Wetter und Pilzwachstum im Nordwesten Mecklenburgs
Wetter und Pilze im August 2011/2
Dienstag, 16. August – Heute fand wieder unsere traditionelle Abendwanderung der Pilzfreunde statt. Neben allerlei Obst am Wegesrand, gab es auch einige Pilze. Allen voran ein mittelgroßer, junger und fester Riesenbovist, der morgen Mittag verspeist werden soll. Des weiteren einige Stadt – Champignons, Tintlinge, Ackerlinge, Düngerlinge und Nelkenschwindlinge (siehe auch unter „Tagebuch“). Gegen Mittag bin ich kurz in die Parkanlage am Seeblick gefahren. Pilze gab es ungewöhnlich wenig. Kaum noch Täublinge, wenige Milchlinge, einen Netzstieligen Hexen – Röhrling, zwei junge Sommersteinpilze, Brandige Ritterlinge, Gilbende Erdritterlinge und wenige Erdigriechende Gürtelfüße. Allerdings schoben ganz frische Mehlpilze aus dem Boden. Ich Denke, dann sollten sich auch bald wieder einige Steinpilze zeigen. Viele Pilzfreunde meinen, es müsste dringend wärmer werden, damit die Pilze wieder stärker sprießen. Und wärmer wird es in der nächsten Zeit tatsächlich. Ich hoffe, die Wärme kommt für einige Sommerpilze nicht zu spät!. Für die Herbstpilze (pilztechnisch beginnt dieser Tage der Herbst), reichen die gegenwärtigen Temperaturen völlig aus. Ich Denke aber, einige warme Tage sollten das Pilzwachstum dennoch anregen. Wie dem auch sei, aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich das Wachstum auch unserer bekannten und beliebten Speisepilze im letzten August – Drittel wieder deutlich verbessern.
Mittwoch, 17. August – Das Wetter war heute wolkig mit vereinzelten, schwachen Schauern. Wir haben jetzt eigentlich schon fast Spätsommer, aber tendentiell kündigt sich für die nächste Zeit eher der Hochsommer an. Anscheinend halten die etwas verspäteten Hundstage Einzug und in der nächsten Woche könnte es sogar den heißesten Tag des Jahres geben. Gestört wird das Sommerwetter, so wie es sich für die Hundstage auch gehört, ab und zu von Gewittern. So bildet sich über Frankreich gerade ein Gewittertief aus, das unter Verstärkung bis Freitag über den Nordwesten Deutschlands hinwegziehen soll. Die örtlich schweren Gewitter können von Großhagel, Starkregen, orkanartigen Böen bis hin zu Tornados begleitet sein. Mecklenburg wird wahrscheinlich in der Nacht zu Freitag davon betroffen sein. – Da ich heute einiges organisatorisches für den Steinpilz zu erledigen hatte, fuhr ich erst gegen Abend kurz in den Wald. Zunächst suchte ich einen gehaltvollen und eigentlich artenreichen Buchenwald ganz in der Nähe von Wismar auf. Im vergangenen Jahr konnte man hier um diese Zeit vor Pilzen kaum treten, ohne welche zu zertreten. Ich fand hier heute in etwa einer halben Stunde ganze zwei Gelbe Knollenblätterpilze, einen Perlpilz und einige Kolonien von Dickschalige Kartoffel – Hartbovisten. Das war alles! Halt Stopp! – nicht ganz! An einem alten Buchenstubben am sonnigeren Waldwegrand fielen mir einige kleinere, seitlingsartige Blätterpilze auf, die ich zur näheren Bestimmung mitnahm. Laut Bestimmungsschlüssel von Egon Horak handelt es sich um den in Norddeutschland sehr seltenen Borstigen Knäueling (Lentinus strigosus) – ein Super Fund! Das Gebiet gehört zu den sogenannten Sommerwäldern, in denen es vor allem in heißen, b. z. w. nach heißen Sommern viele Pilze gibt. Vielleicht bringt die beginnende Wärmeperiode diese Wälder in den nächsten Wochen endlich in Schwung! Ich wechselte das Gebiet und fuhr anschließend noch zu einer Kiefernaufforstung auf Kiesboden bei Neukloster. Hier war es zwar für die Jahreszeit auch sehr bescheiden, aber immerhin schon etwas lohnender. Hoch erfreut war ich, als ich mehrere Halbkreise des Gestielten Schütterzahns mit hoher Fruchtkörperzahl sah. Ich hatte die Art und diese Stelle im vergangen Jahr hier erstmals entdeckt. Am Standort überwiegen Birken, Weiden und Zitterpappeln. Auch zwei Espen – Rotkappen waren vorhanden. Außerdem ist gerade wieder ein frischer, relativ bescheidener Schub von Körnchen – Röhrlingen erschienen. Vereinzelt wuchsen auch Butterpilze, Edel – Reizker, Kupferrote Gelbfüße und einige weitere, für Speisepilzfans weniger interessante Arten.
