Wetter und Pilzwachstum im November 2010
Wetter und Pilze im November 2010
01. November – Standesgemäß begann dieser Spätherbstmonat mit tristem Novembergrau, aber relativ mild. Sehr mild geht es auch in dieser Woche weiter!. Allerdings lebt die Tiefdrucktätigkeit in den nächsten Tagen wieder deutlich auf. Zunehmend starke Südwestwinde führen noch wärmere Luft heran, aber auch reichlich Regen. Erst zum Wochenende soll es aus nordwestlicher Richtung wieder spürbar kälter werden. – Irena und Jonas waren am Spätnachmittag noch zu einer Kurzexkursion im Schönlager/Jülchendorfer Bereich unterwegs. Sie brachten mir wahre Prachtstücke von Riesenschirmpilzen für unsere Ausstellung. Die waren ganz frisch gewachsen! Des weiteren eine ganze Menge Goldfarbener Glimmerschüpplinge, frische Schopf – Tintlinge, Weiße Raslinge und manches mehr. Auch an einer uns bekannten, sehr ergiebigen Graukappenstelle, an der bisher noch nichts zu finden war, geht es nun richtig los. Hunderte von knackig frischen Pilzen schieben sich durch die dicke Rohhumusauflage (siehe auch November 2009 – gleicher Zeitpunkt, gleiche Stelle!). Die spätherbstlichen Streubewohner scheinen, auch angeregt durch die milden Temperaturen, in den nächsten Tagen und Wochen ihren zweiten Wachstumsschub zu bekommen.
02. November – Grau in grau zeigte sich der 2. Tag des Monats. Der Wind frischte heute etwas auf und kündigt turbulentes Regenwetter an. Für Nordwestmecklenburg sind für morgen Unwettervorwarnungen vor starkem Wind aktiv. Dazu soll es zeitweise regnen. Das positive dabei ist, dass für die Jahreszeit ausgesprochen milde Luftmassen herangeführt werden. Besonders am Donnerstag soll sich die subtropische Luftmasse mit den höchsten Temperaturen der Woche bemerkbar machen. Dazu aber kein Sonnenschein, sondern bis zu 20 Liter Regen auf den Quadratmeter. Jedenfalls haben es die Wettercomputer aus den bis heute verfügbaren Wetterdaten so berechnet. – Morgen ist Mittwoch und somit mein Exkursionstag. Ich bin um 09.00 Uhr mit Pilzfreund Gerhard Weiß aus Dietrichshagen bei Grevesmühlen verabredet. Ich hoffe, dass das Wetter nicht allzu zu schlecht ausfällt. Das Zielgebiet ist noch offen.
03. November – Die geplante, gemeinsame Exkursion mit Gerhard Weiß viel buchstäblich in` s Wasser. Am Vormittag regnete es teils sogar sehr heftig. Es wehte auch ein lebhafter Wind, aber kein Sturm. Es war sehr mild. Der Regen gehörte zu einer Kaltfront, die aber nur wenig kühlere Luft am Nachmittag einfließen ließ. Im laufe der Nacht wird die Kaltfront rückläufig und wandelt sich gleichzeitig in eine Warmfront um. Dadurch setzt erneut Regen ein, der teils länger anhalten kann. Es wird noch etwas wärmere Luft herangeführt. – Am Nachmittag war es dann weitgehend trocken und ich entschloss mich in „meinen“ Mönchskopfwald bei Rerik zu fahren. Seit vielen Jahren eine Tradition im November. Ein großer Korb war auch dieses mal wieder angebracht, denn er wird erfahrungsgemäß immer voll. So auch heute. Es waren zwar nicht die Massen, die hier in manchen Jahren zu beobachten waren, aber es hat gereicht. Ein Teil wird getrocknet und der andere soll unsere Ausstellung bereichern. Dabei waren heute zwei Generationen zu finden. Die einen schon recht groß und alt, sowie ungewöhnlich kurzstielig. Diese Pilze wuchsen schon Ende September heran und stagnierten während der ungünstigen Witterung in der 1. Oktoberdekade. Sie wuchsen dann zwar weiter, konnten sich aber nicht mehr optimal entfalten. Zum anderen kamen jetzt die frischen und jungen des zweiten Schubes, nachdem die Bedingungen sich wieder gebessert hatten. Mönchsköpfe können Wochenlang am Standort verweilen und bei ungünstigen Witterungsphasen stagnieren, um bei besseren Bedingungen wieder weiter zu wachsen. Sie werden dann allerdings sehr zäh und minderwertig.
