Vereinsexkursion in die Schaalseeregion
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Durch einen herrlichen Buchenwald bei Sterley im Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig – Holstein führte uns unsere heutige Vereins- und Kartierungsexkursion.
Am Sonntag, dem 08. September 2013, fuhren wir zu einer Vereinsexkursion in die Schaalseeregion, genauer gesagt in den Naturpark Lauenburgische Seen in Schleswig – Holstein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmenstraße. Dazu waren auch interessierte Gäste wieder ganz herzlich eingeladen. Mit den vorhandenen Autos fuhren wir unter Bildung von Fahrgemeinschaften zunächst in Richtung Gadebusch und weiter nach Ratzeburg. Von hier aus dann bis zum Ort Sterley. In der Ortsmitte, an der Kreuzung nach Hollenbek, war Treff- und Sammelpunkt und wir wurden hier von unseren Hamburger Pilzfreunden Dorothee und Hans-Werner Griffel sowie weiteren Pilzfreunden ganz herzlich in Empfang genommen. Gemeinsam starteten wir sogleich auf der Landstraße 218 von Sterley in Richtung Mölln. Nach ca. 1800 m erreichten wir unseren Zielwald. Da wir eine Route von A nach B heraus gesucht hatten, musste nun noch mindestens ein Fahrzeuge zum Endpunkt unserer Tour umgesetzt werden. Das Gebiet zeichnet sich durch attraktive, pilzreiche Buchenwaldstandorte im Wechsel mit zahlreichen Feuchtbiotopen aus. Zu guter Zeit sicherlich eine wahre Fundgrube, aber auch heute konnte den Umständen entsprechend nicht geklagt werden. Unsere Erwartungen waren wegen der trockenen Vorwitterung von Anfang an nicht besonders hoch, trotzdem war es eine sehr schöne Tour und es gab zwar in bescheidenem Umfang, aber dennoch recht interessante Arten zu entdecken. Die Waldstruktur entspricht unseren, in Mecklenburg bekannten, artenreichen „Edelwäldern“. Sowohl für Mykophagen als auch für Mykologen ein viel versprechendes Gebiet und beide Lager kamen auch heute verhältnismäßig gut auf ihre Kosten. Dorothee und Hans- Werner Griffel führten uns sehr fürsorglich und umsichtig durch ihren Lieblingswald. Wir sagen ganz einfach Danke für alles! Es war wirklich eine Wohltat in diesem wunderbaren Gebiet auf die Pilzpirsch zu gehen. In den nächsten Wochen und Monaten wird hier bestimmt noch einiges zu erwarten sein, denn die Unruhe an der Pilzfront, soll heißen der Drang zum wachsen, war schon deutlich zu spüren. Morgen soll es noch reichlich Regen geben und danach dürfte es wohl kein halten mehr geben!
Begrüßt wurden wir von etlichen Rosetten der zur Zeit recht häufigen Riesenporlinge (Meripilus giganteus). Jung essbar und recht schmackhaft.
Vereinzelt gab es auch einige Röhrlinge. Hier sehen wir den hübschen Blutroten Filzröhrling (Xerocomus rubellus) und den Eichen – Filzröhrling (Xerocomus quercinus). Essbar.
Am weitesten angereist war heute dieser Pilzfreund und Fan unserer Steinpilz – Seite, ein netter Herr aus Halberstadt. Obwohl die pilzreiche Harzregion vor der Haustür, wollte er auch mal mit uns auf die Pilzpirsch gehen und verband seine Reise nach Mecklenburg auch noch mit dem Besuch eines Ortes seiner Kindheit, in den die Wirren des Krieges ihn und seine Familie nach dem Ende des Wahnsinns verschlug. Hier bewundert er einen so eben gefundenen Harten Zinnobertäubling.
Action ist wie immer angesagt, wenn Andreas einen interessanten und fotogenen, möglichst auch noch seltenen Pilz entdeckt. Assistiert wird er hier von einem kleinen, naturbegeisterten Hamburger Jungen.
Interessant sind auch diese drei Pilzarten. Von oben: Violettstieliger Täubling (Russula violeipes). Auch wenn der Stiel weiß ist, es ist trotzdem ein Violettstieliger! In der Mitte wunderschön und elegant, der gefährlichste Mörder aus der Pilzwelt, der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) – giftiger geht nicht! Und schließlich ein weiterer Wulstling, der aber in den Speisepilzkorb wandern darf, der beliebte Perlpilz (Amanita rubescens). Allerdings ein sehr untypisches Exemplar mit kaum wahrnehmbaren Rottönen. Im Zweifel solche Exemplare lieber weg lassen!
Etwas außergewöhnlich mit ihren rötlichen Farbtönen im Hut, besonders bei dem jungen, rechten Exemplar, erscheinen diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis). Ausgezeichneter Speisepilz, roh giftig!
