Wetter und Pilze im Raum Nordwestmecklenburg
Wetter und Pilzwachstum im Juni 2013/2
Sonntag, 16. Juni – Heute Vormittag stattete ich mal wieder der Parkanlage am Seeblick einen Besuch ab. Es war nicht viel los, aber einige frische Perlpilze schoben sich an mehreren Stellen aus dem Mergelboden. Des weiteren fand ich noch jeweils einen Camembert – Täubling und einen jungen Netzstieligen Hexen – Röhrling. Am Nachmittag war ich auf dem Wismarer Friedhof unterwegs. Das Grab meiner Mutter hatte mal wieder eine Verschönerung nötig und Irena sowie Jonas brachten noch frische Blumen aus Keez mit. Bei der Gelegenheit schaute ich mich natürlich auch gleich nach Ausstellungspilzen und Fotomotiven um. Zunächst fand ich eine kleine Stelle mit den ersten, stark giftigen Mairißpilzen der Saison. Unter einem bekannten Eichen – Standort des Fahlen Röhrlings, bei einer Urnengrabstelle, herrschte Hochbetrieb. Etwa acht dieser Dickröhrlinge standen dieses mal in allen Altersstadien hier. Teils versteckt unter einer Rhododendron – Hecke, teils, und das waren auch die größten von ihnen, mit etwa 25 cm Hutdurchmesser und fast Unterarm dicken Stielen, direkt auf den Gräbern. Einer von ihnen schob sogar eine Blumenvase beiseite. Für uns Pilzfreunde ein toller Anblick, für die Angehörigen der Verstorbenen aber wohl eher ein Ärgernis. Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn so schöne Pilze später einmal auf meiner Grabstelle wachsen würden. Es wäre eine Ehre! Zum Schluss entdeckte ich noch etwas merkwürdiges und ich traute meinen Augen kaum. Unter einer kleinen Baumgruppe lag reichlich Rindenmulch und dessen Ränder markierte eine merkwürdige Umrandung. Was haben die hier für ein Kraut gepflanzt, dachte ich mir aus einiger Entfernung. Beim näheren Hinsehen offenbarte sich mir die Bescherung. Unzählige, ja sicher über tausend Pilzfruchtkörper, bildeten diese ominöse Umrandung und wuchsen in Büscheln dicht gedrängt. Es handelte sich höchstwahrscheinlich um den Büschelligen Blasssporrübling, einem nahen Verwandten des Waldfreund – Rüblings.
Montag, 17. Juni – Heute besuchte mich wieder Andreas Okrent, um die prächtigen Fahlen – Röhrlinge, die ich gestern auf dem Friedhof fand, zu fotografieren. Bei der Gelegenheit brachte er mir auch noch einige Sommer- und Echte Steinpilze sowie Pfifferlinge für meine Ausstellung mit. Die Wetterlage spitzt sich in den nächsten Tagen in unserem Interesse zu. Jetzt scheint es nämlich amtlich zu sein, dass die außerordentlich heiße und tropisch schwüle Luftmasse auch bis zu uns an die Küste vordringen kann. Vor allem am Mittwoch und Donnerstag können die Temperaturen, zumindest im Binnenland, auf 30 bis 35 Grad im Schatten, bei gleichzeitig enormer Schwüle, ansteigen. Schwere Gewitter sind dabei ebenfalls vorprogrammiert. Andreas und ich hoffen, dass davon auch die Haushalt Forst mit ihrer wärmeliebenden Edelpilzflora profitieren wird. Die kräftigen Niederschläge der letzten Tage, nun gefolgt von zwei bis drei Tagen extrem feuchter Hitze und anschließend erneut kräftig Wasser von oben, sollten in dieser Kombination schon einiges bewirken können. So hoffen wir zumindest, denn wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Heute habe ich die Pilzausstellung wieder erneuert. Es liegen 87 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Angebrannter Rauchporling, Ziegelroter Mairißpilz, Echter Pfifferling, Camembert Täubling, Widerlicher Täubling und Blaublättriger Täubling.