Donnerstag, 18. August – Heute waren unsere Pilzfreunde Hans Jürgen Willsch und Peter Kofahl zunächst in den Haushalt Forst gefahren, um zu schauen, ob es schon Herbsttrompeten zu ernten gibt. Leider Fehlanzeige! Das Gebiet war im vergangenen Jahr eine wahre Fundgrube, in diesem Jahr herrscht hier bis jetzt aber tote Hose. Es handelt sich um einen Buchenwald auf gehaltvollem, teils kalkhaltigem Boden. Sie sind dann sozusagen auf „Blauen Dunst“ in einen, ihnen völlig unbekannten Wald in der Nähe von Gadebusch gefahren. Hier sah es schon etwas besser aus. Neben reichlich interessanten Ausstellungsstücken, waren sogar einzelne Herbsttrompeten und Steinpilze dabei. Für die Pfanne hat es aber nicht gereicht! – Das Wetter war heute zeitweise bewölkt, angenehm temperiert und weitgehend trocken. Momentan, es ist jetzt 21.40 Uhr, fängt es leicht an zu tröpfeln. Es sind die Vorboten des angekündigten Gewittertiefs. Am späten Nachmittag und frühen Abend haben sich über den Benelux – Staaten mächtige Gewitterwolken gebildet und sich zu einem großen Gewitter – Cluster zusammen geschlossen, der sich gerade über der Nordwesthälfte Deutschland austobt. Das ganze zieht unter weiterer Verstärkung nach Nordosten und wird uns in den nächsten Stunden auch erreichen. Für ganz Mecklenburg – Vorpommern sind entsprechende Unwetter – Vorwarnungen seit 20.00 Uhr aktiv. Bis morgen Nachmittag 15.00 Uhr kann es in unserem Einzugsgebiet örtlich zu schweren Gewittern mit den entsprechenden Begleiterscheinungen wie Starkregen, Hagel, schwere Sturmböen und vereinzelt sogar zu Tornados kommen! Das Unwetter hat in Belgien bereits 5 Todesopfer gefordert!
Auf der Ausstellung liegen heute 118 Arten, davon neu in diesem Jahr: Beutel – Stäubling, Purpurfilziger Holzritterling, Erdigriechender Gürtelfuß, Borstiger Knäuling, Horngrauer Rübling, Starkriechender Körnchenschirmling, Gestielter Schütterzahn, Milder Milchling, Zwerg – Bläuling, Kleiner Kakao – Fälbling, Gefleckter Rißpilz und Riesen – Champignon.
