Pilzwachstum und Wetter im August 2010
Pilze und Wetter August 2010
01. August – Heute hatten wir eine Vereinsexkursion zu den Mammutbäumen im Wald bei Crivitz. Hier wanderten wir allerdings durch staubtrockene Laub- und Nadelwälder, die kaum frische Pilze beherbergten. Siehe auch unter „Im Wald bei Adam und Eva“. Am Nachmittag fuhren Irena, klein Jonas und ich nach Grevesmühlen um uns das Piratenspektakel „Die Schatzinsel“ auf dem dortigen, abenteuerlich ausgestalteten Freiluftgelände anzuschauen. Um 16.00 Uhr begann die großartige Veranstaltung und kurz danach donnerten nicht nur die Kanonen der Freibeuter, sondern ein mächtiges Gewitter begann sich zu entladen. Sintflutartig ergoss sich der Sturzregen über Schauspieler und Publikum, so dass wir es vorzogen, das Geschehen und die Freilichtbühne fluchtartig zu verlassen. In kürzester Zeit stand nahezu flächendeckend alles unter Wasser. Ich freute mich darüber natürlich riesig, nur schade für unseren kleinen Jonas, der das abenteuerliche Geschehen gern weiter verfolgt hätte. Es gab dann bis in die Nacht hinein weitere Schauer und Gewitter, so dass in vielen unserer Pilzreviere 20 – 30 Liter gefallen sein dürften!
02. August – Bei überwiegend stärker bewölktem Himmel, gab es bei uns tagsüber kaum noch stärkere Schauer. Es hat auch im Vergleich zum Vortag deutlich abgekühlt. Die mit dem August – Beginn gefallenen Regenmengen reichen völlig aus, um einen deutlichen Pilzschub ab nächster Woche auszulösen. Besonders zum übernächsten Wochenende hin sollte es reichlich Sommerpilze geben. In den kommenden Tagen bleibt es noch unbeständig mit Schauern und Gewittern. Ab nächster Woche könnte sich möglicherweise wieder sonnenscheinreiches, warmes und trockenes Sommerwetter einstellen. Das sollte aber den zu erwartenden Wachstumsschub noch nicht sonderlich beeinträchtigen. Sollte sich aber eine länger anhaltende, trockene Schönwetterperiode einstellen, so wird dieser Schub wohl noch nicht der Startschuß in die Hochsaison sein. Bleibt es allerdings auch weiterhin relativ feucht, könnte sich eine lange, pilzreiche und sehr interessante Hochsaison entwickeln. Es herrscht nähmlich bei vielen Arten enormer nachholebedarf! Der Haushalt Forst lieferte in den letzten Wochen schon einen bemerkenswerten Vorgeschmack.
03. August – Heute Nacht und am Vormittag regnete es noch gelegentlich und stellenweise auch recht kräftig, so dass nahezu unser gesamtes Einzugsgebiet mehr als 20 Liter bekommen hat. Dem nächsten, wahrscheinlich kräftigen und flächendeckenden Sommerschub steht nichts mehr Wege. Anfang nächster Woche dürfte es mit Champignons losgehen. Mitte der kommenden Woche sollten dann in unseren Kiesgebieten mit Kiefern nahezu explosionsartig zahlreiche Körnchen – Röhrlinge aus dem Waldboden schießen und zum übernächsten Wochende dann auch viele andere Arten mehr. Vor allem rechne ich in den bisher sehr trockenen, sandigen Gebieten mit einem zumindest mässigen, möglicherweise aber starken Schub von Sommersteinpilzen. Auch Echte Steinpilze werden wahrscheinlich ihren ersten, stärkeren Wachstumsschub bekommen. So bald die ersten Mehlpilze auftauchen, wissen wir näheres. Aber auch stark giftige Arten wie Pantherpilze und Grüne Knollenblätterpilze wird es zahlreich geben. – In dieser Woche geht es noch mässig warm mit Gewitterschauern weiter. In der nächsten Woche zeichnet sich nach den Berechnungen der Wettercomputer ein Trend zu hochsommerlich warmen Wetter ab, dass aber weiterhin von durchziehenden Gewitterstörungen leicht wechselhaft und relativ feucht ausfallen könnte. Bleibt es dabei und bekommt unsere Region längerfristig weiteren Regennachschub, könnte der ab nächster Woche beginnende Sommerschub schon der Startschuß zur diesjährigen Hochsaison sein. Warten wir `s ab.
