Wetter und Pilzwachstum in Nordwesten Mecklenburgs
Tagebuch Wetter und Pilze Juli 2013/1
Montag, 01. Juli – Heute beginnt der Pilzsommer. Dieser Aspekt dauert in etwa bis Mitte August. Natürlich kommen viele Pilzarten dieser Wachstumsphase auch danach noch vor, aber für einige Arten ist jetzt die hohe Zeit ihres Erscheinens angebrochen. Dies gilt besonders für viele wärmeliebende Pilzarten der Gattung Boletus (Dickröhrlinge), für Pfifferlinge oder auch im besonderen für den Langstieligen Pfeffermilchling, der wirklich nur in diesen Wochen wächst. Die Wachstumsbedingungen, speziell was die Bodendurchfeuchtung in unseren Wäldern angeht, sind derzeit recht gut. Am Mittwoch soll uns ein Randtief nochmals kräftigeren Regen bringen und danach könnte sich warmes Sommerwetter durchsetzen. Insbesondere die beliebten Pfifferlinge scheinen jetzt, nach anfänglichen Startproblemen, so richtig los zu legen. Andreas Okrent hat z. B. in seinem heimatlichen Gebiet, an einer ihm bekannten Stelle, gestern so viele Pfifferlinge wie nie zu vor gefunden. Und das waren nicht nur kleine Knöpfe, sondern durchaus ansehnliche Exemplare zu vielen hunderten. Nun wird es tagelang Pfifferlinge zu Essen geben! Auch ich habe gestern an einer mir seit langem bekannten, gehaltvollen und kalkhaltigen Buchenwaldstelle, die oben abgebildeten Blassen Laubwaldpfifferlinge sehr zahlreich angetroffen. Die blasse Variante des beliebten Eierschwamms wird besonders groß und massig. Ich habe nur fünf Exemplare für unsere Ausstellung mitgenommen, die anderen hatten zwar auch schon einen Hutdurchmesser von 3 bis 5 cm, sie dürfen aber noch eine Woche weiterwachsen, dann wird geerntet. Der erwartete Röhrlings – Schub ist jetzt voll im Gange. Zumindest in den städtischen Parkanlagen geht es derzeit rund. Ein Massenschub von Netzstieligen Hexen- Röhrlingen bevölkert Standorte unter Linden und Birken. Sommersteinpilze gab es zwar punktuell den ganzen Juni, sie sind aber jetzt allgemein wieder etwas häufiger geworden und auch in den sandigen Gebieten kommen sie wieder frisch, in teils guter Qualität, wenn sie nicht gerade von Schnecken zerfressen werden. Heute habe ich wieder die Pilzausstellung erneuert. Es liegen 102 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Vielfarbiger Täubling, Tauben – Täubling und Semmelstoppelpilz.
Dienstag, 02. Juli – Der Sommer scheint nun doch allmählich Fahrt auf zu nehmen. Im sinne der Siebenschläfer – Regel soll sich die Großwetterlage in den nächsten Tagen stabilisieren und zunehmend sonniges und warmes Sommerwetter einkehren. Ob es dann wohl sieben Wochen so bleibt? Nichts dagegen, aber bitte auch mit einigen feuchten Unterbrechungen! Zunächst soll morgen noch ein Randtief von Südwest nach Nordost über Deutschland zur Ostsee ziehen. Dabei werden verbreitet, teils ergiebige Regenfälle erwartet, besonders im Südwesten der Republik. In Mecklenburg – Vorpommern ist nach einem freundlichen und warmen Vormittag ab den Mittagsstunden mit heftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Örtlich besteht Unwettergefahr! Hoffen wir, das damit nochmals nennenswerte Niederschläge verbunden sein werden, denn danach soll es erst einmal bis weit in die nächste Woche trocken bleiben. Auch gestern Abend und besonders in der vergangenen Nacht sind gebietsweise starke Schauer und Gewitter über weite Teile unserer Pilzreviere gezogen. In Keez befanden sich heute morgen immerhin 15 Liter im Regenmesser! Auf richtige Sommerwärme hoffen wir schon seit geraumer Zeit, denn unsere artenreichen Edelwälder kommen ansonsten einfach nicht in gang.
