Ein Pilzwochenende in Mecklenburg
Der Steinpilz – Wismar lud ein zu einem pilzkundlichen Wochenende in Mecklenburg. Den Steinpilz kennt fast jeder, aber wie sieht es mit den vielen anderen Wald- und Wiesenkobolden aus?
Vom 20.- 22. Juli 2012 boten wir im mecklenburgischen Keez, bei Brüel, ein Wochenendseminar zum Thema Pilze an. In Verbindung von Theorie und Praxis wollten wir eine Einführung in die allgemeine Pilzkunde geben. Dabei ging es im wesentlichen um unsere heimischen Großpilze. Im theoretischen Teil, der von unserem Pilzexperten Ulrich Klein aus Hohen Schönberg bestritten wurde, gingen wir auf die grobe Systematik unserer Großpilze ein.
Ulrich Klein (links) gab am Freitag eine ausführliche und kurzweilige Einführung in das Zwischenreich. Reinhold Krakow war für den praktischen Teil zuständig.
Im praktischen Teil standen ausgiebige Exkursionen auf dem Programm. Die waldreiche Umgebung bot dazu vielfältige Möglichkeiten, um ein umfangreiches Artenspektrum kennenzulernen. Wir haben weitläufige Nadelwälder auf überwiegend sandigem Untergrund, wie auch reichere, teils kalkhaltige Buchenwälder, aufgeforstete Kiestagebaue ebenso wie feuchtere Erlen/Eschenbereiche sowie Moorgebiete. Leider war das Frischpilzaufkommen aber sehr bescheiden. Dennoch kamen nach und nach einige, teils auch sehr Interessante Arten zusammen. Unsere Exkursionsgebiete waren die Jülchendorfer Buchen, die Kobander Tannen, das Deichelseegebiet und zur Abschlussexkursion das kalkhaltige Klaasbachtal bei Neukloster. Wir gliederten das Wochenendseminar in drei Teile.
Zunächst baute ich zur Begrüßung und Einstimmung schon eine kleine Pilzausstellung auf und erläuterte einige wesentliche Merkmale der vorhandenen Frischpilze.
- Freitag, der 20. Juli – 14.00 Uhr – Theorietag: Einführung in die Pilzkunde durch Herrn Ulrich Klein in unserem Seminarraum in Keez.
Ulrich Klein bei seinem kurzweilig und höchst interessant gestalteten Theorie – Teil am Freitag Nachmittag.
In der Pause führte uns Gastgeberin Irena Dombrowa durch ihren Naturgarten und gab auch Erläuterungen zum Glänzenden Lackporling (Ganoderma lucidum), der am Stubben eines Kirschbaums gleich in 4 – facher Ausführung gedeiht.
- Sonnabend, der 21. Juli – Exkursionstag: Gegen 09.00 Uhr starteten wir zu einer Exkursion durch die Jülchendorfer Buchen und den Kobander Tannen.
Für Gerhard Dehn aus Berlin war sicherlich dieser markante Wurzel – Schleimrübling ein beindruckendes Erlebnis. Der Fruchtkörper schiebt sich anhand seines unterirdisch verlängerten Stieles viele cm durch das Erdreich an die Oberfläche. Er geht von einer Baumwurzel aus.
Der einzige, bekannte Giftpilz unter den Porlingen, soll der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) sein. Er ist einjährig und wächst an verschiedenen Laubhölzern, hier ist es Eiche. Er ist eine beliebte Art bei Menschen, die Pilze zum Färben von Wolle nutzen.
Zum Mittagstisch kehrten wir wieder in Keez ein, wo uns Irena auf das köstlichste bewirtete. Besten Dank! Am Nachmittag ging es dann zu den teils kalkhaltigen Hängen des Deichelsees.
Hier begeisterte uns besonders der aus Pappelholz heraus wachsende Wollige Scheidling (Volvariella bombycina).
Jochen Schöttker aus Hamburg demonstriert uns hier anhand eines Kalksteins durch aufträufeln von 24 % Salzsäure, wie man testen kann, ob die Böden für eine entsprechende Pilzflora kalkhaltig genug sind. Es fängt an zu Sprudeln.
Alisar vom Büchsenstein, so der bürgerliche Name von Trüffelhündin Lisa, fing plötzlich unter einem Haselstrauch wild an zu wühlen. War es eine Maus oder gibt es hier wirklich Trüffeln? Trotz des intensiven Nachsuchens von Jochen Schöttker, konnten wir diese Frage nicht abschließend klären.
Aber Bärbel und Jochen Schöttker haben uns einige wertvolle Trüffeln mitgebracht. Zusammen mit Übungsutensilien für Lisa, sehen wir hier Tuber aestivum (rechts) und T. melanosporum, die kleineren links. Erstere kann vereinzelt auch bei uns gefunden werden, die beiden kleinen sind allerdings nur in den südlicheren Trüffelregionen aufzuspüren.