04. August – Da heute Mittwoch war, stand wieder eine Exkursion auf dem Programm. Natürlich in den Haushalt Forst. Die große Euphorie ist hier aber inzwischen abgeklungen. Die Luft ist erst einmal raus. Röhrlinge gab es nur noch vereinzelt. Zwei Anhängsel – Röhrlinge, einige frische Rotfuß – Röhrlinge und natürlich immer noch recht viele Täublinge. Aber in gut einer Woche geht es ja wieder los. Und das nicht nur in diesem Wald, sonder allgemein im nordwestmecklenburger Bereich. – Das Wetter war heute wieder leicht durchwachsen mit einigen, meist leichten Schauern. Unbeständig, mit weiteren Gewitterschauern und angenehm warm geht es auch in den nächsten Tagen weiter. Gute Entwicklungsbedingungen für den bevorstehenden Wachstumsschub.
05. August – Wolkenreich und gewittrig präsentierte sich der heutige Donnerstag. Bei diesem durchwachsenen Wetter zieht es viele Urlauber zu einem Stadtbummel nach Wismar. Das kommt auch unserer Dauerausstellung zu gute und sie war heute etwas besser besucht als an Schönwettertagen. Es gab 75 Arten des Sommers zu sehen. Im Tagesverlauf gab es hier und da einzelne Schauer samt Blitz und Donner. Am späteren Nachmittag und am Abend zog ein etwas größerer Gewitter – Cluster über die südöstlichen Regionen unserer Pilzgebiete. So gab es z. B. gegen 19.00 Uhr im Brüeler Raum einen extrem starken Wolkenbruch, der bei Pilzfreundin Irena das ganze Grundstück unter Wasser setzte, samt vollgelaufenem Keller. Sollte es in den nächsten Tagen weitere Regenfälle geben, so könnte sich der bevorstehende Wachstumsschub weiter festigen und es kommt nicht nur für einige Tage zu einem starken Pilzwachstum. Ein solider Feuchtegehalt der Waldböden kann dann ein nachhaltiges Pilzwachstum sichern.
06. August – In der vergangenen Nacht hat es noch etwas geregnet. Unsere Pilzgebiete haben jetzt alle genug Regen bekommen, so dass der Sommerschub auch in den bis jetzt zu trockenen Gebieten ab der nächsten Woche durchstarten kann. Ob sich tatsächlich schon längerfristig ein gutes, anhaltendes Pilzwachstum entwickeln kann, scheint aus heutiger Sicht immer noch fraglich. Die Mittelfristprognosen der Wettercomputer deuten für Mitte August eine sonnige, wahrscheinlich trockene und sehr warme Wetterlage an. Nach meinen Erfahrungen können diese Hochdrucklagen im August sehr stabil werden und unter Umständen bis weit in den September hinein anhalten. Das würde zur Folge haben, das sich in den nächsten 2 – 3 Wochen zwar gut Pilze entwickeln dürften, aber danach alles wieder recht schnell abklingen würde. Der Beginn der Hochsaison verschiebt sich folglich weiter nach hinten. Aber möglicherweise kommt ja auch alles ganz anders.