Mittwoch, 03. Juli – Heute morgen war ich mit Andreas Okrent am Roten See bei Brüel verabredet. Wir wollten und haben eine Tour durch das Deichelseegebiet unternommen. Auch Sohn Jonas war mit von der Partie und half Andreas bei seinen professionellen Fotoaufnahmen. Wir umrundeten den Roten See, den Hohlsee und den besonders interessanten Deichelsee mit seinen kalkhaltigen Hangterrassen. Hier ist neben anderen, seltenen Arten, auch der Satans – Röhrling zu hause. Der war heute allerdings nicht vertreten, aber ein Exemplar der Gattung Albatrellus entschädigte dafür allemal. Es muss nur noch geklärt werden, um welche Art es sich handelt. Der Semmelporling mit seinen gelben Hüten scheidet meiner Meinung nach aus. Möglich wäre der Schafporling. Ich muss ihn mir nochmal in Ruhe anschauen, eventuell muss er mikroskopiert werden. Auf jeden Fall aber ein Super Fund von extremer Seltenheit in unseren Breiten! Am Hohlsee erfreute uns außerdem noch ein ausgesprochen schöner Anhängsel – Röhrling, ein Vertreter der seltenen, wärmeliebenden Dickröhrlinge. Von den thermophilen Dickröhrlingen gab es heute insbesondere Sommersteinpilze fast schon in rauen Mengen. Da ich sie zum trocknen brauche, war Zielsetzung mindestens 30 Stück, schätzungsweise das Doppelte landete in meinen Körben und viele Exemplare waren einfach schon zu alt und blieben stehen. Sommersteinpilze in allen Altersstadien! Besonders an den wärmebegünstigten Stellen auf Sandböden. Inzwischen muss man sich fast fragen, wie lange der seit Ende Mai stattfindende Wachstumsschub von Sommersteinpilzen noch anhält? Außerdem gab es an Röhrlingen noch einige Rotfüßchen, Ziegenlippen, eine Marone, zwei Gallen – Röhrlinge, wenige Flockenstielige Hexen – Röhrlinge und drei Espen – Rotkappen. Die kräftigen Schauer und Gewitter haben am Abend besonders das zentrale Mecklenburg heimgesucht. Bei uns verdunkelte sich zwar auch der Horizont, aber es gab kaum etwas. Dafür haben die Schauer der vorletzten Nacht, zumindest in der Region Jülchendorf, mächtig Wasser gebracht. Ich hatte mit meinen Roller richtig Schwierigkeiten, durch die „Seenlandschaft“ eines ansonsten gut befahrbaren Waldweges zu gelangen.
Donnerstag, 04. Juli – Ich habe heute wieder unsere Pilzausstellung erneuert und bei der Gelegenheit auch die Sommersteinpilze gezählt, die in zwei Körben, zusammen mit weiteren Ausstellungspilzen, in meinen Kühlschränken deponiert waren. Genau 70 Stück! Einige, besonders schöne, stehen nun auf der Ausstellung und meine Trockner laufen auf Hochtouren. Es sind immerhin drei an der Zahl. Trotzdem habe ich nicht alle Pilze raufschneiden können. Die jüngsten und stabilsten sind wieder im Kühlschrank und werden morgen getrocknet. Auch habe ich mich heute mit dem seltenen Porling beschäftigt, den wir gestern am Deichelsee fanden. Es ist tatsächlich das bei uns sehr seltene Schafeuter (Albatrellus ovinus)! – Am Montag war Andreas noch in den Wismarer Parkanlagen unterwegs und hat mir Pilze für die Ausstellung mitgebracht. Den Sammelbehälter stellte ich zunächst in den Kühlschrank und habe ihn heute entleert und ausgewertet. Es war auch eine Art dabei, die mir bisher noch nicht unterkam. Der seltene Grauweiße Rippenbecherling (Paxina costifera). Ein weiterer, höchst interessanter Fund! Mein Horizont hat sich um eine Pilzart erweitert! Es liegen aktuell 115 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Dünnschaliger Kartoffel – Hartbovist, Zimtfarbener Weichporling, Grauweißer Rippenbecherling, Gemeiner Wirrkopf, Weinroter Rißpilz, Grauer Scheidenstreifling, Orangefuchsiger Milchling, Brennreizker, Langstieliger Pfeffermilchling, Blasser Täubling, Wechselfarbiger Spei – Täubling, Weicher Täubling, Schafeuter, Ziegenlippe, Espen – Rotkappe, Anhängsel – Röhrling, Fuchsiger Scheidenstreifling und Großsporiger Anis – Champignon.
