Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Tagebuch Wetter/Pilze Oktober 2012/2
Dienstag, 16. Oktober – Heute morgen war ich, wie in den vorangegangenen Jahren auch, mit Schülern einer 4. Klasse der Grundschule in Steinhausen – Neuburg verabredet. Es stand eine Pilzwanderung auf dem Stundenplan. Die Kinder wurden von ihrer Lehrerin in den Tagen zuvor bereits auf diesen Projekttag vorbereitet und konnten es kaum erwarten, zu einem pilzigen Abenteuer in den Wald aufzubrechen. Nach dem ich einige einführende Worte zur Bedeutung der Pilze und zu ihrem fachgerechten Sammeln verlor, ging es in den nahe gelegenen Forst Farpen. Die Begeisterung bei den kleinen war nun nicht mehr zu bremsen, denn Pilze gab es hier praktisch auf Schritt und Tritt. Ob Helmlinge, Schwindlinge, Schleierlinge, Stockschwämme, Trichterlinge, Schirmpilze, Filzröhrlinge, Zitterzähne, Gallertkäppchen, Schlauchpilze oder Erdsterne, die Euphorie, mit der die Kleinen bei der Sache waren, kannte kaum noch Grenzen und nur selten in meinem Leben habe ich meinen Familiennamen so oft gehört wie heute. Ständig hatten die Schüler etwas neues entdeckt und riefen mich zu sich. Das Wetter zeigte sich dazu von seiner schönen Seite und die Sonne strahlte in den noch überwiegend grünen Herbstwald. Und die Sonne soll in den nächsten Tagen zeitweise die Oberhand behalten, dazu kommt eine starke, südliche Strömung in gang, die nochmals für die Jahreszeit sehr warme Sommerluft zu uns transportieren soll. Mit etwas Glück kann die Wärme in leicht abgeschwächter Form auch noch in der kommenden Woche erhalten bleiben. Das sollte bei einigen Pilzarten nochmals einen verstärkten Wachstumsimpuls auslösen, den wir möglicherweise besonders zum Monatswechsel spüren könnten. Auf jeden Fall wird die verspätete Hochsaison davon profitieren.
Mittwoch, 17. Oktober – Meinen heutigen Exkursionstag nutzte ich dazu, um dem Haushalt Forst seit längerer Zeit mal wieder einen Besuch abzustatten. Schnell geriet ich hier in einen Zwiespalt, nämlich ob ich nur Pilze für den Gefrierschrank b. z. w. zum Trocknen sammeln sollte oder doch eher Vielfalt für unsere Ausstellung. Ich entschied mich für beides, ansonsten hätte ich, kaum im Wald angelangt, den Korb gleich mit Hallimasch füllen und wieder nach Wismar fahren können. Riesige Büschel des Honiggelben Hallimasch begrüßten mich nämlich gleich zu Anfang. Wir hätten sie trotzdem gut gebrauchen können. Stattdessen sammelte ich verschiedenes zum Ausstellen und einiges zum Trocknen ein. Das allgemeine Pilzaufkommen hat sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch dieses Waldes, im August, erheblich verbessert. Von den wärmeliebenden Sommerarten war natürlich keine Spur mehr zu sehen, dafür aber an den kalkhaltigsten Stellen die schönsten und immer wieder imposanten Haarschleierlinge wie Buchen – Klumpfüße, Bittere Schleimköpfe oder Amethystblättrige Klumpfüße. Wunderschöne Fotoobjekte und Ausstellungstücke! Zum trocknen sammelte ich Derbe Rotfüßchen und junge Graukappen. Zu guter letzt geriet ich wieder in einen Segen herrlichster Stockschwämmchen und ich musste mir etwas einfallen lassen, damit ich sie alle mitbekam, denn mein ziemlich großer Korb war schon gut gefüllt. Da ich nur mit meinem Kleinkraftroller unterwegs war, ist meine Transportkapazität sehr beschränkt. Wäre ich mit dem Auto hier, hätte ich noch viel mehr mit nehmen können, vor allem die vielen schmackhaften Hallimasch für eine unserer nächsten Pilzsuppen oder Pfannen. Leider überschlägt sich die Natur in punkto Pilzwachstum so kurz vor Toresschluss gerade mal wieder, so dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinfahren soll und wie man alles weg b. z. w. verarbeitet bekommt.