Dienstag, 18. Juni – Heute Abend trafen sich einige Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zum Themenabend „Giftpilze und Pilzgifte“ im Steinpilz – Wismar. Ich stellte die wichtigsten Vergiftungssyndrome und die zugehörigen Giftpilze in Wort und Bild vor und der Ziegelrote Mairßpilz sowie der Pantherpilz konnten sogar im Original bewundert werden. Da ich heute nicht im Feld war, kann ich auch keine neuen Erkenntnisse vom aktuellen Pilzaufkommen zum Besten geben. Morgen ist eigentlich mein mittwöchentlicher Exkursionstag, aber bei der vorhergesagten Hitze werde ich voraussichtlich maximal einigen Parkanlagen einen Kurzbesuch abstatten. War es heute noch angenehm und moderat temperiert, so soll es morgen auch bei uns in zunehmender Schwüle tropisch heiß mit 30 Grad und mehr werden. Ab morgen Abend soll sich dann für viele Regionen Deutschlands eine ausgeprägte Schwergewitterlage einstellen. Siehe unter www.unwetterzentrale.de . Im Vorfeld einer von Westen vorrückenden Kaltfront kann es zur Ausbildung großräumiger Gewittercluster kommen, die dann beginnend ab morgen Abend bis Freitag ganz Deutschland von Südwest nach Nordost überqueren werden. Verbreitet ist dann mit heftigen Gewittern und zumindest regional mit schweren Unwettern zu rechnen! Wichtig ist für uns, dass es nach der Hitze nochmals zu einem kräftigen Regenereignis kommen mag, es muss ja nicht gleich Großhagel sein! Aber diesen wird es örtlich wohl auch geben, da die Gewitterwolken in der schwülheißen Luftmasse in besonders große Höhen empor schießen können.
Mittwoch, 19. Juni – Wie erwartet hat uns heute die schwülheiße Subtropikluft voll erwischt und wird auch bis morgen noch bei uns verweilen, bevor sie am Freitag durch warme Sommerluft ersetzt wird. Das erfolgt in mehreren Stufen durch eine sich von Westeuropa langsam nähernde Tiefdruckzone. Ein Hitzetief, eine mögliche Konvergenzzone und die eigentliche Kaltfront sorgen ab heute Abend 22.00 Uhr bis Freitag früh 08.00 Uhr in Mecklenburg und in den meisten anderen Teilen Deutschlands für erhöhte Unwettergefahr! Erste Hitzeschauer gab es schon heute Nachmittag. Während der von www.unwetterzentrale.de bewarnten Zeitspanne kann es zu heftigen Gewittern der Warnstufe rot kommen. Das bedeutet in der Einteilung der Unwetterzentrale mögliche Wettererscheinungen wie folgt: Hagel mit einer Korngröße von 1 – 3 cm, Starkniederschlag in einer Größenordnung von 20 – 60 Liter pro Quadratmeter und Gewitterböen von 100 bis 130 Km pro Stunde. Vorwarnungen der Stufe rot können auch zu Schwergewittern der Stufe violett führen. Hier liegen die zu erwartenden Messwerte noch über denen der Warnstufe rot! Violett gab es am späten Nachmittag schon regional im Westen Deutschlands. Es ist die höchstmögliche Unwetterwarnstufe! – Heute Nachmittag war ich bei tropischer Hitze im Seeblickpark in Wendorf. Die Artenvielfalt wird hier langsam aber sicher immer größer. Am häufigsten gab es Perlpilze, die stellenweise mit Pantherpilzen vergesellschaftet waren. Giftige Karbol – Champignons waren wieder frisch erschienen und auf dem nackten Mergelboden einer Eichen und Buchengruppe schoben sich zahlreiche, noch sehr kleine, Flockenstielige Hexen – Röhrlinge aus dem Erdboden. Ein Zeichen, dass es wieder bergauf geht, wobei man sagen muss, dass es ja eigentlich seit Ende Mai, zwar mit Schwankungen, aber dennoch konstant Röhrlinge gab. Jetzt scheint es aber so, dass ab dem Wochenende wieder ein stärkerer Schub bevor stehen könnte. Die Bedingungen sind nahezu perfekt! An Sommersteinpilzen fand ich nur ein junges Exemplar, wobei es sein könnte, dass die Stellen schon besammelt worden sind, denn ein Wismarer Pilzfreund, der zufällig auch im Park unterwegs war um Fotos von Pilzen zu machen, sagte mir, das hier gestern noch viel mehr, insbesondere Perlpilze, standen!