04. November – Anhaltender, ergiebiger Landregen den ganzen Tag über. Dabei stiegen die Temperaturen bis zum Abend kontinuierlich an. In breitem Strom und mit hohen Windgeschwindigkeiten in der Höhe, wird lauwarme, subtropische Luft mit einem hohen Wasserdampf – Kapazitäts – Haltevermögen (tolle Wortkombination aus der Sprache der Meteorologie) zu uns geführt. Da wir genau an der Grenze zu kühlerer Luft im Norden liegen, kommt es immer wieder zur Ausbildung von Regengebieten die rasch über uns hinweg ziehen. Erst am Sonnabend soll sich diese Luftmassengrenze nach Süden in Bewegung setzen und bis Sonntag ganz Deutschland mit deutlich kälterer Luft Überschwämmen. Dann sind auch wieder, bei Aufklaren, nächtliche Bodenfröste bei uns möglich. Ein Wintereinbruch, so wie heute vor einem Jahr mit 10 – 20 cm Neuschnee in Mecklenburg – Vorpommern (siehe Tagebuch „Wetter und Pilze November 2009“) wird es aber vorerst nicht geben. Im Gegenteil, im laufe der kommenden Woche soll die Warmluftzufuhr erneut angekurbelt werden. Die streubewohnenden Pilzarten werden es danken und in den nächsten Wochen wohl nochmals etwas besser wachsen. Zu dem kann es durchaus Sinn machen, sich nach Austern – Seitlingen und Samptfuß – Winterrüblingen umzuschauen, da sie auch schon wachsen. So wurde mir heute eine schöne Traube Austern – Seitlinge aus einem Garten, gewachsen am Apfelbaum, in der Pilzberatung vorgelegt. Die Pilze waren sogar schon älter und nur noch zum Auskochen zu einer schmackhaften Pilzbrühe geeignet.
05. November – Während es in der vergangenen Nacht und am Morgen noch stark regnete, verlief der Tag überwiegend trocken. Der Wind wehte aber recht stark und die Temperaturen bewegten sich noch im sehr milden Bereich. Im Verlauf des Abends setzte erneut Regen ein. Er gehört zu einer Kaltfront, die ab Morgen deutlich frischere Meeresluft aus polaren Breiten zu uns lenkt. Bodenfröste werden in den kommenden Nächten ein Thema werden. Da die Spätsommer und Herbstpilze sowieso weitgehend abgeklungen sind und in dieser Beziehung auch kaum noch etwas zu erwarten ist, werden die Bodenfröste auf die verbliebenen Spätherbstpilze kaum einen negativen Einfluss haben, denn diese sind auf solche Bedingungen eingestellt.
06. November – Grau und regnerisch startete der heutige Sonnabend. Im laufe des Vormittags lockerte die Bewölkung stärker auf und der blaue Himmel samt Sonnenschein, mit klarer Sicht, deuteten darauf hin, dass der erwartete Luftmassenwechsel stattgefunden hat. Es ist merklich kühler geworden. Falls es in der kommenden Nacht verbreitet aufklaren sollte, kann es zusätzlich noch stark auskühlen. Die Luft kann sich dann auch tagsüber bei der schon sehr schwachen Sonneneinstrahlung nicht mehr nennenswert erwärmen. Die Wettermodelle der Computer sind sich für die Mittelfristvorhersage noch nicht einig, wie es weiter gehen soll. Die momentan bevorzugte Variante deutet eher darauf hin, dass es auf niedrigem Temperaturniveau weitergeht. – Wer noch ergiebig Pilze finden möchte, sollte sich mit den Spätherbstpilzen gut auskennen. Da ist noch der eine oder andere gefüllte Pilzkorb möglich. Wer nur die allgemeinen „Klassiker“ kennt und sammeln möchte, braucht nicht mehr in den Wald zu gehen, er wird nur in den seltensten Fällen noch Glück haben.
