Öffentliche Pilzlehrwanderung
Durch das Herrenholz
Das Herrenholz bei Sternberg war das Ziel unserer heutigen Pilzwanderung. Hier gibt es weitläufige Buchenwälder und reichlich Nadelwald mit Kiefern und Fichten. Solch große Kahlschläge, wie hier im Hintergrund, sind in unseren Wäldern heut zu Tage selten geworden. Da hier noch viele Baumstümpfe stehen, vor allem auch von Fichten, wird es in absehbarer Zeit vermutlich viel Hallimasch zu Ernten geben. 25.08.2012.
Am Sonnabend, dem 25. August 2012, war um 08.00 Uhr wieder Treff auf dem Parkplatz am Zentralen Omnibusbahnhof in der Hansestadt Wismar. Der Steinpilz – Wismar lud wieder zu einer geführten Pilzwanderung ein. Da am frühen Morgen noch ein größeres Regengebiet aktiv war, haben sich leider nur sehr wenige Pilzfreunde zu dieser Wanderung eingefunden. Für die wenigen, die trotzdem kamen und nicht nur Speisepilze einzusammeln gedachten, sondern vor allem etwas lernen und ihren Horizont erweitern wollten, hatte es sich auf jeden Fall gelohnt. Übrigens hatte der Regen rechtszeitig aufgehört und unsere Tour konnte bei trockenem Wetter starten. Natürlich war der Wald noch nass und es war herrlich durch das feuchte und duftende Herrenholz zu wandern. Wir hatten Pilzwetter wie es im Buche steht. Herrenpilze gab es zwar nicht, aber dennoch war es eine sehr interessante Wanderung mit einem vielfältigen Artenspektrum. Es ist allmählich zu merken, dass es in Richtung Hochsaison geht. Vor wenigen Jahren waren wir schon einmal in diesem Gebiet auf Tour. Damals, so wie auch heute, führte uns der Bützower Pilzberater Klaus Warning durch dieses wirklich tolle Pilzrevier. Dafür möchten wir uns bei ihm ganz herzlich bedanken! Das Buchenwälder zu den artenreichsten Waldgesellschaften in Mecklenburg gehören, ließ sich heute zumindest erahnen. Sie bieten sowohl dem Kochtopfmykologen als auch dem fortgeschrittenen Hobbymykologen ein reichhaltiges Betätigungsfeld.
Zunächst hatte Klaus Warning wieder eine kleine Kollektion zum Vorstellen mitgebracht.
Nach wenigen Schritten entdeckte Helga Köster gigantische Pilzrosetten des Riesenporlings. Sie wuchsen um einen alten Eichenstumpf herum.
Sind die Ränder der Rosetten noch weich und zartfleischig können sie abrasiert werden und zu speisezwecken Verwendung finden. Das Fleisch des Pilzes verfärbt sich allerdings recht bald schwarz, was sich nachteilig auswirken kann. Riesenporling (Meripilus giganteus).
Wenige Schritte weiter, am Wegesrand, gleich die nächsten Speisepilze. Es handelt sich um den häufigen Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus).
Der Duft des Langstieligen Knoblauch – Schwindlings, den Klaus Warning (rechts) unseren Gästen aus dem Schwabenland zur Geruchsprobe überreichte, beeindruckte und bescherte fröhliches Erstaunen.
Auch konnten wir den Schwabenländern den Unterschied zwischen dem Stockschwämmchen und den hier zu sehenden Grünblättrigen Schwefelköpfen (Hypholoma fasciculare) verdeutlichen und wiesen in diesem Zusammenhang auch auf den Gift – Häubling hin.
Klaus Warning beim Erläutern eines Erdritterlings. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um den Gilbenden Erdritterling.
Standortstreu scheint der Kleine Kakao – Fälbling (Hebeloma truncatum) zu sein, denn auf den Tag genau vor zwei Jahren habe ich ihn ebenfalls an diesem Wegrand unter Fichten gefunden.
Täublinge waren heute zwar etwas verhalten anzutreffen, aber dennoch konnten wir eine ganze Reihe Arten finden. Hier sehen wir den essbaren, aber wenig schmackhaften Rosa – Täubling (Russula rosea).
Der Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) ist mit seinen rötlichen Farbtönen unter dem Hut und am Stiel eine Augenweide. Auch der Gaumen kann sich an seinem Wohlgeschmack nach ausreichendem Erhitzen erfreuen.
Eine seltene und kalkliebende Art ist der Goldzahn – Schneckling (Hygrophorus chrysodon). Wir haben bisher in unserer Region nur wenige Fundpunkte dieser schönen Art.
Wesentlich häufiger, größer und kompakter ist der Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius). Übrigens sind im Prinzip alle Schnecklinge essbar, manche gute Speisepilze, andere geschmacklich eher minderwertig, zu letzteren dürfte auch dieser zählen.
Eine seltene Art ist der Rötende Schüppling (Pholiota tuberculosa). Er wächst auf abgefallenen Laubholzästen und wurde schon mehrfach im Herrenholz gefunden. Rote Liste 3 = gefährdet.
Sehr dekorativ sieht der häufige Samtige Schichtpilz (Stereum subtomentosum) besonders bei feuchtem Wetter aus. Auf dem ersten Blick könnte er auch für eine Schmetterlings – Tramete gehalten werden, diese hätte aber auf der Unterseite keine glatte Fläche, sondern Poren. Standortfoto im Herrenholz.
Warum der Lilablättrige Mürbling (Psathyrella candollena) auch Behangener Faserling heißt, verdeutlicht dieses Bild in eindrucksvoller weise. Der oft in Scharen auftretende Mürbling ist essbar und soll ganz vorzüglich schmecken, besonders als Suppenpilz. Standortfoto.
Recht verbreitet an Laubholz wächst die Spitzwarzige Tramete (Antrodiella hoehnelii). Charakteristisch ist das Gilben des grauweißlichen Fruchtkörpers. Der einjährige Porling ist Ungenießbar.
Zu den Delikatessen unter den Täublingen zählt der Grüngefelderte Täubling (Russula virescens). Leider ist er meist nur in wenigen Exemplaren oder als Einzelgänger im Buchenwald zu finden. Von Kennern wird er mit dem Steinpilz verglichen.
Der markante Spindelige Rübling (Collybia fusipes) wächst gerne einzeln oder büschellig um alte Eichen und deren Stubben herum. Er gilt als minderwertig, obwohl es auch Leute gibt, die von ihm angetan sind.
Maronen – Röhrlinge gab es heute zwar keine, dafür aber echte Maronen am Waldesrand. Die Esskastanie ist in unseren Wäldern nur ganz vereinzelt an warmen Standorten zu finden.
Und wie immer zum Schluss versammelten wir uns wieder zu unserem gemeinsamen Abschlussfoto. Sechs Leute waren wir heute, die eine mykologisch recht interessante Wanderung durch das altehrwürdige Herrenholz bei Sternberg unternahmen. 25.08.2012.
Regionalinfo` s auch unter: www.buetzow.de
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!.