Individuelle Pilzwanderungen
Durch den Sültener Forst
Zu einer individuellen Pilzwanderung nach Terminabsprache trafen sich am Sonntag, dem 14. August 2011, sieben Pilzfreunde auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus in Wismar. Zustande kam diese Wanderung auf Empfehlung und Vermittlung der Wismarer Rechtsanwaltskanzlei Hartmut Perlebach. Da kein spezielles Wunschziel geäußert wurde, schlug ich den Sültener Forst vor. Das Gebiet gehört zum Naturpark Sternberger Seenland und ist in der Waldstruktur recht vielseitig gegliedert. Es steht größtenteils auf sandigen Böden. Da es auf Grund des außerordentlich feuchten Sommers zur Zeit überall Pilze gibt (auf sandigen Böden mehr als auf schweren Standorten), aber die beliebten Röhrlinge im allgemeinen gerade eine Schwächephase durchlaufen, erschien es mir doch recht sinnvoll, in dieses Gebiet zu fahren. Hier wechseln Kiefern, Fichten und Buchenbereiche in unterschiedlichen Altersstadien einander ab und es sind stellenweise reichlich Birken eingestreut, die teils auf feuchteren, moorigen bis anmoorigen Standorten stehen. Das erhöht die Artenvielfalt. Hier sollte wenigstens der eine oder andere der beliebten Röhrlinge stehen und natürlich auch interessante Blätterpilze wie Perlpilze, Täublinge, Milchlinge u.a. Arten. Eigentlich ein Paradies für Pilzsammler. Schnell stellte sich heraus, das dieses Gebiet tatsächlich ein Glücksgriff war und es gab recht ordentliche Pilzfunde zu vermelden. Röhrlinge waren schließlich doch recht gut, vor allem durch ungenießbare Gallen – Röhrlinge, vertreten. Die beste Gelegenheit, diesen extrem bitteren Kobold, der so appetitlich aussieht, aber schon so vielen glücklichen Pilzsuchern eine herbe Enttäuschung bereitet hat, in allen seinen Entwicklungsstadien zu studieren. Da auch einige Sommersteinpilze, Birkenpilze und Maronen gefunden wurden, gab es gute Vergleichsmöglichkeiten. Gallenröhrlinge sollten in Zukunft bei den Teilnehmer der heutigen Wanderung kein Problem mehr darstellen und keine Speise mehr verderben.
Schon bei der Anfahrt sorgten diese Birkenpilze für eine Notbremsung. Soll das schon ein gutes Omen sein? 14.08.2011.
Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum) gab es heute in Massen. Sie sind leider giftig! 14.08.2011.
Sie sehen so lecker aus und sind doch so gallebitter. Das Studium der Gallen – Röhrlinge stand heute im Mittelpunkt unserer Lehrwanderung.
Zu den Pilzen, die mich heute besonders begeisterten, zählt diese nicht alltägliche Stinkende Leder – Koralle (Thelephora palmata). Sie hat zwar einen korallenartigen Wuchs, zählt aber zu den Erdwarzenpilzen. Beeindruckend ist vor allem ihr Geruch nach verfaulendem Kohl. Ungenießbar.
Der Blutblättrige Hautkopf (Dermocybe semisanguinea) ist zwar ein häufiger Pilz des Fichtenwaldes, besticht aber immer wieder durch seine dunkel blutroten Lamellen. Ungenießbar.
Besonders an feuchteren Standorten in Mooren und an Seeuferbereichen wächst der Wollstiel – Rauhfuß (Leccinum cyaneobasileucum) mit grünlich blauer Verfärbung im Stielgrund und mausgrauen, feinschuppigem Stiel.
Auch Birkenpilze geben häufig zu Verwechslungen mit dem Gallen – Röhrling Anlass. Birkenpilze sind am Stiel rauhschuppig und haben graue Röhren. Gallen – Röhrlinge haben ein grobes Netzmuster auf dem Stiel und weißliche bis fleischrosa Röhren.
