2. Nachtwanderung
Es ging durch das Gebiet der Oberen Seen bei Sternberg
Die romantisch gelegene Badestelle am Südostufer des Wustrowsees bei Sternberg war heute Ausgangs- und Endpunkt unserer 2. Nachtwanderung.
Am Freitag, dem 16. August 2013, war es endlich wieder so weit. Der Steinpilz – Wismar lud zur 2. Pilzwanderung bei Nacht ein. Treff war um 18.30 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Von hier starteten wir mit den vorhandenen Autos in Richtung Sternberg. Gegen 19.15 Uhr trafen wir auf dem Parkplatz neben der Tankstelle am Ortseingang Sternberg (B 104) ein und hier erwarteten uns Irena, Angelika und Jonas. Eigentlich sollten noch drei weitere Gäste aus Wismar, wir sind zeitgleich am ZOB losgefahren, hier eintreffen, um mit uns auf Tour zu gehen. Leider haben wir uns an der Sternberger Tankstelle irgendwie verfehlt. Sehr schade, aber vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr! Danach ging es mit den Autos gemeinsam zur Badestelle am Wustrowsee. Von hier aus starteten wir bei beginnender Abenddämmerung und später hereinbrechender Dunkelheit zu einer ausgedehnten, nächtlichen Pilzwanderung bei herrlichstem, warmen, klaren und windstillem Sommerwetter. Wer glaubt, dass unter derartigen Lichtverhältnissen wohl kaum Pilze zu finden sein dürften, sei eines besseren belehrt. Der Lichtkegel der Stirnlampen grenzt das Blickfeld auf einen bestimmten Radius ein, aber hier sieht man vieles um so besser. So ging es auch heute wieder mit Stirnlampen, Mückenspray und Pilzkorb ausgerüstet in die Nacht hinein. Wir durchwanderten zunächst das heideartige Gelände des Landschaftsschutzgebietes Obere Seen um schließlich bei zunehmender Dunkelheit in das Dickicht des ehemaligen Staatsforstes Turloff einzutauchen. Nach vierstündiger Wanderung erreichten wir erschöpft und ausgehungert wieder unseren Ausgangspunkt. Hier wurde dann in romantischer Stimmung zu einer herzhaften Waldpilzsuppe eingeladen. Für das leibliche Wohl sorgte wieder einmal mehr unserer gute Seele Irena Dombrowa. Dafür nochmals allerherzlichsten Dank! Und das schönste war, dass wir wegen der Trockenheit eigentlich kaum frische Pilze erwartet haben und am Ende füllten sich unsere Behältnisse tatsächlich reichlich mit schmackhaften Speisepilzen.
Gleich zu Beginn zeigte uns Pilzfreundin Angelika Boniakoswki eine Dose mit Frischpilzen, die sie auf ihrer letzten Pilztour für die Ausstellung im Steinpilz – Wismar gesammelt und liebevoll im Kühlschrank aufbewahrt hatte.
An der Badestelle am Wustrowsee angelangt, wurden letzte Vorbereitungen getroffen und die Stirnlampen für die nächtliche Tour verteilt.
Die Sonne steht schon tief über dem See. Zeit zum Aufbruch!
Und dann war es soweit. Kurz nach 20.00 Uhr ging es los.
Es dauerte nicht lange, und die ersten Frischpilze wurden entdeckt. Es handelt sich um den schwach giftigen Dünnschaligen Kartoffel – Hartbovist (Scleroderma verrucosum).
Die Naturparkverwaltung des Sternberger Seenlandes hat an einigen Stellen des Wanderweges informative Schautafeln zu diesem interessanten, heideartigen Gelände aufgestellt.
Zeitweise war unsere Wandergruppe recht weit auseinander gezogen.
Von einer Aussichtsplattform aus konnte man weit in das Landschaftsschutzgebiet hinein schauen.
In dem sandigen und hügeligen Gelände wechseln offene Trockenrasen und Heidegebiete, die teils von Schafen (Heidschnucken) offen gehalten werden mit Ginsterflächen und kleineren Baumgruppen ab.
