischiger Fältling, Flockenstieliger Hexen – Röhrling, Brauner Rasling, Champignon, Gift – Riesenschirmpilz, Sparriger Schüppling, Stink – Schirmling, Rötelblättriger Mürbling

03.11. Wechselfarbiger Speitäubling, Verblassender Täubling, Grasgrüner Täubling, Rosa – Helmling, Purpurfilziger Holzritterling, Violetter Rötel – Ritterling, Flaumiger Milchling, Zweisporiger Champignon, Hallimasch

05.11. Champignon ? (E – Mail)

06.11. Stink – Stäubling, Fälbling, Dunkler Hallimasch, Graukappe, Kahler Krempling, Schleierling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Gelber Knollenblätterpilz, Graublättriger Schwefelkopf, Horngrauer Rübling, Safran – Schirmpilz, Rotfüßchen, Maronen – Röhrling, Rosa – Helmling, Falscher Pfifferling, Geflecktblättriger Flämmling

07.11. Veilchen Rötel – Ritterling, Rißpilz, Grauer Erdritterling, Wohlriechender Schneckling, Amiant – Körnchenschirmling, Feinschuppiger Ritterling, Bärtiger Ritterling, Stachelbeer – Täubling, Geriefter Weichtäubling, Zimthautkopf, Edel – Reizker, Starkriechender Körnchenschirmling, Gilbender Erdritterling, Flaschen – Stäubling, Schwarzgebänderter Harzporling, Schmutziger Rötel – Ritterling, Kiefern – Täubling, Geflecktblättriger Flämmling, Purpurfilziger Holzritterling, Elastische Lorchel, Dunkelscheibiger Fälbling, Flaumiger Milchling, Kastanienbrauner Schirmpilz, Gift – Häubling, Gemeiner Rettich – Fälbling, Süßlicher Milchling, Maronen – Röhrling, Rotfuß – Röhrling, Winterporling, Falscher Pfifferling, Fuchsiger Röteltrichterling, Milder Milchling, Brauner Rasling, Grünblättriger Schwefelkopf 

09.11. Flaumiger Milchling, Graukappe

12.11. Graukappe

13.11. E – Mail: Ockergelbe Tramete

14.11. E – Mail: Himbeerroter Schleimpilz, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Spaltblättling

16.11. E – Mail: Frostschneckling, Perlpilz

17.11. E – Mail: Gallen – Täubling

19.11. Frostschneckling, Grauer Erdritterling, Stockschwämmchen, Geflecktblättriger Flämmling 

20.11. E – Mail: Leberbrauner Ackerling ?

21.11. Runzliger Korallenpilz, E – Mail: Mönchsköpfe?

30.11. Ansehnlicher Scheidling

09.12. E- Mail: Samtiger Schichtpilz

14.12. Echter Zunderschwamm, Rotrandiger Baumschwamm, Samtfuß – Winterpilz

16.12. Stockschwämmchen, Samtfuß – Winterpilz

21.12. E – Mail: Graukappe?

30.12. E – Mail: Austern – Seitling?

06. Mai 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Sie führte in den 4. Quadranten vom MTB: 2438 – Goldberg

Exklusiv auch für interessierte Naturfreunde

Der Sühringsbrook am 06. Mai 2020.

Noch ein letztes mal ging es heute in die Region Goldberg. Der letzte Quadrant des Messtischblattes 2438 stand auf dem Programm. Zur Auswahl standen der Sühringsbrook, der nördliche Bereich vom Fahrenhorst, das NSG Daschower Moor oder auch der westliche Teil eines Waldstückes südlich Neu Poserin. Ich entschied mich für den Sühringsbrook, ein kleineres, kompaktes Laub- und Nadelwaldgebiet am Grenzgraben und dem Bickbeerenmoor. Fichten- und Buchenforste sowie Jungeichenbereiche dominierten auf eher sandig – lehmigem Untergrund.

Gleich zu Beginn ein nicht alltäglicher Fund. Die Großporige Datronie (Datronia mollis). Sehr wahrscheinlich neu in der Pilzkartierung M-V für diesen Quadranten, aber ganz sicher in meiner Datei.

Aber es kam noch besser. Der Schönfarbige Kristallzystidenporling (Junghunia nitida) ist nicht nur recht selten, sondern auch schön anzusehen. Er wächst resupinat an totem Laubholz, gern Buche.

Ein vorgezogener Buchenkopf.

Die einzigen drei Frischpilze der heutigen Exkursion. Eine schmächtigere und von der Normalform etwas abweichende Variation des Grünblättrigen Schwefelkopfes (Hypholoma fasciculare), mit oilvgrünlichen Lamellen und immer an Eichen – Stubben zu finden. Insbesondere auch früh im Jahr. Giftig!


