Öffentliche Pilzlehrwanderung
Am Pinnower See
Zu einer goldenen Novemberwanderung am Pinnower See bei Schwerin waren Pilz- und Naturbegeisterte am Sonnabend, dem 10. November 2012, ganz herzlich eingeladen.
Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße/Ecke Kopenhagener Straße. Mit drei Autos fuhren wir von hier aus auf der A 241 bis zur Autobahnabfahrt Schwerin Nord, Ausfahrt Richtung Schwerin. In der Ortschaft Rampe bogen wir links ab und fuhren über Leezen weiter in Richtung Raben – Steinfeld. Kurz vor Raben – Steinfeld ging es dann nochmals links ab bis zur Ortschaft Godern, wo weitere Pilzfreunde aus Schwerin und dem Umland auf uns warteten. Jetzt mussten noch einige Fahrzeuge zum Endpunkt unserer Wanderung, nach Raben – Steinfeld, umgesetzt werden. Auf der landschaftlich sehr reizvollen Tour mit alten, naturbelassenen Laubwäldern am Ufer des Pinnower Sees entlang, machten wir uns auf die Suche nach allerlei Spätherbstpilzen. Es ist die große Zeit der Streu- und Holzbewohner wie Graukappe, Violetter Rötel – Ritterling, Stockschwämmchen, Hallimasch sowie vieler anderer Arten und wir wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil, dass Aufkommen an interessanten Pilzen war für Mitte November noch sehr beachtlich. Die recht umfangreiche Wanderung dauerte bis zum frühen Nachmittag.
Zunächst gab es bei Irena Kaffee und Tee sowie in der Nacht ganz frisch gebackene Plätzchen.
Dann ging es von Godern hinunter zum Wanderweg am Pinnower See.
Irena (Bildmitte) war natürlich nicht nur als Pilzberaterin gefragt, sie kann auch zu vielen Wildkräutern und deren mögliche Verwendung allerhand wissenswertes zum Besten geben.
Am Wanderweg sind auch immer wieder interessante Schautafeln zu einigen Besonderheiten dieses Naturparadieses aufgestellt. Hier wird auf spezielle Sagenstätten hingewiesen.
Aber dann ging es gleich los mit wahrlich ansehnlichen Exemplaren, die auf einem Haufen Rindenmulch am Waldrand standen. Es sind essbare Ansehnliche Scheidlinge (Volvariella speciosa).
Es waren wirklich riesige Teile. Scheidlinge sehen Habituell den Wulstlingen ähnlich und schlüpfen ebenfalls aus einem „Ei“. Sie sind aber keine Mykorrhizapilze, sondern Saprophyten. Ihre Lamellen sind nur Anfangs weiß und werden durch die Sporenproduktion rasch fleischrosa.
Hin und wieder tauchten im Buchenlaub diese wunderschönen und immer wieder fotogenen Specht – Tintlinge (Coprinus picaceus) auf. Kein Speisepilz.
Gleich daneben ganz frische Steife Korallen (Ramaria stricta). Diese häufige Art besiedelt kleine Laubholzästchen die im Humus liegen. Der Pilz ist geringwertig, was Speiseversuche angeht.
Ebenfalls am gleichen Standort zahlreiche Prächtige Klumpfüße (Cortinarius aurantioturbinatus). Dieser schöne, giftverdächtige Schleierling signalisiert Kalk im Boden. Er ist recht selten und steht auf der Roten Liste in Kategorie 3 = gefährdet.
Hier waren wir uns ob seiner Größe zunächst nicht einig. Beutel oder Flaschen – Stäubling? Es ist aber nur ein überdimensionierter Flaschen – Stäubling (Lycoperdon perlatum), worauf besonders seine groben Grieskörnchen auf der Oberfläche hinweisen. Jung essbar, dieser ist aber schon zu reif.
Bei einer größeren Wandergruppe kommt es immer wieder vor, dass die Truppe sich weiter auseinander zieht. So eine schöne Wander- und Wetterhütte bietet sich dabei ganz vorzüglich zum Warten und Rasten an.
Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter auf dem wunderschönen Wanderweg am Pinnower See
Ganz interessant die Strukturierung der Lamellen bei diesem, besonders kompakten Elfenbein – Schneckling (Hygrophorus eburneus). Es sollten wohl ursprünglich zwei Fruchtkörper werden. Diese essbaren Schnecklinge gab es hier heute recht zahlreich.
Irena Dombrowa während einer Pilzberatung mit interessierten Zuhörern. Es gibt immer zwei Lager bei den Pilzwanderern. Die einen wollen nur den Korb voller Esspilze haben und die anderen möchten vordergründig etwas lernen.
Eine der häufigsten Arten im spätherbstlichen Laub- und Nadelwald ist der Horngraue Rübling (Collybia asema). Die essbare, aber eher minderwertige Art kann als Beiwerk zu einem Mischpilzgericht mit eingesammelt werden.
Mindestens genau so häufig ist besonders längst der Waldwege dieser hübsche Geselle. Der Rosa – Helmling (Mycena rosea). Er gehört zu den schwach giftigen Rettich – Helmlingen und sollte nicht in den Speisepilz – Korb wandern.
Gleiches gilt für den überaus häufigen und roh schwach giftigen Gelben Knollenblätterpilz (Amanita cirtina). Er ist auch in seiner weißen Variante u. a. am Kartoffelkellergeruch gut zu erkennen.
Zu ernsteren Komplikationen kann der stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina) führen, sollte er einmal anstatt eines Grauen Wulstlings oder Perlpilzes in das Sammelgut wandern.
