Wetter und Pilzwachstum im Nordwesten Mecklenburgs
Tagebuch Wetter und Pilze September 2013/1
Sonntag, 01. September – Heute fand wieder unser traditionelles Treffen der Rehnaer Pilzfreunde und der Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. am Roten See bei Brüel statt. Gut 20 Mitglieder beider Vereine und interessierte Gäste kamen bei frühherbstlichem Wetter hier zusammen. In drei Gruppen starteten wir zu Exkursionen und im Anschluss wurde an der dortigen Blockhütte wieder eine kleine Pilzausstellung von den gefundenen Exponaten aufgebaut. Siehe unter „9. Vereinstreffen am Roten See“. Ich bin mit einer zehnköpfigen Gruppe in die Nossentiener/Schwinzer Heide gefahren und wir haben recht gut gefunden. In erster Linie war es eine Lehrstunde für Täublingsfreunde und solche die es werden wollen. – Wettertechnisch gab es heute überall einige, teils auch recht kräftige Schauer, aber ein allgemeiner Durchbruch in Sachen Niederschlag lässt weiterhin auf sich warten. Heute Nacht und morgen soll es ja noch einiges an Regen geben. Wollen wir hoffen, dass auch nennenswerte Mengen zusammen kommen.
Montag, 02. September – Heute war es bedeckt und es regnete fast den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen. Die Niederschläge waren aber meist nur von leichter Intensität, erst zum Abend intensivierte sich der Regen. Auch in der kommenden Nacht soll es noch zeitweise weiter regnen. In den letzten drei Tagen dürften nun in unserem Einzugsgebiet, mit Stand heute Abend, nahezu flächendeckend mindestens 10 – 15 Liter gefallen sein. Vielleicht schaffen wir es bis morgen noch auf 15 – 20 Liter. Das wäre dann schon ein recht ordentliches Ergebnis, dass Hoffnung aufkeimen läßt. Das Pilzaufkommen wird nun in allen Gebieten allmählich besser werden. Auch die wärmeliebenden Arten könnten im September doch nochmal kräftig zulegen, denn es soll wieder sehr warm werden und das wahrscheinlich für längere Zeit. Zwischenzeitlich können teils kräftige Gewitterschauer durchziehen, ob diese aber auch den Nordosten tangieren werden, ist nicht sicher. Sollte es längere Zeit sonnig und warm bleiben, wird die positive Entwicklung aber wieder gedämpft und es kann in einigen Regionen ganz schnell wieder zu trocken werden. Auf jeden Fall ist die große Pilzarmut der letzten Wochen jetzt definitiv vorbei, wobei die Hauptauswirkungen der aktuellen Niederschläge erst in 10 – 14 Tagen greifen dürften.
Dienstag, 03. September – Wie gestern schon angemerkt, intensivierte sich der Regen am Abend und bis weit in die Nacht hinein regnete es in den meisten Gebieten noch recht kräftig. Das meiste ist in den letzten drei Tagen wieder in Richtung Südosten gefallen. Von West nach Ost waren es im Durchschnitt zwischen 15 und 30 Litern. Angelika Boniakowski hat in Hagebök, bei Wismar, ca. 30 Liter in ihrem Regenmesser gehabt. Ich Denke, jetzt können wir erst einmal guter Dinge sein und abwarten, was da auf uns zu kommt. Die Hauptauswirkungen dieser Niederschläge werden in den meisten Gebieten erst ab Mitte September zum tragen kommen, dann sollte es aber allgemein mit dem Pilzwachstum endlich steil bergauf gehen. Da nach dem Regen die Sommerwärme möglicherweise für längere Zeit zurückkehrt, könnten auch die wärmeliebenden Sommerarten nochmals durchstarten. Ob dadurch allerdings schon ein nachhaltiger und stabiler Wachstumsaspekt, der in den Voll- und Spätherbst überleitet, eingeläutet wird, hängt vom Wetter der nächsten Wochen ab. Gibt es einhergehend mit der Sommerwärme überwiegend nur sonnige Tage ohne nennenswerten Regen, könnte es schnell wieder zu trocken werden. In jedem Fall wird es aber nicht mehr so pilzarm weitergehen, wie in den zurückliegenden Wochen und vielleicht steuern wir sogar einem richtigen Super – Pilzherbst entgegen, denn es herrscht allgemein ein sehr großer Nachholbedarf, der sich in den letzten Jahren angestaut hat. Bereits gestern erneuerte ich unsere Ausstellung. Es liegen jetzt 113 Arten auf den Flächen. Zum ersten mal in diesem Jahr sind zu sehen: Feinschuppiger Trichterling, Falscher Pfifferling, Geriefter Weichtäubling, Purpurschwarzer Täubling, Grasgrüner Täubling, Violettstieliger Täubling, Zedernholz – Täubling, Orangeroter Graustieltäubling, Buckel – Täubling, Ziegelroter Täubling, Butterpilz, Riesen – Krempentrichterling und Gelber Knollenblätterpilz. Bereits letzte Woche waren neu dabei: Kupferroter Gelbfuß und Rosastieliger Täubling.
