10. Vereinstreffen am Roten See
Pilzverein Heinrich Sternberg Rehna e.V.
Gemeinnützige Gesellschaft Wismar e.V. – Gruppe der Pilzfreunde
Paradoxerweise schimmerte der Rote See heute grün. Wie dem auch sei, er war an diesem letzten Augusttag wieder zentraler Treffpunkt der Pilzfreunde aus Rehna und Wismar. Und das immerhin schon zum 10. mal in Folge!
Ende August/Anfang September ist der Rote See nunmehr seit 10 Jahren das Ziel der Wismarer und Rehnaer Pilzfreunde. Es stand in diesem Jahr also ein rundes Jubiläum an. Für die Wismarer Pilzfreunde war es damals die erste größere Veranstalltung, denn die Gruppe der Pilzfreunde innerhalb der Gemeinnützigen Gesellschaft Wismar e.V. wurde in diesem Jahr, dem Jahr 2004, in`s Leben gerufen. Für uns steht also zusätzlich das 10 – jährige Vereins – Jubiläum an, dass aber zu einem späteren Zeitpunkt noch gesondert gewürdigt werden soll.
Die Wismarer Pilzfreunde trafen sich gegen 08.45 Uhr auf dem schmalen Parkplatz gegenüber dem Zeughaus, in der Ulmenstraße. Kurz danach fuhren wir von hier aus nach Brüel. Auf dem dortigen Parkplatz am Roten See kamen wir leicht verspätet gegen 10.00 Uhr an. Grund war der Schützenumzug in Brüel. Sogleich fand die Begrüßung beider Vereine statt und der Vorsitzende des Pilzvereins Rehna e.V., Torsten Richter, und Reinhold Krakow von den Wismarer Pilzfreunden eröffneten mit einigen einführenden und organisatorischen Worten unser Treffen.
An die 30 Pilzfreunde hatten sich am Roten See eingefunden. Foto: Ulrich Klein.
Die beiden Vorsitzenden: links Torsten Richter, rechts Reinhold Krakow, bei der Begrüßung. Foto: Ulrich Klein.
Es wurden zwei Exkursionsgruppen gebildet, die in die weitläufigen Wälder der weiteren Umgebung zur Pilzpirsch aufbrachen. Irena fuhr mit der stärksten Gruppe zum Sydowsee und Torsten sowie meine Wenigkeit fuhren mit der zweiten Gruppe in die Nadelwälder zwischen Venzkow und Demen. Hier einige Bilder von der Venzkower Exkursion:
Nach zehnminütiger Fahrt sind wir im Zielwald angekommen und starteten sogleich zu unserer Entdeckungstour.
Bereits nach wenigen Schritten wurden wir fündig. Hier sehen wir Torsten mit einem Fall für das Mikroskop. Anders sind die meisten Vertreter der Rißpilze nicht sicher zu bestimmen. Der Pilz muss also mitgenommen werden und alles andere entscheidet sich zu hause. Nach eingehender Prüfung stellte sich die Art uns mit ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung Inocybe praetervisa vor, zu deutsch Zapfensporiger Rißpilz.
Dieser schicke Täubling (Russula spec.) entzog sich leider unserer Bestimmung.
Besonders interessant ist es in teils heideartigem Gelände. Dort, wo die Kiefern besonders locker und licht stehen.
Die Körbe der Kochtopfmykologen beginnen sich allmählich zu füllen.
Wo sich andere Bäume zu den Kiefern gesellen, wird es gleich artenreicher. Ausschließlich bei Birke finden wir die links unten liegenden und blass gefärbten Birken – Speitäublinge (Russula betularum), bei Birke und Fichte den bräunlichen Flattermilchling (Lactarius tabidus) und bei Kiefern und Fichten den rechts zu sehenden Kirschroten Speitäubling (Russula emetica).
Einer unserer Top – Funde war der recht seltene Kornblumen – Röhrling (Gyroporus cyanescens).
Freude und Verblüffung zugleich nicht nur bei Torsten Richter über einen roten Täubling mit eben solchen Lamellenschneiden. Wir hatten zunächst keine Idee, um was für einen sonderbaren Täubling es sich hier handeln könnte.
Ein Täubling mit derart roten Lamellenschneiden ist uns bisher noch nicht untergekommen. Ich erhielt den Auftrag, mich darum zu kümmern, um welche Art es sich handeln könnte.
Also wurde er zunächst zu den Raritäten gelegt. Erst am Roten See kamen wir, dank Internet, dem Burschen auf die Spur. Der wollte uns nämlich täuschen. Es handelt sich um den in sandigen Gebieten recht häufigen Ziegelroten Täubling (Russula velenovskyi). Der darf besonders zum Hutrand hin rötliche Lamellenschneiden haben, aber in dieser Ausprägung haben wir es noch nicht gesehen.
Hier der abweichende Ziegelrote Täubling (Russula velenovskyi) nochmals im Vergleich mit Formen der selben Art, dessen Lamellenschneiden blasser gefärbt sind.
Ulrich Klein und Torsten Richter beim Fototermin mit dem Kornblumen – Röhrling.
Während wir uns mit den Raritäten auseinander setzten, freuten sich unsere Mykophagen über diese wunderbaren Pfifferlinge (Cantharellus cibarius).
Und natürlich auch über die delikaten Edel – Reizker (Lactarius deliciosus).