Donnerstag. 20. Juni – Der heutige Tag macht seinem Namen alle Ehre. Es blitzt und donnert fast an allen Ecken und Kannten unseres Landes. Der erste, gewaltige Gewittercluster, zog in der vergangenen Nacht über Norddeutschland. Ab Mitternacht griff das sehr blitzintensive Gewittersystem rasch von Westen her auf Mecklenburg – Vorpommern über. Es herrschte mehrere Stunden ein regelrechtes Blitzfeuerwerk am Himmel. Gegen 1.00 Uhr in der Nacht wurden von der Blitzortung über Deutschland und den angrenzenden Gebieten etwa 111 000 Blitzentladungen in 90 Minuten registriert. Ein Großteil davon entfiel auf unser Gewittersystem. Besonders in Westmecklenburg schüttete es wie aus Kübeln und verbreitet sind mehr als 20 l/qm gefallen. Ich hatte gestern Abend noch schnell einen Regenmesser gekauft und heute morgen befanden sich in Keez, bei Brüel, 21 Liter darin. Ein sehr gutes Ergebnis. Jetzt um 19.00 Uhr steht bereits ein ähnlich starkes Gewittersystem vor unserer Haustür. Auf breiter Front ziehen von Süden widerum schwere Gewitter auf. Um 19.00 Uhr registrierte die Blitzortung ca. 137 000 Entladungen in 90 Minuten! In vielen Regionen Deutschlands haben die neuerlichen Gewitter bereits für Überflutungen und Sachschäden gesorgt. Am Abend und in der kommenden Nacht geht es nun auch bei uns wieder rund. Mal schauen, was da auf uns zukommt! Siehe auch unter www.wetter-online.de . Heute habe ich im übrigen wieder die Pilzausstellung erneuert. Es liegen jetzt 78 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Sonnen – Täubling, Strohgelber Rißpilz und Papagei – Täubling.
Freitag, 21. Juni – Die Gewitter erreichten gestern Abend und in der vergangenen Nacht auch noch unser Bundesland und haben besonders in den südlichen und östlichen Landesteilen kräftigeren Regen gebracht. In Wismar drohten zwar am Abend auch dunkle Wolken und ab und zu gab es Wetterleuchten mit entferntem Donnergrollen. Die Gewitter schwächten sich aber bald ab und es gab bei uns nur wenig Regen. Das macht aber nichts, denn in der Nacht zuvor waren die Mengen sehr erfreulich. Wir haben jetzt einen soliden Grundstock an Feuchtigkeit im Boden unserer Wälder, die insbesondere auf unseren guten Standort mit gehaltvolleren Böden für Nachhaltigkeit beim sich nun entwickelnden Hochsommeraspekt sorgen wird. Auch auf unseren sandigen Standorten sollte es in den nächsten Tagen wieder deutlich besser werden. Wir erwarten einen neuen Wachstumsschub, der durchaus auch hier solide ausgeprägt sein könnte. Auf diesen Untergründen kann es aber bei einsetzender Trockenheit relativ schnell wieder vorbei sein. In unseren guten Sommer- und Edelwäldern auf besseren Böden, könnte es längerfristig immer pilzreicher werden, zumal hier in den letzten beiden Jahren im Sommer kaum etwas los war. Hier werden die Wachstumsschübe der einzelnen Arten weniger gut vorhersagbar sein, statt dessen wird das allgemeine Pilzaufkommen in den nächsten Wochen stetig zunehmen. So rief mich heute Vormittag Andreas Okrent an, dass er ohne größerer Erwartungshaltung gewagt hatte, von Graal – Müritz aus mal wieder der Haushalt Forst einen Besuch abzustatten. Seine ersten Worte waren: „In der Haushalt Forst geht die Post ab! Ich stehe hier in Mitten von 30 bis 40 Sommersteinpilzen in allen Altersstadien“. Auch Täublinge sind zahlreicher geworden. Es gab die ersten Hainbuchen – Röhrlinge. Fahle Röhrlinge und Netzstielige Hexen – Röhrlinge sowie eine Handvoll Pfifferlinge. Wenn das nicht zuversichtlich stimmt! Es ist nun nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die, für Raritäten – Jäger interessanten Arten, verstärkt auf der Bildfläche erscheinen.