07. November – Bei ziemlich frischen Temperaturen gab es heute dennoch einen sehr schönen Sonntag. Besonders am Nachmittag zeigte sich neben lockeren Wolkenfeldern häufig die Sonne. Da dazu kaum ein Lüftchen wehte, hatten wir sehr angenehmes Wetter für einen Nachmittagsspaziergang. Ich besuchte seit längerem einmal wieder, zusammen mit meinem kleinen Sohn Jonas, die Wismarer Parkanlage am Seeblick, um mich ein wenig nach Pilzen um zu schauen, während Jonas lieber den Spielplatz beehrte. Von den vielen Parkpilzen des Sommers und Frühherbstes war erwartungsgemäß nichts mehr zu sehen. Da es hier aber einige waldnahe Bereiche gibt, an denen stellenweise auch das zusammengefegte Laub der Parkanlage abgelagert wird und dadurch dicke Humuspakete entstehen, schaute ich dort nach Pilzen. Hier waren auch welche zu finden. Insbesondere Graukappen und Fuchsige Rötel – Trichterlinge. Neben den alten Exemplaren des ersten Schubes, kamen jetzt gerade wieder wunderbar frische Pilze aus dem Humus. Der viele Regen und die vormals milden Temperaturen zeigten Wirkung.
08. November – Die vorangegangene, klare Nacht, sorgte für eine starke Ausstrahlung, so dass wir in unserer Region die bisher kälteste Nacht in diesem Herbst bekamen. Besonders im Binnenland ging es deutlich in den Frostbereich. Leichter Luftfrost, und am Erdboden, in freien Lagen, mindestens bis minus fünf Grad kalt! Raureif und zugefrorene Pfützen sorgten am Morgen für einen winterlichen Start in den Tag. Dabei dürften die letzten, nicht frostharten Pilzarten, wohl gehörig einen auf den „Deckel“ bekommen haben! Im laufe der Woche soll es allmählich und am Wochenende sogar wieder deutlich milder werden. Ähnlich hohe Werte wie in der vergangenen Woche, sind dank eines umfangreichen Sturmwirbels über Westeuropa, am kommenden Wochenende auch wieder möglich. Allerdings erneut mit viel Regen und möglicherweise auch einem handfesten Sturm! Ein nachhaltiger Wintereinbruch ist auch weiterhin nicht in Sicht.
09. November – Ein ruhiger, nicht unfreundlicher, aber kühler Novembertag. Die Ruhe vor dem Sturm! Von Donnerstag an und am Wochenende erfast ein neuer, atlantischer Sturmwirbel Deutschland. Er saugt dann wieder sehr milde Luftmassen aus den Subtropen an, verbunden mit viel Regen und Wind. – Morgen ist Mittwoch und somit mein Exkursionstag. Das Hauptaugenmerk gilt morgen allerdings dekorativen Porlingen, die sich gut zum Basteln eignen. Adventsbasteln steht wieder auf dem Programm! Seit gestern habe ich begonnen, die Ausstellungsflächen zurück zu bauen. Es geht in Richtung stark reduzierter Winterausstellung. Die Schaufenster und der Innenbereich werden nach und nach weihnachtlich dekoriert und in kürze können bei uns auch wieder Adventsgestecke käuflich erworben werden.
10. November – Ich war heute praktisch den ganzen Tag im Wald. Sowohl Pilze zum Ausstellen, zum Trocknen und zum Basteln standen auf dem Programm. Für die Ausstellung gab es u.a. frische Goldfarbene Glimmerschüpplinge, Frost Raslinge, Weiße Raslinge, Graublättrige Schwefelköpfe, Rosablättrige Krempenritterlinge, Geflecktblättrige Flämmlinge, Purpurbraune Rüblinge, Blauende Kahlköpfe, Dunkelscheibige Fälblinge, Kahle Kremplinge, Duft – Trichterlinge, Bleiweiße Trichterlinge, Graukappen, Horngraue Rüblinge, Nelkenschwindlinge, Graugrüne Milchlinge, Graue Erdritterlinge, Schärfliche Ritterlinge, Fuchsige Rötel – Trichterlinge, Gelbe Knollenblätterpilze, Derbe Rotfüßchen, Echte Pfifferlinge, Gallen – Täublinge, Buchen – Spei – Täublinge, Schopf – Tintlinge und Nördliche Zinnoberschwämme. Zum Trocknen für Pilzwürze habe ich einen größeren Korb voll Graukappen gesammelt. Ich hätte noch etliche, weitere Körbe mit diesem ergiebigen Pilz füllen können! Schließlich waren auch noch Porlinge von Interesse, insbesondere Rotrandige Baumschwämme. Sie sind sehr dekorativ für Adventsgestecke und werden nicht so schnell von Insekten ausgehöhlt. Allerdings wird es immer schwieriger, alte, liegende Baumruinen mit den entsprechenden Pilzen zu finden. Die Wälder werden zu sehr „Gesundgeforstet“! – Das Wetter war sehr ruhig, November – typisch grau und am Nachmittag fing es auch noch an zu regen.
