8. Vereinstreffen am Roten See
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V.
Idyllisch liegt der Rote See von viel Wald umgeben in einer sehr reizvollen, stark eiszeitlich geprägten, hügeligen Landschaft des Naturparks Sternberger Seenland. Gegenüber sehen wir die Badestelle mit zugehöriger Blockhütte.
Am Sonntag, dem 26. August 2012, trafen sich zum 8. mal in Folge die Pilzfreunde aus Rehna und Wismar am Roten See bei Brüel. Gegen 10.00 Uhr wurde der Tag wie immer mit einigen einführenden Worten des Vorsitzenden des Pilzvereins Heinrich Sternberg Rehna e.V., Torsten Richter und Reinhold Krakow von der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V., eröffnet. Nach dieser kurzen Einführung und einem gemeinsamen Fototermin wurden wie gehabt mehrere Exkursionsgruppen gebildet, die ab 10.15 Uhr in verschiedene Pilzgebiete aufbrachen. Alle, die die kalkhaltigen Hangterrassen des Deichelsees kennenlernen wollten, schlossen sich Torsten Richter an. Irena Dombrowa fuhr mit einer Gruppe an den Sydowsee bei Wendorf und Reinhold Krakow brach mit den restlichen Pilzfreunden zu einer kleinen Tour in das nahegelegene Warnowtal auf. Das Pilzaufkommen hielt sich aufgrund relativer Trockenheit leider sehr in Grenzen. Trotzdem gelang es uns, zumindest so viele Arten zusammen zu bekommen, dass wir die für eine Ausstellung vorbereitete Moosfläche auslasten konnten. Die interessantesten Pilze wurden allerdings mitgebracht. Die Highlights waren ohne Zweifel der Echte und der Falsche Satans – Röhrling in der Gegenüberstellung mit den häufigen Netz- und Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen. Außerdem entdeckte die Gruppe um Torsten Richter einen sehr interessanten Schlauchpilz auf einer Brandstelle, den sie zunächst Becherförmiger Brandstellenräucherling oder so ähnlich tauften. Vielleicht gelingt es Torsten, seine wahre Identität heraus zu bekommen und wir können ihn dann auch unter seinem bürgerlichen Namen erwähnen.
Nach gemütlicher Begrüßung wurden drei verschiedene Exkursionsgruppen gebildet, die dann in unterschiedliche Gebiete aufbrachen. Dazu hatten sich auch einige Gäste eingefunden, die nicht in unseren beiden Vereinen organisiert waren.
Auch Jonas ist schon Marschbereit und hat sich der Gruppe von Papa angeschlossen. Anstatt mit Pilzen, füllte sich sein Korb später mit Steinen und da diese bekanntlich schwer sind, musste Papa den Korb schließlich tragen.
Die Gruppe um Reinhold Krakow wandelte teils auf den Pilgerpfaden der heiligen Brigitta von Schweden. Immerhin gehörte Wismar und Umgebung in früheren Zeiten zum Königreich Schweden.
Direkt am Pilgerweg standen diese Gelbbräunlichen Trichterlinge (Clitocybe gibba). Sie gehören zu einer Vielzahl von Pilzarten, die bevorzugt längst der Waldwege zu finden sind und können sogar gegessen werden. Standortfoto.
Neben Sonnenschein ballten sich zeitweise mächtige Quellwolken zusammen und sorgten für die eine oder andere Regendusche. Insgesamt wurde es aber nicht so schlimm, wie anfangs befürchtet.
Diese schönen, eleganten Schleierlinge (Cortinarius spec.) standen am Wald – und Wiesenrand in Warnownähe. Als Symbiosepartner könnte Esche oder Eiche in Frage kommen.
Jonas freut sich und hat zwei kleine, zarte Pilzchen gefunden. Papa wird sie bestimmt kennen!
Es sind wunderschön strukturierte Tintlinge (Coprinus spec.) die Jonas im Gras zwischen Waldrand und Bullenkoppel fand.
Zur gleichen Gattung gehören auch diese Pilze aus dem Formenkreis des Glimmer- oder Haustintlings (Coprinus spec.). Hier im dichten Gras zur Wiese, windgeschützt und unter freiem Himmel, reichen mitunter Tau und leichte Niederschläge zum Wachstum solch kleiner und zarter „Eintagsfliegen“ aus.
Der Spindelige Rübling (Collybia fusipes) wächst meist am Grunde alter Eichen oder deren Stubben. Der minderwertige Pilz ist zu Speisezwecken nicht zu empfehlen. Standortfoto im Warnowtal bei Kaarz/Weitendorf.