Sonnabend, 22. Juni – Andreas hatte gestern großes Glück, dass er in eine Sommersteinpilz – Oase geraten war, denn nach meiner heutigen Inspektion in der Haushalt Forst sah es im allgemeinen eher bescheiden aus. Die Sommersteinpilze von gestern spendierte Andreas für den Trockner, dafür nochmals herzlichen Dank! Es herrscht eigentlich immer noch Übergangszeit und vom beginnenden Hochsommeraspekt war leider noch nichts zu merken. Typisch wären in der Haushalt Forst dann z. B. die ersten Rosa – Täublinge, die es hier in Mengen geben kann, oder erste Langstielige Pfeffer – Milchlinge als charakteristischer Juli – Pilz. Das bescheidene Frischpilzaufgebot setzte sich im wesentlichen aus Breitblättrigen Rüblingen und Perlpilzen zusammen und einige prächtige Weißstielige Leder – Täublinge erfreuten mich ganz besonders. Diese können aber auch schon im Mai auftreten. Ansonsten hier und da frische Stockschwämmchen, einen schönen Echten Steinpilz und dazu gleich der ungenießbare Verwechslungspartner, der erste Gallen – Röhrling der Saison. Eine Handvoll Pfifferlinge waren auch mit dabei. Noch kurz zum Thema Pilz – Oasen. Das ist ein von mir gewählter Begriff für kleine „Inseln“, an denen plötzlich, im Gegensatz zum großen Rest des Waldes, auffallend viele Pilze auftreten. Meist sind an solchen Stellen gleich mehrere Arten gemeinsam zu finden. Diese „Inseln“ oder „Oasen“ sind typisch für Zeiten, in denen im großen und ganzen nicht viel los ist. Um so größer ist dann die Freude, wenn man das Glück hat, auf so eine Stelle zu treffen. Dieses Glück hatte heute auch ein junger Mann aus Hamburg, der in einem parkartigen Gelände plötzlich zahlreiche, wunderbar frische Flockenstielige Hexen – Röhrlinge fand und damit zu mir in die Pilzberatung kam. Er kann sich auf ein schmackhaftes Pilzgericht freuen. Auch vielen Dank nochmals an eben diesen jungen Mann, für seine kleine finanzielle Spende zum Erhalt des „Steinpilz – Wismar“.
Sonntag, 23. Juni – Heute war ich mit Andreas Okrent am Radebachtal bei Blankenberg verabredet. Von hier aus fuhren wir zunächst mit meinem Kleinkraftroller einige interessante Stellen außerhalb des Radebachtals an. Da heute der 10. Tag nach unserem 30 Liter – Regenereignis vom 13. Juni war, wollte ich mich zuerst in der Kiefernforst bei Perniek vergewissern, ob hier vielleicht schon die ersten Körnchen – Röhrlinge, als Zeichen eines neuen Wachstumsschubes, zu sehen waren. Eigentlich erscheinen sie frühestens am 11. Tag nach dem Starkregenereignis, es waren aber tatsächlich schon die ersten kleinen zu sehen. Danach fuhren wir unterschiedliche Wälder, insbesondere aber verschiedene Buchenwald – Standorte an. Es war im allgemeinen sehr bescheiden. Die häufigsten Arten waren Perlpilze und Pfifferlinge. Damit möchte ich meine gestrige Andeutung zum Pfifferlings – Wachstum etwas relativieren. Es sind zwar an den meisten, heute kontrollierten Pfifferlings – Standorten, enttäuschend wenig zu sehen gewesen, aber an einigen, wenigen Stellen, waren doch reichlich Brut und auch schon recht ordentliche, erntefähige Pilze zu sehen. Da Andreas insbesondere nach eher selteneren oder besonders attraktiven Pilzen Ausschau hielt, kam auch er noch auf seine Kosten. An zwei verschiedenen Standorten, beides mit Buchen bestandene Bachtäler, konnten wir wunderschöne, lachsfarbene