Öffentliche Pilzlehrwanderung
Heute führte sie durch den Wald beim Hotel Waldschlösschen bei Schwerin
Grau und regennass verlief die heutige Wanderung durch den Kiefernwald beim Hotel Waldschlösschen zwischen Schwerin und Crivitz.
Wer Lust hatte auf eine geführte Pilzlehrwanderung zu bester Pilzzeit, konnte sich am Sonnabend, dem 12. Oktober 2013, um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße, einfinden. Mit den vorhandenen Autos fuhren wir von Wismar aus auf der A 241 bis zur Abfahrt Schwerin Ost. Hier dann weiter auf der B 321 in Richtung Crivitz. Nach einigen Kilometern befindet sich rechter Hand zur Fahrtrichtung, das Hotel Waldschlösschen. Hier warteten zahlreiche, weitere Pilzfreunde bereits auf unsere Ankunft, so dass sich mit ingesamt 33 Leuten, einschließlich einigen Kindern, eine große Wandertruppe auf den Weg durch den sandigen Kiefernwald machte. Leider spielte das Wetter heute so gar nicht mit. Nach kurzer Zeit fing es kräftig an zu regnen und wir mussten vorzeitig abbrechen. Sehr schade, gerne hätte ich den geplanten Rundkurs durch dieses Gebiet vollendet. Wir kamen kaum 500 Meter weit! Vor einiger Zeit wollten wir diese Strecke schon einmal in Angriff nehmen, damals kamen wir auch nicht weiter, weil wir ein Fernsehteam mit dabei hatten und bis einige Szenen richtig im „Kasten“, sind dauert es bekanntlich auch seine Zeit. Aber irgendwann wird es uns hoffentlich gelingen, einen vollständigen Rundkurs durch dieses interessante Gebiet zu absolvieren. Pilze gab es eine ganze Menge, vieles aber leider schon überständig oder vom Regen völlig aufgeweicht. Aspekt – Bestimmend waren Maronen – Röhrlinge, Ziegenlippen, Kahle Kremplinge und einige Täublinge.
Recht häufig stand hier auch der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina). Man erkennt ihn an seine weiße bis leicht gelblichgrüne Färbung, der abgesetzten Stielknolle und deutlicher, hängender Manschette am Stiel sowie an seinem Geruch nach rohen, muffigen Kartoffeln. Der Pilz ist nur roh schwach giftig, sollte aber auf keinen Fall zu speisezwecken mitgenommen werden, weil er zum einen nicht schmeckt und zum anderen leicht mit dem tödlich giftigen Grünen Knollenblätterpilz verwechselt werden kann.
Die essbaren Riesenschirmpilze besitzen an der Stielbasis ebenfalls eine Knolle, haben aber einen beweglichen, verschiebbaren Ring am Siel.
Besonders im Spätherbst finden wir zum Teil in Hexenringen im Laub- und Nadelwald den recht stark giftigen Bleiweißen Trichterling (Ciltocybe phyllophila). Der kleine bis mittelgroße Trichterling ist elfenbeinweiß gefärbt und besitzt auf dem Hut einen firnisartigen Reif, der abwischbar ist. Enthält in größeren Mengen das Pilzgift Muskarin.
Sehr häufig landete heute immer wieder der Kahle Krempling (Paxillus involutus) in den Körben der Sammler. Seit Jahrzehnten gilt die Regel „Hände weg vom Kahlen Krempling“. Er kann bei häufigem Genuss in Ausnahmefällen schwere, allergische Reaktionen auslösen und sollte nicht mehr als Speisepilz genutzt werden, auch wenn er besonders in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit so manchen Hunger gestillt hatte und den Menschen zu dieser Zeit eine willkommene und anscheinend schmackhafte Nahrungsquelle war.
Für den Anfänger auf den ersten Blick ähnlich können die verschiedenen, braunen Milchlinge aussehen. Sie sondern bei Verletzung aber einen meist weißlichen Milchsaft ab. Wenn dieser nicht bitter oder scharf schmeckt, können sie als Mischpilz in den Sammelkorb gelegt werden, so auch dieser überaus häufige Flatter – Milchling (Lactarius tabidus).