Die Artenliste von MTB 2438/4 – Sühringsbrook: Angebrannter Rauchporling, Herber Zwergknäuling, Echter Zunderschwamm, Schmetterlings – Tramete, Orangefarbenes Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Großporige Datronie, Holunder – Rindenschichtpilz, Judasohr, Schwefelporling (vorjährig), Rotbrauner Borstenscheibling, Buckel – Tramete, Brandkrustenpilz, Bovistähnlicher Schleimpilz, Gemeiner Violettporling, Adlerfarn – Fleckenpilz, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Zystidenrindenpilz, Vielgestaltige Kohlenbeere, Grünblättriger Schwefelkopf, Rötende Tramete und Schönfarbiger Kristallzystidenporling


Wir verabschieden uns aus dem Sühringsbrook.

Wann geht es Mittwochs wieder auf Exkursion? – Siehe unter Termine!

01. – 03. Mai 2020 – Pilzseminar in Mecklenburg

Ein Pilzwochenende in Mecklenburg

Frühlingsseminar am Schweriner See

ist leider der Corona – Krise zum Opfer!

Wie schon im Herbst des vergangenen Jahres wollte der Steinpilz – Wismar wieder nach Wiligrad zu einem Pilzseminar einladen.

Aufgrund der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch das Corona – Virus bis Ostern und darüber hinaus, bestand anlässlich unseres diesjährigen Frühlingsseminars keine Planungssicherheit mehr, so dass ich mich entschlossen habe, diesen Termin abzusagen. Für die bereits angemeldeten Pilzfreunde tut es mir leid, es wäre sicher schön gewesen, aber es sollte nicht sein.


Ich denke aber, wir brauchen nicht allzu traurig sein, denn aufgrund der anhaltenden Trockenheit seit Mitte März wäre es in punkto Frühlingspilze sehr dürftig geworden. Ich nutzte das Wochenende um zumindest an zwei Morchel – Standorten die aktuelle Situation zu erkunden. Am Freitag Abend fuhr ich in das Hellbachtal zwischen Neubukow und Buschmühlen. Hier einige Bilder von dieser Kurzexkursion:

Bevor es aber in das Bachtal ging, musste ich mir zunächst einen Unterstand suchen, denn es zog ein kräftiger Schauer auf.

Das Hellbachtal besitzt einen Schutzstatus als Landschaftsschutzgebiet. Insbesondere auch durch das Eschen – Sterben ist der Totholz – Anteil in den letzten Jahren immer höher geworden. Viele Bäumen liegen auch quer über dem Hellbach, so wie diese Weide.

Sehr dekorativ kann der Samtige Schichtpilz (Stereum subtomentosum) aussehen.

Hier sehen wir an einem toten Eschen – Zweig den Lederighäutigen Fältling (Meruliopsis corium).

Am selben Zweig ein weiterer Rindenpilz, der Eschen – Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata).

Ebenfalls an Esche die jung essbaren Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus).

Am Fuß des Baumes eine weitere, riesige Traube von mehreren Kilogramm Gewicht.

Das appetitlich weiße Fleisch riecht charakteristisch nach frischer Gurke. Solange es nicht zu zäh ist, kann der Pilz in der Küche Verwendung finden und schmeckt gar nicht so schlecht. Auch für die Zubereitung von Pilz – Frikadellen bestens geeignet.

Die Sonne geht unter und beleuchtet die Wolken des nächsten Schauers in wunderbarem Purpur. Das Bild wurde nicht nachgearbeitet. Es war schon eine fast unwirkliche Stimmung.

Am späten Sonntag – Nachmittag brach ich mit Irena noch nach Wiligrad auf. Wenn schon kein Pilzwochenende am Schweriner See, dann wenigstens eine kleine Stipp – Visite.

Schloss Wiligrad am frühen Abend des 03. Mai 2020.

Blick in Höhe des Schlosses die Hangterrassen zum Schweriner See hinunter.

Morcheln konnten wir keine finden, aber immerhin Pilze aus ihrer Verwandtschaft, so wie diese Ziegelroten Kohlenkrusten (Hypoxylon rubigunosum).

Auch Frischpilze waren dabei, so wie diese Schwarzroten Stielporlinge (Polyporus badius).

Aufgrund ihrer Zähigkeit können sie nicht gegessen werden. Dafür riechen sie aber angenehm süßlich – pilzig. Ein weiterer deutscher Name lautet daher auch Süßriechender Stielporling.

Blick auf den wolkenverhangenen Schweriner Außensee hinaus auf eine kleine Insel.

