Vereinsexkursion durch die Kritzower Berge
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Über das, was wir Flachländer als Berge bezeichnen, können echte Gebirgler zwar nur Schmunzeln, aber das sprichwörtlich platte Land hat auch einige eiszeitlich geprägte Moränenlandschaften zu bieten, die zumindest einen Hauch von Mittelgebirge versprühen. Zu diesen hügeligen Regionen zählt auch die Umgebung von Kritzow mit den sogenannten Kritzower Bergen.
Am Sonntag, dem 01. Juni 2014, waren die Pilzfreunde der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. sowie interessierte Gäste ganz herzlich zu einer frühsommerlichen Vereins – und Kartierungsexkursion in das Gebiet um das Glasermoor bei Kritzow eingeladen. Leider machten nur sehr wenige Vereinsmitglieder von dieser Einladung gebrauch, was sehr schade war, aufgrund der grandiosen Natur, die uns hier erwartete. Für mich persönlich war es eine der landschaftlich reizvollsten Exkursion bisher. Einzig Andreas und meine Wenigkeit starteten mit dem neuen Roller von Wismar aus zum Treffpunkt in Kritzow. Hier erwarteten uns noch drei weitere Pilzfreunde. Schon lange hatte ich im Hinterkopf, diesem landschaftlich sehr reizvollen, eiszeitlich geprägten Gebiet, eine Vereinsexkursion abzustatten, aber aus unerklärlichen Gründen, bin ich immer wieder davon abgekommen. Aber nun haben wir es endlich geschaft. So starteten wir zu einer abwechslungsreichen, keinesfalls nur durch dichte Wälder führenden Exkursion. Wir folgten dem ausgeschilderten, archäologischen Wanderweg. Es gibt die Möglichkeit eine kleine, etwa 3 Km lange Route zu Wandern oder die große Tour mit ca. 7 Km länge. Wir entschieden uns für die längere Variante und haben es nicht bereut. Selten durften wir eine derart urwüchsige Natur kennen lernen, wie auf der heutigen Exkursion. Da machte es kaum etwas aus, dass es hier zur Zeit nur sehr wenige Frischpilze gab. Die teils offene, teils aber auch dicht bewaldete, sehr hügelige Landschaft, mit den Kritzower Bergen und dem 90 m hohen Uhuberg, ist eine Perle Mecklenburgs! Es ging vorbei an Hühnengräbern, Söllen und Bächen, gigantischen und urwüchsigen Baumriesen wie aus dem Märchen. Nicht zuletzt tangierten wir auch das Warnowtal und das Glasermoor, wo zwischen 1626 und 1747 das berühmte grüne, mecklenburgische Waldglas hergestellt wurde.
Unser Exkursionsgebiet gehört zum Naturpark Sternberger Seenland.
Zunächst ging es an einigen Gehöften und Feldern entlang.
Bald tauchte schon das erste steinzeitliche Hügelgrab auf.
Mit den zugehörigen Erläuterungen auf einer Informationstafel.
Am Fuße eines alten Kirschbaumes dann der erste Pilz. Ein Flacher Lackporling (Ganoderma lipsiense). Er ist ein Schwächeparasit und erzeugt im Holz eine Weißfäule.
Dann hatten wir das beeindruckende Glasermoor erreicht. Ein Paradies für wasserliebende Pflanzen- und Tierarten.
Hier kann es sogar richtig nass werden.
An einem sehr trockenen und exponiert liegenden Laubholzstamm fanden wir diese Spaltblättlinge (Schizophyllum comune). Mit ihren gespaltenen Lamellen nehmen sie eine Sonderstellung ein.
Ihnen ist das windige Wetter und die trockene Luft der letzten Zeit deutlich anzusehen. Es handelt sich um die aus dem Herbst hinlänglich bekannten Rosa – Helmlinge (Mycena rosea). Leicht giftig!
An Schlehengebüsch gab es immer wieder den Pflaumen – Feuerschwamm (Phellinus tuberculosus). Feuerschwämme sind Wundparasiten und können auch saprophytisch eine Weile weiterleben. Sie verursachen eine Weißfäule z.T. auch eine Weißlochfäule.
