Öffentliche Pilzlehrwanderung
Heute ging es durch den Babster Sack
Der Babster Sack gehört zur Neukloster Forst. Er beginnt praktisch am Waldhotel mit dem wildromantischen Klaasbachtal und zieht sich bis zur Ortschaft Babst hin. Es überwiegen alte Laubwaldbestände, vorwiegend Rotbuche und Eiche. Die Böden sind hier gehaltvoll und vielfach kalkhaltig und garantieren somit eine besonders interessante Pilzflora.
Am Sonnabend, dem 29. Juni 2013, war es wieder soweit. Das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud alle Pilzfreunde zu einer öffentlichen Lehrwanderung sehr herzlich ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz direkt hinter dem Wismarer ZOB, in der Wasserstraße. Mit drei Autos fuhren wir von hier aus nach Neukloster. Ziel war das Waldhotel. Hier erwartete uns schon Pilzberater Klaus Warning aus Bützow und eine pilzbegeisterte Dame aus Berlin, die in Nakensdorf ein Fereinhäuschen hat. Am Klaasbachtal beginnend, wanderten wir bei regnerischem Pilzwetter durch den sogenannten Babster Sack bis hin zur Ortschaft Babst. Aus diesem Grund musten zunächst einige Autos dorthin umgesetzt werden. Es handelt sich bei diesem Gebiet schwerpunktmäßig um Buchenwälder auf gehaltvolleren Böden. Erlenbrüche mit zahlreichen Feuchtbiotopen, eingestreute Eichen und einzelne Fichtenbereiche sorgen für Abwechslung. Es ist ein, aus mykologischer Sicht, sehr interessantes Gebiet. Hier gibt es zu dieser Jahreszeit neben vielen weiteren Gattungen auch Täublinge, Wulstlinge und Röhrlinge. Insbesondere Sommersteinpilze, Hexen – Röhrlinge und sogar Fahle Röhrlinge können schon wachsen und wurden heute auch gefunden. Im Herbst gesellen sich hier oft sehr viele Hallimasch, Stockschwämmchen und in manchen Jahren massenhaft Herbsttrompeten hinzu. Stockschwämmchen können praktisch ganzjährig wachsen und tauchten auch heute in diesem Gebiet auf.
Zunächst brachte uns Klaus (Mitte links) einige interessante Pilze zum anschauen mit. Bei den teils sehr kleinen Pilzen ist eine Lupe sehr hilfreich.
Auch ohne Lupe sind diese Bovistähnlichen Schleimpilze (Reticularia lycoperdon) recht gut in ihren Einzelheiten zu erkennen. Auch sie brachte Klaus uns heute mit.
Aber dann ging es endlich los und bereits auf den ersten Metern fanden wir neben Teppichen von winzigen Pfifferlingen schon verschiedene, interessante Arten, so wie diesen recht seltenen Kurzstieligen Leder – Täubling (Russula curtipes). Guter und ergiebiger Speisepilz.
Insbesondere an den kalkhaltigen Hangterrassen des Klaasbachtals tauchten immer wieder einige Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) in allen Altersstadien, vorwiegend aber junge bis sehr junge Exemplare, auf. Sehr guter Speisepilz.
Dem Falschen Rotfußröhrling (Xerocomus porosporus) fehlen meist die Rotanteile am Stiel und in den Rissen der Huthaut. Auch mikroskopisch unterscheidet sich die Art vom Rotfuß – Röhrling, nicht aber im Speisewert, denn er ist genau so gut essbar.
Der häufige Frauen – Täubling (Russula cyanoxantha) kann auf dem Hut sehr verschiedenfarbig sein. Hier ist es ein eher zarteres lila, er kann aber auch kräftig tauben bis stahlblau oder auch grün gefärbt sein, sowie die verschiedenen Farbtöne in Mischung enthalten. Immer auch auf die geschmeidigen Lamellen achten!
Auch diese beiden wunderbaren Pilze dürfen in den Speisepilzkorb gelegt werden. Es handelt sich jeweils um einen Perlpilz und einen Kurzstieligen Leder – Täubling.
