Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Vereinsexkursion von Vorbeck bis Weberin
Auf unserer heutigen Tour wanderten wir durch ausgedehnte Nadelwaldforste von Vorbeck bis Weberin, wo wir zum Abschluss im Cafe – Naschwerk landeten und unsere abgewanderten Kalorien gleich wieder mit reichlich Naschwerk, speziell mit leckerem, selbst gebackenen Kuchen, auffüllten.
Am Sonntag, dem 09. September 2012, waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste wieder zu einer Vereinsexkursion ganz herzlich eingeladen. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Wismarer Zeughaus, in der Ulmenstraße. Ausgesucht hatte ich für heute eine Route, die zwar im großen und ganzen im Warnowgebiet verläuft, aber nicht unmittelbar entlang des längsten Flusses Mecklenburg – Vorpommerns führte. Wir befinden uns mitten in der Hauptpilzzeit und mich reizte unter diesem Gesichtspunkt eine Route, die mehr in den klassischen Pilzsammlergebieten verläuft, so dass auch unsere Kochtopfmykologen erhöhte Chancen auf gefüllte Sammelkörbe haben könnten. Es handelt sich überwiegend um abwechslungsreiche Nadelwälder auf sandigen Böden. Auch diese „normalen“ Pilzsammelgebiete beherbergen immer wieder interessante Biotope, wie kleinere Seen und Moore, und können um diese Jahreszeit auch so manche mykologische Überraschung bereit halten. Leider gab es, wie nicht anders zu erwarten war, in diesem sandigen Gebiet, dass in der letzten Zeit sogar noch weniger Regen bekam, als einige andere Reviere, nur sehr wenig Pilze. Auch die Beteiligung an der heutigen Exkursion hat sich dem geringen Pilzaufkommen angepasst, so dass schließlich nur der härteste des harten Kern` s von Wismar aufbrach. Auf der Hintour ließen wir gleich ein Auto in Weberin stehen. An der Warnowbrücke in Vorbeck angelangt, wartete dann noch eine nette, junge Dame auf uns, so dass wir letztendlich 6 Leute wurden.
Und dann ging es forschen Schrittes bei wunderbarem Wetter von Vorbeck aus in den Wald zu unserer ca. 8 Km langen Tour bis Weberin.
Und hier hat unser Urgestein Hans – Jürgen Willsch den ersten Pilz entdeckt.
Es ist ein Kahler Krempling (Paxillus involutus). Wurde er vor einigen Jahrzehnten noch im großen Stil gesammelt und verzehrt, gilt heute die Devise: „Hände weg vom Kahlen Krempling“!
Hier freut sich die junge Dame, die aus Gustävel zu uns gestoßen ist, über diese, zwar nicht sonderlich große Krause Glucke, aber immerhin, eine kleine Mahlzeit ist gesichert. Für die sich oft als schwierig erweisende Säuberung ist dann ihr Mann zuständig.
In dieser sandigen Gegend überwiegen meist Kiefernwälder, teils aber auch Fichte. Hier wurde stark ausgeholzt, um andere Baumarten zwischen die Kiefern zu pflanzen.
Hier sind es zumeist Buchen, die bereits ein flaches, unteres Stockwerk bilden. Früher wurden große Kahlschläge angelegt und dann meist mit einer Baumart, hier meist Kiefer oder Fichte, wieder aufgeforstet. Heute setzt man auf Mischwälder unterschiedlicher Altersstruktur.
Hier wurden überwiegend Douglasien gepflanzt. Die Fichte wird bei uns kaum noch aufgeforstet. Das finden wir Pilzfreunde leider etwas schade, den gerade die Fichtenschonungen beherbergten in einem bestimmten Alter manchmal Unmengen an Steinpilzen oder Fichten – Reizkern. Insbesondere letzterer wird bei uns eine starke Rückgangstendenz erfahren!
Bei der Ortschaft Vorbeck befindet sich eine große Winstongolf – Anlage, auf der heute sogar ein großes Tournier ausgetragen wurde. Das die Golfbälle aber gleich bis in den weiter entfernten Wald fliegen, ist schon sehr erstaunlich. Es war nicht der einzige in diesem Waldstück.
Und nun zurück zu den Pilzen. Unser Gast aus Gustävel fand an einem morschen Fichtenstubben diese lecker aussehenden Pilze. Essbar sind sie zwar, aber lecker sollen sie keinesfalls sein, sondern eher muffig schmecken. Es sind die markanten Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus).
