Kartierungsexkursion durch das Warnowgebiet
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Heute ging es in Warnow – Nähe von Rühn bis Baumgarten
Bei herrlichstem Sommerwetter führten wir heute eine kleine Bestandsaufnahme in den Wäldern zwischen Rühn und Baumgarten durch. In unmittelbarer Nähe fließt die Warnow. 07.07.2013.
Am Sonntag, dem 07. Juli 2013, stand eine weitere Vereinsexkursion auf dem Programm. Wir trafen uns um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmenstraße. Mit zwei Autos starteten wir von hier aus zu einer weiteren Warnowexkursion. Wir fuhren zunächst nach Neukloster und von hier aus weiter in Richtung Bützow. In Steinhagen bogen wir dann rechts ab und fuhren über Hof Rühn weiter bis zur Ortschaft Rühn. Damit hatten wir unseren Ausgangspunkt der heutigen Exkursion erreicht. Hier erwarteten uns schon Klaus Warning, der die heutige Tour ausgesucht hat und Naturfotograf sowie Raritäten – Jäger Andreas Okrent aus Graal – Müritz. Zunächst setzten wir noch zwei Fahrzeuge zum Endpunkt unserer Tour, an den Wald- und Straßenrand bei Baumgarten, um. Dann führte uns Klaus durch dieses wunderbare Gebiet. Es zeichnet sich durch einen abwechslungsreichen Baumbestand aus. Wundervolle Buchenbestände wechseln mit Nadelholzbereichen. Ausgedehnte Erlenbrüche und Feuchtwiesen erstrecken sich in Warnow – Nähe. Ich war im letzten Spätherbst mit meiner kleinen Familie schon einmal in diesem Gebiet auf der Suche nach Baumpilzen zum Adventsbasteln. Dank naturbelassener Altbuchenkannten gelang uns dieses Vorhaben auch und es füllte sich sogar noch ein ansehnlicher Korb mit frischen Derben Rotfüßchen und Maronen – Röhrlingen zum trocknen. Letztere gab es heute leider nur in Einzelstücken und das allgemeine Pilzwachstum war auch eher verhalten. Dennoch konnten wir allerhand notieren, einige Speisepilze und Ausstellungsmaterial für die ständige Frischpilzausstellung in Wismar mitnehmen. Auch Andreas kam auf seine Kosten, denn es gab etwas sehr seltenes zum fotografieren. Er wird es sicherlich auch auf seiner Internetseite „Pilzraritäten in Mecklenburg“ demnächst dokumentieren.
Zunächst zeigte uns Andreas diese seltenen Schwarzen Lorcheln, die er aus einem anderen Gebiet mit gebracht hatte. Es dürfte sich um Helvella atra handeln. Sie wächst in Laubwäldern und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Pilzarten in der Kategorie 2 = stark gefährdet!
Dann ging es aber forschen Schrittes in das heutige Exkursionsgebiet. Hier sehen wir unsere Pilzfreunde Helga, Jochen und Jürgen.
In einem Fichtenbestand tauchten die ersten Samtfuß – Kremplinge (Paxillus atrotomentosus) der Saison an morschen Baumstümpfen auf. Sie wären zwar essbar, sollen aber nicht sonderlich gut schmecken, eher etwas für unser Auge.
Ebenfalls im dunklen Fichtendickicht kleine Gruppen der beliebten Eierschwämme oder besser bekannt unter der Bezeichnung Pfifferlinge (Cantharellus cibarius). Standortfoto.
Aber dann, an einer Waldkannte, wahre Giganten aus der Gattung Boletus. Eine wunderschöne Idee und ein überraschender und schöner Anblick nicht nur für eingefleischte Pilzfreunde.
Aber diesen monströsen „Dickröhrlingen“ geht es schon an den Kragen, von einem echten Pilz, der Fenchel – Tramete. Dadurch ist auch geklärt, aus welchem Holz die vermeintlichen Boleten geschnitzt sind, nämlich Fichte. Der Porling verursacht im Fichtenholz eine Braunfäule, in dem die Zellulose abgebaut wird, es wird würfelig und bröcklig.