Mittwoch, 04. September – Heute habe ich mich mit Andreas Okrent in Blankenberg getroffen und wir fuhren in den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Ich brauchte Ausstellungsmaterial und hier gibt es dieses zur Zeit in ausreichenden Mengen, im Gegensatz zu den Wäldern unseres Nahbereichs. In diesem heideartigen Gelände dominieren weitläufige Kiefern- und Fichtenforste. Das Pilzwachstum hat sich hier weiter verbessert, wobei es in den einzelnen Waldbereichen noch sehr unterschiedlich ist. Gleich bei unserer Ankunft gingen wir in einen Kiefernforst im Stangenholzalter. Hier gab es wunderbare Apfel– und Orangerote Graustieltäublinge in Mengen und auch reichlich Maronen waren vertreten. Nach dem sich anbahnte, dass in meinen Korb mehr Maronen als alles andere landen würden, verließen wir fluchtartig dieses Gebiet, denn schon nach einer viertel Stunde war mein großer Weidenkorb fast halb gefüllt. Nicht das ich noch auf den Gedanken käme, den Korb nur mit Maronen – Röhrlingen zu füllen, was ich auch mal ganz gerne tue, um unsere Trockenpilzbestände wieder aufzufüllen. Heute aber stand Vielfalt, sprich Ausstellungsmaterial auf dem Programm. Nach einer vierstündigen Exkursion war der Korb schließlich mit Berg und zum überlaufen gefüllt, so dass wir abbrechen mussten. Liebe Angelika, vielen Dank auch noch für die beiden Wulstlinge, die du mir auf meine Sitzbank gelegt hast. Sie werden morgen in der Ausstellung zu bewundern sein. Als Dankeschön wollten wir dir einen wunderbaren Steinpilz auf die Motorhaube legen, sahen aber davon ab, weil es der einzige war, den wir heute fanden und was ist eine Pilzausstellung im „Steinpilz“ ohne Steinpilz! Im Anschluss fuhren wir noch kurz zum Deichelsee, um zu schauen, was der Satan dort treibt. Andreas hatte am Wochenende junge Pilze gesichtet und mit etwas Laub abgedeckt. Sie waren völlig matschig und von Mistkäfern zerfetzt. Aber daneben standen noch zwei frische und sogar ein recht fotogenes Exemplar. Und das Beste, der Satans – Röhrling scheint sich hier weiter auszubreiten, denn Andreas hat heute eine dritte Stelle, zu den bisher zwei bekannten Myzelien, entdeckt. Hier kamen ebenfalls zwei junge Fruchtkörper! Ansonsten gab es kaum Frischpilze.