Donnerstag, 18. Oktober – Von einigen Wolkenfeldern abgesehen, ein goldiger Oktobertag mit fast schon spätsommerlicher Wärme. So dürfte es auch noch einige Tage weiter gehen, bevor im laufe der nächsten Woche die Temperaturen wieder allmählich etwas zurück gehen sollen. Die späte Wärmephase wird aber mit Sicherheit noch einen positiven Impuls auf das Pilzwachstum ausüben, so dass sich nicht nur bereits vorgebildete Fruchtkörperanlagen schneller strecken werden, sondern dadurch möglicherweise auch ein neuer Entwicklungsschub auftauchen könnte, der sich frühestens in ein bis zwei Wochen bemerkbar machen könnte, unabhängig wie das Temperaturbild dann aussehen sollte. Allerdings gehen zur Zeit die einzelnen Wachstumsschübe der verschiedenen Arten immer wieder in einander über und fallen regional immer noch recht unterschiedlich aus. Es herrscht also ein ganz schönes durcheinander und alles ist weit weniger berechenbar als im Sommer oder nach einer längeren Trockenphase. Trotz des zur Zeit guten Pilzaufkommens, sind einige Sammler immer noch nicht zu frieden. Sie wollen massenhaft Steinpilze, Maronen und Co. sehen. Co. (Derbe Rotfüßchen) wachsen teilweise in Massen. Es gab regional viele Birkenpilze, ein Massenschub von Steinpilzen wird es aber aller Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr bei uns nicht mehr geben, aber dass sie noch deutlich häufiger und zahlreicher wachsen werden, halte ich durchaus für möglich. Wenn es in den letzten Tagen und Wochen kaum Pilze gegeben hätte, dann würde ich sagen wollen, jetzt geht es los, denn heute wurden mir erstmals in diesem Jahr ein Korb voller giftiger Karbol – Champignons vorgelegt. Sie läuten sonst immer die einzelnen Wachstumsschübe ab dem Spätfrühling ein. Auch hatte eine junge Dame neben wunderbaren Riesen – Schirmpilzen, schöne junge Steinpilze in ihrem Sammelkorb. Es gibt also genug Pilze, man muss nur den richtigen Standort erwischen und das ist zur Zeit, wenn man sehr wählerisch ist, nicht ganz so einfach. Ansonsten gibt es stellenweise jede Menge Stockschwämmchen, Hallimasch, Graukappen u.s.w. Ich habe heute einige Arten auf unseren Ausstellungsflächen ausgetauscht b. z. w. neu dazu gelegt. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Goldfarbener Glimmerschüppling, Perlhuhn – Champignon, Gemeiner Hallimasch, Honiggelber Hallimasch. 169 Arten liegen auf den Flächen.
Freitag, 19. Oktober – So macht Oktober spaß. Man fühlt sich in den Sommer zurückversetzt. Da heute ausnahmsweise keine zusätzliche Veranstaltung im Terminplaner ausfindig zu machen war, nutzte ich das Kaiserwetter zu einem weiteren Teil meiner Waldumrundung. Dort, wo ich im August aufgehört hatte, in Höhe des Großen Staeder Sees, wanderte ich an der Waldkante entlang bis zur Ortschaft Waldheim. Kiefern, Birken und Eichen auf Sand mit angrenzender Trockenrasenvegetation. Verschiedene Täublinge, Rißpilze, Fälblinge sowie Butterpilze und Edel – Reizker dominierten hier. Auch zwei Steinpilze und einige Hallimasch waren dabei. Zurück zum Ausgangspunkt meiner Tour ging ich dann im waldesinneren. Altbuchen – Kiefernwald mit viel Laub- und Nadelstreu sowie Astmaterial früherer Forstarbeiten. Insgesamt weniger einladend wirkend, aber teilweise übersät mit den schönsten Derben Rotfüßchen und vielen anderen Pilzen. Natürlich gab es auch schon reichlich ältere und verschimmelte Exemplare. Ich dachte an meine Trockner und sammelte solange, bis nichts mehr in den großen Weidenkorb hinein ging. Auch einige Maronen waren dabei und es gab hier sogar recht viele meiner Lieblingstäublinge, der Roten Heringstäublinge. Kaum ein Täubling besitzt so ein wunderschönes rot wie dieser, der zudem sogar noch essbar ist. Zeitweise bewegte ich mich nur noch kriechend vorwärts, weil es vor jungen und festfleischigen Derben Rotfüßchen nur so wimmelte. Insgesamt scheint die Wärme gerade rechtzeitig zu kommen, denn die starken Regenfälle der letzten Wochen zeigen nun endlich ihre Wirkung. Es gibt erstmals in dieser Saison allgemein viele frische Champignons. Parasole starten wieder durch und auch Steinpilze scheinen jetzt noch mal verstärkt in den Startlöcher zu sitzen. Andreas Okrent schickte mir heute schöne Fotos dieses überaus beliebten Dickröhrlings und er fand sogar ein noch festleischiges Monsterexemplar von 1,3 Kg Gewicht. Andreas Herchenbach sammelte unter zwei Rotbuchen 21 Herrenpilze ein. Auch die Pilzberatung wird zur Zeit lebhaft in Anspruch genommen, denn es gibt jetzt Pilze aller Orten, teils in großen Mengen!