Selbst die Pilze scheinen es zu wissen und tragen einen entsprechenden Schriftzug. Der Liebesporling nennt sich gut bürgerlich und zu deutsch Buckel – Tramete und wissenschaftlich Trametes gibbosa.

Auch hier ist der Anteil von Baumleichen teilweise recht hoch. Ein gefundenes Fressen für viele Holzpilze. Einer der bekanntesten ist der Echte Zunderschwamm (Fomes fomentarius).

Hier ein besonders üppiges und verwachsenes Exemplar des Ötzi – Pilzes.

Auch ohne Naturschutz – Status ein herrliches Gebiet.

Und nochmal ein Morchel – Verwandter, der Rotbuchen – Rindenkugelpilz (Biscogniauxia nummularia).

Oberhalb der Hangterrassen mehrere Büschel von Glimmer – Tintlingen (Coprinus micaceus).

Auf einem großen Haufen von Holzhäcksel ein Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus), der hier bereits als Speisepilz Verwendung findet.

Wir verabschieden uns von Schloss Wiligrad und treten die Heimfahrt an.

Soweit einige Impressionen vom ersten Mai – Wochenende des Jahres 2020, an dem eigentlich unser diesjähriges Frühlings – Pilzwochenende in Wiligrad hätte stattfinden sollen.

29. April 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Ziel war der 3. Quadrant im Messtischblatt Goldberg

Alte Eichen am Verbindungsweg zweier Waldbereiche.

MTB  2438/3 war heute an der Reihe. Hier kamen im wesentlich drei Waldgebiete in Frage. Ich entschied mich für ein kleineres, kompaktes und handliches Waldgebiet südöstlich der Ortschaft Grambow zwischen Goldberg und Lübz. Mischwald auf sandigem Untergrund mit hohen Totholzanteil und überwiegend von Nadelholz dominiert. Teils durchschnittliche Fichtenforste, teils naturnaher Baumbestand unterschiedlicher Altersstruktur. Ein nicht ganz uninteressantes Revier. Schade, dass es weiterhin viel zu trocken ist, ansonsten wären sicher auch im April einige frische Pilzarten vertreten gewesen.

Der für mich bedeutsamste Fund befand sich an dieser alten Eiche. Im Hintergrund ist der Zielwald zu erkennen.

Eichen – Feuerschwamm (Phellinus robustus).

Mumifizierte Fruchtkörper des Schwarzroten Stielporlings (Polyporus badius).

Ein Myxomycet. Wahrscheinlich der Büschelschleimpilz (Stemonitis fusca). Auch Zusammenfließendes Fadenstäubchen genannt.

Ein Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) mit weißer Umrandung. Der Fruchtkörper ist also noch vital, muss sich aber etwas einfallen lassen, da die Birke gefallen ist und in dieser Stellung kein Sporenabwurf mehr möglich ist. In der Regel wird die Fruchtschicht mit einem harzigen Überzug verschlossen und der Fruchtkörper baut daneben neu an, so dass die Fruchtschicht wieder nach unten zeigt.

Neben Birken und Fichten sind hier auch Kiefern sowie Buchen und Eichen recht dominant.

Eine gespaltene Buche. Eventuell vom Blitz gesprengt.

Der Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon) gehört zu den auffälligsten Vertretern dieses Zwischenreiches. Insbesondere im April ist er oft an Bäumen und Stümpfen zu sehen.

Immer wieder reichlich Totholz.

Ein gefundenes Fressen auch für die sehr häufige Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor).


Die Artenliste von MTB 2438/3 – Wald südöstlich von Grambow: Eichen – Feuerschwamm, Schwarzroter Stielporling, Vielgestaltige Kohlenbeere, Austernseitling, Striegeliger Schichtpilz, Angebrannter Rauchporling, Flacher Lackporling, Schmetterlings – Tramete, Flächiges Eckenscheibchen, Kiefern – Braunporling, Zusammenfließendes Fadenstäubchen, Runzeliger Schichtpilz, Samtiger Schichtpilz, Birken – Blättling, Rötende Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Eichen – Rindensprenger, Eichen – Zystidenrindenpilz, Gemeiner Violettporling, Bovistähnlicher Schleimpilz, Erlen – Schillerporling, Echter Zunderschwamm, Holunder Rindenschichtpilz und Orangefarbiges Brennnesselbecherchen.


Ausgangs- und Endpunkt meiner heutigen Mittwochsexkursion im Wald südöstlich Grambow.

Wer also Lust zu einer Inventur des Waldes bezüglich Großpilze bekommen hat, einfach anrufen oder eine Mail zusenden.