Sabine aus Schwerin freut sich über einen jungen Sommersteinpilz. In diesem Stadium muss man schon sehr genau hinschauen, um ihn nicht mit dem sehr bitteren Gallen – Röhrling zu verwechseln.
Zwei recht häufige Vertreter der gleichen Gattung, nähmlich der Stielporlinge. Links der Löwengelbe Porling (Polyporus varius) und rechts der Sklerotienporling (Polyporus tuberaster). Der Linke ist von vornherein ungenießbar, der Rechte könnte ganz jung gegessen werden.
Hier erläutere ich einen sehr schlanken und hochbeinigen Blätterpilz mit einer oft sehr langen Pfahlwurzel, die umso länger sein kann, je tiefer die Wurzel des Wirtsbaumes im Waldboden verankert ist, dem Ausgangspunkt des Wurzel – Schleimrüblings (Xerula radicate). Foto: Sabine Kock.
Da kommt Freude bei Pilzfreund Jochen auf. Gleich drei kapitale Sommersteinpilze in bester Qualität auf einen Streich. Da kann die Pfanne schon mal vorgewärmt werden!
Der Breitblättrige Großrübling (Megacollybia platyphylla) ist schwach giftig und war auch heute wieder recht häufig vertreten. Die schwarzen Punkte am oberen Stielbereich und in den Lamellen sind winzige Springschwänze die sich besonders in den Lamellen dieses Rüblings oder in denen des Rehbraunen Dachpilzes wohl fühlen.
Den Fund des Tages und wahrscheinlich den Pilzfund seines Lebens machte heute dieser glückliche Pilzfreund aus Wismar, der zum ersten mal an einer unserer geführten Wanderungen teil nahm. Es ist der seltene Eichhase (Polyporus umbellatus). Ein sehr schmackhafter und zarter Speisepilz, der auf Baumwurzeln von Eichen und Rotbuchen scheinbar auf dem Waldboden wächst. Ein zweiter passte nicht mehr in den Sammelkorb und blieb stehen.
Auch der seltene Fahle Röhrling (Boletus impolitus) war hier unter Eiche anzutreffen. Er wächst hier schon seit vielen Jahren. Wollen wir hoffen, dass sein Standort auch weiterhin erhalten werden kann, denn dieser Bereich der Neukloster Forst ist bis jetzt von größeren Abholzungsaktionen verschont geblieben.
In den imposanten Laubwaldbeständen finden sich auch immer wieder derartige Feuchtbiotope, an deren Rändern es besonders interessant sein kann.
So fanden wir heute am Rande eines derartigen Gewässers, an einem Totholzast, der im Wasser lag, diese nicht sonderlich häufigen Getigerten Sägeblättlinge (Lentinus tigrinus). Die Art besiedelt ausschließlich Luft feuchte Standorte in Gewässernähe und wächst meist sogar auf im Wasser liegenden Stämmen und Ästen. Kein Speisepilz.
Und weiter ging es auf einem mittelalterlich anmutenden Kopfsteinpflasterweg durch die herrlichen Laubwälder des Babster Sackes in Richtung Babst.
Heiterkeit löste bei den Herrn der Phallus impudicus in den Händen der jungen Dame aus. Gemeint ist der längliche Fruchtkörper der Gemeinen Stinkmorchel, die in diesem Entwicklungsstadium zumindest zum Essen untauglich geworden ist.
Am frühen Nachmittag endete eine sehr schöne Wanderung durch ein herrliches Gebiet. Dazu versammelten sich wie immer alle Teilnehmer nochmals zu unserem obligatorischen Gruppen- und Erinnerungsfoto am Rande der Ortschaft Babst. 29. Juni 2013.
Mit diesem Blick in den Sammelkorb unseres Pilzfreundes Jochen möchte ich den heutigen Bericht von unserer Pilzwanderung beschließen. Die Körnchen – Röhrlinge kamen noch bei einem anschließenden Besuch in der Kiefernaufforstung bei Perniek hinzu. Lieber Jochen, das wird morgen wohl ein sonntägliches Festessen geben und ich wünsche guten Appetit!
Regionalinformationen unter:www.stadt-neukloster.de
Wann steht die nächste Pilzlehrwanderung auf dem Plan? – Siehe unter Termine, gleich zu Beginn unseres Info – Corners!