Korallen finden. Ein Löwengelber Dachpilz im Radebachtal war eine besonders schöne Augenweide und ein hervorragendes Fotomotiv. Es gab auch vereinzelte Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, ganz junge Gallen – Röhrlinge, einen alten Birkenpilz, vereinzelte Sommersteinpilze und einige Täublinge. Aber alles sehr bescheiden. Zum Schluss, wir hatten noch etwas Zeit, bevor Andreas sein Zug von Blankenberg fuhr, schlug ich vor, noch einer sehr zuverlässigen und produktiven Stelle von Sommersteinpilzen und interessanten Täublingen in einem Kalkbuchenwald des Revier Weiße Krug, einen kurzen Besuch abzustatten. Unter dem Motto „Das Beste kommt zum Schluss“ stießen wir hier auf eine der wenigen „Pilzoasen“, die es zur Zeit gibt. Obwohl mir Andreas während unserer heutigen Exkursion sagte, dass er eigentlich keine Sommersteinpilze mehr sehen, geschweige denn fotografieren mag, war dieser Vorsatz beim Anblick einer solchen Pracht, die sich uns plötzlich offenbarte, auf der Stelle vergessen. Sommersteinpilze von einer selten gesehenen Üppigkeit standen plötzlich vor uns. Zunächst entdeckte Andreas ein Riesenexemplar von fast 30 cm Hutdurchmesser und der ganze Pilz war noch knackig und fest und die Röhren noch fast weiß. Plötzlich standen wir mitten unter kapitalen, dickbauchigen Sommersteinpilzen mit tief dunkelbraunen, ja fast schon schwarzbraunen Hüten. Da gab es auch für ihn kein halten mehr und die Kamera wurde aufgebaut. Zum Glück, denn mein Akku hatte inzwischen den Geist aufgegeben und ich konnte keine Fotos machen. Auch viele Kurzstielige Leder – Täublinge und Frauen – Täublinge standen plötzlich hier. Es ist zur Zeit in der Tat so, dass im allgemeinen nicht viel, im besonderen aber um so mehr los ist. An 5 von 10 Steinpilzstellen ist gar nichts, an vieren stehen Einzelstücke und an der zehnten darf gefeiert werden! Eigentlich wollte ich dieser Stelle erst im Zuge des ab Mitte bis Ende kommender Woche eventuell zu erwartenden, neuerlichen Wachstumsschubes einen Besuch abstatten, zum Glück habe ich es heute getan, die Pracht wäre bis dahin gewesen.
Montag, 24. Juni – Heute rief mich Andreas Herchenbach aus dem Wald an und war enttäuscht, dass er in Perniek zwar vereinzelte, ganz junge Körnchen – Röhrlinge fand, aber weit entfernt von früheren Schüben an dieser Lokalität. Vor zwei Jahren wurde hier massiv ausgeholzt und der Standort hat sich deutlich verändert. Das allgemeine Aufkommen an Butterpilzen und Körnchen – Röhrlingen hat seit dem deutlich nachgelassen und zum anderen können diese tatsächlich die allerersten eines zumindest moderaten Wachstumsschubes sein. In wenigen Tagen könnten durchaus nennenswertere Mengen erscheinen. Er wollte nach seinem Anruf noch verschiedenen, anderen Pfifferlings – und Steinpilzstandorten einen Besuch abstatten, ich hoffe, er hatte Erfolg. Es gehört momentan eine gehörige Portion Glück dazu! Heute habe ich unsere Ausstellung wieder erneuert. Es liegen jetzt 97 Arten auf den Flächen. Neu in diesem Jahr mit dabei: Bleigrauer Bovist, Hainbuchen – Röhrling, Narzißengelber Wulstling, Grauer Wulstling, Papagei – Täubling, Kurzstieliger Leder – Täubling, Weißstieliger Leder – Täubling, Hainbuchen – Täubling, Gallen – Röhrling, Frühlings – Koralle?, Löwengelber Dachpilz und Gemeiner Wurzel – Rübling.
