Großes Pilze Braten auf dem Forsthof Ritzerau
Großer Andrang herrscht jedes Jahr zum traditionellen Pilze suchen und Pilze braten auf dem Forsthof im Schleswig – Holsteinischen Ritzerau. Nachdem zunächst in mehreren Gruppen geführte Pilzlehrwanderungen durch die Ritzerauer Forst stattfinden, wird im Anschluss zum großen Pilz beraten geladen. Foto. 16.09.2012.
Am Sonntag, dem 15. September 2013, waren Irena Dombrowa und Reinhold Krakow sowie Sohn Jonas wieder nach Schleswig Holstein auf den Forsthof Ritzerau verpflichtet worden. Dort wird seit Jahren Mitte September zu geführten Pilzlehrwanderungen mit anschließender Zubereitung und Verkostung der gesammelten Werke eingeladen. Zuvor werden vom zuständigen Koch sicherheitshalber schon aromatische Edelpilze im Großhandel besorgt, die dann mit unseren Waldpilzen gemeinsam in einer großen Pfanne, herzhaft gewürzt, zubereitet werden. Das das ganze dann auch nicht da neben gehen möge, dafür sorgen die anwesenden Pilzberater, so dass jeder ohne Bedenken sein Pilzgericht genießen kann. Organisiert wird dieses Event, dass sich alljährlich einer großen Beliebtheit erfreut, von der dortigen Ortsgruppe des BUND Schleswig – Holstein im Herzogtum Lauenburg. Das ganze steht natürlich in erster Linie unter dem ökologischen Gesichtspunkt, den Menschen die Natur und die große Bedeutung, die den Pilzen darin zukommt, etwas näher zu bringen und Berührungsängste den Pilzen gegenüber abzubauen. Wer im nächsten Jahr an dieser Veranstaltung teilnehmen möchte, sollte nicht versäumen, sich vorher mit den Organisatoren in Verbindung zu setzen, denn es ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Der Termin für das nächste Jahr steht bereits fest. Es ist der 21. September 2014, ein Sonntag.
Hier einige Impressionen von heute:
Zunächst begrüßte Herr Stamer (Bildmitte) vom BUND, Ortsgruppe Lauenburg, die ca. 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz herzlich und erläuterte den Ablaufplan.
Dann ging es los zu unseren Wanderungen durch die Forst Ritzerau. Irena übernahm eine kinderreiche Gruppe und ich startete mit einer Erwachsenengruppe von sehr interessierten Leuten in den Buchenwald. Eines der ersten Pilze die wir fanden waren diese Steifen Korallen (Ramaria stricta). Die Art ist geringwertig und könnte praktisch gegessen werden. Da aber in dieser Gattung auch schwach giftige Arten beheimatet sind, die oft schwer abgrenzbar und zu Bestimmen sind, sollten Korallenpilze im allgemeinen nicht zu speisezwecken gesammelt werden.
Auch dieser, landläufig als Ziegenbart bezeichnete Klebrige Hörnling (Calocera viscosa), besitzt ein korallenartiges Aussehen. Er zählt aber nicht zu den Korallen – Pilzen, sondern zu den holzbewohnenden Hörnlingen, die also eher einem Hirschgeweih ähneln. Er ist ebenfalls minderwertig, wird aber oft als Würzpilz mitgenommen. Ob er tatsächlich würzig ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
Besonders entlang der Waldwege immer wieder Gruppen kleinerer, teils sehr gebrechlicher Blätterpilze, so wie diese Gruppe von Lederbraunen Mürblingen (Psasthyrella conopilus). Einige davon können durchaus in den Speisepilzkorb wandern, diese Mürblinge gehören aber nicht dazu. Allerdings sind unter den Mürblingen keine giftigen Arten bekannt, wer weiß, möglicherweise schmeckt dieser elegante Pilz sogar recht gut. Experimente sollten aber nur von wirklichen Kennern der Materie unternommen werden, denn in anderen Kleingattungen gibt es zahlreiche giftige Arten!
Wunderschön anzusehen, aber ungenießbar, ist dieser Schwarzrote Stielporling (Polyporus badius), der hier etwas hell geraten ist. Er wächst vom Frühling bis in den späten Herbst an Laubholz.
Wie wichtig der Geruch bei der Bestimmung vieler Pilzarten ist, konnte heute eindrucksvoll an Langstieligen Knoblauchschwindlingen oder, so wie hier, am Grünen Anis – Trichterling demonstriert werden. Natürlich sind bei weitem nicht alle Pilze so geruchsintensiv, aber dennoch gehört der Geruch zu den wichtigsten Bestimmungsmerkmalen vieler Pilzarten.
Eine besonders wichtige Gruppe, die mit einer Vielzahl von Arten in den Wäldern vertreten sind, sind die Sprödblättler, also die Täublinge und Milchlinge. Keine Knolle an der Stielbasis, keine Ring – Zone und keine Hüllreste am Fruchtkörper, dafür brüchig und splitterig und keine Faserstruktur beim durchbrechen der Stiele. Mild schmeckende Arten dürfen gegessen werden, scharfe und bittere sind ungenießbar. Hier sehen wir den geringwertigen Dickblättrigen Schwarztäubling (Russula nigricans).