Freitag, 05. Juli – Der oben abgebildete, ungewöhnlich schöne Anhängsel – Röhrling, sorgt mittlerweile auch schon in Andreas seinem Naturforum für Diskussionen. Es wird die Meinung vertreten, dass es sich gar nicht um den Anhängsel – Röhrling, sondern möglicherweise um den im Gebirge häufiger unter Nadelbäumen vorkommenden Falschen Anhängsel – Röhrling (Boletus subappendiculatus) handeln könnte. Andreas und ich beschäftigten sich darauf hin heute nochmals mit diesem Pilz, der inzwischen auf meiner Ausstellungsfläche lag. Mir kam er von Anfang an ungewöhnlich vor. Hutfärbung heller als bei den uns bekannten Anhängsel Röhrlingen aus dem Kalkbuchen/Eichenwald und auch habituell viel gedrungener und nicht so tief spindelig im Waldboden wurzelnd. Das Fleisch von B. appenduculatus soll gelb sein und blauen. Bei unserem Pilz ist es im Schnitt, zumindest im Hut weißlich mit violettbräunlichen Tönungen, die allerdings auch durch die Aufbewahrung im Kühlschrank zustande gekommen sein könnten. Vieles spricht für den Falschen Anhängselröhrling, der auch Nadelwald – Anhängselröhrling genannt wird. Nadelbäume waren am Standort durch Kiefern und Fichten in Mischung mit Rotbuchen und Eichen vertreten und der Boden am Ufer des Hohlsees schien mir eher sauer als kalkhaltig zu sein. Allerdings verfärbte sich das Fleisch und die Röhrenmündungen stellenweise zart blaugrünlich, dass darf laut Literatur B. subappendiculatus in Ausnahmefällen auch tun, während der Echte Anhängselröhrling regelmäßig blaut.
Sonnabend, 06. Juli – Nochmals zu obigem Pilz. Ich habe heute die KOH – Reaktion bei diesem Röhrling durchgeführt. Er verfärbte sich auf der Huthaut und der Stieloberfläche bräunlich, allenfalls rotbräunlich, aber nicht intensiv rot, wie bei Breitenbach/Kränzlin beschrieben. Um einen ganz normalen Anhängsel – Röhrling handelt es sich jedoch auf keinen Fall! Ich werde den Test demnächst auch mit dem klassischen Anhängsel – Röhrling durchführen. Mal schauen, ob und wie die Reaktion bei ihnen ausfällt. Heute war ich kurz im Naturpark Sternberger Seenland unterwegs. Die Ausbeute waren einige Ausstellungspilze, vor allem Täublinge, einige mastige Sommersteinpilze für den Trockner und gut ein Kilo Blasse Laubwald – Pfifferlinge. Ich hatte sie schon vor einer Woche in einem schattigen Kalkbuchenwald entdeckt, aber noch wachsen lassen. Da das Wetter jetzt für längere Zeit sonnig, warm und trocken bleiben soll, habe ich sie heute vorsichtshalber geerntet, um keine Qualitätsverluste hinnehmen zu müssen. Die Wetteraussichten sind für Sonnenhungrige, Badefreunde und Urlauber nun optimal und nennenswerte Niederschläge wohl für längere Zeit außer Reichweite. Die sandigen Waldgebiete werden in wenigen Tagen austrocknen und das Pilzwachstum wird versiegen. Mal schauen, ob die gerade gut loslegenden Pfifferlinge diese lange Durststrecke überstehen werden? In unseren gehaltvolleren Sommerwäldern könnte es in den nächsten ein bis zwei Wochen mit dem allgemeinen Pilzaufkommen eher noch bergauf gehen. Wir freuen uns auf die wärmeliebenden Sommerarten. Zum Problem könnte allerdings auch hier die meist sehr trockene Luft werden.
Sonntag, 07. Juli – Der heutige Sonntag machte seinem Namen alle Ehre, Sonne pur von morgens bis abends in trockener Luft. Erste Trockenschäden sind bei Pilzen an exponierten Standorten zu beobachten. Heute lud die Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. ihre Pilzfreunde und interessierte Gäste wieder zu einer Vereins- und Kartierungsexkursion ganz herzlich ein. Wir durchwanderten ein Waldgebiet zwischen Rühn und Baumgarten in unmittelbarer Warnow – Nähe. Das allgemeine Pilzaufkommen war zwar recht bescheiden, aber dennoch waren am Ende alle zufrieden. Siehe auch unter „Von Rühn bis Baumgarten“.
