Pilzwanderung mit Schülern aus Neuburg
Mit 24 Schülern, der Lehrerin und einer Begleiterin sowie meiner Wenigkeit, ging es am Dienstag, dem 22. Oktober 2013, auf die Pilzsuche in den Neuburger Wald. Die Begeisterung und auch das Pilzaufkommen war groß!
Seit einer Reihe von Jahren werde ich regelmäßig im Oktober zu Pilzwanderungen mit Schülern der regionalen Schule mit Grundschule Neuburg eingeladen. Pilze stehen im Bio – Unterricht auf dem Stundenplan und da bietet sich eine Wanderung mit dem Pilzberater regelrecht an, zumal der Wald nur wenige hundert Meter von der Schule entfernt beginnt. Das Wetter war dazu bestens, fast wie im Sommer und Pilze gab es ohne Ende!
Nach dem obigen Gruppenfoto erstürmten die Schüler bei herrlichem Sonnenschein und warmen Temperaturen sogleich den bewaldeten Burgwall, der zur Forst Farpen gehört.
Noch bevor der Wald richtig begann, begrüßten uns auf der Rasenfläche des vorgelagerten Sportplatzes diese frischen Nelkenschwindlinge (Marasmius oreades). Von Kennern dürfen sie als wohlschmeckende Speisepilze eingesammelt werden.
Imposant, nicht nur für diesen glücklichen Finder, sind die großen Graukappen. Ein typischer Herbstpilz, der immer dann in größeren Mengen auftaucht, wenn im Herbst das Laub von den Bäumen fällt. Er gehört zu den Müllwerkern des Waldes und sorgt dafür, dass das Laub sich nicht im laufe der Jahre meterhoch auftürmt. Er trifft also Vorsorge, dass er auch im nächsten Jahr wieder wachsen kann und streut seine Sporen auf die neuen Blätter.
Das der Geruch beim Erkennen und Bestimmen vieler Pilze eine große Rolle spielt, konnte an diesem kleinen Fruchtkörper eindrucksvoll errochen werden. Ich fragte, wo nach dieser Pilz wohl rieche? Die Antwort kam von einigen Schülern prommt „Nach frischen Gurken“! Damit wären wir auch schon fast beim Namen dieses Blätterpilzes. Es ist der Gurken – Schnitzling (Macrocystidea cucumis). Ungenießbar.
Ich war nicht der Einzige, der ständig mit der Kamera interessante Funde im Bild festzuhalten versuchte. Auch diese Mutti fand so manches fotografierenswert.
Bei rothütigen Pilzen muss es sich nicht immer gleich um giftige Fliegenpilze handeln. Diese Roten Heringstäublinge (Russula xerampelina) sind durchaus essbar. Auch hier spielt der Geruch eine bedeutende Rolle. Sie riechen nach Fisch!
Und dieser ausgeblasste Grüne Anis – Trichterling (Clitocybe odora) ist trotz seiner Entfärbung am starken Anis – Duft zweifelsfrei zu erkennen. Essbar.
„Herr Krakow, ich habe wieder einen Pilz. Kann man den Essen?“ So tönte es pausenlos in meinen Ohren. Den kleinen Süßlichen Milchling des Jungen rechts kann man tatsächlich essen. Das Mädchen sollte sich aber bei ihrem Fund schwer hüten, den Pilz auch nur in den Mund zu nehmen. Es handelt sich um den Grünen Knollenblätterpilz, dem gefährlichsten Giftpilz überhaupt. Schön, dass wir ihn heute hier gefunden haben. Ich rief sogleich alle Kinder zusammen und stellte den üblen Gesellen näher vor. Den muss jeder mit letzter Sicherheit erkennen, der in freier Wildbahn nach Speisepilzen sucht.
Die bizarre Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa) sieht aus wie von einer anderen Welt. Sie gehört zu den Schlauchpilzen, die ihre Sporen in sogenannten, mikroskopisch kleinen Schläuchen, auf der krausen Hutoberfläche bilden. Essbar.
Und weiter geht es durch den immer lichter werdenden Herbstwald.
Der Bewimperte Filzkrempling (Ripartits tricholoma) zeichnet sich durch seinen Trichterlings – Habitus, durch ins bräunliche gehende Lamellen und dem besonders in der Jugend bewimperten Hutrand aus. Ungenießbar.
Und dann gab es kein halten mehr. Hallimasch ohne Ende! Da griff doch jeder zu!
Meist büschliges Wachstum an, auf und um alte Baumstubben herum, aber auch scheinbar aus der Erde heraus brechend, kann dieser mehr oder weniger braun gefärbte Stubbenpilz mit den kleinen Schüppchen auf dem Hut und einer Ringzone am Stiel oft in riesigen Mengen auftauchen. Da Hallimasch eine Gattung mehrerer Arten ist, kann er auch sehr unterschiedlich aussehen. Essbar, aber roh giftig!
Auch über diese kleinen Stubbenpilze darf sich die Schülerin freuen. Es handelt sich um vorzüglich schmeckende Graublättrige Schwefelköpfe. Man achte auf die grauen Lamellen und den milden Geschmack, denn der viel häufigere und bitter schmeckende Grünblättrige Schwefelkopf ist nähmlch giftig!
Hier sehen wir beide zum Vergleich. Das Einzelexemplar links ist giftig. Es ist der Grünblättrige Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Die anderen beiden sind graublättrig, also der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) und somit essbar.
Und schon wieder ein riesiges Hallimasch – Depot haben diese beiden Jungs entdeckt. „Mama und Papa werden aber staunen, wie viele Pilze wir heute gefunden haben“.
Die giftigen Kartoffelboviste gehören zu den Bauchpilzen. Sie bilden ihre Sporen im inneren des Fruchtkörpers aus und werden im Volksmund oft Puffpilze genannt! Zu ihnen gehören Stäublinge, Staubbecher, Boviste, Stielboviste, Hartboviste, Erdsterne und einige mehr.
Diese Gelben Knollenblätterpilze (Amanita citrina) sollten nicht zu den Speisepilzen gelegt werden, auch wenn sie bei weitem nicht so gefährlich wie der Grüne Knollenblätterpilz sind. Die Verwechslungsgefahr mit schwer giftigen Arten ist aber groß! Diese Pilze sind nur leicht giftig und riechen charakteristisch nach rohen Kartoffeln.
Wieder im Klassenzimmer angelangt, breiteten alle Kinder ihre gesammelten Pilze auf den Tischen vor ihren Sitzplätzen aus und ich vergewisserte mich, dass auch wirklich keine giftigen dazwischen geraten sind.
Zum Schluß ging ich nochmals kurz auf den wichtigsten Pilz, den wir heute fanden, den Grünen Knollenblätterpilz, ein und erläuterte nochmals seine markantesten Merkmale, in der Hoffnung, dass er wenigstens bei einigen Schülern einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Auch werden die Kinder bei solchen Aktionen, die gerade in diesem Alter auch richtig viel Spaß machen, für die Wichtigkeit und Bedeutung der Pilze im Naturkreislauf sensibilisiert. Ohne Pilze läuft praktisch nichts im Gefüge der Natur und auch unsere Existenz ist eng mit ihrem Dasein verknüpft!
Und hier der Link zur Schule am Rietberg in Neuburg:
www.regionaleschule-neuburg.de
Individuelle Pilzwanderungen mit Schülern können jeder Zeit mit dem „Steinpilz – Wismar“ vereinbart werden. Kostenpunkt pro Schüler: 2 €.