Vereinzelt schoben sich diese häufig als Massenpilz in Erscheinung tretenden Dickblättrigen Kohlentäublinge (Russula nigricans) aus dem Waldboden. Geringwertig.
Ebenfalls noch vereinzelt erste Büschel der giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Sie werden in den nächsten Wochen in Unmengen auf und neben alten Baumstümpfen die Laub- und Nadelwälder bevölkern. Genau wie viele andere Stubbenpilze z. B. auch essbare Stockschwämmchen oder auch die heute zum ersten mal gesichteten Hallimasch.
Wie gut, dass die Damen einen Spiegel dabei haben. Er ist sehr praktisch, wenn man nur ein Exemplar einer Art für ein Foto zur Verfügung hat. So konnte ich diese dunkle Variante des Violettstieligen Täublings (Russula violeipes) von der Ober- und Unterseite gleichzeitig im Bild festhalten. Ganz herzlichen Dank, liebe Dorothee und auch das du meinen Korb die längste Strecke getragen hast, damit ich schreiben und fotografieren konnte!
Interessant waren auch diese kleinen Zwergchampignons. Sie wuchsen am eutrophierten Wegrand des Buchenwaldes. Es dürfte sich nach Bestätigung von Benno Westphal um den Triften – Champignon (Agaricus comtulus) handeln, dieser wächst in der Regel aber eher außerhalb des Waldes auf grasigen Triften oder Wiesenflächen. Essbar und am Standort fotografiert.
Imposant und beeindruckend war auch dieser Spindeliger Rübling (Collybia fusipes), der in der Regel am Fuße alter Eichen oder deren Stubben zu finden ist. Er besitzt einen spindelig verlängerten Stiel, der höchstwahrscheinlich dem Eichenholz entspringt. Geringwertig.
Ein Schmuck unserer herbstlichen Wälder ist dieser Orangebecherling (Aleuria aurantia). Wie so oft wuchs er auch heute längst eines feuchten Waldweges. Essbar, aber wenig lohnend und als farbenfrohe Naturschönheit lieber zu schonen. Standortfoto.
Längst der Waldwege heute auch mehrere Gruppen dieser markanten und recht häufigen Gefleckten Rißpilze (Inocybe maculata). Die artenreiche Gattung der Rißpilze enthält viele Arten, die in unterschiedlichen Anteilen das Toxin Muskarin enthalten und somit giftig sind. Das gilt auch für diese schöne Art der Buchenwälder.
An einem alten Eichenstubben ein recht junger Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Zum Essen war er aber schon zu fest und Pilze von Eichenholz sollten vorsichtshalber gewässert werden, wenn man sie verspeisen möchte. Ansonsten können sie herb schmecken, da sie möglicherweise Gerbstoffe des Eichenholzes mit aufnehmen können.
Charakteristisch für solche gehaltvollen Buchenwälder mit teils kalkhaltigen Böden sind die ansonsten selten vorkommenden Anhängsel – Röhrlinge (Boletus appendiculatus). Der Gelbfleischige Steinpilz, wie er auch genannt wird, ist essbar, aber der Geschmackswert wird sehr unterschiedlich interpretiert. Von vorzüglich bis pfui gehen hier die Geschmäcker auseinander.
Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) und Steinpilze (Boletus edulis) teilen sich oft den Standort. Während der Steinpilz von nahezu jedem Pilzsucher mit Begeisterung in den Sammelkorb gelegt wird, wird der ebenso schmackhafte und wertvolle Hexen – Röhrling von weniger kundigen Pilzfreunden oft verschmäht und stehen gelassen.
Langsam, aber sicher, neigt sich unsere Exkursion durch einen wunderschönen Buchenwald dem Ende entgegen.
Für die herrliche Tour und die kompetente Führung durch den Wald bei Sterley möchten wir uns nochmals ganz herzlich bei Dorothee (rechts) und Hans – Werner Griffel (Bildmitte mit Stock und roter Golfspielermütze) aus Hamburg sehr herzlich bedanken. Es war wirklich eine unvergessliche Exkursion. auch wenn das Pilzaufkommen nur etwa einem Zehntel des ansonsten um diese Jahreszeit üblichen entsprach.
Auch der Kaffee und der selbstgebackene Butterkuchen unserer Hamburger Gastgeber hat uns vorzüglich gemundet und nach einer längeren Wanderung an frischer Waldluft richtig gut getan. Vielen Dank für eure Mühen!
Auf unserem Erinnerungsfoto sehen wir nicht alle Teilnehmer der heutigen Vereinsexkursion. Drei Pilzfreunde aus Hamburg waren schon kurz vorher aufgebrochen. 08. September 2013 im Wald bei Sterley, im Naturpark Lauenburgische Seen.
Regionalinformationen unter: www.schaalsee.de
www.naturpark-lauenburgische-seen.de
Wann treffen wir uns wieder zu einer Vereinsexkursion? – Siehe unter „Termine“!