Vereinsexkursion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Am Sonntag, den 24. Oktober 2010, sind 9 Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zu einer Vereins- und Kartierungsexkursion in die Barniner Tannen zwischen Demen und Crivitz gefahren. Am Zielgebiet, an der Warnowbrücke des Weges von Demen in Richtung Barnin, erwartete uns schon Klaus Warning aus Bützow. Das Wetter war leider sehr ungemütlich – durchwachsen. Es regnete gelegentlich bei starkem Wind und spätherbstlich frischen Temperaturen. Im Mittelpunkt stand heute wieder die Kartierung der etwa 70 gefundenen Großpilzarten. Viele davon zählten allerdings zu den häufigeren „Allerweltspilzen“, aber auch diese werden notiert, denn gerade die häufigen Arten haben für das Gleichgewicht des Waldes die größte Bedeutung. Allerdings besitzen die teils sehr sensiblen Seltenheiten oftmals eine große Signalwirkung, insbesondere dann, wenn sie ein ganz spezielles Biotop ihr Zuhause nennen. Die Barniner Tannen bestehen überwiegend aus Nadelwaldforste, zwar keine Tannen, aber Kiefern und Fichten auf sehr sandigem Untergrund. Gerade diese armen Sandwälder haben sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Durch erhöhten Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft zogen sich Pilzarten, die sehr nährstoffarme Böden zum Gedeihen benötigen, immer mehr zurück. Die Wälder verkrauteten und stickstoffliebende Vegetation breitete sich aus. Mit ihr auch die dem entsprechenden Pilzarten. Seit dem die Felder nicht mehr von Flugzeugen aus der Luft gedüngt werden, scheint dieser Trend erst einmal gestoppt. Pilzarten wie Grünlinge, Schneepilze, Habichtspilze und auch die beliebten Pfifferlinge, könnten in Zukunft durchaus wieder etwas häufiger werden.
Missbildung beim Violetten Rötel – Ritterling. Er liebt eutrophierte, stickstoffhaltige Standorte mit einer reichlichen Rohhumusauflage.
Jonas freut sich zu diesem wunderbar duftenden Grünen Anis – Trichterling.
Recht selten in unseren Breiten zu finden ist der Große Knoblauchschwindling (Marasmius prasiosmus). Er gedeiht meist unter Eichen.
Herbstlich bunt sind schon die Wälder am 24.10.2010
Zu den derzeit häufigsten Speisepilzen zählt der Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes). Gerne ist er in der dunklen Nadelstreu der Fichten anzutreffen. Standortfoto.
Aber auch der Echte Pfifferling (Cantharellus cibarius) ist im spätherbstlichen Wald des Jahres 2010 keine Seltenheit.
Wunderschön und stolz präsentiert sich uns hier dieser stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina). Der Regen hat seine weißlichen Hüllreste vom Hut gespült.
Der Blutblättrige Hautkopf (Dermocybe semisanguinea) überrascht mit seinen tief – dunkelblutroten Lamellen. Er ist im Herbst häufig im moosigen Nadelwald anzutreffen. Ungenießbar. Standortfoto.
Und zwischendurch einen wärmenden Tee aus der Thermoskanne.
Auf einer Lichtung standen diese wunderbaren Fruchtkörper aus der Verwandtschaft des Riesenschirmpilzes (Macrolepiota spec.). Gute Speisepilze.
Zum Schluss überraschte uns Irena noch mit einer heißen und herzhaften Weißkohl – Maipilzsuppe sowie selbst gebackenem Apfelkuchen.
Das obligatorische Abschlussfoto. 24.10.2010.
Am Nachmittag fuhren Irena und ich noch in das heideartige Gebiet der Oberen Seen bei Sternberg. Bald ist wieder Bastelzeit für Adventsgestecke, und hier wachsen einige dekorative Pflanzen und Moose, die sich dazu bestens eignen. Während Irena ihr Bastelmaterial einsammelte, schaute ich mich noch nach Pilzen um. Hier ist der Boden tatsächlich noch extrem Nährstoffarm und bietet dadurch beste Bedingungen für eine entsprechende Pilzflora.
Nach den ersten Bodenfrösten taucht im Spätherbst unter Kiefern der leckere Frostschneckling (Hygrophorus hypothejus) auf. Den Schleim kann man in warmem, leicht gesalzenem Wasser gut lösen und er eignet sich dann zum Dünsten oder als Suppenpilz. Standortfoto am 24.10.2010 im Gebiet der Oberen Seen.
Tief in Sand und Nadeln eingesenkt, gibt es hier stellenweise zahlreiche Schneepilze (Tricholoma portentosum) und Grünlinge (Tricholoma equestre).
Der Schneepilz oder Schwarzfaserige Ritterling ist ein sehr guter Speisepilz. Man findet ihn nicht nur unter Kiefern auf Sandböden, sondern gelegentlich auch unter Fichten und Buchen.
Auch der eine oder andere Steinpilz ist hin und wieder in dieser armen Kieferngegend anzutreffen. Standortfoto am 24.10.2010 im Gebiet der Oberen Seen.
In unmittelbarer Nähe des Steinpilzes wölbte sich unter einer jungen Kiefer der dicke Nadelhumus leicht, aber verdächtig. Tatsächlich standen Pilze darunter, aber nicht der vermutete Steinpilz, sondern ein ganzes Nest sehr ansehnlicher Grünlinge (Tricholoma equestre). Standortfoto am 24.10.2010.
Leider ist dieser wunderbare Pilz in der letzten Zeit in Verruf geraten. Er soll bei übermäßigem Genuss das Muskelgewebe schädigen. Trotzdem wird er weiterhin von vielen seiner Fans verzehrt.
Kunterbunt sieht es oftmals in meinen Sammelbehältnissen aus. Insbesondere wenn auch noch Fliegenpilze oder rote Täublinge mit dabei sind, ist es angebracht, anderen Pilzsammlern lieber aus dem Wege zu gehen. Man wird entweder für völlig unkundig gehalten oder man fühlt sich dazu berufen, mich darüber aufzuklären, dass da Giftpilze mit dabei sind und ich diese keinesfalls essen sollte.
Soweit ein kleiner Rückblick auf einen erfolgreichen Exkursionstag im Oktober 2010.
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – siehe unter Termine!