- Sonntag, der 22. Juli – Auswertungs- und Bestimmungstag. Ab 10.00 Uhr Bestimmung der Pilzfunde mit Aufbau einer Pilzausstellung. Es standen Fachbücher, Mikroskop und Chemikalien zur Verfügung. Dazu erschien auch eine Mitarbeiterin der Schweriner Volkszeitung und wir standen zu ihren vielfältigen Fragen Rede und Antwort.
Wunderwelt Mikrokosmos. Bei manchen Pilzen ist eine genaue Bestimmung der Art ohne Mikroskop kaum oder gar nicht möglich. Hier sehen wir Jonas Dombrowa, Hannelore Reinke und Monika Peter beim Anschauen von Mikromerkmalen des Rotstieligen Leder – Täublings. Den kann man allerdings auch ohne Mikroskop recht gut ansprechen.
Das Ermitteln von Sporenfarben lässt sich auf Papier sehr gut bewerkstelligen. Man lege jeweils einen reifen Hut des zu bestimmenden Pilzes auf` s Papier und decke das ganze mit einem Schälchen ab. Am nächsten Tag erhält man ein prächtiges Sporenbild und kann den Pilz, anhand seiner Sporenfarbe, einer bestimmten Gattung zuordnen. Hier sehen wir Gerhard Dehn und Jochen Schöttker beim Analysieren des Ergebnisses.
Sporenbild des Stadt – Champignons.
Hier sehen wir Bärbel und Jochen Schöttker aus Hamburg beim Bestimmen diverser Täublinge. Besonders bei dieser Gattung kann durch chemische Farbreaktionen eine Bestimmung deutlich erleichtert b. z. w. gestützt und bestätigt werden.
Der Rotstielige Leder – Täubling reagiert mit Schwefelsäure orange (unterer Stiel und Hutfleisch) oder mit vorher getestetem Phenol, wie hier eindeutig zu Erkennen ist, dunkelviolett/purpurn, wie Heidelbeersaft.
Langsam füllen sich unsere Moosflächen.
Im Anschluss fuhren wir noch zu einer Abschlussexkursion in das Klaasbachtal bei Neukloster. Dabei versorgte uns Irena wiederum mit Pilzpfanne, Suppe, Kaffee und Kuchen.
Jonas machte es sehr viel Spaß, mit Trüffelhündin Alisar vom Büchsenstein den Wald auf der Suche nach den begehrten Köstlichkeiten unsicher zu machen.
Wertvolle Trüffeln konnten wir zwar nicht aufspüren, aber dieser sehr seltene Gold – Täubling (Russula aurea) begeisterte mich nicht minder. Er wächst auf Kalkböden und steht auf der Roten Liste in Kategorie 3 = gefährdet. Die Lokalität ist allerdings nicht neu. Ich fand ihn schon vor einigen Jahren in diesem tollen Gebiet.
Abschlussfoto im Klaasbachtal bei Neukloster. Mit dabei war auch Bernd Reinke (blaue Jacke, rotes Hemd) von der Insel Poel. Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir freuen uns ganz besonders, dass wir Gerhard Dehn aus Berlin sowie Bärbel und Jochen Schöttker aus Hamburg neu in der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. begrüßen können. Von den Beitragsgeldern wird u. a. diese Internetseite finanziert. 22.07.2012.
Die Schöttker` s betreiben übrigens eine eigene Internet – Seite unter folgender Adresse: www.trueffelfreunde.de
Die Teilnahmegebühr betrug pro Person 50.00 €
Der Erlös kam dem Erhalt des „Steinpilz – Wismar“ zu gute.
Anmeldungen zu weiteren Seminaren können unter folgenden Adressen erfolgen:
Irena Dombrowa, Dorfstraße 1a, 19412 Keez (Keezer Schmiede).
Mykologisches Informationszentrum „Steinpilz-Wismar“, 23966 Wismar, ABC Straße 21 oder per E – Mail unter: steinpilz.wismar@t-online.de
Anfragen auch unter Tel.: 03841/228917
Der Kurs startet ab einer Mindestteilnehmerzahl von 5 Personen.
Siehe unter „Termine“
Das Grundstück liegt genau an der B 104, wenige Kilometer von Brüel aus in Richtung Schwerin, also nicht in die eigentliche Ortschaft Keez abbiegen, sondern gleich das erste Grundstück an der Straße (Dorfstraße 1). Es stehen in begrenzter Form Parkmöglichkeiten auf dem Grundstück zur Verfügung. Ansonsten sind am Straßenabzweig nach Keez b. z. w. Golchen noch Parkgelegenheiten vorhanden. Unterkunftsmöglichkeiten sind in eingeschränkter Form bei uns auf dem Grundstück vorhanden b. z. w. durch Hotels, Pensionen oder Campingplätze in der Region abgesichert.
Siehe auch unter: www.golchenerhof.de www.stadt-brüel.de
www.stadt-sternberg.de
www.amt-crivitz.de
www.rotersee.de
Wann findet das nächste „Pilzwochenende in Mecklenburg“ statt? – Siehe unter Termine!