Der gleichfalls essbare, aber minderwertige Trockene Schneckling (Hygrophorus penarius) ist eine Charakterart gehaltvollerer Buchenwaldstandorte. Er gehört zu den Wachsblättlern, in denen die Schnecklinge, Ellerlinge und Saftlinge zusammen gefasst werden. Während bei den Schnecklingen, mit ihren oft sehr schleimigen Fruchtkörpern, keine giftigen Arten bekannt sind, werden einige Saftlinge als zumindest giftverdächtig eingeordnet. Dem gegenüber gibt es bei den Schnecklingen auch sehr gute und beliebte Speisepilze.
Das sieht zwar schlimm aus, aber es ist kein Pflaster erforderlich, zumindest nicht zum Verarzten der Finger, allenfalls für den Pilz. Der Gelbmilchende Helmling (Mycena crocata) sondert in frischem Zustand bei Verletzung, besonders an der Stielbasis, einen intensiv orangerot gefärbten Milchsaft ab. Dieser kleine, wunderschöne Helmling, ist besonders im Herbst sehr gesellig an Laubholzresten zwischen dem Falllaub anzutreffen. Er besitzt aufgrund seiner Kleinheit keinen Speisewert, gehört aber zu den am leichtesten bestimmbaren Kleinarten.
Zu unseren häufigsten, essbaren Wegrandpilzen in unserer Wäldern, zählt der Gelbbräunliche Trichterling (Clitocybe gibba). Das große Exemplar ähnelt stark dem am gleichen Standort vorkommenden und ebenfalls essbaren Kerbrandigen Trichterling. Diese gelbbraunen Trichterlinge dürfen aber nur von erfahrenen Pilzfreunden zum essen gesammelt werden, da einige graue oder weißliche Trichterlinge zum Teil erheblich giftig sein können. Standortfoto in der Forst Ritzerau.
Die beliebten Röhrlinge waren heute leider Mangelware, aber einige Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron) konnten dennoch gefunden werden. Recht gute Speisepilze mit säuerlicher Geschmackskomponente.
Für das Aufspüren des wohl beliebtesten aller Röhrlinge, des Echten Steinpilzes, ist dieser markante, pfifferlingsförmige Mehlpilz (Clitopilus prunulus) von großer Bedeutung. Hat man ihn unter Buchen, Eichen oder Fichten entdeckt, heißt es inne halten und die Umgebung nach Steinpilzen absuchen. Sind keine zu finden, hat diese möglicherweise schon ein anderer Pilzsucher eingesammelt oder sie sind noch nicht erschienen. Auf jeden Fall hat man aber einen Steinpilz – Standort entdeckt. Auch der Mehlpilz darf in den Sammelkorb wandern, denn er soll trotz seines aufdringlichen Mehlgeruchs recht gut schmecken. Vorsicht aber vor Verwechslungen mit dem stark giftigen Bleiweißen Trichterling, der nicht nach Mehl riecht!
Das Pilzaufkommen war im großen und ganzen eher bescheiden, aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mit wirklich interessierten Pilz- und Naturfreunden durch den Wald zu streifen. Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr wieder. Vielen Dank, Sie waren eine tolle Truppe!
Auf zwei Tischen breiteten dann die beiden Gruppen jeweils ihre gesammelten Werke aus. Da wir früher am alten Forsthof waren, sind unsere Pilze im wesentlichen schon wieder vom Tisch und brutzeln inzwischen schon in der großen Pfanne.
Alle Pilze wurden nochmals gesichtet und auf ihre Essbarkeit kontrolliert, um sie artenrein unserem Koch zu übergeben. Hier sehen wir Pilzberaterin Irena Dombrowa und den Chef der Veranstaltung, Hans – Heinrich Stamer, bei dem Aufbereiten der Pilzfunde.
Um eine ausgiebige Pilzpfanne, unabhängig von unseren Pilzfunden zu garantieren, wurden im Vorfeld einige Pilze im Handel gekauft. Hier sehen wir Pfifferlinge und Kräuterseitlinge.
Dazu kamen dann unsere frisch gefundenen Waldpilze, wie beispielsweise diese zartbitterlich schmeckenden Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus), die die Gruppe von Irena gefunden hat.
Am, vor der alten Köhlerhütte aufgebauten Imbissstand, konnte sich dann jeder nach seinem Geschmack stärken. Neben Pilzpfanne gab es auch leckeren, selbstgebackenen Kuchen.
In gemütlicher Runde klang am Nachmittag das traditionelle Pilze Sammeln und Pilze Braten auf dem alten Forsthof in Ritzerau aus. Wer Lust hat, im nächsten Jahr mit dabei zu sein, hier der Termin: 21.09.2014 um 10.00 Uhr. Es ist allerdings eine Anmeldung bei den Organisatoren erforderlich.
Siehe auch unter: www.bund-herzogtum-lauenburg.de