Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch den Wald bei Wedendorf
Nicht zu übersehen sind ab April die oft riesigen Schuppigen Porlinge (Polyporus squamosus) an Laubbäumen oder deren Stubben. Typisch braun geschuppte Hüte auf gelbbräunlichem Untergrund, sahneweißliche, erst sehr feine, dann weite Poren auf der Unterseite, mit einem oft seitlichen, am Grunde schwarz gefärbten Stiel und ein Duft, der an frische Gurken erinnert. So könnte sein Steckbrief lauten. Dadurch ist dieser imposante Pilz kaum zu verwechseln, höchstens mit seinem kleineren, ebenfalls jung essbaren Bruder, dem Sklerotien – Porling. Solange die Hüte, b.z.w. deren Kanten, noch weichfleischig und zart sind, können sie gegessen werden. Das massige Fleisch des Pilzes bietet sich zum Beispiel auch in Mischung mit Hackfleisch zu Pilzbouletten an. Dem Schuppigen Porling kann man um diese Zeit häufig begegnen und auch heute fanden wir von ihm ware Giganten! Standortfoto am 23.04.2011 am Schweriner See.
Zu einer weiteren Pilzwanderung im Frühling lud das Mykologische Informationszentrum Steinpilz-Wismar am Sonnabend, dem 18. Mai 2013, wieder ganz herzlich ein. Einige Pilz- Natur- und Wanderbegeisterte trafen sich gegen 08.00 Uhr auf dem Parkplatz hinter dem ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Mit dem Auto und unter Bildung von Fahrgemeinschaften fuhren wir in Richtung Zielgebiet. Der Wedendorfer Wald liegt südwestlich von Wismar, unweit der mecklenburgischen Kleinstadt Rehna. In Wedendorf angelangt, führt rechter Hand ein nördlicher Abzweig in Richtung Othenstorf und geradeswegs in unseren Zielwald, der genau zwischen den beiden Orten liegt. Hier fanden sich weitere Pilzfreunde z. B. aus Grevesmühlen, Schwerin und Bayern ein. Von Wismar aus ist es das erste mal, dass wir diesem Waldgebiet im Rahmen einer Pilzlehrwanderung einen Besuch abstatteten und waren gespannt, was uns hier zu so früher Jahreszeit schon erwarten würde. Und das war aufgrund der pilzfreundlichen Witterung der letzten Zeit schon allerhand.
Diese essbaren Schild – Rötlinge (Entoloma clypeatum) wuchsen allerdings nicht hier, sondern in einem Garten in Grevesmühlen. Sie wurden zur Bestimmung mitgebracht und zu Beginn der Wanderung von mir besprochen und erläutert. Man findet sie ausschließlich im Frühling unter Rosengewächsen wie Pflaumen oder Schlehen.
Nach kurzer Wegstrecke machte Pilzfreundin Christa die erste interessante Entdeckung am Wegesrand. Eine kleine Gruppe dieser markanten Hochgerippten Becherlorcheln (Helvella acetabulum). Diese Schlauchpilze sind im Frühling nicht selten an Waldwegrändern mit Kalk im Boden. Essbar
Ebenfalls am breiteren Waldweg, an dem vor einiger Zeit höchstwahrscheinlich Holz gelagert wurde, standen diese Büschelligen Rüblinge aus dem Verwandtschafts- und Formenkreis des Waldfreund – Rüblings. Möglicherweise handelt es sich um den Büschelligen Blasssporrübling (Collybia acervata). Standortfoto.
Wunderschön frisch nach nächtlichem Gewitterregen ist dieser zarte Scheibchen- oder Rädchen – Tintling (Coprinus plicatillis) – Standortfoto.
So boten sich uns heute immer wieder schöne Pilzmotive zum fotografieren. Hier sehen wir Wolfgang aus Grevesmühlen beim Fototermin mit den ersten Breitblättrigen Rüblingen des Jahres.
