Wetter und Pilzwachstum im Nordwesten Mecklenburgs
Tagebuch Wetter und Pilze im Juli 2012/2
Sonntag, 15. Juli – Heute Vormittag stattete ich der Parkanlage am Seeblick wieder einen Besuch ab, um Pilze für unsere Ausstellung zu besorgen. Trotz der Regenfälle der letzten Zeit – in Wismar war es allerdings recht wenig – war der Boden staubtrocken und knochenhart. Trotzdem hat sich das Pilzaufkommen weiter verbessert. Am häufigsten waren Perlpilze. Wenn es nicht bald ergiebig regnet, ist hier bald wieder Schluss. Danach öffnete ich unseren „Steinpilz“, um die Frischpilzausstellung zu erneuern. Eigentlich geschieht es meist Montags und Donnerstags, aber ich habe morgen und in der kommenden Woche Büroarbeiten und Vorbereitungen für unser erstes „Pilzwochenende in Mecklenburg“ zu treffen. Deshalb ist der „Steinpilz“ von Freitag bis Sonntag geschlossen und die Ausstellung ist diese Woche nur noch bis Dienstag oder Mittwoch zu sehen. Auf den Flächen liegen nun 89 Arten, davon sind folgende das erste mal in diesem Jahr dabei: Glocken – Düngerling, Knopfstieliger Rübling, Roßhaar – Schwindling, Halbkugeliger Träuschling, Ring – Düngerling, Purpurschwarzer Täubling, Weinroter Herings – Täubling, Sonnen – Täubling, Buchen Herings – Täubling, Pantherpilz, Kerbrandiger Trichterling, Blaublättriger Täubling, Schuppiger Sägeblättling, Rotfüßchen, Bleigrauer Bovist, Blasser Täubling und Eichen – Milchling.
Montag, 16. Juli – Heute erlebten wir wieder einen sehr windigen Tag, man könnte meinen, der Herbst habe bereits begonnen. Es gab aber auch einzelne, kurze Schauer, deren Niederschlag aber im wahrsten Sinne des Wortes gleich wieder vom Winde verweht wurde. In der kommenden Nacht zieht neuerlich ein kompaktes Regengebiet auf, das vor allem den Regionen ergiebige Mengen bringen soll, die sowieso schon vor dem vielen Regen stöhnen. An kleineren Bächen kann es zu Überschwämmungen kommen. Es sieht so aus, als würden auch wir einige Liter bekommen.
Dienstag, 17. Juli – Die Niederschläge der vergangenen Nacht fielen recht unterschiedlich aus. Besonders im Nordwesten unserer Region hat es teils kräftig, schauerartig verstärkt geregnet. So wurden in Boltenhagen an der Ostsee 16 l/qm registriert. Auch der Süden Westmecklenburgs hat kräftigere Niederschläge abbekommen. Im Raum Wismar, bis hinauf auf die Insel Poel, war es wieder recht mager. Daran änderten auch vereinzelte Regenschauer am Tage kaum etwas. Unser Blick geht nun nochmals Richtung Westen, denn es nähert sich das nächste Tief. Seine Fronten sollen morgen und am Donnerstag besonders auch den Küstenregionen teils kräftige Regenfälle bringen. Bis auf einzelne, immer seltener werdende Schauer, scheint es dann erst einmal Schluss mit dem Regen zu sein. Die Temperaturen sollen in der nächsten Woche auf sommerliches Niveau ansteigen und ergiebiger Regen rückt wahrscheinlich in weite Ferne. Immerhin beginnen dann auch die „Hundstage“, die eigentlich oft heißeste Zeit des Jahres (23.07. – 23.08.). Wir werden wohl diese Zeit erst hinter uns bringen müssen, aber vielleicht sind damit auch kräftige Gewitterfronten verbunden, die dann mit ihrer Regenlast auch zu uns vordringen können. Das ist aber zunächst nur Wunschdenken. Wie heißt es so schön „Abwarten und Tee trinken“. Diese Entwicklung wird die meisten Menschen freuen, denn in fast allen Regionen Deutschlands hat es in der letzten Zeit mehr als genug geregnet und es werden von vielen Pilzsammlern gute Ernten an Steinpilzen, Pfifferlingen und Co. eingefahren. Bei uns scheint die kurze Besserung beim Pilzwachstum schon wieder vorbei zu sein. So berichtete mir unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski, dass sie heute eine wirklich große Rundreise zu ihren besten Revieren gemacht hat. Bis auf Kleinarten, kaum etwas, was einen eingefleischten Pilzsucher vom Hocker reißen könnte. Kaum noch ein Täubling, Sommersteinpilz oder Hexen – Röhrling, nur vereinzelt einige Pfifferlinge. Das entspricht dem, was ich kürzlich auch an einer meiner Stellen beobachtet habe. Uns fehlen einfach die massiven, tiefgründigen Niederschläge. Die Wälder müssen einmal richtig durchtränkt werden, so wie es in den meisten Regionen Deutschlands der Fall war.
