Vereinsexkursion
Durch das Grüne Rad im Beketal
Am Sonntag, dem 29. Mai 2011, waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. sowie naturinteressierte Gäste wieder zu einer Vereins- und Kartierungsexkursion eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Wismarer Zeughaus, in der Ulmenstraße. Es ging heute durch das „Grüne Rad“ zwischen Groß Gischow und Gnemern. Von Wismar aus fuhren wir in Richtung Satow und bogen in die Landstraße 11, die nach Kröpelin führt, ein. Ziel war die Ortschaft Groß Gischow. Es kann auch die A20 zur Anfahrt genutzt werden, dann bis zur Abfahrt Kröpelin. Das „Grüne Rad“ gehört zum wildromantischen Beketal, das 1996 unter Schutz gestellt wurde. In der warmen Jahreszeit ist es hier kühl und schattig und es duftet herrlich nach Wald und Pilzen. Weinbergschnecken, Rot- und Schwarzwild und viele Vögel wie Blaumeise, Eisvogel, Kleiber und Kohlmeise sind hier zu hause. Im Frühling wachsen Schneeglöckchen, Anemonen, Waldgelbsterne und im Sommer u. a. Lungenraut und Lichtnelke. Auch allerlei Pilzarten gibt es hier, u.a. auch Morcheln, denen wir heute allerdings nicht mehr begegneten. Das Pilzwachstum war auch mehr als bescheiden. Zwar liegt dieses Gebiet keine 15 Km von unserem gestrigen Wandergebiet, dem Wald bei Detershagen, entfernt, aber trotzdem gab es hier deutlich weniger Frischpilze und es wirkte auch viel trockner. Die Niederschläge der letzten Zeit sind meist in Form von mehr oder weniger heftigen Schauern gefallen und so können die Regensummen von Örtlichkeit zu Örtlichkeit erheblich schwanken. Das spiegelt sich dann auch beim Pilzaufkommen wieder. Es gab an Frischpilzen heute farbenprächtige Schwefelporlinge, des weiteren Schuppige Porlinge, Tintlinge, Frühlingsmürblinge, Buchenwald Wasserfüße, Breitblättrige Rüblinge, jeweils einen Wurzel Rübling und einen Buchen Schleimrübling. Letzterer gehört eigentlich in der Herbst! Ansonsten die üblichen Porlinge, Schichtpilze, Schlauchpilze und viele Ruinen von Dickblättrigen Kohlen – Täublingen aus der letzten Saison. – Als herausragenden Fund konnten wir hier auf einer Kartierungsexkursion am 31. Oktober 2000, mit Prof. Dr Jürgen Schwik, den in Mecklenburg sehr seltenen Trichterling Clitocybe houghtonii feststellen. An solche Raritäten kamen wir heute leider nicht heran. Die Tour dauerte bis gegen Mittag und endete am Wasserschloss in Gnemern.
Gleich zu Anfang begrüßten uns diese Tintlinge (Coprinus spec.).
Das Flüsschen Beke plätscherte heute gemütlich vor sich hin und leidet auch unter der von der Trockenheit verursachten Wasserarmut.
Der überaus häufige Brandkrustenpilz (Hypoxylon deustum) erwacht zu neuem Leben. Oben rechts ist ein schwarzer, namensgebender Fruchtkörper aus dem letzten Jahr zu erkennen.
Umgestürzte Bäume werden hier dank des hohen Feuchteangebots schnell von Pilzen befallen. Sie beschleunigen den Abbauprozess des Totholzes und sind somit die Müllwerker des Waldes. Hier sind die Fruchtkörper des Echten Zunderschwamms zu sehen.(Fomes fomentarius).
An anderer Stelle leistet der Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) seinen Beitrag zur Baumleichenbeseitigung. Hier ist es eine alte Wildkirsche, die im Sturm gefallen ist.
Andächtig bewundern Erika Wittenhagen und Klaus Warning diese frischen Schwefelporlinge und prüfen gleichzeitig ihre Genießbarkeit.
Auch die mächtigste Buche fällt irgendwann dem Sturm oder der Säge zum Opfer. So entsteht Platz für den Nachwuchs. Auch hier sind es wieder Zunderschwämme, die schon in alte, aber noch lebende Bäume als Schwächeparasit eindringen können und schließlich saprophytisch im Holz weiterleben. Sie Erzeugen im Stamm eine Weißfäule.
Der Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) besitzt eine bis zu einem halben Meter in die Erde reichende, wurzelartige Stielverlängerung. Sie entspringt einer Baumwurzel im Boden, meistens von einer Buche.
Der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) durchzieht mit seinen dicken Mycelsträngen feuchten, humosen Waldboden und siedelt gern an modrigen Holzresten oder auch Stubben.
Der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica) braucht zum Gedeihen eine hohe Luftfeuchtigkeit, die im Beketal ohne weiteres gegeben ist. Ansonsten finden wir diesen auffälligen, gallertartigen Pilz sehr häufig an Laubholz im Winterhalbjahr. 29.05.2011.
Klaus Warning untersucht hier diesen Baumstamm, an dem sich ein resupinater Feuerschwamm befindet. Unterseitig liegender Äste und Stämme sind vielerlei Pilzarten zu hause.
Sanft wurden diese Steine vom Wasser der Beke über viele Jahre hindurch abgeschliffen.
Zu Beginn des Wanderweges durch das Beketal von Gnemern aus, informiert dieses Schild den Wanderer über Besonderheiten dieses wunderschönen, wilden und naturbelassenen Bachtals.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals durch ein Bachtal gewandert zu sein, das derart stark mäandert, so wie das Beketal zwischen Groß Gischow und Gnemern.
Unsere Exkursion endete am Wasserschloss in Gnemern. Es wurde im 13. Jahrhundert errichtet und im laufe der Zeit von den jeweiligen Eigentümern baulich stark verändert. In den letzten Jahrzehnten, besonders zu DDR – Zeiten, verfiel es zusehends. Seit kurzem wird es von einem neuen Eigentümer mit bescheidenen Mitteln vorm weiteren Verfall bewahrt und hoffentlich stufenweise saniert. Es ist zu drei Viertel von Wasser umgeben.
Sechs Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. sowie Klaus Warning aus Bützow, waren heute im Beketal unterwegs. Leider ist das obligatorische Abschlussfoto nicht besonders geglückt, aber es soll trotzdem, als Erinnerung an diese Exkursion, hier seinen Platz bekommen. 29.05.2011.
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – siehe unter Termine!