Giftpilze im Herbst
Im Herbst gibt es die größte Artenvielfalt des Jahres, dadurch ist auch die Zahl der Giftpilze um diese Jahreszeit am größten. Die meisten von ihnen sind bei den Blätterpilzen zu finden. Während die gefährlichen Knollenblätterpilze auch schon im Sommer auftreten, gesellen sich im Herbst weitere Gattungen hinzu, die teils ernstzunehmende Giftpilzarten enthalten. Insbesondere einige Trichterlinge, Schleierlinge, Häublinge, Ritterlinge und Rißpilze. Einige von ihnen fallen schon durch üblen Geschmack oder Geruch auf, andere riechen und schmecken durchaus gut, die gefährlichsten von ihnen können sogar ausgezeichnet riechen und schmecken!
- Jeder, der Blätterpilze für den Verzehr sammelt, sollte die gefährlichsten unter ihnen gut kennen!
Den Roten Fliegenpilz (Amanita muscaria), mit seinem leuchtend roten Hut und den weißen Flocken oben drauf, kennt fast jedes Kind. Aber auch er kann Anlass zu Verwechslungen geben. Wenn er noch ganz jung ist, ähnelt er essbaren Stäublingen oder Bovisten. Ein Längsschnitt zeigt aber schon deutlich eine rötliche Zone unter dem noch geschlossenen Hut. Auch können die weißen Hüllreste auf dem Hut fehlen und er kann ebenso nicht rot, sondern orange gefärbt sein. Standortfoto am 28. Oktober 2009 im Landschaftsschutzgebiet Obere Seen bei Sternberg. Giftig!
Der Grünling (Tricholoma equestre) zählte lange Zeit zu unseren schmackhaftesten und beliebtesten Speisepilzen. Im Jahre 2001 wurde aber in ihm, während einer französischen Studie, ein kleines Kohlenwasserstoffmolekül (Cycloprop -2 – en-carboxyl-Säure) festgestellt, das für eine mögliche Muskelschwäche verantwortlich zeichnen soll. Ausgangspunkt waren einige Todesfälle in Frankreich, die dem Grünling zugeschrieben wurden. Seit dem steht dieser schöne Ritterling auf der Liste der Giftpilze und sollte in Zukunft lieber gemieden werden. Anders als bei vielen anderen Giftpilzen, kommt es beim Grünling anscheinend nur selten zu entsprechenden Schädigungen. Standortfoto am 11.11.2009 in der sandigen Kiefernheide des Landschaftsschutzgebietes Obere Seen bei Sternberg.
Eigentlich war der ähnliche, aber sehr unangenehm stechend riechende Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureum) der giftige Verwechslungspartner des Grünlings, jetzt scheint der Grünling der gefährlichere von beiden zu sein. Außerdem lädt der an Leuchtgas erinnernde Geruch des Schwefelritterlings kaum zum verspeisen ein. Er ist somit auch eher als ungenießbar, denn als giftig einzustufen. Er wächst ab Hochsommer, schwerpunktmäßig aber im Herbst unter Laubbäumen. Im Hochgebirge soll er auch unter Fichten vorkommen. Seine Lamellen stehen deutlich entfernter als beim dichtblättrigen Grünling, dessen Laubwaldform gelegentlich sogar mit dem Schwefelritterling gemeinsam vorkommen kann. Standortfoto.
Kastanienbrauner Schirmpilz (Lepiota castanea). Dieser kleine Schirmpilz mit 2-4 cm Hutdurchmesser und seinen fuchsig- bis kastanienbraunen Schüppchen wächst besonders im Herbst zerstreut an Kalk beeinflussten Stellen, an Waldwegrändern und Kalkbuchenwäldern. Er galt vorübergehend als sehr giftig und kann mit anderen, kleinen Schirmpilzen, die teils stark giftig sind, verwechselt werden. Heute zählt er zumindest als Verdächtig. Standortfoto am 25.08.2012 im Herrenholz.
Goldfarbener Glimmerschüppling (Phaeolepiota aurea). Über den großen, relativ seltenen, ausgesprochen auffälligen und schönen Pilz, der am Standort mitunter in sehr großen Mengen auftreten kann, ist neuerdings eine leidenschaftliche Diskussion über seinen Speisewert entbrannt. Wir haben ihn nach Kostproben einiger Pilzfreunde, Zitat: „Wir haben noch nie einen schmackhafteren Pilz gegessen“, während einer Pilzausstellung, anlässlich eines gigantischen Massenaufkommens, im größeren Stil als Pilzpfanne zum Verspeisen angeboten und die Leute waren begeistert. Allerdings ist bekannt, dass er einen erhöhten Anteil an Blausäure besitzt, die aber beim Erhitzen eliminiert wird. Und genau hier scheiden sich die Geister. Es wird teilweise empfohlen, ihn eher auf die Giftpilz-, anstatt auf die Speisepilzliste zu setzen. Es wurde sogar die Ansicht vertreten, dass durch bloßes Einatmen der Dämpfe beim Zubereiten innerhalb kürzester Zeit der Tod eintreten könnte. Wir haben davon aber nichts bemerkt und erfreuen uns auch weiterhin bester Gesundheit! Andere meinen, dass der Pilz aufgrund seiner relativen Seltenheit eher geschont werden sollte. In unserem Fall war es so, dass hunderte dieser stattlichen und schweren Pilze eine waldnahe Parkanlage bevölkerten und dieses Überangebot uns zum Speiseversuch reizte, zumal der Pilz in der Literatur bis dato als essbar eingestuft wurde. Vorsichtshalber habe ich ihn nun hier zu den Giftpilzen gestellt, obwohl ich auch weiterhin der Meinung bin, dass er hier eigentlich nicht hingehört.