Montag, 08. Juli – Auch heute wieder strahlender Sonnenschein bei angenehmer Wärme und trockener Luft. Zeitweise frischte der Seewind mit einer kühlenden Brise auf. Da wir an der Ostseite des Hochs „Xena“ liegen, strömt die Luft meist aus nördlichen Richtungen zu uns und es kann dadurch nicht wirklich hochsommerlich heiß werden. Zudem sollen wir in der nächsten Zeit immer mal wieder von schwachen Tiefdruckfronten gestreift werden, die vom Atlantik kommend im großem Bogen über das nördliche Skandinavien um das Hochdruckgebiet geführt und über der Ostsee und dem Baltikum nach Süden gelenkt werden. Zeitweilige Wolkenfelder und kühlere Luft werden die Folge sein. Nennenswerte Niederschläge sollen dabei aber kaum auftreten. Alles in allem ein eher unfreundliches Wetter für Pilze. Es bahnt sich nach einer ersten, für die frühe Jahreszeit wirklich beachtlichen Pilzsaison, eine größere Pause an. Zunächst braucht man aber noch nicht „Die Flinte in das Korn zu werfen“, denn insbesondere in unseren guten Edelwäldern auf schwereren Böden dürfte es noch eine ganze weile weitergehen, vielleicht sogar noch etwas besser werden. Für unsere wärmeliebende Pilzflora reicht das momentane Temperarturniveau für ein stärkeres Wachstum wohl noch nicht aus. Da müssen wir auf die Hundstage (23.07. – 23.08.) hoffen, die dann möglicherweise starke Hitzewellen im Wechsel mit Gewitterfronten bringen könnten. Zugegeben, das ist Wunschdenken, aber es würde unseren Edelwäldern und Raritäten – Jägern wirklich gut tun.
Dienstag, 09. Juli – Gestern hatte ich übrigens unsere Frischpilzausstellung wieder erneuert. Mit insgesamt 132 Arten war und ist es nun die bisher umfangreichste und interessanteste in diesem Jahr, mit einem Verfallsdatum von 2 bis 3 Tagen. Auch weil ich u. a. Büroarbeit für das Steuerbüro bzw. dem Job – Center erledigen musste, hatte ich heute den ganzen Tag den Steinpilz geöffnet. Resonanz bei interessierten Besuchern zwecks Besichtigung der Pilzausstellung nahezu null. Viel Arbeit für nichts, so zu sagen nur aus Spaß an der Freud! Einzig einige Asiaten schauten sich die Pilze kurz an, können sich in der Regel aber kaum informieren, da ihre Deutschkenntnisse und mein chinesisch oder japanisch ebenfalls gleich null sind. Ein älteres Urlauberpaar (sogenannte Rucksacktouristen) kam sehr interessiert und voller Lob über so eine außergewöhnliche Einrichtung herein und wollte sich umschauen. Als ich erwähnte, dass bei Besichtigung der Ausstellung 2 € pro Person fällig werden, hatten sie plötzlich keine Zeit mehr, gingen raus und schlenderten gemütlich die Straße weiter entlang. Ich muss mich wirklich fragen, wofür ich viele Stunden, Tage, Wochen und Jahre meines Lebens an` das Bein binde, um den Menschen die phantastische Welt der Großpilze etwas näher zu bringen. Das ist vielen im wahrsten Sinne des Wortes keinen Pfifferling wert! Die Pilze, auf die wir alle jeden Tag angewiesen sind, haben einfach keine Lobby und erst recht nicht die Menschen, die sich voller Leidenschaft damit beschäftigen. Deshalb musste ich auch heute wieder Bürokram erledigen, um wenigstens das nötigste für meinen persönlichen Lebensunterhalt beim Amt zu beantragen, bzw. meine Bilanzen des zurückliegenden Halbjahres einzureichen. Im letzten, schwachen Winter/Frühlingshalbjahr habe ich mit einer Bilanz von – 201,31 € abgeschlossen. Im Sommer/Herbst Halbjahr des letzten Jahres habe ich leider 670,26 € zu viel verdient, die ich jetzt wieder zurück zahlen muss. Es wird mit den aktuellen, geschätzten Hartz IV Bezügen, verrechnet und ich bekomme im nun beginnenden 2. Halbjahr nur noch anteilmäßig die Miete für meine kleine Wohnung erstattet. Irena hat mich zu einem kurzen Urlaub nach Norwegen eingeladen, den ich eigentlich absagen müsste, da ich es mir nicht leisten kann. Es wäre übrigens der erste Urlaub seit 20 Jahren! Aber unser Sohn möchte auch mal richtig in die Ferien fahren, nicht nur das ihm seine Klassenkameraden von tollen Urlaubsreisen, die sie mit ihren Eltern unternahmen, berichten. Im übrigen spielt auch das Wetter in Bezug auf das Anschauen von Ausstellungen eine große Rolle, denn bei schönstem