Mit Schülern aus Neuburg auf Pilzsuche
Am Dienstag, dem 29. Oktober 2013, war ich nochmals mit Schülern einer 4. Klasse der Schule am Rietberg, in Neuburg, zu einer Pilzwanderung verabredet. Nach Vorbereitung der Schüler auf dieses Thema durch die Klassenlehrerin, erwarteten mich die Kinder um 09.00 Uhr in ihrem Klassenzimmer. Nach einführenden Worten meinerseits, ging es dann unter voller Begeisterung hinaus in den nahen Wald. Hier einige Bilder von diesem erlebnisreichen Biologie – Unterricht in der Forst Farpen:
Nach einem sehr stürmischen Vortag, der viele kleine Zweige und Blätter von den Bäumen fegte und die Suche nach den kleinen Kobolden erschwerte, ging es trotz dem mit hohen Erwartungen in den Wald.
Es dauerte gar nicht lange, bis die ersten Kinder fündig wurden. Während wir vor einer Woche noch im gleichen Wald mit anderen Schülern in Mengen Hallimasch ernten konnten, waren heute nur noch alte Restbestände dieses schmackhaften Massenpilzes vorhanden. Diese Pilze sind bereits uralt und dürfen nicht mehr gegessen werden. Bei dem linken Exemplar ist nicht ganz sicher, ob er schon verschimmelt ist oder ob die weißen Sporen des Hallimasch die Unterseite bestäubten.
Die schicken Violetten Lacktrichterlinge (Laccaria ametystea) sind an ihren entfernt stehenden, dicklichen Lamellen und dem etwas eingedellten Hut leicht zu erkennen. Sie sind frisch und dürfen zum Essen mitgenommen werden. Der alte Hallimasch, rechts im Bild, bleibt im Wald.
Wer die Lacktrichterlinge oder Bläulinge, wie sie auch genannt werden, zum Essen sammeln möchte, darf sie aber nicht mit den leicht giftigen Vertretern der Rettich – Helmlingsgruppe (Mitte) verwechseln. Diese riechen rettichartig und haben anstatt einer eingedellten Hutmitte, eher einen gewölbten Hut.
Die Graukappe (Clitocybe nebularis) zählt zu den Müllwerkern des Waldes. Sie wächst besonders im Spätherbst und lässt ihre Sporen auf das frisch gefallene Laub fallen. Dort bildet sich dann bis zum nächsten Herbst ein neues Pilzgeflecht und wenn dann wieder das Laub von den Bäumen fällt, beginnt das gleiche Spiel von vorne. Sie sorgen also mit vielen anderen Streuzersetzern dafür, dass der Wald nicht im laufe der Zeit an seinem eigenen Abfall erstickt! Standortfoto im Forst Farpen.
Mit der gleichen Aufgabe sind auch die vielen Fuchsigen – Röteltrichterlinge (Lepista flaccida) beschäftigt, die im Herbst mit ihren Hexenringen die Laub- und Nadelstreu unserer Wälder bevölkern.
Andere Pilze gehen eine Lebensgemeinschaft mit den Waldbäumen ein, die wir Symbiose nennen. Der Pilz schlüsselt dem Baum Mineralstoffe aus dem Boden auf und bekommt im Gegenzug Substanzen, die die Bäume über die Fotosynthese ihrer Blätter gewinnen. Ohne diese Pilze würden die Bäume verkümmern und möglicherweise sogar absterben. Hier sehen wir den sehr scharf schmeckenden und somit ungenießbaren Buchen – Speitäubling (Russula mairei).
Zu dieser Gruppe gehören auch die den Täublingen nah verwandten Milchlinge. Beide Gattungen bilden die sogenannte Gruppe der Sprödblättler, die sehr brüchiges Fleisch besitzen. Die Milchlinge sondern zudem meist eine milchige Flüssigkeit ab, die oftmals auch sehr scharf schmecken kann.
Hier sehen wir zwei markante Pilzarten mit hohem Wiedererkennungswert. Der Obere ist der Grünspan – Träuschling (Stropharia aueruginosa) mit der schmierigen und leicht abziehbaren „Badekappe“. Er ist essbar. Unten sehen wir den stechend nach Leuchtgas riechenden Schwefel – Ritterling (Tricholoma sulphureus). Er ist schwach giftig! Der Träuschling ist ein Müllwerker und der Ritterling ein Baumpartner.
Ein Flämmling der Gattung Gymnopilus. Sie wachsen an Totholz, gerne von Kiefern. Sie schmecken gallebitter und Sind ungenießbar. Flämmlinge gehören zu den Saprophyten (Streuzersetzern).