Die wunderschöne, orangegelbe Fenchel Tramete (Gloeophyllum odoratum) besiedelt fast ausschließlich Fichtenholz und duftet wunderbar nach Fenchel! Standortfoto.
Die Artzugehörigkeit dieses schönen Täublings (Russula spec.) ist nicht ganz klar. Er könnte zum Formenkreis des Tauben – Täublings (Russula grisea) gehören. Er wuchs unter Rotbuchen und Eichen.
Unweit der Fundstelle des obigen Täublings wuchsen diese Gruben Lorcheln (Helvella lacunosa) am Wegesrand.
Perlpilze (Amanita rubescens) gab es heute immer wieder und wer ein Pilzgericht mit nach hause bringen wollte, tat gut daran, diesen beliebten Speisepilz in den Korb zu legen.
Der auf den ersten Blick unscheinbare Pilz, den Klaus hier fotografiert, war der Top – Fund unserer heutigen Exkursion!
Es ist der wohl überall in Deutschland sehr seltene Rauhfuß – Weichritterling (Melanoleuca verrucipes). Der weißliche, markant schwarzflockige Stiel und sein Anis – Geruch machen ihn zu einem der am leichtesten bestimmbaren Weichritterlinge, ja sogar zu einem der am leichtesten zu bestimmenden Blätterpilze überhaupt. Vor wenigen Jahren fand meine bessere Hälfte Irena ein imposantes Vorkommen dieses an sich außerordentlich schönen Pilzes am Plauer See.
Eigentlich fotografiert Andreas eher seltenere Arten, aber dieser wunderbar eleganten Dreiergruppe des Wurzel – Rüblings konnte er dann doch nicht widerstehen.
Der Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) zeichnet sich durch seine elegante Hochbeinigkeit und eine oft eben solange Pfahlwurzel aus, die dem Wurzelbereich der Rotbuche entspringt. Hüte Essbar. Standortfoto.
Am Rande eines Moorlochs wuchs unter Rotbuchen dieser Echte oder Fichtensteinpilz (Boletus edulis).
Somit hatten wir heute gleich drei verschiedene Steinpilze beisammen. Rechts der ab Mai wachsende und häufige Sommersteinpilz (Boletus reticulatus). In der Mitte der bekanteste und noch häufigere Echte Steinpilz (Boletus edulis) und links der seltene Kiefern – Steinpilz (Boletus pinophilus) mit seinem schön rorbraunen Hut. Die Kiefernsteinpilze hatte Andreas heute morgen aus Graal – Müritz mitgebracht.
Unser Erinnerungsfoto entstand bei den Holzpilzen. Wir waren heute zwar nur eine kleine Gruppe, aber bei schönstem Sommerwetter erlebten wir eine abwechslungsreiche Exkursion durch ein weiteres Warnowgebiet. Herzlichen Dank nochmals an Klaus (Mitte) für seine kompetente Führung durch den Wald von Rühn bis Baumgarten.
Auf der Heimfahrt entdeckten Jochen und ich an einer Böschung am Straßenrand eine Gruppe frischer Birkenpilze (Leccinum scabrum). Wir entschlossen uns spontan nochmals in Perniek vorbei zu schauen, denn es scheint ein Schub von Rauhfuß – Röhrlingen im Gange zu sein.
Zunächst fotografierte ich aber an der gleichen Böschung unter Birken diese Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus). Sie waren alle vom parasitischen Goldschimmelpilz befallen, der sie ungenießbar, ja sogar giftig machen soll. Standortfoto.
Und tatsächlich gab es im Wald bei Perniek einige frische Espen – Rotkappen (Leccinum rufum), Birkenpilze (Leccinum scabrum) und Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus).
Mit diesem Foto von prächtigen Birkenpilzen (Leccinum scabrum) möchte ich den heutigen Bericht schließen. Es hatte sich für Jochen am Ende dann noch gelohnt und eine ausgiebige Pilzmahlzeit war ihm sicher. Standortfoto am 07.07.2013 im Wald bei Perniek.
Regionalinformationen auch unter: www.ruehn.de
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!