Sonnabend, 20. Oktober – Das war heute ein etwas chaotischer Tag. Nicht nur in Wismar, wo wegen zweier politischer Demonstrationen der Belagerungs- und Ausnahmezustand herrschte, sondern auch bei Irena und meiner Wenigkeit. Zunächst war ich zu um 10.00 Uhr mit einer Truppe aus Rostock am Waldhotel in Neukloster verabredet. Eine Stunde wartete ich hier vergebens, obwohl ich die Lokalität eigentlich sehr gut beschrieben hatte, war es wohl für nicht Ortskundige nicht so einfach, das Waldhotel, das etwas hinter Bäumen versteckt liegt, von der Straße aus zu finden. Aber am Ortsausgangsschild in Richtung Bützow, rechts oder links der Straße, wo ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind, hätte eigentlich ausreichen müssen. Als ich mich nach einer Stunde entschied, wieder aufzubrechen und in Richtung Neukloster fuhr, kam mir noch der Parkplatz am Badestrand des Neuklostersees in den Sinn und tatsächlich standen hier etwa fünf bis sechs Autos mit Rostocker und Güstrower Kennzeichen. Das könnten mein Leute gewesen sein, die bei dem herrlichen Wetter in ebenso herrlicher Landschaft inzwischen ohne mich unterwegs waren. Dumm gelaufen, denn uns trennten gerade einmal etwa 300 Meter Luftlinie, die allerdings mit Wald bestanden ist und vom jeweiligen Standort nicht einsehbar. Ich fuhr in das Umland und schaute mich bei Perniek etwas um. Ich habe hier einen Standort des Pappel – Grünlings, der hier eigentlich schon im September wächst, aber aufgrund der damaligen Trockenheit noch nicht fruktifizierte. Ende September schaute ich hier schon einmal nach und sah damals nicht einen einzigen Pilz (damit meine ich nicht nur Grünlinge). Heute waren tatsächlich die ersten Grünlinge erschienen und auch einige Espen – Rotkappen.
Im angrenzenden Birken- und Kiefernbereich zahlreiche Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge und Birkenpilze in allen Altersstadien. Dazu Unmengen weiterer Pilze wie Schleierlinge, Ritterlinge, Michlinge, Fälblinge u.s.w. Es wimmelte hier geradezu von den verschiedensten Arten. In den kürzlich durchforsteten Kiefernschneisen mit reichlich Holzhäcksel, Millionen von kleinen, braunen Stockschwämmchen ähnlichen Pilzen. Ganze Teppiche!
