Wetter und Pilzwachstum im Nordwesten Mecklenburgs
Wetter und Pilze im April 2011/2
Ostersonntag, 24. April – Statt Pilze, war heute morgen zunächst Ostereiersuchen bei Sohn Jonas angesagt. Anschließend ging es bei schönem, sonnigen Wetter zum Keezer See um einige Kräuter in Vorbereitung unseres Maipilzwochenendes am kommenden Sonnabend und Sonntag zu sammeln. Am Nachmittag war Verwandtschaftsbesuch in Greven, bei Lübz, angesagt. Hier statteten wir der dortigen Parkanlage mit ihrem sehenswerten, alten Baumbestand einen Besuch ab. Aktuelle Frischpilze fanden wir leider nicht, obwohl Pilzfreundin Sina, die hier zu hause ist, vor wenigen Tagen einige Anemonen – Becherlinge fand und fotografierte. Sie waren inzwischen vertrocknet. Aber trotzdem konnten wir schöne Speisemorcheln bewundern, allerdings nur auf einem Bild, denn es wurde hier ein kleiner Naturlehrpfad mit Schautafeln zu Bäumen, Tieren und Pilzen angelegt, der sich durch diese wunderschöne Anlage schlängelt.
Ostermontag, 25. April – Sohn Jonas (6) haben es schon seit langem Steine angetan. Immer wieder sammelte er sie ein und nahm welche mit nach hause. Aus diesem Grunde haben wir uns heute einer echten Diplom – Geologin, nämlich Friederike Nolte von der Insel Poel, angeschlossen und nahmen an einer von ihr geführten und von der Volkshochschule Nordwestmecklenburg angebotenen, geologischen Führung am Strand von Schwarzen Busch auf der Ostseeinsel Poel teil. Um 10.00 Uhr trafen wir uns mit ihr und gleichgesinnten Urlaubern auf der dortigen Aussichtsplattform. Von Sandstein bis zum Stinkkalk reichte die Palette der Stein- und Geröllmassen, die die letzte Eiszeit von Skandinavien aus an die deutsche Ostseeküste verfrachtet hatte.
Anschließend ging es zu einer Pilzexkursion in das Hellbachtal zwischen Neubukow und Buschmühlen. Mein Ansinnen war, vor allem Pilze für unseren geplanten Pilzimbiss am kommenden Wochenende zu finden. Kräuter hatten wir gestern schon gesammelt, heute standen Schuppige Porlinge für Pilzbouletten auf dem Programm und wir wurden diesbezüglich auch fündig. Des weiteren fanden wir noch einige Tintlinge, Frühlingsmürblinge, April – Rötlinge und eine junge Käppchen – Morchel. Das Wetter zeigte sich wie gehabt sonnig und recht angenehm temperiert. Einzig im Seewindbereich an der Ostsee war es im Schatten empfindlich frisch.
Dienstag, den 26. April – Ein sogenannter Kaltlufttropfen, das ist ein in höheren Luftschichten ausgeprägtes Tiefdruckgebiet mit sehr kalter Luft in 5500 Metern Höhe, greift zur Zeit von Osten her auf Deutschland über. Durch starke Sonneneinstrahlung am Tage und der daraus entstehenden, erheblichen Temperaturdifferenz zwischen dem Erdboden und den minus 25 Grad kalten Temperaturen in den genannten Höhen, entstehen hochreichende Quellwolken, die sich in zahlreichen Schauern und Gewittern entladen werden. Und das in fast allen Regionen Deutschlands, ab heute und in den nächsten Tagen. Nur wir, die Küstenregionen und das angrenzende Binnenland, gehen voraussichtlich leer aus und die Trockenheit wird sich weiter verschärfen.
Mittwoch, den 27. April – Exkursionstag! Zunächst bewaffnete ich mich wieder mit Wasser, um meinen, inzwischen schon deutlich ausgeprägten Hexenring von Maipilzen, mit dem köstlichen nass zu erfreuen.
Danach stand bei mir ein Ausflug zum Schweriner See auf dem Programm, und zwar zu einem Abschnitt, dem ich schon länger einen Besuch abstatten wollte, es aber immer vor mir herschob. Heute faste ich mir endlich ein Herz und brach, wie es so schön heißt, zu neuen Ufern auf. Unbekannte Wälder und Biotope sind immer am spannendsten. Man weiß nicht, was einen erwartet und ob es aus pilztechnischer Sicht erfolgreich wird. Eigentlich müsste es hier Morcheln geben, dachte ich. Das Gebiet ist klimatisch recht begünstigt und somit war die Krautschicht schon stark entwickelt, was die Suche deutlich erschwerte. Zunächst nur vereinzelte, junge Schuppige Porlinge, aber nach einer Weile, ich trat fast drauf, tatsächlich eine Stelle mit schönsten Speisemorcheln. Ich fotografierte gleich die ersten drei, die vor mir standen und suchte im hohen Kraut nach weiteren Exemplaren. Und wie erwartet, offenbahrten sich weitere, taufrische und recht üppige Speisemorcheln. 15 bis 20 Fruchtkörper mindesten. Da ich aber schon eine von ihnen ausversehen mit dem Fuß abbrach, obwohl ich heute keine mitnehmen wollte, hörte ich auf, in der Krautschicht herum zu wühlen, machte noch einige Fotos und deckte dann die Pilze wieder mit der umgebenden Vegetation ab und beließ sie am Standort. Das Wetter war heute zwar bewölkter als an den voran gegangenen Tagen, von den Schauern und Gewittern gab es bei uns allenfalls in der vergangenen Nacht und am morgen einige Tropfen, die nicht einmal das Kriterium des sprichwörtlichen „Tropfens auf dem heißen Stein“ erfüllten.