Donnerstag, 05. September – Nicht nur unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski, nein auch Chef – Kartierer und Hobby – Mykologe Benno Westphal war gestern in der Nossentiner/Schwinzer Heide unterwegs. Für seine Verdienste in der wissenschaftlichen Bestandsaufnahme (Kartierung) erhielt er schon vor Jahren den Adalbert Ricken Preis von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie. Auch er bedankte sich heute telefonisch ganz herzlich bei mir für den Hinweis, dort mal nach Pilzen zu schauen und das Gelände ein wenig ab zu kartieren. Natürlich habe auch ich einiges aufgeschrieben. Sowohl wir, wie auch Angelika und Benno waren vom gestrigen Tag hell auf begeistert. Es war eine Wohltat in einem so prächtig blühenden Pilzwald nach den langen Wochen der Dürre herum zu laufen und praktisch von einem interessanten Pilz zum nächsten zu gehen. Bis es bei uns im Nahbereich ähnlich aussehen könnte, vergehen noch mindestens ein bis zwei Wochen. Mit den gesammelten Werken von gestern bestückte ich heute meine Ausstellung. So artenreich, so farbenfroh und vielfältig war sie in diesem Jahr noch nicht. Die beiden Moosflächen sind bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgelastet. Mehr geht beim besten Willen nicht! Zum ersten mal in dieser Saison sind folgende Arten dabei: Birken – Knäuling, Birken Spei – Täubling, Kirschroter Spei – Täubling, Tränen – Täubling, Kleiner Kakao – Fälbling, Geflecktblättriger Flämmling, Zweifarbiger Bläuling, Beigefarbener Rißpilz, Gefleckter Rißpilz, Kegeliger Saftling, Duft – Trichterling, Grauer Erdritterling, Schwarzweißer Weichritterling, Feuer – Schüppling, Grüner Anis – Trichterling, Keulenfuß – Trichterling, Geschmückter Gürtelfuß, Kuhmaul, Gold – Röhrling, Graugrüner Milchling, Graubräunlicher Dickfuß, Wolliger Milchling, Satans – Röhrling, Edel – Reizker, Gallen – Täubling, Chromgelber Graustieltäubling, Apfel – Täubling, Jodoform – Täubling und Blutroter Täubling. Es liegen im übrigen 132 Arten auf den Flächen.
Freitag, 06. September – Zwei mächtige Gegenspieler dominieren dieser Tage das Wettergeschehen über Mitteleuropa. Ein kräftiges Hoch im Osten und eine sich verstärkende Tiefdruckzone im Westen. Dabei wird zur Zeit sehr warme, in den Westen Deutschlands auch rekordverdächtig heiße Luft geführt. Inzwischen hat das übliche Kräftemessen dieser Druckgebilde über Deutschland begonnen, was wir in Mecklenburg mit kräftig auffrischendem Ostwind in trockenwarmer Luft zu spüren bekommen haben. Im Nordwesten der Bundesrepublik sind inzwischen kräftige Gewitter aufgezogen. Auch am Wochenende gibt es im Westen weitere, teils ergiebige Regenfälle und Gewitter. Das Hoch hält dagegen und unsere Region verbleibt in trockenwarmer Luft mit zeitweise lebhaften Ostwinden, die sich wie immer negativ auf die aktuell wachsende Pilzflora durch zunehmender Austrocknungsgefahr bemerkbar machen dürften. Da aber die meisten Regionen Westmecklenburgs noch Pilzerwartungsgebiete sind, spielt dieses nur in den zur Zeit bereits pilzreichen Landstrichen eine nennenswerte Rolle. In der Nacht zum Montag bzw. am Montag selbst soll dann die Tiefdruckrinne gegen das Hoch gewinnen und auch bei uns kann es zu teils intensiven Regenfällen kommen. Danach kann es sich deutlich abkühlen, mit weiteren Schauern. Möglicherweise kann auch ein Randtief Mitte nächster Woche gebietsweise neue, eventuell starke Regenfälle bringen. Auch ein erster Herbststurm ist im Bereich des Möglichen. Die Wettermodelle sind sich hier noch nicht einig. Falls es so kommt und auch wir wieder mit reichlich Regen versorgt werden, sollte das der endgültige Durchbruch zu einem pilzreichen Herbst sein.
