3. Pilzwanderung bei Nacht
Nachtwanderung durch das Mildenitz – Durchbruchstal
Durch das Mildenitz – Durchbruchstal und entlang des Ufers am Schwarzen See (Bild) führte unsere diesjährige Nachtwanderung.
Heute Abend war es wieder soweit sein. Das mykologische Informationszentrum Steinpilz – Wismar lud zum 3. mal zu einer nächtlichen Pilzlehrwanderung ein. Treff war am Freitag, dem 29. August 2014, um 18.30 Uhr auf dem schmalen Parkplatz am ZOB, in der Wismarer Wasserstraße. Nach einer kurzen Begrüßung ging es mit den vorhandenen Autos von hier aus zunächst in Richtung Sternberg. Von Sternberg dann weiter auf der B 192 in Richtung Goldberg. Mitten in einem größeren Waldgebiet zwischen Borkow und dem Örtchen Kläden erreichten wir eine kleine Straßen-, b. z. w. Wegeskreuzung. Gegenüber dem Abzweig nach Neuhof bogen wir rechts in den Waldweg zum Mildenitzdurchbruchstal ein. Nach etwa 1 Km erreichten wir einen größeren Rastplatz mit mehreren überdachten Wander- und Picknickhütten, direkt an der Mildenitz und von ausgedehnten Wäldern umgeben. Hier warteten weitere Nachtwanderer und eine Journalstin vom NDR auf unsere Ankunft. Irena und Jonas reichten Getränke und Kuchen. Nach einer kurzen, organisatorischen Absprache, brachen wir dann mit Stirn- und Taschenlampen ausgerüstet auf. Unter dem Dach des schattigen Buchenwaldes war es auch schon fast dunkel und nach etwa einer halben Stunde stockfinster. Die Nacht war lau, es wehte kaum ein Lüftchen und die nächtliche Stille unterbrachen nur die Begeisterungsausbrüche über die vielen Pilze und die stimmungs- und kraftvollen Rufe der Nachtvögel. Wir ließen die einmalige Atmosphäre auf uns einwirken. Hier einige Impressionen in Form von Fotos, die aber die wirkliche Stimmung nicht ansatzweise wieder geben können. Man sollte gar nicht glauben, was im Schein einer Stirnlampe alles entdeckt werden kann.
Auch diese beiden hübschen Vierbeiner können es kaum erwarten, dass es endlich los geht.
Schon bei der Anfahrt wurde unsere Pilzfreundin Angelika Boniakowski fündig. Wunderbare Riesen – Schirmpilze!
Dann ging es aber los und bereits nach wenigen Metern tauchte die erste Ziegenlippe (Xerocomus subtomentosus) auf.
Auch Jonas hat so eben etwas gefunden und ist auf dem Wege zu Papa.
Hier scheint ebenfalls etwas entdeckt worden zu sein.
Etwas skeptisch wird dieser Fund betrachtet. Und das mit Recht. Der Kartoffelbovist ist giftig.
Zahllose Täublinge waren unsere ständigen Begleiter. Hier sehen wir links den minderwertigen Dickblättrigen Täubling (Russula nigricans) und rechts den hochwertigen Rotstieligen Leder – Täubling (Russula olivacea).
Nicht nur Jonas hat hier wieder etwas interessantes gefunden.
Und dann allgemeines Aufhorchen. Der erste Knollenblätterpilz ist entdeckt. Es handelt sich um den Gelben (Amanita citrina). Gut kenntlich u.a. an seinem Kartoffelkellergeruch. Der bringt niemanden um!
Sogleich machte er die Runde zur Geruchsprobe. Gerüche spielen bei der Bestimmung vieler Arten eine wichtige Rolle.
Eine Handvoll Pilze: jeweils ein Täubling, ein Wulstling oder Knollenblätterpilz (Gelber) und ein Dickröhrling (Flockenstieliger Hexen – Röhrling).
Und dann gab es kein halten mehr. Als Thomas die ersten dicken Steinpilze entdeckt hatte, ging es schlag auf schlag. Das Steinpilzfieber in stockfinsterer Nacht war ausgebrochen.
Ihre hellen Stiele waren im Schein unserer Stirnlampen schon von weitem auszumachen.
Aber auch bei den Kleintieren des Waldes sind Steinpilze äußerst beliebt, wie hier unschwer zu erkennen ist.