Hochsommerwetter wie heute, sonnig und warm, hält sich das Interesse erfahrungsgemäß sehr in Grenzen!. Da morgen mein Exkursionstag ist und somit der Steinpilz geschlossen bleibt, sind die frischen Pilze am Donnerstag dahin. Bestimmt wird es mir morgen nicht gelingen, eine derart hochwertige Ausstellung, wie die derzeitige, zusammen zu bekommen. Ich bin wieder mit Andreas Okrent am Radebachtal in Blankenberg verabredet und wir werden unser bestes geben. Erstmals sind auf der Ausstellungsfläche folgende Arten in diesem Jahr zu sehen: Gebänderter Dauerporling, Gestielter Erdwarzenpilz, Schwarze Lorchel, Brennender Rübling, Feinschuppiger Trichterling, Stinkschirmling, Eichen – Filzröhrling, Blutroter Röhrling, Pfeffer – Röhrling, Kiefern – Steinpilz, Ahorn – Holzkeule, Milder Wachstäubling, Glanz – Täubling, Eichen – Milchling, Olivgrüner Milchling, Flatter – Milchling, Samtfuß – Krempling, Rauhfuß – Weichritterling, Rübenstieliger Rißpilz, Knopfstieliger Rübling und Grauer Dachpilz.
Mittwoch, 10. Juli – Andreas fühlte sich heute morgen leider nicht gut und musste absagen. Bei einem abendlichen Telefonat teilte er mir jedoch mit, dass es ihm schon wieder etwas besser gehe. Weiterhin gute Genesung! Somit exkursierte ich heute alleine durch verschiedene Wälder. Ich begann im Heidenholz, ein sehr kalkreicher Buchenwald, der uns mit seinem Artenreichtum bei einer Kartierungsexkursion in den 1990er Jahren derart beeindruckte, dass er seit dem Kultstatus genießt. Diesem konnte er heute aber leider nicht gerecht werden. Es gab kaum Pilze. Erwähnenswert wäre vielleicht ein Exemplar des Weinrötlichen Zwergchampignons. Danach ging es in den gegenüber liegenden Klappenkrug. Ebenfalls ein Laubwaldgebiet, mit allerdings weniger attraktiven Baumbestand. Hier gab es praktisch keine Frischpilze. Nun fuhr ich in die sandigen Wälder zwischen Sülten, Sagsdorf und Groß Görnow, die zum Naturpark Sternberger Seenland gehören. Hier machte es schon etwas mehr spaß. Es gab zwar insgesamt auch recht wenige Pilze, aber wenn ich etwas fand, dann waren sie meist von guter Qualität, an sonnigen und windigen Stellen allerdings auch mit Trockenschäden! Es gab hier Scheidenstreiflinge, Perlpilze, einige Täublinge und wunderbar frische Gallen – Röhrlinge für die Ausstellung. Dazu gesellte sich auch ein herrlicher Fichtensteinpilz, der mitten auf dem Waldweg stand, eine Fichten – Marone wie aus dem Bilderbuch sowie ebenfalls zwei sehr schöne Birken – Rotkappen. Hier und da einige Pfifferlinge. Stichpunkt Pfifferlinge: Da fiel mir plötzlich ein, dass es in diesem, eigentlich fast überall sandig-saurem Gebiet, auch einen gehaltvollen Buchen/Eichenstandort mit schwerem Kalkboden gibt, wo ich eigentlich viel zu selten nachschaue. Hier gibt es auch die ergiebigen Laubwaldpfifferlinge und insbesondere im Herbst kann zeitweise richtig gefeiert werden, aber auch heute war hier einiges los. Allen voran, wie erwartet, eine beachtliche Menge Blasser Laubwaldpfifferlinge. Frische Mehlpilze deuteten an, das es zur Zeit wieder einige Fichtensteinpilze gibt. Die Sommersteinpilze an dieser Stelle waren aber leider alle überständig, genau wie Flockenstielige Hexen – Röhrlinge, die hier zwischen den großen Pfifferlingen standen. Dann fand ich noch eine kleine Gruppe äußerst interessanter Blätterpilze, die wie kleine Ritterlinge mit einem deutlichen Ring am oberen Stielbereich ausschauen. Die herkömmlichen Ritterlinge mit einer ringartigen Zone kenne ich eigentlich, die scheiden aus. Ein sehr interessanter Fund einer sicherlich äußerst seltenen Pilzart! Ob ich sie heraus bekomme, steht leider in den Sternen. Zum Schluß stattete ich noch dem Radebachtal einen Besuch ab. Auch hier immer wieder große, überständige Sommersteinpilze, allerdings kamen hier die Flockenstieligen Hexen – Röhrlinge wieder ganz frisch, genauso wie die ersten Semmelstoppelpilze. Zum krönenden Abschluss fand ich schließlich noch einen ausgewachsen Anhängsel Röhrling. Ich war mit dem heutigen Tag zufrieden und habe so viele schöne Pilzbilder gemacht, dass es mir richtig schwer fällt, welches ich heute für unser Tagebuch aussuchen soll.