Mittwoch, 18. Juli – Angesichts unseres bevorstehenden Pilzwochenendes schaute ich mich heute in einigen reicheren Buchenwaldstandorten mit Kalkanteil um. Zunächst stattete ich dem Gadebuscher Stadtwald einen Besuch ab. Da es zu diesem Zeitpunkt kräftig anfing zu regnen und ich bei diesem Wetter nicht weiter mit dem Roller fahren wollte, entschloss ich mich, eine größere Runde in diesem Wald zu drehen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich gleich eine Wanderroute erkunden, da wir in diesem Jahr noch eine Pilzwanderung hier her im Plan haben. Ich war vormals noch nie hier und muss sagen, ein Super Gebiet mit dem Zeug eines „Edelwaldes“. Danach fuhr ich noch in unseren bewährten „Edelwald“, dem „Haushalt -Forst“ bei Lübstorf/Zickhusen. In beiden Fällen mehr als enttäuschend. Nach einigen Stunden Waldspaziergang nur 4 Rotstielige Leder – Täublinge an einer Stelle im Gadebuscher Stadtwald. Ansonsten vereinzelt einige Halsband – Schwindlinge. Im Haushalt Forst einen Täubling der gleichen Art. Unsere Edelwälder sind immer noch „Tod“. – Der Regen war recht ordentlich, besonders im äußersten Nordwesten Mecklenburgs auch recht ergiebig. Hier sind in den letzten drei Tagen mehr als 20 Liter gefallen!
Donnerstag, 19. Juli – Bevor es jetzt allgemein sommerlicher und trockner werden soll, haben wir in den letzten drei Tagen zum Glück noch einiges an Regen abbekommen. In unserem Regenmesser in Keez, bei Brüel, habe ich heute morgen 12 Liter vorgefunden. Das Resultat der gestrigen Regenfälle. Heute kam es tagsüber verbreitet zu weiteren, teils kräftigen Schauern und Gewittern, die ebenfalls einiges an Niederschlag produziert haben. Es dürfte also in unserem gesamten Einzugsbereich um die 20 Liter und mehr innerhalb der letzten 72 Stunden gegeben haben. Es macht allerdings einen Unterschied, ob die 20 Liter bei einem Regenereignis fallen oder ob es mehrere, mit längeren Unterbrechungen zwischen durch, sind. Fallen diese Mengen bei einem Ereignis, innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes, können auch die dichtesten Laub- und Nadelbäume das Wasser nicht mehr auffangen und der Wald wird ziemlich gleichmäßig und gut durchwässert. Sind es mehrere Ereignisse, kann der im Laubdach zurück gehaltene Regen zwischendurch wieder verdunsten und unter den dichten Bäumen kommt nicht viel an. Andererseits reicht es aber trotzdem noch aus, da sich die Feuchtigkeit einigermaßen verteilen kann, um ein gewisses Pilzwachstum anzuregen, insbesondere an freieren Stellen. Ich Denke, wir können in den nächsten zwei bis drei Wochen aber einiges erwarten. Die Feuchtigkeit dürfte gut durchgegangen sein. Ob es zu einem derart bemerkenswerten Pilzwachstum, wie es in vielen anderen Regionen der Republik derzeit der Fall ist, kommen wird, wage