Freitag, 19. August – Gegen Mitternacht erhellte zunehmend Wetterleuchten den südwestlichen Horizont und zwischen 1.30 Uhr und 2.30 Uhr entlud sich über Wismar und Umgebung ein wahres Blitzfeuerwerk. Die Blitzshow war beeindruckend, aber ihren Unwettercharakter hatten die Gewitter bereits weitgehend verloren. Es regnete im Schnitt zwischen 5 und 10 Liter. Die Gewitterzone zog bis zum Morgen in geschlossener Formation über ganz M-V hinweg. Auf der Rückseite des Gewittertiefs gab es heute tagsüber in frischer Meeresluft starken Wind mit schwachen Schauern. In den nächsten Tagen macht sich wieder heiße Subtropikluft auf den Weg nach Deutschland. Allerdings kommt sie bei uns im Norden nur in abgeschwächter Form als warme Sommerluft an. Auch die Gewitterneigung wird sich in den nächsten Tagen rasch wieder verstärken, so dass uns eine gewisse Unbeständigkeit auch weiterhin erhalten bleibt. – Ich war heute Nachmittag zu einer Kurzexkursion in die Panzower Tannen gefahren. Saure, sandige und teils moorige Standorte mit Kiefern, Fichten, Birken und Buchen. Grund war das Aufsuchen der einzigen, mir bekannten Stelle des tödlich giftigen Spitzgebuckelten Rauhkopfs. Leider waren keine vorhanden. Sie gedeihen hier an einer kleinen, mehrere Quadratmeter großen Stelle unter Altfichten im Randbereich eines kleinen Moorsees. Aber meine Sammelbehältnisse füllten sich dennoch mit allerlei Pilzen für unsere Ausstellung. Röhrlinge gab es kaum und riesige Pfifferlinge gingen bereits in Fäulnis über.
Sonnabend, 20. August – Heute war wieder eine öffentliche Pilzlehrwanderung angesagt. Es ging durch das Revier Weiße Krug, von der Friedrichswalder Weiche bis Groß Labenz. Mit 18 Pilzfreunden war die Tour recht gut besucht und es wurde auch fleißig gefunden und gesammelt. Röhrlinge gab es erwartungsgemäß nur wenige, bis auf Gallen – Röhrlinge, dafür war aber die Arten-, Formen- und Farbenvielfalt recht beeindruckend. Siehe auch unter „Sonnige Pilzwanderung“. Dazu strahlte die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel bei angenehmen Wandertemperaturen um die 20 Grad. Weniger angenehm werden die Temperaturen in dieser Woche in Süddeutschland sein. Die Hundstage schlagen voll zu mit den heißesten Tagen des Jahres. Punktuell soll es dort bis zu 37 Grad heiß werden. Wir hier im hohen Norden liegen im Übergangsbereich zu etwas kühlerer Luft und wir müssen uns mit Temperaturen um die 25 Grad begnügen. Dadurch ist das Gewitterpotential bei uns allerdings die ganze Woche deutlich erhöht. Über Nordfrankreich und den Benelux – Staaten entsteht gerade wieder ein neues Gewittertief, das uns morgen beschäftigen wird. Ab dem Nachmittag bis in die Nacht zum Montag kann es örtlich zu schweren Gewittern kommen!
Sonntag, 21. August – An diesem Wochenende wurde in der Hansestadt Wismar wieder das traditionelle Schwedenfest gefeiert. Aus diesem Anlass hatten wir heute auch den „Steinpilz“ geöffnet. Wir bauten wieder unseren Imbissstand auf und es gab leckere Pilzgerichte, frische Waffeln und manches mehr. Das Wetter war dazu sommerlich warm und sehr schwül, es blieb aber bis zum Abend weitgehend trocken. Es ist jetzt kurz nach 20.00 Uhr und über dem Nordwesten Deutschlands entstehen gerade zunehmend heftige Gewitter, die auf Ostkurs sind und auch M-V in kürze erreichen werden. Es sieht so aus, als ob sich sogar eine heftige Gewitterfront bildet. Entsprechende Unwettervorwarnungen vor starken Gewittern mit den üblichen Begleiterscheinungen sind bis morgen früh 05.00 Uhr ausgegeben.
Auf unserer Pilzausstellung liegen jetzt 131 Arten, davon sind erstmals in diesem Jahr dabei: Amiant – Körnchenschirmling, Braunroter Bläuling, Langstieliger Schleimfuß, Ranziger Trichterling, Buchen – Schlauchzitterling, Verfärbender Schleimkopf, Wurzelnder Champignon, Rosa – Helmling.