Nicht nur unter Birken, sondern auch an an ihrem Holz gibt es interessante Pilze, wie diesen Birken – Porling (Piptoporus betulinus). Er ist gerade in jüngerer Zeit in der Naturheilkunde wieder in Mode gekommen und ein Tee von ihm soll gegen alle möglichen Wehwehchen helfen!?.
Diese, von der Größe recht ansehnliche Krause Glucke (Sparassis crispa) ist recht verschmutzt und schwer zu säubern. Deshalb darf sie unsere Pilzausstellung bereichern. Sehr würziger und bissfester Speisepilz.
Birkenpilze und Birken – Rotkappen teilen nicht nur den Standort, sondern sind auch nahe miteinander verwandt und gehören der Gattung der Rauhfuß – Röhrlinge an. Einige Rotkappen blieben heute sogar stehen, als ich nicht in unmittelbarer Nähe war. Die orange Hutfarbe kam verdächtig vor. Beides gute Speisepilze.
Der Top – Fund des Tages war aber eindeutig der Dunkelviolette Dickfuß (Cortinarius violaceus). Diese seltene Rote Liste Art besticht durch ihre einmalige Schönheit und gehört zu den ganz großen Seltenheiten im westlichen Mecklenburg. Er wäre sogar essbar, aber seine Seltenheit verbietet dieses.
Der Geschmückte Gürtelfuß (Cortinarius armillatus) wächst ebenfalls unter Birken und ist bei weitem nicht so selten. Seine rötlichen Stielgürtel kennzeichnen ihn gut. Auch er ist essbar.
Der Filzige Milchling, Bruch – Reizker oder Maggipilz (Lactarius helvus) ist eigentlich leicht giftig, getrocknet als Würze aber hervorragend. Er riecht besonders im trockenen Zustand äußerst intensiv nach Liebstöckel oder Maggie – Würze.
Die Körbe, außer meinem, haben noch, wie man unschwer erkennen kann, reichlich freie Kapazität, aber eine kleine Mahlzeit ist dann doch für jeden herausgesprungen. Hätten wir alle Pilze die irgendwie essbar sind mitgenommen, so hätten wir wohl noch einige Körbe mehr gebrauchen können. Abschlussfoto am 14.09.2011 im Sültener Forst.
Da die Wanderung allen beteiligten sehr viel Spaß gemacht hat, ist möglicherweise in Kürze eine Neuauflage fällig.
Und diese Neuauflage fand am Dienstag, dem 30. August 2011, statt.
Heute steuerten wir das Revier Weiße Krug, genauer gesagt, die Region zwischen Weiße Krug und Groß Labenz an. Hier stehen umfangreiche Laub-, überwiegend aber Nadelwälder auf meist sandigen Böden. Das allgemeine Pilzaufkommen hatte sich gegenüber dem letzten mal kaum verbessert. Birkenpilze und Rotkappen gab es heute keine, dafür aber neben weiterhin zahlreichen Gallen – Röhrlingen, einzelne Maronen.
Ziemlich zu Anfang erregte dieses pilzliche Gebilde die Aufmerksamkeit eines unserer Pilzwanderer.
Es handelt sich um den Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweinitzii), der keinesfalls nur am Fuße alter Kiefern, sondern auch bei Fichten, Lärchen und Douglasien vorkommen kann. Er besitzt die Eigenschaft, alles beim Wachstum mit einzuschließen, was ihm im Wege steht, sei es der kleinste Grashalm. Ungenießbar.
Hohen Genusswert besitzen diese Frost – Raslinge (Lyophyllum fumosum). Sie wuchsen büschellig am grasigen Waldwegrand und gelten als ausgezeichnete, festfleischige Speisepilze.