Eine Augenweide ist immer wieder der essbar Rote Heringstäubling (Russula xerampelina). Er wächst im sandig sauren Kiefernwald und ist auch an seinem Geruch nach Heringslake zu erkennen.
Aber auch der leuchtend Chromgelbe Graustieltäubling (Russula claroflava) besticht durch sein reines, sauberes gelb, wodurch er sich vom ungleich häufigeren Zitronen – Täubling schon augenscheinlich abhebt. Er wächst meist an moorigen Standorten bei Birken. Guter Speisepilz.
Der Braune Filzröhrling (Xerocomus ferruginosus) ist nah mit der Ziegenlippe verwandt. Er wächst in moosreichen Nadelwäldern und besitzt im Gegensatz zum olivgrünlichen Hut der Ziegenlippe ein schönes, einheitliches Braun auf dem Hut.
Der Rotbraune Flämmling (Gymnopilus picreus) ist gelegentlich an alten Fichtenstubben zu finden. Da alle Vertreter der Flämmlinge bitter schmecken, gilt die gesamte Gattung als ungenießbar.
Beim fotografieren von Pilzen ist oft ganzer Körpereinsatz von nöten. Foto: Ulrich Klein
Die Körbe sind inzwischen gut gefüllt und die Uhr ruft zum Mittagstisch an die Blockhütte.
Gegen 13.00 Uhr hatten sich dann beide Gruppen wieder an der Blockhütte eingefunden. Leider war Hütttenwart und Chefkoch Jörg – Peter Krüger verhindert und es gab dieses mal kein Schwein am Spieß mit herzhafter Pilzpfanne. Das haben wir leider sehr vermisst, aber hungern brauchte trotzdem niemand. Es gab ein Speisenangebot laut Karte.
Ja, so hätten wir uns das eigentlich vorgestellt. Schade, dass es diesesmal nicht geklappt hat.
Als alle gesättigt waren und auch ihr verdientes Pils hinter die Binde gekippt hatten, begaben wir uns zur Fundauswertung. Seltene Funde wurden besonders gewürdigt. Esspilze durften mit nach hause genommen werden und ein repräsentativer Querschnitt unserer Ausbeute landete wieder auf einer vorbereiteten Moosfläche und wir bauten gemeinsam eine kleine Ausstellung auf. Natürlich mit Namensschild und Wertigkeit versehen. Die Ausstellung konnte auch an den Folgetagen noch an der Blockhütte in Augenschein genommen werden.
Christopher Engelhardt aus Lübeck, Mitglied des Pilzvereins Rehna, sowie Ulrich Klein von den Wismarer Pilzfreunden, freuen sich über die gelungene Ausstellung. Foto: Torsten Richter
Knapp 60 Arten sind auch dieses Jahr wieder zusammen gekommen.
Mit diesem kleinen Gruppenfoto möchte ich denen Danken, die beim Aufbau der Ausstellung mitgeholfen haben. Natürlich auch bei Torsten, der hier hinter der Kamera steht.
Selbstverständlich konnte danach wie immer jeder seinen Bedürfnissen nachgehen. So sprang der Eine oder Andere noch kurz in die erfrischenden Fluten des Roten Sees und einige unternahmen nochmals eine kleine Wanderung. So startete ich mit einer kleinen Gruppe zu einer Tour um den Roten See. Wir wollten den Riesen – Krempentrichterling vor die Fotolinse bekommen.
Zunächst stießen wir aber auf eine kleine Gruppe Verblassender Täublinge (Russula pulchella), die unter Birken zu hause sind. Geringwertig.
Schließlich hatten wir in Bezug auf den Riesen – Krempentrichterling tatsächlich Glück. Er hat nur eine kurze Vegetationsperiode von Mitte August bis Mitte September und die fällt immer auf unser Vereinstreffens am Roten See.
Der unangenehm mehlartig riechende Pilz kann riesige Fruchtkörper mit bis zu 40 cm Hutdurchmesser bilden und tritt oft in spektakulären Hexenringen auf. Er gilt als essbar.
Am Fuß einer alten Kiefer begeisterte uns noch dieser hübsche Kiefern – Braunporling (Phaeolus schweinitzii). Ungenießbar. Am Standort von Reinhold Krakow fotografiert.
Standortstreu und alljährlich um diese Zeit ist unter den Erlen im Uferbereich des Roten Sees der Erlen – Krempling (Paxillus filamentosus) anzutreffen. Der schuppige Hut, die holzfarbenen, weit herab laufenden Lamellen und das oft sogar büschelige Wachstum lassen ihn recht gut vom viel häufigeren Kahlen Krempling unterscheiden. Auch er sollte als Speisepilz gemieden werden.
Bevor auch die noch verbliebenen die Heimfahrt antreten, lud Torsten noch zu einem Gruppenfoto ein. Ein letzter Blick durch das Objektiv und auf den Auslöser gedrückt. Foto: Ulrich Klein
Die Zeit läuft und auch der Vereinsvorsitzende aus Rehna muss sich sputen. Ähnlich ergeht es mir auf fast jeder Pilzwanderung. Foto: Ulrich Klein
Und schließlich steht auch Torsten ganz entspannt bei der versammelten Truppe für unserem gemeinsamen Erinnerungsfoto auf der Steganlage der Badestelle. Roter See, am 31. August 2014. Foto: Torsten Richter
Regionalinformationen auch unter: www.rotersee.de
www.stadt-brüel.de
www.naturpark-sternberger-seenland.de