Vereinsexkursion durch das Mustiner Holz
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Unsere letzte Vereinsexkursion in diesem Jahr führte uns durch das Mustiner Holz. Ein vielseitiges Mischwaldgebiet mit steilen Hangterrassen zur Mildenitz hin.
Am Sonntag, dem 17. November 2013, waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. und interessierte Gäste wieder zu einer Vereins- und Kartierungsexkursion sehr herzlich eingeladen. Es war zugleich die letzte der zu Ende gehenden Saison. Mit dem PKW starteten wir von Wismar aus zu unserem Exkursionsgebiet. Dieses war heute das Mustiner Holz. Dazu fuhren wir von Wismar zunächst bis nach Sternberg. Von hier aus auf der B 104 weiter in Richtung Güstrow. In der Ortschaft Witzin geht rechts ein Abzweig in Richtung Mustin ab. Auf halben Weg zu dieser Ortschaft erreichten wir ein Waldgebiet. Es war das Mustiner Holz, unser heutiges Zielgebiet. Zuvor schlossen sich uns in Witzin noch einige interessierte Pilzfreunde aus der Region, Irena und Jonas, sowie Klaus Warning an. Klaus ist Pilzberater in Bützow und hat für uns heute dieses Gebiet ausgesucht. Es grenzt in seinem Westteil an die Mildenitz. Da wir einen Rundkurs liefen, brauchten keine Autos umgesetzt werden. Klaus übernahm auch die Führung durch dieses vielseitige Waldgebiet. Das Wetter war zwar November typisch grau, dafür aber windstill und für die Jahreszeit angenehm mild. Es war eine Wohltat, heute durch den spätherbstlichen bzw. frühwinterlichen Wald zu laufen. Die Tour endete am frühen Nachmittag mit Kaffee, Tee und frisch gebackenem Kuchen von Irena. Das Pilzaufkommen entsprach der fortgeschrittenen Jahreszeit, aber dennoch konnte ich an die 60 Arten Frischpilze notieren. Hier, wie immer, einige Impressionen unserer heutigen Tour:
Nach einer kurzen Begrüßung ging es in die Stille des Waldes hinein.
Der Baumbestand ist vielseitig und abwechslungsreich. Auch mit einem relativ hohen Anteil an Alt – und Totholz.
Dem entsprechend sind hier auch viele Holzbewohner zu hause. Hier sehen wir den Echten Zunderschwamm (Fomes fomentarius), der in früheren Zeiten sogar von wirtschaftlicher Bedeutung war und auch das Sprichwort „Es brennt wie Zunder“ kennt nahezu jedes Kind.
Auch der Gallertartige Zitterzahn (Pseudohydnum gelatinosum) ist ein Holzbewohner. Während der Echte Zunderschwamm kaum an Nadelholz vorkommt, finden wir den Gallertpilz fast ausschließlich an Nadelholz, meist Fichte.
Der Laubholz – Harzporling (Ischnoderma resinosum) war zu unseren aktivsten Kartierungszeiten, in den 1990er Jahren, eine absolute Rarität in mecklenburgischen Wäldern. Heute ist er in jedem besseren Buchenwald zu hause und unterliegt weiterhin einer starken Ausbreitung, obwohl die meisten Wälder und Forste immer weniger starkes Totholz enthalten. Er wächst in der Regel an Rotbuche, selten, so auch hier, an anderen Laubhölzern.
Der zu den Schlauchpilzen gehörende Fleischrote Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides) ist mit seinen violetten Farbtönen eine auffällige und häufige Gestalt an totem Laubholz.
Und dieses gibt es besonders reichlich in den urwüchsigen und weitgehend naturbelassenen Buchenbereichen im Mildenitz – Gebiet.
Baumstümpfe und liegende Stämme besiedeln auch die wertvollen Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Aber Vorsicht, auch der rechts im Bild zu sehende tödlich giftige Nadelholz – Häubling (Galerina marginata) kann zusammen mit den essbaren Stockschwämmchen an altem Laubholz und deren Stubben vorkommen. Ihm fehlen die kleinen, bräunlichen Schüppchen unterhalb der Ringzone am Stiel, wie sie für das Stockschwämmchen so typisch sind!
Hier erläutert Klaus Warning (rechts) den beiden interessierten Damen nochmals die feinen Unterschiede, die beim Sammeln der sehr schmackhaften Stockschwämmchen gegenüber dem Gift – Häubling zu beachten sind.
Während sich die meisten Teilnehmer nur für essbare Pilze und deren Doppelgänger interessieren, hat Jonas an Mama gedacht und ihr sehr schöne Rotrandige Baumschwämme für unser Adventsbasteln besorgt.
In einem kleinen Fichtenstück wuchsen noch einige (Sommer) Rotfüßchen (Xerocomus chrysenteron). Leider waren fast alle mehr oder weniger vom parasitischen Goldschimmel befallen, der sie ungenießbar, ja giftig machen soll.
Jonas achtete nicht nur auf Mamas „Bastelporlinge“, sondern auch darauf, dass ich möglichst viele Arten zum Kartieren aufschreiben konnte. Hier hat er gleich vier neue Kandidaten gefunden. Oben den ungenießbaren Birken – Knäuling (Panus conchatus), links unter den giftverdächtigen Zimt – Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus), unten mittig den essbaren Süßlichen Milchling (Lactarius subdulcis) und rechts unten den Rillstieligen Helmling (Mycena polygramma), der keinen Speisewert besitzt.
