Jahresabschlussbericht 2012

Mykologisches Informationszentrum Wismar

Offizieller Jahresabschlussbericht 2012

Jahresabschlussbericht 2012 der Pilzberatungsstelle „Steinpilz – Wismar“, ABC Straße 21 (Stand 31.12.2012)

Berichterstatter: Reinhold Krakow

Berichtszeitraum: 01.01. – 31.12.2012

Hansestadt Wismar, der 21.01.2013

Beratungen und Bestimmungen

Beratungen: 158

Bestimmungen: 474

Teilnehmer: 247

Besucher der Ausstellungen: ca. 1000

Aussortierte, stark giftige Arten: ca. 20 Gift – Häublinge und 10 Bleiweiße Trichterlinge.

Außerdem zahlreiche weniger giftige Arten wie Grünblättrige Schwefelköpfe oder Kahle Kremplinge.

Ausstellungen: 1 ständige Ausstellung „Unsere Großpilze im Wandel der

Jahreszeiten“ (ständig zwischen 50 und mehr als 150 Arten)

1 Ausstellung am Roten See bei Brüel (43 Arten)

1 Dauerausstellung in den Egger – Holzwerken (ca. 10 Holzbewohnende Arten)

20. Großpilzausstellung in der Hansestadt Wismar

vom 28. – 30.09.2012 im „Steinpilz – Wismar“ mit 283 Arten

Unterstützung bei der Durchführung der 12. Tage der Pilze in Rehna vom 12. – 14.10.2012.

Mir bekannt gewordene Verdachtsfälle einer Pilzvergiftung: 2

In beiden Fällen handelte es sich jeweils um ein Kleinkind, dass beim Spielen auf der Grundstückseigenen Rasenfläche möglicherweise Pilze aufsammelte und vielleicht auch davon kostete. Darauf hin meldeten sich die besorgten Mütter vorsorglich in der Pilzberatungsstelle hier in Wismar. Ich legte ihnen nahe, möglichst schnell mit den vermeintlichen oder möglichen „Giftpilzen“ zu mir in die Sprechstunde zu kommen, was sie auch taten. Im ersten Fall waren es Nelkenschwindlinge und im 2. Heu – Düngerlinge. Ich konnte Entwarnung geben, denn der erste ist ein guter Speisepilz und der zweite, also der Heu – Düngerling, gilt zwar als schwach giftig durch psychoaktive Substanzen, diese sind aber nur in geringen Mengen in den Düngerlingen enthalten. Da ohnehin nicht sicher war, ob die Kinder von den Pilzen überhaupt gekostet haben, riet ich dazu, die Kinder in den nächsten 24 Stunden auf mögliche Symptome hin zu beobachten. Sollten sich wider erwarten tatsächlich welche einstellen, unverzüglich einen Arzt konsultieren! Diese beiden Fälle verdeutlichen wieder einmal mehr, wie tief die Angst vor einer möglichen Pilzvergiftung in der Bevölkerung immer noch verankert ist. Möglicherweise sind auf naturnahen Wiesen, Gärten, Parkanlagen u s. w. wesentlich mehr Giftpflanzen vorhanden als giftige Pilze, aber Pilze sind nun einmal besonders suspekt! Aber dennoch, lieber übervorsichtig als zu leichtsinnig sein, zumal es sich um Kleinkinder handelte, bei denen ansonsten harmlose Pilze möglicherweise auch zu Komplikationen führen könnten. Zum anderen sollte man bedenken, dass durch bloßes Berühren oder in die Hand nehmen, auch von giftigen Pilzen, sich wohl kaum jemand bisher vergiftet hat!

Öffentlichkeitsarbeit

Etwa 45 Pressemitteilungen und 4 Fernsehbeiträge, wobei jeweils 2 auf das Wismar – Fernsehen und zwei auf das NDR – Fernsehen entfallen. Ständige Präsens im Internet mit nahezu täglich aktueller Berichterstattung durch Tagebücher zum Wetter und Pilzwachstum, Pilzberatung, Veranstaltungen und vieles mehr.

