Öffentliche Pilzlehrwanderung
Durch den Wald bei Demen
Der „Steinpilz – Wismar“ lud am Sonnabend, dem 14. Juli 2012, wieder zu einer geführten Pilzlehrwanderung ein. Ziel war ein Waldgebiet zwischen Demen und Buerbeck im Landkreis Ludwigslust – Parchim. Da meine Großeltern hier wohnten und mein Vater von hier stammte, bin ich als Wismarer Stadtkind auch oft zu Besuch gewesen, worauf ich mich immer unglaublich freute. Ein gemütliches, Mecklenburger Häuslerdorf mit viel Wald und Seen drum herum. Die Warnow ist auch nicht weit. Entweder ging es zum Angeln an einen der Seen oder aber in die Pilze. Das Getreide wurde auf unserem Privatfeld damals noch mit der Sense gemäht und ich half gerne in den Ferien auch hier schon mit. Es war eine wunderbare, vielleicht die schönste, sorgenfreieste Zeit meines Lebens. Wehmut, gepaart mit vielen schönen Erinnerungen befällt mich immer wieder, wenn ich in diese wunderbare Gegend komme. Der Wald mit seinen geheimnisvollen Pilzen begeisterte mich schon als Kindergarten- und Vorschulkind. Zeitweise wohnte ich sogar hier bei unseren Verwandten, da meine Mutter lange Zeit in einer Lungenheilstätte verbringen musste. Da ging es dann auch in die Pilze. Gesammelt wurden nur Pfifferlinge, nichts anderes. Mit den großen, roten, essbaren Apfel – Täublingen habe ich Fußball gespielt. Sie galten als giftig und sie zu zerstören war ein gutes Werk und es machte außerdem großen Spaß. Aber was soll`s, die Leute wussten es damals nicht besser und woher soll denn ein kleiner Junge wissen, dass man so etwas eigentlich nicht tut. Auch mit wirklich giftigen Pilzen nicht! Sie haben alle ihre Aufgabe und Ausrotten tut man sie dadurch schon lange nicht. Es handelt sich hier vielfach um Nadel- und Mischwaldforste auf sauren, sandigen Böden. Damals gab es hier noch richtig viele Pfifferlinge. Diese gibt es zwar immer noch, aber in wesentlich geringeren Populationen. Im Hochsommer kann man hier außerdem bei ausreichend feuchter Witterung schon zahlreiche Täublinge, Milchlinge, Perlpilze, Scheidenstreiflinge und auch Röhrlinge wie Steinpilze, Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, Rotfüßchen und Birkenpilze finden. Wie erwartet war es heute immer noch sehr bescheiden, aber es geht allmählich bergauf. Wer etwas Glück hatte, konnte nicht nur einiges Lernen, sondern zumindest eine kleine Mini – Mahlzeit, bestehend aus Täublingen, Perlpilzen, Pfifferlingen und ganz wenigen Röhrlingen mit nach hause nehmen.
Zunächst ging es mit wirklich kleinen Pilzchen los und es war gar nicht so einfach, die kleinen, zarten Dinger zwischen all den Gräsern und Kräutern unversehrt heraus zu bekommen.
Wie zum Beispiel diesen schleimigen Halbkugeligen Träuschling (Stropharia semiglobata). Er wächst auf Rinder-, Schaf- und Pferdemist, der durchaus im Sand verborgen sein kann. Die Art gilt als Giftverdächtig.
Auch der elegante und ziemlich seltene Ringdüngerling (Panaeolus semiovatus) wächst auf den selben Substraten. Markant ist sein eiförmig – glockiger Hut und der auffallende, häutige Ring am Stiel. Eine wunderschöne Art, die man wirklich nicht oft zu Gesicht bekommt! Ebenfalls giftverdächtig!
Ein dritter im Bunde solcher gedüngten Standorte war schließlich noch der recht häufige Behangene Düngerling (Panaeolus sphinctrinus). Charakteristisch für diese Art ist der weißflockig gezähnelte oder behangene Hutrand und sein ebenfalls glockiger Hut. Giftig!
Ein klassischer Wegrandpilz ist der essbare Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba). Trichterlinge sollten nur von Kennern gesammelt werden, da es unter ihnen einige, teils erheblich giftige Arten gibt.
Ein auffälliger Hexenringbildner ist der oft büschellig wachsende Knopfstielige Rübling (Collybia confluens). Bei Trockenheit wirkt sein dünner Stiel wie bereift und seine Lamellen stehen auffallend eng. Zieht man den Hut vom Stiel ab, so bleibt ein Druckknöpfchen übrig. Ungenießbar.
Aber dann ging es los, die ersten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) weckten den Spürsinn der Pilzfreunde. Besonders dort wo Eichen mit in` s Spiel kamen, konnte man diesen dottergelben Eierschwämmen begegnen. Standortfoto.
Dazwischen immer wieder diese Täublinge. Es ist der Fleischrote Speise – Täubling (Russula vesca). Schon roh ein Hochgenuss, was man vom Pfifferling erst nach einer gewissen Garzeit behaupten kann.
Auch dieser wunderschöne Perlpilz (Amanita rubescens) wanderte in das Sammelbehältnis. Man beachte die grauen Hüllreste auf dem Hut (fehlen manchmal aber auch), die oberseits geriefte Manschette und die zwiebelförmige Stielknolle ohne wulstiges Söckchen sowie die weinrote Tönung irgendwo am Fruchtkörper.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Man ist ja bescheiden geworden, aber als kleine Beilage zum Sonntagsbraten sollte es für unsere Pilzfreundin Erika Wittenhagen schon reichen.
Auch dieses frische Rotfüßchen bereitet sichtlich Freude, auch wenn schon jemand ein Loch in den Stiel geknabbert hat. Die Tiere des Waldes sind auch keine Kostverächter.
Mitten auf dem Waldweg stand dieser wunderschöne „Flocki“, und alle sind daran vorbei gelaufen. Pilzfreund Hans – Jürgen Willsch kann sich gar nicht beruhigen und freut sich um so mehr.
Wenn das keine Augenweide ist, aber Vorsicht, bei der geringsten Berührung bekommt der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) blaue Flecke. Er wanderte in` s rote Netz von Erika und bereichert den Sonntagsbraten.
Der gezonte Eichen – Milchling (Lactarius quietus) ist eigentlich ein Massenpilz unter Eichen. Heute war dieser leider der einzige seiner Art.
Als Ziegenbart wird dieser Klebrige Hörnling (Calocera viscosa) gerne eingesammelt und als Würzpilz in die Mahlzeit gemischt. Tatsächlich ist er aber minderwertig und geschmacklos. Er gibt allenfalls eine dekorative Zugabe ab.
Bei leicht regnerischem Wetter durchstreiften heute 9 Pilzfreunde den Wald zwischen Demen und Buerbeck. Wie immer versammelten sich alle zum Schluss nochmals zu unserem obligatorischen Erinnerungsfoto. 14.07.2012.
Regionalinfo` s unter: www.amt-crivitz.de
Und wann geht es wieder auf Pilzwanderung? – Siehe unter Termine!