Vereinsexkursion durch die Schlemminer Forst
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Vereins- und Kartierungsexkursion
Durch die spätherbstliche Schlemminer Forst führte unsere heutige Vereins- und Kartierungsexkursion. Etwa 100, teils jahreszeittypische Großpilzarten, konnten wir hier heute feststellen.
Die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. lud am Sonntag, dem 03. November 2013, wieder ihre Pilzfreunde zu einer weiteren Vereinsexkursion ganz herzlich ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Wismarer Ulmenstraße. Mit den vorhandenen Autos fuhren wir von hier aus in Richtung Bützow. Der Schlemminer Forst war schon des Öfteren Ziel unserer Pilzwanderungen oder auch Vereinsexkursionen. Die heutige Route durch dieses recht umfangreiche Waldgebiet wanderten wir allerdings im großen und ganzen noch nicht ab. Ausgesucht hatte die Tour Klaus Warning aus Bützow. Neben dem harten Kern der Wismarer Pilzfreunde konnte wir auch zwei Gäste aus Lübeck begrüßen. Der Schlemminer Forst ist ein abwechslungsreiches Laub- und Nadelwaldgebiet auf gehaltvollerem Boden und für Pilzfreunde eine gute Adresse. Selbst im Spätherbst kann es hier noch sehr interessant und artenreich sein, was heute leicht festzustellen war. Hier einige Impressionen:
Der Süßliche Milchling (Lactarius subdulcis) ist eine Charakterart eines nahezu jeden Buchenwaldes. Besonders in den Herbstmonaten bildet dieser milde Milchling hier oftmals Massenbestände aus. Als Mischpilz kann er in den Sammlerkorb wandern. Standortfoto.
Unübersehbar am Straßenrand stand dieser große Champignon, den wir zunächst als Riesen – Champignon (Agaricus augustus) ansprachen. Beim näheren Betrachten im Zuge des Aufbaus meiner Ausstellung musste ich diese Bestimmung aber korrigieren. Es dürfte sich um den Rissigschuppigen Anis – Champignon (Agaricus fissuratus) handeln. Weitere Infos zu dieser Art etwas weiter unten.
Die Schmetterlings – Tramete (Trametes versicolor) soll der häufigste Porling sein. Das konnte heute leicht nachvollzogen werden, denn diese Laubholzart war uns ein ständiger Begleiter. In allen Altersstadien konnte man auch ihre farbliche Flexibilität studieren. Standortfoto.
Über den Graublättrigen Schwefelkopf (Hypholoma capnoides) ist jeder mykologisch halbwegs gebildete Kochtopfmykologe hoch erfreut, denn er zählt zu unseren schmackhaftesten Speisepilzen. Man kann ihn sogar mitten im Winter finden.
Der Eispilz oder Gallertartiger Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum) war heute an Fichtenholz recht häufig zu beobachten. Er soll als Salatpilz essbar sein. Standortfoto.
Wir hatten heute das Glück, gleich alle drei Knoblauschwindlinge, die bei uns vorkommen, im selben Wald zu finden. Auf Fichtennadelstreu wuchs der für die Küche wertvolle Küchen – Schwindling. Zwischen Buchenlaub fanden wir den sehr häufigen Langstieligen Knoblauch – Schwindling und zwischen Eichen- und Buchenblättern wuchs dieser Große Knoblauchschwindling (Marasmius prasiosmus). Ein typischer Spätherbstpilz, der nach Laux bei uns in Norddeutschland sogar sehr selten sein soll. Ich glaube aber, bei gezielter Suche, ist er in geeigneten Wäldern Mecklenburgs höchstens zerstreut, denn ich habe ihn inzwischen mehrfach in verschiedenen Waldgebieten feststellen können. Wohl auch als Würzpilz verwendbar. Standortfoto.
Das es jetzt mit großen Schritten in Richtung Winter geht, verdeutlichen uns diese frischen und ungenießbaren Winter – Stielporlinge (Polyporus brumalis), die nun zunehmend an liegenden Laubholzästen erscheinen. Standortfoto.
Der unangenehm riechende Widerliche Ritterling (Tricholoma lascivum) wächst recht häufig truppweise unter Eichen, Buchen und Hainbuchen. Unter Birken kommt der sehr ähnliche, ebenfalls unangenehm riechende Strohblasse Ritterling (Tricholoma stiparophyllum) vor. Beide sind ungenießbar. Standortfoto.
Oft in großen Büscheln an Laubholzstubben kommt im Herbst das Weißstielige Stockschwämmchen (Psathyrella hydrophila) vor. Der Pilz ähnelt aber nur entfernt dem echten Stockschwämmchen. Während das eigentliche Stockschwämmchen zu den Schüpplingen gezählt wird, handelt es sich bei dieser Art um einen Mürbling. Essbar und am Standort fotografiert.
Und weiter führt uns der Weg durch den spätherbstlichen Wald. Das Wetter war bestens. Mild und angenehm, allerdings vom vielen Regen der letzten Zeit war es sehr feucht und matschig.
An einem mächtigem, noch nicht sehr lange liegenden Buchenstamm, gab es unzählige Fruchtkörper des sehr dekorativen Spaltblättlings (Schizophyllum comune). Er besiedelt Laub- seltener Nadelholz, dass besonders trocken und sonnig liegt. Gegen zu starker Austrocknung schützt er sich durch eine starke Behaarung auf der Oberseite und seine gespaltenen Lamellen kann er aus dem selben Grunde schließen. Standortfoto.