ich allerdings vorsichtig zu bezweifeln. Es wäre uns zu Wünschen. Auf jeden Fall wird es aber wieder deutlicher bergauf gehen und vor allem in 10 – 14 Tagen wird sich zeigen, was dieser Regen geleistet hat. – Nachdem ich gestern eine deprimierende Tour durch Buchenwälder auf gehaltvolleren Standorten unternahm, mehren sich heute schon wieder hoffnungsvollere Signale aus Parkanlagen und Wäldern mit leichteren Böden. Irena rief mich am Nachmittag an und war begeistert von sehr vielen und vielfältigen Pilzen in einer Schweriner Parkanlage. Außerdem kamen Pilzfreunde aus Grevesmühlen mit frischen Anis – Champignons, Speise – Täublingen, Nelkenschwindlingen und wunderbar frischen und jungen Rotfuß – Röhrlingen in die Pilzberatung. Gerade von letzteren sollen viele an einem Waldwegrand im kommen sein!
Freitag, 20. Juli – Heute startete in Keez, bei Brüel, unser erstes „Pilzwochenende in Mecklenburg“. Zunächst fuhr ich am Vormittag noch kurz in den Wald um Moos für unserer Ausstellungsflächen in Keez zu holen. Wir wollen nämlich mit unseren Fundstücken, die wir auf unseren Exkursionen, trotz der Pilzknappheit, hoffentlich finden werden, im Anschluss an unsere Bestimmungsarbeit, eine kleine Ausstellung aufbauen. Es sind drei Platten und eine habe ich bereits im Vorfeld mit Frischpilzen bestückt, die wir am Vortag in Parkanlagen gesammelt hatten. Gegen 14.00 Uhr eröffnete Ulrich Klein aus Hohen Schönberg unser kleines Pilzseminar mit einem ausgezeichnet vorbereiteten und dargebotenen Beamer – Vortrag, in der ihm eigenen, kurzweiligen Vortragsweise, mit vielen interessanten Gedanken und Aspekten zur Einführung in das „Zwischenreich“.
Sonnabend, 21. Juli – Anlässlich unseres 1. kleinen Pilzseminars in Keez startete ich heute mit 6 Gästen zu unseren Exkursionen. Am Vormittag ging es in die Jülchendorfer Buchen und am Nachmittag zum legendären Deichelsee. Das allgemeine Pilzaufkommen hielt sich erwartungsgemäß sehr in Grenzen. Einige Rüblinge, Rißpilze, Mürblinge, Schleimpilze, Wulstlinge, Champignons, Röhrlinge u.s.w. waren zwar vertreten, aber für Ende Juli trotzdem sehr dürftig. Das Wetter dazu war allerdings fast ideal. Gemäßigte Temperaturen bei bewölktem Himmel und nur hin und wieder einige Regentropfen. An Röhrlingen fanden wir wenige Eichen – Filzröhrlinge, Rotfüßchen, jeweils einen Gallen – Röhrling und älteren Sommersteinpilz, aber auch vereinzelt junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, ganz kleine und junge Maronen – Röhrlinge sowie kleine Echte Steinpilze! Das bedeutet, es geht jedenfalls lokal wieder etwas aufwärts und es scheint sich nun endlich auch der erste, zumindest kleinere Wachstumsschub echter Steinpilze anzukündigen. Deutlicher bergauf wird es wahrscheinlich aber erst ab dem nächsten Wochenende gehen.
