Öffentliche Pilzlehrwanderung
Wir wanderten heute durch die Redentiner Tannen
Die stadtnahen Redentiner Tannen waren mein Stammrevier in den 1970er und 80er Jahren.
Zu einer weiteren frühsommerlichen Pilzwanderung, ludt Reinhold Krakow, vom Steinpilz – Wismar, am Sonnabend, dem 28. Juni 2014, sehr herzlich ein. Treff war gegen 08.00 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Wir fuhren dann von Wismar aus über Müggenburg und Gagzow bis nach Krusenhagen. Von hier noch ein Stückchen gerade aus in Richtung Wald, wo ein kleiner Parkplatz vorhanden ist. Die Redentiner Tannen oder auch der ehemals Großherzogliche Forst Farpen, war in den 1970er und 80er Jahren mein Stammrevier. Nur wenige Kilometer vor den Toren der Hansestadt Wismar gelegen, bin ich hier während der Pilzsaison mindestens einmal wöchentlich unterwegs gewesen und hatte mir eine sogenannte „Steinpilzroute“ zurecht gelegt, die die besten und wichtigsten Steinpilzstandorte miteinander verband. Sechs bis acht Stunden war ich jeweils unterwegs. In kaum einem anderen Wald habe ich so viele Steinpilze, Pfifferlinge oder Birkenpilze gesammelt, wie in diesem sandigen und sauren Nadel- und Laubwaldgebiet. Aber die Struktur des Waldes, oder besser gesagt des Forstes, hat sich inzwischen stark verändert und ich bin nur noch selten hier unterwegs. Deshalb freute ich mich ganz besonders, meinem alten Stammrevier, im Rahmen einer geführten Pilzlehrwanderung, wieder einen Besuch abzustatten. Wir wanderten bei dieser Gelegenheit auch meine alte Route ab, natürlich etwas verkürzt, so dass niemand Angst haben brauchte, dass wir heute acht Stunden unterwegs sein werden. Drei bis vier Stunden waren allerdings einzuplanen. Das Pilzaufkommen hielt sich, wie nicht anders erwartet, in Grenzen. Hier einige Bilder von der heutigen Tour:
Nach der Begrüßung schnell noch ein Foto und dann ging es los.
Nach wenigen Metern am grasigen Wegrand dann ein Bleigrauer Bovist (Bovista plumbea). Stäublinge und Boviste sind jung essbar, solange sie innen weiß und noch druckfest sind. Nur die Kartoffelboviste sind leicht giftig!
Am gleichen Wegrand unter Eichen standen diese Eichen – Filzröhrlinge (Xerocomus quercinus). Damit war das Sammeln von Speisepilzen endgültig eröffnet.
Wer auch immer im Wald zwei Hütten aus Holzstämmchen gebaut hatte, Jonas fand sie toll und brachte sich sogleich für ein Foto in Position.
Stark geriefte Hutränder sind typisch für die essbaren Scheidenstreiflinge.
Was machen, wenn man nur einen Fruchtkörper für ein Foto zur Verfügung hat. Da ist es sehr hilfreich, einen Spiegel dabei zu haben. So konnte ich diesen leckeren Speisetäubling (Russula vesca) mit allen seinen markanten Merkmalen im Bild festhalten. Das sind in erster Linie mehr oder weniger fleischfarbene Hutoberseite, mit einer weißen Randlinie, sowie die weißen, leicht bogenförmigen Lamellen. Der Pilz schmeckt bereits roh ausgezeichnet nussig!
Die beliebten Pfifferlinge (Cantharellus cibarius) schmecken hingegen roh überhaupt nicht. Sie sind pfefferig schärflich. Erst nach dem Garen entfaltet sich ihr charakteristischer, feiner Geschmack.
Dieser junge Rotrandige Baumschwamm (Fomitopsis pinicola) befindet sich in einer heftigen Wachstumsphase. Durch verstärkten Wasserdurchlauf steigert er die Nährstoffaufnahme.
Rotbraune Scheidenstreiflinge (Amanita fulva) waren heute die häufigsten Speisepilze und landeten zahlreich in den Sammelbehältnissen.
Röhrlinge waren hingegen Mangelware, um so willkommener war dieser Lärchen begleitende Gold – Röhrling (Suillus grevillei).
Auch Perlpilze gab es kaum. Dieses Exemplar ist noch recht jung und wanderte ebenfalls in den Speisepilzkorb.
Ein Höhepunkt der heutigen Wanderung war dieser relativ frische und farbenfrohe Schwefelporling (Laetiporus sulphureus). Zum Essen war er allerdings nicht mehr geeignet, da schon recht festfleischig. Er wird unsere Pilzausstellung bereichern.
Der erste Brennende Rübling (Collybia peronata) der Saison. Durch seinen brennend scharfen Geschmack ist er ungenießbar. Er zeigt hier bereits Anzeichen des vertrocknens, legt man ihn aber kurz in ein Wasserbad, sieht er, ähnlich wie Schwindlinge, rasch wieder wie frisch gewachsen aus.
Eine kurze Pause für jung und alt.
Aber sogleich ging es weiter.
Und genau an diesem Weg, in der hohen Krautschicht versteckt, so dass fast alle an ihnen vorbei gelaufen waren, die beiden stattlichsten Pilze der heutigen Wanderung. Stolz präsentiert uns Jürgen Willsch diese, an sich delikaten Riesen – Schirmpilze (Macrolepiote procera). Leider waren die Hüte schon zum Verzehr zu alt, maximal die Stiele hätten noch getrocknet werden können, um sie zu Pilzwürze zu verarbeiten.
Gut zu erkennen sind hier die dunklen Lamellenschneiden des schwach giftigen Schwarzgezähnelten Rettich – Helmlings (Mycena pelianthina).
Ein Blick in den Korb verrät, dass es heute Abend wohl eine Wildpilzpfanne von Scheidenstreiflingen geben wird.
Da ist so ein sehr schmackhafter Dünnfleischiger Anis – Champignon (Agaricus silvicola) natürlich noch ganz besonders willkommen.
Als wir gegen Mittag wieder bei den Autos angelangt waren, wurde es höchste Zeit, sich aus dem Wald zu verabschieden. Am Himmel fing es plötzlich kräftig an zu Brodeln und jeden Moment ist mit einem Gewitterausbruch zu rechnen.
Deshalb noch schnell unter die Eichen zu unserem obligatorischen Erinnerungsfoto. Wir waren heute eine sehr überschaubare und gemütliche Truppe von acht Pilz- und Naturfreunden. 28. Juni 2014 in den Redentiner Tannen.
Regionalinformationen auch unter: www.amt-neuburg.de
Wann steht die nächste Pilzwanderung an? – Siehe unter Termine!