Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch die Torfheide bei Zölkow
Bei goldenem Oktoberwetter und spätsommerlichen Temperaturen hatte der Steinpilz – Wismar wieder zu einer geführten Pilzwanderung eingeladen. Die Torfheide zwischen Crivitz und Mestlin war heute unser Ziel.
Um 08.00 Uhr war am Sonnabend, dem 26. Oktober 2013, wieder Treff am ZOB in Wismar – Wasserstraße. Es stand eine öffentliche Pilzlehrwanderung auf dem Programm. Mit einem Auto ging es von hier aus zum Zielgebiet. Von Wismar fuhren wir zunächst bis Crivitz und dann weiter in Richtung Goldberg. Zwischen Zölkow und Mestlin erstreckt sich unser Zielwald, die Torfheide. Hier erwarteten uns noch weitere Interessenten aus der Region.
Nach einer kurzen Begrüßung ging es los.
Wo wird es wohl die meisten Pilze geben? In den Jungfichten oder im Buchenwald? – Es gab überall etwas, aber das Angebot an Speisepilzen war eher verhalten.
An Fichtenstümpfen waren hier und da einige Graublättrige Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides) zu finden. Ein vorzüglicher Speisepilz.
Wolfgang aus Düsseldorf hat heute den Dunklen Hallimasch kennengelernt.
Unter Altfichten wuchs diese Handvoll Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Essbar.
Ein Perlpilz (Amanita rubescens) wie aus dem Bilderbuch. Essbar, roh giftig!
Besonders unter Fichten gab es teils ansehnliche Hexenringe von Fuchsigen Rötel – Trichterlingen (Lepista flaccida). Als Mischpilz kann er verwertet werden, aber roh giftig!
Noch einmal der Dunkle Hallimasch (Armillaria obscura) etwas jünger. Diese Hallimasch – Art bevorzugt Nadelholz als Substrat, insbesondere auch Fichte. In Monokulturen kann der Pilz hier sehr schädlich werden, als Speisepilz soll er der beste aller Hallimasch – Arten sein.
Hier wird der monotone Fichtenwald teilweise mit Buchen verjüngt. Sie geben einen wunderbar herbstlich – goldenen Farbkostrast zum dunklen Fichtenforst.
Vereinzelt waren in den Fichten noch sehr schöne Maronen – Röhrlinge (Xerocomus badius) vertreten. Guter Speisepilz.
An den Wegrändern hier und da einige Lorcheln. Links die helle Herbst – Lorchel (Helvella crispa), rechts die düstere Gruben – Lorchel (Helvella lacunosa). Beide können gegessen werden.
Ganz frisch auch diese Ziegenlippen (Xerocomus subtomentosus) mit ihren samtigen, wildlederartigen Hutoberflächen und den goldgelben Röhren. Essbar.
Der Graue Korallenpilz (Clavulina cinerea) ist recht häufig in unseren Wäldern zu finden. Geringwertig.
Von Wolfgang zu Wolfgang. Mit einem guten Foto – Objektiv kann man sich seine Objekte auch ganz gut heranzoomen. Wolfgang aus Grevesmühlen (rechts) präsentiert seinen Fund dem Wolfgang aus Düsseldorf für einen Schnappschuss.
Es handelt sich um den farbenfrohen Violetten – Lacktrichterling (Laccaria ametystea). Essbar.
Auch die Graukappen (Clitocybe nebularis) sind in den meisten Fällen schon recht überständig. Diese großen Exemplare bereichern in Kürze unsere Pilzausstellung. Bedingt essbar. Standortfoto.
Ein schönes Stimmungsbild geben diese beiden Fruchtkörper des Dunklen Hallimasch (Armillaria obscura) im goldbraunen Herbstlaub ab. Essbar, roh giftig! Standortfoto in der Torfheide.
Eine elegante Erscheinung ist der dekorative Specht – Tintling (Coprinus picaceus) im herbstlichen Buchenwald. In diesem Jahr gab es sogar schon welche im Frühling.
An einem kalkreicheren Standort waren auch noch einige Buchen – Klumpfüße (Cortinarius amoenolens) vertreten. Kein Speisepilz.
Der Widerliche Ritterling (Tricholoma lascivum) besitzt einen unangenehmen Geruch nach altem Sauerkraut und wächst vor allen unter Buchen. Er gilt als ungenießbar. Standortfoto am 26.10.2013.
Der Ästchen – Zwergschwindling (Marasmiellus remealis) wächst in großen Scharen an abgefallenen Laubholzzweigen und soll auch an Wacholderästen vorkommen. Er ist wegen seiner Kleinheit für die Küche ohne Bedeutung.