Sonntag, 22. Juli – Nachdem wir am Vormittag unsere Auswertung und weitere Bestimmungsarbeit im Beisein der Schweriner Volkszeitung durchführten, ging es am Nachmittag bei schönstem Exkursionswetter in das wildromantische Klaasbachtal bei Neukloster, zur Abschlussexkursion. An den Hangterrassen des tief eingeschnittenen Bachtals, die mit Buchen, Eichen, Kiefern, Fichten, am Grunde auch mit Erlen und Eschen bestanden sind, herrschen teils kalkhaltige Böden vor. Dieser Umstand macht es für Pilzfreunde natürlich besonders interessant. Hier haben wir schon eine Vielzahl mykologischer Raritäten entdecken können. Wie derzeit überall in unserer Region, war es auch hier sehr pilzarm, aber dennoch habe ich mich riesig gefreut, dass wir hier heute ein Exemplar eines der schönsten europäischen Großpilze entdecken konnten, des Gold – Täublings. Der Standort war für mich nicht neu, aber diese in Mecklenburg sehr seltene Rarität, findet man wirklich nicht alljährlich. Es war überhaupt erst das dritte mal in meiner Jahrzehnte währenden Pilzsucher – Kariere, dass ich diesem wunderschönen Pilz in freier Wildbahn begegnen konnte, und dann noch anlässlich unseres 1. „Pilzwochenendes in Mecklenburg“, sozusagen zum krönenden Abschluss.
Montag, 23. Juli – Bei uns geht es zur Zeit Schlag auf Schlag. Nachdem bis gestern noch unser erstes, kleines Pilzseminar stattfand, startete heute bereits in Keez wieder ein Lehrgang zum Erwerb des Fischereischeins auf Lebenszeit, durchgeführt von Irena Dombrowa. Analog zu dem öffnete ich regulär unseren „Steinpilz“ und habe Sohn Jonas einige Tage zu Gast. Bei dem hochsommerlichen Wetter in dieser Woche wird aber das Interesse an Pilzen stark nachlassen. Die Wärme könnte nach den Niederschlägen der Vorwoche auch wärmeliebende Arten verstärkt zur Fruchtkörperbildung anregen und wir dürfen gespannt sein, was ab der nächsten Woche, neben unseren herkömmlichen Arten, in unseren guten Sommerwäldern alles auftauchen könnte. Gleichwohl wird auch die weitere Wetterentwicklung ab Sonnabend das ganze zusätzlich begünstigen. Nach schwüler Hitze soll die Schauer- und Gewitterneigung deutlich zunehmen und in der nächsten Woche ist mässig warmes Wetter mit weiteren Regenschauern angesagt. Ich erneuerte heute wieder unsere Ausstellung. Es liegen 75 Arten auf der Fläche, davon erstmals in diesem Jahr dabei: Maronen – Röhrling, Langstieliger Knoblauch – Schwindling, Brauner Filzröhrling, Weißstieliger Leder – Täubling, Halsband – Schwindling, Strohgelber Rißpilz, Gold – Täubling, Wolliger Scheidling, Dotter – Täubling, Eichen Zystiden – Rindenpilz.
Dienstag, 24. Juli – Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen fuhr ich heute mit Sohn Jonas zur Ostsee – Insel Poel. Ziel war allerdings nicht der Strand, sondern Jonas wünschte sich die Besichtigung einer in Timmendorf Station machenden Reptilien – Schau. Dem entsprechend standen heute keine Pilze, sondern Heuschrecken, Spinnen, Eidechsen, Schildkröten, Schlangen u. s. w. auf dem Programm. Die sehenswerte Schau gastiert dort auf dem Gelände der Reitanlage A. Plath noch bis zum 02. September 2012. Info` s auch unter www.reitanlage-plath.de Am Nachmittag öffneten wir unseren „Steinpilz“, aber bei dem warmen Sommerwetter ist die Lust sich eine Pilzausstellung anzuschauen, bei den meisten Menschen eher gering. Die Pilzberatung nutzte ein Herr, der in seinem Gewächshaus eine ganze Menge Champignons aus Versehen „züchtet“. Leider sind es giftige Karbol – Champignons.