Auch diese schönen Wechselfarbigen Spei – Täublinge (Russula fragils) könnten zu Komplikationen führen, sollten sie mit essbaren, mildschmeckenden Täublingen verwechselt werden. Sie würden durch ihre unerträglich Schärfe das Pilzgericht ungenießbar machen.
Da sind doch unsere beliebten Röhrlinge deutlich unkomplizierter, obwohl es auch einige bitter schmeckende Arten gibt. Das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) ist in den letzten Wochen in großen Mengen verzehrt worden. Es war der Röhrling des Jahres 2012. Keinen anderen gab es in diesem Jahr in derartigen Mengen wie diesen.
Zeitweise tauchte die tiefstehende November – Sonne alles in ein goldenes Licht. Der Herbst blühte noch einmal so richtig auf, bevor in wenigen Tagen wohl zunehmend tristes Wintergrau einziehen dürfte.
Aber auch die düsteren Endzeitstimmungen des Novembers konnte man schon erahnen. Schwermut kann aufkommen bei solchen Bildern, aber der nächste Frühling mit Wärme und Licht kommt bestimmt!
Und weiter geht es an den altgoldenen Hangterrassen des Pinnower Sees. Der kleinste und jüngste scheint aber bereits wieder an seiner Leistungsgrenze angelangt zu sein und hofft, dass Papa ihn auf die Schulter nimmt, aber diese Zeiten sind vorbei. Es könnte bald umgekehrt sein!
Aber als die ersten Steinpilze auftauchten, war alle Schwäche wieder überwunden und schließlich kann auch im so zarten Alter ein Wanderstock schon sehr hilfreich sein.
Auch einige alte, umgestürtzte Buchen waren von zahlreichen Pilzen besiedelt. Hier entwickeln sich gerade ganz frisch Angebrannte Rauchporlinge (Bjerkandera adusta).
Immer wieder versuchen sich die Pilze durch die dicken Laubpakete an die Oberfläche zu schieben. Auch diese, an sich sehr ansehnlichen Täublinge, haben es recht schwer und sind leicht zu übersehen. Es handelt sich links um den Schmalblättrigen Weißtäubling (Russula delica) und rechts um den Dickblättrigen Schwarztäubling (Russula nigricans). Beide sind essbar, aber minderwertig.
Und immer wieder Schleierlinge (Cortinarius spec.). Ihre genaue Bestimmung war uns im Feld teilweise nicht ohne weiteres möglich.
Neben dem Weißstieligen Leder – Täubling tauchte auch der aus dem Früh- und Hochsommer bekannte Kurzstielige Leder – Täubling (Russula curtipes) auf. Typisch ist sein relativ kurzer Stiel, die leichte Bereifung in er Hutmitte und der für Ledertäublinge charakteristisch ockergelbe Sporenstaub, der die Lamellen ebenso färbt. Guter Speisepilz.
Und dann kam Jonas sein großer Auftritt. An einem alten Stubben waren zahlreiche, ausgereifte Birnen – Stäublinge vorhanden, die nur darauf warteten, ihre Sporen dem Wind an zu vertrauen. Ich fragte ihn, ob er nicht mit seinem Wanderstock Lust hätte, dem Nachdruck zu verleihen. Millionen von Sporen zogen nun in großen olivgrünen Wolken am Ufer des Sees entlang, wo reichlich Besiedlungsmaterial bereit lag.
Auf einem alten, im feuchten Boden liegenden Holzstück, wuchsen in kleinen Büscheln diese Grünlichen Schüpplinge (Pholiota gummosa). Keine Speisepilze.
Die dunklen Gruben – Lorcheln (Helvella lacunosa) sind oft schwer am Waldboden auszumachen. Zusammen mit den helleren Herbstlorcheln können sie in die Sammelkörbe der Mykophagen wandern.
Genau wie diese immer noch sehr häufigen Süßlichen Milchlinge (Lactarius subdulcis) des Buchenwaldes.
Auch die geringwertigen Spindeligen Rüblinge (Collybia fusipes) könnten mit in das Sammelsurium der Esspilze wandern. Es soll sogar Leute geben, die diese zähen, besonders um alte Eichen und deren Stubben herum wachsenden Rüblinge als Speisepilze schätzen.
Dann schon lieber der Honiggelbe Hallimasch (Armillaria mellea), der trotz seines strengen Geruches und nach ausgiebigen Erhitzen ein sehr schmackhafter Speisepilz ist. Er gilt allerdings auch als giftigster aller Hallimasch – Arten, daher wird blanchieren und weggießen des Kochwassers empfohlen.
Ein uneingeschränkter, hervorragender Speisepilz ist dafür der in gehaltvolleren Buchenwäldern häufig vorkommende Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha). Er ist im Gegensatz zu fast allen anderen Täublingsarten nicht brüchig und seine Lamellen sind dadurch auch sehr geschmeidig = anschmiegsam wie eine Frau!
Zum Schluss versammelten sich alle zu unserem obligatorischem Erinnerungsfoto am Waldrand in Raben – Steinfeld. Insgesamt waren wir heute 16 Pilzwanderer, aber hier sind nur 15 zu sehen. Ein sehr netter und naturverbundener älterer Herr kehrte auf halber Strecke um, aber nicht aus Konditionsgründen. Seine Planung war einfach dahin angelegt. Er kannte sogar noch die Mecklenburger Heimatforscherlegände Walter Dahnke persönlich. Vielleicht sieht man sich ja auf einer der nächsten Wanderungen wieder. 10. November 2012.
Regionalinfo` s auch unter:
www.schweriner-see.de/pinnower.see.mecklenburg.htm
www.geologisches-museum.de
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine, gleich oben zu Beginn unseres Info – Corners!