Der Krause Aderzähling (Plicatura crispa) wächst ebenfalls an Buche, mag es aber etwas feuchter. Diese Pilze wuchsen auf der Unterseite eines liegenden Buchenastes. Während unserer aktivsten Kartierungszeit, in den 1990er Jahren, war die Art in Mecklenburg eine absolute Rarität. Inzwischen hat sie sich derart ausgebreitet, dass man sie heute in jedem besseren Buchenwald finden kann.
An liegenden Fichtenstämmen und Stümpfen wächst gar nicht so selten die markante Reihige Tramete (Antrodia serialis). Die teils resupinaten Fruchtkörper sind meist reihig angeordnet und gehen oft flächig in ineinander über. Typisch sind auch die oberseits orange bis rostbräunlich gefärbten Hutkannten. Standortfoto.
Ein ständiger Begleiter war uns heute der in unzähligen Fruchtkörperchen an morschen Laub- und Nadelholzästchen wachsende Astschwindling (Marasmiellus ramealis). Die Art gehört nicht zu den echten Schwindlingen, die nach dem Vertrocknen bei Wasserzufuhr wieder aufleben und wie frisch gewachsen aussehen können. Diese Eigenschaft ist bei dieser Art nicht vorhanden. Einmal vertrocknet, immer vertrocknet!
Der Orangerote Kammpilz (Phlebia radiata) verursacht im Holz eine intensive Weißfäule. Er ist ganzjährig, insbesondere aber im feuchten Herbst und Winter an verschiedenen Laubhölzern, seltener Nadelhölzern, zu finden. Ungenießbar.
Die wertvollen und sehr beliebten Herbsttrompeten (Craterellus cornucopioides) erreichen jetzt besonders stattliche Ausmaße. Wir können die Totentrompete, wie sie auch genannt wird, inselweise und oft sehr zahlreich im gehaltvollen Buchenwald antreffen. Die Bezeichnung Totentrompete soll durch ihr düsteres Aussehen und ihrem noch späten Vorkommen im November, zur Zeit der Totengedenktage, her rühren. Ausgezeichneter Würzpilz, am besten Trocknen! Standortfoto.
Die helle Herbstlorchel (Helvella crispa) und die düstere Grubenlorchel (Helvella lacunosa) waren uns heute ein ständiger Begleiter. Sie landeten in den Körben der Mykophagen = Lexikon: pilzfressende Organismen.
Der Weiße Rasling (Lyophyllum connatum) steht im Verdacht, das Erbgut verändern zu können und möglicherweise krebserregend zu sein. Der völlig weiße Blätterpilz ist auch gut an seinem Geruch nach Lerchensporn zu erkennen.
Der Rissigschuppige Anis – Champignon (Agaricus fissuratus) ist sowohl im Laubwald und unter Gebüsch in Parkanlagen, wie auch auf Wiesen- und Weideflächen anzutreffen. In den 1970er Jahren wuchs er oft noch sehr spät im Jahr auf den beweideten Salzwiesen der Ostsee – Insel Poel. Wir haben ihn damals als Beiwerk neben vielen Lilastieligen Rötel – Ritterlingen mit eingesammelt und auf dem Markt verkauft.
Der rötende Safran Schirmpilz (Macrolepiota rhacodes) gehört in die Gattung der Riesenschirmpilze. Sie besitzen einen dicken, beweglichen, also verschiebbaren Ring am Stiel. Ohne Stiel ein guter Speisepilz.
Das stark eiszeitlich geprägte, hügelige Landschaftsprofil der Schlemminer Forst macht uns Flachländern mitunter ganz schön zu schaffen. Wir befinden uns hier im Gebiet der Hohen Burg, einer der höchsten Punkte Mecklenburgs und in diesem Gebiet liegt auch der seit 1936 unter Naturschutz gestellte Schwarze See. Er ist der höchstgelegene See Mecklenburg – Vorpommerns. Selbst bei scharfen, winterlichen Grenzwetterlagen, wenn es im Umland noch regnet, kann es hier oben schon weiß werden. So geschehen vor einigen Jahren, als ich hier eine spätherbstliche Exkursion machen wollte und ich plötzlich eine verschneite Winterlandschaft vorfand.
In unmittelbarer Nähe des Naturschutzgebietes befindet sich auch ein kleiner Lehrpfad, der über wichtige und interessante Vorgänge in einem naturbelassenen Landschaftsbereich, speziell des Waldes, Auskunft gibt.
Zu den Schlauchpilzen gehört der Schmutzbecherling (Bulgaria inquinans). Er besiedelte in zahlreichen Exemplaren einen dicken, noch berindeten Eichenstamm. Nimmt man die gelatinösen Fruchtkörper in die Hand, so macht man sich schwarz (Schmutzig). Standortfoto.
Gleich daneben und ebenfalls an einem Eichenstamm wuchsen Fruchtkörper einer sehr ähnliche Art. Sie gehören zu den Gallertpilzen und nennen sich Stoppliger Drüsling (Exidia truncata). Die Stoppeln sind auf der Fruchtkörper – Unterseite mit der Lupe gut zu erkennen. Beide Arten bevorzugen das Winterhalbjahr. Standortfoto.
Zu unserem obligatorischen Erinnerungsfoto versammelten sich alle acht Pilzfreunde und natürlich auch Freundinnen der heutigen Vereinsexkursion vor einem Gedenkstein, der an verdiente Forstleute dieses Revieres erinnern soll. Der Stein ist jetzt leider verdeckt, die Inschrift wäre aber ohnehin nicht auf dem Bild zu erkennen gewesen. 03.November 2013 in der Schlemminer Forst.
Eine Fundliste der meisten, heute im Feld bestimmten Arten, ist von Christopher Engelhardt unter www.naturgucker.de veröffentlicht worden.
Regional – Informationen auch unter: www.buetzow.de
Wann starten wir wieder zu einer Vereinsexkursion? – Siehe unter Termine!