Donnerstag, den 28. April – Ich hatte heute den ganzen Tag unseren Steinpilz geöffnet. Montags und Donnerstag habe ich jeweils langen Tag von 09.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00 Uhr. Dienstags gibt es Pilzberatungen von 14.00 – 16.00 Uhr. Mittwochs ist beratungstechnisch Ruhetag, da mein Exkursionstag. Freitags ist die Pilzberatung von 15.00 – 18.00 Uhr und Sonnabends von 16.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Darüber hinaus kann die Pilzausstellung täglich, bis auf Sonntags (außer Imbisssonntage), ab 10.00 Uhr besichtigt werden. Sie wird dann von einem Mitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e. V. geöffnet und betreut. Die heutige Mittagspause nutzte ich dazu, in dem ich der gestern neu entdeckten Morchelstelle nochmals einen Besuch abstattete, um die Pilze zu ernten. Auf einer Fläche von ca. 10 Quadratmetern habe ich im dichten Kraut genau 49 Speisemorcheln finden können. Die meisten von sehr guter Qualität, einige zeigten aber schon einen leichten Schimmelbefall. Sie werden getrocknet, denn Morcheln gewinnen durch die Trocknung erheblich an Würzkraft. – Das Wetter war heute wieder recht freundlich mit zeitweiligen Wolkenfeldern, die aber keinen Regen brachten. Der stetige Ost- bis Nordostwind lässt es aber nicht besonders warm werden, da er über die noch kalte Ostsee weht. Dazu soll er in den nächsten Tagen sogar noch weiter auffrischen und ab Sonnabend empfindlich kalte und trockene Luft aus Skandinavien heranwehen. Nachts besteht dann wieder Frostgefahr! Schlechter können die Aussichten für Pilze und deren Freunde kaum noch sein!
Und hier noch einige Morchelbilder von heute:
Freitag, den 29. April – Die Trockenheit geht bei uns unvermindert weiter! Aus diesem Grunde habe ich gestern Abend und heute morgen nochmals meine Maipilzstelle gewässert. Es sind mehrere Halbkreise, die inzwischen teils schon ansehnliche Pilzfruchtkörper entwickelt haben. Ich belasse sie noch bis Anfang nächster Woche und dann können sie geerntet werden. Einige schöne Exemplare habe ich aber schon für unsere Ausstellung mitgenommen. Maipilze schießen nicht wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden, sondern sie wachsen recht langsam. Daher handelt es sich auch um einen im Jugendstadium recht lagerfähigen Speisepilz und würde sich als Handelspilz bestens eignen. Die Erträge werden bei uns in diesem Jahr aber weit unter denen des Vorjahres liegen. Vielfach werden die Pilze wohl strecken bleiben und vertrocknen, denn sie stecken inzwischen schon an vielen anderen Standorten ihre Köpfchen aus dem trocken Erdboden an die windige und zunehmend kalte Frühlingsluft.
Sonnabend, den 30. April – Heute war wieder eine öffentliche Pilzwanderung angesagt. Es ging durch den Haushalt Forst von Bad Kleinen nach Lübstorf. Näheres siehe unter „Morchelwanderung 2011“. Bei tiefblauem Himmel und kräftigem Nordostwind war es eigentlich ein sehr schöner Frühlingstag. Die Luft wird allerdings immer frischer und der Wind trocknet die Bodenoberflächen zusätzlich zur Sonneneinstrahlung stark aus. Der April war insgesamt viel zu trocken und das Pilzaufkommen der jahreszeitlich typischen Arten hielt sich eher in Grenzen. Frühjahrslorcheln gab es unterdurchschnittlich wenig. Einzig Speisemorcheln waren an günstigen Standorten teils sehr zahlreich zu finden. Maipilze steckten ihre Köpfchen in der dritten Aprildekade schon an vielen Stellen aus dem Erdboden. Sie werden aber vielfach stecken bleiben und vertrocknen, denn ergiebiger Regen ist für unsere Region weiterhin nicht in Sicht!
Weiter geht es im Tagebuch „Wetter und Pilze Mai 2011“