Tel.: 03841/228917 – Handy: 0173/6977219

E – mail: steinpilz.wismar@t-online.de

Der nächste Termin? – Siehe unter Termine!

26. April 2020 – Vereins- und Kartierungsexkursion

Vereinsexkursion

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Sie sollte durch das Stegenholz führen

Ankunft im Stegenholz.


Liebe Pilzfreunde, aufgrund der immer noch geltenden Kontakt – Beschränkungen muss unsere Vereinsexkursion leider abgesagt werden!


Die erste Vereinsexkursion der neuen Saison sollte uns heute in den Sternberger Raum führen. Das relativ kleine Waldgebiet liegt direkt an der B 104, wenige Kilometer hinter der Ortsausfahrt von Sternberg in Richtung Güstrow. Wir finden hier vorwiegend Laubwälder auf besseren, teils auch kalkhaltigen Böden vor. Im Sommer und Herbst bin ich hier schon gelegentlich unterwegs gewesen. Auch eine öffentliche Wanderung führte vor Jahren im Spätherbst hier her und im letzten Sommer war ich im Rahmen einer Mittwochsexkursionen hier zugange. Damals musste ich aber nach kurzer Zeit das Revier verlassen, da es gewittrig wurde.

Im Frühling ist es eine Prämiere und wir wollten schauen, ob es gelingt, die eine oder andere, Jahreszeit typische Pilzart zu entdecken. Übrigens sollte laut ursprünglicher Planung eine öffentliche Lehrwanderung am 02. Mai hier her führen. Da ich aber für dieses Feiertagswochenende unser diesjähriges Frühlingsseminar in` s Programm genommen habe, dass nun leider auch ausfallen muss, sollte heute als Ausgleich eine Vereinsexkursion durch das Stegenholz führen.

So weit, so schlecht. Es nützte nichts, am sonnigen Nachmittag fuhr ich alleine zum Zielgebiet und exkursierte durch das Stegenholz. Jahreszeit typische Frischpilze waren leider nicht zu erwarten, da es seit Mitte März nicht mehr geregnet hatte. Insofern kein großer Verlust hinsichtlich der Erwartungen an ein Frischpilzaufkommen. Hier einige Bilder von heute:

Nicht nur die Forst hat hier in letzter Zeit viele Bäume zu Fall gebracht, auch der Wind hat stellenweise ganze Arbeit geleistet.

Diese Stockschwämmchen (Kuhneromyces mutabilis) waren die einzigen Frischpilze, die ich hier heute beobachten konnte. Ihnen sind die widrigen Witterungsbedingungen anzusehen.

An Buchenholz unzählige Rötliche Kohlenbeeren (Hypoxylon fragiforme).

Viele gewaltige Rotbuchen wurde hier in den zurückliegenden Jahren gefällt. Verschiedene Holzbewohner machen sich nun über ihre Stubben her. Hier ist es eine ansehnliche Kolonie von Buckel – Trameten (Trametes gibbosa).

Der Wald ist lichtdurchlässiger geworden und regeneriert sich mit reichlich Jungbuchengebüsch.

Mächtige Buchen und einzelne Eichen dürfen den Wald weiterhin begrenzen. Sie werden allenfalls früher oder später vom Wind geworfen. Im Sommer und Herbst dürften die Pilzfreunde hier auf ihre Kosten kommen.

Leider gibt es aber auch solche Bilder. Ein Eschen – Friedhof. Der Esche geht es schlecht. Verantwortlich dafür ist leider ein Pilz, das Falsche weiße Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus). Ausgerechnet ein Verwandter der beliebten Morcheln, die wir gerne unter Eschen suchen.

Vor wenigen Tagen noch grau, ergrünt nun der Laubwald rasant.

Ein insgesamt jüngerer Buchenbestand.

Der Kreis schließt sich.

Wann steht die nächste Vereinsexkursion auf dem Programm? – Siehe unter Termine!

22. April 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Es ging in den 2. Quadranten des Messtischblattes Goldberg

Der Rabenhorst bei Woosten.

Aufgrund der derzeit geltenden Eischränkungen durch das Corona – Virus musste dieses Angebot für Gäste leider entfallen!

