Kartierungsexkursion durch` s Wildacker
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Bei Anfangs bewölktem, später sonnigem Frühsommerwetter unternahmen wir heute eine Exkursion durch das Wildacker, einem Teilbereich des umfangreichen Revier Weiße Krug im Naturpark Sternberger Seenland.
Zu einer weiteren Vereinsexkursion waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste wieder am Sonntag, dem 09. Juni 2013, sehr herzlich eingeladen. Treff war gegen 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Wismarer Zeughaus, in der Ulmenstraße. Mit zwei Autos starteten wir, nachdem wir Pilzfreund Andreas Okrent vom Bahnhof abgeholt hatten, in Richtung Sternberg. Am Ortsausgang von Warin bogen wir links ab und fuhren von hier aus weiter über Graupenmühle, Weiße Krug und Friedrichswalde bis nach Klein Görnow. Am dortigen Großsteingrab war Treffpunkt und hier erwarteten uns schon unsere Pilzfreunde aus Grevesmühlen und Pilzberater Klaus Warning aus Bützow. Er hatte die heutige Route ausgesucht und übernahm auch die Führung durch dieses Waldgebiet auf sandigem Untergrund. Das Exkursionsgebiet gehört zum größeren Waldkomplex des Revier Weiße Krug. Wir schweiften heute also etwas von unseren herkömmlichen Warnow – Exkursionen ab und wollten schauen, was uns der Juni hier schon in punkto Frischpilze zu bieten hat. Das war allerdings, aufgrund ungünstiger Wachstumsbedingungen wegen zu trockener Luft, herzlich wenig. Wir wanderten einen weitläufigen Bogen von Klein Görnow bis in Höhe der Ortschaft Eickelberg.
Klaus, Bildmitte, begrüßte uns recht herzlich und gab, bevor es losging, einige einführende Worte zum besten.
Gleich zu Beginn erfreuten uns diese schönen Anis – Champignons (Agaricus spec,) unter einer alten Eiche am Wegesrand. Es könnte sich um den Rissigschuppigen Anis – Champignon handeln oder aber um den ganz normalen Weißen Anis – Champignon, deren Huthaut aufgrund der trockenen Luft rissig – schuppig aufgesprungen ist.
Auch dieser essbare Perlpilz (Amanita rubescens) wuchs dort. Man beachte die geriefte Manschette und die weinrötliche Verfärbung irgendwo am Fruchtkörper. Hier gut an der Stielbasis zu sehen.
Dann im Fichtenforst die ersten Hexeneier der Gemeinen Stinkmorchel (Phallus impudicus). Bei dem aufgeschnittenen Exemplar kann man schon den späteren Stiel mit der olivgrünlichen, bei der reife aasartig stinkenden Sporenglocke erkennen. Für einige Feinschmecker in diesem Entwicklungsstadium eine Delikatesse! Standortfoto 09.06.2013.
Hier ist erhöhter Körpereinsatz gefragt. An einem morschen Stubben haben sich sehr interessante Schleimpilze gebildet, die Andreas hier mit seiner hochwertigen Kamera im Bild festhält, bevor sie davon kriechen. Und das können diese Pilztierchen tatsächlich, allerdings nur in Zeitlupe.
Wunderschön ist die Raupe des nahezu schneeweißen Nachtfalters Schwan (Encroptis similis) auf einer winzigen Eiche. Dank Andreas Okrent seinem Naturforum erkannte ein Leser die Art und unserer Rätselraten, um welchen Schmetterling es sich wohl handeln könnte, hat ein Ende.
Zurück zu den Pilzen. An einem Nadelholzstubben erfreute uns dieser ganz frische Glänzende Lackporling (Ganoderma lucidum). Rechts unten im Bild entwickelt sich noch ein zweiter. Er zählt zu den wertvollsten Pilzen in der asiatischen Naturheilkunde! Wir beließen ihn am Standort und er durfte weiter wachsen.
Klaus betrachtet einen Fichtenstubben, an dem zahlreiche und frische Konsolen eines weiteren Porlings heraus wachsen.
Es dürfte sich um junge Wurzelschwämme (Heterobasidion annosum) handeln, die in Fichten – Monokulturen Schäden in Millionenhöhe anrichten können, da sie auch gesunde Bäume von den Wurzeln aus befallen und zerstören können. Es kommt zur sogenannten „Rotfäule“ der Fichte. Der Pilz ist aber keineswegs auf die Fichte festgelegt und kann auch andere Hölzer infizieren und schädigen, inklusive Laubbäume!