Mittwoch, 25. Juli – Nachdem Jonas und ich am Vormittag in der Parkanlage am Seeblick Frischpilze für unsere Ausstellung holten, ging es am Nachmittag zum Baden auf die Ostsee – Insel Poel. Das Wasser an der Nordostspitze der Insel, bei Gollwitz, war brühwarm. Es ist hier sehr flach und man muss wirklich lange laufen, bis man in tiefere Bereiche gelangt. Hier kann die kräftige Juli – Sonne das Wasser stark erwärmen und leichter, auflandiger Wind tut sein übriges. Zahlreiche Sandbänke haben die vorwiegenden Westwinde hier angehäuft. Dazu zählt auch die unter Naturschutz stehende Vogelschutz – Insel Langenwerder. Sie darf nur mit Sondererlaubnis bei vogelkundlichen Führungen betreten werden. Siehe auch unter www.insel-poel.de In der Parkanlage am Seeblick gab es verschiedene Täublinge, wenige Perlpilze und Eichen Filz – Röhrlinge sowie je einen Netzstieligen Hexen – Röhrling und Sommersteinpilz. Auch einige Mehlpilze waren wieder im kommen. Beim Wetter soll sich die Hitze an den nächsten zwei Tagen noch etwas steigern. Bei zunehmender Schwüle kann voraussichtlich in der Nacht zum Sonnabend und am Sonnabend selbst von Südwesten her kräftiger Gewitterregen aufziehen. Irgendwie eine spannende Wetterlage. Der Regen der letzten Woche, jetzt die Hitzewelle und danach warmer Gewitterregen. Wir dürfen gespannt sein!
Donnerstag, 26. Juli – Trotz des schönen Sommerwetters, war heute unsere Pilzausstellung relativ gut besucht. Einige Sträuße Trockenblumen zur Dekoration brachte mir außerdem Pilzfreundin Agelika Boniakowski aus Hagebök. Sie steht mit Blumen und wenn möglich auch mit einigen Pilzen, an zwei Tagen in der Woche in der Nähe unseres Marktplatzes. Ihre Berichtete vom gestrigen Waldspaziergang, fielen immer noch sehr bescheiden aus. Nur punktuell gibt es einige Pilze, besonders Rotfüßchen. Diese dann aber duchaus in größeren Mengen. Mal sehen, was der für Sonnabend angesagte Gewitterregen bringt. Laut Niederschlagsvorhersage bei www.wetter-online.de können wir nach heutigem Stand mit 10 – 50 Liter rechnen. Für eine Gewitterlage eine außerordentlich gute Prognose! Heute habe ich wieder unsere Ausstellung erneuert. Es liegen 77 Arten auf den Flächen. Erstmals dabei in dieser Saison: Sternsporiger Rißpilz und Rosa – Täubling.