11. November – Am Vormittag hatten wir noch sehr freundliches Wetter mit gelegentlichem Sonnenschein bei recht frischen Temperaturen. Am Nachmittag trübte es sich zunehmend ein und der Wind frischte allmählich immer mehr auf. Jetzt am Abend hat Regen eingesetzt bei stürmischen Windböen. Sturmtief „Carmen“ hält Einzug. Das stürmische und feuchte Wetter hält die nächsten Tage noch an, dabei wird es vorübergehend deutlich milder. Frost und Schnee sind auch mittelfristig nicht zu erwarten, so dass auch weiterhin der versierte Pilzfreund mit fortgeschrittener Artenkenntnis zu einer erfolgversprechenden, spätherbstlichen Pilzwanderung aufbrechen kann.
12. November – Das Sturmtief „Carmen“ hat uns voll im Griff. Den ganzen Tag schauerte es bei strammen Windböen. Besonders jetzt am Abend ist der Wind sehr ruppig. Ich hoffe, das sich das Wetter bis Morgen Vormittag etwas beruhigt, denn die letzte öffentliche Pilzlehrwanderung der Saison steht auf dem Plan. Es geht in ein Laubwaldgebiet auf besseren Böden am Homberg, in der Nähe von Schwerin. Vom bewaldeten Homberg hat man bei günstigen Sichtverhältnissen einen weiten Blick in die Umgebung, sogar bis zur Landeshauptstadt Schwerin. Wer die spätherbstliche Pilzflora etwas näher kennen Lernen möchte, sollte sich um 09.00 Uhr am ZOB in Wismar einfinden. Wir starten allerdings nicht mit dem Bus, sondern nutzen die vorhandenen PKW` s zur Fahrt zum Zielgebiet. Die Veranstaltung wird etwa bis zum frühen Nachmittag dauern. Die Teilnahme kostet 5,00 € pro Person, Kinder die Hälfte.
13. November – Heute fand die letzte öffentliche Pilzlehrwanderung der Saison statt. Es ging bei milden Temperaturen und trockenem Wetter in das Waldgebiet am Homberg bei Schwerin. 14 Pilzfreunde aus nah und fern nahmen daran teil. Es handelt sich bei dem Gebiet um stark hügeliges Gelände auf gehaltvolleren Böden. Über weite Strecken dominiert die Rotbuche, parzellenartig auch Fichte und Lärche sowie in den feuchten Senken die Erle. Die Artenvielfalt war leider nicht mehr so groß, aber dennoch gab es noch reichlich interessantes zu Entdecken (siehe auch unter „Im Wald am Homberg“).
14. November – Bemerkenswert hohe, fast schon warme Temperaturen herrschten am heutigen Volkstrauertag. Das allerdings bei November – typischen Grau mit gelegentlichen, leichten Regenfällen. Der Höhepunkt der kurzzeitig frühlingshaft milden Witterung ist aber heute erreicht. Ab morgen setzt ein merklicher Temperaturrückgang auf ein der Jahreszeit entsprechendes Niveau ein. In Richtung 3. Novemberdekade deuten vorsichtige Computerberechnungen sogar einen markanteren Temperaturrückgang hin zu frühwinterlichem Wetter an! Also, Freunde der Spätherbstpilze, nutzt noch die kommende Woche für eine Pilzexkursion, vielleicht wird es ja doch bald Winter?
