Kleine Oktobernachlese
Das Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus) war der Pilz des Monats und der mit Abstand häufigste Röhrling der diesjährigen, kurzen Hochsaison. Sobald im Wald eine Buche auftauchte, war auch dieser Pilz zu finden. Guter Speisepilz.
Zu Ende ging ein Oktober der Wetterrekorde. Besonders die zweite Monatshälfte zeichnete sich durch fast spätsommerlich warme Witterung aus, dem unverzüglich der erste Wintereinbruch mit Schnee und Frost folgte. Dadurch, dass vom Frühjahr bis zum Frühherbst einfach viel zu wenig Niederschlag fiel, haben ergiebigere Niederschäge ab Mitte September und im Oktober zu einer verspäteten, aber recht heftigen Hochsaison geführt. Insbesondere Derbe Rotfüßchen und Stockschwämmchen traten massenhaft auf. Es war der Herbst der Derben Rotfüßchen! Steinpilze gab es leider nur sehr wenige, wo sie aber auftauchten, konnten sie auch zahlreicher gefunden werden und waren von außergewöhnlich guter Qualität.
Die delikaten Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils) gab es besonders an alten Buchstenstubben in großen Mengen. Da reicht ein Baumstumpf mitunter aus und die Pilzmahlzeit ist gesichert.
An den letzten Oktobertagen waren wir damit beschäftigt, uns auf einen Drehtag mit einem Fernsehteam des NDR vorzubereiten. Ich baute die Ausstellung nochmals mit 180 Arten attraktiv auf. Erstmals in diesem Jahr waren mit dabei: Geweihförmige Holzkeule, Bärtiger Ritterling, Seifen – Ritterling, Samtfuß – Winterpilz, Zwiebelfüßiger Hallimasch, Gelbgestiefelter Schirmpilz, Kaffeebrauner Scheintrichterling, Salzwiesen – Champignon, Bereifter Weichritterling, Weiden – Dickfuß, Gurkenschnitzling, Schwarzpunktierter Schneckling, Frostschneckling, Niedergedrückter Rötling und Schneepilz.
Das letzte mal in dieser Saison habe ich unsere Ausstellung nochmals mit 180, überwiegend Frischpilzarten, bestückt und sie ist noch einmal richtig sehenswert. Insbesondere auch deshalb, weil sich ein Fernsehteam angemeldet hat und am 01.11.2012 Schüler einer Wismarer Förderschule.
Eigentlich kann die Pilzschau in diesem Umfang bis Mitte November besichtigt werden, da aber genau vor unserer Eingangstür eine Riesen – Baustelle eingerichtet wurde und der Fußgängerverkehr weitläufig umgeleitet wird, ist keine Laufkundschaft mehr vorhanden und die Besucherzahl ist gegen null rückläufig. Es lohnt ganz einfach nicht mehr. Auch andere Geschäfte, z. B. ein kleines Kaffee gegenüber, können für Monate schließen. Sanierung gut und schön, aber wer erstattet den Gewerbetreibenden die Einnahmeverluste?
Am vorletzten Oktobertag fuhr ich mit Pilzfreund Jochen zum Frostschnecklings – Ernten in den Raum Sternberg und am 31. war den ganzen Tag ein Team vom NDR – Fernsehen bei uns zu Gast. Zunächst ging es zu einer Exkursion in das Klaasbachtal bei Neukloster und im Anschluss in den „Steinpilz“, wo Irena für uns alle, im Beisein einer Kamera, eine leckere Frostschnecklingssuppe zauberte. Da wir in Neukloster zwar auch Frostschnecklinge fanden, aber größere Mengen dieses kleinen Pilzes benötigten, haben wir am Vortag bereits welche gesammelt, damit es für einen größeren Suppentopf ausreichte. Das Thema des Fernsehbeitrages lautet nämlich, „Welche Speisepilze sind noch nach den ersten Frösten sowie im Winter zu finden“. Da bot sich der Frostschneckling, der erst einmal Bodenfrost als Wachstumsauslöser benötigt, förmlich an.
Aus diesen wunderbaren Frostschnecklingen zauberte uns Irena eine herzhaft würzige und spätherbstliche Waldpilz – Suppe.
Zunächst war ich allerdings mit Pilzfreund Jochen einen Tag vorher im Haushalt Forst. Hier gab es noch sehr viele unterschiedliche Pilze. Unter anderem auch diese Scheepilze (Tricholoma portentosum), über die ich mich sehr freute, passen sie doch wunderbar zum Thema des Fersehbeitrags. Sehr guter Speisepilz.
Neben vereinzelten Steinpilzen kamen auch ganz frische Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus erythropus). Sicher ein Ergebnis der Oktober – Wärme. Leckerer Speisepilz, aber roh giftig!
Beim Ernten der Frostschnecklinge bei Sternberg fanden wir auch diese wunderbaren Grünlinge (Tricholoma equestre). Leider sollen sie seit einiger Zeit gemieden werden, da ihnen bei übermäßigem Genuss eine Muskelschädigung angelastet wird. Standortfoto 31.10. 2010.
Zunächst erläuterte die Redakteurin vom NDR – Fernsehen den Kamera – Leuten und uns, worauf es beim heutigen Dreh im Klaasbachtal ankommt.
Das es bei so einer Aktion nicht so zügig wie bei einer normalen Pilzwanderung abläuft, ist klar. Immer wieder wird Stopp gemacht, um einen bestimmten Pilz oder eine Situation in Bild und Ton fest zu halten.
Nach dem anstrengenden Dreh im spätherbstlichen Wald, bewirtete uns Irena in gewohnter Form mit Kaffee, Tee, Apfelkuchen und deftigen Schwarzbrot – Stullen.
Danach ging es nach Wismar in den „Steinpilz“, wo unter der Regie von Irena und der jungen Dame vom Fernsehen die Pilzsuppe mit frischen Kräutern vor- und zubereitet bereitet wurde.
Nachdem alle Bilder im Kasten waren und Irena noch schnell die Rezeptur für die Frostschnecklings – Suppe notierte, ließen es sich alle Pilzfreunde, die heute mit dabei waren, sowie das Fernsehteam schmecken. Wir Danken unserer guten Seele Irena, dass alles so wunderbar geklappt hat und die Waldpilzuppe wie immer ein Genuss war! Vielen Dank auch dem NDR – Team aus Hamburg für seine Geduld mit uns.
Der Beitrag soll am Montag, dem 12. November 2012, im Nachmittagsprogramm des NDR – Fernsehens zwischen 16 und 17 Uhr in der Sendung „Mein Nachmittag“ ausgestrahlt werden.