Das MTB: 2438/2 war heute an der Reihe. Das größte Waldgebiet in diesem Quadranten findet sich östlich des Goldberger Sees und gehört umfänglich zum dortigen Standortübungsplatz der Bundeswehr. Wie weit hier zumindest die Wege betretbar sind, hängt von den Aktivitäten der Bundeswehr ab. Sollten Schießübungen stattfinden, ist das selbstverständlich keine Option. Alternativ konnten die kleineren Waldgebiete Rabenhorst und am Wahrberg in Frage kommen. Ich entschied mich für den Rabenhorst. Ein abwechslungsreiches, etwas hügeliges Gebiet mit feuchteren Senken und trockeneren Höhen. Bestanden teils von Nadelforst, teils von noch sehr jungen Buchenbereichen. Insbesondere waren die Senken mit einem hohen Anteil von Totholz bei der zur Zeit herrschenden Trockenheit so ziemlich die einzigen Bereiche, wo es Sinn machte, sich nach verschiedenen Holzbewohnern umzuschauen.

Echter Zunderschwamm (Fomes fomentarius) an Totholz von Birke. Der Zunderschwamm befindet sich derzeit in seiner Sporulationsphase, welches sich durch weißen, mehlartigen Belag auf den Fruchtkörpern und der näheren Umgebung zu erkennen gibt.

Hier sehen wir gleich zwei Holzbewohner. Oben den Eichen – Rindensprenger (Vuilleminia comedens) und unten alte Fruchtkörper des Herben Zwergknäulings (Panellus stypticus).

Ein vorjähriger Altfruchtkörper des Flaschen – Stäublings (Lycoperdon perlatum). Die kreisförmige Scheitelöffnung ermöglicht, dass durch mechanische Reize wie Regentropfen, der Sporeninhalt heraus geschleudert werden kann.

Auch diese Birken – Blättlinge (Lenzites betulinus) sind nicht mehr die Jüngsten und stammen ebenfalls aus dem letzten Jahr.

Der Winter – Stielporling (Polyporus brumalis) bildet seine zähfleischigen und ungenießbaren Fruchtkörper im Spätherbst und Winter aus.

Wie ein kalkweißer Farbanstrich an Schwarzem Holunder wirkt der Holunder – Rindenschichtpilz (Lyomyces sambuci).

Auch hier sehen wir gleich wieder zwei Arten zum notieren. Die eingetrocknete, schwarze Kruste des Warzigen Drüslings (Exidia plana), welche von den resupinaten Überzügen des Fleischroten Zystidenrindenpilzes (Peniophora incarnata) flankiert werden.

Fleischroter Zystiden – Rindenpilz (Peniophora incarnata).

Warziger Drüsling (Exidia plana).


Die Artenliste von MTB: 2438/2 – Rabenhorst bei Woosten: Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Echter Zunderschwamm, Eichen – Rindensprenger, Herber Zwergknäuling, Ockergelbe Tramete, Flacher Lackporling, Flaschen – Stäubling, Birken – Blättling, Schmetterlings – Tramete, Winter – Stielporling, Striegeliger Schichtpilz, Holunder – Rindenpilz, Angebrannter Rauchporling, Judasohr, Warziger Drüsling, Fleischroter Zystidenrindenpilz, Löwengelber Porling, Samtiger Schichtpilz, Gemeiner Violettporling, Birken – Zungenporling und Rötende Tramete.


Jungbuchengehölz.

Umrandet von mächtigen Pappeln.

Wann geht es am Mittwoch wieder auf Tour? – Siehe unter Termine!

18. April 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Ziel sollte das Kaarzer Holz sein

Blick auf das Kaarzer Holz mit vorgelagerter Streuobstwiese.


Aufgrund der allgemeinen Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch das Corona – Virus sah ich von der Durchführung dieser Veranstaltung ab. Sie fiel also aus.


Die 2. Wanderung des Jahres sollte durch das Kaarzer Holz führen. Es wäre nicht das erste mal, dass wir hier zu so früher Jahreszeit zu einer Lehrwanderung unterwegs gewesen wären. Eine gute Adresse um einige, wichtige Frühlingsarten am Standort zu entdecken, ist es auf jeden Fall. So sind hier Scheibenlorcheln, genauso wie die giftigen Frühjahrslorcheln schon des öfteren gefunden worden. Selbst Morcheln sind nicht ganz ausgeschlossen, zumindest besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit der Spitzmorchel zu begegnen. Ansonsten könnten auch essbare Schwefelköpfe, Frühlingsmürblinge oder sogar Stockschwämmchen um diese Zeit auftauchen, um nur einige zu nennen.

Daraus wurde nun nichts und ich bin am Nachmittag mit Irena zu einem kleinen Rundgang durch die Parkanlage von Schloss Kaarz aufgebrochen.

Das Karzer Schloss in der Frühlingssonne.

Direkt daneben ein stolzer Mammutbaum. Mit einer möglichen Höhe von bis zu 110 m wohl das mächtigste Gehölz der Erde.

Frühlingszeit ist Tulpenzeit.