Unsere beiden Pilzfreundinnen sind begeistert über diesen kleinen Löwengelben Porling, der es sich auf einem Laubholz – Ästchen gemütlich gemacht hat.
Der Veränderliche oder Löwengelbe Porling (Polyporus varius) ist besonders veränderlich in seiner Größe. Wächst er auf solch dünnen Ästchen, bleibt er sehr klein und früher wurde daraus sogar eine eigene Art gemacht, der sogenannte Pfennig – Porling. Da sein Hut aber immer nach unten gerichtet sein muss, um Sporen auswerfen zu können, darf er auf solchen dünnen Ästchen nicht größer werden, sonst würde er sie drehen.
Ausschließlich unter Kiefern finden wir den Buckel – Täubling (Russula caerulea). Charakteristisch für diesen essbaren Sprödblättler sind die violettbraune Färbung des Hutes und der markante Buckel in der Hutmitte.
Und dann tauchte fast zum Schluss der erste Röhrling auf. Hier stehen Kiefern und Lärchen. Für diesen Schmierröhrling waren aber die Lärchen Ausschlag gebend, denn der Gold – Röhrling (Suillus grevillei) ist mit seiner Mykhorrhiza streng an die Lärche gebunden.
Pilzfreundin Helga Köster ist der Meinung, wo einer steht, da ist der nächste nicht fern und durchstöberte das recht hohe Gras. Tatsächlich konnte sie weitere Exemplare entdecken.
Und dann am Waldrand bei Weberin, wirklich zu allerletzt, ein größerer Trupp weiterer Schmierröhrlinge. Hier ist aber immer die Kiefer für das Erscheinen dieser Pilze verantwortlich. Es sind Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus). Die Pilzmahlzeit ist buchstäblich in letzter Minute doch noch gesichert!
Dazu gesellten sich dann sogar noch einige Falsche- (Xerocomus porosporus) und Echte Rotfuß – Röhrlinge.
Unter Linden in Weberin standen auch noch diese taufrischen Widerlichen Täublinge (Russula pectinatoides). Sie sind ungenießbar und gehören zu den stark gerieften Kamm – Täublingen. An der Stielbasis röten sie oft charakteristisch.
Schließlich kehrten wir in das Cafe – Naschwerk ein. Hier gibt es jedes Wochenende vom Chef und sein Team frisch gebackene Leckereien. Wir kamen gerade noch recht, denn am Sonntag Nachmittag wird es meist sehr schnell voll. Etwas später hätten wir wirklich keinen Platz mehr gefunden.
Thomas hält schon mal ein Schildchen in die Höhe und bittet damit die Bedienung herbei, zwecks Aufgabe unserer Bestellung.
Jeweils den wichtigsten, möglichen Wünschen des Gastes entsprechend, stehen mehrere derartige Schilder mit unterschiedlichen Sprüchen auf dem Tisch, die man nur hoch zu halten braucht. Ganz ohne Selbstbedienung geht es dann aber doch nicht.
Mmmm… Sieht der nicht lecker aus! Und er sah nicht nur so aus! Das waren wirklich zwei exzellente Stückchen Kuchen nach original Hausmacher – Rezept und vom Chef persönlich gebacken! Und die Auswahl an frischem Kuchen dürfte jeden Geschmack befriedigen. Soviel zunächst an Werbung für das Cafe – Naschwerk in Weberin, denn wir durften schon mehrfach unsere Autos auf dem Parkplatz des Cafe` s abstellen, um zu unseren Pilzwanderungen aufzubrechen. Vielen Dank!
Leider ist mir heute unser Abschlussfoto richtig misslungen, so dass dieses Bild von einer kleinen Verschnaufpause an einem Waldsee als Ersatz dienen soll. Hier sehen wir, außer meiner Wenigkeit, den härtesten Kern der Wismarer Pilzfreunde. Auch tut mir leid, dass unser Gast, die junge Dame aus Gustävel, leider nicht mit zu sehen ist. Aber vielleicht hat es ihr heute trotzdem gefallen, auch wenn es nur wenige Pilze gab und kommt zu einer unserer nächsten Wanderungen wieder mal mit. 09.09.2012.
Regionalinfo` s auch unter: www.langenbruetz.de
Wann findet unsere nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine, ganz oben im Info – Corner!