Ein lautes und weithin hörbares Oooohhhh stimmten alle an, allem voran aber unser Peter in der Bildmitte, beim Anblick eines gigantischen Riesenporlings, der leider für unsere Körbe viel zu groß war und deshalb im Wald stehen bleiben durfte.
Er hatte mindestens einen Durchmesser von 60 cm und wog mehrere Kilo. Zum verspeisen war er allerdings auch nicht mehr jung genug, wäre aber ein Blickfang für unsere Ausstellung gewesen.
Schließlich kamen wir in einen Buchenbestand in dem es einige Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) gab, die den Sammeltrieb einiger Pilzfreunde beflügelten.
Viel ergiebiger als die kleinen Pfifferlinge wären diese fleischigen Erdschieber (Lactarius vellereus) gewesen. Sie sind aber aufgrund ihres schlechten Geschmackes für unseren Gaumen völlig ungenießbar. Anders in Sibirien, dort weiß man diesen ergiebigen Pilz zu schätzen und hat spezielle Methoden um ihn genießbar zu machen.
Gegen 13.00 Uhr strebten dann alle Exkursionsgruppen wieder der Brüeler Blockhütte am Roten See zu, denn der Inhaber des Objektes, Herr Krüger und sein fleißiges Team, haben wieder extra für uns Schwein am Spieß, mit einer standesgemäßen Pilzpfanne vorbereitet. Das war wieder ein Festessen, so wie bereits im letzten Jahr!
Frische Waldluft macht hungrig und da schmeckt deftiges Schwein vom Spieß mit Bratkartoffeln und Sauerkraut doppelt so gut.
Auch die Pilzfreunde um Torsten Richter (Bildmitte) aus Rehna machten es sich an der Blockhütte beim Pils gemütlich.
Die Rehnaer Pilzfreunde haben am Deichelsee zwar keinen Satans – Röhrling mehr aufspüren können, dafür aber zwei interessante Schlauchpilze auf einer Brandstelle entdeckt. Neben dem seit 1973/75 nicht mehr in MV gefundenen Trichophaea abundans auch diese schicken Anthracobia maurilabra, wie die eingangs erwähnten Becherförmigen Brandstellenräucherlinge unter wissenschaftlicher Bezeichnung in der Mykologie geführt werden. Es sei angemerkt, das die Gattung Brandstellenräucherling so nicht existiert und nur eine etwas belustigende Erfindung von uns darstellt. Deshalb bitte nicht nach solchen Pilzen im Netz oder der Literatur suchen! Foto: Torsten Richter
Danach war Fundauswertung angesagt und auf einer vorbereiteten Moosfläche wurden die schönsten und interessantesten Pilzfunde zu einer Pilzausstellung zusammengestellt. Diese war dann auch noch am Folgetag an der Blockhütte zu besichtigen.
Nach dem alle Pilze auf die Moosfläche gelegt und geordnet waren, begann die Beschilderung, was manchmal recht anstrengend sein kann, wie man sieht. Aber ich habe nicht nur alleine Schilder gesucht, sondern wurde von Irena und Thomas tatkräftig unterstützt.
Unsere wertvollsten und schönsten Exponate waren der Echte- und der Falsche Satansröhrling. Beides ausgesprochene Raritäten und wer weiß, ob es uns jemals wieder gelingen wird, diese beiden Ganoven in trauter Eintracht nebeneinander präsentieren zu können.
Nachdem die Ausstellung stand, weckte sie auch wieder das Interesse der Besucher, Camper und Badegäste des Roten Sees. Selbstverständlich dürfen auch Fotos gemacht werden.
43 Pilzarten lagen schließlich auf der Moosfläche und boten einen kleinen, repräsentativen Überblick über das momentan eher bescheidene Pilzaufkommen.
Danach konnten noch weitere Exkursionen durchgeführt oder ein erfrischendes Bad im See genossen werden. Auch eine Bootstour war möglich. Das Ende unseres diesjährigen Vereinstreffens konnte wieder jeder für sich selbst bestimmen. Das Wetter dazu war zwar nicht lupenrein, aber es hätte durchaus schlimmer kommen können.
Das Gruppenfoto auf der erneuerten Steganlage der Badestelle entstand zwar gleich zu Beginn am morgen, soll aber hier am Ende des kleinen Berichtes stehen und schon auf unser 9. Treffen am Roten See im nächsten Jahr einstimmen. Ich hoffe, wir bleiben bis dahin alle Gesund und munter bis es wieder heißt „Auf zum Roten See 2013“.
Wann findet unsere nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!