Sonnabend, 07. September – Heute stand wieder eine öffentliche Pilzlehrwanderung auf dem Programm. Wir wanderten von Blankenberg bis zur Friedrichswalder Weiche. Das Frischpilzangebot war erwartungsgemäß sehr dürftig. Siehe unter „Dürftige Pilzwanderung“. Das Wetter war sonnig und spätsommerlich warm und der trockene Ostwind hielt sich in Grenzen. Morgen wollen wir zu einer Vereinsexkursion nach Schleswig Holstein aufbrechen. Es geht in den Naturpark Lauenburgische Seen. Wir sind gespannt, was uns hier erwartet. Es wird aber wohl auch eher dürftig ausfallen, denn in den meisten Regionen geht es erst ab dem nächsten Wochenende beginnend, mit dem Pilzwachstum steil bergauf. Die Entwicklung wird hoffentlich von den für Montag vorhergesagten 10 bis 20 Litern Regen pro qm gestützt und fundiert. Mit den Niederschlägen ist allerdings eine deutliche Abkühlung verbunden, dass sollte aber nicht weiter stören. Die Norm steht einfach günstig, zumindest was Standorte auf leichteren Böden angeht.
Sonntag, 08. September – Heute waren wir nach Schleswig Holstein, genauer gesagt in den Naturpark Lauenburgische Seen, eingeladen. Unsere Hamburger Pilzfreunde führten uns durch ihren Lieblingswald, ein herrliches Buchengebiet auf teils kalkhaltigen Böden. Nach Beurteilung unserer Gastgeber war heute zwar nur etwa ein Zehntel des sonst um diese Jahreszeit üblichen Frischpilzaufkommens vorhanden, aber trotzdem war es eine sehr schöne Kartierungstour durch dieses wunderbare Gebiet. Siehe unter „Exkursion das Lauenburgische“. Wie auch heute in unserem Exkursionsgebiet zu beobachten war, wird es jetzt an der Pilzfront zunehmend unruhiger. Die Pilze hocken in den Startlöchern. An den Stubben erscheinen erste Büschel Grünblättriger Schwefelköpfe und auch ganz frische Hallimasch waren schon mit dabei. Auch Steinpilze brechen allmählich schon wieder zahlreicher durch den Waldboden. Sowohl wir, im Wald bei Sterley, als auch Irena im Revier Weiße Krug, hatten heute zwar nur einzelne, aber sehr schöne, frische und knackige Exemplare dieser Edelpilze im Buchenwald gefunden. – Jetzt, am späten Abend, hat an der mecklenburgischen Seenplatte starker Dauerregen eingesetzt, der sich in den nächsten Stunden noch weiter verstärken wird und unsere Pilzgebiete bis morgen Abend mit dem ersehnten nass regelrecht fluten wird. Etwas besseres kann uns nicht passieren und spätestens ab dem nächsten Wochenende sollte es an der Pilzfront regelrecht Explodieren. Zumindest in den Regionen, die vom letzten Regen vor knapp einer Woche schon ordentlich eingedeckt wurden. Ich Denke und hoffe, wir können in unseren Einzugsgebieten bis morgen Abend flächendeckend mit 20 bis 40 Litern rechnen. Sollte das klappen, steht einem pilzreichen Herbst aus heutiger Sicht kaum noch etwas im Wege.
