Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute durch das Kaarzer Holz
Diese legendären Speise- wie auch Giftpilze standen heute im Mittelpunkt unseres Interesses. Es sind die potentiell tödlich giftigen Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta). Bei uns gelten sie schon lange als gefährlicher Giftpilz. In Skandinavien und Osteuropa zählen sie zum Teil nach wie vor zu den schmackhaftesten Leckerbissen, die das Pilzreich zu bieten hat. Ihr Giftstoff, dass Gyromitrin, ist Hitzeunbeständig und kann bereits bei Zimmertemperatur b. z. w. bei Sonnenbestrahlung beginnen zu verdunsten und ihre teils fatale Giftwirkung kann sich mehr und mehr verflüchtigen. Wir wollten sie heute als giftigen Doppelgänger der beliebten Morcheln kennen lernen und hatten auch das Glück, sie reichlich in freier Wildbahn zu Studieren. Foto: Ulrich Klein am 27.04.2013 im Wald bei Kobrow. Übrigens gehört auch das Kaarzer Holz zu diesem riesigen Waldgebiet im Naturpark Sternberger Seenland.
Am Sonnabend, dem 19. April 2014, sollte es wieder in die Pilze gehen. Das Mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud zur 2. Pilzwanderung des Jahres sehr herzlich ein. Treff war um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am Busbahnhof Wismar, in der Wasserstraße. Hier fand sich leider nur ein Auto ein und wir fuhren mit vier Leuten in Richtung Weitendorf. Zwischen Brüel und Sternberg liegt die Ortschaft Weitendorf. Wir durchfuhren den Ort auf der B 104 und etwa nach 200 Metern, auf einer Anhöhe, geht rechts zur Fahrbahn ein Fahrweg ab. Hier war ein weiterer Treffpunkt, an dem schon mehrere Autos auf uns warteten. Es waren Pilzfreunde aus Maßlow, Schwerin, Kirchstück sowie aus Hamburg und Hannover, die nicht erst nach Wismar fahren wollten. Bevor es aber losging, mussten noch einige Fahrzeuge zum Endpunkt der heutigen Tour, nach Kaarz, gefahren werden. Nachdem dies geschehen war, starteten wir sogleich bei Anfangs noch trüben Wetter, dass aber bald der Sonne Platz machte, zu unserer Frühlingswanderung. Bei dann herrlichstem Sonnenschein durchwanderten wir auf der Suche nach unseren Lieblingen das Kaarzer Holz, ein teils märchenhaft schöner Nadelwaldbereich. Das sandige Gebiet war und ist immer eine Gute Adresse für Pilzsucher gewesen, war aber viele Jahre der Öffentlichkeit in großen Teilen nicht zugänglich wegen militärische Nutzung. Neben den oben erwähnten Frühjahrslorcheln konnten wir auch wenige essbare Scheibenlorcheln finden. Kiefern – Zapfenrüblinge waren neben einigen anderen Kleinarten die häufigsten Speisepilze der heutigen Tour. In den 1990er Jahren entdeckte ich hier auch die sehr seltene Riesenlorchel. Es war für mich damals der erste Fund dieser spektakulären Art und zugleich ein unvergessliches Erlebnis! Leider war dieses nur ein einmaliges Ereignis und auch heute suchten wir diese Rarität vergebens. In Kaarz gegen 13.00 Uhr angelangt, wurde die Wanderung dann offiziell beendet. 13 Pilzfreunde nahmen daran teil.
Diese schönen Maipilze wurden schon im Vorfeld, kurz vor Beginn unserer Wanderung, von den aus Hamburg angereisten Pilzfreunden gefunden.
Als die Autos umgesetzt waren, ging es endlich, bei noch trüben und feuchtem Wetter, los in den Wald.
Nach wenigen Minuten war dieser auch schon erreicht.
Und sogleich wurden die ersten Pilze am Holz entdeckt.
So dieser Bovistähnliche Schleimpilz (Reticularia lycoperdon), der besonders im April seine polsterförmigen Fruchtkörper auf verschiedenen Hölzern ausbildet. Diese sind anfangs butterweich und schleimig. Bald bildet sich eine papierartige Außenhaut und die Sporen beginnen im Inneren zu reifen. Schließlich trocknet das ganze Gebilde aus und bei späterer, unsanfter Berührung, löst es sich praktisch in Sporenpulver auf. Standortfoto im Kaarzer Holz.
Auch dieser Winter – Stielporling (Polyporus brumalis) wuchs gleich zu Anfang an Laubholz. Er wird ab April allmählich vom Mai – Stielporling, mit wesentlich feineren Poren auf der Unterseite, abgelöst. Beide sind ungenießbar.
Unter Kiefern waren heute diese Kiefern – Zapfenrüblinge (Strobilurus stephanocystis) häufig zu finden. Da man sie ohne weiteres in einer Pilzsuppe verwenden kann, wurden sie gerne eingesammelt.
Im moosreichen Nadelwald sind in diesem Frühling die schwach giftigen und angenehm anisartig riechenden Duft – Trichterlinge (Clitocybe fragrans) recht häufig anzutreffen.
Dieses große Holzkreuz mitten im Wald erregt natürlich bei jedem Wanderer dass Interesse, aus welchem Grunde es gerade hier steht.
Es soll an den Waldarbeiter Klaus Unruh erinnern, der vermutlich bei Forstarbeiten im Jahre 1994 hier sein Leben lassen musste.
Selten kommt unsere Pilzfreundin Helga Köster an einem Ameisenhaufen vorbei, ohne ihr Taschentuch von Ameisensäure trenken zu lassen. Es hält danach die Nase besonders frei.
Innerhalb kürzester Zeit fallen die Waldameisen über diesen Fremdkörper her und versuchen ihn mit ihrer Ameisensäure zu bekämpfen.
Nach kurzer Zeit wird das Tuch wieder geborgen und nun gilt es kräftig zu Schütteln, um die kleinen Waldbewohner wieder ihrer eigentlichen Tätigkeit zuzuführen.
Auf altem Nadelholz wachsen die gebietsweise recht häufigen Scheibenlorcheln (Gyromitra ancilis). Gut durchgegart können sie gegessen werden. Standortfoto.
Diese kleinen Rötlinge fanden wir im moosigen Nadelwald. Vermutlich handelt es sich um den Ockerblättrigen Rötling (Entoloma cetratum)? Giftverdächtig!
Bei diesen kleinen, zarten Moospilzchen, handelt es sich wahrscheinlich um Samthäubchen (Conocybe spec.).
Inzwischen ist es richtig sonnig und warm geworden und wir nähern uns dem heutigen Höhepunkt unserer Wanderung, einer Begegnung mit zahlreichen Frühjahrslorcheln, die im weiteren Verlauf diesen Waldweg säumten.
Die Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) gilt mit ihren hirnartigen Windungen auf dem Hut als klassische Verwechslungsart zu den bienenwabenartig strukturierten Hüten der Morcheln. Die Frühjahrlorcheln sind inzwischen schon sehr ausgereift und werden in Kürze bis zum nächsten Frühjahr verschwinden. Foto am 19.04.2014 im Kaarzer Holz.
Kurz vor Schluss entstand unser traditionelles Abschlussfoto. Kaarzer Holz am 19.04.2014.
Am Schloss Kaarz endete dann die heutige Frühlingswanderung. Im Angesicht des mächtigen Mammutbaumes wirkt das Kaarzer Schloss richtig reduziert.
Wann lädt der Steinpilz – Wismar wieder zu einer geführten Pilzlehrwanderung ein? – Siehe unter Termine!