Aber dann hatten wir ihn endlich. Den wichtigsten Ganoven unter den Bösewichtern. Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Bereits ca. 50g können für einen erwachsenen und gesunden Menschen tödlich sein!
Große Freude kam zumindest bei Andreas und mir auf, als wir dann noch den ungleich selteneren Spitzhütigen Knollenblätterpilz (Amanita virosa) fanden. Den sieht man wirklich in unseren Breiten nicht alle Tage. Er ist ebenfalls tödlich giftig!
Über eine Brücke hinweg führt nun der Wanderweg direkt am Ufer des Schwarzen Sees entlang.
Wer nicht ganz so gut zu Fuß war, dem konnte ein Wanderstock, der zusätzlich noch mit einer Lichtquelle ausgestattet war, den Weg durch die Nacht erleichtern.
Auch dieser Steinpilz hatte keine Chance sich dem Schein unserer Lampen zu entziehen.
Welch ein Glück, dass heute Raritätenjäger Andreas Okrent mit dabei war. Im Schein seiner Lampe konnte er diesen merkwürdigen Steinpilz vor dem Zugriff der eifrigen Sammler sicherstellen. Er war begeistert von dieser Rarität, denn der Zitronenhütige Steinpilz (Boletus citrinus) ist wirklich etwas sehr seltenes.
Und auch der Rundfunk des NDR war bei diesem denkwürdigen Ereignis gleich zur Stelle!
Wenige Meter daneben stand noch ein zweiter. Nicht nur der Hut ist überwiegend zutronengelb gefärbt, auch am Stiel und später an den Röhrenmüdungen sind diese Farbtöne deutlich zu erkennen. Immerhin ist es etwa 40 Jahre her, als ich letztmalig einen derartigen Steinpilz fand.
Andreas beim fotografieren und gleichzeitig beim Interview.
Das letzte Drittel unserer Wanderung führte durch die angrenzenden Nadelwälder und hier säumten unter anderem unzählige Butterpilz (Suillus luteus) die Ränder der Waldwege.
So mancher Nachtwanderer war auf ein derartiges Pilzaufkommen nicht eingestellt und sein Sammelbehältnis erreichte bald die Kapazitätsgrenze.
Gegen Mitternacht hatten wir wieder unseren Ausgangspunkt erreicht und die glücklichen Sammler breiteten ihre Fundstücke auf den Tischen aus, um sie vom Fachmann nochmals durchsehen und erläutern zu lassen.
Frische Waldluft macht bekanntlich hungrig und es wurde nicht nur diese herzhafte Waldpilzsuppe gereicht, die unsere gute Seele Irena für uns gekocht hatte.
Auch ein Gläschen rheinländischen Weines wurde zumindest den Nichtkraftfahrern kredenzt. Diesen spendierten uns zwei nette Urlauber (im Hintergrund) aus dem Rheinland, die sich das besondere Angebot einer pilzkundlichen Nachtwanderung nicht entgehen lassen wollten.
Eine wunderschöne Nachtwanderung lag nun hinter uns. Zum Glück hatte Andreas (rechts) eine leistungsstarke Kamera mit, die uns zum Schluss nochmals als Gruppe in den Focus nahm. Leider waren nicht mehr alle dabei und auch Jonas lag bereits träumend im Auto. 29. August 2014 im Mildenitztal.
Damit genug an Beweisbildern, die auch die letzten Zweifler und Belächler unserer Nachtwanderungen eines besseren Belehren sollten. Natürlich spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Wir hatten auch in diesem Jahr das große Glück, nahezu perfektes, trocknes und mildes Wetter gehabt zu haben. Besser konnte es wirklich kaum sein und die Nachtwanderung war für alle Beteiligten wieder ein unvergessliches Erlebnis, von dem wir noch lange zehren werden. Nicht nur für mich persönlich sind die Nachtwanderungen die Krönung aller unsere Aktivitäten geworden und beim Auswerten dieser Bilder kommt bei mir richtig Wehmut auf, dass wir jetzt wieder ein Jahr warten müssen bis es wieder heißt:
„Der Steinpilz – Wismar lädt zu 4. Pilzwanderung bei Nacht ein“.
Regionalinformationen auch unter: www.naturpark-nossentiner-schwinzer-heide.de