Im frisch gefallenen Buchenlaub schwer auszumachen waren diese Elastischen Lorcheln (Leptopodia elastica). Ohne Speisewert. Die Pilze können in Kiefernwäldern gelegentlich Massenbestände ausbilden.
Vom Hochsommer bis in den späten Herbst kann man dem Purpurschwarzen Täubling (Russula atropurpurea) unter Eichen und Buchen recht häufig begegnen. Auch ausgeblasste Formen sind in der Mitte immer mehr oder weniger schwärzlich getönt. Hingegen kann die purpurrote Färbung der äußeren Hutpartie stark entfärben. Essbar, aber geringwertig.
Zu den Klassikern des Spätherbstes gehört der hochbeinige Kaffeebraune Scheintrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis). Wir finden ihn jetzt häufig entlang grasiger und krautiger Waldwege. Er darf beim Kenner in den Sammelkorb wandern.
Den häufigen Buntstieligen Helmling (Mycena inclinata) finden wir im Herbst in dichten Büscheln an alten Eichenstubben. Dieser hübsche Helmling hat einen charakteristischen Geruch nach Kerzenruß oder ranzigem Öl. Ungenießbar.
Gut ist bei diesen Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) die hygrophane Randzone zu erkennen. Diese kann sein giftiger Doppelgänger allerdings auch aufweisen. Stielschüppchen beachten! Ausgezeichneter Speisepilz.
Genau diese, also die Stielschüppchen bei den obigen Stockschwämmchen, versucht diese interessierte Pilzfreundin im Bild fest zu halten.
Auf diesem stimmungsvollen Stillleben sehen wir gleich drei verschiedene Pilzarten, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Es handelt sich um zwei Rehbraune Dachpilze (Pluteus atricapillus), um einen abgestorbenen Fruchtkörper des Flachen Lackporlings (Ganoderma lipsiense) und zahlreichen Geweihförmigen Holzkeulen (Xylaria hypoxylon) als Garnierung des ganzen.
Hier noch einmal die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon) in Reinkultur auf der Schnittfläche eines relativ frischen Buchenstubbens. Die sehr häufige Art zählt zu den Schlauchpilzen. Standortfoto.
Der Braune Rasling (Lyophyllum decastes) zählt zu den guten Speisepilzen. Er ist an unterschiedlichen Standorten anzutreffen.
Da es hier in der Torfheide auch sehr viele Birken gibt, sind natürlich auch die Birkenpilze (Leccinum scabrum) hier zu hause. Da das Laub der Birken inzwischen weitgehend abgefallen ist und die Bäume in Winterruhe gehen, werden es ihnen die Birkenpilze in Kürze gleich tun und erst im nächsten Jahr, frühestens ab Mai, ihre Fruchtkörper wieder an die Oberfläche schieben.
Solch ein kapitales Prachtstück von Perlpilz (Amanita rubescens) findet man wirklich nicht alle Tage. Sabine aus Schwerin wird ihn sich morgen schmecken lassen.
Diese, nicht mehr ganz jungen Blutblättrigen Hautköpfe (Dermocybe semisanguinea), wuchsen unter Jungfichten. Ihre anfangs leuchtend blutroten Lamellen sind inzwischen schon vom Sporenpulver bräunlich gefärbt, aber der blutrote Unterton ist noch zu erahnen. Giftverdächtig!
Diese älteren Semester des Dickschaligen Kartoffel – Hartbovistes (Scleroderma citrinum) geben im grünen Moos eines Birkenmoores ein wunderschönes Fotomotiv ab. Giftig! Standortfoto in der Torfheide bei Zölkow.
Dieser Eispilz oder Gallertartige Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum) wächst im Herbst an Fichtenholz. Er ist mit seinen Stacheln auf der Hutunterseite und durch seine gallertartige Konsistenz kaum zu verwechseln und soll sogar als Salat genießbar sein.
Am frühen Nachmittag neigte sich dann unsere Wandertour durch die Torfheide dem Ende entgegen. Inzwischen hatte die goldene Oktobersonne die Luft derart erwärmt, dass wir über den Schatten der Bäume richtig froh waren.
Unser Abschlussfoto. Ursprünglich waren wir heute 14 Leute, aber vier hatten sich bereits vorzeitig verabschiedet. Nach dem Foto gab es noch Kaffee und selbst gebackenen Pflaumenkuchen, zu dem uns unsere Pilzfreunde Jürgen (2. von rechts) und Peter (3. von links) ganz herzlich einluden.
Wann geht es wieder in die Pilze? Siehe unter Termine!