Montag – 09. September – In der Nacht beginnend, hat es in Mecklenburg bis weit in den Nachmittag teils länger anhaltend und kräftig geregnet. Hier einige Messwerte der letzten 24 Stunden: Marnitz, ganz im Süden, 43 l, Rostock/Warnemünde 33 l, Boltenhagen 30 l, Schwerin 27 l und Goldberg 26 l. Auch bei Pilzfreundin Angelika Boniakowski in Hagebök, bei Wismar, waren deutlich über 30 l im Messbecher. Ich Denke, zusammen mit den Regenfällen vor genau einer Woche, ist jetzt genug Wasser im Boden um einen nachhaltigen Wachstumsschub im Pilzreich auszulösen. Eine merkliche Verbesserung dürfte ab dem Wochenende beginnen und sich im weiteren Verlauf noch deutlich steigern. Der Hauptschub des Jahres steht bevor. Es werden fast alle Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge, Champignons, Schirmpilze, Boviste und Stäublinge und im weiteren Verlauf auch Ritterlinge, Stockschwämme und viele weitere Gattungen wachsen. Die Wälder, Wiesen und Parkanlagen werden regelrecht aufblühen. Heute habe ich unsere Pilzausstellung wieder erneuert. Es liegen 118 Arten auf den Flächen. Davon dürfen zum ersten mal in diesem Jahr bewundert werden: Orangebecherling, Zweifarbiger Schüppling, Triften – Champignon, Moor – Röhrling, Eichen – Milchling, Birken – Milchling, Roter Heringstäubling, Dickblättriger Kohlentäubling, Fichten – Reizker und Goldporiger Röhrling.
Dienstag, 10. September – Heute Abend trafen sich 10 Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. zur Vorbereitung und Planung der 21. Großpilzausstellung, die vom 27.-29.09.2013 im Steinpilz – Wismar stattfinden soll. Es ist der jährliche Höhepunkt unserer Aktivitäten. Im Vorfeld bleibt der „Steinpilz“ in der Ausstellungswoche auch für zwei Tage komplett geschlossen. Wir wollen in verschiedenen Gruppen die heimischen Wälder, Parkanlagen und Wiesen nach Ausstellungsexponaten durchsuchen. Anders als in den Vorjahren, wo wir uns genau überlegen mussten, wo wir hinfahren, um eine solch umfangreiche Ausstellung mit entsprechendem Frischpilzmaterial auszustatten, wird es in diesem Jahr überall Pilze geben. Wenn keine widrigen Witterungsbedingungen, vor allem stark windige Tage mit permanentem Ostwind eintreten, werden wir in diesem Jahr regelrecht in einem Meehr von Pilzen schwimmen. Wir werden uns nur die besten Exemplare aussuchen brauchen. Mit dem Meer ist der Gesamtaspekt gemeint, also alle Pilze, egal ob essbar, ungenießbar oder giftig. Ich denke dabei an einen artenreichen Pilzaspekt im Radebachtal vor einigen Jahren, als ich auch in einem Meehr von Pilzen regelrecht badete und mir ein Pilzsucher entgegen kam, der meinte, es gäbe keine Pilze mehr. Vor einer Woche hätte er hier noch viele Steinpilze gefunden. Ich sagte, er möge sich doch nur mal umschauen, es stehen überall Pilze. „Das sind doch keine Steinpilze!“, entgegnete er. Alles andere betrachte er als giftig! Ich meine mit dem Meehr also alle Großpilze, die in einem herbstlichen Maximalaspekt auftauchen können und nicht nur die Handvoll landläufig bekannter Speisepilze! – Inzwischen hat planmäßig die Invasion der giftigen Karbol – Champignons begonnen und bei Pilzfreund Andreas Herchenbach schieben unter seinen Hauskiefern die ersten Butterpilze. Ein untrügliches Zeichen, dass es nun losgeht. Der Auftakt zum großen Hauptschub des Jahres hat begonnen!
