Öffentliche Pilzlehrwanderung
Von der Friedrichswalder Weiche durch die Sültener Foprst
Sandige, moosreiche Fichten- und Kiefernforste dominierten heute unsere Pilzwanderung durch die Sültener Forst. Klassische Pilzsucher – Reviere!
Am Sonnabend, dem 21. September 2013, ging es von Wismar aus wieder in die Pilze. Der Steinpilz – Wismar lud zu einer geführten Pilzlehrwanderung ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB, in der Wasserstraße. Mit den vorhandenen Autos starteten wir von hier aus zunächst auf der B 192 in Richtung Sternberg, bis zur Ortschaft Blankenberg. Von hier aus dann weiter bis zur Friedrichswalder Weiche. Hier erwartete uns schon Klaus Warning aus Bützow, in seiner Eigenschaft auch Pilzberater, sowie weitere Gäste aus dem Umland. Das Waldgebiet, Teil des Naturparks Sternberger Seenland, zählt zu unseren beliebtesten und am häufigsten aufgesuchten Pilzrevieren. Immer wieder führen hier auch unsere individuellen Pilzwanderungen hin, da es den Vorstellungen der meisten Pilzsammler von einem klassischen Pilzsucherrevier entspricht. Sandige Laub- und Nadelwälder sowie feuchtere, anmoorige Seeuferbereiche sorgen für Abwechslung. Pfifferlinge, Steinpilze, Birkenpilze, Rotkappen, Maronen – Röhrlinge und Krause Glucken zählen hier unter einer Vielzahl weiterer Arten zu den beliebtesten Sammelobjekten. Aber selbst wenn die erwähnten Klassiker ausbleiben, ist unter Führung eines Fachmannes eine zumindest kleine Mahlzeit zu bester Pilzzeit sehr wahrscheinlich. Die Klassiker blieben aber nicht aus und wer heute ohne Waldpilze mit nach hause kam, war wohl selbst daran Schuld.
Zum Glück war hier genügend Platz, um alle Autos zu Parken. Nachdem ich meine Unterschriftenliste herum gereicht hatte und die Teilnahmegebühr von 5 Euro eingesammelt habe, starteten wir von hier aus mit 24 Leuten zu unserer bisher erfolgreichsten Pilzwanderung des Jahres.
Wir überquerten die Eisenbahnbrücke und waren sofort im pilzreichen Revier.
Ab jetzt ging es schlag auf schlag mit unseren Pilzfunden. Ausschließlich unter Birken finden wir diesen Blassen Zottenmilchling (Lactarius pubescens). Der besonders in der Jugend flaumige Hutrand, eine weiße, brennendscharfe Milch, die blasse Farbe und der Standort unter Birken kennzeichen ihn gut. Ungenießbar.
Besonders in der kalkgeschotterten Nähe des Bahndamms gab es unter Kiefern ganze herrschaaren dieser Körnchen – Röhrlinge (Suillus granulatus). Nach abziehen der Huthaut ein guter Speisepilz.
„Schaut mal alle her, ist der nicht schön! Ich glaube, ich habe meinen ersten Steinpilz. Das fängt ja gut an!“
Diese Gelegenheit nutzte dann auch eine nette, junge Dame von der Schweriner Volkszeitung zu einem kleinen Interview mit der glücklichen finderen. Die Reporterin begleitete uns noch ein ganzes Weilchen und in den nächsten Tagen erscheint in der SVZ auch ein Bericht von unserer heutigen Tour.
Nur unter Fichten mit möglichst etwas Kalk im Boden, treffen wir den Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus) an. Durch seinen roten Milchsaft gehört er in die Gruppe der Edel – Reizker und darf in den Speisepilzkorb gelegt werden.
„Und schon wieder so ein schöner Steinpilz und alle sind dran vorbei gelaufen!“.
Wunderbare, frühherbstliche Stimmung heute in der Sültener Forst. Nach dem die Sonne den flachen Nebel weg geheizt hatte, strahlte sie vom blauen Himmel.
Frau Schulz aus Wismar mit einem Buckel – Täubling. Dieser essbare Täubling mit dem kleinen Buckel in der Hutmitte war heute immer wieder unter Kiefern zu finden.
Einer der farbenfrohesten Täublinge saurer Nadelwälder ist dieser essbare Rote Heringstäubling (Russula xerampelina). Am gleichen Standort wächst aber auch der äußerlich täuschend ähnliche und extrem scharf schmeckende Zedernholz – Täubling. Der Heringstäubling schmeckt mild, riecht besonders an der Stielbasis und bei Handwärme deutlich nach Fisch, neigt zum bräunen und schmeckt natürlich mild.
Unter Birken finden wir diesen sehr markanten und leicht bestimmbaren Geschmückten Gürtelfuß (Cortinarius armillatus). Dieser essbare Schleierling unterliegt einer Rückgangstendenz und wurde auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Pilzarten gesetzt. Rote Liste 3 = gefährdet!
Dieser kleine Pfeffer – Röhrling (Chalciporus piperatus) kann als Pfefferersatz Verwendung finden, ist als alleiniges Gericht allerdings unbekömmlich. Seine Poren sind orangebraun und besonders sein Stielfleisch ist leuchtend gelb. Er wächst meist unter Fichten mit Steinpilzen zusammen.
Die sehr schmackhaften Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils), neuerdings werden sie zu den Schüpplingen gestellt, müssen unterhalb der Ringzone immer kleine, bräunliche Schüppchen aufweisen. Der stark giftige Gift – Häubling sieht täuschend ähnlich aus, ist unterhalb des Ringes aber glatt.