Waren diese großen und schwach giftigen Breitblättrigen Rüblinge (Megacollybia platyphylla) noch am Sonnabend vor einer Woche recht häufig und zahlreich in vielen Wäldern vertreten, so haben Wind und trockene Luft ihre Zahl schon deutlich reduziert. Standortfoto.
Hier haben Wolfgang und Klaus am grasigen Wegrand etwas nicht alltägliches entdeckt und auch Andreas ist schon auf dem Weg zum Fundort, um einige Aufnahmen zu machen.
Es handelt sich um die recht seltenen Rillstieligen Lorcheln (Helvella solitaria). Auch ihnen sieht man die Schädigung durch trockenen Wind an. Die Ränder der Hüte sind an- , b. z. w. vertrocknet. Am Standort fotografiert. 09.06.2013.
Geduld und eine ruhige Hand sind gefragt, um möglichst gute Aufnahmen zu erzielen. Andreas Okrent und Klaus Warning bei der Arbeit!
Und weiter geht es bei herrlichstem Frühsommerwetter durch eines der schönsten und größten Waldgebiete im Nordwestmecklenburger Raum.
Bemerkenswert ist, dass es seit Ende Mai vereinzelt schon Safran – Schirmpilze (Macrolepiota rhacodes) in der Nadelstreu unserer Fichtenwälder gibt. Heute fanden wir diese guten Speisepilze gleich an zwei Stellen.
Bei Eickelberg endete gegen Mittag unsere heutige Tour und alle neun Teilnehmer versammelten sich zu unserem Abschlussfoto. Zum ersten mal nahm daran auch Andreas Okrent (zweiter von rechts) aus Graal – Müritz teil. Mit einer großzügigen Spende für die Wismarer Pilzfreunde, u. a. eines Computer – Flachbildschirms für den Steinpilz – Wismar, trat er vor wenigen Tagen auch der Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. bei. Lieber Andreas, sei willkommen in unserer Mitte und vielen, vielen Dank für deine wertvolle Unterstützung! 09. Juni 2013.
Im Anschluss fuhren Andreas und ich noch in Richtung Schweriner See, zum Haushalt Forst und in die Parkanlagen bei Lübstorf und Wiligrad.
Unter den Parkeichen schoben sich erste Blaublättrige Weißtäublinge (Russula delica) aus dem Erdboden. Essbar, aber geringwertig! Standortfoto.
An der wohl besten Täublingsstelle der Haushalt Forst, unter Eichen und Buchen, eine Gruppe von Frauen Täublingen (Russula cyanoxantha). Das sie zu unseren besten und schmackhaftesten Speisepilzen zählen, scheinen auch die Schnecken zu wissen. Standortfoto.
Unter einer mächtigen und alten Parkeiche dann eine Gruppe Sommersteinpilze (Boletus reticulatus). Selbst das große Exemplar von knapp 25 cm Hutdurchmesser ist noch knackig und fest. Wie ein großer Teller stand er im ziemlich hohen Gras. Standortfoto. Die kleinen habe ich zum Größenvergleich dazu gestellt. Sie standen in unmittelbarer Nähe und wir mussten aufpassen, dass wir die kleinen, nachschiebenden Steinpilze nicht zertreten.
Deutlich und erhaben zieht sich das weißliche bis bräunliche Stielnetz bei diesen jungen Sommersteinpilzen (Boletus reticulatus) bis zur Stielbasis herab. Die Netzstruktur der Dickröhrlinge kommt durch die am Stiel herablaufende Porenornamentik der Fruchtschicht zustande. Es sind sozusagen durch die Streckung des Stieles in die Länge gezogene Poren der Röhrenschicht. Am Standort fotografiert. 10.06.2013.
Zum Schluss statteten wir noch dem Wismarer Friedhof einen Kurzbesuch ab und schauten unter einer Eichengruppe nach Fahlen Röhrlingen (Boletus impolitus) aus. Es war zwar erst vor gut zwei Wochen ein kleiner Schub dieser relativ seltenen Dickröhrlinge da, aber ausgelöst durch den Dauerregen am vorletzten Wochenende, schoben sich schon wieder, ähnlich wie die Sommersteinpilze bei Lübstorf, neue Fruchtkörper aus dem Erdboden. Die essbaren Pilze bereichern nun unsere Pilzausstellung. 09.06.2013.
Wann gehen die Wismarer Pilzfreunde wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine, gleich zu Beginn unseres Info – Corners!