Freitag, 27. Juli – Heute gab es bei uns den bisher heißesten Tag des Jahres. Die Hundstage erlebten ihren ersten Höhepunkt. Jetzt am Abend (19.30 Uhr) ist es immer noch nahe 30 Grad heiß und sehr schwül. Ein markanter Wetterumschwung bahnt sich nun an! Südwestlich von Mecklenburg haben sich schon, bis in den Hamburger Raum hinein, örtlich heftige Hitzegewitter gebildet, die uns im laufe der Nacht erreichen dürften. Bis morgen Abend soll dann ein ganzes Konglomerat von starken Regenfällen und Gewittern über uns hinwegziehen. Es ist mit hohen Regenmengen zu rechnen! Ich hoffe, wir können trotzdem unsere morgige Pilzwanderung starten. Sollte die Lage am Morgen aber zu brisant sein, werden wir lieber zu hause bleiben. Es ist einfach zu riskant bei turbulenten Gewitterlagen in den Wald zu gehen. Die Hauptgefahr geht hier von den oftmals starken Gewitterböen aus. In entsprechenden Unwetterwarnungen wird bereits vor umstürzenden Bäumen gewarnt! Für Mecklenburg gelten ab heute Abend 22.00 Uhr bis morgen Abend 22.00 Uhr Unwetterwarnungen vor heftigen Gewittern und den erwähnten Begleiterscheinungen. Sie unter www.unwetterzentrale.de und www.wetter-online.de
Sonnabend, 28. Juli – Die Gewitter der Nacht waren am morgen durchgezogen und wir konnten unsere Pilzwanderung wie geplant starten. Insgesamt hätte ich mir mehr Regen gewünscht, aber Regional sind recht ordentliche Regengüsse runter gekommen. Boltenhagen meldete 18 Liter, in Hagebök, bei Wismar, waren es 6 l, in Keez, bei Brüel kamen 11 l vom Himmel. In Wismar selbst regnete es nur recht wenig, dafür gab es ein zünftiges, nächtliches Blitzspektakel! Auch bei Schlemmin, im Bernitter Holz, hat es heute Nacht ordentlich geschüttet. Der Wald war durchtränkt und die Pfützen auf den Waldwegen waren teilweise so groß, dass man ohne Gummistiefel nicht trockenen Fußes den Weg benutzen konnte, ohne ihn zu umgehen. Das heutige Wandergebiet zählt zu unseren thermophilen, gehaltvolleren und kalkhaltigen Buchenwaldstandorten, die in manchen Jahren, speziell in heißen Sommern, eine überaus interessante Pilzflora beherbergen können. Nachdem dieser Waldtyp im letzten Jahr kaum Pilze hervor brachte, scheint es jetzt, nach dem Regen und der Wärme in den letzten Tagen, in solchen Biotopen wieder richtig los zu gehen. Im Vergleich zur letzten Woche hat sich die Vielfalt und das Pilzaufkommen deutlich verbessert. Vor allem wärmeliebende Täublinge und Milchlinge erscheinen jetzt verstärkt, und ich Denke, auch die Liebhaber wärmeliebender Röhrlinge werden in den nächsten Tagen und Wochen wohl auf ihre Kosten kommen. Heute gab es nur recht viele, meist aber alte Rotfüßchen und zwei Schwarzblauende Röhrlinge. Siehe auch bei „Unterwegs im Bernitter Holz“.
Sonntag, 29. Juli – Da wir am Dienstagabend zu unserem Vereinstreffen das Thema „Bestimmen von Täublingen und Milchlingen mit Hilfe von Chemikalien“ haben, fuhr ich heute zunächst in die Parkanlage am Seeblick und am Nachmittag in den Haushalt Forst und in das Radebachtal. Im Seeblickpark fand ich vorwiegend Weinrote Herings – Täublinge, Purpurschwarze Täublinge und Frauen – Täublinge. Im Haushalt Forst war es sehr eintönig und es gab nur punktuell einige Rotstielige Leder – Täublinge. Im Vergleich zum Bernitter Holz war es hier trostlos. Am interessantesten war das Radebachtal. Hier gab es, neben verschiedenen, anderen Ausstellungsarten, recht viele Schmalblättrige Täublinge, Harte Zinnober – Täublinge und wiederum Rotstielige Leder – Täublinge, um nur einige zu nennen. Oasenweise brachen hier sogar schon richtig viele Pilze aus dem Waldboden hervor. Insbesondere an lichten Hängen, die kürzlich durchgeforstet wurden und wo der Regen der letzten Wochen gut in den Boden eindringen konnte. Hier fand ich sogar einen Anhängsel – Röhrling. Ansonsten, außer einigen Flockenstieligen Hexen – Röhrlingen und einem Netzstieligen Hexen – Röhrling, drei Gold – Röhrlingen, einem Gallen – Röhrling, nur hin und wieder einige überständige Rotfüßchen. Von einem bevorstehenden Röhrlingsschub weit und breit kaum eine Spur! Einzig Irena und Jonas fanden heute einen Echten Steinpilz. Vor allem Vorpommern hat im Tagesverlauf sehr viel Regen bekommen, aber auch ich wurde am Nachmittag recht nass, die Mengen hielten sich bei uns aber in Grenzen.