Montag, 22. August – Die Gewitter der Nacht haben sich besonders in Schleswig – Holstein heftig ausgetobt. Die Feuerwehr hatte wieder alle Hände voll zu tun. Aber auch in M-V gab es gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter. In Wismar langte es aber nur für einen kurzen Regenguss. Ich genoss diesen späten und lauen Sommerabend noch am Ostseestrand des Wismarer Seebades Wendorf. Ich suchte mir eine Bank auf unserer langen Seebrücke und schaute mir das Wetterleuchten über dem Meer an. Zunächst längere Zeit heftiges Flackern am nordwestlichen Horizont (Schleswig – Holstein), später auch im Westen und dann besonders im Süden, aber auch im Nordosten (Rostocker Raum). – In die Pilzberatung werden zunehmend wieder die giftigen Karbol – Champignons gebracht. Wir sollten unsere Pilzgebiete in den Wäldern beobachten, es könnte allmählich wieder besser werden! Nochmal zurück zu unseren Gift – Champignons. Gestern schaute sich ein älterer Herr aus Landsdorf bei Wismar unsere Pilzausstellung an und sah seine Lieblingspilze als giftig deklariert. Sie wachsen bei ihm praktisch vor der Haustür und immer wieder in großen Mengen, so wie aktuell auch. Seit 20 Jahren werden sie von ihm gegessen, ohne negative Folgen. Heute morgen brachte er einige Exemplare in die Pilzberatung und es waren tatsächlich alles Karbol – Champignons! Da er aber zu viel Magensäure habe und nicht alle Pilze vertrage, bekommen ihm diese besonders gut. Anders bei Hallimasch. Wenn er die esse, gehe es ihm schlecht! Es ist schon ein Kuriosum! Ich bin zwar kein Mediziner, aber vielleicht ist gerade das zu viel an Magensäure dafür verantwortlich, dass er die giftigen Karbol – Champignons ohne Folgen verspeisen kann.
Auf der Ausstellung liegen heute 163 Arten, davon erstmals in diesem Jahr dabei: Weißstieliges Stockschwämmchen, Säufernase, Lederstiel – Täubling, Rostroter Körnchenschirmling, Kurzstieliger Weichritterling, Birken – Reizker, Birken – Knäuling, Flockenschüppling und Grünblättriger Schwefelkopf in der sterilen Form.
Dienstag, 23. August – Zur Zeit findet der Hochsommer über Deutschland statt. Besonders in der Südhälfte ist es schon einige Tage subtropisch heiß. Bei uns im Norden waren die Temperaturen bis jetzt auf gemäßigtem Sommerniveau. Im Übergangsbereich zur heißen Luft bilden sich von Frankreich kommend immer neue Gewittertiefs. Wir liegen in Mecklenburg genau in ihrer Zugrichtung und von Südwest nach Nordost ziehen schon seit Donnerstag immer wieder mächtige Gewitterkomplexe über uns hinweg. Der letzte ist gerade so ebend (19.00) Uhr mit gepolter und Starkregenschauer durchgezogen. So geht es auch bis zum Freitag noch munter weiter, wobei die Gewitterstaffeln immer mehr auch die heiße Luft aus dem Süden, zu uns in den Norden Schaufeln. Dem entsprechend werden die Gewitterereignisse in den nächsten Tagen auch immer heftiger. – Die Pilzsucher, die zu mir in die Pilzberatung kommen, sind nach wie vor enttäuscht vom mehr als bescheidenen Angebot ihnen bekannter Röhrlinge in den Wäldern. Meist finden sich Gallen – Röhrlinge in den Körben, die für vermeintliche Steinpilze oder Birkenpilze gehalten werden. Aber wie ich heute feststellen konnte, mischen sich wieder mehr und mehr junge, knackige Maronen und Steinpilze unter die Bitterröhrlinge. Ein untrügliches Zeichen, dass sich wieder etwas tut!