Angegliedert an den Schlosspark eine Streuobstwiese. Durchaus ein interessanter Standort der beliebten Morcheln, es war aber viel zu trocken, als dass man hier hätte fündig werden können.

Die meisten Obstbäume stehen jetzt in voller Blüte.

Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum). Ein Verwandter von Morchel und Lorchel.

Etwas abseits, am Rande des Kaarzer Holzes, die Famliengruft der ehemaligen Schlossherren und Frauen im Mausoleum.

Wann startet die nächste Pilzwanderung`- Siehe unter Termine!


Am Sonntag, dem 19. April, statteten Irena, Jonas und meine Wenigkeit noch dem Schlosspark Hasenwinkel einen kleinen Besuch ab.

Dabei entdeckten wir ein beeindruckendes Vorkommen des Blasigen Becherlings (Peziza vesiculosa) in einem Komposthaufen, der aus im Herbst im Park zusammengefegtem Laub bestand.

Die große Becherlingsart wächst auf organischen Abfällen, besonders zwischen altem Stroh oder auf dicken Haufen von Sägespänen.

Hier war es altes Laub, in welchem sie besonders mastige Apothezien entwickeln konnten. Die Pilze sollen essbar sein, ich kann mir aber kaum vorstellen, dass sie ein kulinarischer Leckerbissen sind.

Soweit einige Impressionen von einem sonnigen Frühlingswochenende mitten in der Corona – Krise.

15. April 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilz- und Naturfreunde

Sie führte in das Messtischblatt 2438 = Goldberg

Das Medower Herrenholz am Beginn der Exkursion.


Der 1. Quadrant der Topographischen Karte Goldberg 2438/1 (Maßstab 1: 25 000) war an der Reihe. Hier standen 4 Waldgebiete zur Auswahl. Zum ersten der Ostteil eines großen Waldbereichs südlich von Techentin und nördlich Selhsdorf mit dem integrierten Bullenmoor. Zum zweiten das Medower Herrenholz, das Bauerholz mit dem Warcksberg und der Eckernkamp. Ein weiteres, sehr interessantes Revier ist außerdem das Naturschutzgebiet Langenhagener Seewiesen, und dass nicht nur für Mykologen, sondern vor allem auch für Ornithologen. Durch das Bauerholz führte im vergangenen Jahr bereits eine öffentliche Lehrwanderung, so dass ich mich für das Medower Herrenholz entschied. Nadel- und Laubwaldbereiche, teils mit hohem Totholz – Anteil. Aufgrund der wochenlangen Trockenheit gab es kaum Frischpilze und das Artenaufkommen war sehr bescheiden.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Totholzes wurde von gefällten Birken gebildet. Pilze sorgen nun gemeinsam mit vielen anderen Organismen für den Abbau. Hier sehen wir den Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus).

Die einjährigen Konsolen des Birkenporlings waren noch vergleichsweise gut erhalten und wurden deshalb für unsere Pilzausstellung mitgenommen.

Als Massenpilz, insbesondere an Buchenholz und deren Stubben, trat die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) in Erscheinung.

Ein Phytoparasit an Brombeere. Für Phragmidium violaceum erscheint er mir nicht violett genug. Keine Ahnung. Kleinpilze ist ein weites, aber durchaus interessantes Feld.


Die Artenliste von MTB: 2438/1 – Medower Herrenholz: Gemeiner Violettporling, Striegeliger Schichtpilz, Herber Zwergknäuling, Geweihförmige Holzkeule, Rötende Tramete, Eichen – Rindensprenger, Schmetterlings – Tramete, Krauser Aderzähling, Buckel – Tramete, Echter Zunderschwamm, Angebrannter Rauchporling, Eichenwirrling, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Judasohr, Rotrandiger Baumschwamm und Grünblättriger Schwefelkopf.


Das Medower Herrenholz in der Abendsonne des 15. April 2020.

Wann geht es am Mittwoch wieder auf Exkursion? – Siehe unter Termine!

08. April 2020 – Mittwochs- und Kartierungsexkursion

Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Es ging in den Messtischblatt – Quadranten 1936/4

Zunächst pilgerte ich diesen Waldweg entlang. Ich wandelte damit auf den Spuren der heiligen Brigitta von Schweden. Es handelt sich um ein Teilstück des gleichnamigen Pilgerweges der insgesamt eine Länge von 300 Km aufweist. Das war mir dann doch etwas zu viel und ich blieb innerhalb meiner Quadranten – Grenzen.


Wegen der Corona – Krise war ich heute alleine unterwegs.