Dann bekam ich einen Anruf von Irena, in Keez begann gerade ein Lehrgang zum Fischereischein und der Beamer funktionierte nicht. Ob ich doch mal in Keez vorbeischauen könnte. Ja, dass kann ich, aber leider erst heute Abend, solange muss erst einmal ein alter Fernseher her halten, denn ich musste erst wieder nach Wismar wo ich von 16.00 – 18.00 Uhr Sprechzeit in der Pilzberatung hatte. Als ich nun aus dem Wald losfahren wollte, offenbarte sich mir eine Pappel – Ritterlingsstelle gewaltigen Ausmaßes, noch dazu in aller bester Qualität. Unmengen standen hier in mehreren Hexenringen. Dickfleischig und kompakt. Einzelne Fruchtkörper wogen alleine schon 250 g, dabei jung und fest. Die bekomme ich mit dem Roller leider nicht ohne weiteres weg. Also beschloss ich am Abend nach Keez zu fahren, den Beamer auf Vordermann zu bringen und Irena zu überreden, am Abend, bei Dunkelheit, mit unseren erprobten Stirnlampen, in den Wald zu den Pappelritterlingen mit dem Auto zu fahren. Denn unsere letzte Pilzpfanne dieses guten Speisepilzes, der sogar noch Heilwirkung besitzen soll, kam zu den Tagen der Pilze in Rehna sehr gut an. So fuhren wir also zu einen Nachteinsatz in den Wald und holten eine größere Menge dieser braunen, nur unter Pappel auf Sandböden wachsenden Speisepilze. Ich habe nun neben Pilzwanderung und Themenabend, Pilzausstellung und Beratung alle Hände voll zu tun, um sie zu verarbeiten. Sie werden gesäubert und zerkleinert, gewaschen, blanchiert und eingefroren, denn die nächsten Imbisstage im Steinpilz – Wismar kommen bestimmt. Und noch eine Anmerkung zum Pilzwachstum allgemein. Der Höhepunkt des Jahres ist erreicht, wir brauchen nicht mehr auf stärkere Schübe zu hoffen. Besser wie zur Zeit wird es nicht mehr werden, zumal nun auch die Maronen verstärkt unterwegs zu sein scheinen, in der Beratung wurden mir heute jedenfalls eine ganze Menge junger, knackiger Exemplare vorgelegt.
Sonntag, 21. Oktober – Heute war ich wieder zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Es war die Truppe um Herrn Muchow und meines Rechtsanwaltes. Wir waren im vergangenen Jahr bereits zweimal und im August diesen Jahres auch schon einmal unterwegs. Ich habe das Revier Weiße Krug als Exkursionsgebiet ausgesucht. Zunächst fuhren wir in die sandigen Nadelwaldbereiche, um nach Maronen zu schauen. Hier gab es zwar einige, aber da heute Nachmittag noch ein gemütliches Beisammensein mit dem Zubereiten und Verspeisen der gesammelten Werke geplant war, einfach viel zu wenig. Wir brachen hier ab und fuhren in den Buchenbereich. Sofort ging es wieder los mit Derben Rotfüßchen, wobei jetzt immer stärker sondiert werden muss, da viele schon recht alt b. z. w. schimmelig sind. Die Körbe füllten sich aber trotzdem und auch einige Steinpilze, Butterpilze, Körnchen – Röhrlinge, Fichten Reizker, Hallimasch und Riesenschirmlinge waren dabei, denn Kiefern und Fichten waren auch hier eingestreut. Das Wetter war nochmals sonnig und warm, dass soll sich aber in den nächsten Tagen ändern. Es wird trüber und kühler und ab Donnerstag droht ein markanter Kaltlufteinbruch direkt aus dem hohen Norden, also das genaue Gegenteil zur jetzigen, spätsommerlichen Südströmung. Es geht somit vom Spätsommer direkt in den Frühwinter. Da damit auch die ersten, ernst zu nehmenden Nachtfröste verbunden sein werden, sollte man die nächsten Tage noch zum Pilze suchen nutzen. Während ich diese Zeilen am frühen Abend schrieb, kamen noch zwei junge Leute zur Pilzberatung mit einem großen Korb gut gefüllt mit traumhaft schönen und jungen Maronen – ein Gedicht! Der Maronenschub geht als tatsächlich los, zumindest in der Region um Karow. Zum Glück habe ich mich mit unserem Pilzfreund Jochen am Mittwoch zum Maronensammeln in den Elbe – Kiefernwäldern verabredet. Ich Denke, es wird ein voller Erfolg! Schade, dass es in Kürze so kalt werden soll!