Dass das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) allerdings auch auf dem Hut kleine Schüppchen besitzen, ist eher etwas ungewöhnlich. Charateristisch ist allerdings die hygrophane, dunkel – druchwässerte Randzone des Hutes. Standortfoto 21.09.2013 in der Sültener Forst.
Hier geht nun wirklich nichts mehr auf das Körbchen, dass für die heutige Tour wohl etwas zu klein gewählt wurde. Aber die giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfe sollten ohne hin lieber im Wald bleiben.
Bei einigen Pilzfreunden waren die Körbe bereits nach einer halben Stunde mit Maronen gefüllt. Es wurde nochmals alles ausgeschüttet, vom Fachmann begutachtet und die Wanderung vorzeitig abgebrochen. Warum noch lange mit uns wandern, wenn in den Korb ohnhehin nichts mehr hinein paßt.
Der winzige Nadel – Schwindling (Micromphale perforans) ist in der Masse ganz groß. Zu vielen tausenden überzieht er die Nadelstreu dunkler Fichtenforste. Auch sein Geruch ist ganz groß, nähmlich auffallend stinkend nach faulem Kohl mit Knoblauchkomponente. Ungenießbar.
Ebenfalls im Fichtenwald finden wir den essbaren und leicht kenntlichen Blaustiel – Schleimfuß (Cortinarius collinitus).
Zwischendurch werden immer wieder die gefundenen Pilze besprochen und vorgestellt. Hier sehen wir Klaus Warning umringt von wissbegierigen Pilzfreundinnen und Freunde.
An einem alten Fichtenzapfen drei Exemplare des Mäuseschwänzchens (Baeospora myosura). Es gehört zu den Zapfenrüblingen, die besonders im Herbst zahlreich zu finden sind. Ohne Speisewert.
Immer wieder die Pilze anschauen um ihre Variabilität und ihren Habitus zu studieren. Der Buckel – Täubling sollte eigentlich auch ohne Fachmann beim nächsten mal wieder erkannt werden.
Diese wunderbaren Perlpilze wurden heute nicht ohne weiteres als solche erkannt, da die weinrötliche Tönung kaum vorhanden ist. Ein weinrötlicher Schimmer ist allerdings erkennbar und wir haben eine einfache, nicht gerandet Knolle sowie graue Hüllreste auf dem Hut. Alles Indizien, die eindeutig den giftigen Pantherpilz ausschließen. Guter Speisepilz.
Diese Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) sind schon eine ansehnliche Pilzmahlzeit für sich. Das unappetitliche Blauen verliert sich in der Pfanne und sein Fleisch wird wieder schön gelb.
Auch diese, fast ganzjährig an Laubholzstümpfen wachsenden Rosablättrigen Helmlinge (Mycena galericulata) sollen wunderbar schmecken. Allerdings nur die Hüte. Es ist der einzige essbare Vertreter der umfangreichen Gattung der Helmlinge. Solche Pilze sollten allerdings nur vom Kenner gesammelt werden.
Eigentlich hatte heute wohl jeder einige Steinpilze dabei. Wir wünschen guten Appetit!
Und hier etwas lustiges aus dem Kuriositäten – Kabinet. Diese beiden siamesischen Zwillinge wollten jeweils in die entgegengesetze Richtung wachsen. Die Hüte schienen damit aber nicht einverstanden zu sein und hielten die Verbindung. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Wollstiel – Birkenpilze.
Das hat sich aber gelohnt. Steinpilze und Krause Glucken. Das wird sicher ein Genuss werden!
Und weiter führt uns unser Weg durch die Sültener Forst bei wunderbarem Frühherbstwetter. Hier wurde großflächig abgeholzt und wieder neu aufgeforstet. Derartige, große Kahlschläge, waren früher gang und gebe, in der modernen Forstwirtschaft stellen sie aber eher die Ausnahme dar.
Weit zieht sich die Wandertruppe mitunter auseinander. Während ein Teil schon deutlich weiter vorne ist, kommt die Nachhut allmählich hinterher. Es sind trotzdem noch Pilze zu finden, denn keiner sieht alles!
Nun scheint es wirklich Herbst zu werden, denn die ersten Rötel – Ritterlinge sind erschienen. Hier sehen wir den Maipilz des Herbstes, den Veilchen – Rötelritterling (Lepista irina). Dieser ergiebige Hexenringbildner besitz einen feinen Geruch nach Veilchenwurzel der Apotheke, wie im Handbuch der Pilzfreunde von Michael/Hennig/Kreisel zu lesen ist. Ferner steht hier geschrieben: Ausgezeichneter Speisepilz, der gern gesammelt wird und recht ergiebig ist, da er oft in Mengen vorkommt. Er ist ebenso wohlschmeckend wie ein Champignon, doch mit einem starken, süßlichem Aroma, das nicht jedem zusagt.
Von anfänglich 24 Pilzfreunden, schafften es gerade mal 10 die Wanderung bis zum abschließenden Erinnerungsfoto durchzuhalten. Nach und nach verabschiedeten sich immer mehr, da entweder die zu kleinen Körbe schon mit Berg gefüllt waren, oder Termine b.z.w. Spätschicht sie daran hinderten, bis zum Schluß mit uns zu wandern. In diesem Sinne bis zum nächsten mal und ich Denke, es war heute doch wirklich eine schöne und ergiebige Tour. Übrigens wurde gleich nach dem Foto nochmals los gelegt, denn in unmittelbarer Nähe wurde so ebend eine Massenansammlung von Körnchen – Röhrlingen entdeckt.
Weitere Informationen zum Naturpark Sternberger Seenland unter:
www.np-sternberger-seenland.de
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!