Öffentliche Pilzwanderung
Es ging heute durch das Draguner Holz
Laubwälder unterschiedlicher Struktur und einige Fichtenforste kennzeichnen das Draguner Holz. Die Böden sind teils kalkhaltig und besonders im Sommer und Herbst könnten hier durchaus recht interessante Arten wachsen.
Am Sonnabend, dem 17. Mai 2014, um 08.00 Uhr, war wieder Treffpunkt auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Der Steinpilz – Wismar lud zu einer geführten Lehrwanderung sehr herzlich ein. Heute fuhren wir in einen Wald bei Gadebusch. Genauer gesagt bei Vietlübbe und Dragun. Mitte Mai befinden wir uns normalerweise im Vollfrühling. In diesem Jahr ist es etwas anders, denn die Natur ist dem Kalender um einiges voraus und wir befinden uns eigentlich schon im Frühsommer. Dieser ist gekennzeichnet durch letzte Frühlingsarten und erste Sommerpilze. Nach dem außergewöhnlichen Frühlingsaspekt herrscht jetzt meist vorübergehend etwas Tristes und nur allmählich wird es im laufe der nächsten Wochen wieder interessanter. Dem entsprechend war das allgemeine Frischpilzaufkommen heute auch recht dürftig. Aber um einige Arten kennen zu lernen, reichte es allemal. Im Wald angelangt, gesellten sich noch zwei Pilzfreunde aus Baden Württemberg und Bremen zu uns. Im Anschluss lud Vereinsfreund Jochen noch zum Eis essen nach Bobitz ein. Wir bedanken uns ganz herzlich!
Bei der Ankunft im Wald reichte ich zunächst wieder meine Teilnehmerliste herum und bat um die Teilnahmegebühr von 5 Euro.
Dieser Pilz wurde nicht im Braguner Holz gefunden, sondern von Jochen zur Bestimmung mit gebracht. Er wuchs unter einer Schlehenhecke mit zahlreichen weiteren Artgenossen. Es handelt sich um den Schild – Rötling (Entoloma clypeatum), einem guten Speisepilz.
Diese kleinen Blätterpilze hatte ich zunächst für Trompetenschnitzlinge gehalten. Tatsächlich dürfte es sich wohl eher um einen Flockenschüppling handeln, möglicherweise um den Körnigen Flockenschüppling (Flammulaster granulosus).
Diese beiden jungen Damen haben etwas sehr merkwürdiges und interessantes an einem kleinen Stock entdeckt.
Es handelt sich um einen Schleimpilz, genauer gesagt, um den Blutmilchpilz (Lycogala epidendron).
Auch dieses sind Myxomyceten, also Schleimpilze. Es handelt sich um den an Nadelholz häufigen Geweihförmigen Schleimpilz (Ceratiomyxa fructiculosa). Schleimpilze bilden das Bindeglied zwischen dem Pilz- und dem Tierreich.
Der korkig – lederige Eichen – Wirrling (Daedalea quercina) ist einer unserer markantesten Porlinge. Er wächst ausschließlich an Eichenholz und ist praktisch kaum zu verwechseln. Ungenießbar, aber zum Basteln sehr gut geeignet und hält sich viele Jahre unverändert, ohne von Insekten zerfressen zu werden.
Der Breitblättrige Großrübling (Megacollybia platyphylla) ist eine häufige, recht üppige und auffällige Pilzgestalt zu dieser Jahreszeit in feuchteren Wäldern. Er kommt bis in den Herbst hinein vor. Früher galt er uneingeschränkt als essbar, ist aber Anfang der 1980er Jahre als Giftpilz eingestuft worden, weil er wohl hin und wieder nicht vertragen wurde. Heute wird er zum Teil wieder als minderwertiger Esspilz mitgegeben. Keinesfalls ist er ein gefährlich Giftpilz!
Ein Pilzbuch ist immer sehr hilfreich, besonders auch auf einer Lehrwanderung, weil man die gefundenen und besprochenen Arten hier nochmals in Wort und Bild studieren kann. Heute wurden gleich zwei recht umfangreiche Bestimmungsbücher von unseren Gästen aus den alten Bundesländern mitgebracht, dennoch fehlte gleich in beiden eine eigentlich recht häufige Art, der Buchenwald – Wasserfuß. Es gibt eben kein Pilzbuch, und sei es noch so umfangreich, in dem alle bei uns vorkommenden Großpilze enthalten sind.
Der einzige Speisepilz, der noch dazu ausgezeichnet schmecken soll, den es in der artenreichen Gattung der Helmlinge gibt, ist der Rosablättrige Helmling (Mycena galericulata). Er war in beiden Büchern enthalten.
Vergeblich suchten wir allerdings in beiden Pilzbüchern den Buchenwald – Wasserfuß. Anhand einer Grafik über Faserblätterpilze konnte er zumindest den Hellsporer zugeordnet werden.
Langsam aber sicher füllt sich dieses Sammelbehältnis. Der kundige entdeckt hier auch giftige Schwefelköpfe. Das Sammelsurium soll nicht gegessen werden, sondern dient dem nochmaligen Studium zu hause.
Es gibt nicht wenige Pilzarten, bei denen eine Lupe zum Erkennen bestimmter Feinheiten sehr hilfreich sein kann.
So beim Schwarzgezähnelten Rettich – Helmling (Mycena pelianthina). Er unterscheidet sich von den übrigen Rettich – Helmlingen durch seine schwarz gezähnelten Lamellenschneiden, die unter einer Lupe besonders gut auszumachen sind. Giftig!
Und wie der Zufall es wollte, fanden wir zum Vergleich tatsächlich auch einen Fruchtkörper des Rosa – Helmlings (Mycena rosea), den wir eigentlich aus dem Herbst kennen. Nicht nur seine rosa – Färbung grenzt ihn ab, auch die Lamellenschneiden sind bei ihm nicht schwarz gerandet. Ebenfalls giftig!
An einem abgebrochenen Fichtenstamm wuchs dieser Fichten – Porling, besser bekannt unter der Bezeichnung Rotrandiger Baumschwamm (Fomitopsis pinicola). Sein Wirtsspektrum ist keinesfalls auf Fichte beschränkt. Er kommt auch häufig an Erle, Birke, Rotbuche u.a. vor. Die weiße Umrandung ist die aktuelle Zuwachskannte dieses mehrjährigen Porlings, der auch gut an seinem herbsäuerlichen Geruch zu erkennen ist. Ungenießbar.
Immer wieder begegnete uns der Glimmertintling (Coprinus micaceus) auf unseren Pilzwanderungen in diesem Jahr. Er ist ganz jung essbar, aber ohne Alkohol!
Zum Schluss versammelten sich nochmals alle 11 Teilnehmer unserer heutigen Wanderung vor einem großen Holzstapel zu unserem obligatorischen Erinnerungsfoto. 17. Mai 2014 im Braguner Holz.
Wann geht es wieder in die Pilze? – Siehe unter Termine!