Vereinsexkursion durch den Lübberstorfer Forst
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Es ging von Lübberstorf bis Glambeck
Der Lübberstorfer Forst bei Neukloster zählt zu unseren guten Buchenwaldstandorten. Natürlich gibt es hier auch Nadelwaldbereiche und Erlenbrüche, die das Artenspektrum erweitern. 13.10.2013.
Am Sonntag, dem 13. Oktober 2013, lud die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. ihre Pilzfreunde wieder sehr herzlich zu einer weiteren Vereins- und Kartierungsexkursion ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmenstraße. Mit dem PKW ging es wie immer zum Zielgebiet. Dieses war heute der Lübberstorfer Teil der Neukloster Forst. Wir fuhren von Wismar zunächst bis Neukloster. Von hier aus weiter in Richtung Bützow. Nachdem wir auch die Ortschaft Lübberstorf durchfahren hatten, erreichten wir den Waldrand. Hier steht ein Gehöfft und wir suchten uns in der Nähe eine Parkmöglichkeit. Hier angekommen, erwarteten uns noch weitere Pilzfreunde aus Grevesmühlen und Bamberg. Da wir das Gebiet bis zur Ortschaft Glambeck durchwandern wollten, mussten wir zuvor noch Fahrzeuge umsetzen. Die heutige Tour hatte wieder einmal der Bützower Pilzberater Klaus Warning für uns ausgesucht und er führte uns auch durch das Gelände. Das allgemeine Pilzaufkommen war auch hier ausgesprochen gut. Pilze, Pilze und nochmals Pilze! Allen voran unzählige Hallimasch, so dass niemand mit leerem Korb heimkam. Natürlich habe ich auch wieder einiges aufgeschrieben, denn unsere Vereinsexkursionen dienen gleichzeitig der Kartierung. Wir waren hier zwar schon des öfteren unterwegs, aber es gibt immer wieder neues zu entdecken. Die Myko – Flora ist einer ständigen Veränderung unterworfen.
Gleich zu Beginn begrüßte uns an der kalkhaltigen Straßenböschung dieses schöne Büschel Grüner Knollenblätterpilze (Amanita phalloides). Der gefährlichste Giftpilz in unseren Wäldern schlechthin! Wenn man bedenkt, dass 50g des Pilzes für einen erwachsenen Menschen bereits tödlich sein können, sollte jeder Pilzsammler diesen markanten Blätterpilz mit Sicherheit in allen seinen Entwicklungsstadien kennen. Standortfoto.
Gleich daneben eine kleine Gruppe essbarer Champignons. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um den Schiefknolligen Anis – Champignon (Agaricus abruptibulbus). Im Gegensatz zu den Knollenblätterpilzen verfärben sich die Lamellen bei den Champignons schnell dunkelbraun bis fast schwarz. Standortfoto.
Bei diesen Pilzen handelt es sich nicht um Blutrote Röhrlinge sondern nur um besonders rot gefärbte Derbe Rotfüßchen (Xerocomus pruinatus). Meist überwiegen bei ihnen die dunkelbraunen Farbpigmente auf der Hutoberfläche, gelegentlich können aber die auch bei den brauen vorhandenen roten Pigmente die Oberhand gewinnen und die Pilze sehen rötlich aus. Essbar.
Besonders im gehaltvollen Buchenwald gibt es zur Zeit besonders üppige und kapitale Perlpilze (Amanita rubescens). Essbar, roh giftig!
Gerüche sind bei der Pilzbestimmung oft eines der wichtigsten Bestimmungsmerkmale für Feldmykologen und Kochtopffreunde. Dieser Wurzelnde Fälbling besticht durch seinen feinen Marzipanduft, den die junge Dame hier mit Wohlgefallen wahrnimmt.
So ein Pilz wird gerne weiter gereicht, um auch den anderen Pilzfreunden dieses angenehme Dufterlebnis nicht vor zu enthalten. Der Marzipan – Fäbling, wie er auch bezeichnet wird, ist als Speisepilz aber leider minderwertig.
Dieser, so wunderbar duftende Fälbling (Hebeloma radicosum), soll immer einem alten Mäusebau entspringen. Je tiefer dieser angelegt ist, um so länger auch der wurzelartig verlängerte Stiel. Standortfoto.