Der große und auffällige Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla) wächst von Mai bis November besonders in feuchteren Laubwäldern. Insbesondere im Mai und Juni ist er in entsprechenden Wäldern oft Aspektbildend. Schwach giftig! Standortfoto.
Und dann große Freude über einen kleinen Hexenring wunderschöner Maipilze. Da schlägt das Herz des Pilzfreundes gleich höher!
Sie waren jung und madenfrei, also von bester Qualität. Der ausgezeichnete Maipilz erlebt zur Zeit der Rapsblüte sein Wachstumsmaximum.
An Laub- und Nadelholzstubben immer wieder kleinere oder größere Büschel der bitteren und giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Standortfoto.
Bei der Zuordnung und Bestimmung vieler Pilzarten ist auch der Geruchssinn gefragt. Armin Büttner aus Bamberg prüft den Geruch einer kleinen Helmlingsgruppe.
Sie rochen etwas nitrös, gehören also die Gruppe um den Alkalischen Helmling.
Hier wuchsen gleich drei Holzbewohner dicht bei einander. Oben die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor), links die veralgten Striegeligen Trameten (Trametes hirsuta) und rechts der Buchenwald – Wasserfuß (Hydropus subalpinus).
Und wieder etwas für den Naturfotografen. Eine Digitalkamera ist auch hilfreich, um die auf einer Wanderung gefundenen Pilzarten nochmals zu hause im Bild zu betrachten und gegebenenfalls im Pilzbuch zu vergleichen. Am besten natürlich mit den gefundenen Pilzen im Original.
Wunderschön gläsern/wachsartig mit rosa Schimmer auch dieser ca. 3 cm breite Becherling, denn wir zunächst nicht näher bestimmen konnten.
Rosa ist auch wichtig bei der Bestimmung dieses häufigen Helmlings. Leider färben sich die Lamellen erst bei fortgeschrittener Reife rosa, so dass sich die Art dem weniger erfahrenen Pilzfreund im Jugendstadium mitunter noch nicht zu Erkennen gibt. Der Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata) ist der einzige seiner Gattung, der als essbar gilt und von ausgezeichnetem Geschmack sein soll. Nicht zu Verwechseln mit dem schwach giftigen Rosa Helmling, der nach Rettich riecht! Standortfoto.
An der Stirnfläche eines Laubholzstammes wuchsen diese muschelförmigen Lamellenpilze. Es handelt sich um den Gallertfleischigen Krüppelfuß (Crepidotus mollis). Seine gelatinöse Hutdeckschicht charakterisiert ihn gut. Ungenießbar, am Standort fotografiert.
Nach unserer Wanderung durch den Wedendorfer Wald lud uns Christa zu selbstgebackenen Hefekuchen ein. Dazu reichlich Kaffee. Der Kuchen schmeckte wunderbar und vielen Dank nochmals für die Rezeptur!
Über den wunderbaren Kuchen und dem fachsimpeln am Rande, vergaßen wir beinahe unser gemeinsames Gruppen- und Erinnerungsfoto. 18. Mai 2013 im Wald bei Wedendorf.
Und dann ging es noch kurz in einen Wald am Wedendorfer See.
Und hier erwarteten uns wahre Giganten von Schuppigen Porlingen (Polyporus squamosus) an einer uralten und mächtigen Esche. Auf der Unterseite schimmern zahlreiche Wassertröpfchen des nächtlichen Regens.
Während die obigen schon über 30 cm Hutdurchmesser hatten, passten die unteren wirklich in keinen Sammelkorb mehr hinein. 60 bis 80 cm Hutdurchmesser sind schon mehr als gewaltig! Die oberen waren sogar noch zartfleischig und somit essbar, die Unteren aber lederig zäh und ungenießbar. Sabine Kock aus Schwerin nahm sich eine Kostprobe mit.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine zu Beginn des Info – Corners!