Die Kiefern haben hier viel Platz und Licht. Anders als die in den Forsten stehenden, schlanken Verwandten, laden sie hier weit aus um das Sonnenlicht optimal nutzen zu können.
Wie auch in vielen anderen, sandigen Kiefernregionen, hat sich auch hier die aus Amerika eingeführte Spätblühende Traubenkirsche stark ausgebreitet.
Dann wurde es aber allmählich immer schummriger und die Zeit der Stirnlampen ist nicht mehr weit.
Solange es noch etwas heller war, hatte Irena (rechts) viel wissenswertes in punkto Kräuter zum Besten gegeben, aber nun geht uns das letzte Tageslicht endgültig flöten und wir werden mal schauen, ob es uns gelingt, einige Pilze in der Dunkelheit zu Entdecken.
Und das ist im Lichtkegel unserer Stirnlampen, sofern denn überhaupt welche wachsen, gar nicht so schwer. Jonas freut sich über diesen Kartoffelbovist, den er gerade gefunden hat. „Wie der leuchtet im Licht der Lampe“!
Einen kleinen Moment inne halten und die warme Sommernacht im Mondschein genießen!
Aber Hallo, dort steht schon wieder ein Pilz! Was mag es wohl dieses mal sein?
Es ist ein essbarer Rotfuß – Röhrling, mitten auf dem Wanderweg.
Aber dann war Mut und Sportlichkeit gefragt. In gut vier Meter Höhe haben wir ganz frische und saftige Schwefelporlinge entdeckt. Irena ergreift die Initiative und erklimmt den Baum.
Vorsichtig und unter Protest eines Spechtes schneidet sie die saftigen Fruchtkörper ab.
Dann heißt es aufgepasst. Von unten strecken sich die Hände nach oben, um die frische Ernte entgegen zu nehmen.
Es sind wunderbar frische Schwefelporlinge (Laetiporus sulphureus), dass vegetarische Hähnchenschnitzel!
Auch Jonas hilft fleißig mit und legt die Pilze, die Mama unter Einsatz ihres Lebens in luftiger Höhe geerntet hat, in das Sammelbehältnis von Angelika, das inzwischen an seine Kapazitätsgrenze angelangt ist.
Nach dem die Schwefelporlinge geerntet waren, ging es weiter und im Lichtschein unserer Lampen konnten wir am Wegesrand einige Täublinge ausmachen. Es handelt sich um den unter Eichen recht häufig vorkommenden, essbaren Blaugrauen Täubling (Russula parazurea).
Aber auch dieser, ebenfalls essbare Wurzel – Rübling, löste bei unserer Rostocker Teilnehmerin Begeisterung aus.
„Schau mal hier, Jonas, eine Krause Glucke“!
Ganz frisch und fest kam sie aus der Nadelstreu am Fuße einer alten Kiefer heraus. Nach dem Entfernen der bräunlichen, angetrockneten Ränder, eine Delikatesse! Krause Glucke (Sparassis crispa). Standortfoto 16.08.2013.
Zunächst in der Dunkelheit für Sommer – Austernseitlinge gehalten, entpuppten sich diese Pilze an einem liegenden Kiefernstamm als Schuppige Sägeblättlinge (Lentinus lepideus). Ungenießbar und am Standort fotografiert.
Ausgehungert und erschöpft erreichten wir gegen Mitternacht wieder unseren Ausgangspunkt am Wustrowsee und es wurde eine herzhafte Pilzsuppe zur Stärkung und zum würdigen Ausklang einer wunderbaren Nachtwanderung gereicht.
Da haben natürlich alle einen Schlag reingehauen und wir Danken nochmals ganz herzlich Irena für ihre, wie immer sehr schmackhafte Waldpilzsuppe, bestehend aus Hallimasch, Stockschwämmchen und Pappel – Ritterlingen.
Und womit niemand zu Beginn der Wanderung rechnete, die Sammelbehältnisse waren am Ende gut gefüllt und eine Pilzmahlzeit gesichert!
In diesem Sinne bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt:
Wir laden ein zur 3. Pilzwanderung bei Nacht.