15. November – Ein recht freundlicher Novembertag mit Sonnenschein und immer noch recht moderaten Temperaturen. So ähnlich, aber meist wolkenreich und besonders Donnerstag auch regnerisch, soll es in dieser Woche weitergehen. Die Signale für den ersten Wintereinbruch in der kommenden Woche haben sich weiter erhärtet. Es ist zwar noch nicht ganz sicher, aber es sieht tatsächlich nach frostiger Winterluft aus dem Nordosten aus und selbst die ersten Schneefälle des beginnenden Winters liegen im Bereich des möglichen. – Pilzfreund Peter Kofahl hat heute nochmals eine Stadtexkursion unternommen. Er brachte zum Ausstellen u. a. frische Grünblättrige Schwefelköpfe, Samtfuß – Winterpilze, Winter – Trompetenschnitzlinge, Grünspan – Träuschlinge, Fleischbraune Rötel – Ritterlinge, sowie Weiße Raslinge und Frost- Raslinge mit.
16. November – Ruhiges, aber doch schon etwas kühleres Novemberwetter war heute angesagt. Der mögliche Wintereinbruch mit Frost und Schnee ab der nächsten Woche, wird auch weiterhin von den Wetterrechnern und Meteorologen als recht wahrscheinlich angesehen. Ich kann nur nochmals wiederholen, liebe Pilzfreunde, wer noch einmal Lust hat, zu einer spätherbstlichen Pilzwanderung, der sollte die nächsten Tage dafür nutzen, denn die Auswahl der Speisepilze wird mit dem Wintereinbruch wohl nur noch auf die klassischen Winterpilze reduziert werden. Gut 1,0 Kilogramm Echte Pfifferlinge und einige frische Krause Glucken sowie Derbe Rotfüßchen, wie sie heute Pilzfreundin Angelika Boniakowski im Kaarzer Holz fand, wird es dann wohl erst nächsten Jahr wieder geben!
17. November – Grau, mit gelegentlichem Nieselregen bei zeitweise recht kräftigem Nordostwind, dominierte das heutige Wettergeschehen. Die Pilzfreunde Peter Kofahl und Hans – Jürgen Willsch sind heute zu einer Exkursion aufgebrochen. Ob und was sie gefunden haben, ist mir bis zur Stunde noch nicht zu Ohren gekommen. Eigentlich war heute mein mittwöchentlicher Exkursionstag. Ich habe aber zur Zeit alle Hände voll zu tun, um aus unserem Mykologischen Informationszentrum eine stimmungsvoll gestaltete Adventsstube zu machen. Insbesondere die Schaufenster müssen weihnachtlich ausgestaltet werden, um unsere Adventsgestecke im entsprechenden Rahmen zu präsentieren. Der Verkauf von Gestecken hat jetzt Vorrang, denn die Pilzausstellung ist um diese Jahreszeit leider kaum noch gefragt.
18. November – Da ich zur Zeit kaum frische Pilze für die Ausstellung brauche (ich habe gerade Erneuert und es liegen 72 Arten auf der Fläche), weil nächste Woche die Ausstellungfläche mit neuem Moos ausgelegt werden soll, sowie überwiegend mit pflegeleichten Porlingen, Schichtpilzen, Schlauch- und Bauchpilzen bestückt wird, sammelten unsere beiden Pilzfreunde gestern Speisepilze für den Eigenbedarf. Sie fuhren in die Questiner/Panzower Tannen. An nennenswerten Mengen guter Speisepilze fanden sie nur Graublättrige Schwefelköpfe. Und die sind bekanntlich von der vorzüglichen Sorte. – Ein kleines Tiefdruckgebiet zog heute von Tschechien kommend Nordwestwärts in Richtung Ostsee. Ein zugehöriges, kräftiges Regengebiet hat Mecklenburg am Nachmittag erfasst und bis Morgen können verbreitet 10 – 20 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen.
19. November – Die prognostizierten Regenmengen vom Vortag wurden erreicht. Befänden wir uns jetzt im Sommerhalbjahr, würde ich sagen, wir können demnächst mit einem guten Pilzwachstum rechnen oder das bereits gute Wachstum hat eine weitere, nachhaltige Grundlage für die nächsten Wochen bekommen. Jetzt, Mitte November, kurz vor dem Ende der eigentlichen Pilzsaison, spielt dieser Aspekt aber kaum noch eine Rolle. Unterdessen ist inzwischen auch schon Sicher, dass in der nächsten Woche der Winter mit Frost und Schnee Einzug hält. Somit rücken ohnehin Samtfuß- Winterrübling und Austernseitling als lohnende Speisepilze in den Vordergrund, und die wachsen an Bäumen, sind also kaum von der Bodenfeuchtigkeit, sondern viel mehr von der Luftfeuchtigkeit abhängig. Der erste Wintereinbruch wird dem Wachstum der erwähnten Arten sogar noch förderlich sein.