Montag, 30. Juli – Heute zogen bei wechselnder Bewölkung einige Schauer und Gewitter über uns hinweg. Dabei kam es auch in Nordwestmecklenburg örtlich zu kurzen, heftigen Regenschauern. Nachdem bis morgen noch einige Regentropfen fallen können, wird es am Mittwoch wieder deutlich wärmer und am Donnerstag soll uns die nächste Gewitterfront beehren. Eigentlich haben wir nun recht gute Bedingungen und nach meinen Beobachtungen können wir in den nächsten Wochen, wenn alles gut läuft, einem artenreichen Sommeraspekt entgegen blicken. Immerhin gibt es ab heute 104 Arten in unserer Ausstellung zu sehen. Damit haben wir erstmals in diesem Jahr eine dreistellige Zahl erreicht. Davon sind folgende Arten das erste mal in dieser Saison mit dabei: Grauer Dachpilz, Milder Wachstäubling, Violettstieliger Täubling, Mandel – Täubling, Rotstieliger Leder – Täubling, Grauweißer Saftporling, Harter Zinnober – Täubling, Braunfleckender Milchling, Widerlicher Täubling, Wässriger Milchling, Gold – Röhrling, Spindeliger Rübling, Langstieliger Pfeffermilchling, Grauer Wulstling, Dichtblättriger Täubling, Brauner Leder – Täubling, Violettbrauner Täubling, Tränender Saumpilz, Gallen – Röhrling, Echter Steinpilz, Semmelstoppelpilz und Anhängsel – Röhrling.
Dienstag, 31. Juli – Nun ist der 4. Monat der diesjährigen Pilzsaison bereits in`s Land gegangen. Es ist Halbzeit! Die Bilanz ist bei uns im Nordwesten Mecklenburgs bisher mehr als bescheiden ausgefallen. Sollte sich wieder einmal meine Vorahnung bestätigen, dass, wenn es im Frühling viele Schwefelporlinge gibt, mit einem eher schlechten Pilzjahr zu rechnen sei? Ich hoffe, im Hinblick auf die nächsten vier Monate, dass es nicht so kommt. Wenn es aber um das „Pilzjahr“ geht, zählen alle acht Monate und nicht nur drei bis vier Wochen Massenwachstum und der Rest ist mehr als Bescheiden. Um die verlorenen vier Monate auszugleichen, muss ab sofort eine ganze Menge passieren. Die restlichen vier müssen also weit über das normale Maß hinaus Pilze hervorbringen, also Super gut ausfallen! Dann könnte es unter` m Strich noch für ein zumindest halbwegs ordentliches „Pilzjahr“ reichen. Ein richtig gutes Pilzjahr in diesem Sinne, gibt es ohnehin bei uns nur etwa alle 4 – 8 Jahre! Wir werden sehen, denn die Bedingungen haben sich in den letzten Wochen deutlich verbessert. Es wachsen auch von Tag zu Tag mehr Pilze und die Artenvielfalt nimmt deutlich zu. Ich habe das Gefühl, in den nächsten Wochen könnte richtig die Post abgehen. Damit meine ich aber nicht nur Pfifferlinge, Marone, Steinpilz und Co., sondern das Pilzaufkommen allgemein, egal ob ungenießbar, giftig oder guter Speisepilz. Alle Arten zählen! Voraussetzung sind aber weitere, kräftige Niederschläge!
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