Mittwoch, 24. August – Heute war wieder mein traditioneller Exkursionstag. Zunächst fuhr ich mit Irena am morgen kurz in den Raum Schönlage/Kaarz. In einer Parkanlage fanden wir hier eine ergiebige Stelle von Gepanzerten Raslingen. Sie werden eingefroren für unsere Pilzsuppe. Im Anschluss fuhr ich alleine in einige Ecken des Naturparks Sternberger Seenland. Wie fast immer war ich auf der Suche nach Ausstellungstücken, aber mein Korb füllte sich, zumindest bis zur Hälfte, fast nur mit frischen Sommersteinpilzen. Sie wuchsen an unseren, in diesem Jahr unermüdlichen Standartstellen. Anschließend fuhr ich in sandige Nadelwaldbereiche mit Kiefern und Fichten, also klassische Maronengebiete. Und es war tatsächlich auch die eine oder andere „Braunkappe“ zu finden. Da bis jetzt aber kein Massenwachstum von Röhrlingen stattfindet, sind wenige Pilzsucher unterwegs. Um so schöner und erfolgreicher kann die Ausbeute für denjenigen sein, der sich etwas mehr Zeit nimmt und neben den Standartstellen auch mal auf Abwegen unterwegs ist. So bin ich heute einige grasige und bemooste Waldschneisen in den typischen Maronen – Gebieten entlang gewandert und konnte mich vor Pfifferlingen kaum retten. Über die Sommersteinpilze kam dann noch eine dicke Schicht richtig schöner und großer Pfifferlinge. Der Korb quoll fast schon über und vor mir breitete sich ein gelber Teppich nach dem anderen aus. Ich musste dringend nach Hause und ein weiteres, leeres Sammelbehältnis holen. Das erlebt man wirklich nicht alle Tage! Da sage doch einer, es gibt in diesem Jahr kaum Pilze! – Das Wetter war heute schwülwarm und am Morgen gab es einige kurze Gewittergüsse. Jetzt am Abend ziehen von Südwesten her gebietsweise schwere Gewitter nach Mecklenburg – Vorpommern herein, die uns wohl auch noch in der Nacht beschäftigen werden!
Donnerstag, 25. August- Gestern Abend und in der vergangenen Nacht zogen verbreitet kräftige, blitzreiche Gewitter durch, die aber im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland, noch verhältnismäßig moderat ausfielen. Mit Annäherung einer atlantischen Kaltfront verschärft sich die Unwettergefahr morgen Abend b. z. w. in der Nacht zum Sonnabend nochmals. Über Deutschland soll sich ein starkes Gewittertief bilden. Zuvor wird nochmals die heiße Luft angesaugt und weit nach Norden geführt. So können wir morgen auch bei uns an der Küste, bei Temperaturen um 30 Grad, kräftig ins Schwitzen kommen. Ab Sonnabend übernimmt dann frühherbstlich kühle Luft die Regie beim Wetter. – Ich habe heute wieder unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 134 Arten auf der Fläche. Neu für dieses Jahr sind: Runzliger Korallenpilz, Elastische Lorchel, Birkenporling, Fuchsiger Rötel – Trichterling, Seidiger Rißpilz, Gepanzerter Rasling, Schwefel – Ritterling, Kornblumen – Röhrling, Schärflicher Ritterling und Strohblasser Ritterling.
Freitag, 26. August – Nach dem es bereits in der Frühstunden gebietsweise einige kräftige Gewitterschauer gab, folgte, wie erwartet, ein sehr freundlicher und hochsommerlich warmer Tag. Trotz lebhaften Winden tagsüber, wurde es dennoch recht schwül. Am Abend kamen sie dann langsam aber sicher, die erwarteten Gewitter. Es folgte die wohl heftigste Gewitternacht seit einigen Jahren in unserer Region. Kaum war ein Blitzspektakel abgezogen, zog schon wieder das nächste heran. Einige Gewitterzellen davon waren brandgefährlich durch unzählige, kurz aufeinander folgende Bodenblitze. Da die Gewitterfront nur sehr langsam ostwärts voran kam, hielt das Donnerwetter bis zum morgen hin an. In unserem Einzugsgebiet sind verbreitet um oder teils deutlich mehr als 20 Liter gefallen. – Am Vormittag war ich kurz im Wald. Ich besuchte die Buchenwaldstelle, wo im Frühsommer auf gut einem Hektar unzählige, junge Pfifferlinge ein gutes Pfifferlingsjahr ankündigten, also eine Stelle, wo man meist schon die kleinsten „Knöpfe“ sieht. Statt endlich auch mal richtig schöne, große Pilze, bot sich mir immer nach das gleiche Bild. Viele kleine, junge bis jüngste Eierschwämme, aber kaum ein brauchbarer zum mitnehmen. Grund: ständiges Absuchen des Standortes! Wirklich interessant sind nur Stellen, wo man diese beliebten Speisepilze erst in der Vegetation entdeckt, wenn sie schon fast ausgewachsen sind. Hier ist dann vom Hochsommer bis weit in den Herbst hinein oftmals auch eine ordentliche Mahlzeit sicher.
