Öffentliche Pilzlehrwanderung
Es ging heute auf die Halbinsel Schelfwerder bei Schwerin
Gegen 09.00 Uhr starteten wir heute morgen am Eingang des Ruheforstes „Schweriner Seen“ mit neun Erwachsenen und zwei Kindern zu einer Pilzlehrwanderung um die Halbinsel Schelfwerder bei Schwerin.
Alle interessierten Pilz-, Natur- und Wanderfreunde, die Lust auf eine geführte Pilzwanderung hatten, waren am Sonnabend, dem 03. Mai 2014, wieder sehr herzlich eingeladen. Wir trafen uns zunächst um 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Mit zwei Autos und unter Bildung von Fahrgemeinschaften ging es von hier aus los in Richtung Schwerin. Unser Ziel war die Halbinsel Schelfwerder am Schweriner See. Pilzfreunde aus Schwerin und Umgebung, die an unserer Wanderung teilnehmen wollten, erwarteten uns gegen 09.00 Uhr am dortigen Parkplatz des Altenpflegeheims b.z.w. am Parkplatz des Ruheforstes am Schweriner See. Nach einer kurzen Begrüßung brachen wir zu einer Wanderung um die bewaldete und außerordentlich reizvoll gelegene Halbinsel Schelfwerder, am Schweriner See, auf. Das hügelige Gelände bietet einige interessante Aussichtspunkte mit Blick auf den Schweriner See und auf die Landeshauptstadt Schwerin. Vorwiegend waren unsere Blicke aber in Richtung Erdboden gerichtet, denn wir befanden uns ja auf einer Pilzwanderung. Feuchtbiotope, Erlenbrüche, Misch- und Rotbuchenwälder wechseln auf teils kalkhaltigen Böden ab. Im Sommer und Herbst sind hier neben gängigen Speise- und Giftpilzen auch allerhand Raritäten zu finden. Das es auf Schelfwerder im Frühling auch Morcheln und Maipilze gibt, ist kein Geheimnis. Wo sich deren Plätze in diesem Gebiet aber verstecken, dass konnten wir heute leider nicht herausfinden, diesbezüglich war das Glück also nicht auf unserer Seite. Für die umfangreiche Runde musste entsprechend Zeit eingeplant werden, so dass die heutige Tour bis zum frühen Nachmittag andauerte. Das Wetter war bestens. Zwar für Mai ziemlich frisch, aber in trockener Luft, bei viel Sonnenschein und windschwachen Verhältnissen. Wind gab es aber an den Vortagen reichlich in ebenso trockener Luft, so dass allgemein sehr schlechte Wachstumsbedingungen herrschten. Es war im wahrsten Sinne des Wortes knochentrocken. Dem entsprechend hielt sich das Aufkommen an Frischpilzen sehr in Grenzen, aber dennoch konnten wir dies und jenes Vorstellen und Erläutern. Insbesondere die Unterschiede zwischen giftigen Schwefelköpfen und essbaren Stockschwämmchen waren für Speisepilzfreunde heute von Bedeutung. Immerhin zählt das Stockschwämmchen zu unseren wertvollsten und schmackhaftesten Waldpilzen.
Kurz nach 09.00 Uhr starteten wir vom Ruheforst aus durch die schon voll belaubten Rotbuchenwälder.
An alten Buchenstubben und toten Bäumen wuchsen verschiedene Holzpilze, so wie diese schon stark veralgten Striegeligen Trameten (Trametes hirsuta). Wegen ihrer holzigen Konsistenz dürfte wohl kaum jemand auf den Gedanken kommen, sie zum Essen mitzunehmen.
Dieser alte Löwengelbe Stielporling (Polyporus varius) aus dem Vorjahr hat gleich vier Hüte ausgebildet. Einer von ihnen ist hier verdeckt. Ungenießbar.
Der Schweriner See ist einer der größten Binnenseen Deutschlands. Durch den von Schelfwerder ausgehenden, künstlich aufgeschütteten Paulsdamm, über den die B 104 verläuft, wurde er einstmals in einen Außen- und einen Innensee getrennt. Wir befinden uns hier in der Nähe des Paulsdamms und das Ufer des Sees ist dort über weite Strecken bewaldet.