Im vierten Quadranten des Kröpeliner Messtischblattes befinden sich mehrere Wälder, die hätten angesteuert werden können. Zum einen der südöstliche Bereich des Westenbrügger Holzes, der südliche Teil des Kröpeliner Stadtholzes sowie weitere Waldflächen, die über den gesamten Quadranten verteilt liegen. Ich entschied mich für ein Waldstück bei Karin. Überwiegend mit Fichten bestanden und teilweise von Erlenbrüchen durchsetzt. Es war sehr pilzarm und durch die Trockenheit musste ich auch mit wenigen Frischpilzen vorlieb nehmen.

Aufgrund des resupinaten Wachstums zunächst als Runzliger Schichtpilz angesehen, entpuppte sich diese Ferndiagnose als falsch.

Die überstehenden Konsolenenden waren deutlich striegelig/zottig, also Striegeliger Schichtpilz (Stereum hirsutum) in ungewöhnlicher Wuchsform.

Zu den wenigen Frischpilzen der heutigen Exkursion zählte eine Kollektion Grünblättriger Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Giftig!

Am Waldrand plätscherte der Hellbach entlang.

Die darüber führende Brücke mit zugehöriger Bank lädt den müden Pilger zum verschnaufen und Meditieren ein.

Der Hellbach mündet bei Teßmannsdorf in die Ostsee. Aber bevor er sich in ihr verliert hat er noch ein wunderbares Morcheltal geschaffen, das Landschaftsschutzgebiet Hellbachtal zwischen Neubukow und Buschmühlen.

Und hier sehen wir ein Feuchtgebiet mit ganz anderen Qualitäten. Ein Spaßbad für das Borstenvieh!

Und schließlich direkt am Pilgerweg noch ein echter Pilz mit Hut und Stiel. Auch er hat schon sichtlich gelitten. Frühlings- oder Schmalblättriger Mürbling (Psathyrella spadiceogrisea). Essbar, wenn frisch.


Hier die Artenliste von 1936/4 – Wald bei Karin: Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Schmetterlings – Tramete, Gemeiner Violettporling, Striegeliger Schichtpilz, Stoppliger Drüsling, Holunder Rindenschichtpilz, Flächiges Eckenscheibchen, Grünblättriger Schwefelkopf, Erlen – Schillerporling, Flaschen – Stäubling (vorjährig), Eichen – Rindensprenger, Eichen – Zystiden – Rindenpilz, Frühlingsmürbling, Rotrandiger Baumschwamm und Angebrannter Rauchporling.


Wir verabschieden uns vom Kariner Wald am 08. April 2020.

Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!

04. April 2020 – Öffentliche Pilzlehrwanderung

Öffentliche Pilzlehrwanderung

Pilzwandern im Jahr der Gemeinen Stinkmorchel

Sie sollte durch die Questiner/Panzower Tannen führen

Die Questiner Tannen (Fichten) am 04. April 2020.


Aufgrund der momentanen Krisenlage wegen des Corona – Virus musste diese Veranstaltung als öffentliche Wanderung leider ausfallen. Ich bitte um Verständnis.


Nun ist es wieder soweit. Der Winter liegt hinter uns und wir wollten mit der heutigen Pilzwanderung ganz offiziell die Saison 2020 eröffnen. Die Eindämmung des Corona – Virus verbietet derzeit alle öffentlichen Veranstaltungen. So zog ich alleine meine Kreise durch die Questiner Tannen. In punkto Frischpilze war es bei weitem nicht so erfolgreich wie im letzten Jahr zur Saisoneröffnung bei Jesendorf. Damals füllten sich die Körbe der Pilzsammler doch schon reichlich mit Speisepilzen und es war bis weit in den Hochsommer hinein die erfolgreichste Wanderung des vergangenen Jahres. Geschuldet dem milden Spätwinter und der Tatsache, dass es sich ohnehin um ein für diese frühe Jahreszeit vielversprechendes Gebiet handelte. Aber auch die sandigen Waldgebiete der Panzower- und Questiner Tannen könnten im Frühling schon mit dem einen oder anderen Frischpilz überraschen und das taten sie heute auch. Zwei taufrische Rehbraune Dachpilze waren im Angebot. Zwar sehen mehrere Augenpaare sicherlich einiges mehr, aber grundsätzlich ist es im Vergleich zum letzten Jahr zu dieser Zeit deutlich bescheidener. Hier einige Impressionen von meiner heutigen Solo – Tour:

An einem liegenden Birkenstamm wuchsen zahlreiche Konsolen des Samtigen Schichtpilzes (Stereum subtomentosum). Oberflächlich betrachtet ähneln sie durch ihre bunte Zonierung den Schmetterlings – Trameten. Sie besitzen auf der Unterseite allerdings keine Poren, sondern nur eine glatte Schicht = Schichtpilze.