Sonnabend, 27. August – Kaum waren die Gewitter abgezogen, hieß es heute morgen Treff um 08.45 Uhr auf dem Parkplatz am Zeughaus in Wismar. Es ging zum Roten See bei Brüel, zum traditionellen Vereinstreffen der Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V. Etwa 30 pilzbegeisterte Vereinsmitglieder und interessierte Gäste fanden sich an der dortigen Blockhütte ein. Nach einer kurzen Begrüßung ging es in drei Gruppen in unterschiedliche Wälder. Das Pilzaufkommen war eher mäßig. Einzig die Gruppe um Irena, die in die klassischen Maronen – Gebiete fuhr, war mit ihrer Ausbeute recht zufrieden. Viele Pfifferlinge, einige Maronen und Steinpilze, eine riesige Krause Glucke sowie zahlreiche Ausstellungstücke wurden gefunden. Aber auch die Truppe um Torsten Richter konnte an den kalkhaltigen Hangterrassen des Deichelsee wieder einige sehr seltene Stachelpilze und vorzügliche Herbsttrompeten aufspüren. Im Anschluss wurde dann eine Frischpilzausstellung mit 55 Arten an der Blockhütte aufgebaut. Diese ist noch bis morgen zu besichtigen.
Sonntag, 28. August – Nach dem am Vormittag noch Internet – Arbeit auf dem Programm stand, fuhr ich am Nachmittag in den Wald, denn ich brauchte nun wieder Ausstellungstücke für unsere Dauerausstellung in Wismar. Die Wälder im Naturpark Sternberger Seenland sind sehr vielfältig und haben teils eine große Ausdehnung. Ich bin zwar oft in dieser Region, aber selbst in meinen Standartwäldern gibt es immer noch Bereiche, in denen ich noch nie war. So begab ich mich heute mal wieder in eine unbekannte Ecke eines mir eigentlich zumindest im großen und ganzen bekannten Waldgebietes bei Crivitz. Den heutigen Waldweg bin ich bisher noch nicht entlang gewandert. Meist mittelalter Kiefernwald mit einigen Buchen und Fichten. Nicht sonderlich attraktiv und auch ganz schön verkrautet. Aber bald stieß ich auf Buchenwaldbereiche, saubere, moosige Fichtenforste und teils heideartiges, mit Birken bestandenes Gelände. Die Gegend sah super aus! Sicherlich deshalb auch stark belaufen, dachte ich. Aber bald leuchteten recht große Pfifferlinge aus dem Buchenlaub! Am Waldweg wunderschöne Flockenstielige Hexen – Röhrlinge! Dann gelang ich zu einer langgezogenen und sonnigen Buchenwaldkannte, wie sie schöner für Steinpilz – Fans nicht sein kann. Gegenüber heideartiges Gelände mit Birkengruppen. Bis auf einen Sommersteinpilz war in dieser Richtung allerdings nichts zu machen, dafür Pfifferlinge in allen Größen und ohne Ende! Hier wird also nicht ständig gelaufen, es scheint tatsächlich eine versteckte Ecke zu sein. Statt mit Ausstellungspilzen, füllte sich mein Korb nun zum wiederholten mal mit Pfifferlingen. Sie nahmen einfach kein Ende und ich befüllte den Korb bis zum Überlaufen. Schließlich mußte noch ein Beutel her halten. Langsam begann das Tageslicht zu schwinden und ich brach ab. Zum Glück habe ich noch einige Ausstellungspilze für Montag im Kühlschrank!