Neben feuchten Erlenbrüchen dominieren teils mächtige Rotbuchenwälder.
Und dann große Freude bei diesem jungen Pilzfreund. Er hat einen Stubben voller Stockschwämmchen entdeckt und das Abendbrot ist gesichert.
Doch Vorsicht ist geboten, es gibt auch giftige Doppelgänger. Allen voran der stark giftige Nadelholzhäubling, der auch an Laubholz wachsen kann, aber meist im Herbst vorkommt und der, so wie das Stockschwämmchen auch, fast ganzjährig wachsende Grünblättrige Schwefelkopf. Er hat schwefelgelbe Stiele, grünliche Lamellen und schmeckt bitter! Hier zum Vergleich mit Stockschwämmchen heute am Standort fotografiert. Die Schwefelköpfe wuchsen an einem anderen Stubben ganz in der Nähe!
Und nochmals Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis). Es waren heute richtig kapitale Exemplare, die eher an den Hallimasch erinnerten. Von ihren hygrophanen Randzonen war allerdings nichts zu erkennen. Statt dessen waren die Ränder durch den trockenen Wind der letzten Tage stark eingetrocknet und müssen entfernt werden. Gut Sichtbar sind allerdings noch die bräunlichen Schüppchen unterhalb der ringartigen Zone am Stiel. Das wichtigste Kennzeichen des Stockschwämmchens hinsichtlich der Abgrenzung zum tödlich giftigen Nadelholz – Häubling, der einen glatten Stiel besitzt.
Sehr dekorativ und bestens zum Basteln von Gestecken geeignet ist der Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Er wird auch oft als Fichtenporling bezeichnet, was allerdings nur bedingt zutrifft. Hier wuchs er an Erle. Wir finden ihn aber beispielsweise auch an Birke, Rotbuche, Kiefer und natürlich sehr gerne an Fichten. Er kann in der Farbe sehr vielfältig sein und ist dadurch für ungeübte nicht immer leicht kenntlich. Man präge sich aber seinen herbsäuerlichen Geruch ein, an dem man ihn sogar mit verbundenen Augen erkennen kann. Es gibt allerdings noch einen eher seltenen resupinaten Porling, der den gleichen Geruch besitzt.
Zwischendurch immer wieder mal kleinere oder größere Feuchtbiotope. Einer von diesen Waldtümpel, Mooren, Sümpfen oder Seen ist auch unter der Bezeichnung „Großmutters Loch“ bekannt.
Aus einem alten, bemoosten Buchenstubben wuchs dieser essbare Rehbraune Dachpilz (Pluteus atricapillus) heraus.
Auf einer Bank mit Seeblick machten es sich Helga, Jürgen und Erika (von links) bequem. In der Sonne ließ es sich heute richtig aushalten.
Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick über den Schweriner Innensee zum Zippendorfer Ufer mit dem Fernsehturm im Hintergrund.
Schließlich ging es ein Stückchen am Wald- und Stadtrand entlang an Bootshäusern, Kleingartenanlagen und einigen Privatgrundstücken, wo uns schon von weitem die breit ausladende Krone dieser Eiche neugierig machte.
Es handelt sich um den ältesten Baum der Landeshauptstadt Schwerin – eine tausendjährige Stieleiche!
Mit sage und schreibe 9 m Stammumfang dürften wohl mindestens sechs Erwachsene Personen notwendig sein, um den Baum zu umarmen. Leider befand er sich auf einem eingezäunten Gelände und wir konnten es nicht ausprobieren.
Doch zurück zu unseren Pilzen. Auf einem Haufen von Sägemehl wuchsen diese ganz frischen Blasenförmigen Becherlinge (Peziza vesiculosa). Essbar und am Standort fotografiert.
Und zum Schluss dann noch ein Stubben mit leider schon etwas älteren Schuppigen Porlingen, gefunden von unserem dienst ältesten Pilzfreund Hans – Jürgen Willsch, der mich hier mit seinen gefundenen Pilzen freundlicherweise fotografierte.
Unser obligatorisches Erinnerungsfoto entstand nach dem wir die erste Hälfte der Halbinsel umrundet hatten. Drei Pilzfreunde verabschiedeten sich nun von uns und der Rest brach zur zweiten Runde auf. 03. Mai 2014.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!