Montag, 22. Oktober – Nach dem wunderschönen Wochenende wurde die Pilzberatung heute rege in Anspruch genommen. Viele zog es noch einmal hinaus in Wald und Flur um nach Pilzen zu schauen. Die meisten Sammler waren mit ihren Erträgen zu frieden und kamen meist mit Pilzen, die sie interessehalber Bestimmen lassen wollten. Aber auch Zufallsfunde, insbesondere von einladend aussehenden, aber giftigen Karbol – Champignons, weckten das Interesse der Leute und die Enttäuschung war groß, als ich vom Verzehr abriet. Häufiger vorgelegte Pilze waren auch Hallimasch, Derbe Rotfüßchen und Maronen. Es wurde mir auch von reichlich Steinpilz – Funden berichtet. „Das ist aber ein gutes Pilzjahr, wie seit langem nicht“, bekam ich heute zu hören. Ich machte deutlich, dass es sich um eines der schlechtesten Pilzjahre der letzten Zeit handelt und nur die gerade noch rechtzeitig Ende September/Anfang Oktober einsetzenden, starken Regenfälle, haben so kurz vor Toresschluss noch zu einem kräftigen Wachstumsschub geführt, der aber das Pilzjahr als solches nicht mehr retten kann. Ein gutes Pilzjahr muss von April bis November ein überdurchschnittliches Wachstum der jahreszeittypischen Pilzarten hervorbringen. Von April bis September lagen wir weit unter dem Durchschnitt, dass kann auch ein Super – Pilzoktober kaum noch ausgleichen, aber so kurz vor Jahresfrist zumindest versöhnlich stimmen. In den letzten zwei Tagen habe ich unsere Pilzausstellung wieder auf Vordermann gebracht. Es liegen 161 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Eselsohr, Klapperschwamm, Steinreizker, Großer Schleimschirmling, Purpurbrauner Rübling, Lilastieliger Rötel – Ritterling und Weiße Graukappe.
Dienstag, 23. Oktober – Heute soll es nur einen kurzen Eintrag geben, denn es ist schon wieder fast Mitternacht und morgen geht es früh raus. Ich habe zur Zeit mehr als alle Hände voll zu tun. Die Pappel – Ritterlinge sind endlich alle verarbeitet. Morgen soll es in die Maronen gehen. Die sandigen Kiefernwälder im Elbegebiet sollen unser Ziel sein. Der Maronen – Röhrling eignet sich hervorragend zum Trocknen und verleiht Suppen und Soßen einen wunderbaren Pilzgeschmack. Daher möchte ich mit ihm meine Trockenpilzbestände weiter auffüllen. – Heute Abend trafen sich die Pilzfreunde im „Steinpilz“ und Ulrich Klein hielt uns einen sehr interessanten Vortag über Nähr- und Heilwert einiger Pilzarten. Siehe auch unter „Tagebuch“.
Mittwoch, 24. Oktober – Heute Vormittag holte mich mein Pilzfreund Jochen ab und es ging, wie geplant, in Richtung Elberegion. Zunächst besuchten wir einen ihm bekannten und pilzreichen Heidelbeer – Kiefernwald bei Dannenberg. Ich war begeistert von diesem schönen Gebiet und Pilze gab es auch reichlich. Maronen aber nur in moderaten Mengen, dafür war es recht artenreich. Eine typische Sandpilz – Flora, natürlich auch mit reichlich Sand – Röhrlingen, Kuhröhrlingen, aber auch Birkenpilzen und einigen wunderschönen Steinpilzen. In Bezug auf Maronen, worauf wir heute spekulierten, wäre es uneffektiv gewesen, hier länger zu verweilen und wir fuhren in die mir bekannten Maronen – Gründe bei Dömitz und im Amt Neuhaus. Reiner Kiefernbestand auf extrem armen, sandigen Böden, so zu sagen die Heimat der Maronen. Und wir wurden nicht enttäuscht. Der Maronen – Schub läuft hier auf Hochtouren. In den moosreichen, grasigen und somit feuchteren Bereichen, hätten wir in der letzten Woche schon Ernten müssen. Hier waren viele schon reichlich groß und weichfleischig, erfüllten also meine ziemlich hohen Qualitätsansprüche mehrheitlich nicht mehr. Anders in den trockneren Bereichen mit viel Kiefernnadel – Humus. Hier kehrte sich das Bild um. Inselweise war der Waldboden übersät von den fast schwarzbraunen Röhrlingen, die mitunter erst beim Hinhocken auszumachen waren und in ähnlichen Mengen wuchsen, wie wir es seit Wochen von den Derben Rotfüßchen des Buchenwaldes gewohnt sind. Der Madenbefall war sehr gering, dafür nagten aber viele kleine Schnecken an den frischen Pilzen. Auch gelegentlicher Goldschimmelbefall war wie immer zu beobachten. Wir füllten insgesamt drei große Weidenkörbe bis sich langsam die Abenddämmerung bei dem heutigen, trüben „Novembergrau“, einstellte und wir wieder nach Wismar fuhren. Es hat sich gelohnt, den weiten Weg zu machen und die Körbe mit diesen wunderbar aromatischen Speisepilzen zu füllen.