Einen markanten Geruch verströmt auch dieser Kegelschuppige Schirmpilz (Lepiota aspera). Aber dieses mal von der unangenehmen Art, nämlich gasartig stechend! Daher ist dieser Pilz auch als ungenießbar einzustufen. Der mit dem Stiel verwachsene, manschettenartige Ring weist darauf hin, das er trotz seiner Größe nicht zu den essbaren Riesenschirmpilzen der Gattung Macrolepiota gehört. Er ist also ein echter Schirmpilz und in dieser Gattung verbergen sich auch einige sehr giftige Arten!
Einen ganz besonderen Duft verströmt auch dieser zähe, tüten und rosettenartig wachsende Laubwaldpilz. Er duftet angenehm nach Anis. Bei windschwachem und luftfeuchtem Wetter riecht man ihn oft schon lange bevor man ihn entdeckt hat. Es handelt sich um den Anis – Zähling (Lentinellus cochleatus), der allerdings auch in einer geruchlosen Form vorkommen kann.
Allmählich füllen sich die Behälter einiger Pilzfreunde. Nachdem die Pilze herausgedreht wurden, um alle artspezifischen Kennzeichen zu Prüfen, werden sie gleich gesäubert und zu hause hat man mit dem Putzen kaum noch Arbeit.
Bei diesem roten, kleinen bis mittelgroßen Buchenwaldbewohner handelt es sich um den brennend scharf schmeckenden Buchen Spei – Täubling (Russula mairei). Ungenießbar und am Standort fotografiert.
Die Artenvielfalt war heute recht groß, so dass sich jeder dem zuwenden konnte, was sein Interesse hervor rief.
Das Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) ist ein ausgezeichneter und beliebter Speisepilz. Man achte auf die hellere Hutmitte und den durchfeuchteten Hutrand, die Schüppchen unterhalb der Ringzone und dem typischen, arteigenen, angenehmen Geruch. Diese Pilze sind aber durch den nächtlichen Regen besonders stark verwässert. Standortfoto.
Bei diesen Fruchtkörpern, die unser Pilzfreund Thomas gefunden hatte, musste auch ich erst zweimal hinschauen. Auf den ersten Blick hielt ich sie für Waldfreundrüblinge. Sie wuchsen aber an einem Buchenstubben. Schaut man genauer hin, erkennt man am braunen Stiel noch kleine Schüppchen und riecht man an ihnen, ist sofort alles klar. Es sind Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabils). Hier liegt wahrscheinlich ein Gen – Defekt vor, denn die Lamellen sind bleibend gelb. Dieses Phänomen tritt bei Schwefelköpfen gar nicht so selten auf. Man spricht hier von sterilen Formen, die aber nach meinen Beobachtungen auch zahlreich Sporen produzieren, die allerdings viel heller sind als bei den gesunden Pilzen.
Wer Stockschwämmchen sammelt, muss unbedingt seinen tödlich giftigen Doppelgänger kennen. Hier sehen wir ihn, den Nadelholz- oder Gift – Häubling (Galerina marginata). Er wächst keinesfalls immer an Nadelholz, sondern häufig auch an Laubholz, mitunter sogar mit Stockschwämmchen am gleichen Stubben. Hier sehen wir unterhalb der bräunlichen, häutig abstehenden Ringzone, keine Schüppchen. Der Stiel ist glatt und wirkt silbrig bereift. Der Geruch ist eher mehlartig, also ganz anders als beim Stockschwämmchen. Standortfoto.
Auf diesem schönen Stimmungsbild sehen wir gleich drei Pilzarten gemeinsam an einem Laubholzstubben. Jung essbare Glimmer – Tintlinge (Coprinus micaceus), tödlich giftige Nadelholz – Häublinge (Galerina marginata) und minderwertige Birnen – Stäublinge (Lycoperdon pyriforme).
Wunderbar gewachsen und bereits verhärtet ist dieser Riesenporling (Meripilus giganteus). Er wird unsere Ausstellung bereichern.
Ein Kalkzeiger des Buchenwaldes ist dieser ungenießbare Bittere Schleimkopf (Cortinarius infractus). Er ist im Erscheinungsbild, insbesondere in der Färbung, sehr veränderlich. Standortfoto.
Der Violette Rötel – Ritterling (Lepista nuda) ist ein wertvoller, wohlschmeckender Speisepilz. Er ist ein typischer spätherbstlicher Streuzersetzer und wird in den nächsten Wochen immer häufiger werden.