Auch die Vielgestaltige Kohlenbeere (Hypoxylon multiforme) bevorzugt die Birke als Substrat.

Dem Winter – Stielporling (Polyporus brumalis) schmeckt totes Birkenholz ganz vorzüglich.

Hier ist nicht ganz klar, welche Nahrungsquelle diese beiden Rehbraunen Dachpilze (Pluteus atricapillus) nutzten, wuchsen sie doch am Rande eines Fichtenbestandes. In der Regel finden wir sie fast ganzjährig an Laubholz, sie verschmähen aber auch das Holz der Fichte nicht. Essbar.

Windgetrocknet sehen wir hier an einem alten Birkenstamm eine Konsole der Rötenden Tramete (Daedaleopsis confragosa).

Und selbstverständlich ausschließlich an Birke fruktifizierend, der Birken – Zungenporling (Piptoporus betulinus). Frische Fruchtkörper werden von einigen Menschen zur Linderung von Magenbeschwerden verwendet. Ansonsten ist der zähe Pilz komplett ungenießbar.

Und wir verabschieden uns von den Questiner Tannen.

Wann startet die nächste Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!

24. März 2020 – Treffen der Pilzfreunde

Treffen der Pilzfreunde

Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde

Thema: Pilz des Jahres 2020

Am Dienstag, dem 24. März 2020, um 18.00 Uhr im Steinpilz – Wismar, ABC Straße 21.


Aufgrund der aktuellen Entwicklung zur Corona – Problematik mußte unser Treffen leider abgesagt werden.


01. April 2020 – Mittwochsexkursion bei Kröpelin


Mittwochsexkursion

Auch exklusiv für interessierte Pilzfreunde

Es ging in den Messtischblatt – Quadranten 1936/3

Das Westenbrügger Holz am 01. April 2020.


Aufgrund der Corona – Krise musste ich auch diesen Termin für Gäste absagen. Ich bitte um Verständnis.


Eigentlich war das Gebiet bereits im November des letzten Jahres in der Planung. Damals war es regnerisch und ungemütlich kalt, so dass ich den Termin nicht absolvierte. Das sollte heute nachgeholt werden. Durch das Westenbrügger Holz laufen mehrere Quadranten – Grenzen. Im nordöstlichen Teil waren ein Pilzfreund aus Bützow und ich im letzten Spätherbst bereits, so das heute der südwestliche Bereich an der Reihe war. Es wurde versucht, alle im Feld ansprechbaren Arten, um diese Jahreszeit bevorzugt Holzpilze, zu notieren, mit Fotos zu belegen. Seltene Arten fand ich nicht und auch sonst war es sehr bescheiden, ohne Frischpilze. Zudem machte mir das Sehen aufgrund meiner Augen OP `s und einer neuen Brille noch zu schaffen.

Bunt gezont, wie die Flügel einiger Tagfalter, präsentierten sich diese Schmetterlings – Trameten (Trametes versicolor).

Eine Augenweide stellen oft die Konsolen des Rotrandigen Baumschwamms (Fomitopsis pinicola) dar.

Nicht nur an Obstbäumen in Gärten und an Straßenrändern, nein ganz besonders häufig können wir den Pflaumen  Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus) auch an Schlehen – Hecken der Waldränder antreffen.

Während wir dem Angebrannten Rauchporling sehr häufig an Laub- und Nadelholz begegnen können, ist der nah verwandte Graugelbe Rauchporling (Bjerkandera fumosa) durchaus etwas seltener zu beobachten.

Der hellgrüne Algenbewuchs steht der Buckel – Tramete (Trametes gibbosa) gerade um Ostern herum besonders dekorativ zu Gesicht. Sie mussten daher auch mit für die nun wieder zu erneuernde Ausstellungsfläche in unserem Info – Zentrum.


Die Artenliste von MTB: 1936/3 – Westenbrügger Holz: Herber Zwergknäuling, Orangefarbiges Brennnesselbecherchen, Zugespitzter Kugelpilz, Brandkrustenpilz, Angebrannter Rauchporling, Buckel – Tramete, Rotrandiger Baumschwamm, Gemeiner Spaltblättling, Striegelige Tramete, Buchenfruchtschalen – Holzkeule, Geweihförmige Holzkeule, Striegeliger Schichtpilz, Pflaumen – Feuerschwamm, Runzeliger Schichtpilz, Echter Zunderschwamm, Eichenwirrling, Rotbraune Kohlenbeere und Graugelber Rauchporling.


Wann startet die nächste Mittwochsexkursion? – Siehe unter Termine!