Dienstag, 25. Juni – Heute war ich mit Sohn Jonas zur Inspektion im Seeblickpark. Das allgemeine Pilzaufkommen war für diese pilzreiche Parkanlage eher bescheiden. Trotzdem scheint sich hinsichtlich eines neuen Wachstumsschubes, der im laufe dieser Woche einsetzt, alles wie erwartet zu entwickeln. Nach 10 bis 11 Tagen waren die ersten Körnchen – Röhrlinge an den Rändern des Kiefernforstes bei Perniek erschienen und unter den Eichen- und Buchengruppen des Seeblick – Parks schoben sich heute teils zahlreiche kirsch- bis walnußgroße Sommersteinpilze aus dem Erdboden. Und zwar an allen mir dort bekannten Stellen. Das soll schon etwas heißen, denn das kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Auch junge Flockenstielige Hexen – Röhrlinge waren wieder einige im kommen. Es gab von beiden Arten sicherlich noch viel mehr, aber gestückelte Steinpilzstiele und frisch herausgerissene Täublinge waren Indizien, das hier heute schon vor uns jemand auf Pilzsuche war. Meiner Meinung nach steht ein beachtlicher Schub von Sommersteinpilzen und Co. bevor, der durchaus nachhaltig, wegen zweier Starkregen – Ereignisse relativ kurz hinter einander, ausfallen könnte.
Mittwoch, 26. Juni – Heute war ich mit Angelika Boniakowski und Andreas Okrent zur Inspektion zweier Raritätenstandorte verabredet. Zusammen mit Sohn Jonas fuhren wir kurz nach 09.00 Uhr zunächst in die Züsower Forst. Hier hatte Angelika vor einigen Jahren einen Standort der blassen Form des Satans – Röhrlings entdeckt. Wir wollten uns diese Lokalität anschauen, um sie etwas gezielter beobachten zu können. Leider hat sich dieses überaus interessante Gebiet zum forstwirtschaftlichen Schlachtfeld entwickelt und zerspitterte Baumkronen so weit das Auge reichte, machte unsere Tour zu einem anstrengenden Hindernislauf. Ganz besonders wurde an der sensiblen Stelle des Satans – Röhrlings gewütet und wenige hundert Meter weiter kreischten die Kettensägen und es krachten weitere, mächtige Buchen auf den Waldboden und ließen ihn erzittern. Man kann nur noch mit Entsetzen und Wut durch die meisten, unserer einst so schönen Wälder streifen. Wie betitelte es gestern, bei einem Telefonat, Andreas Herchenbach so treffend „Mecklenburg – Vorpommern tut gut“! Wir plädieren eher für „M-V tat gut“. Gemeint sind natürlich die Urlauber, die den gut organisierten Erlebnis – Tourismus nutzen sollen um möglichst viel Geld hier zu lassen, wie überall auf der Welt, wo der schnöde Mammon regiert und alles tun und handeln der Menschen dem untergeordnet wird. Einen wirklichen Wert besitzt in dieser Gesellschaftsordnung und diesem Wirtschaftssystem nur, was Geld einbringt oder zu Geld gemacht werden kann. Was für einen Wert besitzt da schon ein außerdem noch giftiger Satans – Röhrling? Diesen gab es hier heute erwartungsgemäß noch nicht, dafür aber einige fotogene Schönfuß – Röhrlinge. Danach ging es noch kurz in die Schlemminer Staatsforst, wo uns Angelika eine Lokalität eines weiteren, sehr seltenen Röhrlings zeigte, der noch nicht näher bestimmt werden konnte. Heute war die fragliche Art ebenfalls noch nicht vertreten, aber wir werden in Zukunft versuchen, diese interessanten Standorte etwas mehr im Auge zu behalten, falls die Forst ihnen nicht schon den Rest gegeben hat!