Die grau bis schwärzlich gefärbte Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) wächst vom Spätfrühling bis in den späten Herbst im Laub- und Nadelwald. Die ähnliche Herbstlorchel ist viel heller gefärbt. Sie kann gegessen werden, ist aber etwas zäh. Standortfoto.
Schön das heute auch zwei Kinder mit dabei und mit voller Begeisterung den Pilzen auf der Spur waren. Aber jetzt warten sie mit Papa und Opa auf den Fachmann, um die neuesten Funde zu besprechen.
Wunderschön diese dreier – Gruppe Grobscholliger Riesenschirmpilze (Macrolepiota konradii). Essbar.
Recht häufig können wir im Herbstwald der Kammkoralle (Clavulina cristata) begegnen. Sie ist minderwertig.
Sehr häufig, meist büschellig und in großen Massen, wachsen zur Zeit an Laub- und Nadelholzstubben die bitter schmeckenden und giftigen Grünblättrigen Schwelköpfe (Hypholoma fasciculare).
Das ist eine Freude, wenn plötzlich so ein großer Steinpilz vor einem steht. Oma wird sich freuen und der Korb wird sich weiter füllen.
Auch dieser Korb ist mitlerweile randvoll. Ganz sicher steht hier eine delikate, sehr schmackhafte Mahlzeit auf dem Programm.
An einzelnen Stellen kündigen sich nesterweise Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides) an. Sie könnten in den nächsten Wochen noch so richtig loslegen, worauf wir schon seit Jahren warten. Hervorragender Würzpilz.
Insbesondere getrocknet verleihen die Totentrompeten (Craterellus cornucopioides) Suppen, Soßen und Fleischgerichten eine würzige Wald- und Pilznote. Die Art ist höchstens mit dem Grauen Pfifferling zu verwechseln, der viel seltener und ebenfalls essbar ist. Einen ähnlichen Giftpilz gibt es nicht.
Recht häufig gab es heute im Buchenlaub auch den recht kleinen, aber markanten Milden Wachstäubling (Russula puellaris). Der Pilz neigt stark zum gilben und bräunen. Essbar und am Standort fotografiert.
Essbar soll auch der recht häufige Weißviolette Dickfuß (Cortinarius alboviolaceus) sein. Ich gebe ihn auf unseren Wanderungen allerdings nicht zum essen mit, da in dieser Gattung, speziell bei Arten mit gelben und orange Tönen, einige lebensgefährlich giftige Arten vor nicht all zu langer Zeit entdeckt worden sind. Standortfoto.
Steinpilze (Boletus edulis) sind weiter am abklingen, vereinzelt kann man aber auch noch ein recht frisches Exemplar entdecken.
Sehr dekorativ stellt sich hier der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) dar. Er war in den 1990er Jahren, zu Zeiten unserer aktivsten Kartierungen, ein bei uns äußerst seltener Pilz. Inzwischen hat er sich in Mecklenburg stärker ausgebreitet und zählt längst nicht mehr zu den Raritäten. Ungenießbar und am Standort fotografiert.
Der Fichten – Reizker (Lactarius deterrimus) gehört in die Edelreizker – Gruppe und ist essbar. Er wächst unter Fichten und ist geschmacklich dem unter Kiefern vorkommenden Edel – Reizker unterlegen.
Waren es gestern Austern – Seitlinge, so schickte uns heute mit den ersten Samtfuß – Winterpilzen (Flammulina velutipes) auch schon der Winter seine Vorboten. Besonders an Weichhölzern wie z. B. Weiden, können sie im Winter so manches schmackhaftes Pilzgericht liefern.
Auch dieser Korb lässt auf eine schmackhafte Pilzmahlzeit hoffen.
Der Sparrige Schüppling (Pholiota squarosa) ist der klassische Verwechslungspartner des Hallimasch. Dieser hat aber niemals so sparrig abstehende Schuppen auf dem Hut und am Stiel. Auch er kann gegessen werden, erreicht aber den Hallimasch keinesfalls an Wohlgeschmack. Soll er gegessen werden, so müsste er abgebrüht und nur die Hüte verwendet werden.
Da sich unsere Gäste aus Bamberg auf halber Strecke von uns verabschiedeten, entstand unser Gruppenfoto auch entsprechend früher und die Körbe sind noch nicht so richtig gefüllt. Das änderte sich aber im weiteren Verlauf noch beträchtlich. Lübberstorfer Forst am 13.10.2013.
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!