Donnerstag, 11. Juli – Abgesehen von einigen Qeuellwolken, besonders am Vormittag, lachte ansonsten wieder die Sonne von einem tiefblauen Himmel. Dazu wehte auch wie schon an den Vortagen ein teils kräftiger und trockener Wind. Auch wenn in vielen unserer Pilzwälder noch einiges an Feuchtigkeit im Boden steckt und Pilze zunächst auch weiterhin wachsen können, herrscht einfach kein Wachstumswetter. Die Luft ist zu trocken. Die Sonneneinstrahlung zu intensiv und der Wind tut sein übriges. Nennenswerter Regen ist auch mittelfristig kaum in Sicht. Wir steuern immer deutlicher einer größeren Pause beim Pilzwachstum entgegen. Wenn dann Ende Juli oder Anfang August vielleicht wieder ergiebige Niederschläge fallen sollten, dauert es mindestens 2 Wochen, bis sich erneut etwas tut. Wir befinden uns dann schon mitten im August und somit am Beginn des Herbstaspektes! Eigentlich kommt mir diese Entwicklung sogar entgegen, denn wie bereits angedeutet, möchte ich das erste mal seit 20 Jahren für einige Tage in Urlaub fahren. Ziel Norwegen. Genau dort fand 1993 auch mein letzter Urlaub statt. Es ist also ein Wiedersehen mit einer tollen, urwüchsigen Landschaft und hoffentlich, so wie damals, auch mit vielen Pilzen. Am 19. soll es los gehen und das Juli – Tagebuch wird somit in diesem Jahr leider vorzeitig beendet. Heute habe ich die Ausstellung wieder erneuert. Es liegen jetzt 104 Arten auf den Flächen, erstmals in diesem Jahr mit dabei: Dichtblättriger Täubling, Brauner Ledertäubling, Blaugrauer Täubling und Porphyrbrauner Wustling.
Freitag, 12. Juli – Zunächst vielen Dank an unsere Tagebuchleser Alexander Glomb und Peter Hildebrandt, die sich Gedanken zu den obigen Pilzen gemacht haben. Diese habe ich mir gestern Abend auch noch gemacht und bin überraschenderweise doch noch zu einem Ergebnis gekommen. Das es sich irgendwie um einen Ritterling handeln musste, war mir intuitiv ziemlich klar, aber die Art, die ich bereits anfänglich in leisem Verdacht hatte, paßte nach den Bildern und Beschreibungen, die ich bis dato fand, nicht so richtig in`s Konzept. Anders bei Hans E. Laux im „Der große Kosmos Pilzführer“. Hier fand ich auf Seite 147 eine Abbildung von Pilzen, die meinen fast „wie aus dem Gesicht geschnitten“ schienen. Eigentlich einer der markantesten Ritterlinge überhaupt, aber meine waren so blass und unscheinbar, dass ich diese Bestimmung immer wieder verwarf. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um den Orangeroten Ritterling (Tricholoma aurantium). Eigentlich ein Nadelwaldpilz, der aber nach Laux auch in Laubwäldern, in diesem Fall unter Rotbuchen auf Kalk, vorkommen kann. Möglicherweise gibt es ihn auch in einer blasseren Variante und nicht so knallig orange, wie er meistens dargestellt wird. Auch wird im oberen Stielbereich von einer deutlich abgesetzten, helleren Stiespitze berichtet, bei meinen, noch sehr jungen Pilzen, ist ein regelrechter Ring vorhanden. Auffallend waren auch bei meinen Fruchtkörpern die arttypischen, bernsteinfarbenen Tröpfchen an der Stielspitze. Ein Super Fund für unsere Region, denn die Art soll in Norddeutschland sehr selten sein, was ich mit meiner langjährigen Pilzjäger – Erfahrung nur bestätigen kann. Allerdings haben ihn die ehemaligen Pilzberater Sigrid und Heinrich Steinbrecher im Oktober 1984 im Raum Nordwestmecklenburg schon einmal gefunden. In einer ca. 15 jährigen Fichtenschonung, etwa 1 Km südlich der Ortschaft Waldeck, MTB: 2133/2. Hier die aktuellen Fundkoordinaten: 10.07.2013, MTB: 2236/4, Sültener Forst unter Fagus auf Kalk.