20. November – Ein ruhiger, überwiegend trüber und grauer Novembertag. Am Nachmittag fand die Sonne aber dennoch einige Lücken in der Wolkendecke und sorgte somit noch für freundliche Lichtblicke. Allmählich beginnt es sich aber schon dezent abzukühlen, bevor es im laufe der nächsten Woche richtig Winter werden soll. Auf der Fahrt von Keez nach Wismar hielt ich heute kurz im Revier Weiße Krug an, mit dem Ziel, wenigstens einen frischen Pilz vor die Linse zu bekommen, was mir nach wenigen Schritten bereits gelang. Bei meinem etwa 10 minütigen Abstecher in den Buchenwald fand ich einen sehr schönen Elfenbein – Schneckling, einen Pfifferling und wenige Zitronen – Täublinge.
21. November – Die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. waren heute ganz herzlich zur letzten Vereinsexkursion des Jahres durch den Wald bei Dalliendorf eingeladen. Es ging durch Laubwaldbereiche auf schweren, lehmigen Böden. Das Frischpilzaufkommen war schon sehr bescheiden. Wir fanden an Speisepilze noch einige Fuchsige Rötel – Trichterlinge, Kaffeebraune Scheintrichterlinge, Herbsttrompeten, Derbe Rotfüßchen und frische Austern – Seitlinge, die mit ihrem Erscheinen den beginnenden Winter ankündigen (siehe auch unter „Jahresabschlussexkursion 2010“). Und dieser kommt in der nächsten Woche mit Macht! War es heute bei etwa 3 Grad, Windstille und trüben Novembergrau noch recht moderat, so ist doch spätesten ab Mitte nächster Woche mit deutlichen Minusgraden zu rechnen. Es soll von Tag zu Tag kälter werden. Zum 1. Adventswochenende ist mit klirrender Kälte zu rechnen, denn bitterkalte, arktische Frostluft aus den nordöstlichen Polarregionen soll sich auf den Weg nach Deutschland machen, wie sie in dieser Härte nur selten schon so früh bei uns aufzutreten pflegt!
22. November – Ein weiteres, kleines Tiefdruckgebiet zog heute im ostdeutschen Raum von Süd nach Nord und erreichte mit zeitweiligen Regenfällen und stürmischen Windböen im Tagesverlauf auch Mecklenburg. Es leitet den Übergang zu Winterwetter ein. Zum Wochenende soll es klirrend kalt werden. Dazu kann es auch gelegentlich schneien, denn bei der sich einstellenden, nordöstlichen Höhenströmung, muß die eisige, arktische Frostluft über die vergleichsweise warme Ostsee strömen. Diese Konstellation löst bei uns an der Küste häufig kräftige Schneeschauer aus, so dass es möglicherweise in den nächsten Tagen sogar weiß werden kann. Dann wäre die Pilzsaison 2010 endgültig abgeschlossen.
23. November – Heute war das Wetter ausgesprochen ungemütlich. Bei lebhaften Nordwinden und sehr kühlen Temperaturen regnete es praktisch ganztägig in meist leichter Intensität. Ab und an war auch schon mal eine nasse Schneeflocke dabei. In der kommenden Nacht sind weitere Niederschläge voraus gesagt, die allmählich komplett in Schnee übergehen sollen. – In der Pilzberatung wurden mir heute Austern – Seitlinge vorgelegt.
24. November – Am Vormittag gab es bei Temperaturen leicht über null Grad gelegentlich schauerartige Schneefälle, wobei es kurzzeitig in freien Lagen auch mal weiß wurde. Auf den Straßen war es vorübergehend rutschig durch Schneematsch. Jetzt am Abend ist es zwar weitgehend trocken, dafür sind die Temperaturen aber schon in den leichten Frostbereich gesunken. Der Winter ist angekommen!