Mittwoch, 11. September – Heute war mein mittwöchentlicher Exkursionstag. Pilzfreund Jochen holte mich am morgen mit dem Auto ab und wir fuhren in Richtung Blankenberg, wo Andreas Okrent auf uns wartete. Wie der Zufall es wollte, trafen wir am Eingang zum Radebachtal auch unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski. Während Andreas die Zeit bis zu unserer Ankunft mit einer kleinen Stippvisite im Radebachtal verband und einzelne, interessante Korallen fand, hatte Angelika schon einige herrliche Steinpilze im Korb. Nach dem wir ihr viel Glück bei der Steinpilz – Suche wünschten, fuhren Jochen, Andreas und ich sogleich zum Deichelsee, um zu schauen, was es hier an Raritäten gibt. Das Resultat war gleich null. Kaum Pilze! Die Ruhe vor dem Sturm? Wir beschlossen wieder in die Nossentiner/Schwinzer Heide zu fahren, denn ich brauchte in erster Linie Ausstellungspilze und Jochen wollte etwas zum Essen sammeln. Wir kamen dort beide voll auf unsere Kosten, nur für Raritätenjäger Andreas lief es heute leider nicht so optimal. Mein Korb war zum Schluß wieder gut gefüllt mit allen möglichen, farbenrohen Exponaten für die Ausstellung. Auch Jochen sein Speisepilzkorb hatte zum Schluß einiges zu bieten. Allem voran Pfifferlinge. Immer wieder Pfifferlinge, in überwiegend sehr ansehnlichen Exemplaren. Es waren die häufigsten, volkstümlichen Speisepilze, die wir heute dort fanden. Natürlich gab es auch Maronen, Butterpilze, Ziegenlippen, Steinpilze, Birkenpilze und Flockenstielige Hexen – Röhrlinge u. s. w., aber nicht in Mengen, sondern eher mühselig zu suchen. Als ich gegen Abend im „Steinpilz“ angelangt bin und kaum in der Tür war, läutete das Telefon und Angelika bedankte sich bei mir, dass wir ihr heute morgen viel Glück gewünscht haben. Sie war in einen anderen Buchenwald im Nahbereich gefahren und ihr großer Korb war zum Schluss bis zum Überlaufen mit den herrlichsten Steinpilzen gefüllt. Sie war am Telefon noch völlig fertig und schwärmte vom heutigen Tag. Sie ist ja wirklich ein Profi, was das suchen und finden von Steinpilzen anbelangt, aber so eine Pracht wie heute, habe sie noch nie erlebt. Kapitale Burschen, groß und wuchtig, mit unglaublich dicken, fleischigen Stielen und ganz knackig. „Das waren vielleicht Steinpilze, unglaublich!. Ich werde heute Nacht noch davon Träumen“. Der Wald wird hier nicht genannt, er könnte sich sonst noch zum Wallfahrtsort entwickeln! Die Steinpilze kommen jetzt auch an anderen Orten mit macht!
Donnerstag, 12. September – Allmählich kehrt Betrieb in der Pilzberatung ein. Es hat geregnet und auf dem Kalender steht September. Ab in den Wald, jetzt ist Pilzzeit, so denken viele. Trotzdem sind einige Pilzsucher verwundert, dass es teils sehr wenige Pilze gibt. Sie wissen nicht, das nach längerer Trockenheit und anschließenden Regenfällen mindestens 14 Tage vergehen müssen, bevor das Pilzwachstum wieder richtig loslegt. Es herrscht also vielfach noch die Ruhe vor dem Sturm, aber ab dem Wochenende und in den Folgewochen wird jeder Pilzfreund noch auf seine Kosten kommen. Zwei Pilzsucher waren heute z. B. enttäuscht, dass sie im Wald keine Maronen fanden. Aus der Not heraus nahmen sie merkwürdige, völlig krause Gebilde, die am Fuße alter Kiefern wuchsen, mit und gingen zu mir in die Pilzberatung. Sie hatten schon mal etwas von Krausen Glucken gehört, vielleicht sind es ja welche. Ich bestätigte dieses und gratulierte zu dem tollen Fund. Immerhin an die zehn kleinere bis mittelgroße Glucken füllten einen großen Weidenkorb aus. Viel Spaß beim Säubern! Die Arbeit wird aber ganz sicher durch den Wohlgeschmack dieses sehr würzigen Speisepilzes belohnt, es gibt allerdings auch Leute, die mögen die Fette Henne, wie sie auch genannt wird, nicht. Die Geschmäcker sind eben verschieden! Wer auch einmal richtig Krause Glucken ernten möchte, sollte möglichst in einen unattraktiv wirkenden, dunklen Wald mit alten Kiefern, oftmals stehen auch einige Buchen dazwischen, mit dicker Nadelstreu, ohne grünes Moos, gehen. Dort suchen nämlich die wenigsten Pilzammler und die Glucken können ungestört gedeihen. Brauche ich eine Krause Glucke, suche ich solche Stellen auf und der Erfolg lässt in der Regel nicht lange auf sich warten. Heute habe ich wieder die Ausstellung erneuert. Es liegen 137 Arten auf den Flächen. Erstmals in dieser Saison mit dabei: Brauner Stäubling, Gelbliche Koralle, Bauchweh – Koralle, Dunkelscheibiger Fälbling, Nadel – Scheidling, Rotbrauner Flämmling, Violetter Bläuling, Blutblättriger Hautkopf, Butterpilz, Kuhroter Schönkopf, Schopf – Tintling, Kiefern – Täubling, Rotbrauner Milchling, Maggipilz, Gefleckter Rübling, Trockener Schneckling, Gedrungener Champignon und Rötlicher Holzritterling.