Eigentlich dachte ich, die Gallen – Röhrlinge würden jetzt sitzen und nicht mehr in den Korb wandern. Aber sie sehen einfach zu verführerisch aus und es fällt einfach schwer, diese wunderbaren Pilze stehen zu lassen. Zum Glück ist ja der Fachmann dabei und gelangte auf diese weise zu einer ansehnlichen Anzahl schönster Ausstellungsstücke zur Präsentation in unserer Pilzausstellung.
Vereinzelt gab es auch einige Pfifferlinge, so wie hier an einem grasigen Wegrand. Da ist die Freude groß!.
Pfifferlinge sind praktisch nie von Maden befallen, werden aber gelegentlich von Schnecken angenagt oder von einem Drahtwurm durchzogen.
Ameisenhaufen gibt es fast wie Sand am Meer, aber so eine riesige Burg sieht man wirklich nicht alle Tage.
Ja, bei solch großen Safran – Schirmpilzen gelangt so ein relativ kleines Körbchen schnell an seine Grenzen.
Nach und nach kamen doch noch einige schöne Maronen zusammen.
An einem alten, bemoosten Laubholzstubben, wuchsen auch einige frische Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils). Sie zählen zu unseren schmackhaftesten Edel – Pilzen.
Der Rote Heringstäubling ist einer der farbenprächtigsten Waldpilze und eine Charakterart saurer Nadelwälder. Er wird als besonders schöner Farbtupfen in den Korb gelegt, denn er ist essbar. Es muss aber immer auf den typischen Heringsgeruch und den milden Geschmack geachtet werden, denn in diesem Lebensraum sind ebenfalls einige sehr ähnliche, scharf schmeckende Arten zu hause.
Wunderschön anzusehen sind auch diese Rosa – Helmlinge (Mycena rosea). Im Herbst säumen sie oft sehr zahlreich so manchen Waldweg. Sie gehören der schwach giftigen Gruppe der Rettich – Helmlinge an.
Nach knapp vier Stunden endete die Tour und so mancher war auch ganz schön erschöpft. Dafür ist aber zumindest eine kleine Pilzmahlzeit sicher. 30. August 2011 im Revier Weiße Krug.
12. Pilzwanderung mit Dargetzower Sportfreunden
Seit 12 Jahren in Folge führt die städtische Pilzberatungsstelle b. z. w. das jetzige mykologische Informationszentrum „Steinpilz – Wismar“ mit den Mitgliedern einer Freizeit – Sportgemeinschaft aus dem Wismarer Stadtteil Dargetzow, eine geführte Pilzlehrwanderung in die Wälder der näheren oder auch der etwas weiteren Umgebung durch. Treff ist immer 07.30 Uhr an der Buswendeschleife in Dargetzow. Das Zielgebiet wird operativ fest gelegt und richtet sich nach den aktuellen Begebenheiten beim Pilzwachstum. Waren im vergangenen Jahr gehaltvolle Buchenwälder der Renner, so haben wir in diesem Jahr den sandigen „Maronen – Wäldern“ bei Weberin den Vorzug gegeben. Das dieser Endschluss sinnvoll war, sollen einige Fotos von unserer heutigen Tour belegen. Das Wetter war Super. Sonnig und recht warm.
Das Gebiet bei Weberin ist ein moosreicher, sandiger und saurer Nadelmischwald mit einigen Laubbäumen, besonders Birken. Für Speisepilzsucher ideal.
Freude über den ersten Pilz. Den Fuchsigen Scheidenstreifling kann man sogar essen. Er wuchs hier reichlich und wurde nach Absegnung des Fachmanns auch gerne mitgenommen.
Der Geruch ist bei der Pilzbestimmung mitunter unerlässlich. Dieser riecht besonders an der Stielbasis deutlich fischartig. Es ist der Rote Heringstäubling.
Das kann auch der Ehemann bestätigen.