Auch am Mittwoch letzter Woche habe ich mit Andreas Okrent und Sohn Jonas am Deichelsee einen Top – Fund tätigen können. Der vermeintliche Schafporling hat sich durch seinen zunehmend grün verfärbenden Hut als Gelbgrüner Kammporling (Albatrellus cristatus) herausgestellt. Mit KOH soll sich sein Fleisch rötlich verfärben, diese Reaktion war heute selbst noch am Exikat eindeutig. Ebenfalls für Norddeutschland, insbesondere für` das Flachland eine absolute Rarität! Wer allerdings im stark eiszeitlich geprägten Deichelseegebiet unterwegs ist, fühlt sich ohnehin eher in` das Mittelgebirge versetzt.
Sonnabend, 13. Juli – Heute hatten wir wieder eine öffentliche Pilzwanderung im Angebot. Dazu fanden sich insgesamt 17 Pilzfreunde ein. Es ging durch die Neukloster Forst, beginnend am früheren Waldhotel, bis zum ehemaligen Bedarfshalt der Bahn, im Wald bei Neumühle. Das Wetter war bestens, angenehm, nicht zu warm temperiert. Das allgemeine Pilzaufkommen war nur in einem etwas besseren Buchenbereich deutlich erhöht und hier kamen auch die Speisepilz – Fans voll auf ihre Kosten. In den über weite strecken sandigen und vielfach verkrauteten Nadelwäldern gab es kaum Pilze. Trotzdem war es wieder eine schöne und erfolgreiche Tour. Siehe auch unter „Vom Waldhotel bis Neumühle“.
Sonntag, 14. Juli – Heute Abend habe ich noch eine kleine Exkursionstour im Raum Jülchendorf unternommen. Hier hatte es zu Beginn des Monats noch teils heftigste Niederschläge gegeben. Dieses dokumentierte auch heute noch ein Waldweg, der im vergangenen Winter durch teils radikalen Holzeinschlag und schwere Erntetechnik regelrecht verwüstet und selbst der eigentlich sandige Boden derart verdichtet wurde, dass das Regenwasser kaum noch versickern kann. Es standen immer noch riesige Pfützen. Vor wenigen Tagen herrschte hier sogar noch eine regelrechte Schlammwüste. Autos können hier schon lange nicht mehr fahren und selbst die große Erntetechnik dürfte inzwischen Probleme bekommen. Trotzdem war auch hier die obere Humusschicht und das Moos schon stark ausgetrocknet. Vereinzelt wagten sich aber noch frische Pilze hervor. Insbesondere einige Täublinge, Perlpilze, Grüne Knollenblätterpilze und weiterhin einige Sommersteinpilze. An dem kalkhaltigen Buchenstandort, wo ich vor einer Woche reichlich Blasse Laubwaldpfifferlinge erntete, standen schon wieder eine ganze Menge frischer und großer Pilze da. Die dicken Humuspakete hatten sie beim letzten mal noch verdeckt und unter ihrem Schutz konnten sie prächtig gedeihen. Obwohl ich eigentlich keine Pfifferlinge sammeln wollte, kam ich an ihnen dann doch nicht vorbei. So viele habe ich an diesem, mir schon seit Jahren bekannten Standort, noch nie gefunden! Auch Sommersteinpilze standen dazwischen, so dass ich wieder den Trockner anschmeißen musste.