Der Maronen – Röhrling (Xerocomus badius) besitzt auf der Unterseite des Hutes eine Röhrenschicht, die auch als Fruchtlager bezeichnet wird. Hier werden, genau wie bei den Blätterpilzen, Leistlingen und Stachelpilzen, unzählige Sporen produziert, die dort heraus fallen. Sie werden vom Winde fortgetragen und mit etwas Glück kann ein neuer Lebensraum erobert werden.
Hier sehen wir oben einen essbaren Safran – Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) und einen schwach giftigen Narzißengelben Wulstling (Amanita gemmata). Die Riesenschirmpilze, zu denen der Safran – Schirmpilz zählt, sind Müllwerker und die Wulstlinge = Knollenblätterpilze, Mykhorizza – Arten. Sie gehen also eine Lebensgemeinschaft mit den Bäumen ein.
Hier sehen wir einen besonders großen Hallimasch, den dieser Junge uns stolz präsentiert. Hallimasch ist sowohl Müllwerker, als auch Parasit. Er kann somit auch lebende Bäume befallen und krank machen.
Genau wie der Hallimasch, gehören auch die Schwefelköpfe zu den Stockschwämmen. Das sind Blätterpilze, die meist in mehr oder weniger großen Büscheln an und um Baumstümpfen (Stock) herum wachsen. Hier sehen wir den ungenießbaren Ziegelroten Schwefelkopf (Hypholoma sublateritium).
Der Graublättrige Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) wächst von Ende September bis April an Nadelholzstubben und ist ein vorzüglicher Speisepilz. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem bitter schmeckenden und giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf.
Aber nicht nur Pilze kann man im Wald entdecken. Auch dieses Tier – Skelett ist sicherlich sehr interessant für den Biologie – Unterricht. Es könnte sich um Überreste eines Fuchses handeln.
Aber zurück zu den Pilzen. Welch eine Freude, wenn gleich vier schöne Schirmpilze an einer Stelle stehen. Und die dürfen sogar gegessen werden, bis auf das linke Exemplar, dass leider schon viel zu welk und auch zu alt ist.
Diese Schülerin träumt wohl schon von einem schmackhaften Pilzgericht. Jedenfalls schaut sie sich genüsslich diese schöne Marone an.
Der Rissigschuppige Anis – Champignon (Agaricus fissuratus) ist nicht nur im Wald zu hause. Auch auf Wiesen und Viehweiden kann er gefunden werden. Insbesondere auch auf den Salzwiesen entlang der Ostseeküste. Guter Speisepilz.
Der Gelbstielige Muschelseitling (Sarcomyxa serotina) wächst im Spätherbst recht häufig an liegenden Laubholz – Stämmen, mitunter mit dem Austern – Seitling zusammen. Im Gegensatz zu letzterem schmeckt dieser aber meist mehr oder weniger bitter und eignet sich dadurch nicht sonderlich zum Verzehr. Standortfoto. Müllwerker.
Bei diesem, etwas älteren Flockenstieligen Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis), ist das dicke Fruchtlager, die Röhrenschicht, gut zu erkennen. Etwas jünger zählt er zu unseren besten Speisepilzen und er lebt in Symbiose mit Waldbäumen, vor allem mit der Rotbuche, Eiche und Fichte.
Der bittere Gallen – Täubling (Russula fellea) geht eine „Ehe“ mit der Rotbuche ein.
Das Gleiche gilt für den ebenfalls ungenießbaren Brandigen Ritterling (Tricholoma ustale).
Der Dickblättrige Schwarztäubling (Russula nigricans) ist ein häufiger und markanter Vertreter des Buchenwaldes. Er besitzt dickliche und entfernt stehende, sehr brüchige Lamellen. An verletzten Stellen rötet er zunächst um später zu schwärzen. Im Alter wird der gesamte Fruchtkörper komplett schwarz und kann mumifiziert noch bis zum nächsten Sommer gefunden werden. Jung essbar.
Und kurz vor Schluss unserer Wanderung versammelten sich die Schüler mit ihrer Klassenlehrerin und einem pilzbegeisterten Vati noch zu einem Erinnerungsfoto. 29.Oktober 2013.
Danach gingen wir noch in das Klassenzimmer und werteten den Exkursionstag aus. Einige Schüler nahmen nach meiner kritischen Prüfung auch Pilze zum Essen mit nach hause.
Individuelle Pilzwanderungen mit Schülern, können jeder Zeit mit dem Steinpilz – Wismar unter Terminabsprache vereinbart werden. Kostenpunkt pro Schüler: 2 €.
Schul – Info`s auch unter: www.regionaleschule-neuburg.de