Auch hier sind es gleich wieder drei Arten, die notiert werden können und die auch von Interesse für die Kochtopf – Mykologen sind. Es handelt sich um die drei häufigsten Schwefelköpfe. Die beiden Fruchtkörper ganz links sind die ungenießbaren Ziegelroten Schwefelköpfe (Hypholoma sublateritium), die drei kleinen daneben gehören zu den giftigen Grünblättrigen Schwefelköpfen (Hypholoma fasciculare) und der große Rest sind die vorzüglichen Graublättrigen Schwefelköpfe (Hypholoma capnoides), die in der Feinschmecker – Küche höchste Beachtung genießen.
Der Top – Fund unserer heutigen Exkursion waren diese Porlinge an einem Nadelholz – Stubben. Es handelt sich um die seltene Gelbliche Tramete (Antrodia xantha). Als ich besonders in den 1990er Jahren mit dem Porlingsexperten Jürgen Schwik die Wälder zwischen Wismar, Lübeck, Rostock und Parchim ab kartiert habe, kamen in meinem Beisein nur drei Fundpunkte zustande. Auch in dem kürzlich erschienenen Werk von Hanns Kreisel „Pilze von Mecklenburg – Vorpommern“ sind nicht viel mehr Vorkommen dokumentiert. Die Art gilt überall in Deutschland als selten, soll aber in der letzten Zeit etwas häufiger beobachtet worden sein. Standortfoto im Mustiner Holz am 17.11.2013, MTB: 2237/4.
Überaus häufig ist gerade jetzt, im Spätherbst und Frühwinter, an altem Laubholz, gerne Buche, dieser sehr dekorative Gallertfleischige Fältling (Merulius tremellosus) zu finden. Standortfoto.
Ob das nun wieder Stockschwämmchen sind?, rätseln diese beiden Damen. Der Fachmann sagt spontan ja, aber trotzdem erst die Stiele anschauen, ob die kleinen, bräunlichen Schüppchen vorhanden sind! Sie waren natürlich vorhanden und die köstlichen Stockschwämmchen durften in den Speisepilz – Korb wandern.
Das weitgehend naturbelassene und wildromantische Kerb – Tal der Mildenitz genießt als Fauna – Flora – Habitat (FFH) einen Schutzstatus
Auf einer Info – Tafel sind Besonderheiten zu diesem Gebiet erläutert und teils bildlich dargestellt.
Zwischen dem frisch gefallenen Buchenlaub schauen einige Graue Korallenpilze (Clavulina cinerea) hervor. Sie sind ungenießbar.
Aber hier scheinen noch andere Pilze zu wachsen, denn ungenießbare Arten wecken meist nicht ein derartiges Interesse bei den meisten Teilnehmern. Was mag es hier wohl geben?
Dachte ich es mir doch! Trompeten – Pfifferlinge (Cantharellus tubaeformis) sind der Grund des Verweilens und des gezielten Absuchens des Waldbodens. Sie sind im Buchenlaub nur schwer auszumachen und Meister der Tarnung. Hat man einmal eine Stelle entdeckt, lohnt sich das ruhige und gelassene Nachsuchen oft. Mitunter findet man sogar mehr als man überhaupt verspeisen kann.
Zwischen den Trompeten – Pfifferlingen auch einige Rotgelbe Stoppelpilze (Hydnum rufescens). Sie sind kleiner und somit unergiebiger als ihr größerer Bruder, der Semmelstoppelpilz. Auch habituell sehen sie anders aus. Essbar und am Standort fotografiert.
Nach dem sich die auseinander gezogene Exkursionsgruppe wieder gesammelt hat, stimmt Klaus (mit Fotoapparat) mit uns den weiteren Kurs des Weges ab. Bis zu den Autos ist es jetzt nicht mehr weit. Wir entschieden uns den Waldrand entlang zu laufen.
Aber hoppla, da sind doch alle dran vorbei gelaufen. Zwischen dem welken, am Boden liegendem Eichenlaub, versteckte sich diese junge, sehr schöne Marone (Xerocomus badius). Leider sind es jetzt meist nur noch Einzelstücke, die Saison neigt sich eben mit großen Schritten dem Ende entgegen.
Nach dem uns Irena mit am morgen frisch gebackenem Apfelkuchen, Kaffee und Tee verwöhnte, versammelten sich alle zwölf Pilzfreunde nochmals zu unserem obligatorischen Erinnerungsfoto. Unter dem Motto „So jung kommen wir niemals wieder zusammen“, wollen wir die diesjährigen Vereins – und Kartierungsexkursionen beschließen. Wenn alles gut geht und alle gesund bleiben, lädt die Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. ihre Pilzfreunde sowie interessierte Gäste auch im nächsten Jahr wieder zu unseren Vereins – und Kartierungsexkursionen sehr herzlich ein. Bis dahin allen eine gute Zeit! Ein Teil trifft sich sicherlich noch einmal kommenden Sonnabend, zu unserer letzten, öffentlichen Pilzwanderung. Foto: Klaus Warning am 17. November 2013 im Mustiner Holz.
Die Termin – Planung für das Jahr 2014 erfolgt im laufe des Winters und erscheint nach und nach in der Rubrik „Termine“, gleich zu Beginn unseres Info – Corners.