Unter Fichten wächst in solchen Wäldern gern der Weinrote Graustieltäubling. Auch er ist essbar, hat aber keinen bedeutsamen Geruch, graut dafür besonders im Stielfleisch und im Alter recht stark.
Typisch für solche sauren Nadelwälder ist auch der Apfel – Täubling. Ein großer, apfelroter und milder Täubling, der oft zwischen den beliebten Maronen steht und nicht beachtet oder sogar für giftig gehalten wird. In Wirklichkeit ist er aber ein recht guter Speisepilz.
Mit dem Apfel – Täubling oft vergesellschaftet ist der Orangerote Graustiel – Täubling (Russula decolorans). Ebenfalls ein recht großer, milder Täubling, der ohne weiteres ein Mischpilzgericht bereichern kann.
Zwischen den ganzen bunten Täublingen wuchs auch dieser farbenfrohe Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis). Der roh giftige Dickröhrling ist gut erhitzt ein ausgezeichneter Speisepilz.
Dieser Schirmpilz wurde auch als solcher erkannt, nicht aber, dass es sich um den ungenießbaren Kegelschuppigen Schirmpilz handelt. Seine kleinen Hutschuppen sind spitz aufgerichtet und er riecht unangenehm stechend.
Jeder hat einen anderen Pilz gefunden und meist ertönt die Standartfrage: „Kann man den essen?“.
Und besonders mit den ähnlichen Täublingen ist das so eine Sache. Im Zweifel hilft kosten. Alles was nicht unangenehm brennend scharf oder bitter schmeckt, kann in den Korb wandern. Aber Bitte nur bei Täublingen und Milchlingen!
Extrem scharf und brennend schmeckt der Zedernholz – Täubling (links), während der Rote Heringstäubling (die beiden rechten Pilze) mild schmeckt und in den Korb wandern kann.
Perlpilze wie aus dem Bilderbuch. Dieser gute Speisepilz aus der Verwandtschaft der Knollenblätterpilze ist leicht an seiner gerieften Manschette, den weinroten Tönungen im Fleisch, der einfachen, ungegürtelten Knolle und den grauschorfigen Hüllresten auf dem Hut zu erkennen. Letztere können aber auch fehlen!
Die Maronen wären auch ohne Pilzberater in den Korb gewandert, die Perlpilze aber wohl im Wald geblieben.
An einem sehr verlockenden, moosreichen Birkenstandort wuchsen neben stattlichen Pfifferlingen, zahlreich diese Schleierlinge. Es handelt sich um den Geschmückten Gürtelfuß (Cortinarius armillatus). Diese leicht kenntliche Art ist essbar und kann ein Mischpilzgericht bereichern.
Hier hieß es immer wieder Bücken. Pfifferlinge, Maronen, Birkenpilze und vor allem Geschmückte Gürtelfüße bevölkerten den Waldboden.
Von links: Geschmückter Gürtelfuß, Marone, Sandpilz und Apfel – Täubling – alle essbar!
So kam es in den Körben zu einem bunten durcheinander und daraus wurde hoffentlich auch eine bunte und schmackhafte Mischpilzpfanne!
Diese wunderschönen Safran – Schirmpilze sind nun aber wirklich essbar. Sie haben grobe, etwas abstehende Hutschuppen, ähnlich denen der Fische.
Und endlich haben wir auch sie, die Säufernase! Dieser Täubling darf in solchen Biotopen nicht fehlen. Genau wie der Zedernholz – Täubling schmeckt auch er sehr scharf. Die Lamellen sondern jung „Tränen“ ab und sind zitronengelb gefärbt.
Gegen Mittag endete die Tour und alle versammelten sich wie gewohnt noch einmal zum abschließenden Gruppenfoto in Weberin. Na dann bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt „Auf in die Pilze“!
Individuelle Pilzwanderungen können jederzeit nach Terminabsprache vereinbart werden. Dieses kann auch an einem Wochentag sein, außer Montag und Donnerstag.