25. November – Bei Tageshöchstwerten um den Gefrierpunkt zeigte sich auch der heutige Spätherbsttag frühwinterlich. Die Nachfrage nach Adventsgestecken hat deutlich zugenommen. Basteln tut sie Irina Dombrowa in Keez, meist am späten Abend, wenn unser gemeinsamer Sohn Jonas schon in das Reich der Träume entglitten ist. Jedes einzelne ist ein Unikat und somit in Form und Gestaltungsweise einmalig. Siehe auch unter der Rubrik „Adventsgestecke 2010“.
26. November – Ein relativ kalter, meist stark bewölkter Frühwintertag. Über der Ostsee bilden sich auf Grund des warmen Wasser immer wieder Schneeschauer, die gelegentlich auch im Küstenstreifen an Land gehen. So Geschehen am Abend, als es plötzlich in Wismar heftig anfing zu schneien. Innerhalb kürzester Zeit vielen im Stadtgebiet zwischen ein und fünf Zentimeter Neeschnee und verwandelten alles in eine weiße Winterlandschaft. Nur wenige Kilometer landeinwärts ist es immer noch grün.
27. November – Klare, frostige Winterluft, der frisch gefallene Schnee, Windstille und Sonnenschein von früh bis spät sorgten heute für ein Wintermärchen in der Hansestadt Wismar. An ein so tolles Wetter zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes in unsere Stadt kann ich mich nicht erinnern. Dieser wurde um 14.00 Uhr vom Balkon des Rathauses vom Weihnachtsmann eröffnet. Zuvor legte Knecht Ruprecht mit seinem Gefolge, per Schiff aus dem tief verschneiten Nordeuropa kommend, am Kai des Wismarer Hafens an, wo ihn schon viele Kinder mit ihren Eltern erwarteten. Hier bestieg er mit seinen Weihnachtsengeln eine Ponnykutsche und fuhr in Begleitung einer Musikkapelle, die weihnachtliche Weisen zum besten gab, zum Marktplatz. Natürlich folgten ihm alle Schaulustigen und Kinder nach, denn es regnete vom Balkon des Rathauses schließlich noch allerlei süße Weihnachtsleckerei.
28. November (1. Advent) – Bei wechselnd wolkigem Himmel und Temperaturen im leichten Frostbereich gab es heute einen ruhigen und trockenen Wintertag. Der gefallene Schnee lud zu einem Winterspaziergang oder zu einem Bummel über den Weihnachtsmarkt ein.
29. November – Ein kräftiges Tiefdruckgebiet, das sich im Mittelmeerraum gebildet hat, zieht heute über dem östlichen Mitteleuropa nach Norden und löst dabei in Deutschland weit verbreitet Schneefälle aus. Mecklenburg bleibt davon aber im großen und ganzen verschont. Allerdings bilden sich über der Ostsee fortwährend Schneeschauer. Diese streifen zeitweise das Küstengebiet und können örtlich viel Schnee hinterlassen.
30. November – Mit dem heutigen Tag geht die Pilzsaison 2010 zu Ende. Es war frostig Kalt mit vereinzelten Schneeschauern und sonnigen Abschnitten.
Die Saison 2010 kann als gut bezeichnet werden, allerdings habe ich aus meiner Sicht schon wesentlich bessere Jahre erlebt. Herausragend war das Frühjahr und der eigentliche Herbstaspekt, von Mitte August bis Anfang Oktober, wie er in dieser Kompaktheit und Vielfalt nur selten zu beobachten ist. Der Sommer ließ aber auf weite Strecken zu wünschen übrig, da es durch Hitze und Trockenheit vielfach nur wenig Pilze gab. Wo es allerdings während der großen Hitzewelle zwischendurch starken Gewitterregen gab, erlebten wir in einigen Wäldern aber auch zu dieser Zeit einen beeindruckenden Aspekt wärmeliebender Arten, besonders von teils sehr seltenen Röhrlingen.
Als wesentlich bessere Pilzjahre, weil es auch im Sommer schon weit verbreitet sehr viele Pilze gab und sich dieses im Herbst unvermindert fortsetzte, sind mir z. B. die Jahre 1998 und 2000 noch in sehr guter Erinnerung.
Allen Leser unseres Tagebuchs „Wetter und Pilze“ wünsche ich eine geruhsame Adventszeit, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das neue Pilzjahr 2011.
Wenn nichts dazwischen kommt, startet das Tagebuch wieder zum Saisonbeginn am 01. April 2011. Bis dahin eine gute Zeit!