Ein beliebtes Fotomotiv bildet immer wieder der Rote Fliegenpilz.
Mit seinen weißen Flocken auf dem oft tiefroten Hut stellt der Rote Fliegenpilz (Amanita muscaria) ein wahres Schmuckstück unserer Wälder und Parkanlagen dar. Er wächst besonders gerne unter Birken und Fichten, kann aber auch unter Kiefern und Rotbuchen angetroffen werden. Giftig!
Von ungeübten Pilzsammlern werden rote Täublinge oft für Fliegenpilze gehalten. Sie besitzen aber keine Stielknolle und Manschette, keine weißen Flocken auf dem Hut (wobei diese beim Fliegenpilz auch öfters fehlen können) und sind brüchig in der Konsistenz. Hier sehen wir den brennend scharf schmeckenden Schwarzroten Spei – Täubling (Russula atrorubens). Ungenießbar.
Herb zusammenziehend bis sehr scharf brennend schmeckt auch dieser Erdschieber oder Wollige Milchling (Lactarius vellereus). Nach unseren herkömmlichen Zubereitungsmethoden völlig ungenießbar. In dünne Scheiben geschnitten und scharf gebraten, soll er nach dem Urteil mehrerer Pilzfreunde essbar und wohlschmeckend sein! So steht es in Michael/Hennig/Kreisel, Handbuch für Pilzfreunde, Band 1. Auch in Sibirien ist er nach besonderer Zubereitung ein beliebter Speisepilz.
Der Braune Filzröhrling, eine dunkle Form der Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus), war heute einer der häufigsten Röhrenpilze. Er unterscheidet sich von der heute ebenfalls häufigen Marone durch die filzige, wildlederartige Hutbeschaffenheit und durch seine leuchtend goldgelben Röhrenmündungen. Essbar.
Gummiartig biegsam und zäh sind diese minderwertigen Kuh – Röhrlinge (Suillus bovinus). Wir finden sie stellenweise in Schaaren in sehr armen Kiefernwäldern und Mooren. Ihre Röhren sind besonders weit und eckig, grünlichgelb gefärbt.
Mit diesen wunderbar frischen Austern – Seitlingen (Pleurotus ostreatus) kündigt sich bereits der Winter an. Besonders zwischen November und Februar kann man diesen guten Speisepilz an verschiedenen Laubhölzern antreffen. Besonders gerne besiedelt er das Holz von Pappeln und Buchen.
Ein sehr würziger Leckerbissen ist die Krause Glucke (Sparassis crispa). Wir finden sie besonders am Fuße alter Kiefern oder deren Stubben. Vereinzelt kann sie auch an Lärche oder Fichte auftreten.
Hier sehen wir drei verschiedene Pilzarten. Oben, die gelbbräunlichen, sind bitter schmeckende Geflecktblättrige Flämmlinge (Gymnopilus penetrans). In der Mitte der stark giftige Pantherpilz (Amanita pantherina) und unten das essbare Gegenstück zum Pantherpilz, der Perlpilz (Amanita rubescens).
Das ist doch ein wunderbarer, farbenfroher Pilzkorb, den dieser junge und glückliche Pilzfreund hier zusammen getragen hat. Er könnte von mir sein, denn wenn ich für meine Ausstellung sammle, sieht es ähnlich darin aus. Natürlich müssen hier noch einige Pilze vom Fachmann aussortiert werden, sonst könnte eine Mahlzeit unangenehme Folgen haben.
Der Regen wurde immer stärker, so dass auch diese noch belaubten Buchen keinen wirklichen Schutz mehr boten. Wir beschlossen die Pilzwanderung vorzeitig zu beenden, denn mit teils durchgeweichter Kleidung macht es es wirklich keinen Spaß mehr.
Etwa die Hälfte der heutigen Teilnehmer hatte schon die Flucht ergriffen als wir uns trotz des Regens noch zu unserem obligatorischen Gruppenbild versammelten. Es tut mir leid, dass die Terminabstimmung mit dem Wetter heute nicht optimal war, aber das ist höhere Gewalt und liegt leider nicht in unseren Händen. Den Pilzen tat dieses Wetter sicherlich gut und das ist ja auch in unserem Interesse. 12. Oktober 2013.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!