Veranstaltungen:

17 Öffentliche Pilzlehrwanderungen

8 Vereinsexkursionen

6 individuelle Pilzwanderungen

12 Vereins- und Vortragsabende

3 Pilzseminare

1 Vortag vor 30 Schülern

1 Lehrwanderung mit 30 Schülern

3 Pilzausstellungen mit Imbissangebot

1 Pilzwanderung in Ritzerau in Schleswig Holstein

Teilnehmerzahl gesamt an allen Veranstaltungen: ca. 1500 Pilz- Natur- und Wanderfreunde sowie Besucher der Ausstellungen und des Imbiss – Angebotes.

Wichtiger Hinweis! Die errechneten Summen in der Beratungs- und Bestimmungstätigkeit beziehen sich auf die schriftlich dokumentierten Beratungen während der Sprechzeiten in der Pilzberatungsstelle. Die eigentliche Zahl der Pilzberatungen und Bestimmungen, z. B. während unserer Wanderungen, Exkursionen und Seminare, geht hieraus nicht hervor und liegt um ein vielfaches höher!

Zusammenfassung des Pilzjahres

Das Pilzjahr 2012 kann für Nordwestmecklenburg insgesamt als recht schlecht eingeschätzt werden. Das Frühjahr war viel zu trocken, so dass beispielsweise Lorcheln und Morcheln kaum in Erscheinung traten. Maipilze gab es zwar, aber auch sie blieben deutlich unter den Erwartungen. Einzig Schwefelporlinge fruktifizierten ausgesprochen gut. Auch der regenarme Sommer brachte nur ein äußerst kümmerliches Pilzwachstum hervor. Durch im laufe des Septembers allmählich verstärkt einsetzende Niederschläge begann sich die Situation gegen Ende September/Anfang Oktober allmählich deutlich zu verbessern. Zunächst regional, später allgemein verbreitet gab es jetzt recht ordentlich Pilze. Insbesondere unter Buchen wuchsen wochenlang Derbe Rotfüßchen in solchen Mengen, dass man nur einsammeln brauchte und sich die schönsten aussuchen konnte. Auch Stockschwämmchen gab es in Massen. Steinpilze blieben weit unter dem Durchschnitt, auch wenn es zwischen September und November punktuell und sehr eng begrenzt recht aktive Myzelien gab. Dafür gab es recht viele Flockenstielige Hexen – Röhrlinge. Für fortgeschrittene Pilzfreunde war aber auch jetzt eher Ernüchterung angesagt, den seltenere und daher besonders interessante Pilzarten blieben auch jetzt vielfach aus oder wuchsen nur in einem sehr bescheidenem Rahmen. Der Verlauf der gesamten Pilzsaison von April – November ist ausführlich in den Tagebüchern über Wetter und Pilzwachstum nachzulesen. So geht also das Jahr 2012 als schlechtestes Pilzjahr seit Jahren in unsere Statistik ein.

Besonders erwähnenswerte Funde des Jahres:

Rauher Wulstling (Amanita franchetii)

Schwarzanlaufender Täubling (Russula albonigra)

Weißbuchen – Rindenbecherling (Pezicula carpinea) leg. et det.: Klaus Warning

Gold – Täubling (Russula aurea)

Satans – Röhrling (Boletus satanas)

Gelbfleckender Täubling (Russula luteotacta)

Igel – Wulstling (Amanita solitaria)

Europäisches Goldblatt (Phylloporus pelletieri)

Halsband – Ritterling (Tricholoma focale)

Gedrungener Champignon (Agaricus spissicaulis)

Rosenroter Schmierling (Gomphidius roseus)

Freudiger Täubling (Russula laeta)

Perlhuhn – Champignon (Agaricus placomyces)

gez: Reinhold Krakow – Pilzberater