Donnerstag, 25. Oktober – Heute leitete eine Kaltfront einen markanten Luftmassenwechsel ein. Anstatt lauwarme Luft aus dem Süden, überflutet nun polare Kaltluft aus dem hohen Norden fast ganz Europa. Der Temperatursturz ist erheblich und die Frostgefahr auch. Im süddeutschen Raum, speziell im Alpenvorland, kann es sogar zu massiven Schneefällen kommen. Dort wo der Schnee liegen bleiben kann, soll es am Erdboden -10 bis -15 Grad kalt werden! Von solchen Werten werden wir in MV, mit der Warmwasserheizung Ostsee vor der Haustür, vorerst verschont bleiben. Geringe Nachtfröste sind aber auch bei uns zu erwarten und werden das Pilzwachstum etwas beeinträchtigen, aber nicht zum erliegen bringen. Der Höhepunkt ist sowieso überschritten und die meisten Spätherbstpilze kommen mit kühleren Temperaturen bestens klar. Diese bekommen ihnen sogar viel besser als die hohen Temperaturwerte der letzten Tage. Die Qualität hat darunter schon sehr gelitten. Bei frostempfindlichen Arten wird sie sich allerdings verschlechtern. In wenigen Tagen haben wir ein Drehteam des NDR – Fersehens aus Hamburg zu Gast und dazu brauchen wir dringend Spätherbstpilze. Steinpilze und Co. sind für diese Geschichte nicht angesagt, Frostschnecklinge wären gut – gestern fand ich die ersten drei! Bodenfrost wird ihnen gefallen! Pilzfreund Jochen brachte mir sogar schon zwei Büschel Samtfuß – Winterrüblinge. Aber auch Violette Rötel – Ritterlinge und Graublättrige Schwefelköpfe wären Wunschkandidaten, denn das Thema sind Spätherbst- b.z.w. Winterpilze und ihre Zubereitung.
Freitag, 26. Oktober – Nach leicht frostiger Nacht war ich heute, bei zwar sehr frischem, aber sonnigem und windschwachem Wetter, mit der Diabetiker – Selbsthilfegruppe Wismar zu einer individuellen Pilzwanderung verabredet. Ich suchte im gegenseitigen Einvernehmen den Schlemminer Forst aus. Überwiegend Buchenwälder mit einzelnen Fichtenbereichen auf gehaltvolleren Böden. Hier kam schon ein erstes Gefühl von Endzeitstimmung auf, denn es war schon deutlich bescheidener, als in den meisten anderen Wäldern, in denen ich in den letzten Tagen unterwegs war. Es gab noch einige schöne Derbe Rotfüßchen, Hallimasch und vereinzelte Steinpilze, um nur einige zu nennen. An einer mir bekannten, standorttreuen Stelle, kamen die ersten Trompeten – Pfifferlinge. Ich war nur mit einer kleineren Gruppe von älteren Personen unterwegs, von denen nach kurzer Zeit, aus gesundheitlichen Gründen, einige bereits wieder umkehrten. Der Rest wanderte die geplante Route zu Ende. Dabei kam zumindest für eine nette Dame, die die heutige Wanderung organisiert hatte und die nach durchstandener, schwerer Krankheit, die anstrengende Tour hervorragend meisterte, eine ordentliche Pilzmahlzeit zusammen. Siehe unter „Tagebuch“. Am Nachmittag hatte sich dann noch das Wismar – Fernsehen zu einem Interview angemeldet. Da es in Gadebusch kürzlich einen Vergiftungsfall gab, der auch durch die Medien geisterte, sollte nochmals daran erinnert werden, dass bei Unsicherheit vorsichtshalber ein Pilzberater aufgesucht werden sollte und was beim Sammeln der Pilze unbedingt beachtet werden muss. Der „Steinpilz – Wismar“ steht mit seinen umfangreichen Sprechzeiten den Ratsuchenden das ganze Jahr hindurch zur Verfügung.
