Öffentliche Pilzlehrwanderung
Durch den Kreuzgrund
Am Sonnabend, dem 23. Juli 2011, lud der „Steinpilz-Wismar“ wieder zu einer Pilzlehrwanderung ein. Treff war wie immer um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB Wismar, in der Wasserstraße. Mit den Autos fuhren wir dann in Richtung Bützow und von hier aus weiter zum Zielgebiet. Das umfangreiche Waldgebiet trägt die Bezeichnung Kreuzgrund. In unserem Exkursionsgebiet befindet sich auch der berühmte „Boitiner Steintanz“, dem wir bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Besuch abstatteten. Es handelt sich um insgesamt 4 Steinkreise, von denen angenommen wird, dass es sich um einen Kalender aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. handelt.
Der Boitiner Steintanz am 23.07.2011.
Die Sage weiß allerdings zu Berichten, dass hier eine Hochzeitsgesellschaft von einem Waldgeist in Steine verwandelt worden ist. Die Verzauberten kann nur ein junger Mann in der Johannisnacht (24.Juni) erlösen, in dem er einen roten Faden aus der so genannten „Brautlade“, einer der Steine, zieht.
Die Brautlade des Boitiner Steintanzes.
Im Kreuzgrund finden wir überwiegend Laubwaldbestände vor, insbesondere Buchenwald, und dieser kann um diese Jahreszeit schon recht artenreich sein. Obwohl es in der Zeit zuvor recht viel geregnet hatte, fiel das Pilzwachstum doch eher bescheiden aus, zumindest aus der Sicht des Kochtopfmykologen. Wer aber interessante Pilzarten kennen lernen wollte, und das ist ohnehin das vordergründige Ziel einer Pilzlehrwanderung, kam trotzdem auf seine Kosten. Bei herbstlich kühlem und regnerischen Wetter wanderte heute praktisch nur der „Harte Kern“ von 9 Pilzfreunden durch dieses wunderbare Waldgebiet.
Der Bützower Pilzberater Klaus Warning (Mitte) erläutert Thomas Harm anhand einer Karte das Exkursionsgebiet. Klaus führte uns dann auch durch dieses wunderbare Fleckchen Erde, das er wie seine Westentasche kennt.
Eher selten bekommt man in manchen Jahren unter Nadelbäumen den Kuhbrauner Schönkopf (Calocybe civilis) zu Gesicht. Er gehörte heute zu den Höhepunkten unserer Pilzwanderung. Er wuchs am Grunde eines Fichtenstubbens. Er gehört zu den Raslingen, dessen Fleisch allmählich schwärzt. Kein Speisepilz. Standortfoto am 23.07.2011 im Kreuzgrund.
Dieser junge, stark gilbende Anis – Champignon (Agaricus spec.) durfte dann wieder im Korb des Speisepilz – Sammlers landen. 23.07.2011.
Gleich daneben schiebt sich ein weiterer, guter Speisepilz aus dem Waldboden, der Perlpilz (Amanita rubescens).
Und dann am Wegesrand unter einer Eiche im hohen Gras dieser wunderschöne Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis), einer der besten Speisepilze, die wir in heimischen Wäldern finden können. Er muss aber gut gegart werden.
Doch es gibt noch Steigerungsmöglichkeiten. Diese kleinen Pilzchen bieten zwar kaum Masse, aber als Gewürzpilz ist der echte Mousseron (Marasmius scorodonius) mit seinem starken Knoblauchduft und Aroma in der feinen, französischen Küche hochgeschätzt. Findet man seltene Massenbestände dieses Schwindlings, kann man unter Umständen sogar ein kleines Vermögen verdienen.
Der Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) ist ein häufiger, korallenartig verzweigter, leuchtend orange gefärbter Pilz an morschen Nadelholzstubben. Er wird von manchen Pilzsammlern als vermeintlicher Würzpilz gerne eingesammelt und den Speisen zugegeben. In Wirklichkeit ist er aber geschmack- und wertlos für die Küche.
Diese grünen Pilze sind hingegen wieder eine echte Würze, zumindest wer es mag. Ihr starker Anisduft erfüllt mitunter schon die Waldluft in seiner näheren Umgebung, so dass man ihn gelegentlich regelrecht erschnuppern kann. Es handelt sich um den Grünen Anis – Trichterling (Clitocybe odora). Essbar, aber mit starkem Anis – Aroma!
Etwas ganz besonders schönes und nicht alltägliches fanden wird dann noch zum Schluss am Waldwegrand. Es handet sich um den Halbkugeligen Borstling (Humaria hemisphaerica). Er ist unter den sonst eher recht kleinen Borstlingen mit bis zu 3 cm Durchmesser ein wahrer Riese. Am Becherrand befinden sich zahlreiche, schwärzliche Härchen, die ihn wie bewimpert erscheinen lassen. Kein Speisepilz.
9 hartgesottene Pilzfreunde wanderten heute bei Wind und Wetter durch den Kreuzgrund und versammelten sich an der Brautlade des Boitiner Steintanzes zum obligatorischen Gruppenfoto. 23.07.2011.
Der großer Boitiner Steintanz befindet sich im Kreuzgrund bei Dreetz.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine