Tagebuch Wetter und Pilze im Juli 2013/2
Diesen wunderbaren Kiefern – Steinpilz (Boletus pinophilus) hatte mir Andreas Okrent am Sonnabend von Graal – Müritz mitgebracht. Der besonders schöne Steinpilz ist in unseren Breiten leider ziemlich selten. In wenigen Tagen soll es aber nach Norwegen gehen, dort ist er aus eigener Erfahrung zumindest gebietsweise recht häufig.
Montag, 15. Juli – Die Siebenschläfer – Regel scheint sich mal wieder zu bestätigen. Entweder sieben Wochen Regen oder sieben Wochen Sommer, Sonne und Wärme. Die Natur hat sich zum Leidwesen der Pilzfreunde und zum Wohl der Sonnenanbeter und Urlauber für letzteres entschieden. Auch mittelfristig sind, außer vereinzelten Gewitterschauern im Süden der Republik, keine nennenswerten Niederschläge bis Ende des Monats mehr in Sicht. Es wird also einen tiefen Einschnitt und eine Sommerpause für uns geben. Wenn es nach der Siebenschläfer Regel geht, dürften wir vor Mitte August nicht mehr mit stärkeren Regenfällen rechnen können. Sollte es tatsächlich so lange oder gar länger dauern, könnte es sein, dass wir den diesjährigen Sommeraspekt fast schon hinter uns haben. Ich hoffe aber, wenn es schon sommerlich und trocken weitergehen soll, dass es dann, zumindest im Zusammenhang mit den Hundstagen, auch richtig heiß werden wird, damit im Spätsommer und Frühherbst vor allem die interessanten und wärmeliebenden Sommerpilze noch einmal einen richtigen Schub bekommen können. Ich habe heute unsere Dauerausstellung wieder erneuert. Es liegen jetzt 101 Arten auf der Fläche. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Orangebrauner Ritterling, Würziger Tellerling, Wuzelnder Bitter – Röhrling, Mandel – Täubling, Grüngefelderter Täubling, Rauer Wulstling, Zitzen – Stielbovist und Blassgrüner Knorpelporling.
Hoffen wir also, dass uns bald wieder ein solcher, regenversprechender Anblick, wie am 03. Juli 2013 bei Venzkow, erfreuen wird. Gestern Abend sah es hier zwar ähnlich aus, aber bis auf einige Spritzer Regen blieb es leider trocken.
Dienstag, 16. Juli – Heute Abend trafen sich wieder acht Pilzfreunde zum Themenabend im Steinpilz – Wismar. Wir schauten uns Verbreitungskarten unserer langjährigen Pilzkartierung an. Heute die von Tintlingen und Rüblingen. Pilzfreund Jochen brachte uns bei der Gelegenheit auch einige frische Frauen – Täublinge und Blasse Täublinge mit. Letztere ähneln sehr dem beliebten Speise – Täubling, sind aber blasser und unbestimmter gefärbt und die für Speise – Täublinge so typisch zurückgezogene Huthautkannte ist nicht vorhanden. Ein Farbtest mit Chemie gab letzte Sicherheit. Siehe unter „Tagebuch“ – Vom Wetter nichts neues. Wetter – Online titelte heute in der 14 – Tage Prognose: „Sommer ohne Ende“! Warm und trocken geht es weiter, der Siebenschläfer lässt grüßen! Wie es aussieht, dürfen wir uns wohl auf eine mindestens 4 wöchige Pause einstellen. Zwar wird es auch in den nächsten Tagen noch einige Frischpilze geben, insbesondere die mastigen Dickröhrlinge, also Steinpilz und Verwandtschaft, sind hart im nehmen und können an geeigneten Stellen noch längere Zeit wachsen. Tendenz aber auch hier abnehmend!
Diese Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) fand ich Sonntag während meiner abendlichen Kurzexkursion. Sie standen unter Buchen und Eichen am Waldrand und sind durch die Trockenheit verblasst und aufgeplatzt. In den kleinen Hutvertiefungen des mittleren Exemplars hat sich wahrscheinlich ein wenig Tau gesammelt, so dass die ursrüngliche Hutfarbe noch erhalten blieb. Die Pilze waren von guter Qualität, insbesondere fest und kernig, mit nur wenigen Maden. Standortfoto 14.07.2013.
Mittwoch, 17. Juli – Heute bin ich nochmals in heimatliche Gefilde zu einer Exkursion aufgebrochen. Es ist vorerst die letzte, denn nächste Woche bin ich in Norwegen. Natürlich werde ich auch dort nach Pilzen schauen. Übernächste Woche, wenn nichts dazwischen kommt, bin ich wieder im Lande. Regen soll es bis dahin nicht geben, im Gegenteil, der Hochsommer soll mittelfristig zur Höchstform auflaufen und von Südwesten soll allmählich immer wärmere, ja heißere Luft einfließen. Es bahnt sich wohl ein rekordverdächtiger „Super – Sommer“ an. Uns soll es recht sein, zumindest wenn er dann irgendwann im August oder spätestens Anfang September mit starken Niederschlägen endet. Dann könnte es eine regelrechte „Pilzexplosion“ geben. Natürlich der Idealfall, er muss aber nicht eintreten. Gibt es nur kleckerweise Regen, wird alles eher verhalten ausfallen. Zurück zu meiner heutigen Exkursion. Ich war im Radebachtal und am Deichelsee unterwegs. Alles wirklich schon knochentrocken, aber es schieben sich an schattigen, sonnen- und windgeschützten Stellen immer noch Frischpilze aus dem Waldboden, teils sogar richtig bildschöne Exemplare. Die Trockenheit hält nun auch die Schnecken zurück. Am Ende hatte ich noch eine richtig gute Kollektion für meine Pilzausstellung zusammen bekommen, die ich eigentlich nicht mehr erneuern wollte, da ich morgen den letzten Tag im „Laden“ bin. Ich habe es heute Abend noch schnell gemacht. Es liegen jetzt 103 Arten auf den Flächen. Erstmals in diesem Jahr mit dabei: Buchen – Heringstäubling, Rotgegürtelter Milchling, Rosa – Täubling, Stink – Täubling und Rotstieliger Leder – Täubling.
Und hier noch einige Bilder von heute:
Der Rosa – Täubling (Russulas rosea) liebt den Hochsommer. Er ist dann in besseren Buchenwäldern, besonders in heißen Jahren, oft Aspekt bildend. Essbar, soll aber etwas bitterlich schmecken. Die Lamellen wirken auf diesem Foto etwas gelblich. Es sind aber keine Gold – Täublinge oder ähnliches, sondern tatsächlich nur Russula rosea! 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
So wunderschön geschuppt habe ich den Erlen – Krempling (Paxillus filamentosus) noch nie gefunden. Er stand im schattigen Radebachtal in unmittelbarer Nähe zum Bachlauf. Kein Speisepilz. 17.07.2013, MTB: 2236/1.
Dieser wunderschöne Flockenstielige Hexen – Röhrling (Boletus luridiformis) wuchs mitten auf dem Wanderweg, aus dem blanken Erdboden heraus. Sein Stiel ist auffallend gelb und mit ungewöhnlich wenigen, rötlichen Flocken besetz. Ausgezeichneter Speisepilz, aber gut erhitzen. Standortfoto am 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
Hoppla, haben wir etwa Winter? An einem liegenden Buchenstamm ein Büschel Austern – Seitlinge (Pleurotus ostreatus). Ob es wirklich der echte P. ostreatus ist, sei dahin gestellt, auf jeden Fall aber Austern – Seitlinge. Jung guter Speisepilz. Standortfoto im Radebachtal am 17.07.2013, MTB: 2236/1.
Am selben Stamm brechen aus der Buchenrinde die prächtig orange gefärbten Fruchtkörper des Nördlichen Zinnoberschwamms (Pycnoporus cinnabarinus) heraus. Ungenießbar. Standortfoto am 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
An einem schattigen, bemoosten Buchenstumpf, wuchsen diese schönen Gelbstieligen Dachpilze (Pluteus romellii). Kein Speisepilz. Standortfoto 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
Bei diesem seltenen Milchling handelt es sich höchstwahrscheinlich um den Rotgegürtelten Milchling (Lactarius rubrocinctus), allerdings ist die typische, rötliche Zone am oberen Stielansatz kaum ausgeprägt. In Frage kommt sonst noch der Runzelmilchling (Lactarius iners), dem dieser Gürtel fehlt und der noch viel seltener in kalkhaltigen Buchenwäldern vorkommen soll. Ungenießbar. Standortfoto am 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
Auch der Schönfuß – Röhrling (Boletus calopus) gehört zu den seltenen Pilzen in unseren Wäldern. Hier sehen wir ihn etwas trockengeschädigt. Da er bitter schmeckt, gilt er als ungenießbar. 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
Die trockene Witterung hat auch deutliche Spuren an diesen Hainbuchen – Röhrlingen (Leccinum griseum) hinterlassen. Dieser essbare Rauhfuß – Röhrling läuft bei Verletzung und im Schnitt schwärzlich an. Wir finden ihn stets unter Hainbuchen. Essbar. 17.07.2013 im Radebachtal.
Der große Stink – Täubling (Russula foetens) ist in guten Buchenwäldern zu hause. Selbst bei der momentanen Trockenheit waren diese Pilze völlig schmierig. Ungenießbar. Im Foto wirken die Lamellen – Schneiden etwas dunkel, es ist aber kein Morse – Täubling! Radebachtal am 17.07.2013, MTB 2236/1.
Bei diesen schönen und markanten Täublingen (Russula spec.) handelt es sich um zwei verschiedene Arten, wie das folgende Bild verdeutlicht.
Das Ganze noch einmal umgekehrt. Leider hatte ich heute keine Zeit mehr, mich mit ihnen eingehend auseinander zu setzen. Schade, zwei sehr interessante Arten aus dem Kalkbuchenwald des Radebachtales mit eingestreuten Nadelbäumen.
Am Deichelsee standen diese Langstieligen Pfeffer – Milchlinge (Lactarius pargamenus). Standortbedingt sind ihre Stiele allerdings recht kurz ausgefallen. Nur nach besonderer Zubereitung essbar. Standortfoto am 17.07.2013, MTB: 2236/3.
Eine Augenweide sind diese jungen Perlpilze (Amanita rubescens) im Schatten des Buchenwaldes am Deichelsee. Guter Speisepilz. 17.07.2013, MTB: 2236/3.
Gleich daneben einige Sommersteinpilze (Boletus reticulatus) in allen Altersstadien und eine kleine, noch sehr junge Espen – Rotkappe (Leccinum rufum). Sommersteinpilze gab es auch im Radebachtal. Sie sind in diesem Jahr einfach unermüdlich, aber die Trockenheit wird ihnen nun bald Grenzen setzen. 17.07.2013 am Deichelsee, MTB: 2236/3.
Sowohl am Deichelsee, als auch im Radebachtal, gab es heute frische Flockenstielige Hexen – Röhrlinge (Boletus luridiformis) vom feinsten. Die Art kann eine ganze Stange Trockenheit vertragen und die Pilze sind bei längerem, trockenwarmen Wetter, ein Gedicht. Der Hut ist dann ausgesprochen samtig, kann allerdings an besonnten Stellen, wie hier gut zu erkennen ist, stark ausblassen. Auch die Schnecken verschonen ihn jetzt. Standortfoto am 17.07.2013 im Radebachtal, MTB: 2236/1.
So weit einige Bilder von meiner heutigen Mittwochs – Exkursion. Das Juli – Tagebuch wird nun auf Grund meines Urlaubs geschlossen. Wenn nichts dazwischen kommt, geht es am 01. August 2013 weiter. Ich wünsche allen Lesern des Pilztagebuches eine schöne Zeit und mal schauen, wie sich das Wetter bis dahin entwickelt.