Inzwischen tangierten wir kurz das Warnowtal. Auf einer weiteren Info – Tafel der Naturparkverwaltung ist wissenswertes zu den Warnow – Durchbruchstälern nachzulesen b. z. w. in Bildern oder Grafiken dargestellt.
Tief fallen die Hangterrassen des Buchenwaldes zur Warnow hin ab.
Fototermin mit einer Teufelskralle, einem Gewächs aus der Botanik.
Uralte und knorrige Hainbuchen, wie man sie wahrlich nur selten zu Gesicht bekommt.
Im Vordergrund einer der sogenannten Plessensteine, unter dem ein Mitglied der mecklenburgischen Adelsfamilie von Plessen begraben liegen soll?
Immer wieder gigantische und uralte Baumriesen, wie im Märchenland. Man könnte meinen, in jedem dieser Riesen verbirgt sich ein verzauberter Waldgeist. Das muss man einfach in natura gesehen haben!
Kein Wunder, das Raritäten – Jäger Andreas hier in den feuchten Grauweidengebüschen nach der berühmt, berüchtigten Trollhand Ausschau hielt. Aber leider vergebens!. Zumindest war aber der Tabakbraune Borstenscheibling (Hymenochaete tabacina) vorhanden, mit dem die Trollhand vergesellschaftet wächst.
Und weiter geht es durch die urwüchsige Landschaft.
Und dann an einem alten, liegenden Eichenstamm, ein weithin leuchtender Pilzfruchtkörper mit orangeroten, dachziegelig übereinander angeordneten Konsolen.
Ein Prachtstück eines Schwefelporlings (Laetiporus sulphureus). Leider schon etwas weit und außerdem an Eichenholz. Exemplare von Eichen sollten vor der Verwendung möglichst ausgewässert werden, da sie sonst zu herb schmecken könnten. Schwefelporlinge sind das Hähnchenschnitzel für Vegetarier.
Dieser wesentlich kleinere und nicht schwefelgelb bis orange, sondern zimtbräunlich gefärbte Baumpilz soll schon mit dem Schwefelporling verwechselt worden sein. Dieses ist in so fern bedenklich, da der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) giftig sein soll! Er besitzt allerdings dennoch einen Vorzug: er kann zum Färben von Wolle Verwendung finden.
Von den Kritzower Bergen genießt man einen weiten Blick in die mecklenburgische Landschaft.
Wer es vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Wald geschafft hat, für den bietet diese alte Buche einen überdachten Unterschlupf. Ein Wunder, dass sich der mächtige Baum, trotz dieser Aushöhlung, noch halten kann. Aber er besitzt kräftige Wurzeln, die ihn anscheinend fest genug im Erdreich verankern.
Weit greifen die Äste dieser alten Eichen in die Landschaft aus.
Sanft wellen sich die Hügel mit ihren Wiesen und Wäldern.
Schließlich gelangten wir kurz vor Schluss unserer Tour noch an den Kritzower Waldfriedhof mit dem Mausoleum der Gutsfamilie Hansen.
Unser Abschlussfoto. Trotz weniger Pilze war es eine unvergeßliche Tour durch eine landschaftliche Perle Mecklenburgs. Allen, die nicht mit dabei waren, dürfen wir sagen, sie haben heute wirklich etwas versäumt!
Ist das nicht eine Augenweide, die uns ganz zum Schluss noch zu Teil wurde, mitten in Kritzow! So eine blühende Wiese mit natürlichen Margariten habe ich noch nicht gesehen. Sicherlich wurde hier etwas nachgeholfen, denn gleich nebenan befindet sich ein Landschaftspflegebetrieb..
Regionalinformationen auch unter:
www.mecklenburg-vorpommern.nabu.de
www.sternberger-seenland.de
www.langenbruetz.de
Wann findet die nächste Vereinsexkursion statt? – Siehe unter Termine!