Montag, 29. August – Obwohl ich gestern viele Autos an den Straßen der Wälder stehen sah, war es in der Pilzberatung heute recht ruhig. Ich erneuerte unsere Ausstellung, die zwar etwas dürftiger ausfiel als gewohnt, denn auf zwei Hochzeiten tanzen, fordert seinen Tribut. Und dann sind da noch die vielen Pfifferlinge. Beim letzten mal habe ich einen Teil verschenkt und den anderen getrocknet. Aber Vorsicht! Getrocknete Pfifferlinge am Stück bekommt man kaum wieder weich. Sie bleiben zäh und gummiartig. Pulverisieren ist angesagt. In einer Mühle zu feinem Pulver mahlen. Diese Pilzwürze sieht super appetitlich aus und riecht auch wunderbar. Ich hoffe, in der Speise kommt es genau so gut zur Geltung. Dieses mal möchte ich sie einfrieren, obwohl es heißt, sie sollen nach dem Auftauen bitter schmecken. Wenn sie vorher blanchiert werden, so habe ich gehört, soll es nicht so sein. Wir blanchieren alle Pilze vor dem einfrieren! Oder doch vielleicht einwecken, das erscheint mir wohl noch an sinnvollsten. Aber wir werden sehen, zunächst sind sie im Kühlschrank in Frischhaltebehältern am besten aufgehoben. Auf der Ausstellung befinden sich heute 105 Pilzarten, davon neu für diese Saison: Beringter Erdritterling.
Dienstag, 30. August – Heute war ich wieder zu einer individuellen Pilzwanderung mit einer kleinen Gruppe von sechs Leuten auf Tour. Ziel war das Revier Weiße Krug zwischen Weiße Krug und Groß Labenz. Das allgemeine Pilzaufkommen war auch weiterhin eher mäßig. Leider waren von den beliebten Röhrlingen nach wie vor hautsächlich die ungenießbaren Gallen – Röhrlinge vertreten. Siehe auch unter „Individuelle Pilzwanderungen II“. – Das Wetter zeigte sich heute von der herbstlich kühlen Seite und in labiler Polarluft gab es einige Schauer. In den nächsten Tagen soll sich das Wetter zusehends stabilisieren und auch die Temperaturen zeigen wieder einen Aufwärtstrend. Auf der Fläche liegen jetzt 116 Arten, davon erstmals in diesem Jahr dabei: Zweifarbiger Bläuling.
Mittwoch, 31. August – Der Hochsommermonat August reiht sich als weiterer, regenreicher Sommermonat in Folge seit Juni ein. Somit gab es bei uns einen der regenreichsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, wenn nicht den nassesten überhaupt. Trotzdem hielt sich das Pilzwachstum eher in Grenzen, aber es reichte aus, um ständig eine recht ordentliche Frischpilzausstellung zu realisieren. Röhrlinge wuchsen die ganze Zeit über, vor allem Sommersteinpilze und Netzstielige Hexen – Röhrlinge, aber größere, ergiebigere Mengen waren kaum zu finden. Das Wachstum ist sehr ausgeglichen und so mancher Pilzsammler, der noch den Super – Schub vom letzten Jahr in Erinnerung hat, war meist enttäuscht von der mageren Ausbeute bisher. Die Ursachen dafür kann man nicht eindeutig ermitteln, aber ständige Feuchtigkeit bringt Ausgeglichenheit. Die Pilze geraten nicht in Existenznot oder „Vermehrungsstress“, so wie es meist nach langen Trockenphasen der Fall ist. Kommt es dann plötzlich zu starken Niederschlägen, wachsen sie ab etwa zwei Wochen später explosionsartig und bilden weit mehr Fruchtkörper aus als normal. Dann steht der Wald voller Pilze und man weiß gar nicht, ob man alles mit nach hause bekommt und verarbeiten kann. Nach 14 Tagen bis maximal 4 Wochen ist dann der Spuk vorbei. Wer derzeit in den Wald geht, muss sich Zeit nehmen, um eine Mahlzeit zusammen zu bekommen. Es sei denn, er stößt auf große Nester von Pfifferlingen. Sie wachsen in diesem Jahr so gut wie selten. Dafür brauchen sie feuchte Sommer!
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