Donnerstag, 27. Juni – Heute ist Siebenschläfertag. Zwar nicht allein an diesem, aber an den letzten Juni und ersten Juli – Tagen werden häufig die Weichen für den kommenden Hochsommer gestellt. Nach den neuesten Trendrechnungen der Wettercomputer soll sich nun ab der nächsten Woche zunehmend warmes und stabileres Sommerwetter durchsetzen und abgesehen von gelegentlichen Wärmegwittern sind bis auf weiteres keine flächendeckenden Niederschläge mehr auszumachen. Die Wärme wird unserer hochsommerlichen Pilzflora zunächst sicher gut tun und in unseren wäremeliebende Edelwäldern, auf bessern Böden, das Pilzwachstum ankurbeln. Die sandigen Bereiche werden mittelfristig das Nachsehen haben, aber vieleicht sorgen zwischenzeitliche Gewitter für Entspannung und es dürfte auch hier einiges möglich sein. Möglich ist bei diesem Trend natürlich auch ein insgesamt eher trockener Hochsommer mit den ensprechenden Folgen für`s Pilzwachstum. Lassen wir uns also überraschen! Heute habe ich wieder die Pilzausstellung erneuert. Es liegen 109 Arten auf den Flächen. Davon erstmals in diesem Jahr mit dabei: Langstieliger Schleimfuß, Schwarzflockiger Dachpilz, Kerbrandiger Trichterling, Gelbbräunlicher Trichterling, Langstieliger Knoblauchschwindling, Halsband – Schwindling, Rettich – Helmling, Halbkugeliger Ackerling, Kegeliger Rißpilz, Klebriger Hörnling, Fleischroter Lacktrichterling, Violettbrauner Täubling, Weinroter Herings – Täubling, Buchen Spei – Täubling, Süßlicher Milchling, Kampfer – Milchling, Fleischroter Speise – Täubling, Fransiger Wulstling, Schönfuß Röhrling, Grüner Knollenblätterpilz und Falscher Rotfuß – Röhrling.
Freitag, 28. Juni – Da Sohn Jonas die ersten Ferientage bei Papa in Wismar verbrachte und die meiste Zeit im „Pilzladen“ bzw. mit im Wald war, durfte er sich heute aussuchen, was wir machen wollen. Er entschied sich für das Poeler Piratenland, einem Indoor – Spielplatz. Bei der Gelegenheit nutzte ich gleich die Möglichkeit, dem alten Eichenpark und der Lindenallee am Schwarzen Busch einen Besuch abzustatten. In der schönen, alten Parkanlage war höchstwahrscheinlich gerade gestern der Rasenmäher rüber, deshalb nur vereinzelt einige zerstückelte Pilzreste. Das hatte hier keinen Sinn. Ich konzentrierte mich auf die Lindenallee zwischen Kirchdorf und Schwarzer Busch, aber auch hier wurde kürzlich gemäht. Trotzdem konnte ich einige Netzstieliege Hexen – Röhrlinge, verschiedene Täublinge, Olivgelbe Rißpilze, Gilbende Erdritterlinge, Anis – Champignons und verblüffender Weise auch Sommersteinpilze finden. Und die wuchsen hier tatsächlich unter Linden! Weit und breit keine Eiche oder Buche, zumindest nicht dort, wo sich die jungen Sommersteinpilze aus dem Boden schoben. Der Standort scheint sogar bekannt zu sein, denn es wurde geschnitten. Allerdings hatten die meisten Pilze heute schon wieder Trockenschäden durch den lebhaften Wind der letzten Tage zu verbuchen und auch die zur Zeit ungewöhnlich kalten Temperaturen beeinträchtigen das Pilzwachstum erheblich. Aber ab nächste Woche soll ja der Sommer kommen!
Sonnabend, 29. Juni – Elf pilzbegeisterte aus Mecklenburg, Berlin und der Schweiz trafen sich heute morgen auf dem ZOB in Wismar zu einer öffentlichen Pilzlehrwanderung. Sie führte bei regnerischem Pilzwetter durch das überaus interessante Klaasbachtal bei Neukloster und weiter durch den sogenannten Babster Sack. Überwiegend reiche, vielfach kalkhaltige Laubwälder mit einer großen Artenvielfalt. Diesbezüglich war es heute zwar immer noch recht bescheiden, aber dennoch konnten wir tolle Pilzfunde, teils auch von selteneren Arten, tätigen. Ausführlicher nachzulesen unter: „Durch den Babster Sack“.
Sonntag, 30. Juni – Der Frühsommermonat Juni geht zu Ende und aus mykologischer Sicht war er auch recht ordentlich, gemessen an dem, was uns in den zurückliegenden Jahren zum Teil geboten wurde. Insbesondere Röhrlinge, einige Champignons, Täublinge und Wulstlinge gab es vor allem im parkartigen Gelände. Sommersteinpilze waren konstant, wenn auch meist nur sehr punktuell vertreten. Vereinzelt auch der eine oder andere Fichtensteinpilz. Pfifferlinge taten sich zunächst schwer, legten aber gegen Ende des Monats deutlich zu. Das Wetter spielte in punkto Feuchtigkeit gut mit, nur die Temperaturen ließen meist zu wünschen übrig.
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