Freitag, 13. September – Den heutigen Vormittag habe ich in Vorbereitung unserer großen Ausstellung zu einer Einkaufstour genutzt. Bei der Gelegenheit schaute ich auch ganz kurz in der Parkanlage am Seeblick vorbei. Absolut tote Hose! Nur ein kleiner Waldfreund – Rübling, sonst nichts! Sehr befremdlich, aber auch hier sollte es in kürze nochmals deutlich besser werden, so wie es sich zu Beginn eines Jahreshauptschubes wohl auch gehört. Unterdessen informierte mich Andreas Herchenbach von seiner heutigen Waldtour. Wir können gratulieren! Erstmals in diesem Jahr hat auch er einen Korb voller Steinpilze gefunden. Es gab auch einige Überständige, aber vor allen sehr viele kleine, weißliche Steinpilzköpfchen, die am Nachschieben sind, so Andreas Herchenbach. Seinen Beobachtungen nach zeichnet sich ein kräftiger Steinpilz – Schub ab. Gleiches hat auch Christian Ehmke aus Wismar beobachtet. Das Wetter wird in der nächsten Zeit in punkto Niederschlag weiter mitspielen. Nur mit den Temperaturen soll es in der nächsten Woche mächtig bergab gehen. Mit 10 – 15 Grad Höchsttemperatur und kalten Nächten, in denen es am Erdboden in gefrierpunktnähe abkühlen könnte, kehren vorübergehend schon spätherbstliche Verhältnisse ein. Ich Denke, die Pilze werden sich davon nicht beeindrucken lassen und das ganze wird sich weiter intensivieren.
Sonnabend, 14. September – Heute habe ich mich in mehreren Wäldern umgeschaut. Zunächst besuchte ich das Heidenholz. Buchenwald auf schwerem, teils kalkhaltigem Boden. Außer Riesenporlingen und Gelben Knollenblätterpilzen kaum bedeutsames. Dann fuhr ich in die Kobander Tannen. Im sauren, moosigen Fichten/Kiefernwald in Massen Falsche Pfifferlinge und stellenweise Rostfleckige Helmlinge, aber kaum etwas, was den gemeinen Pilzsammler vom Hocker reißen würde. Zaghafte Anzeichen, dass es aber in kürze deutlich besser wird, waren erste, kleine Körnchen – Röhrlinge längst einiger Waldwege. Danach fuhr ich mit Irena und Jonas nochmals in die Nossentiner/Schwinzer Heide. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Irena war begeistert, dass hätte sie nicht erwartet, denn sie war hier hin noch nicht mit. An den kalkhaltigen Straßenrändern schon wieder ein neuer Schub ganz frischer und madenfreier Körnchen – Röhrlinge und wunderbare Parasole. Ansonsten Maronen, Maronen, Maronen… und viele, viele Täublinge. Nach knapp zwei Stunden waren unsere großen Körbe und weitere Behältnisse gefüllt mit Ausstellungspilzen, vor allem aber Maronen zum trocknen.
Leider ist die Speicherkapazität hier schon wieder am Ende. Deshalb geht es weiter unter der Rubrik „Wetter / Pilze September 2013/2“