Der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina) ist unter seinen giftigen Verwandten allgemein der häufigste und zugleich wohl auch der harmloseste. Früher galt er wie der Grüne Knollenblätterpilz als tödlich giftig. Er soll aber tatsächlich nur das Krötengift Bufotenin enthalten, das über den Verdauungstrakt keine Wirkung entfaltet, b. z. w. wird dort nach Flammer und Horak entgiftet. Somit ist er im großen und ganzen harmlos und in erster Linie eher ungenießbar, denn sein muffiger Kartoffelkellergeruch lädt keineswegs zum Verspeisen ein. Sein tödlicher Bruder, der Grüne Knollenbläterpilz, riecht dagegen eher angenehm honigartig und soll dazu auch noch gut schmecken! Standortfoto am 11.11.2010.
Natürlich finden wir den tödlichen Grünen Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) nicht nur im Sommer, sondern bis November, also bis in den Spätherbst hinein. Unter Buchen, Eichen, Linden und Fichten. Der grüne Hut kann auch völlig weiß sein. Geruch süßlich honigartig, also angenehmer als beim harmlosen Gelben Knollenblätterpilz!
Kegelhütiger Knollenblätterpilz (Amanita virosa).Tödlich giftig! Wir finden die schöne und elegante Art relativ selten vom Hochsommer und vor allem im Herbst in Laub- und Nadelwäldern. In Mecklenburg fast immer unter Buchen. Soll aber auch unter Birke, Eiche und Fichte vorkommen. In seiner Erscheinung ist er sehr markant und kaum verwechselbar.
Birken – Reizker (Lactarius torminosus). Dieser strenge Birkenbegleiter wächst im Herbst und kann bei oberflächlicher Betrachtung auf den ersten Blick für einen Edel – Reizker gehalten werden. Sein ziegelrötliches Erscheinungsbild, Habitus und auch die Hutzonierung erinnern an den unter Kiefern wachsenden Edel – Milchling. Die hier gezeigte Art besitzt aber keinen rötlichen Milchsaft, sondern einen weißen, der sehr scharf schmeckt. Außerdem weisen die Vertreter aus der Edel – Reizker Gruppe keine flaumig – filzigen Strukturen auf dem Hut und vor allem deren Rändern auf. Der Birken Reizker ist wegen seiner Schärfe ungenießbar und es wird sogar von Vergiftungen berichtet. Standortfoto.
Fast ganzjährig, besonders aber im Herbst, gibt es den Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare) an Laub- und Nadelholz – Stubben und deren Wurzelausläufer in großen Massen und dicht büschelig. Der orangegelbliche Hut, die schwefelgelben Stiele und die grünen Lamellen sowie sein sehr bitterer Geschmack lassen ihn leicht kenntlich erscheinen. Über seine tatsächliche Giftigkeit gehen die Meinungen stark auseinander. Von schwach giftig bis tödlich reicht die Palette. Da der Pilz aber sehr bitter schmeckt, wird man kaum in die Verlegenheit kommen, dieses vollständig auszuloten.
Gift – Häubling (Galerina marginata). Gefährlicher Verwechslungspartner des Stockschwämmchens. Auf Laub- und Nadelholzstümpfen und Holzhäcksel. Im Gegensatz des mit bräunlichen Schüppchen besetzten Stieles des Stockschwämmchens ist dieser hier glatt, etwas silbrig glänzend und teils genattert erscheinend. Tödlich giftig!
Auch der Gifthäubling (Galerina marginata) kann genauso wie das Stockschwämmchen eine deutlich hygrophane Randzone auf dem Hut aufweisen!
Niedergedrückter Rötling (Entoloma rhodopolium). Mittelgroßer Blätterpilz mit horngrauen, teils gelblichgrauen Hüten, die oft etwas niedergedrückt erscheinen und grauweißen Lamellen, die später durch den Sporenstaub rosarötlich einfärben. Der Stiel ist grauweiß und seidig. Sein Geruch ist etwas mehlartig. Nitrös riechende Formen wurden früher zu einer eigenständigen Art gefasst, dem Alkalischen Rötling. Da aber außer dem Geruch keine signifikanten Verschiedenheiten gefunden werden konnten, gilt er inzwischen nur als Form des Niedergedrückten Rötlings. Wir finden die Pilze oft gesellig in Laubwäldern, vorzugsweise im Herbst. Er gilt als giftig.
Der Bleiweiße Trichterling (Clitocybe phyllophila) ist im Herbst ein häufiger Streubewohner in Laub- und Nadelwäldern. Besonders zahlreich erscheint er oft sogar in Hexenringen in der Nadelstreu der Fichtenforste. Die Stielbasis ist stark mit mit dem Nadelhumus verfilzt. Auf dem dünnfleischigen, grauweißem Hut befindet sich eine hauchdünne, firnisartige Reifschicht, die man mit den Fingern leicht abwischen kann und es kommt der wässrig – glasige Untergrund zum tragen. Der Geruch ist süßlich – erdartig und der Geschmack mild. Kosten sollte man ihn aber nicht, denn er zählt zu den giftigsten einheimischen Pilzarten mit recht hohem Muskarin Gehalt. Wer Mehlpilze zum Verzehr sammelt, sollte ihn unbedingt kennen und abgrenzen können.