Individuelle Pilzwanderung
Pilztechnisch war es heute, wie erwartet, sehr bescheiden. Spärliche Niederschläge seit vielen Wochen und hochsommerlich warme Witterung seit ebenfalls langer Zeit, lassen nur wenig Pilze in der näheren Umgebung von Wismar sprießen. An einem Super – Pfifferlingsstandort unter Buchen im Revier Weiße Krug, wimmelt es sonst nur so von diesen kleinen, gelben Eierschwämmen. Heute sahen wir nur diese wenigen, die am etwas Regenbegünstigten Wegesrand, einen neuen Wachstumsversuch starteten. Sie blieben stehen.
Am Sonntag, dem 25. August 2013, war es wieder so weit. Seit vielen Jahren treffe ich mich einmal jährlich an einem Sonntag mit Pilzfreunden einer Dargetzower Sportgemeinschaft zu einer individuellen Pilzwanderung. Dargetzow ist ein ländlich geprägter Stadtteil der Hansestadt Wismar. Heute hatte ich das umfangreiche Revier Weiße Krug bei Blankenberg ausgesucht. Jedes Jahr stellt sich für mich die Frage wo waren wir noch nicht und wo könnte es am sinnvollsten sein, auch in Anbetracht der jeweiligen Vorwitterung und des momentanen Frischpilzaufkommens. Da wir gestern auf einer öffentlichen Pilzlehrwanderung ebenfalls in diesem Revier unterwegs waren und überraschenderweise doch ganz gut fanden, suchte ich heute einen anderen Teil des Waldgebietes aus. Hier war es leider nicht ganz so toll, aber im großen und ganzen können wir dennoch halbwegs zufrieden sein, denn bei der Trockenheit war wirklich kaum mehr zu erwarten.
Auf einem alten Laubholz – Stubben wuchs schon ein etwas betagter Rehbrauner Dachpilz (Pluteus atricapillus). Sind die fleischfarbenen Lamellen noch weiß, so ist der Pilz noch jung und kann als Mischpilz in den Korb wandern, dieser taugt maximal noch für einen Tag in der Pilzausstellung.
Rätselraten setzte ein, als ich fragte, unter welchem Baum wohl dieser Schmierröhrling wuchs. Er ist nur unter einer ganz bestimmten Nadelbaumart, nämlich der Lärche, zu finden. Zugegeben, es war etwas schwierig, heraus zu finden, mit welchem Gehölz dieser gute Speisepilz eine partnerschaftliche Beziehung eingeht, denn wir befanden uns im Mischwald.
Freude auch über diesen Röhrling, der in der Wahl seiner Baumpartner weniger wählerisch ist. Der beliebte Maronen – Röhrling wächst sowohl im Laubwald, wie auch im Nadelwald. Besonders häufig finden wir ihn im Herbst unter älteren Kiefern und Fichten auf sauren Böden.
Weithin leuchtete auf einem alten Eichen – Stubben dieser farbenfrohe Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Der jung schmackhafte Pilz sollte, sofern er an Eichenholz wächst, vorher gewässert werden, denn er soll aus dem Holz die Gerbstoffe der Eiche heraus ziehen. Standortfoto im Revier Weiße Krug.
Nur wenige Schritte weiter wuchs aus einem weiteren, alten Eichenstubben, diese junge Ochsenzunge (Fistulina hepatica) heraus. Der auch Leberpilz genannte Porling, muss aus dem selben Grunde wie der Eichen – Schwefelporling vor dem Verzehr gewässert werden. Die ganz große Delikatesse ist der Leberpilz allerdings nicht.
Und nochmals zwei schöne, feste Maronen. Wir befinden uns am Ufer des Weißen Sees und hier scheint das Feuchteangebot etwas höher zu sein.
Teils mitten auf dem Wanderweg, teils am Wegesrand, immer mal wieder einige Dickschalige Kartoffel – Hartboviste (Scleroderma citrinum). Früher wurden sie, ähnlich wie Trüffeln, in hauchdünnen Scheiben als Würze für verschiedene Speisen genommen. Heute gelten sie allgemein hin als schwach giftig.
An etwas feuchteren Stellen im Gras der Wege wuchsen diese Rotfuß – Röhrlinge (Xerocomus chrysenteron). Sie sind als säuerlich riechender und schmeckender Speisepilz nicht immer willkommen.
Großes Interesse rief heute auch die weit hin leuchtende Gelbe Lohblüte (Fuligo septica) hervor. Es handelt sich um einen sehr markanten und leicht kenntlichen Schleimpilz, er gehört somit nicht zu den echten Pilzen.
Zu den echten Großpilzen und dazu noch zu den hervorragenden Speisepilzen zählt allerdings der Grüngefelderte Täubling (Russusla virescens). Wir finden ihn zerstreut in eher sauren Buchenwäldern.
Als Speisepilz sehr ergiebig kann der oft monströse Ausmaße annehmende Riesenporling (Meripilus giganteus) sein. Solange er zartfleischig und saftig ist, kann er gegessen werden, wird aber schnell schwarz! Standortfoto im Radebachtal.
Wie bereits gestern, war uns auch heute der Wurzel – Schleimrübling (Xerula radicata) ein ständiger Begleiter. Hier sehen wir eine elegante Dreiergruppe, die sich direkt neben einem recht frischen Buchenstubben emporschob. Die Hüte können im Mischpilzgericht Verwendung finden. Standortfoto im Revier Weiße Krug.
Hier unser heutiges Abschluss- und Erinnerungsfoto. Aufgenommen auf dem Plateau oberhalb des Radebachtales, am 25. August 2013. Ich hoffe, es hat allen wieder sehr viel Spaß gemacht und wir sehen uns, wenn nichts dazwischen kommt, im nächsten Jahr in alter Frische sowie Gesund und munter wieder!
Individuelle Pilzwanderungen können jeder Zeit mit dem Steinpilz – Wismar vereinbart werden.