07. August – Wettertechnisch sitzen wir in Mecklenburg zur Zeit zwischen zwei Stühlen. Im Westen regnet es und im Osten, besonders im Südosten Deutschlands, könnte man meinen, die Sintflut sei losgebrochen. Dort kam es in diesem Sommer schon öfters zu starken, anhaltenden Regenereignissen, wobei nach oben, was die Regenmengen angeht, anscheinend keine Grenzen gesetzt sind. Hochwasser und Überschwemmungen sind dort schon fast an der Tagesordnung. Wir müssen uns leider mit dem begnügen, was für uns vorgesehen ist. Der Regen im Osten versucht morgen etwas weiter nach Westen voran zu kommen und das gleiche versucht der Regen im Westen, allerdings etwas weiter nach Osten zu gelangen. Da es sich aber um zwei verschiedene Wettersysteme handelt, hält jeweils das eine, das andere auf Distanz, so dass es morgen genau bei uns trocken bleiben könnte. Ändert sich aber an einem der beiden Wetterzonen nur geringfügiges, könnte es auch bei uns nass werden. – Heute war wieder eine öffentliche Pilzlehrwanderung angesetzt. Es ging durch den Sültener Forst. Wie zu erwarten, gab es kaum Frischpilze, bis auf einige Kleinarten wie Waldfreund Rüblinge, Tintlinge und Gelbbräunliche Trichterlinge. Solche Pilze eröffnen in der Regel den neuen Wachstumsschub und Erscheinen schon wenige Tage nach dem Regen. Ab dem nächsten Wochenende sollte es auch in diesem Gebiet besser werden. Siehe auch unter „Am verschwundenen Waldsee“. Während des Schreibens an diesem Artikel erhielt ich gerade einen Anruf von Irena und dem kleinen Jonas. Sie sind zu Besuch in Lübz, wo das berühmte Bier gebraut wird. Die Region liegt schon mehr im Süden Mecklenburgs. Sie waren ganz „Happy“!. Sie wollten eigentlich Angeln gehen, gerieten aber unverhofft in einen regelrechten „Pilzsegen“. Unmengen an Täublingen, Perlpilzen und auch die schönsten Echten Steinpilze, Birkenpilze und sogar Pfifferlinge. Laut Mund zu Mund Propaganda soll es in der Region Plau am See sogar eine große Steinpilz – Schwämme geben. Diese Region hat anscheinend schon etwas früher nennenswerten Regen abbekommen. Werten wir es also als einen Vorgeschmack darauf, was uns ab dem nächsten Wochenende mit großer Wahrscheinlichkeit auch in unserer Region erwartet.
08. August – Die Regenzone aus dem Osten konnte seinen Einfluß gerade noch so bis zu uns ausweiten. Es gab zwar längst nicht solche massiven Niederschläge wie in Richtung polnischer Grenze, aber dennoch hat es heute den ganzen Tag über schauerartige Regenfälle gegeben und es dürften stellenweise einige Liter zusammen gekommen sein. Ich wurde auf jeden Fall schön nass und an einigen Orten bildeten sich zahlreiche, durchaus größere Pfützen. In der kommenden Woche geht es recht warm und leicht wechselhaft mit einigen Schauern und Gewittern weiter. Danach deutet sich immer noch der Aufbau einer stabilen, möglicherweise hochsommerlichen Hochdrucklage mit Ostwind an. Das würde bedeuten, wir können jetzt den allgemeinen Sommeraspekt erwarten und der Beginn der Hochsaison würde sich wahrscheinlich bis mindestens in den September hinein verzögern. – Ich habe heute eine Tour durch verschiedene Wälder unternommen. Eigentliches Ziel waren allerdings nicht die Pilze, sondern bevor es wieder richtig los geht, brauchte ich noch frisches Moos um meine Ausstellungsflächen zu erneuern. An den Wegrändern tauchen zunehmend Waldfreund – Rüblinge, Rissige Ackerlinge, Schwindlinge, frische Stäublinge und Champignons auf.
09. August – Heute war es den ganzen Tag über bei mässig warmen Temperaturen mehr oder weniger bewölkt und am Abend gab es noch unbedeutenden Regen. Im allgemeinen haben wir gute Entwicklungsbedingungen für`s Pilzwachstum. Irena und Jonas haben mir heute eine ganze Menge Frischpilze zum Ausstellen aus dem südlichen Mecklenburg mitgebracht, so dass ich die Ausstellungsfläche wieder gut bestücken konnte. Die Pilzberatung wird allmählich wieder etwas mehr in Anspruch genommen. Heute kamen die Leute mit Netzstieligen Hexen – Röhrlingen und Weißen Anis – Champignons.
10. August – Angenehmer, warmer Sommertag mit einigen harmlosen Quelwolken am Himmel. Im laufe der Nacht trübt es von Westen her ein und gegen Morgen kann es auch schon etwas regnen. Morgen besteht dann eine hohe Regenneigung die im Tagesverlauf durch Bildung kräftiger Gewitter verstärkt wird. Das kommt dem beginnenden Pilzwachstum sehr zu gute. Der Schub startet gerade durch mit vielen Wiesen – Champignons, erste Körnchen – Röhrlinge, Butter- und Birkenpilze werden gefunden.
Aufgrund technischer Schwierigkeiten muss ich das Tagebuch hier schließen und auf „Wetter/Pilze August 2010/II“ weiterführen.