Sonnabend, 27. Oktober – Als ich heute morgen mit Sohn Jonas aus der Haustür trat und wir zum Treffpunkt zu unserer öffentlichen Pilzwanderung mit dem Kleinkraftroller fuhren, fing es aus dunklen Wolken an zu schneien. Über die Ostsee wurde labile Höhenkaltluft geführt, die zur Bildung mächtiger Quellwolken Anlass gab. Zudem war es in der Nacht frostig kalt geworden. Trotzdem fanden sich zahlreiche Pilzliebhaber zu einer Lehrwanderung durch das Lankower Holz bei Rehna ein. Das Pilzaufkommen war hier noch beachtlich und jeder konnte neben viel wissenswertem sein Korb mit schackhaften Herbstpilzen füllen. Der Renner waren Dunkler Hallimasch und Graublättrige Schwefelköpfe. In den ausgedehnten Fichtenbeständen des Lankower Holzes gab es flächenweise so viele Pilze, dass man wirklich nicht treten konnte, ohne welche zu zertreten. Besonders ein Standort des recht seltenen Bärtigen Ritterlings wird allen in unvergessener Erinnerung bleiben. So etwas bekommt man wirklich nicht alle Tage geboten. Tausende und abertausende Pilzfuchtkörper bedeckten den Waldboden wie angesät. Die Pilze landeten zum Teil sogar in den Körben der Sammler. Sie wurden für Hallimasch gehalten, da sie eine ähnliche Färbung und Hutbeschuppung besitzen. Ich empfahl sie wieder heraus zu nehmen, da sie durch Bitterstoffe mehr oder weniger ungenießbar sind.
Sonntag, 28. Oktober – Während in Keez unser Lehrgang zum Fischereischein heute fortgesetzt wurde, nutzte ich den Tag, um unsere Internetseite wieder auf Vordermann zu bringen. Insbesondere auch der Bericht von der gestrigen Pilzlehrwanderung durch das Lankower Holz ist nun auch fertig und kann unter „Viele Pilze im Lankower Holz“ nachgelesen werden. Wie sich der erste Wintereinbruch auf das bislang gute Pilzwachstum auswirken wird, bleibt abzuwarten. Eigentlich hätte die vorausgegangene, sehr milde Witterung, nochmals einen positiven Einfluss auf einige beliebte Speisepilze wie z. B. Steinpilz und Co. haben können. Ich hoffe, sie werden durch die Kälte nicht all zu sehr schockiert sein und auch noch in den nächsten Wochen, zu mindest in Einzelstücken, zu finden sein. Positiv wird sich der leichte Frost, der auch in der kommenden Nacht wieder zu erwarten sein wird, auf beliebte Speisepilze wie Frostschnecklinge, Winter – Rüblinge und Austern – Seitlinge auswirken. In den nächsten Tagen soll es wieder milder werden und das Winterwetter zieht sich zurück. Eigentlich können wir uns gar nicht beklagen, denn den süddeutschen Raum hat es viel schlimmer mit Dauerschneefällen und nächtliche Tiefsttemperaturen von teils unter minus 10 Grad erwischt. Das sind schon hochwinterliche Verhältnisse!
Montag, 29. Oktober – Ich muss mich kurz fassen, denn die Speicherkapazität dieser Tagebuchseite ist schon wieder erschöpft. Nur so viel, unser Pilzfreund Ulrich Klein rief mich heute an und er berichtete mir, dass er zusammen mit seiner Lebensgefährtin den Steinpilz – Fund seines Lebens im Lenorenwald tätigte. Noch nie hatte er so viele Steinpilze und Flockenstiele Hexen – Röhrlinge gefunden, wie am vergangenen, frühwinterlichen Wochenende. Es wurde getrocknet, pilzgebuttert und eingefroren.
Leider muss ich das Oktober – Tagebuch Teil 2 schon schließen, da ich hier nichts mehr abgespeichert bekomme. Der Rest des Monats wird unter „Pilztagebuch Oktober 2012/3“ kommentiert.